Handbuch der Trekking- und Expeditionsmedizin 3. Auflage, 1977 Zusammenfassung v. Thomas Thanner Stand: 27.11.2000 Die wichtigsten Punkte: Offene Punkte/Fragen: 1. Was ist HVR ? Ist es Ventilationssteigerung ? Hyperventilation ? Ein anderer „steady state“, bei dem mehr CO2 abgeatmet wird und dadurch leichter O2 ans Blut abgegeben wird, ohne daß sich der ph-Wert in die alkalische Richtung verschiebt ? 1. Der Mensch in der Höhe 1.1 Physikalische Bedingungen Hypoxie: Hypoxämie: SaO2: Thrombose: Thrombembolie: verminderter Sauerstoffgehalt. verminderter Sauerstoffgehalt in der Luft. arterielle Sauerstoffsättigung. Blutgefäßverstopfung am Entstehungsort. fortgeschwemmte Thrombose mit Verstopfung einer Arterie. Sauerstoffpartialdruch variiert nach der Lufttemperatur und damit nach Kälte und Jahreszeit. Akute Hypoxie: eine rasche Höhenexposition auf größere Höhen ist stets ein akut lebensbedrohliches Ereignis. Mittlere Höhen (1500-2500m): Große Höhen (2500-5300m): Schwellenhöhe ist 2500m. Der menschliche Organismus muß sich gezielt akklimatisieren. Die SaO2 fällt hier bereits deutlich unter 90 %. Bei Anstrengungen und auch im Schlaf verstärkt sich die Hypoxämie, woraus Akklimatisationsstörungen resultieren können. Extreme Höhen (5300-8848m): man kann sich nicht mehr anpassen. 1.2 Akklimatisationsmechanismen Dringt man allmählich in unangepaßte Höhen vor, folgt der Akutreaktion (Sofortanpassung) die dauerhafte Anpassung. Die Sofortanpassung wird nach erfolgreichem Akklimatisationsvorgang (Adaption) von der dauerhaften Anpassung (Akklimatisation) abgelöst. Zunehmende Höhe führt zu einer Verminderung der arteriellen Sauersättigung SaO2. Der wohl wichtigste Anpassungsmechanismus in Höhen ab etwa 1500 Hm besteht in einer unmittelbar durch Hypoxie hervorgerufenen Ventilationssteigerung (Hyperventilation). Dadurch wird vermehrt CO2 abgeatmet und so der arterielle Sauerstoffdruck erhöht. Anfangs dämpft die hyperventilatorisch bedingte respiratorische Alkalose (Basenbildung im Körper) zerebral den Atemantrieb (Sofortreaktion), bis in der Folge die kompensatorische Bikarbonate-Diurese in Gang kommt und dann eine definitive Hyperventilation ermöglicht. Die HVR (hpoxische Atemantwort) weist individuelle Unterschiede aus. Personen mit gering ausgebildeter HVR weisen eine erhöhte Anfälligkeit auf Höhenkrankheit aus. HVR wird erhöht durch: Akute Höhenexposition, Stimulantien (Coffein), Progesteron. HVR wird vermindert durch: Sedativa, Hypnotika, Codein, Antihistaminika, Alkohol. Kein Einfluß: Konditionszustand (Vo2max), Geschlecht, Alter (?). Ein deutlich erhöhter individueller Ruheimpuls und eine vergrößerte Blutdruckamplitude sind einfach feststellbare Kennzeichen dafür, daß man sich gerade in der kritischen Anpassungsphase befindet. AMS, HACE und HAPE treten stets in dieser Anpassungsphase auf. Dagegen sind Hyperventilation, Polyurie (gesteigertes Harnvolumen) und Nykturie (gesteigerte Harnausscheidung in der Nacht) Zeichen eines ungestörten Anpassungsprozesses. Ein in der Folge wieder auf den individuellen Normalwert zurückgekehrter Ruhepuls ist ein praxisrelevanter Hinweis auf eine abgeschlossene Akklimatisation. Die Dauer des Akklimatisationsvorganges ist individuell verschieden lang und hängt ab von der individuellen Aufstiegsgeschwindigkeit, der absolut erreichten Höhe, dem relativ bewältigten Höhenunterschied und vom Gesundheitszustand, nicht jedoch vom Ausdauerzustand ab. Akklimatisationszeiten: 4000m: 3-6 Tage 5000m: 1-2 Wochen Hat man sich auf eine bestimmte Höhe akklimatisiert und steigt in der Folge weiter hoch, beginnt der Akklimatisationsprozeß wieder von vorne. Eine dauerhafte Akklimatisationshöhe ist nur bis max. 5300 m möglich. Ein Basislager sollte nie höher liegen. Darüber kommt es zur Höhendeterioration, und zwar umso rascher, je höher man sich aufhält. Ein Mensch ist auf dem Everest gerade noch überlebensfähig. Je höher der Luftdruck und je besser die individuelle HVR, umso größer ist die Überlebenschance auf dem Everest. 1.3 Sauerstoffbindungskurve 1.4 Höhe und Leistungsfähigkeit Bis zu einer Höhe von etwa 2500m vermindert sich die VO2max (max. Sauerstoffaufnahmefähigkeit) nur um etwa 5%. Ab der Schwellenhöhe (2500 m) sinkt die VO2max um etwa 10% pro 1000Hm. Beeinträchtigung des Ausdauerleistungsvermögen: in ca 3000m: 15% 85% VO2max in ca 5000m: 35% 65% VO2max in ca 6000m: 45% 55% VO2max in ca 7000m: 55% 45% VO2max in ca 8000m: 65% 35% VO2max Für die Beeinträchtigung der Steigleistung bedeutet dies: unter 2000 m 500Hm/h ca 3000m 425Hm/h ca 4000m 375Hm/h ca 5000m 325Hm/h ca 6000m 275Hm/h ca 7000m 225Hm/h ca 8000 175Hm/h Sehr gut trainierte Athleten erfahren in der Höhe eine relativ stärkere Leistungsminderung als untrainierte Personen. Die Lunge ist nämlich nicht trainierbar, paßt sich kaum an, stellt also ein starres System dar und wird daher beim Trainierten zum leistungslimitierenden Faktor in der Höhe. Die physiologischen Reaktionen auf Höhenexposition können in vier Phasen gegliedert werden: Phase 1 (bis zu 6 Stunden nach Erreichen einer neuen Höhe): weitgehend unauffällig. Phase 2 (6 Stunden bis 7 Tage): Anpassungsphase oder Akklimatisationsvorgang. Alle Formen der Höhenkrankheit treten fast ausschließlich in dieser Phase auf. Phase 3 (7 Tage bis 21 Tage): Akklimatisation erfolgt. Aerobe Ausdauerleistungsfähigkeit kann zum Tragen kommen. Gute HVR, geringe VO2max: geringes AMS-Risiko, aber in großen Höhen nicht sehr leistungsfähig. Schlechte HVR, hohe VO2max: größeres Risiko höhenkrank zu werden (Geduld notwendig), danach kann man aber seine hohe aerobe Kapazität ausspielen. Phase 4: ab etwa 5300 m. Höhendeterioration. Gute HVR: Mindert AMS-Risiko. Hohe VO2max: Hohe Leistungsfähigkeit. Gute HVR, hohe VO2max: Nahezu optimale Voraussetzungen, aber in inhomogener Gruppe ein erhebliches Sicherheitsrisiko, wenn sie für das Tempo des Höhersteigens tonangebend sind. Maßgeblich für Tempo und Höhentaktik einer Gruppe muß daher immer die Akklimatisationsfähigkeit aller Teilnehmer und darf niemals deren Leistungsfähigkeit sein. 1.5 Scheitern in der Höhe Akute Höhenanpassungsstörungen: AMS, HACE, HAPE. Hypoxiebedingte Unterhautedöme und Retinablutungen. Hypoxie kann aber auch indirekt gefährlich werden und zwar durch ein erhöhtes Risiko von Kälteschäden, Thrombosen und Thrombembolien. Weiters muß man davon ausgehen, daß es in erster Linie hypoxiebedingte zentralnervöse Fehlleistungen bzw. Ausfallerscheinungen sind, die beim Expeditionsbergsteigen eine so hohe Unfallrate bewirken. Trekking: Todesfallrate: 0,1%. Tödliche Traumen 4 mal häufiger als Fälle von Höhentod. Expeditionen: Todesfallrate: 3%. Tödliche Traumen 9 mal häufiger als tödliche Hirnödem. Mehrzahl aller Todesfälle beim Höhenbergsteigen hypoxiebedingt. Im wesentlichen 3 Todesursachen: Der plötzliche, nichttraumatische Tod meist durch Lungenembolie. Tödliche Traumen durch Lawinenverschüttung, Absturz, Spaltensturz und Unterkühlung vornehmlich beim Expeditionsbergsteigen. Der Tod durch akute Höhenkrankheit. Versicherungstechnisch handelt es sich um einen "Unfall". 2. Eignungskriterien für das Höhenbergsteigen Die Reaktion auf eine neue Höhe ist individuell sehr unterschiedlich, wobei generell folgende persönliche Faktoren maßgeblich sind: Ausmaß der Atemsteigerung durch Hypoxie (HVR) Aktueller Gesundheitszustand Psychovegetative Verfassung Die jeweils individuelle kardiale und ventilatorische Reaktion auf Hypoxie bestimmt wesentlich die individuelle Anfälligkeit auf AMS, HAPE und HACE. Aufwendige Tests existieren, einfache Testmethoden sind nicht vorhanden. Ungeachtet der individuell unterschiedlichen Disposition ist die Höhenverträglichkeit des Einzelnen stets das Resultat des taktisch richtigen (oder falschen) Verhaltens in der Höhe. Risikopersonen können durch konsequente Höhentaktik zu rund 80% symptomfrei werden. Alpenerfahrungen können nicht übertragen werden. Mit zunehmender Erfahrung verhält man sich höhengerechter. Hämatologische Voraussetzungen Die hypoxiebedingte Stimulation der Erythopoese (Bildung roter Blutköperchen) durch vermehrte Erythropoetinbildung (Hormon zur Förderung der Erythopoese) ist für die Akklimatisation von einiger Bedeutung. Die Nahrungsbestandteile Eisen und Folsäure tragen wesentlich bei. Vor Höhenaufenthalten muß sichergestellt sein: Hämatokrit >40% Hämaglobinkonzentration >14g/dl Serumeisen >50ug/l Trainingsvorbereitungen Trainingsumfang Höhenbergsteigen: Gesamtumfang: 3-4 Stunden pro Woche Belastungsintensität (intensiv oder extensiv). Wöchentl. Trainingseinheiten: 2 x 60-75 Min extensiv und 2 x 30-45 Min intensiv. Zusätzliches Kraftausdauertraining. Vor-Akklimatisation Relativ aufwendig. Tatsächliche Akklimatisation ist individuell so unterschiedlich, daß es ziemlich riskant wäre, etwa auf der Basis einer entsprechenden Vor-Akklimatisation eine Verkürzung der Akklimatisationszeit einzuplanen. Eine wirksame Vor-Akklimatisation ist naheliegenderweise wesentlich aufwendiger und zeitintensiver als eine Akklimatisation vor Ort, die in jedem Fall einfacher, billiger und verläßlicher ist. Die Zeit kann besser für ein Ausdauertraining genutzt werden. Höhenspezifische Risikofaktoren Vor Antritt jeder Höhenbergfahrt sind die folgenden höhenspezifischen Aspekte zu beachten: Ausschluß von a priori einschränkenden Gesundheitsfaktoren: Lungenventilations-, -diffusions-, und –perfusionsstörungen. Koronare Herzkrankheit (mit oder ohne manifeste Risikofaktoren bei Männern über 45 ) Arterielle Durchblutungsstörungen Besondere Beachtung und Prophylaxe erfordern: Ausgeprägte Krampfaderbildung, Thromboseanamnese Vorgeschichte) Hamorrhoiden Nierensteinanamnese Latente oder manifeste Infektionsherde Anfallsleiden Ranaud-Syndrom Migräne Prä- und postklimakterische Hormontherapie Erfrierungsanamnese Zahn- und Kiefererkrankungen Tropenerkrankungen Andere indiv. Gesundheitsschäden (Anamnese = Thromboserisiko in Höhen über 6000 m steigt generell enorm. Höhenakklimatisation ist stets mit Dehydration verbunden und auch Kälte ist thrombosefördernd. 3. Höhenakklimatisation Indiv. Disposition für Höhenanpassungsstörungen, inbes. HAPE. -> Hauptursache: indiv. Fähigkeit zum hypoxischen Atemantrieb (HVR) 3.1 Akklimatisationstaktik Nicht zu schnell hoch steigen Keine Anstrengungen in der Anpassungsphase Möglichst tiefe Schlafhöhe Akklimationstaktik im einzelnen Ab 2500 Hm erfolgt Anpassung in Stufen. Beim weiteren Höhersteigen beginnt der Akklimatisationsprozeß erneut. Entscheidend ist die nächtliche Schlafhöhe (bis 5300Hm). Immer so tief wie möglich schlafen. Nach Erreichen der Schwellenhöhe (2500Hm) mehrere Nächte auf dieser Höhe schlafen. Bei kontinuierlichem Aufstieg tägl. Schlafunterschiede 300 bis max. 600 Hm. Pro 1000 Hm zwei Nächte auf derselben Höhe schlafen. Tagesziele darüber max. 1500 Hm. Möglichst mit erhöhtem Oberkörper schlafen. Über dem Lagerplatz noch 100 bis 200 Hm ohne Gepäck aufsteigen. Bewußte Hyperventilation kann Akklimatisation zusätzlich erleichtern. Vermehrte Flüssigkeitszufuhr fördert Akklimatisation nicht, reduziert aber andere Risiken. Leistungsgrad während der Anpassung von 50 % bis 60 % nicht übersteigen. => Viel trinken, etappenweise Höhersteigen, climb high, sleep low. => Jede Anstrengung vermeiden: betont langsam, wenig Gepäck, häufge Rasten, kurze Tagesetappen. Atemnot, Beklemmungefühle im Zelt, Unterhautödeme im Gesicht, Schlafstörungen, nächtliche periodische Atmung mit sekundenlangen Atempausen sind noch kein Zeichen von AMS, sondern normale höhentypische Phänomene. 3.2 Zeichen erfolgter Akklimatisation Trainingsgemäße Ausdauerleistung Zum persönl. Normwert zurückgekehrter Ruhepuls Vertiefte Atmung in Ruhe und unter Belastung Weiterbestehen der Periodischen Schlafatmung Vermehrtes, vor allem nächtliches Urinieren Periodische Schlafatmung: Auf Phasen gesteigerter Atemfrequenz folgt ein meist 10 Sekunden und länger dauernder Atemstillstand. Bleibt meist auch im akklimatisierten Zustand während des gesamten Höhenaufenthalts bestehen. DIAMOX vermindert diese Schlafapnoe, dafür muß man aber öfter urninieren. THEOPHYLIN in Retardform: damit schläft man erheblich besser. Ruhepulswert: Erhöhung des morgendlichen Ruhepulses um 20% kann bedeuten, daß man sich gerade in der kritischen Anpassungsphase befindet. Kehrt er zum normalen Wert zurück, ist Anpassung abgeschlossen. Harnausscheidung: Mehr als 1 Liter in 24 h ist ein gutes Zeichen. Soll hell und klar sein. Die meisten akklimatisationstypischen Funktionsänderungen verschwinden bereits wenige Tage nach Rückkehr in tiefere Lagen. Je kürzer allerdings ein Aufenthalt zwischen zwei Höhenphasen dauert, desto eher wird erfahrungsgemäß der neuerliche Aufstieg in große Höhen erleichtert. Nach Langzeitaufenthalten in großen Höhen und darauffolgendem Abstieg ist das HAPE-Risiko beim Wiederaufstieg erhöht. 3.3 Medikamentöse Akklimatisationshilfen DIAMOX (Actazolamid) Schlafverbesserung, Beschleunigung der Akklimatisation. Verstärktes Wasserlassen erweist sich durchaus als wünschenswert, da es den zerebralen Druckanstieg mindert (AMS, HACE). Wirkt nicht symptomatisch, sondern kausal. Kein Rebound Effekt. Empfehlenswert ist eine Niederdosierung. NIFEDIPIN Bei HAPE eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Generelle Prophylaxe nicht empfehlenswert. DEXAMETHASON Notfalltherapeutikum bei schwerer AMS und HACE. Vorbeugung umstritten, keine generelle Routineprophylaxe. ASPIRIN Signifikant verringerte Inzidenz von AMS. VITAMIN E Scheint die Akklimatisation zu unterstützen. PENTOXYPHYLLIN Verbesserte SaO2. BENZOLAMID Verringert AMS SEDATIVA und HYPNOTIKA Induzieren AMS. Nicht nehmen !!! FLASCHENSAUERSTOFF Keine Akklimatisationshilfe, hemmt die Akklimatisation Nur zur Rettung 3.4 Taktik in extremen Höhen >5300m: Anpassung physiologisch nicht mehr möglich. Mittels kurzfristiger Anpassungen kann weiter aufgestiegen werden. Bis 6000m: Akklimatisierte Bergsteiger fühlen sich meist noch recht wohl. Ab 7000m: Müdigkeit und Lethargie nehmen zu. Einfache Tätigkeiten werden zur Qual. >7500m: Todeszone. Überleben im Regelfall nur 36-48h. In diesen extremen Höhen ist nur mehr eine zeitlich begrenzte Sofortanpassung möglich. Bei mehrtägigem Aufenthalt oberhalb von 7000m droht der langsame Höhentod. Maßgeblich ist die indiv. HVR: Wegen der steilen Sauerstoffsättigungskurve in derartigen Höhen kann bereits eine geringe Ventilationssteigerung zu einer Verbesserung der SaO2 führen. Taktische Regeln: Solide Akklimatisation mit mehreren Ruhetagen nach Ankunft im Basislager. Etappenweiser Aufstieg, tagsüber bis max. 1000Hm über die Schlafhöhe hinaus mit jeweils sofortigem Wiederabstieg anfangs bis zum Basislager. Beim 3. Vorstoß: 1. Nachtlager auf erstem Höhenlager. Nach 2 solchen Höhenaufenthalten 3 Ruhetage im Basislager. Schlechtwetterphasen nicht im Hochlager !!! Banale Erkrankungen, Infekte, lokale Entzündungen, Wunden: Absteigen ! Gipfelgang: Nach Erreichen der Schlafhöhe von max. 1500 Hm unterhalb des Gipfels und grundsätzlich in einem Zug. Nach Erreichen des Gipfels unter allen Umständen soweit wie möglich wieder absteigen, jedenfalls bis unter die letzte Schlafhöhe. Abstieg ist immer gefährlicher als Aufstieg. Im Abstieg muß man daher ein etwaiges Biwak taktisch ebenso vermeiden wie Rasten in liegender Position. Weiter beachten: Keine partnerschaftliche Hilfestellung kann erwartet werden. Höhenödeme treten häufig im Abstieg auf. Hypoxie kann sich auch ohne Höhenkrankheit fatal auswirken: Entscheidungsfähigkeit ! Der massiven Dehydration muß durch Trinken entgegengewirkt werden, um Erfrierungs- und Thrombosegefahr zu verringern. Ausgleich des Flüssigkeitsdefizits benötigt mehrere Tage. Deshalb Wiederaufstieg erst nach ausgiebiger Rast im Basislager. 4. Weitere gesundheitliche Empfehlungen Atemrhythmus Energiestoffwechsel Erschwerte Ernährungsbedingungen, Appetitverlust, Verdauungsstörungen. Die beim Höhenbergsteigen charakteristischen Bilanzdefizite können akute und längerfristige Folgen haben. Mangel an Flüssigkeitszufuhr ruft Dehydration, Kreislaufstörungen, Thrombosen und Thombembolien, Erfrierungen und Erschöpfung hervor. Ernährung Nahrung sollte kohlehydratreich, schmackhaft, gut gewürzt und leicht verdaulich sein. Wesentliche Grundnahrungsmittel: Reis, Kartoffel, Eierteigwaren, Mehl, Zucker, Salz. Mit zunehmender Höhe sollten Fette reduziert werden zugunsten kohlehydratreicher Speisen.. Der respiratorische Quotient verstärkt sich unter Hypoxie zugunsten einer kohlehydratreichen Ernährung. Wg. des reduzierten Sauerstoffs sollten häufigere, aber kleinere Mahlzeiten bevorzugt werden. Der Atemrhythmus regelt den Schrittrhythmus. Möglichst zwischen den beiden Schrittrhythmen wählen: 1 Schritt Einatmen – 2 Schritte Ausatmen 1 Schritt Einatmen – 1 Schritt Ausatmen Bewußt ein- und ausatmen. Schrittempo ans Gelände anpassen ! Erfordert die größe Höhe, eine Kletterpassage oder Spuren eine größere Anstrengung, dann ist das nur bei optimaler Akklimatisation ohne Risiko möglich. Die körperliche Verfassung entspricht immer dann der Leistungsanforderung, wenn man sich nach solchen Passagen besonderer Anstrengung sofort wieder erholt, ohne lange rasten zu müssen. In noch nicht ausreichend akklimatisierten Zustand gibt es wirksame Methode: Bewußt forciert atmen, das heißt durch offenen Mund heftig und möglichst tief ein- und kräftig ausatmen. Nahrungsmittelhygiene: Boil it, cook it, fry it, peel it or forget it. Keine rohen Fisch- und Fleischspeisen, Salate, ungekochtes Gemüse, Eiswürfel, unschälbare oder bereits geschält servierte Früchte, Milch und Milchprodukte (außer fester Käse). Gilt auch in Luxushotels. Auch bei längeren Abstiegen in großen und extremen Höhen sollte man möglichst bewußt, forciert und tief ein- und ausatmen. Höhenkrankheit treten vielleicht auch deshalb nicht selten gerade im Abstieg auf, weil das Atemminutenvolumen naturgemäß geringer ist. Flüssigkeitshaushalt Gehen mit Stöcken Häufiges Trinken notwendig. Elektrolytgetränke nicht unbedingt notwendig. In der Höhe läßt Durstgefüh nach auch bei fortschreitendem Flüssigkeitsverlust. Auch die Intensität des Schwitzens gibt keine verläßlichen Hinweise. Wasser geht in der Höhe vorwiegend durch Abatmung verloren; bis zu 6 Liter/24h. Akklimatisationsvorgang ist stets mit Dehydration verbunden. Dehydration hat keinen Einfluß auf die Akklimatisation und erhöht auch nicht das Risiko auf AMS/HACE oder HAPE. Jeder kurzfristige Gewichtsverlust beruht auf Wasserverlust, jeder langfristige Gewichtsverlust auf Verlust von Muskelmasse. Sinnvoll. Bedenklich ist die Abnahme der täglichen Urinmenge auf weniger als einen Liter in 24 Stunden (nicht jedoch eine Veränderung der Urinfarbe), während die Polyurie (Nächtiches Urinieren) als Zeichen einer guten Höhenanpassung gilt. Treten Wundstellen an den Füßen auf, müssen diese mit besonderer Akribie behandelt werden: Während des Gehens klebt man gellhaltige Spezialfolien auf (z.B. Comped) und kann im Lager auf einen antibiotischen Salbenverband wechseln. Ein etwaiger Anstieg des morgendlichen Ruhepulses unabhängig vom akklimatisationsbedingten Ruhepulsanstieg gilt als Warnzeichen für Dehydration. Bagatellschäden Das Hauptproblem bei der Dehydration: Bei zunehmender Hämokonzentration steigt die durch Kälteeinfluß an sich schon erhöhte Neigung zu lebensbedrohlichen Thrombosen und Thombembolien beträchtlich. Daran sterben beim Höhenbergsteigen vermutlich mehr Menschen als durch die akute Höhenkrankheit. Hämatokritanstiege beim Höhenbergsteigen (nicht selten auf 0,55 und darüber) dürfen daher nie als Zeichen einer guten Anpassung fehlinterpretiert werden., sondern sind stets Ausdruck einer gefährlichen Dehydration. In der Regel trinken alle Menschen in der Höhe zu wenig. Wasserqualität kann ein ernstes Problem sein. Wasser kann nur dadurch verläßlich genießbar gemacht werden, wenn man es mindestens 10 Minuten (besser: 20 Minuten) kocht und danach ein bis zwei Stunden mit einem desinfizierten Zusatz versetzt. Micropur. Gehtaktik und Atemrhythmus Während der Akklimatisationsphase ist ein rationeller und bedächtiger Gehrhythmus besonders wichtig: Jeder geht sein eigenes Tempo. Nicht am Gehtempo von Anderen oder den Sherpas orientieren. Aufwärmen Am Beginn mit bewußt verminderter Geschwindigkeit losgehen. Erst nach 20-30 Minuten darf die Belastungsintensität auf das individuelle Niveau gesteigert werden. Schrittempo während der Tour Ziel ist der steady state. Überlastungen äußern sich durch Atemnot, Unwohlsein, Kribbeln auf der Haut und durch mehr oder weniger ausgeprägten Schwindel. Die Steuerung der Geschwindigkeit und der Rhythmik erfolgt sehr einfach und effizient über den Atemrhythmus. Füße und Schuhe Empfindliche Füße können an neuralgischen Stellen vor allem in den ersten Tagen durch aufklebbaren Schaumstoff (z.B. RESTON von 3M) recht gut abgepolstert werden. Ein Verkleben empfindlicher Fußstellen mit Tapestreifen ist hingegen nicht empfehlenswert, da die verklebte Haut durch den Luftabschluß aufweicht und geschädigt wird. Können in großen Höhen sehr schnell zu einem Problem werden: Verstauchungen, Abschürfungen, kleine Wunden, Abszesse, Bindehautentzündungen, Sonnenbrand, Infekte. Diese Probleme müssen genau behandelt werden. Es muß möglichst vermieden werden, daß sich der Gesundheitszustand eines Betroffenen so sehr verschlechtert, daß ein Abtransport zur nächsten Krankenstation unumgänglich erscheint. 5. Die akute Höhenkrankheit 5.5 Symptomatologie der akuten Höhenkrankheit 5.1 Formen der akuten Höhenkrankheit Zerebral und pulmonale Form. Zusammenhang zwischen den beiden Formen bisher unbekannt. Zerebrale Form: AMS AMS und HACE, Höhenhirnödem: selten, aber häufig lethal. HACE beginnt meist in der Nacht und kann innerhalb von wenigen Stunden zum Tod führen. HACE und HAPE treten sehr oft gemeinsam auf. Pulmonale Form: HAPE, Höhenlungenödem. Beginnt meist in der zweiten Nacht in einer neuen Höhe. Hypoxiebedingte Erkrankungen: HALE, High Altitude Local Edema, periphere Höhenödeme. HARH, High Altitude Retinal Haemorrhage, hypoxiebedingte Retinablutungen. HALE und HARH sind harmlos, gelten aber als Warnhinweise auf einen möglicherweise nicht reibungslos verlaufenden Akklimatisationsprozeß. In den ersten Höhentagen treten fast immer folgende typische Beschwerden auf: Atemnot, Beklemmungsgefühle im Zelt, Unterhautödeme und nächtliche periodische Atmung mit kurzem Stillstand der Atemtätigkeit. Diese Phänomene stellen an sich noch keine Zeichen von AMS dar, sind aber ganz typische Phänomene eines noch nicht akklimatisierten Organismus und erfordern erhöhte Wachsamkeit sowie ein besonders konsequentes höhentaktisches Verhalten. 5.2 Inzidenz der akuten Höhenkrankheit Inzidenz steigt mit zunehmender Seehöhe generell an, aber sie hängt vor allem von der Art des Aufstiegs ab. Z.B. Flug nach Lukla oder zu Fuß. Auch geographische Breite maßgeblich. HAPE verflüchtigt sich bei richtiger Sofortmaßnahme in der Regel in wenigen Stunden, HACE ist therapeutisch auch durch raschen Abtransport kaum beeinflußbar. HACE tritt viel seltener auf, verläuft aber ungleich öfter mit tödlichem Ausgang. Die Inzidenz von AMS/HAPE/HACE korreliert nicht mit VO2max, dem Trainingszustand, dem Blutdruck, der Ernährung, wohl aber mit der hypoxischen Atemantwort (HVR) und mit dem Bergziel bzw. der Steiggeschwindigkeit. 5.3 Disposition und Risikofaktoren Die wichtigsten Krankheitsursachen sind die Geschwindigkeit des Aufstiegs und die absolute Höhe. Personen, die AMS erlitten, bleiben auch weiterhin besonders anfällig. AMS: Keine Geschlechtsdisposition HAPE: bevorzugt Männer unter 18 und über 60. Tritt häufig nach starken Anstrengungen (Preßatmung) und in großer Kälte auf. Deshalb besondere Risikofaktoren für HAPE. Personen mit guter Höhenanpassung zeigen während der Akklimatisation eine ausgeprägte Höhendiurese (vermehrte Urinausscheidung), wogegen bei Bergsteigern mit einer Disposition zur AMS eine verminderte Harnauscheidung beobachtet werden kann. Risikofaktoren: Verminderte HVR, Vermehrter hypoxischer Pulmonalarteriendruck, Individuell bekannte Höhenunverträglichkeit, Übergewicht Auslösende Faktoren: Nichbeachtung höhentaktischer Regeln Überanstrengung mit Preßatmung (HAPE) Kälte Atemwegsinfekte Schlafmittel Alkohol Angst Latenzzeit: AMS: treten von 6 bis 48 Stunden nach Höhenexposition auf und verschwinden meist spontan innterhalb von ein bis zwei Tagen. HACE: kann sich unterschiedlich rasch aus AMS heraus entwickeln. HAPE: Meist in der 2. Nacht nach einer neuen Höhe, ohne besondere Vorwarnzeichen und nicht selten während des Schlafs. 5.4 Pathophysiologie AMS und Höhenhirnödem (HACE) AMS gilt als klinische Vorstufe zu HACE. Stellen verschieden schwere Manifestationen desselben pathophysiologischen Geschehens dar. AMS kann also in HACE münden. HAPE Hauptsächlich auf druckbedingte Streßschäden in den Pulmonarkapillaren zurückzuführen. Bergsteiger mit einer Anlage zu verminderter HVR neigen bervorzugt zur Entwicklung eines HAPE. Begünstigende Faktoren für HAPE sind körperliche Anstrengungen, vor allem wenn sie mit Preßatmung verbunden sind, sowie Kältestreß. Beides steigert die Herzleistung und den pulmonalarteriellen Druck zusätzlich. Meschen, die sich nach längerem Höhenaufenthalt in tiefere Lagen begeben und danach wieder in die Höhe zurückkehren, sind bedeutend anfälliger auf HAPE als beim ersten Höhenvorstoß. Vermutlich sind die geographisch vorgegebenen Aufstiegsgeschwindigkeiten maßgeblich. 3 Leitsymptome erfordern Beachtung: Leitsymptom Höhenkopfschmerz Durch interkraniellen Druckanstieg hervorgerufener Höhenkopfschmerz. Dumpfklopfende Schmeren vor allem Nachts und beim Aufwachen. Anstrengungen intensivieren den Höhenkopfschmerz. Nicht selten verstärkt er sich beim Abstieg, weil sich beim weniger anstrengenden Bergabsteigen die Atemfrequenz bzw. Die Hyperventilation verringert. ‚Sonnenstich‘ und Dehydration verursacht ebenfalls häufig Kopfschmerz. Ausgiebiges Trinken und IBUPROFEN. Verschwinden die Kopfschmerzen besteht wahrscheinlich kein Zusammenhang mit AMS. Kopfschmerz allein, also ohne andere AMS-Symptome, ist (noch) keine Höhenkrankheit. Leitsymptom Ataxie Besonderes Augenmerk ist auf die Entwicklung von Gang- und Stehunsicherheiten zu legen. Das Auftreten von Ataxie ist das wichtigste Alarmzeichen für den Übergang von AMS zum HACE. Balancetest !!! HACE tritt nie aus heiterem Himmel auf. Stets bestehen bereits über 12 bis 24 Stunden AMS-Symptome, die aber fast immer verschwiegen oder verleugnet werden. Man kann davon ausgehen, daß die Entwicklung zu HACE bei rechtzeitigen Gegenmaßnahmen völlig vermeidbar wäre. Leitsymptom: Plötzlicher Leistungsabfall Unverhältnismäßige Müdigkeit, Atemnot anfangs bei Anstrengungen und dann in Ruhe sowie trockener Husten. Das auffälligste Leitsymptom für ein unmittelbar bevorstehendes oder bereits beginnendes HAPE ist aber typischerweise ein plötzlicher Leistungsabfall: Ein gerade noch leistungsfähiger Bergsteiger benötigt die zwei- oder dreifache Gehzeit als seine Partner, muß häufig rasten und erholt sich bei diesen Pausen kaum. Milde AMS: Leitsymptom: Kopfschmerz + mindestens eins der folgenden Symptome: Müdigkeit, Schwäche, Appetitlosigkeit, Übelkeit, Ruheherzfrequenzerhöhung über 20%, Belastungsdyspnoe, Schlaflosigkeit, Apnoephasen, Apathie, Periphere Ödeme, Verringerte 24h Urinmenge. HACE: Leitsymptom: Ataxie Ataxie, schwerste Kopfschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Schwindelzustände, Halluzinationen, Lichtscheue, Sehstörungen, Vernunftwidriges Verhalten, Neurologische Veränderungen, Subfebrile Temperaturen, Unansprechbarkeit, Beuwußtseinsstörungen, Koma, 24h Urinmenge unter 0,5 Liter. HAPE: Leitsymptom: Plötzlicher Leistungsabfall Plötzlicher Leistungsabfall, Ruhedyspone, Tachypnoe, Tachykardie, Zyanose, Trockener Husten, später Husten mit blutig-schuamigen Auswurf, auskultatorisch feinblasige Rasselgeräusche, später Distanzrasseln (frei hörbares Rasseln), brennender retrosternaler Druck, Erbrechen, Fieber, Flachlagerung unmöglich, 24h Urinmenge unter 0,5 Liter. Auskultatorische Rasselgeräusche: Fehlen bei 30% der HAPE Patienten. Kann man hören, wenn man ein Ohr direkt auf den Rücken andrückt. Hört sich an, wie wenn man hinter dem eigenen Ohr Haare zwischen Daumen und Zeigefinger reibt. Differentialdiagnostisch kann gelegentlich eine Bronchitis, Asthma oder eine Bronchopneumonie in Frage kommen. Ein viraler Atemwegsinfekt kann HAPE auslösen. Kohlenmonoxid und Hypoxie addieren sich. Vorsicht beim Kochen im Zelt. Bei plötzlichem Leistungsabfall, trochenem Husten und progredienter Dyspnoe (subjektives Gefühl der Atemnot) primär an HAPE denken. Kombinierte Höhenödeme besonders häufig tödlich. Höhenbedingte Beschwerden werden sehr häufig ignoriert oder verheimlich. Hauptsächlich wegen der typisch gruppendynamischen Ursachen treten HACE und HAPE in organisierten Gruppen weitaus häufiger auf als bei Individualbergsteigern. Acht von zehn Todesfällen ereignen sich bei organisierten Trekkingtouren. Man sollte seine Begleiter beobachten: Ändert sich die Stimmungslage eines Tourengefährten ? Rastet jemand plötzlich ungewohnt häufig ? Fällt auf, daß jemand beim Rasten oder im Lager auffällig still und teilnahmslos wirkt ? Beobachtet man einen ungewohnten Leistungsabfall oder eine Trittunsicherheit ? 6. Therapie der akuten Höhenkrankheit 6.1 Sofortmaßnahmen Ruhe/Abstieg/Abtransport Milde AMS: Ruhetag. Körperliche Inaktivität und bewußte Hyperventilation. Schwere AMS ohne Ataxie (Gang- und Stehunsicherheiten): Abstieg oder Abtransport. HACE und HAPE: Sofortiger Abtransport und Kälteschutz. Körperliche Anstrengung erhöht das Herzminutenvolumen und den pulmonalen Druck, wodurch das HAPE-Risiko beträchtlich zunimmt. Abstieg bis zu jener Höhe, auf der der Patient zuvor eine Nacht symptomfrei verbracht hat. Wenn die Symptome völlig verschwunden sind, ist ein langsamer Wiederaufstieg meist schon nach kurzer Erholung wieder möglich. Forcierte Flüssigkeitszufuhr: Keine Besserung der Höhenkrankheit, vermindert aber das Risiko thrombembolischer Komplikationen. Paracetamol: Wirkung beim Höhenkopfschmerz umstritten. Sedativa, Hypnotika: Fördern in der Akklimatisationsphase das Entstehen von AMS und Höhenödemen. Benzodiazepinderivate (z.B. Mogadon) können aber nach erfolgter Akklimatisation als Schlafmittel verwendet werden. 6.3 Übersicht: Maßnahmen bei AMS/HAPE/HACE Milde AMS: Rasttag Diamox 2 x 250mg Ibuprofen Schwere AMS/HACE: Abtransport. Sauerstoff. Dexamethason initial 8mg, dann alle 6 Stunden 4mg. Diamox 2 x 250mg. Überdrucksack. HAPE: Abtransport. Sauerstoff. Nifedipin 10 mg, später Nifedipin retard 20 mg alle 6 Stunden. Überdrucksack. PEPP-Ventil. Kälteschutz. Im Zweifel immer hinunter!!! Abtransport nur bei extremer Gefährdung verschieben. Nicht auf Rettung von außen warten. Notfallstherapie Die oft dramatische Besserung des Zustandes nach Anwendung von Nifedipin, Dexamethason etc. bedeutet nicht, daß damit ein ausreichender Heilungsprozeß beginnt, sondern muß vielmehr rasch möglichst zum Abstieg oder Abtransport genutzt werden. Selbstmedikation: Möglich, wenn es geht, aber vermeiden. Sauerstoff: Seite 69. Komatöse Patienten: Seite 69. Überdrucksack: Rückgang der Symptome zum Abtransport nutzen ! EPAP-Maske und PEEP-Ventil, VPPB und PLB: Seite 74. 6.4 Praktische Optionen 6.2 Medikamente Seite 78,79: AMS: Acetazolamid (DIAMOX): 2x250mg (oder 1x500mg retard). Kann in dieser Dosierung die hypoxiebedingten Beschwerden mildern, die Ventilation steigern, nächtliche Apnoephasen reduzieren, den Gasaustausch verbessern und vermutlich die Gehirndurchblutung fördern. Nebenwirkungen recht unangenehm: Flüssigkeitsausschwemmung (häufiges Urinieren nachts), Parästesien an Fingern und Zehen, Magenschmerzen, Müdigkeit. Während einer Therapie mit Acetazolamid darf unter keinen Umständen weitergestiegen werden. Tritt Beschwerdefreiheit ein, wird Acetazolamid ohne Rebound Risiko abgesetzt under der Aufstieg kann fortgesetzt werden. Höhenkopfschmerz: Ibuprofen (): Wirkungsvolles und nebenwirkungsarmes Medikament. Wirkt rein symptomatisch. Darf nicht zur Vorbeugung verwendet werden, da meist der Höhenkopfschmerz als meist initiales Leitsymptom eine wichtige Warnfunktion innenhat. Ibuprofen 600mg erweist sich in der Praxis als da am häufigsten verwendete Medikament. HAPE: Nifedipin (): Notfalltherapeutikum. Wurde mit beeindruckendem Erfolg bei HAPE eingesetzt. Startdosis hängt von der Dringlichkeit ab (nicht ganz auszuschließendes Risiko schwerer hypotoner Zwischenfälle. Folgende Anwendungsrichtlinie: Primär eine NIFEDIPIN 10mg Kapsel, nach 10 bis 15 Minuten neuerlich eine NIFEDIPIN 10mg Kapsel, falls kein Orthostase auftriff. Später bei Bedarf alle 6 Stunden NIFEDIPIN retard 20mg Filmtabletten. Bei bewußtlosen HAPE-Patienten öffnet man die Kapsel und appliziert die Flüssigkeit sublingual oder auf die Mundschleimhaut. Schwere AMS, HACE: Dexamethason (): Verbessert die einschlägigen Symptome wirkungsvoll. Initial 8mg, dann alle 6 Stunden 4mg in Tablettenform, bei bewußtlosen Patienten intramuskulär oder intravenös. Sinnvoll ist eine Kombination von Dexamethason mit einer Überdruckbehandlung. Antibiotika: Keinen Einfluß auf AMS, HAPE, HACE. Seite 79: Rast auf gleicher Höhe. Rast plus ACETAZOLAMID. Rast plus DEXAMETHASON. Rast plus ACETAZOLAMID DEXAMETHASON. Abstieg. Sauerstoff und/oder Überdrucksack. Der Umgang mit bewußtlosen Patienten. Beispiele für Medikamente: Nifedipin: Dexamethason: Acetazolamid: Ibuprofen: Adalat retard Adalat Kapseln Fortecortin 4 mg. Dexamethason Ampullen. Diamox 250 mg. Diamox ret. 500 mg. Brufen 600 mg. Dolgit 600 mg. & 7. Weitere höhentypische Gesundheitsstörungen Thrombosen / Thrombembolien Die Inzidenz von venösen Thrombosen, Thrombembolien und Zerebralvenenthrombosen dürfte beim Höhenbergsteigen weitaus größer sein als allgemein vermutet. Sie stellen wahscheinlich die häufigste nicht traumatische Todesursache in extremen Höhen dar. Lungenembolien sind nicht am Entstehungsmechanismus von HAPE beteiligt. Hauptursache der thrombembolischen Prozesse sind Dehydration und die dadurch hervorgerufenen Hämokonzentrationspolyglobulie: Hämatokritwerte von 50 bis 60% sind beim Höhenbergsteigen durchaus üblich. Oberhalb von 50 % nimmt die Blutvisosität rapide zu. Begünstigende Faktoren sind vor allem eine metabolische Azidose, Kälteeinwirkung, einengende Beinkleidung (Durchblutungshindernisse), körperliche Inaktivität (z.B. durch wetterbedingte Hochlageraufenthalte, mehrstündige Körperhocke sowie Kontrazeptive. Prophylaktisch steht eine adequate, forcierte Flüssigkeitszufuhr im Vordergrund. Durstempfinden ist dabei kein verläßlicher Indikator. Regelmäßige Bewegung sowie Vermeiden von Kauerstellungen sind weitere wichtige Präventivmaßnahmen. Therapie: Abstieg, massive Hydration, Sauerstoff und Niedermolekulares Heparin. Diese wird dosiert nach Körpergewicht (1 bis 2 mg/kg/24 Stunden) schon beim ersten Verdacht auf eine Beinvenenthrombose verabreicht. Kälteschäden Erfrierungsgefahr nimmt beträchtlich zu. Größtes Gesundheitsrisiko beim Höhenbergsteigen. Meist sind Füße (60%), Hände (ca. 45%), Gesicht, Nase und Ohren betroffen. Beengende oder nasse Kleidung fördern das Entstehen von Erfrierungen. Um schwere Erfrierungserscheinungen beim Expeditionsbergsteigen hinanzuhalten, sollte die klinische Therapie schon im Basislager einsetzen. Periphere Höhenödeme Periphere Unterhautödeme (High Altitude Localised Edeme HALE) sind in mittleren und großen Höhen sehr häufig. Auf 4200 m beträgt die lnzidenz 18% (Frauen 28%, Männer 14%). Auch wenn periphere Höhenödeme harmlos sind, muß doch daran gedacht werden, daß AMS-Patienten vier mal so häufig davon betroffen sind wie beschwerdefreie Höhentouristen. Periphere Ödeme gelten daher als Warnzeichen. Meist ist das Gesicht betroffen, vor allem der Bereich der Augenlider, aber auch die Hände, die Knöchelregionen und die Vorfüße. Die Ödeme sind zwar meist schmerzlos, weisen aber ziemlich unangenehme Schwellungen und Spannungen auf. Pathophysiologisch vermutet man eine hypoxiebedingte abnorme Flüssigkeitsverteilung bzw. eine Wasserretention, wobei sich die Ödeme in der Nacht üblicherweise verschlechtern, während sie sich tagsüber, in aufrechter Körperhaltung also, etwas zurückbilden können. Körperliche Anstrengungen, ultraviolette Strahlung, vor allem aber Kälte scheinen auslösende Faktoren darzustellen. Möglicherweise wirken sich aber auch einschnürende Rucksackträger ödembegünstigend aus. HALE an den Extremitäten erhöhen das Risiko von Zirkulationsstörungen. Lidschwellungen können eine zunehmende Sehbeeinträchtigung bedingen. Knöchel- bzw. Fußödeme treten selten isoliert auf, wobei angemerkt werden soll, daß sich unter Kälteeinfluß bei sonst gesunden Menschen ja ebenfalls Beinödeme, und zwar schon in geringer Meereshöhe, zeigen können. Therapie: Bei extremer Schwellung mit Sichtbehinderung kann DIAMOX (2 x 250 mg) oder niedrigdosiertes MSIX (1-3 x 20 mg) verabreicht werden. Wenn, wie erwähnt, das Auftreten peripherer Ödeme zu besonderer Vorsicht und erhöhter Aufmerksamkeit veranlassen muß, gilt dennoch: Ein unkompliziertes peripheres Höhenödem ohne AMS-Symptome ist noch kein Grund, den Aufstieg abzubrechen. Retinablutungen in der Höhe sind in Höhen über 5300 m nicht selten und verlaufen in der Regel symptomlos: Besonders in den ersten Höhenexpositionstagen können in extremen Höhen flächenartige, meist multiple Retinablutungen (High Altitude Retinal Hemorrha HARH)beobachtet werden, wobei Höhenneulinge häufiger betroffen sind als höhenerfahrene Bergsteiger. Bei Höhenbewohnern (z.B. Sherpas) tritt HARH praktisch nie auf. Plötzliche Anstrengungen (Preßatmung), aber auch der recht häufige Höhenhusten können zu derartigen Retinablutungen führen. Meist verlaufen sie symptomlos und heilen in der Regel innerhalb von 7 bis 14 Tagen spontan ab. Sehstörungen treten nur dann auf, wenn HALE mit einem Papillenödem einhergeht. Bei HAPE sind HARH öfter zu sehen. HARH wird daher als unmittelbares klinisches Vorzeichen einer schweren Verlaufsform der akten Höhenkrankheit betrachtet, weshalb dieses beobachtet werden sollte. Strahlenschäden Die höhenbedingte Zunahme der UV-Strahlung beträgt etwa 4% pro 300 Höhenmeter. Die Reflexion von UV-Strahlen durch Schnee kann zusätzlich bis zu 75% ausmachen. Die Wirkung der UV-Strahlung ist von vielen Fakoren abhängig, u.a. von einer bereits erfolgten Lichtgewöhnung der Haut. Sonnenbrand, Fieberblasen und Keratokonjunktivitis (Schneeblindheit) sind die häufigsten Strahlenschäden im Hochgebirge: Sonnenbrand Jeder Sonnenbrand ist eine Brandwunde (1. Grad: Rötung, 2. Grad: Blasenbildung). Sonnenbrandgefahr besteht auch bei bedecktem Himmel. Besonders intensiv ist die UV-Strahlung im verschneiten Gelände. Vorbeugung: In den ersten Tagen vorsichtige Lichtgewöhnung in steigender Dosierung. Hochwirksame Sonnenschutzmittel mit Lichtschutzfaktor 20 und mehr werden ab etwa 30 Minuten vor Sonnenexposition aufgetragen. Cremen sind besser als Fettsalben oder wässrig-alkoholische Lösungen. Therapie: Feuchte Kühlumschläge, reichlich Kortisonsalben, Schmerzmittel, sehr viel Flüssigkeit trinken. Fieberblasen Auf Lippen und Umgebung entstehen mehr oder weniger große, schmerzhafte Bläschengruppen. Die Ursache sind bekanntlich Herpesviren, mit denen man irgendwann einmal angesteckt wurde, und zwar meist durch Trinken aus infizierten Gläsern. Sie nisten sich dabei zeitlebens unter der Haut ein und können unter anderem durch UV-Bestrahlung aktiviert werden.Vorbeugung: Totales Abdecken der Lippen mit UV-dichten Decksalben mehrmals während des Tages. Therapie: Im Frühstadium ZOVIRAX-Salbe. Später kann man nur mehr abwarten, bis die Fieberblasen spontan abheilen (Dauer im Schnitt 9 Tage). Keratokonlunktivitis (Schneeblindheit) Äußerst schmerzhafter Reizzustand der Augen (,,Sand in den Augen"), der sogar zu mehrtägiger Blindheit führen kann. Durch Strahlung bis zu 300 nm (UV-B) wird vor allem die Cornea geschädigt, während Strahlung von über 300 nm die Linse betreffen (Linsentrübung, Katarakt). Extreme Strahlung kann bereits nach rund einer Stunde Symptome auslösen, in der Regel aber erst 6-12 Stunden nach Exposition. Diese Bindehautentzündungen sind oft gefährlicher als man vermuten würde, weil Dauerschäden an der Hornhaut entstehen können.Vorbeugung: Bruchsichere und verläßlich UV-dichte Brillen (Absorptionsrate mindestens 90%) mit einer Abdeckung seitlich/unten. Stets eine Reservebrille mitführen. Soforttherapie: Anästhesierende Augentropen. Wirken nach wenigen Sekunden. Lückenloser Schutz vor weiterer Sonneneinwirkung notwendig. VitaminAugensalbe oder antibiotische Augensalbe einstreichen. Am nächsten Tag sollte alles wieder in Ordnung sein. Reisediarrhoe Ursachen meist immer intenstinale Infektion durch den unvorsichtigen Genuß verdorbener Lebensmittel oder Getränke. Belastbarkeit auch nach Ausheilung manchmal massiv eingeschränkt. Symptomatologie: Die Krankheit tritt meist zu Beginn der Reise, oft um den dritten Tag bzw. in der ersten Woche, auf, und zwar wenige Stunden bis Tage nach der auslösenden Ansteckung. In den Tropen dauert sie unbehandelt durchschnittlich drei bis vier Tage, wobei zur Diarrhoe in unterschiedlichem Ausmaß Bauchkrämpfe (in 50% der Fälle), Schleimbeimischungen (20%), Übelkeit, Erbrechen, Fieber und Blutbeimengungen (je 15%) beklagt werden. Expositionsprophylaxe: Diese ist mehr denn je ausschlaggebend und steht daher an erster Stelle jeder Prävention. Es ist zweifelsfrei erwiesen, daß die Erkrankungswahrscheinlichkeit mit der Zahl der Verstöße gegen die Nahrungsmittelhygiene zunimmt. Medikamentöse Prophylaxe: Die Sinnhaftigkeit einer generellen prophylaktischen Medikation zusätzlich zur Expositionsprophylaxe ist zwar nicht unumstritten, in einigen speziellen Situationen aber durchaus anzuraten: Hochdosierter Lactobacillus oder Pthalylsulfathiazolhältige Präparate regelmäßig zu jeder Mahlzeit erweisen sich auf Trekkingreisen und Expeditionen durchaus als sinnvolle additive Unterstützung. Therapie: Die Reisediarrhoe heut, wie bereits erwähnt, in den allermeisten Fällen in wenigen Tagen von selbst ab. Es ist aber möglich, die Heilungsdauer zu verkürzen und zumindest Beschwerden zu lindern. Oraler Flüssigkeits- und Elektrolytersatz: Während der ersten 6 Stunden sollten Elektrolytlösungen getrunken werden: mäßig dehydrierte Erwachsene 50-60 ml/kg/KG. Bei Fortdauer des Durchfalles folgt eine Substitutionsphase mit Trinkmengen von 40 ml/kg/KG/24h. Bei schwerer Dehydrierung und bei unstillbarem Erbrechen muß natürlich sofort parenteral rehydriert werden. Zusätzlich kann leicht gezuckerter schwarzer Tee, aber auch Cola - dieses jedoch warm, nach Herausquirlen der Kohlensäure und wegen des beträchtlichen Zuckergehalts etwa 1:1 mit einwandfreiem Trinkwasser verdünnt getrunken werden. Möglicherweise bewirkt der Ersatz der Glukose durch polymere Substanzen, wie sie etwa im Reis enthalten sind, eine schnellere Linderung der Symptome. Matariaprophylaxe Selbst wenn während eines Trekkingurlaubes oder einer Expedition nur kurzzeitige Aufenthalte in Höhen unter etwa 1500 - 2000 m stattfinden (bis zu dieser Höhe existieren die etwa 35 als Überträger bekannten Arten der weiblichen Anophelesmücke), sollte auf die richtige Malariaprophylaxe größte Sorgfalt verwendet werden. Neben der Chemoprophylaxe und der Expositionsprophylaxe gibt es für manche Regionen als Alternative auch die sogenannte StandbyMethode, welche gerade für einige der beliebtesten Trekking- und Expeditionsziele in Frage kommt. Ob statt einer kontinuierlichen Chemoprophylaxe eine allfällige NatfallSelbsttherapie (Standby) ausreicht, richtet sich nach dem Reiseziel und den Reiseumständen. Wer sich auf dem Weg ins Hochgebirge nur sehr kurzfristig in Malariagebieten aufhält, z.B. auf dem Weg über Delhi und Kaschmir nach Ladakh, wird statt der langwierigen Chemoprophylaxe auf die Standby-Methode zurückgreifen können:Bei unklarem Fieber und grippeähnlichen Beschwerden ab etwa einer Woche nach Aufenthalt in malariaverdächtigen Regionen und wenn keine Malariadiagnostik möglich ist, wird eine Selbsttherapie durchgeführt, und zwar je nach regionaler Situation mit RESOCHIN: 10 mg/kg/KG als Erstdosis, dann je 5 mg/kg/KG nach 6 Stunden sowie am 2. und 3.Tag. HALFAN: 3 mal 8 mg/kg/KG, maximal 3 mal 500 mg, im Abstand von 6 Stunden. Wiederholung der gleichen Dosis nach einer Woche. LARIAM: Im Abstand von jeweils 6 Stunden 10 mg/kg/KG, dann 8 mg/kg/KG, dann 4 mg/kg/KG. Erwachsene unter 60 kg und Kinder lassen die dritte Dosis weg. DOXYCYCLIN, TETRACYCLIN oder ERYTHROMYCIN (bei Kindern unter 8 Jahren): in üblicher, angepaßter Dosierung. 8. Ärztliche Betreuung beim Trekking 9. Ärztliche Betreuung auf Expeditionsbergfahrten Medikamente gegen Akute Höhenkrankheit (Acetazolamid, Ibuprofen, Sumatriptan, Dexamethason, Nifedipin) Schlafapnoe Örtliche Erfrierungen (ASS, niedermolekulare Dextrane) Schock, Dehydration Erschöpfung Schmerzen aller Art (peroral, sublingual, Suppositorien, lokal, parenteral) Durchfall, Erbrechen, Verstopfung, Blähungen Magenerkrankungen Husten, Schnupfen, Halsschmerzen Gehörgangserkrankungen Virusinfekte Bakterielle Entzündungen (Antibiotika) Malaria Wurmbefall Allergien, Asthma, Ekzeme, Hautpilzerkrankungen Insektenstiche, Hautparasiten Sonnenbrand Fieberblasen Keratokonjunktivitis Stomatitis Lokale Infektionen (Zugsalbe, Jodsalbe, Jod lösung) Hämorrhoiden Herz-Kreislauferkrankungen, Angina pectoris Schlafstörungen (Bezodiazepine) Erregungszustände Hilfeleistung und Rettung in großen und extremen Höhen Rettungseinsätze kaum möglich. Jeder ist sich meist selbst der Nächste (Ehrgeiz der Expeditionsteilnehmer!!!). „Jeder für sich, keiner für alle“. Inhuman, aber entspricht auf Expeditionen leider nicht selten der Realität. Der ärztlichen Hilfeleistung sind enge Grenzen gesetzt. Eines ist ganz wichtig: Man muß versuchen, zu überleben. Wer die Überzeugung in sich trägt, erfüllt die wichtigste Voraussetzung. Verbandmaterial Mehrere Dreiecktücher Elastische Binden in verschiedenen Breiten Wundpflaster in verschiedenen Größen Schnellverbände in verschiedenen Größen Salbengaze, Wundauflagen (\,erbandmull) Hautdesinfektionsmittel Watte, Zellstoff, Tamponadestreifen Elastische Klebebinden Taperollen in verschiedenen Breiten Leukoplastrollen in verschiedenen Breiten Fiberglas-Gipsbinden in verschiedenen Grn~ßen Gips-Polsterbinden Sonstiges Kälteschutzfolien Chemische Wärmepackungen Chemische Kältepackungen COMPEED-Wundfolien Schienenmaterial (SAM-SPLINT) Schere, Sicherheitsnadeln, Mundspateln Stethoskop, Otoskop, Blutdruckmesser Chirurgisches Notbesteck (für Wundversorgung, Fremdkörperentfernungen usw.) Mehrere Einmalskalpelle Zahnmedizinisches Notfallset Malariatestset Mehrere Blasenkatheter Einmalhandschuhe Fieberthermometer Einmalspritzen und -nadeln lnfusionsbestecke, Butterflykanülen,Venfionkanülen Eine 1.ooo-Liter-Sauerstofflasche mit Manometer, Flow-Anzeige und Atmungsmaske Pulsoxymeter Qualifikationskriterien eines Expeditionsarztes Auch muß vorweg geklärt werden, ob der Expeditionsarzt selbst Gipfelombitionen hat oder ob er nur zur Betreuung der Mannschaft engagiert wurde. Das hat große logistische und auch haftungsrechtliche Bedeutung. Außerdem muß dezidiert und unmißverständlich vereinbart werden, wie die Kosten für die expeditionsärztliche Betreuung gedeckt sind und wie darüberhinaus die Honorierung von kurativen Einzelleistungen erfolgt. Allerdings muß auch einem gipfelambitionierten Expeditionsarzt klar sein, daß die ärztliche Betreuung selbstverständlich immer Vorrang vor persönlichen bergsteigerischen Vorhaben hat. Daß jeder Expeditionsarzt alpinistisch in der Lage sein sollte, selbstständig, d.h. ohne Führung durch einen Expeditionsteilnehmer, in Hochlager oder vielleicht sogar bis zum Gipfel zu steigen, hat vor allem zwei Gründe: Erstens kann (und wird) es immer wieder vorkommen, daß man einem Verletzten bzw. Erkrankten notfalls bis ins Gipfellager entgegensteigen muß. Und zweitens leidet die Glaubwürdigkeit eines Expeditionsarztes von vorneherein beträchtlich, wenn eine allzu große alpinistische Kluft zwischen dem Arzt und den übrigen Expeditionsteilnehmern besteht.. Aufgabenbereiche: In der Vorbereitungsphase Aufgabenbereiche: Während des Anmarsches Genaue Überwachung der tropenhygienischen Verhaltensprinziplen: Diese wichtige Aufgabe beginnt bereits unmittelbar nach Ankunft am Flughafen. Spätestens jetzt droht sich ein gewissenhafter Expeditionsarzt durch seine Pedanterie unbeliebt zu machen - aber: machen Sie den Teilnehmern von Anfang an unmißverständlich klar, daß Durchfallserkrankungen durch unachtsames Essen und Trinken sowie HNO-lnfekte durch nicht abgeschaltete Klimaanlagen in Hotelzimmern später nur allzu leicht den Gipfel kosten können, zumindest aber Probleme bei der Höhenanpassung bereiten. Nicht wenige Expeditionen sind aus derartigen Gründen schließlich gescheitert. Einholen von Informationen über Krankenhäuser und Rettungssysteme: Bald nach der Ankunft sollte man sich ganz konkret über die gesundheitlichen und rettungstechnischen Gegebenheiten im Lande, aber auch über die Möglichkeiten einer wirksamen Alarmierung von Fremdhilfe (Funkstationen, Telefon, Telefax) informieren, um im Notfall unliebsame Überraschungen und zeit-raubende Pannen möglichst zu vermeiden. Mit vagen Hinweisen oder pauschalen Versprechungen darf man sich nicht zufriedengeben. In manchen Ländern kann es erforderlich sein, bei den entsprechenden Institutionen eine finanzielle Sicherstellung für einen allfälligen Hubschraubereinsatz zu hinterlegen. Manchmal erweist sich auch eine vorsorgliche persönliche Kontaktaufnahme mit der eigenen diplomatischen Vertretung als nützlich, auch wenn man sich gerade von Botschaften und Konsulaten im Bedarfsfall erfahrungsgemäß nicht allzu viel erwarten darf. Medizinische Betreuung der Teilnehmer, Träger und der Bevölkerung während des Anmarsches: Dafür reserviert man sich fixe Ordinationszeiten einmal am Tag, etwa nach Erreichen des Lagerplatzes. Außerhalb dieser Ordination werden nur Notfälle oder frische Verletzungen versorgt. Dazu ist es günstig, wenn sich der Expeditionsarzt immer möglichst weit hinten, also am Ende des oft ziemlich weit auseinandergezogenen Expeditionstrosses befindet, da man während des Anmarsches die batteriebetriebenen Sprechfunkgeräte gerne schont. Tägliche Kontrolle aller medizinischen Traglasten Ab etwa 2500 m Seehöhe Überwacht man die Akklimatisation der Expeditionsteilnehmer: Bei hypoxiebedingten Beschwerden, aber auch bei anderen gesundheitlichen Problemen darf man als Arzt nicht von vorneherein damit rechnen, daß der Betroffene von sich aus davon Mitteilung macht. Die meisten Expeditionsbergsteiger verschweigen nämlich gesundheitliche Beschwerden, vor allem Akklimatisationsprobleme. Ein erfahrener Expeditionsarzt weiß daher, wie wichtig es ist, das Wohlbefinden bzw. den Gesundheitszustandes aller Teilnehmer ständig kritisch zu beobachten. Dazu folgende Empfehlung: Bei ganz offensichtlich gefährdeten oder bereits erkrankten Personen ersucht man eine ,,Vertrauensperson", z.B. den Zeltkameraden des Betroffenen, um diesbezügliche Mithilfe. Es ist bei Expeditionsbergsteigern erfahrungsgemäß fast immer so, daß sie sich in solchen Belangen ziemlich uneinsichtig verhalten: Man muß daher allen Teilnehmern von Anfang an immer wieder mit allem Nachdruck deutlich machen, wie entscheidend der Gesundheitszustand jedes einzelnen für das Gelingen der Expedition ist, und daß man Erkrankungen im Frühstadium viel rascher und erfolgreicher behandeln kann. Wer vor allem Höhenbeschwerden bagatellisiert oder verschweigt, gefährdet damit sich selbst und andere - und nicht zuletzt auch seinen Gipfelerfolg. Aufgabenbereiche: Im Basislager Überwachen der Höhenanpassung, des Gesundheitszustandes und der Leistungsfähigkeit aller im Basislager anwesenden Teilnehmer durch: Tägliche Gewichtskantrolle mittels Badezimmerwaage. Auf die erstrangige Bedeutung des Flüssigkeitshaushaltes wurde ja bereits mehrmals hingewiesen. Tägliche Hammengenkontrolle. Die durchschnittliche tägliche Harnproduktion beträgt beim Gesunden 1.8 Liter. Bei etwa einem Liter/24 h besteht bereits ein bedrohliches Defizit, bei 1/2 Liter/24 Stunden herrscht Alarm. Eine gute Harnproduktion ist dagegen ein Hinweis auf eine gute Höhenanpassung (Höhenpolyurie). Die Hammenge kann mittels Meßbehälter bestimmt oder durch ,,Sekundenzählen" (Dauer des Urinierens) abgeschätzt werden. Regelmäßige morgendliche Ruhepulskontrollen. jeder Teilnehmer soll dazu angehalten werden, ein persönliches ,,Pulstagebuch" zu führen. Die Rückkehr zum individuellen Ruhepulsniveau ist als verläßlicher Hinweis auf eine vollzogene Akklimatisation zu werten. Hämafokritbestimmungen (mittels Mikrozentrifuge) und Augenfundusspiegelungen jeweils nach Rückkehr ins Basislager sind vor allem zur Früherkennung einer drohenden Akklimatisationsstörung bzw. eines erhöhten Thromboserisikos sehr wertvoll. Aufgabenbereiche: Während der Bergbesteigung Medizinische Ausrüstung auf Expeditionen Als Rahmenbedingungen zur Erstellung der medizinischen Expeditionsausrüstung müssen daher folgende Aspekte berücksichtigt werden: Anzahl der Teilnehmer? Anzahl der Träger bzw. Hochträger? Gesamtdauer der Expedition? Dauer und Charakter des Anmarsches? Soll dabei die Bevölkerung mitversorgt werden? Aufenthaltsdauer im Basislager? Risikocharakter der geplanten Besteigung(en)? Geplante Anzahl der Hochlager? Welche Bergungsmöglichkeiten bestehen? Wenn Hubschrauberbergung möglich, wie lange dauert das? Qualität des nächsten Krankenhauses? Besteht die Möglichkeit eines raschen Heimtransportes? Das Grundkonzept einer medizinischen Expeditionsausrüstung gliedert sich abgesehen von den Erste-Hilfe-Boxen der Teilnehmer und der Notfallstasche des Expeditionsarztes - etwa folgendermaßen. Basislagerset Chirurgie Basislagerset Interne Hochlagerapotheken I, II, III Reservecontainer I und II Beim Zusammenstellen der Ausrüstung geht man am besten folgendermaßen vor: Die von pharmazeutischen Firmen als Ärztemuster angeforderten Medikamente werden zunächst genau nach Indikationen geordnet und, wenn alles eingetroffen ist, bedarfsmäßig aussortiert. Jene Medikamente, die man dann itsächlich mitnimmt, werden (mit Ausnahme der Ampullen) ohne Originalpackung in einzelne beschriftete Kunststoffbehälter verpackt, wobei alle Beipackzettel alphabetisch gereiht in einem eigenen Heftordner gesammelt werden. Beispiel für eine Achtausender Expedition (10 Personen, 150 Träger, 6 Wochen Gesamtdauer, davon 2x1 Woche An-/Rückmarsch). Medikamente gegen: Akute Höhenkrankheit (Acetazolamid, Ibuprofen, Sumatriptan, Dexamethason, Nifedipin) Schlafapnoe Örtliche Erfrierung (ASS, ARWIN, niedermolekulare Dextrane) Schock, Dehydration Erschöpfung Schmerzen aller Art (peroral, sublingual, Suppositorien, lokal, parenteral, Kurznarkotikum) Durchfall, Erbrechen, Verstopfung, Blähungen Magenerkrankungen Husten, Schnupfen, Halsschmerzen Gehörgangserkrankungen Virusinfekte Bakterielle Entzündungen (Antibiotika) Malaria Wurmbefall Allergien, Asthma Ekzeme, Hautpilzerkrankungen Insektenstiche, Hautparasiten Sonnenbrand Fieberblasen Keratokonjunktivitis Stomatitis Lokale Infektionen (Zugsalbe, Jodsalbe, Jodlösung) Hämorrhoiden Herz-Kreislauferkrankungen, Angina pectoris Schlafstörungen (Benzodiazepine) Erregungszustände Verbandsmaterial Dreiecktücher Elastische Binden in verschiedenen Breiten Wundpflaster in verschiedenen Breiten Schnellverbände in verschiedenen Größen Mulipackungen in verschiedenen Größen Mullbinden in verschiedenen Größen Wundplastikspray Hautdesinfektionsmittel Salbengaze Watte Blutstillende Watte bzw. Streifen Zellstoff Tamponadestreifen Elastische Klebebinden Taperollen in verschiedenen Breiten Leukoplastrollen in verschiedenen Breiten Schienungsmaterial (SAM-SPLINT Schienen, Fingerschienen) Fiberglas-Gipsbinden in verschiedenen Grn'~~en, Gips-Polsterbinden Butterfly-Wundklebestreifen in verschiedenen Größen Lederfingerlinge, Augenkappen Thoraxzingulum Clavicula-Rucksackverband Elastische Schlauchbinden in verschiedenen Breiten Sonstiges Material Einmaispritzen in verschiedenen Größen Einmalnadeln in verschiedenen Größen, Butterflykanülen, Venfionkanülen Alkoholtupfer lnfusionsgeräte div. Gummilaschen bzw. Dramageschläuche Subklaviakatheter Unsterile und sterile Einmalhandschuhe Verbandschere, Gipsschere Mundspateln, Wattestäbchen Chirurgisches Operationsset (erweitertes Notbesteck) Atraumatisches Nahtmaterial (Catgut, Mersilene, Seide) Einmalskalpelle Gefäßklemmen Fremdkörperzange Abdecktücher, Lochtücher Stethoskop Blutdruckmeßgerät Notfalls-Monitor-EKG Pulsoxymeter Otoskop Taschenlampen Ophthalmoskop Ambu-Beatmungsbeutel sowie lntubationsset mit Anschlußventilen zu den Sauerstofflaschen Absauggerät Pro Hochlager eine 1.ooo-Liter Sauerstoffiasche mit Manometer, Flow-Messer und Atmungsmaske Zahnmedizinisches Notfallset Mehrere Blasenkatheter Fieberthermometer Tympanonthermometer Chemisches Hamlabor Hammeßbehälter Hämatokrit-Mikrozentrifuge Blutlanzetten Matariatestset Verletztentragetücher, Bergesack Hyperbare Kammer (?) Kälteschutzfolien Chemische Wärmepackungen Chemische Kältepackungen COMPEED-Wundfolien Mehrere Leintücher Mehrzweckmesser, Sicherheitsnadeln Notraketen-Stift mit roten Patronen Größere Menge auslaufsicherer Reservebatterien für diverse Geräte Therapeutischer Almanach, höhen-medizinische Literatur, BeipackzettelOrdner, Inhaltsllsten Medizinisches Tagebuch zur Dokumentation Fachwörterregister AMS (Acute Mountain Sickness) HAPE (High Altitude Pulmonarv Edema) HACE (High Altitude Cerebral Edema) PB torr PB = 76o(e-a/7924) PO2 PIO2 PAO2 PAO2 Respiratorischer Quotient R PCO2 PACO2 PaO2 PaCO2 SaO2 Hämoglobin (Hb) Hämatokrit (Hkt) VO2max aerob Alkalose Alveole anaerob Anamnese Apnoe Atelektase Ätiologie auskultatorisch Azidose bitemporal Dehydration Diarrhoe Diurese Dyspnoe endexspiratorisch enteral Enterotoxin Ervthropoese Frythropoietin gastromtestinal hämatopoetisch Hämodilution Hämokonzentration hydrostatisch hyperämisierend hyperbar Hyperventilation Hypobarje Hypokapnie Hypoxämie Hypoxie interstitiell lnzidenz lschämie Katecholamine Keratokonjunktivitis KHK Koronare Herzerkrankung komatös Letalität Lungendiffusion Lungenperfusion menigeal metabolisch Morbidität myokardial Myokardinfarkt normoxisch Nykturie Nystagmus occipital Ödem Orthostase Oxygenierung Papille Akute Höhenkrankheit Höhenlungenödem Höhenhirnödem Barometerdruck Barometrische Höhenformel (a= Höhe in m) Sauerstoffpartialdruck (0.21 x PB) P02 in Einatmungsluft(0.21 x PB - 47) Sauerstoffpartialdruck in den Lungenbläschen PIO2 – PACO2/R CO2 Bildung/02 Verbrauch Kohlendioxidpartialdruck PCO2 in den Lungenbläschen PO2 in den Körperarterien PCO2 in den Körperarterien arterielle Sauerstoffsättigung roter Blutfarbstoff Prozent der Blutzellen zum Gesamtblutvolumen maximale Sauerstoffaufnahmefähigkeit mit Sauerstoffzufuhr (Stoffwechsel) Basenbildung im Körper (wenige H+Ionen) Lungenbläschen ohne Sauerstoffzufuhr (Stoffwechsel) Krankheitsvorgeschichte Stillstand der Atemtätigkeit Belüftungsausfall (eines Lungenabschnittes) Krankheitsursache mit dem »Hörrohr« (Stethoskop) feststellbar Säurebildung im Körper (viele H+ Ionen) an beiden Schläfenregionen gelegen Flüssigkeitsverlust flüssige Stuhlbeschaffenheit vermehrte Urinausscheidung subjektives Gefühl der Atemnot am Ende der Ausatemtätigkeit über den Darm ablaufend Giftstoffe für die Darmschleimhaut Bildung roter Blutkörperchen Hormon zur Förderung der Erythropoese von Magen u.Darm ausgehend Blutbildungsbedingt Blutverdünnung Bluteindickung Druck durch Höhe einer Wassersäule Mehrdurchblutung auslösend mit erhöhtem Druck gesteigerte Lungenbelüftung verminderter Barometerdruck verminderter Kohlendioxidgehalt verminderter Sauerstoffgehalt im Blut verminderter Sauerstoffgehalt im Zwischenzellraum liegend Häufigkeit fehlende oder mangelnde Durchblutung Botenstoffe im Blut u.a. aus Nebennierenmark Entzündung von Augenhorn- u Bindehaut Herzkranzgefäßerkrankung bewußtlos Sterblichkeitsrate Gasaustausch zwischen Lunge u. Blut Durchblutung der Lunge von der Himhaut ausgehend durch Stoffwechselvorgänge bedingt Krankeitsanteil den Herzmuskel betreffend Zerstörung von Herzmuskel durch Gefäßverschluß Sauerstoffgehalt auf Meereshöhe gesteigerte Harnausscheidung in der Nacht rhythmische Augapfelbewegung am Hinterhaupt gelegen Flüssigkeitseinlagerung durch aufrechten Stand bewirkter Blutdruckabfall Sauerstoffversorgung Sehnerveneintritt in die Netzhaut parenteral Paresen Pathophysiologie Permeabilität physiologisch Plasmavolumen Polyglobuije Polyune pulmonal radiologisch Rebound-Effekt renal respiratorisch Retina retrosternal somnolent Symptome Tachykardie Tachypnoe Tetanie Thrombembolie Thrombose Varikositas Vasodilatation vasogen Vasokonstriktion Ventilation Viskosität Wedge-Druck Windchill zerebral Zyanose zytotoxisch Stoffzufuhr in den Körper am »Darm vorbei« Lähmungen krankhaft gestörte natürliche Funktionsabläufe Durchlässigkeit natürliche Funktionsabläufe nicht zellulärer Blutanteil viele rote Blutkörperchen gesteigertes Harnvolumen die Lunge betreffend im Röntgenbild sichtbar Wiederauftreten einer Störung die Niere betreffend durch Atemtätigkeit bedingt Augennetzhaut hinter dem Brustbein liegend schläfrig Krankheitszeichen schneller Herzschlag schnelle Atemtätigkeit Dauererregung der Skelettmuskulatur fortgeschwemmte Thrombose mit Verstopfung einer Arterie Blutgefäßverstopfung am Entstehungsort rampfaderbildung Gefäßerweiterung gefäßbedingt Gefäßverengung Lungenbelüftung Zähigkeit einer Flüssigkeit Druck in den Lungenkapillaren Kälteeinwirkung auf den Körper durch Wind das Gehirn betreffend Blauverfärbung zellvergiftend Lake Louise Score Subjektive Beurteilung 1. Kopfschmerz 0 Kein Kopfschmerz 1 Geringer Kopfschmerz 2 Mäßiger Kopfschmerz 3 Schwerer Kopfschmerz 2. 0 Keine gastrointestinalen Symptome Gastrointestinale 1 Appetitlosigkeit, leichte Übelkeit Symptome 2 Mäßige Übelkeit oder Erbrechen 3 Schwere Übelkeit und Erbrechen 3. Müdigkeit 0 Keine Müdigkeit oder Schäche Und/oder 1 Geringe Müdigkeit/Schwäche Schwäche 2 Mäßgie Müdigkeit/Schwäche 3 Schwere Müdigkeit/Schwäche 4. Schwindel 0 Kein Schwindel 1 Leichter Schwindel 2 Mäßiger Schwindel 3 Schwerer Schwindel 5. Schlafstörungen 0 Normaler, gewohnter Schlaf 1 Ungewohnte Schlafstörung 2 Ruhelosigkeit,häufiges Aufwachen 3 Völlige Schlaflosigkeit Objektive Beurteilung 6. Bewußtsein 0 Ungestörtes Bewußtsein 1 Lethargie, Apathie 2 Verwirrtheit, Desorientierung 3 Koma 7. Ataxie 0 Keine Bewegungsstörung 1 Ausgleichende Balancemanöver 2 Aus-der-Linie-Gehen, Stolpern 3 Niederfallen 4 Stehunfähigkeit 8. Periphere Ödeme 0 Keine peripheren Ödeme 1 Periphere Ödeme an einer Stelle 2 Periphere Ödeme an mehreren Stellen Funktionsprüfung 0 Keine Aktivitätseinschränkung 1 Geringe Aktivitätseinschränkung 2 Mäßige Aktivitätseinschränkung 3 Schwere Aktivitätseinschränkung Erfrierungen: Ersthilfe am Unfallort Zentrale Aufwärmung des Körperkerns durch Zufuhr heißer, gezuckerter Getränke. Den erfrorenen Körperteil vor weiterer Kälteeinwirkung schützen, nasse Kleider durch trockene ersetzen. Kein Einreiben mit Schnee, nicht massieren. Wärmen des erfrorenen Körperteiles am eigenen Körper (z.B. Hand in die Achselhöhle legen). Zufuhr von fremder Körperwärme (z.B. kältegeschädigten Fuß in die Achselhöhle des Kameraden legen Sterile, trockene, druckfreie Verbände anlegen und druckfrei lagern. Keine Salbenauflage. Wenn keine allgemeine Unterkühlung besteht: Betroffene Extremität aktiv bewegen. Keine Medikamente außer Aggregationshemmer (Azetylsalicylsäure). Bei geringfügigen Erfrierungen selbstständig gehen lassen, bei schweren bzw. ausgedehnten Erfrierungen passiver Abtransport. Geheizte Räumlichkeiten (Berghütte) aufsuchen. Therapie im ßaslslager Zu den heißen, gezuckerten Getränken auch Alkohol geben. Eintauchen des betroffenen Körperteiles in ein laufwarmes Wasserbad und immer wieder soviel heißes Wasser zugießen, wie es die Schmerzen des Patienten zulassen. Aufwärmen innerhalb von einer halben Stunde auf etwa 38GradC. Bei flächenhaften Erfrierungen (Gesicht, Ohren) feuchtwarme bis feucht-heiße Umschläge auflegen. Peroral Schmerzmittel Die während des Wasserbades auftretenden Blasen nicht punktieren und nicht öffnen, sondern nach dem Wasserbad steril abdecken. Betroffene Extremität hochlagern und bewegen lassen. Bei Blasenbildung passiver Abtransport in klinische Behandlung. Keine prognostischen Beurteilungen abgeben. Parenterale Verabreichung von potenten Analgetika. Blasenbehandlung: Sofratüll.Salbengitter und Nebacetin.Puderverbände. Intravenöse Infusion (Anti.Sludge.Präparate, z.B. niedermolekulares Dextra n). Verabreichen von Niedermolekularen Heparinen. Im Basislager werden folgende zusätzlichen Sofortmaßnahmen bei Höhenbergsteigern mit örtlichen Erfrierungen Grad II und III empfohlen: Reichliche Flüssigkeitszufuhr in Form von heißem, gezuckerten Tee. Bestimmung von Hämatokrit u. Hämoglobin (oberer Grenzwert: Hkt 45, HB 15). Fraktionierter Aderlaß (ca. 400-600 ccm Blut) und Ersatz mittels Plasmaexpander. Entsprechend den Hämatokrit- und Hämaglobinwerten kann auch ein wiederholter Aderlaß erforderlich sein. Einleitung einer ARWIN-Behandlung ohne Fibrinogenbestimmung nach dem Schema: 2 ccm am ersten Tag, dann abwechseln 1/2 und 1 ccm ARWIN ~kh subcutan bis zur Klinikeinweisung. Wenn keine fibrinolytische Therapie möglich ist: Niedermolekulares Heparin subkutan in therapeutischen Dosen. Aktive und passive Tetanusimmunisierung. Antibiotischer Schutz. Vorbereitung für den Liegendtransport zum nächsten Flugplatz und Organisation des Heimfluges mit Stretcher oder Ambulanz-Jet. Lokalbehandlung der örtlichen Erfrierung Die lokale Wundbehandlung einer örtlichen Erfrierung muß besonders sorgfältig durchgeführt werden und besteht in folgenden Maßnahmen: Hochlagern der erfrorenen Extremität zur Vermeidung einer sekundären Ödembildung. Salbengitter-Verbände in den ersten Tagen, um die Haut vor Austrocknung zu schützen. Keine Öffnung oder Punktion der anfangs gespannten Blasen - sie wird durch konsequentes Hochlagern der Extremität überflüssig. Bei infizierten Wunden und offenen Blasen täglich ein antiseptisches Bad und lokal antibiotisches Puder (z.B. Nebacetin). Eine zusätzliche Verabreichung von oralen oder intravenösen Antibiotika wird insbesondere bei allgemeiner Infektion (Sepsis) notwendig. Beim zweitägigen Verbandwechsel Entfernung der abgelösten Haut und des nekrotischen Gewebes, eventuell auch der Nägel. Peinlichst genaue Wundtoilette besonders an der Demarkationsgrenze, die sich später zu einer Demarkationsfurche ausbildet, um Sekretstauungen zu verhindern. Prinzipell Verwendung eines nicht einschnürenden Trikotschlauchverbandes und von hautschonenden Papierpflaster. Hautpflege der proximal der Demarkationsfurche gelegenen Hautpartien durch Fettsalben. Risiken und Fehler Wiederholtes Wiedererfrieren ist stets wesentlich schädlicher als eine konti. nuierliche Erfrierung. Ein Aufwärmen im Wasserbad darf daher erst dann erfolgen, wenn absolut sichergestellt ist, daß in den folgenden Tagen keine weitere Kälteeinwirkung mölich ist. Schon bei vergleichsweise geringer Kälte können bereits aufgetaute Körperteile wieder frieren. Das führt dann aber immer zu einer beträchtlichen Verschlechterung der Gewebsschäden. Bakterielle Sekundärinfekilonen erfrorener Körperteile stellen eine gefürchtete Komplikation dar. Ihre Vorbeugung bzw. Vermeidung ist daher besonders wichtig. Erwärmen bei Temperaturen über 40 Grad Celsius: Erwärmungsversuche in heißem Wasser, über offenem Feuer, an einem heißen Ofen oder mit heißer Luft (Sauna) verschlimmern die lokale Gewebssituation und müssen daher unbedingt vermieden werden.