Pädagogisch-psychologische Grundlagen des Lernens Sitzung vom .... 2008 Thema: Unsere subjektiven Überzeugungen und unser aktives Lernen In der gestrigen Sitzung ging es zum einen über verschiedene Ansätze, wie Lernen verstanden wird, zum anderen über epistemologische Überzeugungen, die das Lernen beeinflussen. Zunächst haben wir den humanistischen Ansatz behandelt, in dem der Zögling als Pflanze gesehen wird, die sich selbst entwickelt, der Erzieher als Gärtner. Dagegen sehen empiristisch-behavioristische Ansätze den Zögling als unbeschriebenes Blatt, dem der Erzieher Erfahrungen ermöglicht, durch die Lernen stattfindet. Handlungstheoretisch-konstruktivistische Ansätze wiederum sehen den Lerner als Konstrukteur seines eigenen Lernens, dem der Lehrer Werkzeuge zur Verfügung stellt, die dieser wiederum anwendet. Mir waren diese Unterscheidungen soweit bereits bekannt, da sie in einer Hausarbeit sowie in meiner Zula vorkamen. Dabei ging es allerdings mehr um Erziehung als um Lernen, und die Grundunterscheidung war die zwischen „Erziehung als begleitetes Wachsenlassen“ und „Erziehung als herstellendem Machen“. Ich war noch ein wenig unsicher, wo nun die handlungstheoretisch-konstruktivistische Ansätze hingehören, da diese in „meinem“ Schema nicht vorkamen. Ich denke, sie stehen nicht im Gegensatz zu humanistischen Ansätzen, betonen aber noch stärker die Eigenverantwortung des Lerners, der sich selbst schafft, und kommen eben aus einer anderen theoretischen Richtung. Die Ausführungen in diesem Zusammenhang zur Situiertheit des Lernens haben mich an ein Kapitel aus meiner Zula über „situated learning“ erinnert, in dem ich diese Ansätze mit stark kognitiven Lernansätzen verglichen habe. Von daher bin ich in dieser Richtung schon ein wenig „vorbelastet“. Dagegen war das Thema der epistemologischen Überzeugungen neu für mich. Ich fand in den Texten sehr interessant, was für ein Zusammenhang gezogen wurde zwischen den Lernüberzeugungen von Schülern und ihren Lernleistungen. Ich hatte mir vorher noch nicht klargemacht, dass manche Schüler von Annahmen ausgehen, die sie in ihrem Lernen behindern können, und dass das Verhalten des Lehrers und seine Einstellungen zum Lernen dazu beitragen kann, diese Annahmen noch zu verstärken oder aber den Schülern Möglichkeiten zu geben, neue Erfahrungen mit dem Lernen zu machen. Zu den vier wichtigsten Dimensionen zählen Einstellungen über die „ability to learn“, also ob Schüler denken, diese sei angeboren oder man Pädagogisch-psychologische Grundlagen des Lernens Sitzung vom .... 2008 könne sie sich aneignen. Es erscheint mir völlig logisch, dass Schüler, die davon ausgehen, dass man „ability to learn“ hat oder nicht hat, nach Misserfolgen sehr schnell aufgeben und überzeugt sind, dass sie eben nicht gut lernen können. Mit einer solchen Einstellung wird man kaum die Motivation mitbringen, sich einen „schweren“ Lerngegenstand anzueignen, weil man davon ausgeht, dass man es ja ohnehin nicht kann. Unterschiedliche schulische Leistungen müssen also gar nicht daher kommen, dass Schüler weniger begabt sind, sondern können auch daher kommen, dass Schüler ungünstige Überzeugungen über das Lernen haben und daher nicht motiviert sind, dranzubleiben und sich ein neues Thema zu erarbeiten. Eine zweite Dimension ist „structure of knowledge“, nämlich ob Schüler davon ausgehen, dass Wissen miteinander verknüpft ist oder ob es sich um isolierte Gegenstände handelt. Ich fand sehr interessant, dass viele Schüler schulischen Mathematikunterricht als so abstrakt wahrnehmen, dass sie gar nicht auf die Idee kommen, es könnte etwas mit alltäglichen Problemen zu tun haben. In eine ähnliche Richtung wie „ability to learn“ geht „speed of learning“, nämlich, dass manche Schüler denken, dass Lernen schnell gehen muss oder gar nicht stattfindet. Andere wiederum, die die Überzeugung haben, dass Lernen graduell passiert, bringen einen viel längeren Atem beim Lernen auf und erzielen bessere Ergebnisse. Schließlich geht es bei „stability of knowledge“ um die Überzeugung, Wissen sei unveränderlich vs. Wissen entwickele sich. Mir wurde in dieser Sitzung bzw. beim Lesen der Texte wichtig, dass Lehrer mit ihren Lernüberzeugungen auch das Verhalten der Schüler prägen. Ich habe bei mir selbst festgestellt, dass ich zum Teil daraus, dass mir in manchen Fächern das Lernen sehr leicht fällt, geschlossen habe, dass ich es gar nicht kann, wenn es einmal in anderen Fächern nicht so schnell geht. Ich habe erst später festgestellt, dass ich mir auch in den Fächern, die für mich schwieriger sind, Dinge aneignen kann, auch wenn es mehr Zeit und Kraft erfordert. In ähnlicher Weise könnte es als Lehrerin hilfreich sein, mit Schülern ins Gespräch zu kommen, die keine guten Leistungen erbringen, um zu sehen, ob sie vielleicht von Lernüberzeugungen ausgehen, die sie mehr hindern als ihnen helfen. Jedenfalls sollte man als Lehrer vermeiden, die Schüler, denen alles zufliegt, als Maß aller Dinge hinzustellen – sonst entmutigt man schnell die, die es auch könnten, die aber mehr Einsatz dafür bringen müssen.