Andachten zu Lebensträumen

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Andachten zu Lebensträumen
Der Traum vom Fliegen ist ein alter Menschheitstraum. In manchen nächtlichen
Stunden kann ich das, ganz ohne Hilfsmittel. In der Realität ist dieses Gefühl auch zu
haben – allerdings nur für wenige Sekunden. Beim Fallschirmspringen oder beim
Bungee Jumping.
Es gibt aber auch noch eine andere Facette dieses Menschheitstraums.
Everybody can fly – so der Traum von Julia 14 Jahre. Wovon Julia träumt ist nicht
die physikalische Überwindung der Erdanziehungskraft. Es ist die Sehnsucht nach
Freiheit und Weite im Leben. Der Wunsch, innerlich abzuheben, auszubrechen aus
dem Alltag, Dinge zu tun, die vielleicht verrückt und ungewöhnlich sind.
Was verleiht ihnen Flügel? Der Kuss des Liebsten? Eine Fahrt in einer Achterbahn?
Die Erfüllung eines langgehegten Wunsches? Die Aussicht vom Gipfel eines hohen
Berges?
Auch die Bibel macht ein Angebot: „Die auf Gott vertrauen, kriegen neue Kraft, dass
sie auffahren mit Flügeln wie Adler, dass sie laufen und nicht matt werden, dass sie
wandeln und nicht müde werden.“ Wer auf Gott vertraut, lernt fliegen – ein Traum,
der darauf wartet, gelebt zu werden. Everybody can fly – Jeder Mensch kann fliegen.
„Ich wünsche mir, dass mein Opa wieder lebt“, sagt Anne, sie ist sieben Jahre alt.
Dieser Satz aus dem Mund eines Kindes ist starker Tobak. Was ein Kind mit großer
Unbefangenheit spontan ausspricht, wirkt auf mich als Erwachsene wie eine
Bedrohung.
Solchen Sätze weiche ich aus, weil sie schwer auszuhalten sind. Was soll ich
erwidern? Was tun? In dem Satz von Anne steckt ganz viel Wertschätzung. Der Opa
war ein wichtiger und wertvoller Mensch, darum fehlt er jetzt auch so sehr.
Der Tod eines Menschen lässt sich nicht rückgängig machen. Ein Mensch lässt sich
nicht ersetzen, wie eine zerbrochene Tasse oder ein kaputtes Auto. Einen Menschen
verlieren, tut weh. Dafür muss Platz sein. Dann ist auch Zeit für Erinnerungen an
gemeinsame Zeiten, Erinnerungen, die trösten: Vielleicht daran wie der Opa das
Fahrrad reparierte oder wie er spannende Geschichten von früher erzählte.
Und dann ist da noch eine Hoffnung, die Christen „ewiges Leben“ nennen. Meine
kleine Nichte Ulrike, 8 Jahre, hat dies mit atemberaubender Unbefangenheit so
ausgedrückt: „Ich freue mich schon auf den Tod. Dann lerne ich endlich Gott
kennen.“ Auch das ist ein starker Traum, eine starke Hoffnung. Sie hilft mir, mit
Verlusten zu leben.
„Von den Süßigkeiten, die man isst, wird man nicht dick, sondern schwerelos
und kann fliegen.“ träumen Jennifer und Julia, beide 7 Jahre alt.
Ein Traum, der, wenn er Wirklichkeit würde, einem ganzen Wirtschaftszweig enorme
Konjunktur verschaffen würde. Was verbirgt sich hinter so einem Traum? Zunächst
wohl ganz einfach der Wunsch, mal ohne schlechtes Gewissen, ohne die Angst vor
schwer wiegenden Folgen, sich ganz dem Genuss hingeben zu können. Das kann
ich gut verstehen.
Das wünschen sich nicht nur Kinder.
Hängen geblieben bin ich bei der Alternative, die sich Jennifer und Julia wünschen –
Schwerelos zu werden. Darin steckt für mich die Sehnsucht, unbeschwert durchs
Leben gehen zu können. Das ist ein wunderbarer Wunsch.
Er erinnert mich daran, dass ich als Erwachsene mit dafür verantwortlich bin, mit
welcher Haltung Kinder und Jugendliche ihre Zukunft sehen. Mit Null-Bock-Stimmung
ohne Visionen und Träume oder mit der Haltung, dass gerade sie mit ihrer Phantasie
etwas zum Besseren verändern können. Der Mensch ist kein Auslaufmodell, sondern
von Gott beauftragt, die Welt zu erhalten und zu gestalten.
Ich will meins dazu tun, dass es Kinder und Jugendliche mit starken Träumen sind,
die die Verantwortung für das Leben auf dieser Welt von uns übernehmen werden.
Denken Sie manchmal an ihre erste Liebe zurück? Wie war das damals, als die
Liebe die Welt in ein völlig neues Licht tauchte? Alles war möglich. Alles schien
machbar. Und heute: Ist der Traum in Erfüllung gegangen? Oder hat Sie die Realität
eines Besseren belehrt?
Vielleicht kennen Sie ja den Satz frisch Verliebter: „Wir wollen uns nie streiten,
denn wir lieben uns so sehr.“ Aufgeschrieben haben ihn Sarah und Daniel, beide
elf Jahre alt.
Meine Versuchung ist groß alle erfahrungssatten Einwände einer Erwachsenen
dagegen aufzuwerfen. Mein Haupteinwand: Streiten ist ja nicht nur negativ, fast
immer steckt darin auch eine Chance. Das ist wohl wahr, hat aber eben diesen
deutlich erwachsenen Beigeschmack, alles geradlinig Gedachte einer kritischen
Prüfung unterziehen zu müssen.
In diesen Worten „Wir wollen uns nie streiten, denn wir lieben uns so sehr.“ steckt
eine starke Vision. Und darin will ich die beiden bestärken. Gemeinsames Leben von
Menschen gelingt, wenn die Liebe im Spiel ist. „Alles ist möglich dem, der liebt.“ So
steht es in der Bibel. Das ist kein Satz von Gelehrten, sondern einer, der mitten aus
dem Leben gegriffen ist. Er bleibt wahr, auch wenn wir andere Erfahrungen machen.
Träume sind Schäume. Sagt man. Stimmt und stimmt auch wieder nicht. Wer
aufgehört hat zu träumen, hat sich einer wichtigen Lebenskraft beraubt.
Uwe, acht Jahre – träumt von einer Kirche aus Schokolade. Sie macht Appetit. In
ihr wird man glücklich.
Eine Kirche aus Schokolade – für verschiedene Geschmäcker – Der Turm aus
Schokolade, das Schiff aus Trauben-Nuss, der Altar aus Nougat, Trüffel und MandelKrokant, die Bänke Zartbitter. Trendige Geschmacksrichtungen für junge Leute –
bewährte Rezepturen für die, die nach Beständigkeit suchen
Eine Kirche aus Schokolade – mit unterschiedlichen Füllungen – mal musikalisch,
mal besinnlich, mal feierlich, mal voll krass.
Eine Kirche aus Schokolade – die einlädt zum Kosten und zum Ausprobieren.
Eine Kirche, die alle Geschmacksrichtungen, Bitter und Süße, Leben und Sterben in
sich vereinigt. Eine Kirche aus Schokolade. Der Traum von einer Kirche, die Appetit
macht, mein Traum.
Er erzählt davon, dass Kirche nicht für sich selbst da ist. Sie gibt Lebens-Energie, wo
es nötig ist, tröstet oder ist einfach ein Ort, an dem junge und alte Menschen mit
anderen über Gott und die Welt reden können.
Uwes Traum von einer Kirche, die Appetit macht. Kein Schaum. Denn das ist auch
mein Traum.
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