Suchthilfeeinrichtungen Arbeiterwohlfahrt Kreisverband Main-Kinzig JAHRESBERICHT 2007 Jugend- und Drogenberatung Fachstelle für Suchtprävention Betreutes Einzelwohnen Inhaltsverzeichnis SEITE Suchthilfeeinrichtungen - Anschrift -Sprechzeiten 3 Einleitung Kurzer Rückblick auf 25 Jahre Jugend- und Drogenberatung 4 5-6 Jugend- und Drogenberatung Psychosoziale Betreuung von substituierten Opiatabhängigen Betreutes Einzelwohnen Fachstelle für Suchtprävention Jugend- und Drogenberatung Träger/Finanzierung/Mitarbeiter/innen Leistungen und Angebote Statistik Fachtagung „Kinder aus suchtbelasteten Familien“ Psychosoziale Beratung von Substituierten Informationen Bericht zur psychosozialen Beratungssprechstunde Betreutes Einzelwohnen Träger / Finanzierung / Mitarbeiter / Gesetzliche Grundlage / Aufgaben und Ziele Personalsituation und Rahmenbedingungen Klienten/Klientinnen / Jahresüberblick / Kooperation Fachstelle für Suchtprävention Informationen zur Fachstelle für Suchtprävention Angebote der Fachstelle Arbeitsbericht der Fachstelle für Suchtprävention Statistik 2007 / Gremien Pressespiegel 2 7 19 25 35 7 8 9 10 - 15 16 - 17 18 19 20 - 23 24 25 26 - 27 28 - 29 29 - 32 33 34 35 36 - 37 38 - 42 43 - 59 Arbeiterwohlfahrt – Kreisverband Main-Kinzig e.V. SUCHTHILFEEINRICHTUNGEN Berliner Strasse 45, 63571 Gelnhausen Leitung der Suchthilfeeinrichtungen: Günter Roth, Dipl.-Sozialarbeiter r.BSA Telefon: 0 60 51 / 91 55 88-0 FAX: 0 60 51 / 91 55 88-5 e-Mail: [email protected] www.suchthilfe-awo-mk.de JUGEND- UND DROGENBERATUNG GELNHAUSEN – SCHLÜCHTERN Ansprechpartner: Günter Roth, Dipl.-Sozialarbeiter r.BSA Leiter der Suchthilfeeinrichtungen e-Mail:[email protected] Termine nach Vereinbarung Jugendsprechstunde: Dienstag und Donnerstag von 13.00 bis 15:00 Uhr Unser Beratungsangebot in Schlüchtern Jugendcafé der Stadt Schlüchtern Schlossstraße 18 (1. Stock) 36381 Schlüchtern Termine nur über die Beratungsstelle in Gelnhausen BETREUTES EINZELWOHNEN Ansprechpartner/in: Birgit Tragesser, Sozialberaterin, Psychotherapeutin HPG, e-Mail:[email protected] Natalie Diehl, Dipl.-Sozialpädagogin (ab 01.07.2008) Edgar Zeissler, Dipl.-Sozialpädagoge (bis 30.06.2008) e-Mail: [email protected] Termine nur nach Vereinbarung FACHSTELLE FÜR SUCHTPRÄVENTION Ansprechpartnerin: Dagmar Wieland, Dipl.-Pädagogin Leiterin der Fachstelle e-Mail:[email protected] Termine nur nach Vereinbarung 3 EINLEITUNG 25 - Jahre Jugend- und Drogenberatung Mit dem Jahresbericht der AWO-Suchthilfeeinrichtungen möchten wir Sie wieder über die im vergangenen Jahr geleistete Arbeit informieren. Den Zahlen ist zu entnehmen, dass die AWO-Suchthilfeeinrichtungen 2007 stark frequentiert wurden. Das hohe Leistungsvolumen der vergangenen Jahre konnte trotz der seit 2004 dünner gewordenen Personaldecke in der Beratung und der Prävention gehalten werden. Durch die Aktivitäten in der Substitutionsambulanz des Kreises hat sich die Gesamtzahl der Ratsuchenden sogar um 20 Personen erhöht. Bereits geplante Projekte zur Frühintervention und Sekundärprävention konnten auch 2007 leider noch nicht verwirklicht werden. Im Jahr 2008 werden wir das Projekt „HaLT“ (Hart am Limit) starten, ein Angebot das sich u.a. an Kinder und Jugendliche und deren Eltern richtet die mit einer Alkoholintoxikation in die Klinik für Kinder- und Jugendmedizin eingeliefert wurden. Sie sehen, dass wir weiterhin bemüht sind für unsere von Suchtproblemen betroffenen Bürgerinnen und Bürger eine akzeptable Grundversorgung zu gewährleisten und weiter zu entwickeln. Wir bitten daher alle die in Politik und Verwaltung Einfluss haben und Verantwortung tragen, die AWO beim Erhalt und Ausbau ihrer Suchthilfeeinrichtungen zu unterstützen, damit im mittleren und östlichen Main-Kinzig-Kreis ein ausreichendes Hilfeangebot zur Verfügung steht. Neben allen Wünschen und Forderungen ist es uns aber auch wichtig alle denen herzlichen Dank zu sagen, die unsere Arbeit in den vergangenen 25 Jahren durch finanzielle und ideelle Unterstützung ermöglicht haben. Neben dem Kreisverband Main-Kinzig der Arbeiterwohlfahrt sind das vor allem der Main-Kinzig-Kreis mit dem Landrat und den Kreisbeigeordneten an der Spitze und einige Kommunen (Gelnhausen, Schlüchtern, Hasselroth, Steinau und Linsengericht), der Förderverein Suchtprävention, das Land Hessen für die Prävention, der LWV Hessen für das Betreute Wohnen und weitere Unterstützer. Allen ehrenamtlich Tätigen und beruflichen Kooperationspartnern danken wir ebenfalls für die gute Zusammenarbeit und die wohlwollende Unterstützung. 4 Kurzer Rückblick auf 25 Jahre Jugend- und Drogenberatung Ein unvollständigen Schnelldurchgang durch unsere Geschichte. Wie kam es 1982 zu dieser Einrichtung?: Wie war die Lage Ende der 70er Jahre? Die Drogendelikte in der Region nahmen zu, wegen des polizeilichen Drucks wich die Szene vom Raum Frankfurt ins Umland aus auch im östlichen MKK bildete sich von Hanau ausgehend eine beachtliche Drogenszene. Eröffnung: In Gelnhausen, Vor dem Schifftor 4, auf knapp 50 m² haben wir begonnen – der damalige Landrat Hans Rüger sagte bei der Eröffnung: „Wenn ihr im Jahr nur drei Abhängigen helft aus der Sucht auszusteigen hat sich die Investition schon gelohnt“. Aber das sahen nicht alle so: Im Vorfeld waren große Widerstände zu überwinden, im Verband und auf der politischen Ebene, es war viel Überzeugungsarbeit notwendig bis es dann so weit war. Und diese Vorbereitung wurde in erster Linie von Otto Mohn geleistet, damals Vorsitzender des AWO-Kreisverbands, er war der Motor des Ganzen, zusammen mit dem damalige Drogenbeauftragte der Hessischen Landesregierung Wolfgang Winckler, der leider schon verstorben ist. Angefangen mit der Beratungsarbeit haben Esther May und Günter Roth als Beraterin und Berater und Karin Krenz als Verwaltungsangestellte mit halber Stelle. Esther May (verh. Ames) hat die Beratungsstelle im Oktober 2003 verlassen. Karin Krenz und Günter Roth sind jetzt seit 25 Jahren dabei. Damals gab es noch Landesrichtlinie,n die als Mindestausstattung 2 Beraterstellen und eine ½ Verwaltungsstelle verbindlich vorgegeben haben. Das war sehr hilfreich und durchaus fachlich begründet und sinnvoll! Dann kamen Jahre des Ausbaus und der personellen Aufstockung: Außenstelle Hasselroth 1985, Aufsuchende Beratung Schlüchtern Februar 1986, zeitweilig arbeiteten 5 BeraterInnen in der Einrichtung! Es folgten die Jahre des Abbaus: Wegfall Hasselroth März 1988, 1987 ABMStelle läuft aus und wird nicht wieder besetzt, Wegfall der Aufsuchenden Beratung Schlüchtern mit folgender Schließung der Außenstelle 1989. Seit 1995 haben wir aber wieder eine Außenstelle in Schlüchtern, mit einem Sprechtag in der Woche, das war spätestens dringend geboten nachdem es in Schlüchtern über 30 substituierte Opiatabhängige gab. 5 1989 bestand das Beratungsteam aus 3 BeraterInnen, eine Kollegin machte aufsuchende Beratung und seit 1993 mit halber Stelle Prävention. Im Juni 1995 entstand daraus die Fachstelle für Suchtprävention als Vollzeitstelle – seitdem gab es bis Juli 2004 zunächst 2 Vollzeitstellen für Beratung, dann eine Vollzeit und eine Teilzeitstelle und seit der Streichung der Landesmittel 2004 nur noch eine Stelle für Beratung im östlichen MKK! Die Streichung der Landesmittel und die Kürzung der Zuschüsse für die Präventionsfachstelle brachte die Einrichtung in existenzielle Not, so dass sich der Träger zu Kündigungen gezwungen sah, die nach einer erfolgreichen Rettungsaktion durch eine Zusage des MKK, die Einrichtung weiter zu fördern, zurück genommen werden konnten. Hinter dieser sehr „eigenwilligen“ und aus unserer Sicht willkürlichen Umsetzung der Sparbeschlüsse der Landesregierung durch den verantwortlichen Referenten, steckte die fachlich nicht begründbare Vorgabe, dass es pro Landkreis nur noch einen Suchthilfeträger geben sollte – unabhängig von örtlichen Besonderheiten und Gegebenheiten. Nur weil der Kreis 2003/4 klar gesagt hat, dass er den Fortbestand der Einrichtung wünscht und seien Beitrag auch weiterhin leisten wird, gibt es diese Beratungsstelle noch! Aber trotz alle dem gibt es insgesamt wieder mehr Personal: Seit ersten Januar 2000 bietet die AWO Betreutes Einzelwohnwohnen an, finanziert vom LWV Hessen, mittlerweile haben wir 12 Plätze und zwei Fachkräfte zur Betreuung. Ein Jubiläum ist eine ganz besondere Gelegenheit Dank zu sagen. In schwierigen Zeiten braucht man besonderes viel Rückhalt, braucht man Unterstützung und Solidaritätsbekundungen, die wir reichlich erfahren haben: Beispielsweise durch die anrührende Aktion der Schülerinnen und Schüler der Kreisrealschule Gelnhausen, die für den Erhalt der Beratungsstelle einen Teil ihres Taschengeldes gespendet haben, durch Spendenaktionen der Kirchengemeinden in Gründau und Gelnhausen, der Kath. jungen Gemeinde in Bad SodenSalmünster, die Spenden einiger AWO-Ortsvereine und die Zuwendungen von Gelnhausen, Schlüchtern, Hasselroth, Linsengericht und Steinau usw.... Hierfür nochmals herzlichen Dank! 6 Arbeiterwohlfahrt Kreisverband Main-Kinzig e.V. Jugend- und Drogenberatung Suchthilfeeinrichtungen der Arbeiterwohlfahrt Berliner Straße 45 63571 Gelnhausen Tel.: 06051 – 915588-3 Fax: 06051 – 915588-5 e-Mail: [email protected] JAHRESBERICHT 2007 7 Jugend- und Drogenberatung Gelnhausen – Schlüchtern Jahresbericht 2007 TRÄGER Arbeiterwohlfahrt – Kreisverband Main-Kinzig e.V. - FINANZIERUNG Main-Kinzig-Kreis Eigenmittel des Trägers MITARBEITER Günter Roth, Dipl.-Sozialarbeiter rBSA Dienststellenleiter, Psychodramaleiter Beratung / Therapievermittlung / Sekundärprävention / Öffentlichkeitsarbeit Vollzeitstelle Edgar Zeissler Dipl.-Sozialpädagoge (bis 30.06.08) Natalie Diehl Dipl.-Sozialpädagogin (ab 01.07.08) Beratung in der Substitutionsambulanz Gesundheitsamt MKK, 3 Stunden wöchentlich Karin Krenz, Bürokauffrau Anmeldung / Verwaltung /Sekretariat Teilzeitstelle (25 Std./Wo.) Maren Reusswig; Reinigungskraft Honorar TEAM- / UND FALLSUPERVISION Barbara Oestmann-Geib, Dipl.-Pädagogin Dipl.-Supervisorin Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Supervision Honorar (19 ½ Stunden im Berichtsjahr) 8 Jugend- und Drogenberatung Gelnhausen – Schlüchtern Jahresbericht 2007 LEISTUNGEN UND ANGEBOTE JUGENDBERATUNG Beratung, Unterstützung und Begleitung für junge Menschen von 12 bis 21 Jahren, die eine Gesprächspartnerin oder einen Gesprächspartner suchen, der ihnen bei persönlichen Problemen wie z.B. Konflikten mit Schule, Ausbildung, Eltern, Geschwistern und Partnerinnen oder Partnern helfen kann Beratung und Information zu Fragen, die Alkohol-, Drogen-, Tabak- und Medikamentengebrauch, Glücks- und Computerspiele und problematisches Essverhalten betreffen Beratung und Unterstützung bei Fragen zu Rechten, Pflichten und gesetzlichen Ansprüchen Weitervermittlung und Begleitung zu anderen Beratungs- und Hilfeangeboten Jugendsprechstunde jeweils mittwochs von 13:00 Uhr bis 15:00 Uhr DROGENBERATUNG Beratung und ambulante Betreuung bei Problemen mit Alkohol, Medikamenten und Computer- und Glücksspiel bis zum 21. Lebensjahr Beratung und ambulante Betreuung bei Problemen mit illegalen Drogen, auch in Verbindung mit Alkohol und Medikamenten, ohne Altersbegrenzung Beratung von Kindern und Jugendlichen und deren Angehörigen die wegen einer Alkoholintoxikation in die Klinik für Kinder und Jugendmedizin Gelnhausen aufgenommen wurden (Beginn Juni 2008). Psychosoziale Betreuung für substituierte Drogenabhängige in der Substitutionsambulanz im Gesundheitsamt des Main-Kinzig-Kreises und in der Beratungsstelle Vermittlung in stationäre Therapie und andere Hilfen Ambulante Nachsorge Vorbereitung auf die medizinisch-psychologische Untersuchung (MPU) nach Entzug der Fahrerlaubnis (kostenpflichtig) Angehörigenberatung Eltern(selbsthilfe)gruppe und „Cleangruppe“ für Abhängige von illegalen Drogen Weitere Informationen finden Sie unter www.suchthilfe-awo-mk.de 9 Jugend- und Drogenberatung Gelnhausen – Schlüchtern Jahresbericht 2007 STATISTIK 2007 Unser Beratungsstellenmitarbeiter hat 2007 insgesamt 223 Personen, größtenteils in Einzel- und Familien-/Paargesprächen beraten. Hiervon waren 111 Klientinnen und Klienten mit Mehrfachkontakten und 112 Einmalkontakte. Hinzu kommen noch die 118 substituierten opiatabhängigen Patienten der Ambulanz am Gesundheitsamt des Kreises, die in zweiwöchigem Abstand, jeweils sonntags und mittwochs, von Herrn Zeissler beraten wurden, der ansonsten mit einer ½ Stelle für das Betreute Einzelwohnen zuständig ist. Die gesamte Jahresarbeitszeit des Beraters und des Mitarbeiters in der Substitutionsambulanz betrug ca. 1.700 Stunden. Von den 1.538 dokumentierten Stunden waren 1231 Stunden klientenbezogene Leistungen (80 %). Die 306 Stunden Organisationstermine, die größtenteils vom Dienststellenleiter wahrgenommen wurden, beinhalten Leitungsaufgaben, Dienstbesprechungen, Statistik, Dokumentation, Arbeitskreise, Gremien, Fortbildung und Supervision. Fortbildung, Supervision und Teilnahme an Fachtagungen und Fachgremien sind wesentliche Bestandteile der Qualitätsentwicklung. Dieser Anteil hat sich im Vergleich zum Vorjahr von 432 Stunden auf 306 Stunden reduziert. in HORIZONT dokumentierte Jahresarbeitsstunden der Berater 1400 1231 1200 1000 1000 800 2006 2007 600 432 400 306 200 0 Klientenkontakte 10 Organisation Jugend- und Drogenberatung Gelnhausen – Schlüchtern Jahresbericht 2007 Trotz der nach wie vor knappen personellen Ressourcen konnten insgesamt im Berichtsjahr 229 Klienten mit Mehrfachkontakten in mehr als 1.000 Gesprächen beraten und betreut werden – 27 mehr als im Vorjahr. Der weitere erhebliche Anstieg der Klientenzahl im Vergleich zum Vorjahr, erklärt sich durch das Kooperationsprojekt mit der Substitutionsambulanz am Gesundheitsamt des MainKinzig-Kreises. Unser Mitarbeiter Edgar Zeissler bietet seit April 2006 vor Ort, im Rahmen der vorgeschriebenen Psychosozialen Betreuung, mittwochs und sonntags im zweiwöchigen Turnus für die substituierten opiatabhängigen Patienten und Patientinnen der Substitutionsambulanz Beratung an. Hierfür werden monatlich 12 Stunden erbracht. 61 Klienten beziehen Lohnersatzleistungen (11 ALG I, 47 ALG II u.3 Grundsicherung SGB XII). 68 von 229 Klienten haben im Berichtsjahr die Beratung beendet. Davon wurden 18 weiter vermittelt, eine Person ist gestorben, 17 haben den Kontakt abgebrochen und 29 (20 %) Klienten haben die Maßnahme planmäßig abgeschlossen. Davon leben jetzt 24 (15,6 %) abstinent und bei 25 (16,2 %) hat sich der „Konsumstatus“ gebessert oder wesentlich gebessert. Bei 13 Personen ist der Konsumstatus leider unverändert. Klienten im Jahr 2004 2005 2006 2007 Klienten mit Einmalkontakt 142 137 131 112 Klienten mit Mehrfachkontakten und sozialtherap. Maßnahmen 189 160 114*) 111*) 76**) 118**) 321 341 und Sub.-Ambulanz Gesamtzahl der Klienten/innen 331 297 *)Von den 111 Klienten mit Mehrfachkontakten in 2007 waren 12 Angehörige. Termine im Jahr 2004 2005 2006 2007 Anzahl der Termine Beratungsstelle 1118 1103 872 846 320 520 Termine der Substitutionsambulanz * Anonyme einmalige Termine 142 137 131 109 Termine gesamt 1260 1240 1323 1475 **Die Beratungsgespräche in der Substitutionsambulanz dauern durchschnittlich von 10 bis 30 Minuten 11 Jugend- und Drogenberatung Gelnhausen – Schlüchtern Jahresbericht 2007 Alter der Ratsuchenden bei Erstkontakt (erstmalig mit den KlientInnen der Substitutionsambulanz!) Der Anteil der Jugendlichen und jungen Erwachsenen von 13 bis 21 Jahren, im Vergleich zur Gesamtzahl, ist von 30,7 % auf 8,3 % gesunken. Ebenfalls zurückgegangen ist der Anteil der 22- bis 27-Jährigen und zwar um von 77,2 auf 32,3%! Diese Verschiebungen hin zu Klienten über 27 Jahren hat zum Einen mit der veränderten Dokumentation zu tun – die 118 Klienten der Substitutionsambulanz, die meist schon etwas älter sind schlagen im Berichtsjahr erstmalig voll zu Buche und verändern die prozentualen Anteile erheblich – und zu Anderen sind nur wenige Jüngere hinzu gekommen. Die Bedarfslagen ändern sich sehr schnell und sind von vielen Faktoren abhängig. Ehrfahrungsgemäß kommen Jugendliche durch Vermittlung von Schulen, Jugendhilfeeinrichtungen, dem Jugendamt und den Eltern oder mit gerichtlichen Auflagen wenn gravierende Probleme aufgetreten sind, das war im Jahr 2007 nur selten der Fall. Wir gehen davon aus, dass in den nächsten Jahren der Anteil der Jugendlichen wieder leicht steigen wird, da wir im Frühjahr 2008 das Projekt „HaLT“ (Hart am Limit) zur Frühintervention von alkoholauffälligen Jugendlichen, verbunden mit zwei Jugendsprechzeiten, gestartet haben. 2006 Alter 13 Jahre bis 18 Jahre 19 Jahre bis 21 Jahre 22 Jahre bis 27 Jahre 28 Jahre und älter Anzahl % 14 Anzahl % 12,3% 7 3% 21 18,4% =30,7% 12 5,3% =8,3% 53 46,5% 55 24% 26 22,8% Summe der 13 – 27 Jährigen =77,2% 155 67,7% 114 12 Summe der 13 – 21 Jährigen 2007 100% 229 100% Summe der 13 - 21 Jährigen Summe der 13 - 27 Jährigen =32,3% Jugend- und Drogenberatung Gelnhausen – Schlüchtern Jahresbericht 2007 Klienten differenziert nach Geschlecht männlich weiblich 51 178 Wohnsituation der Klienten (nach Betreuungsende) Bei Angehörigen / Eltern Betreutes Wohnen Heim / Klinik / JVA Ohne Wohnung / Notunterkunft Selbstständiges Wohnen Sonstiges / Keine Angaben Summe Anzahl der Klienten 24 3 8 1 21 11 68 13 Jugend- und Drogenberatung Gelnhausen – Schlüchtern Jahresbericht 2007 Die Aufnahme der Psychosozialen Betreuung von Substituierten in der Substitutionsambulanz des Gesundheitsamts hat zu einer erhebliche Veränderung im Bereich der Herkunftsorte geführt. Von den 49 „Sonstige“ sind 41 Substituierte aus anderen Landkreisen und von den 38 Klienten aus Schlüchtern werden 20 substituiert. Anzahl der Klienten differenziert nach Wohnort 49 38 sonstige Linsengericht 4 Wächtersbach Jossgrund 9 Steinau 4 Sinntal 4 Schlüchtern 6 Hasselroth Gründau 9 Gelnhausen 4 Freigericht 3 Brachttal 9 Birstein 10 19 16 17 16 Bad Orb Bad SodenSalmünster Biebergemünd 60 50 40 30 20 10 0 111 Beratungsstelle u. 118 Substitutionsambulanz mit Mehrfachkontakten hatten 2007 Probleme mit: Abhängigkeitssyndrom Sonstige 4% Opiate 34% Cannabis 13% 14 mult. Substanzgebrauch/ Amphetamine und Andere 37% Koks/Crack 6% Alkohol 6% Jugend- und Drogenberatung Gelnhausen – Schlüchtern Jahresbericht 2007 Weitervermittlung der Klienten bei Betreuungsende an: Amb. Beratung / Behandlung Ambulante Rehabilitation Arbeits-/Beschäftigungsprojekt .. Betreutes Wohnen (amb./stat.).. Entgiftung/Entzug Übergangseinrichtung Stat. Entwöhnungsbehandlung Substitutionsbehandlung Summe Berufliche Integration nach Beendigung Anzahl 2 2 1 2 4 1 9 4 25 Anzahl Arbeits-/Ausbildungsplatz vorhanden arbeitslos berufliche Reha nicht erwerbstätig / SchülerIn/StudentIn 24 27 2 15 Summe 68 (von 9 Klient/innen gab es keine sicheren Angaben) Konsumstatus nach Beendigung Anzahl Keine Angaben Abstinent Gebessert Kein Problem seit Betreuungsbeginn Unverändert Verschlechtert 5 23 25 2 12 1 Summe 68 15 Jugend- und Drogenberatung Gelnhausen – Schlüchtern Jahresbericht 2007 Fachtagung: Kinder aus suchtbelasteten Familien Im Rahmen der Feier zum 25-jährigen Bestehen der Beratungsstelle hatten die AWO-Suchthilfeeinrichtungen, finanziell unterstützt vom Förderverein Suchtprävention, zu dieser Fachtagung eingeladen. Angemeldet waren fast 100 TeilnehmerInnen, die größtenteils aus dem Main-Kinzig-Kreis aber auch aus angrenzenden Regionen bis hin zum Lahn-Dill-Kreis oder dem Kreis LimburgWeilburg kamen. Das Thema der Fachtagung beschäftigt die AWO Beraterinnen und Berater schon viele Jahre, nimmt aber leider in der Jugend- und Suchthilfe nicht immer den der Problematik angemessenen Stellenwert ein. Deshalb haben wir uns und der Suchthilfe und Jugendhilfe in unserer Region dieses „Geschenk“ gemacht. 1993 wurden die Probleme von Kindern aus Suchtfamilien im MKK erstmalig in einem größeren Rahmen dargestellt und diskutiert. Prof. Klein von der Kath. Fachhochschule Köln, einer der Experten in Deutschland sprach zu diesem Thema auf dem Psychiatrietag in Hanau, danach war lange Zeit Stille. 2001 und 2003 haben wir die Problematik der suchtbelasteten Familien durch einen Workshop und ein Referat im Rahmenprogramm zur Ausstellung „einfach menschlich“ in unserem Kreis wieder ins Gespräch gebracht. Die Problematik ist seit mehr als 30 Jahren Thema in der Suchtforschung und auf Kongressen und hat in der Vergangenheit besonders den Bereich der Alkoholberatung beschäftigt. Alleine im MKK sind nach unseren eher vorsichtigen Schätzungen mehr als 5000 Kinder betroffen und wenn wir davon ausgehen, dass sich bei einem Drittel dieser Kinder ein Suchtproblem entwickelt, ist handeln dringend geboten! Die Selbsthilfegruppen kümmern sich schon seit vielen Jahren dankenswerter Weise mit entsprechenden Gruppenangeboten um die Kinder aus Suchtfamilien; in Erlensee gibt es zusätzlich eine Gruppe für erwachsene Kinder aus Suchtfamilien. Aber auch Konsumentinnen und Konsumenten von Illegalen Drogen haben Kinder (dabei ist der Anteil der Alleinerziehenden vermutlich überdurchschnittlich hoch). Für diese Kinder kommt noch erschwerend der Beschaffungsdruck und die permanente Angst vor Strafverfolgung und Strafandrohung oder Strafverbüßung der Eltern hinzu. Seit wir uns im Rahmen der „Psychosozialen Betreuung für Substituierte“ um Betroffene kümmern die zuvor noch keinen Kontakt zum Hilfesystem hatten, ist der Anteil der Drogenkonsumenten mit Kindern in unserer Beratungsarbeit angestiegen. Zahlen dazu: Im Jahr 2006 hatten 29 unserer Klienten zusammen 41 Kinder! Dieses Thema wird somit auch für die Drogenhilfe immer bedeutender, auch wenn sich die meisten Publikationen und Broschüren zu diesem Thema auf Alkoholikerfamilien beziehen. 16 Jugend- und Drogenberatung Gelnhausen – Schlüchtern Jahresbericht 2007 Fachtagung: Kinder aus suchtbelasteten Familien Die Kinder aus diesen Familien werden mit ihren Problemen nicht immer wahrgenommen, sind auf den ersten Blick äußerlich oft unauffällig, werden nicht verstanden oder die Problematik Sucht in der Familie wird nicht erkannt. Mit dieser Fachtagung sollte Lobbyarbeit für die Betroffenen geleistet, nochmals auf die Problematik der Suchtfamilien aufmerksam gemacht, über die Hintergründe, die Anzeichen und Auswirkungen informiert und Hilfemöglichkeiten an Hand von zwei Praxisbeispielen darstellen werden. Wenn diese Fachtagung nachfolgend einen Impuls gibt im MKK (vielleicht unter gemeinsamer Federführung der Suchthilfeplanung und der Jugendhilfeplanung) mit einer, auf das Ziel „Verbesserung der Hilfen für suchtbelastete Familien“ ausgerichteten Vernetzung zu beginnen, wäre das allein schon ein großer Erfolg . Begonnen wurde mit der Problemsicht aus der Perspektive eines Kinder- und Jugendpsychiaters, einem Kenner der Versorgungsstrukturen der Region und einem Verfechter der Netzwerkarbeit Herrn Dr. Matthias Wildermuth, Chefarzt der Kinder- und Jugendpsychiatrischen Klinik Rehbergpark in Herborn mit dem Thema: „Suchtkranke Eltern, belastete Kinder – Verbesserung der Hilfen für Betroffene durch Bewusstseinsbildung und Vernetzung“ Es folgte Frau Ingrid Arenz-Greiving mit Vortrag und Video Film zum Thema: Wahrnehmen – Verstehen – Handeln Kinder von Suchtkranken Risiken – Resilienzen – Lösungen – Hilfen Nach der Pause gab es die zwei Beiträge aus der Praxis. Irmgard Rückert stellte das Projekt „KID – Hilfen für drogenabhängige Eltern und ihre Kinder“ des AWO Kreisverbands Karlsruhe Stadt vor und Ralf Bartholmai, Leiter der Fachklinik Böddiger Berg und Geschäftsführer der Drogenhilfe Nordhessen, berichtete über die „Sozialpädagogische Familienhilfe Sucht“ des Landkreises Kassel. Die Beiträge der Referentinnen und Referenten stehen auf der Homepage der AWO-Suchthilfe www.suchthilfe-awo-mk.de als Download zur Verfügung. 17 Arbeiterwohlfahrt Kreisverband Main-Kinzig Psychosoziale Betreuung von substituierten Opiatabhängigen Suchthilfeeinrichtungen der Arbeiterwohlfahrt Berliner Straße 45 63571 Gelnhausen Tel.: 06051 – 915588-2 Fax: 06051 – 915588-5 Mobiltel: 0176 – 52153615 JAHRESBERICHT 2007 18 Psychosoziale Betreuung von substituierten Opiatabhängigen Informationen zur psychosozialen Betreuung Substituierter TRÄGER: Arbeiterwohlfahrt Kreisverband Main-Kinzig e.V. FINANZIERUNG: Main-Kinzig-Kreis / Landesmittel PERSONAL: Edgar Zeissler Diplom Sozialpädagoge (bis 30.06.2008) Natalie Diehl Diplom Sozialpädagogin (ab 01. Juli 2008) Mobiltel: 0176 – 52153615 SITZ Substitutionsambulanz des Gesundheitsamtes Gelnhausen Barbarossastraße 24 63571 Gelnhausen 19 Psychosoziale Betreuung von substituierten Opiatabhängigen Bericht zur psychosozialen Beratungssprechstunde Einleitung Nachdem im Jahr 2006 die Beratungssprechstunde zur Sicherstellung der psychosozialen Beratung Substituierter eingerichtet worden war, gaben die im Jahresbericht 2006 dargestellten Ergebnisse Anlass, dieses Angebot weiter zu führen. Im Verlauf des gesamten Jahres 2007 fanden in den Räumen des Gesundheitsamtes, in direkter Anbindung an die Substitutionsambulanz des Kreises Beratungssprechstunden statt. Die Behandlungsrichtlinien für die Substitutionsbehandlung Opiatabhängiger sieht eine Beratung der behandelten Patienten grundsätzlich und obligat vor. Gängige Praxis ist üblicherweise eine Kooperation zwischen den behandelnden Ärztinnen und Ärzten sowie den Suchtberatungsstellen. In dieser Praxis wird der Patient aufgefordert sich bei der Beratungsstelle vorzustellen und das dortige Angebot zu nutzen. Mit der Schaffung eines an die Substitutionsambulanz angebundenen Beratungsangebotes wird die Bewegungsrichtung umgekehrt. Statt der Patienten, die sich zum Berater bemühen (müssen, sollen), kommt der Berater zu den Patienten. Dies hat einige Vorteile, da erfahrungsgemäß Patienten teilweise den Aufwand die Beratungsstelle aufzusuchen scheuen und eine direkte Kontaktaufnahme im Rahmen der Substitutvergabe niedrigschwelliger erscheint und somit eher Beratung zu Stande kommt. Nachteilig könnte auf die Patienten wirken, dass Sie von den behandelnden Ärzten unverzüglich zur Beratung „geschickt“ werden und so der Eindruck von Zwang entsteht. Im Beratungsgespräch wird dies thematisiert und es zeigt sich, dass eine Gesprächsführung mit der Prämisse der Freiwilligkeit dennoch gewährleistet werden kann, wenn dieser fremdmotivierte Einstieg offen angesprochen wird. Hilfreich hierbei ist eine in der Beratungssprechstunde praktizierte Beratung nach den Regeln des Motivational Interview nach Miller u. Rollnick Üblicherweise wird von den Patienten eine Schweigepflichtentbindung gegenüber den behandelnden Ärzten eingeholt. Diese Schweigepflichtentbindung dient der Abstimmung zwischen den behandelnden Ärzten und dem Berater. Ergebnisse Die psychosoziale Beratung ist als Beratungssprechstunde angelegt. Das bedeutet, dass üblicherweise keine zeitintensiven bzw. längerfristigen Beratungen erbracht werden. Die Kontakte sind kurz gehalten und haben aktuelle Themen zum Inhalt. Aus den gleichen Gründen wurde auf eine umfängliche Dokumentation verzichtet, da der Dokumentationsaufwand den Beratungsaufwand sonst überflügeln würde. Deshalb sind nur recht globale Aussagen zur geleisteten Arbeit möglich. 20 Psychosoziale Betreuung von substituierten Opiatabhängigen Termine Zwischen dem 03.01.2007 und dem 23.12.2007 fanden 42 Beratungssprechstunden (130 Zeitstunden) statt. Davon waren 26 am Sonntag (Vorjahr 16) und 16 am Mittwoch (Vorjahr 25). Mit dieser Konzentration auf den Sonntag wurde dem Umstand Rechnung getragen, dass der Sonntag der mit Abstand wichtigste Vergabetag mit dem höchsten Patientenaufkommen ist. Die Vergabe von Substitutionsmitteln am Sonntag ist ein Alleinstellungsmerkmal der Substitutionsambulanz im Gesundheitsamt des Main-Kinzig-Kreises. Dieser Vergabetag wird v.a. von Menschen mit Vollzeitberufstätigkeit genutzt. Anzahl der Kontakte Minimum Maximum Gesamt Mittelwert Sonntag (n=26) 12 24 492 19 Mittwoch (n=16) 2 10 79 8 571 14 Gesamt (n=42) Tabelle 1 Übersicht der Beratungstermine Die Beratungssprechstunde am Sonntag war wie im Vorjahr deutlich höher frequentiert, als das Angebot am Mittwoch. Die geringe Auslastung des Mittwochangebotes führte dazu, dass im August 2007 zwischen behandelndem Arzt und Berater eine geänderte Angebotsstruktur vereinbart wurde. September bis Jahresende wurden die Zeitressourcen der Beratung auf die Sonntagstermine konzentriert. Insgesamt konnten so an Sonntagen 492 Klientenkontakte realisiert werden. Klientenkontakte An den 42 Beratungstagen fanden insgesamt 571 Patientenkontakte mit 118 Einzelpersonen statt. Damit wurde der allergrößte Teil aller in Behandlung befindlichen Patienten erreicht. Der Anteil der Frauen liegt bei knapp einem Fünftel. 21 Psychosoziale Betreuung von substituierten Opiatabhängigen Geschlecht Frauen n=23 19% Männer n=95 81% Abb. 1 Geschlecht Die Inanspruchnahme der Beratungssprechstunde war von deutlich unterschiedlicher Intensität. So nahmen rund ein Fünftel (21%) das Beratungsangebot nur einmalig wahr. Bei dieser Gruppe handelt es sich überwiegend um Menschen die eine Beratung aus unterschiedlichsten Gründen nicht wünschen. Die Mehrheit von zwei Dritteln aller Patienten in der Substitutionsambulanz nutzte das Angebot mehrfach (mit einer Spanne von zwei bis neun Kontakten) im Jahr 2007. Die verbleibenden 15 Personen (13%) sind die Intensivnutzer, die an einer regelmäßigen Beratung interessiert sind. Ein Patient suchte die Beratung sogar 21 mal im abgelaufenen Jahr auf. Männer n Frauen % n Gesamt % n % 1 Kontakt 17 18% 8 35% 25 21% 2-3 Kontakte 27 28% 5 22% 32 27% 4-9 Kontakte 40 42% 6 26% 46 39% 10 und mehr Kontakte 11 12% 4 17% 15 13% Summe 95 Tabelle 2 Kontakthäufigkeit 22 23 118 Psychosoziale Betreuung von substituierten Opiatabhängigen Beratungsinhalte Im Mittelpunkt der meisten Beratungsgespräche steht die Substanzstörung als solches. Je nach Bedarf der Patienten werden unterschiedliche Themen dazu erörtert. Dazu zählen Gespräche über den bisherigen Verlauf der Substitutionsbehandlung weitere Planungen hinsichtlich der Behandlung (z.B. Wechsel des Substituts) Krisenintervention bei Beikonsum Konflikte mit behandelnden Ärzten (i.d.R. entstehend aus Regelverletzungen) Analyse von Rückfallfaktoren Vorbereitungen auf Behandlung/ drogenfreies Leben u.v.m. Ebenso kommen allgemeine psychosoziale Fragen aus den Bereichen Beruf, Arbeitslosigkeit, Finanzen, Recht, Kinder, Partnerschaft in den Beratungsgesprächen zur Sprache. Wie oben bereits erwähnt fußt die Beratungsleistung in den Prinzipien und Methoden des Motivational Interviewing von William Miller und Stephen Rollnick. Zusammenfassung Mit der Fortführung der Beratungssprechstunde in der Substitutionsambulanz des Main-Kinzig-Kreises konnte die erfolgreich eingeführte psychosoziale Beratung begleitend zur Substitutionsbehandlung weiter etabliert werden. In 571 Beratungskontakten wurden 118 Patienten erreicht. 23 Arbeiterwohlfahrt Kreisverband Main-Kinzig Betreutes Einzelwohnen Suchthilfeeinrichtungen der Arbeiterwohlfahrt Berliner Straße 45 63571 Gelnhausen Tel.: 06051 – 915588-2 Fax: 06051 – 915588-5 e-Mail: [email protected] JAHRESBERICHT 2007 24 Betreutes Einzelwohnen Jahresbericht 2007 TRÄGER: Arbeiterwohlfahrt Kreisverband Main-Kinzig e.V. FINANZIERUNG: Landeswohlfahrtsverband Hessen 12 Plätze PERSONAL: Birgit Tragesser Sozialberaterin und Psychotherapeutin HPG Teilzeitstelle – 50% Stelle Mobiltel: 0160 - 90341675 E-Mail: [email protected] Edgar Zeissler Diplom Sozialpädagoge (bis 30.06.2008) Natalie Diehl Diplom Sozialpädagogin (ab 01.07.2008) Teilzeitstelle – 50% Stelle Mobiltel: 0176 – 52153615 E-Mail: [email protected] SITZ in den Räumlichkeiten der Suchthilfeeinrichtungen der Arbeiterwohlfahrt Kreisverband Main-Kinzig e.V. 63571 Gelnhausen, Berliner Str. 45 Telefon: 06051 / 915588 -2 Fax: 06051 / 915588 -5 ZUSTÄNDIGKEITSBEREICH: Bereich Gelnhausen SPRECHZEIT: Termine nur nach Vereinbarung 25 Betreutes Einzelwohnen Jahresbericht 2007 Gesetzliche Grundlage: Gesetzliche Grundlage für die Finanzierung des betreuten Einzelwohnens durch den Landeswohlfahrtsverband sind die §§ 53 - 60 des SGB XII. § 53 Abs. 1 - 3 Leistungsberechtigte und Aufgabe (1) Personen, die durch eine Behinderung im Sinne von § 2 Abs. 1 Satz 1 des Neunten Buches* wesentlich in ihrer Fähigkeit, an der Gesellschaft teilzuhaben, eingeschränkt oder von einer solchen wesentlichen Behinderung bedroht sind, erhalten Leistungen der Eingliederungshilfe, wenn und solange nach der Besonderheit des Einzelfalles, insbesondere nach Art oder Schwere der Behinderung, Aussicht besteht, dass die Aufgabe der Eingliederungshilfe erfüllt werden kann. Personen mit einer anderen körperlichen, geistigen oder seelischen Behinderung können Leistungen der Eingliederungshilfe erhalten. (*Rehabilitation und Teilhabe behinderter Menschen) (2) Von einer Behinderung bedroht sind Personen, bei denen der Eintritt der Behinderung nach fachlicher Erkenntnis mit hoher Wahrscheinlichkeit zu erwarten ist. Dies gilt für Personen, für die vorbeugende Gesundheitshilfe und Hilfe bei Krankheit nach den §§ 47 und 48 erforderlich ist, nur, wenn auch bei Durchführung dieser Leistungen eine Behinderung einzutreten droht. (3) Besondere Aufgabe der Eingliederungshilfe ist es, eine drohende Behinderung zu verhüten oder eine Behinderung oder deren Folgen zu beseitigen oder zu mildern und die behinderten Menschen in die Gesellschaft einzugliedern. Hierzu gehört insbesondere, den behinderten Menschen die Teilnahme am Leben in der Gemeinschaft zu ermöglichen oder zu erleichtern, ihnen die Ausübung eines angemessenen Berufs oder einer sonstigen angemessenen Tätigkeit zu ermöglichen oder sie so weit wie möglich unabhängig von Pflege zu machen. Dieser Paragraph sieht eine Eingliederungshilfe für seelisch behinderte Menschen vor. Zu einer möglichen Hilfestellung unter diesem Gesichtspunkt zählt das betreute Einzelwohnen. 26 Betreutes Einzelwohnen Jahresbericht 2007 Aufgaben und Ziele des betreuten Einzelwohnens, sowie der Umfang der Hilfe werden vom Landeswohlfahrtsverband in folgender Weise beschrieben: Stabilisierung und Weiterentwicklung von lebenspraktischen Fähigkeiten/ Fertigkeiten, Selbstständige Lebensführung und weitest gehende Unabhängigkeit von Betreuung, Hinführung zu einer angemessenen Tagesstruktur, Ausbildung oder Erwerbsfähigkeit, sowie Freizeitgestaltung, Stabilisierung der physischen und psychischen Gesundheit, Erhaltung bzw. Verbesserung von Mobilität und Orientierung, Bewältigung von Konflikt- und Krisensituationen, Bewältigung von behinderungs-, alters- und krankheitsbedingten Abbauprozessen, Aufrechterhaltung und Verbesserung der Partizipation am Leben im sozialen Umfeld 27 Betreutes Einzelwohnen Jahresbericht 2007 Personalsituation und Rahmenbedingungen Nach verschiedenen personellen Veränderungen und Vakanzen in den vorangegangenen Jahren, war das Jahr 2007 erfreulicherweise durch Kontinuität gekennzeichnet. Dies trug deutlich zu einer Stabilisierung des Bereiches Betreutes Einzelwohnen bei und war der Außenwahrnehmung der AWO Suchthilfeeinrichtungen förderlich. Die beiden Fachkräfte, Birgit Tragesser und Edgar Zeissler waren fallverantwortlich für persönlich zugeordnete Klienten und Klientinnen. Durch kontinuierlichen Fachaustausch waren Vertretungssituationen im Falle von Urlaub, Krankheit etc. für die Klienten zufrieden stellend anzubieten. Eine regelmäßige Teilnahme an der monatlich stattfindenden Hilfeplankonferenz bei der Psychiatriekoordination des Kreises konnte etabliert werden. Diese Präsenz im Hilfesystem des Main-Kinzig Kreises trug weiter zu einer verstärkten Vernetzung des Hilfeangebotes Betreutes Einzelwohnen bei. Die Erbringung der Leistung durch Fachleistungsstunden war auch im Jahr 2006 unproblematische Routine. Im Jahr 2006 wurden für Klientinnen und Klienten in einer Spanne von 99 bis 198 Fachleistungsstunden Betreuung individuell erbracht. Die folgende Tabelle gibt den Leistungsumfang der einzelnen Fachleistungsstundenstufen wieder. Fachleistungsstunden pro Jahr 99 Fachleistungsstunden Ehem. Schlüssel pro Monat (z. Vergleich)* 8,25 1:12 120 10 1:10 147 12,25 1:8 198 16,5 1:6 288 24 1:4,5 343 28,6 1:3,5 *Der ehem. Schlüssel bezieht sich auf eine 100% Stelle Die Stufungen der Fachleistungsstunden sind ein nun bewährtes Maß, um auf individuelle Bedürfnisse nach Betreuung reagieren zu können. Auf eine Besonderheit der Verwendung dieser Zeitressourcen in einem ländlich strukturierten Raum soll an dieser Stelle besonders hingewiesen werden. In einem Versorgungsbereich wie dem Main-Kinzig Kreis leben die Klientinnen und Klienten in einem großen Einzugsbereich und es werden z.T. erhebliche Ressourcen für Fahrten benötigt. So lebt ein Klient rund 30km von Gelnhausen entfernt und eine Hin- und Rückfahrt braucht 50 Minuten. Andere sind nur in wenigen Minuten erreichbar. Das bedeutet, dass bei gleichem individuellen Betreuungsbedarf, durch die teilweise nicht unerheblichen Fahrzeiten für weiter entfernt lebende Klientinnen und Klienten eine Reduzierung der „Face- to Face“ Beratungszeit die Folge ist, bzw. eine höhere Fachleistungsstundenstufe benötigt wird. 28 Betreutes Einzelwohnen Jahresbericht 2007 Das Planungsgremium der Hilfeplankonferenz, insbesondere der LWV folgt bisher weitgehend den Vorschlägen zum Betreuungsaufwand. Für die Auswertung des Fachleistungsstundenmodells ist allerdings eine Berücksichtigung von Fahrtaufwendungen in ländlich strukturierten Räumen zu empfehlen. In gewisser Regelmäßigkeit wiederkehrende Ankündigungen der politischen Entscheidungsebene zur Überführung der Wiedereingliederungsmaßnahmen nach §53 SGB XII vom Landeswohlfahrtsverband (LWV) in die Zuständigkeit der Kommunen führen zu Verunsicherungen im gesamten System des Betreuten Wohnens. Die Leistungsanbieter, so auch die AWO, haben einen hohen Grad der Zufriedenheit im Hinblick auf die professionelle und fachlich gute Zusammenarbeit mit dem LWV, als entscheidender Verwaltungsinstanz. Die im Verfahren mit dem LWV und der örtlichen Hilfeplankonferenz geschaffenen Standards fachlich guten Handelns, sind wertvoll und es sollte bei einer früher oder später kommenden Änderung der Verwaltungszuständigkeiten streng auf die Sicherung dieses Standards geachtet werden. Klientinnen und Klienten Insgesamt wurden im Jahr 2007 15 Klientinnen und Klienten durch das Betreute Einzelwohnen betreut. Sieben Klientinnen und Klienten wurden zu unterschiedlichen Zeitpunkten des Jahres 2007 neu in das Betreute Wohnen aufgenommen. Ebenfalls Sieben Klientinnen und Klienten schieden im Ablauf des Jahres 2007 aus. Zum 01.01.2007 waren neun Plätze im Betreuten Wohnen belegt. Ein Klient wurde zum Jahresbeginn neu aufgenommen, alle weiteren wurden aus dem Jahr 2006 weiter geführt. Zum Stichtag 31.12.2006 waren acht Klientinnen und Klienten in Betreuung. Der Monat mit der höchsten Auslastung von elf Klientinnen und Klienten war der März. Die geringste Auslastung mit sieben Klientinnen und Klienten war im November festzustellen. Acht Klientinnen und Klienten wurden in das Jahr 2008 übernommen. 29 Betreutes Einzelwohnen Jahresbericht 2007 Jahresüberblick Klient FLS * Geschlecht 1 147 m 2 99 m 3 147 m substituiert 2006 4 99 m Nachsorge nach Rehabilitation 2005 5 120 w substituiert 2007 6 99 m psych. Kranker mit sek. Drogenproblematik 2007 m substituiert 2006 w substituiert 2007 m psych. Kranker mit sek. Drogenproblematik 2006 7 8 9 147/ 198 147/ 198 147 Status Nachsorge nach Rehabilitation Junger Erwachsener mit Drogenproblematik Aufnahme 2007 2006 Verbleib Betreuung fortgesetzt Betreuung fortgesetzt Betreuung durch AWO beendet erfolgreich beendet Betreuung fortgesetzt erfolgreich beendet Betreuung fortgesetzt Betreuung fortgesetzt Überleitung in andere Hilfe Betreuung fortgesetzt Betreuung 11 147 w substituiert 2007 fortgesetzt Überleitung in 12 147 m substituiert 2007 andere Hilfe auf eigenen 13 120 m substituiert 2006 Wunsch ausgeschieden auf eigenen 14 99 w substituiert 2006 Wunsch ausgeschieden Nachsorge nach Betreuung 15 147 m 2007 Rehabilitation fortgesetzt *Fachleistungsstunden; Die Mehrfachangeben verdeutlichen einen flexiblen Umgang mit dem Instrument der Fachleistungsstunde. So wurde je nach Bedarf im Betreuungsverlauf das Fachleistungsstundenvolumen in Absprache mit dem LWV verringert oder erhöht. 10 30 147 m substituiert 2005 Betreutes Einzelwohnen Jahresbericht 2007 Es wurden drei Kinder der Klientinnen und Klienten „mitbetreut“. Dies fand innerhalb der Familie statt. Eine Klientin durchlief im Laufe des Jahres 2007 eine Schwangerschaft und konnte zum Jahresende komplikationslos Mutter einer Tochter werden. Psychiatrische Zusatzdiagnosen wie Depression, Schizophrenie oder Persönlichkeitsstörungen sind in unterschiedlicher Ausprägung Teil der Störungen, die die betreuten Klientinnen und Klienten mit aufweisen. Durch Einbeziehung bzw. Kooperation mit anderen Diensten wie z.B. dem sozialpsychiatrischen Dienst des MKK wird versucht auf diese Störungen fachgerecht reagieren zu können. Psychiatrische Zusatzdiagnosen kommen bei der Mehrheit des betreuten Klientels vor. Eine eher geringe Ausprägung erlaubt meist die Betreuung fortzusetzen, bei stärkerer oder akuter psychiatrischer Störung sind die Grenzen des Betreuten Wohnens erreicht und eine Weitervermittlung in spezialisierte Dienste wird nötig. So geschehen bei einem Klienten im Jahr 2007. Nach anfänglicher Stabilisierung durch eine selbst erlangte schrittweise Drogenabstinenz (Amphetamine, Cannabis, Alkohol, Tabak) trat nach rund einem halben Jahr eine schizophrene Störung zu Tage. Diese Störung erwies sich als so schwerwiegend, dass ein stationärer Aufenthalt in einer psychiatrischen Klinik und Überleitung in das Hilfesystem für psychisch kranke Klientinnen und Klienten nötig wurde. Ein weiterer Klient wurde aus dem System für psychisch Kranke in das Betreute Wohnen vermittelt. Dabei fungierte das Betreute Wohnen als zusätzliche Hilfemaßnahme, bei Verbleib in den vorhergehenden Maßnahmen. Dieser Fall wird als beispielhaft für interdisziplinäre Kooperation über die Segmente des Hilfesystems hinweg angesehen. Betreuung in einer Wohngruppe Die Suchthilfeeinrichtungen der AWO erwägten seit geraumer Zeit die Erweiterung des Betreuungsangebotes um eine Wohngruppe. Diese Betreute Wohngemeinschaft ist für die Abrundung des Hilfeangebotes aus verschiedenen Gründen wünschenswert. So kann häufig beobachteten Vereinsamungstendenzen und sozialer Isolation mit einer Gemeinschaft entgegen gewirkt werden. Weiter können in einer Wohngemeinschaft soziale Kompetenzen des Zusammenlebens entwickelt und gefördert werden und ganz praktisch wird oft als Mangel empfunden, dass das Betreute Wohnen in der jetzigen Ausgestaltung keinen Wohnraum zur Verfügung stellen kann. Dies vor dem Hintergrund, dass nachfragende Klienten regelmäßig über keine Wohnung verfügen (z.B. nach einer Rehabilitationsbehandlung). Im Übrigen ist der Wohnungsmarkt der nach SGB II / SGB XII finanzierten Wohnungen im Altkreis Gelnhausen äußerst eng und eine erfolgreiche Wohnungssuche ein langwieriges und für die Klientinnen und Klienten in der Regel frustrierendes Erlebnis. 31 Betreutes Einzelwohnen Jahresbericht 2007 Im Jahr 2007 wurden auf verschiedenen Ebenen Planung und Vorbereitung zur Installierung einer Wohngruppe unternommen. In Gesprächen mit der aqa – Gemeinnützige Gesellschaft für Arbeit, Qualifizierung und Ausbildung mbH, als Trägerin der SGB II Leistungen wurde versucht eine Zusammenarbeit zur Thematik der Mietkosten zu erreichen. Leider waren diese Bemühungen von wenig Erfolg gekrönt. Große Unterstützung des Projektes erfuhr die AWO durch den Förderverein Suchtprävention in Person des Vorsitzenden Herrn Reul. Es konnte eine Immobilie der Stadt Gelnhausen gefunden werden, die für ein Wohnprojekt geeignet war. Die Stadt bot überaus günstige Mietkonditionen an, die klar als wohlwollende Förderung des Projektes verstanden werden konnten. Schlussendlich kam zum Bedauern der Beteiligten das Projekt allerdings nicht zu Stande. Ursache hierfür waren Investitionskosten für den Start des Projektes (kleinerer Umbau, Renovierung und Ausstattung der Immobilie). Diese Gelder konnten nicht aufgebracht werden. Eine Anschubförderung durch den Träger von Betreutem Wohnen, dem Landeswohlfahrtsverband Hessen (LWV) sieht das zu Grunde liegende Regelwerk nicht vor, die Kommune sah sich dazu nicht in der Lage und die AWO, Kreisverband Main-Kinzig e.V. konnte als vergleichsweise kleiner Mitspieler im Hilfenetzwerk des Main-Kinzig Kreises diese Kosten nicht aus eigenem Budget bestreiten ohne riskant zu agieren. Die Akquise einer Wohnimmobilie auf dem freien Markt wurde verworfen, da der dort zu erwartende Mietzins über einer sinnvollen Kalkulation für eine Wohngruppe lag. Die Erstattungen über LWV für die Betreuungsleistungen bzw. der aqa/ Sozialamt für Wohnungskosten waren nicht mit einem vertretbaren Risiko (durchgängige Belegung) gegenzurechnen. Die wirtschaftliche Tragfähigkeit mit dem Minimalziel einer Null-Null Kalkulation war Eingangsbedingung für die Verwirklichung des Projektes Wohngruppe. Als sich abzeichnete, dass dies nicht zu erreichen sei, wurden die Bemühungen eingestellt. Kooperationspartner MKK o o o o o Psychiatriekoordination Substitutionsambulanz Sozialpsychiatrischer Dienst Sozialamt aqa – Gemeinnützige Gesellschaft für Arbeit und Qualifizierung und Ausbildung, GmbH MKK o Jugendamt 32 LWV Hessen Bewährungshilfe Wächtersbach Behindertenwerk Gelnhausen Bildungszentrum Herrmann Hesse Frankfurt gesetzliche Betreuer Arbeitskreis Betreutes Einzelwohnen Arbeiterwohlfahrt Kreisverband Main-Kinzig e.V. Fachstelle für Suchtprävention Suchthilfeeinrichtungen der Arbeiterwohlfahrt Berliner Straße 45 63571 Gelnhausen Tel.: 06051 – 915588-4 Fax: 06051 – 915588-5 e-Mail: [email protected] JAHRESBERICHT 2007 33 Informationen über die Fachstelle für Suchtprävention Jahresbericht 2007 TRÄGER: Arbeiterwohlfahrt Kreisverband Main-Kinzig e.V. FINANZIERUNG: Hessisches Sozialministerium Main-Kinzig-Kreis Eigenmittel des Trägers PERSONAL: Dagmar Wieland, Dipl.-Pädagogin Leiterin der Fachstelle (Weiterbildung in Gestalttherapie) Stellenumfang 90 % Supervision/ Praxisberatung: SITZ ZUSTÄNDIGKEITSBEREICH: SPRECHZEITEN: 34 Christiane Zimmermann-Lotz Dipl.-Pädagogin, DGSV der Fachstelle für Suchtprävention: in den Räumlichkeiten der AWO-Suchthilfeeinrichtungen 63571 Gelnhausen, Berliner Str. 45 Telefon: 06051 / 915588-4 FAX: 06051 / 915588-5 e-Mail: [email protected] Main-Kinzig-Kreis ohne die Städte Hanau und Maintal Termine nach Vereinbarung. Feste Sprechzeiten können wegen des häufigen Außendienstes nicht angeboten werden. Informationen über die Fachstelle für Suchtprävention Jahresbericht 2007 Angebote der Fachstelle für Suchtprävention (Kurzfassung) Koordination suchtpräventiver Aktivitäten in der Region Fortbildung und Seminare für Erzieher/innen, Lehrer/innen, Jugendpfleger/innen, Eltern und andere Multiplikatoren. Ausarbeitung, Durchführung und Begleitung von Projekten zur Suchtprävention Informationsveranstaltungen zum Thema Sucht und Suchtvorbeugung in Schulen, Kindergärten und mit Vereinen Initiierung suchtpräventiver Netzwerke (Präventionsbeiräte / Arbeitskreise), Öffentlichkeitsarbeit zum Thema Sucht und Suchtvorbeugung Einrichtung einer Fachbibliothek und Mediensammlung Sammlung und Weitergabe von Informationsmaterial 35 Fachstelle für Suchtprävention – Jahresbericht 2007 Arbeitsbericht der Fachstelle für Suchtprävention Na, denn Prost! – Jugend im Koma? Im letzten Jahr (2007) häuften sich die Pressemitteilungen zum Thema Bingedrinking/Komasaufen bei Jugendlichen, ergänzt durch Meldung, dass wir Deutschen mit dem Verbrauch von 10 Litern reinen Alkohols die Europameister im Trinken seien. Somit lag das Hauptthema der Präventionsaktivitäten für das Berichtsjahr und auch für das aktuelle Jahr 2008 auf dem Tisch. Während der Tabakkonsum bei Jugendlichen rückläufig ist, die Frucht unserer langjährigen Präventionsbemühungen und auch zurückzuführen auf strukturelle Präventionsmaßnahmen wie Rauchfreie Schulen, öffentliche Einrichtungen und Gastronomie ( also einen ernst zu nehmenden Nichtraucherschutz) und die 2. Tabaksteuererhöhung, bleibt zu befürchten, dass uns das Thema „Riskanter Alkoholkonsum“ noch eine Weile beschäftigen wird. Auch wenn wir ein ausreichendes Jugendschutzgesetz haben und in letzter Zeit tatsächlich Bemühungen zu beobachten sind, dessen Einhaltung zu kontrollieren, steht der “Gewinn“ für die Jugendlichen - der Spaßfaktor, unserer Zielsetzung: möglichst später Konsumbeginn und risikominimierter Umgang mit der Substanz, doch sehr hemmend im Weg. Und nicht zuletzt müssen wir Erwachsene uns an die eigene Nase fassen, denn unser Vorbildverhalten ist dabei nicht gerade vorbildlich. (Europameister im Alkoholverbrauch!). Aber wie bei fast allem ist auch hier im Schlechten etwas Gutes: sehr schnell wurde dieser fatale und leider auch manchmal letale Trend erkannt und viele Kommunen, Schulen und andere Kooperationspartner sind bereit, ernsthafte präventive Schritte gemeinsam mit uns zu unternehmen. Dafür sei allen, die dabei mitarbeiten Dank. Um dem Thema angemessen zu begegnen und die Jugendlichen in verschiedenen Altersstufen zu erreichen, ist es notwendig unsere Methodenkoffer möglichst bunt gepackt zu haben. Für die zielgruppengerechte Arbeit mit Pubertierenden und jungen Erwachsenen, die bereits über Konsum- und Rauscherfahrungen verfügen, finde ich den Ansatz des Risikokompetenzansatzes Konfliktpotential birgt. 36 sehr hilfreich – auch wenn das gelegentlich Fachstelle für Suchtprävention – Jahresbericht 2007 Ein weiteres Thema beschäftigt uns seit einiger Zeit verstärkt, nämlich Mobbing unter Schülern/innen. Es gibt eine steigende Nachfrage zu Projekttagen oder Coachingangeboten, die präventiv oder bereits als Intervention diese Problematik aufgreifen. Da gemobbte Kinder ein hohes Risiko haben, psychosomatisch zu erkranken, in Schulverweigerung und/oder Suchtverhalten auszuweichen, ist dies zwar nicht unsere „Hauptdisziplin“, aber durchaus ein Bereich, mit dem wir uns auseinander zu setzen haben. Was gibt es noch zu berichten: in den weiterführenden Schulen ist leider die Tendenz fest zustellen, sich nur noch auf kurzfristige Präventionsprojekte einzulassen. Die gravierenden Veränderungen im Schulbereich führten zu einer spürbaren Forderung teils Überforderung der Lehrkräfte. Alles was über das Alltägliche hinausgeht wird als zusätzliche Belastung empfunden. Zudem vertreten etliche Eltern die Ansicht, dass wertvolle Zeit der Stoffvermittlung verloren geht. Naja! In eigener Dokumentationssache ist zu festzuhalten, dass unser landesweites Dokusystem „Dotsys“ bereits die zweite Überarbeitung erfahren hat, was die Vergleichbarkeit zum Vorjahr sehr einschränkt. So werden bei Maßnahmen der Öffentlichkeitsarbeit die erreichten Personen/ Teilnehmer nicht mehr gezählt, was zu einem gravierenden Rückgang der „Erreichten Personen“ geführt hat. Ich bin nicht sicher, ob diese Änderung sinnvoll ist. Weiterhin wurden einige Fragekategorien modifiziert oder zusammengefasst was ebenfalls das Bild verändert. ( Im Jahr 2008 ist bereits die dritte Überarbeitung des Programms erfolgt, ich werde berichten!) Als positive Abschlussbemerkung möchte ich noch darauf hinweisen, dass zwischen unserem Träger und dem Main-Kinzig-Kreis ein Vertrag abgeschlossen wurde, der uns als Einrichtung bis zum Jahr 2012 absichert. Ich finde das ist eine gute Perspektive, die die Arbeit im Sinne der Nachhaltigkeit und Zuverlässigkeit enorm erleichtert. Auch dafür einen herzlichen Dank an die Verantwortlichen. 37 Fachstelle für Suchtprävention – Jahresbericht 2007 Statistik 2007 Die Anzahl der in „Dotsys“ gezählten und ausgewerteten Maßnahmen belief sich im Berichtsjahr auf 176 im Vergleich zu 190 Maßnahmen von Vorjahr. Davon waren nur 12 Maßnahmen Einzelveranstaltungen, d.h. Veranstaltungen die in keine Kampagnen oder langfristige Maßnahmen eingebunden waren. Mit den 176 Maßnahmen wurden 1798 Personen ( Vorjahr 6265 ) erreicht. Im Gegensatz zum Berichtsjahr 2006 sind in dieser Zahl nicht die Personen mitgezählt, die durch Maßnahmen der Öffentlichkeitsarbeit und Großveranstaltungen erreicht wurden. Daher ist dieser starke Rückgang zu erklären. 46 Maßnahmen richteten sich direkt an die Endadressaten, z. B. Schüler/innen, Eltern etc. der Großteil der Veranstaltungen, nämlich 113 zielten auf Multiplikatoren und 17 Maßnahmen auf die Öffentlichkeit allgemein ab. Nachfolgende Grafik erläutert das Setting (Umfeld / Arbeitsfeld) in dem die Maßnahmen stattfanden. Schule mit allen Schulformen war wie in den letzten Jahren mit über 90 ( 72 im Jahr 2006) Veranstaltungen / Maßnahmen das Haupttätigkeitsfeld. Setting 38 91 41 17 0 Strafwesen Unspezifisch (Öffentlichkeit/Gesamtbevöl Sonstiges 7 3 Sport 12 Politik/Kommune 8 Berufsbildende Schule 19 Sonderschule/Förderschule Gymnasium Realschule Hauptschule Grundschule Schule 5 Kirche 16 15 5 Kindergarten/-tagesstätten Jugendarbeit 1 2 Gesundheitswesen 3 Freizeit 10 14 33 Gesamtschule 26 Betrieb (Ausbildung/Arbeitsplatz) Familie 100 90 80 70 60 50 40 30 20 10 0 Fachstelle für Suchtprävention – Jahresbericht 2007 Bei 105 Maßnahmen gab es Substanz unspezifische Bausteine, es wurde im Bereich der allgemeinen Lebenskompetenzförderung gearbeitet. Bei 60 Veranstaltungen wurden Substanzen thematisiert. Dabei waren Alkohol, Tabak und Cannabis die Hauptsubstanzen. Im Vergleich zum Jahr 2006 hat sich dabei der Akzent von der Tabakprävention klar zur Alkoholprävention verschoben. Viele Projekte/Maßnahmen enthalten sowohl substanzspezifische wie -unspezifische Bausteine. Inhaltsebene 120 105 100 80 60 60 49 32 40 10 1 Sonstige (Kaufen etc.) Cannabis Amphetamine/Speed Alkohol Spezifischer Substanzbezug Ohne Substanzbezug 0 11 Essstörungen 3 Stoffungebundene Süchte 1 Tabak 2 Opiate 4 Medikamente (Hypnotika/Sedativa) 20 Ecstasy 22 39 Fachstelle für Suchtprävention – Jahresbericht 2007 Schwerpunkt auf der konzeptionellen Ebene waren Maßnahmen zur Vermittlung von Informationen und bilden von kritischen Einstellungen 41% (32% im Vorjahr). Es folgten 24% Maßnahmen deren Zielsetzung die allgemeine Lebenskompetenzförderung war. Stark zurückgegangen sind die Maßnahmen im Bereich der Früherkennung/Intervention mit nur noch 3% zu 10% im Vorjahr. Die geringe Nachfrage nach Raucherentwöhnung sowohl im schulischen Bereich als auch für Erwachsene erklärt diese Veränderung. Konzeptionelle Ebene Strukturgestaltende Maßnahmen 16% Alternative Erlebnisformen 8% Früherkennung/Intervention 3% Normenbildung 8% Kompetenzförderung 24% 40 Informationsvermittlung / Bildung kritischer Einstellungen 41% Fachstelle für Suchtprävention – Jahresbericht 2007 Auf der Umsetzungsebene wurde dies hauptsächlich über Beratung/Informationsvermittlung/Coaching ( 38 Maßnahmen), Maßnahmen zur Vernetzung/Koordination und konzeptionelles Arbeiten (66) erreicht. Auf etwa gleichem Niveau geblieben sind die Maßnahmen Projekttage/-wochen und Durchführung von Fortbildungen und Seminaren. Umsetzungsebene 66 70 60 50 38 40 24 7 Erzeugung von Materialien/Medien/Internetseiten 11 Interview/Presseerklärung/Fernseh/Filmbeitrag Konzeptionelle Arbeiten/Vernetzung/Kooperation/Koordi nation 1 Information über und Vermittlung in Hilfsdienste 3 6 Durchführung Workshop/Seminar 1 Durchführung von Unterrichts/Trainingseinheiten telefonisch persönlich Durchführung Information/Beratung/Supervision Durchführung Fortbildung/Schulung Ausstellungen/Projekttage/Aktionswoche n/Infostand 0 1 13 per Internet/E-Mail 10 16 14 Durchführung Fachtagung 20 16 Durchführung Vortrag/Referat 30 Zum Item Veranstalter: 80 Maßnahmen wurden von der Fachstelle alleine durchgeführt, mehr als die Hälfte (96 Maßnahmen) waren Kooperationsveranstaltungen. 41 Fachstelle für Suchtprävention – Jahresbericht 2007 Gremien die im Berichtsjahr von der Fachstelle besucht oder veranstaltet wurden: Arbeitskreis für die Beratungslehrer für Suchtprävention und Drogenfragen Arbeitskreis Hessischer Präventionsfachkräfte ( AHEP Süd und landesweites Treffen) Arbeitsgruppe der Lokalen Bündnisse für Familien, Arbeitsthema: Stärkung der Erziehungsverantwortung ( für Stadt Gelnhausen und MKK) 42 FAK Facharbeitskreis Jugendpflege im MKK