Krankheit wütet unter den Palästinensern Miguel Angel Criado Ein Drittel der Bewohner der Flüchtlingslager leidet an einer chronischen Krankheit. Innerhalb der besetzten Gebiete erschweren die Israelis den Zugang zu Gesundheit. 31% der palästinensischen Flüchtlinge in den Camps im Libanon leidet an einer chronischen Krankheit. 52% der Wohnungen, die man kaum so nennen kann, weisen ein undichtes Dach auf, und viele sind mit Gesundheitsgefährdenden Materialien errichtet. 63% der Familien, die ihr Leben in diesen Gettos fristen, sagen, dass sie Probleme haben, an Nahrung zu kommen. In den besetzten Gebieten sind die Bedingungen auch nicht besser. Viele Kinder leiden an Ernährungsstörungen, und die palästinensischen Ambulanzen können nicht nach Jerusalem hinein fahren, wo sich die meisten Krankenhäuser befinden. So sieht das Röntgenbild für die Gesundheit eines Volkes ohne Staat aus. Im vergangenen März fand in Beirut im Libanon die zweite Konferenz von The Lancet – Palestinian Health Alliance statt, eine von der angesehenen medizinischen Zeitschrift veranstaltete Tagung über den Gesundheitszustand der palästinensischen Bevölkerung. The Lancet hat jetzt die Ergebnisse der 32 Forschungsprojekte dort veröffentlicht. Ohne die Politik auch nur in einer Zeile in den Texten zu erwähnen, sind die verschiedenen Arbeiten, die von Organen wie der Europäischen Union und dem Büro der Vereinten Nationen für Flüchtlinge aus Palästina im Nahen Osten (UNRWA) finanziert wurden, voll von Daten, die die harte Realität der Gesundheitssituation sowohl in den besetzten Gebieten des Gazastreifens und des Westjordanlandes als auch in den Flüchtlingslagern in den Nachbarstaaten Israels offen legen. 1948 verließen infolge des ersten israelisch-arabischen Krieges und der Gründung des Staates Israel mehr als 700.000 Palästinenser ihr Land. Etwa 100.000 gingen in den Norden, in den Libanon, wo sie jetzt bereits 400.000 sind, von denen die meisten in Flüchtlingslagern leben. Obwohl inzwischen 60 Jahre vergangen sind, sind sie nur selten in die libanesische Gesellschaft integriert. Ohne Bürgerrechte und mit rechtlichen Beschränkungen bezüglich Arbeit und Grundbesitz konzentrieren sich die Flüchtlinge in Gettos. Ernste Krankheiten Eine Untersuchung der Amerikanischen Universität in Beirut zeigt die engen Beziehungen zwischen Lebensbedingungen und Krankheit. Nach der Untersuchung von 2.500 Haushalten stellten sie fest, dass 31% der Personen an einer chronischen Krankheit litten und weitere 24% in den sechs Monaten vor Erstellung der Studie eine schwere Erkrankung durchgemacht hatten. Bei mehr als der Hälfte der Wohnungen war das Dach undicht, 8% waren mit Gesundheitsschädlichen Materialien wie Asbest gebaut. Dort wo die Häuser in einem schlechteren Zustand waren, war auch die Krankheitsrate höher. In einer anderen der 32 bei der Konferenz vorgestellten Studien, die von der Europäischen Union finanziert worden war, stellten libanesische und US-amerikanische Wissenschaftler fest, dass die guten Vorsätze und die Realität weit auseinander klaffen. Auch wenn es (die Versorgung mit Nahrungsmitteln, Ü.) die Aufgabe der UNRWA ist, bringen die hohen Armutsraten und der Mangel an Mitteln zum Lebensunterhalt in den Flüchtlingslagern die Angst vor dem Hunger mit sich. Sie stellten fest, dass 59% der Familien unter der Armutsgrenze leben. 63% der Familien gaben an, sie litten unter Nahrungsunsicherheit. Die Arbeit ließ in Zusammenhang mit der zuvor erwähnten Studie die Feststellung zu, dass eine Korrelation zwischen dem Zugang zu Nahrung und dem Auftreten einer chronischen Krankheit oder Behinderung bei einem Mitglied der Familie besteht. Eine dritte Studie, die von Wissenschaftlern der Universität Birzeit von Ramallah durchgeführt worden war, konzentrierte sich auf die Sicherheit in vier Flüchtlingslagern, von denen drei von Muslimen, eines von Christen bewohnt ist. In den von der UNRWA erhaltenen und von der libanesischen Regierung geduldeten Einrichtungen ist das Leben schwierig. Ohne Licht und fließendes Wasser und ohne garantierte Basisdienstleistungen gaben 38% der Befragten an, sie hätten eine hohe Stressbelastung, und ein Drittel, sie fühlten sich nicht sicher. Auf der Konferenz wurde auch die Studie des Iren Yoga Nathan Velupillai vorgestellt. Velupillai, der jetzt Professor an der Medizinschule der Universität Limerick ist, war Mitte des vergangenen Jahrzehnts als Freiwilliger einer NGO in den Flüchtlingslagern. 1996 führte er eine Feldarbeit über den Gesundheitszustand der Palästinenser durch. Velupillai findet, dass sich die Dinge in diesen 15 Jahren nicht verbessert haben. Im kommenden Jahr wird sich die Alliance wieder treffen, diesmal auf palästinensischem Boden. Sie möchten, dass die lokalen Wissenschaftler selbst die Situation ihres Volkes untersuchen, aber sie hegen auch die Erwartung, dass "diese jährlichen Veranstaltungen als Mechanismen zur Kontrolle all derer fungieren, die sich die Verantwortung für den Gesundheitszustand der Palästinenser teilen,die israelische Regierung, die Palästinensische Autonomiebehörde, die arabischen Staaten in der Region und die internationale Gemeinschaft, aufgrund ihrer rechtlichen Verpflichtungen, und manchmal auch wegen ihres unrechtmäßigen Handelns und ihrer Politik", schreibt in einem Editorial Richard Horton von The Lancet. Quelle: http://www.esmateria.com/2012/10/08/la-enfermedad-se-ceba-con-los-palestinos/ aus dem Spanischen übersetzt von K. Nebauer