Manuskript

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LEBENSTHEMEN PREDIGEN
Lebensthemen – was ist gemeint ?
1. „Im normalen Leben“
Auf der Internetseite der Liechtensteinischen Landesverwaltung:
„Unter Lebensthemen werden Themen verstanden,
die im Verlauf eines Lebens mit großer Wahrscheinlichkeit
auftauchen
und in deren Zusammenhang der Kontakt mit der Verwaltung
stattfindet.
Typische Beispiele für Lebenslagen sind Geburt, Heirat oder
Reisepass“
2. Psychologisch
a) Themen im Lebenslauf:
„In den Lebensthemen zeigen sich Wünsche und Ideen, die im
eigenen Leben verwirklicht werden wollen, damit wir von einem
gelingenden Leben sprechen können“
Lebensthemen werden zum Beispiel deutlich in den Geschichten, die uns
emotional berührt haben, die uns unter die Haut gegangen sind und deshalb auch
in der Erinnerung präsent bleiben (Filme, Märchen der Kindheit)...
Lebensthemen sind existentielle mehr oder weniger bewusste
Leitideen, die mit bedeutenden Emotionen verbunden sind und die
unser Erleben und unser Verhalten in bestimmten Lebensabschnitten
bestimmen...
„Betrachten wir das Leben des individuellen Menschen aus der Perspektive der
Lebensthemen, dann wird deutlich, dass das Seelenleben, wie alles Leben, auf
Verwirklichung von Möglichkeiten, auf Selbstentfaltung, auf Selbstgestaltung,
auf ein immer neu mögliches Werden ausgerichtet ist. Es geht dabei um die
Gestaltungskraft, die wir entwickeln, um ihre Spuren im eigenen Leben (11)
Lebensthemen werden spürbar in unseren Verletzungen und in
unseren Sehnsüchten.
Die Konzentration auf die Lebensthemen setzt bei der je eigenen Kraft des
Menschen an: Wie schwierig ein Leben auch ist, wie viele Schicksalsschläge es
auszuhalten gilt, immer auch findet sich das vitale Streben danach, einige
wichtige Aspekte des Lebens zu verwirklichen. (11)
Wir sprechen im Alltag oft von Lebensthemen und meinen damit die
Lebensprobleme, die uns getreulich begleiten, obwohl wir ständig an ihnen
arbeiten, und die natürlich auch ein bestimmendes Thema unseres Lebens sind
(12)
Beispiele verborgener Lebensthemen:
„Ich komme immer zu kurz“
„Ich bin immer für andere da, aber für mich ist nie
jemand da“
„Ich bin immer an allem schuld“
(Verena Kast: Schlüssel zu den Lebensthemen – Konflikte anders sehen, Freiburg 2004)
b. „Positive“ Psychologie
Zentrale Lebensthemen als Schlüssel zu einem positiven
Leben
(Ann Elisabeth Auhagen)
Positives Denken, Gelassenheit, Geborgenheit, Spiritualität
und Religiosität, Sinn im Leben, ethische Kommunikation,
Vertrauen, Verzeihen, mitmenschliche Güte und Solidarität
sind umfassende Konzepte und zugleich zentrale
Lebensthemen.
Sie kommen in dieser oder jener Form, in unterschiedlicher Intensität auf uns
alle zu – jetzt oder später.
Mit den genannten Konzepten verbinden wir in unserer Alltagspsychologie
meist Positives:
Wir fühlen oder haben die Erfahrung gemacht, dass beispielsweise Gelassenheit
oder Verzeihen etwas Gutes für uns und andere bedeuten.
Wird mit diesen Themen in einer angemessenen Weise umgegangen und
sind sie in unserem Leben ausreichend präsent, wirken sich zudem ihre
Begleitumstände und Folgen fast immer günstig und hilfreich auf viele
Lebensbereiche und auf unser Wohlbefinden aus.
(Ann Elisabeth Auhagen: Positive Psychologie, Weinheim 2004)
3. In der Seelsorge
Themen fundamentaler Natur
„Wir nennen sie Lebensthemen, weil mit ihnen Wesen, Charakter
und Daseinsart eines Menschen verknüpft sind. Meist begegnen
uns die hiermit verbunden Fragen im Zusammenhang mit situativen
Erfahrungen und krisenhaften Erlebnissen...“
(1) Wer bin ich ? – Auf der Suche nach Identität
Stichworte: Geschenkte und empfangene Identität – bezogen auf Gemeinschaft
– erfahren als Identität des Sünders – Identität im Glauben heißt auch: sich
ändern zu können
Helfen zur Selbstbegegnung – Selbsterkenntnis – Selbstveränderung –
Selbstannahme
(2) In Beziehungen leben
Der Mensch als Beziehungswesen. Zuordnung von Selbstliebe und
Nächstenliebe. Für andere Verantwortung übernehmen.
Gott als mitgehender und partnerschaftlicher Gott
(3) Auf der Suche nach Sinn
In der Sinnfrage zeigt sich theologisch die Situation des Menschen: seine
Angewiesenheit, seine Verlorenheit, seine Ohnmacht und seine Begrenztheit.
Im Mittelpunkt der Sinnantwort steht Gott als der Liebende, der Gebende, der
Rechtfertigende und Heilende.
(4) Mit eigener Schuld umgehen
Schuld begegnet als konkrete Schulderfahrung, in subtilen Selbstvorwürfen, als
Selbstenttäuschung und Selbstverfehlung.
Inhalt der Verkündigung ist die Gnade Gottes, die dem Menschen zuteil wird
und die dessen uneingeschränkte und bedingungslose Annahme zum Inhalt hat.
(5) Glauben lernen
Zum Glauben gehört echte Autonomie. Glaube ist echte Hingabe. Glauben ist
Erfahrung echter Freiheit. Glaube ist echter Gehorsam.
Zum Reden über den Glauben gehört: Glaubwürdig Zeuge sein – dem Zweifel
Raum geben – den eigenen Glauben finden helfen – Gemeinschaft des Glaubens
erfahrbar machen.
(Jürgen Ziemer: Seelsorgelehre. Eine Einführung für Studium und Praxis, Göttingen 2000)
4. Missionarisch
„Jeder Mensch hat spezifische Lebensthemen.
Sie können im Laufe eines Lebens wechseln und sind abhängig
vom Lebensalter und den besonderen Lebensumständen.
Eine gedemütigte Frau hat ein anderes Lebensthema als ein
verliebtes Mädchen...
Zwar gibt es Grundfragen, die das Leben aller Menschen gemeinsam betreffen
(wie z.B. die Frage nach dem Sinn, der Bewältigung von Schuld und Leid und
die Frage nach dem Tod).
Aber ob, wann und in welcher Gestalt sich diese Fragen zu Wort melden, hängt
vom jeweiligen Lebenskontext des Einzelnen ab.
Dieser Lebenskontext ist wie ein Schloß, zu dem nicht jeder Schlüssel passt.
In der Regel verschließt sich ein Mensch für Glaubensthemen, die seine
zentralen Lebensthemen nicht betreffen...“
(Burghard Krause: Auszug aus dem Schneckenhaus, Neukirchen – Vluyn 1996)
Für das Gelingen eines Gesprächs über Glaubensfragen ist es deshalb wichtig, das aktuelle
Lebensthema des anderen zu erspüren und vom Glauben her nach einer thematischen
Anknüpfung zu suchen.
Gespräche Jesu
Lebensthema
Glaubensthema
Joh 4
Samaritanische Frau
am Jakobsbrunnen
Durst nach Leben in den
den Beziehungen mit
vielen Männern
Lebendiges
Wasser
Haben und Festhalten
als Sicherung der
Identität
Loslassen
und Teilen
als Erfüllung
Mk 10,17 ff.
Reicher junger
Mann
Joh 11
Maria und Martha
Trauer über den Tod
des Bruders Lazarus
Jesus als
Auferstehung
und ewiges Leben.
Das Vorbild Jesu
Jesus predigte so, dass sich die Leute geliebt und angenommen fühlten.
Jesus predigte so, dass sich die Leute verstanden wussten.
Seine Botschaft war von hoher Relevanz für das Leben seiner Zuhörer (Klaus
Douglass)
Wie können Lebensthemen in der Predigt vorkommen ?
„Kirchendistanzierte Menschen sind letztlich Konsumenten.
Das mag uns nicht gefallen,
aber sie stellen sich bei jeder unserer Predigten die Frage:
„Interessiert mich das Thema oder nicht ?“
Wenn sie nicht daran interessiert sind, ist es egal, wie gut wir
predigen,
sie schalten einfach ab.“ (Bill Hybels)
Verstehen, was die Menschen denken und was sie beschäftigt.
Auf der Website einer Kirchengemeinde zu ihren „Begegnungsgottesdiensten“:
„Die Gottesdienste versuchen aktuelle Lebensthemen aufzugreifen“
Haddon Robinson:
„Predigten, die das Leben verändern, erzählen den Menschen etwas über sich
selbst – über ihre Fragen, Verletzungen, Ängste und Probleme – und zwar aus
der Sicht der Bibel“
(Bill Hybels / Stuart Briscoe/ Haddon Robinson:
Welt – bewegend predigen. Gottes Wort zeitgemäß kommunizieren, Asslar 2000)
Wie finde ich aktuelle Lebensthemen ?
Fernseher und die Zeitungslektüre,
Film und Buch.
Weil ich nicht nur Intellektuelle erreichen will, schaue ich zumindest auch auf
die Schlagzeilen der Bildzeitung.
Dann auch die gezielte Suche im Internet.
Aktuelles Beispiel:
Schon mal gelebt ?
Mit folgenden Mails bombardiert:
Guten Tag ,
es ist fast unheimlich:
Führende Zeitungen und Zeitschriften berichten darüber,
viele Prominente sind sich sicher:
„Ich habe schon einmal gelebt!“
Haben Sie auch manchmal seltsame Gefühle ?
Könnten Sie schon einmal gelebt haben ?
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ob Sie schon einmal gelebt haben.
Der Test ist bekannt aus Funk und Fernsehen
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Reinkarnation, Rückführung oder ewiges Leben
Da berichtet Hape Kerkeling von seiner Begegnung mit Gott auf dem
Jakobspilgerweg nach Santiago de Compostella.
Im selben Bericht der Bildzeitung ist aber auch noch von einer anderen
„Erfahrung“:
„Ich habe schon einmal gelebt – als Mönch in einem polnischen Kloster.
Dort sei er im Zweiten Weltkrieg von deutschen Soldaten erschossen worden“
Start zu einer ganzen Berichtsserie:
Bericht einer Bildmitarbeiterin über eine „Rückführung“
… ich würde jetzt einen Fahrstuhl betreten…
Jetzt öffnet sich die Fahrstuhltür, ich trete im Geist heraus und höre von Herrn
Gruber (dem Rückführer), dass ich nun mein höheres Selbst treffen werde
(1) Ich bin etwa so alt wie in meinem jetzigen Leben. Stehe ganz oben an einer
Freitreppe, blicke hinunter in den Saal, wo mich Hunderte Menschen ansehen.
Sie sind gekleidet wie zu Sissis Zeiten, wie im 19. Jahrhundert. Ich gehe
hinunter, ich tanze mit einem Mann…
(2) Ich bin Anfang 50 und sitze in einem Rathaus über Akten. Ich bin Stadträtin.
Kleidung und Einrichtung erinnern an die 30er, 40er Jahre. Ein Assistent fordert
eine Unterschrift. Ich habe ein sehr beklemmendes Gefühl.
Zwei Leben hatte ich also schon…
In Bild berichten Menschen von ihrer Rückführung in ein früheres Leben und
ihren Nachforschungen. Heute Kauffrau Karin Sarbach (53) aus Berlin. Sie fand
tatsächlich Beweise, dass sie schon einmal gelebt hat – als Postbote um 1870 in
Aachen.
Kurzinformation zum Thema Reinkarnation
„Ich glaub an das Weiterleben – und es wird besser. Die Seele lebt weiter und
kommt in irgendeiner Form wieder auf die Erde“
Esoterik / New Age - Gnosis - Hinduismus:
Der Mensch gelangt an sein letztes Ziel auf dem Weg über eine Abfolge von
Wiedergeburten und aufeinanderfolgende Leben in dieser Welt.
Osten:
Im östlichen Denken (Hinduismus/ Buddhismus) ist die Abfolge von
Wiedergeburten ein Verhängnis
Westen:
im westlichen Denken verbunden mit dem Fortschrittsglauben:
Weg zur Vollkommenheit.
Hintergrund auch hier: der Glaube an die Unsterblichkeit der Seelen bei den
alten Griechen
Unsere Klassiker nehmen diese Vorstellung auf:
Goethe:
„Ich bin gewiß, schon tausendmal hier gewesen zu sein, und hoffe, wohl noch
tausendmal wiederzukommen“
Lessing (Erziehung des Menschengeschlechts):
„Warum sollte ich nicht so oft wiederkommen, als ich neue
Kenntnisse, neue Fertigkeiten zu erlangen geschickt bin“
Anthropsophie:
die Lehre vom wiederholten Erdenleben bei Rudolf Steiner (verbindet östliches
und westliches Denken):
„Jeder Mensch hat sie Möglichkeit, sich im Laufe der langen Geschichte des
Kosmos zu einem reinen Geistwesen zu entwickeln, das dann keine leibliche
Gestalt mehr nötig hat“
Westen:
das Gericht Gottes wird damit verneint und ausgeblendet
Der Mensch gelangt an sein letztes Ziel auf dem Weg über eine Abfolge von
Wiedergeburten und aufeinanderfolgenden Leben in dieser Welt.
Überlegungen zur Behandlung des Themas in einer Predigt
ZEHN THESEN
1. Es gibt übersinnliche Phänomene, die wir nicht erklären können.
2. An eine Reinkarnation glauben viele Religionen, Voraussetzung ist der
Gedanke der Seelenwanderung: Die Seele existiert unabhängig vom Leib und
kann sich immer wieder in einem anderen Leib wiederverkörpern.
3. In der Beschäftigung mit dem Phänomen der Reinkarnation kommt die
Sehnsucht nach einem Weiterleben nach dem Tod zum Ausdruck. „Das kann
doch nicht alles gewesen sein“
4. Die Bibel gibt Antwort auf diese Sehnsucht. Sie verheißt uns Leben jenseits
der Todesgrenze in der Geborgenheit bei Gott
5. Die Bibel bezeugt: Der Mensch ist ein einmaliges und geliebtes Geschöpf
Gottes. „Vor Gott ist jedes Leben einmalig und ein eigener Gedanke Gottes.
Gott schafft Originale, keine Replika. Gott schafft einmalig und wiederholt sich
nicht. Daraus folgt das Verständnis der Individualität jeder menschlichen
Person, der Originalität jeder Lebensgestalt und die Einmaligkeit jedes gelebten
Augenblicks“ (Jürgen Moltmann)
6. Die Bibel bezeugt die Einmaligkeit jeden Lebens und die Beziehung des
Gerichts auf dieses eine gelebte Leben: Dem Menschen ist bestimmt, einmal zu
sterben, danach aber das Gericht (Hebr 9,27).
7. Die Bibel kennt keine Seelenwanderung, sondern die Identität der Person über
den Tod hinaus. Jesus verspricht dem Schächer: Wahrlich, ich sage dir, heute
wirst du mit mir im Paradies sein (Lk 23,43).
8. Der Mensch hat nicht nur einen Leib, den die Seele verlässt. Er ist Leib und
wird leibhaft neu geschaffen: So ist auch die Auferstehung der Toten… Es wird
gesät ein natürlicher Leib und wird auferstehen ein geistlicher Leib (1.Kor
15,42.44)
9. Jesus verheißt den Glaubenden: Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer
an mich glaubt, der wird leben, auch wenn er stirbt (Joh 11,25).
10. Der ganze, einmalige Mensch mit Geist, Seele und Leib ist zur ewigen
Gemeinschaft mit Gott bestimmt. Jesus Christus hat dem Tode die Macht
genommen und das Leben und ein unvergängliches Wesen ans Licht gebracht
(2.Tim 1,10)
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