Die Werte der Kinder Eine Zusammenfassung der Kernergebnisse Hintergrund und Zielsetzung Synovate Kids+Teens hat im Rahmen des Synovate Kids+Teens Sommerbus im Juni/Juli 2008 insgesamt 911 Kinder im Alter von 6 bis 14 Jahren repräsentativ für Deutschland zu ihren Wertvorstellungen und Einstellungen befragt. Interviewer von Synovate Kids+Teens besuchten die Kinder zu Hause, um sie face-to-face zu befragen. Parallel dazu wurde die Meinung der Mütter der befragten 6bis 12-Jährigen mittels eines Selbstausfüllerfragebogens erhoben. Bereits im Jahr 2006 fand eine repräsentative Befragung von 908 Kindern im Alter von 6 bis 14 Jahren und den Müttern der 6- bis 12Jährigen mit ähnlicher Fragestellung statt. Somit besteht nun teilweise die Möglichkeit einer Gegenüberstellung der Ergebnisse. Inhalt der aktuellen Untersuchungen war erneut die Frage nach bedeutsamen Werten, der Relevanz diverser Kinderrechte und dem Interesse an sozialem Engagement in verschiedenen Bereichen. Neu hinzugekommen sind Fragen zum Umweltschutz, Kinderängsten und dem Wunsch-Schulfach. Die Wichtigkeit von Werten Im Einklang mit den Ergebnissen aus 2006 sind Familie und Freunde nach wie vor mit Abstand das Wichtigste im Leben von Kindern im Alter von 6 bis 14 Jahren. Hohe Zustimmung erfahren auch die eng mit Familie und Freundschaft verknüpften Werte Vertrauen, Geborgenheit und Zuverlässigkeit. Die Eltern sind, gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten und angesichts mangelnder gesellschaftlicher Rahmenbedingungen, die zentralen Bezugspersonen im Kindesalter und geben, wie keine andere Instanz, Sicherheit, emotionale Unterstützung und Orientierung. Mit Beginn der Pubertät erlangt die Peergroup eine immer größere Bedeutung. Dementsprechend zeigen die Ergebnisse, dass Freundschaft, Ehrlichkeit und Vertrauen für 11- bis 14-Jährige wichtiger sind als für jüngere Kinder im Alter von 6 bis 10 Jahren. Während den Jüngeren noch das Verständnis für das Konzept der engen Freundschaft fehlt, haben die Älteren bereits Nähe und Vertrauen sowie gegenseitiges Verständnis und Verlässlichkeit als Kriterien für eine Freundschaft gelernt (Freundschaftskonzept nach Keller & Edelstein, 1993). Weitere, für Kinder enorm relevante Werte sind Ehrlichkeit, Hilfsbereitschaft und Gerechtigkeit. Dass sich bei Kindern bereits sehr früh ein entsprechendes Gerechtigkeitsempfinden herausbildet, zeigt sich zum Beispiel darin, dass bereits 4- bis 5Jährige den Unterschied zwischen unmoralischem Handeln (z.B. andere schlagen, etwas stehlen) und Verstößen gegen Konventionen (z.B. Tischmanieren, Regeln der Begrüßung, Kleidungsvorschriften) kennen. (Piaget, 1932/1983). Die Leistungsbereitschaft ist für Kinder, möglicherweise bedingt durch die momentan schwierige soziale Lage, nach wie vor genauso relevant, wie z.B. Gerechtigkeit oder Hilfsbereitschaft. Demgegenüber zeigen materielle Werte wie Geld und Besitz eine vergleichsweise geringere Bedeutung, wenngleich sie für Jungen noch etwas bedeutsamer sind als für Mädchen. Dieser Geschlechtsunterschied ist sicher mitbedingt durch die Vorbildfunktion des Vaters, der in der Geschlechtsrollenentwicklung des Sohnes eine zentrale Rolle einnimmt. Der Vater wird als Repräsentant der Familie in der Außenwelt gesehen und somit eher als die Mutter (Repräsentant für die Familienwelt) mit Geld und Besitz von Statussymbolen verknüpft. 1 Insgesamt werden Leistungsbereitschaft, Pflichtbewusstsein und Schulerfolg nach wie vor ernster genommen als der alleinige Wunsch nach Geld und Besitz. Kinder im Jahr 2008 zeigen demnach eine äußerst realistische Einstellung und sind sich sehr wohl bewusst, dass man für das tolle Auto oder das schöne Haus auch selbst arbeiten muss, wofür wiederum eine gute Ausbildung Voraussetzung ist. Einen geringen Zuwachs gegenüber den Ergebnissen aus 2006 zeigt die Bedeutung des Umweltschutzes. Sowohl bei Kindern als auch bei Müttern wird aktuell etwas mehr Wert auf Umweltschutz gelegt als noch vor 2 Jahren. Die aktuellen Diskussionen zum Klimawandel und zahlreiche Schreckensmeldungen in den Nachrichten haben offenbar bereits einen Einstellungswandel bei Eltern eingeleitet, der sich auch auf die Kinder überträgt. Besonders Geolino-Leser zeigen im Wissen um die Relevanz des Umweltthemas einen Vorsprung auf. Verständnis von Werten Toleranz Wie die Ergebnisse weiterhin zeigen, haben Kinder ein recht gutes Verständnis von Werten. Unter Toleranz verstehen Kinder – wie auch bereits in 2006 – zum einen die generelle Akzeptanz anderer Meinungen, aber auch die Akzeptanz von Menschen anderer Nationalität. Freundschaft Wie die Ergebnisse zeigen, ändert sich das Verständnis von Freundschaft mit zunehmendem Alter des Kindes. So verstehen die befragten Kinder im Alter von 6 bis 10 Jahren unter Freundschaft vor allem ‚Miteinander spielen’ und ‚Zeit miteinander verbringen’. Für die Älteren werden der Zusammenhalt und das Füreinander da sein, wie auch das gegenseitige Vertrauen zum zentralen Gedanken von Freundschaft. Diese Ergebnisse spiegeln sehr schön die wissenschaftlichen Freundschaftskonzepte wider. Z.B. gehen Parker & Gottmann (1989) davon aus, dass Freundschaften in der Vorschulzeit durch körperliche Nähe und die gemeinsame Spielaktivität entstehen. Freunde sind diejenigen, mit denen man spielt. In der mittleren Kindheit sind dann Zugehörigkeit und soziale Akzeptanz ein wichtiges Entwicklungsthema und bestimmen die Freundschaften mit. Nach Youniss (1982) sind Freundlichkeit und Unfreundlichkeit bei Kindern im Alter von 6-8 Jahren als symmetrische Reziprozität konzipiert: Man gibt dem anderen etwas und dieser gibt dafür etwas zurück. Im Alter zwischen 9 und 11 Jahren kommt es zu einer qualitativen Veränderung des Verständnisses von Freundschaft. Freundschaft wird dann von einem Partner benötigt, vom anderen gewährt. Eine Gegenleistung wird nicht unmittelbar verlangt. Sie erfolgt erst dann, wenn der Andere hilfsbedürftig wird. Hilfe und Gegenleistung werden hier nicht unmittelbar in der Gegenwart erforderlich – sondern sind über einen längeren Zeitraum hinweg einlösbar. Ab einem Alter von 12-14 Jahren wird der Freund schließlich zu jemandem, der einen besser kennt als die anderen und dem man sich offenbart. Gegenseitiges Verstehen wird wichtiger als eine aktuelle Hilfeleistung. Umweltschutz Kinder begreifen bereits sehr deutlich, dass unsere Welt nicht heil ist. Sie wissen, dass Menschen für ihre Bequemlichkeit bewusst Leben vernichten und die eigene Lebensgrundlage zerstören. Dies macht Kindern Angst. Wenn Sie Eltern haben, die sie ermutigen, sich zu engagieren und dies auch selbst vorleben, kann ihnen viel Angst genommen werden. 2 De Haan und Kuckartz (1996) differenzieren das Umweltverhalten nach unterschiedlichen "Schwierigkeitsgraden", da sie davon ausgehen, es sei z.B. für viele Menschen schwieriger, für den Weg zur Arbeit auf das Auto zu verzichten als Altpapier getrennt zu sammeln. Die Autoren gehen davon aus, dass das Umweltverhalten in verschiedene Verhaltensbereiche aufzuteilen ist: das Verkehrsverhalten, das Einkaufsverhalten, das Energieverhalten und das Abfallverhalten. Wie die vorliegende Studie zeigt, umfasst das kindliche Verständnis von Umweltschutz bereits alle vier dieser Bereiche. Am deutlichsten ist bei Kindern das Abfallverhalten mit dem Umweltschutzbegriff verknüpft. Die Konsequenzen des Verhaltens für die Umwelt sind hier am eindrucksvollsten zu vermitteln. So ist für ein Kind ein in der Natur liegendes BonbonPapier einfacher als Umweltverschmutzung zu erkennen, als beispielsweise der Anteil an CO2, der durch die Abgase von Autos oder Flugzeugen entsteht. Neben Müllentsorgung und Müllvermeidung und der Minimierung des Autofahrens verbinden Kinder mit Umweltschutz auch das Schützen von Pflanzen und Tieren und den sparsamen Umgang mit endlichen Ressourcen wie Strom und Wasser. Die Ergebnisse zeigen weiterhin, dass umweltgerechtes Verhalten bereits in verschiedener Form im Alltagsleben der Kinder verankert ist. Kinder sind hier vor allem im richtigen Umgang mit Abfall aktiv. Unterwegs und zu Hause wird Müll vermieden bzw. richtig getrennt entsorgt. Daneben steht, vor allem bei Schülern mit mittlerer und hoher Schulbildung, Stromund Wassersparen an der Tagesordnung. Für Erwachsene ist immer wieder zu beobachten, wie mühsam ein einmal eingeschliffenes Verhalten zu ändern ist – doch gerade jüngere Kinder sind in dieser Hinsicht noch viel offener für Änderungen von wenig umweltbewussten Verhaltensweisen und ebenso konsequenter in deren Umsetzung als Erwachsene. Dementsprechend geben nur sehr wenige der befragten Kinder an, nichts für die Umwelt zu tun. Vermittlung von Werten Menschen leben und entwickeln sich in sozialen Systemen: Familien, Peergruppen, Vereinen, Nachbarschaften, Kirchen und Gemeinden. In jedem System gelten Normen für die Zuordnung von Rechten und Pflichten. Moralische Normen werden unter anderem auch durch Beobachtung vermittelt (Bandura, 1971). Positive Vorbilder sind dabei meist Personen, die durch ihren Sozialstatus Macht oder Sanktionsgewalt haben, beliebt sind, über Ressourcen verfügen oder Sicherheit und Liebe gewähren (Freud, 1917/1998). Für die Vermittlung von Werten sehen Kinder genauso wie in der Vorgängerstudie allen voran die eigenen Eltern in der Verantwortung. Mit etwas Abstand werden Großeltern und andere Verwandte, Lehrer und Freunde genannt. Demgegenüber werden Politiker und Medien im Rahmen der Werteerziehung als am wenigsten hilfreich betrachtet. Im Einklang damit zeigen Hurrelmann et al. in der 1. World Vision Kinderstudie (2007), dass das Vertrauen von Kindern in Politiker generell gering ausgeprägt ist. Nur 27 Prozent der Kinder glauben, dass Politiker bei ihren Entscheidungen und bei den Wahlvorgängen an das denken, was Kinder beschäftigt. Die Mütter sehen sich bei der Vermittlung von Werten am stärksten selbst in der Verantwortung. Daneben erhoffen sich Mütter jedoch stärker als Kinder Unterstützung durch Großeltern und andere Verwandte sowie vor allem der Schule. Laut der Preschool-Studie des Egmont Ehapa-Verlags aus dem Jahr 2006 sind es vor allem Mütter, die sich dem Erziehungsstil mit der Bezeichnung "Geringer Fokus" und dem Leitsatz: "Ich habe viel mit anderem zu tun – bei der Erziehung müssen auch andere mit ran" zuordnen lassen. Diese, 3 häufig allein erziehenden oder berufstätigen, Mütter hoffen besonders darauf, einen Teil ihrer Erziehungsverantwortung an andere abgeben zu können. Im Vergleich zu den Ergebnissen aus 2006 zeigt sich aus Kindersicht eine deutliche Zunahme der Rolle von Lehrern und der Kirche. Daneben sind sich Kinder und Mütter einig darüber, dass Großeltern und andere Verwandte aktuell noch mehr in die Werteerziehung einbezogen gehören. Somit wird das Elternhaus noch weniger als in 2006 allein in die Verantwortung zur Persönlichkeitsentwicklung des Kindes genommen. Interesse von Kindern an sozialem Engagement Wenn es darum geht, sich für andere Menschen oder auch Dinge einzusetzen, sind Kinder generell gerne bereit, sich zu engagieren. Bereits im Kindesalter wird durch die Eltern gelernt, dass der Mensch als soziales Wesen daran interessiert ist, dass es ihm und anderen gut geht. In 2006 zeigten die Ergebnisse die stärkste Einsatzbereitschaft der Kinder, wenn es darum geht, Freunden zu helfen. Dies ist verständlich, denn Freunde haben nicht nur einen hohen Stellenwert im Leben von Kindern, sondern deren Probleme sind auch einfacher nachvollziehbar, da sie in der Regel die eigenen Alltagsprobleme betreffen. Das zweitgrößte Engagement zeigten Kinder in 2006 für Tiere. Die aktuellen Ergebnisse bestätigen das vergleichsweise stärkste Interesse der Kinder in diesen beiden Bereichen, jedoch zeigen beide nunmehr die gleiche Relevanz. Daneben ist Kindern soziales Engagement für Vereine sowie der Einsatz für ärmere oder hilfsbedürftige Menschen wichtig. Die geringste Involviertheit zeigt sich nach wie vor im sozialen Engagement in der Schule (z.B. als Klassensprecher, Vertrauensschüler) und im Umweltschutz. Trotzdem interessieren sich Kinder heute mehr für eine Unterstützung von Hilfsorganisationen wie z.B. Greenpeace als noch vor 2 Jahren. Die momentane Diskussion um den Klimawandel hat ihre Wirkung gezeigt. Vor allem Geolino-Leser, aber auch mehr Realschüler und Gymnasiasten als Hauptschüler zeigen hier besonderes Interesse. Vermutlich sind diese Kinder besser über die Umweltproblematik informiert bzw. zeigen sich insgesamt offener und interessierter. Geschlechtsunterschiede im sozialen Engagement bestehen insofern, als dass Mädchen mehr als Jungen an einer Hilfe von anderen Menschen in schlechterer Lage interessiert sind. Somit zeigen Mädchen gemäß ihrer Geschlechtsrolle insgesamt ein stärkeres altruistisches Verhalten als Jungen, die sich eher für ein Engagement im eigenen (Sport-)Verein interessieren. Relevanz von Kinderrechten Spezielle Rechte für Kinder sind Kindern in Deutschland sehr wichtig. Dabei werden vor allem ein Aufwachsen ohne Gewalt und der Schutz von Kindern in Kriegsgebieten als besonders wichtig erachtet. Beide Rechte sind mit einem sehr ausgeprägten Angstbild verknüpft und deswegen besonders bedeutungsvoll für Kinder. Ältere Kinder im Alter von 11 bis 14 Jahren, bei denen das Verständnis für globale Zusammenhänge bereits stärker ausgeprägt ist, schätzen ein Aufwachsen in einer gewaltfreien Umgebung noch etwas wichtiger ein als jüngere Kinder. Das am drittwichtigsten eingestufte Recht – nämlich das Recht, spielen zu dürfen – ist dagegen vor allem für 6- bis 10-Jährige relevant. Dies wird verständlich, wenn man bedenkt, dass die Lebenswelt von Kindern dieses Alters sowohl räumlich als auch im Hinblick auf 4 Ihren Denkhorizont eingeschränkter ist. Das Recht, spielen zu dürfen, ist jüngeren Kindern also sehr wichtig, weil sie selbst mit dem Spielen die meiste Zeit verbringen. Die Relevanz von Kinderrechten ist in der Wahrnehmung der Kinder aktuell verglichen mit den Ergebnissen 2006 weitestgehend stabil bzw. tendenziell eher noch stärker ausgeprägt. Alles in allem geben die Ergebnisse zum Thema Kinderwerte, soziales Engagement und Kinderrechte Grund zu Optimismus: Wie bereits im Jahr 2006 stellen Kinder auch in 2008 Familie, Freunde sowie soziale und gesellschaftliche Aspekte in den Mittelpunkt ihres Wertesystems. Ängste der Kinder Wie die Ergebnisse zeigen, beschäftigen Kinder im Alter von 6 bis 14 Jahren eine Vielzahl ganz unterschiedlicher Ängste. Neben Ängsten vor bestimmten Tieren (vor allem Spinnen, Schlangen und Hunden) spielen existenzielle Ängste eine große Rolle. Hier stehen die Angst vor einem Krieg, vor Krankheiten und allgemein die Angst vor dem Tod im Mittelpunkt. Diese Arten von Ängsten werden in der vorliegenden Studie noch etwas häufiger von 11- bis 14Jährigen als von den 6- bis 10-Jährigen berichtet. Ängste vor der Bedrohung des eigenen Lebens kommen erstmalig ab dem 4. Lebensjahr auf. Erst dann umfasst der Vorstellungsraum des Kindes auch Vergangenheit und Zukunft und es erahnt die Begrenztheit des Lebens (Senckel, 2004). Noch viel früher bildet sich die Angst vor Verlust eines geliebten Menschen heraus. Die so genannten Verlustängste entwickeln sich bereits ab dem 5./6. Lebensmonat und steigern sich ab dem 8. Monat mit dem Beginn der Vorstellungskraft zur Angst vor Trennungssituationen (Trennungsangst) (Senckel, 2004). Die vorliegende Studie belegt Verlustängste über die gesamte Altersspanne 6-14 Jahre hinweg. Die befragten Kinder befürchten vor allem den Verlust der Eltern – konkret z.B. durch einen Verkehrsunfall oder Scheidung. Etwa ab dem 3. Lebensjahr, in dem das Kind schon über ein erweitertes Vorstellungsvermögen verfügt, sind weiterhin Ängste zu beobachten, die sich auf die äußere Realität der kindlichen Umgebung beziehen. In unseren Ergebnissen finden sich in diesem Zusammenhang – insbesondere noch bei der jüngeren Zielgruppe bis 10 Jahre – Ängste vor Dunkelheit, Gewitter, Hagel und Stürmen. Dazu kommen bei den Jüngeren Ängste vor übernatürlichen Phänomenen wie Gespenstern oder Vampiren. An dieser Stelle vermischen sich Fiktion (Eindrücke aus Erzählungen. Fernsehen, Computerspielen, Alpträumen etc.) und Realität. Die Gefahren der Phantasiewelt werden zu real erlebten Gefahren. Mit zunehmendem Alter verlieren sich jedoch Ängste vor übernatürlichen Phänomenen und weichen Ängsten vor tatsächlich gefährlichen Situationen oder Misserfolg. So zeichnet sich die Angst vor schulischem Misserfolg in den Ergebnisse vermehrt erst ab dem 11. Lebensjahr, also mit Ende der Grundschulzeit, ab. Ab diesem Alter nehmen auch Sorgen um Arbeitslosigkeit bzw. die Angst, keine Lehrstelle zu bekommen, zu. Mit der Angst vor einer möglichen Arbeitslosigkeit der Eltern leben dagegen Kinder aller Altersklassen – am häufigsten Kinder aus den Neuen Bundesländern. Konkrete Ängste vor aktuellen Bedrohungen wie Terror oder Umweltverschmutzung/ Klimawandel sind für Kinder bereits ein Thema, zeigen jedoch vergleichsweise geringe Werte. In der Literatur ist mitunter von Geschlechtsunterschieden im Angstempfinden von Kindern die Rede. Die vorliegende Studie zeigt im Wesentlichen gleiche Angstszenarien für Jungen wie Mädchen auf. Eine Ausnahme bildet die Angst vor Spinnen und Schlangen, die eher bei Mädchen anzutreffen ist. Jungen zeigen dagegen etwas mehr Angst vor schulischem Misserfolg als Mädchen. Dies wird verständlich, wenn man bedenkt, dass Jungen häufiger 5 wegen Regelverstößen diszipliniert werden Lernschwierigkeiten haben (Gilbert, 2000). und im Allgemeinen die größeren Wunsch-Schulfächer der Kinder 8 Prozent der von uns befragten Kinder wünschen sich das Fach Ernährung bzw. einen Koch- und Backunterricht spontan als Unterrichtsfach in der Schule. In der gestützten Anfrage sind über die Hälfte der Kinder der Auffassung, dass es Ernährungskunde als Schulfach geben sollte. Interesse zeigen an dieser Stelle vor allem die Mädchen. Im Zuge ihrer Geschlechtsrollenentwicklung orientieren sie sich eher am weiblichen Vorbild der Mutter, die in der Regel für Kochen und Backen im Haushalt zuständig ist und ihre Kenntnisse und Fertigkeiten auf diesem Gebiet tendenziell wichtiger findet, ihren Töchtern weiter zugeben. Wenn Kinder sich ein neuen Unterrichtsfach aussuchen dürfen, dann möchten sie sich in der Schule auch gerne mit dem beschäftigen, was sie in ihrer Freizeit am liebsten tun: Sport. Gemäß den geschlechtspezifischen Vorlieben ist dies für Jungen in der Regel Fußball, für Mädchen (Ballett-)Tanzen oder Reiten. Für viele sind auch ganz spezielle Interessensgebiete, mit denen Sie sich vielleicht bereits in Büchern, Zeitschriften und TV beschäftigen, ein Unterrichtsfach wert. Hier ist sind Gebiete wie Wissenschaft/Forschen, Kennen lernen anderer Kulturen oder Geschichte als Beispiele zu nennen. Themen wie ‚Natur’, ‚Tiere’ und ‚Pflanzen’ stehen sehr hoch in der Gunst der Kinder und werden nach sportlichen Fächern insgesamt am zweithäufigsten gewählt. Insbesondere bei den älteren Kindern ab 11 Jahren ist in diesem Zusammenhang auch ein Fach ‚Umweltschutz’ vorstellbar. Hier geht das Interesse über die Faszination der Tier- und Pflanzenwelt hinaus – hin zu einem Erlernen eines verantwortungsvollen Umgangs mit der Natur. Abschließend lässt sich also sagen, dass die Mehrzahl der 6- bis 14-Jährigen große Awareness für die Umwelt- und Ernährungsproblematik zeigt, bereits gut informiert ist und weiterhin mit Interesse und Neugier daran geht, Neues zu diesen Themen zu erfahren. Kommentierung durch Synovate. Synovate ist eines der expansionsstärksten internationalen Markforschungsunternehmen, tätig im quantitativen und qualitativen Bereich. Die Synovate GmbH mit Stammhaus in Wiesbaden / Rhein-Main-Gebiet und weiteren Niederlassungen in München und Hamburg gehört seit dem Februar 2002 zur Synovate-Gruppe mit Sitz in London, welche weltweit in über fünfzig Ländern auf allen Kontinenten agiert. 6 Literaturverzeichnis Bandura, A. (1971). Psychological Modeling: Conflicting theories. Chicago: Aldine & Aherton. De Haan, G. & Kuckartz, U. (1996). Umweltbewusstsein. Denken und Handeln in Umweltkrisen. Opladen: Westdeutscher Verlag GmbH Egmont Ehapa Verlag GmbH (Hrsg.) (2006). Preschool-Studie 2006. Berlin: Egmont Ehapa Verlag. Freud, S. (1998). Gesammelte Werke. Bd.11: Vorlesungen zur Einführung in die Psychoanalyse (9. Aufl.). Frankfurt: Fischer (Original: 1917). Gilbert, S. (2004). Typisch Mädchen! Typisch Junge! Praxisbuch für den Erziehungsalltag. München: dtv. Hurrelmann, K., Andresen, S. und TNS Infratest Sozialforschung (2007). 1. World Vision Kinderstudie. Frankfurt: Fischer Keller, M. & Edelstein, W. (1993). Die Entwicklung eines moralischen Selbst von der Kindheit zur Adoleszenz. In W. Edelstein, G. Nunner-Winkler & G. Noam (Hrsg.), Moral und Person (S. 307-334). Frankfurt/M.: Suhrkamp. Parker, J. G. & Gottmann, J. M. (1989). Social and emotional development in a relational context: Friendship interaction from early childhood to adolescence. In: T. J. Bernd & G. W. Piaget, J. (1932). Le jugement moral chez l'enfant. Paris: Alcan. Piaget, J. (1983). Das moralische Urteil beim Kinde. Stuttgart: Klett-Cotta. Senckel,B.(2004). Wie Kinder sich die Welt erschließen. Persönlichkeitsentwicklung und Bildung im Kindergartenalter. München: Beck Youniss, J. (1982). Die Entwicklung und Funktion von Freundschaftsbeziehungen. In: W. Edelstein & M. Keller (Hrsg.). Perspektivität und Interpretation (78-109). Frankfurt: Suhrkamp. 7