Deutsche Sporthochschule Köln WS 2006/2007 Koordination im

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Deutsche Sporthochschule Köln
WS 2006/2007
Koordination im Schwimmsport
Kurs: Einführung in das Koordinationstraining
Dozent: Wulf Götsch
Vorgelegt von: Sebastian Hespers, Melanie Rinkel und Benjamin Park
Aufgabe 1:
1. Differenzierungsfähigkeit:
Die Differenzierungsfähigkeit beschreibt die Fähigkeit, die zeitlichen, räumlichen und dynamischen
Feinheiten einer Bewegung differenzieren zu können und dadurch die Bewegungsabläufe in
unterschiedlichen Bedingungen ökonomisch und präzise auszuführen.
Eine gute Differenzierungsfähigkeit ist Grundlage für das Erlernen und Anwenden verschiedener
Techniken, sowie für die optimale individuelle Ausprägung.
Beim Schwimmen bezieht sich die Differenzierungsfähigkeit auf die Geschwindigkeitsregulierung
durch die Dosierung des Krafteinsatzes und die Optimierung von Zugfrequenz und Zyklusweg,
sowie auf den bestmöglichen Wasserabdruck durch die sich ständig verändernden Winkel in den
Gelenken der Extremitäten.
2. Umstellungsfähigkeit:
Die Umstellungsfähigkeit ist die Fähigkeit, bestimmte Bewegungsabläufe oder
Handlungsprogramme spontan oder vorausgeplant ändern zu können.
Durch einseitiges Training und Wettkämpfe können sich bei einem Schwimmer zyklische
Bewegungen in den Vordergrund stellen und zu stereotypen Bewegungsabläufen führen, die eine
Weiterentwicklung hemmen können. Eine gute Umstellungsfähigkeit, die durch variantenreiches
Training und Körperübungen geschult wird, sorgt dafür, dass der Schwimmer sich den
verschiedenen Anforderungen jederzeit anpassen kann.
3. Kopplungsfähigkeit:
Die Kopplungsfähigkeit ermöglicht Einzelbewegungen simultan und sukzessiv auftreten zu lassen,
so dass sich ein Zusammenspiel der jeweiligen Bewegungen ergibt. Aus der Abstimmung der
Einzelbewegungen untereinander resultiert dabei eine noch höhere Wirkung.
Im Schwimmsport äußert sich die Kopplungsfähigkeit vor allem durch das harmonische
Zusammenspiel der Arm-, Bein- und Atembewegungen, sowie durch die Kette der ineinander
übergehenden Bewegungen bei der Wende.
4. Gleichgewichts- und Stabilisierungsfähigkeit:
Die Gleichgewichts- und die Stabilisierungsfähigkeit sind miteinander verbunden; mit ihrer Hilfe
wird eine gewünschte Körperlage bzw. das Gleichgewicht eingenommen, gehalten oder
wiederhergestellt. Da im Wasser die Schwerkraft durch die Auftriebskraft aufgehoben wird, ist
beim Schwimmen (bis auf den Start) nur die Stabilisierungsfähigkeit erforderlich.
Um eine stets stabile Wasserlage zu erhalten, muss mit Hilfe der Stabilisierungsfähigkeit
Drehungen, Richtungsänderungen und anderen Bewegungen entgegengewirkt werden. Ein Beispiel
hierfür sind die Beinbewegungen beim Kraul- und Rückenkraulschwimmen.
5. Orientierungsfähigkeit:
Die Orientierungsfähigkeit ist die Fähigkeit, bei gewollten und ungewollten Situationen die
Orientierung im Wasser nicht zu verlieren. Besonders bei Wenden wird die Orientierungsfähigkeit
benötigt, um beim Anschwimmen, den Drehungen um die verschiedenen Körperachsen, sowie beim
Abstoßen ständig die Orientierungbehalten behalten zu können.
6. Rhythmisierungsfähigkeit:
Die Rhythmisierungsfähigkeit beschreibt die Fähigkeit einen Bewegungsablauf jeweils in dem ihm
eigenen Rhythmus auszuführen.
Der Schlagrhythmus beim Kraul- und Rückenkraulschwimmen, der ebenfalls in Zusammenhang
mit der Entwicklung konditioneller Fähigkeiten betrachtet werden kann, wird in erster Linie durch
die Rhythmisierungsfähigkeit geprägt. Diese ermöglicht den optimalen Wechsel von Anspannung
und Entspannung innerhalb der Einzelzyklen und der Zyklenfolge.
7. Reaktionsfähigkeit:
Die Reaktionsfähigkeit ermöglicht eine schnelle Reaktion auf verschiedene Reize.
Beim Schwimmen bezieht sich die Reaktionsfähigkeit in erster Linie auf die Startleistung.
Aufgabe 2:
Die Kopplungsfähigkeit:
Eine der bedeutsamsten koordinativen Fähigkeiten im Schwimmsport ist die Kopplungsfähigkeit.
Zwar besitzen die meisten Menschen von Anfang an die Fähigkeit, sich im Wasser durch Arm- und
Beinbewegungen an der Oberfläche zu halten, jedoch führt erst eine in bestimmtem Maße
ausgeprägte Kopplungsfähigkeit zur harmonischen Verbindung der Arm- und Beinbewegungen,
durch die das Schwimmen im eigentlichen Sinne ermöglicht wird.
Die Kopplungsfähigkeit bezieht sich jedoch nicht nur auf die Bewegungen von Armen und Beinen,
sondern schließt den gesamten Rumpf, und vor allem die Atmung mit ein, die eine besonders
wichtige Rolle beim Schwimmen spielt.
Erst durch eine mit allen Bewegungen harmonisierende Atmung entsteht eine korrekte und
ökonomische Technik für die Fortbewegung im Wasser.
Übungen zur Schulung der Kopplungsfähigkeit anhand des Kraulschwimmens:
1. Übungen zu den Einzelbewegungen:
1. Beinschlag:
- Beidbeiniger Abstoß vom Beckenrand
- Körper und Arme sind gestreckt, der Kopf liegt im Wasser und wird zur Atmung nach
vorne aus dem Wasser gehoben; zur Unterstützung halten sich die Hände an einem
Schwimmbrett fest.
- Die gestreckten Beine bewegen sich abwechselnd auf und ab, wobei die Bewegung
hauptsächlich aus der Hüfte kommt.
2. Armzug und Atmung:
- Mit einem Pull-boy zwischen den Beinen und in Bauchlage liegend, beginnt man mit den
Armen zu kreisen.
- Die Hand taucht vor dem Kopf ins Wasser und wird auf Höhe der Oberschenkel wieder
herausgeführt, wobei der Ellenbogen oben steht und die Hand seitlich am Oberkörper
kopfwärts zieht, als würde sie einen Reißverschluss bis an die Achselhöhle ziehen, am Kopf
vorbei geführt wird und wieder vor dem Kopf ins Wasser eintaucht.
- Die Atmung soll nun seitlich und zeitgleich mit jedem dritten Armzug erfolgen.
- Gestartet wird mit dem so genannten Abschlagschwimmen, bei dem die Arme vor dem
Kopf gestreckt auf dem Wasser liegen und eine alternierende Kraulbewegung ausführen,
welche dadurch unterbrochen wird, dass sich die Hände nach jedem Armzug vor dem Kopf
treffen und kurz verharren.
3. Kopplung:
- Werden die oben genannten Techniken beherrscht, kann man in den normalen
Kraulrhythmus übergehen, bei dem der auf dem Wasser liegende Arm die Zugbewegung
beginnt, sobald der andere sich in der Rückholphase befindliche Arm auf Höhe des Kopfes
angelangt ist; dabei entsteht die für das Kraulschwimmen typische Phasenverschiebung um
90 Grad.
- Zudem soll nun auf den Pull-Boy verzichtet werden und der normale Beinschlag
angewendet werden.
Übungen zur Kopplung der Einzelbewegungen:
1. - Ein Proband fährt auf einem Fahrrad-Ergometer mit einer konstanten Geschwindigkeit.
- Eine weitere Person wirft nun dem Probanden (z.B.) mehrmals und aus verschiedenen
Winkeln einen Ball zu.
- Der Proband muss nun versuchen, trotz der Ablenkung durch den Ball, seinen TrittRhythmus beizubehalten.
2. - Ein Schwimmer kombiniert im Wasser den Armzug einer Gleichzugschwimmart mit dem
Beinschlag einer Wechselschwimmart (z.B. Arme - Brust, Beine - Kraul).
- Die durch den Beinschlag ausgelöste Beckenrotation um die Körperlängsachse stellt
hierbei eine erhöhte Schwierigkeit der Kopplung dar, da durch die Brust-Arm-Bewegung
ausgeglichen werden muss.
3. - Ein Schwimmer schwimmt Kraul, wobei er nur den linken Arm und das rechte Bein bzw.
den rechten Arm und das linke Bein zur Fortbewegung verwendet.
- Die anderen beiden Extremitäten liegen gestreckt und unbewegt im Wasser, wobei darauf
zu achten ist, insbesondere das stillliegende Bein wirklich still zu halten.
Aufgabe 3:
Zielsetzung der Unterrichtseinheit:
Ziel der Unterrichtseinheit ist es, den Bewegungsablauf des Startsprungs zu erlernen. Hierzu
werden zuerst Einzelbewegungen erlenrnt und schließlich zusammengefügt.
Ablauf der Unterrichtseinheit:
Zu Beginn der Einheit erfolgt eine Aufwärmphase der Schüler in welcher sich jene 16 Bahnen
einschwimmen.
Im Anschluss daran folgt die Präsentation des Stundenthemas, des Startsprungs. Hierbei wird mit
der Vorstellung des Bewegungsablaufes begonnen. Nachdem der Bewegungsablauf erläutert wurde,
wird ebendieser in Zusammenarbeit mit den Schülern in drei Phasen eingeteilt(Ausgangsposition
auf dem Startblock, Flugphase, Eintauchphase). Zudem wird im Verbund erörtert, in welcher
Reihenfolge die einzelnen Phasen am sinnvollsten geübt werden. Diese Reihenfolge lautet:
Eintauchphase, Flugphase und schließlich die Ausgangsposition auf dem Startblock.
Anschließend üben die Schüler zuerst die Eintauchphase, indem sie sich aus der tiefen
Hockposition am Rand des Schwimmbeckens kopfüber in das Becken fallen lassen. Dabei ist zu
beachten, dass nach dem Eintauchen die Kopfsteuerung nach oben erfolgen muss um nicht zu tief
einzutauchen und in eine Gleitposition parallel unter der Wasseroberfläche zu gelangen.
Sobald dies beherrscht wird, werden die Schüler in Zweierteams eingeteilt. In diesen Teams stellt
sich ein Schüler an den Beckenrand und lässt sich mit den Armen in der Eintauchposition nach
vorne in Richtung der Wasseroberfläche kippen, während er von seinem Partner an der Hüfte
festgehalten wird um nicht unkontrolliert nach vorn zu stürzen. Sobald sich der Schwimmer in einer
Position befindet aus der er mit den Händen auf die geplante Eintauchstelle zeigen kann, wird er
von seinem Hintermann losgelassen und taucht nun ins Wasser ein. Hierbei ist erneut zu beachten,
dass nach dem Eintauchen die Kopfsteuerung aktiv werden muss um ein zu tiefes eintauchen zu
vermeiden.
Nachdem nun die Eintauchphase erlernt wurde, folgt die Einübung der Flugphase. Hierzu stellt sich
jeder einzelne Schwimmer an den Beckenrand. Aus dieser Position lassen sich die Schüler nun wie
in der vorangegangenen Übung nach vorn kippen, wobei sie aber nicht mehr gesichert werden,
sondern einen lockeren Absprung am Ende der Kippphase ausführen eine kurze Flugphase zu
erreichen. Wird diese sicher beherrscht, folgt der Schritt auf den Startblock, von welchem die
Übung wiederholt wird. Hierbei kann man mit den Armen etwas Schwung erzeugen, um die
Flugphase zu vergrößern.
Im Anschluss an die Übungen zur Flugphase folgt nun das Erlernen der Ausgangsposition auf dem
Startblock. Wichtig hierbei ist, dass die Zehen das vordere Ende des Startblocks umgreifen und die
Hände zwischen den Füßen den Startblock umfassen. Dies ist wichtig, da der Körper aus dieser
Haltung heraus gezielt unter Spannung gesetzt werden kann. Um nun den Start durchzuführen
führen die Arme eine kurze, ruckartige Bewegung aus um den Körper in die Kippphase nach vorne
zu versetzen. Im sofortigen Anschluss daran werden die Arme in die erlernte, gestreckte
Überkopfhochhalte geführt um den Eintauchpunkt zu fixieren. Nun erfolgt ein Absprung um in die
Flugphase zu gelangen.
Nun ist die Bewegung des Startsprungs komplett und bedarf noch einer gewissen Übung um die
schnelle Kopplung der einzelnen Bewegungsmuster zu perfektionieren.
Sehr wichtig bei dieser Unterrichtseinheit ist die Zerstückelung des Ablaufs in einzelne Segmente
um die einzelnen Bewegungen in einer ausreichenden Ausprägung üben zu können und sie
schließlich zusammenzufügen.
Aufgabe 4:
1. Übungen für die Umstellungs-, Reaktions- und Kopplungsfähigkeit
- Die Probanden laufen sich locker ein und bekommen dabei folgende Aufgaben gestellt:
- Arme erst vorwärts, dann rückwärts kreisen
- im Hopserlauf die Arme erst drei mal vorwärts, danach drei mal rückwärts kreisen
- im Hopserlauf die Arme entgegengesetzt kreisen
- auf einem Bein hüpfen und die Arme in die jeweils andere Richtung kreisen
- gleiche Aufgabenstellung, dazu rückwärts hüpfen
- im Stand mit einem Arm / einer Hand eine liegende Acht in die Luft malen und
gleichzeitig den anderen Arm immer wieder nach vorne ausstrecken und zurückziehen
- dazu erst auf der Stelle, später durch die Halle marschieren
- die gleiche Aufgabenstellung, diesmal mit der anderen Hand starten
2. Übungen für die Reaktions- und Orientierungsfähigkeit
- In der Mitte der Halle wird ein Gegenstand als Ziel aufgestellt.
- In jeder Hallenecke steht ein Proband mit dem Rücken zur Hallenmitte.
- Ein Signalgeber nennt verschiedene Zahlen, wobei nur die „Drei“ als Startsignal für die
Probanden gilt.
- Sobald das Startsignal gegeben wurde, drehen die Probanden sich um und laufen so schnell
wie möglich zum Ziel und versuchen sich dessen habhaft zu machen.
- Auf das Startsignal soll nun zunächst mit einem vorher festgelegten Bewegungsablauf
(z.B. Drehungen, Hocke, Strecksprung, etc.) reagiert und erst daraufhin zum Ziel geeilt
werden.
Literaturangaben:
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