zwei Artikel zu einer Vergleichsstudie zur Gehirnentwicklung von

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Berliner Zeitung 27.09.2006
Quelle:
http://www.berlinonline.de/berliner-zeitung/archiv/.bin/dump.fcgi/2006/0927/a/0053/index.html
Datum: 02.10.2006
Musikunterricht fördert die Hirnentwicklung
Nerven spezialisieren sich auf Verarbeitung von Tönen
27.09.2006
Wissenschaft - Seite 15
Sabine Behrends
Bereits ein Jahr Instrumentalunterricht hinterlässt deutlich messbare Spuren im Gehirn von Kindern. Diesen
Prozess konnten Wissenschaftler der University of Toronto in Kanada nun erstmals mithilfe der
sogenannten Magnet-Enzephalographie (MEG) verfolgen. Die Aufnahmen belegen, dass sich die Art und
Weise, in der das Gehirn Töne verarbeitet, bei musikalisch geschulten Kindern anders entwickelt als bei
Kindern, die kein Musikinstrument erlernen. Wie die Forscher um Takako Fujioka in der Fachzeitschrift
Brain berichten, machen die kleinen Musikanten darüber hinaus auch bei Gedächtnistests deutlich größere
Fortschritte.
Fujioka und sein Team hatten insgesamt 12 Kinder im Alter von 4 bis 6 Jahren in ihre Studie
aufgenommen. Die Hälfte der Probanden erhielt ein Jahr lang Geigenunterricht nach der Suzuki-Methode,
bei der die Kinder zunächst keine Noten lernen, sondern nach Gehör spielen. Die übrigen Teilnehmer
wurden nicht musikalisch geschult.
Vor der ersten Geigenstunde und drei weitere Male im Verlauf der Studie spielten die Forscher allen
Teilnehmern einen Geigenton vor sowie einen Rauschton. Die Reaktion der kindlichen Großhirnrinde
zeichneten sie als MEG auf. Dabei wird das von aktiven Hirnarealen aufgebaute Magnetfeld an der
Oberfläche des Kopfes erfasst.
Nach einem Jahr Musikunterricht traten bestimmte MEG-Schwingungsmuster deutlich früher und stärker
auf als zuvor. Diese Veränderung war nur bei den Suzuki-Kindern zu beobachten, und nur dann, wenn
diese den Geigenton hörten. Die Forscher werten dies als Zeichen dafür, dass sich bestimmte
Nervennetzwerke gebildet haben, die auf die Verarbeitung bedeutsamer Töne spezialisiert sind.
Zu Beginn der Studie sowie an deren Ende nahmen die Probanden außerdem an zwei Verhaltenstests teil.
Zunächst sollten sie Rhythmen, Harmonien und Melodien unterscheiden. Dann wurde ihnen eine
Gedächtnisaufgabe vorgelegt, die im Rahmen von Intelligenztests häufig genutzt wird und mit Musik nichts
zu tun hat. Bei beiden Tests machten die Kinder, die nach der Suzuki-Methode trainiert wurden, im Verlauf
des Jahres deutlich bessere Fortschritte als die nicht musikalisch geschulten Kinder.
Darauf, dass Musikunterricht die allgemeine geistige Entwicklung von Kindern fördert, hatten bereits
mehrere frühere Studien hingedeutet. "Unsere Studie belegt den Einfluss auf die Gehirnentwicklung nun
direkt", sagt Studienleiter Fujioka. Der Wissenschaftler plädiert dafür, dem Musikunterricht einen festen
Platz in der Vor- und Grundschule einzuräumen. (beh.)
Brain, Bd. 129, S. 2593
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Focus 20.09.2006
Quelle:
http://focus.msn.de/wissen/bildung/gehirnentwicklung_nid_35912.html
Datum: 02.10.2006
Musizieren macht Kinder schlau
| 20.09.06, 11:20 |
Forscher können nun belegen, dass Kinder, die privaten Musikunterricht erhalten, ein besseres Gedächnis
haben als Gleichaltrige ohne Musikstunden.
Nach nur einem Jahr Musikunterricht schnitten die Kinder mit Unterricht in einem Gedächnistest deutlich
besser ab als ihre gleichaltrigen Kameraden, die keinen Musikunterricht nahmen.
Entwicklungsunterschiede im Gehirn
Über einen Zeitraum von einem Jahr führten die Wissenschaftler der McMaster Universität vier Tests mit
zwei Gruppen von Kindern durch. Die eine Gruppe bestand aus Schulkindern, die privaten Musikunterricht
nahmen. Die andere Gruppe von Kindern besuchte außerhalb der Schule keine Musikstunden. Bereits nach
nur 4 Monaten zeigten sich Entwicklungsunterschiede im Gehirn.
Rhythmus- und Melodie-Tests
Die Forscher spielten den zwei Gruppen von Kindern Musik vor und untersuchten dabei die Gehirntätigkeit
mittels Magnetoenzephalographie (MEG), die die magnetische Aktivität des Gehirns mittels äußerer
Sensoren misst. Außerdem mussten die Kinder einen Musik-Test machen, bei dem sie verschiedene
Rhythmen und Melodien unterscheiden sollten. Beim Gedächnistest merkten sich die Kinder verschiedene
Zahlenreihen und wiederholten sie anschließend vor dem Versuchsleiter.
Bessere Gedächnisleistung und Merkfähigkeit
Neben der unterschiedlichen Reaktion im Gehirn auf den Musik-Reiz entwickelte sich die allgemeine
Merkfähigkeit und Gedächnisleistung bei den Kindern mit privatem Musikunterricht viel besser als bei den
Kindern ohne Musikstunden. „Es ist eine große Überraschung, dass die Kinder mit Musikunterricht in nur
einem Jahr ihre Gedächnisleistung deutlich gegenüber den anderen Kindern verbesserten. Die Kinder mit
Musikunterricht waren besser im Lesen und Schreiben, in Mathematik und im räumlichen Denken“, sagte
Professor Laurel Trainor, Studienleiter und Professor für Psychologie und Neurowissenschaft an der
kanadischen McMaster Universität.
Musikunterricht macht schlau
„Frühere Studien belegen die Verbesserung des Intelligenzquotienten (IQ) bei Schulkindern, die
musikalische Förderung erhalten. Unsere Studie kann zeigen, wie Musikunterricht die Entwicklung des
Gehirns beeinflusst. Das Fazit ist, dass Musikunterricht der kognitiven Entwicklung von Kindern zugute
kommt und dass Musikunterricht fester Bestandteil in der Vorschule und im Lehrplan der Grundschule sein
sollte“, ergänzte Dr. Takako Fujioka, der die Studie gemeinsam mit Professor Trainor durchgeführt hat.
(sam/ Eurekalert)
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