Informationsliteratur für Patienten Liebe Patienten, liebe Eltern! Ihr Hauszahnarzt hat Ihnen empfohlen, sich oder Ihr Kind kieferorthopädisch beraten zu lassen oder Sie haben sich aufgrund von Beschwerden (Fehlbiss, Kiefergelenkproblemen) selbst entschieden, sich oder Ihr Kind bei uns beraten zu lassen. Heute kommen Sie und/oder Ihr Kind zum ersten Mal in unsere Praxis – ein spannender Tag für uns alle! Wir freuen uns darauf, Sie kennen zu lernen. Ob Privatpatient oder Kassenpatient – jeder kann von unseren modernen, schonenden Behandlungsverfahren profitieren. Wir möchten Ihnen gerne dieses Heft als Leitfaden in die Hand geben, um Sie gründlich darüber zu informieren, was Sie nun erwartet und wie die Diagnostik und Behandlung bei uns grundsätzlich abläuft, sollte es zu einer Behandlung kommen. Dies soll vielleicht vorhandene Unsicherheiten beseitigen, denn vor etwas, was man schon kennt, hat man keine Angst mehr. Entspannt und mit Vertrauen können Sie sich und ihr Kind dann mit uns gemeinsam an die Arbeit machen! Sollten Sie Fragen haben, zögern Sie bitte nicht, sie uns zu stellen. Wir sind gerne für Sie da. Ihr Douglas E. Toll, D.D.S. Dr. Nenad Popovic 1 Vorweg: Die moderne Zahnheilkunde hat es sich zur Aufgabe gemacht, Erkrankungen der Zähne und des Zahnhalteapparates nicht nur zu behandeln, wenn sie aufgetreten sind, sondern Karies, Parodontitis & Co gar nicht erst entstehen zu lassen. Die Prophylaxe hat in den letzten Jahren immer mehr an Bedeutung gewonnen. Vielleicht gehen Sie bereits regelmäßig zur Professionellen Zahnreinigung (PZR) bei Ihrem Zahnarzt? Evtl. benutzen Sie auch schon Zahnseide und/oder Interdentalbürstchen? Sie schauen auch bei Ihrem Kind auf die Zahngesundheit? Dazu können wir Sie nur recht herzlich beglückwünschen! Sie leisten bereits einen unschätzbaren Beitrag zur Gesundherhaltung Ihrer Zähne und der Ihres Kindes. Gerade während einer kieferorthopädischen Behandlung ist es wichtig, dass Sie hinsichtlich der Mundhygiene „am Ball bleiben“. Je nach Notwendigkeit sollten die Intervalle zwischen den PZRTerminen verkürzt werden, um Zahnstein und Parodontitis gar nicht erst aufkommen zu lassen. Auch zu Hause, bei der täglichen Zahnpflege, ist erhöhtes Engagement von Ihnen und Ihrem Kind erforderlich. Unsere Mitarbeiter zeigen Ihnen gerne Tricks und Kniffe, wie man gerade mit kieferorthopädischen Apparaturen im Mund effizient und gründlich putzt. 2 Das Beratungsgespräch Nun sitzen Sie bei uns auf dem Behandlungsstuhl. Vorher haben Sie den von uns zugeschickten Anmeldebogen ausgefüllt. Wir schauen uns zunächst einmal genau ihr Gesichtsprofil an. Wir achten auf Ihre Körperhaltung und auf die Symmetrie in Ihrem Gesicht. Meist kann man hier schon erkennen, ob wirklich Behandlungsbedarf besteht oder nicht. Anschließend schauen wir in Ihren Mund und beurteilen den Zustand und die Position der Zähne. Parallel hierzu besprechen wir mit Ihnen die Anamnese und erkundigen uns nach evtl. vorhandenen Vorbefunden. Wenn wir uns ein erstes Bild von Ihnen gemacht haben, werden wir entscheiden, ob eine kieferorthopädische Behandlung indiziert ist. Wir teilen Ihnen mit, welche Kiefer- oder Zahnstellung bei Ihnen oder Ihrem Kind vorliegt und welche Behandlungsalternativen evtl. in Frage kommen. Danach folgt die kieferorthopädische Diagnostik, die aus der Anfertigung von Röntgenbildern, Abdrücken und Fotos besteht. Bei Jugendlichen und Erwachsenen mit Kiefergelenkproblemen können u. U. auch Kernspinaufnahmen (Magnetresonanztomografie, MRT) der Kiefergelenke nötig werden. Sollten Sie vom Zahnarzt oder Kieferorthopäden Vorunterlagen haben, bringen Sie diese bitte zum Beratungsgespräch mit. Diagnostische Unterlagen Zu den diagnostischen Unterlagen gehören wie erwähnt zunächst Röntgenbilder. In Einzelnen sind dies prinzipiell eine 3 Panoramaaufnahme (Orthopantomogramm, OPG), ein Fernröntgenseitenbild (FRS), Modelle und Fotos. Im OPG kann der Arzt alle Zähne im Ober- und Unterkiefer sehen. Bei Kindern und Jugendlichen kann die Zahnentwicklung beurteilt werden, beim Erwachsenen vor allem der Gesundheitszustand der Zähne und des Zahnhalteapparates, sowie das Platzangebot für die im Mund vorhandenen Zähne. Zusätzlich sieht man die Nasennebenhöhlen, sowie die Nasenhöhle mit den Nasenmuscheln. Das FRS ist ein seitlich aufgenommenes Röntgenbild, bei dem der Schädel im Profil zu sehen ist. Es sind die Größenverhältnisse und die Lagebeziehung des Oberkiefers zum Unterkiefer zu sehen, sowie das Verhältnis der Zahn- zur Kieferposition. Zusätzlich kann die obere Luftpassage eingesehen werden und Verengungen durch Polypen und Rachen, bzw. Gaumenmandeln erkannt werden. Bei Patienten, die sich noch im Wachstum befinden, werden evtl. Röntgenaufnahmen der Hand gemacht. Diese Aufnahmen zeigen die Wachstumsfugen im Handskelet und lassen abschätzen, wie viel Wachstum der Patient noch zu erwarten hat. Unsere Mitarbeiter nehmen Abdrücke von beiden Kiefern. Diese Abdrücke werden bearbeitet, um ein dreidimensionales Gipsmodell Ihrer Zähne zu erhalten. 4 Es werden digitale Fotos des Gesichtsprofils und der Mundhöhle angefertigt. Es folgt eine manuelle, klinische Funktionsanalyse der Kiefergelenke, um zu testen, ob Kiefergelenkprobleme bestehen. Sollte Sie an Kiefergelenkbeschwerden leiden, so kann es notwendig sein, dass wir Sie an bestimmte Radiologen in Frankfurt überweisen, die dann von der Kiefergelenkregion MRT-Aufnahmen machen. Diese Scans sind völlig strahlungsfrei, da die MRT ein Verfahren ist, bei dem Magnetismus zum Einsatz kommt. Die einzelnen Scans werden in genau definierten Bisspositionen durchgeführt. Hierzu werden in unserer Praxis vorab Silikonbisse vorbereitet. Die Behandlungsplanung Nachdem alle Unterlagen ausgewertet wurden, erfahren Sie von uns, welches die beste Behandlungsmethode für Sie ist, was mit der Behandlung erreicht werden soll und mit welchen Behandlungsmitteln gearbeitet werden soll bzw. mit welcher Behandlungszeit gerechnet werden kann. Der Heil- und Kostenplan (HKP) Den HKP übersenden wir Ihnen nach Vervollständigung aller diagnostischen Unterlagen. Er enthält alle diagnostischen Auswertungen sowie den Therapieplan. Legen Sie diesen Plan umgehend ggfs. Ihrer Krankenversicherung zur Genehmigung vor und bringen Sie ein unterschriebenes Exemplar zu Ihrem ersten Termin mit. Erst jetzt können wir mit der eigentlichen Behandlung beginnen! 5 Die Behandlung beginnt Alle klinischen Untersuchungen sind abgeschlossen, die Diagnose erstellt und die Behandlung von der Krankenversicherung genehmigt? Prima! Dann kann es losgehen! Der Behandlungsplan gibt den Kurs vor und kann Ihnen als Richtschnur dienen, was wann ansteht und was als nächstes kommt. Die Behandlung, die bei Ihnen oder Ihrem Kind zum Einsatz kommen soll, ist der für Sie oder Ihr Kind individuell maßgeschneiderte und optimale Weg, zum Ziel zu gelangen: Ein gesundes Gebiss und gesunde Kiefergelenke. Je nachdem, welche Diagnose gestellt wurde, kommen unterschiedliche Behandlungsmethoden und –geräte in Frage. Diese sollen Ihnen hier kurz vorgestellt werden. Das Lippenschild Das Lippenschild hält Wangen und Lippen von den Zähnen ab, damit ein zu schmaler Kiefer ungehindert wachsen (Kinder) oder schonend und nicht-invasiv gedehnt (Erwachsene) werden kann. Brackets, feste Spange, Multiband Alle Begriffe stehen für die klassische, „festsitzende Zahnspange“. An den ersten Backenzähnen werden meist Ringe/Bänder befestigt zur Verankerung. An jedem Zahn wird ein Bracket aus Metall oder Keramik befestigt. Ein Draht (Bogen) verbindet die Zähne über den gesamten Zahnbogen hinweg und sorgt so für die gewünschte Zahnbewegung. Es gibt Brackets für die Zahnaußen- oder – innenseite (lingual). 6 Das Mandibular Anterior Repositioning Appliance (MARA) Bei einer Rücklage des Unterkiefers kann ein MARA-Gerät (oder „VSS“ für Vorschubstäbchen) fest eingegliedert werden. Meist wird diese Apparatur jedoch zusammen mit Brackets verwendet: Der Unterkiefer wird schrittweise nach vorne verlagert. Das MARA-Gerät bewirkt eine Umstellung der Muskelfunktion, indem sich die Muskulatur aktiv an die neue Unterkieferposition anpasst. Headgear und Kinnkappe Um das Wachstum von Oberkiefer oder Unterkiefer bei einer Kieferfehlstellung zu hemmen (Ober- oder Unterkiefer zu stark entwickelt), kommen auch heute noch teilweise Headgear oder Kinnkappen zum Einsatz. Da diese Geräte von außen sichtbar sind und dementsprechend sofort auffallen, wird mittlerweile nur noch selten auf diese Behandlungstechnik zurückgegriffen. Die kieferorthopädische Behandlung gliedert sich grob in zwei Abschnitte: aktive und passive Behandlung. Während der aktiven Behandlungsphase mit festsitzenden Geräten geschieht der Hauptteil der Zahn- und Kieferbewegung. In dieser Zeit ist es notwendig, alle 4 – 6 Wochen zur Kontrolle zu kommen. Bei diesem Termin wird der bislang erzielte Behandlungsfortschritt kontrolliert und dokumentiert. Der Gesundheitszustand von Zähnen und Zahnfleisch wird ebenfalls kontrolliert. Ggfs. werden Tipps zur effizienteren Zahnreinigung gegeben oder die Empfehlung ausgesprochen, das PZR-Intervall zu verkürzen. 7 Außerdem und nicht zuletzt werden die Bögen neu „gespannt“ oder evtl. neue, stärkere Bögen eingesetzt. Bei MARATrägern wird geprüft, ob das MARA-Gerät noch intakt ist. Evtl. wird eine weitere Vorverlagerung vorgenommen. Bei herausnehmbaren Geräten sollten Sie alle 6 – 10 Wochen zur Kontrolle kommen. Ist die aktive Behandlungsphase beendet und die Zahn- und Kieferregulierung abgeschlossen, reicht es leider nicht, einfach nur sämtliche Geräte aus dem Mund zu entfernen. Alle Gewebe, auch Knochen, Bänder und der Zahnhalteapparat reagieren elastisch. Ohne Stabilisierung bewegen sich die Zähne sehr schnell wieder in die Ausgangsposition zurück. Das wollen wir tunlichst vermeiden! Daher werden am Tag der Entbänderung Abdrücke bei Ihnen genommen, nach denen dann ein so genannter Positioner erstellt wird. Ein Positioner ist eine durchsichtige Kunststoffschiene, welche dazu dient, die Zähne in der gewünschten Position zu halten. Auch kleinste letzte Korrekturen sind mit einem Positioner möglich. Anfangs sind die Positioner 24 Stunden pro Tag zu tragen. Nach ca. 2 Wochen kann dann damit begonnen werden, die Positioner weniger zu tragen. Hierzu erhalten Sie genaue Anweisung von Ihrem Behandler. Er nennt Ihnen auch die nötigen Kontrollintervalle. Hinweise für kieferorthopädische Patienten: 1. Nach dem Einsetzen der Brackets und Bänder (Bebänderung) bitte 24 Stunden lang nur weiche Kost essen! 2. Wenige Tage nach dem Einsetzen der kieferorthopädischen Geräte und/oder nach der Bebänderung erkundigen wir uns bei Ihnen, wie es Ihnen oder Ihrem Kind ergangen ist und ob alles zu 8 Ihrer Zufriedenheit verläuft. Uns ist sehr viel an Ihrem Wohlbefinden, bzw. dem Ihres Kindes, gelegen. Dass es anfangs etwas drückt oder die Wange gereizt ist, ist völlig normal. Diese Beschwerden klingen bald ab, nur Mut. Als Hilfestellung geben wir Ihnen gerne Wachs mit, um hervorstehende Teile, die die Wangen reizen könnten, vorübergehend abzudecken. 3. Die bei uns eingesetzten Materialien sind sehr gut verträglich und auch die Brackets sind sehr sicher und fest am Zahn festgeklebt. Es kann jedoch passieren, dass sich nach bestimmten Speisen (harte, klebrige Nahrungsmittel) ein Band oder Bracket löst. Deshalb sollten Sie solche Speisen möglichst vermeiden. Sollten Sie entdecken, dass an Ihrer Spange oder dem bei Ihnen eingesetzten Gerät etwas kaputt gegangen ist (loser Bogen, lose Brackets, etc), rufen Sie uns an. Wir stehen Ihnen gerne zur Seite. Wenn nötig, bestellen wir Sie zur Reparatur ein. 4. Bitte achten Sie sehr genau auf Ihre Mundhygiene. Wie bereits erwähnt, ist dies gerade jetzt sehr wichtig. Sollten Sie zur Mundhygiene allgemein oder zu Putztechniken Fragen haben, sprechen Sie uns an und wir helfen Ihnen gerne. Wir sind auch in Sachen Zahnreinigung geschult. D.h. Sie können die PZR gerne bei Ihrem Hauszahnarzt, aber auch bei uns durchführen lassen, wenn Sie mögen. 5. Für die Mundhygiene benötigen Sie eine gute Zahnbürste mit kleinem Kopf. Elektrische Zahnbürsten mit Spezialaufsatz erzielen das beste Reinigungsergebnis. Zusätzlich ist es sinnvoll, sich Zahnseide (Superfloss) und/oder so genannte Interdentalbürstchen in der für Sie optimalen Größe zu besorgen. Ergänzend ist eine Mundspülung wichtig zur Pflege und Reinigung von Zähnen und Zahnfleisch. Diese Artikel gibt es in 9 der Apotheke oder Drogerie. Haben Sie hierzu Fragen, sind wir gerne für Sie da. Vorteile der kieferorthopädischen Kinder- und Erwachsenenbehandlung Kinder und Frühbehandlung Verbesserung der Chance der langfristigen Zahnerhaltung Korrektur der Lagebeziehung des Ober- und Unterkieferknochens zueinander Verbesserung des Lippenschlusses Vermeidung der Extraktion von bleibenden Zähnen Erwachsenenbehandlung Aufrichtung gekippter Zähne (z.B. für spätere prothetische Versorgung) Verbesserung des parodontalen Zustandes (Zahnhalteapparat) Einstellen einer kiefergelenkfreundlichen Bisslage Verbesserung des Gelenkzustandes Schaffung richtiger (axialer) Belastung der Zähne Vermeidung umfangreicher Beschleifmaßnahmen Keine oder weniger umfangreiche prothetische Restaurationen (Kronen, Brücken, Teilkronen) zur Erzielung einer regelgerechten Verzahnung notwendig Kosmetische und ästhetische Verbesserungen Verbesserung der Kaufunktion 10