Tipps für den Gitarrenanfänger (und auch deren Eltern)

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Heinz Plaggenborg # Tipps für Gitarrenanfänger
Tipps für den Gitarrenanfänger (und auch deren Eltern)
Inhalt:
Grundüberlegung: Warum Gitarrespielen?
Warum überhaupt Unterricht?
Welcher Unterricht?
Was man zur ersten Stunde mitbringen sollte
Was ist beim Gitarrenkauf zu beachten?
Weitere Tipps beim Gitarrenkauf
Was ist noch nötig?
Tonabnehmer
Ersatzsaiten
Transportbehälter
Tragegurt
Plektrum
Stimmgerät
Gitarrenständer
Fußstütze
Capo (Kapodaster)
Kurbel
Liederbücher
Schnellhefter
Diese praktischen Tipps für Gitarrenanfänger gehen auf die Erfahrungen in
zahlreichen Gitarrenkursen zurück. Adressaten sind dabei vor allem diejenigen
künftigen Gitarristen zwischen etwa 8 und 120 Jahren, denen es um die
Liedbegleitung geht. Diese Tipps konzentrieren sich überwiegend auf die
notwendigen Vorbereitungen für einen Gitarrenunterricht.
Achtung: Diese Tipps sind als Gedankenanregung zu verstehen und nehmen
nicht für sich in Anspruch, zweifelsfrei korrekt zu sein, da es bei vielen
Detailfragen kontroverse Ansichten gibt.
Grundüberlegung: Warum Gitarrespielen?
Glaubt man den vielen Millionen Gitarrenspielern, so macht es Spaß, diesem
Instrument Töne zu entlocken. Es wartet mit einer beispiellosen Flexibilität auf: Man
kann damit einen recht umfangreichen Sound entwickeln, dazu singen und das Gerät
praktisch überall mit hinnehmen.
Die Liedbegleitung mit der Gitarre verlangt vom Gehirn eine besondere Leistung. Der
Musiker muss sozusagen fünf Dinge gleichzeitig tun:
 Mit der rechten Hand etwas tun
 Mit der linken Hand etwas anderes machen
 Den Takt halten
 Dazu singen und die Melodie halten
 Vom Blatt ablesen (zumindest bei Anfängern).
Diese fünf Tätigkeiten müssen auch noch perfekt miteinander harmonieren. Die
Leistung des Gehirns wird damit trainiert. Auf die Lernfähigkeit des Gehirns sollte
beim Unterricht wie auch beim Üben zuhause geachtet werden. Meist ist es besser,
ein paar Minuten zu üben, dann eine kurze Pause zu machen und anschließend das
Übungsprogramm zu wiederholen, statt 15 Minuten am Stück zu spielen. Schon gar
nicht sollte man als Anfänger stundenlang spielen, bis die Arme schwer werden.
Wenn der Unterricht einmal in der Woche stattfindet, empfiehlt es sich, nach dem
Unterricht zuhause die Gitarre auszupacken, zu stimmen, das Gelernte zu
wiederholen, erneut zu stimmen und am nächsten Tag dieses Programm noch
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einmal abzufahren. Das sind vielleicht eine halbe Stunde pro Woche, die aber mehr
Erfolg verheißen, als am Tage vor der nächsten Unterrichtseinheit mehrere Stunden
zu trainieren. Häufiges Wiederholen, Üben und Ausprobieren ist auf jeden Fall
besser, als lange, quälende Sitzungen. Verliert man den Spaß daran, so mag das
Gehirn auch nicht wirklich lernen.
Warum überhaupt Unterricht?
Natürlich kann man sich fast alles – auch Gitarrespielen – selbst beibringen. Dazu
können auch „Kurse“ im Internet oder Anfängerbücher helfen. Allerdings hat der
Unterricht einen gewaltigen Vorteil: Es ist jemand da, der einem auf die Finger schaut
und somit vermeidet, dass sich Fehler einschleichen. Hieran lässt sich auch guter
Unterricht erkennen: Die richtigen Korrekturen. Daher empfiehlt es sich, einen
Sitzplatz so zu wählen, dass der Gitarrenlehrer beide spielenden Hände sehen kann.
Versteckspiel unter einer Tischplatte mag dem Ego mehr Schutz verleihen, vermeidet
aber möglicherweise, dass man das Gitarrespielen lernt.
Guter Unterricht ist auch daran zu erkennen, dass der Lehrer immer wieder konkret
auf die individuellen Lernerfolge oder Misserfolge eingeht. Das Tempo des
Unterrichts sollte vom langsamsten Teilnehmer bestimmt werden. Auch die
Schnelleren können dabei gut lernen. Der Langsame lernt allerdings nicht, wenn ihm
alle anderen spielerisch davonlaufen. Diese Aussage bedarf aber einer
Einschränkung. Wenn sichtbar ist, dass man als Schüler dem Tempo des Unterrichts
nicht folgen kann, sollte man sich diesbezüglich bemerkbar machen und verstärkt auf
die Ratschläge und Tipps des Lehrers achten. Das kann auch mal heißen, dass man
sich in den Tagen zwischen den Termin dransetzt und den Stoff nachholt. Es ist ohne
eigenständiges Üben praktisch unmöglich, Gitarre spielen zu lernen – schon allein
deshalb, weil Fingerfertigkeit, Muskulaturaufbau und die Abspeichervorgänge im
Gehirn ihre Zeit und Lernphasen benötigen.
Die Qualität des Unterrichts bemisst sich nicht anhand der Menge ausgeteilter
Lieder, der Grifftabellen oder der Schlagtechniken. Im Grunde reicht für den Anfänger
exemplarisch ein Lied vom „Nichtkennen“ bis zum „Vortragenkönnen“ durchzugehen.
Weiteres lässt sich darauf aufbauen. Deshalb macht es auch Sinn, wenn erlernte
Stücke häufig wiederholt werden. Denn geübt werden muss vor allem der sichere
Wechsel der Akkorde.
Der Gitarrenunterricht hat noch einen weiteren Vorteil: Die notwendige Selbstdisziplin
wird durch die Termine unterstützt.
Welcher Unterricht?
Wer das Gitarrenspiel erlernen möchte, sollte sich vorab überlegen, welches Ziel er
dabei vor Augen hat. Soll es klassische Gitarre sein, so empfiehlt es sich, so früh wie
möglich zu beginnen und dabei entweder auf qualifizierten Einzelunterricht zu setzen
oder eine (private) Musikschule zu besuchen. Wer Leadgitarre oder Sologitarre
(meist E-Gitarre bzw. E-Guitar) in einer Band spielen möchte, sollte ebenso Einzeloder Kleingruppen (höchsten 2-3 Schüler) – Unterricht bevorzugen. Gleiches
empfiehlt sich für den angehenden Bassisten.
Geht es dagegen um die einfache Liedbegleitung, so kann der deutlich preiswertere
Unterricht bei VHS-Kursen oder im Schulunterricht (AGs am Nachmittag) die bessere
Wahl sein.
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Die weiteren Tipps basieren vorrangig auf den Erfahrungen derartiger
Gemeinschaftskurse mit Teilnehmergruppen zwischen 5 und 15 Personen, wobei
das Alter zwischen 8 und 56 Jahre variierte. Diese Tipps sind auch den Eltern junger
Anwärter ans Herz gelegt.
Bei der Auswahl des Unterrichts sollte darauf geachtet werden, dass nicht nur das
Gitarrenspiel selbst vermittelt wird, sondern auch das Singen. Denn letztlich kann ein
beispielsweise 10stündiger Kurs nur der Anfang der Musikerkarriere sein. Um sicher
weitere Lieder beizubringen (vor allem solche, die nicht der Gitarrenlehrer, sondern
der Anfänger selbst auswählt) ist im Unterricht exemplarisch die Liedbegleitung zu
lernen. Wer halbwegs singen kann, hat es eindeutig leichter, sich ein Lied
anzueignen. Zudem bedeutet Singen und Spielen: Doppelte Freude! Ferner ist es
leider auch so, dass gerade beim Anfänger das Gitarrenspiel allein nur schwer
deutlich macht, um welches Lied es sich handelt (wenn lediglich rhythmisch begleitet
wird).
Ein Kurs mit 6 oder 10 Terminen (jeweils 1 bis 1,5 Stunden Unterricht) kann ein
wertvoller Anfang sein und manch einem reicht dies, um sich alles weitere selbst
beizubringen. Der Großteil der Gitarrenanfänger, bei denen die Begeisterung für das
Musizieren übergesprungen ist, wählt jedoch fortlaufende Kurse bis der gesamte
Zeitraum etwa ein Jahr umspannt. Entscheidend ist allerdings das Wissen, dass man
nur durch Üben lernt. Bei keinem Kurs wird ein Chip eingebaut, mit dem man dann
automatisch zum Supergitarristen wird.
Was man zur ersten Stunde mitbringen sollte
Absolut notwendig ist natürlich eine spielbare Gitarre. Der Begriff spielbare Gitarre
besagt vor allem, dass das Instrument möglichst bundrein ist und die Saiten auf die
korrekte Tonhöhe eingestellt werden können, ohne dass diese reißen oder die
Gitarre zerbricht.
Manch einer mag jetzt lachen, aber die Erfahrung sagt, dass dies nicht immer einfach
ist. Nicht selten kaufen Angehörige im Vorfeld der geplanten Teilnahme an einem
Gitarrenkurs für Anfänger „dem Kind / dem lieben Neffen oder Enkel usw.“ noch
schnell eine billige Gitarre.
Das kann gut sein, muss es aber nicht. Es ist keine Seltenheit, dass solche Gitarren
schon ab Werk nicht mal den Minimalansprüchen genügen.
Um es für alle Laien an einem Beispiel deutlich zu machen: Es ist nicht notwendig,
dass der Neuanfänger mit einem Mercedes loslegt, es tut auch ein alter Golf, aber er
sollte schon Tüv haben und auch sonst verkehrssicher sein. Eine nicht bundreine
Gitarre ist vergleichbar mit einem Auto, bei dem die Lenkung klemmt – einfach keine
gute Voraussetzung!
Bundreinheit bedeutet in diesem Zusammenhang, dass der Hals gerade ist und die
Töne von Bund zu Bund (die freien Flächen zwischen den Stegen auf dem
Gitarrenhals, wo die Finger die Gitarrensaiten andrücken sollen) gleichmäßig und
sauber gespielt werden können. Zu erkennen ist dies an folgenden Beobachtungen:
 Wenn der Hals nicht verzogen ist. Das sieht man, wenn man am Hals entlang
schaut.
 Wenn man mit einem Stimmgerät den Ton jeder Saite leer und im 12. Bund
vergleicht. Dann sollte das Stimmgerät exakt denselben Ton anzeigen.
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
Schaut man sich den Abstand zwischen den Saiten und dem Hals an, so sollte
dieser über das ganze Griffbrett verteilt möglichst gleichmäßig sein. Hier wird
auch deutlich, was die Spielbarkeit negativ beeinflusst: Ist der Hals stark
gekrümmt, müssen die Finger Seilspringen machen, um nicht gedrückte
Saiten frei klingen zu lassen.
Ganz abgesehen davon, dass eine bundunreine Gitarre meist keine sauberen
Akkorde zulässt. Das Gehirn des Anfängers prägt sich die falschen Töne ein. Das ist
gar nicht schön und schwer wieder zu korrigieren.
Bei Billiggitarren lässt sich die mangelhafte Verarbeitung noch an anderen Anzeichen
erkennen. Wird die Gitarre mit dem Stimmgerät komplett gestimmt, also auf
Spannung gebracht, so löst sich entweder der Steg von der Korpusdecke und/oder
am Übergang zwischen Gitarrenhals und Korpus treten Risse im Lack oder sogar im
Holz auf.
All diese Schäden können auf eine fehlerhafte Konstruktion oder auf eine schlechte
Behandlung hinweisen. Hier ist der Gitarrenbauer der richtige Sachverständige.
Was sollte man also zur ersten Stunde mitbringen? Im Zweifelsfall: gar nichts. Das ist
auf jeden Fall besser, als sich in Unkenntnis irgendein Instrument zu kaufen.
Alternativ empfiehlt es sich oft, sich erstmal ein „erprobtes“ Instrument aus dem
Verwandten- bzw. Bekanntenkreis auszuleihen, das vielleicht für die ersten Stunden
reicht, um etwa zu klären, ob man überhaupt weitermachen will
(verantwortungsbewusster Umgang mit dem geliehenen Schätzchen ist natürlich
ebenso Pflicht wie später mit dem eigenen Instrument).
Normalerweise geben Gitarrenlehrer Kauftipps, wenn sie sich auch bei der
Empfehlung für ein bestimmtes Geschäft zurückhalten müssen. Empfehlenswert ist
hier der Gitarrenbauer. Ist ein solcher nicht in der Nähe, so sollte ein renommiertes
Musikgeschäft aufgesucht werden, in dem idealerweise auch Musiker verkaufen.
Was ist beim Gitarrenkauf zu beachten?
Zuerst steht oft die Frage an, ob eine Konzertgitarre oder eine Westerngitarre
angeschafft werden sollte. Hier gehen die Meinungen auseinander, vielleicht hilft ein
Vergleich der Vor- und Nachteile:
Konzertgitarre: Diese Gitarre besitzt Nylon-Saiten und ist vom Klang her vor allem
leiser. Damit hört man das Gitarrenspiel nicht so gut. Dafür hört man beim Singen
beides – Singen und Spielen – gleichmäßiger. Die Saiten müssen mehr gedrückt
werden, schneiden aber auch nicht so schmerzhaft ins Fleisch. Es kann langsam
eine Hornhaut auf den Fingerkuppen der Hand gebildet werden, die die Akkorde
greift.
Westerngitarre: Diese Gitarre nutzt Stahlsaiten und ist meist lauter. Westerngitarren
sind vom Spiel her den E-Gitarren ähnlicher als Konzertgitarren. Westerngitarren
bieten noch einen typischen Vorteil, der auch bei E-Gitarren und E-Bässen bekannt
ist und inzwischen auch immer häufiger bei Konzertgitarren vorkommt: Der Hals kann
mittels einer Schraube nachgezogen werden. Wird dies regelmäßig kontrolliert, so
bleibt die Gitarre ein Leben lang bundrein.
Meiner Erfahrung nach funktioniert es bei den meisten Anfängern besser, mit der
Konzertgitarre anzufangen. Wer allerdings eine Westerngitarre geliehen bekommt,
kann auch diese nutzen, bis er beispielsweise eine eigene Gitarre kauft.
In diesem Zusammenhang soll aber auch darauf hingewiesen werden, dass das zu
häufige Wechseln der Gitarre in der Anfangszeit zu vermeiden ist.
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Beim den Unterschieden zwischen Western- und Konzertgitarren soll auch erwähnt
sein, dass die Nylonsaiten (normal auf Konzertgitarren) nicht auf Westerngitarren
gehören und noch weniger Stahlseiten auf Konzertgitarren aufgezogen werden.
Nylonsaiten sollten auf jeden Fall komplett aufgezogen werden. Das heißt, dass am
Steg auf dem Korpus ein doppelter (bei den beiden dünnsten Saiten auch schon mal
ein dreifacher) Knoten gemacht wird und dann die Saite über den Hals zu den
Gewindeschrauben geführt und dort vollständig aufgewickelt wird. Bei Stahlsaiten
kann der Überstand mit der Kneifzange abgeschnitten werden, nachdem die Saiten
auf die richtige Tonhöhe gestimmt sind.
Weitere Tipps beim Gitarrenkauf
Schon für rund 50 Euro, manchmal sogar weniger, ist ein ordentliches Instrument
heutzutage zu haben. Das muss – gerade für Anfänger – nicht mehr sein.
Demzufolge kommen die Kosten für den Anfänger (Gitarre und Anfängerkurs) auf
rund 100 Euro. Eine stolze Summe, aber wohl auch nicht zuviel, um herauszufinden,
ob einem das Gitarrenspiel liegt. Immerhin kann die Gitarre für Jahre oder gar
Jahrzehnte das Begleitinstrument sein. So gesehen ist es ein preiswertes
Vergnügen.
Zu achten ist beim Gitarrenkauf unbedingt auf die Größe der Gitarre. Hier sollte man
sich dem Augenmaß eines erfahrenen Verkäufers anvertrauen. Achtet der Verkäufer
überhaupt nicht darauf, so sollte man diesen oder den Laden wechseln. Dies kann
natürlich bei Kindern und auch bei Teenies bedeuten, dass die Gitarre nur für einige
Jahre (oder noch kürzer) passt. Aber eine nicht optimale Größe erschwert das
Lernen erheblich.
Der Anfänger bzw. Laie vertraut sich beim Instrumentenkauf gern mal einem
erfahrenen Musiker aus dem Bekanntenkreis an. Das ist sicher nicht verkehrt,
allerdings sollte man unbedingt darauf achten, letztlich selbst die Entscheidung zu
treffen. Vertieft sich der Bekannte allzu sehr in das anvisierte Instrument, so könnte
am Ende herauskommen, dass er sich ein Instrument gekauft hat.
Einige kleine Tricks helfen bei der Auswahl. Hier ist wieder von Vorteil, wenn man
schon einige Stunden Unterricht genommen hat – beispielsweise mit einer
geliehenen Klampfe – und dann erst eine eigene Gitarre kauft. Die Akkorde G-Dur,
C-Dur und A-Dur sollten leicht zu greifen sein. Sie vermitteln für den Anfänger ein
gutes Gefühl, was die Größe des Griffbretts angeht.
Was beim Klang zu beachten ist. Viele preiswerte Gitarren werden heutzutage darauf
getrimmt, vor allem kräftige tiefe Töne wiedergeben zu können. Dagegen klingen die
mittleren und hohen Töne schwach. Eine gute Gitarre klingt etwa gleichmäßig laut
bei tiefen, mittleren und hohen Tönen (etwa die Akkorde E-Dur, A-Dur und D-Dur).
Ein weiteres Merkmal guter Gitarren: Der – schon angesprochene – Abstand
zwischen Saiten und Griffbrett. Ein geringer Abstand spricht für eine gute
Konstruktion, wenn die Saiten nicht an den Stegen scheppern. Der Fachmann spricht
hier von der Saitenlage.
Ein weiterer kleiner Trick, um das passende Instrument zu finden (funktioniert
manchmal auch bei anderen Anschaffungen): Wer beispielsweise einen Kaufpreis
von 100 Euro einplant, der testet mehrere Instrumente zwischen etwa 90 und 110
Euro bis er das gefunden hat, was ihm am meisten zusagt (also in Sachen Klang und
wie gut es sich spielen lässt, also zum Beispiel „in der Hand“ liegt). Dann vergleicht
er dieses Instrument mit einer anderen Gitarre für 50 Euro und einer für 150 Euro. So
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kann er annähernd feststellen, ob er mit seinen 100 Euro das Optimale herausgeholt
hat, denn manchmal gibt es regelrechte Preis- und Leistungssprünge.
Was ist noch nötig?
Tonabnehmer
Darauf kann am Anfang verzichtet werden. Diese sind in der Regel bei allen
Instrumenten in irgendeiner Form nachrüstbar. Das ist auch eher ein Thema für die
Band. (ca. 5 bis weit über 1000 Euro)
Ersatzsaiten
Unbedingt mitnehmen! Man sollte nett zum Verkäufer sein und nicht verlangen, dass
er alle 2 Wochen die Saiten aller Gitarren austauscht. Es kann durchaus sein, dass
diese auf dem erworbenen Instrument schon etwas älter sind und nach kurzer Zeit
eine Saite reißt. Dann tauscht man einfach alle Saiten aus, statt dem Verkäufer die
Gitarre über den Schädel schlagen zu wollen. Vielleicht legt der Verkäufer auch
einen „frischen“ Satz dabei. (ca. 5 bis 25 Euro pro Satz)
Es ist auf jeden Fall besser, wenn die Saiten regelmäßig komplett erneuert werden,
als wenn die Gitarre laufend das Reißen einer Saite erleben muss. Meist kündigt sich
die Notwendigkeit des Austausches durch Flecken und durch dumpferen Klang an.
Typische Anfänger, die wöchentlich mehrfach üben, kommen mit einem guten Satz
Saiten etwa 6 bis 9 Monate hin. Dann werden die Saiten ausgetauscht und die alten
Saiten als Notreserve in die Verpackung der neuen Saiten (richtig zugeordnet)
eingetütet (für den Fall, dass von dem neuen Satz nach kurzer Zeit eine reißt; hier
sollte aber dann wieder eine Neue besorgt werden). Sammeln sich mit der Zeit
mehrere Sätze Saiten an, so kann man das kostbare Material vielleicht an
Gelegenheitsbastler oder Modellbauer verschenken.
Transportbehälter
Tasche (ca. 5 bis 50 Euro) oder Koffer (ca. 30 bis 250 Euro). Für den Transport auf
dem Fahrrad ist unbedingt die gut gepolsterte Tasche notwendig, damit die Gitarre
wie ein Rucksack auf dem Rücken getragen werden kann und die Hände frei bleiben.
Für alle Nicht-Radfahrer (oder Mofa/Moped/Motorradfahrer) gilt: Es gibt nichts
Besseres als den passenden Gitarrenkoffer. Er sichert das Instrument auch gegen
kräftige Stöße ab. Allerdings gilt für beide Transportbehälter: Sie stellen keinen
mobilen Schrank dar. Gerade in Zeiten hoher Luftfeuchtigkeit sollte das Instrument
zuhause herausgenommen werden.
Tragegurt
Mal abgesehen davon, dass man bei manchen hochwertigen Gitarren auf die
notwendigen Knöpfe verzichten muss, da sie sonst den Korpus zerstören würden, ist
ein Gitarrengurt wirklich empfehlenswert – selbst, wenn nur im Sitzen gespielt wird.
Mit dem Gurt kann die Gitarre optimal fixiert werden, sodass man beim Spielen nicht
auch noch mit den Händen das Instrument in die richtige Position drücken muss. (ca.
5 bis 30 Euro)
Plektrum
(auch Plektron, Plural: Plektra bzw. Plektren; umgangssprachlich: Pleck, Pick,
Spielblättchen, Plattl, Zupflümmel) Ob man mit oder ohne Plektrum die Saiten
anschlägt, ist letztlich eine Frage des persönlichen Geschmacks und der
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Fingerfertigkeit. Beide Varianten verlangen viel Übung, wobei es durchaus
Gitarrenanfänger gibt, die leichter mit Plektrum zum richtigen Spiel finden. Anderen
fällt es ohne Plektrum leichter. Auf jeden Fall sollte man sich gleich mindestens drei
davon kaufen, wenn man damit spielen möchte, und diese beim Unterricht griffbereit
lagern (entweder auf dem Tisch neben den Liederzetteln oder man verwendet einen
Plektrumhalter, der an der Gitarre angebracht werden kann). Grund: Gerade am
Anfang passiert es oft, dass sich das Plektrum dem Knebelgriff der Finger entzieht
und entweder im Korpus verschwindet oder sich einen sicheren Platz auf dem Boden
sucht. Die Zeit, die man dann dafür braucht, um den kleinen Ausreißer
wiederzufinden, geht dem eigentlichen Üben verloren. Man sollte sich natürlich
merken, wie viele man wiedersuchen muss. Plektren gibt es in unzählig vielen
Varianten. Meiner Erfahrung nach ist für den Anfänger ein mittelweiches preiswerter
Bauart optimal. Weiche Plektren lassen sich besser über die Saiten streichen, ohne
dass sie einem aus den Fingern gerissen werden. (ca. 50 Cent bis 2 Euro)
Stimmgerät
Natürlich empfehlen immer noch Supergitarrenlehrer, erstmal das Stimmen des
Instruments zu lernen, bevor man mit dem Spielen anfängt. Das mag für den
Supergitarrenschüler auch sinnvoll sein. Beim etwas weniger anspruchsvollen
Schüler ist das Stimmgerät eine sehr gute Hilfe, um Zeit zu sparen (und diese fürs
Üben zu nutzen) und die Gitarre bei Laune (guter Stimmung) zu halten. Elektronische
Stimmgeräte sind heute bereits für rund 10 bis 15 Euro zu haben, ohne dass man
den letzten Schrott kauft. Allerdings gibt es durchaus qualitative Unterschiede
zwischen diesen preiswerten Digitalgeräten (und noch billigeren) und teureren
Digital- und Analogstimmgeräten – auch und gerade, was die exakte Stimmung
angeht. Zu achten ist auf jeden Fall auf eine Pegelanzeige. Diese ist den LED-Ketten
(3 bis 9 LEDs) vorzuziehen. Zumindest Anfänger sollten auch nicht auf ein Gerät
setzen, dass vorn auf den Gitarrenhals gesteckt wird. Empfehlenswert ist ferner,
dass die Anzeige, welche Saite gerade gestimmt wird, durch sechs nebeneinander
liegende Felder (oder LEDs) erfolgt. Häufig zu sehen sind dagegen solche Anzeigen,
die beispielsweise von 6E auf 4D umspringen usw. Bei diesen Anzeigen passiert es
vielen Anfängern, dass sie bei der dritten oder vierten zu stimmenden Saite nicht
darauf achten, wo die Anzeige hingesprungen ist und dann wird die G-Saite auf H
gestimmt. Die nebeneinander liegenden Felder lassen sich leichter ablesen.
Gebrauchte Stimmgeräte mit analoger Anzeige können durchaus eine Alternative
sein. Hier helfen erfahrene Musiker gern weiter. Auf jeden Fall sollte man sich mit der
Technik und der Bedienung des Geräts vertraut machen und das Stimmen üben.
Dies sollte auch einführend Thema des Unterrichts sein. (In meinem Unterricht
stimme ich jedes Mal zu Beginn alle Instrumente). Am besten stimmt man vor und
nach dem Üben und immer dann, wenn sich eine Verstimmung bemerkbar macht.
Dadurch prägt man sich den korrekten Klang der Gitarre leichter ein. Zudem wird der
Korrekturaufwand meist immer kleiner bis die Gitarre manchmal wochenlang ziemlich
konstant die richtige Stimmung hält. (ca. 10 bis 100 Euro)
Gitarrenständer
Sind inzwischen auch recht preiswert und empfehlen sich, da die Gitarre hier optimal
gelagert wird und auslüften kann. Zudem steht sie so im Raum und sagt: Spiel mich!
Ferner hilft der Gitarrenständer zu vermeiden, dass die Gitarre am Hals angelehnt
wird. Die Folge ist mit der Zeit ein Verziehen des Halses. (ca. 10 bis 50 Euro)
Fußstütze
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Hilft häufig, um die richtige Sitzposition zu finden. Es geht dabei nicht unbedingt
darum, die typische Haltung der klassischen Gitarre nachzuahmen. Wichtig ist aber,
dass die Gitarre (beim Sitzen) von selbst so auf den Beinen ruht, dass sie ohne die
Hände zu hilfe zu nehmen in der richtigen Position bleibt. Dabei können Fußstützen
gerade bei kleinen Personen mit kurzen Beinen eine Hilfe sein. Fußstützen sind
klappbar und können (und sollten) mit in den Unterricht genommen werden. (ca. 5 bis
20 Euro)
Capo (Kapodaster)
Braucht man als Anfänger noch nicht. Sollte der Lehrer ansagen, wenn dieser
benötigt wird. Kann aber auch eine Hilfe sein, um schwierige Stücke zu vereinfachen.
(ca. 1 bis 10 Euro)
Kurbel
Diese Drehhilfe ist vor allem dann brauchbar, wenn man neue Saiten aufzieht. Dann
muss man sich beim langwierigen Drehen der Wirbel nicht die Finger zwischen den
anderen Wirbel aufscheuern. (ca. 1 bis 2 Euro)
Liederbücher
Hier sind die Empfehlungen des Gitarrenlehrers in der Regel hilfreich. Preiswert sind
solche Bücher mit 300 bis 500 Liedern aus den Bereich Rock/Pop, Country,
Traditionals, Folksongs, Volkslieder, Kinderlieder, Gassenhauer, neureligiöse Lieder
usw. Hier ist der persönliche Geschmack natürlich ausschlaggebend. Beim kurzen
Blick in den Inhalt sollte auf folgendes geachtet werden:
 Gibt es ein Inhaltsverzeichnis oder sind die Lieder alphabetisch geordnet?
 Ist eine Grifftabelle vorhanden?
 Stehen die Akkorde über allen Strophen der Lieder?
 Sind die meisten Lieder mit einfachen Akkorden spielbar?
Eine CD oder DVD ist vor allem für Anfänger nicht immer ein Kaufargument. Wenn
sie aber schon dabei ist, kann man sie auch mitnehmen. Einen Mehrpreis dafür von
mehr als 5 Euro sollte man sich ersparen. (ca. 10 bis 30 Euro)
Schnellhefter
Natürlich gibt es viele Möglichkeiten, eine eigene Liedersammlung anzulegen.
Preiswert und praktisch für den Unterricht ist ein DIN A4 Schnellhefter, den man mit
zwei, drei Zetteln für Notizen und mit ein oder zwei Klarsichthüllen (für
Akkordtabellen, die kann man dann neben ein Lied legen) ausstattet. (ca. 1 Euro)
Man sieht, das Komplettpaket kann schon gut ins Geld gehen. Allerdings ist dies die
Kür. Die Pflicht heißt: bespielbare Gitarre.
Besonders empfehlenswert: Transportmittel, Stimmgerät, Schnellhefter, mindestens
3 Plektra (wenn damit gespielt wird). Diese Sachen sind umgehend anzuschaffen,
wenn klar ist, dass man weitermachen will.
Alle anderen Utensilien: Siehe Erklärungen oben.
Und noch eine Bitte an alle angehenden Gitarristen: Ahmt bitte nicht „The Who“ oder
irgendwelche Comedyeinlagen nach und zerstört aus purer Unsinnigkeit das
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Heinz Plaggenborg # Tipps für Gitarrenanfänger
Instrument, auch wenn es bundunrein sein sollte. Es kann immer noch mal ein Ersatz
sein, entweder, wenn die „gute“ Gitarre in Reparatur ist oder jemand anderes sich
vielleicht auch für einen Kurs anmeldet. Ist sie dafür nicht mehr gut genug, dann
kann sie immer noch als Autogrammjäger an der Wand hängen. Alle großen
Gitarristen, munkelt man, haben eine Gitarre an der Wand…
Viel Erfolg beim Erlernen des Gitarrenspiels!
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