Vortrag mit Dr. med. vet. Pascal Bucher Arthrose beim Pferd – nichts mehr zu machen? Grossen Anklang fand am Freitag, 24. November der in Rothenburg stattfindende Vortrag mit Dr. med. vet. Pascal Bucher. Mit Hilfe von hervorragenden Bildern und schematischen Darstellungen illustrierte der Tierarzt und Springreiter das Thema Arthrose und erklärte auf kompetente und gut verständliche Art. sa. Rund 40 interessierte Pferdebesitzerinnen und –besitzer fanden sich kürzlich in Rothenburg zu einem von Susanne Angliker organisierten Vortrag ein. Viele kannten den in Beinwil am See praktizierenden Tierarzt Dr. med. vet. Pascal Bucher schon von vergangenen Vorträgen. Immer wieder versteht es der junge Tierarzt und Springreiter seinen Zuhörern ein Thema auf kompetente, verständliche und interessante Art näher zu bringen. Auch diesmal war dies nicht anders. Mit Hilfe einer Power Point Präsentation mit zahlreichen Fotos, Röntgenbildern und schematisch dargestellten Zeichnungen illustrierte er das Thema, holte die volle Aufmerksamkeit der Zuhörer und regte zu Fragen an. „Es geht mir heute einfach darum, dass man einen Einblick bekommt. Viele meiner Kunden wissen gar nichts über dieses sehr aktuelle und weite Thema. Man kann grundsätzlich Arthrose nicht heilen, aber es gibt verschiedene Möglichkeiten den Pferden das Leben lebenswerter zu machen. Ich möchte aber klar festhalten, dass es bisher kein Wundermittel gibt“, führte Bucher aus. Der Referent, der kürzlich einen Unfall gehabt und die Schulter gebrochen hat, schmunzelte: „Warum ich jedoch deshalb nicht Arthrose gefährdet bin, werdet ihr am Ende des Vortrags wissen.“ schmerzhafte Gelenkserkrankung Und schon ging es los: Arthrose ist nur möglich in Verbindung mit einem Gelenk, es ist eine degenerative Gelenkserkrankung, ein Missverhältnis zwischen Beschaffenheit und Beanspruchung. Arthrose kommt in Schüben und es geht ihr eine Arthritis, also eine Gelenksentzündung voraus. Dr. med. vet. Pascal Bucher erklärte, was man unter dem Begriff „Schalen“ versteht und was Gallen sind. Er sprach über Grundbegriffe und die Anatomie eines Gelenks, über Gelenkschmiere und vieles mehr. Dann kam ein ausführlicher Teil über die Diagnostik „damit ihr überhaupt wisst, was Euer Tierarzt mit Eurem Pferd macht“. Er erklärte, warum es für ihn so wichtig sei die Vorgeschichte zu kennen und worauf ein Tierarzt achtet, wenn er das Pferd ansieht. „Wichtig ist es auch den Schritt und Trab auf harter und weicher Volte zu sehen.“ Mit ganz vielen Bildern illustrierte er die Beugeprobe und andere Stressproben und zeigte und erklärte schliesslich anhand eines Präparats und von Bildern, was Leitungsanästhesien sind. „Obwohl es Leute gibt, die sagen ein Pferd könne auch simulieren, glaube ich das nicht. Deshalb können wir so herausfinden, wo das Problem ist.“ Im Gegensatz zu ungefährlichen Leitungsanästhesien gilt es bei Gelenksanästhesien aufzupassen wegen der Infektionsgefahr. Er habe noch nie erlebt, dass es eine Infektion gegeben habe, mache die Besitzer jedoch immer auf die Gefahren aufmerksam. Mit Fragen ans Publikum wie zum Beispiel „Weiss jemand, warum Ultraschall im Bereich Kniegelenk sinnvoll ist?“ beteiligte er seine Zuhörerinnen und Zuhörer am Referat. Dr. med. vet. Pascal Bucher erklärte bildgebende Verfahren wie Röntgen, Ultraschall, Szintigraphie, CT, MRI und Arthroskopie immer mit den entsprechenden Bildbeispielen und Vor- und Nachteilen. Je mehr Blut, desto mehr Chip Nach einer Pause sprach Bucher ausführlich über Gelenkchips: „Ein Chip muss nicht Arthrose bedeuten, sie kann aber daraus entstehen. Es ist wichtig einen Chip frühzeitig zu erkennen und zu behandeln.“ Oft sei eine Bewertung beim Ankauf sehr schwierig, ein Tierarzt müsse den Kunden jedoch darauf aufmerksam machen, auch wenn es später vielleicht keine Probleme machen werde. Chipbildung ist eine Störung während der Wachstumsphase und Umbauphase. Es kann schon im Mutterleib beginnen. 5 bis 20% der Pferde haben einen Chip, seit neustem weiss man: je mehr Blut, desto mehr Chip. Dass dies ein Thema ist, welches auch die Pferdebesitzer beschäftigt, merkte man an der regen Diskussion, welche sich zu diesem Teil des Vortrags entfachte. was kann man tun? „Therapie ist sicher das Wichtigste für Euch als Reiter, damit wir wissen, wie man es behandeln kann“, führte Bucher in den letzten Teil seines Vortrags ein. „Es kursieren viele Geschichten und Mythen. Man kann Arthrose jedoch nicht rückgängig machen. Man kann nur sehen, dass es nicht weiter geht“, betonte er. Systemische Entzündungshemmer, Gelenksinjektionen, lokale Therapie, Physiotherapie (Wie viel Bewegung braucht ein Pferd mit Arthrose? war eine Frage, welche die meisten beschäftigte.), Hufbeschlag, alternative Präparate, Chirurgie und Gentherapie sind die Hauptstichworte für die Behandlung von Arthrose. All diese Möglichkeiten stellte der Tierarzt vor mit ihren Vor- und Nachteilen. Dazu erzählte er aus seiner Erfahrung und betonte, er sei auch offen für Neues. „Es gibt noch hundert andere Möglichkeiten. Ich kann aber nicht dozieren über etwas, was ich selber nicht angewandt habe. Jeder Pferdebesitzer muss schlussendlich mit seinem Tierarzt zusammen selber entscheiden, was für ihn Sinn macht. Die Pferde sprechen unterschiedlich auf die verschiedenen Behandlungen an.“ – „Ich bin ganz klar Schulmediziner. Ich bin aber sehr offen auch für anderes, kann darüber aber nicht Auskunft geben“, sagte Bucher auf seine sympathische Art während der Schlussdiskussion und bat die anwesende Gerda Fürling noch kurz etwas aus ihrer Erfahrung als Homöopathin zu sagen. Und genau diese Flexibilität, das Interesse sich selber immer wieder fortzubilden, seine Art auf jeden seiner zwei- und vierbeinigen Kunden individuell einzugehen und das Engagement, welches auch in seinem Vortrag stark zu spüren war, ist wohl das, was den jungen Referenten so auszeichnet und den Saal bei seinen Vorträgen immer mehr füllt.