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Hessischer Rundfunk
Hörfunk-Bildungsprogramm
Redaktion: Volker Bernius
Wissenswert
Vom Wert der kreativen Therapien
Von Volker Bernius
Sendung:
Montag, 14.03.2005, 19.05-19.30 Uhr, hr2
Sprecher:
05-511
COPYRIGHT:
1
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AUSSAGEN VON PATIENTEN
(incl. Musik)
Psychotherapie mit Kunst und Musik, Tanz und Malen, Gestalten und Bewegen – Therapie mit
künstlerischen Mitteln – seit einigen Jahren sind die kreativen Methoden im Gesundheitswesen vorhanden
und akzeptiert.
Schon länger - über ein Vierteljahrhundert, mit Kunst und Musik in der Psychiatrie – in den letzten
Jahren aber auch in solchen medizinischen Bereichen, die zunächst für körperliche Beschwerden und
Krankheiten da sind.
Kreative Methoden sind uralte Therapieformen – in neuen und zeitgemäßen Gewändern.
Schumacher 1a
1’29 (noch teilen in 1a und 1b)
also kreativ sein, also schöpferisch werden, Urheber sein seiner eigenen Aktivität, das kann man nun
mit den griech. Begriff sehr schön umschreiben, der ja sagt, man ist , musike meint die Gesamtdarstellung
des Menschen in Ton Gebärde in Sprache instrumentalem und vokalem Ausdruck /// musische Seite
des Menschen
Karin Schumacher ist Professorin für MT an der Universität der Künste in Berlin. Sie bildet seit 20
Jahren Musiktherapeuten aus und arbeitet auch praktisch – vor allem mit autistischen Kindern und
Erwachsenen.
Schumacher 1b
und die Idee das zu therapeutischen Zwecken einzusetzen anzuwenden liegt dort nahe wo das Musische
verkümmert ist oder zu verkümmern droht oder durch eine psychologische Störung nicht mehr oder ungehemmt
herauskommt nun haben wir in unserer Gesellschaft eine Bedrohung des Musischen man kann sagen überall
dort wo Spielräume wegfallen fallen Kerativitätsräume weg also Räume wo man etwas schaffen kann und unter
dem Druck einerseits der Verehrung des Kognitiven also rein denkerischen Seite des Menschen haben wir
weil wir so stolz sind darauf weil wie so klug geworden sind oder so gescheit haben wir vergessen dass die
spielerische Seite oder die emotionale Seite mit entwickelt werden muss
Die spielerische Seite, die emotionale Seite, die verloren geht und auch krank werden kann, die sprechen
kreative Therapeuten an. Dabei setzen sie nicht voraus, dass Patienten und kranke Menschen Künstler
sind oder werden, dass sie etwa ein Instrument spielen können, mit Pinsel und Leinwand exakt umgehen,
bereits mehrere Tanzkurse besucht haben oder unzählige Gedichte geschrieben haben. Es sind
Fähigkeiten und Ressourcen mit denen sich jeder Mensch ausdrücken kann ohne Vorkenntnisse, betont
Tonius Timmermann, seit kurzem Professor an der Musikhochschule Augsburg.
Timmermann
3
1’15
2
Es ist ja auch so 287, dass die kreativen Medien // dass die ja auch vor der Kunst schon eine
Sprache sind, das kleine Kind malt einfach ohne dass es gelernt hat oder macht Töne ohne dass es
gelernt hat /// die Sprache der Worte dürfen wir uns ja auch erstammeln und erbrabbeln sozusagen
um dann irgendwann sprechen zu können und manche schreiben dann irgendwann dann mal Gedichte.
Also Sprache ist nicht unbedingt mit Dichtung verbunden genauso ist es auch mit Musik und Malen
mit kreativen Medien sie sind nicht per se für eine handwerkliche hochgeschliffene künstlerische Tätigkeit
vorbehalten sondern sie stehen allen Menschen zur Verfügung, jeder Mensch darf sich ausdrücken mit
diesen Medien und das wird in unserer Gesellschaft leider zur wenig gefördert auch im schulischen
Bereich,
also Unmengen von Beispielen könnte man finden die die Kreativität eigentlich aus der den Menschen
weggenommen und irgendwelche speziellen Schubladen verwahrt und dann den Leuten als Publikum vorgeführt
wird und das glaube ich ist keine gesunde Entwicklung in der Gesellschaft.
PATIENTENAUSSAGEN MIT MUSIK
Alle die, die mit Sprache, mit Worten nicht leicht oder gar nicht erreicht werden können: traumatisierte
Menschen, demente Menschen, Alzheimer-Patienten, Menschen die im Koma sind, Schlaganfallatienten,
aber auch Kinder oder Jugendliche, können durch Musik, durch gestalterische Mittel, durch Tanz besser
erreicht werden.
David Aldridge ist gebürtiger Engländer, er ist Professor und Forscher am Institut für Musiktherapie
an der Universität Witten-Herdecke.
Aldridge 4 (ca. 0’45)
Wenn wir sehen auf die verschiedenen Krankheiten , die Leute haben das Bedürfnis etwas auszudrücken
und dann in eine Form zu bringen, /// wir schließen an in ein Lied, wir schließen an in ein Liedform
oder sie finden eine gemeinsame Gesangsform mit anderen Leuten oder sie fangen an zu tanzen
mit jemand anderes ihre Emotionen ihre Ausdrücke finden eine Form und ein sozial akzeptiertes Form
deshalb diese Komponente von etwas Individuelles , wir nehmen nicht ihre Individualität weg oder ihre
schöpferische Kraft weg, aber wir bringen es in eine Form, das sozial akzeptiert ist.
Eine Therapie, die eingebettet ist in eine spezielle Beziehung, eine Therapie, die eine sinnliche Qualität
bekommt und ästhetisches Erleben ermöglicht.
David Aldridge betreut neben seiner eigenen kunsttherapeutischen Arbeit als Professor an der Uni Witten
viele Studien, die die Wirksamkeit von kreativen Therapien belegen und belegen sollen.
Im Gesundheitswesen werden seit Jahren immer stärker Nachweise der Wirkung von Medikamenten
und Therapien gefordert. Therapien und Medikamente, die mit großen Zahlen ihre Behandlungserfolge
statistisch nachweisen können, die eine Vielzahl von Belegen für Heilung aufweisen können werden
im Gesundheitswesen und in Krankhäusern besser akzeptiert, und werden von Krankenkassen anerkannt
und bezahlt – evidenzbasierte Medizin ist hierzu das Schlagwort.
Auch von kreativen Therapien, auch von künstlerischen Therapien werden Nachweise quantitativer und
qualitativer Art gefordert – aber es gibt Grenzen in der Nachweisbarkeit mit großen Zahlen bei kreativen
Therapien. Große Studien sind langwierig, aufwändig und sehr teuer und hinter den kreativen
3
Therapieformen und –forscher stehen in der Regel keine pharmazeutischen oder wirtschaftlichen
Interessen.
Am Institut von David Aldridge in Witten sind in den letzten Jahren dennoch mehrere Studien entstanden,
die die Wirkung von kreativen Therapien untersuchen wie zB der Musiktherapie bei
entwicklungsverzögerten Kindern. Eine Skala wurde erstellt, die genau zeigte, wie die MT bei den Kindern
ankam, was sich im Laufe der Zeit veränderte: sie begannen sich zu bewegen, fingen an Musik zu
hören und dazu aktiv zu spielen. Das verbesserte sich im Laufe der Zeit. Die Kinder begannen auch
besser miteinander zu kommunizieren. . All das, sowie der individuelle Stand eines Kindes konnte
auf einer Skala gemessen und abgelesen werden.
Aldridge 1
1’12
Aber hinterher bei einem Kind, das nicht so gut aussieht auf der Skala die Mutter sagt zu uns: Wissen Sie
was? Dass seit dieser Behandlung (mein Kind ist fünf Jahre alt) das erste Mal habe ich ein Gespür als
Mutter für dieses Kind, mein Kind hat mich anerkannt, mein Kind weiß jetzt, dass ich ihre Mutter bin und
ich habe das gleiche Gefühl, dass wir kennen beide uns als richtige Menschen auf einem neuen Weg und
jeder Elternteil wird das verstehen, das muss ein Riesengroßer Sprung sein , das erstemal nach fünf Jahren
dass diese Anerkennung ist da.
Und dieses Kind war eins von den Kindern // zuerst hat keine Entwicklung gemacht und dann sechs Monate
später war klar es gibt ein R8esensprung in der Entwicklung auf die Elemente die auf der Skala waren, die
waren zu messen, aber diese 072 seelische Entwicklung diese Beziehungsanerkennung die da war man kann
das nicht einfach auf eine Skala bringen.
Es dürfte wohl heute keinen ernsthaften Mediziner mehr geben, der die seelischen Belastungen bei
einer Krebserkrankung nicht anerkennt, das Gefühl existentiell bedroht zu seine, auf Heilung zu hoffen,
ist verbunden mit der Angst vor belastenden Therapien. Und der Erkenntnis keine Kontrolle über den
eigenen Körper zu haben und zur Passivität verdammt zu sein. Kreative Therapien können den Krebs
nicht heilen. Vielleicht können das Medikamente, vielleicht kann das die Medizin mit Apparaten, aber
sie können helfen besser mit der Krankheit umzugehen, die Symptome zu lindern, die Krankheit in
den Alltag zu integrieren. David Aldridge berichtet von seiner Arbeit aus einem Zentrum für integrative
Medizin in New York. Ein Institut das konsequent konventionelle Medizin mit Kunsttherapien verbindet.
Eine 77 Jahre alte Frau mit einem Krebsleiden im Spätstadium, sie hat sehr starke Schmerzen und
lässt niemand an sich heran. David Aldridge und eine Kollegen singen für sie ein Lied:
Aldridge 2 1’28
... für dieses Lied haben wir die Worte benutzt dass sie zu uns gesagt hat, sie hat Sorge um ihren Sohn
ihr Mann war kurz vorher gestorben, sie vermisst ihn sie möchte ihn umarmen sie möchte selbst umarmt sein,
sie hat Angst vor was kommt sie hat Angst dass vielleicht ihr Gott hat sie verlassen so wir haben ein Lied
für sie gesungen sehr sehr ruhiges improvisiertes Lied über eine Viertelstunde für sie gesungen der Arzt war
dabei und erstaunt nach einer nach einer Viertelstunde ist er zu ihr gegangen und hat gesagt wo sind sie
jetzt // und sie hat gesagt ich bin in die Schönheit man sieht es an ihr sie war in einer ganz anderen
Bewusstseinsstufe
4
Das war eine Frau, dass sehr starke Schmerzen leiden hat und sehr viel Angst für ihre Zukunft // es gibt
manche Sachen die passieren im Leben das wir können nicht auf eine Skala bringen aber wir können sie
erfahren wir können über sie berichten und sie haben einen unglaublichen hohes Wert.
/// Jeder versteht was da gemacht war, aber das Problem für uns ist, wie bringen wir diese Erfahrung auf
ein Blatt wo wir können ein Kreuz auf ein Kästchen bringen
Auch der Musiktherapeut Wolfgang Schmid hat bei David Aldridge in Witten eine Studie erstellt und
zwar in einem klassischen medizinischen Bereich, dem der neurologischen Erkrankungen. Sein Thema:
Musiktherapie bei Mulitple-Sklerose-Erkrankten. Er fand zunächst vor, dass die Sichtweise der
klassischen Medizin sich ausschließlich auf die körperliche Dimension beschränkte.
SCHMID
1
0’44
((Und)) ich glaube, dass die Neurologie sehr funktional mit allen Patientengruppen umgeht, also die
gucken immer welche Defizite welche Störungsbilder hat jemand und wenn man nur reduziert wird auf
seine Störungsbilder ist man auch nur bemüht die zu kompensieren in irgend einer Form, es geht gar
nicht darum in irgendeinem Gespräch zu kommen über das was mich noch bewegt, es gibt eine
Studie zur Einschätzung von Lebensqualität von Ärzten und ihren behandelnden MS-Patienten und es
ist frappierend dass alle sagen die Motorik ist entscheidend für die Lebensqualität und die Pat sagen
nein nicht die Motorik, sondern das Gespräch die Vitalität mein Allgemeinbefinden, meine soziale
Eingebundenheit das sind alles Faktoren die bestimmen meine Lebensqualität dem wird überhaupt keine
Aufmerksamkeit geschenkt.
Wolfgang Schmid achtete nicht auf die Defizite der Multiple-Sklerose Erkrankten, er schaute auf die
allgemeine Situation der Patienten. Viele Patienten werden sehr frühr berentet, häufig im Alter zwischen
20 und 40 Jahren, verlieren also fürh ihre soziale und ökonomische Unabhängigkeit – die häufigsten
psychischen Reaktionen auf die körperlichen Störungen sind Depressionen und Ängste. Was also würde
eine kreative Therapie, wie die MT, bewirken?
SCHMID
3
1’18
also die kreativen Therapien setzen konkret am einzelnen an und sind ressourcenorientiert und gucken nach
Fähigkeit, die suchen herauszukitzeln, was ist da an Musikalität was ist da an Kreativität an Malen und am
Tanzen da und die setzen genau da an, was der Mensch mitbringt also die setzen keinen Standard es gibt
auch nicht ein Messinstrument das sagt du gehst jetzt 7 Meter und ich stopp die Zeit, wenn mir jemand sagen
würde wäre ich wahrscheinlich so nervös oder abhängig von meiner Tagesform könnte ich gar nicht sagen.
Dass das jeden Tag gleich ist aber von den Betroffenen wird es verlangt, die müssen funktionieren, die kreativen
Therapien setzen genau an dem Gegenpol an also kümmern sich um was kann ein Mensch wie klingt der
wie malt der ich glaube es kommt zu einer inneren und äußeren Bewegung es wird dadurch ein Prozess
angeregt und nicht nur ein Produkt verlangt sozusagen. ///
Der letztlich zur Lebensqualität beiträgt, in dem Sinne, wie es die Betroffenen formulieren, dass sie sich vitaler
fühlen, dass es ihre Partner bestätigen, dass es auf der Arbeit bemerkt wird, oh du warst wieder bei der
Musik, ja , und Kollegen sagen, was machst du da, ich trommel, was du trommelst? Und dann ist es auch
eine neue Gesprächsebene plötzlich, man redet nicht über sein Symptom ich kann nicht mehr gut gehen, ich
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seh nicht mehr ich brauche ein größeres Bildschirm am Arbeitsplatz, sondern ich mach Musik willst Du mal
hören?
Typische Begleiterscheinungen wie Depressionen oder die Angst später einmal im Rollstuhl zu sitzen,
wurden durch die MT geringer, eine andere Sicht auf die chronische Krankheit entstand, sie wird besser
bewältigt. Wolfgang Schmid fasst die nachweisbaren Ergebnisse seiner Studie so zusammen.
SCHMID
5
0’46
049 die Betroffenen /// sprechen über ihr Erleben sie sprechen über eine konkrete Erfahrung die sie gerade
gemacht haben beim singen oder beim spielen und beschreiben das als Zugewinn als Lebensqualität ein Zugewinn
an Beweglichkeit oder ein Zugewinn da rückt die Erkrankung in Hintergrund, //
es stärkt das Selbstvertrauen, es stärkt die Selbstakzeptanz das ist sehr wesentlich wenn man es ich vorstellt
ich wach jeden morgen auf und spür erst mein Körper was ist heute los es gibt Untersuchungen die sagen
MS-Betroffene die sind sehr sehr genau darin sich zu beobachten was geht und was geht nicht und davon
ein bisschen abzurücken und zu sagen ich akzeptier das wie das sonst uns krieg dadurch eben Raum für
ganz andere Wahrnehmungen für die positiven auch
Patientenaussagen mit Musik
Kreative Therapien bei neurologischen Erkrankungen sind allgemein noch eine recht junge Erscheinung.
Eine jüngste Studie bei Schlaganfallpatienten belegte, dass nach 7 Monaten Gesang und Rhythmus
die Patienten besser und flüssiger sprechen konnten. In einer anderen Studie bei Nierenpatienten konnte
durch kreative Therapie die Dialyse besser verkraftet werden.
Jedoch kann man nicht sagen, dass den Therapiemethoden eine große Bedeutung seitens der
klassischen Medizin zukommt. Wer nur die Teile eines Körpers im Blick hat, verliert den Überblick
über das Ganze. Noch viel Überzeugungsarbeit sei deshalb zu leisten, meint Wolfgang Schmid.
SCHMID
4
0’45
485 Die Ärzte reagieren sehr unterschiedlich drauf im bereich der Neurologie sind sie sehr im Vordergrund
motorische und funktionale Defizite zu kompensieren oder auch wiederherzustellen und sehr spannend
war, dass ich die Erfahrungen gemacht habe, wenn die Ärzte sich drauf einlassen und sich die Videos
angeschaut haben dann sind sie sehr visuell orientiert an der Beweglichkeit und dann können sie das
fast nicht glauben, dass jemand einfach durchs Trommeln den Rumpf aufrichtet und sehr viel beweglicher
im Rumpf wird, weil daran arbeiten Krankengymnasten unter Umständen sehr lange dass das geht. In
der Musik oder in der musikalischen Interaktion ist das sozusagen ein Produkt das mit auftritt, man
bewegt sich, wenn man Musik macht, selbst wenn man Musik hört und es ist noch sehr viel
Überzeugungsarbeit zu leisten, glaube ich .
Überzeugungsarbeit, die den Wert der kreativen Therapien im Gesundheitswesen herausstellt und
dokumentiert. Ein Wert der die klassische Medizin herausfordert, weil er konsequent nach dem Umgang
mit dem Patienten fragt – genauso wie Professor Tonius Timmermann. Er ist Leiter eines neuen
Studienganges für Musiktherapie an der Musikhochschule in Augsburg.
6
Timmermann 1 1’25
... wie im sozialen Umfeld damit umgegangen wird , wie dieser Mensch in dieser extremen, bedrohlichen,
Situation sich aufgenommen /aufgenommen verstanden fühlt, das hat ganz konkrete Auswirkungen auf die
physische Verlauf dieser Krankheit und von daher sind unterstützende Maßnahmen also es ist natürlich klar,
dass jemand der eine körperliche Erkrankung hat auch eine körpermedizinische Behandlung braucht gleichzeitig
glaube ich ist es einfach die Zukunft der Medizin und manche Mediziner nennen sich bereits Beziehungsmediziner
die sagen für mich ist die Beziehung zum Patienten so wichtig die stelle ich in den Mittelpunkt meiner Behandlung
gleich neben die medikamentöse medizinische Betreuung des Pat und ich glaube dass die Zukunft ist, dass
die beiden Komponenten Hand in Hand gehen, dh der Mensch ist ein biopsychosoziales Wesen das auf allen
drei Ebenen
131 auf der biologischen Ebene mit Medikamenten, Operationen und all diesen Methoden und auf der
psychosozialen Ebene durch Beziehungen durch Kommunikation durch ein sozialkommunikatives Übungs- und
Handlungsfeld und Spürfeld dass der Mensch dort erreicht wird in seiner Ganzheit und da eben viel größere
Heilungsschancen liegen, als wenn man da nur einen Teil des Menschen behandelt.
Wenn die Beziehung zum Patienten seitens der Mediziner genauso im Mittelpunkt steht, wie die
Betreuung mit Medikamenten, wenn Ärzte zuhören lernen und sich auf Augenhöhe mit den Patienten
treffen, dann ist ein wesentlicher Schritt in die Behandlung der Zukunft erreicht. Die Realität in Kliniken
und Arztpraxen spricht jedoch oft eine andere Sprache. Nur wenige Mediziner lernen zB in ihrer
Ausbildung Methoden des Zuhörens, Krankheitsberichte und Aussagen von Patienten zu interpretieren,
lernen nicht gezielt nachzufragen. Und wenn die Zeiten für Behandlungsgespräche immer kürzer werden,
wenn die Behandlungszeiträume schneller im Takt ablaufen müssen, dann haben es auch solche
Mediziner schwer, die sich heute schon Beziehungsmediziner nennen. Karin Schumacher, Professorin
an der Universität der Künste sieht hier eine besondere Chance der künstlerischen Therapien:
Schumacher
2
1’02
Beziehungstherapie
was wir hier hereinbringen in die Medizin ist, eine Wiederbeachtung des Beziehungsgeschehens zwischen
Behandelndem und Behandler der das einfach unter den Tisch fällt und noch weiter unter den Tisch fallen
wird, wenn wir mit der Apparatur und mit dem Personalmangel und mit dem Zuwachs an Apparatur und mit
dem Personmangel zu rechnen haben. Die zwischenmenschliche Beziehung ist ein Mittel der Therapie , sie
wirkt in sich und sie wirkt natürlich auch wenn man Medikamente gibt und wie man sie gibt und wie man
es veranstaltet jemanden zu untersuchen ist auch wichtig für die Wirkung und das weiß zwar ein guter Mediziner
aber es scheint gefährdet zu sein und ich glaube dass wir als Kunstth, Musikth, Tanzth eine andere Sensibilität
haben für die Begegnung zwischen Menschen und zwischen dem Vorgang des Behandelns und Behandelt
werdens
Und David Aldridge, Spiritus rector der Forschung auf dem Gebiet der künstlerischen Therapien und
Professor für qualitative Forschung in der Medizin an der Uni Witten ergänzt:
Aldridge 5
0’42
... man kann meinen Schmerz wegnehmen mit der Medizin aber können sie aber auch mein Leiden
wegnehmen? Und Schmerzen und Leiden sind andere Sachen und manche Leuten haben keinen
Schmerz mehr aber sie leiden noch und das ist etwas das wir tun müssen, man kann auch mein Krankheit
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bewältigen in dem Sinn, dass man gibt mir ein Medikament aber wenn es mit meiner Zukunft verbunden
ist, wie ich meine Zukunft sehe, kein Medikament kann das beendet und in diesem Bereich sollten
wir die Kunsttherapien bringen.
PATIENTENAUSSAGEN MIT MUSIK
Weitere nicht verwendete O-Töne
(Beispiel Neurologie)
Aldridge 3 1’08
Nach 342
(KOMA)
Aber wenn man anfängt zu singen ... manchmal es ist kein Wundermethode, aber es gibt etwas in der
menschlichen Gesangsstimme, das unterscheidet sich ... von einer Hintergrundstimme es ist etwas anderes
als eine Sprachstimme, das verbindet sich mit der anderen Peson mit dem Patient und teilweise was die
Musiktherapeuten machen ist, sie koppeln ihre Stimme mit was der Patient tut so wenn ein Patient atmet,
man kann das Gesang mit dem Atemfrequenzen koppeln wenn man das tut man verbindet sich selbst mit
etwas was die Patient tut man holt sie heraus in eine andere Welt und diese Welt bestimmt eine musikalische
Welt hat eine Zeitstruktur /// dann haben wir eine gemeinsam e Zeitstruktur das wir beide teilen können
und diese einfach Basis fängt die Kommunikation an .
Aldridge 5
0’42
... man kann meinen Schmerz wegnehmen mit der Medizin aber können sie aber auch mein Leiden wegnehmen?
Und Schmerzen und Leiden sind andere Sachen und manche Leuten haben keinen Schmerz mehr aber sie
leiden noch und das ist etwas das wir tun müssen, man kann auch mein Krankheit bewältigen in dem Sinn,
dass man gibt mir ein Medikament aber wenn es mit meiner Zukunft verbunden ist, wie ich meine Zukunft
sehe, kein Medikament kann das beendet und in diesem Bereich sollten wir die Kunsttherapien bringen.
Timmermann
2
0’59
also ich fang mal ganz elementar an: Kultur das lateinische Wort heißt : Pflege soviel wie von Körper Pflege
und Geist, Kultur hat immer schon in jeder Gesellschaft eine eben auch Komponente psychosozialer Heilung,
Psychohygiene von Prävention Rehabilitation, das gehört einfach in den Bereich der Gesundheitspflege, in
unserer Gesellschaft ist es nun extrem auseinander getriftet in ursprünglicheren Gesellschaften ist das noch viel
enger miteinander verbunden , bei uns ist die Arbeitsteilung extrem, ich habe das Gefühl dass durch die kreativen
Therapien dort auch die Möglichkeit wäre das Kulturleben zu erkennen als der Möglichkeit der Seelenpflege
der psychosozialen Pflege innerhalb der Gesellschaft weil die kommen einfach aus diesen Bereichen.
SCHMID
2
0’27
413
8
also die besondere Chance ist es dass es um eine körperliche Aktivität geht und das es darum geht in diesem
ganzen komplexen Krankheitsgeschehen ist kein Betroffener wie der andere, dass es ein ganz individuell
zugeschnittenen Ansatz gibt und dass es darum geht sehr ressourcenorientiert zu arbeiten wirklich die Fähigkeiten
nach vorne zu holen, weil die Defizite finden sonst die sind ständig im Vordergrund sonst.
Schumacher
3
1’17
(Klinik und Kultur)
209 (also erst mal der Bereich Klinik) wenn man in eine Klinik kommt wird man künstlerisch und musisch
gesehen depriviert, man ist wenn man aufgenommen wird von allen künstlerischen Eindrücken ästhetisch gesehen
abgeschnitten, ((da gibt es Versuche wie LifeMusic now Beispiel eine Organisation die dann Konzerte in solchen
Klinken bringt oder es gibt Bilderausstellungen die in diese Richtung gehen aber )) man muß sich die Tatsache
schon klar machen ein psychiatrischer Patient kann über Monate in einer Klinik leben ohne je eine gute Musik
zu hören ohne je ein gutes Bild zu sehen ohne schöne Eindrücke in irgendeiner Weise optisch akustisch
sensorisch zu empfangen das depriviert schon einen ganz normalen Menschen also auch einen kranken Menschen
und die Frage ist, wie bringt man einen solchen sensorischen ästhetischen musische Reize in so ein Milieu
so dass sie wirklich aufgenommen werden können und hier ist das Interessante Schnittfläche was kann man
an Kultur hereinbringen ohne Bezug zu dieser Klientel zu nehmen oder was muss der MT oder der Kunstth.
Mecklenbeck
Und es gibt noch einen weiteren Aspekt der Kultur nämlich dass wir ein Programm haben Kultur in der Klinik
unabhängig von der Kreativtherapie dann kulturelle Angebote in die Klink hineinbringen stattfindet dh in dem
Fall dass für Patienten aber eben auch für die Angehörigen und besonders auch für die Bevölkerung künftig
von Schwellenangst dort in den Räumlichkeiten des Sozialzentrums kulturelle Angebote stattfinden ob das
Dichterlesung sind , ob das Kino sind ob das Bands sind fast dreimal in der Woche Veranstaltungen statt
Kultur // wie ein Stadtteilzentrum wo Menschen sich begeben können wo Schwellenangst abgebaut werden
können, wo der Gesunde dem stigmatisieren psychisch kranken begegnen kann und sicher feststellt dass er
nicht mehr in der Zwangsjacke herumläuft und nicht in einer Gummizelle lebt.
Timmermann
Jugend
050 // es kommt ein kreatives Plus dazu es kommt aber auch dazu dass eben Menschen die nicht auf
der verbalen Ebene erreichbar sind aufgrund der Krankheit oder der Behinderung usw dass man die erreicht
und dass man möglicherweise Jugendliche eher erriecht wenn man nicht sagt ich möchte mit Dir über Deine
Problem reden sondern wenn man sagt ich mache eine Gruppe und da trommeln wir und improvisieren
mit Musik oder wir machen eine band und an dem was dann passiert inszenieren sich sowieso alle Probleme
und man kann dann auch darüber sprechen aber dann ist es nicht so etwas aufgesetztes oder das was mit
so einerkomischen Stimmung anfängt sondern man tut etwas zusammen gerade bei Kindern und Jugendlichen
ist das meiner Ansicht nach das A und O dass man etwas zusammen tut und dann kann man darüber reden
was da passiert
Timmermann
Zukunft
0’33
9
nach 197 auf der anderen Seite sind wir dafür auch billiger ich denke mal wenn man wirklich mal nachrechnen
würde, was würde wenn der Begriff Beziehungsmedizin Beziehungstherapie auf den verschiedensten Ebenen,
wenn der wirklich mal ernst genommen wird was könnte man da auch einsparen innerhalb des
Gesundheitssystems, ich glaube dass da die Zukunft liegt, ///ich glaube dass dieser Aspekt, dass neben
dem biologischen auch das psychosoziale die Arbeit auf der Befindlichkeit des Menschen und dessen Einfluss
auf den Heilungsprozess, dass das die Zukunft ist.
SCHMID
Rolle der Mediziner
... Das ist ja oft auch so ein Schutzmechanismus den glaube ich Mediziner antrainiert bekommen bekommen
sich nicht wirklich auf so qualitative Aspekte einzulassen weil es natürlich auch wichtig ist, dass ich quantitative
weiß, wenn das und das eintritt, muss ich so und so handeln, das ist ja wesentlich in einer Behandlung mit
Pat aber dann auch abtrainiert bekomme den Menschen anzuschauen oder sich darauf einzulassen oder zu
sagen, der weiß a eigentlich auch wie es ihm heute geht und ich kann ihm das glauben wie der das sagt.
Und muss nicht sagen der objektive Parameter sagt seine Lebensqualität ist heute schlechter als letzte Woche,
und ersagt nein mir geht’s heute besser aus irgendeinem anderen grund und das ist ja eine Frage des Systems
der Schulung und der Erziehung und ich frage mich manchmal was würde passieren wenn ein Arzt ja das
spielt eine Rolle auch in meiner Art dann den Pat zu behandeln oder Medikamente zu verordnen das wäre
ja wirklich eine völlig andere Basis die natürlich auch viel Selbstvertrauen und Courage verlangt // es verlangt
Selbstvertrauen auch von dem Arzt selbst, mein Patient ist auch Experte in meiner Erkrankung und der Art
damit umzugehen.
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