Europaweites COPD-AUDIT belegt: Schlechtere Versorgungslage für heimische COPDPatienten als im EU-Durchschnitt UND Stark unterschiedliche Vorgangsweisen in heimischen Spitälern bei (Not)Aufnahme, Diagnose, Therapie und Entlassung von COPD-Patienten. Mediengespräch Dienstag, 28. Februar 2011, 10.00 Uhr Wiener Medizinische Akademie Alser Straße 4, 1090 Wien, 1. Hof Universitätscampus (Direktionsgebäude) Die Gesprächspartner OÄ Dr. Sylvia HARTL Steering group des ERS COPD Audits, Präsidentin der ÖGP Dr. Robab BREYER – KOHANSAL nationale Organisation des COPDAudits, Assistenzärztin an der 1. Internen Lungenabteilung am Otto Wagner Spital, Wien. Prim. Univ. Prof. Dr. Otto C. BURGHUBER nationale Organisation des COPDAudits, Leiter des Ludwig Boltzmann Instituts für COPD und pneumologische Epidemiologie, Wien 2 Inhalt COPD Audit der ERS weist nach: Betreuung von COPD-Patienten in Österreich in wichtigen Bereichen klar schlechter als der EU-Durchschnitt Prim. Univ.- Prof. Dr. Otto Burghuber Seite 4 AUDIT-Ergebnisse in Österreich: Große Unterschiede in der Betreuungsqualität von COPD-PatientInnen Dr. Robab Breyer-Kohansal Seite 6 Konsequenzen aus dem österreichischen AUDIT: Inhomogene Versorgungslage erfordert dringend konkrete Maßnahmen OÄ Dr. Sylvia Hartl Seite 8 Das ERS COPD Audit – Facts& Figures Seite 10 BEILAGE Grafische Darstellungen einiger Ergebnisse Seite 11 3 COPD Audit der ERS weist nach: Betreuung von COPD-Patienten in Österreich in wichtigen Bereichen klar schlechter als der EU-Durchschnitt Anlässlich der Veröffentlichung der Ergebnisse des ersten europaweiten COPD Audits der European Respiratory Society (ERS) wurden heute vor Journalisten in Wien die Österreich-spezifischen Daten präsentiert. Demnach liegt die Betreuung heimischer COPD-Patienten in einigen Bereichen klar hinter dem EU-Durchschnitt – etwa im Einsatz der Spirometrie als unverzichtbares Diagnose-Instrument über den Schweregrad der ERkrankung, in der Vorgangsweise bei (Not)Aufnahmen und Entlassungen, aber auch bei Behandlung und post-stationärer Betreuung. Europaweit haben 422 Spitalsabteilungen aus 13 Ländern am AUDIT teilgenommen, in Österreich waren es 49 Abteilungen, das ist nach England und Spanien die dritthöchste Teilnehmerzahl. Wien, 28. Februar 2012. „Dieses COPD Audit ist das erste in Österreich jemals durchgeführte Audit“ betont Univ.-Prof. Dr. Otto BURGHUBER, Vorstand der 1. Internen Lungenabteilung, Otto Wagner Spital (Wien) die Bedeutung dieses Erhebungs- und Analyse-Instruments. Burghuber, verantwortlich für die AUDIT-Organisation in Österreich: „Ein AUDIT ist ein Instrument, um Prozesse gegen vorgebene Standards zu prüfen und die Variabilität der Qualität zu erfassen Die Audit-Methode: In Großbritannien und Spanien bereits erfolgreich eingesetzt In Europaweit wurden nun erstmals mittels AUDIT die Betreuung von COPD-Patienten bei stationärer (Not)Aufnahme, während des Spitalsaufenthaltes, bei Entlassung und danach erhoben und die Unterschiede in den teilnehmenden 13 europäischen Ländern analysiert. „Damit wissen wir nun endlich Bescheid, wie Österreich bei COPD im Vergleich zu anderen europäischen Ländern liegt und ob bzw. welchen Handlungsbedarf es gibt“ (Burghuber). Erklärtes Ziel des AUDITs: . „Es gilt“, unterstreicht Burghuber, „Verbesserungspotenziale zu identifizieren und Therapiestandards zu verbessern.“ Eine Methode, die in Großbritannien und Spanien bereits seit vielen Jahren erfolgreich eingesetzt wird (s. Sheet 1: Der Audit Zyklus) Die Ergebnisse In den 422 teilnehmende Spitalsabteilungen aus 13 europäischen Ländern wurden in den zwei Monaten der Datenerhebung mehr als 18.000 klinische Fälle evaluiert, in den 49 österreichischen Spitalsabteilungen waren es mehr als 800 Patienten mit akuten Exazerbationen, die stationär aufgenommen worden waren. Grund für den stationären Aufenthalt eines COPD-Patienten ist in der Regel eine akute Verschlechterung der Grundkrankheit (COPD-Exazerbation), die ein dramatisches Ereignis im Leben eines COPD-Patienten, „den Herzinfarkt des COPD-Patienten“ darstellt. Zudem bestimmen Häufigkeit und Schwere solcher Exazerbationen den weiteren Verlauf und die Mortalität der COPD (s. Sheet 2: Akute Exazerbation: Häufigkeit und Schwere bestimmen die Mortalität der COPD). Beteiligte Länder, s. Sheet 3. 4 Sterblichkeit bei COPD Patientinnen höher als bei Männern Die Mortalität während des Krankenhausaufenthaltes liegt in allen europäischen Ländern bei 4,7%, dies ist ähnlich wie beim akuten Herzinfarkt, wo die Spitalsmortalität bei 6,3 % liegt– dramatischer Weise steigt die Mortalität nach COPD Exazerbation aber nach der Spitalsentlassung innerhalb von 90 Tagen weiter auf 11% an. Frauen zeigten sowohl im Krankenhaus als auch nach der Entlassung eine höhere Sterblichkeitsrate als Männer: im Spital 5,5% (Frauen) und 4,7% (Männer), innerhalb von 90 Tagen: 11,9% (Frauen) und 10,3% (Männer). Das sind Befunde, die auch dem Myokardinfarkt ähneln, wo auch Frauen eine höhere Frühmortalität nach Herzinfarkt aufweisen. (Männer, s. Sheet 4 bis Sheet 6: Sterblichkeit bei COPD) Stationäre Wiederaufnahme in Österreich deutlich höher als in anderen EU-Ländern 39,7% der österreichischen Patienten mussten innerhalb von 90 Tagen wieder ins Spital aufgenommen werden, EU-weit waren es 35,1%. Grund in beiden Fällen waren zu 3/4 die COPD (Sheet 7: Wiederaufnahmerate ins Krankenhaus innerhalb von 90 Tagen). Die Aufenthaltsdauer im Spital ist in Österreich im Mittel um einen Tag länger als in den anderen Ländern (7-12 Tage in Österreich) (Sheet 8: Aufenthaltsdauer im Spital) Komorbiditäten: In Österreich deutlich mehr COPD-PatientInnen mit schwerem Diabetes Rund 20 % der COPD Patienten haben eine oder mehrere andere Erkrankungen (Herz-/Kreislauf, Diabetes mellitus, metabolisches Syndrom). Auffallend ist, dass in Österreich deutlich mehr COPD-PatietInnen an schwerem Diabetes mit Organschäden leiden (5,3% vs. 1,9%) (Sheet 9: Komorbiditäten) Fehlendes Entlassungsmanagement für COPD Entlassungsmanagement wie „Early discharge oder Hospital at home – Programme, die COPDPatienten zu Hause wie im Krankenhaus durch Pflegepersonen, Ärzte und Physiotherapeuten nach ein bis zwei Tagen Spitalaufenthalt betreuen, fehlen praktisch in Österreich. Auch im Angebot von poststationärer Rehabilitation liegt Österreich im europäischen Schlussfeld.(s. Sheet 10: Entlassungsprogramme). ZUSAMMENFASSUNG 1, s. Sheet 11 Rückfragen: Prim. Univ.-Prof. Dr. Otto B u r g h u b e r, nationale Organisation des COPD-Audits, Leiter des Ludwig Boltzmann Instituts für COPD und pneumologische Epidemiologie und Vorstand der 1. Lungenabteilung, Otto Wagner Spital, Wien, Tel.: Tel.: 01/910 60-41007, mobil: 0664/403 47 70, [email protected] Monika Bannert, Tel.: 0664/21 00 618, [email protected] 5 AUDIT-Ergebnisse in Österreich: Große Unterschiede in der Betreuung von COPD-PatientInnen Die im Rahmen des AUDITs in Österreich erhobenen Daten an 49 Spitalsabteilungen und insgesamt 800 COPD-Fällen belegen große Inhomogenität in der Versorgungsqualität, die noch einer genaueren Analyse unterzogen werden muss. Wien, 28. Februar 2012. Die Ursachen der teilweise enorm unterschiedlichen Vorgangsweisen der Abteilungen bei (Not)Aufnahme, Diagnose, Therapie und Entlassung von COPD-Patienten sind nicht nur im Hinblick auf den Durchschnittswert der Versorgungsqualität zu bewerten, betont anlässlich der Präsentation der AUDIT Ergebnisse vor Journalisten in Wien, Dr. Robab BREYER – KOHANSAL, Assistenzärztin an der 1. Internen Lungenabteilung am Otto Wagner Spital (Wien) und an der nationale Organisation des COPD-Audits beteiligt, „sondern auch an Hand der ermittelten (positiven und negativen) Extremwerte.“ „Extremabweichungen“ mit betroffenen Abteilungen diskutieren Denn auch ermittelte Extremwerte haben, so Kohansal, in der Versorgung der Patienten Bedeutung: „Wenn etwa ein Krankenhaus im Versorgungsstandard zu 100% von anderen Krankenhäusern abweicht, wird der Handlungsbedarf größer sein als in Krankenhäusern, die um 20 % abweichen“. Geplant ist daher, im Gespräch mit allen betroffenen Abteilungen, die ihre jeweiligen Ergebnisse bereits bekommen haben und diese nun Abteilungs-intern beurteilen, Verständnis für notwendige Veränderungen zu erreichen. AUDIT Ziel: Verbesserung der Versorgung von COPD-Patienten, aber KEINE Definition von „guten“/“schlechten“ Abteilungen Ziel des AUDITs ist die Verbesserung der Versorgungsqualität von COPD Patienten in Österreich. „Was ein AUDIT Prozess nicht will“, unterstreicht Kohansal nachdrücklich,“ist ‚gute’ und ‚schlechte’ Abteilungen zu definieren.“ Dies sei auch aus den vorliegenden Daten nicht möglich und auch nicht angestrebt, denn: „Das Ziel ist der Veränderungsprozess.“ Die Ergebnisse Spitalsaufnahme: Wer wird stationär aufgenommen? Schon beim Thema Spitalsaufnahme waren die Ergebnisse unerwartet breit gestreut: So wurde bei 21 Prozent der stationär aufgenommenen Patienten eine leichte COPD (GOLD I) und bei 14% eine moderate COPD (GOLD II, therapiepflichtig) diagnostiziert. 37% der aufgenommenen Patienten hatten eine schwere COPD (GOLD III) und 28% eine sehr schwere COPD (GOLD IV, s. Sheet 12: Die Aufnahme – GOLD). Spitalsaufnahme: Große Streubreite bei Spirometrie Sicher ist, dass für die Feststellung des Schweregrads der COPD die Spirometrie (kleiner 6 Lungenfunktionstest) unverzichtbar ist. Realität ist, dass bei Aufnahmen ins Spital 34 % der Patienten keine Lungenfunktion mit Stadiumzuordnung nachweisen können. Dies, obwohl die meisten im vorhergehenden Jahr bereits einmal wegen COPD stationär aufgenommen worden waren. Trotz der Dynamik, die die Lungenfunktion nach der Exazerbation haben kann, sollte eine diagnostische Spirometrie für die orientierende Stadienzuordnung erfolgen. Spätestens sechs Wochen nach der Entlassung muss sie aber durchgeführt werden. (s. Sheet 13: Verfügbarkeit von Spirometriedaten bei Aufnahme) Behandlungsstandards: In manchen Abteilungen an aktuelle Therapieempfehlungen anzupassen Handlungsbedarf gibt es auch bei der evidenzbasierten medikamentösen Therapie, etwa bei Medikamenten, die in den aktuellen Behandlungs-Guidelines der Global Initiative for Chronic Obstructive Luing Disease (GOLD) nicht (mehr) empfohlen werden, wie etwa die i. v. Verabreichung von Theophyllin in der Akutbehandlung. In Österreich werden mehr als 40% der COPDPatienten nach wie vor mit i. v. Theophyllin behandelt, in den anderen EU-Ländern sind es rund 13%. (s. Sheet 14: Die Therapie – Theophyllin). Kohansal: „Hier kann jede Abteilung ihren Standard selbst vergleichen und die Behandlung an die aktuellen Guidelines anpassen.“ Groß ist die Streubreite auch darin, wie Abteilungen mit der Indikation zur nicht-invasiven Beatmung (respiratorische Globalinsuffizienz) umgehen: Manche Kliniken gaben an, diese Behandlungsmethode grundsätzlich nie anzuwenden, andere setzen die Methode, wenn erforderlich, bei allen Patienten ein (s. Sheet 15: Die Therapie – Beatmung). Kohansal: „Hier muss über die personelle Expertise, die technische Ausstattung und die Verlegungsmöglichkeit der Patienten in andere Abteilungen diskutiert werden.“ Obwohl 91% der Spitäler eine Intensivstation haben, geben 37% % der Spitäler an, nicht immer genügend Ressourcen für die Beatmung zur Verfügung zu haben. „Wesentlich ist“, so Kohansal resümierend, „dass die Unterschiede, die Österreichweit in der Betreuung von COPD-Patienten bestehen, von den einzelnen Spitalsabteilungen beurteilt, die eigenen Betreuungsprozesse überprüft und Überlegungen angestellt werden, was im einzelnen verbessert werden kann.“ Und: „Wir leben in einem ständigen Verbesserungsprozess und benötigen den Vergleich mit anderen, um festzustellen wo wir mit unserem Standard liegen und – im Bedarfsfall – von Lösungen anderer zu profitieren.“ ZUSAMMENFASSUNG 2, s. Sheet 16 Rückfragen: Dr. Robab Breyer-Kohansal, nationale Organisation des COPD-Audits; Ass. an der 1. Int. Lungenabteilung am Otto-Wagner-Spital, Wien, Tel.: 06505398439 [email protected] Monika Bannert, Tel.: 0664/21 00 618, [email protected] 7 Konsequenzen aus dem österreichischen AUDIT: Inhomogene Versorgungslage erfordert dringend konkrete Maßnahmen Die Präsidentin der Österreichischen Gesellschaft für Pneumologie (ÖGP) präsentierte heute vor Journalisten in Wien als Konsequenz der nationalen AUDIT-Ergebnisse ein Maßnahmenbündel, um die Therapiestandards für COPD-Patienten zu verbessern und Österreichweit zu implementieren. Wesentliche Maßnahme: Der intensive Dialog. Wien, 28.2.2012. „Die AUDIT-Methodik“ erläutert ÖGP-Präsidentin Dr. Sylvia HARTL zu Beginn ihrer Ausführungen, „kann Unterschiede in der COPD-Behandlung zwar messen, aber nicht alles erklären. Es muss daher ein intensiver Dialog eingeleitet werden, um in den einzelnen Spitalsabteilungen ein starkes Abweichen vom österreichischen und/oder europäischen Durchschnitt zu erklären.“ „Verhaltenskorrektur durch Sichtbarmachen“ Bei einzelnen Maßnahmen, so Hartl, wie z. B bei der „guideline referenzierten Therapie“ können die Abteilungen selbst rasch feststellen, ob sie in ihrer Vorgangsweise davon abweichen oder konform agieren und entsprechende Verhaltensänderungen einleiten. Denn: „Die Korrektur des Verhaltens beginnt hier mit dem Sichtbarmachen.“ (Hartl) Unterschiede in der Behandlungspraxis: Durch konkrete Maßnahmen verändern Als wichtigste Konsequenz aus dem COPD AUDIT bezeichnete Hartl, die unterschiedliche Behandlungspraxis durch konkrete Maßnahmen zu verändern. Dies könne auf zwei Weisen geschehen: Erstens: Den teilnehmenden Abteilungen werden die AUDIT-Ergebnisse zur Verfügung gestellt damit sie aus dem Vergleich mit anderen Betreuungszentren Abteilungs-intern Verbesserungen machen können. Hartl: „Diese Maßnahme ist wichtig, aber in der Auswirkung unsicher.“ Die 2. Möglichkeit besteht in der Analyse der Maßnahmen, die für alle Zentren anwendbar sind und unmittelbare Auswirkungen auf die Patienten haben. Dabei geht es um Maßnahmen, die nicht auf große strukturelle Veränderungen mit budgetären Konsequenzen abzielen. Hartl: „Zweck des AUDITs ist, machbare Maßnahmen zu definieren, die in kurzer Implementierungszeit zu messbaren Veränderungen führen.“ Der erste Schritt: Verbesserung des Entlassungsmanagements durch konkrete Maßnahmen Aufgrund der hohen Wiederaufnahmeraten und der massiven Unterschied in der Entlassungstherapie wird im ersten Schritt an der Vorbereitung der Entlassung gearbeitet 8 Hier soll eine Kurzinformation in Form einer Checkliste über die wichtigsten Guideline-konformen Therapieansätze sicherstellen, dass die sechs Haupttherapiepakete in Erwägung gezogen und – wenn indiziert – zur Durchführung gebracht werden. Wichtig ist, betont Hartl, dass die Maßnahmen nicht nur empfohlen, sondern noch vor der Entlassung konkret eingeleitet werden, (s. Sheet 17: Entlassungsmanagement). Dabei geht es um: 1. 2. 3. 4. 5. 6. Diagnose/Stadium der COPD Für Raucher – Raucherentwöhnung anbieten Pulmonale Rehabilitation evaluiert?/Überweisung an niedergelassenen Facharzt Schriftliche COPD-Information übergeben? Medikamenten-Inhalationsschulung abgeschlossen? Kontrolluntersuchung beim Facharzt/-ambulanz/Überweisung an konkreten Arzt COPD-Pass mit den wichtigsten Patientendaten – Umsetzung mit Krankenhausträgern Die Patienten erhalten bei der Entlassung einen COPD-Pass, der die wichtigsten Patientendaten enthält. Wichtig ist, dass damit die Patienten selbst über diese Daten informiert werden. Dieser Pass ist bei jedem Arztbesuch mitzubringen. Hartl: „Die Umsetzung der Maßnahme soll mit den Verantwortlichen der länderspezifischen Krankenhausträgern gelingen: wenn die Krankenhausträger diese Maßnahmen verpflichtend einführen, kann am ehesten eine flächendeckende Wirksamkeit erreicht werden und beim RE-AUDIT der Effekt in allen Punkten überprüft werden.“ 2012 wird der Einführung dieses Paketes gewidmet. Der zweite Schritt: Verbesserung des (Erst)Aufnahme-Managements Im nächsten Schritt, erklärt Hartl, werden dann die Maßnahmenbündel in der (Erst)Aufnahme eingeführt: hier wird für die Notfallaufnahme ein diagnostisches Bündel vorgeschlagen, das auch eine weitere Entscheidungshilfe für die Akuttherapie und das Triagemanagement für die Fachabteilung oder die Intensivstation definiert (s. Sheet 18: Aufnahme Managementbündel): 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. Diagnose/Stadium der COPD Blutgase bei Aufnahme, Sauerstoffgabe: ..l/min Thoraxröntgen bei Aufnahme Raucherstatus erhoben Medikamente Indikation zur nicht-invasiven Beatmung/NIV geprüft und gestellt Ko-Erkrankungen erhoben Hartl: „Diese COPD Akutmaßnahmekarten müssen ebenfalls „institutionalisiert“, d. h. über die Spitalsträger eingeführt werden, damit sie konkret wirksam werden.“ Dieses Paket soll im zweiten Schritt 2013 implementiert werden. Rückfragen: OA Dr. Sylvia H a r t l, Steering group des ERS COPD Audits, Präsidentin der ÖGP und Oberärztin der 1. Internen Lungenabteilung am Otto Wagner Spital, Wien, Tel.: 01/910 60–41635, mobil: 0676/550 54 05, eMail: [email protected] Monika Bannert, 0664/21 00 618, eMail: [email protected] 9 Das ERS COPD AUDIT – Organisation und Ablauf Ausgangssituation: Bislang kaum Daten zu COPD Die Chronisch Obstruktive Lungenerkrankung (COPD) ist eine Erkrankung mit einer weltweit steigenden Prävalenz (Häufigkeit), die bis zum Jahr 2020 die dritthäufigste Todesursache sein wird. Somit stellt die COPD eine zunehmende Belastung dar, nicht nur individuell für den Patienten, sondern auch sozio-ökonomisch für die Gesellschaft. Das Wissen um die richtige Behandlung und deren Umgang sowie der Einsatz von zur Verfügung stehenden Therapien sind maßgeblich für den Verlauf dieser Erkrankung. Besonders die (wiederkehrenden) Spitalsaufenthalte von Patienten mit COPD, bedingt durch eine akute Verschlechterung (Exazerbation), stellten eine große wirtschaftliche Belastung dar und bedarf einer adäquaten, ökonomischen Therapie. Bisher gab es wenige Daten darüber, ob und in wieweit das Wissen um die korrekte Therapie in der COPD international trotz einheitlicher Richtlinien (Guidelines) gehandhabt wird und welchen Einfluss eventuelle Unterschiede haben können. Ziel des AUDITs Daher war das Ziel des AUDITs, das Wissen um die korrekte Therapie, den Zugriff auf und den Umgang mit dieser Therapie in der COPD Exazerbation international zu vergleichen und die Folgen (Impact) auf den Verlauf und die Mortalität der COPD zu evaluieren. Ein wissenschaftliches europäisches Forschungsprojekt Das ERS COPD AUDIT ist eine wissenschaftliches, europäisches Forschungsprojekt, initiiert und unterstützt von der European Respiratory Society (ERS) und organisiert von einem internationalen Expertenteam (Michael Roberts/England, Sylvia Hartl/Österreich und Jose Luis Lopez-Campos/Spanien). Verantwortlich für die praktische Durchführung waren die jeweiligen nationalen wissenschaftlichen Gesellschaften. Teilnehmer, erhobene Daten, Ablauf In 13 Ländern*), 422 Spitälern und anhand von mehr als 18.000 klinischen Fällen wurden Informationen über Betreuungszentren und COPD Patienten anonymisiert erhoben. In Österreich nahmen 49 Spitäler (11,61%) mit mehr als 800 COPD-Fällen am AUDIT teil. Eingeschlossen waren alle Patienten, die in einem Zeitraum von 60 Tagen auf Basis einer COPD (Exazerbation) hospitalisiert wurden (nach ICD Code). Erhoben wurden im Detail personelle und technische Ausstattung der Zentren und deren Einsatz, sowie medikamentöse und nicht-medikamentöse Therapien der COPD Exazerbation. Nach 90 Tagen (ab Krankenhauseinlieferung) erfolgte ein telefonisches Follow up, bei dem der Patient persönlich kontaktiert und re-evaluiert wurde (Gesundheitsstatus, Re-Hospitalisation, Tod). Erhoben wurden die Daten durch eine/n lokale/n StudienkoordinatorIn (wissenschaftliche MitarbeiterInnen und/oder AssistenzärztInnen der teilnehmenden Abteilungen), welche von den jeweiligen Studienadministratoren (Ärztliche LeiterIn der teilnehmenden Abteilungen) im Vorfeld ernannt und eine technische Einschulung in das Web Tool (durch das österreichische Steeringkomitee) hatten. Weitere INFOs zum AUDIT, siehe http://www.erscopdaudit.org. __________________________ *) Österreich, Belgien, Kroatien, Griechenland, Malta, Polen, Irland, Rumänien, Slovakei, Spanien, Schweiz, Türkei, England, Nordirland, Schottland, Wales 10 BEILAGE COPD AUDIT – grafische Darstellung einiger Ergebnisse 11