Leptospirose Die Leptospirose ist eine weltweit verbreitete bakterielle Infektionskrankheit, die von infizierten Tieren auf den Menschen übertragen wird. Besonders hohe Erkrankungsgefahr in tropischen und subtropischen Ländern. Meist kommt es zu milden Verläufen, die unerkannt bleiben und als grippeähnliche Erkrankung verlaufen. Die Erkrankung ist meldepflichtig. Im Jahr 2004 wurden vom Robert-Koch-Institut 58 Erkrankungsfälle in Deutschland registriert. Hochgerechnet auf die Bevölkerung bedeutet dies eine Inzidenz von 0,07 auf 100.000. 76% der Infizierten waren Männer. Am häufigsten sind Kanal-, Feld- oder Abwasserarbeiter betroffen. Für sie ist die Leptospirose eine anerkannte Berufskrankheit. Etwa ein Drittel der oben genannten 58 registrierten Fälle betraf Wassersportler. Die schwere Verlaufsform der Leptospirose, auch Weil-Krankheit genannt, ist selten. Sie geht mit hohem Fieber, Gelbsucht, Blutungen und Nierenversagen einher und führt in ca. 10 Prozent der Fälle zum Tode (2004 zwei Todesfälle in Deutschland). Wie infiziert man sich mit Leptospirose? Das Bakterium wird von infizierten Tieren (Ratten, Hunden, Schweinen, Rindern) mit dem Urin ausgeschieden. Folglich kommt der Mensch durch verseuchtes (Ab-) Wasser oder Erdreich damit in Kontakt. Durch Schleimhäute, die Augenbindehaut, durch kleine Wunden oder oberflächliche Hautabschürfungen, teilweise sogar durch die intakte Haut dringt der Erreger in den Körper ein, z. B. beim Baden in verseuchten Gewässern. Eine Übertragung von Mensch zu Mensch ist möglich, aber ausgesprochen selten. Bestimmte Berufsgruppen wie Kanal-, Feld- oder Abwasserarbeiter sind besonders gefährdet, mit infiziertem Wasser in Kontakt zu kommen. Eine Gefahr stellen auch Überschwemmungsgebiete dar. Wie bemerkt man eine Leptospirose? Sieben bis dreizehn Tage nach der Infektion beginnt die Erkrankung mit grippeähnlichen Symptomen sowie mit Übelkeit und Erbrechen. Nach kurzfristiger Besserung treten in einer zweiten Krankheitsphase dann eventuell ein Hautausschlag, Augapfelentzündung und Hirnhautentzündung (Meningitis) hinzu. Manchmal kommt es auch zu Entzündungen der Leber (Hepatitis), der Nieren (Nephritis) und des Herzmuskels (Myokarditis). In mehr als 50 Prozent der Fälle verläuft die zweite Phase jedoch symptomlos (ohne Beschwerden). Nur bei wenigen Erkrankten kommt es in dieser Phase zum Vollbild der Weil-Krankheit mit schweren Blutungen, Gelbsucht und Nierenschäden bis hin zum Nierenversagen. Wie wird die Leptospirose diagnostiziert? Die genannten Symptome sollten vor allem bei Menschen, die in den gefährdeten Berufen arbeiten, oder die sich in einem Überschwemmungsgebiet aufgehalten haben, den Verdacht auf eine Leptospirose lenken. Im frühen Stadium der Erkrankung kann der Erreger durch eine mikroskopische Untersuchung in Blut, Urin oder Gehirnflüssigkeit des Erkrankten festgestellt werden. Die Treffsicherheit dieser Methode ist jedoch gering. Ab dem sechsten Krankheitstag bildet der Erkrankte Antikörper gegen den Erreger. Diese können durch weitere Blutuntersuchungen nachgewiesen werden. Beide Untersuchungsmethoden sind keine Standarddiagnostik bei einer gewöhnlichen Blutabnahme. Sie werden nur durchgeführt, wenn der Verdacht auf eine Leptospirose besteht. Bei einer fieberhaften Erkrankung mit Gelbsucht muss immer an eine Leptospirose gedacht werden, wenn andere Ursachen (z. B. Virushepatitis) ausgeschlossen wurden. Wie wird die Leptospirose behandelt? Schon bei dem Verdacht auf eine Leptospirose sollte frühzeitig mit einer antibiotischen Therapie begonnen werden, um den Verlauf der Erkrankung günstig zu beeinflussen und schwere Folgen zu verhindern. Antibiotika sind Medikamente, die den Erreger abtöten oder seine Vermehrung hemmen. Als besonders wirksam hat sich eine zweiwöchige Infusionstherapie mit Penizillin G oder Tetrazyklinen in hoher Dosierung erwiesen. Diese Behandlung wird während eines Krankenhausaufenthaltes durchgeführt. Die frühzeitige antibiotische Therapie ist jedoch die einzige Möglichkeit, die WeilKrankheit zu heilen oder zu verhindern, die unbehandelt zum Tod führen kann. Wie ist der Verlauf dieser Krankheit? In den meisten Fällen verläuft die Erkrankung gutartig, wird eventuell überhaupt nicht oder nur als leichte grippeähnliche Erkrankung wahrgenommen und heilt dann von selbst aus. In einem Teil der Fälle kommt es zu einer zweiphasigen Krankheit mit Hirnhautreizung, Ausschlag und Augapfelentzündung. Nur in wenigen Fällen bildet sich das Vollbild der Weil-Krankheit aus. Nach einer anfänglichen Fieberphase, die ca. eine Woche andauert und in der sich die Bakterien im Körper ausbreiten, entsteht eine zweite, längere Fieberphase, in der es zum Organbefall kommt. Meist sind hiervon die Nieren, die Leber, Gehirn und Rückenmark sowie die Blutgefäße betroffen. Es kommt zu Gelbsucht, Blutungen in der Haut, in den Schleimhäuten und inneren Organen, sowie zu Bewusstseinstrübungen und schlimmstenfalls zum Nierenversagen. Mit entsprechender Behandlung ist die Aussicht auf Heilung aber recht gut. Augenbeschwerden und Kopfschmerzen können jedoch Jahre lang bestehen bleiben. Wie kann man sich vor Leptospirose schützen? Bei gefährdeten Berufsgruppen (Kanalarbeiter, Abwasserarbeiter, Landwirte, Tierpfleger etc.) vermindert Schutzkleidung (z. B. Gummistiefel) das Infektionsrisiko deutlich. Haus- und Nutztiere können ggf. geimpft werden (aktive Immunisierung). Außerdem sollte man nicht in Gewässern baden, die nicht sicher rein sind. Grundsätzlich kommen die Erreger weltweit vor. Als Risikogebiete gelten jedoch Regionen, in denen kürzlich eine Überschwemmung stattgefunden hat oder in denen schlechte hygienische Verhältnisse herrschen. Fernreisende sollten den Arzt auf den Aufenthalt im Risikogebiet aufmerksam machen.