Fallstudie Die Klientin kam am 18.07.2005 das erste Mal zu mir. Sie klagte über Rückenprobleme und Schlafstörungen. Sie werde mehrmals pro Nacht munter und fühle sich in der Früh müde. Die Rückenschmerzen im Lendenbereich lassen auch einen entspannenden Schlaf nicht zu, da sie nicht weis wie sie liegen soll. Zeitweise hat sie auch Verspannungen im Nackenbereich und Kopfweh. Sie hat schon Shiatsu-Sitzungen vor längerer Zeit bekommen, die ihr sehr geholfen haben. Diese Sitzungen waren Masunaga-Shiatsu-Sitzungen während eines Urlaubs. Anamnese: Erster Eindruck: Die Klientin geht sehr aufrecht und macht einen sehr resoluten Eindruck. Steht mit beiden Beinen im Leben. Sie ist braungebrannt und hat etwas Übergewicht. Die Gesichtsfarbe kann nicht beurteilt werden. Dürfte aber nicht blas sein. Die Klientin macht einen sehr gepflegten Eindruck und wirkt agil. Sie redet viel und ist dauernd in Bewegung. Spricht sozusagen mit dem Körper. Der Blick ist klar. Die Haare sind dünn. Die Atmung ist eher flach und in die Brust. Sie kommt leicht außer Atem bei Anstrengung. Die Kyphose der WS ist stärker ausgeprägt. Die Lendenlordose ebenfalls sehr stark. Dadurch stark gekrümmte WS in saggitaler Richtung. Keine seitliche Krümmung. Beide Schultern hochgezogen. Einzüge im Lendenbereich. Die Zehengelenke sind leicht arthrotisch. Die Klientin hatte auch mehrere Operationen. TEP beide Hüften, Totalresektion Unterleib, Varizen, Hallux. Soziales Umfeld: Die Klientin ist 70 Jahre alt und seit 12 Jahren Witwe. Sie hat keine Kinder. Die Beziehung zur Mutter ist gut. Die Mutter leidet allerdings unter fortgeschrittener Demens und beginnendem Alzheimer. Ist im Altersheim untergebracht. Dadurch Belastung der Tochter. Nimmt sich Zustand der Mutter sehr zu Herzen. Hat auch gute Beziehung zur Schwägerin, die allerdings Krebskrank ist. Auch hieraus ergibt sich eine psychische Belastung. Sonst keine Verwandten. Über weitere soziale Kontakte keine Auskunft. Die Klientin ist seit einigen Jahren in Pension. Sie hatte früher einen Hotelbetrieb und eine Gastwirtschaft. Die Arbeit hat ihr Spaß gemacht, war aber auch eine große, körperliche Anstrengung. Die Klientin ist froh in Pension zu sein. Dadurch wird ihr Leben etwas ruhiger. Befragung: Die Klientin klagt über Rückenschmerzen und Schlafstörungen. Sie wird mehrmals pro Nacht munter und verspürt Rückenschmerzen. Sie hat Schlafmedikamente die aber nicht wirken. Sie kann gut einschlafen ist aber bald wieder munter. Die Klientin ist seit einigen Jahren in Pension. Sie hatte früher einen Hotelbetrieb mit Gastwirtschaft. Die Belastung war hoch hat aber Freude gemacht. Freizeitaktivitäten konnten nicht erfragt werden. Zur Ernährung gibt sie an, wenig Fleisch zu essen. Sie ißt viel Gemüse und Obst. Weiters hat sie eine Vorliebe für scharf gewürzte Speisen. Keine Angabe zu Alkohol (dürfte kein Problem darstellen). Nichtraucherin. Keine Verdauungsprobleme. Stuhlgang regelmäßig. Stuhl geformt, normal, nicht auffällig. Harn hellgelb. Die Klientin gibt an, dass sie zeitweise Durst hat. Dann bevorzugt sie kalte Getränke. Klientin gibt weiters an das sie nach dem Essen müde ist. Die Klientin hat keine Abneigung gegen Druck und Berührung. Druck und Berührung ist angenehm. Möchte nicht zugedeckt werden. Ihr ist immer warm. Die Beine sind kälter als der Oberkörper. Hände und Arme sind warm. Schon seit Jahren in der Menopause. Klientin schwitzt nicht. Sie hatte folgende Operationen: TEP li. Und re. Hüfte, Totalresektion Unterleib, Varizen und Hallux. Die Klientin bekommt vorbeugend regelmäßig Medikamente gegen Osteoporse, Herzstärkende Mittel, Blutdruckregulierende Mittel und Beruhigungsmedikamente zum Einschlafen. Allergien sind keine bekannt. Ein einschneidendes Ereignis hat in letzter Zeit auch nicht stattgefunden. Der Kopf ist heiß, der Oberkörper warm, im Lendenbereich heiß und zu den Beinen hin immer kälter. Sie hat ein wenig Übergewicht. Leichte Ödeme im Hals und Brustansatzbereich (über Clavikula), eingelagertes Gewebe rund um den Hüftbereich. Die Atmung ist rhythmisch, flach und eher schnell. Vorwiegend Brustatmung. Brustkorbhochstand. Rippenbogen steht vor. Sie gibt an bei Anstrengung sehnell kurzatmig zu werden. Die Rückenstrecker sind deutlich hervorgetreten. Hoher Tonus. Der restl. Körper eher weicher Tonus. Lendenbereich und Hals heißer als restl. Oberkörper. Beine sind kälter. Die Haut tendiert stellenweise zu Trockenheit. Bereich Brust und oberer Rücken. Zungendiagnose wurde erst viel später (12.Behandlungsprotokoll, 12.10.2005) durchgeführt. Die Zunge weist eine normale Färbung auf. Sie hat einen leichten, gelblichen Belag. Die Ränder und die Spitze sind rot und geschwollen. Zahnabdrücke sichtbar. Rötliche Punkte seitlich auf Le, auf Höhe ME. Kapillaren sind ebenfalls geschwollen. Diagnose: Auffällig ist ein Hitze-Zustand im Kopf-Halsbereich. Der Kopf ist heiß, der restl. Körper wird zu den Beinen hin immer leerer. Mit Ausnahme des Lendenbereichs, der ebenfalls heiß ist. Die Klientin zeigt Symptome mit Hitzeund Füllecharakter. Sie ist auch mehr im Yang. Laute Stimme, viel reden, dauernd in Bewegung und schwer zu beruhigen. Die psychische Belastung (Krankheit von Mutter und Schwägerin) verursacht durch dauernde geistige Beschäftigung den Fülle-Zustand im Kopf. Hier kann eine Shen-Belastung die das Blut verbraucht diagnostiziert werden. Es besteht eine Stagnation von Qi und Blut zeitweise im Nackenbereich, massiver jedoch im Lendenbereich. Betroffen sind davon vorwiegend der Blasen- und der Gallenblasenmeridian auch durch die Operationen an den Hüften. Die Stagnation wird noch durch den Umstand verstärkt, dass sich die Klientin nicht, oder nur sehr schwer entspannen kann. Durchschlafstörungen weisen auf eine Hz-Blut-Leere hin. Ursache dafür ist die Shen-Belastung und eine Ma- und Milz-Qi-Schwäche. Ma-Qi wird durch die zu scharf gewürzten Speisen geschädigt und wirkt zusätzlich zur Milz-Qi-Schwäche negativ auf den Verdauungsprozeß. Ist auch müde nach dem Essen. Blut kann dadurch nicht ausreichend nachgebildet werden. Das Alter der Klientin spielt möglicherweise eine zusätzliche Rolle. Die Milz kann die Feuchtigkeit im Körper nicht ausreichend regulieren. Ödeme im Hals-Bereich. Zahnabdrücke auf der Zunge. Rote Punkte auf der Zunge seitlich weisen ebenfalls auf eine Hitzesymptomatik hin die sich in der Leber befindet. Leber-Qi stagniert ebenfalls. Symptom dafür ist die Trennung Ober- und Unterkörper. Weiters können auch bereits die Nieren belastet sein aufgrund der Schmerzen im Lendenbereich. Am stärksten ausgeprägt und damit Ansatzpunkt für die Behandlung ist die Milz-Qi-Schwäche und die Stagnation im Lendenbereich. Wenn Qi und Blut wieder ins fließen kommen wird auch die Blut-Leere im Herzen aufgefüllt und die Durchschlafstörungen müßten besser werden. Die Rückenprobleme sollten sich durch auflösen der Stagnation im Lendenbereich bessern. Behandlungskonzept: Ziel: Stagnation im Halsbereich und Lendenbereich auflösen Milz und Niere stärken Blut-Hitze aus einer Qi Schwäche heraus Ernährung umstellen, nicht so scharf würzen Entspannen und Runterholen Zu Beginn der Behandlung ist es wichtig Vertrauen aufzubauen und für Entspannung zu sorgen. Da eine Hauptursache für die Beschwerden in der Stagnation im Nackenbereich liegt und ein Hitzezustand im Kopf vorherrscht, habe ich als erste Sitzung Rückseite TS gewählt und als Abschluß den Kopf mit TS behandelt. Bei dieser Sitzung kann wurde auch die Stagnation im Lendenbereich behandelt. Die Rückseite ist ein guter Zugang um Vertrauen aufzubauen und die Klientin kann sich an meine Hände gewöhnen. Darüber hinaus kann man dabei sehr gut auf die Stagnation einwirken und soviel Energie wie möglich auf die Beine und Füße ziehen. Der Kopf eignet sich ebenfalls sehr gut zum Loslassen. Bei der ersten Sitzung bestand zu Beginn eine starke Kontrolle der Klientin. Im Laufe der Sitzung konnte sie sich immer mehr entspannen. Die Atmung hat sich vertieft. Der hohe Grundtonus im Nacken-Schulter-Bereich und im Lendenbereich hat auch nachgelassen. Die Beine sind wärmer geworden. Als Abschluß jeder folgenden Sitzung wurden viele Striche auf den Beinen gemacht. Bl und Gb nach unten, Yin-Seite (vorwiegend MP und Ni) nach oben. Nach der Sitzung befragt gab die Klientin an das sich der Rücken angenehm anfühlt. Die Musik hat ihr gut gefallen. Sie freut sich schon aufs nächste Mal. Weitere Behandlungen fanden ca. in 1 bis 2wöchigem Abstand statt. Ab der zweiten Sitzung wurde bei jeder Behandlung zu Beginn die Atemeröffnung mitgemacht. Den Abschluß bildete immer die TS Kopf-Sitzung. Bei der Atemeröffnung wurde eine zusätzliche Übung vereinbart und durchgeführt. Die Klientin sollte ihre Hand auf den Oberbauch legen und mit der Ausatmung wegdrücken. Damit soll die Ausatmung verbessert werden. Der Brustkorb fällt besser zusammen. Bei normaler Atmung bewegte sich der Brustkorb fast nicht. Die folgenden Behandlungen variierten nur zwischen Bauchlage und Seitenlage. Je nachdem welche Lage der Klientin angenehmer war. Beide Sitzungen gefallen der Klientin sehr gut. Letztendlich bevorzugt sie jedoch die Bauchlage. In Bauchlage kann sie sich am besten entspannen. Die Rückenbeschwerden verbesserten sich und auch die Schlafstörungen wurden besser. Sie unterliegt jedoch noch Schwankungen je nach Zustand der psychischen Belastung. Wenn sie wieder viel nachdenkt und sich nicht so gut entspannen kann werden die Symptome wieder schlechter. Zusätzlich wurde auch der Nacken in Seitenlage behandelt um Stagnationen in diesem Bereich aufzulösen. Die Dehnungen waren angenehm. Ab der 11. Behandlung traten Schultergelenksschmerzen auf. Die Klientin sagt, dass sie Ablagerungen im Schultergelenk habe. Die Schmerzen kommen und gehen, je nachdem wieviel Bewegung sie macht. Sie behandelt sich selbst mit Voltaren-Salbe wenn wieder Schmerzen auftreten. Im Allgemeinen seien die Schmerzen aber erträglich. Wenn Schmerzen vorhanden waren, wurden keine Dehnungen gemacht um nicht zusätzlich zu reizen. Bis zur 14. Behandlung sind die Beschwerden in der Schulter wieder besser geworden. Als weitere Vorgehensweise wird mit der Klientin ein 2 wöchiger Abstand zwischen den Sitzungen besprochen. Als weiterer Behandlungsansatz kann auch der 1. Umlauf durchgeführt werden, da hier besonders auf Ma und MP eingegangen wird. Der 2. Umlauf kann ebenfalls durchgeführt werden, da hier besonders auf Hz, Bl und Ni eingegangen wird. Die Behandlung auf der Rückseite sollten aber beibehalten werden. Die Klientin braucht eine bekannte Sitzung um sich zu entspannen. Hin und wieder kann auch, nach Rücksprache mit Klientin eine Sitzung in Seitenlage durchgeführt werden. Schwergewicht ist hierbei der Gb-Meridian. Weiters wird empfohlen sich zum Essen Zeit zu nehmen und zu genießen. Viel zu trinken und scharf gewürzte Speisen aber auch Rohkost und Milchprodukte eher zu meiden.