Europäischer Wirtschafts- und Sozialausschuss SC/036 Finanzierung europäischer politischer Parteien Brüssel, den 26. Februar 2013 BERICHT ÜBER DIE BERATUNGEN des Europäischen Wirtschafts- und Sozialausschusses zu dem Vorschlag für eine Verordnung des Europäischen Parlaments und des Rates über das Statut und die Finanzierung europäischer politischer Parteien und europäischer politischer Stiftungen COM(2012) 499 final – 2012/0237 (COD) _____________ 487. Plenartagung vom 13./14. Februar in Brüssel _____________ Sitzung vom 13. Februar 2013 _____________ Punkt 7 der Tagesordnung _____________ CES1562-2013_00_00_TRA_CR (EN) MR/KL/ss Rue Belliard/Belliardstraat 99 — 1040 Bruxelles/Brussel — BELGIQUE/BELGIË Tel. +32 25469011 — Fax +32 25134893 — Internet: http://www.eesc.europa.eu DE -1- Der Präsident ruft Punkt 7 der Tagesordnung auf: Verabschiedung einer Stellungnahme zu dem Vorschlag für eine Verordnung des Europäischen Parlaments und des Rates über das Statut und die Finanzierung europäischer politischer Parteien und europäischer politischer Stiftungen COM(2012) 499 final – 2012/0237 (COD). Henri Malosse erläutert kurz die Stellungnahme. Er unterstreicht, dass politische Parteien europäische Werte und Grundrechte vertreten müssen, um als europäische Parteien anerkannt zu werden. Anstatt die Vertretung durch ein MdEP als Kriterium für den Erhalt von europäischen Finanzmitteln zu nehmen, schlage er mit seiner Stellungnahme ein auf der Europäischen Bürgerinitiative beruhendes System vor, in dem eine Partei mindestens eine Million Stimmen aus mindestens sieben unterschiedlichen Ländern errungen haben muss, um überhaupt finanzielle Mittel zu erhalten. Er kritisiert, dass politische Parteien und ihre Stiftungen bald von einem europäischen Statut profitieren könnten, wohingegen dies für europäische Verbände und Stiftungen oder KMU weiterhin unmöglich sei, da der betreffende Vorschlag immer noch vom Rat blockiert werde. Mitberichterstatter Georgios Dassis kritisiert, dass paneuropäische Verbände einzelstaatliche Regelungen beachten müssten. Er bedauert, dass fremdenfeindliche oder rassistische Parteien öffentliche Finanzmittel erhalten könnten, da demokratische Regeln vorschreiben, dass potenziell alle Parteien Anspruch auf finanzielle Unterstützung haben können. Präsident Staffan Nilsson stimmt dem zuletzt angesprochenen Punkt zu. Mitberichterstatter Luca Jahier betont, dass politische Parteien eine formelle Erklärung der Anerkennung der Charta der Grundrechte abgeben sollten, um somit gerichtlich belangt werden zu können, wenn sie diese Erklärung verletzen. Er erinnert an das Kapitel über das demokratische Leben der Union im Vertrag von Lissabon, drückt sein Bedauern darüber aus, dass es kein europäisches Statut für Verbände und Stiftungen gibt und fordert, dass dieses Dossier als dringend eingestuft wird. An der allgemeinen Aussprache beteiligen sich Andrzej Adamczyk, Andris Gobiņš, Antonio Longo und Stanisław Różycki. Andrzej Adamczyk bekundet seine Unterstützung, bedauert aber, dass durch die einzelstaatlichen Parteilisten bei Europawahlen die europäische Ebene durch die einzelstaatliche Ebene überlagert werde. Der Wahlkampf sollte sich auf die EU konzentrieren. Andris Gobiņš unterstützt die Notwendigkeit vollständiger Transparenz, die im Dokument sogar noch stärker hätte hervorgehoben werden können. Die Finanzierung von Parteien und ihren Stiftungen müsse absolut transparent sein. CES1562-2013_00_00_TRA_CR (EN) MR/KL/ss .../... -2Antonio Longo fordert, die Reaktionen der Bürger auf mögliche missbräuchliche Verwendung der Mittel zu berücksichtigen, und weist auf die Schwierigkeiten hin, verschiedene traditionell gewachsene nationale Strukturen zur Finanzierung von Parteien unter einen Hut zu bringen. Er geht auf die Finanzierung politischer Parteien und Verbände in Italien ein und macht außerdem auf die Problematik der Finanzierung von Parteien aufmerksam, die Grundrechte missachten. Es sei nötig, einen Rechtsrahmen zu schaffen, der sicherstelle, dass sich politische Parteien an die Grundrechte halten. Stanisław Różycki weist auf die unterschiedlichen Rechtssysteme hin, die in den Mitgliedsstaaten der EU für politische Parteien gelten. Regelungen sollten transparent und auf alle anwendbar sein. Die Parteien sollten sich verpflichten, grundlegende Werte zu vertreten, und die demokratische Natur einer Partei sollte Grundlage für deren Finanzierung sein. Der Präsident erteilt daraufhin den drei Berichterstattern das Wort, um auf die Äußerungen einzugehen. Henri Malosse betont, dass eine Million Stimmen als Voraussetzung für den Erhalt finanzieller Mittel ein wirklich europäisches Kriterium darstellen würde. Er stimmt der Bedeutung von Transparenz zu, die er im gesamten Text hervorgehoben habe. Die Einführung eines Parteienstatuts sei in der Tat schon auf einzelstaatlicher Ebene ein kontroverses Thema, was die Anstrengungen, einen gemeinsamen europäischen Nenner zu finden, noch verkompliziere. Er bedauert den fehlenden politischen Willen in der Europäischen Kommission, einen neuen Vorschlag für ein europäisches Statut der Verbände und Stiftungen vorzulegen. Georgios Dassis betont nochmals, dass politische Parteien, die europäische Finanzmittel erhalten, die Grundrechte achten sollten. Luca Jahier drückt seine Zustimmung aus. Er geht auf die Situation in Italien ein, wo das Finanzierungssystem der Parteien und ihrer Stiftungen nicht transparent sei. Geeignete Kontrollmaßnahmen sollten jeglichen Missbrauch von Mitteln auf europäischer Ebene verhindern. Er weist auf die Schwierigkeiten im Umgang mit rassistischen oder fremdenfeindlichen Parteien hin. Es handele sich hier um einen Balanceakt zwischen Meinungsfreiheit und anderen Grundrechten. Der Präsident fordert sodann das Plenum auf, über die Stellungnahme abzustimmen. Die Stellungnahme wird mit 155 Stimmen gegen 1 Stimme bei 6 Enthaltungen angenommen. _____________ CES1562-2013_00_00_TRA_CR (EN) MR/KL/ss