Vermittlungsprozess bei Konflikten

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LE Immer Ärger mit… - Umgang mit Konflikten
3.7 Immer Ärger mit... - Umgang mit Konflikten
Kurzbeschreibung
Der Bereich Sport und Bewegung verfügt über Aspekte, die Konfliktpotenzial enthalten,
welche eskalierend als auch deeskalierend wirken bzw. eingesetzt werden können. Aspekte,
die Konfliktpotenzial in sich haben sind u.a. der Umgang mit körperlicher Nähe und
Aggressionsgefühlen, der Umgang mit Konkurrenzverhalten und mit Konkurrenzsituationen
sowie über die Möglichkeit der (Nicht)Anerkennung einzelner durch den Sport.
Ziele
Erleben und Bewusstwerden der Aspekte, die Konfliktpotenzial in sich bergen.
Gefühle erleben, die mit Nähe und Distanz zusammenhängen.
Erkennen von interpersonell divergierenden Empfindungen
Auseinandersetzung mit Gefühlen wie Unbehagen, Angst, Bedrohung.
Umgangsmöglichkeiten erarbeiten und bewusst machen.
Erkenntnis, dass Konflikte nicht plötzlich ausbrechen.
Didaktisch-methodische Überlegungen
Hintergrund und Idee der Stunde ist, den Körper als Sinninstanz zu verstehen, der erfahren
und spüren sowie sich ausdrücken kann. Damit ist die These verbunden, dass es
möglicherweise hilfreich sein kann, durch die eigenen Körpererfahrungen, die Körperlichkeit
anderer zu verstehen und zu respektieren. Außerdem werden Aspekte, die Konfliktpotential
in sich bergen durch das Eigenerleben erkannt und die Zusammenhänge eher akzeptiert.
Unterstützende Medien
Jefferys-Duden, Karin (1999): Das Streitschlichter-Programm. Mediatorenausbildung für
Schülerinnen und Schüler der Klasse 3 bis 6. Beltz-Verlag
Grabs, Roland (1997): Sportjugend gegen Gewalt. Ein Handbuch für Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter in der Kinder- und Jugendarbeit des Sports. Sportjugend NRW (Hg.). Bestellung
unter 0203-7381-848
Braun Günther und andere (2001): Kinder lösen Konflikte selbst! Streitschlichtung in der
Grundschule. Bergisch Gladbach: Thomas Morus Akademie
Zeit: 2 LE
Material: Isomatten für die Hälfte der Gruppe, Musikanlage, hektisches Musikstück
1
LE Immer Ärger mit… - Umgang mit Konflikten
Inhalt/ Stundenverlauf
Ziele/ Gedanken
Einführung in das Stundenthema
Die TN erkennen den Grundgedanken der
Unterrichtseinheit
Übung: In Bewegung kommen... (10 min)
Die
TN
erleben
Die TN gehen kreuz und quer durch den
Kontaktaufnahme mit anderen. Dabei wird
Raum. Dabei sollen entstehende Lücken
die
geschlossen und der Platz voll ausgenutzt
geschult. Gleichzeitig wird der Kontakt zur
werden.
den eigenen Körpergefühlen aufgebaut.
persönliche
bewusst
die
Wahrnehmungsfähigkeit
Aufgaben: niemanden zu nah an sich
heranlassen;
Tempo
variieren
-
von
Die Übung ist die erste Stufe, um die
langsam bis schnell und wieder zurück auf
weiteren Übungen zur Selbsterfahrung zu
langsam; anfänglich den Blick starr auf den
ermöglichen.
Boden richten, nach und nach Blickkontakt
zu
anderen
Teilnehmer/innen
wahrnehmen
wer
Nähe,
suchen;
wer
Ferne
bevorzugt; bei wem fällt mir auf, dass ich
die Nähe angenehm finde; das eigene
Gehen
beobachten,
sich
selbst
wahrnehmen ("wie fühlt sich eure Wade an,
wo
sind
angespannte,
wo
lockere
Muskeln?").
Schwerpunkt: Selbsterfahrung
Übung: Drunter und drüber (10 min.)
In den jeweiligen Rollen und Situationen
Die Hälfte der Gruppe liegt auf Isomatten
bekommen
auf dem Boden. Zuerst auf dem Bauch.
wahrzunehmen, wann sie sich wohl fühlen
Teilnehmer/innen können im Verlauf der
und wann es für sie unangenehm ist.
Übung
unterschiedliche
Liegepositionen
ausprobieren, ebenfalls können sie mit
offenen
und
geschlossenen
Augen
experimentieren.
Die andere Hälfte der Gruppe geht durch
den Raum, zu Beginn an den am Boden
liegenden vorbei. Ihr Tempo wird im Verlauf
der Übung erhöht, sie können auch über die
"Boden-Gruppe"
gehen/laufen/springen,
später werden die Schritte aktiv aufgesetzt
und eine stimmliche Unterstützung kommt
hinzu.
2
die
TN
die
Aufgabe
LE Immer Ärger mit… - Umgang mit Konflikten
Bevor die Gruppen ihre Rollen wechseln
wird das Tempo wieder ganz langsam und
die Lautstärke wird ganz leise
Austausch im Plenum (5 Min)
Die Reflexion der persönlichen Erfahrungen
Welche Situationen waren für die Personen
werden ausgetauscht und die Bedeutung
die am Boden lagen wann angenehm und
diskutiert.
wann unangenehm. Die Eindrücke werden
an der Wandzeitung gesammelt.
Im
zweiten
Schritt
die
Eindrücke
der
umhergehenden Personen abfragen. Waren
die Aktionen der zweiten Gruppe geplanter?
Wurden Erfahrungen aus der
eigenen
Unten-Situation angewandt? Waren diese
eher unangenehm?
Übung: Verrücken (10 min)
Mit dieser Übung wird die Eskalationsstufe
Übungsaufbau wie oben, aber in der Phase
erhöht. Die untenliegenden werden dazu
der
ermutigt sich in eine unangenehme Position
Eskalation
Gruppe
die
hat
die
"geheime"
umhergehende
Möglichkeit
zu begeben.
bekommen, die am Boden Liegenden an
Händen oder Füßen ruckartig ein Stück weg
von der Iso-Matte zu ziehen, ebenfalls kann
an den Iso-Matten gezogen werden. Die
untenliegenden haben die Aufgabe auf das
Bedürfnis des Körpers zu achten und darauf
zu reagieren (z.B. es hinnehmen, perplex
sein,
zusammen
rollen,
am
Boden
festhalten etc.). Diese Übung kann mit
Musik unterstützt werden, die hektisch oder
aggressiv wirken kann.
Austausch Plenum (10 min)
Reflexion der eigenen Erlebnisse.
Auf einer Wandzeitung werden Grenzen
Durch
bzw. unangenehme Situationen gesammelt.
Situationen wird ein Transfer in den Alltag
Jede Person für sich kann sich einen Stift
hergestellt.
nehmen und Gedanken/Wahrnehmungen
Thematisierung
notieren. Diskussion über die Frage, wann
Grenzüberschreitungen fallen leichter, wenn
Grenzen
spielerische Erlebnisse zu Grunde liegen.
überschritten
unterschiedliche
wurden,
ob
Wahrnehmungen
Wurden Erfahrungen aus der
es
gibt?
eigenen
Situation im liegen angewandt? Waren
3
die
Einordnung
von
in
sportliche
Grenzen
und
LE Immer Ärger mit… - Umgang mit Konflikten
diese eher unangenehm? Anschließend
Verknüpfung mit den Ergebnissen aus der
Übung "Drunter und drüber".
Frage an Teilnehmer/innen: Wo erlebe ich
Grenzüberschreitung im Alltag Wie reagiere
ich?
Schwerpunkt 2Rollenspiele und Reflexion
Rollenspiel: Das Treffen (10 Min.)
Situation:
Zwei
Personen
Auseinandersetzung mit dem Thema Nähe
wollen
sich
und Distanz
treffen. Sie müssen durch einen schmalen
Durchgang
gehen,
um
zueinander
zu
gelangen. In diesem Durchgang steht eine
Gruppe von Personen, wodurch der Raum
sehr eng wird.
Die Hälfte der Gruppe beobachtet das
Rollenspiel. Die andere Hälfte wird zu
Akteuren
und
Akteurinnen
in
diesem
Rollenspiel.
Zwei Personen werden außerhalb der Halle
instruiert. Ihre Aufgabe: Person A will zu
Person B. Sie sind in Sichtkontakt, wobei A
durch einen schmalen Durchgang gehen
muss, um B zu erreichen.
Aufgabe der restlichen Spieler/innen: Dort
wo der Durchgang am schmalsten ist
stehen acht Personen (die Clique), die
miteinander lautstark im Gespräch sind.
Diese
machen
den
Eingang
des
Durchganges noch enger. Wichtig: Keine
Informationen darüber, dass die Gruppe
Person A nicht durchlassen will. Dies ist
durchaus möglich.
Reflexionsphase (5 min)
Vertiefende Auseinandersetzung mit dem
In der Reihenfolge 1. Person A und B, 2. die
Thema.
Clique, 3. die zweite Hälfte der Gruppe, die
eine Beobachtungsaufgabe hatte, sollen
eigene
Gefühle
und
Empfindungen
benennen. Dies geschieht ohne Diskussion.
Die
4
Reflexion
wird
unter
folgenden
LE Immer Ärger mit… - Umgang mit Konflikten
Fragestellung weitergeführt: Wurde Kontakt
zu der Clique aufgenommen? War denen
klar,
dass
A
Körperkontakt
nur
durch
will? Wurde
aufgenommen?
gleichzeitig
mit
Wann
-
sprachlicher
Kontaktaufnahme? Welche Gefühle und
Wahrnehmungen hatte jeder und jede
Person für sich? Gab es Vorurteile bzw.
wurden
Handlungen
erwartet,
die
das
eigene Verhalten geprägt haben?
Rollenspiel: Der Raum (10 Min.)
Situation: In einem Raum sitzen einige
Personen, zwei Personen kommen herein
und gehen herum.
Die Hälfte der Gruppe beobachtet das
Rollenspiel. Die andere Hälfte wird zu
Akteuren
und
Akteurinnen
in
diesem
Rollenspiel.
Zwei
Personen
bekommen
folgende
Instruktion: Ihr geht in einen Raum, dort
werden acht Personen auf euch warten
bzw. diese sitzen dort. Ihr werdet zu Ihnen
Distanz halten, alles ablehnen, was an euch
herangetragen wird, nichts ernst nehmen,
und alles abwerten.
Die restlichen acht Personen bekommen die
Instruktion, zueinander Distanz zu halten,
sie
sollen
den
Versuch
unternehmen
einzeln Kontakt zu den Hereinkommenden
aufzunehmen, sie können nicht aus dem
Raum heraus.
Reflexionsphase (5 min)
In der Reihenfolge 1. Person A und B, 2. die
Personen aus dem Raum, 3. die zweite
Hälfte
der
Gruppe,
die
Beobachtungsaufgabe hatte, sollen eigene
Gefühle
und
Empfindungen
benannt
werden. Dies geschieht ohne Diskussion.
5
LE Immer Ärger mit… - Umgang mit Konflikten
Die
Reflexion
Fragestellung
wird
unter
weitergeführt:
folgenden
Wie
wurde
Kontakt aufgenommen? War den Insassen
klar, warum Person A und B hereinkommen,
was diese wollten? Wurde Körperkontakt
aufgenommen?
Welche
Gefühle
und
Wahrnehmungen hatte jeder und jede
Person für sich? Gab es Vorurteile bzw.
wurden
Handlungen
erwartet,
die
das
eigene Verhalten geprägt haben? Wie war
das Verhältnis zwischen A und B?
Impulse (10 min)
Die
gesammelten
Erfahrungen
und
a.) Die vier Seiten/ Aspekte einer Nachricht
Ergebnisse werden mit Hilfe zweier Impulse
b.) Stufen eines Konfliktes
eingeordnet.
Abschluss und Fazit (5 min)
Nähe und Distanz wird unterschiedlich
wahrgenommen, je nach Person. Dies
verdeutlicht
die
Verantwortung
der
Übungsleiterinnen und Übungsleiter, die bei
verantwortlichem
Umgang
mit
den
Teilnehmer(innen) sehr sensibel mit deren
Empfindungen umgehen müssen. Dies setzt
voraus,
dass
Übungsleiter/innen
selbst
diese Empfindungen wahrnimmt, akzeptiert
und erkennen kann.
Anlagen
Anlage 1: Die vier Seiten einer Nachricht
Anlage 2: Konflikte - Welche Stufen der Konfliktentwicklung gibt es?
Anlage 3: Fähigkeiten guter Schlichter
Anlage 4: Fit und fair im Konflikt
Anlage 5: Vermittlungsprozess bei Konflikten
Anlage 6: Möglichkeiten der Mannschaftsbildung
Anlage 7: Welche Konfliktbewältigungsstrategien gibt es?
Ist der Umgang mit Konflikten immer gleich?
Welche Rolle spielen Erfahrungen im Bereich Konfliktbewältigung?
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LE Immer Ärger mit… - Umgang mit Konflikten
Anlage 2: Konflikte - Welche Stufen der Konfliktentwicklung gibt es?
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LE Immer Ärger mit… - Umgang mit Konflikten
Anlage 3:
Fähigkeiten guter Schlichter
Zuhören
Aktiv zuhören, die anderen ausreden lassen
Neutralität
Neutral sein, sich nicht auf eine Seite ziehen lassen, sich seine Vor
urteile bewusst machen, Neutralität zeigen durch seine Haltung,
Gestik, Worte
Zurückhaltung
Die anderen zu Wort kommen lassen und Konflikte lösen lassen
Vertrauen
Vertrauen schenken, anderen etwas zutrauen.
Zuwendung
Freundlich sein, Interesse zeigen, auf die Konfliktparteien eingehen,
die anderen ernst nehmen, bestätigen und loben können.
Gesprächsführung
Einfühlsam sein, beruhigend wirken,
Gesprächsverhalten
auf beide eingehen, sich Zeit nehmen, langsam und deutlich reden,
Blickkontakt zu beiden Kontrahenten haben.
Zuverlässigkeit
Andere müssen sich auf mich verlassen können, Zusagen und Ab
sprachen einhalten.
Überblick
Sich einen Überblick verschaffen, den Sachverhalt kennen lernen,
die Konfliktparteien gegenseitig erzählen und einander mitteilen
lassen, die Motive herausfinden.
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LE Immer Ärger mit… - Umgang mit Konflikten
Anlage 4
Fit und fair im Konflikt
Was ist überhaupt ein Konflikt?
Konflikte entstehen überall dort, wo Menschen miteinander zu tun haben. Immer da, wo ihre
Verschiedenartigkeit, ihre unterschiedlichen Bedürfnisse, Reaktionsweisen, Meinungen und
Ziele aufeinandertreffen, wird es zu Konflikten kommen, die eine Auseinandersetzung
fordern. Es geht also nicht um die Frage, ob Konflikte oder Streit sein dürfen, noch darum,
wie sie vermieden werden können, die Frage ist vielmehr, wie gestritten wird und wie es zu
einer Verständigung kommt.
Mögliche Konfliktausgänge
Verlierer – Verlierer
Beide Partner erleiden am Ende ihres Streits einen Schaden und bleiben mit Wut und/oder
Enttäuschung zurück. Bei einem solchen Konfliktausgang wird v.a. die Beziehung stark
belastet, vielleicht sogar eine Freundschaft aufs Spiel gesetzt.
Verlierer – Gewinner
Einer gewinnt auf Kosten des anderen. Bei dem Unterlegenen werden immer
Unmutsgefühle zurückbleiben, die sogar so stark sein können, dass sich Rachegedanken
entwickeln und der Konflikt zu einem anderen Zeitpunkt, an einem anderen Ort und in einer
neuen Situation fortgesetzt wird. Verlierer geben keinen Frieden – Gewinner brauchen
keinen Frieden.
Gewinner – Gewinner
Es gelingt den Konflikt zu klären. Niemand verliert sein Gesicht, es findet eine
Verständigung statt. Dadurch kann die Beziehung erhalten bleiben, vielleicht sogar
verbessert werden, dann nämlich, wenn die Streitpartner durch den miteinander
ausgetragenen Konflikt mehr Verständnis füreinander entwickeln konnten.
Es geht in dieser Konfliktregelung ohne Niederlage nicht darum, den Übeltäter zu
bekämpfen, sondern das „Übel“. Hier wird auf das Ausüben von Macht verzichtet, und es
werden anders als im Sieg-Niederlage-Prinzip keine Siegestrophäen gesammelt.
Kommunikationsklärung und Verständigung stehen im Vordergrund.
Wichtige Voraussetzung für das erreichen der positiven Auswirkungen eines
Konfliktausganges ohne Niederlage ist die Bereitschaft, sich gegenseitig seine Gefühle,
Bedürfnisse und Probleme mitzuteilen und für den anderen Verständnis zu zeigen. Ein
offenes Aussprechen wirkt bereits schon entlastend und konfliktentschärfend. Das
gemeinsame suchen nach Lösungsmöglichkeiten und die gleichberechtigte Regelung des
Konflikts führt schließlich zu einer Vereinbarung über das Verhalten beider Partner bei
entsprechenden Konfliktsituationen in der Zukunft.
Regeln für ein faires Streiten
Finde das Problem heraus!
Bringe das Problem auf den Punkt!
Bekämpfe das Problem, nicht die Person!
Höre unvoreingenommen zu!
Behandle menschliche Gefühle mit Achtung!
Übernehme Verantwortung für dein Handeln!
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LE Immer Ärger mit… - Umgang mit Konflikten
Anlage 5
Fairhalten des Sporthelfers –
Vermittlungsprozess bei Konflikten
Konflikt identifizieren und definieren
Mögliche Alternativlösungen entwickeln
Alternativlösungen kritisch bewerten
Sich für die beste annehmbare Lösung entscheiden
Wege zur Ausführung der Lösung erarbeiten
Spätere Untersuchung, um zu beurteilen, wie sie funktionierte
Rollenspiele
Beobachtungspunkte
Wodurch entstand der Konflikt?
Wie müsste anders gehandelt werden, damit der Konflikt gelöst wird?
Welches Ziel hatten der Spieler?
Welche Methoden gebrauchte er?
z.B. Punktgewinn/Ballbesitz um jeden Preis
z.B. unfairer, grober Körpereinsatz
Wie müsste gehandelt werden, um den Konflikt zur Zufriedenheit beider Seiten zu lösen?
z.B. sich zuhören, sich mit gegenseitigem Respekt behandeln, Verantwortung für die Lösung übernehmen
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LE Immer Ärger mit… - Umgang mit Konflikten
Anlage 6
Mannschaftsbildung
Welche Möglichkeiten gibt es, um die Schüler in verschiedene Mannschaften einzuteilen?
Wir alle kennen das Problem. Wie bilde ich heute die Mannschaften für das abschließende
Basketball- oder Volleyballspiel?
Lasse ich die besten Sportler wählen, oder teile ich selbst als Lehrer die Mannschaften ein? Nach
welchen Kriterien setze ich die Spielgruppen zusammen? Kann ich Mädchen und Jungen
gemeinsam spielen lassen?
Auf dieser Seite möchte ich ein paar Anregungen zu diesem Thema vorstellen, und hoffe, dass
noch weitere Ideen von Euch dazukommen.
Sendet mir bitte eure Vorschläge zur Mannschaftsbildung an folgende Email-Adresse:
[email protected]
A
Mannschaftswahl nach Leistungsstärke:
Die leistungsstärksten Schüler wählen
Vorteile: Es entstehen in der Regel leistungshomogene Mannschaften
Nachteile: Psychologisch schlecht für die schwachen Schüler, da sie immer als letzte gewählt und
dadurch jedes Mal als "besonders schwach" herausgestellt werden. Gefahr der "Cliquenbildung".
Leistungsschwächere Schüler wählen
Vorteile: Auch nicht so gute Schüler dürfen eine Mannschaft bilden und ggf. "Kapitän" sein. Es
können durchaus leistungshomogene Mannschaften entstehen.
Nachteile: Es finden sich aber nicht immer gleichstarke Mannschaften, da schwächere Schüler oft
aus Sympathie zuerst ihre Freunde wählen.
B
Mannschaftswahl durch Freundschaft:
Zwei Freunde wählen jeweils ein weiteres Freundschaftspaar dazu
Anmerkung: kommt gut bei den Mädchen an, da Mädchen sehr gern mit ihrer Freundin in einer
Mannschaft spielen.
Vorteile: Betont den sozialaffektiven Charakter des "Miteinanderspielens". Spaß und Freude
stehen im Vordergrund.
Nachteile: Oft keine Leistungshomogenität der Gruppen.
C
Mannschaftswahl durch Einfluss des Lehrers
(Leistungsdifferenzierung):
Der Lehrer trifft eine Vorauswahl (zwei starke Schüler und zwei
mittelgute Schüler wählen jeweils eine Mannschaft
Anmerkung: Eine gute Lösung, wenn mit 4 Mannschaften auf 2 Feldern gespielt wird.
Vorteile: Gute Leistungsdifferenzierung. Die beiden schwächeren Mannschaften, die
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LE Immer Ärger mit… - Umgang mit Konflikten
gegeneinander spielen, werden nicht durch Schüler, die besonders leistungsstark sind, in ihrem
Spielverhalten gehemmt.
Nachteile: Die schwächeren Schüler erkennen sehr wohl, dass sie vom Lehrer als "nicht so gut"
angesehen werden (negativer Effekt auf die Psyche).
Der Lehrer trifft eine Vorauswahl und gibt bestimmte Wahlkriterien vor
(siehe Beispiel)
Beispiel: Es sollen 4 Mannschaften mit je 5 Spielern gebildet werden.
Der Lehrer teilt 4 ungefähr gleich starke Schüler zur Wahl ein.
Ausgangssituation: Jeder Kapitän muss nun noch 4 weitere Spieler auswählen. Alle übrigen
Schüler der Klasse sitzen auf einer Bank
Der Lehrer gibt eine Richtung für die Wahl der sitzenden Schüler vor.
Kapitän Nr.1 muss den ersten Schüler zu seiner Mannschaft nehmen. Er darf auch die nächsten
drei in sein Team beordern, wenn er dies wünscht. Seine Mannschaft wäre dann bereits komplett.
Er kann jedoch auch nur den nächsten oder die nächsten 2 Schüler zu seiner Gruppe nehmen und
das Wahlrecht an den Kapitän Nr. 2 weitergeben.
Dieser muss ebenfalls den ersten Schüler nehmen und kann je nach Situation wieder entscheiden,
ob er sein Team schon komplettieren will oder nicht.
Dieses Verfahren wird solange praktiziert, bis alle Mannschaften vollzählig sind.
Vorteile: Gute Vermischung von schwächeren und stärkeren Schülern; hat auch sozialintegrativen
Charakter, da die "unbeliebten" Schüler nicht bis zum Schluss übrigbleiben.
Nachteile: Wenn der Zufall es will, können ungleich starke Teams entstehen.
(Vorschlag von Peter Degen, Uni-Koblenz)
D
Mannschaftsbildung per Zufallsprinzip:
Das "Daumenbiegen"
Die Schüler stellen sich in einen Kreis, machen eine Faust, strecken den Daumen hervor und
schließen die Augen. Dann darf ein Kind (schnell und spontan) die Hälfte der Fäuste umdrehen, so
dass der Daumen bei der Hälfe der Kinder nach unten zeigt.
Benötigt man Pärchen, kann man die Kinder - im Kreis stehend (wieder mit geschlossenen Augen)
- nach einer Hand greifen lassen, so dass sich Paare finden.
Anmerkung: Lustiges und einfaches Verfahren.
Vorteile: Schnelle Mannschaftsbildung
Nachteile: Häufig entstehen ungleiche Mannschaften. Dies kann zu "Frust" bei den Spielern
führen.
(Vorschlag von Andrea Konermann, Lehramtsassessorin an der Uni Osnabrück)
Der Lehrer zählt die Schüler der Reihe nach ab (z. B. 1, 2, 1, 2 oder 1, 2, 3, 4, 1, 2, 3, 4, je
nach Anzahl der benötigten Mannschaften)
Anmerkung: Gutes Verfahren wenn es schnell gehen muss.
Vorteile: Schnelle Mannschaftsbildung
Nachteile: Häufig entstehen ungleiche Mannschaften. Dies kann zu "Frust" bei den Spielern
führen.
Der Spielleiter ernennt 2 Schüler/Innen (am besten 2 gleichstarke S. oder auch
Geburtstagskinder).
Diese stellen sich mit dem Gesicht zur Wand in die diagonal gegenüberliegenden Ecken der Halle.
Alle übrigen S. werden vom L. durchgezählt (1, 2, 3, etc.). Danach dürfen die vom Spielleiter
benannten S. der Reihe nach beliebige Zahlen aufrufen. Die aufgerufenen S. dürfen sich jedoch
noch nicht direkt zu den Mannschaftskapitänen stellen, sondern müssen zunächst in die andere
Ecke derselben Hallenseite gehen (somit wird das "Vorflüstern" von Namen vermieden).
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LE Immer Ärger mit… - Umgang mit Konflikten
Anmerkung: Kein sehr schnelles Verfahren, macht den Schülern aber sehr viel Spaß, zumal sie
sich überraschen lassen müssen, wer wohl in ihre Gruppe kommt.
Vorteile: lustige Form der Mannschaftsbildung
Nachteile: Auch hier können zufällig ungleiche Mannschaften entstehen. Dies kann zu "Frust" bei
den Spielern führen.
(Vorschlag von Katrin Jenko, Lehramtsassessorin aus Augsburg)
Die Schüler ziehen eine Karte aus einem Kartenspiel (z. B. 2 verschiedene Farben bei 2
Mannschaften; 4 Farben bei 4 Mannschaften etc.)
Beispiel:Ein Kartenspiel (Quartettspiel bei Vierergruppen) wird den Schülern verdeckt vorgehalten.
Jeder Spieler zieht sich eine Karte. Alle, die eine rote Karte haben, gehören zu einer Mannschaft,
alle Schüler, die eine schwarze Karte gezogen haben, bilden die gegnerische Mannschaft.
Anmerkung: Gute Möglichkeit, wenn es schnell gehen muß. Verfahren, welches für die Schüler
vollkommen neu ist, ihre Neugierde weckt und in der Regel von allen akzeptiert wird.
Vorteile: Schnelle Mannschaftsbildung
Nachteile: Häufig entstehen ungleiche Mannschaften. Dies kann zu "Frust" bei den Spielern
führen.
(Vorschlag von Hendrik Janssen, Uni-Hannover)
Mannschaftsbildung durch Geburtstag
Der Lehrer teilt die Schüler nach ihrem Geburtsmonat in Gruppen ein.
Anmerkung: gutes Verfahren bei koedukativem Unterricht.
Vorteile: geht schnell
Nachteile: Lehrer muss den Überblick behalten, geht nicht immer genau
auf
(Vorschlag von Claudia Osiander)
Mannschaftsbildung durch Körpergröße
Die Schüler stellen sich in einer Reihe auf. Je nach Gruppenanzahl zählt der Lehrer ab.
Anmerkung: gutes Verfahren, wenn es schnell gehen soll
Vorteile: Schüler können sich selbst kontrollieren
Nachteile: kann länger dauern, wenn Schüler versuchen, den Lehrer auszutricksen
(Vorschlag von Claudia Osiander)
Mannschaftsbildung durch Farbe der Kleidung
Der Lehrer teilt Schüler je nach Farbe des T-Shirts oder der Hose in eine "helle und dunkle"
Mannschaft ein.
Anmerkung: Geht nur, wenn der Lehrer einen schnellen Überblick hat, bzw. dies auf den ersten
Blick erkennbar ist.
Vorteil: geht schnell
Nachteil: funktioniert nicht, wenn die Schüler nicht dementsprechend
bekleidet sind.
(Vorschlag von Claudia Osiander)
Mannschaftsbildung mit Postkarten und kombinierter Aufwärmgymnastik
Der Lehrer bereitet Postkarten vor, die mit unterschiedlichen Symbolen auf der einen Seite
versehen werden (jeweils gleiche Symbole für eine Mannschaft). Auf der anderen Seite der Karte
stehen Aufwärmübungen. Jeder Schüler bekommt eine Karte. Der Lehrer lässt Musik laufen. In
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LE Immer Ärger mit… - Umgang mit Konflikten
dieser Zeit bewegen sich die Schüler quer durch die Halle. Wenn die Musik aufhört, machen sie
die Übungen die auf der Karte stehen. Wenn die Musik wieder läuft, tauschen sie ihre Karte mit
einem Mitschüler. Je nach Intensität des Aufwärmens wird dies wiederholt.
Am Ende des Aufwärmens hat jeder Schüler eine Karte. Die mit dem gleichen Symbol bilden eine
Mannschaft.
So sind die Schüler warm und gedehnt (je nach Übungen auf den Karten) und die
Mannschaftseinteilung ist auch geschafft.
(Vorschlag von Uwe Niedzballa)
E
Mannschaftsbildung mit Mädchen und Jungen gemeinsam:
Der Lehrer bestimmt zunächst zwei Mädchen oder zwei Jungen, die dann jeweils immer
abwechselnd ein Mädchen bzw. einen Jungen auswählen
Anmerkung: Gutes Verfahren bei koedukativem Unterricht.
Vorteile: Mädchen und Jungen spielen auch gern zusammen (sozial-affektive Komponente des
Schulsports). Abbau von Vorurteilen (z.B. "Mädchen sind nicht so sportlich wie die Jungen"). Die
Mädchen beweisen den Jungen ihr sportliches Können.
Nachteile: Die Gefahr besteht, dass die Jungen nur unter sich spielen.
Die Jungen können nicht immer ihr gesamtes Spielpotential zeigen, da sie gemeinsam mit
Mädchen "verhaltener" spielen müssen.
F
Mannschaftsbildung durch die Schüler selbst:
Schüler wählen die Spieler für die gegnerische Mannschaft
Zwei Schüler werden als Teamkapitäne ernannt, um abwechselnd Mitspieler für die gegnerische
Mannschaft zu wählen.
Vorteile: Vermeintlich schwächere Schüler werden zuerst gewählt und müssen nicht bis zuletzt
warten. Geht recht schnell. Homogene Mannschaften entstehen.
Nachteile: Beiden Kapitänen muss dieses Verfahren klar sein, sonst entstehen heterogene
Gruppen. Wenn diese Variante zu oft eingesetzt wird verliert der psychologische Aspekt für die
Schwachen an Wert.
(Vorschlag von Ulf Jakob, Anwärter aus Lüneburg)
Der Lehrer beauftragt die Schüler, zur nächsten Std. eine gerechte Mannschaftseinteilung
schriftlich auszuarbeiten
Anmerkung: Gutes Verfahren, wenn man bis zur nächsten Sportstd. Zeit hat.
Vorteile: Das Vorgehen verkürzt die Einteilungszeit, ist pädagogisch wertvoll und meistens sehr
gerecht.
Nachteile: Benötigt Zeit und ist deshalb für die jeweils aktuelle Sportstunde nicht praktikabel.
(Vorschlag von Tom Szarto)
Der Lehrer bestimmt zwei SchülerInnen aus der Klasse.
Schüler A darf die Mannschaften einteilen. Schüler B hat zunächst nichts zu tun. Sobald beide
Mannschaften feststehen, darf sich Schüler B aussuchen, in welche Mannschaft er gehen möchte.
Spieler A muss dann in die "übrig gebliebene" Mannschaft. Dies bedeutet: Spieler B, der ja zuerst
wählen darf, in welcher Mannschaft er spielen möchte, würde immer in die leistungsstärkere
Gruppe gehen, wenn A ungleiche Gruppen gebildet hätte. Somit hätte A Pech und müsste in die
leistungsschwächere Mannschaft. Haben die Schüler das Prinzip der Einteilung verstanden, dann
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LE Immer Ärger mit… - Umgang mit Konflikten
erstellen sie in Zukunft auch zwei gerechte Mannschaften.
Anmerkung: Überträgt Verantwortung und fördert die Mitbestimmung der Schüler.
Vorteile: Mitverantwortung der Schüler.
Nachteile: Benötigt etwas Zeit, da sich die meisten Schüler nicht so schnell für eine Lösung
entscheiden können.
(Vorschlag von Kerstin Dammann)
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