Gerätturnen Grundfach Fragenkatalog Hinweis: Keine Garantie für die Richtigkeit der Antworten. Wer Fehler findet, bitte einen Hinweis an [email protected] senden. 1. Turnsprache (Terminologie) 1. Nenne die Verhaltensweisen am Gerät. Liegen, Sitz, Stand, Hang, Stütz 2. Nenne die Verhaltensweisen zum Gerät. Vorlings, rücklings, seitlings, seit, quer, schräg, innen, außen 3. Nenne drei Griffarten und beschreibe die Stellung von Handflächen und Daumen. Ristgriff (Handflächen nach unten, Daumen zueinander), Klammgriff (Handflächen nach oben, Daumen nach außen), Speichgriff (Handflächen zueinander, Daumen nach oben) 4. Welche Bewegungsrichtungen gibt es und wie sind sie definiert? Vorwärts: Drehungen um die Breitenachse, bei denen die Vorderseite des Oberkörpers in die Drehrichtung weist. Rückwärts: Drehungen um die Breitenachse, bei denen die Rückseite des Oberkörpers in die Drehrichtung weist. Seitwärts: Drehungen um die Tiefenachse, bei denen die linke oder rechte Körperschmalseite des Oberkörpers als erste in die entsprechende Bewegungsrichtung geht. 5. Nenne die 8 (9) Bewegungsstrukturgruppen Auf- und Umschwungbewegungen, Überschlagbewegungen, Sprungbewegungen, Stemmbewegungen, Felgbewegungen, Kippbewegungen, Rollbewegungen, Beinschwungbewegungen, (Schwingbewegugen) 6. Wie lautet die Definition von Auf- und Umschwungbewegungen? Auf- und Umschwungbewegungen sind Rotationen um eine feste bzw. annähernd feste Drehachse durch die Griffstellen, die zur Breitenachse des Körpers parallel liegen. 7. Was ist der Unterschied zwischen einer Auf- und einer Umschwungbewegung? Bei der Aufschwungbewegung wird der Körper von einer niedrigeren Ausgangsposition in eine höhere Endlage verlagert, während bei der Umschwungbewegung Ausgangs- und Endlage einander weitgehend entsprechen. 8. Wie lautet die Definition von Überschlagbewegungen? Überschlagbewegungen sind mit Translationverbundene Rotationen um 360° in senkrechter bzw. schräger Ebene. Sie erfolgen in ihren gestützten Abschnitten um zeitweilig feste Breiten-oder Tiefenachsen an den Stützstellen und in ihren ungestützten Abschnitten um freie Achsen. 9. Wie lautet die Definition von Sprungbewegungen? Sprungbewegungen sind durch einen exzentrisch gerichteten Abdruck mit einem oder mit beiden Beinen eingeleitete, rotatorische Bewegungen um zeitweilig freie Breiten-oder Tiefenachsen, verbunden mit einer Translation. Seite 1 10. Wie lautet die Definition von Stemmbewegungen? Stemmbewegungen sind Rotationen um eine feste bzw. annähernd feste Drehachse, in deren aufwärts gerichtetem Bewegungsabschnitt ein dem Körperstamm vorauseilender Beinschwung und dessen Abbremsen die Aufwärtsverlagerungdes Schultergürtels in einen Stütz bzw. in eine kopfwärts gerichtete Endstellung gewährleistet. 11. Wie lautet die Definition von Felgbewegungen? Felgbewegungen sind rückwärts um die Breitenachse auszuführende Rotationen, in deren letztem Abschnitt eine fußwärts gerichtete und annähernd translatorische Verlagerung den gestreckten Körper von den Griffpunkten entfernt. 12. Wie lautet die Definition von Kippbewegungen? Kippbewegungen sind annähernd linear aufwärts gerichtete Beschleunigungen der Körpermasse. Sie sind mit einer Rotation des Körpers um Breitenachsen verbunden, die parallel zu einer durch die Griffstellen gehenden Achse liegen. 13. Wie lautet die Definition von Rollbewegungen? Rollbewegungen sind Rotationen um momentane Drehachsen, die sich an den jeweiligen Berührungsstellen zwischen dem Körper und der Unterlage befinden. Infolgedessen tritt eine von der Rotation unmittelbar abhängige Translation parallel zur Unterlage in Erscheinung. 14. Wie lautet die Definition von Beinschwungbewegungen? Beinschwungbewegungen sind Elemente im Stütz oder im Hang, mit denen ein schwungvoller Wechsel im Verhalten zum Gerät erreicht wird. 15. (Wie lautet die Definition von Schwingbewegungen?) Schwingbewegungen sind pendelartige Bewegungen um feste bzw. annähernd feste Drehachsen. Das Verhalten am Gerät wird beibehalten oder es wird ein Verhaltenswechsel realisiert, der durch Abnahme oder auch durch Zunahme der potentiellen Energie gekennzeichnet ist. 16. Nenne die 3 Hauptkörperachsen und jeweils ein zugehöriges turnerisches Element. Breitenachse: Sprungüberschlag (Salto) vorwärts gehockt Tiefenachse: Handstützüberschlag seitwärts (Rad) Längenachse: Strecksprung ganze Drehung 17. Wie kann man den Handstützüberschlag rückwärts am Boden noch bezeichnen? Flick-Flack 2. Helfen und Sichern 1. Was ist der Unterschied zwischen einer Hilfeleistung und einer Sicherheitsstellung? Bei der Hilfeleistung nehmen die Helfer aktiv an der Bewegung des Übenden teil, um den Bewegungsablauf im Sinne der Korrektur bzw. Erleichterung zu unterstützen, während die Helfer bei der Sicherheitsstellung nur bereitstehen, um im Bedarfsfall schnellstmöglich eingreifen zu können. Die Sicherheitsstellung löst die Hilfeleistung ab, wenn die Bewegungstechnik entsprechend beherrscht wird. Bei beiden steht eine Verhütung von Unfällen im Vordergrund. 2. Nenne die fünf „W“ der Hilfeleistung. Wo stehen? Ab Wann halten? Wie zupacken? Wohin mitgehen? Bis Wann halten? Seite 2 3. Beschreibe die Hilfeleistung beim Salto rw. am Trampolin. Wo stehen? Zwei Helfer jeweils seitlich rechts und links des Turnenden. Ab wann halten? Von Beginn der Bewegung an. Wie zupacken? Drehgriff rückwärts am Hosenbund. Wohin mitgehen? Gleichzeitig mit dem Turnenden auf dem Trampolin springen. Bis wann halten? Bis in den sicheren Stand. 4. Beschreibe die Hilfeleistung beim Salto rw. an den Schaukelringen. Wo stehen? Auf der Matte, eine Armlänge vor der Senkrechten unter der Ringeaufhängung. Ab wann halten? Mit dem Erreichen der Senkrechten unter der Ringeaufhängung. Wie zupacken? Drehgriff rückwärts am Oberarm. Wohin mitgehen? In Richtung der Landung auf den Matten. Bis wann halten? Bis in den sicheren Stand. 5. Beschreibe die Hilfeleistung beim Handstütz-Sprungüberschlag über den Tisch. Wo stehen? Neben dem Sprungtisch in Bereitschaftsstellung. Ab wann halten? Möglichst früh, direkt beim Aufstützen der Arme auf dem Sprungtisch. Wie zupacken? Klammergriff vorwärts am Oberarm. Wohin mitgehen? In Bewegungsrichtung mitgehen. Bis wann halten? Bis in den sicheren Stand. 6. Nenne 3 verschiedene Helfergriffe. Stütz- oder Klammergriff, Drehgriff vorwärts und rückwärts 7. Nenne Aufgaben der Hilfeleistung / Sicherheitsstellung. Verhütung von Unfällen (Verletzungsvorbeugung), Unterstützung des Bewegungsablaufs im Sinne der Korrektur bzw. Erleichterung, Konzentration des Lernenden auf bestimmte Bewegungsabschnitte, Beseitigung von Angst, Vermeidung von Fehlern in der Ausführung, Ausgleich von Defiziten (Kraft, Technik, usw.). 8. Was sind häufige Fehler bei der Hilfeleistung? Helfen erfolgt zu lange, Ständiges gleichbleibend starkes Helfen, Behinderung des Aktiven, bei auftretenden Fehlern wird nicht die notwendige Hilfe gegeben, Position nicht dicht genug am Übenden, Griff zu locker, Griff nicht nah genug am Körper (z.B. Unterarm statt Oberarm), zu frühes loslassen („Bis in den sicher Stand.“), ungenügendes Mitgehen mit der Bewegung. 3. Biomechanik des Gerätturnens 1. (Womit befasst sich die Biomechanik in Bezug auf das Gerätturnen?) Die Biomechanik befasst sich mit der Anwendung der Mechanik auf Lebewesen. In bezug auf das Gerätturnen werden Übungsteile mit Hilfe der Gesetze und Prinzipien der (mechanischen) Physik untersucht. 2. (Nenne einige Aufgaben und Ziele der Biomechanik des Gerätturnens.) Feststellung der Belastung des Bewegungsapparates, Verbesserung und Normierung der Turngeräte, Trainingsverbesserung durch Zusatzeinrichtungen, Erforschung der Turntechnik in Hinblick auf Ökonomie und Ästhetik, Ermitteln allgemeiner Bewegungsprinzipien im Hinblick auf Übungsteile des Gerätturnens. Seite 3 3. Wie wird der Körperschwerpunkt des Menschen definiert? Der Körperschwerpunkt (KSP, SP) ist derjenige Punkt eines Körpers, der sich nach den Gesetzen der Mechanik so bewegt, als ob die gesamte Körpermasse in ihm vereinigt wäre und alle auf den Körper einwirkenden Kräfte in ihm angreifen würden. 4. Liegt der menschliche Körperschwerpunkt immer an der selben Stelle? Nein, Ort und Lage sind beim menschlichen Körper nicht fest. 5. Wie sieht die Bahn des Körperschwerpunktes bei Flugphasen aus? Die Bahn ist immer eine Parabel. 6. Wo liegen die Drehachsen bei Flugphasen? Die Drehachsen gehen bei Flugphasen immer durch den Körperschwerpunkt. 7. Beschreibe den Unterschied zwischen Drehgeschwindigkeit und Drehimpuls. Die Drehgeschwindigkeit kann durch eine Annäherung („klein machen“) oder Entfernung („groß machen“) der Drehmassenteile an die Drehachse während der Rotation erhöht oder verlangsamt werden, während der Drehimpuls gleich bleibt (Drehimpulserhaltung). 8. Beschreibe die Wechselbeziehung zwischen Drehimpuls und Winkelgeschwindigkeit. Durch einen größeren Drehimpuls (z.B. richtiger Absprung beim Salto) kann eine höhere Winkelgeschwindigkeit erreicht werden. 9. Wie ist der Zusammenhang zwischen Trägheitsmoment und Winkelgeschwindigkeit? Trägheitsmoment und Winkelgeschwindigkeit sind umgekehrt proportional zueinander. Ein kleines Massenträgheitsmoment („klein machen“) bewirkt eine hohe Winkelgeschwindigkeit, ein großes Massenträgheitsmoment („auf machen“) eine niedrige Winkelgeschwindigkeit. Winkelgeschwindigkeit = Drehimpuls / Massenträgheitsmoment 10. Wie verlaufen Drehimpuls und Drehgeschwindigkeit während eines Salto vorwärts? Erkläre und Begründe. Der Drehimpuls verändert sich nach dem Absprung aufgrund der Drehimpulserhaltung nicht. Die Drehgeschwindigkeit (Winkelgeschwindigkeit) nimmt jedoch durch das kleinere Massenträgheitsmoment („klein machen“) deutlich zu (bis zu 7x) um bei der Landung durch das dann wieder größere Massenträgheitsmoment („auf machen“) bis zur Anfangsgeschwindigkeit verlangsamt zu werden. 4. Methodik 1. Nenne 2 Methoden, wie man bei Abschwungbewegungen am Reck die Rotation verstärken kann. ? Schwung holen durch Hüfteinsatz, klein machen für größere Rotation. ? 2. Methodische Schritte um beim Handstützüberschag ein Einrollen beim Aufsetzen der Hände zu verhindern und in der 2. Flugphase die Überstreckung beizubehalten. Vorbereitende Kräftigungsübung für die Armstrecker (z.B. Handstandhüpfen, überstreckter Handstand gegen Wand mit Matte), Blick nach vorne bzw. auf den Boden, verbale Hilfe (Kopf!) Seite 4 3. Nenne 2 häufige Fehler beim Handstützüberschlag sw (Rad), sowie Korrekturmaßnahmen. Einknicken der Hüfte -> Rad an Mattengasse entlang turnen Rad nicht auf einer Linie geturnt -> Linie (optische Hilfe) auf Boden Hände + Füße werden gleichzeitig aufgesetzt -> Rhythmisierung (z.B. Hand – Hand – Fuß – Fuß oder SCHO – KO – LA – DE) 4. Beschreibe eine methodische Maßnahme, um einem Turner bei der Kippe vorlings vorwärts am Reck den (falschen) Kippstoß abzugewöhnen. ? Verbale Hilfe: Füße an die Stange bringen. ? ? Eine „Seilschaukel“ bauen. ? 5. Bewegungskennzeichen beim normalen Handstand. 1. Im Stand Arme in Hochhalte, großen Schritt vor 2. Gewicht auf vorderes Standbein, Arme weiterhin in Rumpflinie halten 3. Hände durch Absenken des Oberkörpers (Arm-Rumpf Winkel bleibt gleich) nach vorne bringen, schulterbreites Aufsetzen auf den Boden. Standbein Knie- und Hüftbeuge, Schwungbein nach hinten oben nehmen. 4. Streckung des Standbeines (Arm-Rumpf Winkel weiterhin gestreckt) 5. Schwungbein schwingt in die Senkrechte, Standbein verlässt den Boden, KSP wird über die Stützstelle gebracht (kein Hohlkreuz!) 6. Schließen der Beine. Kopf in Verlängerung zum Rumpf, Blick zum Boden, Körperspannung! 6. Beschreibe die Bewegung bei der Schleuderfelge an den Ringen im Rückschwung. ? - Streckung der Hüfte, Beine nach hinten-oben bringen ? ? - Gestreckte (!) Arme in großen Bogen seitlich nach vorne-oben bringen ? 7. Was sind die Lernvoraussetzungen für den normalen Handstand? Konditionelle: Haltekraft zur Haltung des gestreckten Arm-Rumpf-Winkels bei gestreckten Armen, Kraftfähigkeit der tiefen, langen Rückenstrecker, Ganzkörperspannung, Schnell- und Haltekraft der Hüftstrecker Koordinative: Orientierungsfähigkeit Überkopf, Gleichgewichtsfähigkeit Technische: Scherhandstand Seite 5