Dr.med.Markus Henkel Facharzt für Allgemeinmedizin Umweltmedizin . Betriebsmedizin Bauerngasse 25 97616 Bad Neustadt Migräne Sehr geehrte Patientin, sehr geehrter Patient, Kopfschmerzen sind ein sehr häufig auftretendes Symptom, unter dem fast jeder zweite Deutsche leidet oder schon einmal gelitten hat. Bei starken oder länger andauernden Kopfschmerzen wird im allgemeinen Sprachgebrauch gerne etwas vorschnell der Begriff Migräne benutzt. Nach der Formulierung der Internationalen Kopfschmerzgesellschaft IHS liegt eine Migräne jedoch vor, wenn folgende Kriterien zutreffen: der Betroffene hat schon mindestens 5 Attacken erlebt die Kopfschmerzattacken dauerten zwischen 4 und 72 Stunden die Kopfschmerzen weisen mindestens 2 der folgenden Symptome auf: sie sind einseitig sie sind pulsierend gleichzeitig treten Übelkeit und Erbrechen auf der Betroffene reagiert überempfindlich auf Licht und/oder Lärm die Schmerzen sind mittelschwer bis schwer und verstärken sich bei körperlicher Anstrengung Migräne ist eine organische Erkrankung, die man nicht einfach abschaffen kann. Vielmehr begleitet sie den Betroffenen viele Lebensjahre. Es mag ermutigen, dass die Migräneanfälle oft mit steigendem Lebensalter abnehmen. Viele weitere Faktoren sind von Bedeutung. Einige davon sind beeinflussbar, andere wie Erbanlagen und Wettereinfluss nicht. Es ist wichtig, dass der Migränekranke die für ihn bedeutsamen Auslöser erkennt und nach Möglichkeit meidet. So kann er zumindest Einfluss auf die Häufigkeit und Intensität der Anfälle nehmen und seine Lebensqualität steigern. Schlaf Eine Störung im Schlaf-Wach-Rhythmus, also sowohl zu langer wie auch zu kurzer Schlaf kann eine Migräneattacke auslösen. Typisch ist deshalb die Wochenendmigräne, die oft Folge einer Kombination anderer Auslöser (Nikotin, Alkohol, Nüsse) mit Verschiebung des Schlafzyklus ist. Auch Fernreisen mit der damit verbundenen Zeitverschiebung sind bekannte Auslöser. Zusätzlicher Schlaf schützt nicht vor Migräne. Stress Stress, Hektik, Aufregung, Angst beispielsweise vor einer Prüfung sind ebenso potentielle Migräneauslöser wie die Entspannungsphase nach einer Stressbelastung. Nicht wenige Migränepatienten kennen das: der erste Urlaubstag wird durch einen Kopfschmerzanfall verdorben. Auch die Wochenendmigräne wird bei sonst angestrengt arbeitenden Menschen durch den Stressabfall begünstigt. Ernährung Rotwein - bestimmte Käsesorten - Schokolade - sehr fette Speisen - Zitrusfrüchte – Erdnüsse – und andere Nahrungsmittel können für einige Menschen ganz individuell Migräneanfälle auslösen. Auch Änderungen der Eßgewohnheiten z.B. eine Diät zur Gewichtsabnahme können Attacken erzeugen. Ein bekannter Auslöser ist auch der Kaffeeverzicht bei sonst regelmäßigem Koffeinkonsum. Hormone Der Einfluss der weiblichen Geschlechtshormone auf die Migräne ist bekannt. Während vor der Pubertät etwas mehr Jungen als Mädchen an Migräne leiden, überwiegen später die Frauen im Verhältnis von 2 : 1. In 10 % besteht bei Migränepatientinnen eine enge Korrelation zwischen Anfallszyklus und Menstruation. Die Einnahme von Hormonpillen kann bei manchen dieser Frauen die Situation noch verschlechtern. Bei etlichen lässt die Migräne während der Schwangerschaft deutlich nach. Danach ist sie meist genauso häufig wie zuvor. Nach den Wechseljahren werden die Migräneattacken seltener und schwächer. Die gleiche Erfahrung machen migränekranke Männer nach dem fünfzigsten Lebensjahr. Wetter Die Einflüsse des Wetters sind zwar nicht erwiesen, aber es scheinen doch recht viele Migränepatienten auf Wetterumschwung, insbesondere Luftdruckabfall und Fön empfindlich zu reagieren. Reize Nikotingenuss, auch passives Mitrauchen in verqualmten Räumen kann bei manchen Betroffenen auslösend wirken. Auch scheinen in Einzelfällen bestimmte Gerüche, Lärm, Flackerlicht Zünder eines Anfalls zu sein. Da derartige äußere Einflüsse aber nicht selten in Kombination mit anderen potentiellen Auslösern auftreten, ist mitunter die Bedeutung des Einzelfaktors nicht ganz eindeutig. Z.B Diskothekbesuch mit Flashlicht, Lärm, Rauch, Alkohol, Stressabfall und anschließend verschobenem Schlafzyklus. Die Migräne-Behandlung Zunächst muss einwandfrei geklärt werden, ob eine echte Migräne vorliegt, denn nur bei korrekter Diagnose ist eine effektive Behandlung eines Kopfschmerzes möglich. Andere Erkrankungen wie beispielsweise ein zu hoher Blutdruck, eine Blutarmut oder eine Fehlfunktion der Schilddrüse können sich nämlich ebenfalls durch Kopfschmerzen bemerkbar machen und müssen selbstverständlich entsprechend anders behandelt werden. Auch bestimmte Medikamente gegen andere Erkrankungen können Kopfschmerzen verursachen, so z.B. die Pille, Mittel gegen Bluthochdruck, entwässernde Arzneien, Antibiotika, manche Asthmapräparate. Ziel einer effektiven Migränebehandlung ist es, die Häufigkeit und Intensität der Attacken zu reduzieren. Aus dem bisher Gesagten ergibt sich, dass ein Schwerpunkt auf der Vorbeugung liegen muss. Durch Erkennen und Vermeiden der allgemeinen und individuell ermittelten Auslöser sollen Migräneanfälle so gut wie möglich verhindert werden. Das heißt für Sie Meiden Sie die Faktoren, die Sie für sich als Migräneauslöser erkannt haben. Lernen Sie im Rahmen eines Programms zur Stressbewältigung Ihr Verhalten in belastenden Alltagssituationen zu korrigieren. Machen Sie ein Entspannungstraining, z.B. Muskelrelaxation nach Jacobsen. Treiben Sie Sport. Vor allem Ausdauersportarten sind günstig. Wenn diese nicht-medikamentöse Prophylaxe nicht ausreicht, stehen dem Arzt Medikamente – sogenannte Triptane - zur Verfügung, die Migräneanfälle abschwächen manchmal sogar unterbrechen können. Sie werden im Bedarfsfall, also bei einer auftretenden Migräne möglichst frühzeitig zugeführt. In bestimmten Fällen (z.B. bei sehr häufigen, sehr lang andauernden, sehr schweren Attacken, oder wenn andere Mittel nicht vertragen werden) besteht auch die Möglichkeit der dauerhaften Einnahme vorbeugender Medikamente (z.B. ß-Blocker).Bevor eine derartige medikamentöse Vorbeugung ausprobiert wird, sollten folgende Voraussetzungen erfüllt sein: Der Betroffene leidet unter drei oder mehr Attacken pro Monat Die Migräneanfälle dauern länger als 48 Stunden Die Migräneattacken bessern sich nicht durch eine Behandlung mit Tabletten, Zäpfchen, Nasenspray oder Selbstinjektion Die Migräneattacken verlaufen außerordentlich schwer Die Medikamente, die den akuten unangenehme Nebenwirkungen Schmerz bekämpfen sollen, bereiten Diese medikamentöse Prophylaxe ist eine längerfristige Behandlung, die Wirkung ist in der Regel nicht sofort beurteilbar. Üblicherweise kann der Behandlungserfolg frühestens nach zwei Monaten beurteilt werden. Besonders wichtig ist die Aufzeichnung der Anfälle und der jeweiligen Lebensumstände in einem Migräne-Tagebuch. Es erlaubt dem Betroffenen zunächst einmal, seine individuellen Auslöser überhaupt zu erkennen (z.B. Migräne überzufällig häufig am Donnerstag. Warum? Besonderer Stress im Beruf?). Darüber hinaus erkennt man aber auch erst aus den Aufzeichnungen den Erfolg einer Behandlung. Wenn nämlich vormals 6 Attacken im Vierteljahr auf 3 reduziert werden konnten, entspricht das einer Besserung von 50 %! Ohne Tagebucheintragung wird aber fast jeder Betroffene einschätzen, dass etwa durchgeführte Maßnahmen kaum einen Vorteil bewirkt hätten, da er ja seine beschwerdefreien Tage gar nicht besonders registriert.