Psychopathologie Dr. R. Holzapfel Krankenhaus für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatische Medizin des Bezirks Unterfranken Am Sommerberg 97816 Lohr 1 Symptom- > Syndrom -> Nosos Bestimmte (vom Pat. erlebte oder vom Untersucher beobachtete) Einzel-Symptome finden sich in typischer Kombination zu Syndromen zusammen. Weder ist ein Symptom spezifisch für ein bestimmtes Syndrom, noch ein bestimmtes Syndrom spezifisch für eine Krankheits-Entität (Nosos). Symptom α Gereiztheit Symptom ß Antriebs Symptom γ Verfolgungswahn Symptom δ Antriebs Symptom ε Minderwertigkeitsideen Symptom φ Komm. Stimmen Syndrom a gereizt-paranoidmaniformes S. Syndrom b paranoiddepressives S. Syndrom c paranoid-halluz.antriebsarmes S. Nosos A Bipolare affektive Störung Nosos B Schizophrenie Nosos C AlzheimerDemenz Entitäten oder Konzepte ? Was ist eigentlich die psychiatrische Nosos ? (griech. Krankheit) z.B. „Schizophrenie Real-Definition: Endo-Phänotypen: Nominal-Definition: Schizophrenie existiert als objektive „reale Entität“ (tatsächlich Seiendes) Biologisch orientierte Krankheitsklassifikation. anhand einfach fassbarer, genetisch beeinflusster neurobiologischer Variablen, statt Klassifikation anhand Psychopathologie Wenn best. Symptome über eine best. Zeit bestehen, dann sprechen wir von Schizophrenie vgl. Fraktur -> Traumamechanismus -> sichtbare Läsion -> Schmerz, Funktionseinbuße vgl. operationalisierte Kriterien ICD 10 F... aktueller Forschungsansatz 2 Was ist Bewusstsein ? Bewusstsein gibt es nur mit einem Bewusstseins-Inhalt (Bewusstsein von etwas...) = Intentionalität Konkrete Bewusstseinsinhalte können sein: -> Sinneswahrnehmungen -> Gedanken, Vorstellungen, Erinnerungen -> Emotionen -> Bedürfnisse -> Willensakte, Handlungsplanungen, bewusstes Ausführungen von Handlungen Bewusstsein (A. Damasio) ...dass es einen einheitlichen „Film im Kopf“ gibt ...dass es einen Zuschauer des Films gibt, der ich bin Quantitative und Qualitative Bewusstseinsstörungen Bewusstseinsstörungen Quantitativ -> betreffen Wachheit = Vigilanz Vgl. Helligkeit des Fernsehbildes Qualitativ („Verwirrtheit“) -> betreffen Bewusstseinsklarheit vgl. Kontrast/Trennschärfe des Fernsehbildes Störungen der Vigilanz („Quantitative Bewusstseinsstörungen“) benommen etwas schläfrig, gut weckbar nach Wecken geordnet somnolent weckbar nur durch laute Ansprache nach Wecken verlangsamt soporös weckbar nur durch heftige motor. Reize nach Wecken keine verbalen Äußerungen komatös nicht weckbar (s.u.) 3 Glasgow Coma Scale (Summenscore zur Quantifizierung der Komatiefe) Augenöffnen Verbale Antwort Motorische Antwort Spontan 4 Klar, orientiert 5 Befolgt Aufforderungen 5 Auf Anruf 3 Verwirrt 4 Schmerzreize: gezielte Abwehr 4 Auf Schmerzreiz 2 Vereinzelte, unangemessene Worte 3 Schmerzreize: 3 Beugungsbewegungen Gar nicht 1 Unverständlich Gar nicht Schmerzreize: Streckbewegungen 2 2 1 Keine Reaktion 1 Komatiefe bei fehlender verbaler Reaktion Abwehr auf Schmerzreize ? gezielt nicht gezielt keine -> dann Frage nach... mit Beugebewegungen Reflexe: MER, Pupillen-, Corneal-, Würgereflexe. ? Spontanatmung ? mit Streckbewegungen Herz/Kreislauffunktion ? Koma: orientierende DD mit patholog. Neurologischen Befunden, z.B. -> Meningismus ? -> Hemiparese ? -> Hirnstamm (Augenmotor., Pupillen...) -> Haltung, Tonus ? -> Babinski ? ohne patholog. Neurologische Befunde Cerebrale Ischämie Intrakranielle Blutung Schädel-Hirn-Trauma Tumor/Raumforderung/Hirndruck Meningitis/Encephalitis u.a. Metabolisch: BZ, Leber, Niere, NNR, Schilddrüse Schock: Volumenmangel, kardiogen, septisch, allerg. Intoxikation u.a. Iktal/postiktal 4 Akute organische Psychosyndrome Noxe mit „Bewusstseinsstörung“ quantitativ „Vigilanzstörung“ qualitativ „Verwirrtheit“ -> Koma etc. -> Delir etc. ohne „Bewusstseinsstörung“ -> Durchgangssyndrom aspontan depressiv/maniform paranoid-halluzinatorisch Sonderform: amnestisch -> Psychopathologie nicht abhängig von der Art und nur in geringem Umfang vom Ort der Schädigung -> Prinzipiell kann jedes psychiatrische Symptom auch im Rahmen eines organischen Psychosyndroms auftreten ! Verwirrtheit und delirantes Syndrom Der Begriff qualitative Bewusstseinsstörungen findet klinisch wenig Verwendung. Etwas unscharf spricht man in diesem Zusammenhang häufiger von „Verwirrtheit“ In typischer Form findet sich Verwirrtheit beim deliranten Syndrom, ansonsten z.B. bei Dämmerzuständen (z.B. peri-/postiktal) Delirantes Syndrom: -> Desorientiertheit, zumindest zeitlich -> Aufmerksamkeit: schwer fokussierbar und umstellbar -> Auffassungsstörungen -> Inkohärenz des Denkens -> optische Halluzinationen, erhöhte Suggestibilität (Fadenprobe) -> (paranoide) Situationsverkennungen -> Agitiertheit, Nesteln, Schreckhaftigkeit, Irritierbarkeit (hyperalertes Delir) -> Verlangsamung, Apathie (hypoalertes Delir) -> Affektveränderungen: Angst, Ratlosigkeit, Reizbarkeit, evtl. Euphorie -> Störungen des Schlaf-/Wach-Rhythmus -> oft stark fluktuierende Symptomatik -> je nach Genese evtl. vegetative Begleitsymptome: Puls/RR , Tremor, Schwitzen 5 Aphasien: Semantisches und phonematisches Lexikon Im Gehirn sind Wörter auf 2 Arten gespeichert: -> nach der Bedeutung: semantisches Lexikon -> nach der (Laut-)Form: phonematisches Lexikon Die beiden Lexika müssen so miteinander verbunden sein, dass jedes Wort von einem ins andere übertragen werden kann. Sprechen Bedeutung Wortform Hören Aphasien: Störungen der Semantik Semantik: Bedeutung eines Wortes/einer sprachlichen Äußerung Wortfindungsstörungen (bei Zugriff auf semant. Lexikon kann die richtige Bedeutung nicht gefunden werden) Semantische Paraphasien: anderes Wort, oft aus der gleichen Wortklasse: „Tochter“ statt „Ehefrau“ Bei Überhandnehmen -> intendierter Inhalt der Rede unkenntlich Aphasien: Störungen der Phonematik Phoneme = Laute, aus denen sich Wörter zusammensetzen Phonematik = Lautstruktur der Sprache Wortfindungsstörungen (bei Zugriff auf phonemat. Lexikon kann die richtige Lautform nicht gefunden werden) Phonematische Paraphasien: Entstelltes Wort, Zielwort noch erkennbar: „Molane“ statt „Melone“ Neologismen („Wortneuschöpfungen“): Entstelltes Wort, Zielwort nicht erkennbar: „Perenscha“ 6 Aphasien: Störungen der Syntax Syntax = Verknüpfung von Wörtern zu Sätzen Agrammatismus: „Telegrammstil“ Einwortsätze oder wenige Inhaltswörter (Substantive, Verben) in ihrer Grundform Paragrammatismus: Eindruck komplexer Satzkonstruktionen, jedoch hauptsächlich unpassende Funktionswörter („und“, „mit“…) und Wörter in unpassender grammatikalischer Form Aphasien: Perseverationen, Automatismen, Stereotypien Sprachliche Perseverationen: Immer wieder das gleiche Wort / die gleiche Lautfolge ___________________________________________________________________ Sprachliche Automatismen: schwere Form, in der immer dieselbe Floskel auftritt Folie 20 Konsonant-Vokal-Automatismen: „Lilili..“, „Mamamam…“ Stereotypien: Perseverierte Floskel kann einigermaßen kontrolliert in die Rede eingebaut werden Aphasien: Sprechapraxie, Dysarthrie Sprechapraxie: Bewegungen des Sprechapparats können nicht zum flüssigen Ablauf des Sprechens koordiniert werden Mühsames, angestrengtes, langsames, u.U. phonet. entstelltes Sprechen Dysarthrie (gehört nicht zu den Aphasien !) : Entstelltes Klangbild (z.B. „verwaschen“) bei Störung der Muskulatur des Sprechapparats Aphasie: corticale Schädigung Dysarthrie: selten cortical, meist Hirnstamm („bulbär“), Kleinhirn, ParkinsonSyndrom („Dysarthrophonie“), Intoxikation etc. 7 Syndrom Globale Aphasie -> keine/wenig Spontansprache, evtl. wenige phonemat. entstellte Wörter, Automatismen -> große Sprechanstrengung -> Sprachverständnis schwer gestört Syndrom Broca-Aphasie -> wenig Spontansprache -> große Sprechanstrengung -> eingeschränkter Wortschatz -> Agrammatismus („Telegrammstil“), v.a. Inhaltswörter -> meist allmählich aus Globalaphasie Syndrom Wernicke-Aphasie -> mit vielen Wörtern wird wenig Information vermittelt -> Paragrammatismus, viele Funktionswörter („und“…) -> Typ phonematische Störung: phonemat. Paraphasien/Neologismen gutes Sprachverständnis -> Typ semantische Störung unverständliche Botschaft bei vielen Funktionswörtern und semantischen Paraphasien gestörtes Sprachverständnis Syndrom Amnestische Aphasie -> Leitsymptom: Wortfindungsstörungen (sowohl Zugriff auf semant. als auch phonemat. Lexikon kann gestört sein) -> gutes Sprachverständnis 8 Basisdiagnostik Aphasien • Sprache flüssig ? • Grammatik/Syntax korrekt ? • Wortfindungsstörungen ? • Wörter mit falscher Bedeutung -> semant. Paraphasien • Entstellte Wörter -> phonemat. Paraphasien • Stereotypien/Floskeln/Automatismen ? • Benennen • Nachsprechen • Befolgen von Aufforderungen Da wesentliche Kategorien des psychopathologischen Befundes die intakte Fähigkeit des Patienten voraussetzen, Sprache zu verstehen und zu produzieren, ist eine psychopathologische Beurteilung bei Vorliegen einer Aphasie sehr erschwert. Die Suche nach einer Aphasie ist daher essentiell im Rahmen einer psychopathologischen Statuserhebung. Orientierung -> zeitlich -> örtlich -> situativ -> zur eigenen Person Desorientiertheit schreitet meist in der genannten Reihenfolge fort Orientierungsstörungen müssen immer zuerst als Ausdruck einer symptomatischen („organischen“) psychischen Erkrankung interpretiert werden 9 Aufmerksamkeit und Konzentration Aufmerksamkeit: Aktive oder passive Ausrichtung des Bewusstseins auf einen mentalen oder physischen Gegenstand Konzentration: Aufmerksamkeit ausdauernd zuwenden („Bei der Sache bleiben“) Einzelaspekte (s. auch dysexekutives Syndrom): -> Selektive Aufmerksamkeit: A. auf bestimmte relevante Reize richten, Störfaktoren ausblenden -> Dauer-A.: auch bei monotonen Reizbedingungen gerichtete A. auf einer Reizquelle halten (Störung: -> Ablenkbarkeit) -> Geteilte A.: gleichzeitiges Bewältigen mehrerer kognitiver Anforderungen -> Flexibilität: Zielgerichteter Wechsel des Aufmerksamkeitsfocus Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätssyndrom Leitsymptome: Auffassung • Aufmerksamkeitsstörung, Ablenkbarkeit • Impulsivität (kognitiv, motivational, emotional) • Hyperaktivität Auffassung Fähigkeit, Wahrnehmungserlebnisse und Botschaften -> in der Bedeutung zu begreifen -> sinnvoll zu verknüpfen -> in den Erfahrungsbereich einzubauen Voraussetzung: basale Funktionen der Sinnesorgane, des Sprachverständnisses u.a. (s. semantische Aphasie, Agnosie) Prüfung: Dialog, Binet-Bilder, Sprichwörter 10 Dysexekutives Syndrom Umweltreize lösen passende Aktionsschemata aus, die Aktionen steuern bei Routineabläufen wird das passende Aktionsschema oft automatisch ausgewählt in ungewohnten Situationen, bei Hindernissen oder Vorsätzen -> Konzentration auf die Handlung -> welche Schritte als nächstes ? -> Kontrolle der richtigen Ausführung Eine „zentrale Kontrollinstanz“ (central executive) muss in den Auswahlprozess eingreifen Dysexekutives Syndrom = Störung der zentralen Kontrolle Störungen der zentralen Kontrolle sind ein Leitsymptom von Funktionsstörungen des Frontallappens („Frontalhirnsyndrom“) Sie treten aber auch bei tiefen und diffusen Hirnschädigungen auf (Verbindungen des Frontallappens) Zwei Leitsymptome, die – scheinbar widersprüchlich – auf vielfältige Weise miteinander verschränkt sein können: Verhalten ist der Steuerung durch Umweltreize ausgeliefert -> Verhalten wird unbeständig -> Aktionen werden vorschnell abgebrochen Einmal aktivierte Aktionsschemata werden fortgesetzt, auch wenn sie nicht mehr zur Situation passen -> Verhalten wird starr und unflexibel -> begonnene Aktionen werden perseveriert 11 Dysexekutives Syndrom: Problemlösestörung -> Fehlendes Erkennen des Problems, Haften: Abweichung einer Situation von der Routine nicht erkannt Haften an der erstbesten Lösung bzw. einem einmal eingeschlagenen Weg -> Schwächung des Arbeitsgedächtnis: Schwierigkeit, mehr als eine Aufgabe im Arbeitsgedächtnis zu halten und Aufmerksamkeit zu teilen -> Regelverletzungen beim Problemlösen -> Umweltabhängigkeit, Ablenkbarkeit durch Außenreize und Assoziationen Dysexekutives Syndrom: Sozialverhalten -> Verletzung sozialer Regeln: Missachtung von Hierarchien, Distanzminderung, Rücksichtslosigkeit -> Unpassendes Kommunikationsverhalten: Ausplaudern intimer Angelegenheiten/“unverblümtes“ Meinung äußern „Witzelsucht“ (Moria) Missachten von Signalen anderer, ungebremstes Weiterreden -> Verminderte Empathie -> Mangelnde Selbstbeherrschung / Impulskontrolle: Wutausbrüche, unpassende Annäherungsversuche Dysexekutives Syndrom: Antriebsstörung -> Pat. können nur mehr von außen aktiviert werden -> keine Pläne für die Zukunft -> verlieren sich in zufälligen Beschäftigungen oder Nebensächlichkeiten -> unfähig, neue Ideen zu generieren, hängen an alten Gewohnheiten -> unfähig, Dinge gründlich und von mehreren Seiten zu durchdenken -> Plazidität: besondere „Fügsamkeit“ aus Mangel an Antrieb -> Vereinsamung und Verwahrlosung -> trotz Antriebsstörung wird an einzelnen Gewohnheiten (Rauchen) hartnäckig festgehalten oder kann rasch verlockenden Genüssen nicht widerstanden werden Dysexekutives Syndrom: Gestörte Kontrolle der Motorik -> Akinetischer Mutismus: nur Zuwendung des Blicks auf Ansprache, Abwehr von Schmerzreizen -> Motorische Perseveration: Bewegungsabläufe können nicht nach Belieben beendet werden -> Utilization Behaviour: Herumliegende Gegenstände lösen Aktionen ihrer Benutzung aus -> Imitationsverhalten: Handlungen (Echopraxie), Äußerungen (Echolalie) -> „Motorische Enthemmungsphänomene“ (auch b. schwerer Hirnschädigung) Greifautomatismen (mit Lippen oder Betasten/Umklammern eines in die Hand gelegten Gegenstandes) Passiver Widerstand gegen Stellungsänderungen; Haltungsverharren 12 Mnestische Funktionen Gedächtnis: verschiedenste Fähigkeiten, die mit dem Behalten und Abrufen von Erinnerungen, Wissen und Fertigkeiten zu tun haben. Merkfähigkeit, Lernfähigkeit: Fähigkeit, sich etwas ins Gedächtnis einzuprägen, neue Informationen abzuspeichern. Retrograde A. Anterograde A. Beginn der Schädigung Anterograde Amnesie: Unfähigkeit, neue Inhalte dauerhaft in das explizite Gedächtnis aufzunehmen („Merk-/Lernfähigkeit reduziert“) Retrograde Amnesie: Verlust von Inhalten, die bereits im expliziten Gedächtnis gespeichert waren Diese Begriffe, meist bei Schädel-Hirn-Trauma verwendet, eignen sich gut zur Beschreibung aller „Merkfähigkeits- bzw. Gedächtnisstörungen“ Man sollte also fragen: -> Kann sich der Pat. etwas merken (neue Inhalte speichern) ? -> Was hat er noch aus der Zeit vor der Störung an Wissen parat ? 13 Arbeitsgedächtnis und Langzeitgedächtnis Im Arbeitsgedächtnis können Informationen kurzfristig gehalten und bearbeitet werden (z.B. Reihensubtraktion). Seine Kapazität ist beschränkt, neue Informationen verdrängen die alten Inhalte des Langzeitgedächtnis sind dauerhaft gespeichert und verschwinden nicht gänzlich, wenn sich das Bewusstsein anderen Inhalten zuwendet. Sein Fassungsvermögen ist prinzipiell nicht begrenzt Mnestische Funktionen: Explizites Langzeitgedächtnis Inhalte können zu Inhalten des Bewusstseins werden und aktiv abgerufen werden Kontextabhängigkeit beim Abruf weniger wichtig „Knowing what“ Episodisches Ged. („Erinnerungen“) einzelne, zeitlich und situativ bestimmte Erlebnisse, die Bestandteil der eigenen Autobiographie sind. Semantisches Ged. („Wissen“) Allgemeines Wissen über -> die Bedeutung von Wörtern -> Aussehen und Funktion von Dingen -> Beziehung zwischen Dingen und menschlichen Verhaltensweisen Mnestische Funktionen: Implizites Langzeitgedächtnis Viele Wissensinhalte und Fertigkeiten ( „prozedurales Ged.“) werden angewandt, ohne dass man eigentlich weiss, worin sie bestehen und ohne bewusst abgerufen zu werden. Abruf stark abhängig vom Kontext (Situation, Tätigkeit), in dem sie erworben wurden „Knowing how“ 14 Gedächtnisstörungen: Anatomie und Ätiologie Aufnahme neuer Informationen in das explizite Gedächtnis: zeitlich begrenzte Wechselwirkungen des limbischen Systems mit Neokortex (“Gedächtnisspeicher“). Unterbrechung der limbischen Nervenzellschleifen (meist in deren Zentren Hippokampus, Thalamus, basales Vorderhirn) -> anterograde Amnesie Auch diffuse Hirnschäden (Trauma, Hypoxie, Alkohol etc.) können limbische Strukturen schädigen. Langfristig konsolidierte Inhalte bedürfen der limbischen Vermittlung nicht mehr -> beim amnestischen Syndrom mehr oder weniger verfügbar. Retrograde Gedächtnisstörungen (betreffen i.d.R. explizites Wissen): zentrale Bedeutung des temporalen Neocortex (M. Alzheimer, auch diffuse hypox., traumat. Hirnläsionen, HSV-Encephalitis) Implizite Lernleistungen: wahrscheinlich kein einheitliches anatom. Substrat, sondern je nach Aufgabe unterschiedliche Regionen z.B. Basalganglien wichtig für motorisches Lernen. 15 Amnestisches Syndrom („Korsakow-Syndrom“) Leitsymptom: anterograde Amnesie (Fähigkeit, neue Inhalte dauerhaft in das explizite Gedächtnis aufzunehmen Bei reinem Amnest. Syndrom sollten erhalten sein -> Arbeitsgedächtnis -> konsolidierte Inhalte des semantischen und episodischen Gedächtnis -> implizites Lernen (motorische und visuomtorische Fertigkeiten u.a.) -> evtl. auch langsames Lernen von explizitem Wissen. Aufgrund anatom. Nachbarschaft oft vergesellschaftet mit -> Störungen der zentralen Kontrolle (dysexekutives Syndrom) -> retrograde Gedächtnisstörungen -> Affektstörungen (unbekümmert-heiter, mürrisch, teilnahmslos) Bei Demenz zusätzlich zu Amnesie erhebliche Begleitsymptome ! Demenzielles Syndrom Anterograde und retrograde Amnesie + andere Symptome in erheblichem Ausmaß -> Störung anderer höherer kortikaler Funkt.: Aphasie/“Sprachzerfall“, Apraxie -> Störung von abstraktem Denken, Urteilsvermögen, Auffassung -> „Verhaltensauffälligkeiten“: Impuls-/Affektkontrolle, Antrieb, Sozialverhalten -> Persönlichkeitsveränderungen -> ggf. depressive, wahnhafte und halluzinatorische Symptome -> Fehlen einer Bewusstseinstrübung -> Dauer von > 6 Monaten Amnestische und demenzielle Syndrome sind wie alle organischen Psychosyndrom ätiologisch äußerst heterogen ! 16 Konfabulationen Erinnerungslücken bei Amnesie werden durch falsche Behauptungen aufgefüllt, für die eine subjektive Gewissheit der Richtigkeit besteht. I.d.R. immer wieder andere Inhalte für dieselbe Lücke Rekonstruktion von vollständigen Episoden aus einzelnen Erinnerungen kann zu fehlerhaften Ergebnissen führen: -> Bruchstücke von Erinnerungen werden falsch miteinander verbunden -> Erlebtes wird der falschen Zeit oder dem falschen Kontext zugeordnet -> Suche von gespeicherten Informationen ist flüchtig, erstbeste Erinnerung wird akzeptiert -> Plausibilitätskontrolle der rekonstruierten Erinnerung durch die zentrale Kontrolle ist geschwächt Pseudologie Phantastisches Lügen, „Geschichtenerzählen“ aus einem affektiven Bedürfnis heraus: Rechtfertigung (Ausrede), Angeberei Fließender Übergang zum offensichtlichen Lügen Mnestische Funktionen: Weitere Phänomene Zeitgitterstörung: Einzelereignisse können nicht mehr zutreffend in das zeitliche Netz von biographischen Daten eingeordnet werden Ekmnesie: Die Vergangenheit wird als Gegenwart erlebt Paramnesien (Erinnerungsfälschungen, z.B. wahnhaft): Umänderung der Erinnerung i.S. eines Wahns Rückdatierung einer Wahnidee in die (gesunde) Vergangenheit 17 Apraxien -> Leitsymptom: fehlerhafte motorische Aktionen -> gestört ist nicht die motorische Ausführung der Bewegung, sondern die Bestimmung des Bewegungsziels -> treten nur bei bestimmten Handlungen auf -> betreffen prinzipiell beide Körperhälften (obwohl typischerweise bei linkshirnigen Läsionen!) • Gliedmassen-Apraxie betrifft -> Werkzeug- und Objektgebrauch -> Imitieren von Gesten -> Kommunikativer Einsatz von Gesten, Pantomime von Objektgebrauch Einteilung praxisrelevanter als ideomotorisch/ideatorisch • Buccofaciale Apraxie betrifft: -> Bewegungen von Mund u. Gesicht auf Aufforderung • Dyspraxie: leichte Form von Apraxie Objektgebrauch: • Manuelle Geschicklichkeit kann vorhanden sein, wenn Bewegungsablauf verstanden • Pat. kann nicht mehr auf die „Gebrauchsanweisung“ (im semantischen Gedächtnis) zurückgreifen: Halten den Kamm mit der Rückseite zum Haar • Unfähig, von der Struktur auf mögliche Funktionen zu schließen: Suppe wird mit der Gabel gegessen statt mit dem Löffel Imitieren von Gesten: • Die entscheidenden Merkmale der Geste können nicht erfasst werden, Informationsfülle überlastet das Arbeitsgedächtnis Kommunikative Gesten • z.B. Pantomimen: Objekte durch die Handbewegung ihres Gebrauchs symbolisch anzeigen: z. B.Glas Wasser trinken, Zigarette rauchen • Gesten oft entdifferenziert bis unkenntlich (bis zu perseverativ wiederholten amorphen Bewegungen) • keine klare Vorstellung, wie der Gebrauch des Objekts aussieht (semant. Gedächtnis) und welche Merkmale davon gezeigt werden müssen ____________ • Manchmal reiches Reportoire an ausdrucksvollen Gesten in der spontanen Kommunikation, auf Aufforderung differenzierte Gesten aber nicht demonstrierbar 18 Chronische Organische Psychosyndrome Gedächtnisstörung führend Gedächtnisstörung nicht führend Demenz chron. Amnestisches Syndrom Organische Wesenänderung Pseudoneurasthenisches Syndrom Amnesie + weitere Symptome Amnesie ganz im Vordergrund meist auch dysexekut.Sympt. Affektlabilität („reizbare Schwäche“) Leistungsmangel div. Körperliche Beschwerden Prägnanztypen: • antriebsarmapathisch • euphor.-umständlichdistanzlos • reizbar-enthemmt oft Zuspitzung prämorbider Züge 19 Phasische Psychosen nach Leonhard Phase: abgegrenztes Krankheitsintervall mit Vollremission Affektive Psychosen Zykloide Psychosen monopolar Reine Depression o. Euphorie Reine Melancholie o. Manie ManischDepressive E. nur je spezifische Gefühlsschichten: immer volles Grundsyndrom: abgewandeltes Grundsyndrom, Mischzustände, Vielgestaltigkeit während Phase, labile Auslenkung, Anklingen d. Gegenpols • gehetzte D – unprodukt. E • selbstquäl. D – schwärm. E • hypochondr. D – hypoch. E • argwöhn. D – konfabul. E • teilnahmsarme D - ? Perakuter Beginn, polymorphes, schwankendes Bild, ähnlich unsyst. Schizoph. aber Fehlen „struktureller Verfomungen“ v. Affekt, Denken, Motorik bipolar • Stimmung • Denken • Aktivität/ Psychomot. Prägnanztyp oft schwer festlegbar: • Angst-Glück-Psychose • Verwirrtheitspsychose • Motilitätspsycose jeweils bipolar Schizophrene Psychosen nach Leonhard Unsystematische Schizophrenien Systematische Schizophrenien (gedacht als „System-Erkrankung“) meist akuter Beginn u. schubförmiger Verlauf (d.h. Remission mit Residuum) vielgestaltige Bilder, bipolarer Charakter Schleichend-progredienter Verlauf hin zu stabilen, ausgestanzten, je spezifischen Bildern Anfangs unspez. Verstimmungen, Ideen, Halluzinat. Systemat. Paraphrenien Wahn u./o. Halluzination Denkstörung Systemat. Katatonien Psychomotorik Willenstätigkeit Hebephrenien Affektverflachung Verlust d. Initiative • Affektvolle • phonematische P • hypochondr. P • inkohärente P • phantastische P • konfabulator. P • expansive P. • parakinet. K • manierierte K • proskinet. K • negativist. K • sprechbereite K • sprachträge K • läppische H • verschrob. H • autistische H • flache H. Paraphren. (affektgetrag. Wahn) • Kataphasie (Denkstörung) • Periodische Katatonie (Psychomotorik) 20 Formale Denkstörungen Formale Denkstörung: Denkablauf (Wie wird gedacht ?) Inhaltliche Denkstörung: Denkinhalt (Was wird gedacht ?) Eine formale Denkstörung darf nur diagnostiziert werden, wenn eine Aphasie als Ursache auffälliger sprachlicher Äußerungen sicher ausgeschlossen ist. Bsp.: Fehldiagnose Psychose bei akuter Herpes-Encephalitis mit Verwirrtheit und Aphasie Verlangsamtes, gehemmtes, verarmtes Denken Verlangsamtes Denken Denkhemmung: Analog zur Antriebshemmung wird das Denken als gebremst, wie gegen einen Widerstand, empfunden, der nicht überwunden werden kann. -> langsames, stockendes Sprechen -> Sprechpausen mit gelegentlichen Abbrüchen („den Faden verlieren“) -> bis zum Ausbleiben der sprachlichen Mitteilung (Mutismus). Die Ordnung des Denkens ist erhalten. Verarmtes Denken: Einfallsloses, verbindungsarmes Denken, beschränkt auf wenige Inhalte, bis hin zur „Gedankenleere“. 21 DD verlangsamtes, gehemmtes, verarmtes Denken • • • • • Schwere Depression: Denkhemmung Leitsymptom Schizophrene Negativsymptomatik: neben Affektverarmung und anderen kognitiven Störungen Denk- u. Sprachverarmung (Alogie) Gehemmte Verwirrtheitspsychose (Leonhard): Rarefizierung der einzelnen Gedanken („Gedankentröpfeln“) mit Sperrungen und Gedankenleere Ratlosigkeit, Bedeutungs- und Beziehungsideen als Folge der Denkstörung Kataphasie, gehemmter Pol (Leonhard): Denkstörung über das Bild der Verwirrtheitspsychose hinausgehend mit Wortkargheit, Ratlosigkeit, stumpfem Minenspiel und logischen Entgleisungen Organische Psychosyndrome (hypoalertes Delir, Adynamie bei Frontalhirnsyndrom u.a.): alle Formen verlangsamten und veramten Denkens Cave: akute „Verlangsamung“ immer suspekt auf primäre organische Genese ! Sperrung, Gedankenabreißen Sperrung: Plötzliches Abreißen eines sonst flüssigen Gedankenfadens ohne erkennbaren Grund mit Pause im Denken und Sprechen. Das Gespräch wird (im Gegensatz zum „normalen“ den-Faden-verlieren) meist mit einem anderen Thema wieder aufgenommen. Gedankenabreißen: Die selbst wahrgenommene Sperrung wird oft als von außen gemacht erlebt, der Gedanke sei z.B. weggenommen worden (s.a. Ich-Störungen). Vorkommen: typischerweise i.R. schizophrener Denkstörungen 22 Weitschweifiges, eingeengtes Denken, Perseveration Weitschweifig-umständliches Denken: Nebensächliches kann nicht von Wesentlichem getrennt werden, weitschweifiges oder pedantisches Sich-Verlieren Einzelheiten, ohne vom Ziel gänzlich abzukommen Eingeengtes, thematisch haftendes Denken: Verhaftet-sein an einem oder wenigen Themen bzw. Zielvorstellungen Verminderung der geistigen Beweglichkeit, der Fähigkeit des Einbeziehens verschiedener Gesichtspunkte. Perseveration: Inhaltlich: immer wieder auf ein Thema oder eine vorherige Aufgabenstellung zurückkommen, obwohl der Gesprächsgang schon weiter geschritten ist Verbal: immer wieder Auftauchen gleicher Worte/Lautfolgen/Floskeln Verbigeration: sinnloses Wiederholen von Worten • Weitschweifigkeit und Haften: v.a. bei organischen Psychosyndromen (s. Dysexekutives Syndrom) • Umständlich-pedantisches Denken: auch b. zwanghafter Persönlichkeitsstruktur • Denken eingeengt auf pessimistisch-negative, Schuld- und Versagensthematik: depressive Syndrome • Verbale Perseverationen, Stereotypien und Automatismen: bei Aphasien Grübeln Unablässiges Beschäftigtsein mit meist unangenehmen Gedankengängen, die meist mit der aktuellen Lebenssituation in Zusammenhang stehen, sich oft aufdrängen, ohne dass eine Bearbeitung und Erledigung gelingt („Manche Dinge gehen nicht mehr aus dem Kopf“). Vorkommen: hauptsächlich bei Depression, z.B. Früherwachen mit Grübeln 23 Gedankendrängen Der Patient fühlt sich unter dem übermäßigen Druck vieler Einfälle oder auch ständig wiederkehrender Gedanken, teils sinnvoll, teils sinnlos, die sich auch überstürzen und oft wie automatisch ablaufen können. Vorkommen: z.B. bei Manie, schizophrene Psychosen Übersicht: Ideenflucht, Inkohärenz, Zerfahrenheit Häufiger Wechsel des Denkziels Roter Faden noch nachvollziehbar Roter Faden nicht mehr nachvollziehbar Ideenflucht Manie Verworrene Manie Zerfahrenheit Inkohärenz Schizophrenie Organische Psychosyndrome Ideenflucht -> Vermehrung von Einfällen -> Denkziel wechselt ständig aufgrund von dazwischenkommenden Assoziationen. -> meist kann man den Assoziationen (bzw. dem „roten Faden“) noch folgen. -> Das Denken kann, muss aber nicht gleichzeitig beschleunigt sein -> Begleitend können Rededrang (Logorrhoe) und schnelles Reden (Tachyphasie) bestehen Ideenflucht ist Leitsymptom der manischen Denkstörung Verworrene Manie: Untersucher kann dem „roten Faden“ nicht mehr folgen (Assoziative Zwischenglieder werden zwar noch gedacht, aber nicht mehr ausgesprochen ?) 24 Inkohärenz und Zerfahrenheit -> Denken hat keinen verständlichen Zusammenhang mehr („Roter Faden“ nicht mehr nachvollziehbar) -> Ein Gedanke (Thema, Gedankenbruchstück, Satz, Wort) steht beziehungslos neben dem anderen -> kann mit jeder Veränderung der Denkgeschwindigkeit verbunden sein. -> Störung kann hauptsächlich die Grammatik (Paragrammatismus) oder Sinn und Inhalt betreffen Bei Schizophrenien wird auch von assoziativer Lockerung gesprochen (eigentlich auch bei Ideenflucht) Phänomenologisch sind Inkohärenz und Zerfahrenheit ähnlich. Traditionell verwendet man den Terminus -> Inkohärenz für organische Psychosyndrome -> Zerfahrenheit für schizophrene Psychosen Formale Denkstörungen – weitere Phänomene Kontaminationen: Verschmelzen heterogener Sachverhalte. Verdichtung: Zusammenziehen mehrerer Denkinhalte Neologismen: Wortneubildungen, die der sprachlichen Konvention nicht entsprechen und oft nicht unmittelbar verständlich sind Substitutionen: Ersetzen von dem Gesunden geläufigen Begriffen durch andere Paralogismen: Semantisch ungewöhnlicher Gebrauch von Worten. Parasyntax/Paragrammatismus: Satzbau/Syntax gestört Vorkommen: typischerweise i.R. schizophrener Denkstörungen (immer DD: Aphasie !) 25 Inkohärenz etc. bei Leonhard • • • • • Inkohärenz: (nicht für organ. Psychosyndr. reserviert, „Zerfahrenheit“ kaum verwendet) Denkinhalte beziehungslos nebeneinander ohne übergeordnete thematische/logische Führung Logische Entgleisungen: logisch widersprüchl. Gedanken- u. Begriffsverknüpfungen Erregte Verwirrtheitspsychose: Inkohärenz, verbunden mit Rededrang, in geringerer Ausprägung „Inkohärenz der Themenwahl“: -> abschweifende Themenwahl, Themen, die nicht zur Sache gehören; -> ein Thema wird jeweils eine gewisse Zeit beibehalten und logisch in sich korrekt behandelt -> plötzlicher Themenwechsel, nicht durch umgebungsbedingte Ablenkung Erregte Kataphasie: „verworrener Rededrang“ -> Inkohärenz mit schweren logischen Entgleisungen bei geordnetem Handeln -> Störungen der Grammatik, Neologismen, Wortverwechslungen Formale Denkstörung neben Wahn/abnormen Ideen bzw. Halluzinationen Leitsymptom bei systemat. Paraphrenien (V.a. inkohärente Paraphrenie) Je charakterist. formale Denkstörung unterschiedl. Ausmaßes bei allen systemat. Schizophrenien „Unklares Denken“ Auch bei Fehlen schwerer Entgleisungen von logischer Folge bzw. Verknüpfung, Semantik, Grammatik etc. kann der Eindruck eines „schwer fassbaren Herumfaselns“ entstehen. -> keine klare Akzentuierung bzw. Denkzielsetzung -> Unscharfe Abgrenzung von Haupt- und Nebensache -> mangelnde Deutlichkeit und Präzision u.v.m. Vorkommen v.a. bei schizophrenen Krankheitsbildern, insbesondere Residual- und Basiszuständen, ggf. auch organischen Psychosyndromen Konkretismus Unfähigkeit, einen Sachverhalt gleichzeitig wörtlich und sinnbildlich („übertragen“) erfassen zu können Schizophrene bleiben z.B. beim Erklären von Sprichwörtern am wörtlich-konkreten hängen 26 Vorbeireden, Danebenreden Der Patient geht (unabsichtlich) nicht auf die Frage ein, antwortet etwas inhaltlich an der Frage Vorbeigehendes, ohne dass ein fehlendes Verständnis der Frage anzunehmen ist. Vorkommen z. B. bei organischen Psychosyndromen, außerdem „thematisches Daneben-Treten“ bei „Inkohärenz der Themenwahl“ (Verwirrtheitspsychose n. Leonhard) u.a. Typisches Bild bei sprechbereiter Katatonie n. Leonhard: Knappe, vorschnelle, sinnlose Antworten auf jede noch so absurde Frage Kognitiver Stil bei Hysterie -> Verleugnung von äußeren Wahrnehmungsinhalten und Abwehr innerer Impulse, die Forderungen der Realität repräsentieren -> aber genaues Wahrnehmen der Reaktion der Umgebung auf die eigene Person -> Tendenz zu vorbegrifflich-symbolischen (statt begrifflich-abstraktem) Denken Denkinhalte nicht logisch, sondern analogisch-assoziativ verknüpft „Rösselsprünge im Denken“, entziehen sich so (tendenziös) der Realität -> Wahrheit „steckt in der Phantasie“, aus unwahrem wird einfach dadurch, dass es gedacht wird, Wirklichkeit. Lügen bis zur Pseudologia phantastica -> Denkfeld füllt sich mit Wünschen, Phantasien, Einfällen, rasch übernommenen Ansichten und Eindrücken, die genauso schnell wieder aufgegeben werden -> Suggestibilität und starke Beeinflussbarkeit durch andere -> Ich-Bezogenheit (eigene Person im Zentrum des Interesses) -> Tendenz zur Verallgemeinerung -> Eingeschränkte aktive Konzentration, v.a. bei unlustbetonten Anforderungen -> Empfindlichkeit für flüchtige, impressionistische Eindrücke -> Defizit an Faktenwissen -> „Vergessen von Einzelheiten“ (Absprachen etc.), andere Details oft gut erinnert 27 Kritik- und Urteilsschwäche Kritikfähigkeit: Fähigkeit, komplexe Sachverhalte differenziert zu prüfen und nach Abwägen von Für und Wider zu einem begründeten Urteil zu gelangen. Kritik- und Urteilsschwäche, Kritikminderung: Das Denken führt zu irrigen, unsinnigen, überspitzten, wenig abgewogenen, der Realität nicht gerecht werdenden Urteilen. Vorkommen in relevanter Ausprägung bei einer Vielzahl psychotischer Erkrankungen und organischer Psychosyndrome Zwang Zwangsgedanken Zwang im weiteren Sinn (wie tritt ein Denkinhalt auf ?): -> sich aufdrängende und persistierende Denkinhalte (Zwangsgedanken) oder Handlungsimpulse (Zwangsimpulse), -> die zwar als „die meinen“ erkannt werden, -> aber gegen den eigenen Willen im Bewusstsein verharren Zwang im engen Sinne (zusätzlich: wie stehe ich zu dem Denk-Inhalt ?): -> liegt vor, wenn das Ich den Inhalt der Zwangsgedanken zusätzlich als grundlos, unsinnig, mehr oder weniger unverständlich bewertet -> und wehrt sich dagegen Thematisch oft Aspekte von: • kontaminierendem Schmutz • unkalkulierbarer Gefahr • Verstoß gegen gesellschaftliche u. moralische Standards und religiöse Gebote • Zahlen und Symmetrie 28 Zwangshandlungen -> stets sekundär als Folge von Zwangsgedanken/-impulsen, Wahn, Halluzinationen etc. -> können im Gegensatz zu Zwangsgedanken stets aufgeschoben oder unterdrückt werden -> Ausführen reduziert mit den Zwangsgedanken verbundene Angst -> oft Ritual in genau vorgeschriebener Form, z.B. in bestimmter Häufigkeit der Wiederholung (z.B. Waschritual). u.U. Zweifel, ob das Zwangsritual auch richtig ausgeführt worden ist DD Zwangsphänomene • Leitsymptom bei Zwangsstörung: Hierbei i.d.R. Zwang i.e.S., d.h. Zwangsgedanken nicht nur sich aufdrängend und verharrend, sondern auch ihr Inhalt wird als unverständlich reflektiert • Zwangsphänomene u. zwanghafte Persönlichkeitsstruktur (Zweifel, Vorsicht, Gewissenhaftigkeit, Rigidität u.a.): kein linearer und notwendiger Zusammenhang • i.R. von oder zusätzlich zu Depressionen (anankast. Depression) • i.R. schizophrener Psychosen: Hierbei i.d.R. kein Zwang i.e.S., d.h. keine kritisch-reflektierte Stellungnahme zum Inhalt der Gedanken, auch Wahneinfall kann zu Zwangshandlung führen • Manierierte Katatonie n. Leonhard: Bewegungs- (eingefahrene Abläufe) und Unterlassungsmanieren können an Zwangserscheinungen erinnern (zusätzl. Psychomotor. Erstarrung) • verschrobene Hebephrenie n. L.: initial auch Zwangserscheinungen (Leitsympt.: einförmiges Klagen ohne affektive Beteiligung) 29 Wahn und abnorme Ideen Wahnkriterien nach Jaspers: -> Fixierung auf (nach allgemeinen Realitätskonzepten) „unmögliche“ Denkinhalte ohne nachvollziehbaren Anlass -> Absolute subjektive Gewissheit -> Unkorrigierbarkeit auch angesichts von Gegenargumenten bzw. widersprechenden eigenen Erfahrungen Wahn - besondere Evidenz Es geht bei der Diagnose Wahn -> nicht darum, ob ein Denkinhalt „richtig oder falsch“ -> sondern darum, wie jemand sich einer Sache gewiss ist („Sind sie sich da ganz sicher oder könnte es vielleicht doch ein Missverständnis sein ?“ ) -> normalerweise kann man sich über „objektive“ (d.h. hier intersubjektiv zugängliche) Sachverhalte prinzipiell irren und im Dialog korrigiert werden Wahnphänomene Wahnstimmung -> Besondere Form emotionaler Gespanntheit im Vorbereitungsfeld eines Wahns: Unheimlichkeit, Erschüttert-/Erschrecktsein, Bedrohung, Angst, Argwohn, Ratlosigkeit, selten Euphorie -> Gewissheit, „dass etwas im Gange ist“, was der Betroffene im Einzelnen noch nicht kennt -> Atmosphäre des Betroffenseins in einer als verändert erlebten Welt -> Alltägliche Dinge der Umwelt erhalten eine besondere Bedeutung, ohne dass genau angegeben werden kann, welche 30 Wahnidee Allgemeiner Begriff für Denk-Inhalte, die die o.g. Wahnkriterien erfüllen Klassische Unterscheidung nach Jaspers: Echte Wahn-Ideen: in o.g. Sinne abnormer Denk-Inhalt, der nicht aus irgendwelchen Vorbedingungen ableitbar ist Wahnhafte Ideen: abnormer Denk-Inhalt, der ableitbar („psychologisch nachvollziehbar“) aus anderen Gegebenheiten (z.B. Affekt, Halluzination) ist Begriffe wie Wahnerlebnis oder Wahnvorstellung sind unscharf und klinisch weniger hilfreich Wahnwahrnehmung und Wahneinfall: Interpretation nicht plausibel ableitbar -> echte Wahnwahrnehmung Wahrnehmung (Gegenstand, Ereignis etc.) Glied 1 Wahnidee ohne wahnhaft verarbeitete Wahrnehmung -> Wahneinfall (eingliedrig) Wahnidee (Denk-Inhalt) -> bezieht sich auf Wahrnehmung -> verleiht ihr eine Bedeutung Glied 2 Interpretation unwahrscheinlich, aber möglich -> einfache Eigenbeziehung 31 Wahnwahrnehmung Etwas Wahrgenommenes (Ereignis, Gegenstand) wird abnorm interpretiert, mit einer Bedeutung versehen (Wahnidee, Denk-Inhalt) • Interpretation völlig unplausibel -> echte Wahnwahrnehmung • Interpretation ist zwar unwahrscheinlich, wäre aber unter Umständen so vorstellbar -> einfache Eigenbeziehung Wahneinfall Eine Wahnidee kommt „einfach so“ auf, ohne dass vorher eine Wahrnehmung abnorm interpretiert werden musste Wahnarbeit, Wahnsystem Ein Wahn wird in der sog. Wahnarbeit durch Verknüpfungen -> einzelner Wahnideen -> von Wahnideen mit Ich-Störungen, nicht krankhaften Beobachtungen und Erlebnissen „Begründungen“, „Beweisen“, Ableitungen zusammenhängend ausgestaltet Wahnsystem weist dann oft keine gröberen inneren Widersprüche auf und wirkt besonders überzeugend auf die Umgebung Ausformung meist erst im längeren Verlauf der Psychose, oft zeitlich stabil Es gibt chronische Psychosen mit sehr gut erhaltener Persönlichkeit, bei denen ein systematisierter Wahn das einzige offenkundige Symptom zu sein scheint 32 Themen abnormer Denk-Inhalte Beziehungsideen/-wahn: Pat. bezieht Menschen, Dinge und Vorgänge der Umwelt (z.B. auch in den Medien) wahnhaft auf sich selbst Wahnwahrnehmung vs. einfache Eigenbeziehung s.o. Verfolgung und Beeinträchtigung: Pat. denkt sich als Ziel von Feindseligkeiten. -> „wähnt“ sich von seiner Umwelt bedroht, gekränkt, beleidigt, verspottet, -> die Umgebung trachte nach seinem Hab und Gut (Bestehlungswahn: oft bei Gedächtnisstörungen bei Demenzen) -> nach seiner Gesundheit, nach seinem Leben (z.B. Vergiftungswahn) -> Die Verfolger können sich auch technischer Hilfsmittel bedienen: Kamera, Laserstrahlen etc. (u.U. Erklärungswahn bei Ich-Störungen, Zönästhesien) Querulantenwahn: z.B. eine Kränkung u. daran anschließender Kampf ums Recht beherrschend Liebeswahn: Ideen, von einer bestimmten Person geliebt zu werden Schwangerschaftswahn: Wahn, schwanger zu sein subjektive u./o. sichtbare (Amenorrhoe, Brustschwellung) Zeichen einer Schwangerschaft können auftreten Eifersuchtsideen/-wahn: Ideen, vom Partner betrogen und hintergangen zu werden -> Entscheidend für Diagnose weniger die Unmöglichkeit des Inhalts, sondern absurde Vorwürfe und Behauptungen sowie Unkorrigierbarkeit. 33 Schuld, Versündigung, Bestrafung: -> Ideen, gegen sittlich-moralische Gebote, Gesetze, eine höhere moralische Themen abnormer Denk-Inhalte Instanz, Gott usw. gefehlt bzw. verstoßen, Vertrauen missbraucht zu haben -> Pat. denkt/fühlt sich schlecht und minderwertig, unverzeihlich und unrettbar verdammt und verstoßen zu sein -> ohne konkreten Vorfall oder Überbewertung realer Verfehlungen -> Unterlassungsschuld (sich nicht genügend um die Familie gekümmert zu haben, nicht rechtzeitig zu Arzt gegangen zu sein), häufig auch Selbstbezichtigungen wegen Onanie, Schwangerschaftsabbruch etc, selten auch Seinsschuld, d.h. das Dasein als Mensch sei an sich schuldhaft oder man habe aus seinen Möglichkeiten nicht genügend gemacht -> Pat. geben sich häufig selbst Schuld an ihrem Zustand (nicht krank, sondern schlecht, müsste nicht behandelt, sondern bestraft werden) bzw. (nachvollziehbare) Schuldideen/-gefühle, durch depressive Hemmung hinter sozialen/beruflichen Verpflichtungen/Ansprüchen zurückzubleiben Verarmung: Thematik kreist um bedrohten Lebensunterhalt, es gehe alles verloren, Arbeitsstelle, Geld, Kleidung, Nahrung, Pat. bzw. Familie verhungern Thema kann auch sein, wie die ärztliche Behandlung finanziert werden solle Hypochondrische Ideen: Ideen, erkrankt (oft an einer evtl. nicht feststellbaren, unheilbaren Krankheit), dem Tode verfallen zu sein Kann auf spezielle Krankheiten (Krebs, AIDS, Syphilis, etc.) gerichtet oder mehr diffus sein, es können auch entsprechende Leibgefühle vorhanden sein „Kleinheit“, Wertlosigkeit: Ideen, wertlos, insuffizient oder unbedeutend zu sein, auch auf Gebieten des Gewissens (s. oben) nihilistischer Wahn: Pat. wähnt, er existiere nicht mehr, lebe nur zum Schein oder die Realität (Seele, Welt, Gott) sei teilweise oder ganz inexistent, Kann sich auf einzelne Organe oder deren Funktion („es geht keine Speise mehr durch meinen Magen“) beziehen 34 Größenideen/-wahn: Ideen, Mitmenschen an Begabung, Kraft, Fähigkeit, Besitz zu übertreffen (egoistische Ideen), Pat. kann sich als jemand, der etwas besonderes geleistet hat, als Erfinder, von hoher Abstammung, Herrscher der Welt, Gott oder einen Gesandten Gottes usw. denken Berufung, Beglückung: von einer höheren Macht zu einer ganz außergewöhnlichen Aufgabe berufen zu sein, z.B. der Welt den Frieden zu bringen (altruistische Ideen) Religiöse Thematik: Ideen, von Gott gesandt zu sein, in einer besonderen Beziehung zu Gott zu stehen, mit einem Heils- oder Religionsgründungsauftrag in die Welt geschickt zu sein, aufgeopfert zu werden usw. Religiöse Färbung auch oft bei Versündigungs-, Bestrafungsideen Cave: Subj. Gewissheit/Unkorrigierbarkeit können auch auf Glaubensinhalte Gesunder zutreffen (Krankhaftigkeit am besten durch Angeh. der selben Religion beurteilbar) Schuld, Armut, Krankheit, Wertlosigkeit/Minderwertigkeit sind klassische Themen abnormer Ideen („depressive Wahnthemen“) bei Depression, einhergehend und kongruent mit entsprechenden Gefühle (synthym) Auch Verfolgung (bzw. Bestrafung) können Inhalt depressiver Ideenbildung sein, dann aber stimmungskongruent („weil ich schlecht bin“) -> „Der Zeiger der Schuld zeigt beim depressiven Wahn auf den Patienten, beim schizophrenen auf die anderen.“ Auch Größenideen (ggf. auch Verfolgungsideen, z.B. „weil ich etwas Besonderes bin“) bei Manie sind stimmungskongruent 35 Wahn vs. Ideenbildung bei Leonhard Wahn im engeren Sinne: chronisch fixierte abnorme Denk-Inhalte die unter affektivem Einfluss auf das Realitätsurteil entstehen -> Fehlbeurteilung der Realität i.R. eines veränderten Affekts (z.B. gereiztes Misstrauen b. affektvoller Paraphrenie) -> formale Denkstörung erzeugt falsche Denkinhalte, die durch Hinzutreten eines Gefühlsvorgangs fixiert werden (systemat. Paraphrenien) Erklärungsideen: Abnorme Denk-Inhalte, die zur Erklärung sonst unverständlicher Trugwahrnehmungen dienen (z.B. bizarrer Zoenaesthesien bei hypochondr. Paraphrenie) Wahn-hafte Ideen: Flüchtig-sporadisch auftretende, nicht chronisch fixierte abnorme Denk-Inhalte, die auf der Basis verschiedener Störungen auftreten können: -> gefühlsnahe I.: Größen- und Selbsterniedrigungsideen, Beziehungsideen, hypochondrische Ideen (affektive u. Angst-Glücks-Psychosen, Verstimmungszustände bei flacher Hebephrenie) -> Ideenbildung bei formaler Denkstörung: Kataphasie, Verwirrtheitspsychose -> absurde I. bei logischer Denkstörung: phantast. Paraphrenie Argwöhnische Depression: Vorgänge in der Umgebung werden auf dem Boden (mäßiger) depressiver Verstimmung i.S. von Beziehungsideen missgedeutet (Umwelt hat erkannt, dass etwas an einem nicht Recht ist) Selbstquälerische Depression: Wenn krankhafte Ideen zur Sprache kommen, (Selbstvorwürfe, maßlose Selbstentwertung) entwickelt sich aus ihnen ein erregt-depressiver Affekt, sonst ruhiges Grübeln Schwärmerische Euphorie (Gegenpol): Affektgetragene Größenideen (Beglückung anderer, Selbsterhöhung), Affekt schwillt schwärmerisch oder ekstatisch an und sinkt bei Ablenkung von Ideen ab. 36 Angst-Glücks-Psychose (Grundstörung: pathologischer Affekt !) • Ideenbildung und Trugwahrnehmungen voll aus dem pathologische Affekt ableitbar (aber nicht fixiert): • bei heftiger Angst: Bedrohung, Verfolgung, Vernichtung bei ekstatischem Affekt (pathetische Gestik, ruhig ohne manische Vielgeschäftigkeit): altruist. Ideen: Beglückung, Berufung, Erlösung beide: Selbstopferungsideen Affektvolle Paraphrenie: • Initial meist ängstlich-misstrauisches, später gereiztes Beziehungssyndrom mit feindseliger Umdeutung der Umgebung • stark affektgetragener Wahn (Verfolgungs-, Größenwahn, später u.U. phantast.) • Außerhalb d. Wahns oft affektive Abstumpfung Phantastische Paraphrenie: Halluzinationen (v.a. Leibessensationen und szenische mit vorherrschendem optischen Element, häufig grausige Dinge) und absurde Wahnideen, die sich über alle Möglichkeiten der täglichen Erfahrung hinwegsetzen Konfabulatorische Paraphrenie: Erinnerungstäuschungen (Konfabulationen) in Gestalt zusammenhängender Erlebnisse von phantastischem Gepräge, die sich auf andere Länder oder gar Sterne beziehen (Unmittelbare Umgebung wird richtig beurteilt), eingebaute Größenideen Expansive Paraphrenie: Nicht-phantast. Größenwahn, der posenhaft-wichtigtuerisch nach außen getragen wird 37 Angst Angst ist ein Phänomen, das eine -> affektive -> kognitive (Denkstil, Denkinhalt) -> körperlich-vegetative Komponente in jeweils verschiedener Ausprägung umfasst und bei dem eine Gefahr erwartet wird. Furcht: Bezogensein auf einen bestimmten hervorgehoben Schreck: zusätzliches Überraschungsmoment Gegenstand Krankhafte Angst ist ein unspezifisches Symptom, das bei allen psychiatrischen (auch bei somat.) Erkrankungen vorkommen kann, bei speziellen Angstsyndromen aber im Vordergrund steht: Generalisierte Angststörung • anhaltende Angst • nicht auf best. Bedingungen beschränkt • viele Sorgen um Alltagsdinge („worrying“) Phobien • Angst vor/in bestimmten Objekten/Situationen • oft Vermeidung Panikstörung • Angstattacken nicht an best. Umstände gekoppelt Posttraumat. Belastungsstör. • Angst bei Wiedererinnern traumatischer Erlebnisse -> Agoraphobie • Plätze • Menschenmengen -> Soziale Phobien • prüfender Blick anderer (Essen...) -> Spezif.Phobien • Höhenangst • Klaustrophobie • Tierphobien 38 Hypochondrie -> Objektiv mehr oder weniger unbegründete Befürchtung, an einer (zumeist schweren) Erkrankung zu leiden -> Ängstliche Beobachtung körperlicher Phänomene (oft normale, sonst nicht wahrgenommene, z.B. Extrasystolen) -> fakultativ Vorhandensein körperlicher Missempfindungen Unspezifisches Symptom, Vorkommen • u.U. mit wahnhafter Überzeugung (hypochondr. Wahn z.B. b. schwerer Depression) • kann bizzare Züge tragen (z.B. b. schizophrenen Psychosen) • kann mehr oder weniger eigenständig auftreten • Leonhard-Terminologie betont das Element der Missempfindungen (Übergang zu Zoenaesthesien/“Sensationen“): Hypochondr. Depression: bizzar ohne Charakter des Gemachten Hypochondr. Paraphrenie: quälende „gemachte Missempfindungen“ Dysmorphophobie, körperdysmorphe Störung: Überzeugung des Hässlichseins oder körperlich entstellt zu sein (-> überwertige Idee, Wahn) Eigengeruchsparanoia: Überzeugung, unangenehme Körpergerüche auszuströmen und damit anderen Menschen unangenehm zu werden, wobei bestimmte Verhaltensweisen der Mitmenschen dahingehend gedeutet werden, als hätten diese einen solchen Geruch wahrgenommen Somatoforme Beschwerden -> Leiden unter und wiederholte Darbietung körperlicher Symptome, meist mit dem Wunsch nach medizinischen Untersuchungen -> Die übliche Diagnostik ergibt diesbezüglich keine oder keine das Ausmaß der Beschwerden erklärende Befunde -> im klinischen Alltag wird unterstellt, dass den Beschwerden keine strukturelle Schädigung, sondern allenfalls eine potentiell reversible „Funktionsstörung“ (-> „funktionelle Störung“) eines Organsystems bzw. eine veränderte Wahrnehmung körperlicher Signale zugrunde liegt • • Unspezifische, diffusere subjektive Beschwerden: Brennen, Schwere-, Engefühl etc. (Neuro-)vegetative Symptome sind oft besser objektivierbar: -> Speichelfluss/Mundtrockenheit -> Schwitzen, Tachykardie -> Obstipation/Diarrhoe -> Tremor, Muskelverspannung u.v.m. 39 Körperliche Beschwerden ohne strukturelle Organpathologie und vegetative Störungen begleiten viele psychiatr. Erkrankungen ohne im o.g. Ausmaß im Mittelpunkt zu stehen Der Begriff „Somatisierung“ unterstellt, dass sich die psychische Befindlichkeit auf somatischer Ebene Ausdruck verleiht (divide: „Vitalgefühle“, s.u.) Somatoforme Beschwerdekomplexe . Konversions(dissoziative) Störung pseudoneurologische Sy. (Lähmungen; Anfälle, Bewusstseinsstörungen oft monosymptom. „funktionelle Störungen“ somatoforme „Funktionsstörungen“ bzw. vegetative St. eines einzelnen Organsystems: Magen-Darm, respirator. Syst. … Somatoforme Schmerzstörung Schmerzen/ Behinderung unverhältnismäßig zu objektivierbarer Läsion Neurasthenie Erschöpfung bei geringsten seel/körperl. Anstrengungen Somatisierungsstörung multiple Beschwerden in unterschiedl. bzw. wechselnden Bereichen Vitalgefühle -> „Wie der eigene Leib wahrgenommen, gespürt wird“ -> sind eher generalisiert als lokal, -> strenger lokale, konkrete Beschwerden (Kopfschmerzen, Druck auf der Brust „Somatisierung“, somatoforme Beschwerden) oder (neuro-) vegetative Beschwerden (Schwitzen, Tachykardie, Inappetenz, Tremor etc.) gehören nicht dazu Positive Gefühle: Negative Gefühle: • Wohlbehagen • Frische • sich „voller Energie“ fühlen • Kraftlosigkeit, Schlappheit • Erschöpftheit • vitale „Traurigkeit bis in die Glieder“, • Schwere, diffuser Druck Gehobene Vitalgefühle: Manie, Drogen etc. Darnieder liegende Vitalgefühle: Schwere Depression 40 Zoenaesthesie (Leonhard: „Sensationen“) -> etymologisch von „Empfindung der Gemein-Gefühle des Leibs“. -> Halluzination im Bereich leiblicher Wahrnehmungen, z.B. • Organe aus dem Körper gerissen • Verflüssigung des Gehirns • Gefühl, versteinert, verstopft zu sein, Durchflutet werden von Strömen • Knochen im Leib verbiegen sich -> schwierige Abgrenzbarkeit von übrigen körperlichen Missempfindungen (kann man bei Leibes-empfindungen überhaupt von Sinnes-täuschung sprechen ?) im klin. Alltag wird der bizzare Charakter betont -> veränderte Körper-Wahrnehmung kann von Beeinflussungs-Wahn (Überzeugung vergiftet, elektrisiert etc. zu sein) begleitet sein Zusätzlich wahrgenommener Charakter des „Gemachten“ • besonders bei schizophrenen Psychosen (z.B. affektvolle, bes. hypochondrische Paraphrenie n. Leonhard), • weniger bei cycloiden Psychosen (Angst-Glück-Psychose n. Leonhard), • fehlend bei Zoenaesth. affektiver Störungen (z.B. hypochondr. Depr./Euphorie n. L.) Halluzinationen -> Wahrnehmungen, die für Sinnes-Wahrnehmungen gehalten, aber nicht durch eine gegenständliche Reizquelle ausgelöst werden („Sinnes-Täuschungen“) -> Inhalt kann von Erfahrungen des Pat. und Kontext abhängen, konsistent sein und sich auf „wirkliche“ Dinge beziehen -> Halluzination (Wahrnehmung) und Wahn (Denk-Inhalt !) treten sehr häufig zusammen bzw. sich ergänzend auf (z.B. Erklärungs-Wahn für abnorme sinnl. Wahrnehmung) Aktivierung ähnlicher Hirnregionen bei „echten“ Wahrnehmungen, Vorstellungen und Halluzinationen Mögliche Erklärung für Halluzinationen: -> Selbst-/Fremdzuschreibung gestört: Information, dass „wahrnehmungsartiges Bild“ selbst erzeugt wurde (wie z.B. bei Vorstellung), geht bei Halluzination verloren -> Höherstufige, sinn- u. strukturgebende Prozesse wirken in der Informationsverarbeitung auf niederstufige Prozesse („rohe Sinnesdaten“) verändernd ein („Erwartung bestimmt, was gehört wird“) 41 Akustische Halluzinationen -> Von ungestalteten Geräuschen (Akoasmen) bis zu Sätzen bzw. „Stimmenhören“ (Phoneme) reichend -> eine oder mehrere Stimmen, bekannt oder unbekannt -> dialogisierend: Rede und Gegenrede „anderer Personen“, z.T. über Pat. -> kommentierend: Tun, Denken, Fühlen d. Pat. mit Kommentaren begleitend -> imperativ: Befehle (z.B. Suicid) gebend -> beschimpfend (auch freundlich): häufig peinliche, sexuelle Inhalte -> Abgrenzung zu Ich-Störungen (Gedankeneingebung) und Wahn (andere reden über Pat.) evtl. fließend -> können synthym (stimmungskongruent) sein (einzelne „Beschimpfungen“ bei Depression) • Dialogisierende und kommentierende Stimmen: schizophrene Erstrangsymptome • Einzelne Beschimpfungen: synthym (stimmungskongruent) bei Depression • Alkoholhalluzinose: spottende, drohende, verschwörende Stimmen Optische Halluzinationen -> sprechen eher für organische Psychosyndrome -> Photome bei Erkrankungen des visuellen Systems: ungeformt -> Posteriorinfarkt (Schädigung der Sehrinde, oft Verwirrtheit) -> Alkoholentzugsdelir: Tiere, auch erhöhte Suggestibilität, liest vom leeren Blatt ab -> organische Psychosyndrome, Parkinson-Medikamente: Personen u.a. Dinge im Raum, Pat. greift u.U. danach -> Charles-Bonnet-Syndrom: opt. Halluzinationen ohne weitere Psychopathologie bei Erkrankungen des visuellen Systems -> Visionen (religiöser Inhalt), schizophrene und Angst-Glücks-Psychosen, Epilepsie -> Szenen (z. B. grausige Dinge, mit phantastischen Wahnideen bei phantast. Paraphrenie n. L.) 42 Andere Halluzinationen Olfaktorische (Geruch) und gustatorische (Geschmack) Halluzinationen: Organisch (Tumor, epilept. Aura), Depression (Leichengeruch), misstrauische paranoid-halluzin. Syndrome (giftige Gase) Taktile/haptische Halluzinationen (Berührung): z.B. kleine Tiere („Dermatozoenwahn“), meist organ. Psychosyndrome) Reflexhalluzinationen: Sinnesreiz löst Halluzination in anderer Sinnesmodalität aus: z.B. Pat. spürt „Schnitt im Leib“ beim Anblick von Wurstschneiden Hypnagoge und hypnopompe Halluzinationen: Beim Einschlafen bzw. Aufwachen, verschiedene Sinnesgebiete, nicht unbedingt pathologisch Halluzinationen bei Leonhard • Angst-Glückspsychose: ängstlicher bzw. ekstatischer Affekt „versinnlicht“ sich zu affektkongruenten Sinnestäuschungen • affektvolle Paraphrenie : oft schwer abgrenzbar, ob feindseliger Beziehungswahn („etwas wurde über mich gesagt“) • Hypochondrische Paraphrenie: neben Zönästhesien quälende Stimmen, Vorhandensein lästig, Persönlichkeit gut, Stimmung missmutig • Phonemische Paraphrenie: Stimmen meist peinlichen Inhalts, enge Beziehung zum Denken (es geht thematisch um das, was Pat. denkt) Inhalt lästig, Persönlichkeit gut erhalten, Stimmung ausgeglichen • Starkes Abgelenktsein und Gespräch (u.U. erregte Auseinandersetzung) mit den Stimmen: inkohärente Paraphrenie und sprachträge Katatonie (Flüstern, sonst kaum sprachl. Äußerungen) -> „Traumartiges“ Halluzinieren (neben affektiven Auslenkungen jeglicher Richtung und Beziehungsideen): unspezifisches Symptom akuter Psychosen (cycloide, unsystematische, beginnende systematische Schizophrenien) -> Spezifische (je eigene) Form des Halluzinierens (anhaltend): bei best. systematischen Schizophrenien 43 Pseudohalluzinationen Trugcharakter der Trug-Wahrnehmung wird erkannt. Übergang fließend zu echter Halluzination Illusionäre Verkennungen Wirklich gegenständlich Vorhandenes wird umgestaltet verkannt (z.B. Büsche als drohende Gestalten). Vorkommen: erschwerte Wahrnehmung (Dämmerung, Müdigkeit), starker Affekt (Angst), Delir etc. Personenverkennungen • Erregte Verwirrtheitspsychose n. Leonhard: flüchtige Personenverkennungen (z.B. Mitpatient als Verwandter) • Affektvolle Paraphrenie n.L. : Personenverkennungen bei affektiv getragenem Verfolgungs- oder Größenwahn (Unbeteiligte Person als Verfolger) • Phantastische Paraphrenie n.L.: phantastische Personenverkennung (Mitpatient als Amerikan. Präsident) • Fregoli-Syndrom: unbekannte Person wird als Bekannter verkannt • Capgras-Syndrom: bekannte Person wird für deren Doppelgänger gehalten Entfremdungserlebnisse Derealisation: Umgebung, Personen und Gegenstände erscheinen unwirklich, fremdartig, verändert („alles vor wie im Film, durch eine Milchglasscheibe“ usw.) Depersonalisation: -> Pat. erlebt sich dem eigenen Ich oder eigenen Körperteilen fremd gegenüberstehend. -> Gefühle als unlebendig, eigenes Denken und Handeln als wie mechanisch ablaufend erlebt (nicht auf äußere Instanzen zurückgeführt !) 44 Vorkommen: Depersonalisation und Derealisation meist zusammen • Ermüdung, akute Erlebnisreaktionen • Borderline-Persönlichkeitsstörung u.a. • Depression (Abschwächung von Sinneseindrücken, erlebter Verlust an Mitgefühl z.B. bei teilnahmsarmer Depression n. Leonhard., Veränderung der Wahrnehmung von Körperteilen bei hypochondr. Depression n. L.) • bei Wahnstimmung (schizophrene/cycloide Psychosen) • Intoxikationen Ich-Störungen Ich-Erleben: Erleben der eigenen seelischen Vorgänge als dem eigenen Ich zugehörig Störungen des Ich-Erlebens (Ich-Störungen): -> „Grenzen zwischen Ich und Umwelt als durchlässig erlebt“ -> Best. Handlungen und Zustände als von außen, von einer Ichfremden Instanz gelenkt, gemacht oder beeinflusst erlebt Gedankenlautwerden: Eigene Gedanken werden gehört (Nähe zur Halluzination) oder als für andere mit-hörbar gewähnt (Nähe zum Wahn) Gedankenausbreitung: Andere haben Anteil an den eigenen Gedanken, wissen, was ich denke („Gedankenlesen“) Gedankenentzug: Eigene Gedanken werden durch andere Person oder fremde Macht weggenommen, entzogen Gedankeneingebung, -beeinflussung Eigene Gedanken werden von außen eingegeben bzw. beeinflusst 45 Schizophrene Erstrangsymptome Schizophrene Erstrangsymptome (n. K. Schneider) besitzen für die Diagnose einer Schizophrenie besonderes Gewicht, ohne dass sie notwendig immer vorhanden sein müssen -> Gedankenlautwerden -> Ich-Störungen (Gedankenausbreitung, -entzug, -beeinflussung) -> dialogisierende Stimmen -> kommentierende Stimmen -> Wahnwahrnehmung -> leibliche Beeinflussungserlebnisse („Charakter des Gemachten“) -> spezieller „Charakter des Gemachten“ bei allen anderen Phänomenen d. Fühlens u. Wollens Gestörter Perspektivwechsel bei Wahn, Halluzinationen, Ich-Störungen ? • Es wird ein komplexes neuronales Netzwerk postuliert (Selbstmodell, Metzinger, Damasio) das immer dann aktiv ist, wenn bewusste Erfahrungen mit Selbstbezugnahme gemacht werden • Seine Aktivität verleiht dem Bewusstseininhalt eine Summe bestimmter Erlebnisqualitäten (Selbstkonstrukt, Vogeley): -> Erfahrung der Meinigkeit u. Urheberschaft (ich habe meine eigenen Gedanken) -> Erfahrung „aus meiner (1. Person-) Perspektive“ heraus -> Zusammenhang meiner Gedanken, Einstellungen etc. über die Zeit hinweg • funktionelle Bildgebung belegt, dass -> bei Selbstbezugnahme (1. Person-Perspektive) andere Hirnregionen aktiv sind als bei Zuschreibung mentaler Zustände an andere („theory-of-mind“-Fähigkeiten = TOM, “Mindreading”) -> bei Schizophrenen bei Einnahme der 1.PP andere Regionen aktiv sind als bei Gesunden • Halluzinationen und Ich-Störungen: 1. PP kann nicht eingenommen werden bzw. Selbstzuschreibung gestört -> Fremdzuschreibung eigener mentaler Phänomene • Wahn: Unfähigkeit, anstelle der eigenen die Perspektive eines anderen einzunehmen („Überstieg“) 46 Affektivität Affektivität: umfasst Begriffe wie Emotionen, Gefühle, Stimmung, Affekt usw. Terminologische Abgrenzung variiert stark Stimmung: mehr das überdauernde, allenfalls in langwelligen Schwankungen verlaufene Moment („Wir sind immer irgendwie gestimmt“) Affekt: mehr das kurze, spontane, aus der jeweiligen Situation heraus entstandene Moment Affektive Schwingungsfähigkeit: Anstoss- und Auslenkbarkeit des Affekts in die unterschiedlichen Richtungen in verschiedenen Situationen Temperament: konstitutions-gebundene (eher angeborene) Eigenart der Reaktionen im Bereich des Gefühls-, Willens- und Trieblebens Charakter: zielt mehr auf erworbene Eigenschaften d. Individuums ab Emotionen beeinflussen das „Wie“ von Informationsverarbeitung. Sie sind weniger eigenständige mentale Phänomene, sondern färben vielmehr andere mentale Phänomene (Wahrnehmung, Denken etc.) charakteristisch ein, lenken das Denken „entlang bestimmter Schienen“. Daher ist es immer wichtig, auf die affektive Unterlagerung psychischer Phänomene zu achten. Emotionen -> sind mit vegetativen Phänomenen (Schwitzen, Pulsanstieg) verbunden und haben eine Signalwirkung, sind wichtig für die Beurteilung von Stimuli -> wirken bei der Verhaltensplanung und –steuerung mit Emotionales Zentrum: limbisches System Vegetatives Zentrum: Hypothalamus 47 Qualitäten von Stimmung, Affekt, Begegnungsweise heiter gehoben begeistert schwärmerisch feierlich beglückt ekstatisch euphorisch dramatisch-theatral. demonstrativ unnatürlich läppisch schmeichlerisch devot distanzlos, jovial überheblich anhänglich, haftend ausgeglichen indifferent unbeteiligt teilnahmslos unterkühlt verhalten unbekümmert ratlos in sich gekehrt infantil, naiv niedergeschlagen verzweifelt, gequält weinerlich klagsam selbstmitleidig (larmoyant) ängstlich verunsichert, schüchtern angespannt gehetzt, getrieben fordernd verschroben misstrauisch abweisend, feindselig gereizt, gespannt aufbrausend empört gekränkt, enttäuscht moros-dysphorisch (mürrisch) verletzend Selbst- und Fremdwertgefühle Hier besonders starke Verschränkung von Gefühl und Denkstil bzw. –inhalt ! • Depression: Gefühl und Ideen (u.U. mit Wahncharakter) eigener Schuld (auch außerhalb des objektiven eigenen Einflussbereichs), moralischer Unzulänglichkeit, Versagen und Minderwertigkeit Kann durch erlebtes, krankheitsbedingtes Zurückbleiben hinter eigenem Leistungsanspruch bzw. Harmoniebedürfnis verstärkt werden (Typus melancholicus n. Tellenbach) • Manie: gesteigertes Selbstvertrauen, Größenideen (bis zum Größenwahn) • narzisstische und Borderline-Persönlichkeitsstörung: Selbstwert und Bewertung anderer können extreme Formen annehmen und rasch wechseln (Idealisierung/Abwertung, „Spaltung“) • ängstlich-vermeidende und abhängig-selbstunsichere Persönlichkeit: Gefühl von Minderwertigkeit und Sehnsucht nach Akzeptiertwerden bzw. Gefühl von Hilflosigkeit und Inkompetenz mit Trennungsangst und passivem Unterordnen/sich verlassen auf andere 48 Depressives Syndrom -> -> -> -> gedrückte, niedergeschlagene Stimmung eingeschränkte affektive Schwingungsfähigkeit verminderte Fähigkeit, Freude zu empfinden Selbstwertgefühl vermindert, Schuldgefühle u./o. Gedanken über eigene Wertlosigkeit -> Pessimismus -> Verminderung von Antrieb, Interesse und Aktivität -> Konzentration vermindert -> Denken und Psychomotorik (Mimik, Gestik) gehemmt, Entschlusserschwernis, Grübeln -> innere Unruhe, Angst, Agitiertheit -> Müdigkeit nach jeder kleinsten Anstrengung, Schlaf gestört, Früherwachen, Morgentief, darnieder liegende Vitalgefühle -> Appetitverlust, Libidoverlust, diverse vegetative und somat. Beschwerden -> fakultativ (i.d.R. stimmungskongruente) psychotische Symptomatik Manisches Syndrom -> gehobene oder erregt-gereizte Stimmung -> Selbstwertgefühl gesteigert, unrealistische Selbsteinschätzung, übertriebener Optimismus -> -> -> -> Steigerung des Antriebs, Überaktivität, Rededrang unpassendes, distanzgemindertes, rücksichtsloses, leichtsinniges Verhalten Aufmerksamkeit vermindert, Ablenkbarkeit ideenflüchtiges Denken, zahlreiche Einfälle -> vermindertes Schlafbedürfnis, gehobene Vitalgefühle -> fakultativ (i.d.R. stimmungskongruente) psychotische Symptomatik 49 Affektverarmung, Affektverflachung Mangel oder Verlust an affektiver Ansprechbarkeit und Schwingungsfähigkeit, die Betreffenden erscheinen gemütsarm, unterkühlt, gleichgültig, teilnahmslos, gelangweilt, emotional indifferent, oberflächlich-seicht, leichtfertig, manchmal auch „wurstig“ oder kaltherzig. Wenn der Patient selbst darüber klagt: Gefühl der Gefühllosigkeit Vorkommen • hauptsächlich im Rahmen schizophrener Negativ-/Minussymptomatik, charakteristisch bei flacher Hebephrenie n. Leonhard • medikamentös: Neuroleptika, Li • organische Psychosyndrome (Frontalhirnsyndrom, äthyltoxisch) • schizoide u.a. Persönlichkeitsstörungen Gefühl der Gefühllosigkeit -> subjektiv wahrgenommene Gefühlsleere, ein Nicht-mehr-mit-schwingen-können -> betrifft nicht nur Freude; auch keine Trauer mehr empfinden zu können (quälend, Selbstvorwürfe), nicht mehr weinen zu können („die Tränen sind versiegt“). -> Anhedonie: Unfähigkeit, Freude zu empfinden. Vorkommen: • V.a. Depression (fehlendes Mitfühlenkönnen Leitsymptom bei teilnahmsarmer Depr. n. Leonhard) • Posttraumat. Belastungsstörung • schizophrene Negativsymptomatik (Anhedonie) • s.a. Affektverarmung 50 Läppisch Sein Albern-leere Heiterkeit, die mit dem Anstrich des Unreifen gekennzeichnet ist Vorkommen: • Rauschzustände • unreife, infantile Persönlichkeiten • hebephrene Schizophrenie (charakteristisch bei läppischer Hebephrenie n. Leonhard mit stillem Lächeln, Kichern oder unmotiviertem Lachen, kindischen Streichen, Antriebsarmut, affektiver Entdifferenzierung und u.U. Dissozialität) Parathymer Affekt Affekte und Gefühlsausdruck stimmen quantitativ (Intensität) und v.a. qualitativ (Färbung, Tönung) nicht mit dem Erlebnisinhalt überein. Beispiel: Lachen oder Unbeteiligtsein beim Bericht über grausame Wahn- oder Halluzinations-Inhalte Ein parathymer Affekt bei Wahn oder Halluzination ist bei Psychosen eher als prognostisch ungünstig zu werten (z.B. Defektsyndrome unsystematischer und v.a. systemat. Schizophrenien n. Leonhard) Affektive Beteiligung bei psychot. Phänomenen (wichtig !) s. bei Wahn Wechselnde u./o. rasch anspringende Affekte Affektinkontinenz Rasches Anspringen von allen Affekten, die nicht beherrscht werden können und manchmal eine übermäßige Stärke haben können. Affektlabilität -> schneller Stimmungswechsel -> verstärkte affektive Ablenkbarkeit, -> wobei die Affekte meist nur von kurzer Dauer sind, -> auch rasch ihr „Vorzeichen“ wechseln können (wehmütig bzw. gereizt/heiter) 51 DD wechselnde/rasch anspringende Affekte Affektlabilität und –inkontinenz: • Begriffe hauptsächlich bei organ. Psychosyndromen („Rührseligkeit“) verwendet • Divide pathologisches Lachen und Weinen (ohne begleitenden Affekt) bei neurologischen Erkrankungen (z.B. ALS) Leichtere oder phänomenologisch mehr oder weniger ähnliche Bilder oft bei: • Depression: rasch erschütterbar und betroffen von negativ getönten Botschaften • Persönlichkeitsstörungen: emotional-instabile, evtl. narzisstische: „himmelhoch jauchzend/zu Tode betrübt“ mit entsprechendem Denkstil, Störung der Affekt- und Impulskontrolle emotive: durch gefühlserregende Ereignisse stark berührt histrionische: dramatisch-demonstrative, oberflächliche, unnatürlich wirkende, labile Affektivität narzisstische: Kränkbarkeit (mit Abwertung), auch b. übernachhaltigen • ADHS: Impulsivität und Ablenkbarkeit • evtl. hyperthymem Temperament: selbstsicher, extrovertiert, redselig Affektivität und Verhalten bei Hysterie -> „Innere Leere“ durch unauthentisch wirkendes „Emotionalisieren“ aufgefüllt: Dramatisches Ausgestalten mit ganzem Reportoire des Affekt-Ausdrucks oder „Benennung von Affekten“ (Superlative, Pseudo-Differenziertheit, Pseudo-Moralität) -> verdrängter „eigentlicher“ (z.B. aggressiver) Affekt kann im Pseudoaffekt spürbar sein -> „belle indifférence“ (scheinbare Unbeteiligtheit), kontrastiert mit der Situation -> Brüchigkeit und Unsicherheit der eigenen Identität. Depersonalisation usw. -> Tendenz, sich innerlich (Erleben) und äußerlich (Erscheinung) in einen Zustand zu versetzen, der einen sich selbst anders erleben und vor anderen anders erscheinen lässt (eine Rolle zu spielen) -> Erlebnishunger als Folge der herabgesetzten affektiven Erlebnisfähigkeit -> Aufdringliches sexuelles Gehabe, oft mit dem Ausdruck, „eigentlich“ ein kleines Mädchen (keusch, zerbrechlich, schuldlos) zu sein Gleichzeitig wird Kenntnisnahme der sexuellen Bedeutung d. Verhaltens abgelehnt -> viel Aufmerksamkeit dem eigenen Äußeren zugewendet -> Rivalisieren und Konkurrieren -> wenn das erstrebte Ziel in die Nähe rückt, kommt es zu einem „Schnitt“: Verlust des Interesses, Abwertung, bis hin zu sexuellen Störungen -> sich abhängig zu machen ohne den Anspruch auf Aktivität und Initiative abzutreten, anspruchsvolle Abhängigkeit mit Empfindlichkeit gegenüber Zurücksetzungen, tendenziöse Inszenierungen, manipulative Suiciddrohungen 52 Ratlosigkeit -> Patient findet sich nicht mehr zurecht, weiß nicht, was ihm geschieht, was er denken oder tun soll, vermag die Ereignisse nicht zu begreifen, sich keinen Überblick zu verschaffen. -> mehr eine quälende Empfindung, weniger etwas Kognitives -> zeigt sich in entsprechenden Äußerungen („kenne mich gar nicht mehr aus“), staunendem, ängstlich-unsicherem oder suchend-fragendem Gesichtsausdruck, zögernden Verhalten bis hin zum Stupor, evtl. Unruhe Vorkommen: • Depression • cycloide und schizophrene Psychosen (z.B. i.R. der Denkstörung bei gehemmter Verwirrtheitspsychose, zusätzlich mit stumpfer Mimik bei gehemmter Kataphasie n. Leonhard) • Organische Psychosyndrome Ambivalenz, Ambitendenz U.U. quälend erlebte Koexistenz widersprüchlicher -> Gefühle: Hass und Liebe gegenüber derselben Person -> Denkinhalte: eine Ansicht vertreten und gleichzeitig das Gegenteil dazu -> Strebungen (Ambitendenz): essen und nicht essen wollen und dabei in einem stuporartigen Zustand mit dem Löffel auf halbem Wege erstarren Vorkommen: • in schwerer Form bei schizophrenen Psychosen (z.B. negativistische Katatonie n. Leonhard: normalerw. kein Entgegenkommen, in freundlicher Stimmung Ambitendenz mit vorzeitigem Abbruch z.B. einer Grußbewegung) Leichtere Formen v.a. von Ambivalenz: • normalpsychologischer Bereich • anankastische Persönlichkeit: übermäßig Zweifel und Vorsicht • Zwangsstörung • Depression: zusammen mit Grübeln, Entschlusserschwernis 53 Antrieb -> vom Willen weitgehend unabhängig wirkende, belebende Kraft -> bewirkt die Bewegung aller seelischen Funktionen hinsichtlich Tempo, Intensität und Ausdauer -> unterhält Lebendigkeit, Schwung, Initiative, Tatkraft, Unternehmungsgeist, Zuwendung, Aufmerksamkeit -> als solcher schwer fassbar, erkennbar v.a. an seinen Auswirkungen auf Aktivitätsnivau u. Psychomotorik -> je nach Definition ist diese Kraft ungerichtet oder gerichtet Intentionalität Fähigkeit, -> Zielvorstellungen für die Zukunft zu entwickeln und -> entsprechende Handlungsstrategien entwerfen und durchhalten zu können Wille Fähigkeit, unter Beteiligung der Gesamtpersönlichkeit ein bestimmtes Ziel zu intendieren und sich zwischen verschiedenen Möglichkeiten zu entscheiden Willensfreiheit wichtiges Thema neuro-philosophischer Diskussion Neurobiologisch i. Zusammenhang mit Antrieb bedeutsam: -> zentrale Aktivationsfunktion, Arousal: aufsteigendes retikuläres Aktivationssystem/Formatio reticularis -> präfrontaler Cortex (s. Dysexekutives Syndrom, Antriebshemmung bei Depression u.a.) -> (v.a. dopaminerges) Belohnungssystem: Nucleus accumbens, dorsales Striatum: Stimulation bei Bedürfnisbefriedigung/durch chem. Substanzen vermittelt Gefallen, Wohlbefinden etc., Blockade durch Dopaminantagonisten (Neuroleptika) 54 Antriebsminderung -> Mangel an Energie, Initiative, Spontaneität und Anteilnahme an der Umgebung -> wird subjektiv vom Patienten erlebt -> kann nach außen in einer spärlichen spontanen Motorik bzw. Mimik, einförmiger, wenig modulierter Sprechweise und mangelnder Initiative im Gespräch, einsilbigen, einfallsarmen Äußerungen und geringer Aufmerksamkeit sichtbar werden Verwandte Begriffe: Apathie: Gefühllosigkeit, Teilnahmslosigkeit, Fehlen von Initiative und spontaner Aktivität Abulie: mehr auf den Aspekt der Willensbildung und Entschluss- /Entscheidungsfähigkeit abzielend Antriebshemmung -> Antriebsminderung wird vom Patienten selbst als ein Gebremst- oder Geblocktsein erlebt -> Pat. möchte gern, bringt es aber nicht zuwege (wie gegen einen Widerstand -> Wünsche und Absichten können u.U. geäußert, aber nicht in entsprechende Handlungen umgesetzt werden -> Intentionalität, Initiative- und Planungsfähigkeit müssen nicht notwendigerweise eingeschränkt sein Antriebssteigerung -> Zunahme von Energie, Lebhaftigkeit, Unternehmungslust, Aktivität , Planung und Einfallsreichtum -> von geordneter, zielgerichteter Tätigkeit über Vielgeschäftigkeit bis hin zu ziellosem und unsinnig-desorganisiertem Verhalten -> kann aber auch als Getrieben- und Gespanntsein oder auch motorische Erregung imponieren Hyperbulie: „Überfunktion des Willens“ mit übermäßigem Tatendrang, besonderer Ausdauer im Ertragen von Schmerzen, aber auch bis hin zu Fanatismus/überwertigen Ideen 55 Mutismus -> Wortkargheit, Sprechen nur weniger, geflüsterter Wort oder Nichtsprechen aus psychischen Gründen -> neben Antriebsstörung kommen Denkstörungen oder aktiv-negativistisches Verweigern ursächlich in Frage Logorrhoe -> Pat. redet übermäßig viel infolge gesteigerten Rededrangs -> Denken muss nicht beschleunigt oder ungeordnet sein (häufig aber weitschweifig, ideenflüchtig oder inkohärent/zerfahren) DD Antriebsstörungen • Antriebsminderung: schizophrene Negativsymtomatik, organische Psychosyndrome (charakteristischerweise dysexekutives Syndrom) • Antriebshemmung: depressive Syndrome • Antriebssteigerung: manische Syndrome (auch z.B. organischer Genese), schizophrene Psychosen 56 Schizophrene Positiv- und Negativsymptome Positivsymptome: „Symptome, die bei Schizophrenen vorkommen, bei Gesunden nicht“ (Unspezifität einiger Symptome - nur orientierend gültig !) • Halluzinationen • Wahnphänomene • („positive“) formale Denkstörungen (insbes. Zerfahrenheit) • bizarres oder desorganisiertes Verhalten Negativsymptome: • Alogie (Sprachverarmung), Denkverarmung • Affektverarmung, Anhedonie (fehlendes Freude-empfinden-können) • Antriebslosigkeit • Aufmerksamkeitsstörungen Schizophrene Basisstörungen n. Huber Uncharakteristische, meist subjektive Störungen, die einer floriden schizophrenen Psychose lange vorausgehen können: • erlebte Konzentrations- und Gedächtnisstörungen • geordnetes Lenken des Gedankenstroms auf ein Ziel erschwert • Gedankendrängen • Gedankeninterferenz (Dazwischenkommen unwichtiger Gedanken) • Einfallsverarmung und Denkverlangsamung • Blockierungen, „Leerstellen“ im Denken • grübelndes, nicht abschaltbares Nachdenken über alles mögliche • beeinträchtigtes Sprachverständnis • Sprachliche Verarmung (Wortschatz, Präzision etc.) • Automatismenverlust: alltägliche Handlungsabläufe nur unter max. Aufmerksamkeit durchführbar • erhöhtes Schlafbedürfnis, Entschlussschwäche, Kontaktstörung, Erregbarkeit („dynamische Defizienzen“) • Vorstellungen von Wahrnehmungen/Erinnerungen schwer abgrenzbar • sensorische Überwachheit/Empfindlichkeit, Veränderte Qualität von Wahrnehmungen • Zönästhesien • Eigenbeziehungstendenz 57 Psychomotorik Bewegungsabläufe, Haltung, Gang, Mimik, Gestik, Sprechweise, die durch psychische Vorgänge (bes. Antrieb und Affekt) geprägt sind gesteigert Hyperkinese Psychomotorik qualitativ entstellt Parakinesen vermindert Hypokinese Hyperkinese, Hypokinese Quantitative Abweichung der (Psycho-)Motorik in Form -> einer Steigerung, eines Überschusses (Hyperkinese) -> einer Verminderung, Reduktion (Hypokinese) von -> Spontanbewegungen -> Ausdrucksbewegungen -> Reaktivbewegungen Innere bzw. motorische Unruhe, Agitiertheit • Spektrum umfasst (selbst verspürt u./o. beobachtbar): -> innere Unruhe, Gespanntheit, Getrieben- u. Gehetztheit -> leeren Bewegungs- und Beschäftigungsdrang -> ziellose, ungerichtete motorische Aktivität (Herumlaufen, Nesteln, Bewegung der Gliedmassen usw.) -> Erregungszustand • Agitiertheit i.e.S.: ruheloses, unstillbares Bewegungsbedürfnis, bei dem affektive Regungen unkontrolliert in Bewegung übergehen • Akathisie: Sitzunruhe, nicht still sitzen können (i.w.S. Bewegungsbedürfnis) als NW von Neuroleptika Bei agitiert-depressiven Pat. kann trotz gespürter innerer und erkennbarer psychomotorischer Unruhe gleichzeitig eine schwere Antriebshemmung bestehen! 58 Parakinesen Oberbegriff für qualitativ abnorme, entstellte, verzerrte meist komplexe Bewegungen, meist auch Gestik, Mimik und Sprechweise betreffend Grimmassieren, Paramimie: Verziehungen der Gesichtsmuskulatur, denen kein entsprechender Seelenvorgang entspricht Manieriertheit -> Verlust der natürlichen Harmonie des Ausdrucks (Mimik, Gestik, Sprache) -> Entstehung sonderbarer Gewohnheiten, die meist in bizarren Entstellungen von sinnvollen Handlungen bestehen -> gekünstelt wirkende Bewegungen, posenhafte Haltungen, hochtrabend-wichtigtuerisches Verhalten, komplizierten Zeremonien oder Rituale -> einzelne Muster werden ggf. über Jahre gleichförmig beibehalten Beispiel: wiederholtes Reiben der Wange, Körperdrehung bei Durchtritt durch die Tür, Weglegen der Gabel zwischen zwei Bissen etc. Manierierte Sprache: ausgefallene Wortwahl oder pathetischer Betonung, oft unterstrichen durch entsprechende Gestik Proskinesie Pat. greift der immer von neuem hingehaltenen Hand unermüdlich entgegen, kann durch leichten Druck gegen irgendeine Stelle des Körpers zu aktivem Mitgehen angeregt werden und sich so in beliebige Stellungen bringen lassen. Durch die Aufforderung, sich nicht darauf einzulassen, lässt sich der Mechanismus vorübergehend unterbrechen, um sich bei Ablenkung dann wieder einzustellen. Negativismus Der Pat. tut ohne ersichtlichen Grund gerade das nicht, von ihm verlangt oder erwartet wird (passiver Negativismus, „Verweigern“) oder tut genau das Gegenteil (aktiver Negativismus) Bsp: Beantwortung von Fragen durch Gegenfragen, besonders festes Schließen der Augen bei Aufforderung, die Augen zu öffnen 59 Stereotypien Verbale oder motorische Entäußerungen, die oft über lange Zeiträume ohne erkennbaren Sinn immer wieder gleich wiederholt werden, Bewegungsstereotypien: Gleichförmig wiederholte Bewegungen ohne äußeren Reiz: Klopfen, Schaukeln (Iterationen), auch gleichförmiges Hin- und Hergehen Haltungsstereotypien: Katalepsie: Verharren in einmal eingenommenen (u.U.unnatürlichen oder sehr unbequemen) Körperhaltungen mit Erhöhung des Muskeltonus und/oder Willenstörung Flexibilitas cerea: fortdauernde Muskelanspannung bei passiver Änderung von Körperhaltung und Gliedmaßen wie bei Wachspuppen Verbale Stereotypien (z.T. synonym: Verbigeration) Leere Wiederholung von immer gleichen Silben, Wörtern, Floskeln, Sätzen. Kann z.B. Jahre zur Begrüßung beibehalten werden („Gelobt sei Jesus Christus“). Bei Aphasie: Floskel, deren Auftreten kontrolliert werden kann Vorkommen und DD psychomotorischer Auffälligkeiten • selbst gespürte und beobachtbare innere bzw. motorische Unruhe ist unspezifisch und kann bei praktisch allen psychiatrischen Krankheitsbildern vorkommen • Hyper- und Hypokinese, v.a. die mehr oder weniger bizarren wie Parakinesen, Manieren, Stereotypien, Negativismus, Proskinesie und Ambitendenz treten charakteristischerweise bei katatonen Schizophrenien auf • Negativismus und Bewegungs-/ verbale Stereotypien sind unspezifischer, können auch z.B. bei organischen Psychosyndromen (Demenz) bzw. Oligophrenie auftreten 60 Psychomotorik bei Leonhard cycloide Motilitätspsychose: Keine Vermengung beider Pole, Bewegungen nicht verzerrt • erregter Pol: Generalisierte Bewegungsunruhe mit in sich intakten Bewegungen („als-ob“ ein passender Anlass zugrunde läge): Ausdrucks- (Winken), Reaktivbewegungen (Greifen an die Kleider), automatisierte Abläufe (Tanzen, Springen) • gehemmter Pol: Verlangsamung der Reaktivbewegungen, Erstarrung der Ausdrucksbewegungen, Willkürmotorik weniger betroffen Periodische Katatonie: oft Symptome aus dem jeweils anderen Pol beigemischt • erregter Pol: Hyperkinetische Erregung mit Iterationen und Stereotypien, Parakinesen (verzerrter Ablauf von Bewegungen, ruckartige Zwischenbewegungen), Verlust des ursprünglichen Sinnes der Bewegungen, Grimassieren, unmotiviertem Lachen • gehemmter Pol: Hypo-/Akinese mit Negativismus, steifem Bewegungsablauf, maskenhafter Mimik, bizarren Haltungen • Residualsyndrom: Unharmonie von Reaktiv- und Ausdrucksbewegungen, Antriebsmangel und Affektabstumpfung , Reizbarkeit Parakinetische („faxenhafte“) Katatonie: -> bei äußerer Anregung tritt eine Unruhe auf, die sich aus verzerrten, eckigen, unharmonischen, einschießenden Bewegungen aufbaut -> an Chorea Huntington erinnernd -> abgehackte Sprache, einschießende Äußerungen -> sorglose Stimmung Manierierte Katatonie: -> zunehmende Erstarrung von Haltung, Mimik und Gestik -> eingefahrene Bewegungsabläufe (Manieren), können an Zwangserscheinungen erinnern: -> Bewegungsmanieren (z.B. Betasten anderer), Unterlassungsmanieren (z.B. Mutismus, Nahrungsverweigerung, Stehen an der gleichen Stelle) 61 Proskinetische Katatonie: gesteigerte Bereitschaft, Anregungen von außen nachzukommen durch Nesteln, verbirgerierendes Murmeln, Mitgehen und Gegengreifen (Proskinesie) Negativistische Katatonie: -> ungenügend Zuwendung auf Ansprache, Mangel an Entgegenkommen -> in unfreundlicher Stimmung aktives Widerstreben, Gereiztheit -> dranghafte Erregungen auch ohne Gereiztheit, -> impulsive, ruckartig-eckige Motorik, eigenartig verdrehte Haltung -> Ambitendenz (in freundlicher Stimmung), Proskinesie Verschrobenheit -> besonders fremd und eigentümlich wirkende Eigenart des Verhaltens und des sprachlichen Ausdrucks -> mit Bevorzugung ausgefallener, unangemessener, v.a. abstrakter Wörter und Wendungen, gezierter und geschraubter Redeweise auch bei einfachen Sachverhalten -> Mimik und Gestik wirken dabei oft bizarr, nicht einfühlbar. Vorkommen: in o.g. Sinne typischerweise bei Schizophrenien Begriff auch allgemein für absonderlich-eigentümliche Personen gebraucht Verschrobene Hebephrenie n. Leonhard: Einförmigkeit des Verhaltens (monotones Sprechen, hypochondrisches Klagen und Querulieren ohne tiefere affektive Betroffenheit bei allgemeiner affektiver Verflachung und oft freudloser Stimmung), Auch Zwangserscheinungen sind häufig. Tics • unwillkürliche, rasche, wiederholte, nicht-rhythmische Bewegung meist umschriebener Muskelgruppen (motorische Tics): -> Blinzeln, Grimmassieren -> Kopfwerfen, Schulterzucken • Lautproduktion, die plötzlich einsetzt und keinem erkennbaren Zweck dient (vokale Tics): -> Räuspern, Schnüffeln komplexe Tics: -> Sich-selbst-schlagen -> Ausstoß obzöner Worte (Koprolalie) Tics werden als nicht willentlich beeinflussbar erlebt, können aber meist eine Weile unterdrückt werden 62 Stupor -> Erhebliche Minderung bzw. Fehlen jeglicher körperlicher oder psychischer Aktivität. -> trotz wachen Bewusstseins reagiert der Patient nicht auf Versuche, mit ihm in Beziehung zu treten, er spricht nicht (Mutismus), die Mimik ist starr und ausdruckslos, Spontanbewegungen fehlen, auf Schmerzreize erfolgt evtl. keine Reaktion, er isst und trinkt nicht, es kann Inkontinenz bestehen -> eher schlaffes oder eher gespanntes Erscheinungsbild Vorkommen: • depressiver Stupor • Angst z.B. bei paranoid-halluzinatorischem Erleben • Verwirrtheitspsychose n. Leonhard: ratloser Stupor, betrifft v.a. Willkürbewegungen, die der Denkvorbereitung bedürfen • Motilitätspsychose n. L. : betrifft v.a. unwillkürliche Bewegungen (Ausdrucks- u. Reaktivbewegungen) • Periodische Katatonie n. L.: katatoner Stupor mit stereotypen Haltungen und stereotypen Einzelbewegungen bei periodischer Katatonie • Kataphasie n. L.: Stupor mit Stumpfheit • wichtige DD: malignes neuroleptisches Syndrom Malignes neuroleptisches Syndrom -> Rigor, Akinese; evtl. auch Dys- oder Hyperkinesen -> fluktuierende Bewusstseinsstörung bis zum Koma -> Fieber, vegetative Entgleisung: Tachykardie, Hypertonus, Hyperhidrose, Hypersalivation, Tachypnoe, Hautrötung oder Blässe -> Labor: CK, Leukos -> Beginn meist 1.-2. Wo. einer Neuroleptikatherapie -> Wichtige DD: Febrile Katatonie bzw. Stupor 63 Zentrales Serotoninsyndrom -> Fieber -> neuromuskuläre Symptome: Rigidität, Reflexsteigerung, Myokloni -> Verwirrtheit, Erregung, evtl. Euphorie -> evtl. Übelkeit, Diarrhoe -> bei serotonergen AD, Triptan, Kokain, Amphetaminen, Lithium, Tramadol... Zentrales anticholinerges Syndrom -> Verwirrtheit, Unruhe, evtl. Halluzinationen; selten Sedierung -> Dysarthrie, Krampfanfälle möglich -> periphere anticholinerge Symptome: warme, rote, trockene Haut, trockene Schleimhäute Mydriasis, Mundtrockenheit Harnverhalt, Obstipation Tachykardie, ggf. Rhythmusstörung -> bei anticholinergen AD+NL, „alte“Antihistaminika, Biperiden.... 64 65 Anhang: Einteilung der endogenen Psychosen nach Leonhard Systematische Schizophrenien Chronisch schleichender Beginn, progredienter, prognostisch ungünstiger Verlauf Anfänglich oft Vermengung mit unspezifischen akzessorischen Symptomen (Halluzinationen, Wahnwahrnehmungen, Verstimmungszustände etc.), später stabil mit einer jeweils scharf begrenzten Charakterisierung der einzelnen Formen im Residuum Kombinationen zwischen zwei Formen einer Untergruppe möglich (kombinierte Hebephrenien, kombinierte Katatonien oder kombinierte Paraphrenien) Begriffswahl („systematisch“) durch Leonhard, da sie in ihren ganz klar umschriebenen Bildern festen Ordnungen folgen und er vermutete, dass sie auf einer Degeneration jeweils ganz bestimmter Hirn-Systeme beruhen und damit an neurologische System-Erkrankungen (z.B. ALS) erinnern (Systematische) Hebephrenien Leitsymptome: affektiver Abbau und Verflachung, Verlust der Initiative Im Beginn häufig depressive, euphorische und gereizte Verstimmungen, letztere oft bis ins Defektstadium vorkommend Verstimmungen können von Sinnestäuschungen und Wahnvorstellungen begleitet sein Früher Beginn Läppische Hebephrenie Verschrobene Hebephrenie Flache Hebephrenie Autistische Hebephrenie Affektive Abstumpfung mit heiter-zufriedener Grundstimmung und charakteristischem Lächeln bei jeder Anregung Einförmig-monotones Sprechen, Querulieren, hypochondrisches Klagen ohne tiefere affektive Betroffenheit Affektive Abstumpfung ohne Mitschwingen eines Gefühlstons Werden von den Vorgängen der Umgebung nicht berührt, zeigen ein undurchdringliches Minenspiel und leben ganz für sich Züge, die an die „läppische Art des normalen Pubertätsalters“ erinnern Anfangs Verstimmungszustände (depressiv, ängstlich, gereizt), später Affektverflachung und ethische Abstumpfung Dauerzustand der sorglosen Zufriedenheit kann durch gereizte (oder ängstliche, euphorische) Verstimmungszustände unterbrochen werden Unlustig-missmutige Grundstimmung mit affektiver Abstumpfung wird zeitweise durch gereizt-aggressive Verstimmungszustände unterbrochen Beginn häufig mit Zwangserscheinungen Verstimmungszustände können mit Beziehungsideen oder Pseudo/Halluzinationen einhergehen Denken etwas unzulänglich, oft kurze, uninteressierte Antworten Anfangs kindliche Streiche, später ethische Abstumpfung Anfangs euphorische und depressive Verstimmungen, später manchmal vorübergehende Gereiztheit Denken verarmt, intellektuelle Leistungen recht gut erhalten Unzulängliches Denken: nichtssagende, wortkarge Antworten 66 Systematische Katatonien Leitsymptome: Störungen im Bereich der Psychomotorik und der Willenstätigkeit Zusätzlich je nach Unterform Wahnvorstellungen, Halluzinationen und Denkstörungen Parakinetische Katatonie Manierierte Katatonie Proskinetische Katatonie Negativistische Katatonie Sprechbereite Katatonie Sprachträge Katatonie Bei äußerer Anregung tritt eine Unruhe auf, die sich aus verzerrten Bewegungen aufbaut Bewegungsmanieren und Unterlassungsmanieren, zunehmende Erstarrung von Haltung, Mimik und Gestik Gesteigerte Bereitschaft, Anregungen von außen nachzukommen durch Nesteln, verbirgerierendes Murmeln, Mitgehen und Gegengreifen Widerstreben, dranghafte Erregungen Auf jede beliebige Frage wird vorschnell geantwortet, was dem Pat. anscheinend zufällig in den Sinn kam (Vorbeireden), ansonsten Antriebsarmut Mangel an sprachlichen Äußerungen, zeitweise durch sprachliche Erregungen unterbrochen, halluzinatorische Abgelenktheit Es handelt sich z. B. um Bruchstücke von Willkürbewegungen, eckig ablaufende Reaktivbewegungen, teils verzerrte Ausdrucksbewegungen (Pseudoexpressivbewegungen) Erstarrung betrifft v.a. Ausdrucksmotorik, Haltung, Mimik und Gestik, Willkürmotorik weniger, diese aber mehr und mehr durch eingefahrene Bewegungsabläufe (Manieren) ersetzt Wenden sich auf Anrede zu, beginnen u.U. nach einer weiteren Anregung mit einem verbigerierenden Murmeln, außerdem kommt es bei Anregung zu einem Greifen, Nesteln usw. Ungenügend Zuwendung auf Ansprache, keine Antwort od. einsilbig Je schwieriger und gefühlsbetonter die Fragen, desto sicherer wird an der Frage vorbei geantwortet Anfangs träges (oft ohne Zusammenhang mit Frage), später fast fehlendes Antworten, dann auch sonstige Reaktionen verlangsamt Bewegungen oft einschießend, im Verlauf steckenbleibend, fließendes Ineinanderspiel fehlt (an Chorea Huntington erinnernd) Sprechen kann abgehacktagrammatisch sein und von abspringenden, sinnlosen Bemerkungen durchsetzt sein Auch Handeln oft sprunghaft Grundstimmung meist sorgloszufrieden, recht schwingungsfähig Wahn und Halluzinationen fehlen Manieren können anfangs an Zwangserscheinungen erinnern Bewegungsmanieren (z.B. Betasten anderer) treten zunehmend zurück, Unterlassungsmanieren (z.B. Mutismus, Nahrungsverweigerung, Stehen auf der gleichen Stelle) werden häufiger Gedanklich wenig gestört, Affektregungen auch in schweren Fällen noch beobachtbar Zeigen Proskinesie: Greifen der immer von neuem hingehaltenen Hand unermüdlich entgegen (durch Aufforderung nur kurz unterbrechbar), lassen sich durch leichten Druck gegen irgendeine Stelle des Körpers zu aktivem Mitgehen anregen Initiative sonst stark eingeschränkt, Affektivität flach, sorgloszufrieden, u.U. gereizte Verstimmungen. Manchmal sinnvolle Antworten, Denkleistungen unvollkommen, aber nicht unlogisch In gleichgültiger Stimmung werden passive Bewegungen zugelassen, jedoch Mangel jeden Entgegenkommens In unfreundlicher Verfassung und bei Drängen aktives Widerstreben, Gereiztheit, Aggressivität Dranghafte Erregungen auch ohne Gereiztheit Antworten knapp, oft agrammatisch, z.B. Perseverationen vorangegangener Inhalte, sinnlose Redensarten, zufällige Assoziationen, Wortneubildungen Ohne Ansprache mutistisch, autistisch, Initiative, Affektivität erloschen, steife Haltung, ausdruckslose Mimik Blicken (durch Halluzinationen) abgelenkt herum, bewegen oft flüsternd Lippen, zeitweise laute, u.U. erregte Selbstgespräche (Schimpfen mit Stimmen), dann auch Affekt und lebhafte Motorik Impulsive, ruckartig-eckige Motorik, eigenartig verdrehte Haltung Heftiges v.a. akustisches Halluzinieren, phantastischkonfabulatorische Erlebnisse Ambitendenz (in freundlicher Stimmung), Proskinesie Meist leicht nach vorn geneigte Haltung, erloschene Initiative Affektivität und Initiative vermindert, erhaltene Triebhaftigkeit erhebliche Denkstörung (Inkohärenz) Denkstörung gering 67 Systematische Paraphrenien Leitsymptome: Wahnvorstellungen, Halluzinationen und formale Denkstörungen je nach Unterform in unterschiedlichem Ausmaß Im Beginn können uncharakteristische akzessorische/Prozess-Symptome die genaue Diagnose erschweren: affektive Störungen, v.a. Ängstlichkeit, (tiefere Affektschwankungen jedoch ungewöhnlich), Ratlosigkeit, Beziehungsideen usw. Oft von Anfang an schleichender Verlauf ohne wesentliche Prozessysmptome Phonemische Paraphrenie Hypochondrische Paraphrenie Inkohärente Paraphrenie Phantastische Paraphrenie Konfabulatorische Paraphrenie Expansive Paraphrenie Stimmen, die in einer engen Beziehung zum Denken stehen, gefühlsnahe sind („in den Halluz. Kommt vor, was der Pat. denkt“) und deren Inhalt (überwiegend unangenehm) als lästig empfunden wird groteske Leibeshalluzinationen („Sensationen“), die als quälend empfunden werden und oft in querulatorischer Weise beklagt werden ausgeprägtes akustisches Halluzinieren und schwere Denkstörung mit Inkohärenz und Kontaminationen Halluzinationen (v.a. Leibessensationen und szenische mit vorherrschendem optischen Element, häufig grausige Dinge) und absurde Wahnideen, die sich über alle Möglichkeiten der täglichen Erfahrung hinwegsetzen Erinnerungstäuschungen (Konfabulationen) in Gestalt zusammenhängender Erlebnisse von phantastischem Gepräge, die sich auf andere Länder oder gar Sterne beziehen (Unmittelbare Umgebung wird richtig beurteilt) Größenideen, die sich inhaltlich in mäßigen Grenzen halten, aber nach außen hin wichtigtuerisch „gelebt“ werden Stimmungslage und Affektivität wenig beeinträchtigt Zusätzl. Stimmen, zumeist beschimpfende, Vorhandensein lästiger als Inhalt (oft sinnlos) Starkes Abgelenktsein durch dauerndes Halluzinieren, Sprechen/Schimpfen mit den Stimmen Absurde Größenideen und Personenverkennungen Maßlose Größenideen in Konfabulationen eingebaut, getragen von einer etwas gehobenen Stimmung Expansive Betätigung einförmig und ideenarm, außerhalb davon wenig Interesse und Initiative Wahrnehmungsverfälschungen (Dinge/Personen sehen immer anders aus) Halluzinationen und Verfolgungswahn nur initial Bei der Intelligenzprüfung verschwommenes Denken („Herumreden ohne festes Ziel“) Wahnideen nur i.S. eines Erklärungswahns der Missempfindungen Freudlos-missmutige Grundstimmung, relativ gut erhaltene Persönlichkeit Geringe Denkstörung: unkonzentriertes Denken (im Gespräch schwer fixierbar, u.U. leichte sprachliche Entgleisungen, Intelligenzaufgaben meist gut) Stumpfheit und Antriebsarmut Wortkarges, leises Antworten Größenideen werden nicht ausgelebt, Wahnideen wenig affektiv verankert. Jedoch keine schwere Abstumpfung Denken kann im Zusammenhang mit phantastischen Ideen verworren erscheinen, Zwischenfragen schaffen Klarheit. Entgleisungen bei Intelligenzfragen Konfabulationen haben etwas Starres, werden immer wieder in der gleichen Weise vorgetragen, nur langsam durch neue ergänzt Verfehlungen in Grammatik und Wortbildung, geschraubter Stil, ungenaue Begriffsverwendung („vergröbertes Denken“) Bei abstrakten Denkaufgaben Konkretismus („bildhaftes Denken“) 68 Unsystematische Schizophrenien Verlaufen im Beginn zumeist stürmisch, nehmen einen schubförmig-remittierenden Verlauf mit mehr oder weniger ausgeprägter (typischer) Defektbildung (Schub = abgrenzbares Krankheitsintervall, das nach Remission einen Defekt hinterlässt) Überschneidung zwischen den einzelnen Formen oder Beimengung von Symptomen cycloider Psychosen möglich Bipolare Ausrichtung je nach Form mehr oder weniger typisch Genetische Belastung höher als bei systematischen Schizophrenien und zykloiden Psychosen Periodische Katatonie Leitsymptome: Psychomotorische Erregung bzw. Hemmung mit qualitativer Veränderung der Psychomotorik Oft akuter Beginn, Verlauf schubförmig-remittierend, Pole häufig im Wechsel, oft Mischung beider Pole Residuum (i.d.R schneller nach Akinesen): Kataphasie Leitsymptome: Formale Denkstörung, die über die einfache Inkohärenz/Ratlosigkeit der Verwirrtheitspsychose hinausgeht Kommt in einer erregten und einer gehemmten Form vor, manchmal auch nur Defektzustand mit Denk- und Sprachstörung ohne Rededrang oder Wortarmut Lahmheit bis hin zur Stumpfheit U.U. Reizbarkeit, die nicht an abnorme Ideen geknüpft ist Unharmonische Reaktiv- und Ausdrucksbewegungen, Bewegungen verlieren natürliche Grazie Oft Mischung beider Pole Verlauf schleichend-progressiv oder remittierend, manchmal periodisch Erregter Pol Gehemmter Pol Erregter Pol Gehemmter Pol Leitsymptome: Hyperkinetische Erregung mit Iterationen, Stereotypien, Parakinesen (verzerrter Ablauf von Bewegungen, ruckartige Zwischenbewegungen), Verlust des ursprünglichen Sinnes der Bewegungen, Grimassieren Leitsymptome: Akinese mit Negativismus, steifem Bewegungsablauf, maskenhafter Mimik, bizarren Haltungen Leitsymptome: verworrener Rededrang (Zerfahrenheit) Leitsymptome: Wortkargheit bis hin zu Mutismus Schwere logische Störung, einhergehend mit Wortverwechslungen, Wortneubildungen, mangelnde grammatikalische Ordnung Neben logischen Verfehlungen Denkhemmung, die zur Ratlosigkeit führt Hyperkinese bekommt durch Beimengung akinetischer Züge eine gewisse Starrheit Oft deutliches Hereinwirken des Gegenpols: z. B. zwecklose und einförmige Bewegung einer Extremität trotz allgemeiner Starrheit, bestimmte bizarre Haltungen werden immer wieder aktiv eingenommen oder impulsive Handlungen (mit Aggressivität oder übertriebenem Lachen) aus Bewegungsarmut heraus Affektvolle Paraphrenie Leitsymptome: stark affektiv verankerte Wahnideen V.a. im Beginn affektive Schwankungen (Angst, Ekstase) mit Eigenbeziehungen bzw. Glücksideen und häufig Halluzinationen Affektive Schwankungen sind häufig mit Gereiztheit verbunden Wahnideen und Halluzinationen werden bald unlogisch und lassen sich nicht mehr (wie bei Angst-Glücks-Psychose) voll aus den Affekten Angst/Ekstase ableiten Körperliche Missempfindungen haben meist halluzinatorischen Charakter i.S. äußerer Beeinflussung Geordnetes Verhalten, gute Aktivität Affektivität abgeflacht Minenspiel verrät Stumpfheit, oft fixierender Blick statt Antwort Beziehungsideen kommen vor Oft Systematisierung der Wahnideen (s. Paranoia i.S. Kraepelins) Verlauf remittierend oder schleichend Kann in einem gereizten Beziehungssyndrom (feindselige Umdeutung der Umgebung) stehen bleiben, auch Dauerzustände mit ekstatischem Größenwahn oder beiden affektiven Pole mit Verfolgungs- und Größenideen gleichzeitig Häufig Fortschreiten zu phantastischen Gestaltungen mit Größenideen, Erinnerungsfälschungen, Personenverkennungen, absurden Ideen und Halluzinationen auf allen Gebieten Affektive Verankerung der Wahnideen bleibt immer erhalten, außerhalb der Wahnwelt jedoch Abstumpfung möglich Konfabulationen kommen vor 69 Zykloide Psychosen Gewisse Ähnlichkeit in der Symptomgestaltung mit den unsystematischen Schizophrenien. Schizophrene Erstrangsymptome nach K. Schneider in 50-60%, jedoch „differentia specifica“ gegenüber Schizophrenien bereits im Querschnitt: „Innere Zusammenhänge“ der Aufbauelemente und Fehlen „struktureller Verformungen“ von Affektausdruck und Affekt, des Denkens, der Bewegungsimpulse und -abläufe Ausgeprägte Neigung, nach zwei Polen gerichtet zu sein Oft Symptome anderer zykloider Psychosen oder der MDE beigesellt Beginn kann in jedem Lebensalter liegen, selten in höherem Alter Meist akuter Beginn, Entwicklung d. Vollbildes in Stunden bis Tagen Auf jeden Fall heilbar, allenfalls gewisse Einbußen der inneren Spannkraft nach wiederholten Phasen (Phase = abgrenzbares Krankheitsintervall mit Vollremission) Motilitätspsychose Verwirrtheitspsychose Leitsymptome: Hyperkinetische Bewegungsunruhe bzw. Hypo- bis Akinese ohne qualitative Veränderung der Psychomotorik Leitsymptome: Beschleunigung oder Verlangsamung des Denkflusses mit thematischer Inkohärenz Akinesen seltener und oft länger dauernd als Hyperkinesen Erregte und gehemmte Phasen können einander abwechseln, nicht selten ist nur der eine Pol der Erkrankung ausgeprägt Häufig zirkuläres Schwanken zwischen beiden Polen, jedoch niemals gleichzeitig hyper- und akinetische Symptome Erregte Verwirrtheitspsychosen etwas häufiger Angst-Glücks-Psychose Leitsymptome: Ängstliche oder ekstatische Affektauslenkung, die sich in abnormen Denkinhalten konkretisiert bzw. spezifiziert und in Halluzinationen versinnlicht Ängstliche Phasen häufiger als ekstatische Es gibt reine Angstpsychosen, häufig aber rascher Wechsel zwischen den Polen in einer Phase Nicht selten leichte qualitative Bewusstseinstrübung von der Art einer Benommenheit mit gleichmäßigem Trübungsgrad Erregter Pol Gehemmter Pol Erregter Pol Gehemmter Pol Angstpol: Ekstatischer Pol: Leitsymptome: Generalisierte Bewegungsunruhe mit in sich intakten Bewegungen Leitsymptome: Generalisierte Hypo- bis Akinese Leitsymptome: Rededrang mit Verlust der thematischen Kohärenz Leitsymptome: Denkhemmung mit Sprachverarmung (bis zum Mutismus) und Ratlosigkeit Überwältigende Angst mit der Empfindung des Bedroht- und Ausgeliefertseins, Misstrauen Überwältigende Beglücktheit mit der Empfindung von Grenzenlosigkeit, Kraft, Weltfülle, Geborgenheit usw. Bewegungen umfassen: Ausdrucks- (Winken), Reaktivbewegungen (Greifen an die Kleider), automatisierte Abläufe (Tanzen, Springen) Aussehen „als-ob“ ein passender Anlass zugrunde läge oft stumme Hyperkinese, manchmal unartikulierte Laute zusammenhanglose Sätze, evtl. inkohärenter Rededrang Rein psychomotorische Hemmung: Verlangsamung der Reaktivbewegungen, Erstarrung der Ausdrucksbewegungen, Willkürmotorik weniger betroffen Muskeltonus schlaff oder (häufiger) hyperton (Flexibilitas cerea), keine ausgeprägte Katalepsie bzw. Negativismus Akinese kann bis zum Stupor gehen „Thematische Inkohärenz“ ohne Ablenkbarkeit durch die Umgebung: thematisches Danebentreten bei Antworten Themenkreise zusammenhanglos, aber in sich jeweils geordnet Personenverkennungen, Beziehungsideen evtl. Halluzinationen mäßige psychomotorische Unruhe allerlei unsinnige Handlungen Rarefizierung der einzelnen Gedanken („Gedankentröpfeln“) mit Sperrungen und Gedankenleere Verlust der Bedeutungserfassung und thematische Inkohärenz Entsprechende Ideen: Bedrohung, Verfolgung, Vernichtung Affektkongruente Halluzinationen, Zoenaesthesien, illusionäre Verkennungen keine manische Vielgeschäftigkeit Entsprechende Ideen: Beglückung, Berufung, Erlösung anderer Halluzinationen, die meist Eingebungs- und Berufungscharakter haben Ratlosigkeit bis zum Stupor Bedeutungs- und Beziehungsideen 70 Monopolare affektive Psychosen Treten in jeweils fest umschriebenen, stabilen Symptomenkonstellationen auf Jede Phase (= abgrenzbares Krankheitsintervall mit Vollremission) zeigt monomorph das gleiche klinische Bild Keine Auslenkung zum Gegenpol bzw. kein „Durchscheinen“ des entsprechenden Gegenpols innerhalb einer Phase Reine Depressionen bzw. Euphorien Reine Melancholien bzw. Manien Veränderung jeweils nur einer bestimmten Schicht der affektiven Sphäre; Antrieb, Psychomotorik und Denkablauf unbeeinträchtigt Melancholisches bzw. manisches Grundsyndrom in vollständiger Ausprägung Einer bestimmten depressiven Unterform kann jeweils eine Unterform gegenübergestellt werden, bei der die gleiche Gefühlsschicht erkrankt ist (nicht beim gleichen Pat. beides vorkommend!) Melancholisches Grundsyndrom: Manisches Grundsyndrom: Gedrückte Stimmung, Lebensüberdruß, Insuffizienzgefühle Gehobene (euphorische) Stimmung, die leicht in Gereiztheit übergeht Denkhemmung mit Antwortlatenz Ideenflucht und Rededrang Psychomotorische Hemmung Psychomotorische Erregung Antriebshemmung, Interessenverarmung, Entschlusserschwernis Antriebssteigerung, Vielgeschäftigkeit, Kurzschlüssigkeit Einzelformen s.u. euphorische Depressive Ideenbildung (Bipolare) Manisch-depressive Erkrankung Manisches oder melancholisches Grundsyndrom abgewandelt sein: Labilität des Affekts mit häufigen Schwankungen und Affektwechseln: z.B. lassen sich Depressive durch ermunternde Gespräche kurzfristig aus der Verstimmung herausführen Elemente des Gegenpols können modifizierend durchscheinen: (intrasyndromale Bipolarität), bis zum Mischzustand Atypische Gestaltungen, die an zykloide Psychosen anklingen (z.B. verworrene Manie, stuporöse Depression, heftige Angst) Teilzustände (unvollständige Ausprägung des Grundsyndroms) Genetische Belastung höher als bei monopolaren Formen 71 Reine Depressionen und Euphorien (Einzelformen) Einer bestimmten depressiven Unterform kann jeweils eine euphorische Unterform gegenübergestellt werden, bei der die gleiche Gefühlsschicht erkrankt ist (nicht beim gleichen Pat. beides vorkommend!) Gehetzte Depression Hypochondr. Depression Selbstquäler. Depression Argwöhnische Depression Teilnahmsarme Depression Leitsymptome: Ständige Unruhe i.S. einer ängstlich-gequälten Gehetztheit, einförmiges, nachhaltiges Klagen Leitsymptome: Eigenartige körperliche Missempfindungen, die immer als krankhaft gewertet werden, Entfremdungserlebnisse Leitsymptome: Maßlose Ideen (Selbstvorwürfe, Selbstentwertung, Angst um sich und v.a. Angehörige), unter deren Äußerung sich die Patienten in eine Erregung hineinsteigern Leitsymptome: Vorgänge in der Umgebung werden auf dem Boden depressiver Gefühle i.S. von Beziehungsideen missgedeutet Leitsymptome: Gedrückte Stimmung, begleitet von geklagter Gefühls- (v.a. Mitgefühl) und Willensverarmung Hypochondrische Befürchtungen um das körperliche Wohl können vorkommen, sind aber nicht Diagnose weisend Aus dem ansonsten apathischruhigen Verhalten kann jederzeit eine Erregung werden, wenn die Ideen zur Sprache kommen Aus den Vorgängen der Umgebung entnehmen die Pat. Hinweise dafür, dass sie für minderwertig oder sündig gehalten werden oder ihnen etwas Schlimmes bevorsteht Teilnahmsarmut subjektiv mehr empfunden (und oft eindringlich beklagt) als objektiv erkennbar Ohne äußere Anregung meist gewisse Inititativverarmung Verwechslung auch mit der Angstpsychose möglich, dort jedoch tiefere Angst und mehr ängstliche Erregung/Erstarrung Selbstvorwürfe wegen der Teilnahmsarmut kommen vor Angst oft inhaltslos, manchmal Angstvorstellungen, Versündigungsideen und hypochondrische Ideen Im Klagen schwer zu unterbrechen und abzulenken, kann querulatorisch wirken Stimmung gequält, Klagsamkeit, aber geringer als bei gehetzter D. Hohe Suicidgefährdung Entfremdungserlebnisse v.a. in der körperlichen Sphäre: Leib innerlich verändert, Körperteil nicht mehr gespürt, Wahrnehmungen und Vorstellungen abgeschwächt usw. Relativ hohe Suicidneigung Entfremdungsgefühle kommen vor („nicht mehr die gleichen Menschen wie früher, da jedes Gefühl verloren“) Tiefe der Depression geringer als bei anderen reinen Depressionen Unproduktive Euphorie Hypochondrische Euphorie Schwärmerische Euphorie Konfabulator. Euphorie Teilnahmsarme Euphorie Inhaltslose Freudigkeit, ruhige Zufriedenheit, die aus einer mehr körperlichen Gefühlsschicht zu stammen scheinen Häufigste reine Euphorie Oft maßlose Ideen der Selbsterhöhung und Beglückung anderer beherrschen das Bild Phantastische Erzählungen freudigselbsterhöhenden oder sensationellen Inhalts bei mäßig gehobener Stimmungslage Sehr selten, Vorkommen eher aufgrund theoretischer Überlegung Wenig Betätigungsdrang Spärlich kommen abnorme Ideen i.S. einer Selbsterhöhung oder Beglückung vor Eigenartige körperliche Missempfindungen, die immer als krankhaft angesehen und mit Leidendruck lebhaft geklagt werden Grundstimmung jedoch auch subjektiv euphorisch gehoben Wenn die Ideen zur Sprache kommen mächtiges Ansteigen des Gefühls (ins Schwärmerische bis Ekstatische) Bei gleichgültigen Themen bleibt etwas feierlich Gehobenes Erinnerungsfälschungen (Konfabulationen) von flüssigem, wenig festgelegten Charakter mischen sich mit Einfällen und Ideen, die keinen Erlebnischarakter haben Subjektiv empfundene und auch objektiv erkennbare Gefühls- und Willensabschwächung bei euphorischer Stimmungslage Ideen u.U. als von höheren Mächten eingegeben geschildert 72 Literaturauswahl Althaus, Pfuhlmann, Franzek: Die affektvolle und die expansive Paraphrenie, Krankenhauspsychiatrie 2001, 12: 7-11 Althaus, Pfuhlmann, Franzek: Die argwöhnische Depression, psycho 2001, 27: 86-92 Das AMDP-System: Manual zur Dokumentation psychiatrischer Befunde, 7. 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Was ist Bewusstsein ? Quantitative und qualitative Bewusstseinsstörungen Störungen der Vigilanz Akute organische Psychosyndrome Verwirrtheit und delirantes Syndrom Aphasien Orientierung Aufmerksamkeit und Konzentration Auffassung Dysexekutives Syndrom Mnestische Funktionen Amnestisches Syndrom Dementielles Syndrom Konfabulationen Pseudologie Mnestische Funktionen: weitere Phänomene Apraxien Chronische organische Psychosyndrome Phasische Psychosen n. Leonhard Schizophrene Psychosen n. Leonhard Formale Denkstörungen Verlangsamtes, gehemmtes, verarmtes Denken Sperrung, Gedankenabreißen Weitschweifiges, eingeengtes Denken, Perseveration Grübeln Gedankendrängen Übersicht: Ideenflucht, Inkohärenz, Zerfahrenheit Ideenflucht Inkohärenz, Zerfahrenheit Formale Denkstörungen-weitere Phänomene Inkohärenz etc. bei Leonhard Unklares Denken Konkretismus Vorbeireden, Danebenreden Kognitiver Stil bei Hysterie Kritik- und Urteilsschwäche Zwang Wahn und abnorme Ideen Wahnphänomene Themen abnormer Denkinhalte Wahn und Ideenbildung bei Leonhard Angst Körperliche Beschwerden Hypochondrie, Dysmorphophobie, Eigengeruchsparanoia Somatoforme Beschwerden Vitalgefühle Zoenaesthesien Halluzinationen Halluzinationen bei Leonhard Pseudohalluzinationen, Illusionäre Verkennungen Personenverkennungen Entfremdungserlebnisse Ich-Störungen Schizophrene Erstrangsymptome Gestörter Perspektivwechsel bei Wahn, Halluzinationen, Ich-st. Affektivität Qualitäten von Stimmung, Affekt, Begegnungsweise Selbst- und Fremdwertgefühle 2 2 3 3 3 5 5 6 9 10 10 11 13 16 16 17 17 17 18 19 20 20 21 21 22 23 23 24 24 24 25 25 26 26 26 27 27 28 28 30 30 33 36 38 38 39 39 40 41 41 43 44 44 44 45 46 46 47 48 48 75 Depressives Syndrom Manisches Syndrom Affektverarmung, Affektverflachung Gefühl der Gefühllosigkeit Läppisch Sein Parathymie Wechselnde u./o. rasch anspringende Affekte Affektivität und Verhalten bei Hysterie Ratlosigkeit Ambivalenz, Ambitendenz Antrieb Antriebsminderung Antriebshemmung Antriebssteigerung Mutismus und Logorrhoe DD Antriebsstörungen Schizophrene Positiv- und Negativsymptomatik Schizophrene Basisstörungen Psychomotorik Hypo- und Hyperkinese Innere u. motorische Unruhe, Agitiertheit Parakinesen Manieriertheit Proskinesie und Negativismus Stereotypien Vorkommen und DD psychomotror. Auffälligkeiten Psychomotorik bei Leonhard Verschrobenheit Tics Stupor Malignes Neuroleptisches Syndrom Zentrales Serotoninsyndrom Zentrales Anticholinerges Syndrom 49 49 50 50 51 51 52 52 53 53 54 55 55 55 56 56 57 57 58 58 58 59 59 59 60 60 61 62 62 63 63 64 64 Anhang: Einteilung der endogenen Psychosen nach Leonhard 66 Literaturverzeichnis Inhaltsverzeichnis 76