5. November 2008 Nährwertangaben auf Lebensmittelverpackungen: Europäische Verbraucher kommen zu Wort - Ernährungswissen ist europaweit generell gut - Umfassendes Verständnis verschiedener Kennzeichnungssysteme - Wir wissen, dass wir mehr Obst und Gemüse essen sollten Eine Studie des Europäischen Informationszentrums für Lebensmittel, die am kommenden 8. November wird im Rahmen des Ersten Europäischen Lebensmittelkongresses in Slowenien präsentiert wird, liefert Denkanstöße für alle, die Verbraucher beraten und zu ausgewogener Ernährung und gesunder Lebensweise anregen möchten. Für die Erhebung wurden rund 17.300 Personen in Deutschland, Ungarn, Polen, Schweden und im Vereinigten Königreich sowohl in Supermärkten als auch zu Hause befragt, und die Studie ergab, dass im Durchschnitt nur 18 % der Europäer (von 27 % im VK bis 9 % in Frankreich) beim Einkauf regelmäßig Nährwertangaben auf Lebensmittelverpackungen beachten. Die Koordinierung vor Ort in den einzelnen Ländern erfolgte durch unabhängige Marktforschungsinstitute. Die Studie ergab ferner, dass Nährwertangaben in bewährter Form wie z. B. der des GDA-Systems auf der Grundlage des Tagesbedarfs von Verbrauchern weitgehend angenommen und verstanden werden. „Obwohl es in Europa viele verschiedene Kennzeichnungssysteme gibt, zeigen die Studienergebnisse, dass die Verbraucher diese in der Regel erkennen und zu nutzen wissen, um eine gezielte Wahl zu treffen“, erklärte Professor Klaus Grunert von der Universität Aarhus (Dänemark), der die Studie für das EUFIC durchführte. „In einer abgerundeten öffentlichen Gesundheitspolitik sollten Nährwertangaben ein Schlüsselelement darstellen.“ Kaufverhalten in der Praxis Unter den Personen, die sich für Ernährungsinformationen interessieren, nannten die Befragten aus Deutschland, Schweden, Ungarn und Polen als Informationsquelle am häufigsten die Nährwerttabellen, während 53 % der englischen und 44 % der französischen Verbraucher eher auf Angaben nach dem GDA-System achten. In Ländern, in denen Angaben über Nahrungsmittelzusätze ebenfalls als wichtige Information empfunden werden (Ungarn, Frankreich und Polen), achten die Befragten allerdings auch auf die Zutatenlisten. Kennzeichnungen mit Farbcodierungen wie das Ampel-Symbol sind ebenfalls bekannt, führen jedoch mitunter zu Fehlinterpretationen, da die Bedeutung der Farbcodes oftmals überbewertet wird. So waren 73 % der Befragten überzeugt, eine Kennzeichnung mit der Farbe Rot bedeute, dass sie das betreffende Produkt überhaupt nicht essen sollten. Schweden, wo das jeweils gesündeste Produkt einer Lebensmittelkategorie mit einem SchlüssellochSymbol gekennzeichnet ist, war mit 95 % das Land mit der intensivsten Wahrnehmung beliebiger Kennzeichnungssysteme für Nährwertangaben. Auch das subjektive und effektive Verständnis des Systems war hier am stärksten ausgeprägt, die Nutzung lag allerdings unter dem Durchschnitt. Beachtliche 62 % Prozent der befragten Verbraucher erklärten, dass sie auf Verpackungen nach weiteren Informationen suchen, auch dann, wenn das Produkt mit dem Schlüsselloch-Symbol gekennzeichnet ist. 1 Die Verbraucher erklärten, sie seien sich relativ sicher, die Kennzeichnungssysteme gut zu verstehen. Diese Aussage wurde auch hinreichend belegt, da in allen Ländern mindestens die Hälfte der Befragten in der Lage war, den Tagesbedarf und sonstige Nährwertangaben korrekt zu interpretieren. Eine der neuen Erkenntnisse war, dass Personen sich durchschnittlich 30 Sekunden Zeit lassen, um ein Produkt auszuwählen. Im Vergleich zu Ergebnissen früherer Studien hat diese Zeit beachtlich zugenommen. Die Verbraucher im Vereinigten Königreich waren mit 25 Sekunden pro Produkt die Schnellsten, während ungarische Bürger mit stolzen 47 Sekunden Produkte am sorgfältigsten auswählen. Beim Kauf von Joghurt, Frühstückscerealien und Fertiggerichten wird am meisten auf Nährwertangaben geachtet. Günstige Preise und Gesundheit spielen eine wichtige Rolle bei der Kaufentscheidung, der ausschlaggebende Faktor in allen Kategorien und allen Ländern blieb allerdings der Geschmack. Angabe der Hauptnährwerte Auf vier der sechs untersuchten Märkte war die Kalorienangabe die gefragteste Information. Englische Verbraucher hingegen achten mehr auf den Fettgehalt. In Schweden schaut man in gleichem Maße auf Zucker- und Fettgehalt und erst danach auf die Kalorienangabe. Der Gehalt an Fett und Zucker zählte in allen Ländern zu den drei wichtigsten Angaben, während sich Salz auf der Rangliste der als wichtig erachteten Angaben nur in Deutschland und im Vereinigten Königreich unter den ersten fünf platzieren konnte. Weitere Angaben, nach denen Verbraucher suchen, sind solche über Nahrungsmittelzusätze, Vitamine und Ballaststoffe. Bei der konkreten Wahl zwischen drei Produkten einer Kategorie, einschließlich aller Informationen auf den Verpackungen, waren in Frankreich, Deutschland und dem vereinigten Königreich über 70 % sowie in Ungarn, Polen und Schweden rund 50 % der Befragten in der Lage, das gesündeste Produkt zu bestimmen. Diese Zahlen scheinen auch nicht von der Form der Kennzeichnung auf den Verpackungen beeinflusst zu werden. Die Angaben über Kalorien und Fettgehalt führten zur Wahl gesünderer Produkte, während die Informationen über Salz und gesättigte Fette weitestgehend ignoriert wurden. Jüngeren Verbrauchern fiel es leichter, die richtigen Antworten herauszufinden und auch Personen mit umfassenderem Ernährungswissen antworteten korrekter. Mit steigender Sozialschicht nimmt auch das Interesse für Nährwertangaben und das Ernährungswissen zu. Richtig oder falsch verstanden? Das Problem der Über- und Unterbewertungen Auf die Fragen nach dem Fett-, Zucker- und Salzgehalt von Lebensmitteln antworteten die meisten Teilnehmer korrekt. Im Durchschnitt gaben englische, ungarische und deutsche Verbraucher zu 70 %, Schweden und Franzosen zu 60 % sowie polnische Befragte zu 57 % richtige Antworten. Bei den falschen Antworten war auffällig, dass die Befragten die effektiven Werte in diesen Fällen meist überschätzen. So wurde in allen Ländern der Kaloriengehalt alkoholischer Getränke überbewertet. Im Gegensatz hierzu unterschätzten die Befragten aller Länder erheblich die Kalorien (Energie), die bei den täglichen Aktivitäten verbraucht werden. Nur 28 % der schwedischen und 11 % der polnischen Verbraucher wussten, wie viele Kalorien bei einem zügigen Spaziergang verbrannt werden. Auf die Frage nach dem durchschnittlichen Kalorienbedarf eines Erwachsenen pro Tag antworteten nur 46 % der Befragten korrekt. Frauen schnitten hierbei etwas besser ab als Männer. Die 2 schlechtesten Ergebnisse erzielten die französischen Männer, von denen nur 22 % wussten, wie viele Kalorien sie pro Tag zu sich nehmen sollten, und die ungarischen Frauen, von denen gerade 29 % korrekt antworteten. Die meisten Europäer wissen, dass Männer mehr Kalorien benötigen als Frauen und dass der Energiebedarf mit zunehmendem Alter abnimmt. Besorgniserregend war allerdings, dass über ein Drittel der Befragten, in Polen über die Hälfte, der Ansicht ist, ein Kind benötige mehr Kalorien als ein erwachsener Mann, was im Hinblick auf die Größe von Portionen und die Überernährung im Zusammenhang mit Fettleibigkeit bei Kindern ernsthafte Fragen aufwirft. Umfassendere Ernährungsinformationen werden verstanden, bei den Fetten herrscht jedoch weiterhin Verwirrung Neben Untersuchungen der Nutzung und des Verständnisses von Nährwertangaben testete die Umfrage auch das allgemeine Ernährungswissen. Über 95 % der Befragten ist bewusst, dass sie mehr Obst und Gemüse essen sollten, mehr als 73 % sind sich im Klaren über den Nutzen von Vollkornprodukten (außer Franzosen mit nur 49 %) und über 65 % kennen die Vorzüge von Ballaststoffen. Das Wissen über die Notwendigkeit, mehr Omega 3-Fettsäuren zu sich zu nehmen, reichte von 47 % in Polen bis 88 % in Schweden. Der Nutzen von ein- und mehrfach ungesättigten Fettsäuren hingegen ist weniger bekannt, da weniger als die Hälfte aller Befragten die Vorteile eines gesteigerten Konsums kennt. Trans-Fettsäuren (TFA) sollten laut 60 % der Teilnehmer und gesättigte Fettsäuren laut 68 % weniger konsumiert oder ganz vermieden werden. Im Hinblick auf die allgemeinen Ergebnisse der Studie erklärte Professor Grunert: „Ich bin überrascht, dass sich Europäer bei der Auswahl eines Lebensmittelprodukts im Durchschnitt 30 Sekunden Zeit lassen. Dennoch stehen die Nährwertangaben bei den meisten Verbrauchern hier noch nicht an erster Stelle.“ ENDE Das Webinar über die gesamteuropäischen Verbraucherstudie von Dr. Josephine Wills und Prof. Klaus Grunert ist erhältlich unter: http://www.focusbiz.co.uk/live/eufic/mediawebinar01/ Weitere Informationen sind erhältlich bei: Laura Smillie, Communications Manager, [email protected] Tel. 32 2 506 89 85 3