kognitives Lernen, Gedächtnis und Vergessen

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kognitives Lernen, Gedächtnis und Vergessen
Einführung
wichtig für das tägliche Leben, aber keine computermäßige, undifferenzierte Speicherung
erinnerte Geschichte:
 weniger Details
 Veränderungen
 Änderung des roten Fadens
 Zusammenhänge fallen weg
 Hinzufügung von Sachverhalten


Gedächtnisinhalte werden systematisch verändert
Diskrepanz zwischen Realität und Gedächtnis
Gedächtnisprozesse
a) Erinnern
Erinnern gliedert sich in drei Prozesse:
1. Wahrnehmen und Erkennen (beeinflußt dadurch, was wir sehen möchten / Erfahrung)
2. Codierung in übergeordnete Kategorien
3. Abrufen
identische Ereignisse produzieren bei unterschiedlichen Menschen unterschiedliche
Erinnerungen; individuelle Gedächtnisinhalte sind unterschiedlich.
Gedächstnissystem
1. Sensorisches Gedächtnis / Ultrakurzzeitgedächtnis (auch bei Augen und Ohren)
hohe Kapazität
Speicherung Sekundenbruchteile bis zu einigen Sekunden
unbewußt, keine willkürliche Steuerung
2. Kurzzeitgedächtnis / Arbeitsgedächtnis (Systemspeicher)
eingeschränkte Kapazität von ca. 7 Zeichen pro Sekunde
Speicherdauer im Sekundenbereich, kann aber durch Wiederholung verlängert werden
Störanfällig
bewußte Inhalte, der willentlichen Steuerung unterlegen
3. Langzeitgedächtnis
unbekannte Kapazität
große Teile der Inhalte sind unbewußt oder unterbewußt
siehe posthypnotischer Auftrag („Shut up!“ in wichtiger Veranstaltung)
der willentlichen Steuerung nicht unterworfen
Strategie
Chunking, um die Kapazität des KZG künstlich zu erhöhen
 Zusammenfassung von Items zu sinnvollen Gruppen
 „123478“ zu zwölf-vierunddreißig-achtundsiebzig“
 Reduktion von unbekannten Chunks auf bekannte Chunks (z.B. 1939 als „Beginn 2.
Weltkrieg“)
 systematische Codierung von Informationen
Vergessen
Hermann Ebbinghaus – sinnarme Silben als Erinnerungsmaterial
pro Tag werden 25% der zu erinnernden Silben vergessen
Überlernen: beherrschter Inhalt wird immer wieder wiederholt
10 X Lesen: 100%
dann: nicht aufhören! 15 X Lesen: 50% Überlernen, 20 X Lesen: 100% Überlernen
Theorien des Vergessens
1. Spurenzerfall
(Veränderung der Synapsendurchlässigkeit wird aufgehoben)
 Begründet durch Nichtgebrauch
aber: dem widerspricht das Wiederauftauchen „alter“ Erinnerungen (Jugendgeschichten
von alten Menschen); unter Hypnose: erstaunliche Details werden erinnert
2. Verzerrung
systematische Änderung von Gedächtnisinhalten
Erinnerung wird immer mehr geschönt, je älter wir werden
belastende Ereignisse werden vergessen
3. Verdrängung
aktives Arbeiten, um belastende Ereignisse abzukapseln
Ablenkung: aber: nach wie vor im Gedächtnis!
4. Interferenz
Fazit: offensichtlich folgt das Vergessen einer bestimmten Systematik. Wir vergessen nicht
zufällig oder willkürlich. Es scheint eine Art „Prioritätensystem“ für das Vergessen zu geben
(z.B. Verdrängung unangenehmer Ereignisse). Bislang ist es allerdings unklar, welchen
Prinzipien das Vergessen folgt.
SQ3R-Methode
-
survey
oberflächlich durchsuchen, ankreuzen, was bekannt ist und was nicht
question
Fragestellung und Zieldefinition, „Advance Organizers“
read
in Bezug auf die Fragen gezielt, Notizen machen
-
recite
aktive Produktion
review
Nacharbeiten
Intelligenz und Testverfahren
Intelligenzdefinition nach Hofstätter:
 die Fähigkeit, Kontingenzen zu entdecken, wo sie wirklich vorhanden sind
1)
2)
Intelligenz hat etwas mit Lernen zu tun
es gibt auch Dummheit
Kontingenzen
real vorhanden
real nicht vorhanden
vermutet
kluges Verhalten
Dummheit erster Art
(Aberglaube)
nicht vermutet
Dummheit zweiter Art
(Ignorieren von
Zusammenhängen)
kluges Verhalten
Intelligenzquotient: Messung der relativen Intelligenz (Vergleich zur durchschnittlichen
Intelligenz einer bestimmten Altersstufe, Abweichungs-IQ)
Intelligenzgrade
IQ
Beschreibung
> 130
hochbegabt (ca. 2,5% eines Jahrganges)
120 – 130
talentiert
110 – 120
überdurchschnittlich intelligent
90 – 110
durchschnittlich intelligent
75 – 90
unterdurchschnittlich intelligent / lernbehindert
60 – 75
geistige Behinderung, benötigt zeitlebens Hilfe bei der
Lebensführung
< 60
praktisch bildbar (meist mehrfachbehindert)
Intelligenzdefintion nach Wechsler:
globale oder zusammengesetzte Fähigkeit
1)
vernünftig zu denken („Verbalintelligenz“)
2)
zweckvoll zu handeln („Handlungsintelligenz“)
3)
sich mit seiner Umwelt wirkungsvoll auseinanderzusetzen („soziale Intelligenz“)
Dinge wie „Emotionale Intelligenz“ (Goleman) sind zwar mit der Alltagserfahrung in
Einklang zu bringen und in heuristischen Verfahren „beweisbar“, entbehren jedoch jeder
wissenschaftlichen Grundlage.
Flynn-Effekt

Veränderung der Intelligenz über Generationen hinweg

Menschen werden immer klüger

aber: auch die Anforderungen ändern sich

Zurückrechnung der Binet- und Wechsler-Tests

aber auch: Zugang zu den Bildungseinrichtungen wurde verbessert
Testverfahren im Rahmen von Assesment-Centern
 Klassische Intelligenz (nach Binet / Wechsler) steht nicht im Vordergrund
 Klassische Intelligenz ist ein Teil der Beobachtung im Assessment Center
 Focus auf der Beobachtung des Sozial- und Führungsverhaltens
 Unterschiedliche Aufgabengruppen im Rahmen des Assessment Centers
 Grundsätzlich ist ein Assessment Center ein Belastungstest
Personenwahrnehmung
Grundfragen
Gibt es „das“ objektive Bild einer Person?
Wodurch ist das Bild, das wir von einer Person haben, bestimmt?
Gibt es typische Verzerrungen in der Wahrnehmung?
Grundprobleme
Menschliche Eigenschaften sind nicht direkt beobachtbar
Grundlegend andere Wahrnehmung als die der physikalischen Umwelt
Auswirkungen auf die Prozesse der (besseren) Einsicht und der Korrektur bestehender Bilder
von Personen
Urteilsgenauigkeit
Vorverständnis: Wahrnehmung ist objektiv
Methodenfrage: Tests? Befragungen der Person? Befragungen von Freunden?
Grundelement: Wahrnehmung von Emotionen und dem situativen Kontext
Persönlichkeit ist von der situativen Gegebenheit abhängig
Probleme beim Beurteilenden
Urteil ist abhängig von der Stimmung des Beurteilers
Stereotypenbildung
Stereotype (Generalisierungen)
als Segen und Fluch
Typische Beurteilungsfehler
1. Wahrnehmungsverzerrungen
Halo-Effekt
Ein Beurteilungsmerkmal strahlt auf mehrere andere aus.
Primacy- / Recency-Effect
Merkmal am Anfang (Primacy) / Ende (Recency) des Beurteilungszeitraumes bestimmt die
Beurteilung.
Kleber-Effekt
Wer seit Jahren die nicht befördert wurde bekommt eine durchschnittliche Beurteilung („Wer
nicht befördert wird, kann nicht überdurchschnittlich sein!)
Hierarchie-Effekt
Je höher in der Hierarchie eingestuft, desto besser die Beurteilung.
2. Maßstabsanwendungen
Tendenz zur Milde/Strenge/Mitte
Sympathie/Antipathie
3. Beurteilung als Mittel zum Zweck
Beispiel Mobbing, „Wegloben“
Implizite Verknüpfungen
Einzelne, erkannte Merkmale intendieren andere, nicht wahrgenommene Merkmale
z.B. Kann ein Hausierer ein guter Liebhaber sein?
Bildung von Merkmals-Clustern
Kulturelle Einflüsse
Frage nach den grundlegenden Dimensionen der Personenwahrnehmung
Erzeugen andere Kulturkreise andere Strukturen der Persönlichkeitswahrnehmung?
Prototypen
Nach unserer Erfahrung existieren bestimmte „Menschentypen“
Basis für die Klassifizierung fremder Menschen
Ist Typisierung notwendig?
Sozialpsychologie: Interaktionen und Gruppenprozesse
Gegenstände der Sozialpsychologie
 Soziale Anerkennung
 Soziale Motivation
 Sympathie und Antipathie
Soziale Schemata
In allen Kulturkreisen bestehen bestimmte Verhaltensnormen, bestimmte Schemata, die
bestimmte soziale Stellungen oder Prozesse intendieren (z.B. Taburegeln, gesellschaftliche
Konventionen, soziale Konventionen etc.)
Soziale Interaktion gelingt um so leichter, je ähnlicher die sozialen Schemata der
interagierenden Personen sind
Die sozialen Schemata divergieren nicht nur von Kulturkreis zu Kulturkreis, sondern auch
von einer situativen Gegebenheit zur andern.
Gruppen
Gruppen können bestimmte soziale Prozesse hemmen oder erst in Gang bringen
 Gruppendruck: Entscheidung wider besseres Wissen, wenn die Gruppe anderer Ansicht ist
 Hemmungen, vor Gruppen zu sprechen
 „Kick“ durch die Anwesenheit von Gruppen, die zuhören
Beispiele:
 Verhalten von Menschen in Fahrstühlen
 Untätigkeit von Gruppen bei Unfällen
 Massenphänomene, „Gemeinschaftsgefühl“
Die Gruppe an sich ist mehr als die Summe der Teile. Durch die Präsenz der Gruppe
verändert sich das Verhalten der Gruppenmitglieder. Die Gruppe an sich wird damit zum
bestimmenden Faktor für das Verhalten Einzelner.
Organisationspsychologie
Eigentlich ist die Organisationspsychologie ein Sonderfall der Sozialpsychologie. Sie
versucht, Organisationen als soziale und von Menschen bestimmte Systeme zu verstehen und
handhabbar zu machen.
Gegenstände
 Das Individuum in der Organisation
 Aufgaben, Individuen, Teams, Organisation
 Teamprozesse
 Entwicklungsprozesse in Organisationen: Entwurf und Steuerung
 Motivation in Organisationen
Anwendungsbereiche
 Aufbau- und Ablauforganisation
 Motivations- und Prämienmodelle
 Organisations- und Personalentwicklung
 Interventionen (z.B. Mobbing oder sonstige Krisensituationen)
Schritte der Organisationspsychologie
 Diagnose
 Zielformulierung
 Operationalisierung
 Intervention
 Evaluation
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