Europäische Sozialpolitik – Sozialpolitik in Europa Universität Leipzig Lehrstuhl für Soziologie Dozentin: Dipl. Pol. Monika Eigmüller Referentin: Andrea Müller-Frank SS 2006 25.04.06 Konstruktivistischer Charakter des Reformdiskurses am Beispiel von England und Schweden 1.Einleitung: Divergente Konvergenz: Obwohl die veränderten weltwirtschaftlichen Bedingungen überall die gleichen Auswirkungen haben (v. a. Arbeitslosigkeit, internationaler Standortwettbewerb, Fiskalische Probleme, „arbeitsloser Wohlfahrtstaat“), variieren die praktischen politischen Herangehensweisen: „Auf der Ebene der Problemdefinition sowie der allgemeinen Zielformulierung lässt sich von einer Konvergenz sprechen, aber im Hinblick auf die Instrumente besteht eine Divergenz.“ (Seeleib- Kaiser 2001) „Konstruktivistischer Charakter des sozialpolitischen Reformdiskurses“ a) Die Herausforderungen werden je nach normativ-institutionellen Konstitution des Wohlfahrtstaates („Wohlfahrtstaatskultur“ Mau 1997) anders eingeschätzt. b) Verschiedene Interessengruppen, die von Land zu Land unterschiedliche Durchsetzungskraft haben, prägen die Deutungsmuster bezüglich der „optimalen“ Mittel und Wege. 2. Diskursive Legitimierung Sozialpolitischer Veränderungen A) England Nach dem Winter of discontent 1978/79 (starke gewerkschaftliche Proteste) Machtwechsel zu Magaret Thatcher Verschärfung der liberale Stimmung (z. B. wurde der Einfluss der Gewerkschaften u. staatliche Ausgaben gesenkt, staatlicher Betriebe privatisiert) Legitimierender Diskurs „There is no alternative!“ - die Verteilung des gesellschaftlichen Reichtums erfolgt am effizientesten ohne staatliche Eingriffe in den Markt. Neoliberale Ideologie: Propagiert das Recht des Einzelnen auf Ungleichheit, da das Streben nach Gleichheit wenig wirtschaftlichen Anreiz stifte usw. Zitat Thatcher „Es gibt keine Gesellschaft es gibt nur Individuen.“ Tony Blairs New Labour Partei/„third way“: Reaktion auf die Globalisierung und den gestiegenen gesellschaftlichen Risiken („risk society“) Politisch zwischen der alten Labour Partei und den Werten Gleichheit, Gemeinschaft und Sozialismus und dem Thatcherschem Neoliberalismus verortet. From welfare to workfare programs: Veränderung der Sozialhilfeleistungen, Bindung an Arbeitsbereitschaft, („aktivierender Sozialstaat“) Zitat: “to promote opportunity instead of dependence” Zusammenfassung: Das Problem In England war nicht Anpassung an die neuen ökonomischen Bedingungen, sondern ist die Anpassung an die Probleme der Anpassung. B) Schweden „Sozialdemokratische Hegemonie“ normative Handlungsmaxime sind Universalismus, Solidarität u. Gleichheit Wirtschaftskrise Anfang der 90er: Wenige substantielle Veränderungen des Sozialstaates, zeitweise wurden Sozialleistungen eingespart und Steuern erhöht (z.B. die Mehrwertsteuer) Legitimierender Diskurs: Soziale Solidarität: Die Einschnitte der Sozialleistungen und Steuererhöhungen wurden mit Blick auf die gesamtgesellschaftliche Lage erklärt. Ökonomische Argumente dominieren den Diskurs ohne die bestehenden Normativitätsvorstellungen anzugreifen. Die Frage der Verteilung der Wohlfahrtstaatlichen Leistungen steht im Vordergrund Zusammenfassung: In Schweden ist es wegen der gesellschaftlichen Solidarität für den starken Wohlfahrtsstaat nicht zu einem andauernden Abbau des Sozialsystems gekommen. Die Frage ist nun, ob die Solidarität dem internationalem Wettbewerb standhalten werden kann. Literatur: Seeleib-Kaiser, M.: Globalisierung und Sozialpolitik. Ein Vergleich der Diskurse und Wohlfahrtssysteme in Deutschland, Japan und den USA, Frankfurt a.M. 2001. Mau, Steffen: Akzeptanzbedingungen Wohlfahrtsstaatlicher Reform: Ein Internationaler Vergleich" Zeitschrift für Sozialreform, 44/ S. 856-872. Schmidt, Vievien A.: Values and Discourse in the Politics of Adjustment Schmidt, in: Scharpf, W. / Schmidt, Vivian: Welfare and work on the open economy (Vol. 1) From vulnerability to competitiveness, Oxford 2000.