Deutscher Schmerzkongress, 24. bis 27. Oktober 2007, Berlin Neue Regeln verschlechtern die Versorgung Prof. Dr. Dr. Stefan Evers Präsident der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft e.V. (DMKG) Aus Sicht der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft (DMKG) sind vor allem drei Punkte für das vergangene Jahr seit dem letzten Deutschen Schmerzkongress hervorzuheben: Neue Regeln im Gesundheitssystem verschlechtern die Therapie Im berufspolitischen Bereich wurde zunehmend die Auseinandersetzung mit den Reformen der Gesundheitsgesetzgebung geführt. So hat die DMKG gegen die sog. Me-Too-Listen protestiert, in denen die Mehrzahl der Triptane, aber auch andere Medikamente zur Kopfschmerztherapie als sog. Nachahmungspräparate definiert werden, deren Verschreibung nicht empfohlen wird. Hierdurch wird eine differenzierte Therapie von Kopfschmerzen, insbesondere der Migräne, erschwert. Auch die Festlegung der Verschreibungsanteile für Sumatriptan in der Migränetherapie (sog. Bonus-Malus-Regelung) hat zu einer Einschränkung der Therapiefreiheit und zu einer Unterversorgung von Schmerzpatienten mit dem für sie passenden Medikament geführt. Zahlreiche Anfragen und Zuschriften von Patientinnen und Patienten sowie von Schmerztherapeutinnen und -therapeuten belegen, dass im vergangenen Jahr die Qualität der medikamentösen Kopfschmerztherapie durch die Reglementierungen im Gesundheitssystem verschlechtert worden ist. Operationen und Botulinumtoxin gegen Kopfschmerz Im klinischen Bereich wurde eine besonders intensive Diskussion im vergangenen Jahr über sog. interventionelle Verfahren zur Kopfschmerztherapie geführt. Hierunter versteht man Eingriffe, die zu einer Prophylaxe von besonders schweren Formen von Kopfschmerzen führen sollen. Schon seit einigen Jahren bekannt ist die sog. Tiefenhirnstimulation des Hypothalamus, die bei besonders schweren Fällen des Clusterkopfschmerzes hilfreich sein kann. Allerdings hat sich in den letzten zwei Jahren auch gezeigt, dass die Erfolgsrate nicht ganz so hoch ist wie in den ersten italienischen Fallserien beschrieben. Inzwischen sind auch die ersten deutschen Patienten operiert worden. Weiterhin gehören stimulierende Verfahren von Nerven (insbesondere des N. occipitalis major) zu den neueren Verfahren in der Kopfschmerztherapie. Diese Methode wird auch beim chronischen Clusterkopfschmerz und bei der chronischen Migräne experimentell eingesetzt. Schließlich sind mehrere große Studien auch in Deutschland zu der Frage initiiert worden, ob der Verschluss eines offenen Foramen ovale bei Migräne hilfreich ist. Offene Studien hatten dies nahegelegt. Immer noch in der Diskussion ist auch die Wirksamkeit von Botulinumtoxin in der Kopfschmerztherapie. Nachdem sich gezeigt hatte, dass die Injektion dieser Substanz bei den meisten Kopfschmerzformen keine Wirksamkeit zeigt, sind jetzt zwei große Studien zum Einsatz bei der chronischen Migräne abgeschlossen worden, deren Ergebnisse noch ausstehen. Epidemiologische Studie abgeschlossen Außerdem wurden im Jahr 2007 die Ergebnisse des zweiten Teils der großen epidemiologischen Studie der DMKG abgeschlossen. Damit konnte nach dem ersten Teil, der sich mit der Prävalenz der häufigsten Kopfschmerzarten und deren Verteilung in verschiedenen Subgruppen beschäftigte, nun auch die Häufigkeit der verschiedenen Kopfschmerzformen ermittelt werden. Dies ist wichtig, um Faktoren zu erkennen, die zur Entstehung etwa einer Migräne beitragen können. Auch dieser Teil der epidemiologischen Studie der DMKG wurde vom Institut für Epidemiologie und Sozialmedizin der Universität Münster unter Leitung von Prof. Dr. Klaus Berger durchgeführt. Finanziert wurde die Studie durch Beiträge einiger Fördernder Mitglieder der DMKG. Ein Teil der Ergebnisse wird auf dem Deutschen Schmerzkongress präsentiert. Stipendium für Nachwuchsforscher Im Jahr 2007 vergibt die DMKG auch wieder ein Forschungsstipendium in Höhe von 25.000 Euro. Dies geschieht nach 2005 zum zweiten Mal. Damit soll die Forschung in Deutschland über idiopathische Kopfschmerzen bei Nachwuchsforscherinnen und -forschern angeregt werden. Wer das diesjährige Stipendium erhält, wird auf dem Deutschen Schmerzkongress durch den Präsidenten der DMKG bekannt gegeben. Ansprechpartner Prof. Dr. med. Dr. phil. Stefan Evers, Klinik und Poliklinik für Neurologie, Universitätsklinikum Münster, Albert-Schweitzer-Str. 33, 48129 Münster, Tel. 0251/8348196, Fax: 0251/8348181, E-Mail: [email protected]