Regeln des Zusammenlebens Ein Leben ohne Pflichten – ein Chaos? Der Renaissance-Künstler Pieter Brueghel der Ältere malte das Bild auf der rechten Seite im 16. Jahrhundert und nannte es „Das Schlaraffenland“. Es zeigt ein Land, in dem jeder nur das tun und lassen muss, was er will. Die Menschen kommen zusammen und schlagen sich den Magen voll, denn in diesem Land laufen Eier und Schweine (siehe im Hintergrund) bereits fertig zubereitet herum und man muss sich nur noch bedienen. Es gibt keine Regeln und keine Pflichten. Ein Paradies? Glücklich sehen die träge und faul herumliegenden Menschen jedoch nicht aus und das stürmisch-düstere Wetter im Hintergrund lässt das Bild auch nicht gerade idyllisch wirken. Kann uns ein Leben ohne Pflichten glücklich machen? Ohne Pflichten keine Rechte Wer sich selbst nicht an Pflichten hält, kann diese selbstverständlich auch nicht von anderen Menschen einfordern. Er hat somit keine Rechte. Ohne Rechte kann es allerdings wiederum keine Gerechtigkeit geben. Kann eine ungerechte Gesellschaft noch ein Paradies sein? Vielleicht für den Stärksten, doch sicher nicht für alle Beteiligten. Aus diesem Grund gibt es in Gesellschaften Rechte und Pflichten. Sie richten sich im Idealfall nach den Bedürfnissen der Bürger. Arten von Recht und Pflicht Unser Zusammenleben in der Gesellschaft wird gleich von einem ganzen Netz an Regeln abgesichert: - Gesetze: verbindliche Rechtsnormen - Gebote: Handlungsanweisungen - Verbote: Anweisungen zur Unterlassung von Handlungen - Richtlinien: nicht gesetzliche Handlungsvorschriften - Sitten: moralischer Wertkanon, der sich aus Tradition oder Gewohnheit eingebürgert hat - Bräuche: Handlungsabläufe, die sich aus Tradition oder Gewohnheit eingebürgert haben Es bestimmen also nicht nur Gesetze, was erlaubt und verboten ist. Vielmehr werden Handlungen und Wertvorstellungen sozial vom jeweiligen Umfeld geprägt. Dafür können beispielsweise die Erziehung und die Schulbildung eines Menschen wesentlich sein. Du bestimmst mit! Natürlich bestimmen aber nicht nur die Werte und Normen der Gesellschaft, in der du lebst, was du als gerecht empfindest. Das letzte Wort liegt bei dir: Du hast alle Mittel und Wege, um dir selbst einen Einblick zu verschaffen und zu bewerten, ob das, was dir von der Gesellschaft als gerecht serviert wird, tatsächlich gerecht ist. Nicht nur verändert dich deine Welt, sondern auch du kannst die Welt verändern! Andere Länder, andere Sitten? In gewissem Ausmaß lässt sich also sagen, dass wir von der Gesellschaft, in der wir leben, in unserem Begriff von Recht und Pflicht geprägt werden. Damit ist auch Gerechtigkeit ein Begriff, der in verschiedenen Gesellschaften nicht gleich definiert sein muss. „Andere Länder, andere Sitten“, sagt ein Sprichwort. Wie ist das allerdings, wenn wir über den Tellerrand unserer Gesellschaft hinausschauen? Auf globaler Ebene, also beim Blick auf alle menschlichen Gesellschaften, muss ein neuer, gemeinsamer Begriff von Rechten und Pflichten immer erst festgelegt werden, denn, wie wir gesehen haben, sind die Begriffe „Recht“ und „Pflicht“ kulturell geprägt, also von Kultur zu Kultur verschieden. Um hier gerecht zu sein, kann nicht einfach der Gerechtigkeitsbegriff eines Landes auf die anderen übertragen werden, sondern die globale Gemeinschaft muss zusammen agieren.