I.1.08 Allgemeine Alterungsprozesse

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Lernziel: Der Übungsleiter ist in der Lage, ein zielgruppengerechtes
und individuell differenziertes Bewegungsangebot zu gestalten.
I.1.08 Allgemeine Alterungsprozesse
(siehe „Materialien Herzsport“ I.3.4 und III.6.1)
 Cardio-pulmonale Einschränkungen
 Minderung der Flexibilität
 Koordinative Veränderungen
 Psychosoziale Veränderungen
Grundlagen – Info
In der Regel nimmt die Fähigkeit des Körpers, sich Veränderungen
anzupassen, mit zunehmendem Lebensalter ab. Ältere Menschen haben
eine verminderte Stoffwechselaktivität und sie verfügen über weniger
Energiereserven des Körpers. Dieser Prozess wird besonders durch die
Verminderung des Wassergehaltes im
Körper deutlich. Das
Bindegewebe, das am Aufbau aller Organe beteiligt ist, wird fester und
unelastischer. Äußerlich macht die Haut diesen Prozess durch vermehrte
„Fältchen“ sichtbar. In vielen Organen werden spezialisierte Zellen –
beispielsweise „kontraktile“ Muskelzellen – zum Teil durch Bindegewebe
oder Fett ersetzt. Die Ursachen für diese Veränderungen liegen in den
Zellen, den Bausteinen des Körpers, die im Alter weniger effektiv arbeiten.
Genetische Einflüsse und Umweltfaktoren bestimmen gemeinsam das
Bild des alternden Körpers. Da das Erbgut lediglich einen bestimmten
Rahmen vorgibt, kann das Bild von Individuum zu Individuum stark
variieren. Und die Gerontologen bestätigen die alte Binsenweisheit: „Man
altert, wie man lebt.“ Psychischer Stress und körperliche Trägheit
einerseits, körperliche Überbelastung andererseits sowie falsche
Ernährung, Alkohol- oder Nikotinmissbrauch und andere äußere Faktoren
können nicht nur krankmachen, sondern auch den Alterungsprozess
beschleunigen.
Die
nachfolgend
beschriebenen
biologischen
Veränderungen im Alter bei Mann und Frau repräsentieren nur einen Ausschnitt der keineswegs komplett erforschten komplexen körperlichen
Veränderungen. Sie sind jedoch im Rahmen des Sports von großer
Bedeutung.
Kenntnisse über die biologisch bedingten Alterungsprozesse sind die
Grundlage für ein altersgemäßes Sport- und Bewegungsangebot, um
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mögliche Gefährdungen durch zu hohe Belastungen bzw. nicht geeignete
Sportarten und Sportformen weitgehend auszuschließen.
Die Ausführungen haben ihre Gültigkeit vor allem in Bezug auf jene
älteren Sporttreibenden, die sich seit ihrer Schulzeit sportlich nicht mehr
belastet haben und auch sonst keinen nennenswerten körperlichen
Belastungen ausgesetzt waren (Wiederbeginner/Neubeginner). Denn
etwa ab dem 40. Lebensjahr verschlechtern sich die Bedingungen für
sportliche Betätigung. Dies gilt besonders für die Personen, die sich zuvor
sportlich nicht betätigt und sich auch sonst kaum körperlichen
Belastungen ausgesetzt haben. Das 40. Lebensjahr ist also ein kritischer
Schwellenwert! Aus medizinischbiologischer Sicht spricht man deshalb ab
diesem Zeitpunkt von der zweiten Lebenshälfte.
Die im Alterungsprozess auftretenden Veränderungen am Haltungs- und
Bewegungsapparat sind für einen älteren Menschen von besonderer
Bedeutung, weil der Grad der Ausprägung dieser Veränderungen, z.B. als
degenerative Skeletterkrankung, erheblich über die Mobilität und damit
über die soziale Kompetenz im Alter entscheidet.
Hierbei sind die Grenzen zwischen normal-biologischen und krankhaften
Alterungsprozessen sehr fließend!
Angemessene Bewegungsaktivitäten als Vorsorge ebenso wie die
sorgfältige Behandlung auftretender Beschwerden sind deshalb für die
Erhaltung der Funktionsfähigkeit des Haltungs- und Bewegungsapparates
außerordentlich wichtig.
Cardio-pulmonale Einschränkungen
Siehe „Materialien Herzsport“ III.6.1: Herzkreislauf, Blut, Atmung
Veränderungen an den Gefäßen
Mit Abschluss des Körperlängenwachstums ist im Wesentlichen auch das
Wachstum der Gefäßwand beendet. Die Verdickung der Gefäßwand nach
dem 20. Lebensjahr erfolgt hauptsächlich durch bindegewebige Verbreiterungen der Gefäßinnenwand (Intima) und vermehrte Einlagerungen der
Grundsubstanzen in der mittleren Gefäßschicht (Media). Die mittlere
Wanddicke der Gefäße nimmt vom 20. bis 70. Lebensjahr um fast 50%
zu. Auch das elastische Gewebe selbst verändert sich. In der mittleren
Gefäßschicht verschwinden die elastischen Elemente fast völlig und
werden durch kollagenes Bindegewebe ersetzt. Diese Veränderungen
sind in den Hauptgefäßen am deutlichsten. Dabei ist die
Bindegewebsvermehrung in den elastischen Gefäßen stärker als in den
muskulären Gefäßen ausgeprägt.
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Querschnitt eines Blutgefäßes
Intima
Media
Adventitia
Die Altersveränderungen an den Gefäßen gehen fließend über zur Arteriosklerose. Es muss jedoch festgestellt werden, dass die Altersveränderung
mit dem Wandumbau und Erweiterung der Gefäßlichtung – auch Physiosklerose genannt – etwas anderes darstellt als die krankhafte,
herdförmige Arteriosklerose. Bei dieser kommt es zu Ablagerungen an
und in den Gefäßwänden, die im fortgeschrittenen Stadium zu
Teilverschlüssen oder sogar zu einem vollständigen Verschluss führen
können.
Normal
Teilverschluss fast vollständiger Verschluss
Blutdruck
Auch die große Körperschlagader, die Aorta, verliert an Elastizität.
Dadurch wird die so genannte Windkesselfunktion, d.h. die Fähigkeit die
Elastizität in Bewegungsenergie umzuwandeln und damit für einen
kontinuierlichen Blutfluss zu sorgen, eingeschränkt. Das Herz muss also
gegen einen erhöhten Widerstand arbeiten und reagiert mit einem
erhöhten Blutdruck, was wiederum das Herz- und Gefäßsystem belastet
und in vielen Organen zu krankhaften Veränderungen führen kann.
Von einem erhöhten Blutdruck spricht man, wenn Werte von mehr als
160 mmHG (systolisch) und/oder 90 mmHg (diastolisch) gemessen
werden. Ältere Menschen neigen zu einem höheren Blutdruck als jüngere
Menschen. Die früher gehandhabte Faustregel: „Blutdruck = 100 + Alter“
ist nicht mehr haltbar. Die oben genannten Werte gelten als Richtwerte,
ab dem es über einen längeren Zeitraum zu einer krankhaften
Veränderung im Herz-Kreislauf-System kommen kann.
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Windkesselfunktion
Systole
Diastole
In den Venen sinkt der Blutdruck. Es bilden sich Stauungen im venösen
Blutkreislauf in Form von Krampfadern. Körperliche Aktivität fördert den
Wechsel von Anspannung und Entspannung der Muskulatur und damit
den ungehinderten Rückfluss des venösen Blutes.
Veränderungen am Herzen
In der Regel werden mit zunehmendem Alter die Herzklappen starrer. Die
Vorhöfe sowie die großen Ostien und die angrenzenden
Ventrikelmuskulatur werden etwas größer Die Herzgefäße verlieren an
Elastizität und die Herzmuskulatur an Kontraktionskraft.
Sie dürfte das eigentliche Phänomen des Alterns
mit
der
allgemeinen
Abnahme
der
Anpassungsfähigkeit des Herzens sein. So nehmen
Schlagvolumen und Herzminutenvolumen (HMV =
Herzfrequenz x Schlagvolumen) nach dem 30.
Lebensjahr infolge der zunehmenden Druckarbeit
des linken und rechten Herzens ab.
Da auch die Herzkranzgefäße von sklerotischen Veränderungen betroffen
sind, wird der Herzmuskel trotz Mehrarbeit mit weniger Sauerstoff
versorgt. Es reagiert mit dem Absterben einzelner Elemente, die für die
Kontraktion (Pumpvorgang) des Herzens verantwortlich sind. Diese
Elemente werden von Fettanlagerungen ersetzt. Unter körperlicher
Belastung kann deshalb bei Älteren das erforderlich vermehrte
Herzminutenvolumen nur vorwiegend durch einen Anstieg der
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Pulsfrequenz und weniger durch ein vermehrtes Schlagvolumen erreicht
werden. Die hierzu notwendige Pulzfrequenzregulation ist jedoch im
höheren Alter nur im beschränkten Ausmaß möglich. Durch die
abnehmende Anzahl von Muskelfasern kommt es zu einem Absinken der
maximalen Herzfrequenz (Faustformel: 220 Schläge/min - Lebensalter),
während Ruhe- und Leistungspuls normalerweise unverändert bleiben.
Lebensalter (Jahre) Max. Herzschlagfrequenz (min)
18 – 30
202 – 190
31 – 40
189 – 180
41 – 50
179 – 170
51 – 60
169 – 160
61 – 70
159 – 150
Erwähnt werden sollte noch, dass es eine reine Altersatrophie (Abnahme
der Herzgröße) nicht gibt. Folge der Ablagerungsprozesse ist eine
deutliche Herzgewichtszunahme.
Arteriosklerose
Bei der Arteriosklerose handelt es sich um einen Sammelbegriff
chronischer
arterieller
Umbauvorgänge,
die
zur
Verhärtung,
Elastizitätsverlust und Lichtungseinengung der Arterien führen können
und damit Funktionsstörungen der versorgten Organe bewirken. Bei
diesem Geschehen kommt es zu einem komplexen, multifaktoriellen
Prozess, der durch bestimmte Risikofaktoren begünstigt wird:
• hoher Blutdruck,
• hoher Blutzucker,
• hoher Blutfettspiegel,
• hoher Harnsäurespiegel,
• Übergewicht,
• Bewegungsmangel,
• Alkohol,
• Rauchen,
• Stress.
Die Arteriosklerose wird heute im Allgemeinen als erworbene Krankheit
angesehen, als Folge schädlicher Lebensumstände und fehlerhaften
Verhaltens des Einzelnen wie der Gesellschaft. Demnach ist die
Arteriosklerose ein Problem der Prävention.
Bei der Arteriosklerose spielen die so genannten Lipoproteine eine
besondere Rolle. Es sind Fettverbindungen im Blut, von denen es zwei
Arten gibt:
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LDL (low density Lipoprotein = „weniger dicht“)
HDL (high density Lipoprotein = „sehr dicht“)
Während das LDL die Tendenz besitzt, sich in den Gefäßwänden
abzulagern, scheint das HDL im Stande zu sein, das eingeschleuste LDL
wieder herauszulösen bzw. den Einbau von LDL zu verhindern. Bei
ausdauertrainierten Personen hat man einen deutlich höheren HDL-Wert
festgestellt. Familien von Infarktpatientinnen und -patienten dagegen
wiesen einen niedrigen HDL-Wert auf
Herzinfarkt
Die Koronare Herzkrankheit (KHK) ist die häufigste Todesursache im höheren Lebensalter. Aufgrund der oben erwähnten im Alterungsprozess
angelegten Veränderungen des gesamten Herz-Kreislauf-System und der
beschriebenen Risikofaktoren gilt diese Erkrankung zurzeit als die
Zivilisationskrankheit Nr. 1.
Eine Koronare Herzkrankheit, also z.B. eine „Durchblutungsstörung„ des
Herzens, tritt bei jedem Missverhältnis von Blutbedarf und Blutangebot
auf. Wenn das Lumen (lichte Weite) einer Koronararterie um mehr als
50% eingeschränkt ist, treten eigentliche Krankheitssymptome auf. Der
Ort, die Ausdehnung und das Ausmaß der Veränderungen bestimmen die
Auswirkung auf die Herzdurchblutung. Bei langsam fortschreitenden
Prozessen kann es dann irgendwann zum Koronarverschluss kommen.
Leitsymptom für alle auftretenden Herzdurchblutungsstörungen ist der
Herzschmerz (Angina pectoris), verbunden mit einer Ausstrahlung in den
linken Arm. Meist dauern die Schmerzen nur Sekunden bis Minuten an
und treten bei/nach körperlicher Belastung, psychischer Erregung,
während eines Infektes, nach Wetterumschwüngen am häufigsten auf.
Atmung
Die Lunge des älteren Menschen ist gekennzeichnet durch eine
Erweiterung der Lungenbläschen und die Abnahme ihrer Zahl. Zusätzlich
kommt es im Alter zu einer Dehnung und Verschmelzung der
Lungenbläschen (Alveolen), dem so genannten Altersemphysem. Sie ist
an sich keine Krankheit, solange nicht zusätzliche Einflüsse – wie die
verschiedenen Atemwegserkrankungen – wirksam werden. Die
elastischen Eigenschaften des Lungengewebes verschlechtern sich.
Auch Veränderungen des Haltungs- und Bewegungsapparates
beeinflussen die Atmung im Alter. Die Rippenknorpel verlieren durch
Verkalkung ihre Elastizität, ihre Gelenke erleiden beim älteren Menschen
degenerative Veränderungen mit einer daraus resultierenden schrägeren
Stellung der Rippen. Degenerative Veränderungen an der Wirbelsäule
Allgemeine Alterungsprozesse / 1.08 / Seite 6 von 27
führen zusammen mit der zunehmenden Schwächung der
Rückenmuskulatur zu einer mehr und mehr entwickelnden Kyphose
(stärkere Ausprägung im Brustwirbelabschnitt). Es entsteht so das Bild
des so genannten Altersthorax.
Diese fassartige Erweiterung des knöchernen Brustkorbes und seine
Erstarrung bleiben natürlich nicht ohne Auswirkungen auf die Atmung. Die
Lunge verharrt immer in einer erhöhten Mittellage. Die Abnahme der
Zwerchfellmasse sowie die Atemmuskulatur erschwert zusätzlich die
Aufnahme des Sauerstoffs.
Veränderungen des Atemraumes in Abhängigkeit vom Alter aufgrund
der Ausprägung des Altersthorax
20 Jahre
40 Jahre
60 Jahre und darüber
Durch die geringere Sauerstoffaufnahme nimmt die Zahl der Atemzüge
pro Minute bei gleicher Belastung zu. Dabei werden die einzelnen
Atemzüge oberflächlicher und die Neigung zur Flachatmung ist gegeben.
Anteil der Restluft (Residualvolumen) in der Lunge
Lebensalter (Jahre)
Residualvolumen
(% der Totalkapazität)
15 – 25
19,3
25 – 35
20,8
35 – 45
23,5
45 – 55
25,5
55 – 65
30,8
Die oben beschriebenen Gegebenheiten bedingen, dass der ältere
Mensch weniger gut ausatmet. Es bleibt immer mehr Luft in den Lungen
zurück und eine gezielte Atemgymnastik gewinnt an Bedeutung.
Allgemeine Alterungsprozesse / 1.08 / Seite 7 von 27
Prozentuale Veränderung von Lungenfunktionsmessgrößen in
Abhängigkeit vom Lebensalter
Blut
Die blutbildenden Organe – vor allem das blutbildende Knochenmark –
werden mit dem Alter weitgehend zurückgebildet und durch Fettmark ersetzt. Es ist daher sehr erstaunlich, dass altersbedingte physiologische
Veränderungen im Blutbild nicht vorkommen. Die Blutbestandteile sind
gegenüber den jüngeren Menschen beim alten Menschen nahezu unverändert.
Minderung der Flexibilität
Siehe „Materialien Herzsport“ III.6.1, Muskulatur, Sehnen, Bänder,
Knochen, Gelenke
Alterungsvorgänge am Haltungs- und Bewegungsapparat
Der Haltungs- und Bewegungsapparat setzt sich aus den aktiven und
passiven Anteilen zusammen. Zum passiven Teil gehören: Knochen,
Gelenke, die Knochen und Gelenke zusammenhaltenden Bänder,
Zwischenwirbelscheiben (Bandscheiben) und Sehnen. Der aktive Teil
umfasst die Muskeln.
Allgemeine Alterungsprozesse / 1.08 / Seite 8 von 27
Muskeln
Die Muskulatur als aktiver Teil des Haltungs- und Bewegungsapparates
erfährt im Alter wesentliche Veränderungen: Es tritt Muskelschwund (Atrophie) ein (ca. 30 – 40/50% vom 20. bis 70. Lebensjahr) und eine
Einlagerung von minderwertigem Bindegewebe, vergleichbar mit dem
Narbengewebe. Gleichzeitig verliert die Muskulatur wichtige Mineralien
(Kalium, Calcium) und vor allem Wasser. Dies führt zu Elastizitätsverlust.
Der Muskel wird damit anfälliger gegen Zerrungen und Risse (Gefahr bei
schnellen bzw. schnellkräftigen Bewegungen). Zudem ist die
Durchblutung (Vaskularisation) eingeschränkt.
Da das Verhältnis Muskelmasse zum übrigen Körpergewicht ungünstiger
wird, muss im Alter ein relativ größerer Teil der Muskelkraft für die
Einflüsse der Schwerkraft auf die Bewegungen verwendet werden, so
dass für die eigentlichen Zielsetzungen der Muskelbewegungen weniger
Kräfte zur Verfügung stehen. Das ist – neben der allgemeinen Reduktion
der Muskelmasse im Alter – ein weiterer Grund, weshalb die Tätigkeiten
der oberen Extremitäten im Alter eine stärkere Abnahme der Kraft zeigen.
Der Einfluss der Schwerkraft muss hier viel stärker kompensiert werden
als bei den unteren Extremitäten. Es kommt dabei nicht von ungefähr,
dass bei älteren Menschen das Gehen und Wandern eine bevorzugte
Tätigkeit ist.
Auch die Muskelmasse nimmt mit dem Alter ab, wobei der Verlust an
Muskelfasern nicht rückgängig zu machen ist. Deswegen ist der
Alterungsprozess auch mit einer Herabsetzung der Muskelkraft
verbunden. Die Abnahme der Muskelkraft scheint die schnelleren Fasern
stärker zu betreffen als die langsameren, so dass die Kraftschnelligkeit
eher abnimmt als die Kraftausdauer.
Das Nachlassen der Muskelkraft beginnt in der Mitte des 3. Lebensjahrzehnts und wird im 7. Lebensjahrzehnt besonders deutlich. Bei einem
25-jährigen mit einem Körpergewicht von 70 kg und einer
durchschnittlichen Muskelmasse von 25 – 30 kg reduziert sich die
Muskelmasse bis zum 60. Lebensjahr um etwa 20%, bis zum 75. um etwa
30%. Manche Autoren sportwissenschaftlicher Untersuchungen schätzen
den Schwund der Muskelmasse vom 20. bis zum 70. Lebensjahr auf 40%.
Einige meinen sogar, der 70-Jährige verfüge nur noch über 40% des
maximalen Muskelgewichts (also Verlust von 60% der Muskelkraft).
Auch hier scheint es letztendlich unmöglich zu sein, zwischen Folgen des
Alternsprozesses und der körperlichen Inaktivität zu unterscheiden. Diese
Entwicklung geht bei Männern wohl auch durch einen mit dem Alter sinkenden Testosteronspiegel einher, denn die Produktion dieses stärksten
männlichen Sexualhormons fällt von 6,6 mg täglich beim Jugendlichen auf
4 mg täglich in höherem Alter. Die Abnahme der Muskelkraft verläuft
jedoch nicht für alle Muskeln gleich. Am deutlichsten ist sie bei den
Allgemeine Alterungsprozesse / 1.08 / Seite 9 von 27
Beugemuskeln des Unterarms und den Muskeln, die den Körper
aufrichten
(vgl. Tabelle aus MEUSEL). Mit dem Alter nimmt nicht nur die Zahl der
Muskelfasern ab, sondern auch ihr Querschnitt, d.h. die einzelne
Muskelfaser wird dünner.
Im Alter bilden sich die Muskeln zurück; Muskelfasern gehen verloren
oder verkürzen sich und die kontraktilen Elemente werden zum Teil durch
Bindegewebe oder durch Fett ersetzt. Bis zum Alter von 80 Jahren kann
sich die Muskelmasse um ungefähr 50% reduzieren (ohne sportliche Aktivität), der Fettanteil erhöht sich entsprechend. Die Muskelkraft nimmt bis
zum 65. Lebensjahr um 20 – 40% ab. Frühzeitiges, regelmäßiges Training
kann ein Gutteil des Verlustes an Leistungsfähigkeit wettmachen.
Wirkungen von Sport und Bewegung:
 Bei körperlicher Betätigung werden die Muskeln verstärkt
durchblutet: gegenüber dem Ruhewert steigt die Durchblutung um
das
20-fache. Dabei ist allerdings rhythmische Belastung, d.h.
dynamische Bewegungsarbeit, erforderlich. Isometrische Belastung
kann sich hemmend auf den Muskelstoffwechsel auswirken.
 Auch der für die Leistungsfähigkeit der Muskulatur wichtige
Spannungszustand – der Muskeltonus – erhöht sich durch Training
und steigert das Gefühl der Vitalität.
 Die Trainierbarkeit der Muskulatur bleibt zwar im Alter erhalten,
zeigt aber einige Abweichungen von der Trainierbarkeit des
jugendlichen Muskels.
 Die Kräftigung der Muskulatur ist nicht nur für die Verringerung des
Verletzungsrisikos und die Erhöhung des Muskeltonus von
Bedeutung. In der Muskulatur findet ein Großteil unseres
Energieverbrauchs statt. Selbst in Ruhe verbraucht die Muskulatur
Energie. Da sich zugeführte Energie, die nicht verbraucht wird, als
Fett ablagert, kann die Erhaltung ausreichender Muskulatur im
Alter einen Beitrag zur Einschränkung des Körperfetts leisten.
Schließlich kann die Erhaltung eines merklichen Muskelprofils ästhetische Bedürfnisse nicht nur bei Jüngeren befriedigen.
Konsequenzen für die Sportpraxis:
 Im Verlauf des Alternsprozesses nehmen die elastischen Elemente
in der Muskulatur ab. Dies führt zu einer Verringerung der
Dehnfähigkeit und erhöht die Disposition für Zerrungen und
Muskelrisse. Besonders gilt dies bei Schnellkraftübungen im Sport,
wie bei Sprints und Sprüngen und bei kraftvollen Bewegungen mit
Fehlkoordination im Alltag, wie z.B. beim Ausrutschen oder Stolpern.
Allgemeine Alterungsprozesse / 1.08 / Seite 10 von 27
Das bedeutet, dass im Sport der Älteren schnelle bzw.
schnellkräftige und ruckartige Bewegungen zu vermeiden sind.
 Eine geringere Ökonomisierung der Muskelarbeit führt zu erhöhtem
Sauerstoffverbrauch. Dies wiederum zu schnellerer Ermüdung bzw.
zu geringerer Leistungsfähigkeit der Muskulatur; daher müssen
Ermüdungssymptome beachtet werden und die Belastung muss der
individuellen Leistungsfähigkeit angepasst werden.
Knochen
Die Alternsveränderungen des Knochens gehen mit einer Verdünnung
und oft sogar einer Auflösung der Knochenbälkchen einher, d.h. der
Knochen wird spröder. Dies zeigt sich in einer erhöhten Bruchanfälligkeit,
wobei gewisse Knochen und Knochenstellen besonders gefährdet sind.
Am häufigsten finden im Alter Knochenbrüche in den Wirbeln, in den
Rippen und am Oberschenkelhals statt. Oft genügen nur geringe äußere
Einwirkungen auf diese Knochenpartien, um einen Bruch zu verursachen,
z.B. ein Stolpern, ein heftiges Absitzen auf das Gesäß und ein Anstoßen
mit dem Brustkorb. Ungefähr ⅓ aller Stürze auf den Boden führen im Alter
zu einem Knochenbruch. Bei einem entsprechenden Unfall können
selbstverständlich auch andere Knochen brechen. Stützt man einen Sturz
nach vorne mit der Hand ab, kann auch im Alter ein Bruch der Speiche
(Radiusfraktur) auftreten.
Am Knochen sind ebenfalls Alternsveränderungen erkennbar. Es kommt
zu einer Verminderung und Umstrukturierung der Knochenmasse ohne
Änderung der chemischen Zusammensetzung. Etwa ab dem 40.
Lebensjahr weist der Knochen einen Massenverlust von ca. 1% pro Jahr
auf. Diese Tatsache führt dazu, dass die Bruch- und Schlagfestigkeit des
menschlichen Knochens vom 18. bis zum 70. Lebensjahr um ca. 50%
herabgesetzt wird. Dies bedeutet eine erhebliche Gefahr bei Stürzen im
Alltag und im Sport. Der Stoffwechsel im Knochen verlangsamt sich.
Durch mangelnde körperliche Belastung nimmt die Zahl der
Knochenbälkchen ab, die für die Stabilität des Knochens entscheidend ist.
Es kommt zu einer Rückbildung des Knochens (Osteoporose).
Die Knochen werden im Alter poröser und instabiler. Mit etwa 40 Jahren
beginnt ein langsamer Abbau des Knochengewebes. Wirbel, Hände, Hüfte
und Beine sind besonders betroffen. Der Prozess schreitet bei Frauen
schneller voran. Ursache ist die in den Wechseljahren geringer werdende
Östrogen-Produktion. Die Körpergröße nimmt ab, die Haltung wird
gekrümmter. Brüche heilen jedoch auch meist in hohem Alter noch aus,
da die trägen Knochenzellen dann reaktiviert werden. Bewegungsmangel
verstärkt
den
Abbau,
körperliches
Training
stimuliert
das
Knochenwachstum.
Die
schützende
Knorpelschicht
auf
den
Allgemeine Alterungsprozesse / 1.08 / Seite 11 von 27
Gelenkknochen nützt sich mit den Jahren ab. Sie verliert an Elastizität,
wird dünner und rissig – ein Prozess der bereits im Alter von 20 bis 30
Jahren unmerklich beginnt.
Wirkungen von Sport und Bewegung:
 Zahlreiche Studien zeigen, Aktive weisen einen höheren
Mineralgehalt des Knochens auf als weniger Aktive. Deswegen
haben Sportler eine höhere Knochendichte als Nichtsportler. In
Längsschnittstudien wurde wiederholt nachgewiesen, dass
kräftigende Übungen den Mineralgehalt des Knochens erhöhen.
 Durch sportliche Aktivität wird der Aufbau der Knochensubstanz und
die Knochen(bälkchen)struktur positiv beeinflusst und damit die
Zugfestigkeit des Knochens verbessert.
 Der Knochen wird „fester“ und die Bruchgefahr sinkt.
 Die Bewegungssicherheit wird gefördert und damit die Mobilität im
Alltag
Konsequenzen für die Sportpraxis:
 Im Sport der Älteren sind Übungen zu vermeiden, die mit Stößen
(Hüpfen, Sprünge) einhergehen, da die Knochen auf solche
empfindlicher regieren.
 Aufgrund der erhöhten Bruchgefahr muss verstärkten Wert auf
Sicherheitsmaßnahmen gelegt werden, um Stürze zu vermeiden.
 Zur
Sturzprophylaxe
sollten
Geschicklichkeitsund
Gleichgewichtsübungen zur Schulung der Bewegungssicherheit
angeboten werden.
Gelenke
Die Gelenke sind die Verbindung zweier Knochen, den sog.
Gelenkpartnern, die in der Regel mit einer hyalinen Knorpelschicht
überzogen sind. Zwischen diesen beiden Gelenkpartnern befindet sich der
Gelenkspalt, in dem sich die Gelenkflüssigkeit befindet. Umgeben wird
das Gelenk von der Gelenkkapsel, zusammengehalten werden die beiden
Knochen durch Bänder.
Die Alternsveränderungen der Gelenke sind von drei Faktoren abhängig:
 Der Druck, der besonders an den unteren Extremitäten auf den
Gelenken lastet, kann mit den Jahren zu einer Degeneration mit
starker Schädigung des Knorpels führen, insbesondere in der Hüfte
und im Knie.
 Ferner sind die die Gelenke verbindenden Bänder starken
Zugspannungen unterworfen, die sich besonders an den
Verankerungen am Knochen auswirken und zu Reiz- und abnormen
Allgemeine Alterungsprozesse / 1.08 / Seite 12 von 27
Knochenbildungen an den Bänderansatzstellen führen können.
Zudem werden die Bänder unelastischer.
 Drittens macht sich im Alter die reduzierte Vaskularisation auch in
Gelenknähe bemerkbar, die zur Atrophie und ungenügender
Heilungsreaktion bei Schädigungen führen kann.
Diese als Degeneration aufgefassten Veränderungen werden an den
Gelenken als Arthrose und an der Wirbelsäule als Spondylose bezeichnet.
Die Spondylosen sind vor allem an der Hals- und Lendenwirbelsäule
ausgeprägt, weil diese die beweglichsten Teile der Wirbelsäule sind und
stetigen Dreh- und Beugebewegungen ausgesetzt sind. Die dadurch
häufig erzeugten Schmerzen, entweder im Nacken und Arm oder auch in
der Lendengegend sowie als Ischias, sind oft sehr schwer zu beinflussen.
Hinsichtlich der Gelenke sind besonders Knie- und Hüftgelenk gefährdet.
Es handelt sich hierbei aber um physiologische (d.h., altersmäßig
bedingte) Abbauvorgänge. Im Gegensatz dazu sind aber ebenfalls echt
krankhafte Prozesse, wie die Arthrose bei den Gelenken und die
Spondylose bei der Wirbelsäule festzustellen, die bei intensiver
körperlicher Belastung (z.B. der Kniegelenke beim Laufen) erheblich
fortschreiten.
An den Gelenken werden Altersveränderungen für den älteren Menschen
besonders deutlich spürbar. Durch Druck und Verschleiß, wozu auch
Sport durch Überlastungen und Fehlbelastungen beitragen kann, kommt
es zur Degeneration mit Schädigung des Gelenkknorpels. Die verringerte
Durchblutung führt zu Rückbildungsprozessen und mangelnder Heilung
bei Schädigungen. Zudem nimmt die Synovialflüssigkeit, die das Gelenk
ernährt und die Beweglichkeit mit Gleitsubstanz sichert, ab. Der Knorpel
verliert an Flüssigkeit. Die Bänder und Sehnen werden ebenfalls spröder
und die gelenkstabilisierende Muskulatur verliert an Elastizität.
Veränderungen im Gelenk können zu schmerzhaften Prozessen führen,
die sich auf die umgebende Muskulatur ausdehnen. Durch Verletzungen,
Entzündungen, Fehl- und Überbeanspruchung kommt es zur Arthrose.
Zudem reduziert sich in den meisten Gelenken die Beweglichkeit im Altersverlauf.
Bänder und Gelenkkapsel
Bänder (Ligamente) und Gelenkkapseln werden infolge des Alterns des
Bindegewebes unelastischer und weniger dehnbar. Die Reißfestigkeit
nimmt ab. Kleine Risse sind häufig und benötigen wegen der geringen
Durchblutung dieser Gewebe oft eine lange Heilungszeit.
Wirkungen von Sport und Bewegung:
Allgemeine Alterungsprozesse / 1.08 / Seite 13 von 27
 Es hat sich gezeigt, dass bei einer kontinuierlich durchgeführten
altersgerechten Gymnastik Beschwerden weniger ausgeprägt sind,
auch wenn die Wirbelsäulenveränderungen einen gleich hohen
Grad aufweisen wie bei einem Nichtgymnastiktreibenden, der aber
viel mehr Schmerzen hat.
 Bewegung erhält nicht nur die Gelenkigkeit im Sinne der
Schwingungsweite in den Gelenken. Da der Stoffwechsel in den
Gelenken (Versorgung des Gelenkknorpels) über die Osmose
gefördert wird, unterstützt jede Bewegung auch die
Stoffwechselprozesse im Gelenk im Sinne einer „Pumpe“, d.h. die
Ernährungsbedingungen in den Gelenkknorpeln lassen sich durch
Bewegung verbessern. Sie kann dadurch das Auftreten degenerativer Prozesse verzögern.
 Durch wohldosierte Bewegung werden die Kapselwände animiert,
neue Gelenkflüssigkeit zu bilden.
 Bei körperliche Betätigung werden die Gelenke verstärkt
durchblutet: gegenüber dem Ruhewert ist auch hier eine 20-fach
gesteigerte Durchblutung festzustellen. Dabei ist allerdings
rhythmische Belastung, d.h. dynamische Bewegungsarbeit
erforderlich.
 Förderung bzw. Steigerung der Durchblutung der Gelenkkapseln.
 Verletzungen des gesamten Gelenkapparates werden vorgebeugt.
Konsequenzen für die Sportpraxis:
 Unkontrollierte Druck-, Dreh- und Scherbelastungen besonders bei
Spielen sind zu vermeiden.
 Gelenkschonende
Inhalte
und
Bewegungsformen
(Wassergymnastik, Walking, Fahrradfahren etc.) sollten bevorzugt
werden.
 Bei
Belastungsschmerz
gilt
belastungsbegrenzender Faktor.
die
Schmerzgrenze
als
 Bei Gelenkentzündungen gilt Sportverbot!
 Vor allem zu Beginn sportlicher Aktivität erfordern Dehnübungen
eine gewisse Vorsicht und dürfen nur allmählich gesteigert werden.
 Vor Dehnübungen sollte besonders viel Wert auf eine ausgedehnte
Einstimmungs- und Aufwärmphase zur allgemeinen Erwärmung
gelegt werden.
Allgemeine Alterungsprozesse / 1.08 / Seite 14 von 27
Sehnen/Sehnenansätze
Ähnlich wie Bänder und Gelenkkapseln verhalten sich die Sehnenansätze
der Muskeln im Knochen. Sie sind an sich äußerst zweckmäßig angelegt.
Beim Jugendlichen enthalten sie einen Einstrahlungsbereich, der zuerst
aus Bindegewebe, dann aus Bindegewebe mit hyalinem Knorpel besteht
und erst dann im Knochen fest haftet. Es besteht somit eine Zone mit
abgestufter Federung, die vor Rissen schützt und hohe Belastungen
auffangen kann. Im Alter geht diese Anordnung leider verloren. Es kommt
zu Degenerationserscheinungen mit Verkalkungen und Knochenspornen,
so dass die Insertionsstelle peripherwärts verlagert wird und keine
abgestufte Federung mehr aufweist. Der bindegewebige Teil der Sehnen
geht direkt in den Knochen über. Schon bei ruckartigen, schnellen
Muskelbewegungen kann es leicht zu Rissen mit schmerzhaften
Reaktionen kommen.
Wirkungen von Sport und Bewegung:
 Als Folge sportlichen Trainings kann eine deutliche Vergrößerung
(Hypertrophie) der Sehnenfibrillen und eine signifikante Zunahme
der Zugfestigkeit der Sehnenbündel registriert werden.
 Durch sportliche Aktivität kann die Geschmeidigkeit der
Sehnen/Sehnenansätze erhalten bzw. z.T. verbessert werden.
 Konsequenzen für die Sportpraxis:
 Aufgrund der Reißgefahr der Sehnen sind besonders
schnellkräftige und ruckartige Bewegungen zu vermeiden.
 Vor Dehnübungen sollte
Erwärmung stattfinden.
eine
angemessene
allgemeine
 Dehnübungen erfordern immer einer gewissen Vorsicht und dürfen
nur allmählich gesteigert werden
Zwischenwirbelscheiben/Bandscheiben
Schon ab dem 20. Lebensjahr sind die besten Jahre der Bandscheiben
vorbei. Die Bandscheiben binden nicht mehr soviel Wasser und damit
verliert die Wirbelsäule an Elastizität. Im Alter werden die
Zwischenwirbelscheiben dann durch Flüssigkeitsverlust immer spröder
und verlieren ihre „Stoßdämpferfunktion“, d.h. Erschütterungen werden
nicht mehr so gut abgefedert und Druckbelastungen weniger effektiv
abgedämpft, was mit einer vermehrten Belastung der gesamten Wirbelsäule verbunden ist. Zwischen dem 30. und 50. Lebensjahr verliert vor
allem die Gallertmasse an Festigkeit und Höhe und die Haltebänder
zwischen den Wirbeln werden dadurch gelockert. Es kann zu einer
Allgemeine Alterungsprozesse / 1.08 / Seite 15 von 27
Fehlstellung, Verlagerung
Segmenten kommen.
oder
Verschiebung
von
Wirbelsäulen-
Wirkungen von Sport und Bewegung:
 Durch maßvolle Bewegung wird durch regelmäßige Be- und
Entlastung der Pumpmechanismus gefördert und damit die
Versorgung der Bandscheiben sichergestellt.
 Durch gezielte Gymnastik (Dehnung und Kräftigung) wird die
Balance der Haltungsmuskulatur gefördert und die Wirbelsäule
stabilisiert. Ein kräftiger Bewegungsapparat und eine dehnfähige
Muskulatur helfen, den altersbedingten Elastizitätsverlust des
Bandscheibengewebes auszugleichen
Allgemeine Alterungsprozesse / 1.08 / Seite 16 von 27
Konsequenzen für die Sportpraxis:
 Im Sport der Älteren sollten altersgerechte, funktionelle sowie
rückenund
bandscheibenfreundliche
Bewegungsformen
angeboten
werden.
Hierzu
eignen
sich
besonders
Gymnastikformen und dynamische Bewegungsarbeit.
 Zu starke Beanspruchung sowie einseitige und fehlerhafte
Belastungen sind zu vermeiden.
Koordinative Veränderungen
Siehe „Materialien Herzsport“ III.6.1, Sinnesorgane, ZNS
Die
abgestimmte
Organisation
von
Bewegungsaufgaben
als
Zusammenwirken von Zentralnervensystem und Skelettmuskulatur wird
auch mit „Bewegungskoordination„ umschrieben. Die Qualität dieser
Koordinationsfähigkeit unterliegt vielen Einzelaspekten wie:
 Reaktionsfähigkeit,
z.B. auf ein Signal zweckmäßig
reagieren
 Gleichgewichtsvermög
en,
z.B. Körper oder Objekt im Gleichgewicht
halten
 Kombinationsvermöge
n,
z.B. mehrere Bewegungen gleichzeitig
oder hintereinander ausführen
 Anpassungsvermögen,
z.B. an ungewohnte Aufgaben,
veränderte Bedingungen, andere
Körper und Objekte anpassen
 Geschicklichkeit,
z.B. Bewegungen fein und genau
abstimmen
 Gewandtheit,
z.B. vielseitige Hindernisse überwinden
 Steuerungsvermögen,
z.B. Bewegungen zielgerichtet
durchführen
 Orientierung,
z.B. im Raum trotz komplizierter
Stellungen oder Bewegungen die
Orientierung nicht verlieren
 Rhythmisierung,
z.B. gleichmäßige Bewegungsimpulse
senden
Jede Bewegung ist durch Koordination gekennzeichnet. In diesem Sinne
wird sie im Alter nicht geringer, sondern bedeutender für die Bewältigung
der Alltagshandlungen, auch um das Wohlbefinden abzusichern. Die im
Jugend- und frühen Erwachsenenalter erworbene Qualität sowie
Ausprägung aller Teilfaktoren der Koordination stellt eine gute Basis dar,
Allgemeine Alterungsprozesse / 1.08 / Seite 17 von 27
auch im fortgeschrittenen Alter seine Handlungskompetenz zu erhalten.
Deutlich zeigt sich die Abhängigkeit der Koordinationsfähigkeit von
anderen motorischen Fähigkeiten, vor allem der Beweglichkeit, von
geistigen willkürlichen und unwillkürlichen Steuerungsvorgängen sowie
Sinnesleistungen,
vor
allem
der
Augen,
Ohren
und
der
Gleichgewichtsorgane.
Zusammenfassend
kann
gesagt
werden,
dass
folgende
Bedeutungsaspekte im Alter durch eine mehr oder weniger gute
Koordination in den Mittelpunkt rücken:
 Je besser die Koordination bei einer Bewegungshandlung ist,
umso weniger Kraft und Ausdauer sind vonnöten, um das
Bewegungsziel zu erreichen. Gute Koordination entlastet die
Organsysteme, vor allem Herz, Kreislauf und Gelenke.
 Eine gute Koordinationsfähigkeit erhöht die Bewegungssicherheit
und stärkt das Gefühl der Selbstsicherheit, was sich wiederum
positiv auf Wohlbefinden und Selbstbewusstsein auswirkt. Sie
macht weniger abhängig von Hilfestellungen Dritter in allen
Lebenslagen.
 Da die Koordination auch die Fähigkeit beinhaltet, bei einer
plötzlichen Veränderungen von Situationen (z.B. Glatteis etc.) sein
Bewegungsverhalten der neuen Anforderung anzupassen, trägt
eine gute Koordinationsfähigkeit dazu bei, das Unfallrisiko zu
mindern und im Alter durch erhöhtes Knochenbruchrisiko
bedingten Stürzen vorzubeugen.
 Eine gute Koordinationsfähigkeit erleichtert die Stabilität von
Alltagshandlungen und das Erlernen von neuen Fertigkeiten in
Alltag und Sport. Sie befähigt dazu, die gewählten Aktivitäten mit
mehr Aussicht auf Erfolg zu betreiben, das Erleben dieser
Aktivitäten zu genießen und damit das seelische Wohlbefinden und
Selbstvertrauen zu stärken.
 Das erfolgreiche Lösen von Bewegungsaufgaben durch eine gute
Koordinationsfähigkeit regt die Gehirnrinde an und festigt die
Erhaltung geistiger Kräfte.
Alterungsvorgänge des Zentralen Nervensystems
Alterungsvorgänge des Nervensystems
Ohne gezieltes Training nimmt die Koordinationsfähigkeit ab dem 4. bis 5.
Lebensjahrzehnt kontinuierlich, zunächst allmählich, dann stärker, ab. Die
Bewegungen älterer Menschen werden dabei langsamer, mit geringerem
Kraftaufwand durchgeführt und sind durch eine niedrigere Genauigkeit
und Sicherheit gekennzeichnet.
Allgemeine Alterungsprozesse / 1.08 / Seite 18 von 27
Inwieweit diese Veränderungen auf physiologische Gründe, mangelnde
Förderung oder psychische bzw. soziale Gesichtspunkte zurückzuführen
sind,
kann
wegen
der
komplexen
Abhängigkeit
der
Koordinationsleistungen nicht eindeutig geklärt werden.
Als Ursachen für das Nachlassen der Koordinationsfähigkeit werden verschiedene physiologische Gründe angeführt:
 nachlassende Nervenleitgeschwindigkeit,
 Rückbildung der Schaltstellen von Nerven,
 Verringerung der Übertragungssubstanz von Nervenimpulsen,
 Dendritenreduktion.
Zudem sind Veränderungen in der Muskulatur, in den Gelenken und in
den maßgeblich beteiligten Sinnen mitverantwortlich für das Nachlassen
der Koordinationsfähigkeit im Alter.
Inwieweit jedoch diese Veränderungen im Alter ihren Niederschlag finden
hängt eindeutig vom Trainingszustand und von sozialen bzw. geistigen
Einflussfaktoren ab. So ist bekannt, dass z.B. Musiker wie Arthur
Rubinstein, Andre Segovia oder Wladimir Horowetz oder Artisten und
Akrobaten bis ins hohe Alter erstaunliche Koordinationsleistungen
vollbringen können. Auch im Textilgewerbe und im Handwerk weiß man
von Fähigkeiten zu berichten, wie Männer und Frauen ihre geschicklichen
Fertigkeiten mit geringen Einbußen erhalten können. Teilweise konnten
die oben genannten Personen ihre Fähigkeiten bewahren, indem sie ihre
Fertigkeiten neu kombinierten, umstellten sowie ohne Zeitdruck handelten.
Der Rückzug aus dem Arbeitsleben ohne ausgleichende andere
Tätigkeiten führt jedoch auf die Dauer zu einer raschen Abnahme
gewohnter Handlungsabläufe. Kommt noch ein durch Krankheit oder aus
psychischen Gründen bedingter Bewegungsmangel hinzu, können
Alltagsbewegungen
wie
Ankleiden,
Treppensteigen,
Gleichgewichtsreaktionen bei unsicherem Stand etc. immer schwieriger
und weniger befriedigend ausgeführt werden.
Alterungsvorgänge des Gehirns
Koordination ist nicht allein von körperlichen Tätigkeiten abhängig,
sondern auch von der geistigen Aktivität und somit von möglichen
Veränderungen der Gehirnleistung. Ging man früher davon aus, dass im
Alter die geistigen Leistungen allgemein nachlassen, zeigen heute
Forschungsergebnisse, dass weniger das chronologische Alter als
vielmehr der Gesundheitszustand, der Bildungsstand sowie die Anregung
der Umgebung die „geistigen Kräfte“ beeinflussen. Einschränkungen
zeigen sich vor allem da, wo sich der Gesundheitszustand verschlechtert
und Hör- und Sehfähigkeit eingeschränkt sind. Bei Anregung der geistigen
Fähigkeiten kann im Alternsverlauf eher noch eine Steigerung der
Allgemeine Alterungsprozesse / 1.08 / Seite 19 von 27
intellektuellen Fähigkeiten beobachtet
Schriftsteller/innen oder Künstler/innen).
werden
(s.
Politiker/innen,
Bei der Intelligenz unterscheidet man die sog. flüssige Intelligenz von der
kristallinen Intelligenz. Die flüssige Intelligenz meint die Fähigkeit, neuartige Probleme zu bewältigen. Sie hängt von der Geschwindigkeit ab, Informationen zu verarbeiten. Während diese Intelligenz aufgrund
Veränderungen in den Nervenzellen bereits ab dem dritten
Lebensjahrzehnt nachlässt, wird die Fähigkeit der kristallinen Intelligenz,
d.h. vertraute Probleme zu bewältigen und dabei auf allgemeines Wissen
und Sprachverständnis zurückzugreifen, erhalten bzw. durch Training
sogar gesteigert. Man kann also davon ausgehen, dass Alternsvorgänge
im Gehirn und damit die Koordinationsfähigkeit in hohem Maße von
Training abhängig sind.
Ein weiterer Aspekt für die Gehirnleistungsfähigkeit stellt die Lern- und
Gedächtnisfähigkeit dar. Körperliche Aktivität scheint über eine bessere
Blutversorgung des Gehirns auch Gedächtnisfunktionen positiv zu beeinflussen. Damit ist auch ein Zusammenhang zum Bewegungslernen bzw.
zum Abrufen erworbener Bewegungshandlungen gegeben, welche die
Koordinationsleistungen fördern können.
Abschließend sei noch der Hinweis gegeben, dass die Abnahme von
Gehirnzellen für die Leistungsfähigkeit kein Problem darstellt, da nur ein
geringer Anteil überhaupt genutzt werden kann. Bedeutender ist die
Abnahme der Nervenfortsätze (Dendriten), wobei wiederum die
körperliche und geistige Aktivität einen positiven Einfluss nehmen können.
Alterungsvorgänge der Sinne
Die Sinne vermitteln uns ständig Informationen über Veränderungen der
Umwelt und veranlassen uns, entsprechend darauf zu reagieren. Mit
zunehmendem Alter verringert sich jedoch die Leistungsfähigkeit dieser
Organe.
Das Ohr kann vor allem höhere Töne weniger wahrnehmen. Es scheint
aber auch weniger Informationen an sein Zentrum im Gehirn zu schicken.
Im Auge ist eine Herabsetzung des Stoffwechsels, eine geringere
Empfindlichkeit für Umwelteinflüsse und eine Verminderung der
Beweglichkeit zu verzeichnen. Mit zunehmendem Alter wird durch den
Elastizitätsverlust der Linse die Schärfeneinstellung beeinträchtigt. Auch
die Lichtempfindlichkeit nimmt ab. Zudem ist das periphere Sehen
eingeschränkt.
Das Gleichgewichtsorgan im Ohr verliert mit zunehmendem Alter seine
Wahrnehmungsempfindlichkeit. Dieser Vorgang wird jedoch unverhältnismäßig stark von Gewohnheiten beeinflusst. Die Tendenz, als
Erwachsener Schwingungen, Drehungen und ungewöhnliche Haltungen
Allgemeine Alterungsprozesse / 1.08 / Seite 20 von 27
und Körperverlagerungen im Raum zu vermeiden, führt zusammen mit
nachlassendem Gefühl für Körperstellungen dazu, dass sich die
Reaktionszeit verlängert. Die Gefahr, zu spät auf Signal angemessen zu
reagieren, erhöht sich (Straßenverkehr, Stürze etc.), zumal wenn dies mit
einer Beeinträchtigung der Sehleistung verbunden ist.
Wirkungen des Koordinationstrainings auf den Organismus und das
Wohlbefinden
Die Koordinationsfähigkeit ist, wie schon erwähnt, auch bei Älteren noch
im hohen Maße trainierbar. Der Verlust an Koordinationsfähigkeit im Alter
geht vor allem auf ihre mangelnde Inanspruchnahme im Alltag zurück.
Durch Training kann der Verlust an Koordinationsfähigkeit mit relativ
geringem Aufwand um mehrere Jahrzehnte verzögert werden.
Für das Wohlbefinden ist dieser Tatbestand besonders wichtig. Durch
eine Verbesserung der Koordination gelingt es, mit größerer
Bewegungssicherheit und -genauigkeit alltägliche Handlungen wie Gehen,
Stehen, Treppensteigen oder Zugreifen durchzuführen. Die Abhängigkeit
von dritten Personen wird reduziert, das Risiko eines Unfalls vermindert
sich und die Ängstlichkeit, den Lebensalltag nicht mehr bewältigen zu
können, nimmt ab.
Nach Erkenntnissen des Ganzheitlichen Gehirntrainings (GGT), fördert ein
kombiniertes körperliches und geistiges Übungsprogramm, das
koordinative
Bewegungsaufgaben
beinhaltet,
sowohl
die
Gedächtnisleistung des Gehirns als auch kreative Denkfähigkeiten.
Durch eine Beanspruchung des Gedächtnisses im Hinblick auf
Handlungen können besonders alltagsrelevante Funktionen trainiert
werden. Durch aktives Handeln werden im Vergleich zum rein
sprachlichen Training bessere Lern- und Gedächtnisleistungen erzielt, und
den Älteren können auf diese Weise Erfolgserlebnisse vermittelt werden,
die ihr Selbstvertrauen in die eigenen geistigen Fähigkeiten stärken.
Werden koordinative Fähigkeiten eingeschränkt, werden zusätzliche Muskelbewegungen notwendig und das Herz- und Kreislaufsystem muss notwendige Bewegungshandlungen mit einem höheren Aufwand absichern.
Koordinative Unsicherheiten haben aber auch auf den Haltungsapparat
einen ungünstigen Einfluss. Die natürliche Körperhaltung wird aufgegeben
und es werden Fehlhaltungen ausgelöst und eingenommen, die sich
wiederum nachteilig auf Gelenke und Bandscheiben auswirken können.
Allgemeine Alterungsprozesse / 1.08 / Seite 21 von 27
Die psycho-soziale Situation der Älteren
Der Prozess der Alterung betrifft nicht nur den Körper. Veränderungen
treten auch bei den geistigen Leistungen, im seelischen Erleben und im
sozialen Verhalten auf.
Die Abbauerscheinungen der geistigen Funktionen werden besonders bei
den Menschen deutlich, deren Gesundheitszustand schlechter wird sowie
deren Hör- und Sehfähigkeit zunehmend eingeschränkt ist. Ebenfalls ist
das Arbeitsleben für das Niveau der geistigen Funktionen
mitverantwortlich. Werden die geistigen Funktionen bei der Ausübung des
Berufes geübt, tritt eher noch eine Steigerung der geistigen
Leistungsfähigkeit im Altersgang auf.
Die nachfolgenden Ausführungen sollen die soziale Situation der Älteren
näher beschreiben. Sie beziehen sich auf die Studie der Institute Infratest
Sozialforschung, Sinus und Horst Becker: „Die Älteren – zur
Lebenssituation der 55- bis 70-jährigen“, Bonn 1991.
Haushaltsgrößen
Die Altersgruppe der ca. 55- bis 70-jährigen lebt überwiegend in einem
2-Personen-Haushalt mit Ihrem/Ihrer Ehepartner/in zusammen (57%).
Knapp ein Fünftel wohnt mit mindestens 2 Familienangehörigen
zusammen, gut ein Fünftel der Älteren lebt allein.
Bei den über 70-jährigen Menschen stellt sich die Situation wie folgt dar:
Die Mehrheit (55%) lebt allein. 38% leben in einem 2-Personen-Haushalt.
Nur 7% leben mit 3 oder mehr Personen zusammen. Es ist zwar richtig,
dass der Anteil der 1-Personen-Haushalte in der jüngeren und mittleren
Generation rapide zunimmt, es ist aber auch richtig, dass in der Hälfte der
1-Personen-Haushalte ältere Menschen und alte Menschen leben. Ihr
Alleinsein ist häufig aber nicht frei gewählt, sondern das Ergebnis des
Verlustes des Partners oder der Partnerin. Es sind auch deutliche
Unterschiede in der Lebenssituation zwischen Männern und Frauen
festzustellen. So lebt über die Hälfte der älteren Frauen ab 60 Jahren in
einem
1-Personen-Haushalt, dagegen nur 17% der Männer. Dies lässt sich
dadurch begründen, dass die Mehrheit der Männer noch im hohen Alter
verheiratet sind, die Frauen im vergleichbarem Alter zum größten Teil
jedoch verwitwet sind (¾ der ab 75-jährigen).
Zusammenfassung:
 Das Single-Dasein ist bei den älteren Menschen häufig keine frei
gewählte Lebensform.
Allgemeine Alterungsprozesse / 1.08 / Seite 22 von 27
 Alleinleben ist in
Frauenschicksal.
der
älteren
Generation
vor
allem
ein
Aktivitäten der Älteren
Bevor Ältere in den Ruhestand eintreten, haben sie hohe Erwartungen
und intensive Pläne für das „Zweite Leben“. Befreit von der Last
alltäglicher Zwänge wie beruflicher und familiärer Verpflichtungen wollen
sie
 sich mehr Zeit für sich selbst nehmen,
 aktiv sein, d.h. sich intensiver ihren bestehenden und neuen
Hobbys widmen,
 Reisen unternehmen,
 neue Eindrücke gewinnen,
 sich weiterbilden.
Diese Erwartungshaltung steht allerdings in einem gewissen Widerspruch
zu den Realitäten des Alltags im Ruhestand. Die Älteren tendieren dazu,
bestimmte Tagesabschnitte bzw. -aktivitäten zu ritualisieren, z.B.:
 das vormals zumindest werktags hektische Frühstück wird nun
zeitlich ausgedehnt,
 anstatt die Zeitung nur kurz zu überfliegen, wird diese zur
ausgiebigen Lektüre,
 mehr Zeit widmet man auch dem Einkaufen,
 mittags legt man sich zur Ruhe,
 nachmittags wird ausgiebig Kaffee getrunken.
Die Älteren, so die Ergebnisse der Studie, zeigen wenig Bereitschaft, von
diesem Rhythmus der Ruhe und Muße abzugehen.
Im Ruhestand tritt an die Stelle des geplanten aktiven Lebensabends
häufig ein geruhsamer, gleichförmiger Tagesablauf.
Die sozialen Kontakte
Älter werden heißt für die Mehrheit der 55- bis 70-jährigen einsamer
werden. Mit steigendem Alter nehmen die Familienkontakte deutlich ab.
Der Verlust des Partners geht häufig mit dem Verlust an anderen
Kontakten einher. Allein stehende ältere Menschen haben oft
Schwierigkeiten, nach dem Tod des Partners initiativ zu werden und
Kontakte aufrecht zu halten oder neue Kontakte zu knüpfen. Im Gegenteil,
sie ziehen sich häufig zurück und erleben Einsamkeit.
Je älter die Menschen werden, umso häufiger müssen sie ihre
Freizeit alleine verbringen.
Allgemeine Alterungsprozesse / 1.08 / Seite 23 von 27
Das Vereinsleben spielt im Alltag der Älteren eine beachtliche Rolle: Etwa
jeder fünfte ist Mitglied in einem geselligen Verein – Männer deutlich
häufiger (24%) als Frauen (13%). Jede/r achte gehört einem Sportverein
an (Männer 17%, Frauen 9%). Parteien und andere politische
Organisationen spielen demgegenüber eine vergleichsweise geringe
Rolle. Aber immerhin 7% der Älteren – Männer 11%, Frauen 4% – sind
ihren Angaben zufolge Mitglied einer politischen Organisation.
Insbesondere die Männer sind in Vereinen aktiv.
Tägliche und wöchentliche Aktivitäten
Zum einen ist der Alltag älterer Menschen vom Medienkonsum geprägt.
Regelmäßig verfolgen 80% der Älteren Informationssendungen im
Fernsehen. Das gleiche Interesse finden Unterhaltungssendungen, sowie
die Tageszeitungen und Zeitschriften. Sieht man einmal von dem
unterschiedlichen Interesse an Sportübertragungen im Fernsehen ab, so
unterscheiden sich Männer und Frauen kaum in der Nutzung der
verschiedenen Medien.
Medienkonsum
Wochentag
und
alltägliche
Verrichtungen
bestimmen
den
Für Besuche bleibt im Alltag älterer Menschen nur wenig Zeit. Somit
konzentrieren sich Besuchsaktivitäten auf das Wochenende. Etwa ¾ der
Älteren erhalten Besuch oder werden selbst aktiv und besuchen
Verwandte und Freunde. Die gängige Vorstellung, dass ältere Menschen
in ihrem Alltag die Betreuung von Enkeln oder Kleinkindern aus der
Nachbarschaft übernehmen, trifft zumindest bei den Älteren zwischen 5570 Jahren nur relativ selten zu – und wenn, dann nicht täglich, sondern
vor allem am Wochenende (in Verbindung mit Besuchen).
Die sozialen Kontakte älterer Menschen konzentrieren sich wie die
der Gesamtbevölkerung auf das Wochenende.
Auch die älteren Menschen haben angesichts der täglich anfallenden
Verrichtungen solche Aktivitäten, die der Entspannung dienen, auf das
Wochenende gelegt; etwa spazieren gehen, ein Café oder Restaurant
besuchen, einen Ausflug machen und sich fit halten. Während eines
normalen Tages nimmt man sich allenfalls Zeit für einen Spaziergang.
Dies bedeutet: den Älteren gelingt es in der Regel nicht, sich in ihren
Aktivitäten vom Rhythmus, Arbeitswoche und arbeitsfreies Wochenende,
zu lösen.
Wie bei den Bürgerinnen und Bürgern
Entspannung findet am Wochenende statt.
Allgemeine Alterungsprozesse / 1.08 / Seite 24 von 27
insgesamt:
aktive
Rund 30% der Älteren suchen im Verlauf einer Woche mindestens einmal
einen Arzt auf. Mit steigendem Alter werden Arztbesuche zu einer
bestimmten Größe im Wochenverlauf.
Jeder Dritte sucht wöchentlich einen Arzt auf.
Der größte Teil der älteren Menschen zwischen 55 und 65 Jahren steht
noch im Berufsleben. Dies trifft insbesondere auf die Männer zu. Hinzu
kommt aber, dass ein erheblicher Teil der Älteren (rund ¾) zwar nicht
täglich, aber mindestens einmal in der Woche „nebenbei“ etwas dazu
verdient. Es ist anzunehmen, dass viele der Betroffenen zu dieser
Verbesserung des Einkommens aufgrund ihrer unzureichenden
materiellen Situation gezwungen sind.
Die Hälfte der 55- bis 70-jährigen Menschen geht regelmäßig oder
gelegentlich einer Arbeit nach.
Rund 40% der Älteren suchen mindestens einmal in der Woche (in der
Regel am Wochenende) die Kirche auf, von den Frauen sogar mehr als
die Hälfte. Sie engagieren sich auch deutlich stärker als die Männer in
kirchennahen Organisationen.
Vier von zehn Älteren gehen regelmäßig in die Kirche.
Etwa 45% der Älteren sind der Meinung, dass „es zu wenig Einrichtungen
gibt, wo sich ältere Menschen weiterbilden können“. Offensichtlich werden
die Interessen und Bedürfnisse der älteren Menschen mit den
vorhandenen Angeboten nur unzureichend angesprochen. Mit dem
Aufrücken heute jüngerer Generationen in die Gruppe der Älteren wird es
deshalb umso dringender, neue und altengerechte Angebote in Sport,
Bildung und Konsum zu entwickeln.
Es gibt bei den Älteren ein gewaltiges Potential von Nutzern neuer
Angebote in Konsum und Bildung.
Allgemeine Alterungsprozesse / 1.08 / Seite 25 von 27
Didaktisch-methodische Überlegungen zur Erarbei tung
Dieses Thema sollte im Zusammenhang mit „Materialien Herzsport“ I.3.4
erarbeitet werden. Daher werden unten auch entsprechende Materialien
angegeben.
 Vortrag anhand der Folien
 Gruppenarbeit
 Hospitation
mit
Arbeitsauftrag
und
Unterrichtsgespräch oder in der Kleingruppe
Auswertung
im
Arbeitsblatt I.1.08, M 03: Beobachtungsbogen für die TN, der bei
den Hospitationen und/oder beim Besuch in einer Herz-KreislaufRehabilitationsklinik zum Einsatz kommen kann.
Auswertung des Beobachtungsbogens im Plenum bzw. bei der
Vermittlung der Inhalte (Theorie und Praxis) zu den
sportmotorischen Hauptbeanspruchungsformen.
Lehrmaterialien:
Folie I.1.08, F 01:
Altersveränderungen des HKS
Folie I.1.08, F 02:
Wirkungen von Ausdauertraining im Alter
Folie I.1.08, F 03:
Alterungsvorgänge am Haltungs- und
Bewegungsapparat
Folie I.1.08, F 04:
Alterungsvorgänge Muskeln
Folie I.1.08, F 05:
Alterungsvorgänge Knochen
Folie I.1.08, F 06:
Alterungsvorgänge Gelenk
Folie I.1.08, F 07:
Wirkungen des Sports auf den Haltungsapparat
Folie I.1.08, F 08:
Beweglichkeit
Folie I.1.08, F 09:
Altersveränderungen im Teufelskreis
Folie I.1.08, F 10:
Abnahme der Koordinationsfähigkeit
Folie I.1.08, F 11:
Bedeutung der Koordination
Folie I.3.4, F 01:
HF und Alter, Graphik
Folie I.3.4, F 02:
Die ideale Pulsfrequenz
Folie I.3.4, F 03:
Kraft und Alter, Graphik
Folie I.3.4, F 04:
Koordination und Erhaltung, Graphik
Folie I.3.4, F 05:
Didaktische Überlegungen Alter und Sport
Folie I.3.4, F 06:
Didaktische Überlegungen Alter und Sport Schaubild
Allgemeine Alterungsprozesse / 1.08 / Seite 26 von 27
Arbeitsblatt I.3.4, M 01:
Berücksichtigung altersbedingter
Veränderungen
Gruppenarbeit I.3.4, M 02: Altersbedingte Veränderungen
Arbeitsblatt I.3.4, M 03:
Beobachtungsaufgabe Alterserscheinungen
und Sport
Teilnehmermaterialien
Übersicht Altersveränderungen und Wirkung von Sport (I.1.08 TN)
Literatur
Eisenburger, Marianne: Aktivieren und
Menschen. Meyer & Meyer, Aachen 1998
-
-
-
-
Bewegen
von
älteren
Hollmann, W., TH. Hettinger: Sportmedizin – Grundlagen für Arbeit,
Training und Präventivmedizin. Schattauer Verlag, Stuttgart – New
York 2000
Kempf, H.D.; Reuß, Peter: Praxisbuch Herzgruppe. Georg Thieme
Verlag, Stuttgart, New York 2000
Kirchner, G.; Rohm, A.; G. Wittemann: Seniorensport – Theorie und
Praxis. Meyer & Meyer, Aachen 1998
-
LSB NRW: Materialien SdÄ, IB Gesundheit, Alterungsprozesse
-
Meusel, Heinz: Bewegung, Sport und Gesundheit im Alter. Quelle &
Meyer Verlag, Wiesbaden, 1996
-
Meyer, Katharina: Körperliche Bewegung – dem Herzen zuliebe.
Steinkopff Verlag, Darmstadt 1992
-
Rost, Richard (Hrsg.): Lehrbuch der Sportmedizin. Deutscher ÄrzteVerlag, Köln 2001
-
Rost, Richard: Herz und Sport. Perimed Verlag, Erlangen 19902
-
Rost, Richard: Sport- und Bewegungstherapie
Krankheiten. Deutscher Ärzte Verlag, Köln 1991
Allgemeine Alterungsprozesse / 1.08 / Seite 27 von 27
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