Skript Phytopath-Praktikum 2006

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Studiengang Biologie
- Hauptstudium SS 2006
Kurspraktikum "Phytopathologie"
(Pflanzliche Schaderreger)
Praktikumsanleitung
Prof. Dr. Jutta Ludwig-Müller
1
2
1. Einleitung
Krankheiten und Beschädigungen an Pflanzen gehören zu den normalen Erscheinungen im
Werden und Vergehen der Natur. Die Ursachen dafür aufzuklären, um Erkrankungen verhüten
oder bekämpfen zu können, ist seit Jahrhunderten das erklärte Ziel der Phytopathologie. Dabei
wurde die Erforschung von Krankheiten bis ins 20. Jahrhundert hinein häufig von Spezialisten, z.
B. von Entomologen, Mykologen und Bakteriologen isoliert im Hinblick auf Schadursachen
bearbeitet.
Erst in der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts reifte die Erkenntnis für ein einheitliches Wissensgebiet
„Phytomedizin“ heran (Braun 1949), in dem die Spezialgebiete ihren eindeutigen und
unanfechtbaren Platz haben. Unter Phytomedizin wird heute die Wissenschaft von kranken und
beschädigten Pflanzen und die Fertigkeit, sie "gesund zu erhalten oder zu heilen", verstanden.
(Hoffmann u.a. 1994).
Sie wird sinnvollerweise in 3 Ebenen gegliedert:
- Ätiologie (Ursachenforschung)
- Pathologie (Erforschung des Zustandes der kranken Pflanze)
- Hygiene und Therapie (Pflanzenschutzforschung).
Im Praktikum "Phytopathologie" werden vorrangig Kenntnisse über Krankheiten, die durch
Mikroorganismen (Viren, Bakterien und Pilze) verursacht werden, vermittelt.
2. Ziele des Praktikums
Ziel dieses Praktikums ist der Erwerb von praktischen Fähigkeiten und Fertigkeiten zum
Diagnostizieren, Bonitieren oder Bekämpfen von Pflanzenkrankheiten. Dazu gehören aber auch
die Extraktion von Inhaltsstoffen, die etwas mit der Auslösung von Krankheiten zu tun haben.
Neben dem Einarbeiten in allgemeine phytomedizinische Arbeitsmethoden, wie z. B. in die
Isolierung und Kultivierung von Krankheitserregern sowie in die Infektion von Versuchspflanzen
und in die Prüfung von Pflanzenschutzmitteln werden im Praktikum auch spezielle Methoden zur
Diagnose von Pflanzenkrankheiten unter Freiland- und Laborbedingungen vermittelt.
Dazu gehören auch spezielle Methoden der Virologie, Bakteriologie und Mykologie, beginnend
bei Symptomanalysen bis hin zu modernen Diagnoseverfahren, wie z.B. Fluoreszenz- und
ELISA-Test.
3
3. Organisation des Praktikums
3.1. Voraussetzungen
- Vordiplom
- Vorlesung "Phytomedizin" (Prof. Dr. Ludwig-Müller)
3.2.Termine und Ablaufplan
Das Praktikum findet in der Zeit vom 3. April bis 13. April 2006 statt. Es wird von Mitarbeitern
des Lehrstuhles für Pflanzenphysiologie der TU Dresden (Leitung Prof. Dr. Ludwig-Müller)
durchgeführt.
Den Abschluss des Praktikums bildet ein Seminar, an dem die Ergebnisse durch die
Kursteilnehmer vorgestellt und diskutiert werden sollen.
Ablaufplan siehe nächste Seite.
Abweichungen von diesem Plan in einzelnen Punkten ist möglich.
4
Ablaufplan
Praktikum Phytopathologie I
Ort: Institut für Botanik, Neubau Zellescher Weg 20b, Raum 244
Zeit
Mo
Themenkomplexe
1. Woche
03. 4. 2006
9.20-12.40
Begrüßung, Einführung, Arbeitsschutzbelehrung
4.1. Isolierung von Erregern
4.2. Reinkulturen von Erregern
4.3.1. Umfallkrankheit
4.4. Prüfen von Pflanzenschutzmitteln
Video
13.00-16.20
Di
04. 4. 2006
13.00-16.20
Mi
Do
4.1.3. Punkt 4 (Teil 2)
4.5. Plasmodiophora-Infektion
05. 4. 2006
9.20-12.40
4.8.
4.8.3.
4.8.4.
4.8.5.
4.8.6.
4.8.7.
Mykologie I:
Weiß- und Braunfäule
Lignin-Peroxidase-Nachweis
Chitinnachweis
Cellulase in Rhizoctonia
Antagonismus zwischen 2 Pilzen
13.00-16.20
4.9.
Gibberelline aus Fusarium
06. 4. 2006
13.00-16.20
Fr
4.3.2. Sporensuspension
4.3.3. Sporenkeimung
4.3.4. Infektion
4.8.2. Mykologie II (Fusarium)
07. 4. 2006
9.20-12.40
13.00-16.20
4.8.1. Mykologie III: Organisationsformen
phytopathogener Pilze
Seite
5
2. Woche
Mo
Di
10. 4. 2006
9.20-12.40
4.8.8. Mykologie IV:
Bestimmung von Polygalacturonase-Aktivität
13.00-16.20
4.10. Mykorrhiza
4.11. pfl. Chitinase-Nachweis I
11. 4. 2006
13.00-16.20
Mi
Do
4.11. pfl. Chitinase-Nachweis II
12. 4. 2006
9.20-12.40
4.10. Fortsetzung Mykorrhiza
13.00-16.20
4.11. pfl. Chitinase-Nachweis III
Auswertungen
13. 4. 2006
Seminarvorträge
13.00-16.20
Bitte beachten Sie bei dem Versuchsplan, dass viele Versuchsansätze einer kontinuierlichen
Auswertung bedürfen, die nicht im Detail im Skript steht und die Sie selbstständig vornehmen
sollen.
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6
3.3. Laborordnung und Arbeitsschutz
Die Teilnahme am Praktikum ist nur nach erfolgter Sicherheitsbelehrung gestattet. Für das
Blockpraktikum "Phytopathologie" gilt neben der bereits bekannten "Praktikumsordnung" die
"Allgemeine Laborordnung für das Institut für Botanik".
Alle Praktikumsteilnehmer sind verpflichtet, sich anhand der in den Laborräumen ausliegenden
Exemplare über den Umgang mit Gefahrstoffen, Abfallentsorgung, Lage von Erste-Hilfe-Kästen,
Notduschen, Sicherheitsstromabschaltungen usw. zusätzlich zur Sicherheitsbelehrung zu
informieren.
- In Räumen, in denen mit Mikroorganismen gearbeitet wird, sind Essen, Trinken, Rauchen
- sowie Kauen von Kaugummi verboten.
- Beim Arbeiten mit Mikroorganismen sind saubere, weiße Arbeitsschutzkittel zu tragen.
- Beim Betreten und Verlassen der Räume, in denen mit Mikroorganismen gearbeitet wird, sind
die Hände mit Desinfektionslösung zu waschen.
- Geräte, die mit Mikroorganismen Berührung hatten, sind nach Benutzung in Gefäße mit
Desinfektionslösung zu bringen; niemals auf dem Arbeitsplatz abzulegen!!
Impfnadeln werden stets ausgeglüht.
- Nach eventuellem Verschütten oder Verspritzen von keimhaltigen Lösungen werden die verunreinigten Flächen oder Geräte mit desinfektionslösungsgetränktem Zellstoff abgedeckt und
einige Minuten desinfiziert.
3. 4. Auswertung, Protokolle und Teilnahmebescheinigung
Alle Versuche sind mit Protokollen, Zeichnungen, Grafiken oder Fotos auszuwerten. Diese
Versuchsauswertungen stellen die Grundlage zum Erhalt der Teilnahmebescheinigung
(Praktikumsbeleg) dar.
Desweiteren sind für den Praktikumsbeleg erforderlich:
- regelmäßige Teilnahme
- ein selbst gefertigtes Merkblatt über notwendige Vorarbeiten und durchzuführende Untersuchungen für Krankheitsdiagnosen in der Phytomedizin.
Alle genannten Materialien müssen spätestens 2 Wochen nach Praktikumsende abgegeben
werden.
Seite
7
4. Praktikumsversuche
Allgemeine Methoden der Phytopathologie
4.1.
4.1.1.
4.1.2.
4.1.4.
4.2.
4.3.
4.3.1.
4.3.2.
4.3.3.
4.3.4.
4.4.
4.5.
Isolierung von Erregern
aus frischen Pflanzenmaterial
aus Holz
aus Bodenproben
Reinkulturen von Erregern
Rhizoctonia, Fusarium, Alternaria, Botrytis
Infektionsmethoden
Umfallkrankheit
Kiefernkeimlinge, Rhizoctonia, Netzbodengefässe
Herstellen von Sporensuspensionen
Botrytis, Zählen, Messen, Verdünnungsreihen
Sporenkeimung
Botrytis oder andere Pilzart
Infektion
von Tomaten- und Chrysanthemen - Jungpflanzen
durch Botrytis (Grauschimmel)
Prüfung von Pflanzenschutzmitteln
Fungizid-Test (Wirkung von DISCUS) auf:
Rhizoctonia, Fusarium, Alternaria, Botrytis, Cladosporium
oder Pilz nach eigener Wahl
dazu Video über Pflanzenschutzmittel
Infektion von Chinakohl durch Plasmodiophora brassicae
Spezielle Methoden der Phytopathologie (Diagnosemethoden)
4.8.
4.8.1.
4.8.2.
4.8.3.
4.8.4.
4.8.5.
4.8.6.
4.8.7.
4.8.8.
4.9.
Mykologie (phytopathogene Pilze)
Organisationsformen phytopathogener Pilze
Bestimmung verschiedener Fusarien
Nachweis von Braunfäule / Weißfäule
Nachweis holzzerstörender Pilze in Kultur (Lignin-Peroxidase)
Chitinnachweis in Pilzen
Cellulaseaktivität von Rhizoctonia solani auf Nähragar
Beobachtung der Wirkungsweise eines auf anderen Pilzen parasitierenden Pilzes
Bestimmung von Polygalacturonase-Aktivität
Symbiose vs. Parasitismus: Arbuskuläre Mykorrhiza
Ausgewählte Versuche zur Phytopathologie
4.10.
4.11.
Gibberelline aus Fusarium
Pflanzliche Abwehr: Nachweis von Chitinase
8
4.1. Isolierung von Erregern
Versuchsziel:
- Isolierung von Erregern aus erkrankten Pflanzenmaterialien
Pflanzenmaterial:
- 4.1.1. unverholzte (weiche) Pflanzenteile mit Befallssymptom
- 4.1.2. verholzte Organe mit Pilzbefall
Erreger:
- zu isolieren
Geräte/Reagenzien:
- Petrischalen mit Malz-Agar, 3%
- Ethanol, 70%
- Bunsenbrenner
- Pinzette
- Drigalski-Spatel
Durchführung:
4.1.1. Blätter mit braunen Nekrosen z.B. Rhododendron Mahonia beali syn., oder Berberis
japonica var. beali, Hedera helix (gewöhnlicher Efeu) werden 10 bis 15 min mit 0,1% Chinolin
geschwenkt und ein bis 3 mal mit autoklavierten Wasser gespült.
Die sterilisierten Pflanzenteile werden in sterile 3% Malz-Agar-Platten überführt.
4.1.2. Ein beliebiges Holzstückchen mit visuell erkennbarer Tracheomykose wird kurz über der
Flamme eines Bunsenbrenners abgeflammt und in sterile 3% Malz-Agar-Platten überführt.
Die Platten von 4.1.1. und 4.1.2.:
- mit Parafilm umwickeln, um Austrocknen zu verhindern und Sterilität zu
Gewähr leisten
- einige Tage bei Zimmertemperatur oder im Brutschrank bebrüten, damit der
Erreger aus dem Planzenmaterial herauswachsen kann.
Auswertung:
- Makroskopische Charakterisierung der isolierten Mikroorganismen
- Mikroskopische Untersuchung und Bestimmung einzelner, typischer
„Keime“
- Zeichnung (Skizze) charakterisischer Bestimmungs- (Erkennungs-)
merkmale
- vom vermutlichem Erreger Reinkultur anlegen
(ebenfalls auf 3% Malz-Agar-Platten
4.1.3. aus Bodenproben
Vorbereitung 14 Tage vor Übung:
-
-
Pythium debaryanum auf Kartoffel-Dextrose-Agar 14 Tage kultivieren, mit Mixer in
Wasser suspendieren, Anzuchtkästen a mit gedämpfter, b mit ungedämpfter Erde füllen,
Suspensionen getrennt mit Erde (a und b) vermischen.
außerdem sollten 2 Anzuchtkästen ohne Infektion hergestellte werden
9
- Agarplatten vorbereiten: Kartoffel-Dextrose-Agar (KDA), Wasseragar + 100 ppm
Streptomycinsulfat, wässrige Lösung von 100 ppm Streptomycinsultat Tabaksamen vorbereiten
Durchführung:
für Pythium:
1. Tabaksamen in verseuchte Anzuchtkästen aussäen, mit Glasscheiben abdecken, bei 25 oC
und hoher Luftfeuchtigkeit kultivieren, infizierte Pflänzchen (Umfallkrankheit) in Wasser
reinigen, 2 min in Chlorox behandeln und anschließend 3-mal in sterilem Wasser waschen.
Erkranktes Gewebe auf KDA und Wasseragar in Petrischalen, erkrankte Pflänzchen in steriles
Wasser übertragen.
2. Bodenkrümel aus verseuchten Anzuchtkästen (a und b) sofort auf KDA und Wasseragar
übertragen.
3. 25 g Bodenproben in sterile Messzylinder füllen, mit sterilem Wasser auf 250 ml auffüllen,
rühren und in sterile 1-l-Erlenmeyerkolben schütten, Proben 30 min schütteln,
1 ml Suspension in 9 ml steriles Wasser pipettieren, schütteln, 1 ml davon in 9 ml
steriles Wasser pipettieren (1: 100) und Verdünnungen in derselben Weise bis 1 : 1 000 000
fortsetzen.
Jeweils 1 ml der Verdünnungen in 2 sterile Petrischalen pipettieren, mit Wasseragar bzw. KDA
(42 oC) beschicken und mit einem Drigalski-Spatel verteilen. Kulturen bei 24-28 oC 5 Tage
aufbewahren (Abb. 1).
Abbildung 1.
Isolierung von Mikroorganismen aus dem Boden mit Verdünnungsmethode
Nach ECKERT und TSAO (1962):
Teil 1: Frische Kartoffelwürfel (3 mm) 1 h (evt. kürzer inkubieren) lang in wässriger
Streptomycinsulfat-Pimaricin-Lösung legen, Bodenproben aus verseuchten Anzuchtkästen in
Petrischalen auslegen, mit sterilem Wasser befeuchten, darin Kartoffelwürfel 5-15 h bei 31 oC
inkubieren.
Teil 2: Kartoffelwürfel in sterilem Wasser waschen, in Wasseragar auslegen und 24 h bei 24 bis
28 oC aufbewahren (Abb. 2).
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Abbildung 2. Isolierung von Mikroorganismen aus dem Boden mit Kartoffelwürfeln nach
ECKERT und TSAO
Die in den verschiedenen Isolierungsmethoden auf Nährböden auswachsenden
Organismenkolonien auszählen, Prozentsatz von Pythiumkolonien bestimmen.
4.2. Reinkulturen von Erregern
Versuchsziel:
- Reinkultur eines vermutlichen Krankheitserregers aus einer
Mischkultur
Erreger:
- zu isolieren
Geräte/Reagenzien:
- Petrischalen mit Malz-Agar, 3%
- Malz-Agar-Röhrchen
- Ethanol, 70%
- Bunsenbrenner
- Impfnadel
Durchführung:
Ein aus dem Pflanzenmaterial (vom Versuch 5.1.) herauswachsender Erreger wird auf MalzAgar-Platten überimpft. Der Pilz muss nach dem Wachsen solange in Agarröhrchen
umgeimpft werden bis er in Reinkultur vorliegt.
Auswertung
- Reinkultur eines phytopathogenen Erregers
- Protokoll
* Pilzart
* Wildpflanze
* Nährmedium
* Herkunftsort
* Isolierdatum
* Name des Präparators
* Name des Sammlers
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4.3. Infektionsmethoden
4.3.1. Umfallkrankheit
Krankheit:
- Umfallkrankheit
Versuchsziel:
- Beobachtung der Umfallkrankheit bei Pinus sylvestrisKeimlingen, die mit Rhizoctonia infiziert wurden
Wirtspflanze:
- Gemeine Kiefer (Pinus sylvestris L.)
Erreger:
- Rhizoctonia sp.
Geräte/Reagenzien:
- Erlenmeyerkolben, 100 ml
- Malzextrakt-Nährlösung, 3%
- Homogenisator
- Netzbodengefäße
- Stereomikroskop
Durchführung:
3% Malzextrakt-Nährlösung in 100 ml Erlenmeyerkolben mit Rhizoctonia sp. beimpfen, 3
Tage bei 27°C bebrüten. Das heranwachsende Pilzmyzel wird in der Nährlösung
homogenisiert und das Homogenat in Netzbodengefäße gegeben. Die Netzbodengefäße
werden mit Pinus sylvestris-Keimlingen (Stadium 7) bepflanzt. Ein Netzbodengefäß ohne
Rhizoctonia dient als Kontrolle.
Auswertung:
- Beobachtung der Kiefernkeimlinge
- Bonitur der Schadsymptome
- mikroskopische Untersuchungen der Wurzeln und/oder Hypokotyle
- Protokoll
4.3.2. Herstellen von Sporensuspensionen
Versuchsziel:
- Herstellung von Sporensuspension mit definierter Sporendichte
Erreger:
- Botrytis sp. oder ander Erregerart
Geräte/Reagenzien:
- Petrischalen oder Röhrchen mit Malz-Agar
- Zählkammer nach Neubauer
- Erlenmeyerkolben
- Pipetten, 1ml u. 10ml
- physiologische Kochsalzlösung, 0,9%
- Malznährlösung, 3%
Durchführung:
- 3% Malz-Agar-Platten oder -Röhrchen mit Erregerart beimpfen
- bis zur intensiven Sporulierung bei 27°C kultivieren
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- Sporen mit 10 ml physiol. Kochsalzlösung abspülen
- die 10 ml in 1 Reagenzglas füllen (für alle Gruppen)
- Ermittlung der Zellzahl dieser Ausgangssuspension
- weitere Durchführung siehe 4.3.4.
Auswertung:
- Sporendichte der Ausgangssuspension mit Neubauer-Zählkammer
ermitteln
- Herstellung von 2 Verdünnungsstufen mit definierter Sporendichte
aus der Sporensuspension
- weitere Durchführung siehe 4.3.4.
Abbildung 3. Die Neubauer-Kammer
A. Zählnetz der NEUBAUER-Kammer:
1 mm2;
Tiefe:
0,1 mm
1 cm3 = 1ml
Zellen in einem Großquadrat
(GQ) = Zellen /0,0001 cm3
(0,1 mm3)
Zellzahl Z = Zellen/ml
Zellen/GQ * 10000 = Z
B. Zählweise:
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4.3.3. Sporenkeimung
Versuchsziel:
- Beobachtung der Sporenkeimung auf
* Agar-Objektträgern und
* im hängenden Tropfen
Erreger:
- Botrytis sp. oder andere Mikroorganismenart
Geräte/Reagenzien:
- Petrischalen
- Objektträger
- Malz-Agar, 3%ig
- Malznährlösung, 3%ig
- Sprühflaschen
- Pipetten
Durchführung:
Zur Sporenkeimung stellt man sich aus einer Petrischale von 90 mm Durchmesser eine
feuchte Kammer durch Einlegen von feuchten Filterpapier und zwei Glasstäben her und
sterilisiert sie. Dann legt man auf die Glasstäbe einen Objektträger mit einem dünnen Film
von 3% Malz-Agar.
a) Darauf werden die Sporen (in 0,9 % Kochsalzlösung) mit einer Pipette aufgetropft.
b) Manche Sporen keimen im hängenden Tropfen besser:
Ein Tropfen Nährlösung mit Sporen wird mit einer Pipette auf ein Deckgläschen gebracht.
Vor dem Aufbringen des Deckgläschen auf einen Objektträger mit Hohlschliff wird es
durch einen Gummiring gestützt.
Auswertung:
- Petrischalen sind bei 27°C aufzustellen
- in regelmäßigen Zeitabständen überprüfen
(manche Pilze keimen nach 1 Stunde, manche erst nach längerer
Zeit)
- Anzahl gekeimter Sporen ermitteln
- Sporenkeimung im Zeitverlauf protokollieren
- Keimverlauf grafisch darstellen
- Anzahl gekeimter zu ungekeimten Sporen ins Verhältnis setzen
4.3.4. Infektion
Krankheit:
- Grauschimmel (Botrytis cinerea Pers.ex Nocca Balbis)
Versuchsziel:
- Beobachtung des Verlaufs von Grauschimmel-Erkrankungen
Wirtspflanze:
- Tomaten (Lycopersicon esculentum Mill.) und ChrysanthemenJungpflanzen (Chrysanthemum sp.)
Erreger:
- Botrytis cinerea oder Erreger nach Wahl
- 2 Sporensuspensionen unterschiedlicher Dichte
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Geräte/Reagenzien:
- dest. Wasser
- Sprühflaschen
Durchführung:
Sporensuspension aus Versuch 4.3.2. auf Testpflanzen mit einer feinen Spritzflasche
aufsprühen. Vor der Ausbringung der Sporensuspension werden die Pflanzen mit dest. Wasser
besprüht.
Die Pflanzen werden unter definierten Luftfeuchtigkeitsverhältnissen, Licht und Temperatur
in der Phytokammer kultiviert.
Kontrollpflanzen nur mit dest. Wasser besprühen.
Auswertung:
Die Pflanzen werden auf Grauschimmel bonitiert (Protokoll).
0 = kein Schaden
0,5 = vereinzelt graue oder braune Blattspitzen, Farbtonänderung
1 = Schaden verstärkt sich auf 20% der Pflanze
2 = Schaden verstärkt sich auf 40% der Pflanze
3 = über die Hälfte der Pflanze ist geschädigt
4 = vereinzelt noch grüne Blätter
5 = Pflanze braun, stirbt ab
4.4. Prüfung von Pflanzenschutzmitteln
Versuchsziel:
- Erkennung der Hemmwirkung unterschiedlicher Konzentration
eines Pflanzenschutzmittels
Erreger:
- Botrytis sp. oder Erreger nach Wahl
Geräte/Reagenzien:
- Petrischalen
- Impfnadel
- Bunsenbrenner
- Malz-Agar
- Fungizid „Discus“ (von BASF)
Wirkstoff:
Indikation gegen:
Wirkungsweise:
Kresoxim-methyl
Blatt- u. Fruchtschorf, Mehltau
wirkt vorbeugend durch Hemmung
der Sporenkeimung
Durchführung:
Es werden 6 Petrischalen mit 3% Malz-Agar gegossen. Zu dem Malz-Agar für je 2
Petrischalen werden vor dem Gießen 0,025% und 0,05% „Discus“ gegeben. 2 Petrischalen
ohne Discus werden als Kontrolle verwendet.
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Versuchsanordnung:
Kontrolle
Botrytis BK
Erreger nach Wahl EK
0,025% Discus
Botrytis B 25
Erreger nach Wahl E 25
0,05% Discus
Botrytis B 50
Erreger nach Wahl E 50
Die Malz-Agar-(Fungizid) Platten werden punktförmig mit einem Mycelstück in der Mitte der
Petrischale beimpft.
Bebrütung der Platten bei 28°C im Brutschrank.
Auswertung:
- makroskopische Beschreibung der Kolonien
(Aussehen, Form, Farbe)
- Messung des Durchmessers der Kolonien zu verschiedenen Zeiten
- Berechnung der Hemmwirkung
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4.5. Infektion von Chinakohl mit Plasmodiophora brassicae (Kohlhernie)
Die als Kohlhernie (deutsch: Kropfkrankheit) bezeichnete Krankheit, in deren Verlauf sich die
Wurzeln von befallenen Pflanzen tumorartig verändern, wird durch ein im Boden lebendes
Pathogen, Plasmodiophora brassicae verursacht. Diese Pflanzenkrankheit findet sich speziell in
der Familie der Kreuzblütengewächse (Brassicaceae). In Europa besonders geschätzte
Kulturgemüse wie Chinakohl, Brokkoli, Blumenkohl, Rettich, Weißkohl, Rotkohl und Kohlrabi,
aber auch Raps und Senf, gehören zu dieser Pflanzenfamilie. Der Befall durch diesen Parasiten ist
eine der häufigsten Krankheitsursachen in der Familie der Kreuzblütengewächse.
Schätzungsweise 10 Prozent der Anbauflächen in Nordwest-Europa, Japan, Nord-Amerika und
Australien sind mit dem Erreger verseucht, wodurch bis zu 100 Prozent Ernteausfall auf diesen
Flächen eintreten kann. Ist die Wirtswurzel vom Pathogen befallen, wird der gesamte
Stoffwechsel der Pflanze umgesteuert, und der Parasit kann sich ungehindert in der Wurzel
vermehren. Dabei bilden sich große Wurzelgallen, die die Nährstoff- und Wasserversorgung
empfindlich stören, was die Blätter an der betroffenen Pflanze verwelken und vergilben lässt.
Im Praktikum sollen verschiedene Stadien von P. brassicae mikroskopisch erkannt und skizziert
werden. Der Lebenszyklus des Pathogens ist in Abb. 4 dargestellt.
Objekt:
infizierte Wurzeln von Brassica rapa ssp. pekinensis (Chinakohl)
Präparation:
Wurzelquerschnitt von Frischmaterial, evtl. Anfärben mit Safranin
oder Methylenblau/Azur II
Auswertung/Aufgabe:
Zeichnung verschiedener Entwicklungsstadien des Pathogens
(Plasmodien, Sporangien mit Dauersporen)
Abbildung 4. Plasmodien und Sporangien von P. brassicae (links)
sowie der Lebenszyklus des obligat biotrophen Parasiten (rechts).
PL
SP
17
4.8. Mykologie (phytopathogene Pilze)
Die Objekte stehen über den gesamten Kurs zur Verfügung. Zu den Beobachtungen im Kurs
gehören auch Habituszeichnungen von befallenen Pflanzen, wenn sie zur Verfügung stehen.
Alternativ oder ergänzend dazu kann bei der Beobachtung von Schaderregern das Krankheitsbild
beschrieben werden. Die Objekte werden fallweise mikroskopiert und/oder unter dem Binokular
betrachtet. Von jedem Präparat sollen Zeichnungen angefertigt werden.
Zur Beschriftung der Zeichnungen gehört auch die systematische Einordnung der Pilze. Darüber
hinaus ist es häufig sinnvoll, auch eine kurze Skizze oder Beschreibung des Lebenszyklus unter
Angabe von Ploidiestufen, Karyogamie, Meiose (soweit bekannt) zu protokollieren und die
beobachteten Stadien in diesen einzuordnen.
4.8.1. Organisationsformen phytopathogener Pilze
Kursobjekte:
Pathogener Pilz
Pflanzenkrankheit
Systematische
Objekt
Einteilung
Kartoffelkrebs
Zygomycetes
Chytridiales
auf Pflanze
Schimmel
Mucorales
Platte
Pythium irregulare
Wurzelbrand
Oomycetes*
Peronosporales
Platte
Phytophthora
nicotianae
Peronospora
parasitica
Kraut- und
Knollenfäule
Falscher Mehltau
Peronosporales
Platte
Peronosporales
Platte, auf Pflanze
Albugo candida
Weißrost
Peronosporales
auf Pflanze
Synchytrium
endobioticum
Rhizopus stolonifer
*keine ‘echten’ Pilze!!!
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Ascomycetes
Taphrinales
Platte, auf Pflanze
Erysiphales
auf Pflanze
Erysiphales
auf Pflanze
Taphrina wiesneri od.
deformans
Blumeria
(ehem.
Erysiphe) sp.
Microsphaera
Narrentasche,
Hexenbesen
Echter Mehltau
Septoria
Blattfleckenkrankheit Sphaeropsidales
auf Pflanze
Venturia
Apfelschorf
Pseudosphaeriales
auf Pflanze
Rhytisma
Ahornrunzelschorf
auf Pflanze
Lophodermium
Kiefernschütte
Phacidiales
(incl. Rhytismales)
Phacidiales
Claviceps purpurea
Mutterkorn
Clavicipitales
auf Pflanze
Nectria
Rotpustelkrankheit
Sphaeriales
auf Pflanze
Diplocarpon rosae
Sternrußtau
Basidiomycetes
Helotiales
auf Pflanze
Coleosporium
Rostkrankheit
Uredinales
auf Pflanze
Puccinia graminis
Weizenrost
Uredinales
auf Pflanze
Tilletia
Brandkrankheiten
Ustilaginales
auf Pflanze
Ustilago maydis
Maisbeulenbrand
Ustilaginales
Platte, auf Pflanze
Eichenmehltau
auf Pflanze
Oomycetes
Die Ordnung der Oomycetales enthält zahlreiche wichtige phytopathologische Krankheitserreger,
die weitgehend alle zur Familie der Peronosporales gehören, z.B. falscher Mehltau. Die
Unterschiede liegen in der Lebensweise und der Ausbildung der ungeschlechtlichen
Sporenformen, charakteristisches Bestimmungsmerkmal ist die Form der Sporangienträger.
Die eigenlichen "Falschen Mehltaupilze" gehören zu den Peronosporeae und werden durch die
Gattungen Peronospora, Plasmopora und Bremia repräsentiert.
Die Sporangienträger wachsen aus den Spaltöffnungen der Blattunterseite heraus und bilden einen
dünnen weißen Belag. Die Sporangienträger haben ein begrenztes Wachstum (im Gegensatz zu
Phytophthora) und die Sporangien werden immer apikal abgeschnürt. Die Träger sind bei diesen
drei Gattungen immer gabelig verzweigt.
19
Ascomycetes
Die Erysiphales umfaßt eine Gruppe obligater Parasiten, die ektoparasitisch ihre Wirtspflanzen
mit einem dichtem weißen Mycel überziehen (echter Mehltau). Die Erysiphaceae bilden
einzellige Konidien und kugelige geschlossene Fruchtkörper, sogenannte Kleistothecien.
Taxonomisch sind die Anhänge an den Kleistothecien interessant und gliedern die Familie in
mehrere Gattungen.
Von verschiedenen Ascomyceten sollen sowohl das Erscheinungsbild der kranken Pflanze als
auch unterschiedliche Stadien gezeichnet werden.
Bsp.: Mycel und Konidien, Fruchtkörper
Microsphaera alphitoides (Eichenmehltau)
- Erkennen krankheitstypischer Merkmale des Eichenmehltaus
- Erkennen der Fruchtkörper (Kleistothecien) mit den charakteristischen Anhängseln
Venturia inaequalis (Apfelschorf)
- Erkennen krankheitstypischer Merkmale des Apfelschorfs
- Erkennen der Pseudothecien mit Asci und Ascosporen
Rhytisma acerinum (Ahornrunzelschorf), auch als Teerfleckenkrankheit des Ahorns
bezeichnet
- Erkennen der Sklerotien mit reifen Apothecien
- Erkennen der Apothecien mit Asci und Paraphysen
Claviceps purpurea (Mutterkorn)
- Erkennung krankheitstypischer Merkmale an Ähren mit Mutterkornbefall
- Erkennen von Pseudoparenchym in Sklerotien
Nectria cinnabarina (Rotpustelkrankheit)
- Erkennung krankheitstypischer Merkmale der Rotpustelkrankheit
- Erkennen der Sporodochien und Perithecien
- Erkennen der Asci mit Ascosporen
Lophodermium seditiosum (Kiefernschütte)
- Erkennung krankheitstypischer Merkmale der Kiefernschütte
- Erkennen der Hysterothecien mit Asci und Ascosporen
Septoria nodorum (Blattfleckenkrankheit)
- Zeichnung der Sporen
- Auffinden von kugeligen bis linsenförmigen Pyknidien
20
Basidiomycetes
a. Rostkrankheiten
- Erkennen krankheitstypischer Merkmale
- Erkennen der Sporen (Aecidosporen)
b. Brandkrankheiten
- Erkennen krankheitstypischer Merkmale
- Erkennen der Sporen
- Achtung: manche Pilze sehen auf Platten ganz anders aus!
c. Wurzel- und Stammkrankheiten - Hallimasch (Armillaria mellea)
- Erkennen von Rhizomorphen und ihre Unterscheidung von Wurzeln
Durchführung: - Rhizomorphen und Feinwurzeln lupenmikroskopisch betrachten
- Querschnitte mit der Rasierklinge per Hand anfertigen von
a. Rhizomorphen
b. Feinwurzeln
und Anfertigung einer vergleichenden Skizze mit Beschriftung
d. Hausschwamm (Serpula lacrimans)
- Erkennen des gefährlichsten Braunfäule-Erregers an verbautem Holz
Durchführung:
- Fruchtkörper, Rhizomorphen und Mycelien mikrokopisch betrachten
- ein Stück des Fruchtkörpers mit KOH beträufeln
- Querschnitte mit Rasierklinge anfertigen
- Querschnitte in Wasser oder Lactophenol mikroskopieren und
Hyphenarten unterscheiden
Skizzen von:
- Grundhyphen
- generative Hyphen
- Bindehyphen
- Skeletthyphen
- Strukturen auf Zellwänden von Hyphen
(Balken-, Ring- oder Warzenverdickungen)
- Schnallen
4.8.2. Bestimmung verschiedener Fusarien
- Makro- und Mikrosporen, Clamydosporen (Dauersporen)
21
4.8.3. Nachweis von Braun- und Weißfäule
Versuchsziel:
Nachweis von Cellulose und Lignin im gesunden, weißfaulen und braunfaulen
Holz
Wirtspflanze:
Birke (Betula pendula Roth.) Holz, weißfaul, braunfaul, unverpilzt
Erreger:
Zunderschwamm (Fomes fomentarius), Birkenzungenporling (Piptoporus
betulinus)
Geräte und Reagenzien:
Durchführung:
*
*
*
*
Mikroskop
Präpaprierbesteck
Rasierklinge
Astrablau – Safranin – Lösung (verholzter Teil wird mit
Safranin angefärbt)
(5% Astra-Blau in 0,5%iger Essigsäure gelöst)
*
Phloroglucin-Salzsäure (18%)(3%)
- Längs- und Querschnitte (mit Rasierklinge) von:
a: weißfaulem Holz
b: braunfaulem Holz
c: unverpilztem Holz.
- Schnitte kurze Zeit in Astra-Blaulösung färben, danach kurz in Wasser
auswaschen und anschließend in Wasser mikroskopieren. Auf Pilzhyphen
und Zellwandfärbungen achten!
Auswertung:
- Beschreibung der Unterschiede zwischen gesundem, weißfaulen und
braunfaulem Holz.
4.8.4. Nachweis holzzerstörender Pilze in Kultur (Lignin-Peroxidase)
(n. SOURCEBOOK 1962)
Vorbereitung
1 Woche vor Übung
a. Folgende Vertreter der Polyporaceae und Agaricaceae (Braun- und Weißfäuleerreger) aus
Malzextraktagar (1) bei 28 oC 7 Tage dunkel kultivieren:
Gloeophyllum separium (Braunfäule) und Trametes abietina (Weissfäule) .
24 Petrischalen mit Malzextraktagar (1), 12 mit Tannin beschicken:
1. 15 g Malzextrakt, 20 g Agar, 1 l dest. Wasser.
2. 15 g Malzextrakt, 20 g Agar, 850 ml Wasser lösen, 5 g Tannin in
150 ml Wasser lösen, Lösung autoklavieren, abkühlen lassen, Tanninlösung zum flüssigen
Malzextraktagar schütten (aseptisch), mischen, in Petrischalen ausgießen.
Korkbohrer (6 mm Ø), sterile v-förmige Glasstäbe (Schenkellänge 5 cm), Waage, Trockenschrank
(105 oC).
22
Durchführung
a. Aus Pilzkulturen ausgestanzte Myzelstücke auf je 4 Malzagar und 2 Tanninplatten überimpfen,
nach 7 Tagen bei 28 oC makroskopisch untersuchen und vergleichen: makroskopisch:
Myzeldichte, Fruktifikation, Farbveränderung des Mediums,
Oxidasereaktion,
mikroskopisch: Septierung, ungeschlechtliche Sporen, spezielle Strukturen.
4.8.5. Chitinnachweis in Pilzen
Chitin: Gewebeschnitte mit Pilzhyphen (nicht Oomyceten) in saturierter wässriger Lösung von
KOH legen und 3 h auf 180 oC erhitzen (Autoklaven): Chitin wird in Chitosan verwandelt.
Gewebeschnitte in 96%igem Alkohol mindestens ½ h härten, 5 min in Wasser
waschen, in JKJ-Lösung (2 g Kaliumjodid + 1 g Jod + 300 ml Wasser) auf Objektträger
übertragen, mit Deckglas bedecken und 5%ige Schwefelsäure durchziehen: violette Färbung, die
besonders gut bei holzzerstörenden Pilzen zu demonstrieren ist.
4.8.6. Cellulaseaktivität von Rhizoctonia solani auf Nähragar
(n. HUBER 1956)
VORBEREITUNG
Rhizoctonia solani auf Kartoffel-Dextrose-Agar bzw. auf Cellulose-haltigem Agar in
Petrischalen kultivieren,
DURCHFÜHRUNG
Agarschalen mit und ohne Cellulose mit Rhizoctonia solani beimpfen,
bei 20oC 2-3 Wochen kultivieren, Auflösung der Cellulose durch Cellulaseaktivität des Pilzes
beobachten.
Die Platte zum Cellulose-Nachweis mit Astrablau anfärben.
4.8.7. Beobachtung der Wirkungsweise eines auf anderen Pilzen parasitierenden Pilzes
(n. SOURCEBOOK)
VORBEREITUNG
8 Tage vor Übung
Rhizoctonia solani und Penicillium albicans kultivieren, Kartoffel-DextroseAgar mit 20 g Dextrose und 10 g Dextrose/l in Reagenzgläsern vorbereiten, sterile
Petrischalen.
DURCHFÜHRUNG
6 Petrischalen mit Kartoffel-Dextrose-Agar (2% Dextrose) und 6 Petrischalen mit
23
Kartoffel-Dextrose-Agar (1% Dextrose) beschicken, jeweils 5 Schalen am Rand mit
Rhizoctonia solani beimpfen, bei 22-25oC 24 h aufbewahren. Danach jeweils 5 Schalen
(4 mit Rhizoctoniabeimpfung, 1 ohne Beimpfung) mit Penicillium vermiculatum am
gegenüberliegenden Schalenrand beimpfen, 3 Wochen bei 20-22oC aufbewahren.
Myzel in Wasser suspendieren und zunächst Rhizoctonia und Penicillium der Reinkulturen, dann aus Mischkulturen mikroskopisch untersuchen, parasitierte Hyphen zeichnen, Dauerpräparate in Glyzeringelatine herstellen.
4.8.8. Bestimmung von Polygalacturonase-Aktivität
Viele phytopathogene Organismen können zellwandaufweichende Enzyme synthetisieren, die
es ihnen ermöglichen, den Wirt zu besiedeln. Pectine sind lange Polysaccharidmoleküle, die
aus Ketten von vielen Hundert Galacturonsäureresten aufgebaut ist. Aus ihnen wird die
Mittellamelle der Pflanzenzellen gebildet. Pectinasen sind Gemische von Enzymen, die in der
Lage sind, solche Polymere zu spalten. Enzyme aus dieser Gruppe beinhalten
Polygalacturonase, Pectinmethylesterase und Pectin-Lyase. Jedes dieser Enzyme arbeitet an
einer bestimmten Stelle beim Abbau des Pectins.
In diesem Versuch soll die Polygalacturonase-Aktivität aus phytopathogenen Organismen
nachgewiesen werden.
Herstellung der Extrakte:
Das Prinzip des Testes beruht auf der Veränderung einer viskosen Lösung von
Polygalacturonsäure, deren Viskosität proportional zur Enzymaktivität abnehmen sollte.
Der Extrakt (z.B. von Phytophthora infestans) wird in einem 40 mM Natrium-Acetat-Puffer,
pH 5.0(1) hergestellt. Als weitere Probe kann ein Extrakt aus einer reifen Tomate (hohe
Polygalacturonase-Aktivität) hergestellt werden. Das Puffervolumen ist mindestens im
Verhältnis 1:1 bezüglich des Frischgewichtes einzusetzen. Extrahiert wird entweder im
Mörser oder in einem Küchenmixer. Der Extrakt wird anschließend zentrifugiert (20 min 10
000g) und der Überstand entsalzt. Der entsalzte Überstand wird dann für den Test eingesetzt.
Entsalzen der Extrakte:
1 ml der Überstände (Rohextrakte) werden in Sephadex G 25 Minisäulen
(Säulenvolumen 3 ml) entsalzt (pro Gruppe 2 Säulen); Elutionspuffer ist identisch mit dem
Extraktionspuffer.
Hestellen der Säulen:
2 g grobes Sephadex G 25 werden mit viel Elutionspuffer überschichtet und über Nacht
quellen lassen (in Schnappdeckelglas).
Für Säulenaufbau: Spritzen (10 ml Volumen) mit wenig Watte füllen (dient zum Auffangen
des Sephadexes, nur ganz locker stopfen), am Ende einen dünnen Gummischlauch aufstecken
und mit Klemme verschließen. Spritze in Stativ einstellen. Langsam Sephadex einfüllen und
dabei die Klemme soweit öffnen, dass sich das Sephadex langsam als Säule aufbaut bis der
Markierungsschritt erreicht ist. Bis zum Einsatz der Säule diese mit Elutionspuffer
überschichtet stehen lassen. Die Säule wird mit 1 ml Dextranblau-Lösung geeicht. Dazu wird
das Dextranblau auf die Säule aufgetragen. Durch langsames Öffnen der Klemme Probe in die
Säule einziehen lassen bis kein Puffer über dem Säulenmaterial steht. Dann mit Elutionspuffer
überschichten und blaugefärbte Probe abfangen. Vorher wird das Volumen bestimmt
24
(Messzylinder), das durch die Säule läuft bis der erste blaue Tropfen unten sichtbar wird.
Anschließend wird die blaue Fraktion aufgefangen und ebenfalls das Volumen bestimmt. Mit
der farblosen Probe wird anschließend ebenso verfahren und die entsprechenden Volumina
abgesammelt. Die Proben auf Eis lagern.
Polygalacturonase-Test:
Anschließend wird das selbe Volumen Extrakt zu der vorbereiteten Polygalacturonsäure
Lösung(2) pipettiert. Als Kontrolle dient das selbe Volumen Natrium-Acetat-Puffer.
Die Lösungen werden bei 40°C im Wasserbad für 60 Minuten inkubiert.
Die Viskosität der Lösung wird jeweils vor und nach der 1-stündigen Inkubationszeit
bestimmt, indem 1 ml in eine Glaspipette (1 ml Volumen) hochgezogen wird und dann bei
absolutem Senkrechthalten (evtl. mit Klemmen an einem Stativ fixieren) der Pipette wieder
hinausläuft. Es wird die Zeit bestimmt, die es dauert, bis die Lösung die 0.9 ml Marke erreicht
hat. Diese Messung wird 3 x durchgeführt. Daraus berechnet sich der Mittelwert vor und nach
der Inkubation. Aus den Unterschieden zwischen Kontrolle und enzymhaltigen Extrakt kann
eine Aussage über die Polygalacturonase-Aktivität getroffen werden. Eine reife Tomate
enthält so viel Enzymaktivität, dass sich die Viskosität nach 1 Stunde um ca. 50% verringert
hat.
(1)
(2)
Natrium-Acetat-Puffer: 40 mM Lösung, dann mit 1 M HCl auf pH 5.0 einstellen.
3.2% (w/v) Polyglacturonsäure (Na-Salz), lösen in warmem H2O dest. Und
anschließendem 10 minütigem Kochen in einem Wasserbad. Dabei gelegentlich umrühren.
Die warme Lösung wird filtriert und es entsteht so eine klare viskose Lösung von
Polygalacturonsäure.
4.9. Gibberelline aus Fusarium moniliforme
1) Literatur
- Palag (1965): Ann.Rev.Plant Phys. 16, 291-295
- Lang (1970): Ann.Rev.Plant Phys. 21, 537-543
- Sponsel V.M. (1987) Gibberellin Biosynthesis and Metabolism; Plant Hormones and their
Role in Plant Growth and Development (P.J. Davies ed).
- Philips A. L. & Huttly A. K. /(1995) Gibberelline Regulated Plant Genes; Physiologia
Plantarum 95: 310-317
- Chasan R. (1995) GA Biosynthesis: A Glimpse at the Genes; The Plant Cell 7: 141-143
2) Allgemeines
Fusarium moniliforme (früher: Gibberella fujiukuroi) verursacht bei Reis die
Bakanae-Krankheit. Bevor die infizierten Pflanzen absterben, erfolgt ein weitaus stärkeres Längenwachstum als bei nicht infizierten Reispflanzen. Diese Beobachtung war die Grundlage zur Isolierung verschiedener Wuchsstoffe (Gibberelline)
aus der Nährlösung von Kulturen von F. moniliforme.
Bisher wurden etwa 15 verschiedene Gibberelline auf diese Weise erhalten, die
wichtigsten:
GA1, GA3, GA7, GA9.
25
Auch in höheren Pflanzen treten einige dieser Gibberelline auf.
Um das Wachstum und die Entwicklung mehrzelliger Pflanzen zu koordinieren, muss es eine
Verständigung zwischen den einzelnen Zellen und Geweben eines Organismus geben.
Die wichtigste Art dieser Signalübermittlung erfolgt auf chemischem Weg durch die sogenannten Phytohormone. Derzeit werden 6 Gruppen von Phytohormonen unterschieden:
Auxine. Gibberelline (GAs), Cytokinine, Abscisinsäure, Ethylen und Brassinosteroide.
Der Begriff Hormon wird ursprünglich auf Tierische Organismen angewendet und bezieht sich
auf Wirkstoffe, die in sehr geringen Mengen eine spezifische Reaktion im Organismus
hervorrufen, wobei Syntheseort und Wirkort voneinander getrennt sind. Dies trifft jedoch nicht
immer für Phytohormone zu: oft sind ihre Wirkungen nicht spezifisch - ein Phytohormon kann
viele, je nach Gewebe und Entwicklungszustand der Pflanze unterschiedliche Wirkungen haben,
auch sind Synthese und Wirkort häufig nicht voneinander getrennt. Aus diesem Grund verwendet
man auch den Begriff „Plant Growth Regulator“ (PGR). Dies sind organische Substanzen, die
keine Nährstoffe sind und die in geringen Konzentrationen den physiologischen
Wachstumsprozess beeinflussen. Man kann natürliche PGRs (Phytohormone) und synthetischen
PGRs unterscheiden. Eine weitere Bezeichnung ist „Plant Growth Substance“, sie bezieht sich nur
auf endogene Substanzen.
Geschichte der Gibberellin-Entdeckung
In den asiatischen Ländern wurden Reispflanzen schon seit Jahrhunderten von dem
Ascomyceten Gibberella fujikuroi, dessen imperfekte Form Fusarium moniliforme genannt
wird, befallen. Der Pilzbefall geht mit einem extremen Längenwachstum und hellgrüner
Färbung der betroffenen Pflanzen einher. Infolge einer schwächeren Wurzelausbildung fallen die
infizierten Pflanzen oft um und sterben ab. In Japan wurde dieses Symptom
„bakanae“ (verrückte Keimlinge) genannt.
1926 gelang es Kurosawa mit einem von G. fujikuroi gewonnenem zellfreiem Kulturfiltrat
die selben Symptome in gesunden Pflanzen auszulösen. Somit bestätigte sich die von Sawada
schon 1912 aufgestellte Hypothese, dass die Krankheitssymptome durch eine vom Parasiten
abgegebene chemische Verbindung ausgelöst werden. 1935 bezeichnete Yabuta den aktiven
Faktor des G. fujikuroi Kulturfiltrats als „Gibberellin“. 1938 isolierten Yabuta & Sumiki zwei
kristalline, biologisch aktive Substanzen die sie Gibberellin A und B nannten. Allerdings wurde
später festgestellt, dass Gibberellin A aus drei Komponenten besteht, die Gibberellin A1,
Gibberellin A2 und Gibberellin A3 genannt wurden.
Letztere ist auch als Gibberellinsäure bekannt.
In den 50’er Jahren wurden Gibberelline in höheren Pflanzen entdeckt. Die vollständige
chemische Identifizierung eines Gibberellins aus einer höheren Pflanze gelang erstmals 1958
mit GA1 aus unreifen Samen von Phaseolus coccineus.
Heute weiß man, dass Gibberelline in allen Angiospermen, Gymnospermen und in Pflanzen
einiger anderer Abteilungen vorkommen. Sie sind chemisch, durch das Gibberellan-Skelett, und
physiologisch, durch Stimulierung der Zellteilung und/oder der Zellstreckung oder andere
spezifische Aktivitäten, charakterisiert. Derzeit sind mehr als 90 natürlich vorkommende
Gibberelline bekannt.
Um die Nomenklatur zu vereinfachen werden von MacMillan & Takashashie für vollständig
charakterisierte Stoffe mit einem Gibberellan-Skelett und den angemessenen biologischen
26
Aktivitäten A-Nummern vergeben (GA1... GAn). Bis jetzt wurden 90 A-Nummer (GA90)
vergeben.
Chemische Eigenschaften der GAs:
Gibberelline sind tetrazyklische Diterpenoidcarbonsäuren, die ihnen zu Grunde liegende
Struktur ist das ent-Gibberellan-Gerüst (Abb. 1-2). GAs lassen sich
in zwei Gruppen unterteilen: die C20 -GAs mit 20 C-Atomen und die C19-GAs mit
19 C-Atomen. C20-GAs stellen die Vorstufe der C19-GAs dar, auf letztere entfallen die meisten
physiologisch aktiven GAs. GAs können als Mono-, Di- und Tricarbonsäuren vorkommen,
weitere Unterschiede liegen in dem Auftreten eines Laktonrings in Ring A und der Anzahl und
Position von Hydroxygruppen. (siehe Abb. 1)
Nur ca. 1/3 der 90 bekannten GAs sind physiologisch aktiv. Fördernd auf die biologische Aktivität wirken:
- ß-Hydroxylierung
- die Ringe A und B
- die Carboxylgruppe an C-7
- der Laktonring in Ring A (siehe Abb. 2)
Physiologische Effekte der GAs
GAs kommen in Pflanzen in geringsten Mengen vor. Nur in den Samen vieler
Arten kommen sie in zum Teil hohen Konzentrationen vor (bis zu 18 mg/kg).
Ihre auffälligste Wirkung ist die Steuerung des Längenwachstums der Internodien durch
Stimulierung der Zellstreckung und in geringerem Umfang auch der Zellteilung. So reagieren
Zwerg-Mutanten mit verkürzten Internodien, bei denen einzelne Schritte der GABiosynthesekette unterbrochen sind, auf externe GA-Gabe mit normalem Wachstum. Bei der
Keimung von Gramieensamen löst GA (das aus dem Embryo stammt) die Bildung
von -Amylase und anderen Hydrolasen in der Aleuronschicht aus, dies führt dann
zur Mobilisierung der im Endosperm gespeicherten Reservestoffe. Auch in anderen
Pflanzenarten können GAs die Samenkeimung fördern beziehungsweise die Dormanz aufheben.
So wird z.B. die Stratifikation bei kältebedürftigen Samen der Haselnuss durch
GAs ersetzt: Lichtkeimer können bei GA-Gabe auch im Dunkeln keimen.
Auch bei der Blütenbildung spielen Gibberelline eine Rolle. In Langtagpflanzen können sie die
fotoperiodische Blühinduktion ersetzen; in Rosettenpflanzen ersetzen GAs die Vernalisation
(Blühinduktion durch Wirkung bestimmter Temperatur). Jedoch induzieren sie
die Blütenbildung nicht direkt, sondern erfüllen vielmehr deren Voraussetzung.
So induzieren sie in Rosettenpflanzen das Schossen, was bei diesen Pflanzen notwendig für die
Blütenbildung ist. Bei Cucurbitaceanen-Gewächsen fördern GAs die Bildung männlicher Blüten,
in anderen Pflanzen hingegen (Mais, Hopfen) werden weibliche Blüten durch einen
höheren GA-Gehalt gefördert.
Bei einigen Arten (Apfel, Aprikose, Erbse) wurde ein Einfluss von GAs auf die frühen
Stadien der Fruchtentwicklung nachgewiesen.
Die physiologische Aktivität von GAs wird mit Hilfe standardisierter Biotests bestimmt. Oft
beruhen sie auf dem GA-geförderten Streckungswachstum.
So gibt es neben dem schon von Kurosawa verwendeten Reiskeimlingstest auch Biotests mit
Zwergmutanten von Mais oder Erbse und die Hypokotyltests mit Lactuva sativa (Salat) und
27
Cucumis sativa (Gurke).
Auf der Messung GA-induzierter -Amylase (indirekt über Stärkeabbau) beruht der
Gersten-Endospermtest.
3) VERSUCHSBESCHREIBUNG
a) Kultur
F. moniliforme wird in 200er Erlenmeyer Kolben mit 50ml einer 2,5%igen PotatoDextrose-Extrakt-Lösung angezogen. Die Kulturen werden 1 Woche im Hell/Dunkelwechsel geschüttelt. Die Hälfte der Kulturen erhalten 3 mg/l 2-Chloräthyl-trimethylammoniumchlorid (CCC).
Es soll herausgefunden werden , welche Kolben CCC-behandelt wurden.
b) Extraktion der Gibberelline
Je 1 Kultur mit CCC und 1 ohne CCC werden über Membranfilter abfiltriert, mit 1 N HCl auf
pH 2,5 eingestellt und 2 x mit dem gleichen Volumen Essigsäureäthylester ausgeschüttelt. Die organischen Phasen werden mit Na2SO4 getrocknet und nach Filtierung
eingedampft. Der Rückstand wird 1 x mit 0,5 ml Essigsäureäthylester aufgenommen.
Dichte (Essigsäureethylester): 0,899 g/cm3
Dichte (Wasser): 1 g/cm3
c) Dünnschichtchromatografische Trennung der Gibberelline
Es werden verschiedene Mengen der beiden Gibberellinextrakte (z.B. 5, 10 u.
15 µl) punktuell auf eine DC-Platte aufgetragen, sowie als Vergleichssubstanzen
GA3, GA4/GA7 (GA9 ) in einer Konz. von 10 mg/ml.
Laufmittel: 150 ml Toluol/Essigsäureäthylester/Essigsäure
(25:15:2), d.h. 89,28 : 53.57 : 7,14 ml
Nach dem Trocknen wird die Platte unter der UV-Lampe nach fluoreszierenden Flecken
untersucht, die zu markieren sind (verschiedene Farbstoffe). Gibberelline zeigen sich
erst nach Besprühen mit einer Mischung von Äthanol/konz.H2SO4 (95:5).
GA3 ist dann schon sichtbar, die Fluoreszenz der anderen tritt erst nach 10 Min.
Erhitzen auf 120o auf.
28
4) Abbildungen
Abbildung 8: Das entGibberellan-Skelett und
seine Numerierung.
Abbildung 9: verschiedene Gibberelline
4.10. Symbiose vs. Parasitismus: Arbuskuläre Mykorrhiza
Über 80% aller Landpflanzen leben mit Bodenpilzen in einer Symbiose, die allgemein als
Mykorrhiza bezeichnet wird. Bei der Mykorrhizierung besiedeln die Pilze das Wurzelgewebe
und wachsen parallel mit ihren Hyphen weit über die Grenze der Rhizosphäre in den Boden
hinein. Über dieses Hyphennetzwerk nimmt der Pilz Nährstoffe, Spurenelemente und Wasser
auf, transportiert sie in die Wurzel und stellt diese der Pflanze zur Verfügung. Im Gegenzug
versorgt die Pflanze den Pilz mit Fotosyntheseprodukten.
Die meisten höheren Pflanzen können eine Symbiose mit Pilzen aus der Ordnung Glomales
(z.B. Glomus, Gigaspora) eingehen. Diese arbuskuläre Mykorrhiza (AM) zeichnet sich durch
die Bildung spezieller pilzlicher Strukturen aus, den Arbuskeln und/oder Vesikeln. Besonders
hilfreich ist diese Symbiose bei der Akkumulation von Phosphat aus dem Boden (also bei
einer P-Mangelsituation), obwohl auch die N-Versorgung durch den Pilz eine Rolle spielt. Die
Ausbildung der AM-Symbiose hängt daher vom vorhandenen Nährstoffangebot ab.
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Im Praktikum sollen frische Maiswurzeln, die mit Glomus intraradices inokuliert wurden,
angefärbt und auf Mykorrhiza-Strukturen untersucht werden. Die Färbung ist spezifisch für
pilzliche Strukturen. Da die Färbung einige Zeit in Anspruch nimmt, sind für die Mikroskopie
bereits gefärbte Wurzeln verschiedener Wirtspflanzen vorhanden.
Pflanzenmaterial: Zea mays
Anzuchtbedingungen: Aussaat auf Filterpapier in Petrischalen; Anzucht in der Phytokammer
(16 h bei 23°C u. 8 h bei 20°C, Luftfeuchte von 70%)
Vesuchsbedingungen: Maiskeimlinge nach 6 Tagen eingetopft (je 3 Pflanzen pro Topf);
(85,5% nicht inokuliertes Substrat; 9,5% inokuliertes Substrat; 5%
durchgesiebte, autoklavierte Erde)
Versuchsdurchführung:
Färbung der Wurzeln mit Lactophenolblau:
Zur Bestimmung des Mykorrhizierungsgrades ausgewählter Versuchspflanzen (z.B. Zea mays
L.), die zunächst für ca. 4 Wochen in einem den VA-Mykorrhizapilz Glomus intraradices
enthaltenden Substrat (Lecaton) kultiviert wurden, werden jeweils ca. 0,5 g an Wurzelmaterial
aus den verschiedenen Wurzelabschnitten ( Mischproben) entnommen. Die gewonnenen
Wurzelfragmente werden zunächst gründlich mit Wasser abgespült und anschließend in 5 ml
FAA-Fixierlösung2 überführt; in dieser Lösung können die Wurzelproben bei
Raumtemperatur bis zur späteren Anfärbung mit Lactophenolblau verbleiben.
Die Methode nach SCHMITZ et al. (1991) zur Färbung AM-infizierter Pflanzenwurzeln mit
Lactophenolblau dient der besseren Differenzierung von pflanzlichem Gewebe und pilzlichen
Strukturen bei der Abschätzung des Mykorrhizierungsgrades.
Nach einer anfänglichen Inkubation der vorbereiteten Wurzelstücke für 35 min bei 90°C in
10% KOH ( Aufhellung der Wurzeln) werden die Proben gründlich mit Wasser gespült und
für 10 min bei Raumtemperatur in 3,7% HCl angesäuert. Danach wird das Wurzelmaterial für
90 min in einer Lactophenolblau-Lösung (C.I. Nr. 42780; 1g/l; pH 2,3; Merck) angefärbt und
anschließend wiederholt in 50% Lactat gewaschen ( Entfärbung des Pflanzengewebes;
Blaufärbung der Pilzstrukturen hingegen bleibt erhalten). Die Proben werden bis zur
Bonitierung in 50% Lactat gelagert und auch zum Mikroskopieren in 50% Lactat belassen.
Auszählen der Strukturen:
Es werden jeweils 1 cm lange Wurzelabschnitte auf einem Objektträger angeordnet. Die
Auszählung erfolgt nach Anleitung, wobei jeweils in extraradikale, intraradikale Hyphen,
Arbuskel, Vesikel und Sporen unterschieden wird. Die Addition dieser Einzelwerte ergibt
dann die Gesamtinfektionsrate. Das Prinzip des Auszählens wird vom Betreuer erläutert.
2 Zusammensetzung: 45,85% H2O; 45,85% (v/v) Ethanol; 6% (v/v) Formaldehyd; 2,3% (v/v) Eisessig
30
31
4.11. Pflanzliche Abwehr: Nachweis von Chitinase
Grundsätzlich kann man bei der pflanzlichen Abwehr gegen Schaderreger präformierte von
postinfektionellen Mechanismen unterscheiden. Präformierte Barrieren sind Faktoren, die bereits
vor dem Angriff des Erregers vorhanden sind, z..B.: mechanische Hindernisse, antimikrobielle
Abwehrstoffe wie Saponine, cyanogene Glycoside, Senföle und Phenole, Enzymhemmstoffe
(Gerbsäuren), oder fehlende Erkennungsfaktoren bzw. Rezeptoren für den Erreger.
Postinfektionelle Mechanismen sind z.B. Papillenbildung und hypersensitive Reaktion. Bei
letzeren kommt es in lokalen Bereichen um die Nekrose zur Induktion von Phytoalexinen und
Enzymen des Phenylpropan-Biosyntheseweges, Peroxidasen und PR (=pathogenesis related)Proteinen. Dazu gehören Chitinasen und ß-1,3-Glucanasen, die pilzliche Hyphen abbauen können.
Außer durch Pathogene können diese Enzyme auch durch Verwundung oder Elicitoren wie z.B.
Salicylsäure und Ethylen induziert werden.
Chitin, das Substrat der Chitinase, ist ein unlösliches ß-1,4-glycosidisch gebundenes Polymer aus
N-Acetylglucosamin-Einheiten. Es kommt in der Natur im Exoskelett von Insekten, Schalen von
Krebsen und als Bestandteil der Zellwand vieler Pilze vor. Chitinasen sind definiert als Enzyme,
die die Bindung zwischen C1 und C4 zweier N-Acetylglucosamin-Bausteine hydrolytisch spalten
können. Sie werden je nach Art der entstehenden Produkte in Endochitinasen und Exochitinasen
unterteilt. Durch Endochitinaseaktivität entstehen aus Chitin lösliche Multimere von NAcetylglucosamin, während Exochitinase immer vom nicht reduzierenden Ende her angreift und
nur N-Acetylglucosamin-Monomere entlässt. Einige Chitinasen besitzen eine mehr oder weniger
starke Lysozym-Aktivität und können so auch bakterielle Zellwände angreifen (siehe auch Abb.
5).
Abbildung 10: A stellt Chitin dar mit zwei möglichen Spaltstellen für Endochitinasen. B zeigt
das bakterielle Peptidoglucangerüst.
Im Praktikum soll mittels Antikörpern gegen Bohnen-Chitinase bei Bohnen und Chinakohl im
Vergleich die Induktion dieses Enzyms nach Behandlung mit Salicylsäure und ßAminobuttersäure (künstliche Substanz, die Abwehr hervorrufen kann) sowie Verwundung
nachgewiesen werden. Man beachte, dass die Verwundung auch im natürlichen System beim
Eindringen vieler Pathogene eine Rolle spielt.
32
Material
Keimlinge von Bohnen (Phaseolus vulgaris L.) und Chinakohl (Brassica rapa ssp. pekinensis)
Die Pflanzen werden vom Betreuer bereitgestellt und werden im Praktikum mit Salicylsäure (1
mM) und BABA (1 mM) besprüht. Außerdem werden Blätter mittels einer Feile oder Spritze
verwundet. Nach einer Über-Nacht-Inkubation werden die Blätter am nächsten Versuchstag
geerntet und ein Gesamtproteinextrakt hergestellt.
Herstellung des Proteinextraktes und Nachweis von Chitinase:
Mindestens 1 g Pflanzenmaterial oder 1 Blatt (Gewicht bestimmen!) wird im Mörser auf Eis mit
5 ml 25 mM Na-Citratpuffer, pH 5 homogenisiert (da das Pflanzenmaterial noch gefroren ist,
kann es vorkommen, dass es nicht flüssig wird). Anschließend wird der Extrakt in
Zentrifugengläser überführt und bei 4500 g zentrifugiert. Der Überstand wird abpipettiert und für
eine weitere Konzentrierung einer Ammoniumsulfat-Fällung unterzogen. Dazu werden 561g/Liter
(NH4)2SO4 langsam und unter ständigem Schütteln in das Eppendorf-Gefäß gegeben und gelöst.
Anschließend wird wieder bei 13 000g zentrifugiert und der Überstand verworfen. Die
präzipitierten Proteine können nun in einem kleinen Volumen (500µl) Puffer (s.o.) aufgenommen
werden. Davon werden Verdünnungen von 1:10, 1:20 und 1: 50 hergestellt. Den Rest des
Proteinextraktes für die Proteinbestimmung aufheben!!!
Für den immunologischen Nachweis werden von den Verdünnungen 100 µl auf eine
Nitrocellulose-Membran mit Hilfe einer Slot-Blot-Apparatur aufgebracht (Achtung: auch die
leeren Taschen mit Flüssigkeit füllen!). Nachdem die Extrakte getrocknet sind, wird die
Detektion mittels Anti-Chitinase-Antikörpern vorgenommen.
Durchführung:
1. 3 x 5 Minuten Waschen der Membran mit *TBS/0.05% Tween 20
2. 2 Std. Blocken mit TBS/0.05% Tween 20/ 8 % Magermilchpulver
3. primäre Antikörperinkubation (Antikörperkonzentration 1 mg/ml  davon eine 1:1000
Verdünnung in TBS/0.05% Tween 20/ 8 % Magermilchpulver) bei 4°C über Nacht
4. Waschen für 5 Minuten mit TBS/0.05% Tween 20
5. Waschen für 5 Minuten mit TBS/0.05% Tween 20/ 1 % Magermilchpulver
6. 2 Std. Inkubation mit sekundärem Antikörper (Anti-Rabbit IgG-Alkalische Phosphatase,
Verdünnung 1:2000) in TBS/0.05% Tween 20/1% BSA
7. 3 x Waschen mit TBS/0.05% Tween 20
8. 1 x Waschen mit TBS
9. Detektion mit Farbstofflösung** im Dunkeln (!!!) bis eine gut sichtbare Färbung zu sehen
ist, Abstoppen durch Waschen mit H2O
10. Trocknen der Membran
*TBS: NaCl
Tris-Base
EDTA
pH 7.5
100 mM
20 mM
1 mM
33
**Farbstofflösung :
Substrat-Puffer
50 ml (Tris-Base
100 mM
MgSO4
10 mM
NaCl
100 mM
pH 9.5)
BCIP
2.5 mg
NBT
15 mg (liegt schon gelöst in DMF vor)
Dimethylformamid 150 µl
BCIP wird in DMF gelöst, NBT wird in 0.3 ml H2O gelöst. Beide Ansätze werden vereinigt und
in Substratpuffer gelöst. Diese Lösung wird erst direkt vor der Benutzung angesetzt, da sie
lichtempfindlich ist. Auch die Entwicklung der Membran erfolgt im Dunkeln.
Proteinbestimmung:
Aus dem Rest des Proteinextraktes wird eine Proteinbestimmung mittels BCA-Reagenz (Fa.
Pierce) durchgeführt. Dazu werden Lösung A und Lösung B des Kits im Verhältnis 50:1 gemischt
und davon jeweils 1 ml zu 50 µl Proteinextrakt bzw. 50 µl Standard gegeben. Die Inkubation
erfolgt bei 37°C für 30 Minuten. Danach werden die Gefäße auf Eis abgekühlt und sofort bei 562
nm gemessen (Farbumschlag von apfelgrün nach lila). Die Proteinkonzentration wird mit Hilfe
einer mit Rinderserumalbumin (BSA) aufgestellten Eichkurve ermittelt:
Standard A
Standard B
Standard C
Standard D
Standard E
Standard F
Standard G
Standard H
BSA 2 mg/ml
50 µl von Ausgangskonzentration
30 µl von Ausgangskonzentration
42 µl von Ausgangskonzentration
20 µl von Ausgangskonzentration
10 µl von Ausgangskonzentration
20 µl von E
10 µl von E
0
Wasser oder Puffer
0 µl
30 µl
70 µl
60 µl
70 µl
30 µl
40 µl
50 µl
4.12. Abkürzungen:
KDA
pv.
TBS
Tris
BCIP
NBT
DMF
Kartoffel-Dextrose-Agar
= pathovar (Wirtspflanze)
Tris-Base-Sodiumchloride
Tris(hydroxymethyl)-aminomethan
5-Bromo-4-Chloro-3-Indolyl-Phosphate
Nitro-blau-Tetrazolium (oder Nitrotetrazolium blue
chloride)
Dimethylformamid
34
4.13. Literatur:
Agrios, George N.: Plant Pathology, Academic Press San Diego 1997
Börner, Horst:
„Pflanzenkrankheiten und Pflanzenschutz„, 6. Auflage, Verlag Eugen Ulmer
Stuttgart 1990
Braun, H.:
Die Symptomatologie als vordringliche Aufgabe der Phytopathologie, NachrBl.
Biol.ZentrAnst. Braunschweig 1, 40-41, 1949.
Elstner, E.F.; Oßwald, W.; Schneider, I.:
„Phytopathologie„ (Allgemeine und biochemische Grundlagen), Spektrum Akademischer Verlag Heidelberg . Berlin . Oxford 1996
Esser, Karl: Kryptogamen (Cyanobakterien, Algen, Pilze, Flechten), 2. Auflage, SpringerVerlag Berlin . Heidelberg . New York . Tokyo 1985
Fröhlich, Gerd: Phytopathologie und Pflanzenschutz, Wörterbücher der Biologie, UTB,
Gustav Fischer Verlag Stuttgart 1979
Goodmann, Robert, N.; Király, Zoltan; Wood, K.R.:
„The Biochemistry and Physiology of Plant Disease„, University of Missouri Press
Columbia 1986
Heitefuss, Rudolf; König, Klaus; Obst, Alfred; Reschke, Manfred:
„Pflanzenkrankheiten und Schädlinge im Ackerbau„, 3. Auflage, DLG-Verlag
Frankfurt (Main) 1993
Hock, Berthold; Elstner, Erich F.:
„Schadwirkungen auf Pflanzen„, 3. Auflage, Spektrum Akademischer Verlag,
Heidelberg . Berlin . Oxford 1995
Hoffman, Günter, M.; Nienhaus, Franz; Poehling, Hans-Michael; Schönbeck, Fritz;
Weltzien, Heinrich C.; Wilbert, Hubert:
„Lehrbuch der Phytomedizin„, Blackwell Wissenschafts-Verlag, Berlin, 3. Auflage 1994
Hoffmann, Günter, M.; Schmutterer, Heinrich:
„Parasitäre Krankheiten und Schädlinge an landwirtschaftlichen Kulturpflanzen“,
Verlag Eugen Ulmer Stuttgart 1983
Kleinhempel, H.; Naumann, K.; Spaar, D.:
„Bakterielle Erkrankungen der Kulturpflanzen„, Gustav Fischer Verlag Jena 1989
Klinkowski, Maximilian; Mühle, Erich; Reinmuth, Ernst:
35
Phytopathologie und Pflanzenschutz, Bd. I „Grundlagen und Allgemeine Probleme der
Phytopathologie und des Pflanzenschutzes„, Akademie Verlag Berlin 1965
Klinkowski, Maximilian; Mühle, Erich; Reinmuth, Ernst:
Phytopathologie und Pflanzenschutz, Bd. II „Krankheiten und Schädlinge Landwirtschaftlicher Kulturpflanzen„, Akademie Verlag Berlin 1966
Klinkowski, Maximilian; Mühle, Erich; Reinmuth, Ernst; Bochow, Helmut:
Phytopathologie und Pflanzenschutz, Bd. III „Krankheiten und Schädlinge der
Gemüsepflanzen und der Obstgewächse„, Akademie Verlag Berlin 1976
Mühle, Erich; Wetzel, Theo:
„Praktikum der Phytomedizin„, Verlag Harri Deutsch Frankfurt/Main 1990
Nienhaus, Franz; Butin, Heinz; Böhmer, Bernd:
„Farbatlas Gehölzkrankheiten„, Verlag Eugen Ulmer Stuttgart 1992
Schlösser, Eckart: „Allgemeine Phytopathologie“, Georg Thieme Verlag Stuttgart 1983
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Glossar:
Acervulus:
flaches Hyphenlager mit kurzen, dichtstehenden Konidienträgern;
durchbricht die bedeckenden Schichten des Wirtes (z.B. Cuticula)
Aecidium:
Becherförmiges Sporenlager der Uredinales; paarkernige Hyphen bilden
Ketten von Aecidiosporen, die ausgeschleudert werden
Antheridium:
männliches Gametangium
Apothecium:
scheiben- bis becherförmiger Fruchtkörper (Ascocarp  Asci enthaltender
Fruchtkörper); charakteristisch für Discomycetes
Appressorium:
Haftorgan von Pilzen auf der Wirtsoberfläche
Ascus:
sackähnliche Hyphe, in der nach Karyogamie und Meiose die Ascosporen
entstehen
Basidie:
endständige, oft keulenförmige Hyphenzelle, an der Basidiosporen
entstehen
Haustorium:
pilzliches Organ innerhalb einer Wirtszelle; dient der Nährstoffversorgung
Kleistothecium:
völlig geschlossener, kugeliger Fruchtkörper; Asci werden nach
Aufreissen der Fruchtkörperwand (Peridie) freigesetzt
Konidien:
Asexuell
entstandene
Pilzsporen ;
oft
an
besonderen
hyphen
(Konidienträgern) oder in Fruchtkörpern
Oogonium:
weibliches Gametangium
Perithecium:
geschlossener, flaschenförmiger Fruchtkörper mit scheitelständigem Porus
Pseudothecium:
einkammeriger Ascokarp im Ascostroma
Sorus:
Gruppe von Sporangien/Sporenmasse
Sporangiophor:
Sporangienträger
Sporangium:
Sporenbehälter
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