Protokoll ()

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Philipps-Universität Marburg
Fachbereich Chemie
Übungen im Experimentalvortrag
Leitung: Prof. Dr. B. Neumüller, Dr. Ph. Reiß
Sommersemester 2007
Hinweis:
Dieses Protokoll stammt von der Seite www.chids.de (Chemie in der Schule).
Dort können unterschiedliche Materialien für den Schulunterricht heruntergeladen werden,
unter anderem hunderte von Experimentalvorträgen so wie der vorliegende:
http://www.chids.de/veranstaltungen/uebungen_experimentalvortrag.html
Experimentalvortrag AC
Chemie der Raumfahrt
vorgelegt von:
Christoph Roßbach
Alter Kirchhainer Weg 30
35039 Marburg
e-mail: [email protected]
Fächer: Chemie / Biologie
Inhaltsverzeichnis
1. Geschichte der Raumfahrt
S. 3
2. Die Luft zum Atmen
S. 4
Versuch 1:
Elektrolyse von Wasser
S. 6
Versuch 2:
Sauerstoffdarstellung aus KClO3
S. 9
Demo:
CO2 -Springbrunnen
S. 11
3. Kein Leben ohne Wasser
Versuch 3:
Reinigung von Wasser durch Licht
4. Die Sonnenseite der Energie
S. 14
S. 15
S. 17
Versuch 4:
Brennstoffzelle
S. 18
Versuch 5:
Grätzel-Solarzelle
S. 27
Versuch 6:
NiFe-Akkumulator
S. 34
5. Fazit und Schulrelevanz
S. 38
6. Abbildungsverzeichnis
S. 39
7. Literatur
S. 39
2
1. Geschichte der Raumfahrt
Die Raumfahrt ist mit ihren 66 Jahren heute noch eine junge Disziplin, deren
Meilensteine hier kurz dargestellt werden sollen. Auch für den Unterricht eignen sich
diese markanten Eckdaten in ihrer Verwendung für Unterrichtseinstiege als Interesse
fördernde Zwischensequenzen und im fächerübergreifenden Unterrichtskonzept.
Am 3. Oktober 1942 dringt von Peenemünde aus die erste Rakete in den Weltraum
vor. Es handelt sich dabei um eine so genannte Vergeltungswaffe 2 (V2)-Rakete, die
ihren Namen vom damaligen Reichsminister für Volksaufklärung und Propaganda
Joseph Göbbels erhält. Es folgen Raketenstarts mehrerer Länder, die in den darauf
folgenden Jahren auch Satelliten in die Erdumlaufbahn befördern. Der Sowjetunion
gelingt es als erstes mit der Hündin Laika am 3. November 1957
(Sputnik 2) ein Lebewesen zunächst unbeschadet in den
Weltraum zu befördern. Zwar stirbt sie bereits einige Stunden
nach dem Start, die Erkenntnisse aus dieser Mission ebnen
jedoch
den
Weg
für
die
erste
Weltraummission
mit
menschlicher Besatzung. Am 12. April 1961 fliegt Juri
Alexejewitsch Gagarin mit der Wostok 1 als erster Mensch in
das Weltall und kommt unversehrt wieder zurück. Auch das
Rennen um den ersten Weltraumspaziergang und die erste
Abb. 1: J.A. Gagarin.
Erster Mensch im Weltall
weiche Landung auf einem anderen Himmelskörper geht vor den US-Amerikanern an
die Sowjetunion. 18. März 1965: der erste Mensch Alexei Leonow verlässt ein
Raumschiff (Woschod 2) und schwebt frei im Weltraum. Kommandant ist Pawel
Beljajew. 3. Februar 1966: Luna 9 absolviert von sowjetischem Staatsgebiet
ausgehend eine weiche Landung auf dem Mond. Das wohl
bekannteste Datum der Raumfahrtgeschichte wird jedoch der
16. Juli 1969. Die Apollo 11-Mission startet zur ersten
Mondlandung mit menschlicher Besatzung. In einem auf der
ganzen
Erde
übertragenen
Medienspektakel
inszeniert,
gelingt es den USA vor der UdSSR einen Menschen die
ersten Schritte auf dem Mond gehen zu lassen. Neil
Abb. 2: Erste bemannte Mondlandung
Armstrong betritt am 20. Juli 1969 als erster Mensch den
Erdtrabanten, gefolgt von Buzz Aldrin. Michael Collins fliegt
das Apollo-Mutterschiff. Es ist wohl der größte außermilitärische Sieg, den die USA
3
über die sowjetische „Konkurrenz“ in den Zeiten des Kalten Krieges erzielen kann.
Mit dem kalten Krieg kam der Raumfahrt schon sehr früh vor allem eine
massenpsychologische
und
propagandistische
Bedeutung
zu.
Neben
dem
offensichtlichen militärischen Wert wurde sie von den Zeitgenossen als Messlatte für
die Leistungsfähigkeit und Fortschrittlichkeit der konkurrierenden Systeme USA und
Sowjetunion wahrgenommen. In den 70er und 80er Jahren gelingt es beiden, den
anderen in wichtigen Raumfahrtmissionen zu übervorteilen. So kann die Sowjetunion
am 15. Dezember 1971 mit der Venera 7 die erste weiche Landung auf einem
anderen Planeten, der Venus durchführen. Auf der anderen Seite sind die USA ab
dem 12. April 1981 als erstes in der Lage ein wieder verwendbares Raumschiff
einzusetzen. Das Space Shuttle Columbia startet zu seinem Erstflug und landet zwei
Tage später planmäßig in Florida, von wo aus es zu seinem Flug ins Weltall aus
gestartet war.
Nach dem Ende des kalten Krieges, in dessen Verlauf neben Wettrüsten auch ein
wahrer Wettstreit in der Raumfahrt ausgefochten wurde, stand
einer internationalen Zusammenarbeit für die Errichtung einer
gemeinsamen Raumstation nichts mehr im Weg. 20. November
1998: Mit dem Start des russischen Sarja-Moduls beginnt der
Aufbau der Internationalen Raumstation (ISS), dem bisher größten
Projekt in der Raumfahrt. An Erforschung, Entwicklung und Bau der
ISS sind bis heute die Raumfahrtagenturen der USA (NASA), von
Abb. 3: Emblem
der ISS
Russland (Roskosmos), Europa (ESA), Brasilien (AEB), Canada (CSA) und Japan
(JAXA) beteiligt.
2. Die Luft zum Atmen
Eines der wichtigsten Systeme an Board der ISS ist das Environmental Control and
Life Support System (ECLSS). Ohne es wäre ein Überleben der Besatzung
überhaupt nicht möglich. Das ECLSS übernimmt folgende Aufgaben:
-
Bereitstellung und Kontrolle der Kabinenatmosphäre
(liefert konstanten Luftdruck und ähnliches Verhältnis von O 2 und N2, wie es in
der Erdatmosphäre vorhanden ist)
-
Aufarbeitung der Atemluft
4
(Entfernung von CO2 und Schadstoffen aus der Luft)
-
Kontrolle und Regelung der Temperatur und der Luftfeuchtigkeit
-
Feuermeldeanlage und Feuerbekämpfung
(Überwachung
der
Luft
auf
Verbrennungsprodukte,
automatische
Feuerbekämpfung)
-
Wasseraufarbeitung und -management
(sammelt, verarbeitet und speichert Wasser, sowie Abwässer aus LaborVersorgungs- und Hygienebereich)
Eine Übersicht liefert folgende Skizze des Umwelt- und Lebenserhaltungssystems
der Internationalen Rumstation:
Abb. 4: Environmental Control and Life Support System (ECLSS)
Die verschiedenen Aufgaben werden sowohl auf russische, wie auch auf
amerikanische Segmente der Raumstation aufgeteilt. Mit dem Zusammenschluss
beider Segmente wird es 2009 möglich sein, die bisher dreiköpfige Besatzung auf
sechs Mitglieder aufzustocken. Ein zukunftweisendes Beispiel wissenschaftlicher
Zusammenarbeit nach 45 Jahren des Kalten Krieges. Das Russian Orbital Segment
(ROS) übernimmt die Hauptverantwortung für die Kabinenatmosphäre. Es ist
ausgestattet mit unterschiedlichen Tanks, die mit den Gasen Luft, N2 oder O2 gefüllt
sind. Der Crew ist eine manuelle Steuerung aller Tanks zu jeder Zeit möglich. Primär
5
wird jedoch der Sauerstoff der Kabinenatmosphäre durch „Elektron“ zur Verfügung
gestellt. Hierbei handelt es sich um ein Gerät, dass Wasser durch Elektrolyse in H2
und O2 spaltet. Das Wasserstoffgas wird als „Abfallprodukt“ über Bord ventiliert.
Versuch 1
Elektrolyse von Wasser
Versuchsbeschreibung:
Materialien:
Netzteil, 2 Kabel, 2 Krokodilklemmen, 2 lange Graphitelektroden,
2 Reagenzgläser, 2 Glastrichter, Becherglas (1000 mL),
Stativmaterial
Chemikalien:
Wasser (H2O) (ention.)
Gefahrensymbol: R: -
Natriumsulfat (Na2SO4)
S: -
Gefahrensymbol: R: -
Durchführung:
In
das
mit Wasser
Spatelspitzen
S: -
befüllte
Natriumsulfat
Becherglas
werden
wenige
gegeben.
Die
beiden
Graphitelektroden werden durch das Stativmaterial befestigt und
etwa
3
cm
schräg
ins
Wasser
eingetaucht.
Über
die
Krokodilklemmen und die Kabel werden die Elektroden mit dem
Netzteil verbunden, welches auf Gleichstrom eingestellt ist. Die
beiden Reagenzgläser werden im Becherglas mit Wasser befüllt,
so dass sich keine Luft mehr in ihnen befindet. Sie werden mit
der
im
Wasser
verbleibenden
Öffnung
nach
unten
am
Stativmaterial so befestigt, dass sich die Öffnung oberhalb der
Elektrodenspitze befindet. Es ist darauf zu achten, dass keine
Luft in die Reagenzgläser gelangt. Die beiden Glastrichter
werden mit dem Trichterhals voran in die Reagenzgläser
gesteckt. Auf diese Weise können die entstehenden Gasen
leichter in die Reagenzgläser gelangen. Am Netzteil wird eine
6
Spannung von 15 V angelegt und solange elektrolysiert, bis kein
Wasser mehr in den Reagenzgläsern enthalten ist.
Beobachtung:
Nach wenigen Sekunden ist an beiden Elektroden eine
Gasentwicklung zu beobachten. Zur Bestimmung der Gase
werden die Reagenzgläser mit dem Daumen verschlossen und
von der Apparatur abgetrennt. Mit dem an der Kathode
entstandenen Gas führt man die Knallgasprobe, mit dem an der
Anode entstandenen Gas die Glimmspanprobe durch. Das an
der Kathode entstandene Gas ist brennbar, die Knallgasprobe
verläuft positiv. Auch mit dem an der Anode entstandenen Gas
verläuft der Nachweis positiv. Der glimmende Span leuchtet hell
auf, wenn man ihn in das Reagenzglas fallen lässt.
Auswertung:
Bei der Elektrolyse von Wasser werden nicht die Wassermoleküle direkt umgesetzt.
Es können nur die Oxonium- und Hydroxid-Ionen reduziert bzw. oxidiert werden. Die
geladenen
Teilchen
wandern
im
elektrischen
Feld,
welches
durch
die
Gleichstromquelle erzeugt wird, zur Kathode bzw. Anode.
Eigendissoziation von Wasser:
H3O+(aq) + OH-(aq)
2 H2O
Die Eigendissoziation von Wasser ist relativ gering verglichen mit starken Säuren.
Wasser ist eine schwache Säure mit einem pKs-Wert von pKs(H2O) = 15,74. Reines
Wasser hat einen pH-Wert von pH(H2O) = 7. Es liegen also nur 10-7 mol Oxoniumbzw. Hydroxid-Ionen (siehe Eigendissoziation) in einem Liter Wasser vor. Die IonenKonzentration ist damit zu gering, um ein stabiles elektrisches Feld bei der
Elektrolyse aufzubauen. Zur Erhöhung der Leitfähigkeit wird etwas Natriumsulfat zum
Wasser zugesetzt. Natrium hat gegenüber Wasserstoff ein viel geringeres
Reduktionspotential, daher wird kein elementares Natrium gebildet. Auch die SulfatIonen
werden
nicht
zu
Schwefeldioxid
reduziert,
da
auch
hier
das
Reduktionspotential der Reaktion von Oxonium-Ionen zu Di-Wasserstoff einen
höheren Wert annimmt. Ersichtlich wird diese Beziehung in der Reaktion von
7
Schwefelsäure mit allen Metallen, die ein negatives Standardpotential besitzen. Es
werden immer nur die Metalle zu Metallsulfaten oxidiert und Oxonium-Ionen zu DiWasserstoff reduziert. Problematisch würde es werden, wenn man statt Natriumsulfat
das besser lösliche Natriumchlorid verwenden würde, um die Leitfähigkeit zu
erhöhen. In diesem Fall würde neben Sauerstoff noch ein weiteres Element in seiner
reduzierten Form vorliegen. Das Redoxsystem von Chlorid-Ionen zu elementarem
Chlor hat ein nur wenig größeres Standardpotential als das von reduziertem
Sauerstoff zu Sauerstoff in seiner elementaren Form. Es würde bei der Elektrolyse
neben Di-Sauerstoff auch Chlorgas entstehen.
Durch die Elektrolyse von Wasser erhalten wir Wasserstoff und Sauerstoff in sehr
reiner Form. An der Kathode werden die dissoziierten Oxonium-Ionen zu Wasserstoff
reduziert. An der Anode Hydroxid-Ionen zu Sauerstoff oxidiert.
+1
H3O+(aq) +
Kathode
4
Anode
4 OH-(aq)
0
4
e-
-2
Gesamt
4
+1
2 H2(g) + 4H2O
0
-2
O2(g) + 2 H2O + 4 e-
+1 -2
-2 +1
H3O+(aq) +
OH-(aq)
4
0
0
+1 -2
2 H2(g) + O2(g) + 6 H2O
Aus zwei Mol Wasser erhalten wir bei der Elektrolyse 3 Mol „Spaltgas“.
Volumenverhältnis
2 H2O
2 H2(g) + O2(g)
Wasserstoff lässt sich mit Sauerstoff in der Knallgasprobe wieder zu Wasser
oxidieren. Die sehr exotherme Reaktion bedarf lediglich einer Aktivierungsenergie.
Diese wird leicht aufgebracht, indem das Gasgemisch mit einem Feuerzeug
entzündet wird. Sauerstoff lässt sich sehr einfach und anschaulich in der
Glimmspanprobe nachweisen. Sauerstoff ist zwar kein brennbares jedoch ein
brandförderndes Gas. Der glimmende Holzspan leuchtet in reinem Sauerstoff viel
heller als in Luft, da die Reaktion (Verbrennung von Holz) hier viel schneller und
heftiger abläuft.
Das US Orbital Segment (USOS) ist ausgestattet mit 4 Hochdrucktanks. Zwei sind
mit Di-Sauerstoff, die anderen beiden mit Di-Stickstoff gefüllt. Alle Tanks können
8
durch Versorgung der Shuttleflüge immer wieder neu aufgefüllt werden. Nötig ist
dazu ein Kompressor an Board der ISS, da das Gas in den Shuttletanks einen
geringeren Druck aufweist. Auch ein Austausch kompletter Tanks ist möglich. Die
Überwachung und Regelung von Luftdruck und -zusammensetzung erfolgt hier
automatisch mittels Massenspektroskopie. Bei Kabinenhochdruck oder in Notfällen
wird eine Druckverminderung der Gasatmosphäre in der Kabine eingeleitet. Ein
zusätzlicher Sauerstoffbedarf wird hier durch Feststoffkartuschen ermöglicht.
Während der gesamten Aufbauphase der ersten Module wurde der Sauerstoffbedarf
ausschließlich über diese Feststoffreaktion gedeckt.
Versuch 2
Sauerstoffdarstellung aus KClO3
Versuchsbeschreibung:
Materialien:
Bunsenbrenner,
Reagenzglas
(schwer
schmelzbar),
mit
Aluminiumfolie umwickelter Korkstopfen mit Glasrohr, PVCSchlauch, pneumatische Wanne, Standzylinder, Stativmaterial
Chemikalien:
Kaliumchlorat (KClO3)
Gefahrensymbol: O, Xn, N
R: 9-20/22-51/53
S: 2-13-16-27-61
Mangan(IV)-oxid (MnO2) Gefahrensymbol: Xn
R: 20/22
Durchführung:
S: 2-25
Es werden 10 g Kaliumchlorat mit 6 g Mangan(IV)-oxid-Pulver
gemischt und in das Reagenzglas gegeben. Das Reagenzglas
wird schräg über dem Bunsenbrenner eingespannt. Das Glasrohr
im durchbohrten Korkstopfen wird mit dem PVC-Schlauch
verbunden. Das andere Ende des Schlauchs wird in die mit
Wasser befüllte pneumatische Wanne gelegt. Der Standzylinder
wird komplett mit Wasser befüllt und mit der Öffnung nach unten
in die pneumatische Wanne gestellt, wobei das Schlauchende in
den Zylinder ragt. Das Gemenge wird leicht erhitzt.
9
Beobachtung:
Nach kurzer Zeit beginnt das Gemenge zu schmelzen und
Blasen zu schlagen. Das entweichende Gas wird über den
Standzylinder
aufgefangen.
Es
wird
die
Glimmspanprobe
durchgeführt, welche positiv verläuft.
Auswertung:
Das beim Erhitzen von Kaliumchlorat entstehende Gas ist Sauerstoff. Durch die
thermische Zersetzung wird das Chlorat zu Chlorid reduziert und Di-Sauerstoff
oxidiert.
+5 -2
-1
2 KClO3(s)
0
2 KCl(s) + 3 O2(g)
Die Reaktion verläuft über ein Zwischenprodukt. Bei
stetigem Erhitzen schmilzt
Kaliumchlorat etwa bei 370 °C. Sind ca. 400 °C erreicht disproportioniert es zu
Kaliumchlorid und Kaliumperchlorat.
+5
-1
4 KClO3(s)
+7
KCl(s) + 3 KClO4(s)
Kaliumperchlorat als Zwischenprodukt zerfällt bei über 500 °C in Kaliumchlorid und
Sauerstoff nach folgender Reaktionsgleichung:
+7 -2
+1
KClO4(s)
0
KCl(s) + 2 O2(g)
Setzt man Mangan(IV)-oxid als Katalysator ein, beginnt der Zerfall bereits bei etwa
150 °C. Die Reaktion verläuft vermutlich über das intermediär gebildete Mangan(VI)oxid, welches sehr instabil ist und sich sofort wieder zu Mangan(IV)-oxid und
Sauerstoff zersetzt.
+5 -2
+4 -2
2 KClO3(s) + 6 MnO2(s)
-1
+6 -2
2 KCl(s) + 6 „MnO3“
-1
+4 -2
0
2 KCl(s) + 6 MnO2(s) + 3O2(g)
Kaliumchlorat ist im Gegensatz zu Natriumchlorat nicht hygroskopisch und damit als
Feststoff für die Sauerstoffdarstellung besonders geeignet. Ob nun in der Raumfahrt
und speziell an Board der ISS wirklich Kaliumchlorat, das leichtere Lithiumchlorat
oder ein anderer Feststoff in den Kartuschen verwendet wird, konnte ich mit meinen
Recherchen leider nicht herausfinden.
10
Nicht nur der Sauerstoff- oder Stickstoffgehalt der Atemluft muss ständig reguliert
werden. Die Luft muss zusätzlich gereinigt werden, da sie ständig einer
Verschmutzung durch Materialabgasungen, Lecks, auslaufenden Flüssigkeiten und
Körpersausdünstungen ausgesetzt ist. Hierzu muss die Luft zunächst in den
Temperatur- und Luftfeuchtigkeitsreglern abgekühlt und getrocknet werden, bevor
die Verschmutzungen in mehreren kombinierten Filtersystemen gereinigt werden
kann. Hierbei werden Staub, Keime, anorganische und organische Kontaminanten
aus der Luft entfernt. Ausgeatmetes Kohlendioxid wird in Lithiumhydroxid-Kanistern
gesammelt.
Demo
CO2 -Springbrunnen
Versuchsbeschreibung: (Vorversuch)
Materialien:
Tropftrichter (250 mL), Erlenmeyerkolben (250 mL), doppelt
durchbohrter
Gummistopfen
mit
Glasrohr
Erlenmeyerkolben),
PVC-Schlauch,
Rundkolben
mL),
(250
(passend
pneumatische
Gummistopfen
zum
Wanne,
(passend
zum
Rundkolben), Stativmaterial
Chemikalien:
Schwefelsäure (w = 0,5)
Gefahrensymbol: C
R: 35
Calciumcarbonat
Gefahrensymbol: R: -
Durchführung:
S: 26-30-36/37/39-45
S: -
Es werden 10 g Calciumcarbonat im Erlenmeyerkolben vorgelegt.
Der Kolben wird mit dem doppelt durchbohrten Stopfen
verschlossen. In ein Bohrloch wird der fixierte Tropftrichter
eingepasst. Das Glasröhrchen im zweiten Bohrloch wird mit dem
Schlauch
verbunden,
dessen
anderes
Ende
in
der
pneumatischen Wanne liegt. Der Rundkolben wird mit Wasser
gefüllt und in der Wanne abgelegt. Der Tropftrichter wird mit 50
11
mL Schwefelsäure bestückt, die langsam zum Calciumcarbonat
zugetropft wird.
Beobachtung:
Die Lösung beginnt sofort zu schäumen und ein Gas wird über
den Schlauch in das Wasser geleitet. Es sollten nicht direkt die
ersten Blasen mit dem Rundkolben aufgefangen werden, damit
zunächst die Luft im Erlenmeyerkolben entweichen kann. Nach
wenigen Sekunden wird der Schlauch in den Rundkolben
gehalten, welcher sich schnell mit dem entstehenden Gas füllt.
Auswertung:
Bei der Reaktion von Schwefelsäure mit Calciumcarbonat entsteht Kohlendioxid als
Gas nach folgender Reaktionsgleichung.
2 H3O+(aq) + SO42-(aq) + CaCO3(s)
CO2(g) + CaSO4(s) + 3 H2O
Da sowohl das schwer lösliche Calciumsulfat, als auch das als Gas entweichende
Kohlendioxid aus der Reaktion abgeführt werden, und sich das Gleichgewicht immer
neu einstellt, werden die Edukte fast vollständig verbraucht und mehr Kohlendioxid
nachgebildet.
Versuchsbeschreibung:
Materialien:
Spritze,
Kanüle,
durchbohrter
Gummistopfen
mit
Pipette
(passend zum Rundkolben), Becherglas (250 mL), PVCSchlauch (sehr dünn), Quetschhahn, Stativmaterial
Chemikalien:
Natronlauge (NaOH) (c = 2mol/L)
Gefahrensymbol: C
R: 34 S: 26-36/37/39-45
Kohlendioxid (CO2) (Vorversuch)
Gefahrensymbol: R: -
Thymolphthalein
S: 9-23
Gefahrensymbol: R: -
S: -
12
Durchführung:
Der mit Kohlendioxid gefüllte Rundkolben wird verschlossen mit
der Öffnung nach unten fixiert. Die Pipette ist mit der Spitze zum
Rundkolben hin im Stopfen eingelassen und ist mit dem PVCSchlauch verbunden, der durch den Quetschhahn verschlossen
ist, damit kein CO2 entweichen kann. Das andere Ende hängt
lose im Becherglas, welches mit Wasser und wenigen Tropfen
Thymolphthalein befüllt ist. In den durchbohrten Gummistopfen,
der den Rundkolben verschließt wird die Kanüle getrieben,
sodass sie in das Innere des Kolbens hineinragt. Die Spritze wird
mit Natronlauge aufgesogen und in die Kanüle gesteckt. Bevor
der Inhalt der Spritze in den Rundkolben gedrückt wird muss der
Quetschhahn entfernt werden.
Beobachtung:
Nachdem die Natronlauge mit dem Kohlendioxid in Berührung
kommt beginnt fast augenblicklich die Flüssigkeit im PVCSchlauch anzusteigen und sprudelt über das sich verjüngende
Ende der Pipette in den Innenraum des Rundkolbens. Die vorher
farblose Flüssigkeit verfärbt sich im Kolben hellblau.
Auswertung:
Das Gleichgewicht der Reaktion von CO2 mit Wasser liegt auf der linken Eduktseite.
Es lassen sich zwei Reaktionsgleichungen formulieren.
CO2(g)
CO2(aq)
CO2(g) + H2O
H2CO3
In einem Liter Wasser lösen sich 1,7 g Kohlendioxid bei 20 °C und 1 bar. Die
entstehende Kohlensäure dissoziiert zu einem geringen Teil (etwa 0,2 %) zu
Hydrogencarbonat-, Carbonat- und Oxonium-Ionen. Die Löslichkeit von Kohlendioxid
in wässrigen Lösungen ist stark vom pH-Wert abhängig. Im Basischen löst sich ein
Vielfaches des Kohlendioxids, als es im Neutralen der Fall ist. Hier dissoziiert die
entstehende Kohlensäure fast vollständig und reagiert mit der Lauge zu ihrem
Metallsalz und Wasser. Das Gleichgewicht der folgenden Reaktion liegt auf der
rechten Produktseite:
13
2 NaOH(aq) + CO2 (g)
2 Na+(aq) + CO32-(aq) + H2O
Das vorher gasförmige Kohlendioxid liegt nun in Lösung vor und nimmt nur noch
einen Bruchteil des Volumens des Gaszustandes ein. Es entsteht ein Unterdruck im
Kolben, der das Wasser nach oben in den Kolbenraum zieht. Der zugesetzte pHIndikator Thymolphthalein färbt sich in der basischen Lösung im Kolben hellblau.
In der ISS bedient man sich der guten Löslichkeit von Kohlendioxid in basischen
Lösungen. Diese kann somit leicht aus der Kabinenluft herausgefiltert werden. Um
Gewicht einzusparen wird hier anstelle der Natronlauge Lithiumhydroxid verwendet.
3. Kein Leben ohne Wasser
Das ECLSS ist ebenfalls für die Versorgung und Aufbereitung von Brauch- und
Trinkwasser verantwortlich. Momentan ist die ISS noch von regelmäßigen
Lieferungen abhängig. Darunter befindet sich auch frisches Wasser für die
Versorgung der Crew, der Tiere und Pflanzen und für den Einsatz bei
wissenschaftlichen Experimenten. Bei Fertigstellung der Internationalen Raumstation
sollen möglichst alle Rohstoffe aus Recycling-Verfahren der Crew zurückgeführt
werden. Zurzeit werden noch viele Feststoffabfälle eingeäschert und die meisten
Abwässer
ins
All
abgesaugt.
Lediglich
das
Kondenswasser
wird
mittels
Ionenaustauscher entmineralisiert, aufbereitet und dem „Elektron“ -System zugeführt.
Das Ziel ist es 100 % des Abwassers von Kondenswasser bis zum Urin dem ECLSS
zurückzuführen, aufzuarbeiten und der Crew als frisches Brauch- und Trinkwasser
zur Verfügung zu stellen. Bereits heute ist ECLSS in der Lage 100 % der LuftFeuchtigkeit und 85 % des Wassers im Urin wieder aufzubereiten und kommt so auf
eine Effizienz von 93 %. Auch die bisherigen „Abgase“ der Atemluft (CO2) und aus
dem „Elektron“ (H2) sollen im „Sabatier“ -Prozess zu Methan und Wasser
umgewandelt werden, wobei ein völlig autarkes System entstehen soll, dass auf
keine Versorgungsflüge mehr angewiesen ist. Eine Form der Wasseraufbereitung
könnte in der Raumfahrt mit dem Photo-Fenton-Verfahren realisiert werden. Dafür
sprechen würde, dass keine andere Zufuhr von Energie nötig wäre, außer der
Bestrahlung mit Sonnenlicht. Weiterhin sind nur katalytische Mengen an Eisensalzen
14
notwendig. Probleme bereitet es, Wasserstoffperoxid als zusätzlichen Ballast in
eigenen separaten Tanks mitzuführen.
Versuch 3
Reinigung von Wasser durch Licht
Versuchsbeschreibung:
Materialien:
2 Rundkolben (100 mL), Alufolie, 2 durchbohrte Gummistopfen
(passend zum Rundkolben), 2 Gährröhrchen, 2 Glastrichter,
Glühlampe, Stativmaterial
Chemikalien:
Eisen(III)-sulfat (Fe2(SO4)3)
Gefahrensymbol: Xn
R: 22-36/37 S: 26
Wasserstoffperoxid (H2O2)
(w = 0,3)
Bariumhydroxid (Ba(OH)2)
Gefahrensymbol: Xn
R: 22-41
S: 26-39
Gefahrensymbol: C
R: 20/22-34 S: 26-36/37/39-45
Ameisensäure
Gefahrensymbol: C
R: 10-35
Durchführung:
S: 1/2-23-26-45
Es wird eine Eisen(III)-sulfat-Lösung angesetzt, indem eine
Spatelspitze Eisen(III)-sulfat in 50 mL H2O (ention.) gelöst wird.
Die Rundkolben werden nebeneinander am Stativmaterial
aufgehängt. Einer der beiden Kolben wird mit Alufolie umwickelt.
Die
Glühlampe wird
gleichermaßen
so
beschienen
angebracht, dass jeder Kolben
und
erwärmt
wird.
Jedes
Gährröhrchen wird in einen durchbohrten Stopfen gesteckt und
mit heiß gesättigter Bariumhydroxid-Lösung befüllt. Bevor die
Kolben mit den Stopfen verschlossen werden, befüllt man beide
Rundkolben
mit
15
mL
Eisen(III)-sulfat-Lösung,
10
mL
Ameisensäure und 20 mL Wasserstoffperoxid. Die Glühlampe
wird eingeschaltet. Nach 3-5 Minuten kann die Beobachtung
festgehalten werden.
15
Beobachtung:
Schon nach wenigen Minuten erkennt man in dem Gährröhrchen
des nicht umwickelten Rundkolbens einen Gasdurchstrom. Die
Bariumhydroxid-Lösung wird durch einen weißen Niederschlag
getrübt. Auch in dem mit Alufolie umwickelten Kolben ist nach
längerer Zeit eine Gasentwicklung zu beobachten, die aber
weniger stark ausgeprägt ist. Dies ist an einer nur schwachen
Trübung der Bariumhydroxid-Lösung zu erkennen.
Auswertung:
Die Photo-Fenton-Reaktion ist benannt nach Henry John Hortsman Fenton, der sie
1890 im Rahmen von organischen Syntheseprozessen entwickelte und patentieren
ließ. Ursprünglich wurde sie eingesetzt um Aromaten mittels radikalischer
Substitution zu hydroxylieren. Heute werden Verfahren getestet, mit denen durch
Einsatz von Wasserstoffperoxid und katalytischen Mengen Eisen(II)-sulfat refraktäre
Substanzen (Abfälle, die nicht oder nur teilweise von den Mikroorganismen in der
Kläranlage zersetzt werden) vollständig durch radikalische Zersetzung abgebaut
werden können. Das redoxamphotere Wasserstoffperoxid ist sowohl in der Lage
Fe(II) zu Fe(III) zu oxidieren und umgekehrt Fe(III) zu Fe(II) zu reduzieren. Bei
beiden Reaktionen werden Radikale gebildet:
+2
Fe2+(aq)
+3
-1
+ H2O2(aq)
-1
-2
Fe3+(aq) + H2O2(aq) + H2O
+3
-1
-2
Fe3+(aq)
OH•(aq) +
OH-(aq)
+2
+
0 -1
-2
Fe2+(aq) + OOH•(aq) + H3O+(aq)
Im Kolben, der nicht mit Alufolie umwickelt ist, kommt ein photochemischer Prozess
hinzu. Das zugesetzte Fe(III)-sulfat vermag mittels Lichtanregung Wasser zu einem
Hydroxyl-Radikal und einem Oxonium-Ion (hier: Proton abgebildet) zu oxidieren. Es
wird dabei zu Fe(II) reduziert. Für diese Reaktion ist kein Wasserstoffperoxid
notwendig, es genügen die Wassermoleküle, die in viel größerer Menge zur
Verfügung stehen:
16
Die gebildeten Radikale vermögen die Ameisensäure zu zersetzen. In zwei Schritten
entstehen die stabilen Moleküle Wasser und CO2. Der radikalische Angriff erfolgt am
aciden Wasserstoff der Ameisensäure. Es entsteht Wasser und das Formyl-Radikal.
Dieses ist über beide Sauerstoffatome resonanzstabilisiert. Der Angriff eines
weiteren Hydroxyl-Radikals greift am verbliebenen Wasserstoff an wodurch
Kohlendioxid und Wasser entsteht.
Der zusätzliche photochemische Reaktionsweg führt dazu, dass im belichteten
Kolben wesentlich mehr Radikale in den ersten Minuten entstehen können, die die
Ameisensäure radikalisch zersetzen. Zu erkennen ist dies anhand des CO 2 Nachweises mit einer Bariumhydroxid-Lösung, bei der weißes Bariumcarbonat
ausfällt und die Lösung im Gährröhrchen trübt.
Ba(OH)2(aq) + CO2(aq)
BaCO3(s) + H2O
4. Die Sonnenseite der Energie
Bisher wurden über siebzig Aufbauflüge zur ISS unternommen, beginnend mit dem
Start der Proton K am 20.11.1998. Hinzukommen noch viele reine Versorgungsflüge
und Missionen, die zum Austausch oder zur Auf- und Abstockung der Crew an Board
dienten. Es sind noch mindestens weitere fünfzehn Aufbauflüge geplant, die sich bis
ins Jahr 2010 erstrecken und die restlichen Komponenten der Station in den Erdorbit
befördern sollen. Zu Beginn der Aufbauphase ist man davon ausgegangen, dass mit
einer Fertigstellung nicht vor dem Jahr 2006 zu rechnen ist. Zusammen werden mehr
als 100 Komponenten zusammengebaut, die eine Arbeitszeit von mehr als 1000
Stunden
und
von
Menschen
durchgeführte
Weltraumspaziergänge
und
17
Robotertechnologien erfordern. Für all diese Arbeiten, als auch zur Aufrechterhaltung
des ECLSS ist elektrische Energie erforderlich. Die ersten Module, die Trägerraketen
und das Space-Shuttle erhielten und erhalten ihre Energieversorgung ausschließlich
durch Brennstoffzellen.
Versuch 4
Brennstoffzelle
Versuchsbeschreibung: (Vorversuch)
Materialien:
Becherglas (250 mL), 2 Graphitelektroden, Schmirgelpapier, 2
Krokodilklemmen, 4 Kabel, Voltmeter, Netzteil, Reagenzglas mit
Stopfen,
Magnetrührer
mit
Heizfunktion
und
Rührfisch,
Thermometer, Stativmaterial
Chemikalien:
Silbernitrat (AgNO3)
Gefahrensymbol: C, N
R: 34-50/53 S: 26-45-60-61
Ammoniak (NH3) (konz.) Gefahrensymbol: C, N
(w = 0,25)
Ammoniumnitrat
R: 34-50
Gefahrensymbol: O
R: 8-9
Durchführung:
S: 26-36/37/39-45-61
S: 15-16-41
Im Becherglas werden 1,7 g Silbernitrat und 2 g Ammoniumnitrat
in 5 mL konz. Ammoniak-Lösung und 200 mL entionisiertem
Wasser gelöst. Die Lösung wird auf 70 °C erhitzt und mit den
Graphitelektroden 1 h bei 1,5 V Gleichstrom elektrolysiert. Die
kathodische Elektrode wird zuvor mit feinem Schmirgelpapier
etwas angeraut.
Beobachtung:
Die Kathode überzieht sich mit einem silbernen Belag. An der
Anode entstehen Gasbläschen.
18
Auswertung:
Das zugesetzte Ammoniumnitrat wirkt als Elektrolyt, welches die Leitfähigkeit der
Lösung erhöht. An der Kathode läuft folgende Reaktion ab.
+1
0
Ag+ + e-
Ag
Bei den Bläschen an der Anode handelt es sich um Sauerstoff, welcher bei der
Oxidation von Hydroxid-Ionen entsteht. Die Hydroxid-Ionen stammen aus der
Eigendissoziation von Wasser.
-2
0
4 OH-
-2
O2 + 2 H2O + 4 e-
Versuchsbeschreibung:
Materialien:
Tonzylinder, Becherglas 150 mL (hohe Form), Magnetrührer mit
Rührfisch, Platinnetz, versilberte Graphitelektrode (aus dem
Vorversuch),
2
Krokodilklemmen,
4
Kabel,
Voltmeter,
Elektromotor, Hebebühne, Stativmaterial
Chemikalien:
Kaliumhydroxid (c = 0,5mol/L)
Gefahrensymbol: C
R: 35
Wasserstoffperoxid (H2O2)
(w = 0,3)
Methanol
S: 26-36/37/39-45
Gefahrensymbol: Xn
R: 22-41
S: 26-39
Gefahrensymbol: F,T
R: 11-23/24/25-39/23/24/25
S: 7-16-36/37-45
Durchführung:
Zunächst muss der Tonzylinder in der Kaliumhydroxid-Lösung
über Nacht gewässert werden. Aus dem Methanol wird eine
1molare Methanol-Lösung hergestellt. 60 mL dieser Lösung
werden zusammen mit 30 mL der Kaliumhydroxid-Lösung in den
Tonzylinder gefüllt, bis er etwa zu 3/4 voll ist. In die Lösung
taucht das Platinnetz als Anode.
19
In das Becherglas werden etwa 75 mL Kaliumhydroxid-Lösung
gegeben und die versilberte Graphitelektrode als Kathode
eingetaucht
und
fixiert.
Das
Becherglas
wird
auf
dem
Magnetrührer mit der Hebebühne soweit angehoben, bis der
Tonzylinder bis etwa 1cm unterhalb seines Randes eintaucht.
Die Elektroden werden über die Kabel mit dem Motor verbunden
und man wartet bis dieser nicht mehr läuft. Anschließend werden
20 mL Wasserstoffperoxid-Lösung in kleinen Portionen an die
versilberte Graphitelektrode gegossen und vorsichtig mit dem
Rührfisch durchmischt. Die Leerlaufspannung wird am Voltmeter
abgelesen. Zuletzt kann der Motor angeschlossen und seine
Funktion geprüft werden.
Beobachtung:
Es wird eine Spannung von etwa 1 V gemessen. Der
Elektromotor läuft mehrere Minuten lang.
Auswertung:
In
einer
Wasserstoff-Sauerstoff-Brennstoffzelle,
allgemein
auch
einfach
als
Brennstoffzelle bezeichnet, wird die chemische Energie, die bei Oxidationsprozessen
frei wird, direkt in elektrische Energie umgewandelt. Sie funktioniert genau nach dem
umgekehrten Prinzip wie die Elektrolyse von Wasser. Die Brennstoffzelle besteht aus
einer porösen, protonendurchlässigen Membran (Elektrolyt), die von zwei mit Platin
beschichteten Elektroden umgeben ist (siehe Abb. 5).
Abb. 5: Aufbau einer Brennstoffzelle
20
Die Ausgangstoffe Wasserstoff und Sauerstoff werden getrennt an die Elektroden
geführt. Der Wasserstoff gelangt an die Anode; der Sauerstoff an die Kathode. Die
Platinbeschichtung
wirkt
als
Katalysator
und
sorgt
dafür,
dass
die
Aktivierungsenergie der chemischen Reaktion deutlich gesenkt wird.
Folgende Prozesse laufen in einer Brennstoffzelle ab, die auf der Oxidation von
Wasserstoff zu Wasser beruht:
0
+1
4 H+ + 4 e -
Anode:
2 H2
Kathode:
O2 + 4 e -
2 O2-
Folgereaktionen:
2 O2- + 2 H2O
4 OH-
4 H+ + 4 OH-
4 H2O
0
-2
0
Gesamtreaktion:
0
+1 -2
2 H2 + O2
2 H2O
Es entsteht, genau wie bei der heißen Verbrennung (Knallgasreaktion), Wasser. Der
entscheidende Unterschied besteht darin, dass die Prozesse in einer Brennstoffzelle
bei Umgebungstemperatur ablaufen können. Dem an die Anode geführten
Wasserstoff werden durch die katalytische Wirkung der Elektrode die Elektronen
entzogen (siehe Abb. 6). Dabei wird das neutrale Wasserstoffatom in ein Proton und
ein Elektron zerlegt. Zwischen der Anode und der Kathode befindet sich eine
Membran, die nur für Protonen durchlässig ist (Proton Exchange Membran - PEM).
Durch diese gelangen die Protonen auf die Sauerstoffseite, der Kathode. Zwischen
den beiden Elektroden entsteht somit eine Potentialdifferenz, da sich die Kathode
positiv auflädt. Die vom Wasserstoff abgegebenen Elektronen gelangen über einen
Verbraucher zur Kathode, so dass sich ein elektrisches Feld aufbauen kann. An der
Kathode wird Sauerstoff zu O2- reduziert. Das zweifach negativ geladene Oxid-Ion ist
in wässriger Lösung jedoch nicht existent. Es verbindet sich sofort mit den Protonen
zu Hydroxid-Ionen. Solange Wasserstoff und Sauerstoff zugeführt werden, kann
zwischen
den
Elektroden
eine
Spannung
aufrechterhalten
werden.
Die
Brennstoffzelle ist also eine Elektrizitätsquelle, die geräuschlos und ohne Abgase
arbeitet.
21
Abb. 6: Prozesse in einer Wasserstoff-Sauerstoff-Brennstoffzelle (PEMFC)
Die Brennstoffzellen-Technologie ist bereits seit mehr als 100 Jahren bekannt.
Anwendungsgebiete sind unter anderem Kraft-Wärme-Kopplungssysteme, wie sie
etwa in Blockheizkraftwerke vorkommen (auch bei der Brennstoffzelle entsteht
Abwärme, die genutzt werden kann) und der Einsatz bei elektrisch angetriebenen
Fahrzeugen. Im Gegensatz zu Fahrzeugen mit Batteriebetrieb erzielen mit
Brennstoffzellen
angetriebene
Fahrzeuge
Leistungsdichten
und
Reichweiten
konventioneller Kraftfahrzeuge mit Verbrennungsmotor. Neben der WasserstoffSauerstoff-Brennstoffzelle werden auch andere Typen genutzt, die sich in
Betriebsgas oder im mobilen Ion unterscheiden. Jeder Brennstoffzellentyp kann
Wasserstoff als Brenngas direkt umsetzen. Kohlenwasserstoffhaltige Brenngase, wie
z. B. Erdgas oder Methanol, müssen üblicherweise erst in ein wasserstoffhaltiges
Gas umgewandelt werden, bevor sie in der Brennstoffzelle verarbeitet werden
können.
Dieser
Vorgang
der
chemischen
Gasaufbereitung
wird
„Reformierung“ genannt. Der Aufwand für diese Brenngasvorbehandlung ist
abhängig vom verwendeten Brennstoffzellentyp.
22
Tab. 1: Verschiedene Typen von Brennstoffzellen
AFC
PEMFC
MCFC
Alkaline Fuel
Proton Exchange
Molten Carbonate
Cell
Membrane Fuel Cell
Fuel Cell
Mobiles Ion
OH-
H+
CO32-
Anode (Brennstoff)
H2
H2
H2, CH4
Kathode
O2
Luftsauerstoff
Luftsauerstoff
Leistung
10 – 100 kW
0,1 – 500 kW
100 kW
Betriebstemperatur
< 80 °C
60 – 80 °C
650 °C
Merkmale
reiner O2
Membranbefeuchtung
aggressive
notwendig
notwendig
Schmelze
Bezeichnung
Es ergeben sich je nach Typ verschiedene Vor- und Nachteile (siehe Tabelle 1), die
je nach Voraussetzungen entscheidend für die Auswahl eines geeigneten
Brennstoffzellentyps sind. Für die MCFC ist eine Gasaufbereitung weniger gründlich
erforderlich, da sie auch mit Methangas zu betreiben ist. Es sind hierbei jedoch
Temperaturen von über 600 °C erforderlich. In der Raumfahrt wurden AFC und
PEMFC getestet und eingesetzt.
Für die Schule kann ein vereinfachter Versuchsaufbau herangezogen werden. Die
wesentlichen Merkmale einer industriellen Brennstoffzelle sind auch hier gegeben:
-
Ionen durchlässige Membran mit Elektrolyt
-
Umsetzung elektronisch neutraler Stoffe
-
keine bewegten Teile
-
geringe lokale Emission
-
keine Lärmemission
-
hoher Wirkungsgrad
Für den Versuch wird ein Platinnetz als Anode und eine versilberte Graphitelektrode
als Kathode verwendet. Hierdurch wird gewährleistet, dass beide Elektroden eine
große Oberfläche aufweisen. Dies senkt die Aktivierungsenergie der Reaktion
deutlich, da beide Metalle als Katalysatoren wirken. Die Brennstoffzelle lässt sich
somit bei Raumtemperatur effektiv betreiben.
23
Anstelle von Wasserstoffgas wird in der verwendeten schultauglichen, da ohne
Gasbomben und komplizierten Versuchsaufbau auskommenden, Brennstoffzelle
Methanol oxidiert. Als Schülerversuch würde sich auch eine Ethanol- oder
Glucoselösung eignen. Pro Mol Methanol werden 8 Mol Hydroxid-Ionen umgesetzt
und er Alkohol wird zu Kohlensäure oxidiert, die in alkalischer KOH-Lösung als K+(aq)
+ CO32-(aq) und Wasser vorliegt. An der Anode werden Elektronen frei, die über einen
Verbraucher zur Kathode gelangen (siehe Reaktionsgleichung Anode). Die
verbrauchten Hydroxid-Ionen werden durch neue ersetzt, die durch den Tonzylinder
aus dem Kathodenraum in den Anodenraum gelangen. Der Zylinder dient demnach
als halbdurchlässige Membran. Die Hydroxid-Ionen werden durch den mit KOH
gewässerten Ton transportiert. Große Moleküle erreichen nicht die andere Seite,
wodurch die beiden Reaktionsräume nicht verunreinigt werden. Wäre dies der Fall
würde Wasserstoffperoxid den Alkohol in alkalischer Lösung zu Carbonat-Ionen
reduzieren, ohne dass man die chemische als elektrische Energie hätte nutzbar
machen können.
Durch die Verwendung von Wasserstoffperoxid ist es nicht notwendig ständig
Sauerstoffgas
auf
umständliche
Weise
mittels
Gasbomben
zuzuführen.
Wasserstoffperoxid ist eine schwache Säure (pKs = 12). In Gegenwart einer starken
Lauge (KOH) ist die Konzentration an dissoziierten Wasserstoffperoxid-Anionen so
hoch, dass diese anstelle des undissoziierten Wasserstoffperoxids am Platinkontakt
zu Sauerstoff und Hydroxid-Ionen katalytisch zersetzt werden. Der Sauerstoff wird
direkt am Ort der katalytischen Bildung mit Wasser- und Elektronenverbrauch zu
Hydroxid-Ionen reduziert.
-2
+4
Anode:
CH3OH(aq) + 8 OH-(aq)
CO32-(aq) + 6H2O + 6 e-
Kathodenraum:
H2O2(aq) + OH-(aq)
-1
-1
HO2- (aq) + H2O
Pt
-1
Kathode:
2
HO2- (aq)
2
0
-2
-2
0
OH-(aq) +
O2(g)
-2
O2(g) + H2O + 4 e-
Gesamt:
-2
-1
4 OH-(aq)
-2
CH3OH(aq) + 3 H2O2(aq) + 2 OH-(aq)
+4 -2
-2
CO32-(aq) + 6 H2O
24
Bei Fertigstellung im Jahr 2010 werden die über 100 einzelnen Bauteile eine
Raumstation bilden, deren inneres Volumen ungefähr dem einer Passagierkabine
einer Boeing 747 entsprechen wird. Die ISS wird dann 108,5 m lang sein und eine
Spannweite von 88,5 m aufweisen. Ihre Masse wird über 400 t betragen und wohl
über 100 Milliarden Euro an Kosten verschlungen haben. Heute wird die gesamte
benötigte Energie durch Photovoltaik erzeugt. Ein Zusammenschluss von über
64.000 einzelnen Solarzellen wird bei Abschluss der Aufbauarbeiten eine elektrische
Leistung von 19,1 kW liefern. Die abgenommene Spannung von 160 V muss auf eine
Nutzspannung von 120 V transformiert werden. Eine kurze Erläuterung soll über die
Funktion und den Aufbau der verwendeten Silizium-Solarzellen Auskunft geben.
Der photovoltaische Effekt wurde 1887 durch den deutschen Physiker Heinrich Hertz
entdeckt und beruht auf einer durch Sonnenlicht erwirkten Elektronenverschiebung,
die letztlich Strom erzeugt. Der Hauptbestandteil einer herkömmlichen Solar-Zelle ist
Silicium. Die Funktion einer solchen Zelle wird durch zwei unterschiedliche SiliciumSchichten ermöglicht. Eine Schicht wird zu einem p-Halbleiter dotiert, die andere zu
einem n-Halbleiter. Um einen n-Halbleiter herzustellen, können Elemente aus der 5.
Hauptgruppe, wie Phosphor, Arsen oder Antimon verwendet werden. Es verbleiben
„freie“ Elektronen im Gitter. Im Bändermodell gehören diese Elektronen einem
Energiezustand knapp unterhalb des Leitungsbandes an (siehe Abb.8). Aluminium,
Bor oder inzwischen auch andere Dotierungselemente werden in das Siliciumgitter
eingearbeitet, welches zu einem p-Halbleiter mit „Elektronenlücken“ wird (siehe dazu
Abb. 7).
Abb. 7: Siliciumgitter mit Dotierungselementen
25
Abb. 8: Energiediagramm von Valenz- und Leitungsband
Bringt man beide Schichten zusammen, werden an der Grenzschicht die
Elektronenlücken der 2. Schicht von den freien Elektronen der 1. Schicht besetzt. Es
entsteht ein elektrisches Feld, welches von der p-Schicht zur n-Schicht gerichtet ist
und somit der „Elektronenwanderung“ entgegenwirkt. Es ist durch eine so
entstehende Sperrschicht den restlichen freien Elektronen der n-Halbleiterschicht
nicht mehr möglich die verbliebenen „freien Löcher“ zu stopfen. Fällt auf die äußere
n-dotierte
Halbleiterschicht
Sonnenlicht
kann
je
ein
Valenzelektron
eines
Siliciumatoms energetisch angeregt werden und sich von seinem Kern „befreien“ Es
wird in das energetisch höher liegende Leitungsband befördert. Elektronen können
nun in Richtung des elektrischen Feldes diese „Löcher“ von der p-Halbleiter-Schicht
ausgehend besetzen. Es entsteht ein Potentialgefälle von vermehrt negativer Ladung
auf der äußeren n-Schicht und positiver Ladung auf der vom Licht abgewandten pSchicht. Es entsteht eine elektrische Spannung, die von einem Verbraucher
abgenommen werden kann. Um eine brauchbare Leistung erzielen zu können,
müssen mehrere Solarzellen zu größeren Modulen zusammengeschaltet werden.
Die Beleuchtung einer Silizium-Solarzelle als Experiment in der Schule halte ich für
nicht
ausreichend
geeignet,
daran
Eigenschaften
von
Halbleitern
und
photovoltaische Effekte zu erklären, da den Schülern der Blick ins Innere verwehrt
bleibt. Dies wäre gleichbedeutend mit der Behandlung des Verbrennungsmotors im
Physikunterricht, ohne ein Modell mit allen Einzelteilen zu präsentieren und zu
erarbeiten. Im Schülerexperiment des Baus einer Grätzel-Solarzelle kommen die
Schüler vom ersten bis zum letzten Schritt mit allen Bestandteilen in Kontakt. Es wird
sie überraschen, dass sie viele Komponenten, wie TiO2 in Wandfarbe, Anthocyane
als Kirschfarbstoff oder Graphit in Bleistiftminen, aus dem täglichen Umfeld kennen.
26
Die Grätzel-Solarzelle ist benannt nach ihrem Erfinder Michael Grätzel. Der
Schweizer entwickelte die Photovoltaikanlage seit Beginn der 1990er Jahre und ließ
sie
1992
patentieren.
Der
Wirkungsgrad
von
herkömmlichen Silizium-Solarzellen liegt bei 17-22 %.
Dem
gegenüber
erreichen
Grätzel-Zellen
nach
bisherigem Forschungsstand einen Wirkungsgrad von
11,2 %. Dieser Nachteil wird vor allem durch eine
geringere
Umweltbelastung
in
ihrer
Herstellung
ausgeglichen.
Abb. 9: Farbstoffsolarzellen
Versuch 5
Grätzel-Solarzelle
Versuchsbeschreibung:
Materialien:
2 Bechergläser (150 mL), Magnetrührer mit Heizfunktion und
Rührfisch, 4 Objektträger, Porzellanplatte, Zerstäuber, Netzteil, 3
Kabel mit Krokodilklemmen, Amperemeter, Voltmeter, Ofen (auf
600 °C beheizbar), Mörser, Pistill, Glasstab, Messzylinder,
Tesafilm, Büroklammer, Pipette, Glühlampe
Chemikalien:
Antimon(III)-oxid
Gefahrensymbol: Xn
R: 40
Zinn(IV)-chlorid-Pentahydrat
S: 22-36/37
Gefahrensymbol: C
R: 34-52/53 S: 7/8-26-45-61
Methanol
Gefahrensymbol: F,T
R: 11-23/24/25-39/23/24/25
S: 7-16-36/37-45
Salzsäure (konz.)
Gefahrensymbol:
R:
Titandioxid
S:
Gefahrensymbol: R: -
S: -
verd. Salzsäure (c= 0,001 mol/l) Gefahrensymbol: R: -
S: 27
Dosenkirschen (Farbstoff)
Gefahrensymbol: R: -
Iod
S: -
Gefahrensymbol: Xn, N
R: 20/21-50 S: 2-23/25-61
Kaliumiodid
Gefahrensymbol: R: -
Graphit
S: -
Gefahrensymbol: R: -
Durchführung:
S: -
Beschichtung der Objektträger:
Zunächst werden 2 Objektträger im Ofen auf 550 – 600 °C
erwärmt.
Es
empfiehlt
sich
das
Glas
auf
eine
ebene
Porzellanplatte zu legen, um es beim Herausnehmen nicht zu
zerbrechen oder zu verformen. Auf dem Magnetrührer werden im
Becherglas unter Rühren 1 g Antimon(III)-oxid in einem Gemisch
aus 3 mL konzentrierter Salzsäure und 17 mL Methanol gelöst
(Lösung 1).
In einem zweiten Becherglas werden zu 6 mL Methanol 25 g
Zinn(IV)-chlorid hinzugegeben und auf 50°C erwärmt, bis sich
das Salz im Methanol gelöst hat (Lösung 2). Nun gibt man 3 mL
von Lösung 1 zu Lösung 2. Die fertige Lösung wird mit dem
Zerstäuber auf die heißen Objektträger gebracht. Anschließend
wird die Leitfähigkeit geprüft. Hierzu einen Stromkreis mit
Krokodilklemmen, Kabeln, Amperemeter und Netzteil aufbauen.
Aufbringen der Titandioxidschicht (sintern):
12 g Titandioxid werden im Mörser mit wenig verdünnter
Salzsäure zu einem Brei verrührt. Ein beschichteter Objektträger
wird auf einem Stück Papier mit Tesafilm fixiert und der
Titandioxidbrei
gleichmäßig
mit
einem
unbehandelten
Objektträger darauf verteilt. Etwa ein Zentimeter der Länge des
Objektträgers wird an einem Rand freigelassen.
Der so präparierte Objektträger wird für 10 Minuten bei 450 °C
getrocknet.
28
Aufbringen des Farbstoffes (sensibilisieren)
Die Kirschen werden ausgepresst und mit ihrem Saft durch ein
Filterpapier gefiltert. Das Filtrat wird mit einer Pipette auf die
Titandioxidschicht des einen Objektträgers gegeben und diese
vorsichtig mit ention. Wasser abgespült. Danach wird mit Hilfe
eines Föns getrocknet
Aufbringen des Elektrolyten
Auf die gefärbte Titandioxidschicht wird etwas Iod-KaliumiodidLösung geträufelt und wiederum mit dem Fön getrocknet.
Herstellung der Graphitelektrode
Der
leitfähige
Objektträger
ohne
Titandioxidschicht
wird
vorsichtig mit Graphitpulver bestreut.
Beide Objektträger werden etwa zur Hälfte übereinander gelegt
und mit einer umgebogenen Büroklammer befestigt. Die Kabel
werden an das Spannungsmessgerät angeschlossen und die
Krokodilklemmen an die beschichteten Objektträger geklemmt.
Die Grätzel-Zelle wird mit der Lampe beleuchtet. Es wird die
Spannung gemessen.
Beobachtung:
Die abgenommene Spannung schwankt. Sie liegt im Bereich von
1-10 mV.
Auswertung:
Wie
in
der
Durchführung
ersichtlich
ist
die
Verarbeitung
bis
zu
einer
funktionstüchtigen Grätzel-Solarzelle in mehrere Produktionsschritte unterteilt. Jeder
Schritt kann dazu beitragen, dass die Zelle entweder gute oder schlechtere
photovoltaische Eigenschaften aufweist. Als Beispiel wäre das Aufbringen der
leitfähigen Schicht aus Antimon(III)-oxid und Zinn(IV)-chlorid zu nennen. Selbst mit
der Bedampfungsmethode ist keine exakt homogene Schicht auf dem Objektträger
zu erzielen. Die am Voltmeter abgelesene Spannung schwankt sehr stark, je
29
nachdem an welcher Stelle die Krokodilklemmen am Objektträger greifen. Das
System ist auch Schwankungen unterlegen, je nachdem wie viel Elektrolyt oder
Farbstoff aufgetragen wurde oder wie viel Zeit vergangen ist zwischen Fertigstellung
und Messung. Die höchsten Werte wurden bei gerade zusammengesetzten Zellen
gemessen.
Das Voranstellen dieser Fehlerbetrachtung soll das Potential dieses Versuchs als
Schülerexperiment nicht schmälern. Es ist besonders durch die unterschiedliche
Handhabung damit zu rechnen, dass in manchen Schülergruppen sehr gute in
anderen weniger befriedigende Werte erzielt werden, die aber untereinander umso
besser verglichen werden können. Schematisch ist eine Grätzel-Zelle, wie sie in
diesem Versuch hergestellt wurde folgendermaßen aufgebaut:
Abb. 10: Schema Grätzel-Zelle
Im Handel erhältlich sind Glasplatten, die durch eine dünne Schicht mit Fluordotiertem Zinn(IV)-oxid (TCO: Transparent Conductive Oxide) elektrisch leitfähig
gemacht werden. Durch das Aufdampfen einer salzsauren Zinn(IV)-chloridPentahydrat-Lösung auf eine 500 °C heiße Glasplatte entsteht eine leicht selbst
herzustellende Zinn(IV)-oxid-Schicht nach folgender Reaktionsgleichung:
SnCl4 . 5 H2O(aq)
SnO2(s) + 4 HCl + 3 H2O
Methanol als Lösungsmittel sorgt durch seinen niedrigen Siedepunkt für eine bessere
Verflüchtigung von HCl und Wasser und somit für eine homogene SnO 2-Schicht.
Durch den Zusatz des Antimon(III)-oxids werden kleine Mengen Antimon (III) in das
Kristallgitter des Zinn(IV)-oxids eingelagert. Es entsteht ein p-dotierter Halbleiter.
30
Hinter der Titan(IV)-oxid-Schicht verbirgt sich das eigentliche Elektrodenmaterial der
Grätzel-Zelle. Der hohe energetische Abstand zwischen Valenz- und Leitungsband
im TiO2 von 3 eV bedingt, dass es nicht besonders geeignet ist für photovoltaische
Anwendungen. Es muss daher mit einem Farbstoff sensibilisiert werden. Hierfür
bedarf es einer sehr großen Oberfläche des auf der Glasfläche aufgebrachten
Titan(IV)-oxids, um möglichst stabile Wechselwirkungen mit dem Farbstoff zu
ermöglichen. Das pulverförmige TiO2 wird hierfür mit verdünnter Salzsäure zu einer
streichfähigen Paste vermischt und gleichmäßig auf dem leitfähigen Objektträger
aufgebracht. Beim Erhitzen der Schicht auf über 450 °C wird das TiO 2 gesintert.
Durch die Sinterung entstehen viele kleine Hohlräume in der Schicht und damit eine
große Oberfläche, an die der Farbstoff in ausreichender Menge adsorbieren kann.
Diese Struktur erhöht die Oberfläche des Titandioxids bei einer Tiefe von 10 µm um
mehr als das 1000 fache. Eine solch große Oberfläche ist auch anzustreben, damit
ein Wirkungsgrad von ca. 10 % erreicht werden kann. Bei einer glatten Oberfläche
würde ein Wirkungsgrad von nicht mehr als 1 % erreicht werden.
Als geeigneten Farbstoff für die Grätzel-Zelle ist der Anthocyan-Farbstoff der
Sauerkirsche gewählt. Anthocyane und Chlorophylle sind geeignete Farbstoffe für
die Sensibilisierung, da sie stabile Titan-Komplexe bilden können. Am Beispiel eines
Anthocyans sieht die Wechselwirkung wie folgt aus.
Abb. 11: Anthocyan-TiO2-Komplex
Die Hydroxyl-Reste am aromatischen System des Anthocyans können unter
Wasserabspaltung als Liganden am Zentralteilchen Ti4+ einen Komplex eingehen.
Das delokalisierte π-System des Farbstoffes sorgt dafür, dass es leicht durch
sichtbares Licht angeregt werden kann. Die Energiebarriere zwischen HOMO und
LUMO ist hier weitaus geringer als die Bandlücke im Halbleiter Ti(IV)-oxid. Dies
31
kommt durch die tief dunkelrote Farbe des Farbstoffes zum Ausdruck. Durch den
Komplex weitet sich die Delokalisierung auf die TiO2-Schicht aus. Infolge dessen
kann die Titan(IV)-oxid-Elektrode bereits durch energiearme Strahlung im sichtbaren
Bereich (Glühlampe) angeregt werden.
In wässriger Lösung von Kaliumiodid und Iod liegt ein Redoxsystem aus Iodid- und
Triiodid-Ionen vor:
-1
-1/3
3 I-
I3- + 2 e-
Iodid wird unter Abgabe von zwei Elektronen oxidiert und Triiodid unter Aufnahme
von zwei Elektronen wieder zu Iodid reduziert. Wie später erläutert wird ist dieser
Vorgang
wichtig
um
ein
elektrisches
Feld
aufzubauen,
da
entstehende
„Elektronenlöcher“ in der TiO2-Schicht gefüllt werden müssen.
Der Graphitstaub am zweiten Objektträger dient als Gegenelektrode und unterstützt
zudem als Katalysator die Redoxvorgänge im Elektrolyten.
Betrachtet man das System als Ganzes laufen folgende Prozesse in einer GrätzelSolarzelle ab (siehe Abb.12). Durch einfallende Lichtstrahlen wird der Farbstoff
photochemisch angeregt. Die Elektronen werden auf ein höheres Energieniveau
gebracht, welches sich oberhalb der Leitungsbande des Titan(IV)-oxids befindet.
2 Fa
h
2 Fa*
Die Elektronen werden aus dem angeregten Zustand der Farbstoffmoleküle auf das
Leitungsband des TiO2 übertragen und über dieses elektrisch leitende Material zu
der Anode (negative Elektrode) abgeführt. Der Farbstoff muss danach in einer
oxidierten Form vorliegen.
2 Fa* + 2 TiO2
2 Faox + 2 TiO2-
2 TiO2-
TiO2 + 2 e-
Im Unterschied zur normalen Solarzelle liegt hier kein elektrisches Feld vor, welches
die Elektronen zur Anode „zwingt“. Es muss nun auf andere Weise dafür gesorgt
werden, dass die Elektronen auf ihrem Weg nicht wieder zu den ionisierten FarbstoffMolekülen „umkehren“, da es dann keinen Stromfluss geben könnte. Deswegen fügt
32
man die Iod-Kaliumiodid-Lösung als Elektrolyten bei. Die negativ geladenen TriiodidIonen geben je ein überschüssiges Elektron an die positiv geladenen Farbmoleküle
ab.
-1
2 Faox + 2 I3-
0
2 Fa + 3 I2
Die freien Elektronen im Titandioxid werden über die Anode an einen Verbraucher
abgegeben und gelangen über die Kathode (positive Elektrode) zum Elektrolyten.
Hier werden die I2-Ionen wieder zu Triiodid reduziert. Im vorliegenden System
besteht die Kathode anders wie in Abb. 12 nicht aus einer zusätzlichen SiO2-Schicht.
Entscheidend bei der Funktion und der Auswahl der verwendeten Materialien ist,
dass das Leitungsband des TiO2 ein geringeres Energieniveau als der angeregte
Farbstoff haben muss. Der Farbstoff wiederum muss ein geringeres Energieniveau
als der Elektrolyt aufweisen.
Abb. 12: Elektrochemische Prozesse in der Grätzel-Zelle
Im Gegensatz zu Solarzellen, wie man sie immer häufiger auf Häuser- und
Firmendächern findet, bestehen Grätzel-Solarzellen nicht aus Silizium. Wie
beschrieben übernimmt das Silizium in der Photovoltaikanlage zwei wichtige
Aufgaben. Es liefert die Elektronen und befördert sie dank der elektrischen
Leitfähigkeit zu den Elektroden. In der Grätzelzelle übernehmen diese Aufgaben zwei
33
unterschiedliche Stoffe. Ein Farbstoff dient als Elektronenlieferant und Titan(IV)-oxid
übernimmt die Weiterleitung.
Ein gewichtiger Vorteil einer Farbstoffsolarzelle gegenüber der gebräuchlichen
Siliziumvariante
ist
die
Kostenfrage.
Auch
heute
noch
ist
die
Halbleitermaterialherstellung aufwendig und teuer. Hinzu kommt, dass Titan(IV)-oxid
weit verbreitet, billig und völlig ungiftig ist. Weiterhin lässt sich mit der Grätzel-Zelle
ein breiteres Lichtspektrum nutzbar machen, je nach Farbstoffkomplex bis zu 12 %
mehr als in der Siliziumzelle. Der große Nachteil liegt in der Haltbarkeit einer
Farbstoff-Solarzelle.
Leider
werden
durch
die
ständigen
Oxidations-
und
Reduktionsvorgänge in der Zelle die Farbstoffe angegriffen und nach und nach
zersetzt, wodurch das System an Leistung einbüßt.
Die ISS rast mit einer Geschwindigkeit von 28.000 km/h in einem Orbit, der leicht von
allen internationalen Partnern erreicht werden kann. Die Höhe gestattet eine
exzellente Erdbeobachtung mit einer Erfassung von 85 Prozent des Globus und
einem Überflug von 95 Prozent der Erdbevölkerung. Die Aufgaben der Crew sind die
Schwerelosigkeitsforschung, Erdbeobachtung, Extraterrestrik und die Entwicklung
neuer Technologien. Des Weiteren soll die Station als Außenposten zum bemannten
Marsflug genutzt werden. Auf ihrem Weg einmal um die Erde vergeht für die ISS eine
Umlaufzeit von 90 Minuten. Sie befindet sich dabei exakt die Hälfte der Zeit in
orbitaler Dunkelheit. Die Photovoltaikanlage liefert während dieser Zeit keinen Strom,
weswegen zuvor die elektrische Energie gespeichert werden muss. In den USamerikanischen
Segmenten
sind
hierfür
Nickel-Metallhydrid-Akkumulatoren
zuständig. Im russischen Teil übernehmen diese Aufgabe Nickel-CadmiumAkkumulatoren.
Versuch 6
NiFe-Akkumulator
Versuchsbeschreibung:
Materialien: Becherglas (250 mL), 2 Kabel, 1 Nickelbleche, Eisenblech, Netzteil,
Voltmeter, Elektromotor
34
Chemikalien:
Schwefelsäure
Gefahrensymbol: C
(c = 1mol/L)
R: 35
Nickelsulfat
S: 26-30-36/37/39-45
Gefahrensymbol: Xn, N
R: 22-40-42/43-50/53
S: 2-22-36/37-60-61
Kaliumhydroxid
Gefahrensymbol: C
(c = 1 mol/L)
Durchführung:
R: 35
S: 26-36/37/39-45
Die Nickelbleche werden zunächst mit etwas verdünnter
Schwefelsäure gereinigt. Ein Nickelblech wird mit einer fein
verteilten Nickelschicht überzogen. Dazu wird es als Kathode
gegen das andere Nickelblech geschaltet und bei 2 V etwa 5
Minuten elektrolysiert. Als Elektrolyt dient eine etwa 2molare
Nickelsulfat-Lösung. Das präparierte Nickelblech wird kurz
abgespült und an den Pluspol des Netzteils geklemmt. Das
Eisenblech wird an den Minuspol geschaltet. Beide Bleche
werden in die 1 molare Kaliumhydroxid-Lösung gehängt. Es wird
wiederum bei 2 Volt und diesmal für eine Minute elektrolysiert.
Danach wird das Netzteil entfernt und die Spannung zwischen
den Elektroden gemessen. Als Verbraucher dient im Anschluss
ein kleiner Elektromotor.
Beobachtung:
Beim Ladevorgang überzieht sich die Nickelelektrode mit einem
schwarzen Belag, der beim Entladen wieder verschwindet. An
der
Eisenelektrode
beobachten.
Nach
ist
deutlich
dem
eine
Aufladen
Gasentwicklung
ist
zwischen
zu
den
Metallelektroden eine Spannung von 1,3 V messbar. Der Motor
dreht sich anschließend schnell und mehrmals bis er wieder
völlig zum Stehen kommt.
Auswertung:
Nachdem die Metallbleche in die KOH-Lösung eingetaucht werden, überziehen sie
sich unsichtbar für den Betrachter mit einer Ni(II)-hydroxid bzw. Fe(II)-hydroxid Schicht. Während des Ladevorgangs wird Ni(II) oxidiert und Fe(II) reduziert. Beim
35
Entladeprozess wird dieser Vorgang umgekehrt. Hier läuft die Redox-Reaktion
freiwillig ab. Die alkalische Lösung von Kaliumhydroxid dient als Elektrolyt. Wie in
den folgenden Reaktionsgleichungen zu sehen werden Hydroxid-Ionen bei der
Redox-Reaktion umgesetzt.
Ladevorgang:
+2
Anode:
+3
2 Ni(OH)2(s) + 2 OH-(aq)
2 NiOOH(s) + 2 e- + 2 H2O
(schwarz)
+2
Kathode:
0
Fe(OH)2(s) + 2
e-
Fe(s) + 2 OH-(aq)
Entladevorgang:
+3
Kathode:
+2
2 NiOOH(s) + 2 e- + 2 H2O
2 Ni(OH)2(s) + 2 OH-(aq)
0
Anode:
+2
Fe(s) + 2
OH-(aq)
Fe(OH)2(s) + 2 e-
Gesamtreaktion:
+2
+2
0
Laden
2 Ni(OH)2(s) + Fe(OH)2(s)
+3
Fe(s) + 2 NiOOH(s) + 2 H2O
Entladen
Die Gasentwicklung ist dadurch zu erklären, dass beim Ladevorgang nicht nur Fe(II),
sondern auch Oxonium-Ionen, die aus der Dissoziation von Wasser vorliegen,
reduziert werden.
+1
Kathode:
2
H3O+(aq)
0
+2
e-
H2(g) + 2 H2O
Den Aufbau eines NiFe-Akkumulators bezeichnet man wie alle Akkumulatoren als ein
Sekundärelement. Dabei handelt es sich um ein Galvanisches Element, welches
nach dem Entladevorgang durch Anlegen einer elektrischen Spannung wieder
aufgeladen werden kann. Im Gegensatz zu Batterien (Primärelementen) sind die
ablaufenden Redox-Reaktionen hierbei also umkehrbar. NiCd-Akkumulatoren
funktionieren nach dem gleichen Prinzip wie der NiFe-Akkumulator. Beim
Ladevorgang wird hier lediglich anstatt des Eisens zweiwertiges Cadmium zu
elementarem Cadmium reduziert. Der große Vorteil in der Verwendung eines
Übergangsmetalls aus der 12. Gruppe (Zn, Cd, Hg) liegt darin, dass Wasserstoff an
36
ihnen eine große Überspannung hat. Die Reduktion von Oxonium-Ionen zu DiWasserstoff findet hier nicht statt. Der Nachteil besteht jedoch darin, dass Cadmium
als Schwermetall sehr giftig ist und somit Entsorgungsprobleme entstehen.
Wieso verläuft aber beim Entladen die Oxidation von Eisen zu Fe(II) bzw. Cadmium
zu Cd(II) und die Reduktion von Nickel(III)oxid-hydroxid (NiOOH) zu Nickel(II)hydroxid freiwillig ab? Allgemein formuliert kann man den Befund, indem man edle
und unedle Metalle gegenüberstellt. Eisen bzw. Cadmium ist unedler als Nickel.
Nickel ist demnach eher bestrebt in seiner reduzierten Form als elementares Nickel
vorzuliegen als Eisen und Cadmium. Das Reduktionspotential von Nickel ist also
größer. In der Spannungsreihe nimmt das Standardpotential vom System Ni/Ni(II)
gemessen gegenüber der Standardwasserstoffelektrode einen Wert von E° = -0,21 V
an. Dieser Wert ist positiver als die Standardpotentiale der Systeme von Fe/Fe(II)
und Cd/Cd(II):
Fe
Fe2+
+ 2 e-
E° = - 0,41 V
Cd
Cd2+
+ 2 e-
E° = - 0,40 V
H2 + 2 H2O
2 H3O+
+ 2 e-
E° = 0 V
Im Ni/Cd-Akkumulator liegen anders als in anderen Galvanischen Elementen jedoch
keine Metall-Ionen in Lösung vor. Daher müssen die Standardpotentiale der
eigentlichen Reaktionen herangezogen werden:
+2
2 Ni(OH)2(s) + 2 OH-(aq)
0
Cd(s) + 2 OH-(aq)
+3
2 NiOOH(s)
+ 2 e- + 2 H2O
E°Ni = + 0,49 V
+ 2 e-
E°Cd = - 0,81 V
+2
Cd(OH)2(s)
Aus dem Bestreben von Ni(III) zu Ni(II) zu reduzieren und von Cd zu Cd(II) zu
oxidieren resultiert die Elektromotorische Kraft (EMK) dieses Elements. Sie errechnet
sich aus der Differenz beider Elektrodenpotentiale, die für andere Galvanische
Elemente mit der NERNST’schen Gleichung bestimmt werden. Wie bereits erwähnt
liegt keins der beiden Metalle als Ionen in Lösung vor. Die Konzentrationen bzw.
Aktivitäten der Metalle sind im Festkörper auf den Wert 1 zu setzen. Es ergibt sich:
EMK(NiCd-Akku) = ENi - ECd = E°Ni - E°Cd = 0,49 - (- 0,81) = 1,3 V
37
Die gleiche Spannung wurde auch im NiFe-Akkumulator abgenommen. Das
Standardpotential zwischen Eisen und Eisenhydroxid nimmt demnach den gleichen
Wert an, wie das des Systems Cadmium/Cadmiumhydroxid.
5. Fazit und Schulrelevanz
Die Versuche wurden nach Schultauglichkeit ausgesucht, leicht modifiziert oder wie
im Falle des Photo-Fenton-Experiments neu erdacht. Die Behandlung der Versuche
im Unterricht kann in folgende Themengebiete des Hessischen Lehrplans für
Gymnasien (G8) eingebettet werden.
•
7G
Luft (Quantitative Zusammensetzung)
•
7G
Wasser und Wasserstoff (Wasserstoff als Energieträger)
•
8G
Elektrolyse
•
10G
Ausgewählte Redox-Reaktionen (Elektrochemische Spannungsquellen,
Elektrolyse, Redoxvorgänge)
•
11G
fakultativ: Farbstoffe (Struktur und Lichtabsorption)
•
12G
Wahlthema Angewandte Chemie
•
•
–
natürliche Farbstoffe und Pigmente
–
Abwasseranalytik und -aufbereitung
12G
Wahlthema Elektrochemie
–
elektrochemische Spannungsreihe
–
Galvanische Elemente, elektrische Stromerzeugung
–
Elektrolyse
Projektarbeit im FÜU („Die ISS“)
– Politik: Internationales Gesetz, Internationale Zusammenarbeit)
–
Geschichte: Kalter Krieg
– Biologie: Muskeln, Pflanzenwachstum, -physiologie
–
Physik: Gravitation, Vakuum
38
6. Abbildungsverzeichnis
Abb. 1:
Abb. 2:
Abb. 3:
Abb. 4:
Abb. 5:
Abb. 6:
Abb. 7:
Abb. 8:
Abb. 9:
Abb. 10:
Abb. 11:
Abb. 12:
http://de.wikipedia.org/wiki/Juri_Alexejewitsch_Gagarin
(11.07.07)
http://www.stefan-arold.de/pics-sixties/mondlandung.jpg
(11.07.07)
http://www.spacefacts.de/iss/patches2/iss_project.jpg
(28.06.07)
übers. nach: http://www.spaceref.com/iss/ops/iss.familiarization.pdf (S.62)
(17.06.07)
http://de.wikipedia.org/wiki/Brennstoffzelle
(09.06.07)
http://www.physik.fu-berlin.de/schulkontakte/physlab/labor/img/
Brennstoffzelle.pdf (S.4)
(09.06.07)
http://www.physik.fu-berlin.de/schulkontakte/physlab/labor/img/
Brennstoffzelle.pdf (S.9)
(09.06.07)
http://www.physik.fu-berlin.de/schulkontakte/physlab/labor/img/
Brennstoffzelle.pdf (S.10)
(09.06.07)
http://www.computerbase.de/lexikon/Gr%C3%A4tzel-Zelle
(11.07.07)
http://www.science-forum.de/download/graetzelober.pdf (S.4)
(10.07.07)
http://www.science-forum.de/download/graetzelober.pdf (S.5)
(10.07.07)
http://www.farbstoffsolarzelle.de
(10.07.07)
7. Literatur
ISS:
http://www.astronomie.de/raumfahrt/iss/newsarchiv/iss-2.htm
http://www.spaceref.com/iss/ops/iss.familiarization.pdf
http://www.raumfahrer.net/raumfahrt/bemannt/home.shtml
http://www.dglr.de/
http://www.astrolabium.net/
Allgemeines:
Riedel, E. (1999): Anorganische Chemie. Berlin, New York. De Gruyter.
Hollemann, A. / Wiberg N. (1995): Lehrbuch der Anorganischen Chemie. Berlin, New
York. De Gruyter.
http://www.dlr.de/schoollab/desktopdefault.aspx/tabid-1736/2332_read-3746/
http://www.merck-chemicals.de/
39
Brennstoffzelle:
Fachbereich Chemie: Skript zur Lehrerfortbildung. Versuch Nr.7. Philipps-Universität
Marburg.
Woyke, A. / Führ, U.: Praktikumsskript: Bau und Funktionsweise einer Grätzelzelle.
Sek I. Universität Siegen
Prof. Waas (2005): Maschinentechnisches Praktikum: Brennstoffzellen-Versuch.
Fachbereich Maschinenbau/ Fahrzeugtechnik/Flugzeugtechnik der Fachhochschule
München.
http://www.physik.fu-berlin.de/schulkontakte/physlab/labor/img/Brennstoffzelle.pdf
CO2-Springbrunnen:
van der Veer / W, de Rijke, P. (1994): Die Löslichkeit von Kohlendioxid in Wasser
– ein verblüffendes Experiment. CHEMKON 2
Elektrolyse von Wasser:
http://www.chemieunterricht.de/dc2/echemie/elh2oev.htm
http://www.chemieunterricht.de/dc2/echemie/h2o-elek.htm
Grätzelzelle:
Woyke, A. / Führ, U.: Praktikumsskript: Bau und Funktionsweise einer Grätzelzelle.
Sek I/II. Universität Siegen
http://www.sfv.de/briefe/brief95_3/sob95314.htm
http://www.unibayreuth.de/departments/didaktikchemie/cnat/kunststoffe/solarzelle_e_l.htm
http://martin.wierzbicki.org/list_category.php?ID=5
NiFe-Akkumulator:
Winter, M. / Besenhard, J. (1999): Wiederaufladbare Batterien – T1. In: Chemie in
unserer Zeit Nr. 5.
Winter, M. / Besenhard, J. (1999): Wiederaufladbare Batterien – T2. In: Chemie in
unserer Zeit Nr. 6.
Photo-Fenton-Reaktion:
Arbeitsgruppe Angewandte Elektrochemie und Chemische Umwelttechnik der der TU
München: Oxidativer Abbau von refraktärem CSB mit Fentons Reagenz
http://www.dlr.de/schoollab/Portaldata/24/Resources/dokumente/kp/Experimentbesch
reibung_Solare_Wasserreinigung.pdf
Sauerstoffdarstellung aus KClO3
Fluck, E. /Mahr, C.(1985): Anorganisches Grundpraktikum. VCH. Weinheim.
40
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