Boto von Querenburg Mengentheoretische Topologie Springer-Verlag Berlin Heidelberg New York 1973 Verfasser: G. Bengel, Fachbereich Mathematik, UniversiUit 675 Kaiserslautern H.-D. Coldewey, 7773 NuBdorf, Zum Kretzer 2 K Funcke, Math. Institut, Ruhr-Universitat 463 Bochum-Ouerenburg E. Gramberg, Math. Institut, Ruhr-Universitat 463 Bochum-Ouerenburg N. Peczynski, Math. Institut, Ruhr-Universitat 463 Bochum-Ouerenburg A Stieglitz, Math. Institut, Ruhr-Universitat 463 Bochum-Ouerenburg E. Vogt, Math. Institut, Universitat 69 Heidelberg H. Zieschang, Math. Institut, Ruhr-Universitat 463 Bochum-Ouerenburg Manuskriptabschrift: E. Peters, Math. Institut, Ruhr-Universitat 463 Bochum-Ouerenburg AMS Subject Classification (1970): 54-01, 54A05, 54A10, 54A20, 54Bxx, 54Cxx, 54Dxx, 54E15, 54E35, 54E50 ISBN-13: 978-3-540-06417-6 e-ISBN-13: 978-3-642-96167-0 001: 10.1007/978-3-642-96167-0 Das Werk ist urheberrechtlich geschiitzt. Die dadurch begriindeten Rechte, insbesondere die der Obersetzung, des Nachdruckes, der Entnahme von Abbildungen, der Funksendung, der Wiedergabe auf photomechanischem oder ahnlichem Wege und der Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen bleiben, auch bei nur auszugsweiser Verwertung, vorbehalten. Bei Vervielfaltigungen fUr gewerbliche Zwecke ist gema8 § 54 UrhG eine Vergiitung an den Verlag zu zahlen, deren HOhe mit dem Verlag zu vereinbaren ist. © by Springer-Verlag Berlin Heidelberg 1973. Library of Congress Catalog Card Number 73-10664. Offsetdruck: Julius Beltz, Hemsbach/Bergstr. VOnNort Es werden die Grundbegriffe und -satze der allgemeinen Topologie behandelt, ferner erganzend einige speziellere Themenkreise, die nicht zum Standardstoff gehoren. Das Buch ist gedacht fUr Studenten, die schon exakte Beweise fUhren und mit den mengentheoretischen Operationen um- gehen konnen, die also etwa ein bis zwei Semester Mathematik studiert haben. Meistens hat der Student dann auch einen Teil der Begriffe, Methoden und Satze der mengentheoretischen Topologie (oftmals beschrankt auf metrische Raume) kennengelernt. Deshalb wird am Anfang sowohl auf Motivationen wie auf die vollstandige DurchfUhrung bei manchen Beweisen verzichtet. Der eigene Nachtrag von Beweisen soll auch weitgehend das Losen von solchen Obungsaufgaben ersetzen, in denen skurile topologische Raume behandelt werden. Das Buch kann als Grundlage zum Eigenstudium, als Begleittext zu einer Vorlesung und als Unterlage zu einem Proseminar dienen. Zu letzterem wurde 1970 die Mitschrift einer Vorlesung von E. Arrin (Bamburg SS 1959) von uns Uberarbeitet und erganzt. In den darauffolgenden Semestern wurde der Text in Proseminaren erprobt und anschlieBend mehrfach Uberarbeitet und erweitert. Wir hoffen, daB Studenten mittlerer Semester die in der vorliegenden vierten Fassung ausgelassenen Beweise durchfUhren bzw. erganzen konnen. Wir freuen uns, daB aus unserem Skriptum ein HOCHSCHULTEXT geworden ist, danken dem Springer-Verlag fUr die Aufnahme in diese Reihe und hoffen, daB wenigstens der Baum den Leser erfreuen wird. Bochum, den 15. Mai 1973 Inhaltsverzeichnis o 1 Bezeichnungen und mengentheoretische Grundlagen 1 Metrische Riiume 7 A Metrische Riiume B Umgebungen 8 C Stetige Abbildungen 11 D Konvergente Folgen 12 E Trennungseigenschaften 14 15 Aufgaben 2 Topologische Riiume und stetige Abbildungen A Topologische Riiume 17 B Stetige Abbildungen 22 Aufgaben 3 5 27 A Unterraumtopologie, Produkttopologie 27 B Initialtopologie 32 C Finaltopologie, Quotiententopologie 33 D Identifizierungstopologie, Zusammenkleben von Riiumen 35 39 Zusammenhiingende Riiume 43 A Zusammenhiingende Riiume 43 B Wegzusammenhang, lokaler Zusammenhang 48 Aufgaben 50 Filter und Konvergenz 52 A Folgen 52 B Netze 54 C Filter 55 Aufgaben 17 25 Erzeugung topologischer Riiume Aufgaben 4 7 60 v 6 Trennungseigenschaften 62 B Vererbbarkeit von Trennungseigenschaften auf Unterraume, Produktraume und Quotientenraume 67 C Fortsetzung stetiger Abbildungen in hausdorffsche und regulare Raume 70 Aufgaben 7 72 Normale Raume 74 A Lemma von Urysohn 74 B Fortsetzung stetiger Abbildungen 77 C Lokal-endliche Systeme und Partitionen der Eins 79 Aufgaben 8 82 Kompakte Raume 83 A Kompakte Raume B Lokalkompakte 83 Raume C Andere Kompaktheitsbegriffe Aufgaben 9 93 97 102 Parakompakte Raume und Metrisationssatze A Parakompakte Raume B Metrisationssatze Aufgaben 11 87 90 Satz von Stone-WeierstraB Aufgaben 10 62 A Trennungseigenschaften topologischer Raume 107 111 Uniforme Raume 112 A Uniforme Raume 112 B GleichmaBig stetige Abbildungen 117 C Konstruktion uniformer Raume 118 D Uniformisierung 121 Aufgaben 104 104 127 VI 12 Vervollstandigung und Kompaktifizierung A Vervollstandigung uniformer Raume B Kompaktifizierung vollstandig regularer Raume Aufgaben 136 142 13 Vollstandige, Polnische und Bairesche A Vollstandige Raume B Vollstandige metrische Raume C Polnische Raume D Bairesche Raume E Anwendungen des Baireschen Satzes Aufgaben Raume 144 146 148 150 153 157 14 Funktionenraume A Uniforme Struktur der 160 144 160 l' -Konvergenz B Kompakt-offene Topologie C Gleichgradige Stetigkeit und der Satz von Ascoli Aufgaben 15 129 129 165 167 172 174 Ringe reellwertiger Funktionen A Z-Mengen und Z-Filter B Fixierte maximale Ideale und kompakte Raume 176 C Stone-Cech-Kompaktifizierung Aufgaben 178 183 174 Diagramm 185 Literatur 188 Index 189 Symbole 195 Hinweise fOr den Leser Kapitel 0 stellt ohne Beweise diejenigen Grundbegriffe und Hilfsmittel der Mengenlehre zusammen, die in den folgenden Kapiteln benotigt werden. Das Kapitel 1 uber metrische Raume ist als Einfuhrung in die Fragestellung en der mengentheoretischen Topologie gedacht und dient zur Motivation fur spatere Begriffsbildungen. Die grundlegenden Begriffe und Satze der allgemeinen Topologie sind in folgenden Abschnitten enthalten: I 2; 3A; 4A; SA, C; 6A, B; 7; 8A, B; 9.' Die weiteren Kapitel konnen auch in einer anderen Reihenfolge als in der hier angegebenen gelesen werden, z.B. in Zusammenstellungen wie sie auf der nachsten Seite aufgefuhrt sind. Den (bio-) logischen Zusammenhang zwischen den einzelnen Kapiteln entnimmt man dem Baum auf der Ruckseite des Buches. Zu jedem Kapitel gibt es mehrere Obungsaufgaben. In ihnen soll der Leser einerseits die Anwendung der Begriffe und Satze des vorangegangenen Kapitels einuben, andererseits soll er Beispiele und Gegenbeispiele entwickeln und manchmal auch weiterfuhrenden Stoff behandeln. Oft tragen auch Beispiele zu Definitionen oder Satzen den Charakter von Obungsaufgaben. Ein Stern an einer Obungsaufgabe deutet an, dae diese Aufgabe schwieriger zu losen ist als die anderen. Steht am Ende eines Satzes das Zeichen 0, so ist der Beweis der Aussage evident oder kann leicht unter Verwendung der bereitgestellten Methoden und Satze erbracht werden. Wir empfehlen dem Leser, zu seiner Obung die ausgelassenen Beweise durchzufuhren und sich. die Beispiele zu verdeutlichen. Verweise in diesem Buch zitieren die Nummer eines Kapitels und die Nummer eines Satzes innerhalb dieses Kapitels: 6.9 bedeutet etwa Satz 9 aus Kapitel 6, A 13.2 bezeichnet die Aufgabe 2 zu Kapitel 13. 1m Index wird auf Seiten verwiesen. VIII Themenkreise 1m folgenden sind diejenigen Abschnitte zusammengestellt, die zum Verstandnis des angegebenen Themenkreises benotigt werden. 1. Satz von Stone-Weierstra~ 2; 3A; SA; 9. 2. Metrisationssatz von Bing-Nagata-Smirnov 2; 3A; SA; 7A, C; SA, B; 10. 3. Uniformisierung topologischer Raume und Metrisierung uniformer Raume. 2; 3A, B; SA, B; 11. 4. Stone-Cech-Kompaktifizierung 2; 3A, B; 5C; SA, B; SA, B; 12; (15). 5. Vervollstandigung uniformer Raume. Vollstandig metrisierbare Raume. 2; 3A, B; 5C; SA;, llA, B, C; 12A; 13A, B, C; S. Funktionenraume 2; 3A, B; 5C; SA; SA; llA, B, C; 14. 7. Ringe reellwertiger Funktionen 2; 3A; 5C; SA; SA; 12B; 15. Leitfaden 13 Vollsti:indige, Polnische und Bairesche Ri:iume 12 Vervollsti:indigung und Kompaktifizierung 111 9 Satz von StoneWeierstraR, ----Is Uniforme Ri:iume I -----, Kompakte Ri:iume ------ I Ir 7--N-o-r-m-a-l-e--R-a-'u-m-e 'I ----- 14 Funktionenri:iume 15 Ringe reellwertiger Funktionen 10 Parakompakte Ri:iume und Metrisationssatze 6 Trennungseigenschaften 5 Filter und Konvergenz 3 Erzeugung topologischer Ri:iume 2 Topologische Ri:iume und stetige Abbildungen 11 Metrische Ri:iume 4 Zusammenhi:ingende Raume o Bezeichnungen und mengentheoretische Grundlagen Logische KUrzel 0.1 An logischen Zeichen werden verwendet V ::3 fUr aIle es existiert (a) .. (b) aus (a) folgt (b) (a) ... (b) aus (b) folgt (a) (a) - (a) gilt genau dann, wenn (b) gilt (b) nach Definition gleich :- (b) (a) (a) gilt nach Definition genau dann, wenn (b) gilt. Das Ende eines Beweises wird durch 0 angezeigt. Wird kein Beweis angegeben, dann steht 0 am Ende des Satzes. Mengen 0.2 1st a Element einer Menge A, dann schreiben wir a E A, ist das nicht del' Fall, so schreiben wir a dann bedeutet E(a), da8 auf a $ E A. 1st A eine Menge und E eine Eigenschaft, A die Eigenschaft E zutrifft. Die Menge del' Elemente a von A, fUr die E(a) zutrifft, wird mit {a E AI E(a)} bezeichnet. Spezielle Mengen, die oft vorkommen, tragen feste Bezeichnungen: : leere Menge (/) IN : natUrliche Zahlen einschlie8lich 0 N": natUrliche Zahlen ohne 0 Z ganze Zahlen Q rationale Zahlen IR C reelle Zahlen komplexe Zahlen = {x IR" : = {x IR : + RI x ~ O} E RI x -# O} E 2 Rechnen mit Mengen .... a E B A C B :* a E A A:::> B :* b E B b E A A = B :* A :::> B und B :::> A A\B - {a E AI a Ef B} Ist I eine Menge und Ai fUr jedes i E I eine Teilmenge von A, dann definiert man V A.:= {x E AI x ist Element von mindestens einem Ai}' iEI ~ • A.: = {x E AI x ist Element von allen A.} ~ iEI ~ Damit gilt V A. = (I) und A. = A. iE(I} ~ iE(I} ~ 0.3 . n n Ist von ~= n iEI {Ail i E I},so schreibt man auch A. bzw. V A .• ~ iEI ~ n.A- bzw. V./oJ. an Stelle Ist A eine Menge, Bi C A fUr jedes i E I und B C A, dann gilt 0.4 A'-( V B.) = (A'-B.), iEI ~ iEI ~ n 0.5 A'({\ B.) = iEI ~ V iEI (A'-B;), ~ 0.6 Bn( V B;) = V (B n B;), iEI ~ iEI ~ 0.7 BU({\ B.) = (B U B.). iEI ~ iEI ~ n Mit .JJ (A) bezeichnen wir die Menge der Teilmengen von A. ? (A) heiJ?,t Potenzmenge von A. Sind A und B Mengen, dann definiert man die Produktmenge A x B von A und B als Menge der geordneten Paare (a,b) mit a E A und b E B. Abbildungen 0.8 Eine Abbildung f von einer Menge A in die Menge B, geschrieben f: A ~ B, ist eine Teilmenge von A x B mit den beiden Eigenschaften: (a) Zu jedem a E A gibt es ein b E B mit (a,b) E f. (b) Aus (a,b) E fund (a,c) E f folgt b = c. FUr (a,b) E f schreibt man gewohnlich b = f(a) oder a ~ f(a). Statt f: A ~ B schreibt man auch (bi)iEA und nennt (bi)iEA Familie. Gilt A = N, so heiJ?,t die Familie (bi)iEN auch Folge. f heiJ?,t injektiv, wenn aus f(a) = feb) folgt, daJ?, a = b ist. f heiJ?,t surjektiv, wenn es zu jedem b E B ein a E A gibt mit f(a) = b. Ist f injektiv und surjektiv, dann heiJ?,t f bijektiv. f heiJ?,t auch Injektion, Surjektion bzw. Bijektion. FUr jede Menge A wird die Abbildung idA: A ~ A durch a ~ a definiert; sie heiJ?,t Identitat auf A. Ist A C B, dann definiert man die kanonische 3 1njektion j: A B durch a ~ a. Sei f: A ~ Dann heiBt die Abbildung g: C B mit x ~ ~ ~ Beine Abbildung und C C A. f(x) fur x E C die Beschrankung (Restriktion) von f auf C, in Zeichen f!C. 1st C C A und DeB, dann heiBt f(C) := {f(a)! a E C} Bildmenge von C und f- 1 (D) := {a E A! f(a) E D} das Urbild von D bezuglich f. Jede Abbildung f: A ~ B induziert so eine Abbildung f- 1 (B) ~ :P (A). Sind A. C A P l und B. C B Teilmengen (i E I), dann gilt 0.9 l f- 1 (U B.) iE1 = U iE1 l (n 0.10 f- 1 0.11 f (n iE1 A. ) C 0.12 f (U A. ) = 0.13 f: A 0.14 f: A Bi ) = iE1 iE1 ~ l l f -1 (B l· ) , n f -1 (B i ) , n f(A i ), iE1 iE1 M f(A.) . l B ist injektiv genau dann, wenn fur aIle E, F C A gilt f(A n B)= f(A) n feB). ~ B ist bijektiv genau dann, wenn fur aIle E C A gilt f(A"E) = B,\f(E). Ferner gelten folgende Beziehungen fur Teilmengen E C A und FeB. 0.15 E C f- 1 (f(E)); E = f- 1 (f(E))YE C A" f injektiv. 0.16 fCf- 1 (F)) C F; f(f- 1 (F)) = F\lF C B .. f surjektiv. Sind f: A ~ B und g: B ~ C Abbildungen, dann definiert man die zusammengesetzte Abbildung gof: A ~ C durch a ~ g(f(a)). Fur die induzierten Abbildungen auf den Potenzmengen gilt (gof)-l = f- 1 og-l. Ein Diagramm von Abbildungen A h~ f B /g :> C heiBt kommutativ, wenn h= gof ist. Oberdeckungen 0.17 Eine Familie (Ai)iE1 von Teilmengen von A heiBt Oberdeckung von Be A, wenn Be U A .. Seien (A')'E1 und (CJ')J'EJ Oberdeckungen von B. iE1 l l l (Cj)jEJ heiBt Teiluberdeckung von (Ai)iE1, falls zu jedem j E J ein iE1 existiert mit C.= A .. J l Sind (Ai)iE1 und (Bk)kEK zwei Oberdeckungen von B C A, dann heiBt die zweite dieser Oberdeckungen feiner als die erste, wenn zu jedem k E K 4 ein i E I existiert, so daB Bk C Ai. (Bk)~K heiet aueh VerfeinerungsUberdeekung von (Ai)iEI. (Ai)iEI heiSt Partition von A, wenn (Ai)iEI eine Oberdeekung von A ist und (a) A. ~ 0 fUr aile i E I, l. (b) Ai n ~ = 0 fur i,k E I mit i t kist. Produkte Sei A.l. fur jedes i E I eine Menge. Das Produkt von A.l. ist die Menge 0.18 n iEI A. : = {a: I l. Der Wert von a heiSt die i-te heiet der i-te stattTlA. aueh l. -+ V iEI A.I a(i) E A. l. l. Vi E I}. an der Stelle i wird im allgemeinen mit a i bezeiehnet und Koordinate von a. Statt a sehreibt man aueh (ai)iEI· Ai Faktor von TlA i • Ist Ai stets gleieh A, dann sehreibt man AI. Pk:TlAi -+ Ak,definiert dureh Pk(a) .- ak,heiSt Projektionsabbildung von nA i auf Ak • Relationen Eine Relation R auf einer Menge A ist eine Teilmenge von A x A. Sind R,S Relationen auf A, dann definiert man S·R := {(a,b) E A x Al 3 e E A mit (a,e) E R und (e,b) E S}. 0.20 Rn := RoRn-1 (n ~ 2), 0.21 R- 1 := {(a,b) E A x Al (b,a) E R}. 0.22 Beispiel fUr eine Relation mit der Eigensehaft R- 1 CRist ~ := { (a,b) E A x Al a = b}. ~ heiSt aueh die Diagonale von A x A. Gilt (a,b) E R, dann sehreibt man aueh aRb. Eine Relation heiet (a) reflexiv, wenn ~ C R, (b) symmetriseh, wenn R = R- 1 , (e) transitiv, wenn RoR C R, (d) antisymmetriseh, wenn R n R- 1 = ~. Eine Aquivalenzrelation auf A ist eine Relation mit den Eigensehaften (a) - (e). Ist Reine Aquivalenzrelation auf A, dann wird mit [aJ:= {b E Al (a,b) E R} die Aquivalenzklasse von a E A bezeiehnet;mit AIR bezeiehnet man die Menge der Aquivalenzklassen {raJ I a E A}. AIR heiSt aueh Quotientenmenge von A naeh R. Die Abbildung n: A -+ A/R,definiert dureh a>-+ [aJ, heiSt kanonisehe Projektion. 0.19 5 0.23 Jede Abbildung f: A eine Bijektion r B ~ la£t sich zerlegen in eine Surjektion n, und eine Injektion j in der folgenden Weise. R sei die Aquivalenzrelation aRb:. f(a) A AIR ~ ~ = feb) j f(A) ~ (x,y E A). Dann zerlegt sich f in B mit n: a ..... [a], f: [al ...... f(a) und j kanonische Injektion von f(A) in B. Ordnungen 0.24 Eine Relation ~ auf A mit den Eigenschaften (a) ,(c) ,(d) aus 0.22 hei£t Ordnung auf A. Das Paar die Bedingung ~ U (~) -1 = A je zwei Elemente a,b E (A~) hei£t dann geordnete Menge. Erfullt x A, dann hei£t (A, A gilt dann stets a ~ ~ ~) linear geordnet. Fur b oder b a. 1st (A, .::;) ~ eine geordnete Menge und Beine Teilmenge von A, dann hei£t 0.25 0.26 ao a1 E A kleinstes Element von A, falls a o E A gro£tes Element von A, falls a 0.27 b 0.28 b 1 E A maximales Element von A, falls aus b 1 '::; a folgt b 1 ~ a fur aIle a ~ a 1 fur aIle a E A minimales Element von A, falls aus a o (fur aIle a E A); ~ b E folgt a 0 A zutrifft; A zutrifft; E = bo =a (fur aIle a E A); 0.29 a 1 eine obere Schranke von B, wenn b.::; a 1 fur aIle b 0.30 a o elne untere Schranke von B, wenn a o '::; b fur aIle b E B gilt; 0.31 sup B (Supremum von B) das kleinste Element von {a E AI b ~ a fUr aIle b E B}; gilt sup B E E B gilt; B, so schreibt man fur sup Bauch max B; 0.32 inf B (Infimum von B) das groBte Element von { a E A I a.::; b fUr aIle b E B}; gilt inf B E B, so schreibt man fUr inf Bauch min B. Eine geordnete Teilmenge (A, ~) heiBt wohlgeordnet, wenn jede nicht leere Teilmenge ein kleinstes Element besitzt . .::; heiBt dann auch Wohlordnung. Jede wohlgeordnete Menge ist insbesondere linear geordnet. ~ ) eine linear geordnete Menge, dann schreibt man zur AbkUrzung 1st (A, 0.33 [ a ,b] [ a ,b[ ] a ,b] I a ,b[ loo,b] ·- ·- {x E AI {x E {x E {x E {x E a~ x~ b}, AI a ~ x < b} , AI a < x ~ b} , AI a < x < b} , b} , x~ AI · - {x E AI x :;. a}. Eine geordnete Menge (A, I a ,001 0.34 ···- elementige Teilmenge {a,b} ~) heiBt Verband, falls fur jede zwei- von A inf {a,b} und sup {a,b} existiert. 6 Besitzt jede nicht leere Teilmenge B von A ein Supremum und Infimum, dann der Verband hei~t vollst~ndig. Eine geordnete Menge (A, ~) hei~t induktiv geordnet, wenn jede 0.35 linear geordnete Teilmenge von A eine obere Schranke besitzt. 0.36 (Lemma von Zorn) Jede induktiv geordnete Menge besitzt ein maxi- males Element. 0.36 ist ein Axiom der Mengenlehre und gleichwertig zu folgenden Aussagen: 0.37 (Satz von Zermelo, Wohlordnungssatz) Jede Menge besitzt eine Wohl- ordnung. 0.38 (Auswahlaxiom) 1st (Ai)iE1 eine Familie von paarweise disjunkten, nicht leeren Mengen (I # 0), dann gibt es eine Funktion f: I -+ V A. iEI 1 mit f(i) E A. fur alle i E I. 1 Nach Definition der Produktmenge in 0.18 ist 0.38 gleichwertig mit: 0.39 n iE1 1st (Ai)iEI (I # 0) eine Familie nicht leerer Mengen, dann ist A. # 0. 1 Kardinalzahlen 0.40 Zwei Mengen A,B hei~en gleichm~chtig, wenn es eine Bijektion von A auf B gibt. Es gibt Mengen, Kardinalzahlen genan~t, so daB jede Menge A zu genau einer Kardinalzahl, die man mit card(A) bezeichnet, gleichm~chtig ist. 0.41 Man definiert card(A) ~ card(B), falls es eine injektive Abbildung f: A-+ B gibt. Es ist stets card(,)O(A» > card(A) fur jede Menge A. 0.42 Eine Menge A nicht-abz~hlbar bezeichnet. oder hei~t abz~hlbar, uberabz~hlbar. falls card(A) ~ card(N), andernfalls Die Kardinalzahl von R wird mit t 1 Metrische Raume Durch Zusammenstellen von grundlegenden Definitionen und Sat zen Uber metrische Raume, die dem Leser vertraut sind, wollen wir in diesem Kapitel lediglich versuchen, den Einstieg in die Theorie der topologischen Raume zu erleichtern. A Metrische Raume 1.1 Definition. X sei eine Menge. Eine Metrik auf X ist eine Abbildung d: X x X ~ [O,oo[ mit den folgenden Eigenschaften: (a) d(x,y) = ~ x = y, (b) d(x,y) = d(y,x) fUr alle x,y E X, (c) d(x,z) ~ d(x,y) + d(y,z) fUr alle x,y,z E X (Dreiecksungleichung). Das Paar (X,d) hei~t metrischer Raum. ° 1.2 Beispiele. (a) Auf der Menge Rn der n-tupel reeller Zahlen x = (x 1 ,···,xn ), y = (Yl' .•. 'Yn) ist durch d(x,y):= ifi=l (x. - Yi/ eine l Metrik definiert. Rn versehen mit dieser Metrik hei~t n-dimensionaler euklidischer Raum und d hei~t euklidische Metrik. FUr Rl schreiben wir kurz R. (b) X sei eine beliebige Menge. Ferner sei d(x,x)= und d(x,y)= 1 fUr x # y, x,y E X. (X,d) hei~t diskreter metrischer Raum. (c) X sei ein normierter Vektorraum Uber R; d.h. es gibt eine Funktion N : X ~ IR, N(x):= !lxll mit ° ° ° II xII ~ fUr alle x E X, (2) /I xII = ~ x = 0, (3) II Ax ~ = I AI . II x" fUr j edes x E X und A E R, (4) Ilx + yli ~ Ilxll + Ilyll fUr alle x,y E X. Durch d(x,y):= Ilx - YII wird auf X eine Metrik definiert. 1st X die Menge (1) der beschrankten Abbildungen von 1= [0,1] nach R und definiert man fUr f ,g E X, A E IR, (f + g)(x): = f(x) + g(x), (Af)(x): = Af(x), so ist X ein Vektorraum Uber IR. Versehen mit der Funktion N : X ~ IR, N(f):= su~lf(x~1 x E I} wird X zu einem normierten Vektorraum. 8 d(f,g):= suP{lf(x) - g(x)1 I x E I} ist daher eine Metrik auf X. (d) p sei eine Primzahl und X:= Z. FUr jedes x E X, x # 0, sei v (x) der p Exponent von p in der Primzahlzerlegung von Ixl. d(x,x):= 0 und d(x,y):= p-vp(x- y ) fUr x # y, x,y E X, definiert eine Metrik auf X, die p-adisehe Metrik. Die p-adisehe Metrik ist eine Ultrametrik, d.h. sie genUgt der Bedingung d(x ,z) ~ max { d(x ,y) ,dey ,z) } (vgl. A 1.6). (e) E sei eine Teilmenge eines metrisehen Raumes (X,d). Dann ist d':= diE x E eine Metrik auf E, die von d auf E induzierte Metrik. (f) (X 1 ,d 1 ) und (X 2 ,d 2 ) seien metrisehe Raume. Dann werden auf Xl x X2 dureh d' (x,y) = d 1 (x 1 'Yl) + d 2 (x 2 'Y2) d" (x,y) = V(d 1 (x 1 'Yl»2 + (d 2 (x 2 'Y2» dill (x,y) = max{ d 1 (xl'Yl)' d 2 (x 2 'Y2) 2' } mit x = (x 1 ,x 2 ) und y = (Yl'Y2) Metriken erklart. Diese Konstruktionen lassen sieh offenbar auf Produkte mit endlich vielen Faktoren verallgemeinern. 00 (g) Sind (Xn,dn)nEN metrische Raume, so wird auf d erklart dureh d(x,y):= ~ n=O r-l n=O X eine Metrik n 2-(n+l) dn(xn'Yn) (1 + d (x ,y »-1 n n n B Umgebungen 1.3 Definition. (X,d) sei ein metriseher Raum, a E X, r E B(a,r):= {x E xl R:. Die Menge d(a,x) < r} heiBt offene Kugel mit Zentrum a und Radius r. Eine Teilmenge A C X heiBt offen, wenn fUr alle x E A ein r > 0 existiert mit B(x,r) C A. A heiBt abgeschlossen, wenn X~A offen ist. 1.4 Satz. Eine offene Kugel ist eine offene Menge. 0 1.5 Satz. FUr einen metrisehen Raum (X,d) gilt: (a) Die Vereinigung von offenen Mengen ist offen. (b) Der Durchsehnitt endlich vieler offener Mengen ist offen. (e) X und die leere Menge sind offen. n Beweis von (b) und (c) . (b) Sei 0= i=l °i' o. ~ ein r. > 0 mit B(x,r i ) ~ offen und x E C o.. ~ o. FUr jedes i E {l, ••• ,n} gibt es Sei r= min {r 1 , .•. ,r n }. Es gilt r > 0 und 9 B(x,r) c n n i=l 0i' (c) FUr jedes x E X und r > kein x ° ist B(x,r) C X. Also ist X offen. Da es gibt mit x E 0, gilt auch B(x,r) C 0 fUr jedes x E 0, r > 0, d.h. 0 ist offen. 0 Die in 1.5 gegebene Charakterisierung der offenen Mengen werden wir spater (vgl. 2.1) als Definition fUr die offenen Mengen in einem topologischen Raum benutzen. 1.6 Beispiele. (a) In einem metrischen Raum ist jede einpunktige Menge abgeschlossen. (b) 1st d eine Ultrametrik auf X, so ist jede offene Kugel zugleich offen und abgeschlossen (vgl. 1.2(d) und A 1.6). (c) Verschiedene Metriken auf einer Menge X konnen dasselbe System von offenen Mengen auf X definieren. Als Beispiel hierfUr betrachte man die Metriken d',d" und dill unter 1. 2 (f) (vgL Aufgabe A 1. 7) • Der folgende Satz charakterisiert die offenen Teilmengen von R. 1.7 Satz. Jede offene Teilmenge von R ist Vereinigung abzahlbar vieler offener, disjunkter Intervalle. Beweis. Sei A ~ 0 offen in R. Die Relation x~y: *3la,b[ C A mit a ~ b und {x,y} E la,b[ ist eine Aquivalenzrelation auf A. Die Aquivalenzklassen sind disjunkte offene Intervalle, deren Vereinigung A ist. Da in jedem offenen nicht leer en Intervall eine rationale Zahl liegt, ist die Menge der Aquivalenzklassen abzahlbar. 0 1.8 Definition. (X,d) sei ein metrischer Raum und x E X. Eine Umgebung von x ist eine Menge, die eine offene Kugel um x enthalt. Die Menge aller Umgebungen von x hei~t Umgebungssystem l1(x) von x. Aus 1.4 und 1.5 ergeben sich folgende Eigenschaften fUr l1(x). 1.9 Satz. In einem metrischen Raum (X,d) gilt fUr x E X: (a) U C UI und U E (b) U1 ",·,U n E (c) U E (d) U E 'U(x) ~ U I U(x) ~ A 1L(x) E i=l u. E l1(x) l l1(x) ~ x E U 11 (x) ~ 3v E U(x) y Y E V ist U E U (y) . 0 10 Offene Mengen lassen sich daher folgenderma8en charakterisieren. 1.10 Satz. Eine Menge A C (X,d), A # 0, ist genau dann offen in X, wenn A Umgebung aller seiner Punkte ist. 0 1.11 Definition. 0 ~ A sei eine Teilmenge von (X,d). x E X hei8t BerUhrungspunkt von A. wenn jede Umgebung von x mit A einen nicht leeren Durchschnitt hat; x hei8t innerer Punkt von A, wenn A Umgebung von x ist; x hei8t Randpunkt von A, wenn x BerUhrungspunkt von A und von X'A ist. Die Menge aller BerUhrungspunkte von A hei8t abgeschlossene HUlle von A, in Zeichen . A; Die Menge der inner en Punkte von A hei8t das 1nnere von A, in Zeichen A; die Menge der Randpunkte von A hei8t Rand von A. 1.12 Satz. Sei (X,d) ein metrischer Raum und 0 # A C X. o (a) A ist die gr58te in A enthaltene offene Menge von X. (b) A ist die kleinste abgeschlossene Teilmenge von X, die A umfa8t. 0 1.13 Beispiele. (a) FUr die Teilmenge A:= [0,1[ u {2} des euklidischen Raumes R gilt A= ]O,l[ und A= [0,1] u {2}. Der Rand von A ist {0,1,2}. (b) Die Teilmenge A:= {il n E ~~} von R hat keine inneren Punkte; jeder BerUhrungspunkt von A ist Randpunkt von A und es gilt (c) Die Menge A= {OJ U A. Q der rationalen Zahlen hat als Teilmenge von R keine Q. inneren Punkte; jeder Punkt von R ist Randpunkt von BerUhrungspunkte, innere Punkte und Randpunkte lassen sich auch mit Hilfe des Abstandes beschreiben. 1.14 Definition. A und B seien nicht leere Teilmengen des metrischen Raumes (X,d). Der Abstand von A und B ist definiert durch d(A,B):= inf {d(x,y)1 x E A, Y E B}; fUr A = {x} sei d(x,B):= d(A,B). 1.15 Satz. Sei (X,d) ein metrischer Raum, x E X und 0 # A C X. (a) x ist genau dann BerUhrungspunkt von A, wenn d(x,A)= O. (b) x ist genau dann innerer Punkt von A, wenn d(x,X\A) > O. (c) x ist genau dann Randpunkt von A, wenn d(x,A)= d(x,~A)= O. Beweis. (a) 1st d(x,A)= E > 0, so ist B(X,E) eine Umgebung von x, die mit A leeren Durchschnitt hat, d.h. x ist nicht BerUhrungspunkt von A. Sei nun d(x,A)= 0 und U eine Umgebung von x.Nach Definition 1.8 gibt es ein E > 0 11 mit B(X,E) unA U. Nach Annahme gibt es eln yEA n B(X,E), d.h. es ist C 0. ~ Beweis von (b) und (c) als Aufgabe A 1.8. 0 C Stetige Abbildungen 1.16 Definition. (X,d) und (X' ,d') seien metrische Raume. Eine Abbildung f : X ~ X, heiBt stetig in Xo E X, wenn es fur jedes E > 0 ein O(E,X o ) > 0 gibt, so daB aus d(xo'x) < O(E,X o ) folgt, d'(f(xo),f(x» < E. Die Abbildung f heiBt stetig auf X, wenn f in jedem Punkt x E X stetig ist. 1.17 Beispiele. (a) Sind fund g stetige Abbildungen zwischen metrischen Raumen, so ist auch fog stetig. R (b) Die Abbildung f n . f(x):= ~ a.x l , i=O 1 ~ R (euklidische Metrik) mit a. E R, ist stetig. g(x):= 1 n ~ l=-m i aix, a. E R, definiert l eine stetige Abbildung von R'\ {O} nach R. (c) Die Abbildungen f,g: R2 ~ R (euklidische Metrik),definiert durch f(x,y):= x + y und g(x,y):= x.y,sind stetig. (d) (X,d) sei ein metrischer Raum. Sind f,g : X ~ R stetig, so sind auch die folgenden Abbildungen von X nach R stetig: (f + g) x (f . g) x .... f(x) ~ f(x) + g(x), . g(x), If I h x .... If(x)l, x .... max {f(x), g(x)}, k x .... min {f(x), g(x)}. 1st f(x) ~ 0 \( X E X,so ist auch % x .... 1 f( xj stetig. Mit Hilfe des Umgebungsbegriffes ergibt sich folgende aquivalente Definition der Stetigkeit. 1.18 Satz. Eine Abbildung f: (X,d) ~ (X' ,d') ist genau dann stetig in Xo E X, wenn das Urbild jeder Umgebung von f(x o ) eine Umgebung von Xo ist. 0 1.18 legt die Definition der Stetigkeit fur Abbildungen zwischen zwei Mengen nahe, auf denen jeweils ein System von "offenen" Teilmengen ausgezeichnet ist (vgl. 2.28).