Lernziel: Der Übungsleiter ist in der Lage, ein zielgruppengerechtes und individuell differenziertes Bewegungsangebot zu gestalten. I.1.08 Allgemeine Alterungsprozesse (siehe „Materialien Herzsport“ I.3.4 und III.6.1) Cardio-pulmonale Einschränkungen Minderung der Flexibilität Koordinative Veränderungen Psychosoziale Veränderungen Grundlagen – Info In der Regel nimmt die Fähigkeit des Körpers, sich Veränderungen anzupassen, mit zunehmendem Lebensalter ab. Ältere Menschen haben eine verminderte Stoffwechselaktivität und sie verfügen über weniger Energiereserven des Körpers. Dieser Prozess wird besonders durch die Verminderung des Wassergehaltes im Körper deutlich. Das Bindegewebe, das am Aufbau aller Organe beteiligt ist, wird fester und unelastischer. Äußerlich macht die Haut diesen Prozess durch vermehrte „Fältchen“ sichtbar. In vielen Organen werden spezialisierte Zellen – beispielsweise „kontraktile“ Muskelzellen – zum Teil durch Bindegewebe oder Fett ersetzt. Die Ursachen für diese Veränderungen liegen in den Zellen, den Bausteinen des Körpers, die im Alter weniger effektiv arbeiten. Genetische Einflüsse und Umweltfaktoren bestimmen gemeinsam das Bild des alternden Körpers. Da das Erbgut lediglich einen bestimmten Rahmen vorgibt, kann das Bild von Individuum zu Individuum stark variieren. Und die Gerontologen bestätigen die alte Binsenweisheit: „Man altert, wie man lebt.“ Psychischer Stress und körperliche Trägheit einerseits, körperliche Überbelastung andererseits sowie falsche Ernährung, Alkohol- oder Nikotinmissbrauch und andere äußere Faktoren können nicht nur krankmachen, sondern auch den Alterungsprozess beschleunigen. Die nachfolgend beschriebenen biologischen Veränderungen im Alter bei Mann und Frau repräsentieren nur einen Ausschnitt der keineswegs komplett erforschten komplexen körperlichen Veränderungen. Sie sind jedoch im Rahmen des Sports von großer Bedeutung. Kenntnisse über die biologisch bedingten Alterungsprozesse sind die Grundlage für ein altersgemäßes Sport- und Bewegungsangebot, um Allgemeine Alterungsprozesse / 1.08 / Seite 1 von 27 mögliche Gefährdungen durch zu hohe Belastungen bzw. nicht geeignete Sportarten und Sportformen weitgehend auszuschließen. Die Ausführungen haben ihre Gültigkeit vor allem in Bezug auf jene älteren Sporttreibenden, die sich seit ihrer Schulzeit sportlich nicht mehr belastet haben und auch sonst keinen nennenswerten körperlichen Belastungen ausgesetzt waren (Wiederbeginner/Neubeginner). Denn etwa ab dem 40. Lebensjahr verschlechtern sich die Bedingungen für sportliche Betätigung. Dies gilt besonders für die Personen, die sich zuvor sportlich nicht betätigt und sich auch sonst kaum körperlichen Belastungen ausgesetzt haben. Das 40. Lebensjahr ist also ein kritischer Schwellenwert! Aus medizinischbiologischer Sicht spricht man deshalb ab diesem Zeitpunkt von der zweiten Lebenshälfte. Die im Alterungsprozess auftretenden Veränderungen am Haltungs- und Bewegungsapparat sind für einen älteren Menschen von besonderer Bedeutung, weil der Grad der Ausprägung dieser Veränderungen, z.B. als degenerative Skeletterkrankung, erheblich über die Mobilität und damit über die soziale Kompetenz im Alter entscheidet. Hierbei sind die Grenzen zwischen normal-biologischen und krankhaften Alterungsprozessen sehr fließend! Angemessene Bewegungsaktivitäten als Vorsorge ebenso wie die sorgfältige Behandlung auftretender Beschwerden sind deshalb für die Erhaltung der Funktionsfähigkeit des Haltungs- und Bewegungsapparates außerordentlich wichtig. Cardio-pulmonale Einschränkungen Siehe „Materialien Herzsport“ III.6.1: Herzkreislauf, Blut, Atmung Veränderungen an den Gefäßen Mit Abschluss des Körperlängenwachstums ist im Wesentlichen auch das Wachstum der Gefäßwand beendet. Die Verdickung der Gefäßwand nach dem 20. Lebensjahr erfolgt hauptsächlich durch bindegewebige Verbreiterungen der Gefäßinnenwand (Intima) und vermehrte Einlagerungen der Grundsubstanzen in der mittleren Gefäßschicht (Media). Die mittlere Wanddicke der Gefäße nimmt vom 20. bis 70. Lebensjahr um fast 50% zu. Auch das elastische Gewebe selbst verändert sich. In der mittleren Gefäßschicht verschwinden die elastischen Elemente fast völlig und werden durch kollagenes Bindegewebe ersetzt. Diese Veränderungen sind in den Hauptgefäßen am deutlichsten. Dabei ist die Bindegewebsvermehrung in den elastischen Gefäßen stärker als in den muskulären Gefäßen ausgeprägt. Allgemeine Alterungsprozesse / 1.08 / Seite 2 von 27 Querschnitt eines Blutgefäßes Intima Media Adventitia Die Altersveränderungen an den Gefäßen gehen fließend über zur Arteriosklerose. Es muss jedoch festgestellt werden, dass die Altersveränderung mit dem Wandumbau und Erweiterung der Gefäßlichtung – auch Physiosklerose genannt – etwas anderes darstellt als die krankhafte, herdförmige Arteriosklerose. Bei dieser kommt es zu Ablagerungen an und in den Gefäßwänden, die im fortgeschrittenen Stadium zu Teilverschlüssen oder sogar zu einem vollständigen Verschluss führen können. Normal Teilverschluss fast vollständiger Verschluss Blutdruck Auch die große Körperschlagader, die Aorta, verliert an Elastizität. Dadurch wird die so genannte Windkesselfunktion, d.h. die Fähigkeit die Elastizität in Bewegungsenergie umzuwandeln und damit für einen kontinuierlichen Blutfluss zu sorgen, eingeschränkt. Das Herz muss also gegen einen erhöhten Widerstand arbeiten und reagiert mit einem erhöhten Blutdruck, was wiederum das Herz- und Gefäßsystem belastet und in vielen Organen zu krankhaften Veränderungen führen kann. Von einem erhöhten Blutdruck spricht man, wenn Werte von mehr als 160 mmHG (systolisch) und/oder 90 mmHg (diastolisch) gemessen werden. Ältere Menschen neigen zu einem höheren Blutdruck als jüngere Menschen. Die früher gehandhabte Faustregel: „Blutdruck = 100 + Alter“ ist nicht mehr haltbar. Die oben genannten Werte gelten als Richtwerte, ab dem es über einen längeren Zeitraum zu einer krankhaften Veränderung im Herz-Kreislauf-System kommen kann. Allgemeine Alterungsprozesse / 1.08 / Seite 3 von 27 Windkesselfunktion Systole Diastole In den Venen sinkt der Blutdruck. Es bilden sich Stauungen im venösen Blutkreislauf in Form von Krampfadern. Körperliche Aktivität fördert den Wechsel von Anspannung und Entspannung der Muskulatur und damit den ungehinderten Rückfluss des venösen Blutes. Veränderungen am Herzen In der Regel werden mit zunehmendem Alter die Herzklappen starrer. Die Vorhöfe sowie die großen Ostien und die angrenzenden Ventrikelmuskulatur werden etwas größer Die Herzgefäße verlieren an Elastizität und die Herzmuskulatur an Kontraktionskraft. Sie dürfte das eigentliche Phänomen des Alterns mit der allgemeinen Abnahme der Anpassungsfähigkeit des Herzens sein. So nehmen Schlagvolumen und Herzminutenvolumen (HMV = Herzfrequenz x Schlagvolumen) nach dem 30. Lebensjahr infolge der zunehmenden Druckarbeit des linken und rechten Herzens ab. Da auch die Herzkranzgefäße von sklerotischen Veränderungen betroffen sind, wird der Herzmuskel trotz Mehrarbeit mit weniger Sauerstoff versorgt. Es reagiert mit dem Absterben einzelner Elemente, die für die Kontraktion (Pumpvorgang) des Herzens verantwortlich sind. Diese Elemente werden von Fettanlagerungen ersetzt. Unter körperlicher Belastung kann deshalb bei Älteren das erforderlich vermehrte Herzminutenvolumen nur vorwiegend durch einen Anstieg der Allgemeine Alterungsprozesse / 1.08 / Seite 4 von 27 Pulsfrequenz und weniger durch ein vermehrtes Schlagvolumen erreicht werden. Die hierzu notwendige Pulzfrequenzregulation ist jedoch im höheren Alter nur im beschränkten Ausmaß möglich. Durch die abnehmende Anzahl von Muskelfasern kommt es zu einem Absinken der maximalen Herzfrequenz (Faustformel: 220 Schläge/min - Lebensalter), während Ruhe- und Leistungspuls normalerweise unverändert bleiben. Lebensalter (Jahre) Max. Herzschlagfrequenz (min) 18 – 30 202 – 190 31 – 40 189 – 180 41 – 50 179 – 170 51 – 60 169 – 160 61 – 70 159 – 150 Erwähnt werden sollte noch, dass es eine reine Altersatrophie (Abnahme der Herzgröße) nicht gibt. Folge der Ablagerungsprozesse ist eine deutliche Herzgewichtszunahme. Arteriosklerose Bei der Arteriosklerose handelt es sich um einen Sammelbegriff chronischer arterieller Umbauvorgänge, die zur Verhärtung, Elastizitätsverlust und Lichtungseinengung der Arterien führen können und damit Funktionsstörungen der versorgten Organe bewirken. Bei diesem Geschehen kommt es zu einem komplexen, multifaktoriellen Prozess, der durch bestimmte Risikofaktoren begünstigt wird: • hoher Blutdruck, • hoher Blutzucker, • hoher Blutfettspiegel, • hoher Harnsäurespiegel, • Übergewicht, • Bewegungsmangel, • Alkohol, • Rauchen, • Stress. Die Arteriosklerose wird heute im Allgemeinen als erworbene Krankheit angesehen, als Folge schädlicher Lebensumstände und fehlerhaften Verhaltens des Einzelnen wie der Gesellschaft. Demnach ist die Arteriosklerose ein Problem der Prävention. Bei der Arteriosklerose spielen die so genannten Lipoproteine eine besondere Rolle. Es sind Fettverbindungen im Blut, von denen es zwei Arten gibt: Allgemeine Alterungsprozesse / 1.08 / Seite 5 von 27 LDL (low density Lipoprotein = „weniger dicht“) HDL (high density Lipoprotein = „sehr dicht“) Während das LDL die Tendenz besitzt, sich in den Gefäßwänden abzulagern, scheint das HDL im Stande zu sein, das eingeschleuste LDL wieder herauszulösen bzw. den Einbau von LDL zu verhindern. Bei ausdauertrainierten Personen hat man einen deutlich höheren HDL-Wert festgestellt. Familien von Infarktpatientinnen und -patienten dagegen wiesen einen niedrigen HDL-Wert auf Herzinfarkt Die Koronare Herzkrankheit (KHK) ist die häufigste Todesursache im höheren Lebensalter. Aufgrund der oben erwähnten im Alterungsprozess angelegten Veränderungen des gesamten Herz-Kreislauf-System und der beschriebenen Risikofaktoren gilt diese Erkrankung zurzeit als die Zivilisationskrankheit Nr. 1. Eine Koronare Herzkrankheit, also z.B. eine „Durchblutungsstörung„ des Herzens, tritt bei jedem Missverhältnis von Blutbedarf und Blutangebot auf. Wenn das Lumen (lichte Weite) einer Koronararterie um mehr als 50% eingeschränkt ist, treten eigentliche Krankheitssymptome auf. Der Ort, die Ausdehnung und das Ausmaß der Veränderungen bestimmen die Auswirkung auf die Herzdurchblutung. Bei langsam fortschreitenden Prozessen kann es dann irgendwann zum Koronarverschluss kommen. Leitsymptom für alle auftretenden Herzdurchblutungsstörungen ist der Herzschmerz (Angina pectoris), verbunden mit einer Ausstrahlung in den linken Arm. Meist dauern die Schmerzen nur Sekunden bis Minuten an und treten bei/nach körperlicher Belastung, psychischer Erregung, während eines Infektes, nach Wetterumschwüngen am häufigsten auf. Atmung Die Lunge des älteren Menschen ist gekennzeichnet durch eine Erweiterung der Lungenbläschen und die Abnahme ihrer Zahl. Zusätzlich kommt es im Alter zu einer Dehnung und Verschmelzung der Lungenbläschen (Alveolen), dem so genannten Altersemphysem. Sie ist an sich keine Krankheit, solange nicht zusätzliche Einflüsse – wie die verschiedenen Atemwegserkrankungen – wirksam werden. Die elastischen Eigenschaften des Lungengewebes verschlechtern sich. Auch Veränderungen des Haltungs- und Bewegungsapparates beeinflussen die Atmung im Alter. Die Rippenknorpel verlieren durch Verkalkung ihre Elastizität, ihre Gelenke erleiden beim älteren Menschen degenerative Veränderungen mit einer daraus resultierenden schrägeren Stellung der Rippen. Degenerative Veränderungen an der Wirbelsäule Allgemeine Alterungsprozesse / 1.08 / Seite 6 von 27 führen zusammen mit der zunehmenden Schwächung der Rückenmuskulatur zu einer mehr und mehr entwickelnden Kyphose (stärkere Ausprägung im Brustwirbelabschnitt). Es entsteht so das Bild des so genannten Altersthorax. Diese fassartige Erweiterung des knöchernen Brustkorbes und seine Erstarrung bleiben natürlich nicht ohne Auswirkungen auf die Atmung. Die Lunge verharrt immer in einer erhöhten Mittellage. Die Abnahme der Zwerchfellmasse sowie die Atemmuskulatur erschwert zusätzlich die Aufnahme des Sauerstoffs. Veränderungen des Atemraumes in Abhängigkeit vom Alter aufgrund der Ausprägung des Altersthorax 20 Jahre 40 Jahre 60 Jahre und darüber Durch die geringere Sauerstoffaufnahme nimmt die Zahl der Atemzüge pro Minute bei gleicher Belastung zu. Dabei werden die einzelnen Atemzüge oberflächlicher und die Neigung zur Flachatmung ist gegeben. Anteil der Restluft (Residualvolumen) in der Lunge Lebensalter (Jahre) Residualvolumen (% der Totalkapazität) 15 – 25 19,3 25 – 35 20,8 35 – 45 23,5 45 – 55 25,5 55 – 65 30,8 Die oben beschriebenen Gegebenheiten bedingen, dass der ältere Mensch weniger gut ausatmet. Es bleibt immer mehr Luft in den Lungen zurück und eine gezielte Atemgymnastik gewinnt an Bedeutung. Allgemeine Alterungsprozesse / 1.08 / Seite 7 von 27 Prozentuale Veränderung von Lungenfunktionsmessgrößen in Abhängigkeit vom Lebensalter Blut Die blutbildenden Organe – vor allem das blutbildende Knochenmark – werden mit dem Alter weitgehend zurückgebildet und durch Fettmark ersetzt. Es ist daher sehr erstaunlich, dass altersbedingte physiologische Veränderungen im Blutbild nicht vorkommen. Die Blutbestandteile sind gegenüber den jüngeren Menschen beim alten Menschen nahezu unverändert. Minderung der Flexibilität Siehe „Materialien Herzsport“ III.6.1, Muskulatur, Sehnen, Bänder, Knochen, Gelenke Alterungsvorgänge am Haltungs- und Bewegungsapparat Der Haltungs- und Bewegungsapparat setzt sich aus den aktiven und passiven Anteilen zusammen. Zum passiven Teil gehören: Knochen, Gelenke, die Knochen und Gelenke zusammenhaltenden Bänder, Zwischenwirbelscheiben (Bandscheiben) und Sehnen. Der aktive Teil umfasst die Muskeln. Allgemeine Alterungsprozesse / 1.08 / Seite 8 von 27 Muskeln Die Muskulatur als aktiver Teil des Haltungs- und Bewegungsapparates erfährt im Alter wesentliche Veränderungen: Es tritt Muskelschwund (Atrophie) ein (ca. 30 – 40/50% vom 20. bis 70. Lebensjahr) und eine Einlagerung von minderwertigem Bindegewebe, vergleichbar mit dem Narbengewebe. Gleichzeitig verliert die Muskulatur wichtige Mineralien (Kalium, Calcium) und vor allem Wasser. Dies führt zu Elastizitätsverlust. Der Muskel wird damit anfälliger gegen Zerrungen und Risse (Gefahr bei schnellen bzw. schnellkräftigen Bewegungen). Zudem ist die Durchblutung (Vaskularisation) eingeschränkt. Da das Verhältnis Muskelmasse zum übrigen Körpergewicht ungünstiger wird, muss im Alter ein relativ größerer Teil der Muskelkraft für die Einflüsse der Schwerkraft auf die Bewegungen verwendet werden, so dass für die eigentlichen Zielsetzungen der Muskelbewegungen weniger Kräfte zur Verfügung stehen. Das ist – neben der allgemeinen Reduktion der Muskelmasse im Alter – ein weiterer Grund, weshalb die Tätigkeiten der oberen Extremitäten im Alter eine stärkere Abnahme der Kraft zeigen. Der Einfluss der Schwerkraft muss hier viel stärker kompensiert werden als bei den unteren Extremitäten. Es kommt dabei nicht von ungefähr, dass bei älteren Menschen das Gehen und Wandern eine bevorzugte Tätigkeit ist. Auch die Muskelmasse nimmt mit dem Alter ab, wobei der Verlust an Muskelfasern nicht rückgängig zu machen ist. Deswegen ist der Alterungsprozess auch mit einer Herabsetzung der Muskelkraft verbunden. Die Abnahme der Muskelkraft scheint die schnelleren Fasern stärker zu betreffen als die langsameren, so dass die Kraftschnelligkeit eher abnimmt als die Kraftausdauer. Das Nachlassen der Muskelkraft beginnt in der Mitte des 3. Lebensjahrzehnts und wird im 7. Lebensjahrzehnt besonders deutlich. Bei einem 25-jährigen mit einem Körpergewicht von 70 kg und einer durchschnittlichen Muskelmasse von 25 – 30 kg reduziert sich die Muskelmasse bis zum 60. Lebensjahr um etwa 20%, bis zum 75. um etwa 30%. Manche Autoren sportwissenschaftlicher Untersuchungen schätzen den Schwund der Muskelmasse vom 20. bis zum 70. Lebensjahr auf 40%. Einige meinen sogar, der 70-Jährige verfüge nur noch über 40% des maximalen Muskelgewichts (also Verlust von 60% der Muskelkraft). Auch hier scheint es letztendlich unmöglich zu sein, zwischen Folgen des Alternsprozesses und der körperlichen Inaktivität zu unterscheiden. Diese Entwicklung geht bei Männern wohl auch durch einen mit dem Alter sinkenden Testosteronspiegel einher, denn die Produktion dieses stärksten männlichen Sexualhormons fällt von 6,6 mg täglich beim Jugendlichen auf 4 mg täglich in höherem Alter. Die Abnahme der Muskelkraft verläuft jedoch nicht für alle Muskeln gleich. Am deutlichsten ist sie bei den Allgemeine Alterungsprozesse / 1.08 / Seite 9 von 27 Beugemuskeln des Unterarms und den Muskeln, die den Körper aufrichten (vgl. Tabelle aus MEUSEL). Mit dem Alter nimmt nicht nur die Zahl der Muskelfasern ab, sondern auch ihr Querschnitt, d.h. die einzelne Muskelfaser wird dünner. Im Alter bilden sich die Muskeln zurück; Muskelfasern gehen verloren oder verkürzen sich und die kontraktilen Elemente werden zum Teil durch Bindegewebe oder durch Fett ersetzt. Bis zum Alter von 80 Jahren kann sich die Muskelmasse um ungefähr 50% reduzieren (ohne sportliche Aktivität), der Fettanteil erhöht sich entsprechend. Die Muskelkraft nimmt bis zum 65. Lebensjahr um 20 – 40% ab. Frühzeitiges, regelmäßiges Training kann ein Gutteil des Verlustes an Leistungsfähigkeit wettmachen. Wirkungen von Sport und Bewegung: Bei körperlicher Betätigung werden die Muskeln verstärkt durchblutet: gegenüber dem Ruhewert steigt die Durchblutung um das 20-fache. Dabei ist allerdings rhythmische Belastung, d.h. dynamische Bewegungsarbeit, erforderlich. Isometrische Belastung kann sich hemmend auf den Muskelstoffwechsel auswirken. Auch der für die Leistungsfähigkeit der Muskulatur wichtige Spannungszustand – der Muskeltonus – erhöht sich durch Training und steigert das Gefühl der Vitalität. Die Trainierbarkeit der Muskulatur bleibt zwar im Alter erhalten, zeigt aber einige Abweichungen von der Trainierbarkeit des jugendlichen Muskels. Die Kräftigung der Muskulatur ist nicht nur für die Verringerung des Verletzungsrisikos und die Erhöhung des Muskeltonus von Bedeutung. In der Muskulatur findet ein Großteil unseres Energieverbrauchs statt. Selbst in Ruhe verbraucht die Muskulatur Energie. Da sich zugeführte Energie, die nicht verbraucht wird, als Fett ablagert, kann die Erhaltung ausreichender Muskulatur im Alter einen Beitrag zur Einschränkung des Körperfetts leisten. Schließlich kann die Erhaltung eines merklichen Muskelprofils ästhetische Bedürfnisse nicht nur bei Jüngeren befriedigen. Konsequenzen für die Sportpraxis: Im Verlauf des Alternsprozesses nehmen die elastischen Elemente in der Muskulatur ab. Dies führt zu einer Verringerung der Dehnfähigkeit und erhöht die Disposition für Zerrungen und Muskelrisse. Besonders gilt dies bei Schnellkraftübungen im Sport, wie bei Sprints und Sprüngen und bei kraftvollen Bewegungen mit Fehlkoordination im Alltag, wie z.B. beim Ausrutschen oder Stolpern. Allgemeine Alterungsprozesse / 1.08 / Seite 10 von 27 Das bedeutet, dass im Sport der Älteren schnelle bzw. schnellkräftige und ruckartige Bewegungen zu vermeiden sind. Eine geringere Ökonomisierung der Muskelarbeit führt zu erhöhtem Sauerstoffverbrauch. Dies wiederum zu schnellerer Ermüdung bzw. zu geringerer Leistungsfähigkeit der Muskulatur; daher müssen Ermüdungssymptome beachtet werden und die Belastung muss der individuellen Leistungsfähigkeit angepasst werden. Knochen Die Alternsveränderungen des Knochens gehen mit einer Verdünnung und oft sogar einer Auflösung der Knochenbälkchen einher, d.h. der Knochen wird spröder. Dies zeigt sich in einer erhöhten Bruchanfälligkeit, wobei gewisse Knochen und Knochenstellen besonders gefährdet sind. Am häufigsten finden im Alter Knochenbrüche in den Wirbeln, in den Rippen und am Oberschenkelhals statt. Oft genügen nur geringe äußere Einwirkungen auf diese Knochenpartien, um einen Bruch zu verursachen, z.B. ein Stolpern, ein heftiges Absitzen auf das Gesäß und ein Anstoßen mit dem Brustkorb. Ungefähr ⅓ aller Stürze auf den Boden führen im Alter zu einem Knochenbruch. Bei einem entsprechenden Unfall können selbstverständlich auch andere Knochen brechen. Stützt man einen Sturz nach vorne mit der Hand ab, kann auch im Alter ein Bruch der Speiche (Radiusfraktur) auftreten. Am Knochen sind ebenfalls Alternsveränderungen erkennbar. Es kommt zu einer Verminderung und Umstrukturierung der Knochenmasse ohne Änderung der chemischen Zusammensetzung. Etwa ab dem 40. Lebensjahr weist der Knochen einen Massenverlust von ca. 1% pro Jahr auf. Diese Tatsache führt dazu, dass die Bruch- und Schlagfestigkeit des menschlichen Knochens vom 18. bis zum 70. Lebensjahr um ca. 50% herabgesetzt wird. Dies bedeutet eine erhebliche Gefahr bei Stürzen im Alltag und im Sport. Der Stoffwechsel im Knochen verlangsamt sich. Durch mangelnde körperliche Belastung nimmt die Zahl der Knochenbälkchen ab, die für die Stabilität des Knochens entscheidend ist. Es kommt zu einer Rückbildung des Knochens (Osteoporose). Die Knochen werden im Alter poröser und instabiler. Mit etwa 40 Jahren beginnt ein langsamer Abbau des Knochengewebes. Wirbel, Hände, Hüfte und Beine sind besonders betroffen. Der Prozess schreitet bei Frauen schneller voran. Ursache ist die in den Wechseljahren geringer werdende Östrogen-Produktion. Die Körpergröße nimmt ab, die Haltung wird gekrümmter. Brüche heilen jedoch auch meist in hohem Alter noch aus, da die trägen Knochenzellen dann reaktiviert werden. Bewegungsmangel verstärkt den Abbau, körperliches Training stimuliert das Knochenwachstum. Die schützende Knorpelschicht auf den Allgemeine Alterungsprozesse / 1.08 / Seite 11 von 27 Gelenkknochen nützt sich mit den Jahren ab. Sie verliert an Elastizität, wird dünner und rissig – ein Prozess der bereits im Alter von 20 bis 30 Jahren unmerklich beginnt. Wirkungen von Sport und Bewegung: Zahlreiche Studien zeigen, Aktive weisen einen höheren Mineralgehalt des Knochens auf als weniger Aktive. Deswegen haben Sportler eine höhere Knochendichte als Nichtsportler. In Längsschnittstudien wurde wiederholt nachgewiesen, dass kräftigende Übungen den Mineralgehalt des Knochens erhöhen. Durch sportliche Aktivität wird der Aufbau der Knochensubstanz und die Knochen(bälkchen)struktur positiv beeinflusst und damit die Zugfestigkeit des Knochens verbessert. Der Knochen wird „fester“ und die Bruchgefahr sinkt. Die Bewegungssicherheit wird gefördert und damit die Mobilität im Alltag Konsequenzen für die Sportpraxis: Im Sport der Älteren sind Übungen zu vermeiden, die mit Stößen (Hüpfen, Sprünge) einhergehen, da die Knochen auf solche empfindlicher regieren. Aufgrund der erhöhten Bruchgefahr muss verstärkten Wert auf Sicherheitsmaßnahmen gelegt werden, um Stürze zu vermeiden. Zur Sturzprophylaxe sollten Geschicklichkeitsund Gleichgewichtsübungen zur Schulung der Bewegungssicherheit angeboten werden. Gelenke Die Gelenke sind die Verbindung zweier Knochen, den sog. Gelenkpartnern, die in der Regel mit einer hyalinen Knorpelschicht überzogen sind. Zwischen diesen beiden Gelenkpartnern befindet sich der Gelenkspalt, in dem sich die Gelenkflüssigkeit befindet. Umgeben wird das Gelenk von der Gelenkkapsel, zusammengehalten werden die beiden Knochen durch Bänder. Die Alternsveränderungen der Gelenke sind von drei Faktoren abhängig: Der Druck, der besonders an den unteren Extremitäten auf den Gelenken lastet, kann mit den Jahren zu einer Degeneration mit starker Schädigung des Knorpels führen, insbesondere in der Hüfte und im Knie. Ferner sind die die Gelenke verbindenden Bänder starken Zugspannungen unterworfen, die sich besonders an den Verankerungen am Knochen auswirken und zu Reiz- und abnormen Allgemeine Alterungsprozesse / 1.08 / Seite 12 von 27 Knochenbildungen an den Bänderansatzstellen führen können. Zudem werden die Bänder unelastischer. Drittens macht sich im Alter die reduzierte Vaskularisation auch in Gelenknähe bemerkbar, die zur Atrophie und ungenügender Heilungsreaktion bei Schädigungen führen kann. Diese als Degeneration aufgefassten Veränderungen werden an den Gelenken als Arthrose und an der Wirbelsäule als Spondylose bezeichnet. Die Spondylosen sind vor allem an der Hals- und Lendenwirbelsäule ausgeprägt, weil diese die beweglichsten Teile der Wirbelsäule sind und stetigen Dreh- und Beugebewegungen ausgesetzt sind. Die dadurch häufig erzeugten Schmerzen, entweder im Nacken und Arm oder auch in der Lendengegend sowie als Ischias, sind oft sehr schwer zu beinflussen. Hinsichtlich der Gelenke sind besonders Knie- und Hüftgelenk gefährdet. Es handelt sich hierbei aber um physiologische (d.h., altersmäßig bedingte) Abbauvorgänge. Im Gegensatz dazu sind aber ebenfalls echt krankhafte Prozesse, wie die Arthrose bei den Gelenken und die Spondylose bei der Wirbelsäule festzustellen, die bei intensiver körperlicher Belastung (z.B. der Kniegelenke beim Laufen) erheblich fortschreiten. An den Gelenken werden Altersveränderungen für den älteren Menschen besonders deutlich spürbar. Durch Druck und Verschleiß, wozu auch Sport durch Überlastungen und Fehlbelastungen beitragen kann, kommt es zur Degeneration mit Schädigung des Gelenkknorpels. Die verringerte Durchblutung führt zu Rückbildungsprozessen und mangelnder Heilung bei Schädigungen. Zudem nimmt die Synovialflüssigkeit, die das Gelenk ernährt und die Beweglichkeit mit Gleitsubstanz sichert, ab. Der Knorpel verliert an Flüssigkeit. Die Bänder und Sehnen werden ebenfalls spröder und die gelenkstabilisierende Muskulatur verliert an Elastizität. Veränderungen im Gelenk können zu schmerzhaften Prozessen führen, die sich auf die umgebende Muskulatur ausdehnen. Durch Verletzungen, Entzündungen, Fehl- und Überbeanspruchung kommt es zur Arthrose. Zudem reduziert sich in den meisten Gelenken die Beweglichkeit im Altersverlauf. Bänder und Gelenkkapsel Bänder (Ligamente) und Gelenkkapseln werden infolge des Alterns des Bindegewebes unelastischer und weniger dehnbar. Die Reißfestigkeit nimmt ab. Kleine Risse sind häufig und benötigen wegen der geringen Durchblutung dieser Gewebe oft eine lange Heilungszeit. Wirkungen von Sport und Bewegung: Allgemeine Alterungsprozesse / 1.08 / Seite 13 von 27 Es hat sich gezeigt, dass bei einer kontinuierlich durchgeführten altersgerechten Gymnastik Beschwerden weniger ausgeprägt sind, auch wenn die Wirbelsäulenveränderungen einen gleich hohen Grad aufweisen wie bei einem Nichtgymnastiktreibenden, der aber viel mehr Schmerzen hat. Bewegung erhält nicht nur die Gelenkigkeit im Sinne der Schwingungsweite in den Gelenken. Da der Stoffwechsel in den Gelenken (Versorgung des Gelenkknorpels) über die Osmose gefördert wird, unterstützt jede Bewegung auch die Stoffwechselprozesse im Gelenk im Sinne einer „Pumpe“, d.h. die Ernährungsbedingungen in den Gelenkknorpeln lassen sich durch Bewegung verbessern. Sie kann dadurch das Auftreten degenerativer Prozesse verzögern. Durch wohldosierte Bewegung werden die Kapselwände animiert, neue Gelenkflüssigkeit zu bilden. Bei körperliche Betätigung werden die Gelenke verstärkt durchblutet: gegenüber dem Ruhewert ist auch hier eine 20-fach gesteigerte Durchblutung festzustellen. Dabei ist allerdings rhythmische Belastung, d.h. dynamische Bewegungsarbeit erforderlich. Förderung bzw. Steigerung der Durchblutung der Gelenkkapseln. Verletzungen des gesamten Gelenkapparates werden vorgebeugt. Konsequenzen für die Sportpraxis: Unkontrollierte Druck-, Dreh- und Scherbelastungen besonders bei Spielen sind zu vermeiden. Gelenkschonende Inhalte und Bewegungsformen (Wassergymnastik, Walking, Fahrradfahren etc.) sollten bevorzugt werden. Bei Belastungsschmerz gilt belastungsbegrenzender Faktor. die Schmerzgrenze als Bei Gelenkentzündungen gilt Sportverbot! Vor allem zu Beginn sportlicher Aktivität erfordern Dehnübungen eine gewisse Vorsicht und dürfen nur allmählich gesteigert werden. Vor Dehnübungen sollte besonders viel Wert auf eine ausgedehnte Einstimmungs- und Aufwärmphase zur allgemeinen Erwärmung gelegt werden. Allgemeine Alterungsprozesse / 1.08 / Seite 14 von 27 Sehnen/Sehnenansätze Ähnlich wie Bänder und Gelenkkapseln verhalten sich die Sehnenansätze der Muskeln im Knochen. Sie sind an sich äußerst zweckmäßig angelegt. Beim Jugendlichen enthalten sie einen Einstrahlungsbereich, der zuerst aus Bindegewebe, dann aus Bindegewebe mit hyalinem Knorpel besteht und erst dann im Knochen fest haftet. Es besteht somit eine Zone mit abgestufter Federung, die vor Rissen schützt und hohe Belastungen auffangen kann. Im Alter geht diese Anordnung leider verloren. Es kommt zu Degenerationserscheinungen mit Verkalkungen und Knochenspornen, so dass die Insertionsstelle peripherwärts verlagert wird und keine abgestufte Federung mehr aufweist. Der bindegewebige Teil der Sehnen geht direkt in den Knochen über. Schon bei ruckartigen, schnellen Muskelbewegungen kann es leicht zu Rissen mit schmerzhaften Reaktionen kommen. Wirkungen von Sport und Bewegung: Als Folge sportlichen Trainings kann eine deutliche Vergrößerung (Hypertrophie) der Sehnenfibrillen und eine signifikante Zunahme der Zugfestigkeit der Sehnenbündel registriert werden. Durch sportliche Aktivität kann die Geschmeidigkeit der Sehnen/Sehnenansätze erhalten bzw. z.T. verbessert werden. Konsequenzen für die Sportpraxis: Aufgrund der Reißgefahr der Sehnen sind besonders schnellkräftige und ruckartige Bewegungen zu vermeiden. Vor Dehnübungen sollte Erwärmung stattfinden. eine angemessene allgemeine Dehnübungen erfordern immer einer gewissen Vorsicht und dürfen nur allmählich gesteigert werden Zwischenwirbelscheiben/Bandscheiben Schon ab dem 20. Lebensjahr sind die besten Jahre der Bandscheiben vorbei. Die Bandscheiben binden nicht mehr soviel Wasser und damit verliert die Wirbelsäule an Elastizität. Im Alter werden die Zwischenwirbelscheiben dann durch Flüssigkeitsverlust immer spröder und verlieren ihre „Stoßdämpferfunktion“, d.h. Erschütterungen werden nicht mehr so gut abgefedert und Druckbelastungen weniger effektiv abgedämpft, was mit einer vermehrten Belastung der gesamten Wirbelsäule verbunden ist. Zwischen dem 30. und 50. Lebensjahr verliert vor allem die Gallertmasse an Festigkeit und Höhe und die Haltebänder zwischen den Wirbeln werden dadurch gelockert. Es kann zu einer Allgemeine Alterungsprozesse / 1.08 / Seite 15 von 27 Fehlstellung, Verlagerung Segmenten kommen. oder Verschiebung von Wirbelsäulen- Wirkungen von Sport und Bewegung: Durch maßvolle Bewegung wird durch regelmäßige Be- und Entlastung der Pumpmechanismus gefördert und damit die Versorgung der Bandscheiben sichergestellt. Durch gezielte Gymnastik (Dehnung und Kräftigung) wird die Balance der Haltungsmuskulatur gefördert und die Wirbelsäule stabilisiert. Ein kräftiger Bewegungsapparat und eine dehnfähige Muskulatur helfen, den altersbedingten Elastizitätsverlust des Bandscheibengewebes auszugleichen Allgemeine Alterungsprozesse / 1.08 / Seite 16 von 27 Konsequenzen für die Sportpraxis: Im Sport der Älteren sollten altersgerechte, funktionelle sowie rückenund bandscheibenfreundliche Bewegungsformen angeboten werden. Hierzu eignen sich besonders Gymnastikformen und dynamische Bewegungsarbeit. Zu starke Beanspruchung sowie einseitige und fehlerhafte Belastungen sind zu vermeiden. Koordinative Veränderungen Siehe „Materialien Herzsport“ III.6.1, Sinnesorgane, ZNS Die abgestimmte Organisation von Bewegungsaufgaben als Zusammenwirken von Zentralnervensystem und Skelettmuskulatur wird auch mit „Bewegungskoordination„ umschrieben. Die Qualität dieser Koordinationsfähigkeit unterliegt vielen Einzelaspekten wie: Reaktionsfähigkeit, z.B. auf ein Signal zweckmäßig reagieren Gleichgewichtsvermög en, z.B. Körper oder Objekt im Gleichgewicht halten Kombinationsvermöge n, z.B. mehrere Bewegungen gleichzeitig oder hintereinander ausführen Anpassungsvermögen, z.B. an ungewohnte Aufgaben, veränderte Bedingungen, andere Körper und Objekte anpassen Geschicklichkeit, z.B. Bewegungen fein und genau abstimmen Gewandtheit, z.B. vielseitige Hindernisse überwinden Steuerungsvermögen, z.B. Bewegungen zielgerichtet durchführen Orientierung, z.B. im Raum trotz komplizierter Stellungen oder Bewegungen die Orientierung nicht verlieren Rhythmisierung, z.B. gleichmäßige Bewegungsimpulse senden Jede Bewegung ist durch Koordination gekennzeichnet. In diesem Sinne wird sie im Alter nicht geringer, sondern bedeutender für die Bewältigung der Alltagshandlungen, auch um das Wohlbefinden abzusichern. Die im Jugend- und frühen Erwachsenenalter erworbene Qualität sowie Ausprägung aller Teilfaktoren der Koordination stellt eine gute Basis dar, Allgemeine Alterungsprozesse / 1.08 / Seite 17 von 27 auch im fortgeschrittenen Alter seine Handlungskompetenz zu erhalten. Deutlich zeigt sich die Abhängigkeit der Koordinationsfähigkeit von anderen motorischen Fähigkeiten, vor allem der Beweglichkeit, von geistigen willkürlichen und unwillkürlichen Steuerungsvorgängen sowie Sinnesleistungen, vor allem der Augen, Ohren und der Gleichgewichtsorgane. Zusammenfassend kann gesagt werden, dass folgende Bedeutungsaspekte im Alter durch eine mehr oder weniger gute Koordination in den Mittelpunkt rücken: Je besser die Koordination bei einer Bewegungshandlung ist, umso weniger Kraft und Ausdauer sind vonnöten, um das Bewegungsziel zu erreichen. Gute Koordination entlastet die Organsysteme, vor allem Herz, Kreislauf und Gelenke. Eine gute Koordinationsfähigkeit erhöht die Bewegungssicherheit und stärkt das Gefühl der Selbstsicherheit, was sich wiederum positiv auf Wohlbefinden und Selbstbewusstsein auswirkt. Sie macht weniger abhängig von Hilfestellungen Dritter in allen Lebenslagen. Da die Koordination auch die Fähigkeit beinhaltet, bei einer plötzlichen Veränderungen von Situationen (z.B. Glatteis etc.) sein Bewegungsverhalten der neuen Anforderung anzupassen, trägt eine gute Koordinationsfähigkeit dazu bei, das Unfallrisiko zu mindern und im Alter durch erhöhtes Knochenbruchrisiko bedingten Stürzen vorzubeugen. Eine gute Koordinationsfähigkeit erleichtert die Stabilität von Alltagshandlungen und das Erlernen von neuen Fertigkeiten in Alltag und Sport. Sie befähigt dazu, die gewählten Aktivitäten mit mehr Aussicht auf Erfolg zu betreiben, das Erleben dieser Aktivitäten zu genießen und damit das seelische Wohlbefinden und Selbstvertrauen zu stärken. Das erfolgreiche Lösen von Bewegungsaufgaben durch eine gute Koordinationsfähigkeit regt die Gehirnrinde an und festigt die Erhaltung geistiger Kräfte. Alterungsvorgänge des Zentralen Nervensystems Alterungsvorgänge des Nervensystems Ohne gezieltes Training nimmt die Koordinationsfähigkeit ab dem 4. bis 5. Lebensjahrzehnt kontinuierlich, zunächst allmählich, dann stärker, ab. Die Bewegungen älterer Menschen werden dabei langsamer, mit geringerem Kraftaufwand durchgeführt und sind durch eine niedrigere Genauigkeit und Sicherheit gekennzeichnet. Allgemeine Alterungsprozesse / 1.08 / Seite 18 von 27 Inwieweit diese Veränderungen auf physiologische Gründe, mangelnde Förderung oder psychische bzw. soziale Gesichtspunkte zurückzuführen sind, kann wegen der komplexen Abhängigkeit der Koordinationsleistungen nicht eindeutig geklärt werden. Als Ursachen für das Nachlassen der Koordinationsfähigkeit werden verschiedene physiologische Gründe angeführt: nachlassende Nervenleitgeschwindigkeit, Rückbildung der Schaltstellen von Nerven, Verringerung der Übertragungssubstanz von Nervenimpulsen, Dendritenreduktion. Zudem sind Veränderungen in der Muskulatur, in den Gelenken und in den maßgeblich beteiligten Sinnen mitverantwortlich für das Nachlassen der Koordinationsfähigkeit im Alter. Inwieweit jedoch diese Veränderungen im Alter ihren Niederschlag finden hängt eindeutig vom Trainingszustand und von sozialen bzw. geistigen Einflussfaktoren ab. So ist bekannt, dass z.B. Musiker wie Arthur Rubinstein, Andre Segovia oder Wladimir Horowetz oder Artisten und Akrobaten bis ins hohe Alter erstaunliche Koordinationsleistungen vollbringen können. Auch im Textilgewerbe und im Handwerk weiß man von Fähigkeiten zu berichten, wie Männer und Frauen ihre geschicklichen Fertigkeiten mit geringen Einbußen erhalten können. Teilweise konnten die oben genannten Personen ihre Fähigkeiten bewahren, indem sie ihre Fertigkeiten neu kombinierten, umstellten sowie ohne Zeitdruck handelten. Der Rückzug aus dem Arbeitsleben ohne ausgleichende andere Tätigkeiten führt jedoch auf die Dauer zu einer raschen Abnahme gewohnter Handlungsabläufe. Kommt noch ein durch Krankheit oder aus psychischen Gründen bedingter Bewegungsmangel hinzu, können Alltagsbewegungen wie Ankleiden, Treppensteigen, Gleichgewichtsreaktionen bei unsicherem Stand etc. immer schwieriger und weniger befriedigend ausgeführt werden. Alterungsvorgänge des Gehirns Koordination ist nicht allein von körperlichen Tätigkeiten abhängig, sondern auch von der geistigen Aktivität und somit von möglichen Veränderungen der Gehirnleistung. Ging man früher davon aus, dass im Alter die geistigen Leistungen allgemein nachlassen, zeigen heute Forschungsergebnisse, dass weniger das chronologische Alter als vielmehr der Gesundheitszustand, der Bildungsstand sowie die Anregung der Umgebung die „geistigen Kräfte“ beeinflussen. Einschränkungen zeigen sich vor allem da, wo sich der Gesundheitszustand verschlechtert und Hör- und Sehfähigkeit eingeschränkt sind. Bei Anregung der geistigen Fähigkeiten kann im Alternsverlauf eher noch eine Steigerung der Allgemeine Alterungsprozesse / 1.08 / Seite 19 von 27 intellektuellen Fähigkeiten beobachtet Schriftsteller/innen oder Künstler/innen). werden (s. Politiker/innen, Bei der Intelligenz unterscheidet man die sog. flüssige Intelligenz von der kristallinen Intelligenz. Die flüssige Intelligenz meint die Fähigkeit, neuartige Probleme zu bewältigen. Sie hängt von der Geschwindigkeit ab, Informationen zu verarbeiten. Während diese Intelligenz aufgrund Veränderungen in den Nervenzellen bereits ab dem dritten Lebensjahrzehnt nachlässt, wird die Fähigkeit der kristallinen Intelligenz, d.h. vertraute Probleme zu bewältigen und dabei auf allgemeines Wissen und Sprachverständnis zurückzugreifen, erhalten bzw. durch Training sogar gesteigert. Man kann also davon ausgehen, dass Alternsvorgänge im Gehirn und damit die Koordinationsfähigkeit in hohem Maße von Training abhängig sind. Ein weiterer Aspekt für die Gehirnleistungsfähigkeit stellt die Lern- und Gedächtnisfähigkeit dar. Körperliche Aktivität scheint über eine bessere Blutversorgung des Gehirns auch Gedächtnisfunktionen positiv zu beeinflussen. Damit ist auch ein Zusammenhang zum Bewegungslernen bzw. zum Abrufen erworbener Bewegungshandlungen gegeben, welche die Koordinationsleistungen fördern können. Abschließend sei noch der Hinweis gegeben, dass die Abnahme von Gehirnzellen für die Leistungsfähigkeit kein Problem darstellt, da nur ein geringer Anteil überhaupt genutzt werden kann. Bedeutender ist die Abnahme der Nervenfortsätze (Dendriten), wobei wiederum die körperliche und geistige Aktivität einen positiven Einfluss nehmen können. Alterungsvorgänge der Sinne Die Sinne vermitteln uns ständig Informationen über Veränderungen der Umwelt und veranlassen uns, entsprechend darauf zu reagieren. Mit zunehmendem Alter verringert sich jedoch die Leistungsfähigkeit dieser Organe. Das Ohr kann vor allem höhere Töne weniger wahrnehmen. Es scheint aber auch weniger Informationen an sein Zentrum im Gehirn zu schicken. Im Auge ist eine Herabsetzung des Stoffwechsels, eine geringere Empfindlichkeit für Umwelteinflüsse und eine Verminderung der Beweglichkeit zu verzeichnen. Mit zunehmendem Alter wird durch den Elastizitätsverlust der Linse die Schärfeneinstellung beeinträchtigt. Auch die Lichtempfindlichkeit nimmt ab. Zudem ist das periphere Sehen eingeschränkt. Das Gleichgewichtsorgan im Ohr verliert mit zunehmendem Alter seine Wahrnehmungsempfindlichkeit. Dieser Vorgang wird jedoch unverhältnismäßig stark von Gewohnheiten beeinflusst. Die Tendenz, als Erwachsener Schwingungen, Drehungen und ungewöhnliche Haltungen Allgemeine Alterungsprozesse / 1.08 / Seite 20 von 27 und Körperverlagerungen im Raum zu vermeiden, führt zusammen mit nachlassendem Gefühl für Körperstellungen dazu, dass sich die Reaktionszeit verlängert. Die Gefahr, zu spät auf Signal angemessen zu reagieren, erhöht sich (Straßenverkehr, Stürze etc.), zumal wenn dies mit einer Beeinträchtigung der Sehleistung verbunden ist. Wirkungen des Koordinationstrainings auf den Organismus und das Wohlbefinden Die Koordinationsfähigkeit ist, wie schon erwähnt, auch bei Älteren noch im hohen Maße trainierbar. Der Verlust an Koordinationsfähigkeit im Alter geht vor allem auf ihre mangelnde Inanspruchnahme im Alltag zurück. Durch Training kann der Verlust an Koordinationsfähigkeit mit relativ geringem Aufwand um mehrere Jahrzehnte verzögert werden. Für das Wohlbefinden ist dieser Tatbestand besonders wichtig. Durch eine Verbesserung der Koordination gelingt es, mit größerer Bewegungssicherheit und -genauigkeit alltägliche Handlungen wie Gehen, Stehen, Treppensteigen oder Zugreifen durchzuführen. Die Abhängigkeit von dritten Personen wird reduziert, das Risiko eines Unfalls vermindert sich und die Ängstlichkeit, den Lebensalltag nicht mehr bewältigen zu können, nimmt ab. Nach Erkenntnissen des Ganzheitlichen Gehirntrainings (GGT), fördert ein kombiniertes körperliches und geistiges Übungsprogramm, das koordinative Bewegungsaufgaben beinhaltet, sowohl die Gedächtnisleistung des Gehirns als auch kreative Denkfähigkeiten. Durch eine Beanspruchung des Gedächtnisses im Hinblick auf Handlungen können besonders alltagsrelevante Funktionen trainiert werden. Durch aktives Handeln werden im Vergleich zum rein sprachlichen Training bessere Lern- und Gedächtnisleistungen erzielt, und den Älteren können auf diese Weise Erfolgserlebnisse vermittelt werden, die ihr Selbstvertrauen in die eigenen geistigen Fähigkeiten stärken. Werden koordinative Fähigkeiten eingeschränkt, werden zusätzliche Muskelbewegungen notwendig und das Herz- und Kreislaufsystem muss notwendige Bewegungshandlungen mit einem höheren Aufwand absichern. Koordinative Unsicherheiten haben aber auch auf den Haltungsapparat einen ungünstigen Einfluss. Die natürliche Körperhaltung wird aufgegeben und es werden Fehlhaltungen ausgelöst und eingenommen, die sich wiederum nachteilig auf Gelenke und Bandscheiben auswirken können. Allgemeine Alterungsprozesse / 1.08 / Seite 21 von 27 Die psycho-soziale Situation der Älteren Der Prozess der Alterung betrifft nicht nur den Körper. Veränderungen treten auch bei den geistigen Leistungen, im seelischen Erleben und im sozialen Verhalten auf. Die Abbauerscheinungen der geistigen Funktionen werden besonders bei den Menschen deutlich, deren Gesundheitszustand schlechter wird sowie deren Hör- und Sehfähigkeit zunehmend eingeschränkt ist. Ebenfalls ist das Arbeitsleben für das Niveau der geistigen Funktionen mitverantwortlich. Werden die geistigen Funktionen bei der Ausübung des Berufes geübt, tritt eher noch eine Steigerung der geistigen Leistungsfähigkeit im Altersgang auf. Die nachfolgenden Ausführungen sollen die soziale Situation der Älteren näher beschreiben. Sie beziehen sich auf die Studie der Institute Infratest Sozialforschung, Sinus und Horst Becker: „Die Älteren – zur Lebenssituation der 55- bis 70-jährigen“, Bonn 1991. Haushaltsgrößen Die Altersgruppe der ca. 55- bis 70-jährigen lebt überwiegend in einem 2-Personen-Haushalt mit Ihrem/Ihrer Ehepartner/in zusammen (57%). Knapp ein Fünftel wohnt mit mindestens 2 Familienangehörigen zusammen, gut ein Fünftel der Älteren lebt allein. Bei den über 70-jährigen Menschen stellt sich die Situation wie folgt dar: Die Mehrheit (55%) lebt allein. 38% leben in einem 2-Personen-Haushalt. Nur 7% leben mit 3 oder mehr Personen zusammen. Es ist zwar richtig, dass der Anteil der 1-Personen-Haushalte in der jüngeren und mittleren Generation rapide zunimmt, es ist aber auch richtig, dass in der Hälfte der 1-Personen-Haushalte ältere Menschen und alte Menschen leben. Ihr Alleinsein ist häufig aber nicht frei gewählt, sondern das Ergebnis des Verlustes des Partners oder der Partnerin. Es sind auch deutliche Unterschiede in der Lebenssituation zwischen Männern und Frauen festzustellen. So lebt über die Hälfte der älteren Frauen ab 60 Jahren in einem 1-Personen-Haushalt, dagegen nur 17% der Männer. Dies lässt sich dadurch begründen, dass die Mehrheit der Männer noch im hohen Alter verheiratet sind, die Frauen im vergleichbarem Alter zum größten Teil jedoch verwitwet sind (¾ der ab 75-jährigen). Zusammenfassung: Das Single-Dasein ist bei den älteren Menschen häufig keine frei gewählte Lebensform. Allgemeine Alterungsprozesse / 1.08 / Seite 22 von 27 Alleinleben ist in Frauenschicksal. der älteren Generation vor allem ein Aktivitäten der Älteren Bevor Ältere in den Ruhestand eintreten, haben sie hohe Erwartungen und intensive Pläne für das „Zweite Leben“. Befreit von der Last alltäglicher Zwänge wie beruflicher und familiärer Verpflichtungen wollen sie sich mehr Zeit für sich selbst nehmen, aktiv sein, d.h. sich intensiver ihren bestehenden und neuen Hobbys widmen, Reisen unternehmen, neue Eindrücke gewinnen, sich weiterbilden. Diese Erwartungshaltung steht allerdings in einem gewissen Widerspruch zu den Realitäten des Alltags im Ruhestand. Die Älteren tendieren dazu, bestimmte Tagesabschnitte bzw. -aktivitäten zu ritualisieren, z.B.: das vormals zumindest werktags hektische Frühstück wird nun zeitlich ausgedehnt, anstatt die Zeitung nur kurz zu überfliegen, wird diese zur ausgiebigen Lektüre, mehr Zeit widmet man auch dem Einkaufen, mittags legt man sich zur Ruhe, nachmittags wird ausgiebig Kaffee getrunken. Die Älteren, so die Ergebnisse der Studie, zeigen wenig Bereitschaft, von diesem Rhythmus der Ruhe und Muße abzugehen. Im Ruhestand tritt an die Stelle des geplanten aktiven Lebensabends häufig ein geruhsamer, gleichförmiger Tagesablauf. Die sozialen Kontakte Älter werden heißt für die Mehrheit der 55- bis 70-jährigen einsamer werden. Mit steigendem Alter nehmen die Familienkontakte deutlich ab. Der Verlust des Partners geht häufig mit dem Verlust an anderen Kontakten einher. Allein stehende ältere Menschen haben oft Schwierigkeiten, nach dem Tod des Partners initiativ zu werden und Kontakte aufrecht zu halten oder neue Kontakte zu knüpfen. Im Gegenteil, sie ziehen sich häufig zurück und erleben Einsamkeit. Je älter die Menschen werden, umso häufiger müssen sie ihre Freizeit alleine verbringen. Allgemeine Alterungsprozesse / 1.08 / Seite 23 von 27 Das Vereinsleben spielt im Alltag der Älteren eine beachtliche Rolle: Etwa jeder fünfte ist Mitglied in einem geselligen Verein – Männer deutlich häufiger (24%) als Frauen (13%). Jede/r achte gehört einem Sportverein an (Männer 17%, Frauen 9%). Parteien und andere politische Organisationen spielen demgegenüber eine vergleichsweise geringe Rolle. Aber immerhin 7% der Älteren – Männer 11%, Frauen 4% – sind ihren Angaben zufolge Mitglied einer politischen Organisation. Insbesondere die Männer sind in Vereinen aktiv. Tägliche und wöchentliche Aktivitäten Zum einen ist der Alltag älterer Menschen vom Medienkonsum geprägt. Regelmäßig verfolgen 80% der Älteren Informationssendungen im Fernsehen. Das gleiche Interesse finden Unterhaltungssendungen, sowie die Tageszeitungen und Zeitschriften. Sieht man einmal von dem unterschiedlichen Interesse an Sportübertragungen im Fernsehen ab, so unterscheiden sich Männer und Frauen kaum in der Nutzung der verschiedenen Medien. Medienkonsum Wochentag und alltägliche Verrichtungen bestimmen den Für Besuche bleibt im Alltag älterer Menschen nur wenig Zeit. Somit konzentrieren sich Besuchsaktivitäten auf das Wochenende. Etwa ¾ der Älteren erhalten Besuch oder werden selbst aktiv und besuchen Verwandte und Freunde. Die gängige Vorstellung, dass ältere Menschen in ihrem Alltag die Betreuung von Enkeln oder Kleinkindern aus der Nachbarschaft übernehmen, trifft zumindest bei den Älteren zwischen 5570 Jahren nur relativ selten zu – und wenn, dann nicht täglich, sondern vor allem am Wochenende (in Verbindung mit Besuchen). Die sozialen Kontakte älterer Menschen konzentrieren sich wie die der Gesamtbevölkerung auf das Wochenende. Auch die älteren Menschen haben angesichts der täglich anfallenden Verrichtungen solche Aktivitäten, die der Entspannung dienen, auf das Wochenende gelegt; etwa spazieren gehen, ein Café oder Restaurant besuchen, einen Ausflug machen und sich fit halten. Während eines normalen Tages nimmt man sich allenfalls Zeit für einen Spaziergang. Dies bedeutet: den Älteren gelingt es in der Regel nicht, sich in ihren Aktivitäten vom Rhythmus, Arbeitswoche und arbeitsfreies Wochenende, zu lösen. Wie bei den Bürgerinnen und Bürgern Entspannung findet am Wochenende statt. Allgemeine Alterungsprozesse / 1.08 / Seite 24 von 27 insgesamt: aktive Rund 30% der Älteren suchen im Verlauf einer Woche mindestens einmal einen Arzt auf. Mit steigendem Alter werden Arztbesuche zu einer bestimmten Größe im Wochenverlauf. Jeder Dritte sucht wöchentlich einen Arzt auf. Der größte Teil der älteren Menschen zwischen 55 und 65 Jahren steht noch im Berufsleben. Dies trifft insbesondere auf die Männer zu. Hinzu kommt aber, dass ein erheblicher Teil der Älteren (rund ¾) zwar nicht täglich, aber mindestens einmal in der Woche „nebenbei“ etwas dazu verdient. Es ist anzunehmen, dass viele der Betroffenen zu dieser Verbesserung des Einkommens aufgrund ihrer unzureichenden materiellen Situation gezwungen sind. Die Hälfte der 55- bis 70-jährigen Menschen geht regelmäßig oder gelegentlich einer Arbeit nach. Rund 40% der Älteren suchen mindestens einmal in der Woche (in der Regel am Wochenende) die Kirche auf, von den Frauen sogar mehr als die Hälfte. Sie engagieren sich auch deutlich stärker als die Männer in kirchennahen Organisationen. Vier von zehn Älteren gehen regelmäßig in die Kirche. Etwa 45% der Älteren sind der Meinung, dass „es zu wenig Einrichtungen gibt, wo sich ältere Menschen weiterbilden können“. Offensichtlich werden die Interessen und Bedürfnisse der älteren Menschen mit den vorhandenen Angeboten nur unzureichend angesprochen. Mit dem Aufrücken heute jüngerer Generationen in die Gruppe der Älteren wird es deshalb umso dringender, neue und altengerechte Angebote in Sport, Bildung und Konsum zu entwickeln. Es gibt bei den Älteren ein gewaltiges Potential von Nutzern neuer Angebote in Konsum und Bildung. Allgemeine Alterungsprozesse / 1.08 / Seite 25 von 27 Didaktisch-methodische Überlegungen zur Erarbei tung Dieses Thema sollte im Zusammenhang mit „Materialien Herzsport“ I.3.4 erarbeitet werden. Daher werden unten auch entsprechende Materialien angegeben. Vortrag anhand der Folien Gruppenarbeit Hospitation mit Arbeitsauftrag und Unterrichtsgespräch oder in der Kleingruppe Auswertung im Arbeitsblatt I.1.08, M 03: Beobachtungsbogen für die TN, der bei den Hospitationen und/oder beim Besuch in einer Herz-KreislaufRehabilitationsklinik zum Einsatz kommen kann. Auswertung des Beobachtungsbogens im Plenum bzw. bei der Vermittlung der Inhalte (Theorie und Praxis) zu den sportmotorischen Hauptbeanspruchungsformen. Lehrmaterialien: Folie I.1.08, F 01: Altersveränderungen des HKS Folie I.1.08, F 02: Wirkungen von Ausdauertraining im Alter Folie I.1.08, F 03: Alterungsvorgänge am Haltungs- und Bewegungsapparat Folie I.1.08, F 04: Alterungsvorgänge Muskeln Folie I.1.08, F 05: Alterungsvorgänge Knochen Folie I.1.08, F 06: Alterungsvorgänge Gelenk Folie I.1.08, F 07: Wirkungen des Sports auf den Haltungsapparat Folie I.1.08, F 08: Beweglichkeit Folie I.1.08, F 09: Altersveränderungen im Teufelskreis Folie I.1.08, F 10: Abnahme der Koordinationsfähigkeit Folie I.1.08, F 11: Bedeutung der Koordination Folie I.3.4, F 01: HF und Alter, Graphik Folie I.3.4, F 02: Die ideale Pulsfrequenz Folie I.3.4, F 03: Kraft und Alter, Graphik Folie I.3.4, F 04: Koordination und Erhaltung, Graphik Folie I.3.4, F 05: Didaktische Überlegungen Alter und Sport Folie I.3.4, F 06: Didaktische Überlegungen Alter und Sport Schaubild Allgemeine Alterungsprozesse / 1.08 / Seite 26 von 27 Arbeitsblatt I.3.4, M 01: Berücksichtigung altersbedingter Veränderungen Gruppenarbeit I.3.4, M 02: Altersbedingte Veränderungen Arbeitsblatt I.3.4, M 03: Beobachtungsaufgabe Alterserscheinungen und Sport Teilnehmermaterialien Übersicht Altersveränderungen und Wirkung von Sport (I.1.08 TN) Literatur Eisenburger, Marianne: Aktivieren und Menschen. Meyer & Meyer, Aachen 1998 - - - - Bewegen von älteren Hollmann, W., TH. Hettinger: Sportmedizin – Grundlagen für Arbeit, Training und Präventivmedizin. Schattauer Verlag, Stuttgart – New York 2000 Kempf, H.D.; Reuß, Peter: Praxisbuch Herzgruppe. Georg Thieme Verlag, Stuttgart, New York 2000 Kirchner, G.; Rohm, A.; G. Wittemann: Seniorensport – Theorie und Praxis. Meyer & Meyer, Aachen 1998 - LSB NRW: Materialien SdÄ, IB Gesundheit, Alterungsprozesse - Meusel, Heinz: Bewegung, Sport und Gesundheit im Alter. Quelle & Meyer Verlag, Wiesbaden, 1996 - Meyer, Katharina: Körperliche Bewegung – dem Herzen zuliebe. Steinkopff Verlag, Darmstadt 1992 - Rost, Richard (Hrsg.): Lehrbuch der Sportmedizin. Deutscher ÄrzteVerlag, Köln 2001 - Rost, Richard: Herz und Sport. Perimed Verlag, Erlangen 19902 - Rost, Richard: Sport- und Bewegungstherapie Krankheiten. Deutscher Ärzte Verlag, Köln 1991 Allgemeine Alterungsprozesse / 1.08 / Seite 27 von 27 bei inneren