54. Jahrestagung der Österreichischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde (ÖGKJ) P 10-01 22. - 24. September 2016, Feldkirch Inhalation hypertoner (3%iger) Kochsalzlösung – eine effiziente und sichere Therapie-Option bei kindlichen Atemwegserkrankungen? M. Koch1, H. Mentzel2, R. Ledermüller2 (1) Klinik Hochried, Zentrum für Kinder, Jugendliche und Familien, 82418 Murnau, DE (2) PARI GmbH, Moosstr. 3, 82319 Starnberg, DE Die Therapieeffekte Unter den 176 Patienten trat 105 mal Bronchitis (akut 72/38%; chronisch 33/20%), 29 mal Bronchiolitis, sowie 23 mal Asthma auf. Patienten mit akuter oder chronischer Bronchitis profitierten stärker von der HS-Inhalation als das Gesamt-Kollektiv. Deutliche Effekte auf Leitsymptome wie Bronchialsekret, Husten und Atemnot zeigte die Therapie aber auch bei Asthma und Bronchiolitis. 100 Fragestellung Die Inhalation von 3%iger Salzlösung wird zunehmend als eine Therapie-Option bei kindlichen Atemwegserkrankungen eingesetzt. Die vorliegende Arbeit untersucht, bei welchen Patienten (Alter, Indikation) eine Inhalationstherapie mit hypertoner Salzlösung zum Einsatz kommt und welche klinischen Ergebnisse beobachtet werden. Patienten und Methoden Symptome wie: Schleimlösung Husten Atemnot Heiserkeit Verträglichkeit Nebenwirkungen / Sicherheit Akzeptanz der Inhalation Die Bewertung der Therapie auf die beobachteten Kriterien erfolgte in 10 Stufen von 0 (keine Wirkung) bis 10 (sehr gute Wirkung). Abb. 1b: Inhalationstherapie mit 3%iger Salzlösung Ergebnisse Alter der Patienten >10 11% < 1 Jahr: 42; 24% 1-3 Jahre: 41; 23% o. A. 2% 5-10 Jahre: 37; 21% >10 Jahre: 19; 11% >5-10 21% o. A.: 4; 2% >3-5 19% Abb. 2: Alterstruktur der eingeschlossenen Patienten >1-3 23% Indikationen Andere CF 3% Krupp 2% syndrom 5% 79 78 76 60 71 Inhalativ mit 3%iger Salzlösung therapierte Erkrankungen: 80 77 75 68 68 72 71 74 71 61 70 57 66 50 60 40 30 20 10 0 Trockener Husten Akute Bronchitis Atemnot Reizhusten Chronische Bronchitis Bronchiolitis Krankheitsverlauf Asthma Abb. 4: Effekt der Therapie bei akuter/chronischer Bronchitis und Asthma Akzeptanz und Verträglichkeit Reduktion krankheitsbedingter Fehltage, Reduktion von Arzneimitteln Die Akzeptanz der Inhalationstherapie war gut, die Inhalation der 3%igen Salzlösung wurde gut vertragen. Krankheitsbedingte Fehltage und die Einnahme von Mukolytika wurden deutlich reduziert. 100 100 90 80 70 60 50 74 40 80 30 20 10 0 Abwesenheit von KiGa / Schule etc Gabe von Muko-, Sekretolytika 90 80 70 60 50 90 86 40 30 20 10 0 Akzeptanz der Inhalationstherapie Verträglichkeit von Mucoclear 3% Abb. 6: Akzeptanz und Verträglichkeit der Therapie Abb. 5: Therapieeffekt auf die Reduzierung von Fehltagen und die Reduktion weiterer mukolytischer Therapie bis 1 24% 3-5 Jahre: 33; 19% 86 70 Sicherheit Neben guter Wirkung (Abb.4, Abb.5), Akzeptanz und Verträglichkeit (Abb.6) hat die Therapie-Sicherheit eine herausragende Bedeutung. Nebenwirkungen der HS-Inhalation können Hustenreiz und Bronchospasmus sein. Als hyperreagibel eingeschätzte Patienten (117 der 176) erhielten eine Prä- oder Co-Medikation mit einem Bronchodilatator und/oder einem inhalativen Corticosteroid. Obstruktionen wurden nicht beobachtet, von Hustenreiz als unerwünschte Wirkung wurde in insgesamt 6 Fällen berichtet (Abb. 7). 120 117 100 Anzahl Patienten Zur Inhalation der hypertonen Salzlösung kamen Düsenvernebler (LC Sprint, Abb. 1a) oder Membranvernebler (Velox®, Abb. 1b) zum Einsatz. 86 80 Bronchiale Schleimlösung Bewertung von "0" (keine) bis "10" (sehr gute) Wirkung Abb. 1a: Inhalationstherapie mit 3%iger Salzlösung In der multizentrischen, nicht interventionellen, retrospektiven Untersuchung bewerteten Pädiater aus 42 Praxen/Kliniken in Deutschland und Österreich nach der Inhalationstherapie mit 3%iger HS Daten von 176 Patienten jeweils in einem Fragebogen. Sie berücksichtigten Alter, Geschlecht, sowie Diagnosen und evaluierten für Erkrankungen der unteren Atemwege typische 90 Bewertung von "0" (keine) bis "10" (sehr gute) Wirkung Mit 70% stellen akute Infektionen der Atemwege bei Kindern die häufigste Ursache aller ärztlichen Konsultationen dar. In den ersten 10 Lebensjahren erkrankt ein gesundes Kind jährlich an 3-8 unkomplizierten Atemwegsinfekten [1]. Da diese zu 90-95% viral bedingt sind, erfolgt meist eine symptomatische Therapie mit teilweise fraglicher Wirksamkeit. Für die Behandlung kindlicher Atemwegserkrankungen gewinnt die Inhalationstherapie mit leicht hypertoner (3%iger) Salzlösung immer mehr an Bedeutung [2,3,4]. In der Vergangenheit wurden auch pädiatrische Patienten mit Bronchiolitis inhalativ mit leicht hypertoner Salzlösung behandelt, ein Ansatz, der derzeit in der Diskussion ist [4,5,6]. Bewertung von "0" keine bis "10" sehr gute Wirkung in % Einleitung 80 60 52 40 2 20 4 0 0 0 Ohne Prä- und/oder CoMedikation (n=54) Abb. 7: Sicherheit der Therapie Ohne Nebenwirkungen Mit Prä- und/oder CoMedikation (n=121) Husten Obstruktion Schlussfolgerung & Diskussion Asthma 13% Akute Bronchitis 41% Akute Bonchitis: 72; 41% Chronische Bronchitis: 33; 19% Bronchiolitis: 29; 17% Chronische Bronchitis 19% Asthma: 23; 13% Andere: 13; 17% Bronchiolitis 17% Abb.3 Erkrankungen, die inhalativ mit 3%iger HS behandelt wurden Die Inhalation von 3%iger Salzlösung zur Behandlung von Atemwegserkrankungen bei Kindern und Jugendlichen zeigte vor allem bezüglich der Mukolyse eine gute Wirksamkeit. Dadurch konnten orale Mukolytika deutlich reduziert werden. Die Therapie war gut verträglich: Bei nur 6 Patienten wurde von Husten berichtet, Bronchospasmen traten nicht auf. Die Patienten im Alter von 10 Monaten bis 17 Jahren, insbesondere jene mit akuter Bronchitis, profitierten von Symptomreduktion, Begünstigung des Krankheitsverlaufes, Reduktion von Krankheitstagen und von geringerem Medikamentenverbrauch. Die Wirksamkeit der Inhalationstherapie mit 3%-iger HS sollte in weiter führenden Studien mit definiertem Patientenkollektiv überprüft werden. Literatur Interessenskonflikt: Die Klinik erhielt von PARI GmbH Aufwandsentschädigung; M. Koch erhielt Reisekostenerstattung; H. Mentzel und R. Ledermüller sind Mitarbeiter der PARI GmbH. Kontakt: Dr. Markus Koch, Hochried 1-12, 82418 Murnau, Germany, [email protected], www.klinikhochried.de (1) Handbuch d. Dt. Ges. f. Päd. Infektiologie (DGPI) 6. Auflage 2013 (4) Laube B et al. 2011; Eur Resp J. 37(6): 1308 (2) Ater et al. 2012; Pediatrics 2012, 129,6,1397-1403 (5) Zhang L et al. 2011; Cochrane Database Syst. Rev (4), CD 006458 (3) Ankermann et al. 2014; Atemwegs- und Lungenkrankheiten, 40, 9/2014: 407-41 (6) Everard et al 2014; Thorax 2014, 69: 1105-1112