Herzkrankheit: Welches Medikament wo wirkt Für die Therapie der koronaren Herzkrankheit stehen eine ganze Reihe von Medikamenten zur Verfügung, die alle ganz unterschiedlich wirken. Ob der Arzt etwa Beta-Blocker, Nitrate oder ACEHemmer empfiehlt, ist auch vom Schweregrad der Beschwerden abhängig. Leidet der Patient noch unter weiteren Erkrankungen - etwa an der Niere - wird dies ebenfalls die Wahl des Medikaments beeinflussen. Die medikamentöse Behandlung ist aber nur sinnvoll, wenn der Patient seinen Lebenswandel ändert und alle Risikofaktoren ausschließt, auf die er Einfluss hat. So sollte er das Rauchen aufgeben, sein Gewicht normalisieren und cholesterinarme Kost essen. Zudem muss er sich überlegen, wie er künftig Stresssituationen besser bewältigt. Sofern sein Zustand stabil ist, ist auch Ausdauertraining angezeigt. Wenn der Arzt Medikamente gegen die koronare Herzerkrankung verschreibt, wird er zugleich Begleitkrankheiten wie Bluthochdruck, Fettstoffwechselstörungen, Diabetes mellitus und Gicht behandeln. Bei einem akuten Angina-pectoris-Anfall hilft Nitro-Spray Zum Standardprogramm einer medikamentösen Therapie zählen in der Regel Nitrate wie Nitroglycerin. Sie sind besonders für die Behandlung des akuten Angina-pectoris-Anfalls geeignet: Sofort, innerhalb von ein bis zwei Minuten, setzt die Wirkung ein: Die Gefäße werden erweitert und das Herz folglich entlastet. Jeder Patient mit koronarer Herzkrankheit soll stets Nitroglycerin-Spray oder -Kapseln mit sich führen. Nitrate verlängern aber nicht das Leben und senken nicht die Herzinfarktgefahr. Vorsichtig müssen Patienten sein, die Viagra einnehmen: Auf keinen Fall sollten Nitrate und Viagra innerhalb von 24 Stunden gemeinsam eingenommen werden. Wer nach Einnahme von Viagra einen Angina-pectoris-Anfall erleidet, muss als Alternative einen Beta-Blocker oder einen KalziumAntagonisten erhalten. Der Patient muss den Arzt unbedingt auf die Einnahme von Viagra hinweisen. Vorbeugende Behandlung mit Plättchenhemmern Zur Vorbeugung eines Herzinfarkts eignen sich Plättchenhemmer. Denn ein wesentlicher Risikofaktor bei der koronaren Herzkrankheit ist die gesteigerte Verklebung der Blutplättchen an den Gefäßabschnitten, die von Arteriosklerose befallen sind. Diese kann nämlich dazu führen, dass sich ein Gerinnsel (Thrombus) bildet, das zu einem Herzinfarkt führt. Gerinnungshemmer, genauer: Plättchenhemmer wie Clopidogrel und Acetylsalicylsäure (ASS) können diesem Prozess entgegenwirken. ASS ist vor allem als Schmerzmittel bekannt, unter anderem unter dem Handelsnamen Aspirin. Die Substanz ist bereits über 100 Jahre alt. Ärzte verschreiben sie aber auch gern bei arteriellen Durchblutungsstörungen, da ASS verhindert, dass Blutplättchen miteinander verklumpen und so ein Thrombus entsteht. Patienten, die regelmäßig ASS nehmen, leiden allerdings häufiger unter Magenbeschwerden (Schmerzen, Magenblutungen). In manchen Fällen löst das Medikament durch eine Engstellung der Bronchien auch einen Bronchospasmus - oder gar Asthma - aus. Das neuentwickelte Clopidogrel hingegen hat diese Nebenwirkungen nicht. Kombination aus Clopidogrel und ASS besonders wirkungsvoll Clopidogrel ist zudem wirksamer als ASS, denn es reduziert das Risiko, einen weiteren Herzinfarkt oder Schlaganfall zu erleiden, noch deutlicher, wie eine große internationale Studie belegt. Besonders Diabetiker sowie Patienten mit einem hohen Cholesterinspiegel (Hypercholesterinämie) profitieren von Clopidogrel. Sehr wirkungsvoll ist je nach Krankheitsbild oft auch eine Kombination der beiden Substanzen: Nimmt ein Patient, der bereits einen Herzinfarkt oder eine instabile Angina pectoris hatte, Clopidogrel und ASS frühzeitig und über lange Zeit ein, sinkt das Risiko einer weiteren Attacke weitaus stärker, als wenn er ASS allein nähme. Beta-Blocker entlasten das Herz langfristig Beta-Blocker hemmen die Signalübertragung des "Aktivitätsnervs" Sympathikus an Herz und Gefäße. Dadurch schlägt das Herz langsamer und weniger kraftvoll, folglich benötigt es weniger Sauerstoff. Dieses Medikament hat große Vorteile, denn es reduziert das Risiko von Herz-Rhythmusstörungen und Herzinfarkt. Den Blutdruck senken Beta-Blocker ebenfalls. Patienten dürfen Beta-Blocker nicht eigenmächtig absetzen, denn der Körper gewöhnt sich in gewissem Maß an die Rezeptorenblockade und reguliert dagegen. Fällt nun plötzlich die Wirkung des Beta-Blockers weg, überwiegt die ausgleichende Gegenregulation (Kompensation). Der Blutdruck steigt folglich überproportional an. ACE-Hemmer verhindern die Engstellung der Schlagadern Neben Beta-Blockern und Gerinnungshemmern werden heute auch ACE-Hemmer in der Therapie der koronaren Herzkrankheit eingesetzt. Sie verhindern die Engstellung der Arterien und damit einen Blutdruckanstieg, entlasten das Herz und verhindern die Verfettung der Gefäße. Somit senken sie auch das Herzinfarktrisiko. Statine beugen Fortschreiten der Arteriosklerose vor Statine - auch CSE-Hemmer genannt - setzen an einem ganz anderen Punkt an: Sie hemmen den Aufbau von Cholesterin in der Leber und verringern somit den Fetteinbau in der Gefäßwand. Sie beugen also einem Fortschreiten der Arteriosklerose vor. Zudem haben diese Medikamente eine entzündungshemmende Wirkung. Kalzium-Antagonisten wirken besonders bei Gefäßkrämpfen Kalzium-Antagonisten (Kalzium-Gegenspieler) wiederum senken die Herzkraft und erweitern die Herzkranzgefäße. Dabei handelt es sich nicht um eine aktive Erweiterung, sondern um die Entspannung eines zu stark verengten Zustands. Kalzium-Gegenspieler helfen besonders gut bei Angina pectoris, die vorrangig auf Gefäßkrämpfen in den Koronarien und weniger auf einer Verkalkung (Arteriosklerose) beruht. Denn der Mineralstoff Kalzium bewirkt, dass die Muskelfaser sich zusammenzieht. Gerade dies aber verhindern die KalziumAntagonisten. ACE-Hemmer, Beta-Blocker und Nitro - auch im Falle eines akuten Infarkts Die meisten der genannten Medikamente kommen auch bei einem Herzinfarkt zum Einsatz: In diesem Fall wird der Arzt zuerst die Schmerzen mit Nitroglyzerin, Schmerz- und eventuell auch mit Beruhigungsmitteln bekämpfen. Gerinnungshemmende Medikamente, Beta-Blocker und ACEHemmer senken die Todesgefahr gerade im Anfangsstadium des Infarkts. Kalzium-Antagonisten oder andere Blutdruck senkende Mittel erhält der Patient bei hohem Blutdruck, bei Herzrhythmusstörungen Antiarrhythmika. Um die Durchblutung wiederherzustellen, kann der Arzt innerhalb der ersten sechs Stunden nach dem Herzinfarkt eine Lysetherapie beginnen. Das bedeutet, der Arzt verabreicht Medikamente, die das Blutgerinnsel (Thrombus) auflösen, das den Gefäßverschluss verursacht hat.