ÖSTERREICHISCHES JUGENDROTKREUZ KÄRNTEN ZVR-ZAHL 895270937 TIPPS FÜR’ S ANFÄNGERSCHWIMMEN ANFÄNGERSCHWIMMEN Wassergewöhnung und Wasserbewältigung 1. Wassergewöhnung Bei der Wassergewöhnung geht es darum, sich an die besonderen physikalischen Eigenschaften des Wassers zu gewöhnen, Freude und Spaß zu gewinnen und vorhandene Ängste abzubauen. Besonders bei bewegungsbeeinträchtigten Schülern kommt diesem Teil des Schwimmen lernens besondere Bedeutung zu, da diese Schüler oft schon unter den bekannten Bedingungen an Land Schwierigkeiten und Verunsicherungen in der Bewegung, Fortbewegung und Bewältigung von motorischen Vollzügen zu verzeichnen sind. An folgende Bedingungen im Wasser müssen sich die Schüler gewöhnen: besondere Atmung im Wasser (Mund- und Nasenschluss, Widerstand gegen den Wasserdruck) Sehen im Wasser / unter Wasser Widerstand des Wassers (Fortbewegung, Bewegung ins Wasser...) Auftrieb des Wassers Verändertes Gleichgewichtsempfinden Kältereiz Alle diese Faktoren können zur Verunsicherung beitragen und müssen daher berücksichtigt werden. Zunächst ist es für Nichtschwimmer meist sehr wichtig, sich von der Stehtiefe des Wassers zu überzeugen, diesem Wunsch gilt es daher immer ausreichend Möglichkeiten der Versicherung einzuräumen, was in geeigneten Spielformen mit Hilfestellung geschehen kann. In der Praxis kann immer wieder festgestellt werden, dass das veränderte Gleichgewichtsempfinden den Schülern größte Probleme bereiten und selbst mit Schwimmhilfen keine stabile Wasserlage eingehalten werden kann, da die Ausgleich- und Steuerbewegungen im Wasser erst gelernt werden müssen. Dies ist bei der Aufsicht und Hilfestellung in besonderem Maße zu berücksichtigen. Zur Wassergewöhnung dienen alle Übungen und Spiele, die vom Land her bekannt sind und geeignet sind, auf die neuen physikalischen Eigenschaften im, ins und unter Wasser 1 angepasst zu werden und Sicherheit zu gewinnen. Das sind in erster Linie Bewegungen in aufrechter Position, die zunehmend verlassen werden soll, um auf eine Wasserbewältigung hinzuführen. Für das Erlangen von Sicherheit im Wasser ist es unbedingt wichtig, vielfältige Bewegungserfahrungen zu sammeln und nicht primär auf die Schwimmlage vorzubereiten, um auf alle Situationen im Wasser angstfrei reagieren zu können. 2. Wasserbewältigung Die Wasserbewältigung schließt an die Wassergewöhnung an, wobei es hierbei aber darum geht, im Wasser mit seinen besonderen Bedingungen angepasste Bewegungsmöglichkeiten zu finden, ohne dabei schon auf bestimmte Schwimmstile hinzuarbeiten. Die Schüler entdecken und entwickeln sehr individuelle Bewegungs- und Fortbewegungsmöglichkeiten, wobei auch hier auf Bewegungserfahrungen am Land zurückgegriffen wird, nun aber in verschiedenen Wasserlagen ausgeführt werden. Ziel ist es, Schwimmen und Schweben zu erfahren und sich fortzubewegen. Aufgabe ist es auch hier, möglichst vielfältige Bewegungserfahrungen im, ins und auf dem Wasser zu sammeln, um auf verschiedene Situationen angepasst reagieren zu können. Folgende Fähigkeiten die bei der Wassergewöhnung entwickelt werden: den Widerstand des Wassers mit Hand- und Fußflächen empfinden und ihn positiv zum Abdruck zu nutzen Gleichgewicht im Wasser halten und ggf. wiederherstellen tauchen und springen atmen (unter Wasser aus, über Wasser ein) Schweben und Gleiten im Wasser 3. Anfängerschwimmen - Aneignung der Schwimmbewegung 3.1 Übersicht über die gebräuchlichsten Lehrmethoden 3.1.1 Die Ganz-Methode: Mit ihr versucht man z.B. die Kraulgesamtbewegung zu vermitteln. Der Bewegungsablauf wird in groben Zügen beschrieben oder vorgemacht. Dadurch bildet sich beim Anfänger eine Vorstellung der Bewegung, die er als Gesamtbewegung nachzuahmen versucht. Talentierte Schwimmer können über diesen methodischen Weg in relativ kurzer Zeit zum Erfolg gelangen. 3.1.2 Die TeiI-Ganz-Methode oder progressive Teilmethode: Diese Methode zerlegt die Gesamtbewegung einer Schwimmart in Bewegungsteile (Beinbewegung, Armbewegung). Diese werden getrennt erlernt und dann wieder zur Gesamtbewegung zusammengeführt (Armbewegung + Beinbewegung + Atmung). 2 Die Erfahrung zeigt, dass Anfänger, die das Schwimmen nach dieser Methode erlernen, langsamer zum Ziel gelangen. Die Gesamtbewegung der Schwimmart ist nicht die Summe aller Einzelteile. 3.1.3 Die Ganz-Teil-Ganz-Methode: Sie ist eine sinnvolle Verbindung der beiden zuvor beschriebenen Methoden. Zum Beispiel wird das Kraulschwimmen zunächst als Ganzes in wenigen kurzen Versuchen vermittelt. Durch eigenes Probieren erhält der Anfänger somit eine zusätzliche Vorstellung, die die zuvor durch Beschreibungen und Demonstrationen entstandene Vorstellung vervollständigt. In der nächsten Phase wird die Gesamtbewegung zerlegt und die so entstandenen Teile werden getrennt erlernt, geübt und verbessert. In der Ietzten Phase wird das Kraulschwimmen insgesamt erlernt und vor allem verbessert. Eine Überlagerung der letzten beiden Phasen ist wünschenswert. Die Frage, wie das Schwimmen gelehrt werden sollte, ist in der Fachliteratur untrennbar mit der Frage nach der ersten zu erlernenden Schwimmart verbunden. 3.2 Schwimmtechniken und Anfängerschwimmen In der Diskussion um das Anfängerschwimmen treten zwei Aspekte in den Vordergrund: Mit welcher Schwimmtechnik und Schwimmlage sollte das Anfängerschwimmen beginnen? Sollen Schwimm- und Auftriebshilfen benutzt werden oder nicht, wenn ja, welche? 3.2.1 Brustschwimmen Traditionell wird das Brustschwimmen als die übliche Technik des Anfängerschwimmens angesehen. Der Schüler sieht wohin er schwimmt, hat damit Kontrolle und Überblick über die Situation, was Sicherheit gibt und Angst abbaut. Die Kopfkontrolle (hohe Kopfhaltung) wird dadurch unterstützt, dass die Arme sich die ganze Zeit unter Wasser befinden (hydrostatischer Auftrieb) Er kann gleichmäßiger und störungsfreier atmen, da er den Kopf ständig hoch über Wasser halten kann, auch wenn er gegen den erhöhten Wasserdruck atmen muss. Hierdurch kann er ausdauernder Schwimmen. Der Kraftaufwand zum Einhalten einer stabilen Wasserlage ist hier im Vergleich zum Kraulschwimmen geringer und ermöglicht so ein ausdauernderes Schwimmen. Vorerfahrungen (konditionellen Voraussetzungen) unterstützen eher die unteren als die oberen Extremitäten Die Beinbewegung ist kompliziert und stellt hohe Anforderungen bei der Koordination der Arm- und Beinbewegung Die Atmung ist erschwert, da gegen den Wasserdruck geatmet werden muss. Die hohe Kopfhaltung unterstützt Verspannungen im Nacken- und Schultermuskulatur und unterstützt eine Hohlkreuzhaltung (bei Rückenproblemen keine geeignete Schwimmtechnik) Schlechte Übertragbarkeit auf andere Schwimmtechniken. 3.2.2 Kraulschwimmen 3 relativ einfache Bewegungsabläufe der Arme und Beine leichte Koordination der Arm- und Beinbewegung durch wechselseitige Bewegung der Arme und Beine positiver Einfluss auf die Beweglichkeit der Wirbelsäule gute Übertragbarkeit auf andere Techniken großer Kraftaufwand, da durch die Armbewegungen das Gleichgewicht stabilisiert werden muss Schwierigkeiten bei der Atmung, da durch das Herausheben der Arme aus dem Wasser der Auftrieb vermindert 3.2.3 Rückenschwimmen freie Atmung, ohne gegen den Wasserdruck „anatmen“ zu müssen Auftrieb des Wassers ist in entspannter Körperhaltung erfahrbar, da der Kopf vom Wasser getragen wird Entlastung der Wirbelsäule und Schulterbereichs durch Wasserlage des Körpers Übertragung der Schwimmbewegung auf andere Techniken keine Sicht in Schwimmrichtung tiefes Eintauchen des Kopfes gefährdet eine störungsfreies Atmen und erfordert viel Mut vom Kind 3.3 Schwimmhilfen und Auftriebshilfen 3.3.1 Aktive Schwimmhilfen (Methodische Schwimmhilfen) Aktive Schwimmhilfen sind Hilfsmittel, die das Schwimmen erleichtern, aber nicht den Auftrieb passiv erhöhen, sondern in einer aktiven Auseinandersetzung mit dem Hilfsmittel. Flossen: Besonders beim Kraulschwimmen sind Flossen eine optimale Hilfe, sowohl durch Verbessern des Vortriebs als auch durch Unterstützung bei der richtigen Ausführung der Beinbewegung, das Erlernen der Technik zu fördern. Handpaddel: Unterstützen in vergleichbarer Weise den Schwimmer, wie die Flossen, allerdings sind sie bei allen Schwimmtechniken einsetzbar. Meist werden die Handpaddel zur Verbesserung der Kraftausdauer eingesetzt, sie können aber auch dem Anfänger helfen, eine besseren Vor- und Auftrieb in der Bewegung zu erreichen, allerdings können beim Einsatz der Handpaddel auch Ängste auftreten (Hände sind nicht frei beweglich). Schwimmbretter sind nicht fest mit dem Körper verbunden, werden mit den Händen gehalten oder der Schüler legt sich nur auf sie (Kopf, Hand, Fuß) und sie sind in ihrer Auftriebswirkung konstant. 3.3.2 Passive Schwimmhilfen Passive Auftriebshilfen sind alle Gegenstände, die am Körper festgemacht werden und bewirken, dass der Auftrieb des Körpers im Wasser erhöht wird. Über den Einsatz von Schwimmhilfen gibt es sehr unterschiedliche Meinungen. Folgende Argumente werden für und gegen den Einsatz von passiven Schwimmhilfen diskutiert: Angstabbau und Vermittlung von Sicherheit im Wasser, ohne die kein Üben möglich wäre 4 Schwimmen in besserer Schwimmlage Erfolgserlebnis beim Schwimmer (Motivation) Schüler können von Anfang an im schwimmtiefen Wasser üben (Tiefwassermethode) bei einzelnen Schülern kann das Schwimmen lernen ohne diese Hilfsmittel eventuell nicht möglich sein kein Empfinden für den wahren Auftrieb im Wasser Schwierigkeiten beim Erlangen der individuellen Wasserlage Umlernen beim Weglassen der Auftriebshilfen Scheinsicherheit, kann auch Gefährdung bedeuten Die passiven Schwimmhilfen unterscheiden sich wesentlich durch die Position am Körper, die Fixierung und durch Variabilität. Schwimmreifen u.Ä. unterstützen den Hüftbereich und wollen dadurch primär eine Verbesserung der Wasserlage erreichen. Oberarmschwimmhilfen (Schwimmflügel) vermitteln den Anfänger größte Sicherheit, da der Kopf dabei am stärksten unterstützt wird, aber gleichzeitig eine gute Wasserlage erschwert wird. 5