2505-Eph.6_1-4-Bestimmung_zur_Familie_hp

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25/05
Sonntag, 17. Juli 2005
Pfr. Michael Wanner
(im Rahmen des Gemeindebibelprogramms)
Thema: „Der Mensch und seine Bestimmung zur Familie“
Eph. 6,1-4
Liebe Gemeinde, liebe Freunde!
Am kommenden Freitag beginnt in Stuttgart die schwul – lesbische Veranstaltung „Christopher Street Day“.
Höhepunkt dieser Veranstaltung ist die Schwulenparade am 30. Juli. Groteskerweise steht die Veranstaltung
in diesem Jahr unter dem Thema „Familie heute“.
Sozialminister Andreas Renner, Schirmherr des Christopher Street Days bringt es fertig, die Veranstaltung
mit seiner Familienpolitik in Verbindung zu bringen. Er schreibt: „Das Motto der Veranstaltung ‚Familie heute’
will auf die Lebenswirklichkeit hinweisen, in der es auch homosexuelle Menschen mit Kindern gibt… Wo
immer die Sorge für Kinder verantwortungsvoll gelebt wird, ist es richtig, diesen Einsatz wertzuschätzen…
Dies gilt auch… für Väter und Mütter, die sich neu orientieren und ihr Leben mit einem gleichgeschlechtlichen
Partner oder einer Partnerin teilen. Im Vordergrund steht das Wohl der Kinder. Ihre Entwicklung zu
verantwortungsvollen Persönlichkeiten liegt in entscheidender Weise in den Händen der direkten
Bezugspersonen.“
Hier wird uns eine Haltung vor Augen geführt, in der jedes ursprüngliche Ideal von Familie preisgegeben
wird.
Weil der ursprüngliche Zustand der Familie mehr und mehr abhanden gekommen ist, wird der gegenwärtige
Ausnahmezustand zum Normalzustand erklärt. Alle Maßnahmen, die ergriffen werden, dienen nur dazu, sich
mit dem Istzustand zu arrangieren.
Die Verantwortlichen in Politik und Gesellschaft gehen von der jetzigen Situation der Familie aus und
verzichten völlig darauf, noch länger den Lebensentwurf Gottes der jetzigen Situation entgegenzusetzen.
Von der jetzigen Situation der Familie auszugehen hieße aber: Ich mache es mir im Salon der
untergehenden Titanic gemütlich und rede mir ein, dass es völlig normal ist, dass sich das ganze Schiff in
Schräglage befindet
Vom Lebensentwurf Gottes für die Familie auszugehen hieße dagegen: Ich mache auf die Rettungsarche
Gottes aufmerksam. Und ich versuche dann so schnell wie möglich vom falschen Dampfer umzusteigen
hinüber auf die Rettungsarche Gottes.
Der Lebensentwurf Gottes für die Familie gilt nicht nur für die Familien, in denen Vater und Mutter die
gemeinsame Verantwortung für ihre Kinder wahrnehmen, sondern auch für Menschen in unterschiedlichen
Lebensverhältnissen, wie zum Beispiel für alle Alleinerziehende.
Nachdem Paulus im Epheserbrief zunächst die Beziehung zwischen Mann und Frau thematisiert hat, denkt
er konsequent weiter und wendet sich jetzt der Eltern – Kind Beziehung zu. Er beschreibt den Mensch und
seine Bestimmung zur Familie.
Die Familie ist so etwas wie eine Minigemeinde. In der Familie soll durch die Eltern Gott für die Kinder
transparent werden. Sie sollen an ihrem Vater etwas davon sehen, was es heißt, dass Gott ein liebender
Vater ist. Sie sollen an ihrer Mutter etwas davon erleben, was es heißt, dass Gott wie eine Mutter
Geborgenheit gibt. Sie sollen in der Familie Versöhnung erleben und auch Veränderung aus der Kraft Gottes
heraus.
Die Familie ist eine Lebenszelle. Sie ist innerhalb einer Gesellschaft eine Zelle, in der Menschen „zu
tüchtigen Bürgern dieser und jener Welt“ (G. W. Hoffmann) heranwachsen.
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Die Familie ist eine Lebensschule. In dieser Schule lernen die Kinder für das Leben. Sie übernehmen
Wertmaßstäbe und Lebensprinzipien, die für das Leben wichtig sind. Die Eltern sind zugleich Lehrer,
Lebensberater und Seelsorger.
Und die Familie ist auch Praxisfeld. Hier können die Kinder in einem geschützten Raum den Ernstfall
ausprobieren und trainieren. Sie dürfen Fehler machen und können immer wieder von vorne beginnen.
Nun aber zu dem, was Paulus für die Familie wichtig ist. Er spricht zuerst einmal die Kinder an und dann
die Eltern. Er reduziert seine ganze Familienpolitik auf zwei Grundsätze: Ihr Kinder: Seid gehorsam euren
Eltern und Ihr Eltern: Erzieht eure Kinder
Ihr Kinder: Seid gehorsam euren Eltern
Der Gehorsam der Kinder gegenüber den Eltern wird von Paulus begründet. Er führt für den Gehorsam zwei
Begründungen an. Sie heißen: Seid gehorsam, weil das recht ist und: Seid gehorsam, weil das Zukunft hat.
Seid gehorsam weil das recht ist
„Ihr Kinder, seid gehorsam euren Eltern in dem Herrn, denn das ist recht.“
Gott hat ganz bestimmte Lebensordnungen geschaffen. An diese Ordnungen müssen wir uns halten,
damit das Leben gelingt. Am Anfang der Schöpfung herrschte Chaos. Es herrschte „Tohuwabohu“. In dieses
ungeordnete Chaos hinein sprach Gott sein Machtwort. Nun gehorchten die Elemente dem Machtwort Gottes
und es entstand eine Ordnung, in der sich das Leben entfalten konnte.
Wenn die Lebensordnungen Gottes nicht beachtet werden, entsteht Chaos, Tod und Untergang. Es ist
genauso wie bei allen anderen Ordnungen, die es gibt. Wenn Sie zum Beispiel das rote Signalzeichen einer
Ampel nicht beachten und bei rot über die Kreuzung fahren, müssen Sie die Konsequenzen tragen.
Die erste Aufgabe für die Erziehung wäre daher, dass die Kinder wissen, was recht ist. Sie müssen
einen ganz bestimmten Orientierungsmaßstab kennen lernen. Die Eltern entnehmen die Koordinaten für ihr
Leben aus Gottes Wort und vermitteln sie an ihre Kinder.
Danach müssen die Kinder lernen, zu gehorchen. Sie müssen den erlernten Orientierungsmaßstab und
das, was die Eltern ihnen sagen, umsetzen.
Bei unserer Jüngsten ist dieser Prozess noch nicht so weit fortgeschritten. Sie weiß in vielen Dingen genau,
was richtig ist. Aber sie wendet diesen Maßstab dann weniger auf sich selbst als auf andere an. So wird alles
kommentiert: „Papa: Vor dem Essen zuerst beten.“ „Papa, hast du die Hände schon gewaschen.“ Oder:
„Papa, du musst deinen Teller leer essen.“
Wichtig ist jetzt aber auch der Zusatz den Paulus bringt. Er spricht vom Gehorsam „in dem Herrn.“
Kinder sollen ihren Gehorsam an den Herrn binden. Sie gehorchen ihren Eltern, nicht nur um der Eltern
willen, sondern weil der Herr es so will. Manchmal werden sie um Gottes Willen eine unliebsame Bitte der
Eltern erfüllen oder um Gottes Willen etwas unterlassen, was den Eltern missfällt oder sie betrübt.
Es gibt Fälle, wo es für Kinder sehr schwierig ist, ihre Eltern zu ehren oder ihnen zu gehorchen.
Nämlich dann, wenn diese Eltern alles andere als gute Vorbilder sind. Aber auch in diesem Fall werden sie
ihre Eltern nicht deshalb ehren, weil sie so liebenswürdig und so vorbildlich sind, sondern weil Gott ihnen als
Eltern eine besondere Berufung, Stellung und Autorität gegeben hat.
Kinder, die ihre Eltern ehren und ihnen gegenüber Gehorsam üben, werden die Fehler ihrer Eltern bald
erkennen. Aber sie werden dieser Fehler nicht ständig erforschen, betrachten und analysieren, sondern
vielmehr die Fehler der Eltern zudecken und ihnen vergeben, was sie falsch gemacht haben.
Die Bibel liefert uns hier ein anschauliches Beispiel für diese Zusammenhänge. Wir lesen von Noah, der in
betrunkenem Zustand völlig nackt auf dem Boden lag. Einer seiner Söhne machte sich über den Vater lustig.
Die anderen aber näherten sich ihm rückwärts und deckten den nackten Vater mit einer Decke zu.
Der Zusatz „in dem Herrn“ beschränkt natürlich auch die Autorität der Eltern. Wenn Eltern von ihren
Kindern etwas verlangen, was nicht den Ordnungen Gottes entspricht, müssen sie den Gehorsam verweigern,
denn… „man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen“ (Apg. 5,29).
Seid gehorsam weil das Zukunft hat
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„‚Ehre Vater und Mutter’, das ist das erste Gebot, das eine Verheißung hat: ‚auf dass dir’s wohlgehe und du
lange lebest auf Erden’“.
Paulus spricht hier den biblischen Generationenvertrag an. Er macht deutlich: Was heute ausgesät wird,
werden wir morgen ernten. Die Kinder machen es ihren Eltern nach. Was sie bei ihren Eltern sehen,
übernehmen sie später für sich selbst.
Die Kinder werden die Prägungen, die sie von ihren Eltern übernommen haben, auch ihren Kindern
weitergeben. Wenn ihre Eltern an Kindern Freude gehabt haben und sich der Aufgabe der Kindererziehung
mit ganzem Herzen widmeten, werden sie ebenfalls eine Familie gründen und mehrere Kinder wollen.
Wenn die Kinder bei ihren Eltern beobachten, wie diese ihre Eltern im Alter gut versorgen und mit Liebe
und Respekt behandeln, werden sie es später genauso wieder mit ihren Eltern machen.
Wir könnten also sagen: Behandle deine Eltern so, wie du einmal später von deinen Kindern behandelt
werden möchtest.
Sie kennen ja vielleicht die Geschichte von der Familie und dem alten Opa. Eine Familie hatte den alten
Opa immer mit sich bei Tisch sitzen. Aber als der alte Opa schon mal aus Versehen den Teller auf den
Boden warf und die Suppe häufig verkleckerte, musste er für sich alleine essen und damit nicht viel passieren
konnte, bekam er einen Holznapf und einen Holzlöffel zum Essen. Eines Tages sahen die Eltern eines ihrer
Kinder auf dem Boden sitzen und an einem Stück Holz herumschnitzen. „Was machst du“? fragte der Vater.
Der Kleine: „Ich schnitze einen Holznapf, aus dem ihr essen könnt, wenn ihr so alt seid wie Opa.“ Was
glauben Sie, wie schnell die beiden Eltern den alten Opa wieder zu sich an den Tisch holten und ihm statt des
Holznapfes wieder einen normalen Teller hinstellten.
Ihr Eltern: Erzieht eure Kinder
Nach den Kindern werden die Eltern angesprochen: „Ihr Väter (oder Mütter), reizt eure Kinder nicht zum Zorn,
sondern erzieht sie in der Zucht (der Pädagogik) und Ermahnung (Disziplin) des Herrn.“
Erzieht eure Kinder! Die Eltern haben von Gott innerhalb der Familie eine Erziehungsaufgabe übertragen
bekommen. Sicherlich gibt es Notsituationen, die es nötig machen, dass beide Eltern arbeiten. Aber
grundsätzlich gilt, dass die Eltern eine Erziehungsaufgabe an ihren Kindern haben. Es kann niemals der
Normalzustand sein, dass diese Erziehungsaufgabe möglichst frühzeitig an Tagesmütter, Hausangestellte,
Kinderhorte oder Schulen abgegeben wird.
Paulus gibt nun zwei konkrete Hinweise, wie die Erziehung aussehen soll. Er sagt: Erzieht mit der
Pädagogik des Herrn und: Erzieht mit der Disziplin des Herrn.
Erzieht mit der Pädagogik des Herrn
Für die Erziehung gibt es klare Maßstäbe aus Gottes Wort. Dazu ließe sich viel sagen. Aber zur göttlichen
Pädagogik gehört auch, dass diese Maßstäbe ganz persönlich und individuell angewandt werden
müssen. Sie dürfen keine starren Prinzipien sein, die schablonenhaft allen Kindern übergestülpt werden und
dann nur zum Widerstand reizen.
Wir sehen bei Jesus, wie er seine Pädagogik ganz individuell auf die Menschen anwandte. Maria hat er mit
verständnisvoller Liebe behandelt. „Lasst sie. Was sie tut, ist recht.“ Wie geduldig war er mit dem
melancholischen Thomas. Er bekam Nachhilfeunterricht in Sachen Auferstehung. Jesus kam nach seiner
Auferstehung extra für ihn noch einmal zu Besuch. Oder ich denke an die große Herausforderung zu der
Jesus Petrus nach einer erfolglosen Nachtschicht ermutigte: „Fahr noch einmal hinaus. Wirf deine Netze noch
einmal aus.“
Jedes Kind ist ein Individuum. Und Individualität zeigt den Schöpferwillen und die Schöpferherrlichkeit
Gottes. Jeder Mensch muss jetzt Raum bekommen, seine besondere Eigenart, seine besonderen Gaben zu
entfalten. Die Eltern dürfen ihre Kinder nicht etwas aufzwängen, was nicht zu ihnen passt.
Die griechische Wendung für Erziehung heißt: „Zur Entfaltung bringen.“ Da ist an einen Gärtner gedacht,
der jede Pflanze individuell versorgt und sieht, wo etwas wächst und etwas aufbricht. Und das unterstützt er
und bringt er behutsam zur Entfaltung. Die Familie ist das Gewächshaus, in dem die unterschiedlichsten
Pflänzchen Gottes gedeihen sollen.
Erzieht mit der Disziplin des Herrn
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Die ganze Familie unterstellt sich der Disziplin des Herrn. Sie betrachtet sein Wort als Maßstab und
Autorität. Die Eltern sorgen dafür, dass das, was Gott will, in der Familie umgesetzt wird.
Es darf nicht so sein wie bei dem biblischen Eli. Er wusste, dass seine Söhne Dinge taten, die Gott nicht
gefielen. Aber er ließ sie machen und brachte nicht die Disziplin auf, sich seinen Söhnen zu widersetzen. Von
Eli sagte Gott: „Du ehrst deine Söhne mehr als mich“ (1. Sa. 2,29).
Die Familie ist ein großartiges Übungsfeld. Nirgendwo gibt es so viele Konflikte. Es gibt aber auch
nirgendwo einen so guten Raum, in dem diese Konflikte aufgearbeitet werden können wie in der Familie.
Nirgendwo kann das so gelebt werden, was der Herr uns an Möglichkeiten anvertraut hat: Versöhnung,
Kommunikation, Teamfähigkeit, Leitung, Dienst, Verzicht, Unterstützung und vieles andere.
Zur Disziplin des Herrn gehört auch, dass eine Familie regelmäßige Ordnungen kennt. Regelmäßige
Ordnungen des geistlichen Lebens wie die tägliche Andacht am Morgen, das Gebet bei Tisch oder den
regelmäßigen Gottesdienstbesuch am Sonntag. Regelmäßige Ordnungen aber auch bei Mahlzeiten, bei
Festen oder in der Freizeitgestaltung.
Aber auch hier, im Bereich der Disziplin ist die Gefahr da, dass der Bogen überspannt wird und die Kinder,
wie Paulus sagt, „zum Zorn gereizt“ werden.
Jedes Kind braucht auch einen Bereich der eigenen Freiheit, in dem es aus eigener Motivation und aus
eigenem Entschluss heraus bestimmte Dinge tut. Jedes Kind muss lernen, eigene Willensentscheidungen zu
treffen, eigene Verantwortung zu übernehmen und eigene Erfahrungen zu machen.
Daher ist der beste Dienst in der Erziehung der Gebetsdienst.
Wir müssen in der Familie füreinander beten. Auch das gehört zur Disziplin des Herrn. Ich selbst habe in einer
schwierigen Phase meiner Jugendzeit gemerkt, wie ich durch das Gebet meiner Eltern vor bestimmten Dingen
zurückgehalten wurde. Es war wie ein starkes Gummiband an meinem Rücken, das mich immer wieder
zurückzog und mich vor Dummheiten bewahrte.
Im Gebet können wir danken für unsere Kinder. So lernen wir zugleich, ihre Gaben und Stärken zu entdecken
und sie so zu nehmen, wie sie sind.
Wichtig ist auch das befreiende Gebet, durch das wir unsere Kinder von Belastungen und Bindungen lösen,
in die sie möglicherweise verwickelt sind. Es ist denkbar, dass Kinder von den Vorfahren belastet sind, z.B.
von solchen, die okkulte Praktiken betrieben haben.
Und wichtig ist auch das segnende Gebet, dass wir in der Familie einander segnen und einander all das
zusprechen, was Gott für uns an Lebensmöglichkeiten bereitstellt.
Wir hörten vom Mensch und seiner Bestimmung zur Familie. Dazu gehört das Wort an die Kinder: Seid
gehorsam euren Eltern. Seid gehorsam, weil das recht ist und: Seid gehorsam, weil das Zukunft hat. Und
dazu gehört auch das Wort an die Eltern: Erzieht eure Kinder. Erzieht mit der Pädagogik des Herrn und:
Erzieht mit der Disziplin des Herrn.
Der Herr segne euch. „Er segnet, die den HERRN fürchten, die Kleinen und die Großen. Der HERR segne
euch je mehr und mehr, euch und eure Kinder! Ihr seid die Gesegneten des Herrn, der Himmel und Erde
gemacht hat“ (Ps. 115,13-15).
Amen.
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