Glaubensgehorsam – Merkmal von Sekten

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Blinder Glaubensgehorsam – Kernmerkmal von Sekten
Das neuapostolische ‚Gnaden- und Apostelamt’ sieht sich in einer sakramental legitimierten Mittlerschaftsrolle zwischen Gott
und den Menschen. Da Gott nicht direkt vom Himmel herunter spricht, braucht er anscheinend menschliche Mittler, welche in
allen Glaubens- und nicht selten auch Lebensfragen verbindliche Antworten und Heilsvorschriften erlassen und so zu
Botschaftern eines Gottesbildes werden, das in voraufklärerischer Manier mittels seinen Glaubensverwaltern ein
feudalherrschaftliches Regime errrichtet hat, welches für Heil und Erlösung absoluten Gehorsam in die menschlichen Mittler
einfordert. Da diese Mittlerschaft aber gleichzeitig menschlicher Natur ist, mit ihren Fehlern, Schwächen und Gebrechen usw.,
muss dieser Gehorsam als sog. ‚Glaubensgehorsam’ auftreten, er muss, mit anderen Worten, unter Glaubenszwang gestellt
werden, weil sein angeblicher Urheber – Gott – ja eben leider nicht als sicht- und ansprechbarer Partner gegenüber dem
Menschen auftritt. Somit scheint jede Art von Glaubensblindheit ebenso gerechtfertigt wie ihre Einforderung seitens eines
Mittleramtes, welches vorgibt, göttliche (An-)Ordnungen nur ebenso gehorsam und dienstbeflissen weiterzugeben.
Was bei dieser Art von Zwangsglauben jedoch ganz geschickt unter den Teppich kritischer Betrachtung gekehrt wird: Jede Art
von Blindflugglauben an die Rechtmäßigkeit menschlicher Mittlerschaft setzt ja gerade das voraus, was in der Frage nach
wahren oder falschen Aposteln erst noch zu beantworten wäre. Wohin die Abkehr von der Vernunft führt, zeigt sich uns auf
allen Ebenen. An der Börse führt der typische Börsenglaube, dass jeder Börsenteilnehmer in Erfahrung bringen sollte, was die
anderen Börsenteilnehmer glauben, weil nur dieser Glaube Aussagekraft hätte in der Frage, wie der Markt sich entwickeln
würde, zu den absonderlichsten Spekulationsblasen. In faschistischen Staatssystemen führt der Glaube an die unbezweifelbare
Richtigkeit der Staatsführung dazu, dass selbst gräulichste Verbrechen mit einem Schulterzucken abgetan werden, weil 'die da
oben' schon wissen würden, was gut und richtig ist. In Naturreligionen führt der Glaube an die götterhafte Tradition der
jeweiligen Heilsgurus zu den unmenschlichsten Opferkulten. Das Gleiche gilt im Prinzip auch für Kirchensysteme, weil auch in
ihnen mit der Vorgabe des göttlichen Willens oder Ursprungs und unter dem Vorwand, diesen jederzeit auszuführen, jedes
vernünftige Denken ausgeschaltet wird. Wo immer wir hinblicken, immer ist die Ausschaltung des Denkens ursächlich
verbunden mit Tyrannei, Unrecht und Aberglauben.
Die von kirchlichen Glaubensfundamentalisten diesbezüglich oft zitierten Prophetenworte bezüglich des Verstehens göttlicher
Gedanken und Wege: „Soviel der Himmel höher ist denn die Erde, sind auch meine Gedanken höher denn eure Gedanken ..."
(Jes 55,9) – sicherlich eine der am meisten verwendeten und ebenso missinterpretierten Bibelaussagen – weisen bei näherer
Betrachtung in eine ganz andere Richtung. Eine, vor allem im Zusammenhang mit dem dogmatistischen Wundermittel
'Glaubensgehorsam' gerne verwendete Aussage, um menschliche Einwände, ohne sich auf erörternde und vielleicht gar die
Wahrheit ans Licht bringende Diskussionen einlassen zu müssen, grundsätzlich als null und nichtig abwerten zu können, was
auch meistens hervorragend gelingt, da jeglicher sinnvollen Argumentation der Boden unter den Füßen entzogen scheint. Ein
Gottesverständnis, das völlig an der Tatsache vorbeigeht, dass ein liebender Schöpfer und Vater immer darum bemüht sein
wird, sich seiner Schöpfung und seinen Geschöpfen gegenüber verständlich zu machen – ein ja bereits im Irdischen
beobachtbares Verhalten des Intelligenteren dem weniger Wissenden gegenüber ...!
So geht der Verdacht denn auch in eine Richtung gewisser kirchlicher Kreise, deren kirchenobrige Vertreter zu allen Zeiten
schon die Auffassung vertraten, dass, nachdem kirchliche Dinge die Gläubigen einfach nichts anzugehen hätten und sie das
eine oder andere auch nicht zu interessieren bräuchte, das einfache Fußvolk mangels ganzheitlich Heilig-Geistlicher-Sicht
gefälligst an die Richtigkeit kirchenobriger Entscheidungen zu glauben habe – ein Glaube, der freilich einem ganz anderen
Welt- und Menschenbild entspricht als jener, den Jesus eingefordert hatte. Insofern bringt der Begriff 'Glaubensgehorsam' in
der Tat das dahinter stehende Menschen- und damit letztlich auch Gottesbild richtig zum Ausdruck. Er zeichnet nämlich das
Bild eines gestrengen Herrschergottes, der eine Beziehung zu ihm nur über einen blinden Gehorsam aufrecht erhalten kann.
Dies aber ist geradewegs das Gegenteil dessen, was der Teilbegriff Glaube zum Ausdruck bringt, nämlich ein vertrauensvolles
Sich-fallen-Lassen im Bewusstsein, dass die Liebe Gottes einen Menschen niemals tiefer fallen lassen würde als in die Hand
Gottes selber hinein.
Leider ist die geradezu pathologische Überbetonung des Glaubensgehorsams, wie die jüngste Schneiderpredigt deutlich macht,
bis zu einem gewissen Grad ein typisch neuapostolisches Phänomen, da in dieser Kirche die Tendenz, Glauben und Gehorsam
untrennbar in einem völlig areligiösen und unbiblischen Kunstbegriff zu verbinden, am stärksten ausgeprägt sein dürfte. Dies
hängt u.a. damit zusammen, dass im Wesen der neuapostolischen Denkstrukturen sowohl der Glaubens- als auch der
Gehorsamsteil auf Vorstellungen basieren, die mit ihren eigentlichen Bedeutungen in der Religion nicht mehr viel gemein
haben. Vor allem der Glaubensbegriff ist seiner ursprünglichen und alleine auf Gott hin ausgerichteten Beziehungshaftigkeit
entledigt und zu einem gemeinschaftsspezifischen Kunstwort erhoben worden, bei dem der systemische Zusammenhalt im
Vordergrund steht und weniger eine persönliche Liebesbeziehung zu Gott. Damit aber reduziert sich auch der Gehorsamsteil
auf seine völlig stumpfsinnige Befehlsakzeptanz, wie sie in militaristischen Weltbildern zu Hause ist.
Insofern hat sich diese unglückselige Verquickung zu einem der typischen Sektenmerkmale entwickelt, da sich ihre
Vorstellungen von Gehorsam und Glauben vom Wesen her ebenso widersprechen wie Liebe und Gehorsam. Ein Glaube aus
Gehorsam ist ebenso unnatürlich und dem Wesen nach unecht wie eine Liebe aus Gehorsam, weil echte Liebe und echter
Glaube nicht nur keinen Zwang brauchen, sondern unter Zwang ihr eigentliches Wesen, welches in der Freiwilligkeit der
Hingabe besteht, verlieren. Glauben, ebenso wie Hoffnung und Liebe, baut auf und lebt von dieser Freiwilligkeit dessen, für
den sie Ausdruck eines seelischen Verlangens sind, hervorgerufen durch eine erfahrungsbezogene Glaub- und
Vertrauenswürdigkeit, die alleine Überzeugungskraft und damit Vertrauen schaffen kann. Glaubensgehorsam hingegen – und
das zeigt sein sektiererisches Machtpotenzial – macht aus der Bringschuld des Glaubenseinforderers bzw. des Glaubensobjekts
eine Holschuld der Gläubigen, die nun nicht um der Glaubwürdigkeit der religiösen Botschaft willen, sondern um des
Glaubenseinforderers willen zu glauben haben – völlig unabhängig davon, ob die Botschaft glaubwürdig ist oder nicht (denn
eine Botschaft wird nicht durch den Status dessen glaubwürdig, der sie von sich gibt).
Damit aber, und das ist entscheidend, wird Glauben instrumentalisiert für die Zwecke und Interessen von Menschen, denn nur
sie haben es nötig, Glauben über die Gehorsamsschiene einzufordern. Denn nun bestimmt der Glaubenseinforderer, welchen
Glaubensinhalten der Glaubensadressat Glauben schuldet. Der Glauben ist so Mittel zum Zweck, um die unterschiedlichsten
Gehorsamseinforderungen durchzusetzen. Ähnlich wie der oberflächlich als Tugend betrachtete Begriff des
Pflichtbewusstseins, ein Geschwister des Glaubensgehorsams, bei dem niemand im Voraus weiß, auf was die Pflicht jeweils
abzielt und wer sie formuliert oder definiert, weiß auch beim Glaubensgehorsam niemand im Voraus, welchen
Glaubensinhalten Gehorsam geleistet zu werden hat. Diese Art der Manipulation durch die Hintertür ist eines der gemeinsten
Mittel, um selbst aufrichtige und im Kern gute und liebevolle Menschen zu Handlangern des Unrechts und der Tyrannei zu
machen. Wenn man die Schweinerei merkt, ist es in aller Regel bereits zu spät und man ist längst selber schon Teil eines
kriminellen Systems.
Nicht zufällig bedeutet Glaubensgehorsam gemäß neuapostolischer Apostellehre die Übereinstimmung des individuellen
Glaubens mit der Lehre. Damit steht es, mit anderen Worten, für ein erzwungenes papageienhaftes Nachahmen dessen, was
kirchenamtliche Vorbeter den Gläubigen vorkauen oder zur Nachahmung empfehlen. Eine Analogie aus einem ähnlich
gestrickten Herrschaftsregime zeigt, was damit wirklich gemeint ist. Auf die Frage, was denn Nationalsozialismus eigentlich
sei, antwortete der Naziführer Martin Bohrmann seinem Sohn in geradezu überraschender Aufrichtigkeit: "Nationalsozialismus
ist der Wille des Führers." Dies lässt sich eins zu eins auf die Neuapostolische Kirche übertragen, denn auch hier gilt dieses
uneingeschränkte Gehorsamsprinzip: Neuapostolizismus ist der Wille des Stammapostels und der Apostel, der sich über die
von ihnen eingesetzten Amtsgaben kaskadenhaft nach unten ergießt.
Insofern hat er mit Glauben im christlich-jesuanischen Sinn absolut nichts mehr zu tun. Außerdem wird das Phänomen
'Glauben' – das eigentlich auf eine Beziehung zwischen Mensch und Gott abhebt, die durch Liebe und Vertrauen geprägt und
getragen sein sollte – genau dieser Eigenschaften beraubt und zu einem Totschlagargument gemacht, indem es gleich einem
Nullsummenspiel das Maß an Unglauben festlegt, welches sich aus dem jeweiligen Grad der Nichtakzeptanz mittlerschaftlich
verwalteter menschlicher Anordnungen, Vorschriften oder Reglementierung bemisst. So seiner Beziehungshaftigkeit beraubt
wird Glaube zur Zwangsjacke menschlicher Anordnungswillkür, auch wenn diese selber an den göttlichen Charakter dieses so
verstandenen Glaubenskonstrukts glaubt.
Aus diesem Grund ist jede Form von Glaubensgehorsam im Sinne eines konfessionellen Zwangsglaubens – nichts anderes sind
konfessionelle Glaubensvorschriften – ein Widerspruch gegen die Freiheit des Christenmenschen, der gerade in seiner Freiheit
eine tragfähige Gottesbeziehung aufbaut. Freiheit, und das sei nicht verschwiegen, liegt hier doch ein weiterer Grund für die
neuapostolische Beliebtheit des Glaubenshorsams begraben, kann sich immer nur segensreich entfalten, wo sie sich mit
Mündigkeit und Verantwortungsbewusstsein paart. Sonst verkommt sie zur libertären Diktatur der Interessen. Interessant ist es
nämlich zu beobachten, wann und wo der Glaubensgehorsam bevorzugt auftritt, nämlich dort, wo der Glaube an die eigenen
Fähigkeiten aberzogen oder nie anerzogen wurde. Wer sich in der einen oder anderen Frage nicht kompetent sieht, wer kein
Selbstwertgefühl, keine persönliche Reife und Kritikfähigkeit, und vor allem keine übergreifenden Erkenntnisse entwickeln
konnte bzw. durfte, dem bleibt in der Tat nichts anderes übrig, als sich wie ein kleines Kind den Anordnungen, Interessen und
Zwängen anderer zu fügen. Um diese Erniedrigung des menschlichen Selbstwertgefühls letztlich vertretbar und persönlich
akzeptabel zu machen, wird sie als vorbildhafte Demuts- und Gehorsamshaltung zur christlichen Tugend verklärt.
Es ist mit Sicherheit kein Zufall, dass neben dem Glaubensgehorsam und der Nachfolge, gerade die Demut und der sog.
'kindliche' Glaube einen über alle Erkenntnis und Erfahrung erhabenen Stellenwert haben in der Neuapostolischen Kirche. Man
will die Glaubensuntertanen bewusst unmündig halten, um sie so umso besser selbst auf solche Weiden führen zu können, wo
statt Gras Disteln und Dornen wachsen. Entbehrungs- und Überwinderzwänge statt Lebensfreude und Lebenslust, denn nur so
könne die Seele reifen für die himmlischen Freuden. Nur durch die rigorose Abkehr von der Weltlust – was immer dann in
diese Containermetapher gepackt werden soll – würde sie (erste) Auferstehung feiern können. Der Bräutigam Jesu wolle eine
'unbefleckte' Braut, will heißen eine Braut, die sich nicht mit den Kindern dieser Welt herumgetrieben und dabei jene Kritik
gelernt hat, die einem echten Gottes- und Königskind nicht ansteht. Das ist Grund und Zielausrichtung zugleich für alle
neuapostolischen Zwänge und Überwinderkämpfe. Und dazu braucht es einen Gehorsam, der nicht kritisch hinterfragt und
auch nicht zweifelt, sondern der tut, was ihm angeschafft oder sonst von ihm verlangt wird.
Auch wenn solches heute nur mehr hinter vorgehaltener Hand zugegeben wird, es war und ist zum Teil heute noch Teil jeder
neuapostolischen Sozialisation. Und es entsteht, wo kirchliche Kleingeister, welchen freiheitliches Denken und ein
verantwortungsvoller wissenschaftlicher Umgang mit der Bibel fremd sind, anhand von kulturell, religiös und sprachlich
dekontextualisierten Einzelperikopen (z.B. das Sohnesopfer Abrahams oder die Vernichtung der Rotte Korah etc.) suggeriert
bzw. als letzte Ausflucht in Diskussionen behauptet. Dass die diesen Geschichten und Legenden zugrunde liegenden Ursachen
ganz anderer Natur waren, als jene unterstellten, blenden all jene geflissentlich aus, die sich von ihren meist engstirnigen
Auslegungsvorstellungen Vorteile für ihre jeweiligen Glaubenssysteme (vgl. Band 2, Kapitel 5) versprechen. Glaubenssysteme,
die letztlich lediglich die engstirnig schwarzpädagogischen Ordnungsvorstellungen und Gottesbilder jener widerspiegeln, die
sie zu Glaubenssystemen machten und die unter dem Deckmäntelchen christlicher Geistlichkeit ihre Rolle als Systemagenten
weidlich unkontrolliert ausüben. Aber es gibt noch ein weiteres Werkzeug systemischer Kirchenführung.
Zu welchen lieblosen Gottesbildern der Automatismus von Gnadenwahl, Glaubensgehorsam und programmgemäß notwendiger
Würdigerweisung führt, zeigt sich gerade in der neuapostolischen Lehre auf vielfältige Weise. Die diktatorische
Geschlossenheit des Denkens, welches in solchen Glaubensgemeinschaften zu Hause ist und aus welchem geistige Ideen wie
jene eines einforderbaren Glaubensgehorsams geboren werden, lässt sich sehr trefflich mit einer Analogie aus dem
Pflanzenbereich schildern. Vor allem, weil diese Analogie auf gekanntem Glaubensboden wächst. Es geht um die völlig
missverstandene biblische Analogie, nach der Gott der Töpfer und wir Menschen der Ton wären (Röm 9,20-21 vgl. Gen 3,19;
18,27), ein Bild, in dem auf ganz subtile Weise Gott die Rolle eines mehr oder minder diktatorischen Machthabers
untergeschoben wird, während wir Menschen zu geist-, willen- und gedankenlosen Objekten der göttlichen Willkür degradiert
werden (Siehe dazu den vielsagenden Kommentar zur Fehrpredigt vom 10. März 2002 in Bielefeld:
http://www.glaubenskultur.de/artikel.php?id=95). Der Neurobiologe Gerald Hüther hat mit seiner Gärtneranalogie unsere
Augen geöffnet für die wahre Rolle, die ein solches Gottesbild in der Lehre und im Leben einer Glaubensgemeinschaft spielt.
Er stellt zwei unterschiedliche Gärtnervorstellungen vor, welche für das jeweilige Gottesbild stehen, mit dem
Glaubensgemeinschaften operieren. Da ist zum einen der hoch bezahlte Schlossgärtner. Eines seiner wichtigsten Werkzeuge ist
die Garten- bzw. Heckenschere. Mit ihr schneidet er die Büsche und Bäumchen in teilweise aberwitzige Formen und Gebilde.
Dabei schneidet er alleine nach seinen Vorstellungen und den Vorgaben der meist statusbesessenen Besitzer. Er fragt nicht
danach, was die Büsche oder Bäume empfinden, was ihnen gut täte oder was sie zum besseren Wachstum und zum Schutz vor
Stürmen oder Schädlingen bräuchten. Zum anderen ist da der liebevolle Hobbygärtner, der sich in seinem Garten nicht selbst
verwirklichen muss. Sein Anliegen ist in erster Linie das gesunde Wachstum der Pflanzen, an dem er sich wie ein Kind erfreut.
Aus diesem Grund hegt und pflegt er alle seine Pflanzen liebe- und aufopferungsvoll wie seine eigenen Kinder. Hinter diesen
Kontrastbildern stehen letztlich Glaubenssysteme, die im einen Fall frei machen für das Göttliche und im anderen Fall an
Menschen zu binden trachten. Freimachen für das Göttliche impliziert eine Kraft, welche jene eigene innere Umkehr
vollbringen lässt, ein Unterfangen, das zuvor so aussichtslos erschien.
Es ist unschwer zu erkennen, welchem Gottesbild und damit welcher Wachstums- und Entwicklungs- und zuletzt welcher
Freiwerdungsvorstellung sich hier vor allem die Neuapostolische Kirche verschrieben hat. Während die Bibel den Menschen
zum Ebenbilde Gottes einstuft, ein Bild, das nicht zuletzt die modernen Wissenschaften in unterschiedlicher aber auch
vielfältiger Weise belegen, zeigt die Töpfer-Ton-Analogie der neuapostolischen Glaubensgelehrsamkeit in großer Deutlichkeit,
wie sehr das besondere Auserwähltsein ihrer Gläubigen anstatt zu befreiender Selbstbestimmung und verantwortungsvoller
Glaubensmündigkeit zu erdrückender Würdigwerdungslast und obrigkeitshörigem Stillhalten geführt hat. Eigenschaften, die
jede Eigenverantwortung und Initiative und damit naturgemäß auch jegliches eigene Denken im Keim ersticken. Hier wird statt
SELBSTBEWUSST FREUDIGER ENTFALTUNGSKULTUR, die den Menschen in die Lage versetzt, selbstverantwortlich sein
Schicksal in seine eigenen Hände zu nehmen, WÜRDIG MACHENDE GEHORSAMSKULTUR (vgl. Frage Error! Reference
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Entwicklung notwendige Erfahrungskultur zuzulassen, greift selbst bei kleinsten Abweichungen von der vorgefertigten
Glaubensnorm die konservativistische Heckenscherenkultur (siehe den grundsätzlichen Weltbildvergleich in Band 2) eines über
allem stehenden Mastercontrollers. So wird Erwählung zur lebenshemmenden Zwangsjacke, weil alleine das mit dieser
Erwählung scheinbar implizit verbundene Sich-würdig-Erweisen oberste Glaubens- und Lebenspriorität hat. Gründlicher kann
der frohbotschaftliche Erlösungsgedanke nicht missverstanden werden.
Auszug aus meinem Werk: „Aus Gnaden erwählt …? – Fragen und Antworten für kritische Gotteskinder.“ (Band 1)
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