1 Systematik Füllmaschinen

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PACKAGING FACTS + TRENDS Branche „Getränke“
1.
Text Marktübersicht: Füllmaschinen für Flaschen und Dosen
Prof. Dr.-Ing. habil. Joachim Hennig, Dipl.-Ing. Gerd Künzel
Inhaltsverzeichnis zur Information:
1
Systematik Füllmaschinen.................................................................................... 3
2
Allgemeine Grundlagen ........................................................................................ 7
3
4
5
6
7
8
9
2.1
Behältertransport und Behälterhandling ........................................................ 7
2.2
Füllventilausführungen ................................................................................ 10
2.3
Vermeiden von Schäumen .......................................................................... 11
2.4
Vermeiden von Sauerstoffeintrag beim Füllen ............................................ 12
2.5
Vermeiden des Nachtropfens nach dem Füllen .......................................... 12
2.6
Zusatzeinrichtungen .................................................................................... 12
2.7
Trends bei den Abfüllverfahren ................................................................... 13
Messbecher-Füllmaschinen ............................................................................... 15
3.1
Einsatzgebiet .............................................................................................. 15
3.2
Arbeitsweise ................................................................................................ 15
Kolben-Füllmaschinen ........................................................................................ 17
4.1
Einsatzgebiet .............................................................................................. 17
4.2
Arbeitsweise ................................................................................................ 17
Normaldruck- / Schwerkraft-Füllmaschinen........................................................ 19
5.1
Einsatzgebiet .............................................................................................. 19
5.2
Arbeitsweise ................................................................................................ 19
Unterdruck- / Niedervakuum-Füllmaschinen ...................................................... 22
6.1
Einsatzgebiet .............................................................................................. 22
6.2
Arbeitsweise ................................................................................................ 22
Überdruck- / Gegendruck-Füllmaschinen ........................................................... 24
7.1
Einsatzgebiet .............................................................................................. 24
7.2
Arbeitsweise ................................................................................................ 24
Hochvakuum-Füllmaschinen .............................................................................. 26
8.1
Einsatzgebiet .............................................................................................. 26
8.2
Arbeitsweise ................................................................................................ 26
Dreikammer-Füllmaschinen ............................................................................... 28
1
9.1
Einsatzgebiet .............................................................................................. 28
9.2
Arbeitsweise ................................................................................................ 28
10
Zeit-Druck-Füllmaschinen ............................................................................... 30
10.1
Einsatzgebiet .............................................................................................. 30
10.2
Arbeitsweise ................................................................................................ 30
11
Volumenstrom-Durchflussmess-Füllmaschinen .............................................. 31
11.1
Einsatzgebiet .............................................................................................. 31
11.2
Arbeitsweise ................................................................................................ 32
12
Massestrom-Durchflussmess-Füllmaschinen ................................................. 35
12.1
Einsatzgebiet .............................................................................................. 35
12.2
Arbeitsweise ................................................................................................ 36
2
1
Systematik Füllmaschinen
Füllmaschinen sind Verpackungsmaschinen, die Füllgüter in genau bestimmbaren
Mengen in Packmittel einbringen. Sie sind nach zwei grundsätzlich unterschiedlichen
Prinzipen der Mengenzuteilung zu unterscheiden, in die Volumen-Füllmaschinen
und in die Wäge-Füllmaschinen. In Abb.1.1 ist eine Systematik der Füllmaschinen
für Flüssigkeiten und pastöse Güter auf der Grundlage der DIN 8740, Teil 2: „Begriffe
für Verpackungsmaschinen; Füllmaschinen“ dargestellt. Die Einteilung erfolgt nach
technischen Gesichtspunkten, gegliedert nach dem angewendeten Verfahren der
Mengenzuteilung. Die Hersteller verwenden für Ihre Füllmaschinen sehr
unterschiedliche Bezeichnungen, häufig werden sie kurz „Füller“ genannt.
Abweichend von in der Norm vorgegebenen Begriffsbestimmungen werden in der
Übersicht die vorzugsweise in der Praxis angewandten Bezeichnungen verwendetet.
Systematik Füllmaschinen für Flüssigkeiten und pastöse Güter
(auf der Grundlage der DIN 8740, Teil 2: “Begriffe für Verpackungsmaschinen; Füllmaschinen”)
Füllmaschinen
Volumen-Füllmaschinen
Dosier-Füllmaschinen
Niveau-Füllmaschinen
Gleich- oder Falldruck-Füllmaschinen
KolbenFüllmaschinen
EinkammerFüllmaschinen
Höhen-Füllmaschinen
Zeit-Druck-Füllmaschinen
DurchflussmessFüllmaschinen
DifferenzdruckFüllmaschinen
NormaldruckFüllmaschinen
UnterdruckFüllmaschinen
ÜberdruckFüllmaschinen
SchwerkraftFüllmaschinen
NiedervakuumFüllmaschinen
GegendruckFüllmaschinen
HochvakuumFüllmaschinen
DreikammerFüllmaschinen
Volumenstrom-Durchflussmess-Füllmasch.
Massestrom-Durchflussmess-Füllmasch.
( Magnetisch-induktive
Durchflussmesser )
( Coriolis-Massedurchflussmesser )
Zur Information befinden sich links bzw. unter den Bezeichnungen kursiv gedruckte marktübliche Bezeichnungen für die Füllmaschinen.
Abb. 1.1: Systematik der Füllmaschinen (Abb.: IKA Dresden)
Das Angebot an Füllmaschinen ist außerordentlich breit, es beruht auf
unterschiedlichen physikalischen Prinzipen und ist daher nicht einfach zu bewerten.
Ziel der Übersicht ist, einen Überblick über die am häufigsten eingesetzten
Füllmaschinen und ihre Anwendungsbereiche zu geben. Die Übersicht bezieht sich
hauptsächlich auf Füllmaschinen für vorgefertigte formstabile Packmittel in der
Getränkeindustrie, das sind vorzugsweise Flaschen und Dosen. Diese Behälter
können aus Glas, Kunststoff (PET, HDPE, PVC, ...) oder Metall hergestellt sein. In
der Abfülltechnik wird für die zu füllenden Packmittel als gebräuchliche Bezeichnung
der übergeordnete Begriff „Behälter“ verwendet.
3
Die (auf den nachfolgenden Seiten) in Abb. 1.2 und Abb. 1.3 dargestellten Tabellen
geben eine Übersicht über die Einsatzmöglichkeiten der Füllmaschinen, die
Bauarten, ihre Funktion, ihre Eigenschaften und die Anwendungsbereiche.
Entsprechend den unterschiedlichen Anforderungen an die Dosiergenauigkeit,
Dosiermenge, Produktbeschaffenheit und erforderliche Ausbringung hat jede dieser
Füllmaschinen bestimmte Verfahrensvorteile, die hier in Schwerpunkten dargestellt
sind.
In der in Abb. 1.4 gezeigten Tabelle sind Beispiele für die Anwendungsbereiche der
+
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+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
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+
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+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
VolumenstromDurchflussmessFüllmaschinen
MassestromDurchflussmessFüllmaschinen
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
WägeFüllmaschinen
+
+
+
+
+
+
+
DreikammerFüllmaschinen
HochvakuumFüllmaschinen
ÜberdruckFüllmaschinen
UnterdruckFüllmaschinen
+
+
Zeit-DruckFüllmaschinen
Bier
Cola
Desserts
Dressings
Essig
Honig
Joghurt
Ketchup
Likör
Limonade
Mayonnaise
Milch
Säfte, Moste
Sahne
Soßen
Sekt
Sirup
Speiseöl
Spirituosen
Tee
Wasser, gash.
Wasser, still
Wein
NormaldruckFüllmaschinen
Füllgüter
KolbenFüllmaschinen
Füllmaschinen
MeßbecherFüllmaschinen
Füllmaschinen in der Lebensmittel- und Getränkeindustrie dargestellt.
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
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+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
Abb. 1.4: Anwendungsbereiche der Füllmaschinen für Lebensmittel (Abb.: IKA Dresden)
Da die Wäge-Füllmaschinen vorzugsweise außerhalb der Getränkeindustrie zum
Einsatz kommen, werden sie nur im Rahmen der Systematik erörtert und deren
Einsatz in der Lebensmittelindustrie in den einschlägigen Tabellen dargestellt. Im
nachfolgenden Text wird auf die Darstellung weiterer technischer Einzelheiten
verzichtet.
4
Füllmaschinen
Volumen-Füllmaschinen (1)
Höhen-Füllmaschinen (auch: Niveau-Füllmaschinen)
UnterdruckFüllmaschine
n (auch:
Niedervakuum-Füllmaschinen)
ÜberdruckFüllmaschine
n (auch:
Gegen-druckFüllmaschinen)
HochvakuumFüllmaschine
n
DreikammerFüllmaschine
n
Mehrkammer-Füllmaschinen
NormaldruckFüllmaschine
n
Einkammer-Füllmaschinen
bis 72.000
bis 60.000
bis 72.000
bis 30.000
bis 72.000
Anzahl Füllstellen
16 - 192
16 - 192
16 - 192
12 - 100
16 - 192
Dosierbereich [cm³]
bis 5.000
bis 2.500
bis 3.000
bis 5.000
bis 2.500
Ausbringung [Beh./h]
Dosiergenauigkeit
Druck im
bis 1,3 mm
bis 1,0 mm
bis 1,0 mm
bis 1,0 mm
bis 1,3 mm
Umgebungs-
geringer
Überdruck
Umgebungs-
Überdruck
druck
Unterdruck
Umgebungs-
geringer
druck
Vorratsbehälter:
Druck im
Verpackungsmittel:
Dosieren und
druck
Überdruck
hoher
Überdruck
Unterdruck
Unterdruck
gleichem Druck in Verpackungsmittel
unterschied-
gleichem (und
und Vorratsbehälter
lichem Druck
Differenzdruck)
++
++
-
++
++
++
Füllen erfolgen bei:
Füllgutarten
++
+
-
dünnflüssig
dickflüssig
stückige Anteile
schäumend
gashaltig
++
+
+
-
++
+
++
++
typische
Essig
Fruchtsäfte
Bier
Ketchup
Bier
Beispielgüter
Fruchtsäfte
Milch
Säfte
Likör
Säfte
Milch
Sirup
Sekt
Parfums
Sekt
Spirituosen
Soßen
Softdrink
Sirup
Softdrinks
Wasser
Spirituosen
Wasser
Soßen
Wasser
Wein
Wein
Wein
Speiseöl
Wein
Heißabfüllung mögl.,
Heißabfüllung mögl.,
Heißabfüllung mögl.,
Heißabfüllung mögl.,
Heißabfüllung mögl.,
CIP-, SIP-fähig
CIP-, SIP-fähig,
CIP-, SIP-fähig,
CIP-, SIP-fähig
CIP-, SIP-fähig,
tropffreie Abfüllung
geringe Sauer-
tropffreie Abfüllung,
keine Sauer-
stoffaufnahme
schonendes Abfüllen
stoffaufnahme,
Vorteile
da Vakuum einstellbar Kein Rückgas aus
Behälter in Vorratsbehälter zurück
Einsatzgrenzen
Behälter müssen Maßbehälter sein
Behälter müssen Maßbehälter sein
Rückgas in Vorrats-
stabile Behälter erfor-
komplizierter
behälter zurück
derlich (kein PET)
Füller-Aufbau
Dosiereinrichtung für die Füllgüter: ++ gut geeignet, + bedingt geeignet, -- nicht geeignet;
Maximalwerte sind nicht kombinierbar
Abb.: 1.2: Einsatzmöglichkeiten der Füllmaschinen für flüssige und pastöse Güter (1) (Abb.: IKA
Dresden)
5
Füllmaschinen
Volumen-Füllmaschinen (2)
VolumenstromDurchflussmessFüllmaschinen
MassestromDurchflussmessFüllmaschinen
bis 36.000
bis 72.000
bis 36.000
MessbecherFüllmaschinen
Ausbringung [Beh./h] bis 120.000 Dosen
Wäge-
Durchflussmess-Füllmaschinen
KolbenFüllmaschinen
Dosier-Füllmaschinen
Zeit-Druck-
Füllma-
Füll-
schinen
maschinen
bis 36.000
bis 60.000
Anzahl Füllstellen
24 - 175
10 - 50
16 - 192
10 - 50
2 - 18
16 - 192
Dosierbereich [cm³]
bis 3.000
bis 1.000
bis 5.000
bis 1.000
bis 1.000
bis 5.000
± 0,2 %
± 0,2 bis 0,5 %
0,08 - 1 %
0,08 - 1 %
0,1 - 1%
± 0,2 %
Umgebungs-
Umgebungs-
Umgebungs-
Umgebungs-
Umgebungs-
Umgebungs-
Dosiergenauigkeit
Druck im
Vorratsbehälter:
Druck im
druck
druck
druck
druck
druck
druck
Umgebungs-
Umgebungs-
Umgebungs-
Umgebungs-
Umgebungs-
Umgebungs-
Verpackungsmittel:
Dosieren und
druck
druck
druck
druck
druck
druck
gleichem
gleichem
gleichem
gleichem
gleichem
gleichem
Druck
Druck
Druck
Druck
Druck
Druck
++
+
-
++
++
+
++
-
++
++
++
++
++
++
++
++
++
-
++
+
-
Füllen erfolgen bei:
Füllgutarten
dünnflüssig
dickflüssig
stückige Anteile
schäumend
gashaltig
typische
Essig
Honig
Johurt
Honig
Augentropfen
Dressings
Beispielgüter
Fruchtsäfte
Ketchup
Milch
Johurt
Dressings
Milchprodukte
Milch
Senf
Säfte
Lotionen
Milchprodukte
Reinigungsmittel
Pharmazeutika
Shampoo
Shampoo
Speiseöl
Parfums
Shampoo
Spirituosen
Soßen
Spülmittel
Spiritus
Säfte
Soßen
Wasser
Speiseöl
Suppen
Suppen
Wasser
Speiseöl
Vorteile
Einsatzgrenzen
Heißabfüllung mögl.,
sehr hohe Ge-
hohe Genauigkeit, hohe Genauigkeit, CIP-, SIP-fähig,
sehr hohe Ge-
hohe Genauig-
nauigkeit,
preisgünsiger,
CIP-, SIP-fähig,
keine beweg-
nauigkeit,
keit,
stufenlose
CIP-, SIP-fähig,
Heißabfüllung,
lichen Teile im
eichfähig,
einfacher Ventil-
Volumenverstell., Heißabfüllung mögl.,Volumenverstell.
Produktfluß,
einfache Füll-
aufbau
Rücksaugung -
Volumenverstell.
tropffreie Ab-
währ. Betr. mögl., unabhängig von
während Betrieb
unabhängig von
füllung,
unabhängig von
möglich,
Behälter und
ex-schutzfähig,
Druck, Temperatur Dichte u. Leitfä-
geringe Scher-
Füllguteigensch.,
CIP-, SIP-fähig,
und Dichte Füllgut, keit, keine be-
beanspruchung,
CIP-, SIP-fähig,
keine beweglichen weglichen Teile
preisgünstig
100%- Kontrolle,
umstellung
einschlüssen
Druck, Temp.,
Teile im Produkt-
im Produktfluß,
fluß,
ex-schutzfähig
Wechsel Meßbe- Füllgüter mit Luft- Leitfähigkeit Füllcher bei Format-
währ. Betr. mögl., Volumenverstell.
höhere Investi-
mengenverstell.,
geringe Anfahr- u.
Leerfahr-Verluste
Genauigkeit ab-
hohe Invest-
güter (> 20 µS/cm), tionskosten
ahängig vom
kosten, für nicht
keine Wasser-Öl-
Fülldruck und
standfeste Be-
Emulsionen
Füllgut
hälter ungeeignet
Dosiereinrichtung für die Füllgüter: ++ gut geeignet, + bedingt geeignet, -- nicht geeignet;
Maximalwerte sind nicht kombinierbar
Abb.: 1.3: Einsatzmöglichkeiten der Füllmaschinen für flüssige und pastöse Güter (2) (Abb.: IKA
Dresden)
6
2
Allgemeine Grundlagen
Füllmaschinen bestehen im Wesentlichen aus Zuführ-, Dosier- und Fülleinrichtungen
für das Produkt sowie aus den Transporteinrichtungen für die Behälter. Es gibt bei
allen Füllmaschinen-Grundtypen wichtige Funktionen, die vorweg behandelt werden.
2.1
Behältertransport und Behälterhandling
Wesentliche Unterscheidungsmerkmale aller Füllmaschinen für Flüssigkeiten und
pastöse Güter sind der zirkulare bzw. lineare Durchlauf der zu füllenden Behälter
durch die Maschine und die intermittierende bzw. kontinuierliche Arbeitsweise.

Rundläufer-Füllmaschinen: Entsprechend dem branchenüblichen
Sprachgebrauch wird in dem Beitrag für die zirkular arbeitenden
Füllmaschinen die Bezeichnung Rundläufer-Füllmaschine (abgekürzt
teilweise nur Rundläufer) einheitlich verwendet.
Die Rundläufer-Füllmaschinen, zumeist kontinuierlich arbeitend, werden
vorzugsweise im oberen Leistungsbereich eingesetzt. Besonders
hervorzuheben sind ihre kompakte Bauweise, auch bei hoher Anzahl von
Füllstellen, und dass es keine Überschwapp-Probleme bei hoher
Abfüllgeschwindigkeit gibt. Sie zeichnen sich durch eine für die hohe
Geschwindigkeit erforderliche sichere Einzelzentrierung der Behältnisse
zwischen Flaschenteller und Füllventil aus.
Behältertransport: Die zu füllenden Behälter werden über eine
Transporteinrichtung der Zuführschnecke (häufig auch als Einteilschnecke,
Einlaufschnecke oder Eintaktschnecke bezeichnet) zugeführt. Diese übergibt
die Behälter entsprechend dem Abstand der Füllstellen in den Einlaufstern. Der
rundlaufende Füllteil besteht aus einzelnen Hubtellern, den
Zentriereinrichtungen (den sog. Zentriertulpen) und den Außenführungen. Das
Oberteil des Füllers mit dem Vorratsbehälter (Ringkessel) und den Füllventilen
rotiert ebenfalls. Beim Hochfahren der Hubteller werden die Behälter an der
Mündung zentriert, dabei taucht das Füllrohr in das Behältnis ein. Eine
Fehlzentrierung ist damit so gut wie ausgeschlossen. Das Eintauchen der
Füllrohre wird entweder durch eine kurvengesteuerte Vertikalbewegung der
Hubteller oder der Füllventile bewirkt. Der rundlaufende Behältnistransport, die
7
Vertikalbewegung der Hubteller und der Zentriervorgang werden i. d. R.
mechanisch durchgeführt. Beim Aufsetzen des Füllrohres auf ein fehlerhaftes
Behältnis wird der Hubteller automatisch ausgerastet. Über einen Sensor am
Maschineneinlauf wird der Füllvorgang berührungslos ausgelöst. Jeder Behälter
löst seine Füllung aus bzw. „kein Behälter, keine Füllung“. Die Auslegung der
Füllkurve bestimmt den Füllverlauf z. B. Normal-, Boden- oder
Unterspiegelfüllung. Der Auslaufstern leitet die Behälter wieder auf eine
Transporteinrichtung, die die Behälter in der Regel zur Verschließmaschine
befördert.
Zur effektiven Umstellung auf andere Flaschenhöhen verfügen moderne Füller
meist über eine rechnergesteuerte Höhenverstellung. Rundläufer-Füllmaschinen werden in einem breiten Spektrum für höchste Ausbringungen
angeboten, diese betragen beispielsweise in der Getränkeabfüllung bis zu
120.000 Dosen pro Stunde (bei 0,33 l Inhalt mit 175 Füllstellen).
Nachteilig bei den Rundläufer-Füllmaschinen ist, dass eine größere Anzahl von
Flaschenformatteilen erforderlich sind: mindestens Einlaufschnecke,
Einlaufstern und Auslaufstern. Das erfordert höhere Investitionskosten und
gleichzeitig längere Rüstzeiten bei Flaschenformwechsel.

Geradläufer-Füllmaschinen: Entsprechend dem branchenüblichen
Sprachgebrauch werden in dem Beitrag für die linear arbeitenden
Füllmaschinen die Bezeichnung Geradläufer-Füllmaschine (abgekürzt
teilweise nur Geradläufer oder Linearmaschine) einheitlich verwendet.
Die linear arbeitenden Füllmaschinen, zumeist intermittierend arbeitend, sind
infolge des vergleichsweise geringeren technischen Aufwandes in der Regel
preisgünstiger und werden vorzugsweise im unteren und mittleren
Leistungsbereich eingesetzt.
Im Vergleich zu den Rundläufer-Füllmaschinen sind die Aggregate übersichtlich
und leicht zugänglich für Reinigung und Wartung in der Maschine angeordnet.
Besonders hervorzuheben sind die klare Gliederung des Grundaufbaus und die
Teilung in Funktionsbaugruppen, dies gewährleistet Flexibilität und rasche
Formatumstellung sowie kostengünstige Erweiterung für spezielle
Anforderungen. Diese Maschinen sind universell einsetzbar und können infolge
8
weniger Formatteile schneller und unkompliziert auf andere Behälter und
Füllgüter umgerüstet werden.
Behältertransport: Die Zuführung der Behälter erfolgt über eine einbahnige
Transporteinrichtung. Die seitlichen Behälterführungen als
Doppelstangenführungen aus Edelstahl oder als Flachführungen aus Kunststoff
sind auf die Formate einfach einzustellen. Die auf dem Transporteur stehenden
Behälter werden entweder durch eine Zuführschnecke in bekannter Weise auf
definierten Abstand gebracht oder ein Sperrensystem teilt ein Flaschenpaket in
eine der Füllstellenanzahl (mit 4, 6, 8, 10 oder 12 Füllventilen) entsprechende
Formation ab. Während des Stillstandes der Behälter erfolgen deren
Zentrierung, die Füllrohrbewegung und Füllung.

Behälterhandling: Abhängig vom Werkstoff der zum Füllen eingesetzten
Behälter kommen zwei grundsätzlich unterschiedliche Varianten des
Behälterhandlings in Abfüllanlagen zur Anwendung:
Glasbehälter und Dosen werden vorzugsweise auf Transporteinrichtungen
(Scharnierband-Kettenförderer, Transportbänder, ...) bzw. bei RundläuferFüllmaschinen auf Flaschentellern stehend befördert und
PET-Flaschen laufen in Lufttransporteuren am Halsring geführt durch die
Abfüllanlage. Durch das sog. Neckhandling lassen sich in den Füllern
verschiedene Flaschengrößen und –durchmesser ohne Formatteilwechsel nach
Programmänderung am Bediendisplay verarbeiten. Beim Abfüllen hängen die
Flaschen mit dem Halsring an einer Trägerplatte frei unter dem Füllventil. Eine
Spezialverriegelung sichert den erforderlichen Anpressdruck während des
Füllvorganges.
Formbehälter bzw. kleinere Behältern, die leicht umfallen oder ein
problematisches Stauverhalten (durch konische Formen) haben, werden in sog.
„Sklaven“ (auch als Transportschuhe oder „Pucks“ bezeichnet) mit größerer
Grundfläche eingesetzt und durchlaufen kippsicher die Abfüllanlage. Ein
weiterer Grund für die Verwendung von Sklaven mit gleichen
Außenabmessungen ist die Einsparung von Formatteilen oder
Formatwechselzeiten bei Verarbeitung von Behältern mit unterschiedlichen
Formen oder Abmessungen.
9
2.2
Füllventilausführungen
Füllventile sind abhängig vom Einsatzgebiet und von der Ausbringung teilweise sehr
kompliziert aufgebaute Baugruppen. Man unterscheidet Füllventile mit und ohne
Füllrohr. Die Füllventile werden entweder mechanisch durch Kurven von außen
während der Füllerrotation oder durch elektro-pneumatisch betätigte
Membranventile über Rechner unabhängig von der Füllerrotation gesteuert. Bei
diesen Füllventilen sind die Produktwege frei von Federeinbauten, das bietet
günstige Voraussetzungen für die Reinigung und Sterilisation im CIP-Verfahren. Der
für die Steuerung erforderliche Rechner ist im rotierenden Teil der Abfüllmaschine
integriert und kann, ohne Steuerimpulse über Schleifringübertrager zu senden, mit
den Ventilen kommunizieren. Die vorgegebenen Füllhöhen in den Behältern werden
entweder durch die Position des Rückgasrohrs oder durch eine elektrische Sonde
bestimmt.
In der Abb. 1.5 sind diese unterschiedlichen Füllventilausführungen für
Getränkefüller einschließlich der dazugehörigen firmeninternen Systematik
dargestellt.
Abb. 1.5: Füllventilausführungen und Firmensystematik (Abb.: KHS Maschinen- und Anlagenbau AG)
10
Bei rotierenden Füllern im Hochleistungsbereich werden die Flaschen in der Regel
auf dem Flaschenteller stehend angehoben und gegen die Zentriertulpe gepresst.
Die Zentriertulpe führt die Flasche gegen das Füllorgan und dichtet sie ab. Bei
Dosenfüllern wird meist das Füllventil auf den Behälter abgesenkt.

Füllventile mit Füllrohr: Für alle Füllguteigenschaften stehen geeignete
Füllrohrausführungen mit Querschnitten entsprechend den Behältermündungen
zur Verfügung, das sind beispielsweise: offenes Rohr für dickflüssige Produkte,
eingezogenes Rohr zur besseren Tropfenhaltung, Rohr mit ”Strahlbrecher”,
Rohr mit seitlichen Austrittsöffnungen zur Ableitung des Füllgutes an die
Behälterwandung oder Rohr mit sog. Füllkorb.
Füllventile mit langem Füllrohr arbeiten nach dem Prinzip der
unterschichtenden Füllung, d. h. das Füllgut läuft vom Flaschenboden her
turbulenzarm und damit schonend, schaumarm und mit geringer
Sauerstoffaufnahme (auch ohne Vorevakuierung) in die Flasche ein. Die
Füllhöhe wird beispielsweise durch eine in das Füllrohr integrierte Sonde
erfasst.

Füllventile ohne Füllrohr: Enge Flaschenmündungen setzen dem
Durchmesser der Füllrohre und damit der Abfüllgeschwindigkeit Grenzen.
Füllrohrlose Füllventile erlauben eine höhere Füllgeschwindigkeit, da sie fast
die gesamte Mündungsfläche der Behälter für den Füllguteinlauf nutzen
können. In der Praxis werden diese Füllventile im Gegensatz zum Füllventil mit
langem Füllrohr häufig als Füllventile mit „kurzem Füllrohr“ (beachte: das
sichtbare kurze Rohr ist kein Füllrohr, sondern das Rückgasrohr) bezeichnet.
Zur Vermeidung von Sauerstoffaufnahme bzw. Aufschäumen besitzen
füllrohrlose Füllventile Strahlmanschetten oder Drallkörper für die Ableitung des
Füllgutes an die Innenwand des Behälters.
2.3
Vermeiden von Schäumen
Die Ursache des Schäumens liegt im Eintrag von Luft in die Flüssigkeit oder in der
Entbindung von gelöstem Kohlendioxid. Um der Gefahr des Schäumens bei
gefährdeten Produkten zu begegnen, sind hohe Strömungsgeschwindigkeiten zu
vermeiden, vor allem Turbulenzen und freier Fall. Bei CO2-haltigen Flüssigkeiten
muss beim Füllvorgang ein Gegendruck aufgebaut werden.
11
Bei druckloser Befüllung kommen folgende Varianten zum Vermeiden von
Schäumen zur Anwendung: Verminderung der Geschwindigkeit durch Siebe in den
Fülldüsen, die die Flüssigkeit stauen. Zur Vermeidung des freien Falls wird die
Flüssigkeit beim Abfüllen mittels einer Strahlkrone gegen die Behälterwand gelenkt.
Das Einwirbeln von Luft kann vermieden werden, wenn sich die Füllspitze des
Füllrohres beim Befüllen unter dem Flüssigkeitsspiegel befindet. Der Nachteil einer
Benetzung der Füllspitze besonders bei klebrigen Flüssigkeiten wird vermieden,
wenn die Füllspitze beim Befüllen immer knapp oberhalb des Füllspiegels bleibt.
2.4
Vermeiden von Sauerstoffeintrag beim Füllen
Viele Flüssigkeiten, vor allem Getränke, sind sauerstoffempfindlich (alle Biersorten,
Wein oder Säfte), so dass ein Lufteintrag in die Flüssigkeit zu vermeiden ist. Dafür
dienen alle Maßnahmen, die ein Schäumen durch Lufteintrag vermeiden; weiterhin
das Vorbegasen des Behälters vor dem Befüllen durch Spülen oder
Evakuieren/Begasen oder das Spülen des Kopfraums mit neutralem Gas.
2.5
Vermeiden des Nachtropfens nach dem Füllen
Bei großen Füllrohrquerschnitten oder beim Abfüllen von zum Nachtropfen
neigenden Füllgütern kommen eine Reihe von spezifischen Lösungen zur
Vermeidung des Nachtropfens zur Anwendung. Am gebräuchlichsten sind ein kurzes
Rücksaugen am Ende des Füllvorgangs, ein konstanter Saugstrom an den Fülldüsen
oder ein zusätzlicher Verschluss am unteren Ende des Füllrohres. Speziell dafür
haben sich Füllspitzen mit seitlichen Austrittsöffnungen bewährt. Diese Füllspitzen
werden mechanisch oder pneumatisch betätigt und geben die Füllrohröffnung nur
während des Füllens frei.
2.6
Zusatzeinrichtungen
Die Füllmaschinen werden in Abhängigkeit von den unterschiedlichen Füllgütern zur
rationellen Anpassung an Kundenwünsche mit speziellen Zusatzeinrichtungen
ausgestattet. Neben den bereits ausführlich erläuterten speziellen Einrichtungen zum
Vermeiden von Schäumen, von Sauerstoffeintrag und von Nachtropfen beim Füllen
12
werden spezielle Zusatzeinrichtungen für fast alle Füllerarten angeboten, hierzu
gehören beispielsweise:

Separat angetriebenes Rührwerk zur Homogenisierung pastöser Produkte im
Vorratsbehälter.

Automatische CIP- bzw. SIP-Einrichtung für alle füllgutführende Teile.

Sauerstoffempfindliche Füllgüter, z. B. Wein können bei Bedarf unter
Schutzgasatmosphäre abgefüllt werden.

Fest installierte Schwalldüsen für eine selbsttätige Außenreinigung des Füllers.

Modem für Ferndiagnose, dokumentationsfähiges
Betriebsdatenerfassungssystem für Abfüll- und Produktionsstatistik.
2.7
Trends bei den Abfüllverfahren
Die aktuellen Trends in der Abfülltechnik wie die zunehmende aseptische Abfüllung,
das Abfüllen in Flaschen aus PET und die Produktinnovationen bei den Getränken
fordern eine hohe Flexibilität der Füller. Nachfolgend wird kurz aufgeführt, wie die
Anbieter von Füllmaschinen auf diese Forderungen des Marktes reagieren.
Mit der aseptischen Abfüllung von mikrobiologisch sensiblen Getränken und
Molkereiprodukten lässt sich ohne Zusatz von Konservierungsstoffen und ohne
Heißabfüllung außerhalb der Kühlkette eine lange Haltbarkeit der Lebensmittel
erzielen. Dazu dienen beispielsweise die Verfahren von zwei namhaften
Getränkemaschinenherstellern, die Kaltaseptische Abfüllung (das sog. PET-AseptVerfahren) und das ACF-Verfahren (Aseptic Clean Filling). Diese beiden Verfahren
vermeiden die Gefahr einer Kontamination des Füllgutes mit Keimen aus der
Umgebungsluft in Transferbereichen, wo unverschlossene Behälter mit oder ohne
Produkt transportiert werden. Das Kernstück dieser Abfüllanlagen besteht aus einem
Maschinenblock mit Rinser zur Desinfektion, Füller und Verschließer. Die Maschinen
sind in einem Reinraum der Klasse 100 aufgestellt. In dem Maschinenblock findet
das Entkeimen der PET-Flaschen durch kurzzeitiges Dämpfen oder alternativ das
Rinsen mit geeigneten Desinfektionslösungen statt. Anschließend wird die entkeimte
Flasche dem Füller zugeführt und unter Normaldruck gefüllt. Im Verschließer erfolgt
danach das Aufbringen der zuvor desinfizierten Verschlüsse.
13
Zukunftssichere Maschinenkonzepte zeichnen sich durch hohe Flexibilität aus. Die
Systeme müssen sich bei veränderten Marktanforderungen unkompliziert an
unterschiedliche Bedingungen anpassen lassen. Sie müssen sich z. B. rasch auf
unterschiedliche Behälter (Einwegbehälter, Mehrwegbehälter, Behälter aus Glas
bzw. aus PET und auf unterschiedliche Behältergrößen) umstellen lassen. Die PETFlasche wird aufgrund ihrer Vorteile im Vergleich zum Glas, wie Bruchsicherheit,
geringeres Gewicht und niedrigere Transportkosten in zunehmendem Maße in der
Getränkeindustrie eingesetzt.
Die Produktpalette wird immer breiter: neben den Klassikern wie Bier, Softdrinks,
Saft und Wasser greift der Verbraucher mehr und mehr zu neuen stillen und CO 2haltigen Getränken wie Refreshment-, Sport-, Energy-, Wellness- und HealthGetränken, Getränken mit Milch-, Joghurt- und Pflanzenanteilen, Tee und
Kaffeegetränken. Für die Abfüllung dieser unterschiedlichsten Getränke dient
beispielsweise die automatische Umstellmöglichkeit der Füller von Normaldruckauf Gegendruckfüllung bzw. auf die Option Einkammer- oder Dreikammerbetrieb.
Moderne Füllmaschinen werden mittlerweile vorzugsweise mit Servoantrieben
ausgestattet. In Verbindung mit der entsprechenden Steuerungssoftware ist
beispielsweise bei Füllern mit Durchflussmessern und Abfüllung in PET-Flaschen
„Formatwechsel per Knopfdruck“ praktisch ohne Umrüstzeiten möglich.
14
3
3.1
Messbecher-Füllmaschinen
Einsatzgebiet
Messbecher-Füllmaschinen (häufig auch als Maßfüller bezeichnet) sind geeignet für
die Abfüllung von stillen freifließende Produkten, wie Wasser, Frucht- und
Gemüsesäfte, Milch oder auch für zäher fließende Produkte wie z. B. Sirup in
Flaschen aus Glas oder Kunststoff.
Das Füllverfahren ist für die Kalt- und Heißabfüllung einsetzbar. Heißabfüllung erfolgt
bei über 60 °C; Warmabfüllung bei 18 bis 25 °C und die Kaltabfüllung bei 5 bis 10 °C.
Die Messbecher-Füllmaschinen erreichen eine hohe Dosiergenauigkeit bei
vergleichsweise einfachem Ventilaufbau. Nachteilig ist, dass bei Formatwechsel die
Messbecher in der Regel ausgewechselt werden müssen.
Wenn die Füllmaschinen mit geschlossenen Messkammern mit einer TranssonarNiveausonde ausgestattet sind, kann die Füllmenge am Bedientableau einfach
vorgewählt werden. Es können in diesem Fall auch gashaltige Füllgüter
rechnergesteuert exakt dosiert, und minimale temperaturbedingte
Volumenänderungen können während des Maschinenlaufs automatisch korrigiert
werden.
3.2
Arbeitsweise
Die Messbecher-Füllmaschinen gehören zu den Dosier-Füllmaschinen, diese teilen
eine bestimmte Füllmenge vor dem Einbringen in die Behälter ab. Die nach dem
Maßverfahren arbeitenden Messbecher-Füllmaschinen sind dadurch
gekennzeichnet, dass das Füllgut aus einem Vorratsbehälter in einem Messbecher
bestimmten Inhalts fließt und diesen füllt. Die abgemessene Füllgutmenge entleert
sich in die zu füllenden Behälter.
Füllvorgang: Gefederte Hubelemente heben die zu füllenden Behälter entweder
durch Abstützen am Flaschenboden oder bei leichten Kunststoffflaschen am Halsring
(das sog. Neckhandling) an das Füllventil. Ein oben offener beweglicher Messbecher
taucht so in den Flüssigkeitsspiegel des Vorratsbehälters ein, dass er sich füllen
kann. Der Messbecher wird durch den von unten an die Zentriertulpe gedrückten
Behälter nach oben geschoben. Dabei wird der Messbecherinhalt von der Flüssigkeit
im Vorratsbehälter getrennt und überflüssiges Füllgut läuft in den Vorratsbehälter
15
zurück. Der Inhalt des Messbechers fließt nach Öffnen des Auslaufventils durch die
Schwerkraft in den zu füllenden Behälter. Beim Absenken des Behälters schließt sich
das Füllventil und der Messbecher füllt sich erneut.
Um die Messbecher bei der Abfüllung unterschiedlicher Volumina nicht jedes Mal
wechseln zu müssen, sind verschiedene konstruktive Lösungen im Angebot.
Beispielsweise kann ein feststehender Messbecher mit Zu- und Auslaufventil durch
einen Kolben variabel ausgeführt sein oder die Bereitstellung der Füllmenge erfolgt in
einer schlanken Messkammer mit einer schwimmenden hochauflösenden
Transsonar-Niveausonde. Erreicht der Flüssigkeitsspiegel die an der Sonde
vorgegebene Füllhöhe, wird das Produkteinlassventil geschlossen und das Füllventil
geöffnet. Das Produkt fließt drucklos in den Behälter
Die erreichbare Dosiergenauigkeit liegt, in Abhängigkeit von Füllgut und Ausführung
der Dosiereinrichtung, bezogen auf das Abfüllvolumen, im Mittel bei 0,2 %.
Rundläufer-Füllmaschinen mit bis zu 192 Füllventilen für 0,5 Liter PET-Flaschen
werden für eine Ausbringung von bis zu 72.000 Flaschen pro Stunde angeboten.
Dosenfüllmaschinen für 0,33 Liter Dosen erreichen mit 175 Füllventilen bis zu
120.000 Dosen pro Stunde.
16
4
4.1
Kolben-Füllmaschinen
Einsatzgebiet
Kolben-Füllmaschinen sind für die Abfüllung von dünn- bis dickflüssigen Produkten
geeignet. Sie sind für eine umfangreiche Palette von dickflüssigen und pastösen
Produkten, vorzugsweise außerhalb der Getränkeindustrie einsetzbar. Sie reicht
uneingeschränkt von dünnflüssigen bis zu pastösen Gütern, teilweise auch mit festen
Bestandteilen, auch stark schäumende Güter lassen sich mit der Unterspiegelfüllung
zuverlässig abfüllen.
Kolben-Füllmaschinen besitzen eine hohe Flexibilität, sie sind für ein breites
Spektrum bezüglich der Füllgüter, Behälterarten und Ausbringung geeignet. Durch
den modularen Aufbau sind individuelle Kundenwünsche realisierbar. Die KolbenFüllmaschinen zeichnen sich weiterhin durch folgende Vorteile aus: die
Kolbendosierung arbeitet mit sehr hoher Dosiergenauigkeit, mit stufenloser
Volumeneinstellung, und die Dosierung ist durch die Füllgutrücksaugung ohne
Nachtropfen möglich. Bei Antrieb jeder einzelnen Pumpe durch einen Servomotor ist
die zentrale Verstellung des Pumpenhubes bzw. Feinjustierung einzelner Pumpen
über Touch-Screen-Bildschirme möglich. In Verbindung mit einer Kontrollwaage kann
das Dosiervolumen automatisch verstellt werden; im Gegensatz zu den HöhenFüllmaschinen müssen die zu füllenden Behälter keine Maßbehälter sein, und es
werden keine besonderen Anforderungen an die mechanische Festigkeit der
Behälter gestellt.
4.2
Arbeitsweise
Die Kolben-Füllmaschinen gehören zu den Verdränger-Füllmaschinen, die die
Füllmenge vor dem Einbringen in die Behälter durch volumenveränderliche,
oszillierende bzw. rotierende Verdrängersysteme abmessen. Bei den oszillierenden
Dosierpumpen wird das Füllgut durch einstellbaren Hub eines Kolbens innerhalb
eines Zylinders abgemessen. Die Dosiermenge wird durch den Querschnitt des
Zylinders und durch den Hub des Kolbens bestimmt. Das Füllgut wird intermittierend
ausgestoßen.
17
Da die Kolben-Füllmaschinen vorzugsweise außerhalb der Getränkeindustrie zum
Einsatz kommen, kann an dieser Stelle auf die Darstellung weiterer technischer
Einzelheiten verzichtet werden.
18
5
5.1
Normaldruck- / Schwerkraft-Füllmaschinen
Einsatzgebiet
Normaldruck-Füllmaschinen sind geeignet für die Abfüllung dünnflüssiger Produkte,
wie stilles Wasser, Essig, Milch, Spirituosen, Wein sowie Frucht- oder Gemüsesaft
mit und ohne Fruchtfleisch bzw. mit Feststoffanteilen, in Flaschen aus Glas oder
Kunststoff. Die Füller sind sowohl für die Heiß- als auch für die Kaltabfüllung
einsetzbar.
Die in ihrem Grundkonzept gleich aufgebauten Höhen-Füllmaschinen gewährleisten
eine hohe Dosiergenauigkeit infolge der heutzutage mit großer Genauigkeit
hergestellten Behälter. Diese Maßgefäße werden bis zu der einstellbaren Höhe exakt
mit dem vorbestimmten Volumen gefüllt. Zur Einhaltung präziser Füllhöhen ist in der
Regel die Korrektur der Füllhöhe bei laufender Maschine möglich. Zur Verbesserung
der Füllhöhengenauigkeit dient die Ventilsteuerung mit Schnell- und
Langsamfüllphase. Bei Füllern mit langem Füllrohr ist eine schonende
unterschichtende Füllung auch von zum Schäumen neigenden Produkten möglich.
Die mikrobiologische Sicherheit der Füller wird bei Rückführung der Luft in einen
separaten Kanal bzw. ins Freie verbessert. Hohe Hygieneansprüche werden durch
die automatische Reinigung im CIP-Verfahren bzw. durch die Sterilisierung mit
Dampf gewährleistet.
Die Normaldruck-Füllmaschinen zeichnen sich darüber hinaus infolge des
unkomplizierten Fülleraufbaus und der geringen Verschleiß- und Wartungskosten für
die Füllventile mit wenigen bewegten Bauteilen durch ein günstiges Kosten-NutzenVerhältnis aus.
5.2
Arbeitsweise
Die Normaldruck-Füllmaschinen gehören zu den Höhen-Füllmaschinen, diese
werden häufig auch als Niveau-Füllmaschinen bezeichnet. Allen HöhenFüllmaschinen ist gemeinsam, dass der Behälter als Maßgefäß dient. Die Behälter
werden bis zur vorbestimmten Füllstandshöhe gefüllt. Füller dieser Art gibt es in
verschiedenen Ausführungen, die sich im Wesentlichen durch die Anzahl der
Kammern, die Druckverhältnisse beim Abfüllen und die Prinzipe für die FüllhöhenSteuerung unterscheiden. Die Normaldruck-Füllmaschinen werden den Einkammer19
Füllmaschinen (auch als Gleich- oder Falldruck-Füllmaschinen bezeichnet)
zugeordnet, da der Druck im Behälter und im Vorratsbehälter beim Füllvorgang
immer gleich ist.
Die Normaldruck-Füllmaschinen (häufig auch als Schwerkraft-Füllmaschinen
bezeichnet) bringen das Füllgut durch die Schwerkraft nach dem GravitationsGleichdruck-Prinzip in die Behälter ein. Die Flüssigkeit fließt drucklos aus einem
unter atmosphärischen Druck stehenden Vorratsbehälter in die zu befüllenden
Behälter. Die Füllgeschwindigkeit wird durch die Fallhöhe und den
Füllrohrdurchmesser bestimmt. Die Füllhöhe in den Behältern wird durch spezielle
Einrichtungen konstant gehalten.
Füllvorgang: Die Behälter werden durch Hubzylinder von unten an die
Zentrierglocke und das Füllventil gepresst. Speziell bei Füllern für PET-Flaschen im
Neckhandling wird das Füllventil über eine kurvengeführte Führungsrolle auf den
Behälter gesenkt und an der Mündung abgedichtet. In den Behälter ragen nur das
Rückluftrohr bzw. ein Füllrohr mit innen liegendem Rückluftrohr, die die Füllhöhe im
Behälter bestimmen. Das Öffnen und Schließen der Füllorgane erfolgt durch die
Hubbewegung der Füllventile beim Aufsetzen auf die Behälteröffnung und beim
Abheben des Ventils nach Füllende. Die Flüssigkeit fließt aus dem unter
atmosphärischem Druck stehenden Vorratsbehälter (häufig als Ringkessel oder behälter bezeichnet) in die zu füllenden Behälter
Die im Behälter vorhandene Luft entweicht dabei durch das Rückluftrohr in den
Vorratsbehälter. Sobald der aufsteigende Füllgutspiegel das Rückluftrohr erreicht,
schließt beispielsweise eine Kugel den Rückluftweg. Damit ist der Füllvorgang
beendet und das Füllventil wird von der Flaschenmündung abgehoben und
geschlossen.
Normaldruck-Füllmaschinen werden auch für gesteuerte Füllgeschwindigkeit
angeboten. In der Langsamfüllphase kann zunächst das aus dem Behälter
verdrängte Gas nur über eine Drossel in den Rückgaskanal entweichen. Nach
einstellbarer Zeit wird für die Schnellfüllphase das Rückgasventil voll geöffnet.
Erreicht die Flüssigkeit die Sonde am Füllrohrende, wird nach einer variabel
einstellbaren Nachfüllzeit das Füllventil geschlossen.
Die von den Normaldruck-Füllmaschinen erreichbare Füllhöhenabweichung liegt,
abhängig vom Füllgut, bei bis zu 1,3 mm.
20
Normaldruck-Füllmaschinen werden vorzugsweise als Rundläufer für Glas- und
Kunststoffflaschen mit Füllvolumen im Maximum von bis zu 5 Litern angeboten.
Füller mit bis zu 192 Füllventilen für 0,5 Liter Flaschen erreichen eine maximale
Ausbringung von 72.000 Flaschen pro Stunde.
21
6
6.1
Unterdruck- / Niedervakuum-Füllmaschinen
Einsatzgebiet
Unterdruck-Füllmaschinen sind geeignet für die Abfüllung dünnflüssiger Produkte,
wie Milch, Wein, Spirituosen, Fruchtsaft ohne Fruchtmark, Essig und auch zäher
fließender Produkte, wie z. B. Sirup, Likör oder Speiseöl. Die Füller sind sowohl für
die Heiß- als auch für die Kaltabfüllung einsetzbar.
Neben den bekannten, für alle Höhen-Füllmaschinen geltenden Vorteilen, ist der
unkomplizierte Aufbau der Unterdruck-Füllmaschinen erwähnenswert. Das Verfahren
arbeitet ohne Tropfverluste.
6.2
Arbeitsweise
Die Unterdruck-Füllmaschinen (häufig auch als Niedervakuum-Füllmaschinen
bezeichnet) gehören zu den Höhen-Füllmaschinen. Zu Beginn des Abfüllvorganges
wird eine Verbindung zwischen dem unter niedrigem Vakuum (im Normalfall 300 bis
500 mm WS) stehendem Vorratsbehälter und dem zu befüllenden Behälter
hergestellt. Die Flüssigkeit fließt nach dem Druckausgleich durch die Schwerkraft in
die Behälter. Die Füllgeschwindigkeit wird durch die Fallhöhe und den
Füllrohrdurchmesser bestimmt. Die Füllhöhe in den Behältern wird durch Absaugen
überschüssiger Flüssigkeit konstant gehalten.
Füllvorgang: Die Behälter werden durch Hubzylinder angehoben und mit ihrer
Mündung gegen einen Dichtring des Füllventils gepresst, bzw. die Füllventile senken
sich durch ihr Eigengewicht auf die Behältermündung. Dadurch wird jeder Behälter
luftdicht abgeschlossen. Vor Beginn des Abfüllvorgangs wird durch ein zentrales
Röhrchen (auch als Rückgas- oder Vakuumröhrchen bezeichnet) im Füllventil eine
Verbindung zwischen dem unter niedrigem Vakuum stehenden Gasraum des
Vorratsbehälters (abhängig von Ausbringung oder Baugröße des Füllers als
Zentralkessel oder Ringbehälter ausgebildet) und dem zu befüllenden Behälter
hergestellt. Nach dem Druckausgleich kann die Flüssigkeit durch die Schwerkraft
zufließen. Die Höhe des Unterdrucks im System hat auf die Füllgeschwindigkeit
keinen Einfluss.
Die im Behälter enthaltene Luft entweicht über das Saug- bzw. Rückgasrohr in den
Luftraum des Vorratsbehälters. Erreicht das Flüssigkeitsniveau im Behälter die durch
22
das Saugrohr vorgegebene Höhe, stoppt der Füllprozess. Das Füllgut wird über das
Saugrohr in den Vorratsbehälter zurück befördert. Durch Absenken des gefüllten
Behälters wird der Gleichdruck im System, d. h. der geringe Unterdruck im Behälter,
aufgehoben. Dadurch und durch das zusätzliche mechanische Schließen des
Füllrohres, beim federkraftbetätigtem Ventil, kann kein Füllgut mehr ausfließen.
Die von den Unterdruck-Füllmaschinen erreichbare Füllhöhenabweichung liegt,
abhängig vom Füllgut, bei bis zu 1,0 mm.
Unterdruck-Füllmaschinen werden vorzugsweise als Rundläufer für Glas- und
Kunststoffflaschen mit Füllvolumen im Maximum von bis zu 5 Litern angeboten.
Füller mit bis zu 192 Füllventilen für 0,5 Liter Flaschen erreichen eine maximale
Ausbringung von 72.000 Flaschen pro Stunde..
23
7
7.1
Überdruck- / Gegendruck-Füllmaschinen
Einsatzgebiet
Überdruck-Füllmaschinen sind geeignet für die Abfüllung von CO2-haltigen
Produkten, wie Bier, Limonade, Mineralwasser, Sekt, Softdrinks, aber auch von
stillen und gleichzeitig sauerstoffempfindlichen Produkten (z. B. Wein und Saft) in
alle gängigen Glas- und Kunststoffbehälter. Die Füller sind sowohl für die Heiß- als
auch für die Kaltabfüllung einsetzbar.
Neben den bekannten, für alle Höhen-Füllmaschinen geltenden Vorteilen, zeichnen
sich die Überdruck-Füllmaschinen durch folgende Vorzüge aus: die bei Bedarf
eingesetzte Vorevakuierung und Vorspülung der Behälter mit CO2 gewährleistet eine
minimale Sauerstoffaufnahme des Füllgutes. Das Abfüllen von Produkten mit Pulpe
und Fasern ist möglich.
7.2
Arbeitsweise
Die Überdruck-Füllmaschinen (häufig auch als Gegendruck-Füllmaschinen
bezeichnet) gehören zu den Höhen-Füllmaschinen. Bei CO2-haltigen Flüssigkeiten ist
es zur Vermeidung einer Entbindung von Gas notwendig, im Gasraum des
Vorratsbehälters und im Kopfraum der zu befüllenden Behälter vor der Befüllung
einen identischen Gegendruck (im Normalfall bis 8 bar) aufzubauen. Diese
Druckerhöhung im Behälter (Vorspannen) schafft gleiche Druckverhältnisse
innerhalb des Füllsystems. Danach kann das Füllgut durch Schwerkraft in die
Behälter fließen. Die Füllhöhe in den Behältern wird durch das Gasrohr konstant
gehalten. Erreicht die Flüssigkeit das Gasrohr, wird der Gas- / Flüssigkeitsaustausch
unterbrochen und damit der Füllvorgang beendet.
Füllvorgang: Durch das Anheben des Behälters wird die Mündung mit dem Füllventil
dicht verbunden. Ein sog. Vorlaufrohr (auch als Rückluftrohr bezeichnet) an der
Fülldüse stellt vor dem Beginn des Füllens die Verbindung zu dem Vordruck im
Vorratsbehälter her. Dieses sog. Vorspannen erfolgt entweder mit Sterilluft oder mit
einem Schutzgas (CO2). Während des Füllvorganges entweicht das Rückgas aus
dem Behälter zurück in den Vorratsbehälter. Durch eine Schnellfüllphase des
unteren zylindrischen Teils des Behälters kann eine höhere Abfüllleistung erreicht
werden. Im Bereich des engen Flaschenhalses wird zur präzisen Füllhöhenmessung
24
nur langsam gefüllt. Die gewünschte Füllhöhe im Behälter ist durch das Vorlaufrohr
(oder durch eine in das Füllrohr integrierte Sonde) eingestellt, in dem die Flüssigkeit
hochsteigt und damit das Schließen des Zulaufventils auslöst. Gleichzeitig wird der
Behälter langsam belüftet und damit vom Überdruck entlastet. Der gefüllte Behälter
senkt sich ab. Das langsame Entlasten des Behälters vom Überdruck ist wichtig, da
es sonst zum Überschäumen kommt.
Zur Reduzierung der Sauerstoffbelastung des Füllgutes werden insbesondere für die
Bierabfüllung Füllervarianten angeboten, die mit einer zweifachen Evakuierung und
Vorspülung mit CO2 arbeiten. Dadurch ergibt sich eine Schutzgasatmosphäre von bis
zu 99 %.
Die von den Überdruck-Füllmaschinen erreichbare Füllhöhenabweichung liegt,
abhängig vom Füllgut, bei bis zu 1,0 mm.
Überdruck-Füllmaschinen werden vorzugsweise als Rundläufer für Glas- und
Kunststoffflaschen mit Füllvolumen im Maximum von bis zu 2,5 Litern angeboten.
Füller mit bis zu 192 Füllventilen für 0,5 Liter Flaschen erreichen eine maximale
Ausbringung von 72.000 Flaschen pro Stunde. Dosenfüllmaschinen für 0,5 Liter
Dosen erreichen mit 164 Füllventilen bis zu 105.000 Dosen pro Stunde.
25
8
8.1
Hochvakuum-Füllmaschinen
Einsatzgebiet
Hochvakuum-Füllmaschinen sind geeignet für die Abfüllung von dünnflüssigen bis
hochviskosen Produkten, wie Spirituosen, Likör, Speiseöl, Fruchtsirup,
Tomatenketchup und ähnliches in stabile Behälter. Aufgrund des zur Anwendung
kommenden hohen Unterdrucks können nur durch Vakuum nicht verformbare
Behälter verwendet werden. Die Füller sind sowohl für die Heiß- als auch für die
Kaltabfüllung einsetzbar.
Neben den bekannten, für alle Höhen-Füllmaschinen geltenden Vorteilen, zeichnen
sich die Hochvakuum-Füllmaschinen durch die Möglichkeit der tropffreien und
schonenden Abfüllung hochviskoser Produkte aus, da das Vakuum, angepasst an
die Viskosität der Produkte, einstellbar ist. Das Verfahren ist nur zum Abfüllen in
stabile Behälter geeignet.
8.2
Arbeitsweise
Die Hochvakuum-Füllmaschinen sind als Höhen-Füllmaschinen den MehrkammerFüllmaschinen zugeordnet. Diese sind dadurch gekennzeichnet, dass das Füllgut
innerhalb der Füllmaschine mehrere Behälter (Kammern) durchläuft, in denen
unterschiedliche Druckverhältnisse herrschen. Daher werden sie auch als
Differenzdruck-Füllmaschinen bezeichnet.
Die Mehrkammer-Unterdruck-Füllmaschinen (vorzugsweise als HochvakuumFüllmaschinen bezeichnet) bringen das hochviskose Füllgut unterstützt durch ein
Vakuum in formstabile Behälter ein. Zu Beginn des Abfüllvorgangs herrscht Vakuum
nur im zu füllenden Behälter (vorzugsweise 1 bis 5 m WS). Durch die Druckdifferenz
zum atmosphärischen Druck im Vorratsbehälter wird das Füllgut in den Behälter
eingesaugt. Wenn der Füllgutspiegel das Saugrohr erreicht hat, wird Füllgut zurück
gesaugt. Beim Senken des gefüllten Behälters bricht das Vakuum zusammen und
unterbricht den Zulauf des Füllgutes.
Füllvorgang: Der zu füllende Behälter wird durch einen Stempel unter den
Abdichtring des Füllventils gepresst. Das Saugröhrchen erzeugt im Behälter einen
Unterdruck. Dadurch entsteht das Vakuum nur im abzufüllenden Behälter, nicht aber
in dem unter Umgebungsdruck stehenden Vorratsbehälter. Nur bei Mehrkammer26
Systemen (Hochvakuumfüller sind in der Regel Zweikammerfüller), wo Füllgut und
Vakuum getrennt geführt werden, kann durch die Höhe der Druckdifferenz die
Füllgeschwindigkeit beeinflusst werden. Während des Füllvorgangs ist der Behälter
gleichzeitig mit dem Vorratsbehälter und der zweiten Kammer, in der das Vakuum
anliegt, verbunden. Unterstützt durch die Druckdifferenz fließt das hochviskose
Produkt schneller vom Vorratsbehälter durch die Füllleitung über das Füllventil in den
Behälter. Wenn der Füllgutspiegel das Saugrohr im Kopfraum erreicht hat, wird statt
bisher nur Luft auch Füllgut abgesaugt. Dieser Füllgutrücklauf wird in einem
Sammelbehälter (Abscheider) aufgefangen und durch eine Pumpe zurück in den
Vorratsbehälter befördert. Durch Senken des Stempels und damit des gefüllten
Behälters bricht das Vakuum zusammen und stoppt den Zulauf des Füllgutes. Der
am Füllventil anliegende Saugstrom verhindert das Nachtropfen am Ende des
Füllvorganges.
Die von den Hochvakuum-Füllmaschinen erreichbare Füllhöhenabweichung liegt,
abhängig vom Füllgut, bei bis zu 1,0 mm.
Hochvakuum-Füllmaschinen werden nur noch von wenigen Firmen auf dem Markt
angeboten. Rundläufer-Füllmaschinen mit maximal 100 Füllventilen werden für eine
Ausbringung von bis zu 30.000 Flaschen pro Stunde angeboten.
27
9
9.1
Dreikammer-Füllmaschinen
Einsatzgebiet
Dreikammer-Füllmaschinen sind geeignet für die Abfüllung CO2-haltiger Produkte,
besonders für O2-empfindliche und pulpehaltige Produkte, wie Bier, Softdrinks, Sekt
und Saft in alle marktüblichen Glas- und Kunststoffbehälter. Die Füller sind sowohl
für die Heiß- als auch für die Kaltabfüllung einsetzbar.
Neben den bekannten, für alle Höhen-Füllmaschinen geltenden Vorteilen, zeichnen
sich die Dreikammer-Füllmaschinen durch folgende Vorzüge aus: Die Füller sind
universell zum Abfüllen von vielen Getränkearten einsetzbar. Durch die Trennung
von Produkt, Spanngas und Rückgas in drei separaten Kammern gelangt kein
Rückgas aus der Flasche zurück in den Vorratsbehälter. Die Vorevakuierung und
Vorspülung der Behälter mit CO2 gewährleistet eine minimale Sauerstoffaufnahme
des Füllgutes. Das Abfüllen von Produkten mit Pulpe und Fasern ist möglich.
Die Dreikammer-Füllmaschinen haben von den Höhenfüllern den kompliziertesten
Aufbau und erfordern erheblichen technischen Aufwand.
9.2
Arbeitsweise
Die Mehrkammer-Überdruck-Füllmaschinen (vorzugsweise als DreikammerFüllmaschinen bezeichnet) gehören zu den Höhen-Füllmaschinen. Zu Beginn des
Abfüllvorgangs sind Vorspann- und Vorratsbehälter vollkommen getrennt. Beim
Abfüllen wird der Behälter zuerst evakuiert und danach mit einem Schutzgas
vorgespannt. Nach dem Druckausgleich beginnt das Einströmen der Flüssigkeit über
das Füllrohr. Das Rückgas aus dem Behälter entweicht in die dritte Kammer. Die
Füllung endet bei Abschluss der Schutzgas-Rückführung durch den steigenden
Füllgutspiegel im Behälter.
Füllvorgang: Die Behälter werden mit der Mündung dicht an das Füllorgan gepresst.
Über einen separaten Kanal in der Zentrierglocke wird der Behälter als erstes
evakuiert. Während des anschließenden Füllvorgangs wird der zu füllende Behälter
nacheinander mit drei getrennten Kammern verbunden. Zunächst mit der Kammer,
aus dem das Vorspanngas (Schutzgas CO2) in den Behälter eingeleitet wird, danach
gleichzeitig mit dem Vorratsbehälter und der Kammer, in die das Rückgas aus dem
Behälter entweicht..
28
Nach erfolgtem Druckausgleich beginnt das langsame Einströmen der Flüssigkeit
über das Füllrohr. Sobald das Füllrohr in das Produkt eintaucht, beginnt die
Schnellfüllphase. Im Bereich des engen Flaschenhalses wird zur präzisen
Füllhöhenmessung wieder langsam gefüllt. Die Füllung endet bei Abschluss der
Schutzgas-Rückführung durch den steigenden Füllgutspiegel im Behälter. Dabei
bleibt die Schutzgasatmosphäre im Kopfraum des Behälters erhalten. Nach
gesteuerter Druckentlastung bei geschlossenem Flüssigkeits- und Gasventil wird der
gefüllte Behälter vom Füllventil getrennt und kann aus dem Füller transportiert
werden.
Die Dreikammer-Füllmaschinen arbeiten in der Regel mit elektro-pneumatisch
gesteuerten Füllventilen. Die einzelnen Füllphasen lassen sich damit individuell an
viele Produkte und Behältergrößen anpassen. Die zeitabhängigen Füllparameter, wie
z. B. Evakuieren, Spülen, Vorspannen, Füllen, Beruhigen und Entlasten sind am
Bediendisplay einfach einzustellen und zu verändern.
Die von den Dreikammer-Füllmaschinen erreichbare Füllhöhenabweichung liegt,
abhängig vom Füllgut, bei bis zu 1,3 mm.
Dreikammer-Füllmaschinen werden aufgrund des hohen technischen Aufwandes in
Deutschland nur noch von zwei Getränkemaschinenherstellern offeriert.
Dreikammer-Füllmaschinen werden ausschließlich als Rundläufer für Glas- und
Kunststoffflaschen mit Füllvolumen im Maximum von bis zu 2,5 Litern gebaut, sie
werden mit bis zu 192 Füllventilen für 0,5 Literflaschen für eine Ausbringung von bis
zu 72.000 Flaschen pro Stunde angeboten.
29
10 Zeit-Druck-Füllmaschinen
10.1 Einsatzgebiet
Zeit-Druck-Füllmaschinen sind speziell für stille freifließende Produkte (wie z. B.
Dressing, Milch, Sahne, Wasser, Zitronensaft) einsetzbar. Zeit-Druck-Füllmaschinen
sind nicht einsetzbar für zuckerhaltige, ölige oder hochviskose Produkte.
Zeit-Druck-Füllmaschinen zeichnen sich durch kurze Messzeiten, hohe
Messgenauigkeit, Wirtschaftlichkeit und große Variabilität des Dosierbereichs aus.
Die Füllmaschinen, die mit diesem Dosiersystem ausgerüstet sind, sind für eine
Vielzahl von flüssigen Produkten einsetzbar, besonders vorteilhaft für
auskristallisierende, abrasive und scherempfindliche Produkte. Weitere Vorteile sind:
infolge minimaler Anzahl füllgutführender Teile arbeitet das Verfahren nahezu
verschleißfrei, und es ist flexibel bei Formatumstellung; das Verfahren bietet günstige
Voraussetzungen für den aseptischen Betrieb, da die Produktwege frei sind und für
CIP und SIP keine Teile demontiert werden müssen; eine Änderung der
Abfüllparameter ist ohne Unterbrechung der Produktion möglich.
10.2 Arbeitsweise
Die Zeit-Druck-Füllmaschinen arbeiten generell drucklos nach dem volumetrischen
Prinzip. Ein möglichst konstant gehaltener Füllgutstrom wird über ein durch eine
Zeitintervallsteuerung betätigtes Ventil abgeteilt und in den Behälter eingebracht.
Füllvorgang: Da lediglich die Abfüllzeit gesteuert wird, müssen zur Erreichung einer
ausreichenden Füllgenauigkeit der Vordruck in der Füllgutzuführung und die
Parameter des Füllgutes (Viskosität und Temperatur) konstant gehalten werden.
Dazu dient ein Produktbehälter, der mit einem geregelten Gasdruck beaufschlagt
wird. Dieser Produktbehälter kann eine beliebige Anzahl von Füllstellen versorgen.
Am Verteilerrohr werden der Druckverlauf und die Flüssigkeitstemperatur ständig
erfasst. Ein Industrie-PC überwacht und regelt die variablen Prozessparameter
kontinuierlich. Der so konstant gehaltene Füllgutstrom wird durch Ventile abgeteilt
und in den Behälter eingebracht.
Da die Zeit-Druck-Füllmaschinen vorzugsweise außerhalb der Getränkeindustrie zum
Einsatz kommen, kann an dieser Stelle auf die Darstellung weiterer technischer
Einzelheiten verzichtet werden.
30
11 Volumenstrom-Durchflussmess-Füllmaschinen
11.1 Einsatzgebiet
Volumenstrom-Durchflussmess-Füllmaschinen sind für das Abfüllen einer
umfangreichen Palette von CO2-haltigen und stillen Flüssigkeiten (beispielsweise
Bier, Cola, Joghurt, Milch, Mineralwasser, Spirituosen, Tee, Wein oder Saft - auch
mit Pulpe-Anteil) in Glas- oder (nicht formstabile) PET- oder HDPE-Flaschen und
Dosen einsetzbar. Alle pumpfähigen Flüssigkeiten mit einer Mindestleitfähigkeit von
20 µS/cm (Einheit „Siemens“) können dosiert werden.
Der besondere Vorteil von mit Durchflussmessern ausgerüsteten Füllmaschinen
besteht darin, dass für die Volumenbestimmung keine Bauteile notwendig sind, die in
die Behälter hineinragen. Das erfordert nur eine minimale Hubbewegung beim
Anpressen an das Füllventil. Die nach dem Durchflussmess-Verfahren arbeitenden
Füller zeichnen sich durch folgende grundsätzliche Vorteile aus: hohe
Messgenauigkeit auch für geringe Füllvolumen, und die Messergebnisse sind
unabhängig von den physikalischen Eigenschaften der Produkte, wie Druck,
Temperatur, Dichte oder Viskosität; das Verfahren ist wartungsfreundlich, die
Messaufnehmer enthalten keine verschleißanfälligen bewegten Teile, die in die
Strömung hinein ragen, und die geraden Messrohre sind gut zu reinigen; mit dem
Verfahren kann das Füllvolumen unabhängig vom Fülldruck und von den
Maßtoleranzen der zu füllenden Behälter exakt eingehalten werden. Im Vergleich zur
Höhenfüllung sind wegen der nicht erforderlichen „Sicherheitsüberfüllungen“
deutliche Produkteinsparungen erreichbar (entsprechend Firmenangaben bei
Hochleistungsfüllern: bis zu 300.000 Liter pro Jahr); die durch einen
Durchflussmesser bestimme Füllmenge kann direkt, auch während des
Abfüllprozesses, verändert werden; die Füllventilarbeitszyklen sind individuell
programmier- und steuerbar. Schneller Produkt- oder Formatwechsel ist möglich, da
die eingestellten Werte speicherbar und dadurch bei kürzestem Zeitaufwand
reproduzierbar sind. Es gibt nahezu keinen Füllgutverlust bei Produktwechsel, da
keine Formatteile erforderlich sind. Bei Behälter- oder Produktwechsel entfallen
daher jegliche Umstellarbeiten am Ventil. Das Umstellen erfolgt durch Wahl der
gewünschten produkt- und flaschenspezifischen Parameter aus dem Speicher der
Steuerung (bis zu 999 speicherbare Formate bieten einige Hersteller an).
Unkomplizierte Reinigung, da nur ein Rohr- / Schlauchsystem gespült werden muss.
31
Die am Füllventil befindlichen und für den Abfüllprozess notwendigen Schaltventile
sind beispielsweise Membran- oder Teflonbalgventile. Durch die kurzen Hübe,
kleinen Einbauräume (ohne Einbauten, Federn und Dichtungen) und ihre
strömungstechnisch optimierten Formen sind sie in mikrobiologischer und
reinigungstechnischer Hinsicht für Aseptikanlagen besonders gut geeignet. Sie
besitzen ein umfangreiches Füllgutspektrum, so ist die Verarbeitung von Produkten
mit Pulpe möglich, auch abrasive Produkte können dosiert werden, außerdem ist
Kalt- und Warmabfüllung durchführbar.
Bei ausreichend hoher Leitfähigkeit (> 20 µS/cm) des Füllgutes werden mit
magnetisch-induktiven Durchflussmessern ausgerüstete VolumenstromDurchflussmess-Füllmaschinen aufgrund des günstigen Preis/Leistungsverhältnisses im Vergleich zu den Coriolis-Durchflussmessern bevorzugt
eingesetzt. Mit MID ausgestattete Füllmaschinen können wahlweise als EinkammerFüller (für stille Getränke) oder als Dreikammer-Füller (für CO2-haltige Getränke)
betrieben werden.
11.2 Arbeitsweise
Die Durchflussmess-Füllmaschinen arbeiten nach dem volumetrischen
Dosierverfahren. Bei den Volumenstrom-Durchflussmess-Füllmaschinen wird für die
Durchflussmessung das magnetisch-induktive Prinzip angewandt, das eine
Mindestleitfähigkeit der Flüssigkeit voraussetzt. Magnetisch-induktive
Durchflussmesser (MID) steuern das Öffnen und Schließen eines Ventils, damit
wird bei diesem Verfahren unabhängig von den Behältertoleranzen das
Nennvolumen bestimmt.
Das Messprinzip der MID beruht auf dem Faraday`schen Induktionsgesetz. In einem
Magnetfeld, das von einer Spule erzeugt wird, bewegen sich elektrische
Ladungsträger, also die in einer Flüssigkeit vorhandenen Elektronen und Ionen. Die
dabei induzierte Spannung wird von zwei isolierten Messelektroden abgegriffen. Die
Spannung ist proportional der Durchflussgeschwindigkeit. Über den Rohrquerschnitt
kann damit das Durchflussvolumen bestimmt werden.
Dieser besteht aus einem Messrohr mit innen elektrisch nicht leitender Oberfläche
und diametral auf dem Rohr montierten Magnetspulen und Elektroden, die mit der zu
messenden Flüssigkeit in Kontakt stehen. Die beim Durchfluss induzierte Spannung
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wird von einem Messumformer in für die Prozessführung geeignete Signale
umgesetzt, z. B. in Volumeneinheiten skalierte Impulse (beispielsweise 1 Impuls pro
Milliliter) zur Mengenerfassung.
MID sind mit ihren glatten und spaltenfreien Keramik-Messrohren einfach zu reinigen
und zu sterilisieren. Für Anwendungen von MID auf Füllmaschinen mit oft mehr als
100 Füllstellen wurden entsprechende Ausführungen entwickelt, die neben den
Anforderungen an sehr hohe Reproduzierbarkeit, sehr gutes dynamisches Verhalten
und lebensmittelgerechter Gestaltung auch die Wünsche hinsichtlich kleiner
Einbauabmessungen erfüllen.
Füllvorgang: Die Durchflussmesser werden vor der Inbetriebnahme geeicht und
weisen deshalb in ihrer Gesamtheit gleiche Messwerte auf. Die Füllmenge kann
direkt – auch während des Abfüllprozesses – verändert werden. Ein fehlerfreier
Abfüllprozess ist nur möglich, wenn die Zuführung der Flüssigkeit zum
Durchflussmesser blasenfrei erfolgt. Deshalb ist der Durchflussmesser senkrecht
unter dem Vorratsbehälter montiert, um auch bei der Erstbefüllung ein Aufsteigen der
Blasen zu ermöglichen. Der vertikale Einbau der MID verhindert gleichzeitig
Ablagerungen auf den Elektroden. Der MID ist, wie das Schema in Abb. 1.16 zeigt, in
die Leitung zwischen Vorratsbehälter und einem Steuerventil eingebaut.
Das Öffnen und Schließen der Ventile wird durch die MID gesteuert. Zur Erhöhung
der Füllgenauigkeit kann bei Bedarf mittels Stufensteuerung des Ventils oder mit
einer Drossel für Grob- und Feinstrom gearbeitet werden. Die Schaltverzögerung des
Ventils wird durch eine Überlaufkorrektur automatisch kompensiert. Die Betätigung
der Ventile erfolgt beispielsweise durch Schrittmotoren.
Die erreichbare Dosiergenauigkeit liegt, in Abhängigkeit von Füllgut und Ausführung
der Dosiereinrichtung bezogen auf das Abfüllvolumen, im Mittel zwischen 0,8 und
1,0 %.
Das Angebot von mit MID ausgerüsteten Füllmaschinen auf dem Markt ist
mittlerweile sehr umfangreich. Volumenstrom-Durchflussmess-Füllmaschinen werden
zur drucklosen Abfüllung als Einkammer-Füllmaschinen bzw. zur Abfüllung unter
Druck als Mehrkammer-Füllmaschinen angeboten. Das Verfahren wird für
Füllmengen von 1 bis 100 ml in der Pharmaindustrie und bis zu 2 (in Extremfällen bis
zu 8) Litern in der Nahrungsmittel- und Getränketechnik angewandt.
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Kontinuierlich laufende Rundläufer-Füllmaschinen mit bis zu 192 Füllventilen für 0,5
Liter Flaschen (vorzugsweise aus PET, HDPE oder PE) werden für eine Ausbringung
von bis zu 72.000 Flaschen pro Stunde angeboten.
Dosenfüllmaschinen für 0,5 Liter Dosen erreichen mit 164 Füllventilen bis zu 105.000
Dosen pro Stunde
MID kommen zunehmend in Füllmaschinen für Kunststoffflaschen in Linearbauweise
zum Einsatz. Die intermittierend arbeitenden Geradläufer-Füllmaschinen mit bis zu
12 Füllventilen werden für eine Ausbringung von bis zu 18.000 Flaschen pro Stunde
angeboten.
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12 Massestrom-Durchflussmess-Füllmaschinen
12.1 Einsatzgebiet
Massestrom-Durchflussmess-Füllmaschinen sind für das Abfüllen von allen
pumpfähigen CO2-haltigen und stillen Flüssigkeiten (beispielsweise Bier, Milch,
Sahne, Saft - auch mit Pulpe-Anteil, Spirituosen, Wasser oder Wein) in Glas- oder
(nicht formstabile) HDPE- oder PET-Flaschen und Dosen einsetzbar.
Die Dosierung erfolgt durch direkte Messung der Masse und ist daher sehr gut
geeignet für Füllgüter mit temperaturabhängiger Viskosität sowie für
scherempfindliche und abrasive Produkte.
Das Verfahren ist nicht auf Füllgüter mit einer Mindestleitfähigkeit beschränkt.
Prinzipiell ist es daher im Vergleich zu mit MID ausgerüsteten Füllern für eine
umfangreichere Palette von Füllgütern einsetzbar.
Die grundsätzlichen Vorteile der mit Durchflussmessern ausgestatteten
Füllmaschinen wurden bereits ausführlich bei den Volumenstrom-DurchflussmessFüllmaschinen dargestellt. Bei den Massestrom-Durchflussmess-Füllmaschinen wird
das Durchflussmess-Verfahren nach dem Coriolis-Effekt verwendet. Bei diesen
Sensoren erfolgt die Dosierung durch die direkte Messung der Masse, es ist keine
Umrechnung aus dem Durchflussvolumen notwendig. Massestrom-DurchflussmessFüllmaschinen zeichnen sich darüber hinaus durch folgende spezielle Merkmale aus:
das Verfahren ist für alle pumpfähigen Füllgüter einsetzbar, auch aggressive,
korrosive und verschmutzte Medien sind messbar; die Masse-Durchflussmessung
arbeitet unabhängig von Druck, Temperatur, Dichte, Viskosität, elektrischer
Leitfähigkeit und Füllgutzusammensetzung mit höchster Genauigkeit auch bei
geringen Durchflüssen; eingeschlossene Gasblasen oder Feststoffpartikel haben
keinen Einfluss auf das Messergebnis, da immer nur die Masse und nicht das
Volumen gemessen wird. Neben der quantitativen Bestimmung des
Massedurchflusses stehen auch Dichte und Temperatur als weitere Messgrößen zur
Verfügung. Das Verfahren ist eichfähig. Die Anschaffungskosten der MassestromDurchflussmess-Füllmaschinen sind zurzeit noch relativ hoch.
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12.2 Arbeitsweise
Bei den Massestrom-Durchflussmess-Füllmaschinen wird das DurchflussmessVerfahren nach dem Coriolis-Effekt verwendet, das die Messung der Masse des
Füllgutstroms weitestgehend unabhängig von der Zusammensetzung der Flüssigkeit
erlaubt. Bei den Sensoren mit dem Messprinzip nach dem Coriolis-Effekt erfolgt die
Dosierung über die direkte Messung der Masse, es ist keine Umrechnung aus dem
Durchflussvolumen erforderlich. Die Coriolis-Massedurchflussmesser steuern das
Öffnen und Schließen eines Ventils, damit wird bei diesem Verfahren in den
Füllmaschinen unabhängig von den Behältertoleranzen das Nennvolumen bestimmt.
Das Messprinzip der Coriolis-Durchflussmesser beruht auf der kontrollierten
Erzeugung von Corioliskräften.
Dieser besteht aus einem Messrohr, das durch einen Treiber in ebene
Schwingungen versetzt wird. Wird eine in Bewegung befindliche Masse dieser quer
zur Bewegungsrichtung erzeugten Schwingung ausgesetzt, so treten abhängig vom
Massestrom Corioliskräfte auf. Der Massedurchfluss ist proportional zur
Phasendifferenz von zwei an den Messrohren angebrachten Sensoren, welche die
Unterschiede der Rohrschwingungsgeometrie erfassen. Die Coriolis-Verformung ist
extrem klein und der Grundschwingung des Messrohres überlagert. Die
Gesamtbewegung des Messrohres wird mittels induktiver Sensoren erfasst. Das
erzeugte Signal ist proportional dem Massedurchfluss und wird in dem
Messumformer verarbeitet. Da die Schwingfrequenz des Messrohres
temperaturabhängig ist, werden die Temperatur ständig gemessen und die
Messwerte entsprechend korrigiert.
Der Füllvorgang verläuft prinzipiell ähnlich wie bei den mit magnetisch-induktiven
Durchflussmessern ausgestatteten Füllern, so dass sich eine wiederholte Darstellung
erübrigt.
Die erreichbare Dosiergenauigkeit liegt, in Abhängigkeit von Füllgut und Ausführung
der Dosiereinrichtung bezogen auf das Abfüllvolumen, im Mittel zwischen 0,8 und
1,0 %.
Aufgrund des derzeit im Vergleich zu den MID etwa dreifach höheren Preises für die
Coriolis-Durchflussmesser bleibt der Einsatz außerhalb der Getränkeindustrie auf
nicht leitfähige Füllgüter sowie auf lösungsmittelhaltige Füllgüter, die den Ex-Schutz
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der Abfüllmaschinen bedingen, beschränkt. Daher kann an dieser Stelle auf die
Darstellung weiterer technischer Einzelheiten verzichtet werden.
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