kopfschmerzen und migräne

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ALLTAGSBESCHWERDEN
KOPFSCHMERZEN
UND MIGRÄNE
PD Dr. med. Peter Sandor
Leitender Arzt Neurologie und
Leiter der Frührehabilitation der
RehaClinic am Kantonsspital
Baden. Präsident der Schweizerischen Kopfwehgesellschaftft
Welches sind die Ursachen von
Migräne?
PD Dr. med. Peter Sandor:
Es wird angenommen, dass Migräne genetisch bedingt ist. Man geht
dabei davon aus, dass Informationen im Hirn von Migränepatienten
anders verarbeitet werden, dass
Filterprozesse anders funktionieren,
Sinneseindrücke, auch akustische
und visuelle, anders wahrgenommen werden. Da das Hirn durch
diese Vorgänge mehr Informationen verarbeiten muss, entsteht ein
Energiedefizit. Die Migräneattacke
sorgt für eine Pause.
Heftige, anfallsartige, pulsierende, meist halbseitige Kopfschmerzen mit Sinnesüberempfindlichkeit sind die klassischen
Symptome der Migräne.
In der Schweiz leben rund eine Million Migränepatienten; dies
entspricht rund 12 Prozent der Bevölkerung. Frauen sind ungefähr doppelt so häufig betroffen wie Männer.
PD Dr. med. Peter Sandor, Leitender Arzt Neurologie und Leiter
der Frührehabilitation der RehaClinic am Kantonsspital Baden,
ist Präsident der Schweizerischen Kopfwehgesellschaft und gibt
Auskunft über Ursachen, Behandlung und Prävention.
Wie wird Migräne behandelt?
Welche Nebenwirkungen kommen vor?
Häufig werden Schmerzmittel wie
Aspirin mit dem Wirkstoff Acetylsalicylsäure oder Panadol mit dem
Wirkstoff Paracetamol, nichtsteroidale Antirheumatika wie Ibuprofen
oder Diclofenac und ferner Triptane,
also migränespezifische Mittel, eingesetzt.
© Corbis
Diese Medikamente werden in der
Regel gut vertragen – herkömmliche
Schmerzmittel und Triptane können
in gewissen Fällen jedoch Müdigkeit
oder leichte Übelkeit verursachen.
GESUNDHEITSFIBEL 2014 | 01
Wie kann man Migräne verhindern?
Migränepatienten sollten darauf
achten, psychische Belastungen in
sinnvollen Grenzen zu halten.
Denn: Schwierige Situationen können die Attackenfrequenz erhöhen.
Die Patienten sollten versuchen,
mögliche Auslöser zu vermeiden,
was in unserer Welt jedoch leider
nicht immer möglich ist. Wenn es
gelingt, auf ein Gleichgewicht im
Leben zu achten und für Ausgleich
zu belastenden Situationen zu sorgen, ist das hilfreich. Es werden
auch auf das Serotoninsystem wirkende Medikamente, Betablocker,
Sartane, Kalziumantagonisten und
Antiepileptika (beispielsweise Topiramat) eingesetzt. Solche Medikamente sollten die Patienten regelmässig einnehmen.
ALLTAGSBESCHWERDEN
Wie unterscheidet sich Kopfschmerz von Migräne?
Nicht jeder Kopfschmerz ist eine Migräne, aber praktisch jede Migräne
ist mit Kopfschmerzen verbunden. Allgemein versteht man unter Spannungskopfschmerz Kopfschmerzen, die eher druckartig sind und keine
Begleiterscheinungen haben. Bei der Migräne hingegen tritt ein hämmernder Schmerz auf; oft kommt es zu Licht- und Lärmempfindlichkeit, teils
auch zu Geruchsüberempfindlichkeit. Deshalb legen sich Migränepatienten oft in einen dunklen Raum und erfahren dadurch Linderung.
Zu den Begleitsymptomen von Migräne gehört auch Übelkeit, teilweise bis
zum Erbrechen.
Warum sind Frauen stärker von Migräne betroffen als Männer?
Zu den Gründen dafür bestehen zwei Hypothesen: Hormone und Genetik.
Einerseits können Migräneattacken bei Frauen beispielsweise perimenstruell, zum Zeitpunkt der Menstruation, vorkommen. Sie werden dann
durch einen Abfall des Östrogenspiegels ausgelöst. Andererseits leiden
etwa 3 Prozent der Kinder unter sieben Jahren unter Migräne – und zwar
Knaben und Mädchen gleichermassen. Bei jungen Mädchen von 15 Jahren
steigt der Anteil auf bis zu 15 Prozent. In diesen Fällen wird eine genetische
Ursache für die Migräne vermutet.
INFO
Migräne ist ein typischerweise
einseitiger, hämmernder Kopfschmerz in der Nähe des Auges
mit Begleitsymptomen wie Übelkeit, Licht- und Lärmempfindlichkeit. Bei manchen Patienten
treten vor dem Anfall Sinnesstörungen auf, beispielsweise Sehstörungen wie flackernde Punkte, oder sogar Sprechstörungen.
Die Häufigkeit der Migräneattacken liegt zwischen wenigen Malen pro Jahr und mehreren Malen
im Monat. Sie können zwischen 4
und 72 Stunden dauern.
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