Die Gesprächspartner - Österreichische Gesellschaft für Pneumologie

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Jahreskongress 2013 der Österreichischen Gesellschaft
für Pneumologie (ÖGP)
Lernen – Forschen – Behandeln:
Neue wissenschaftliche Erkenntnisse über wesentliche
Risikofaktoren und neue Behandlungsstrategien für Lungenkranke
Experten diskutieren, wie die Patienten in das neue Wissen mit einzubeziehen sind,
um die neuen Erkenntnisse in der Behandlung umsetzen zu können.
Erstmals in Österreich:
Lungenkrebs-Audit zur Verbesserung der Behandlungsqualität
Erstes Projekt der kürzlich gegründeten Austrian Lung Cancer Group (ALCG)
Mediengespräch
Montag, 21.Oktober, 2013, 10.00 Uhr
Hollmann Salon
Grashofgasse 3 (Heiligenkreuzerhof), 1010 Wien
Text- und Foto-Download unter
www.ogp.at/pressemitteilungen/2013/10/ogp-kongress.php
Die Gesprächspartner
Dr. Sylvia HARTL,
ÖGP Präsidentin und OÄ an der I. Internen
Lungenabteilung am Otto Wagner-Spital
Wien
Prim. Univ.-Prof.
Dr. Michael STUDNICKA,
ÖGP Vizepräsident und Vorstand der
Klinik für Pneumologie, PMU Salzburg
Dr. Marie BREYER,
The Austrian LEAD Study, Ludwig
Boltzmann Institut für COPD und
Pneumologische Epidemiologie
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Inhalt
ÖGP Kongress 2013:
Neue wissenschaftliche Erkenntnisse über Hochrisikofaktoren
für COPD-Patienten: Untergewicht und Fettleibigkeit beeinflussen
signifikant die Lebenserwartung
Risikofaktor Untergewicht
Seite 4
Sylvia HARTL
Risikofaktor Fettleibigkeit
Seite 7
Marie BREYER
Erstmals in Österreich: Lung Cancer Audit
Seite 9
Michael STUDNICKA
ANHANG
PPP Risikofaktor Untergewicht
PPP Risikofaktor Fettleibigkeit
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Jahreskongress der Österreichischen Gesellschaft für Pneumologie (ÖGP)
Risikofaktor Untergewicht kann Lebenserwartung
von COPD-Patienten deutlich verringern
Utl.:
Bedeutsames
Untergewicht
bedeutet
für
COPD-Patienten
verringerte
Lebenserwartung. Neue Behandlungsstrategien sollen gegensteuern. Entscheidend für
ihre Umsetzung ist, dass COPD-Patienten über den hohen Risikofaktor Kachexie
(Untergewicht) Bescheid wissen. Auch wenn deutlich mehr Patienten mit obstruktiver
Lungenerkrankung an Übergewicht leiden (rund 50%) entwickelt immerhin rund ein Viertel
der COPD Patienten eine bedrohliche Kachexie.
Am diesjährigen ÖGP-Kongress, der vom 24. bis 26. Oktober im Kongresszentrum Reed
Messe Wien stattfindet, diskutieren Experten die nunmehr wissenschaftlich
nachgewiesene Rolle der Kachexie bei COPD und die daraus resultierenden notwendigen
Maßnahmen für die Umsetzung neuer, langfristiger Behandlungskonzepte.
Wien, 21. Oktober 20113. Kachexie bezeichnet einen Zustand von bedeutsamem Untergewicht.
Dabei kommt es über den Verlust von Fettgewebe hinaus auch zu einem Verlust von
Körpergewebe „Das bringt mit sich“, erläuterte heute ÖGP-Präsidentin Dr. Sylvia HARTL, ÖGP
Präsidentin und Lungenfachärztin am Otto Wagner Spital, vor Journalisten in Wien, „dass
jemand, der untergewichtig ist, unter anderem zu wenig Muskelgewebe, abnehmende
Knochendichte, verminderte Blutbildung und damit auch eine verringerte Lebenserwartung hat.“
BMI - „eine grobe Kenngröße für Untergewicht“
Rund 25 % der COPD-Patienten, betonte Hartl, entwickeln eine bedrohliche Untergewichtigkeit.
Definiert werde diese als Zahlengrenzwert mit dem sogenannten Body Mass Index., d. h.
Körpergewicht : Körpergröße2.
Der BMI ist eine grobe Kenngröße, die leicht errechnet werden kann. Hartl: „Für COPD –
Patienten gilt, dass man bei einem BMI von weniger als 21 als untergewichtig angesehen wird.
25 % von ihnen sind bedrohlich untergewichtig, das belegen bei Männern ein BMI von weniger
als 17 und bei Frauen ein BMI von weniger als 14. Diese Betroffenen haben eine um 50%
reduzierte Lebenserwartung.“ (s. Grafik: Lebenserwartung von COPD-Patienten mit und ohne
Kachexie, ANHANG)
Mit modernen Techniken Muskelschwund früher erkennen
Heute misst man die Körperzusammensetzung einfacher mit moderner Technik (Dexascan oder
Impedanzmethoden), um den Fett-, Muskel- und Knochengehalt des Körpers zu bestimmen.
„Damit kann Muskelschwund bei chronisch Kranken bereits entdeckt werden, bevor eine
lebensbedrohliche Untergewichtigkeit auffällt.“ (Hartl)
Multifaktorielle Ursachen für Untergewichtigkeit bei COPD
Als Ursachen für Untergewichtigkeit von COPD-Patienten nannte Hartl:

Verminderten Appetit und geringere Nahrungsaufnahme durch ständige Atemnot
4

Muskelschwund durch Inaktivität

Stoffwechselstörungen auf der Basis von chronischer Inflammation: Erhöhte
Entzündungsmarker im Blut der Patienten korrelieren eng mit dem Muskelabbau.

Ständige erhöhte Arbeitsleistung der Atemmuskulatur, die bis zu 80 % des
aufgenommenen Sauerstoffs verbrauchen kann und zur relativen Unterversorgung der
anderen Muskeln und Organe führt.
Noch keine medikamentöse Therapie gegen Kachexie
Trotz intensiver Forschung ist es bislang noch nicht gelungen, Kachexie mit Medikamenten und
/oder Hormonsubstanzen zu beeinflussen und einer Untergewichtigkeit gegen zu steuern. Hartl:
„Es gibt kein Behandlungskonzept, das für alle Patienten passt. Daher gibt es auch noch keine
einfache Medikamententherapie für alle Kachexie-Betroffenen.“
Schon bei der COPD Diagnose Körperzusammensetzung messen
Wichtig ist, unterstrich Hartl, “eine genaue Untersuchung und Begleitevaluierung der COPDPatienten in Bezug auf ihre Körperzusammensetzung als Teil des Krankheitsmanagements mit
einzubeziehen. Die Patienten müssen bereits bei der Diagnose darauf aufmerksam gemacht
werden, dass Ernährung, Bewegung und der Gewichtsverlauf sehr entscheidend für den Verlauf
ihres Lebens mit COPD sein werden.“
Maßnahmen, die für alle Patienten gelten

Regelmäßige körperliche Aktivität, die den Ausdauerlevel von sauerstoffreichem
Training erreicht – diese wird nach dem Stadium der Erkrankung selbst durchgeführt
oder unter Anleitung mit speziellen Trainingsmethoden erreicht.

Einer Tendenz zur Gewichtsabnahme muss durch richtige kalorienreiche Ernährung in
kleinen Portionen entgegengewirkt werden: Das bezieht sich auf eiweißreiche
Zusatzernährung, die nicht immer künstlich sein muss: Erdnüsse, Linsen, Sojadrinks
und viele andere kleine „Zwischendurch-Snacks“ können helfen, die Energiebalance zu
halten. Wichtig ist, dass diese Snacks nur in kleinen Mengen gegessen/getrunken
werden, damit nicht Völlegefühl und der Ausfall der nächsten Hauptmahlzeit die Folge
sind.

Sind die Allgemeinmaßnahmen nicht erfolgreich, werden die Entzündungsmarker
aufwendiger bestimmt. Besteht der Verdacht, dass eine ungünstige PhänotypVeranlagung (Erscheinungsbild der Genetik) vorliegt, kann sich dies bis zur
Bestimmung des anabolen Hormonstatus in Zusammenarbeit mit Spezialisten
erstrecken. Hier kommen dann eventuell Anabolika oder neue Stoffwechselregulatoren
zum Einsatz.

Viel häufiger liegt die Ursache aber in häufigen Exazerbationen, die den
Entzündungsstatus hochhalten. Hier muss die Dauermedikation angepasst, regelmäßig
genommen oder aber erhöht werden! Wichtig ist hier, nicht auf die schwere
Verschlechterung zu warten, sondern die tägliche Symptomlast und deren
Schwankungen zu evaluieren. Eine einfache Methode, um eine drohende
Verschlechterung selbst früh zu entdecken, ist der CAT-Test, mit dem jeder Patient
seine die tägliche Verfassung selbst messen kann. Den Test kann jeder unter
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www.cattest.com ausfüllen und erhält dann eine Auswertung. („Wie geht es Ihnen mit
Ihrer COPD?“, s. ANHANG)
Kachexie-Therapie: „Hoffnungsstrahl für die nahe Zukunft“
Die Wissenschaft beschäftigt sich intensiv mit unterschiedlichen Gen-Typen, die die
Patientengruppen leichter unterscheidbar machen und eine Therapieentscheidung nach fehlregulierten Genen ermöglichen würden. Dabei wird angenommen, dass die Regulation des
Fettgewebes u. a. durch die Hormone Leptin und Adiponectin, die das Hungergefühl und die
Nahrungsaufnahme
regulieren,
fehlreguliert
ist.
Hartl:
„Weitere
wissenschaftliche
Untersuchungen könnten entscheidende Hinweise für maßgeschneiderte Therapiekonzepte
geben. Das ist derzeit aber noch ein Hoffnungsstrahl für die nahe Zukunft.“
COPD: Bessere Lebensqualität durch langfristige Behandlungskonzepte
Abschließend wies die ÖGP-Präsidentin darauf hin, dass sich auch für die nicht heilbare
Erkrankung COPD in den letzten 20 Jahren sehr viel geändert hat: „Die modernen
Behandlungskonzepte ermöglichen Jahre mit besserer Lebensqualität und verhindern Todesfälle
infolge ungebremsten Fortschreitens der Erkrankung.“ Das gelte allerdings nur bei optimaler
Behandlung, betonte Hartl nachdrücklich.
Für COPD- Patienten mit spitalspflichtigen Exazerbationen sei die akute 11%ige Todesrate in
den auf den Spitalsaufenthalt folgenden 90 Tagen noch immer eine Zahl, die höher als beim
Herzinfarkt ist. Daher liege heute in der Behandlung, erklärte Hartl, das Schwergewicht auf
langfristigen Konzepten zur Vermeidung von Spitalsaufenthalten. Hier gebe es allerdings noch
großen Aufklärungsbedarf in der Bevölkerung. (Schluss)
Rückfragen:
OA Dr. Sylvia HARTL, Präsidentin der ÖGP und Oberärztin der 1. Internen Lungenabteilung am
Otto Wagner Spital, Wien, Tel.: 01/910 60–41635, mobil: 0676/550 54 05,
eMail: [email protected]
Monika Bannert, 0664/21 00 618, eMail: [email protected]
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Jahreskongress der Österreichischen Gesellschaft für Pneumologie (ÖGP)
Hoch-Risikofaktor Übergewicht:
Jeder zweite COPD-Patient davon betroffen
Utl.: Die signifikante Zunahme der Adipositas (Fettleibigkeit) in den USA, aber auch in
Europa, ist treibende Kraft dafür, dass immer mehr Daten über die Prävalenz
(Krankheitshäufigkeit) des metabolischen Syndroms vorliegen. Dieses wird definiert als
eine Kombination aus Adipositas, Diabetes, Bluthochdruck und erhöhten Blutfettwerten.
50% der COPD-Patienten weisen, überwiegend in milderen Krankheitsstadien, mit einem
Body Mass Index von mehr als 30kg/m² eine signifikante Adipositas auf. Jüngste
wissenschaftliche Forschungsergebnisse zeigen auf, wie sehr sich Adipositas auch auf
die Sterblichkeit der Betroffenen auswirkt.
Intensiv diskutiert wird dieses Thema am Jahreskongress der ÖGP, der vom 24. bis 26.
Oktober im Kongresszentrum Reed Messe Wien stattfindet.
Wien, 21. Oktober 2013. Die Adipositas gilt neben dem Diabetes als eine der wichtigsten
kardiovaskulären Risikofaktoren. Dass sich das Ausmaß der Adipositas und ihre Folgen
entscheidend auf die Sterblichkeit auswirken, konnte eine Studie (Whitlock et al, Lancet 2009)
nachweisen, die heute vor Journalisten in Wien von der COPD-/Adipositas-Expertin Dr. MarieKathrin BREYER, The Austrian LEAD Study, Ludwig Boltzmann Institut für COPD und
Pneumologische Epidemiologie, präsentiert wurde.
Verringerung der Lebenserwartung bis zu zehn Jahren nachgewiesen
In die Studie, die klar den Nachweis des Zusammenhangs von BMI und Mortalität erbrachte,
waren 900.000 Personen einbezogen. Es zeigte sich, dass mit zunehmendem BMI insbesondere
das Risiko an kardiovaskulären Todesfällen steil ansteigt. Ein BMI zwischen 30 und 35kg/m²
bedingte eine Reduktion der Lebenserwartung um zwei bis vier Jahre, ein BMI zwischen 40 und
45kg/m² um acht bis zehn Jahre.
Risikofaktor körperliche Inaktivität
Ebenso spielt die körperliche Inaktivität des Einzelnen eine direkte Rolle in der Entstehung von
Adipositas und kardiovaskulären Risikofaktoren. Basierend auf internationalen Richtlinien wird
eine moderate körperliche Aktivität von 30 Minuten an zumeist allen Tagen der Woche zum
Erhalt kardialer und respiratorischer Fitness empfohlen.
Eine groß angelegte europäische Gesundheitsumfrage in 15 verschiedenen europäischen
Staaten (EU Platform on Diet, Physical Activity and Health, Annual Report 2009) zeigte, dass
nur rund 18% dieses Ziel erreichen. COPD-Patienten im speziellen, sind durch das COPDLeitsymptom Atemnot nicht nur in Ihrer Leistungsfähigkeit, sondern auch in ihrer körperlichen
Aktivität limitiert.
Österreich’s COPD-Patienten körperlich weniger aktiv als andere?
Wie Breyer betonte, wurde in der Studie sowohl aufgezeigt, dass COPD-Patienten im Vergleich
zu Gesunden weniger aktiv sind, als auch, dass österreichische COPD-Betroffene körperlich
weitaus weniger aktiv sind als etwa COPD-Patienten aus Südamerika. Breyer: „Ob das wirklich
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„nur“ mit der ausgeprägten Atemnot oder eher mit einer unterschiedlichen „Tradition“ zur Aktivität
zu erklären ist, wird sich klären, wenn es Ergebnisse über die Untersuchung der österreichischen
Allgemeinbevölkerung vorliegen. “Wir erwarten“, so die Expertin, „mit großer Spannung die Daten
aus der österreichischen LEAD Studie, der größten Gesundheitsstudie Österreichs, die
erstmalig bei 10.000 Österreicherinnen und Österreichern nicht nur eine ausführliche
Untersuchung des metabolischen Status vornimmt, sondern auch die körperliche Aktivität der
Allgemeinbevölkerung misst.“
Mehr körperliche Aktivität auch für COPD-Patienten möglich!
In der Betreuung von COPD-Patienten sei das Hauptziel, die Betroffenen zu einem aktiveren
Lebensstil zu motivieren, unterstrich Breyer. In der Rehabilitation von Patienten mit
Herzerkrankungen habe sich bereits gezeigt, dass Nordic Walking eine sichere und effektive
Trainingsmethode darstellt, bei der u. a. auch die Sauerstoffzufuhr im Körper und der
Kalorienverbrauch – sowohl Indoor (z. B. am Laufband), als auch in der freien Natur – gesteigert
werden kann.
Machbarkeit und positive Effekte von Nordic Walking erwiesen
So habe etwa eine österreichische randomisierte Studie am Otto Wagner Spital mit 60 COPDPatienten Machbarkeit und Auswirkungen von Nordic Walking auf Patienten in mildem und
schwerem Krankheitsstadium untersucht. Die Probanden wurden in eine Nordic-Walking-Gruppe
und in eine Kontrollgruppe unterteilt, untersucht wurden die Lang- und Kurzzeiteffekte von Nordic
Walking auf die Alltagsaktivitäten wie z. B.: Gehen und Stehen sowie die Leistungsfähigkeit der
Teilnehmer.
Drei Monaten Training: Messbare Verbesserung der Leistungsfähigkeit
Die COPD-Patienten der Nordic Walking Gruppe nahmen an einem dreimonatigen Trainingsprogramm im Freien teil. Die Patienten aus der Kontrollgruppe erhielten kein Trainingsprogramm.
Nach nur drei Monaten Training verbesserte sich die Nordic-Walking-Gruppe, verglichen mit den
Anfangsdaten und den Daten aus der Kontrollgruppe, um die tägliche Gehzeit, die tägliche
Stehzeit und die Intensität der Bewegung. Die tägliche Sitzzeit verringerte sich. Auch der SechsMinuten-Gehtest, ein Test zur Messung der Belastungsfähigkeit, verbesserte sich.
Diese signifikanten Verbesserungen hielten auch nach weiteren sechs und neun Monaten an.
Besonders beeindruckend war, dass sich Symptome wie Angst und Depression sowie die
Lebensqualität der Nordic Walking Gruppe signifikant verbesserten und einen Langzeiteffekt
hatten. „Somit konnte mit einer einfachen, für jeden durchführbaren und vor allem billigen
Trainingsmethode, dem Nordic Walking, gezeigt werden, dass COPD-Patienten, unabhängig vom
Stadium der Erkrankung, ihren Lebensstil einfach ändern und damit an Lebensqualität und
Leistungsfähigkeit nachhaltig gewinnen können“ resümierte Breyer. (Schluss)
Rückfragen:
Dr. Marie-Kathrin BREYER, PhD, The Austrian LEAD Study, Ludwig Boltzmann Institut für COPD und
Pneumologische Epidemiologie, Tel.: 01/910 60 41007 Email: [email protected]
Monika Bannert, Tel.: 0664/21 00 618, Email: [email protected]
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Jahreskongress der Österreichischen Gesellschaft für Pneumologie (ÖGP)
Kampf dem Lungenkrebs:
Erstes Lung Cancer Audit in Österreich soeben gestartet
Utl.: Lungenkrebs ist, gemessen an Inzidenz (Häufigkeit) und Mortalität jene
Krebserkrankung, die in Österreich am häufigsten zum Tod führt. 2012 erkrankten
3.864 Personen an Lungenkrebs, im selben Jahr verstarben 3.388 Patienten an dieser
Erkrankung (Statistik Austria 2012). Und: Die Fünf-Jahres-Überlebensrate des
Lungenkarzinoms liegt mit 15% deutlich unter den Fünf-Jahres-Überlebensraten bei
Darm- (61%), Mamma- (86%) und Prostata- (96 %) Karzinomen.
Während in den letzten 15 Jahre Häufigkeit und Mortalität des Lungenkarzinoms bei
Männern rückläufig sind, läuft die Entwicklung bei den Frauen genau umgekehrt. Damit
widerspiegeln die Erkrankungsraten des Lungenkrebses die Epidemiologie des
Zigarettenrauchens von vor 20 Jahren.
Mit dem Ziel, in Österreich die Behandlung von Patienten mit Lungenkrebs
nachhaltig zu verbessern, wurde die Austrian Lung Cancer Group gegründet, die als
erstes Projekt das österreichische Lung Cancer Audit, das vor wenigen Tagen gestartet
wurde, in Angriff genommen hat.
Wien, 21.Oktober 2013. „Ein Audit ist keine klassische epidemiologische Studie im engeren Sinn,
sondern die standardisierte Sammlung von klinischen Daten durch prospektiven Einschluss von
klinischen Patienten“, erläuterte heute vor Journalisten in Wien ÖGP-Vizepräsident und
designierter nächster Präsident der Lungengesellschaft, Prim. Univ.-Prof. Dr. Michael
STUDNICKA, diese neue Initiative der Österreichischen Lungenfachärzte. Damit sei ein Audit
eine sehr erfolgversprechende Methode, um mögliche Schwachstellen der medizinischen
Versorgung zu dokumentieren und Verbesserungspotential (best practice Modelle) zu nutzen.
Nicht zuletzt seien es auch die extrem positiven Erfahrungen mit der vergleichbaren
Datenerhebung im Rahmen des COPD Audits vor rund 2 Jahren gewesen, die zu dieser Initiative
motiviert haben.
Konkretes Ziel dieses ersten Lungenkrebs-Audits sei, umriss Studnicka, Österreich-weit die
Behandlungsqualität für Lungenkrebs-Patienten und damit ihre Lebensqualität und Lebenszeit
nachhaltig zu verbessern.
„Es geht um Sterblichkeit, Wiederaufnahmeraten und stadienspezifische Behandlung“
Auf der Grundlage internationaler Richtlinien zur Behandlung des Lungenkarzinoms und in
Anlehnung an das Lung Cancer Audit, das vom englischen National Institute for Health and
Clinical Excellence durchgeführt wurde, ist ein für Österreich adaptierter Leitfaden erarbeitet
worden. Prioritäten und Fragestellungen für dieses Audit wurden durch pneumologischonkologisch tätige Kolleginnen und Kollegen erstellt (Delphi-Methode: systematisches,
mehrstufiges Befragungsverfahren). Dabei ging es vor allem um hoch relevante Parameter wie
Sterblichkeit, Wiederaufnahmeraten und stadienspezifische Behandlung.
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Dokumentation der Behandlungsqualität an 30 österreichischen Kliniken
In einem ersten Schritt wird nun zwischen Oktober und Dezember 2013 an 30 österreichischen
Kliniken sechs Monate lang die Behandlung bzw. Versorgung von Patienten mit Lungenkrebs
dokumentiert“ (Studnicka). Auf Basis dieser Daten werde es möglich sein, sowohl regionale
Behandlungsunterschiede, als auch Unterschiede, die möglicherweise den Grad der
Spezialisierung der einzelnen Kliniken widerspiegeln, darzustellen. „Jeder teilnehmenden Klinik
ist die absolute Vertraulichkeit ihrer Daten zugesichert“ betonte Studnicka, „Vergleiche werden
nur zusammengefasst dargestellt. Jede teilnehmende Klinik erhält aber einen Report, der es
ermöglicht, das durch das Audit sichtbar gewordene Verbesserungspotential zu nutzen.“
Chance für Österreichs Gesundheitswesen
Auch für das österreichische Gesundheitswesen eröffnet diese erste systematisierte
Lungenkrebs-Datenerhebung in dieser Form die Möglichkeit, die Versorgungssituation der
betroffenen Patienten zu evaluieren und daraus die Chance, Verbesserungsvorschläge für die
Versorgung abzuleiten. Und dies, unterstrich Studnicka, auch unter dem Blickwinkel der
Kosteneffizienz.
Es gehe schließlich, so Studnicka weiter, um den Einsatz von sehr teuren diagnostischen (z. B.
PET- CT) und therapeutischen Möglichkeiten („targeted therapy“ durch Tyrosinkinase
Inhibitoren), die seit wenigen Jahren zur Verfügung stehen. Sie sollten zielgerichtet bei jenen
Karzinom-Patienten eingesetzt werden, deren Krankheitsbild dies notwendig macht, um ihre
Lebenszeit zu verlängern und/oder Lebensqualität zu verbessern.
Abschließend wies Studnicka darauf hin, dass eine Publikation, veröffentlich im European
Journal of Cancer Care (Wild C und Patera, N. 2013), zeige, dass international verschiedene
Initiativen für ein verbessertes Krebsmanagement gesetzt wurden und dass ähnliche Initiativen
auch in Österreich im Rahmen des nationalen Krebsplans überlegt werden. Dazu könne das vor
wenigen Tagen gestartete Lung Cancer Audit wichtige Inputs liefern.
Die Austrian Lung Cancer Group (ALCG)
ist eine Tochtergesellschaft der ÖGP unter Einbindung der pneumologisch tätigen Onkologen in
Österreich in Form des Scientific Boards. Die ALCG wurde von der ÖGP gegründet, um
landesweit mehr Patienten die Teilnahme an onkologischen Studien – und damit den früheren
Zugang zu neuen Medikamenten – zu ermöglichen.
Gründungs“väter“ der ALCG waren Prim. Univ.-Prof. Dr. Otto Burghuber, Otto Wagner Spital,
Wien, und Prim. Univ.-Prof. Dr. Michael Studnicka, PMU Salzburg.
(Schluss)
Rückfragen:
Prim. Univ.-Prof. Dr. Michael STUDNICKA, ÖGP-Vizepräsident und Leiter der Klinik für Pneumologie,
PMU Salzburg, Tel.: 0662-4482-3300 , Email: [email protected]
Monika Bannert, Tel.: 0664/21 00 618, Email: [email protected]
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