Ausbildung GH II Thema/Beispiel Lernbereich Akrobatische Attraktionen (90 Minuten) 2 Angebote der Kinder- und Jugendarbeit Unterbereich 2.4 Bezug zum Beispielprogramm 2. Folge: Freitag, 19:30 Uhr Programmangebote bei Vereinsfesten Stellenwert des Themas in Bezug auf Tätigkeitsfelder als GH und in Bezug auf Jugendbildung Gruppen- und Sporthelfer/innen wirken mit bei der Umsetzung von Sportangeboten mit Kindern. Dazu ist es erforderlich und hilfreich, über ein breites Repertoire von BewegungsSpiel- und Sportmöglichkeiten zu verfügen. Dazu zählen nicht nur Erfahrungen mit Spielen unterschiedlicher Art, mit Übungsformen zur Förderung motorischer Grundeigenschaften und mit Möglichkeiten der Schulung Sport bezogener Techniken, wie das im GH-I-Lehrgang angestrebt wurde, sondern auch Konfrontationen mit ungewöhnlicheren Bewegungsangeboten, z. B. aus musisch-kulturellen Bezügen. Akrobatik ist dabei für Mädchen und Jungen gleichermaßen attraktiv, so dass dieses Angebot dem Tanz oder Bewegungstheater im Rahmen einer GH-Ausbildung vorgezogen wird. Die Jugendlichen werden angeregt, solche Angebote in die Sportstunden mit Kindergruppen aufzunehmen. Für ihre Arbeit als GH ist diese Lerneinheit besonders gut geeignet, um u. a. Ziele des Sports mit Kindern zu thematisieren, methodische Konzepte zu erleben und zu wiederholen und sich mit Sicherheitsaspekten auseinanderzusetzen. Gleichzeitig erhalten die Jugendlichen Impulse für die eigene Persönlichkeitsentwicklung. Die entsprechenden Wirkungen sind angesiedelt im Bereich der intensiven Körpererfahrung (Leistungsfähigkeit, Wahrnehmung, Berührung/Körperkontakt, Körperausdruck), der Sozialerfahrungen (Kommunikation, Absprachen treffen) und der Emotionen (Freude, Erfolgserlebnisse). Akrobatische Attraktionen Seite 1 von 9 Ausbildung GH II Lern- und Erlebnisziele in der GH-Ausbildung Die Teilnehmenden kennen ein attraktives Angebot im Breitensport mit Kindern und Jugendlichen. sind angeregt, Akrobatik als Angebot oder einzelne Elemente in eigene Angebote mit Kindern zu integrieren. setzen sich mit methodischen Konzepten und Prinzipien auseinander. wissen, wie sie Sportschäden und Verletzungen vermeiden können und welche Verantwortung sie für eine sichere Sportstunde tragen. Didaktische Hinweise / Verknüpfungen Dieses Lernbeispiel ist gut geeignet, Inhalte aus dem GH-I-Lehrgang zu wiederholen und zu vertiefen. Daher muss eine geeignet lange Phase im Anschluss an die Praxisstunde zur Reflexion vorgesehen werden – in diesem Beispiel werden 70 Minuten Bewegungszeit und 20 Minuten Reflexion vorgesehen. Die inhaltlichen Verbindungen bestehen zu: Sportverständnis, Ziele von Sportstunden, Methodik, Auftreten als Gruppenhelfer/in, Koordination. Bezogen auf den GH-II-Lehrgang kann diese Einheit später als weiteres Praxisbeispiel erneut in Erinnerung gerufen werden, wenn das Gesundheitsverständnis entwickelt und übertragen wird. Thematische Auseinandersetzung Vielfalt von Zielen und Inhalten im Breitensport Bewegungs-, Spiel- und Sportbedürfnisse junger Menschen Akrobatische Figuren Eher offene und eher geschlossene methodische Konzepte Verantwortung; Sicherheit und Vermeidung von Verletzungen und Schädigungen durch nicht funktionale Bewegungen Aufgaben und Auftreten beim Anleiten von Übungen in Gruppen Bewegungsbeschreibung, Bewegungsdemonstration, Fehlerkorrektur Umgang mit Unterschiedlichkeit in Sportgruppen Akrobatische Attraktionen Seite 2 von 9 Ausbildung GH II Ablaufplan Phase / Zeit Einstimmung ca. 5 Minuten Gedanken / Absichten Ziele der Lerneinheit verdeutlichen Praxisbeispiel ca. 65 Minuten Erleben der Praxiseinheit Reflexion I ca. 10 Minuten Sich des Lern- und Erlebnisgehalts vergewissern Reflexion II ca. 10 Minuten Notwendige Handlungskompetenzen als GH ermitteln Akrobatische Attraktionen Inhalte / Lern- und Organisationsformen Vorstellung der beabsichtigten Praxisphase und der anschließenden Reflexionsthemen Gespräch Vier Phasen einer Akrobatikstunde LL führt idealtypische Stunde durch (Anlage1a) Lern- und Entwicklungsgelegenheiten in einer Akrobatikstunde als Jugendliche/r (Anlage 1b) Lehr-Lern-Gespräch Voraussetzungen, um als GH ein Akrobatik-Angebot zu machen oder als Helfer/in in einer Stunde zu unterstützen (Anlage 1c) Seite 3 von 9 Material / Medien — Turnmatten, 1 Musikanlage, Zirkusmusik Flipchart, Filzstifte Flipchart, Filzstifte Ausbildung GH II Bezüge zum Basismodul Übungsleiter-C/Jugendleiter/Trainer-C Die Teilnehmenden am Basismodul haben sich mit dem eigenen Sportverständnis auseinander gesetzt. wissen, dass ÜL/JL/Trainer eine hohe rechtliche und moralische Verantwortung tragen. wissen, worauf es beim Motivieren von Sportler/innen ankommt und haben motivierendes Verhalten an einem Beispiel erlebt. haben sich damit auseinander gesetzt, dass die Leitung einer heterogen zusammen gesetzten Gruppe spezifische Anforderungen mit sich bringt. wissen, dass die Berücksichtigung der Motive der einzelnen Teilnehmenden eine Voraussetzung für die positive Förderung der Gesundheit ist. kennen die Bedeutung der Koordination für ein erfolgreiches Training. verfügen über ein Repertoire von Praxisinhalten zum allgemeinen Einstimmen und zum Ausklang. haben methodische Prinzipien und Konzepte erlebt und können deren Bedeutung einschätzen. wissen, dass einer Sportstunde ein geplanter Aufbau von mindestens drei Phasen zugrunde liegt. haben an einem Beispiel Bewegungsabläufe beobachtet und können Rückmeldungen dazu geben. Akrobatische Attraktionen Seite 4 von 9 Ausbildung GH II Anlage 1a Idealtypischer Verlauf einer Breitensportstunde „Akrobatik“ als Lernbeispiel einer GH-II-Ausbildung (mit Anmerkungen) Einstimmung (ca. 15 Minuten) Laufspiele, in denen neben der körperlichen Erwärmung auf Elemente Stundenschwerpunkts vorbereitet wird, z. B.: Unterschiedliche Laufvariationen Partnerläufe mit Körperkontakt Gruppenaufgaben während des Laufens Kleine Kunststücke als Aufgaben beim Atomspiel Die LL „brennt hier ein Feuerwerk“ der Motivation ab, die Laufübungen und Spiele werden ohne Pause umgesetzt, so dass die TN richtig warm sind und gleichzeitig Vorfreude auf das Kommende entwickeln. Kleine Aufgaben zur Problemlösung bereiten auf die kognitiven und sozialen Herausforderungen im Stundenschwerpunkt vor. Schwerpunkt (ca. 30–40 Minuten) a) Übungen und Spielformen zur Vorbereitung auf akrobatische Figuren (Gleichgewicht, Körperspannung und Vertrauen) b) Erlernen von Grundfiguren wie Oberschenkelstand (vorwärts und rückwärts) und Bankstellung c) Erarbeitung kleiner Choreografien auf Grundlage der zuvor geübten Grundfiguren Die Schwerpunktphase mit den Teilen a) und b) wird in geschlossener Form durchgeführt. Die LL legt großen Wert auf die Einhaltung von Regeln, die gegebenenfalls auf einer Wandzeitung aufgeschrieben werden sollten (Stopp-Regel etc.). Auch wird darauf geachtet, dass es immer wieder zu wechselnden Partner- und Kleingruppenkonstellationen kommt, damit innerhalb der Gruppe viele Kontakte gefördert werden. Im Teil c) wird Verantwortung an die Gruppe abgegeben. Hier wird gelernt, Bewegungen zu beobachten und zu korrigieren, es werden Abstimmungs- und Entscheidungsprozesse notwendig und dabei lernen die Jugendlichen den produktiven Umgang mit Unterschiedlichkeit: Jede Person kann sich entsprechend der eigenen Motivation und motorischer Fähigkeiten einbringen und so zum Gruppenergebnis beitragen. Die Zusammensetzung der Arbeitsgruppen wird in die Verantwortung der Jugendlichen gelegt. Schwerpunktabschluss (ca. 5 Minuten) Präsentation der Choreografien Hier muss unbedingt berücksichtigt werden, dass kein unangenehmer Druck aufgebaut werden darf. Jede Gruppe entscheidet frei, ob sie ihr Ergebnis präsentieren möchte. Nach einer Präsentation muss Applaus gespendet werden. Ausklang (ca. 10 Minuten) Allgemeine Bewertung zur Zufriedenheit mit der Stunde („Hat es Spaß gemacht?“) und körperliches Cool-Down, eventuell mit „Ausschütteln“ von Gliedmaßen Akrobatische Attraktionen Seite 5 von 9 Ausbildung GH II Anlage 1b Lern- und Entwicklungsmöglichkeiten in einer Akrobatikstunde In dieser kurzen Phase werden die Jugendlichen ermuntert, eigene Erlebnisse und Erfahrungen zu artikulieren. Dabei sollte jede Person sprechen und möglichst einen neuen Aspekt einbringen. Das ganze soll als „Ich-Aussage“ formuliert werden. Wer keinen neuen Aspekt benennen kann, darf auch einen bereits ausgesprochenen Gedanken nennen. Wer gar nichts dazu beitragen will, darf auch sagen: „Ich kann/will nichts sagen“. Beispiele: „Ich bin stolz, dass unsere Gruppe in so kurzer Zeit eine solch tolle Choreografie auf die Beine gestellt hat“ „Ich hatte manchmal Angst, dem „Untermann“ mit meinen Knien weh zu tun“ „Ich fand es schön, dass ich mit so vielen anderen Gruppenmitgliedern in Partnerarbeit etwas ausprobieren konnte“ „Mir hat es nicht so viel Spaß gemacht, weil ich Vieles nicht gut konnte“ Die LL achtet darauf, dass tatsächlich Ich-Aussagen getroffen werden, die eigene Gefühle beschreiben. Wenn möglich, werden Stichworte dieser Aussagen („Angst, jemandem weh zu tun“) auf einer Wandzeitung mitgeschrieben, um in der abschließenden Phase darauf eingehen zu können. Akrobatische Attraktionen Seite 6 von 9 Ausbildung GH II Anlage 1c Voraussetzungen für gute Akrobatik-Angebote mit Kindern Hier wird der Transfer zur Arbeit als GH im Sportverein oder im außerunterrichtlichen Schulsport vorgenommen. Im ersten Schritt zeigt die LL auf, dass ein Akrobatik-Angebot eine anspruchsvolle Herausforderung für Übungsleiter/innen und Gruppenhelfer/innen ist. Dann werden nach und nach wichtige Grundsätze für eine gelungene und verletzungsfreie Durchführung eines Akrobatik-Angebots an die Flippchart geschrieben. Zuerst nennen die Jugendlichen all das, was ihnen einfällt, anschließend ergänzt die LL, so weit notwendig. Akrobatische Attraktionen Seite 7 von 9 Ausbildung GH II Anlage 2 Fragestellungen zur nachhaltigen Auseinandersetzung 1. Versetze dich in die Lage, du wärst im Jugendausschuss deines Vereins für die Kinderund Jugendsportentwicklung mit verantwortlich. Begründe deinen Antrag, eine abteilungsübergreifende Akrobatikgruppe für 12- bis 16-Jährige gründen zu wollen. Wie würdest du Gegenargumente zu entkräften versuchen? 2. Erstelle einen stichwortartigen Handlungsplan zur Umsetzung des folgenden Projekts: „Einrichtung und Leitung einer Akrobatikgruppe mit interessierten Kindern und Jugendlichen aus allen Abteilungen des Vereins, die Lust dazu haben, beim großen Jubiläumsfest des Vereins als Gruppe aufzutreten“. 3. Stell dir vor, ein sehr dickes Kind ist in deiner Akrobatikgruppe. Mittels welcher Maßnahmen und Herangehensweisen kannst du dieses Kind motivieren, bei einem Akrobatik-Angebot mitzumachen? Wie fühlt sich dieses Kind bei den von dir eingebrachten Spiele und Übungen? Akrobatische Attraktionen Seite 8 von 9 Ausbildung GH II Anlage 3 TN-Handreichungen Literaturhinweis (das Buch liegt am Büchertisch aus, kann durchgeblättert werden): Blume, Michael (2010). Akrobatik mit Kindern und Jugendlichen (9. Auflage). Aachen: Meyer & Meyer. Stundenverlaufsplan (als Protokoll eines Gruppenmitglieds) Abschriften der Wandzeitungen (Anlagen 1b und 1c) Akrobatische Attraktionen Seite 9 von 9