Die Werte der Kinder

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Die Werte der Kinder
Eine Zusammenfassung der Kernergebnisse
Hintergrund und Zielsetzung
Synovate Kids+Teens hat im Rahmen des Synovate Kids+Teens Sommerbus im Juni/Juli
2008 insgesamt 911 Kinder im Alter von 6 bis 14 Jahren repräsentativ für Deutschland zu
ihren Wertvorstellungen und Einstellungen befragt. Interviewer von Synovate Kids+Teens
besuchten die Kinder zu Hause, um sie face-to-face zu befragen. Parallel dazu wurde die
Meinung
der
Mütter
der
befragten
6bis
12-Jährigen
mittels
eines
Selbstausfüllerfragebogens erhoben. Bereits im Jahr 2006 fand eine repräsentative
Befragung von 908 Kindern im Alter von 6 bis 14 Jahren und den Müttern der 6- bis 12Jährigen mit ähnlicher Fragestellung statt. Somit besteht nun teilweise die Möglichkeit einer
Gegenüberstellung der Ergebnisse.
Inhalt der aktuellen Untersuchungen war erneut die Frage nach bedeutsamen Werten, der
Relevanz diverser Kinderrechte und dem Interesse an sozialem Engagement in
verschiedenen Bereichen. Neu hinzugekommen sind Fragen zum Umweltschutz,
Kinderängsten und dem Wunsch-Schulfach.
Die Wichtigkeit von Werten
Im Einklang mit den Ergebnissen aus 2006 sind Familie und Freunde nach wie vor mit
Abstand das Wichtigste im Leben von Kindern im Alter von 6 bis 14 Jahren. Hohe
Zustimmung erfahren auch die eng mit Familie und Freundschaft verknüpften Werte
Vertrauen, Geborgenheit und Zuverlässigkeit.
Die Eltern sind, gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten und angesichts mangelnder
gesellschaftlicher Rahmenbedingungen, die zentralen Bezugspersonen im Kindesalter und
geben, wie keine andere Instanz, Sicherheit, emotionale Unterstützung und Orientierung.
Mit Beginn der Pubertät erlangt die Peergroup eine immer größere Bedeutung.
Dementsprechend zeigen die Ergebnisse, dass Freundschaft, Ehrlichkeit und Vertrauen für
11- bis 14-Jährige wichtiger sind als für jüngere Kinder im Alter von 6 bis 10 Jahren.
Während den Jüngeren noch das Verständnis für das Konzept der engen Freundschaft fehlt,
haben die Älteren bereits Nähe und Vertrauen sowie gegenseitiges Verständnis und
Verlässlichkeit als Kriterien für eine Freundschaft gelernt (Freundschaftskonzept nach Keller
& Edelstein, 1993).
Weitere, für Kinder enorm relevante Werte sind Ehrlichkeit, Hilfsbereitschaft und
Gerechtigkeit. Dass sich bei Kindern bereits sehr früh ein entsprechendes
Gerechtigkeitsempfinden herausbildet, zeigt sich zum Beispiel darin, dass bereits 4- bis 5Jährige den Unterschied zwischen unmoralischem Handeln (z.B. andere schlagen, etwas
stehlen) und Verstößen gegen Konventionen (z.B. Tischmanieren, Regeln der Begrüßung,
Kleidungsvorschriften) kennen. (Piaget, 1932/1983).
Die Leistungsbereitschaft ist für Kinder, möglicherweise bedingt durch die momentan
schwierige soziale Lage, nach wie vor genauso relevant, wie z.B. Gerechtigkeit oder
Hilfsbereitschaft.
Demgegenüber zeigen materielle Werte wie Geld und Besitz eine vergleichsweise geringere
Bedeutung, wenngleich sie für Jungen noch etwas bedeutsamer sind als für Mädchen.
Dieser Geschlechtsunterschied ist sicher mitbedingt durch die Vorbildfunktion des Vaters,
der in der Geschlechtsrollenentwicklung des Sohnes eine zentrale Rolle einnimmt. Der Vater
wird als Repräsentant der Familie in der Außenwelt gesehen und somit eher als die Mutter
(Repräsentant für die Familienwelt) mit Geld und Besitz von Statussymbolen verknüpft.
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Insgesamt werden Leistungsbereitschaft, Pflichtbewusstsein und Schulerfolg nach wie vor
ernster genommen als der alleinige Wunsch nach Geld und Besitz. Kinder im Jahr 2008
zeigen demnach eine äußerst realistische Einstellung und sind sich sehr wohl bewusst, dass
man für das tolle Auto oder das schöne Haus auch selbst arbeiten muss, wofür wiederum
eine gute Ausbildung Voraussetzung ist.
Einen geringen Zuwachs gegenüber den Ergebnissen aus 2006 zeigt die Bedeutung des
Umweltschutzes. Sowohl bei Kindern als auch bei Müttern wird aktuell etwas mehr Wert auf
Umweltschutz gelegt als noch vor 2 Jahren. Die aktuellen Diskussionen zum Klimawandel
und zahlreiche Schreckensmeldungen in den Nachrichten haben offenbar bereits einen
Einstellungswandel bei Eltern eingeleitet, der sich auch auf die Kinder überträgt. Besonders
Geolino-Leser zeigen im Wissen um die Relevanz des Umweltthemas einen Vorsprung auf.
Verständnis von Werten
Toleranz
Wie die Ergebnisse weiterhin zeigen, haben Kinder ein recht gutes Verständnis von Werten.
Unter Toleranz verstehen Kinder – wie auch bereits in 2006 – zum einen die generelle
Akzeptanz anderer Meinungen, aber auch die Akzeptanz von Menschen anderer
Nationalität.
Freundschaft
Wie die Ergebnisse zeigen, ändert sich das Verständnis von Freundschaft mit
zunehmendem Alter des Kindes. So verstehen die befragten Kinder im Alter von 6 bis 10
Jahren unter Freundschaft vor allem ‚Miteinander spielen’ und ‚Zeit miteinander verbringen’.
Für die Älteren werden der Zusammenhalt und das Füreinander da sein, wie auch das
gegenseitige Vertrauen zum zentralen Gedanken von Freundschaft.
Diese Ergebnisse spiegeln sehr schön die wissenschaftlichen Freundschaftskonzepte wider.
Z.B. gehen Parker & Gottmann (1989) davon aus, dass Freundschaften in der Vorschulzeit
durch körperliche Nähe und die gemeinsame Spielaktivität entstehen. Freunde sind
diejenigen, mit denen man spielt. In der mittleren Kindheit sind dann Zugehörigkeit und
soziale Akzeptanz ein wichtiges Entwicklungsthema und bestimmen die Freundschaften mit.
Nach Youniss (1982) sind Freundlichkeit und Unfreundlichkeit bei Kindern im Alter von 6-8
Jahren als symmetrische Reziprozität konzipiert: Man gibt dem anderen etwas und dieser
gibt dafür etwas zurück. Im Alter zwischen 9 und 11 Jahren kommt es zu einer qualitativen
Veränderung des Verständnisses von Freundschaft. Freundschaft wird dann von einem
Partner benötigt, vom anderen gewährt. Eine Gegenleistung wird nicht unmittelbar verlangt.
Sie erfolgt erst dann, wenn der Andere hilfsbedürftig wird. Hilfe und Gegenleistung werden
hier nicht unmittelbar in der Gegenwart erforderlich – sondern sind über einen längeren
Zeitraum hinweg einlösbar. Ab einem Alter von 12-14 Jahren wird der Freund schließlich zu
jemandem, der einen besser kennt als die anderen und dem man sich offenbart.
Gegenseitiges Verstehen wird wichtiger als eine aktuelle Hilfeleistung.
Umweltschutz
Kinder begreifen bereits sehr deutlich, dass unsere Welt nicht heil ist. Sie wissen, dass
Menschen für ihre Bequemlichkeit bewusst Leben vernichten und die eigene
Lebensgrundlage zerstören. Dies macht Kindern Angst. Wenn Sie Eltern haben, die sie
ermutigen, sich zu engagieren und dies auch selbst vorleben, kann ihnen viel Angst
genommen werden.
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De Haan und Kuckartz (1996) differenzieren das Umweltverhalten nach unterschiedlichen
"Schwierigkeitsgraden", da sie davon ausgehen, es sei z.B. für viele Menschen schwieriger,
für den Weg zur Arbeit auf das Auto zu verzichten als Altpapier getrennt zu sammeln. Die
Autoren gehen davon aus, dass das Umweltverhalten in verschiedene Verhaltensbereiche
aufzuteilen ist: das Verkehrsverhalten, das Einkaufsverhalten, das Energieverhalten und das
Abfallverhalten.
Wie die vorliegende Studie zeigt, umfasst das kindliche Verständnis von Umweltschutz
bereits alle vier dieser Bereiche. Am deutlichsten ist bei Kindern das Abfallverhalten mit dem
Umweltschutzbegriff verknüpft. Die Konsequenzen des Verhaltens für die Umwelt sind hier
am eindrucksvollsten zu vermitteln. So ist für ein Kind ein in der Natur liegendes BonbonPapier einfacher als Umweltverschmutzung zu erkennen, als beispielsweise der Anteil an
CO2, der durch die Abgase von Autos oder Flugzeugen entsteht.
Neben Müllentsorgung und Müllvermeidung und der Minimierung des Autofahrens verbinden
Kinder mit Umweltschutz auch das Schützen von Pflanzen und Tieren und den sparsamen
Umgang mit endlichen Ressourcen wie Strom und Wasser.
Die Ergebnisse zeigen weiterhin, dass umweltgerechtes Verhalten bereits in verschiedener
Form im Alltagsleben der Kinder verankert ist. Kinder sind hier vor allem im richtigen
Umgang mit Abfall aktiv. Unterwegs und zu Hause wird Müll vermieden bzw. richtig getrennt
entsorgt. Daneben steht, vor allem bei Schülern mit mittlerer und hoher Schulbildung, Stromund Wassersparen an der Tagesordnung. Für Erwachsene ist immer wieder zu beobachten,
wie mühsam ein einmal eingeschliffenes Verhalten zu ändern ist – doch gerade jüngere
Kinder sind in dieser Hinsicht noch viel offener für Änderungen von wenig umweltbewussten
Verhaltensweisen und ebenso konsequenter in deren Umsetzung als Erwachsene.
Dementsprechend geben nur sehr wenige der befragten Kinder an, nichts für die Umwelt zu
tun.
Vermittlung von Werten
Menschen leben und entwickeln sich in sozialen Systemen: Familien, Peergruppen,
Vereinen, Nachbarschaften, Kirchen und Gemeinden. In jedem System gelten Normen für
die Zuordnung von Rechten und Pflichten. Moralische Normen werden unter anderem auch
durch Beobachtung vermittelt (Bandura, 1971). Positive Vorbilder sind dabei meist Personen,
die durch ihren Sozialstatus Macht oder Sanktionsgewalt haben, beliebt sind, über
Ressourcen verfügen oder Sicherheit und Liebe gewähren (Freud, 1917/1998).
Für die Vermittlung von Werten sehen Kinder genauso wie in der Vorgängerstudie allen
voran die eigenen Eltern in der Verantwortung. Mit etwas Abstand werden Großeltern und
andere Verwandte, Lehrer und Freunde genannt.
Demgegenüber werden Politiker und Medien im Rahmen der Werteerziehung als am
wenigsten hilfreich betrachtet. Im Einklang damit zeigen Hurrelmann et al. in der 1. World
Vision Kinderstudie (2007), dass das Vertrauen von Kindern in Politiker generell gering
ausgeprägt ist. Nur 27 Prozent der Kinder glauben, dass Politiker bei ihren Entscheidungen
und bei den Wahlvorgängen an das denken, was Kinder beschäftigt.
Die Mütter sehen sich bei der Vermittlung von Werten am stärksten selbst in der
Verantwortung. Daneben erhoffen sich Mütter jedoch stärker als Kinder Unterstützung durch
Großeltern und andere Verwandte sowie vor allem der Schule. Laut der Preschool-Studie
des Egmont Ehapa-Verlags aus dem Jahr 2006 sind es vor allem Mütter, die sich dem
Erziehungsstil mit der Bezeichnung "Geringer Fokus" und dem Leitsatz: "Ich habe viel mit
anderem zu tun – bei der Erziehung müssen auch andere mit ran" zuordnen lassen. Diese,
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häufig allein erziehenden oder berufstätigen, Mütter hoffen besonders darauf, einen Teil ihrer
Erziehungsverantwortung an andere abgeben zu können.
Im Vergleich zu den Ergebnissen aus 2006 zeigt sich aus Kindersicht eine deutliche
Zunahme der Rolle von Lehrern und der Kirche. Daneben sind sich Kinder und Mütter einig
darüber, dass
Großeltern und andere Verwandte aktuell noch mehr in die Werteerziehung einbezogen
gehören. Somit wird das Elternhaus noch weniger als in 2006 allein in die Verantwortung zur
Persönlichkeitsentwicklung des Kindes genommen.
Interesse von Kindern an sozialem Engagement
Wenn es darum geht, sich für andere Menschen oder auch Dinge einzusetzen, sind Kinder
generell gerne bereit, sich zu engagieren. Bereits im Kindesalter wird durch die Eltern
gelernt, dass der Mensch als soziales Wesen daran interessiert ist, dass es ihm und anderen
gut geht. In 2006 zeigten die Ergebnisse die stärkste Einsatzbereitschaft der Kinder, wenn es
darum geht, Freunden zu helfen. Dies ist verständlich, denn Freunde haben nicht nur einen
hohen Stellenwert im Leben von Kindern, sondern deren Probleme sind auch einfacher
nachvollziehbar, da sie in der Regel die eigenen Alltagsprobleme betreffen. Das zweitgrößte
Engagement zeigten Kinder in 2006 für Tiere. Die aktuellen Ergebnisse bestätigen das
vergleichsweise stärkste Interesse der Kinder in diesen beiden Bereichen, jedoch zeigen
beide nunmehr die gleiche Relevanz.
Daneben ist Kindern soziales Engagement für Vereine sowie der Einsatz für ärmere oder
hilfsbedürftige Menschen wichtig. Die geringste Involviertheit zeigt sich nach wie vor im
sozialen Engagement in der Schule (z.B. als Klassensprecher, Vertrauensschüler) und im
Umweltschutz. Trotzdem interessieren sich Kinder heute mehr für eine Unterstützung von
Hilfsorganisationen wie z.B. Greenpeace als noch vor 2 Jahren. Die momentane Diskussion
um den Klimawandel hat ihre Wirkung gezeigt. Vor allem Geolino-Leser, aber auch mehr
Realschüler und Gymnasiasten als Hauptschüler zeigen hier besonderes Interesse.
Vermutlich sind diese Kinder besser über die Umweltproblematik informiert bzw. zeigen sich
insgesamt offener und interessierter.
Geschlechtsunterschiede im sozialen Engagement bestehen insofern, als dass Mädchen
mehr als Jungen an einer Hilfe von anderen Menschen in schlechterer Lage interessiert sind.
Somit zeigen Mädchen gemäß ihrer Geschlechtsrolle insgesamt ein stärkeres altruistisches
Verhalten als Jungen, die sich eher für ein Engagement im eigenen (Sport-)Verein
interessieren.
Relevanz von Kinderrechten
Spezielle Rechte für Kinder sind Kindern in Deutschland sehr wichtig. Dabei werden vor
allem ein Aufwachsen ohne Gewalt und der Schutz von Kindern in Kriegsgebieten als
besonders wichtig erachtet. Beide Rechte sind mit einem sehr ausgeprägten Angstbild
verknüpft und deswegen besonders bedeutungsvoll für Kinder.
Ältere Kinder im Alter von 11 bis 14 Jahren, bei denen das Verständnis für globale
Zusammenhänge bereits stärker ausgeprägt ist, schätzen ein Aufwachsen in einer
gewaltfreien Umgebung noch etwas wichtiger ein als jüngere Kinder.
Das am drittwichtigsten eingestufte Recht – nämlich das Recht, spielen zu dürfen – ist
dagegen vor allem für 6- bis 10-Jährige relevant. Dies wird verständlich, wenn man bedenkt,
dass die Lebenswelt von Kindern dieses Alters sowohl räumlich als auch im Hinblick auf
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Ihren Denkhorizont eingeschränkter ist. Das Recht, spielen zu dürfen, ist jüngeren Kindern
also sehr wichtig, weil sie selbst mit dem Spielen die meiste Zeit verbringen.
Die Relevanz von Kinderrechten ist in der Wahrnehmung der Kinder aktuell verglichen mit
den Ergebnissen 2006 weitestgehend stabil bzw. tendenziell eher noch stärker ausgeprägt.
Alles in allem geben die Ergebnisse zum Thema Kinderwerte, soziales Engagement und
Kinderrechte Grund zu Optimismus: Wie bereits im Jahr 2006 stellen Kinder auch in 2008
Familie, Freunde sowie soziale und gesellschaftliche Aspekte in den Mittelpunkt ihres
Wertesystems.
Ängste der Kinder
Wie die Ergebnisse zeigen, beschäftigen Kinder im Alter von 6 bis 14 Jahren eine Vielzahl
ganz unterschiedlicher Ängste. Neben Ängsten vor bestimmten Tieren (vor allem Spinnen,
Schlangen und Hunden) spielen existenzielle Ängste eine große Rolle. Hier stehen die Angst
vor einem Krieg, vor Krankheiten und allgemein die Angst vor dem Tod im Mittelpunkt. Diese
Arten von Ängsten werden in der vorliegenden Studie noch etwas häufiger von 11- bis 14Jährigen als von den 6- bis 10-Jährigen berichtet. Ängste vor der Bedrohung des eigenen
Lebens kommen erstmalig ab dem 4. Lebensjahr auf. Erst dann umfasst der
Vorstellungsraum des Kindes auch Vergangenheit und Zukunft und es erahnt die
Begrenztheit des Lebens (Senckel, 2004).
Noch viel früher bildet sich die Angst vor Verlust eines geliebten Menschen heraus. Die so
genannten Verlustängste entwickeln sich bereits ab dem 5./6. Lebensmonat und steigern
sich ab dem 8. Monat mit dem Beginn der Vorstellungskraft zur Angst vor
Trennungssituationen (Trennungsangst) (Senckel, 2004). Die vorliegende Studie belegt
Verlustängste über die gesamte Altersspanne 6-14 Jahre hinweg. Die befragten Kinder
befürchten vor allem den Verlust der Eltern – konkret z.B. durch einen Verkehrsunfall oder
Scheidung.
Etwa ab dem 3. Lebensjahr, in dem das Kind schon über ein erweitertes
Vorstellungsvermögen verfügt, sind weiterhin Ängste zu beobachten, die sich auf die äußere
Realität der kindlichen Umgebung beziehen. In unseren Ergebnissen finden sich in diesem
Zusammenhang – insbesondere noch bei der jüngeren Zielgruppe bis 10 Jahre – Ängste vor
Dunkelheit, Gewitter, Hagel und Stürmen.
Dazu kommen bei den Jüngeren Ängste vor übernatürlichen Phänomenen wie Gespenstern
oder Vampiren. An dieser Stelle vermischen sich Fiktion (Eindrücke aus Erzählungen.
Fernsehen, Computerspielen, Alpträumen etc.) und Realität. Die Gefahren der Phantasiewelt
werden zu real erlebten Gefahren.
Mit zunehmendem Alter verlieren sich jedoch Ängste vor übernatürlichen Phänomenen und
weichen Ängsten vor tatsächlich gefährlichen Situationen oder Misserfolg.
So zeichnet sich die Angst vor schulischem Misserfolg in den Ergebnisse vermehrt erst ab
dem 11. Lebensjahr, also mit Ende der Grundschulzeit, ab. Ab diesem Alter nehmen auch
Sorgen um Arbeitslosigkeit bzw. die Angst, keine Lehrstelle zu bekommen, zu. Mit der Angst
vor einer möglichen Arbeitslosigkeit der Eltern leben dagegen Kinder aller Altersklassen –
am häufigsten Kinder aus den Neuen Bundesländern.
Konkrete Ängste vor aktuellen Bedrohungen wie Terror oder Umweltverschmutzung/
Klimawandel sind für Kinder bereits ein Thema, zeigen jedoch vergleichsweise geringe
Werte.
In der Literatur ist mitunter von Geschlechtsunterschieden im Angstempfinden von Kindern
die Rede. Die vorliegende Studie zeigt im Wesentlichen gleiche Angstszenarien für Jungen
wie Mädchen auf. Eine Ausnahme bildet die Angst vor Spinnen und Schlangen, die eher bei
Mädchen anzutreffen ist. Jungen zeigen dagegen etwas mehr Angst vor schulischem
Misserfolg als Mädchen. Dies wird verständlich, wenn man bedenkt, dass Jungen häufiger
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wegen Regelverstößen diszipliniert werden
Lernschwierigkeiten haben (Gilbert, 2000).
und
im
Allgemeinen
die
größeren
Wunsch-Schulfächer der Kinder
8 Prozent der von uns befragten Kinder wünschen sich das Fach Ernährung bzw. einen
Koch- und Backunterricht spontan als Unterrichtsfach in der Schule. In der gestützten
Anfrage sind über die Hälfte der Kinder der Auffassung, dass es Ernährungskunde als
Schulfach geben sollte.
Interesse zeigen an dieser Stelle vor allem die Mädchen. Im Zuge ihrer Geschlechtsrollenentwicklung orientieren sie sich eher am weiblichen Vorbild der Mutter, die in der Regel für
Kochen und Backen im Haushalt zuständig ist und ihre Kenntnisse und Fertigkeiten auf
diesem Gebiet tendenziell wichtiger findet, ihren Töchtern weiter zugeben.
Wenn Kinder sich ein neuen Unterrichtsfach aussuchen dürfen, dann möchten sie sich in der
Schule auch gerne mit dem beschäftigen, was sie in ihrer Freizeit am liebsten tun: Sport.
Gemäß den geschlechtspezifischen Vorlieben ist dies für Jungen in der Regel Fußball, für
Mädchen (Ballett-)Tanzen oder Reiten.
Für viele sind auch ganz spezielle Interessensgebiete, mit denen Sie sich vielleicht bereits in
Büchern, Zeitschriften und TV beschäftigen, ein Unterrichtsfach wert. Hier ist sind Gebiete
wie Wissenschaft/Forschen, Kennen lernen anderer Kulturen oder Geschichte als Beispiele
zu nennen.
Themen wie ‚Natur’, ‚Tiere’ und ‚Pflanzen’ stehen sehr hoch in der Gunst der Kinder und
werden nach sportlichen Fächern insgesamt am zweithäufigsten gewählt. Insbesondere bei
den älteren Kindern ab 11 Jahren ist in diesem Zusammenhang auch ein Fach
‚Umweltschutz’ vorstellbar. Hier geht das Interesse über die Faszination der Tier- und
Pflanzenwelt hinaus – hin zu einem Erlernen eines verantwortungsvollen Umgangs mit der
Natur.
Abschließend lässt sich also sagen, dass die Mehrzahl der 6- bis 14-Jährigen große
Awareness für die Umwelt- und Ernährungsproblematik zeigt, bereits gut informiert ist und
weiterhin mit Interesse und Neugier daran geht, Neues zu diesen Themen zu erfahren.
Kommentierung durch Synovate. Synovate ist eines der expansionsstärksten internationalen
Markforschungsunternehmen, tätig im quantitativen und qualitativen Bereich. Die Synovate
GmbH mit Stammhaus in Wiesbaden / Rhein-Main-Gebiet und weiteren Niederlassungen in
München und Hamburg gehört seit dem Februar 2002 zur Synovate-Gruppe mit Sitz in
London, welche weltweit in über fünfzig Ländern auf allen Kontinenten agiert.
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Literaturverzeichnis
Bandura, A. (1971). Psychological Modeling: Conflicting theories. Chicago: Aldine & Aherton.
De Haan, G. & Kuckartz, U. (1996). Umweltbewusstsein. Denken und Handeln in
Umweltkrisen. Opladen: Westdeutscher Verlag GmbH
Egmont Ehapa Verlag GmbH (Hrsg.) (2006). Preschool-Studie 2006. Berlin: Egmont Ehapa
Verlag.
Freud, S. (1998). Gesammelte Werke. Bd.11: Vorlesungen zur Einführung in die
Psychoanalyse (9. Aufl.). Frankfurt: Fischer (Original: 1917).
Gilbert, S. (2004). Typisch Mädchen! Typisch Junge! Praxisbuch für den Erziehungsalltag.
München: dtv.
Hurrelmann, K., Andresen, S. und TNS Infratest Sozialforschung (2007). 1. World Vision
Kinderstudie. Frankfurt: Fischer
Keller, M. & Edelstein, W. (1993). Die Entwicklung eines moralischen Selbst von der Kindheit
zur Adoleszenz. In W. Edelstein, G. Nunner-Winkler & G. Noam (Hrsg.), Moral und Person
(S. 307-334). Frankfurt/M.: Suhrkamp.
Parker, J. G. & Gottmann, J. M. (1989). Social and emotional development in a relational
context: Friendship interaction from early childhood to adolescence. In: T. J. Bernd & G. W.
Piaget, J. (1932). Le jugement moral chez l'enfant. Paris: Alcan.
Piaget, J. (1983). Das moralische Urteil beim Kinde. Stuttgart: Klett-Cotta.
Senckel,B.(2004). Wie Kinder sich die Welt erschließen. Persönlichkeitsentwicklung und
Bildung im Kindergartenalter. München: Beck
Youniss, J. (1982). Die Entwicklung und Funktion von Freundschaftsbeziehungen. In: W.
Edelstein & M. Keller (Hrsg.). Perspektivität und Interpretation (78-109). Frankfurt:
Suhrkamp.
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