1 Angststörungen Angst ist eine völlig normale Reaktion des Körpers auf belastende, bedrohende und/oder stressige Situationen. Angst rüttelt auf, macht wachsam. Angst trimmt unseren Körper auf Höchstleistung. Die typische Angstreaktion spielt sich in drei Ebenen ab, die körperliche Ebene, die Gedanken und die Verhaltensebene. Entsprechend kommt es zu typischen körperlichen Reaktionen wie z.B. Herzrasen, Schwitzen, Beschleunigung der Atmung bis hin zu Luftnot, Anspannung der Muskulatur, angstförderliche Gedanken wie z.B. „ich bin in Gefahr“, „es kann mir etwas schlimmes zustoßen“, Vermeidungs- und Fluchtverhalten. Bezüglich der Ausprägung dieser Reaktionen kann es individuell große Unterschiede geben. Für manche Menschen stehen die körperlichen Reaktionen im Vordergrund, für andere wiederum die Gedanken- oder die Verhaltensebene. Wann wird die Angst zum Problem? Ängste sind behandlungsbedürftig, wenn sie nicht mehr in Situationen auftreten, unangemessen lange, häufig und intensiv auftreten. Die Betroffenen finden in der Regel keine Möglichkeit zur Bewältigung der Angst. Die Angst wird als quälend empfunden und führt zu erheblichen Einschränkungen in unterschiedlichen Lebensbereichen. Welche Formen von Angststörungen gibt es? Angststörungen können in unterschiedlichen Formen auftreten wie z.B. Panikattacken, körperbezogenen Ängste, Ängste im Zentrum der Aufmerksamkeit zu stehen, von anderen Personen beobachtet zu werden, als ungeschickt aufzufallen, sich zu blamieren, Ängste bestimmte Situationen nicht verlassen zu können, hilflos zu sein und umzufallen oder andere spezifische Ängste wie vor Spinnen, Höhe, engen Räumen etc. Ängste können Auswirkungen auf das gesamte Leben der betroffen Person haben. Im Verlauf können als Folge von Angststörungen andere Erkrankungen wie z.B. Depressionen und Abhängigkeiten sowie Probleme im beruflichen und familiären Bereich entstehen. Therapie Die wichtigsten therapeutischen Ansätze bei Angststörungen bilden die Psychotherapie und die medikamentöse Behandlung. Die aktuellen Forschungsergebnisse zeigen, dass die Verhaltenstherapie, die auch im Klinikum Bad Pyrmont durchgeführt wird, bei Angststörungen als die effektivste Psychotherapieform zu sehen ist. Unser verhaltenstherapeutisches Konzept zielt auf Bewältigung der Ängste, der Reduktion des Vermeidungsverhaltens. Dazu werden mit den Betroffenen Erklärungsmodellen für die Entstehung und Aufrechterhaltung von Angsterkrankungen entwickelt. Als nächsten Schritt wird ein individueller Behandlungsplan erstellt, der u.a. die Durchführung von Angstexpositionen beinhaltet. In den Gruppentherapien werden Ansätze der gedanklichen Umstrukturierung vermittelt, die in den Einzelsitzungen vertieft und trainiert werden. Allgemeine Ziele unserer Behandlung sind die Bewältigung der Ängste, der Abbau von Vermeidungsverhalten sowie die Steigerung von Lebensqualität, Lebensfreude und Bewegungsfreiheit im Alltag. 2 Dieses Vorgehen führt zu einer stabilen Reduktion von Angst, einer Erweiterung des Verhaltensspielraums und zum Aufbau von Selbstwirksamkeit. Ergänzt wird dieses Therapieangebot durch gezielte Entspannungsmethoden (PMR, Atementspannung, Tai Chi), die Förderung von Kompetenzen und Aktivitäten sowie das Erlernen von neuen Strategien im Umgang mit belastenden Situationen z.B. im Rahmen von Depressionsbewältigungstraining, Problemlösetraining, Ergo- und Kunsttherapie, Sport- und Physiotherapie und Soziotherapie.