Partnerschaft und Sexualität Dr. Eleonore Peters Sexualität gilt für mich als eine der Grundlagen für geistige und körperliche Gesundheit und für unsere Kreativität. In der sexuellen Hingabe erfahren wir unsere Lebendigkeit als gleichzeitiges Geben und Nehmen. Dies ist für den Mann mit dem Eindringen seines Gliedes und für die Frau in dessen Aufnahme spürbar, doch erlebt sowohl der Mann als auch die Frau das Eindringende und auch das Empfangende. Die Sexualität ist ein leib-seelisches Ineinandergreifen zweier Menschen. Dieses Ineinandergreifen setzt eine Distanz zum Partner voraus.. In klaren Grenzen zum Du, die sich nur gelegentlich verwischen oder bei intensiven gemeinsamem Erleben verschmelzen können. Sexualität kann sich in ihrer gesamten Kraft nur in Selbstverantwortung entfalten. Die Basis dazu liegt darin, sich selbst mit seinen Bedürfnissen kennen zu lernen und wahr zu nehmen was macht mich zufrieden oder unzufrieden, was mag ich an mir und was nicht. Niemand wird Ihnen Glück schenken können, wenn Sie nicht selbst mit sich selbst zufrieden sind. Versichert Ihnen z.B. ein lieber Mensch, Sie seien schön, und Sie nehmen Ihre eigene Schönheit nicht war, so verpufft diese Liebeserklärung im Wind, es bleibt nichts Nachhaltiges. Es kann Ihnen immer wieder versichert werden, was alles an Ihnen wunderbar ist, solange Sie nicht selbst für sich glauben und spüren, welche Reichtümer Sie in sich besitzen, wird keine Liebeserklärung Sie echt erreichen. Erst wenn Sie beginnen sich selbst auf die Suche zu begeben, was an Ihnen schön, achtenswert ist , kann Veränderung beginnen. Ich gehe so weit zu sagen, nicht Ihr Partner ist für Ihr Wohlbefinden, für Ihre Lust , Ihren Orgasmus zuständig. Sie sind es selbst! Wunderbar einfach! Oder ? Innere Leere und Beziehungslosigkeit tragen dazu bei, daß Sexualität überwiegend außen stattfindet. Um in Kontakt mit der eigenen Sexualität zu kommen, brauchen die meisten Menschen einen äußeren Anlaß, einen Gedanken oder einen anderen Menschen. Da Sexualität oft nur im erregten Zustand wahrgenommen wird, ist den wenigsten -1- Menschen bewußt, daß sie eine ständig im Körper vorhandene Energiequelle haben. Die Verantwortung für die eigene Sexualität zu übernehmen bedeutet auch den Kontakt zu sich selbst zu vertiefen. Im Hauptteil meines Vortrages schaue ich auf „gesunde“ Menschen ohne definierte Krankheit wie MS. Die Voraussetzungen, die für „gesunde“ Menschen gelten, treffen – graduell verändert – auch für erkrankten Menschen zu. Jeder von uns hat zu lernen, mit seinen Handicaps umzugehen. Lernen müssen wir alle, üben, bewußt machen, schauen, spüren, zentral uns selbst kennenlernen. Lernen und erforschen, was brauche ich für mich, um eine erfüllte Sexualität zu erleben. Zum Beispiel die ganz einfache Frage einer jungen Frau, wie kommt der Partner in mich hinein oder ich erlebe keine Lust, werde nicht feucht oder habe keinen Orgasmus. Es sind dieselben Fragen, die auch „Kranke“ bestimmen, nur das hier speziellen Teilbereiche hinzukommen Die Sexualität hat viele Gesichter, Phantasien und Wunschträume, die ihren Ursprung in der eigen Lebensgeschichte haben. Was fiel Ihnen ein, als Sie sich für diesen Vortrag entschieden haben? Etwa: Ich habe viel zu wenig GV; ich wünsche mir einmal soviel Lust ,wie ich noch nie hatte, bis zum Abwinken, eine Orgie in der ich versinken kann; wenn ich nur nicht immer so müde wäre, dann.. Sie erwünschen und erträumen etwas, aber häufig bleibt das Gefühl des Unvollständigseins, als fehle etwas.. Manchmal kann Mann / Frau das Gefühl noch nicht einmal benennen, Sie fühlen sich „nur“ gereizt und mit sich nicht im Reinen So kann es dann sein, das Sie das nächste „Mal“ vermeiden, um dieses Gefühl des Unbehagens nicht noch einmal zu erleben. Als „Trost“ für sich sagen Sie,“ ich brauche das nicht, es gibt auch anderes Schönes......., das stimmt, daß es andere wichtige Werte gibt, Sexualität ist nicht alles. Aber heute ist es unser Thema hier. Und darüber wollen wir reden, das ist nicht einfach, obwohl überall darüber geschrieben und geredet wird. Aber Sie ?, reden Sie eigentlich mit Ihrem Partner über Sexualität? Oder gar mit Freunden. Mal ehrlich ! Warum braucht ein Paar eigentlich Lust und Sexualität? Warum brauchen Sie das ? -2- Eines ist sicher, die Sexualität macht die Paarbeziehung zur Paarbeziehung. Ohne Sexualität ist die Beziehung der Partner vielleicht eine Eltern-Kindbeziehung oder das Paar ist ein gutes Arbeitsteam oder es ist eine Art Geschwister- oder Freundespaar. Das sind zwar Möglichkeiten, wie Paare auch miteinander leben können, aber dann leben sie eigentlich nicht als Mann und Frau zusammen Die Sexualität stiftet das charakteristische Band, das die beiden zu einem Paar macht, sie bewirkt die körperlich –seelische Bindung, die es so in keiner anderen Form von menschlicher Bindung gibt. Sehr wichtig ist Sexualität sicher zum Beginn einer Beziehung, sich gegenseitig einzulassen, einander sich zu öffnen. Eine Frau sagte mir, für sie sei es beziehungsstiftend gewesen. Welchen Stellenwert und welche Bedeutung die Sexualität in der längeren Beziehung hat, legt jede / jeder selbst für sich fest. und soll immer wieder vom Paar neu überdacht werden und besprochen werden. Welchen Stellenwert hat im Moment die Sexualität für Sie /für Ihre Beziehung? Was unter sexueller Erfüllung verstanden oder erhofft wird, ist individuell sehr verschieden Es taucht immer wieder die Frage auf, was eigentlich normal sei. Viele Menschen fragen sich, ob ihre Sexualität, beziehungsweise ihre Gefühle und Neigungen der Norm entsprechen. Was der Norm entspricht, ist nicht unbedingt erstrebenswert. Die Norm ist die sicherste Liebestöterin überhaupt; sie killt Lebendigkeit, Individualität und Kreativität, diese aber verleihen der Sexualität erst ihre Würze. Bleiben wir bei der Norm. Ihr zufolge gilt der Orgasmus, am besten noch der von beiden Partnern gemeinsam erlebte, als die sexuelle Erfüllung .Gilt das auch für Sie? Hinterfragen Sie doch mal diese Norm für sich! Ein Zustand der Erfüllung ist gekennzeichnet durch innere Fülle und Wohlgefühl. Absichtlich spreche ich nicht von sexueller Befriedigung, sondern von sexueller Erfüllung. Befriedigung und Erfüllung haben unterschiedliche Qualitäten. Erfüllung wirkt nachhaltig nährend und heilend. Unter Befriedigung versteht man eher eine lustvolle und kurzfristige Spannungsentladung. Wir selbst können viel dazu beitragen, unsere Chancen auf ein Erfüllungserlebnis zu erhöhen. Unsere Aufgabe besteht darin, ein einladendes Klima zu schaffen. -3- In die Sexualberatung kommen erfolgreiche Geschäftsmänner, die ihre Sexualität „verbessern“ wollen. Fast all diesen Männern ist gemeinsam, das sie ihre gesamte Energie und Zeit in die Karriere stecken, weshalb sie in ihrem Beruf auch erfolgreich sind. Ihre Sexualität hingegen erleben sie als unbefriedigend. Doch in der Sexualität gilt wie auch in anderen Gebieten: von nichts kommt nichts. Je mehr Zeit und Energie wir in die Sexualität investieren, desto mehr wird möglich. Die Erwartung an einen sexuellen Höhepunkt läßt sich mit einem Fußballtor vergleichen. Um eines zu schießen reicht das Interesse allein nicht aus. Der Fußballer braucht Talent, ausgeprägtes Ballgefühl, einen Körper, den er trainiert hat und ein gutes Zusammenspiel. In der Sexualität möchten wir dieselben Höhepunkte erreichen, allerdings ohne Vorarbeit, quasi aus dem Nichts heraus. An dieser Stelle möchte ich betonen, nicht das Erreichen der höchsten sexuellen Lust ist das Erstrebenswerte, wer die Faszination als solche will, der wird sich bald oberflächlich und verkrampft fühlen. Wenn Sie Ihre ganze Aufmerksamkeit auf das Erreichen des Orgasmus richten oder auf das „ Lust - sofort- empfinden zu wollen“, ist die Chance leer auszugehen relativ hoch. Ich denke , Sie alle kennen dieses Phänomen. Hier möchte ich den Begriff der Absichtslosigkeit einführen. “Das Nichts“ ohne Erwartungen und Bilder anzustreben erleichtert viel in der Liebe, z.B. “ der Orgasmus soll so und so sein, der Partner sollte jetzt dieses tun.“ Damit verbauen wir uns die Möglichkeit wahrzunehmen, was im Moment vorhanden ist , wir verdecken uns die Sicht. Was ist eigentlich Sexualität: wir reden über etwas , was wir noch gar nicht definiert haben? Was gehört für Sie zur Sexualität?: Das Eindringen, klassisch Geschlechtsverkehr haben Hin- und Herbewegen oder die Berührung, das Vorspiel, das Streicheln , das Küssen, das Schmusen , Flüstern, manchmal erst Reden, das Aneinanderriechen oder auch mal nicht Riechen können, der Atem, das sich Nähern der Haut, die Berührung der Fingerspitzen, die Stimulation der erogenen Zonen,….. was finden Sie? wenn Sie Sexualität für sich definieren? Suchen Sie doch mal allein weiter oder Sie als Paar! Manchmal sind Sie zufrieden nur in einander zu liegen , ohne Bewegung ganz ruhig, nachdem der Partner eingedrungen ist oder nah beeinandersein und die Nähe wahrhaft spüren oder zu merken, die -4- Nähe ist nicht da. Manchmal ist wenig viel, manchmal brauchen Sie wildes Getobe, manchmal ist das hellwach mit einander Haut an Haut liegen, die Samtigkeit der eigenen Haut und die des Liebsten spüren, sich gegenseitig wahrnehmen oder sich selbst wahrnehmen und Zeit haben,….oder bis dann der Orgasmus kommt. Nur der Orgasmus ,der Samenerguss,, „nur“ das ist nicht Sexualität. Ich denke , das wissen Sie schon lange ,dazu gehört noch viel mehr. Wie experimentierfreudig sind Sie? was liegt für Sie zwischen Sinnlichkeit und GV?… Und hier meine Frage die Sie an sich selbst stellen können , wie attraktiv finden Sie sich, wie oft laden Sie Ihren Liebsten zu Zärtlichkeit ein, ergreifen Sie selbst die Initiative oder sagen Sie Ihrem Partner, „ nie bist du zärtlich zu mir, wie kann ich den liebevoll zu dir sein.“ Wichtig!: Es ist die Verantwortung jedes einzelnen in der Beziehung den gemeinsamen Tanz zu eröffnen...oder vergeben Sie sich etwas, wenn Sie beginnen? Es gibt drei wichtige Bausteine für die Sexualität: - der Körper - die Seele - der Kopf I Der Körper Um die Sexualität in ihrer Ganzheit und Fülle zu erleben, ist es notwendig, die verschiedenen Ebenen zunächst zu entwickeln und dann bewußt miteinander zu verknüpfen. Ohne Körper keine Sexualität, ohne Körperwahrnehmung keine sinnliche Erfahrung. Erst durch den Körper ist es uns möglich, Sexualität zu erfahren. Um intensive sexuelle Erfahrungen machen zu können , benötigen wir ein entwickeltes Körperbewußtsein und eine starke Verwurzelung in ihm. Den Körper abzuspalten bedeutet, sich seiner Wahrnehmung nicht bewusst zu sein, so kann die Sprache des Körpers nicht verstanden werden, „natürliche“ Sexualität wird unmöglich. -5- Es gibt verschiedene Ursachen dafür, daß die Körperwahrnehmung vom restlichen Menschen abgespalten ist. Menschen , die viel körperliche Schmerzen erlebt haben, sind aus ihrem Körper geflohen. Aus Selbstschutz haben sie die bewußte Verbindung zu ihrem Körper unterbrochen. Männer sind oft stolz auf ihren unempfindlichen Körper. Sie investieren viel Zeit und Disziplin in seine Stählung. Beim Sport überschreiten sie absichtlich die Schmerzgrenze, um den Körper abzuhärten und ihn gefühllos zu machen. Eine andere häufige Ursache für die körperliche Unempfindlichkeit liegt darin, daß wir ihm zu wenig Beachtung schenken oder es nicht gelernt haben, seine Sprache, was er braucht, zu entschlüsseln. Was wir über unseren Körper denken, hat erwiesenermaßen Wirkung auf unsere Gesundheit. Wenn das Aussehen des Körpers zur Kernthema wird, und wir uns nur noch Sorgen machen, ob wir zu dick oder nicht attraktiv genug sind, ist es als würden wir uns selbst bekämpfen. Wenn wir unseren Körper oder Teile davon in Gedanken kritisieren, üben wir tiefe Selbstkritik, die wir entziffern können. Wenn ein Mann z. B. sagt: Ich hasse meinen fetten Bauch, meint er vielleicht:“ ich bin ein disziplinloses Schwein, wenn ich mich mit anderen vergleiche“. Wenn eine Frau sagt: Mein Busen ist zu groß, meint sie :“wenn ich zu üppig wirke, bin ich auch in anderer Hinsicht zuviel für meine Mitmenschen“. Als Heranwachsene hörten wir oft: „du solltest mehr dies sein und weniger das!“ Um unsere Beziehung zu unserem Körper zu heilen, müssen wir schlichtweg alle Ideale in Frage stellen, die uns jemals beigebracht worden sind. Wir müssen diese Vorstellungen wie wir sein sollten, mit Geduld, Mut und Feingefühl unter die Lupe nehmen. Hören Sie auf Ihren Körper, vielleicht will er Ihnen etwas mitteilen, wie :“ich brauche etwas Ruhe und nicht zwei Aspirin, bei diesen furchtbaren Kopfschmerzen , oder ich brauche meine Speckschicht als Schutzwall z.Z. noch, ich will nicht abnehmen“. Beginnen Sie Ihren Körper kennen zu lernen, dann stellt sich Respekt und Achtung für ihn ein , so wie er ist. Er ist das Haus Ihrer Seele . Mit meinem Vortrag will ich Sie nur an Dinge erinnern, die Sie eigentlich schon kennen und können aber verfeinern wollen. Wie kann die Verbindung wieder hergestellt werden? Über Atem, Bewegung( Tanzen), Sprechen, Üben und Ausprobieren unsere Sinne wie Sehen, Riechen, Schmecken, Hören. -6- Mit dem Atem bringen Sie Energie in Ihren Körper. Wenn Sie Ihren Atem anhalten, ist es so, als hielten Sie einen Fluss in seinem Lauf auf , Sie stauen seine Kraft. Ähnlich können Sie die Energie anheben durch Bewegung, wie Tanzen , das ist auch im Sitzen möglich, Sie sollten Ihren Atem und Ihre Stimme unterstützend dazunehmen. Schauen Sie sich selbst, Ihren Körper an, wie ein Wesen, das Sie kennen lernen wollen, stellen Sie sich selbst vor, benennen Sie Ihre Körperteile ,erzählen Sie sich welche Erfahrungen Sie mit diesen Körperteilen gemacht haben. Sich selbst kennen zu lernen beinhaltet die Möglichkeit Sicherheit im eigenen Körper zu gewinnen und Ihren Körper zu bewohnen, er ist das Haus Ihrer Seele. Bei der MS- Erkrankung treten immer wieder Veränderungen in der Körperwahrnehmung. Sie sind bereits sehr gut geschult im Erspüren. Nutzen diese Fähigkeit! Die folgenden Übungen zum Kennen lernen des eigenen Körpers werden gesondert ausgelegt und im Vortrag nicht näher kommentiert Übungen zum Wahrnehmen Ihres Körpers, Das Ziel einer Atemübung ist die Entwicklung des Atembewußtseins. Wenn die Atmung wieder natürlich fließt, ist eine Grundlage für Lebendigkeit geschaffen. -7- Die Atmung ausdehnen /auch im Sitzen möglich, falls im Liegen erwünscht, dann ohne die Vorwärtsbewegung des Oberkörpers) - Stellen Sie sich aufrecht hin, und atmen Sie kräftig ein, damit sich Ihr ganzer Brustkasten so weit wie möglich ausdehnt - Beim Ausatmen geben Sie so lange wie möglich einen Ton von sich, bis die Lunge völlig geleert ist. Machen Sie diesen Ton ca. drei Mal, und atmen Sie danach ein paar Mal tief durch. - Beugen sie nun Ihren Oberkörper nach vorn; lassen Sie die Knie leicht gebeugt und die Arme locker hängen. Atmen Sie dabei möglichst tief durch, bis sich Körper und Atemfluss immer mehr entspannen. - Richten Sie sich langsam wieder auf, und beenden Sie die Übung indem Sie sich einige Minuten auf den Rücken legen, mit einer leichten Decke zugedeckt. - In der Ruhephase legen Sie die rechte Hand auf die Stirn, und die linke Hand auf Ihre Genitalregion. Damit verbinden Sie Ihren Kopf mit Ihrem Körper. Tanzen (auch im Sitzen möglich) - Tanzen ist eine der wirkungsvollsten Methoden, die Energie in Fluss zu bringen, aber nur freies Tanzen ohne Struktur und ohne Zuschauer. Legen Sie eine energievolle Musik auf, die Sie so richtig in Schwung bringt. Tanzen Sie zu ihr 10 bis 20 Minuten lang mit aller Aufmerksamkeit und Energie, die Sie haben, am besten mit geschlossenen Augen. Oder: Sie wählen eine ruhige, eher meditative Musik aus und lassen Ihren Körper sich bewegen wie ein Grass im sanften Wind oder ein Schilfrohr, so wie der Körper will. Die Bewegung soll eigentlich mehr geschehen, als das Sie gezielte Tanzschritte ausführen, wie ein `Sich wiegen´ im Wind., dieser „Tanz“ wird auch „bodyflow“ genannt. also „Fließen“ des Körpers. - Anschließend legen Sie sich zehn Minuten ruhig hin und lassen die Energie, die im Körper freigesetzt wurde, in Ihre Mitte fließen, bis sie sich zu einer Energiekugel verdichtet. -8- Weitere Übungen zum Kennen lernen Ihres Körpers warmer Raum, angenehmes Licht, entspannende Musik, ungestört sein Eine andere Möglichkeit ist diese Übung in der Badewanne oder unter der Dusche zu machen, dann fällt die Möglichkeit, sich im Spiegel zu betrachten weg. Sie berühren nur die Körperteile Sie sollten sich etwa eine Stunde lang Zeit nehmen. 1. Für die Frau: Schauen Sie sich im Spiegel an. Drehen Sie und wenden Sie sich, damit Sie alle Körperteile sehen können Kleiden Sie sich aus, schauen Sie sich richtig gründlich an, begrüßen Sie sich und sprechen Sie mit sich. Stellen Sie sich Ihnen selbst vor, wie eine Person, die Sie kennen lernen. Fangen Sie mit den Füssen an. Während Sie sie freundlich berühren, sagen Sie etwas wie: “Ich danke euch, das ihr mich tragt und alle meine Unternehmungen unterstützt „ Streicheln Sie Ihre Knie, Oberschenkel, das Gesäß, den Bauch, die Magengegend, das Herz, die Brust ,die Schultern, den Hals, das Gesicht, den Nacken, die Arme, wichtig die Hände, die Handgelenke und alles was Ihnen wichtig ist und bisher unerwähnt blieb. Finden Sie die für Sie passenden Worte, auch Negatives und Schmerzliches soll ausgesprochen werden. Begrüßen Sie besonders auch die nicht geliebten oder problematischen Teile Ihres Körpers, wenn Ihnen ein Teil fehlt oder eine Narbe aufweist, die Sensibilität fehlt oder die Muskelkraft, oder die Fähigkeit verloren ist, dieses Körperteil zu benutzen. Drücken Sie auch die Trauer über diesen Verlust aus. Verbergen Sie vor sich selbst nicht die von Ihnen empfundenen Mängel sprechen Sie sie aus. Seien Sie ehrlich mit sich selbst. Erforschen Sie Ihre Geschlechtsteile, den Venushügel, Ihre kleinen und großen (Scham) Lippen, die Klitoris (Perle), den Eingang zur Scheide (Muschel), und benennen Sie sie mit den Namen und Worten -9- , die für Sie stimmig sind, experimentieren Sie ruhig herum, keiner hört oder kommentiert Sie. Für den Mann: Entdecken Sie Ihren Körper im Spiegel, schauen Sie sich genau an, begrüßen Sie sich und stellen Sie sich Ihnen selbst wie einem Unbekannten vor. Und siehe oben wie bei der Frau. Erforschen Sie Ihr Glied, die Schamhaare, die Hoden, die Pobacken, die Gesäßfalte, den Anus und benennen Sie sie. 2. gilt für beide Berühren, streicheln, massieren, drücken Sie den ganzen Körper, probieren Sie Ihre ureigenen Reaktionen aus: - Was ist angenehm? - Was mach mir Freude? - Was brauche ich wie? - Was tut mir gut? - Ich mache mir jetzt selbst ein Geschenk Diese Übung kann auch mit dem Partner durchgeführt werden, doch zunächst sollten Sie für sich genügend Sicherheit und Vertrauen gewonnen haben (2-3x alleine) , bevor Sie sich selbst dem Partner zeigen, vorstellen. 3. Selbstliebe, Masturbieren ist eine der besten Möglichkeiten Ihre eigene sexuelle Reaktion, Ihre Vorlieben zu erforschen. Es ist erlaubt und niemand sagt ......... Nehmen Sie Ihre Phantasie dazu. - 10 - 4. Beckenbodenmuskel aufwecken. Nicht beim Wasserlassen, obwohl immer wieder empfohlen. Ziehen Sie Ihre Harnröhre zusammen, so als ob Sie dringen auf die Toilette müssten, dann lassen Sie wieder los. Dasselbe versuchen Sie mit dem Anus. Dann stellen Sie sich vor, dieses Zusammenziehen von Harnröhre und Anus setzt sich wie in einem Sog die Wirbelsäule hoch fort, dabei richten Sie sich innerlich und äußerlich aufrecht auf, Wirbelkörper für Wirbelkörper, so als ob Sie die Wirbel mit einem Faden nach oben etwas lüften und setzen ihn dann auf dem darunter gelegenen Wirbelkörper ab, strecken Sie sich solange, auch genüsslich, bis der Sog am Scheitel angekommen ist und lassen ihn ganz sanft wieder sinken bis er am Beckenboden endet. Das nächste Mal nehmen Sie die Atmung dazu. Siehe auch weitere Hinweise auf der Literaturliste (Tigerfeeling) Wichtig bei diesen Übungen ist , ein wenig Selbstliebe und gesunden Egoismus zu entwickeln und die eigenen Grenzen zu erspüren Beobachten Sie sich dabei selbst. Installieren Sie Ihren inneren Beobachter. II Seele und – Orgasmusfähigkeit Der Orgasmus wird gleichermaßen ersehnt wie gefürchtet. Im positiven Sinne ist er die Entladung und Ausbreitung der sexuellen Energie im Körper, die als lustvoll bis ekstatisch erlebt wird, auf der - 11 - anderen Seite besteht das Gefühl des Kontrollverlustes. Es existiert eine Gratwanderung zwischen der Fähigkeit Spannung aufbauen und halten zu können und der Möglichkeit Kontrolle loszulassen – sowohl in mir als auch in Bezug auf meine Umgebung. Anschließend tritt eine innere Zufriedenheit und Ausgeglichenheit ein und das Gefühl der Verbundenheit mit dem Partner. Wird das sexuelle Erleben mit Liebesenergie gespeist, nährt der Orgasmus die Beziehung. Er trägt zur Auffrischung des Paarvertrages bei und gibt Kraft für den Alltag. In jedem Stadium der sexuellen Aufladung und des Ausdrucks kann eine Hemmung aufgebaut werden. Dies drückt sich aus durch Atemveränderung oder Verspannung der Muskeln. Sie kennen alle Momente in den Sie „die Luft anhalten“ oder “ vor Schreck stocksteif“ werden. Gleichzeitig kann die Kontrolle durch innere Verbote gehalten werden, die eine Schambarriere aufbauen. Bevor Sie Scham wahrnehme, spüren Sie als inneres Warnsignal Angst oder Unbehagen. Es fühlt sich subjektiv an wie „nicht weiterzukönnen“. Die Barriere kann sich auch in Frieren äußern oder dem Gefühl gesehen zu werden oder störende Geräusche zu hören, wie :“ ruft da nicht jemand, das Telefon klingelt“. Um einen Orgasmus zulassen zu können, brauchen wir an erster Stelle das Gefühl von Sicherheit. Dies betrifft sowohl das Gefühl innerhalb des eigenen Körpers, als auch im zwischenmenschlichen Kontakt. Vor allem die Erfahrungen des ersten Lebensjahres mit der Lust am Saugen, sowie der großen Nähe und dem innigen Körperkontakt, verbunden mit der Offenheit und Fähigkeit sich hinzugeben, sind dafür entscheidend. Meist müssen wir als Erwachsene im intimen, vertrauten Kontakt Offenheit und Hingabe wieder lernen, z.B. unserem Partner unsere Lustgefühle zeigen zu können, anstatt sie zurückzuhalten. Im partnerschaftlichen Erwachsenenkontakt gibt es allerdings auch aktuelle Gründe, sich nicht öffnen oder im Orgasmus loslassen zu können. z.B.: - wenn Sie Ihren Partner nicht vertrauen, fühlen Sie sich nicht sicher. - oder wenn Sie versteckt miteinander Machtkämpfe ausfechten, können Sie nicht loslassen, weil Sie fürchten der Verlierer zu sein. - 12 - - wenn Sie Ihren eigenen Körper ablehnen, sich selber nicht lieben oder keine Erfahrung mit Selbstbefriedigung haben, kann es sein ,dass Sie sich nicht erlauben ,die Kontrolle loszulassen. - besonders nach Missbrauchs – oder Gewalterfahrung ist es schwer, loszulassen, besonders wenn Sie gelernt haben, das Kontrolle lebensrettend sein kann. - Stress im Beruf oder Existenzsorgen erschweren in hohem Maß das „Loslassen“. III Kopf Kopfebene für das Paar - im Gespräch sein. Wenn wir uns lieben , kann Sexualität zu einem konstanten Kommunikationsmittel werden, doch auch das will gelernt sein. Sex gehört seltsamerweise zu den Dingen ,die wir leichter tun als darüber zu sprechen, doch Gedanken lesen kann sie oder er sicherlich nicht. Denken Sie daran alles Unausgesproche kann Sie die Beziehung kosten. Zwischen Mann und Frau ist Sexualität nicht von Natur aus toll. Es ist wichtig in die Kommunikation zu kommen. Die eigene Herkunftsgeschichte, Rollenbilder, die gemeinsame Geschichte des Paares, angestaute Verletzungen, die eigenen Wünsche und Phantasien haben ein Netz gebaut. Nach beständiger Nichterfüllung finden wir uns plötzlich in einem Mangelzustand wieder, der die Habenseite – die Freuden – nicht mehr sichtbar sein läßt. Vielleicht kennen Sie folgende Situationen und Sätze. - Er braucht das, ich will ihn nicht verlieren. - Bringen wir es schnell hinter uns, ich bin müde, hoffentlich ist er / sie bald fertig. - Der / die bringt mich nie zum Orgasmus. - Orgasmus vortäuschen, um nicht als unzulänglich zu gelten, auch damit er sich gut fühlt. - Meine Scheide wird nicht feucht, er denkt, ich will ihn nicht. - Mein Glied wird nicht steif, sie denkt, ich begehre sie - 13 - nicht.. - Ich möchte eigentlich nur Nähe und schmusen – für ihn ist das erst der Anfang, für mich das Ziel. - Wir verweigern uns gegenseitig mit vielfältigen Tricks, Sexualität kann als Machtmittel verkommen. - Er kommt zu schnell, ich bin noch gar nicht da. - Er ist mir zu nah oder zu weit weg. Was tun? – Der Entschluss, der Wille, etwas zu verändern, etwas Neues zu probieren (den Schalter umlegen, aufhören, nur den Mangel zu sehen) und wenn Sie dies nur für einen kleine Weile versuchen, ist das ein Anfang Neu wäre vielleicht für Sie, Ihrem Partner wie einem Menschen zu begegnen, den Sie noch nicht kennen, mit Respekt und Achtung, wie - 14 - jemandem , den Sie in der Tiefe kennen lernen wollen. Sie besitzen den großen Vorteil mit einander bereits eine Vertrauensbasis aufgebaut zu haben, die Sie trägt, so das Sie miteinander keine beeindruckenden Spielchen spielen müssen. Und hier beginnt das Gespräch z.B über folgende Themen Nehmen Sie sich das Buch von Lukas Moeller: “ Die Wahrheit beginnt zu zweit“ als Arbeitshilfe - wie wollen wir einander begegnen, welche Richtlinien legen wir für uns fest, z.B. Wir treffen uns einmal in der Woche für zwei Stunden, das ist unser gemeinsamer Raum. (Beachten Sie die Tageszeit, die vom Leistungsniveau für Sie günstig ist, dass Sie zum Beispiel nicht erst abends um 22.00 beginnen und bereits um 5.00 morgens aufgestanden sind). - oder wir begegnen uns mit Achtung, Geduld, Toleranz und zur Abwechslung mit Großherzigkeit. es geht nicht um Rechtfertigung vergangener Missetaten, sondern um Mitteilung von persönlichen Wahrheiten, die der andere nicht richtig stellen kann, denn es ist die (ur)eigenen Wahrheit, die für den gilt, der sie ausspricht. - oder wir wählen für uns als Basis ehrlich miteinander zu reden, aber ohne Verletzung oder Rechthaberei - gut ist es, die gesamte Aufmerksamkeit, die wir haben, für diese Begegnung zu mobilisieren, sollten die Gedanken abschweifen, nehmen wir es wahr und kommen zurück ohne uns zu verurteilen. Sollte etwas uns nachhaltig an der Aufmerksamkeit hindern, sprechen wir es aus und legen dann das Thema zur Seite . Begegnung auf Körperebene für das Paar Mir ist es wichtig, das Sie in der Übungszeit für das Fussballtor feste Übungsformen wählen, wie ein Ritus, der zwar verändert und den eigenen Bedürfnissen angepasst werden kann, wenn er nicht stimmt, doch sollten Sie auf seine feste Form achten . Die Form erleichtert Ihnen die Veränderungen, - 15 - wenn Sie jedoch die Übungen halbieren oder weglassen, verwässern Sie das Veränderungspotential - Bevor Sie beginnen, prüfen Sie für sich - will ich heute eine Begegnung oder muss ich Aufräumen oder mag ich einfach ausprobieren was kommt, obwohl ich nicht so recht Lust habe , obwohl ich Schmerzen habe. Mag ich meine Kränkung von vorhin zu Seite stellen und schaue einfach , probiere … Wichtig: Wählen Sie gemeinsam einen Kernsatz oder ein Symbol aus, das Sie an Ihre Vereinbarung erinnert und stärkt in der Umsetzung, wie ein Textmarker, der am Spiegel im Badezimmer hängt oder ein Stein, der die Kraft der Versprechungen in sich beherbergt und an sichtbarer Stelle liegt…. Die nun folgenden Übungen zur Verabredung auf verbaler und körperlicher Ebene werden ausgelegt und können zu Hause geübt werden. Ich gehe jetzt nicht näher darauf ein Übungen für das Paar auf verbaler Ebene vor Beginn Rückzug und erspüren was brauche ich gerade mit -z.B. Köperübung -oder wie viel Distanz , wie viel Nähe brauche ich heute -oder aufschreiben, überlegen, was benötige ich zur eigenen - 16 - Sicherheit, um mich in die Lust fallen zu lassen, loszulassen. welche inneren Bilder und Gesetze (entstanden in der Pubertät), welche äußeren Rahmenbedingungen leiten mich. Sex gehört seltsamerweise nicht selten zu den Dingen, die wir leichter tun, als darüber zu sprechen, doch Gedanken lesen kann sie / er auch nicht. Alles Unausgesprochene kann Sie die Beziehung kosten, probieren Sie Ehrlichkeit soweit es geht, aber ohne Verletzung ,Zensierung oder Rechthaberei 1.Reden Austausch (Dauern ca ca 45 Min, Sie benötigen eine Uhr) 20 Minuten pro Partner, der andere hört nur zu. Themenvorschlag: -Was habe ich heute an Wichtigem dir zu sagen, z.B. was tut mir gut, was tut mir nicht gut beim Liebemachen -oder: Was weißt du noch nicht von mir, und was davon möchte ich dir mitteilen. Setting: Setzen Sie sich einander gegenüber, so das Sie sich bequem anschauen können, einigen Sie sich wer beginnt. Nehmen Sie eine respektvolle, achtsame Haltung gegenüber Ihrem Partner ein, schauen Sie Ihren Partner an, ohne ihn anzustarren, benutzen Sie den „weichen“ Blick, schauen Sie in das linke Auge ihres Gegenübers, im Augenkontakt zeigen Sie Ihre Seele. a) Einstimmen / Rückzug auf sich selbst( Augen schließen) ca 2 Minuten. Danach Augen öffnen und ansehen b) Partner I beginnt, sein Gegenüber sollte keine Kommentare oder mimische Reaktion abgeben, sondern nur aufmerksam zuhören. Partner I ,sprechen Sie von sich selbst in der Ichform: ich spüre, ich sehe, ich wünsche Sprechen Sie nicht darüber, was Ihr Partner tun sollte: nie hörst du mir zu, immer tust du ..... nach 20 Minuten Stopp, kurze Pause, vielleicht 1 Minute lang die Augen schließen, Schweigen - 17 - c) Tausch d) Pause und Rückzug Anschließend bedanken Sie sich bei Ihrem Partner für seine / ihre Offenheit sich zu zeigen. Beenden Sie damit die Übung. Es geht bei dieser Übung nicht um Recht oder Unrecht haben , um wahr oder unwahr, jeder/e beschreibt seine/ ihre ureigenen Gefühle und Gedanken. Wichtig :Sie können Ihren Partner/in nicht vorschreiben oder entscheiden was wahr oder gut sei, das ist ein ureigenes Wahrnehmen. Der Zuhörende soll nicht reagieren und Mängel beheben wollen oder sich an dieser Stelle für Fehler rechtfertigen. Üben Sie sich zu hören, merken Sie was das Gesagte bei Ihnen an Reaktionen auslöst. Seien großherzig, bewerten Sie nicht, versuchen Sie Ihren Partner zu verstehen, egal ob das gelingt oder nicht. Spüren Sie nach, ob das Gehörte etwas in Ihnen anrührt oder nicht und nehmen Sie es nur wahr . Diese Übung sollte regelmäßig ausgeführt werden, z.B. 1x pro Woche Siehe auch : Lukas Moeller, Die Wahrheit beginnt zu zweit Kommunikation auf Körperebene und oder die Verabredung zum Sex Raum: Zeit und Ruhe schaffen, damit Sie sich gemeinsam entspannen können ohne Störung. Ort: Ein schöner Raum, Duft, Licht, Musik Rhythmus: Wann ist Ihre beste Tageszeit, besonders bei Erschöpfungszuständen) Gehen Sie vorbereitet in die Begegnung, nehmen Sie sich vorher 30 Minuten Zeit alleine, duschen Sie, stimmen Sie sich ein mit schönen Düften, bequemer Kleidung etc. Übung Legen Sie sich einander gegenüber auf die Seite, mit ein wenig Abstand. Schließen Sie die Augen - 18 - Richten Sie die Aufmerksamkeit auf die Wirbelsäule, Wirbel für Wirbel, Becken, Beine. Erspüren Sie für sich Ihren Körper von innen Konzentrieren Sie sich darauf, was im Moment geschieht und nicht, daß Sie nachher vielleicht miteinander schlafen wollen oder ... Öffnen Sie die Augen und nähern Sie sich ganz langsam. Begegnen Sie sich in der Berührung, nehmen Sie wahr, wie es sich anfühlt, wenn Sie ganz langsam mit der Haut Ihres Partners / Ihrer Partnerin in Berührung kommen. Saugen Sie die Empfindungen wie ein Schwamm auf. Begeben Sie sich ganz langsam in die Umarmung, je langsamer desto besser. Berühren Sie sich mit den Fingerspitzen. Lassen Sie es mehr geschehen, als daß Sie es tun. Seien Sie sich jedes Körperteiles äußerst bewußt, der Haut, der Wärme, wenn ein Körperteil auf den anderen trifft. ...... Seien Sie ohne Ziel, üben Sie im Moment zu bleiben, zu schauen ( beobachten) was entsteht. Sie werden sehen, es ist wie ein gegenseitiges Anziehen, Ansaugen, ohne daß Sie etwas tun müssen. Liebe machen soll ohne Anstrengung passieren, Liebe ist keine Arbeit oder Hochleistungssport. Bleiben Sie in dieser Begegnung, ohne den Geschlechtsverkehr als Ziel anzustreben. Nehmen Sie die Freude wahr, das Herzklopfen. Weitere Übungen: -Atemübung ,siehe Anfang bei Körperwahrnehmung, gemeinsam mit dem Partner -Augenkontakt, im Sitzen sich 5 – 10 Minuten ganz „weich“ ohne Anstrengung in das linke Auge des Partners schauen -Gegenseitige Massage oder leichtes Berühren der Haut ,die gut spürbar sein soll. - Stellen Sie Ihrem Partner Ihren Körper vor, z.B Körperübung vom Anfang. Zeigen Sie ihm / ihr, welche Berührung gut für Sie ist. - 19 - Nach jeder Übung tauschen Sie aus, was jeder erlebt hat, welche Gefühle, Freude, Ängste hochgekommen sind. Sprechen Sie in der Ichform, reden Sie über sich. (nicht z.B.: du hast mich so angestarrt – sondern: ich fühle Bedrängung) Beenden Sie, indem Sie Ihrer Partnerin / Ihrem Partner für Ihre / seine Offenheit und Vertrauen danken. Ich bin nun fast am Ende meines Vortrags angelangt und Sie sagen vielleicht, aber bei mir ist das alles anders, ich habe doch nur eine Hand, in der ich Sensibilität fühle, tanzen kann ich auch nicht, und .... Ich habe mit einer Frau gesprochen, die an MS erkrankt ist. Sie ist 42 Jahre alt, in Teilzeit als Sozialarbeiterin tätig, seit 16 Jahren verheiratet und hat keine Kinder. Vor 8 Jahren erkrankte sie an MS, leidet unter Blaseninkontinenz, Spastik der Beine, wechselnden Sensibilitätsstörungen teils am Bauch, teils in der linken Hand. Sie erzählt mir: Mein Körpergefühl ist ganz anders geworden. Früher mochte ich meinen schwungvollen fast hüpfenden Gang, ich bin hübsch und war groß gewachsen. Die Männer haben mir nachgesehen, und ich habe das gemocht. Ich war selbständig und unabhängig. Jetzt bekomme ich häufig Hilfsangebote von Männern und muß sie auch annehmen. Heute sorgt mein Mann mehr für mich, so daß unsere Erotik oft im täglichen Leben verdeckt ist. Wir sind schon so lange zusammen, da verändert sich ohnehin ein Teil der Erotik. Wir befinden uns oft in einem entsexualisierten Zustand, eine „Gewöhnung“ wie bei anderen Paaren auch. Ich bin froh, daß unsere Beziehung begann, als ich noch nicht krank war. Ich empfand unsere Sexualität als beziehungsstiftend. Ich bin berufstätig und brauche unendlich viel Zeit für kurze GehStrecken, einfache Verrichtungen und bin z.B. 3 mal pro Woche bei der KG. So habe ich mich an einen ganz anderen Lebensrhythmus gewöhnt. In der Sexualität schauen wir, was wegen meiner Spastik von der Stellung her gerade geht. Die Sensibilitätsausfälle machen mir keine Mühe, ich habe die andere Hand und viele Hautareale über die ich viel spüren kann. Leider verstärkt der erlebte Orgasmus die Spastik meiner - 20 - Beine, auch nach Selbstbefriedigung. Mir bereitet das Gehen noch Stunden hinterher Mühe. Mit der Inkontinenz, der Angst beim GV Urin zu verlieren, habe ich keine Probleme. Zur Not würde ich eine Unterlage ins Bett legen. Ich entleere meine Blase einfach vorher. Richtig gut geht es uns im Urlaub mit viel Zeit ohne Streß. Dann lebt die Erotik wieder zwischen uns. Wenn wir keinen Sex über lange Zeit haben, geht es für mich auch ohne, aber eigentlich ist es ein zentraler Teil meines Lebens und unserer Beziehung. Soweit dieses Beispiel Sie hören über „technische“ Probleme der Stellungen beim Geschlechtsverkehr . Beziehungsfragen, die ständig im Wandel sind. Diese Frau bedauert ihren Selbständigkeitsverlust, die Zeit, die sie für tägliche Verrichtungen braucht. Sie hat sich einen neuen Rhythmus angewöhnt. Es ist ein anderes Körpergefühl entstanden. Die verbleibende Sensibilität findet sie ausreichend. Dieses Beispiel macht mir persönlich deutlich, daß das Wahrnehmen des Verlustes nicht das Ende der Liebe und Sexualität sein muß. Ich kann meine Sichtweise verändern über den Weg des „SichBewußtmachens“ und des „Erforschens“ des - Was habe ich? - Was tut mir gut? und dieses mit meinen persönlichen Aspekten füllen. Ich sammle, ich fertige eine Liste an, auch darüber, was ich nicht mag, und was mir widerstrebt. Es ist gut, sich mit dem Partner / der Partnerin darüber auszutauschen. Einiges läßt sich dann integrieren, anderes nicht. Wichtig ist immer wieder, trotz der Abhängigkeit von anderen Menschen, sich in sich selbst zu verankern und einen Platz im eigenen Körper zu finden. Liebe ist ein Wachstumsprozeß, der ständig eine neue Balance finden muss, wenn dann die Erkrankung dazukommt, ändert sich die Balance - 21 - der Beziehung nachhaltig. .Die Kränkung durch die Erkrankung trifft erst mal Sie als Erkrankte/n, dann das Paar. Ich hoffe Ihnen einige neue Ideen gegeben zu haben, wie Sie versuchen können mit dieser Kränkung umzugehen Ich denke Sie selbst sind die Fachfrauen und -männer ! Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit. Alles aus dem Kopf ! ich möchte Sie einladen zu Gesprächgruppen Frauen und Männer getrennt zu dem Thema : Wie sieht meine Wunschvorstellung für eine erfüllte Sexualität aus. Was habe ich an Möglichkeiten , was glaube ich, hindert mich daran diese zu nutzen? wollen wir ? reden ! - 22 -