Himna Republike Hrvatske - hrvatski memorijalno

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Nationalhymne der Republik Kroatien1
„Unsere schöne Heimat“
Heldenhaftes liebes Land,
Alten Ruhmes Vätererbe,
Ewig sollst du glücklich sein!
Lieb bist du uns, wie du ruhmreich,
Lieb bist du uns, du allein,
Lieb bist du uns, wo du eben,
Lieb, wo du Gebirge bist.
Fließe Drau, Save fließe,
Auch du Donau, verliere deine Kraft nicht.
Blaues Meer, sage der Welt:
Dass der Kroate sein Volk liebt,
So lange die Sonne seine Felder wärmt,
So lange die Bora seine Eichen umweht,
So lange das Grab seine Toten bedeckt,
So lange ihm sein lebendiges Herz schlägt.
(Erlass zur Verabschiedung des Gesetzes über Wappen, Flagge und Nationalhymne der RH sowie über Standarte und Schärpe des Präsidenten der RH;
Narodne novine2 Nr. 55, vom 21. Dezember 1990).
“Unsere schöne” – das sind die Worte, mit denen die kroatische Nationalhymne beginnt. Die Kroaten widmeten sie der Anmut ihres Heimatlandes und
dem tausendjährigen heldenhaften Kampf ihrer Vorfahren um ihr Heim, ihre Freiheit und ihr Bestehen. Da Heim und Freiheit den Sinn des Lebens darstellen, sollten sie allen, denen diese Werte vorenthalten werden, einen entscheidenden Anstoß zum Kampf geben. Auch in den schwierigsten Augenblicken seiner Geschichte, träumt ein stolzes Volk von Freiheit, besingt sie und lebt sie:
“Ach, Du schöne, ach, Du liebe, ach, Du süße Freiheit,
Ein mit allen Schätzen des Allerhöchsten Gottes geschmücktes Geschenk,
(...)
Alles Silber, alles Gold, alle Menschenleben,
Können kein Lohn deiner reinen Schönheit sein!”
(kroatischer Dichter Ivan Gundulić3)
Und um das Wertvollste nicht zu vergessen, ermahnt auch heute noch ein in den Stein der Festung in der freien kroatischen Stadt Dubrovnik eingemeißelter
Spruch:
Non bene pro toto libertas venditur auro!
(Nicht für alles Gold der Welt ist die Freiheit zu verkaufen)
1
kurz RH (kroatisch Republika Hrvatska)
deutsch Volksblatt/Amtsblatt
3
Titel: Hymne an die Freiheit
2
Einleitung
Im frühen Mittelalter besiedelten die Kroaten den Raum, der seit der Antike sowohl ein Bindeglied zwischen Osten und Westen war, als auch eine Grenzlinie
zwischen Zivilisationen, großen Imperien und Religionen bildete, und welcher daher auch den Schauplatz für ihre Zusammenstöße lieferte. Die geostrategische
Lage des Gebietes, auf welchem spätestens im 9. Jh. ein kroatischer Staat entstanden war, bestimmte für die Kroaten eine Geschichte voller Versuchungen.
Folglich sind auch die Grenzen Kroatiens als Ergebnis einer solchen beschwerlichen Geschichte zu betrachten, besonders wegen der türkischen Invasion in
Richtung Westeuropas und der seit dem späten Mittelalter über mehrere Jahrhunderte geführten Kriege gegen das Osmanische Reich sowie angesichts der
aggressiven serbischen Politik innerhalb der jeweiligen jugoslawischen Staatsformation. Die heutigen Grenzen der RH wurden im Heimatkrieg4 als
Verteidigungs- und Befreiungskrieg bestätigt, nachdem aufgrund der Demokratisierungsbestrebungen im Jahr 1990 und der Gründung eines unabhängigen und
souveränen kroatischen Staates im Jahr 1991 ein neuer Zeitabschnitt in der kroatischen Geschichte angefangen hatte, der, wie auch alle anderen historischen
Entwicklungen, durch die starken gesellschaftlichen Veränderungen auf europäischem Boden, besonders in Osteuropa, herbeigeführt worden war.
Republik Kroatien und Heimatkrieg
(eine chronologische Darstellung der politischen und militärischen Ereignisse im Rahmen des Entstehungsprozesses des modernen kroatischen Staates
sowie des Verlaufs der serbischen Aggression auf die RH und des Kampfes um ihre Freiheit und territoriale Integrität 1990-1995/98)
Zweite Hälfte der 80er Jahre des 20. Jhs.
„Großserbische” Politik – Hauptgrund für den Zerfall der Sozialistischen Föderativen Republik Jugoslawien (SFRJ5)
Der Fall der Berliner Mauer im November 1989 kündigte symbolisch den Anfang eines neuen Zeitabschnittes in der europäischen Geschichte an, als
die Mehrheit der osteuropäischen Staaten das kommunistische Einparteisystem durch ein demokratisches Mehrparteiensystem ersetzte. Gleichzeitig mit
der Erscheinung der demokratischen, antikommunistischen Bewegungen in den osteuropäischen Staaten (Polen, Ungarn, Tschechien, Deutsche
Demokratische Republik …), weitete sich der Prozess der Demokratisierung auch auf Kroatien, damals eine der sechs Teilrepubliken der SFRJ, aus. Die
Initiativen zum politischen Pluralismus in Kroatien meldeten sich Anfang 1989 und hatten unter Berücksichtigung damaliger Unterschiede im
4
Heimatkrieg/kroatisch Domovinski rat ist ein allgemein akzeptierter Begriff in der neueren kroatischen Geschichte für den Zeitraum der 90er Jahren des
20. Jhs., in welchem die gegenwärtige RH gegründet und dann in einem aufgezwungenen Krieg auch verteidigt werden musste.
Die Gesetzvorschriften der RH („Gesetz über die Rechte der kroatischen Verteidiger im Heimatkrieg und ihrer Familienmitglieder“) schreiben vor, dass
die Dauer des Heimatkrieges auf den Zeitabschnitt von 5. August 1990 bis 31. Juni 1996 zu begrenzen sei (obwohl der Kriegszustand formell am 23.
August 1996 mit der Unterzeichnung des „Abkommens über die vollständige Normalisierung und Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen der
RH und der Bundesrepublik Jugoslawien“ aufhörte).
Unter dem Begriff Heimatkrieg versteht man vor allem die abschließenden Vorbereitungen des serbischen Aggressors auf Krieg und Verwirklichung
seines Hauptzieles, welches auf der Behauptung, dass „alle Serben in einem einzigen Staat vereinigt werden sollten“ (Großteil des Territoriums des ehemaligen Jugoslawiens) gründete; dann verfassungswidrige und terroristische Aktivitäten, Bewaffnung und bewaffneten Aufstand eines Teils der serbischen Bevölkerung in Kroatien seit Mitte des Jahres 1990 (in der Militärterminologie spricht man von einer sog. schleichenden oder verborgenen Aggression); Beginn der Aufstellung der kroatischen Verteidigungskräfte im August 1990; Beginn des Krieges und der offenen Aggression Serbiens und Montenegros, bzw. der Jugoslawischen Volksarmee (JNA/kroatisch Jugoslavenska narodna armija) und der serbisch-montenegrinischen Truppen, gegen
Kroatien im Sommer 1991 (gleich nachdem das Parlament der RH am 25. Juni 1991 den Verfassungsbeschluss über die Souveränität und Unabhängigkeit
der RH verabschiedet hatte); sowie Verteidigung und Befreiung des Großteils des vorläufig besetzten Territoriums der RH durch Militäraktionen seit Ende
1991 bis Ende 1995.
Demnach umfasst der Begriff Heimatkrieg nach den Gesetzvorschriften der RH auch den Zeitraum, der dem Krieg in Kroatien, bzw. der offenen serbischen Aggression gegen die RH, vorausgegangen war, sowie den Zeitraum unmittelbar nach der Beendigung der Militäroperationen in Kroatien und
Bosnien-Herzegowina.
Mit Rücksicht darauf, dass der letzte besetzte Bestandteil des international anerkannten kroatischen Staatsgebiets aufgrund eines politischen Abkommens
und keiner Militäroperation zurückgewonnen werden konnte, ist es vom Standpunkt der Politik als Datum der Beilegung des Krieges gewiss der 15.
Januar 1998 zu betrachten, als der Prozess der friedlichen Reintegration des kroatischen Donaugebiets in das staatsrechtliche Hoheitsgebiet der RH abgeschlossen worden war (die Baranja sowie ein Teil Ostslawoniens und Westsyrmiens).
5
kroatisch Socijalistička Federativna Republika Jugoslavija
Lebensstandard und in Freiheiten zu den Staaten des ehemaligen Ostblocks ihre Besonderheiten. Einer zivilisierten und vor allem friedlichen Entfaltung
der Demokratie widersetzten sich die in 19. und 20. Jh. entworfenen großserbischen Projekte, nach denen sich die westliche Grenze des serbischen Staates
– des sog. Großserbiens – tief im kroatischen Hinterland entlang der Linie Virovitica – Pakrac – Karlovac – Ogulin – Karlobag sowie einen Teil der
Landschaft Gorski kotar umfassend erstrecken sollte. Diese Linie entsprach etwa der Grenze, die durch die osmanischen Eroberungen auf dem kroatischen
Gebiet im Zeitraum von 15. bis 17. Jh. entstanden war. Die Hetzkampagne der Medien, deren Ziel die Mobilisation der serbischen Bevölkerung für eine
nationalistische, eigentlich imperialistische Politik war, um die Vorbedingungen für die Realisierung des großserbischen Plans zu schaffen, begann mit der
Veröffentlichung eines Teils des Memorandums der Serbischen Akademie der Wissenschaften und Künste in der Zeitung Večernje novosti (Beograd6,
Ende 1986). Die serbischen Nationalisten beklagten damals die angebliche Benachteiligung der serbischen Volksgruppe in Jugoslawien, besonders im
Kosovo und in Kroatien. Sie strebten im Grunde genommen nach einer noch stärkeren Zentralisierung des Staates und einer serbisch dominierten
Föderation. Ein optisch abgehobener Kommentar eines Journalisten der erwähnten Zeitung (24. September 1986), der besagte, dass der Inhalt des
„Memorandums“ der serbischen Akademiemitglieder „einem neuen Aufruf zum neuen Blutvergießen“ gleichkomme, war besonders bezeichnend und
zeigte unverkennbar auf die Verantwortlichen für die Kriegstragödie, die im Jahr 1991 in Kroatien und dann auch in Bosnien-Herzegowina passierte. An
dieser systematisch organisierten großserbischen Propaganda beteiligte sich neben den Medien auch ein Teil serbischer intellektueller Elite unter
Anführung einzelner Mitglieder der Serbischen Akademie der Wissenschaften und Künste sowie Schriftsteller, deren chauvinistische Werke hohe
Auflagen erreichten. Die Einzelnen in Serbien, die sich öffentlich gegen eine großserbische Politik ausgesprochen hatten, konnten den Lauf der Dinge
nicht mehr ändern. Die Stimme der Vernunft wurde vom Kriegsgeschrei der Anhänger der großserbischen Idee zum Schweigen gebracht.
Unter solchen Bedingungen begann der Aufstieg des „Schlächters vom Balkan“ Slobodan Milošević (seit Januar 1986 Präsident des Präsidiums des
Zentralkomitees des Bundes der Kommunisten Serbiens). Nachdem eine Fernsehkamera am 24. April 1987 am Kosovo Polje 7 seine an einen serbischen
Arbeiter gerichteten Worte „Nitko ne sme da vas bije“!/deutsch „Niemand darf euch schlagen“! aufgenommen hatte, genoss er große Popularität in
Serbien. Indem er versprach die Krise im Kosovo zu lösen, wurde er in den Augen der serbischen Öffentlichkeit zum Helden, der für die serbische Sache
kämpft. Verhängnisvoll für die Lenkung seines politischen Aufstieges und großserbischen Eroberungsweges war die 8. Sitzung des Zentralkomitees des
Bundes der Kommunisten Serbiens, als seine Gefolgsleute Ende September 1987 die Macht in Serbien ergriffen konnten. Am 8. Mai 1989 wurde
Slobodan Milošević Präsident des Präsidiums der Sozialistischen Republik Serbien (SRS 8). Sein Vorgänger und politischer Mentor Ivan Stambolić, der
aber auch wegen seiner Politik dieses Amt Mitte Dezember 1987 niedergelegt hatte, schrieb auf: „In der 8. Sitzung wurde zum Sturm geblasen, die
serbischen Nationalisten fühlten sich zu einem Heereszug zur Vernichtung Jugoslawiens aufgerufen. Jugoslawien war schon damals zum Tode verurteilt.
Es blieb nur übrig, sein grausiges Aushauchen des letzten politischen Atemzugs im Blut abzuwarten…“ (aus dem Buch des ehemaligen Präsidenten des
Präsidiums der SRS Ivan Stambolić, Put u bespuća/Auf dem Weg in Ausweglosigkeit, Beograd 1995, S. 19).
Nach der Machtübernahme in Serbien konnten die treuen Anhänger der Politik von Milošević mit gewaltsamen Methoden – durch Meetings und die
sog. Antibürokratische Revolution – auch die autonomen Provinzen Vojvodina und Kosovo sowie die Teilrepublik Montenegro (Ende 1988 und Anfang
1989) unter ihre Kontrolle bringen. Aufgrund des Beschlusses der Versammlung der SRS vom 28. März 1989 verloren Vojvodina und Kosovo den Status
einer konstitutiven Teileinheit der jugoslawischen Föderation. Im kollektiven Staatspräsidium wurden aber die Stimmen ihrer Vertreter beibehalten (8
Mitglieder: 6 Vertreter der Teilrepubliken und 2 der autonomen Provinzen). Die Abschaffung der Autonomie von Vojvodina und Kosovo stand im
Widerspruch mit damaliger Bundesverfassung aus dem Jahr 1974, nach der sich Jugoslawien aus 6 Teilrepubliken und zwei autonomen Provinzen
zusammensetzen sollte, aber die Bundesbehörden reagierten darauf nicht. Diese Neuordnung legte dann auch eine neue im September 1990
verabschiedete Verfassung der SRS fest. Mit Rücksicht darauf, dass in das Präsidium der SFRJ die proserbischen Vertreter der SRCG9, der Vojvodina
und des Kosovo ernannt worden waren, sicherte sich serbischer Präsident S. Milošević die Kontrolle über die Hälfte seiner Mitglieder und die SRS die
politische Dominanz über die restlichen jugoslawischen Teilrepubliken. Die Ereignisse in Serbien provozierten natürlich eine Reaktion westlicher
Teilrepubliken.
6
deutsch Belgrad
deutsch Amselfeld
8
kurz für Sozialistische Republik Serbien
9
kurz für Sozialistische Republik Montenegro (kroatisch Socijalistička Republika Crna Gora)
7
Etwa gleichzeitig mit diesen politischen Ereignissen war Mitte der 80er Jahre des 20. Jhs. auch eine Neugliederung der Streitkräfte der SFRJ veranlasst
worden, die (seit 1969) aus zwei gesetzlich gleichwertigen Truppenteilen bestanden hatten: der Jugoslawischen Volksarmee (JNA10) auf der Bundesebene
und der Territorialverteidigung (TO11) auf der Republikebene. Die JNA als Bundesarmee hatte zu Friedenszeiten die Aufgabe, eine strategische
Überraschung zu verhindern, und die TO, als eigentliches Kriegsheer, nur ihre auf der Ebene der verschiedenen „Stäbe“ organisierten Kerntruppen zu
versorgen. Dann kam es aber nach dem Plan „Einheit“ zu einer Zentralisierung der Streitkräfte der SFRJ in Bereichen der Aufstellung und Befehlsgewalt.
Der Umfang der militärisch-territorialen Formationen der JNA vergrößerte sich, so dass statt der bisherigen sechs Feldarmeen, deren
Zuständigkeitsgebiete teilweise mit den Grenzen der Teilrepubliken übereinstimmten, die JNA in drei Militärdistrikte auf dem Festland (+ Militärdistrikt
Küste sowie Luftstreitkräfte und Luftabwehr wie zuvor) aufgeteilt wurde. Durch die Neuorganisation wurden die Teilrepubliken von der Verwaltung der
TO ausgeschlossen, und entgegengesetzt der Verfassung der SFRJ von 1974, dem Befehl der JNA unterstellt. Das kroatische Territorium wurde unter
mehrere Kommandos der JNA verteilt. So umfasste der 5. Militärdistrikt (nach Aufstellung/Kampfbereitschaft zu Friedenszeiten) bzw. Nordwestlicher
Distrikt (nach Aufstellung/Kampfbereitschaft zu Kriegszeiten) mit Hauptquartier in Zagreb Nordwesten Kroatiens, Istrien, Gorski kotar, Lika, Kordun,
Banovina sowie Slowenien. Der Restteil Kroatiens kam unter das Kommando des 1. Militärdistrikts mit Hauptquartier in Beograd (Slawonien) und des
Militärdistrikts Küste mit Hauptquartier in Split (Adriaküste und Norddalmatien).
Das gleiche Ziel – Erhaltung Jugoslawiens als einen streng zentralisierten Staat unter Vorherrschaft des zahlreichsten (serbischen) Volkes (nach dem
Prinzip „eine Person, eine Stimme“), bzw. eine Reduzierung der Rechte der Teilrepubliken und eine Ausweitung der Ermächtigungen der
Bundesbehörden, war der Grund für die Annährung eines Teils der Führung der JNA und der serbischen Regierung sowie für die Umwandlung der JNA in
eine serbische Armee. Ein Zusammentreffen verschiedener Umstände, vor allem der bewaffnete Widerstand der Slowenen und besonders der Kroaten und
Bosniaken (Muslime), konnte dann allerdings diese Ziele auf die Besetzung der „serbischen“ Gebiete in Kroatien und Bosnien-Herzegowina, die dann an
„Rest-Jugoslawien“, eigentlich („großes“) Serbien, angeschlossen werden sollten, einschränken.
In Übereinstimmung mit der „großserbischen“ Politik aus Beograd organisierten die Serben aus Kroatien bereits am 28. Februar 1989 in Knin eine
antikroatische Veranstaltung. In eine politische, antikroatische Versammlung der Serben aus Kroatien und anderen Teilrepubliken verwandelte sich auch
die religiöse (orthodoxe) Feier am 9. Juli 1989 bei der Kirche Lazarica in Kosovo polje in der Nähe von Knin. Den erwähnten Vorfall, als Ausdruck des
serbischen Nationalismus, verurteilten scharf der Bund des Kommunisten Kroatiens (CK SKH 12) und das Präsidium der SRH13. Die Festnahme von 14
Teilnehmern benutzten die serbischen Medien als eine Bestätigung der Behauptung, die Serben würden keine nationalen Rechte in Kroatien besitzen. Die
erwähnten Versammlungen in Knin und Umgebung legten den Keim des serbischen Aufstandes in Kroatien.
Ausgangsgrundlagen der Verfassung der Republik Kroatien (1990)
Die Manifestation der tausendjährigen nationalen Eigenständigkeit und des staatlichen Bestehens des kroatischen Volkes, bestätigt durch den Prozess
der gesamten Geschichte innerhalb verschiedenen Staatsformen sowie durch die Fortdauer und Entwicklung des staatsfördernden Gedankens über das
historische Recht des kroatischen Volkes auf eine vollständige staatliche Souveränität, äußerte sich:
in der Gründung kroatischer Fürstentümer im VII. Jahrhundert;
in dem mittelalterlichen selbständigen Staat Kroatien aus dem IX. Jahrhundert;
im Königreich der Kroaten aus dem X. Jahrhundert;
in der Erhaltung der kroatischen staatliche Subjektivität im Rahmen der kroatisch-ungarischen Personalunion;
10
kroatisch Jugoslavenska narodna armija (siehe unter Fußnote 4)
kroatisch Teritorijalna obrana
12
kroatisch Centralni komitet Saveza komunista Hrvatske
13
kurz für Sozialistische Republik Kroatien (kroatisch Socijalistička Republika Hrvatska)
11
im selbständigen und souveränen Beschluss des Kroatischen Landtagesaus dem Jahr 1527 über die Wahl des Königs aus der Habsburger Dynastie;
im selbständigen und souveränen Beschluss des Kroatischen Landtages aus dem Jahr 1712 über die Pragmatische Sanktion;
in den Beschlüssen des Kroatischen Landtages aus dem Jahr 1848 über die Wiederherstellung der territorialen Integrität des Dreieinigen Königreichs
Kroatien unter der Herrschaft des Bans aufgrund des historischen, staatlichen und natürlichen Rechts des kroatischen Volkes;
im Kroatisch-ungarischem Ausgleich aus dem Jahr 1868 über die Regulierung der Beziehungen zwischen dem Königreich Dalmatien, Kroatien und
Slawonien und dem Königreich Ungarn aufgrund der juristischen Traditionen beider Länder sowie der Pragmatischen Sanktion aus dem Jahr 1712;
im Beschluss des Kroatischen Landtages vom 29. Oktober 1918 über die Lösung der staatsrechtlichen Beziehungen zwischen Kroatien und ÖsterreichUngarn und über den gleichzeitigen Beitritt selbstständigen Kroatiens dem auf dem bisherigen Territorium der Habsburger Monarchie proklamierten Staat
der Slowenen, Kroaten und Serben mit dem Verweis auf das historische und natürliche, nationale Recht;
in der Tatsache, dass den Beschluss des Nationalrates des Staates der Kroaten, Slowenen und Serben über die Vereinigung mit Serbien und Montenegro
zum Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen (am 1. Dezember 1918), und später (am 3. Oktober 1929) zum Königreich Jugoslawien, vom
Kroatischen Landtag nie bestätigt wurde;
in der Gründung der Banschaft Kroatien im Jahr 1939, wodurch die kroatische staatliche Eigenständigkeit im Königreich Jugoslawien wiederhergestellt
wurde;
in der Legung von Fundamenten der staatlichen Souveränität während des II. Weltkrieges in der Gegenüberstellung der Proklamation des Unabhängigen
Staates Kroatien (1941) aufgrund der Beschlüsse des ZAVNOH (Antifaschistischer Landesrat der Volksbefreiung Kroatiens; Zemaljsko antifašističko
vijeće narodnog oslobođenja Hrvatske) (1943), sowie der Verfassung der Volksrepublik Kroatien (1947) und später auch in den Verfassungen der
Sozialistischen Republik Kroatien (1963 – 1990) ...
1990
Mehrparteienwahlen und Zusammenbruch des Kommunismus in der Republik Kroatien
Im Januar 1990 scheiterte ein neuer Versuch der serbischen Führung durch die Einberufung des 14. außerordentlichen Kongresses des Bundes der
Kommunisten Jugoslawiens in Beograd ihre Option eines zentralisierten und unitären Staates aufzuzwingen. Den Kongress verließ am 22. Januar die
slowenische und dann auch die kroatische Parteidelegation, was das Ende einer einheitlichen und zentralisierten Parteiorganisation und den Anfang des
Zerfalls der SFRJ bedeutete. Damit war nach dem Tod des lebenslänglichen jugoslawischen Präsidenten Josip Broz Tito (1980) auch der zweite wichtige Faktor
für das Bestehen der SFRJ verschwunden. Der übriggebliebene dritte Faktor war die JNA.
Der Zusammenbruch des Bundes der Kommunisten Jugoslawiens fiel gleichzeitig mit der Einführung des Mehrparteiensystems auf dem Gebiet der
jugoslawischen Teilrepubliken zusammen. Der Demokratisierungsprozess in Slowenien und Kroatien konnte nicht mehr aufgehalten werden. In Kroatien, damals
SRH, nahm die sog. liberal-reformerische Strömung innerhalb der kommunistischen Führung im Januar 1990 die für die Legalisierung der neuen politischen
Parteien und die Abhaltung der unmittelbaren und geheimen Mehrparteienwahlen die unerlässlichen Gesetzesveränderungen vor. Als am 23. Februar 1990 der
Präsident des Parlaments der SRH den „Beschluss über die Ausschreibung der Parlamentswahlen in der SRH“ verkündet hatte, konnte letztendlich die lang
erwartete Vorwahlkampagne der Parteien in Kroatien starten. Bereits Anfang Februar wurden die politischen Parteien in Kroatien auch formell registriert, und bis
zum 9. April waren es nach den Angaben des Republik-Sekretariats („Ministeriums“) für Verwaltung und Justiz insgesamt 33.
Den Demokratisierungsprozess in Kroatien versuchte die großserbische Politik Anfang 1990 durch neue Zwischenfälle und die Organisation von
„Veranstaltungen des serbischen Volkes“ zu unterbinden: am 4. Februar in Karlovac und am 4. März auf Petrova gora. Die Versammlungen wurden von Bildern
des Präsidenten des Präsidiums der SRS Slobodan Milošević, dann Flaggen Serbiens, Jugoslawiens und der Kommunistischen Partei sowie von proserbischen
und antikroatischen Parolen dominiert. Die zusammengebrachte Menge bedrohte kroatische Politiker (sogar den Präsidenten des Zentralkomitees des Bundes der
Kommunisten Kroatiens Ivica Račan) und beschimpfte sie als „Ustascha“. Das Präsidium der SRH verurteilte das Meeting auf Petrova gora als Angriff auf die
SRH. Danach versuchte am 18. März bei einer Wahlversammlung der neugegründeten Kroatischen Demokratischen Gemeinschaft (HDZ14) vor dem Hotel
„Asseria“ in Benkovac ein serbischer Extremist einen Anschlag auf den Präsidenten der erwähnten Partei Franjo Tuđman zu verüben. Auch dieser Vorfall wurde
vom Präsidium der SRH am 21. März energisch kritisiert. Die erwähnten Ereignisse verschärften selbstverständlich die kroatisch-serbischen Verhältnisse, was im
Endspiel zum Zerfall Jugoslawiens führte.
Obwohl die Belastung der kroatisch-serbischen Beziehungen immer schwerer wurde, wurden im April (22.-23.) und Anfang Mai (6.-7.) die ersten freien
Wahlen in Kroatien abgehalten, aus denen als Wahlsieger die HDZ unter Leitung von Franjo Tuđman hervorging. Ihre Wahlversammlungen basierte sie auf einer
stark ausgeprägten antikommunistischen Stimmung der Mehrheit der Kroaten und dem erweckten nationalen Schwung, der als eine Reaktion auf den seit Mitte
der 1980er Jahre immer stärker werdenden serbischen Nationalismus und seine wiederholten Forderungen nach einer Zentralisierung Jugoslawiens, bzw. nach
der Dominanz Serbiens über die anderen jugoslawischen Teilrepubliken, aufzufassen wäre. Auf die Wahlergebnisse in Kroatien reagierte die Militärführung der
SFRJ Mitte Mai 1990 mit der Entwaffnung der kroatischen TO (es handelte sich dabei schätzungsweise um 80.000 bis 200.000 „Gewehrläufe“). Die
beschlagnahmte Bewaffnung wurde in die Munitionslager der JNA gebracht. Sie wurde in Einvernehmen mit der serbischen Führung und auf einen vom
Generalstabschef der Streitkräfte (GŠ OS15) der SFRJ General Blagoje Adžić am 14. Mai 1990 gesetzwidrig (ohne Wissen und ohne Zustimmung des
Staatspräsidiums der SFRJ) unterzeichneten Befehl, weggenommen. Drei Tage danach vermerkte Borisav Jović, Mitarbeiter von Slobodan Milošević und
serbisches Mitglied im Staatspräsidium der SFRJ sowie seit 15. Mai 1990 sein Präsident, in seinem Buch Posljednji dani SFRJ: Izvodi iz dnevnika/Die letzten
Tage der SFRJ: Auszüge aus dem Tagebuch (Beograd, 1995, S. 146): „Wir haben sie praktisch entwaffnet. Formell geschah dies auf Befehl des
Generalstabschefs, aber faktisch in unserem Auftrag. Slowenen und Kroaten reagierten heftig, aber für sie gab es keinen Ausweg mehr.“
Durch die Entwaffnung Kroatiens sicherte sich die JNA die absolute Übermacht im Falle einer bereits mit immer größerer Gewissheit erwartenden
bewaffneten Lösung der politischen Krise in Jugoslawien, mit welcher auch Präsident der SRS Slobodan Milošević am Tag des heiligen Vitus (28. Juli) 1989 in
seiner Rede bei einem großen Meeting der Serben am Kosovo Polje nahe Priština drohte: „Heute, sechs Jahrhunderte später, kämpfen wir und erwarten neue
Schlachten. Dieses Mal gibt es aber keine Waffen. Wenigstens noch nicht.“ Es war mehr als deutlich, dass diese angekündigten „bewaffneten Konflikte“
Milošević schon damals mit Hilfe der JNA verwirklichen wollte, da er auf die Unterstützung des serbisch dominierten und überwiegend kommunistisch
orientierten Kaders (die Mehrheit der ranghöchsten Befehlshaber waren die Mitglieder der Kommunistischen Partei, bzw. des Bundes der Kommunisten
Jugoslawiens) baute.
1
2
3
4
Kroatische
Demokratische
Gemeinschaft
42,30
68,75 (55)
57,58 (205)
Bund der
Kommunisten
Kroatiens –
Partei der
Demokratisch
en
Veränderung
en,
Sozialistische
Partei
Kroatiens
35,30
25,00 (20)
30,06 (107)
15,00
3,75  (3)
5,90  (21)
Koalition der
Volksvereinig
ung
14
15
kurz für Kroatische Demokratische Gemeinschaft (kroatisch Hrvatska demokratska zajednica)
kroatisch Generalštab Oružanih snaga SFRJ/Glavni stožer Oružanih snaga SFRJ
Unabhängige
Kandidaten
4,10
1,25  (1)
3,65  (13)
Sonstige
1,70
0,00  (0)
1,40   (5)
1,60
1,25  (1)
1,40   (5)
100,00
100,00 (80)
100,00 (356)
Serbische
demokratische Partei
Total
Das neue demokratisch gewählte Parlament der SRH wählte in seiner konstituierenden Sitzung am 30. Mai 1990 Franjo Tuđman zum Präsidenten des
Präsidiums der SRH, Žarko Domljan zum Präsidenten des Parlaments und Stjepan Mesić zum Präsidenten des Exekutivrates des Parlaments der SRH
(eigentlich zum Regierungspräsidenten der SRH), und die HDZ wurde zur regierenden und führenden politischen Partei im Staat. Da die politische Partei
der Serben in Kroatien – Serbische Demokratische Partei16 (SDS) die demokratischen Veränderungen nicht akzeptieren wollte, boykottierte sie die
konstituierende Sitzung. Ihre Führung inszenierte einen Überfall auf ihren Aktivisten Miroslav Mlinar in Benkovac (Präsident des lokalen Zweigs der
Partei) und führte ihn als „hässliche, brutale Tat der Ustascha“ (Politika - Zeitung in Serbien, 21. 5. 1990) vor, um dann „Fall Mlinar“ als Vorwand für die
Suspendierung der Beziehungen zum Parlament der SRH zu benützen.
Trotz der Zuspitzung der zwischenvölkischen Verhältnisse und einer ernsthaften Ruhestörung ermöglichte die damalige Führung der Republik eine
friedliche demokratische Realisierung der Demokratisierungsbestrebungen und des Machtwechsels in Kroatien. Die Machtübergabe zwischen dem
bisherigen Präsidenten Ivan Latin und dem ersten demokratisch gewählten Präsidenten des Präsidiums der SRH, eigentlich dem ersten Präsidenten eines
modernen, demokratischen Kroatiens, verlief zivilisiert und in Einklang mit Wahlergebnissen.
Verfassungswidrige Aktivitäten und bewaffneter Aufstand eines Teils der serbischen Bevölkerung in der Republik Kroatien
Bereits im Juli 1990 begann der Prozess der verfassungswidrigen Tätigkeiten und Verrückung in der territorial-administrativen Struktur der SRH, der
zum Zweck einer neuen Grenzziehung seitens der aufständischen Serben in Kroatien angeregt worden war. Die Gemeindeversammlung von Knin
verabschiedete dann den „Beschluss über die Gründung und Konstituierung der Gemeinschaft der Gemeinden Norddalmatiens und der Lika“. Diese
zusammengetretene Gemeinschaft war ein Vorläufer der späteren serbischen autonomen Gebiete (SAO17) in Kroatien: „SAO Krajina“ (Knin, 21.
Dezember 1990), „SAO Westslawonien“ (12. August 1991) und „Serbisches Gebiet Slawonien, Baranja und Westsyrmien“ (Beli Manastir, 25. September
1991). Aufgrund der Beschlüsse ihrer „Versammlungen“ sollten sich die erwähnten autonomen Gebiete in die „Republik Serbische Krajina“ (Knin, 19.
Dezember 1991) vereinigen. Natürlich annullierte das Verfassungsgericht der RH alle Beschlüsse der serbischen Rebellen, die im Widerspruch zur
kroatischen Verfassung standen und die Unverletzlichkeit des Hoheitsgebietes und der Grenzen der souveränen RH gefährdeten.
Zu den demokratischen Veränderungen gehörte auch die Festlegung einer einem demokratischen und modernen Staat angemessenen Benennung für
Staatsbehörden, Amtsbezeichnungen und Insignien, die bis dahin das alte ideologische, kommunistische Einparteisystem widerspiegelten. Das Parlament
der RH nahm am 25. Juli die Abänderungsanträge bezüglich der Verfassung der SRH an, aufgrund welcher aus dem Namen des Staates das Adjektiv
"sozialistisch" entfernt, das neue ("historische") Wappen und die neue Staatsflagge festgesetzt wurden. Neben der neuen Amtsbezeichnungen (Präsident
des Präsidiums - Präsident, Exekutivrat - Regierung der RH, Republik-Sekretär – Minister), beschloss man die Verabschiedung der Verfassung der RH
anzutreten.
Am selben Tag verlautbarte der auf dem „Serbischen Landtag“ als sein Vollzugsorgan gegründete „Serbische Nationalrat“ die „Deklaration über die
Souveränität und Autonomie der Serben in Kroatien“. Bei dieser Gelegenheit wurde auch eine "plebiszitäre Volksbefragung des serbischen Volkes über
alle ihre Lage in Kroatien und Jugoslawien betreffenden Fragen“ für die Zeit zwischen 19. August und 2. September angekündigt, damit sich das
„serbische Volk in der RH zur serbischen Autonomie“ äußern könne. Die Führung der aufständischen Serben in Kroatien behauptete, dass „sich die
16
kroatisch Srpska demokratska stranka
Abspaltung nur auf die Völker, und nicht auf die Staaten beziehen kann“. Kroatien ging dagegen davon aus, dass das Selbstbestimmungsrecht den
Teilrepubliken und nicht den ethnischen Gruppen zukomme. Daher seien die Grenzen der Teilrepubliken als staatliche bzw. internationale Grenzen
anzusehen, infolgedessen den Serben in Kroatien kein Recht auf Separation zufallen könne. Den Anhaltspunkt für eine solche Schlussfolgerung gab 5.
Art. der Verfassung der SRH von 1974, der besagte, dass die „Grenzen der SRH nur aufgrund eines Beschlusses des Parlaments der SRH geändert werden
können“. Zugunsten der kroatischen Auslegung spricht auch das Gutachten (Nr. 2) der internationalen und von der Konferenz über Jugoslawien in Den
Haag eingesetzten Arbitrage-Kommission, welche festgestellt hat, „dass das Selbstbestimmungsrecht, soweit es keine entgegengesetzte Vereinbarung
zwischen den betreffenden Staaten gibt, ohne Rücksicht auf Umstände keine Veränderung der zum Zeitpunkt der Unabhängigkeit bestehenden Grenzen
erwirken kann (uti possidetis juris)“. Die Absicht diese Befragung, eigentlich ein Referendum, abzuhalten, verschärfte die politische Situation in Kroatien.
Am Vorabend des angekündigten Referendums „über die serbische Autonomie“, appellierte Präsident der RH F. Tuđman während seiner Rede bei dem
traditionellen Ritterspiel – Alka von Sinj – am 5. August 1990 an die Serben in Kroatien, „alle Voraussetzungen eines friedlichen Zusammenlebens mit
Kroaten auf eine demokratische Weise zu lösen.“ Danach bezog er am 9. August 1990 in einem Fernsehinterview für Radio Televizija Slovenija (RTV
SLO)18 Stellung zu den Ereignissen in Knin, und betonte, dass es sich dabei um keine demokratischen Forderungen des serbischen Volkes in Kroatien
handeln könne, da 11 aufständische Gemeinden nur 26% der serbischen Gesamtbevölkerung in Kroatien ausmachen würden und die Beteiligung der
Kroaten an der Gesamtzahl der Bevölkerung dieses Gebiets auch 22% betragen solle. Er hob auch hervor, dass Kroatien den Serben „alle für jede freie
demokratische Gemeinschaft eigentümlichen Bürger- und Nationalrechte sichern wird“, und dass die „Serben sich damit abfinden werden müssen, dass
die RH als souveräner Staat des kroatischen Volkes zu verstehen ist“.
Der kroatischen Führung bereitete die Ruhestörung sowie die Missachtung der Verfassung und der Gesetze in den Gebieten Kroatiens, wo die serbische Bevölkerung die Mehrheit bildete, große Sorgen. Besonders wegen der fraglichen Loyalität eines Teils der bisherigen Polizisten (Milizionäre) gegenüber der gesetzmäßig gewählten kroatischen Regierung. Nach den offiziellen Angaben von 1984 waren im „Sekretariat für innere Angelegenheiten“
weniger als 50% der Beamten Kroaten, bzw. sogar 49,9% der Beschäftigten gehörten der serbischen Nationalität (in vereinzelten – „delikaten“ – Dienstbereichen war dieses Prozent auch höher) an. Die Nationalstruktur im Innenministerium (MUP) der RH veränderte sich bis zur Mitte 1990 wenig (50,3%
der Kroaten, 30,1% Serben, 15,6% Jugoslawen und 4% Sonstige Ende September 1990), obwohl der Anteil der Serben an der Gesamtzahl der Bevölkerung Kroatiens damals 12% und der Kroaten etwa 78% betrug. Infolgedessen beschloss die kroatische Führung die Anzahl der Polizeibeamten in Kroatien
zu erhöhen, damit die Nationalstruktur des Innenministeriums der RH in Einklang mit der Nationalstruktur der Bevölkerung Kroatiens gebracht und eine
möglichst größte Zahl der die legal gewählte kroatische Regierung anerkennenden Personen angestellt und bewaffnet werden konnte. Die Verwirklichung
einer solchen Entscheidung sollte natürlich in Übereinstimmung mit bestehenden Vorschriften auf der Bundes- und Republikebene und unter Berücksichtigung der Tatsache, dass die Entlassung eines „Überschusses“ am aktiven Personal serbischer Nationalität den serbischen Extremisten Anlass für Konflikte geben könnte, durchgeführt werden. Den Anhaltspunkt für die Erhöhung der Polizistenzahl lieferte der Artikel 25. des Gesetzes über innere Angelegenheiten, der besagte, dass im Falle einer Verschlimmerung der gesellschaftlichen Lage oder politischen Situation, die Formierung neuer Spezialeinheiten möglich sei. Somit begann am 5. August 1990 unter dem Namen „Erster kroatischer Polizist“ und der Erfordernis nach Aufstellung und Bewaffnung
einer größeren Anzahl der für die Verteidigung Kroatiens einsatzbereiten Polizisten entsprechend, der erste zweimonatige Kurs zur Ausbildung neuer
Polizeibeamten. Zum Lehrgang wurden etwa 1700 Bewerber zugelassen und es wurde eine Polizeibrigade formiert. Das war die erste bewaffnete Einheit
des Innenministeriums der RH, auf welche die kroatische Regierung im Falle eines Konflikts mit serbischen Terroristen rechnen konnte. Die Bewerber,
die den hohen psychophysischen Ansprüchen genügt hatten, ergänzten am 7. September die Antiterroristische Einheit Lučko (ATJ 19) und später auch
andere kroatische Elite-Truppen im Rahmen des Innenministeriums und des Korps der Nationalgarde (ZNG 20). Die „ersten kroatischen Polizisten“ stellten
die Basis für die Entstehung der Kroatischen Streitkräfte dar. An der Verteidigung Kroatien beteiligten sich natürlich auch die dem Innenministerium der
RH loyal gebliebenen Polizisten.
17
kroatisch srpska autonomna oblast
deutsch Slowenischer Rundfunk
19
kroatisch Antiteroristička jedinica
20
kroatisch Zbor narodne garde
18
“Ihr müsst wahrhaftige Vertreter der neuen demokratischen und souveränen Regierung in Kroatien sein und das Vertrauen der Bevölkerung erlangen. Ihr
müsst entschlossen und tatkräftig, unversöhnlich aber auch äußerst höflich und artig wirken. Jeder Mensch sollte euch als seine Beschützer wahrnehmen,
als seine Vertreter. Und in diesem Sinne bitte ich euch, aber auch befehle ich euch, sich auf den Straßen zu zeigen, in Dörfern und Städten, und das zu
sein, was von euch ihr Minister und die Führung Kroatiens verlangen – eine Garantie für Ruhe und Ordnung.“ (aus der Rede des kroatischen Präsidenten Franjo Tuđman an die kroatischen Polizisten in der Polizeiakademie in Zagreb am 8. August 1990)
Die Erscheinung der bewaffneten Bürger serbischer Nationalität am Vorabend des illegalen „Referendums über die serbische Autonomie” verleitete
das Innenministerium der RH dazu, die Bewaffnung der Polizeireserve des Innenministeriums aus den Polizeistationen in Dalmatien und der Lika, bzw.
aus dem Gebiet wo der Aufstand der Serben mit Unterstützung der serbischen staatlichen Dienste und der JNA vorbereitet worden war, zu verlagern.
Diese Aktion benutzten die Serben als unmittelbaren Anlass zur Ausrufung des „Kriegszustands”. Die bewaffneten Aufständischen nahmen die Stellungen entlang aller Straßen in der Region Knin ein und blockierten die Verkehrsverbindungen zwischen dem Landesinneren und Dalmatien mit Baumstämmen und Steinen. Der Versuch der kroatischen Polizei in diesem Gebiet wieder Ordnung zu schaffen, wurde durch die Bundesarmee – die JNA vereitelt.
Danach, in den Abendstunden des 20. August 1990 bei Civljane (zwischen Sinj und Knin), beschossen die serbischen Extremisten die kroatischen Polizisten, welche die Barrikaden zu beseitigen versuchten. Die sog. Baumstammrevolution war der Anfang des bewaffneten Aufstandes eines Teils der in
Kroatien lebenden Serben gegen die demokratisch gewählte kroatische Führung. Das wirkliche Ziel war der Anschluss eines Teils des Territoriums der
RH an einen einheitlichen serbischen Staat, der einen Großteil ehemaligen Jugoslawiens umfassen sollte, was wiederum nur durch die Aggression Serbiens und der JNA auf die RH zustande gebracht werden konnte.
Im August und September 1990 dehnte sich der Aufstand auch auf andere kroatische Gebiete aus. Nach zugänglichen Daten wurde in der Gespanschaft
Karlovac bereits am 18. August eine männliche Person serbischer Nationalität (M.B.) ermordet; der Täter war ihr Landsmann (M.G.), der diesen Mord als eine
Tat der Kroaten vorzuführen beabsichtigte, um die serbische Bevölkerung zu beunruhigen und zu einem Aufstand gegen die kroatische Gewalt anzutreiben.
(Ivan Strižić, Bitka za Slunj/Schlacht um Slunj, Slunj-Zagreb, 2007) Nämlich, in Folge des Bedarfs die Polizeireserve mit Waffen zu versehen sowie die
Bewaffnung strenger zu kontrollieren, entschloss sich das Innenministerium der RH am 28. September 1990 dazu, 60% der Bewaffnung der Reserveeinheiten der Polizei aus den Polizeistationen zurückzuziehen. Gegen diese Entscheidung erhob sich die serbische Bevölkerung, und in Petrinja, Glina, Dvor
na Uni, Obrovac und Donji Lapac kam es zu Unruhen und Übergriffen der extremen Serben auf die Polizeistationen. Bei der Gelegenheit der Wiederherstellung öffentlicher Ruhe und Ordnung in der Banovina wurde in der Nacht von 28. auf 29. September ein kroatischer Polizist mit einer Feuerwaffe
verletzt.
Zur selben Zeit verstärkten sich die terroristischen Aktivitäten der serbischen Extremisten und Terroristen, unter denen sich auch die Personen aus
Serbien eingeschlichen hatten. In fast allen Ortsgemeinschaften mit serbischer Bevölkerungsmehrheit („in der Krajina von Knin sowie im Kordun und in
der Banija“) beobachtete man die Entfaltung eines bewaffneten Aufstandes und Erscheinung von Handlungen, welche die Eigenschaften schwerer Straftaten besaßen – Diebstahl, Raub, Sicherheitsgefährdung, terroristische Anschläge (Diversionen auf Wirtschaftsobjekte und gesamte Infrastruktur, Sicherheitsgefährdung von Verkehrswegen durch ihr Minieren, Waffenraub aus den Depots der JNA, bewaffnete Angriffe auf kroatische Polizisten und Zivilbevölkerung, Auffangen von Wagen sowie Misshandlung der Menschen usw.). Dabei töteten die serbischen Terroristen bei Obrovac im November 1990
auch ihren Landsmann, einen Polizisten, der nach dem Beginn der Rebellion Biograd verlassen hatte, um „zu seinen Landsleuten“ zurückzukehren – und
den Dienst im Sekretariat für innere Angelegenheiten Benkovac in der „SAO Krajina“, die sich bereits damals „de facto“ der Kontrolle des Innenministeriums der RH und der kroatischen Gewalt entzog, antrat. Dann konnten auch in Dvor na Uni (am 29. November 1990) einige Personen aus Serbien, die
bewaffnet zum Zweck der Gründung eines „Kriegsrates“ der Serben in Kroatien das Land durchquerten, verhaftet werden. Natürlich wurden diese Tätigkeiten seitens der serbischen Führung angetrieben und die serbischen staatlichen Dienste mit ihrer Organisation und Durchführung beauftragt.
Auch unter solchen Umständen verabschiedete das Parlament der RH die Beschlüsse, die ihren Bürgern die Gleichberechtigung garantierten. So verlautbarte man in der außerordentlichen Sitzung des Parlaments am 24. August 1990 die „Resolution über den Schutz der demokratischen Verfassungsordnung und über die nationalen Rechte in Kroatien“, wobei klar hervorgehoben wurde, dass die Absicht des Parlaments der RH darin liege, die „Verfassungsordnung und die Gesetze der RH mit allen Rechtsmitteln eines Rechtsstaates zu schützen“, aber auch „allen in Kroatien lebenden Bürgern alle
menschlichen, politischen und nationalen Rechte“ mit Entschlossenheit zu gewährleisten. Unter dieser Zielsetzung wurden „Europäisches Parlament und
andere öffentliche und private Institutionen, die sich mit der Lage der menschlichen, politischen, nationalen und ethnischen Rechte weltweit beschäftigen,
aufgerufen, ihre Beobachter oder Vertreter nach Kroatien zu schicken, damit sie sich an Ort und Stelle, frei und ungestört, mit der Lage der erwähnten
Rechte in Kroatien, und das besonders bezüglich der serbischen und kroatischen Bevölkerung in den aufständischen Ortschaften, vertraut machen könnten“. Infolge der Bemühungen die Situation zu beruhigen und eine kroatisch-serbische Vereinbarung zu erreichen, fanden Ende August und Anfang
September einige Zusammentreffen zwischen den Vertretern der kroatischen Regierung und der HDZ einerseits und der SDS andererseits statt. Unter
anderem setzte man sich mit dem Thema der Definition der kulturellen Autonomie der Serben in Kroatien auseinander. Folglich kam am 24. Oktober
1990 eine gemischte kroatisch-serbische „Arbeitsgruppe des Parlaments zur Erarbeitung des Projekts über die kulturelle Autonomie der Serben in Kroatien“ zusammen. Aber die SDS erklärte sie für „nicht legitim“, da sie nur den Serbischen Nationalrat als berechtigten Unterhändler für Verhandlungen mit
staatlichen Einrichtungen und Institutionen Kroatiens erachte.
Zu dieser Zeit gab die serbische Führung die Idee der Erhaltung Jugoslawiens bereits auf, und die großserbischen Ideologen definierten die Grenzen
eines künftigen Serbiens, in dem alle Serben aus dem Gebiet des ehemaligen Jugoslawiens vereinigt werden sollten. Nach einem Gespräch mit einem der
bedeutendsten Ideologen dieses erneuten Versuchs ein „Großserbien“ zu bilden, Dobrica Ćosić, vermerkte am 11. September 1990 Borisav Jović
Folgendes in sein Tagebuch: „Es gibt keinen ernsthaften Grund für das Bestehen Jugoslawiens mehr. (…) Also, es gibt keine Kraft, die uns vereinigen
könnte. Unter diesen Umständen blieb die grundlegende politische Frage des Schicksals der Serben und Serbiens innerhalb eines im Zerfall begriffenen
Jugoslawiens offen. Wenigstens für uns. Deswegen wollte er (D. Ćosić, Anm. des Autors) sich mit der Frage des Machtkampfes in Serbien nicht
beschäftigen, sondern mit der Frage des Kampfes um den Staat der Serben, der bei einer Aufteilung des Territoriums zwischen Kroatien und Serbien so
viele Kroaten in Serbien umfassen sollte, wie viele Serben in Kroatien bleiben würden. In diesem Sinne arbeitet er eng mit serbischen Parteien in
Kroatien, Bosnien-Herzegowina und Montenegro zusammen. Er wirkte persönlich auf Jovan Rašković ein, die SDS (in Kroatien, Anm. des Autors) zu
gründen (…) Jetzt wird die ethnische Karte des serbischen Raums erarbeitet, besonders für Bosnien-Herzegowina und Kroatien, damit die serbisch
dominierten Regionen klar und deutlich verzeichnet werden können; von Šibenik über die Lika und Bosanska/Bosnische Krajina, entlang der Save bis
Bijeljina, überall bilden die Serben die Mehrheit. Im Zentrum Bosniens gibt es Muslime, aber auch ihr Sandschak21 neben der Drina wird von den Serben
durchschnitten, damit keine Vereinigung der Muslimen möglich ist. Das ist das zukünftige Gebiet Serbiens“. (Zitat aus dem Buch von B. Jović, Poslednji
dani SFRJ: Izvodi iz dnevnika/Die letzten Tage der SFRJ: Auszüge aus dem Tagebuch, Beograd, 1995, S. 193) Der Verlauf der Ereignisse, besonders die
brutale serbische Aggression auf Kroatien 1991, bestätigt, dass die kroatische Führung keine Kollaboration mit Serbien bezüglich der Aufteilung des
Territoriums eingegangen ist.
Die serbische Führung, indem sie die Dominanz im kollektiven Staatspräsidium der SFRJ ausnutzte, beteiligte sich selbst an kriminellen Aktivitäten,
wodurch die anderen Teilrepubliken, besonders im Finanzsektor, einen Schaden erlitten. Beispielsweise, als sie sich am 28. Dezember 1990 bei der Nationalbank Serbiens für mehr als 18,2 Milliarden Dinar (damals etwa 1,4 Milliarden US-Dollar) verschuldete, drang sie ganz in „Piraten-Manier“ in das
Währungssystem Jugoslawiens ein und stürzte seine einheitliche Finanzpolitik (im Grunde genommen war es ein finanzieller Staatsstreich).
Wegen öffentlicher Ruhestörung in einem größeren Umfang in den serbisch dominierten Gebieten der RH, die in einen offenen Konflikt mit den
Serben in Kroatien überzugehen drohte, begann neben der Ausbildung neuer kroatischer Polizisten im Rahmen des Innenministeriums der RH auch die
Aufstellung der Spezialeinheiten in Stärke eines Bataillons. Nachdem Anfang September 1990 die ATJ Lučko zusammengestellt worden war, wurden im
Oktober „Einheiten für spezielle Anwendungen“ Tuškanac, Rakitje und Valbandon (Pula), im November Kumrovec, im Dezember Pionirski
grad/Pionierstadt (Dubrava22), dann im Februar 1991 ATJ Sljeme und im April Vinica (Ivanec) und Erdut formiert.
Dazu richtete man in jeder Polizeiverwaltung (PU23) die Sondereinheiten der Polizei (PJP 24) als reguläre Verbände mit einer ständigen Bemannung
(zwischen 100 bis 150 aktiven Polizisten) ein. Ihre Verwendung, Organisation, Ausrüstung und Ausbildung wurden am 5. März 1991 durch eine „Instruktion“ des Innenministers reguliert. Mitte November 1991 wurden diese Truppen in Spezielle /Sonder-Einheiten der Polizei (SJP)25 umgewandelt. All diese
Verbände sollten auch über einen dem Aktivstand zahlenmäßig gleichwertigen Reservestand verfügen.
kroatisch Sandžak
Vorstadt von Zagreb
23
kroatisch Policijska uprava
24
kroatisch Posebna jedinica policije
21
22
Verabschiedung der neuen kroatischen Verfassung (22. Dezember 1990)
Die bisherigen verfassungswidrigen Tätigkeiten der aufständischen Serben in Kroatien gipfelten in der Ausrufung der „SAO Krajina“ (21. Dezember 1990)
sowie in der Bestimmung der Stadt Knin zum „Sitz der höchsten Behörden der SAO Krajina und zu ihrer Hauptstadt“. Die Krajina umfasste alle Gemeinde
mit einem beträchtlichen Anteil an serbischer Bevölkerung in Dalmatien, in der Lika, Banovina und im Kordun. Der Inhalt des „Statutes der SAO Krajina”
legte die Absicht der Führung der aufständischen Serben vor, im Falle eines Umbaus der SFRJ zu einem Bund der souveränen Staaten oder einer Unabhängigkeitserklärung Kroatiens, die „Krajina“ an Serbien anzuschließen, da sie „historisch und ethnisch als serbischer Raum“ aufzufassen sei.
Unter solchen Umständen der politischen und terroristischen Aktivitäten der serbischen Extremisten verabschiedete das Parlament der RH am 22. Dezember
1990, am Vorabend vor Weihnachten, eine neue Verfassung (genannt „Weinnachtsverfassung“), aufgrund welcher die menschlichen Rechte und Freiheiten, bzw.
die Gleichheit aller Bürger vor dem Gesetz sowie ein demokratisches Mehrparteiensystem, die Marktwirtschaft und das Recht des Privateigentums, gefördert
werden sollten, und die RH als ein einmaliger, einheitlicher, demokratischer und sozialer Staat definiert wurde. Am Vortag wurde auch das Gesetz über Wappen
(historisches kroatisches Wappen in der Form eines Schildes mit 25 roten und weißen/silbernen Feldern und mit einer aus 5 kleineren und historische
Wappen enthaltenden Schilden bestehenden Krone), Flagge (eine Trikolore – in roter, weißer und blauer Farbe – mit Wappen der RH in der Mitte) und
Nationalhymne der RH (“Unsere schöne Heimat”), sowie über Standarte und Schärpe des Präsidenten als Wahrzeichen der Würde des Präsidentenamtes,
angenommen.
Die Führung der Krajina-Serben in Kroatien erklärte die neue kroatische Verfassung zu einem der Hauptgründe für eine weitere Zuspitzung der Beziehungen zum Parlament der RH und für den bewaffneten Aufstand eines Teils der serbischen Bevölkerung in Kroatien. Sie hob hervor, dass durch die
Proklamation der Verfassung die neue kroatische Führung „die Serben aus der Verfassung ausradierte“, bzw. dass man den Serben in Kroatien „den Status
eines konstitutiven Volkes“ weggenommen habe, wodurch sie zu Bürgern zweiter Klasse geworden seien. Aber der Vergleich mit dem Inhalt der früheren
kroatischen Verfassungen aus der Zeit Jugoslawiens beweist, dass diese Behauptungen der Wirklichkeit nicht entsprachen. Die Belegstelle in der Verfassung der SRH aus dem Jahr 1974, die beispielsweise besagt, dass „die SRH ein nationaler Staat des kroatischen Volkes, ein Staat des serbischen Volkes in
Kroatien und ein Staat sonstiger Völker und Nationalitäten, welche in ihr leben“ sei, lässt keine eindeutige Auslegung der Behauptung, dass die Serben
damals als konstitutives Volk in Kroatien gegolten hätten, zu. In der Verfassung der SRH sind sie zwar im Verhältnis zu den anderen Völkern und Nationalitäten gesondert hervorgehoben worden, aber die Gleichstellung aller kroatischen Bürger gewährleistet auch die Verfassung der RH von 1990. Im
Rahmen der Grundlegenden Bestimmungen der Verfassung der RH wurde angeführt, dass die „RH als nationaler Staat des kroatischen Volkes und als
Staat aller anderen Völker und Minderheiten, die zu ihren Staatsbürgern zählen: Serben, Muslimen, Slowenen, Tschechen, Slowaken, Italiener, Ungarn,
Juden und Sonstige, zu verstehen ist, und dass sie ihnen allen, sowohl den Bürgern der kroatischen als auch anderen Nationalitäten, die Gleichberechtigung und Verwirklichung der nationalen Rechte in Übereinstimmung mit demokratischen Normen der Organisation der Vereinten Nationen (UNO26) und
der Staaten der freien Welt, garantiert”.
Jedenfalls, in Betrachtung der Tatsache, dass in der neuen Verfassung der RH (Art. 3, 14, 15), die Betonung auf die Gleichberechtigung aller Bürger
ohne Rücksicht auf ihre Nationalität, Religion, Rasse oder Geschlecht gesetzt wird, kann man nicht einfach behaupten, dass durch ihre Verabschiedung
die Serben mit anderen kroatischen Bürgern nicht mehr gleichgestellt seien, oder sogar, dass sie aus der „Verfassung getilgt wurden“. Die historischen
Quellen, bzw. die Vorfälle und terroristische Tätigkeit der serbischen Extremisten in der zweiten Hälfte des Jahres 1990, sowie die verfassungswidrigen
Beschlüsse der Führung der aufständischen Serben seit Mitte 1990 (als sogar der Entwurf der neuen kroatischen Verfassung noch nicht erarbeitet worden
ist), beweisen, dass es keine Berechtigung gibt, den bewaffneten Aufstand der serbischen Extremisten in Kroatien mit dem Inhalt der Verfassung der RH
vom Dezember 1990, d.h. mit dem Verhältnis der kroatischen Regierung zu den Serben in Kroatien, zu rechtfertigen.
25
kroatisch Specijalna jedinica policije
1991
Kommunistische JNA droht mit der Einführung des “Ausnahmezustandes”; erste bewaffnete Zusammenstöße
Anfang 1991 wurden die Drohungen gegenüber der kroatischen Führung und die verfassungswidrigen Straftaten der aufständischen Serben in Kroatien
fortgesetzt. Die Führung der „SAO Krajina“ in Knin beschloss am 4. Januar 1991 die Ingerenzen des Innenministeriums der RH in dieser Region für
ungültig zu erklären. Dadurch wurde nur der Aufstand, der schon seit Sommer 1990 währte, als ein Teil der Polizeibeamten serbischer Nationalität den
Gehorsam dem Innenministerium der RH in Zagreb verweigert hatten, institutionalisiert. Die kroatische Regierung reagierte sofort mit dem Entschluss
vom 10. Januar 1991, der vorschrieb, dass die Beibehaltung des Arbeitsverhältnisses und Auszahlung des Gehalts für die Angestellten des
Innenministeriums an die Bedingung, eine Loyalitätserklärung gegenüber der RH zu unterzeichnen, geknüpft werden solle. Die Leitung des „Sekretariats
für innere Angelegenheiten der SAO Krajina” bewertete dieses Vorhaben als „Provokation” und „die Würde verletzend”.
Die Unmöglichkeit ihren Willen mit politischen Mitteln durchzusetzen, zwang die Führungen Serbiens und der JNA zu einer aggressiveren Vorgehensweise.
Das Hauptziel bestand selbstverständlich darin, die demokratisch gewählte Regierung in Kroatien zum Sturz zu bringen. Folglich befahl das Staatspräsidium der
SFRJ am 9. Januar 1991 alle „bewaffneten paramilitärischen Formationen“, bzw. alle
„bewaffneten Truppen, die zu den regulären Verbänden der Streitkräfte
der SFRJ oder der Organe für innere Angelegenheiten nicht gehören, und deren Organisation nicht in Einklang mit Bundesvorschriften steht“, innerhalb einer
Frist von 10 Tagen zu entwaffnen und aufzulösen. Eigentlich, die einzig wahren paramilitärischen Einheiten in Kroatien stellten die milizartigen Verbände
des abtrünnigen „Sekretariats für innere Angelegenheiten der SAO Krajina“, bzw. die Einheiten der „Krajina-Miliz (die sog. Martić-Miliz), dar. Aber die
proserbischen Mitglieder des Staatspräsidiums der SFRJ und der JNA beabsichtigten die Stärkung der kroatischen Polizeikräfte, wenn nötig auch mit
Gewalt zu verhindern, obwohl sie auf den Gesetzvorschriften des Bundes und der Teilrepublik gründete.
Nach Ablauf eines zehntägigen Ultimatums, am 19. Januar 1991, führte Präsident des Staatspräsidiums der SFRJ und Mitverfasser der „großserbischen
Politik“ Borisav Jović mit den Generalen der JNA Veljko Kadijević und Blagoje Adžić ein Gespräch über die möglichen Optionen der Lösung des Problems in
Kroatien. Sie beschlossen, „dass eine radikale Variante des Konflikts mit dem Volk (Kroaten, Anm. des Autors) und ein erzwungener Sturz der Regierung nicht
annehmbar ist, da keine akzeptable Perspektive für einen Ausweg aus dieser Situation zu sehen ist“. Stattdessen entschied man sich für die „Anwendung einer
speziellen Variante der Entlarvung der Politik der HDZ und Schwächung ihrer Macht“. Man sollte daher „in diesem Rahmen alles Notwendige unternehmen, um
die kroatische Regierung infolge der illegalen Bewaffnung und antijugoslawischer Politik zu diskreditieren“. (Zitate aus dem Buch von B. Jović, Poslednji dani
SFRJ: Izvodi iz dnevnika/Die letzten Tage der SFRJ: Auszüge aus dem Tagebuch, Beograd, 1995, S. 255). Zwei Tage später, am 21. Januar, vereinbarten
Borisav Jović und Slobodan Milošević die Unabhängigkeitserklärung der Kroaten zu akzeptieren, aber die „Krajina-Gemeinden“ (die kroatischen
Gemeinden mit einer absoluten oder relativen Mehrheit der serbischen Bevölkerung, Anm. des Autors) bis zur Abhaltung der Volksabstimmung über die
staatliche Zugehörigkeit dieser Gebiete „militärisch“ zu bewachen. Im Unterschied zu ihnen verlangte V. Kadijević ein „kompromissloses Vorgehen bis
zum endgültigen Sturz der kroatischen Regierung“. Er sagte bereits am 15. Januar 1991 zu Jović, „dass das Militär für den Einsatz der radikalen Option
bis zum Zusammenbruch der Regierung der HDZ bereit ist.“ (Auszüge aus dem Buch von B. Jović, S. 247, 257)
Danach drohte man am 23. Januar 1991 mit dem Einsatz der JNA falls „auf dem Gebiet der RH nicht sofort alle mobilisierten, bewaffneten Verbände
aufgelöst werden“. Am denselben Tag drängte der serbische „Führer“ Slobodan Milošević darauf, dass die JNA „die serbischen Gebiete in Kroatien
überwachen sollte“. Veljko Kadijević legte dann der serbischen Führung ein Programm über die von ihm ergriffenen militärischen Maßnahmen
(Steigerung der Kampfbereitschaft, Umgruppierung der Truppen und zusätzliche Mobilisierung) vor. Die erwähnten Maßnahmen waren im
Zuständigkeitsbereich des kollektiven Staatspräsidiums der SFRJ als Oberbefehlshaber der JNA und wurden ohne Wissen der Vertreter der anderen
Teilrepubliken im Staatspräsidium getroffen, was wiederum im Widerspruch mit der jugoslawischen Verfassung, auf die sich die Militärspitze berufen
haben soll, stand. (B. Jović, Poslednji dani SFRJ: Izvodi iz dnevnika/Die letzten Tage der SFRJ: Auszüge aus dem Tagebuch, Beograd, 1995, S. 264)
Am nächsten Tag wurde der 5. Militärdistrikt mit Hauptquartier in Zagreb in höchste Kampfbereitschaft versetzt. Als am 25. Januar 1991 eine
Fernsehsendung unter dem Titel Die Wahrheit über die Bewaffnung der HDZ in Kroatien ausgestrahlt wurde, die im Auftrag der Spionageabwehr (KOS)
der JNA aufgenommen worden war, schien die Einführung des Ausnahmezustands in Jugoslawien unvermeidlich. Desto mehr, weil die Aufmerksamkeit
26
United Nations Organization (UNO), United Nations (UN)/Organisation der Vereinten Nationen, die Vereinten Nationen
der Welt damals auf die irakische Okkupation Kuwaits und auf die Militärintervention der Verbündeten im Irak gerichtet worden war. Die Psychose der
Spannung und Ungewissheit verschärfte sich noch mehr als die Soldaten der JNA einige Kroaten, Angehörige der JNA und Mitglieder der HDZ, verhaftet
hatten (die sog. „Gruppe von Virovitica“), sowie nachdem das Militärgericht der JNA in Zagreb am 30. Januar 1991 angeordnet hatte, dass
Verteidigungsminister der RH Martin Špegelj „aufgrund eines eingeleiteten Ermittlungsverfahren aufgrund des berechtigten Verdachts, die Straftat des
bewaffneten Aufstandes begangen zu haben“, in Gewahrsam habe gebracht werden sollen.
Im Januar 1991 wurde der Ausnahmezustand doch nicht verhängt. Die Führung der aufständischen Serben in Kroatien setzte sich dann mit anderen
Optionen des Anschlusses des kroatischen Territoriums an Serbien auseinander. Nicht einmal eine Woche nach der Forderung von Milošević, dass die
JNA die „'serbischen' Gebiete in Kroatien überwachen soll“, teilte Ende Januar 1991 Präsident der SDS, bekannter serbischer Intellektueller und
Akademiker (im Sinne der Mitgliedschaft bei der Serbischen Akademie für Wissenschaften und Künste) Jovan Rašković seinen Parteimitgliedern mit:
„Die nationale Bewegung des serbischen Volkes in Kroatien ist eine Bewegung für nationale Gleichberechtigung, Bürgerrechte und ein demokratisches
residuales und föderatives Jugoslawien. Einige Möglichkeiten bleiben uns noch übrig und sie werden spätestens in einigen Monaten an Aktualität
gewinnen: ein unabhängiges Serbien, ein serbischer Staat Krajina als Bestandteil oder autonome Provinz Serbiens, oder schließlich ein ethnisches
Serbien, egal ob es man ganz altmodisch oder böswillig unterstellend „Großserbien“ nennt“.
In einer solchen Lage und aus Anlass der Annahme der Resolution der Versammlung der Republik Slowenien bezüglich des Vorschlags, ein einvernehmliches Auflösungsverfahren der SFRJ zu veranlassen, verlautbarte das Parlament der RH am 21. Februar die „Resolution über die Annahme des
Auflösungsverfahrens der SFRJ und die Möglichkeit der Vereinigung im Rahmen eines Staatenbundes der souveränen Republiken“. Die Führung der
aufständischen Serben in Kroatien verabschiedete danach am 28. Februar 1991 die „Resolution über die Loslösung zwischen der RH und der SAO Krajina“.
Ende Februar 1991 einigten sich die Militärspitze und die serbische Führung über den Plan einer weiteren gemeinsamen Mitwirkung:
-
„man wird sich vollkommen auf die Kräfte stützen, die in allen Teilen des Landes Jugoslawien treu geblieben sind, und aufgrund einer Kombination
aus
-
politischen und militärischen Maßnahmen zuerst in Kroatien und dann in Slowenien die Regierungen stürzen;
-
in Kroatien institutionell und politisch dem serbischen Krajina-Gebiet Halt geben und seine Loslösung von Kroatien faktisch, aber nicht öffentlich
unterstützen;
-
Masseveranstaltungen in Kroatien gegen die HDZ organisieren, Bosnien-Herzegowina für das Projekt „Jugoslawien“ begeistern, und in Mazedonien
das Konzept der Meetings ergreifen, um die probulgarische Führung zu beseitigen;
-
Kampfbereitschaft des Militärs (JNA) steigern, Mobilisierung durchführen und sich auf eine entschlossene Aktion in Kroatien vorbereiten“. (aus
dem Buch des Präsidenten des Staatspräsidiums der SFRJ Borisav Jović, Poslednji dani SFRJ: Izvodi iz dnevnika/Die letzten Tage Jugoslawiens:
Auszüge aus dem Tagebuch, Beograd, 1995, S. 276-278)
Zur gleichen Zeit fuhren die aufständischen Serben mit der Politik der Destabilisierung Kroatiens fort, mit dem Ziel einen Teil seines Territoriums
abzutrennen. Im Februar und März erfolgten neue antikroatische Veranstaltungen der Serben (in Knin, Vukovar, Beli Manastir, Dalj, Bobota, Mirkovci,
Trpinja und Borovo Selo). Am 18. März 1991 verkündigte man in Knin dann den „Beschluss über die Loslösung des Serbischen Autonomen Gebiets und
der RH“.
Zu dieser Zeit ereigneten sich auch die ersten größeren Überfälle der serbischen Terroristen auf die kroatische Polizei: in Pakrac am 2. März 1991
(erster bewaffneter Zusammenstoß zwischen der kroatischen Polizei und der serbischen Terroristen), und gerade zu Ostern am 31. März im Nationalpark Plitvicer
Seen („Blutige Ostern“). Der Nationalpark, der weltweit wegen seiner Naturschönheiten (unter UNESCO-Schutz) bekannt ist und eine wichtige touristische
Einnahmequelle darstellt, sollte an die selbstproklamierte „SAO Krajina“ angeschlossen werden. Unter dieser Zielsetzung wurde am 25. März 1991 in der
Organisation der SDS bei Plitvice eine antikroatische Versammlung veranstaltet. In Pakrac gab es glücklicherweise keine Toten (einige kroatische Polizisten
wurden verwundet), aber im Laufe der Auseinandersetzung bei den Plitivcer Seen fielen kroatischer Polizist Josip Jović (als erster kroatischer Verteidiger im
Heimatkrieg) und ein bewaffneter serbischer Terrorist. Eine entschlossene Intervention der Spezialeinheiten der kroatischen Polizei in Pakrac und bei
Plitivce bewies, dass Kroatien über hochmotivierte, eingeübte und einsatzbereite Truppen verfügte, die dazu bereit waren, jeden Zoll des Heimatbodens
zu verteidigen.
Einen Tag später nach der Aktion Plitivce, am 1. April 1991, fasste die Führung der aufständischen Serben in Titova Korenica (heute Korenica) den
„Beschluss über die Einverleibung der SAO Krajina an die Republik Serbien“ und gab den Befehl die TO der SAO Krajina zu mobilisieren. Damit wurde
das Hauptziel des serbischen Aufruhrs in Kroatien praktisch entblößt. Gerade Anfang April entschloss sich die serbische Führung (S. Milošević und B.
Jović) den „Fluss Rubikon“ zu überqueren und das kollektive Staatspräsidium der SFRJ ganz zu ignorieren. Nach den Behauptungen aus dem oben
erwähntem Buch von Borisav Jović (S. 317), sollten ihr die Generale der JNA versprochen haben, die kroatische Polizei, falls das erforderlich sein werde,
mit Waffeneinsatz daran zu hindern, „Knin und andere 'serbische' Städte, die jetzt unter serbischer Kontrolle stehen, zu besetzen“.
Die JNA griff bereits in die Konflikte in Pakrac und im Naturschutzgebiet um Plitvicer Seen mit der formellen Begründung, sie sei beauftragt, die
„zerstrittenen Seiten” zu trennen, ein. In Wirklichkeit aber beschützte sie die serbischen Extremisten vor einer Niederlage im Zusammenstoß mit Kräften
der kroatischen Polizei und vor Gefahr einer Verhaftung. Die JNA konnte dadurch auch ihre Truppen auf das Territorium, das von großserbischen
Strategen als Bestandteil eines neuen serbischen Staates betrachtet worden war, verlegen. Die serbische Führung hoffte, dass die JNA im Laufe der
Intervention in einen bewaffneten Konflikt mit der kroatischen Polizei geraten wird, was als Anlass zur Einführung des Ausnahmezustandes benutzt
werden konnte, aber die kroatische Regierung ließ sich zu keiner Provokation verleiten. Gleichzeitig steigerte sich die antikroatische Stimmung in Serbien
infolge der Verbreitung von lügenhaften Gerüchten seitens der serbischen Medien über das Leiden und ein Blutbad der Serben in Pakrac und Kroatien,
obwohl diese Gerüchte sogar die Vertreter der JNA dementierten. All das vertiefte die Krise in der SFRJ.
Nach dem Geschehen in Pakrac scheiterte der Plan der serbischen Politiker die Einführung des Ausnahmezustandes durch die JNA in der Sitzung des
Staatspräsidiums der SFRJ am 15. März 1991 zu erwirken. Dieses Vorhaben vereitelten während einer dramatischen Abstimmung die Vertreter Kroatiens,
Sloweniens, Mazedoniens und Bosnien-Herzegowinas, wobei die entscheidende Stimme dem bosnischen Vertreter, dem Serben (!) Bogić Bogićević,
gehörte. Dann in Bemühungen ein Kompromiss und eine friedliche Lösung für die Staatskrise zu finden, fanden die Zusammentreffen der sechs
Präsidenten der jugoslawischen Teilrepubliken in: Kroatien (Split, 28. März 1991), Serbien (Beograd, 4. April), Slowenien (Brdo kod Kranja, 11. April),
Mazedonien (Ohrid, 18. April), Montenegro (Cetinje, 29. April) und Bosnien-Herzegowina (Sarajevo, 6. Juni 1991), statt.
Leider ergab keines dieser Treffen eine endgültige Lösung und das vor allem wegen der Unnachgiebigkeit der Politik der serbischen Führung. Sie
lehnte auch nach den demokratischen Veränderungen in Slowenien und Kroatien alle Vorschläge über einen Umbau Jugoslawiens, auch ein slowenischkroatisches Angebot über die Errichtung einer Konföderation, entschlossen ab.
Die serbischen Politiker setzten ihre gegen die demokratisch gewählte kroatische Regierung gerichtete Hetzkampagne, mit dem Ziel die Serben in
Kroatien weiter aufzuwiegeln, fort, und die serbischen staatlichen Dienste planten ein neues Blutbad: am 2. Mai 1991 töteten die serbischen Extremisten aus
einem Hinterhalt 13 kroatische Polizisten - 12 in Borovo Selo und 1 bei Polača im Hinterland von Zadar, wobei in Borovo Selo auch mehr als 20 kroatische
Polizisten verwundet wurden. Besonders dramatisch war die Lage im Dorf Kijevo, das nach der Errichtung der Polizeistation des Innenministeriums der RH am
29. April 1991 von der „Krajina-Miliz“ und der JNA blockiert wurde.
So große Verluste innerhalb nur eines Tages empörten die Mehrheit der kroatischen Bürger und regten eine Ausweitung der Kriegspsychose sowie die
rachsüchtige Vergeltung Einzelner gegenüber den Bürgern serbischer Nationalität an, was zusätzlich die Sicherheitslage in Krisengebieten in Kroatien
erschwerte, besonders in der Vukovarer Gemeinde, wo Kriegszustand herrschte. Gerade die Heraufbeschwörung eines Durcheinanders sowie eine sich
jeder Kontrolle entziehende Situation in Kroatien waren das Ziel der „großserbischen” Strategen, wodurch die Veranlassung erschafft werden sollte, den
„Ausnahmezustand” auszurufen und die Intervention der JNA in Kroatien zu bewilligen. Und obwohl die kroatische Regierung die Gewalteskalation
verhindern konnte, war sie nicht mehr imstande öffentliche Ruhe und Ordnung auf dem unter der Kontrolle der aufständischen Serben stehenden Gebiet
zu sichern, da die Wirkung der kroatischen Polizei in diesem Raum schon seit August 1990 die JNA unter Drohung eines bewaffneten Konflikts hemmte.
Die gleichzeitigen Ermordungen der kroatischen Polizisten in verschiedenen Teilen des kroatischen Staates – in Slawonien und Dalmatien – deuteten
darauf hin, dass die Vorbereitungen für die Aggression auf Kroatien ihre Schlussphase erreichten.
Die Ereignisse in Borovo Selo benutzten Serbien und die JNA um ihre Forderungen nach einer Intervention des Militärs wiederholt zu bekräftigen. Im
Verlauf einer neuer dramatischen Sitzung des Staatspräsidiums der SFRJ am 8. und 9. Mai 1991, in der auch die Präsidenten aller Teilrepubliken der SFRJ
zugegen waren, musste die kroatische Führung den Beschluss über die Verteilung der proserbisch orientierten JNA in den Krisengebieten Kroatiens
annehmen. So begann die JNA auch offiziell die Positionen in Kroatien zu besetzen, formell um die „Pufferzonen” zwischen den serbischen Terroristen
und der kroatischen Streitkräften zu errichten, aber in Wirklichkeit, um die günstigsten Stellungen für den Angriff auf Kroatien einzunehmen. Dadurch
übernahm die JNA offen die Rolle des Beschützers und des Verbündeten der aufständischen Serben in Kroatien.
Mitte Mai verschlechterte sich die politische Situation in Jugoslawien erheblich. Nachdem der serbisch-montenegrinische Block im Staatspräsidium
der SFRJ im Rahmen einer regelmäßigen Prozedur am 15. Mai 1991 kroatischen Vertreter Stjepan Mesić als Präsidenten zu bestätigen, abgelehnt hatte,
musste die Tätigkeit des Staatspräsidiums der SFRJ eingestellt werden. Zur selben Zeit, nach dem illegalen „Referendum über den Anschluss“ (12. Mai
1991), erklärte am 16. Mai die Führung der aufständischen Serben in Kroatien die „SAO Krajina“, also ein Teil des Territoriums der RH, „zu einem
Bestandteil des einheitlichen Staatsterritoriums der Republik Serbien” (ein neuer „Beschluss zum Anschluss der SAO Krajina an die Republik Serbien“).
Denn hier wurde wie auch im Beschluss vom 1. April wiederholt angeführt, dass das „Territorium der SAO Krajina“ die folgenden Gemeinden umfassen
sollte: Knin, Benkovac, Obrovac, Gračac, Donji Lapac, Korenica, Kostajnica, Vojnić, Vrginmost, Glina, Dvor na Uni, sowie die Teile der Gemeinden
Petrinja, Sisak, Pakrac, und “alle serbischen Ortschaften, welche sich der erwähnten Gemeinden angeschlossen hatten, sowie alle Ortschaften, welche sich
in der Zukunft mit einem Anschluss während des Prozesses der Abgrenzung einverstanden erklären werden”. Folglich stellte am 29. Mai 1991 die „Versammlung der SAO Krajina“ fest, dass die „SAO Krajina als eine Form der politisch-territorialen Autonomie im Rahmen des föderativen Jugoslawiens
definiert wird“. Natürlich konnte die Führung Serbiens einen solchen Entschluss aufgrund der internationalen Umstände offiziell nicht annehmen, aber sie
leistete für den Aufstand der Serben in Kroatien weiterhin allerlei militärische, wirtschaftliche und politische Hilfe.
Hinsichtlich der Tatsache, dass Kroatien als Bestandteil Jugoslawiens formell-rechtlich über keine eigene Armee verfügte, sowie dass die Bewaffnung
der kroatischen TO bereits im Mai 1990 durch die JNA beschlagnahmt worden war, basierte sich die Verteidigung Kroatiens auf den Einheiten des Innenministeriums der RH. Selbstverständlich waren für die Verteidigung des Heimatlandes zahlreiche Freiwillige in Bereitschaft. Aber das Hauptproblem
bestand in der Ermangelung der Bewaffnung und Munition, besonders der „schweren“ Waffenausrüstung. Die bis dahin aufgestellten Polizeieinheiten
konnten die kroatischen Bürger vor den Angriffen der serbischen Terroristen und dem Aufstand eines Teils der Serben in Kroatien beschützen, aber die
Gefahr eines Einsatzes der JNA um die SFRJ zu erhalten, zwang die kroatische Regierung im April 1991 mit der Bildung einer militärisch-polizeilichen
Komponente der Streitkräfte unter dem Namen Korps der Nationalgarde (ZNG) zu beginnen. Bis Ende Mai 1991 wurden die ersten vier aktiven („A“)
Nationalbrigaden aufgestellt und aus ihnen auch die später formierten Gardebrigaden zusammengestellt. Die Formation des Korps der Nationalgarde sollte
aus Aktiv- und Reserve-Stand bestehen. Die Organisation der Korpsreserve wurde aufgrund des zahlenmäßigen Standes der Reservepolizei entworfen,
welche am 11. April 1990 über etwa 39.000 Polizisten verfügte. Die Korpsreserve sollte sich aus Brigaden und selbständigen Bataillonen zusammensetzen. Um den Kampfgeist der kroatischen Bürger zu steigern, aber auch um sie vor einer möglichen Aggression abzuhalten, fand am 28. Mai 1991 im
Stadion des Fußballklubs Zagreb die Truppenschau des Korps der Nationalgarde statt. Neben den Spezialtruppen des Generalstabes der Kroatischen
Streitkräfte und den Spezialeinheiten des Innenministeriums der RH hatten die Gardebrigaden eine ausschlaggebende, sogar eine entscheidende Rolle im
Kampf gegen die serbischen Terroristen, bzw. in der Verteidigung und Befreiung der RH.
Gleichzeitig mit der Aufstellung der professionellen Truppenabteilungen fing man am 15. März 1991 auch mit der Formierung der Abteilungen des
Nationalschutzes an. Die Errichtung der unbewaffneten Freiwilligen-Einheiten galt als eine zusätzliche Verteidigungsform vor der bedrohlichen Aggression der JNA und der aufständischen Serben in Kroatien. Bis Ende Juni 1991 zählte der Nationalschutz schätzungsweise mehr als 50.000 Mitglieder, davon
etwa 20.000 in Zagreb. Der massenhafte und freiwillige Beitritt in die Freiwilligen-Truppen und Kampfabteilungen der Nationalgarde bekräftigte die
Entschlossenheiten der Kroaten, aber auch der kroatischen Bürger sonstiger Nationalitäten, sich der drohenden Aggression der JNA und der serbischmontenegrinischen Kräfte zu widersetzen.
Die kroatische Führung bemühte sich auch weiterhin mit den politischen Vertretern der übrigen jugoslawischen Teilrepubliken über eine friedliche Lösung der
gegenwärtigen Krise zu verhandeln. Bezüglich des Kräfteverhältnisses, bzw. einer immer deutlicheren Kooperation zwischen einem Teil der JNA und der
serbischen politischen Führung, war gerade für Kroatien – ohne Waffen und ohne eigene Armee - von entscheidender Bedeutung, die JNA von der Suche nach
einer Lösung der Krise fernzuhalten, bzw. es war äußerst bemüht, den bewaffneten Konflikt zu vermeiden oder wenigstens so lange wie möglich aufzuschieben.
Aus der Rede von Dr. Ivan Šreter vom 30. Mai 1991 in Pakrac
anlässlich des Staatsfeiertages
Wir stehen heute hier, vor dem Gebäude der Gemeindeversammlung Pakrac. Wir sind zusammengekommen, um unserem Ort, unserem schönen Kroatien und
der ganzen Welt zu zeigen, dass Pakrac keine Hegemonie und keine Vorherrschaft duldet, und dass diese Stadt uns allen gehört. Es sollte allen klar werden, dass
wir Kroaten, Tschechen, Italiener, Ungarn, Brüder Serben, eigentlich alle Menschen guten Willens, in gleichem Masse nach Frieden, Gleichberechtigung und
Glück in der Gemeinde trachten. Wir stehen heute hier, um unsere Unzufriedenheit gegenüber bisherigen Ereignissen zu äußern. Um unsere Unzufriedenheit mit
der Arbeit der Organen der Gemeindeversammlung zu demonstrieren. Sowohl wir als auch die Mehrheit der Bevölkerung dieser Gemeinde mögen die
Wahlergebnisse nicht. Aber wir stehen heute hier, um zu zeigen, dass wir Legalität und Gesetzmäßigkeit respektieren. Wir wollen keine Gewehre und Pistolen
und Armee. Wir wollen auch keine Karrieristen, die uns an sog. Krajina und Serbien verkaufen wollen. Pakrac wird nie zum Verkauf stehen. Wir fragten nach
dem Nutzen von dieser Krajina, da wir territorial, kulturell oder zivilisatorisch nie dem Gebiet um Knin gehörten. Wir sind hier seit eh und je. Jeder, der kam,
war willkommen und voriges Jahr feierte man 300 Jahre seit der Flucht der serbischen Bevölkerung in diese Region aus besetzten Gebieten. Und man hieß sie
damals willkommen. Und wir hatten ein relativ gutes Zusammenleben. Und heute bei diesem Treffen starten wir einen Aufruf zu einem weiteren friedlichen
Miteinander. Man soll Werkzeug nehmen und arbeiten gehen. Wenn es Arbeit gibt, gibt es auch ein gutes Leben. Man soll die Finger von Tutoren aus Knin und
Beograd lassen, die jemanden für Kleingeld verkaufen werden. Und ihr werdet weiter mit uns hier leben müssen. Wir haben euch nie bedroht und werden das
auch nie tun. Ihr solltet die Finger von diesem Wahnsinn lassen. Nennt eure Vertreter für alle Organe und wir werden alle Probleme demokratisch diskutieren.
Mit Gewehren, Minen, Schändungen unserer Heiligtümer, erreicht man nichts. Wir könnten auch mit Sprengstoff eure Häuser in die Luft jagen, aber man denkt
überhaupt nicht daran. Es ist eine Schande, dass wir hier zusammenleben, und ihr legt die Minen neben dem Tor einer Kirche, die ihr nicht besucht. Ihr habt
unseren Heiligen Joseph, der den Ersten und Zweiten Krieg hatte überlebt gehabt, zerstört. Ihr solltet die Finger von Extremisten lassen! Wir werden keine
Vergeltung üben und ihr zeigt uns wer sie sind und ihr geht von ihnen weg.
Ihr sollten die Grenzen in Ruhe lassen. Weil, falls ihr in der Gemeinde Pakrac die Dörfer aus Okučani oder weit entfernte Inseln bis zu Stara Gradiška zu
sehen wollt, dann werden wir auch fordern, dass Garešnica und Kutina uns angegliedert werden sollten. Ihr könnt unseren Willen, unser Zusammenleben, unsere
Demokratie nicht überwältigen, egal wie viele dieser Dörfer für Gemeinde Pakrac genommen werden. Und dann werdet ihr mit uns reden müssen. Ohne uns
könnt ihr nicht, und wir wollen nichts ohne euch. Wir wollen gemeinsam unter der kroatischen und tschechischen und italienischen und eurer serbischen Flagge
leben, aber ihr sollt die Finger davon lassen, die Tschetnik-Anzeichen durch Gewalt an das Gemeindegebäude zu hängen. Niemand von uns hatte jemals etwas zu
tun mit der Ustascha-Bewegung. Ihr sollt die Finger von der Tschetnik-Bewegung lassen und wir werden friedlich weiter zusammenleben.
Freunde, wir waren Zeugen von vergangenen Ereignissen in Pakarc. Und sie brachten uns nur Böses. Wir verloren unsere Arbeitsstellen in Unternehmen,
Außenpatienten in Krankenhäusern sowie Touristen, welche ohnehin eher selten waren. Wir werden alles was es zum Verlieren gibt, verlieren. Wir wollen von
hier aus, niemandem Angst machen, sondern wir appellieren für Frieden, für Miteinander. Wenn etwas nicht stimmt, soll das gesagt werden, aber ohne
Sprengstoff, Gewehre und Panzer, weil sie keine Lösung darstellen. Hier ist Kroatien, es ist es und es wird es.
(Im August 1991 entführten die serbischen Terroristen Dr. Štreter und brachten ihn zum Lager in Bučje; sein Schicksal blieb bis heute unbekannt.)
Unabhängigkeitserklärung der souveränen Republik Kroatien (25. Juni 1991)
Die serbische, eigentlich „großserbische“ Politik sowie die Weigerung Serbiens Jugoslawien in eine Konföderation umzuwandeln, veranlasste Kroatien und
Slowenien dazu, den Weg zur Unabhängigkeit anzutreten. Um die kroatische Position in diesem Prozess zu stärken, verabschiedete Präsident der RH F. Tuđman
am 25. April 1991 den Beschluss zur Abhaltung des Referendums über die Unabhängigkeit Kroatiens und sein Verbleib in Jugoslawien. Nach den
Ergebnissen des Referendums, das am 19. Mai 1991 stattgefunden hatte, stimmten für die Unabhängigkeit der RH 94%, und gegen den Verbleib in
Jugoslawien etwa 92% der Wähler (etwa 85% von 3.652.225 Wahlberechtigten). Aufgrund des Berichts der Republik-Kommission für die Durchführung
des Referendums machte Präsident der RH Franjo Tuđman am 23. Mai 1991 die folgenden Entschlüsse der kroatischen Bürger bekannt:
1) Republik Kroatien als souveräner und unabhängiger Staat, der die kulturelle Autonomie und alle Bürgerrechte den Serben und Angehörigen sonstiger
Nationalitäten gewährleistet, könne einem souveränen Staatenbund mit anderen Republiken beitreten.
2) Republik Kroatien verbleibe nicht im Rahmen Jugoslawiens als einem einheitlichen Bundesstaat.
Die Resultate des Referendums bestätigten eindeutig den Willen der Mehrheit der kroatischen Bürger einen unabhängigen kroatischen Staat zu
gründen. Die Frage der Reaktion der führenden Weltmächte blieb aber bestehen. Diesbezüglich war der Besuch des Staatssekretärs der Vereinigten
Staaten von Amerika James Baker in Jugoslawien kennzeichnend. Er traf sich am 21. Juni 1991 in Beograd in einer Reihe von getrennten Sitzungen mit
den Präsidenten aller jugoslawischen Teilrepubliken, den Ministern der Bundesregierung und den Mitgliedern des Staatspräsidiums der SFRJ. Man
vermutet, dass er damals seine Gesprächspartner darauf hingewiesen hat, dass die „Vereinigten Staaten von Amerika die Einheitlichkeit Jugoslawiens
unterstützen, aber sich auch gegen jeden Gewalteinsatz für die Erhaltung dieser Einheitlichkeit des jugoslawischen Staates aussprechen“. Gleich danach
beschloss die Europäische Gemeinschaft die Unabhängigkeit Kroatiens und Sloweniens, falls sich diese Republiken für eine einseitige Loslösung aus der
jugoslawischen Föderation entscheiden sollten, nicht anzuerkennen.
Trotzdem verabschiedete das Parlament der RH am 25. Juni 1991 aufgrund der Ergebnisse des Referendums die folgenden Beschlüsse:
- Verfassungsbeschluss über die Souveränität und Unabhängigkeit der RH,
- Verfassungsgesetz zur Änderung und Ergänzung des Verfassungsgesetzes über die
Umsetzung der Verfassung der RH,
- Deklaration über die Gründung der souveränen und unabhängigen RH,
- sowie „Urkunde über die Rechte der Serben und sonstiger Nationalitäten in der RH“.
Žarko Domljan, Präsident des Parlaments der RH, konnte damals die historische Sitzung des Parlaments mit folgendem Worten begeistert schließen:
Der Staat Kroatien wurde geboren, möge er ein glückliches und langes Leben haben! Dieses Ereignis wird in Kroatien als Tag der Staatlichkeit gefeiert.
Denselben Tag rief seine Unabhängigkeit auch Slowenien aus. Somit wurde das Trennungsverfahren Kroatiens von anderen Republiken und die
Loslösung aus der SFRJ, bzw. der Weg zur internationalen Anerkennung, eingeleitet. Allerdings auf Forderung und unter Vermittlung der Europäischen
Gemeinschaft (EZ27) und den Vereinigten Staaten von Amerika, einigten sich Kroatien und Slowenien am 7. Juli 1991 auf Brioni-Inseln („Abkommen von
Brioni“/kroatisch „Brijunski sporazum“) darauf, die Unabhängigkeitserklärungen vom 25. Juni 1991 auf eine Frist von drei Monaten auszusetzen, damit
die Verhandlungen über eine friedliche Lösung der Jugoslawienkrise fortgesetzt werden konnten.
Die Diskussion über die Bedeutung des Datums 25. Juni 1991 in der neuesten kroatischen Geschichte, bzw. seine Bewertung im Verhältnis zu den
anderen Daten, bestätigt die Notwendigkeit einer interdisziplinären wissenschaftlichen Forschung. Nämlich, was das Datum des Kriegsbeginns, bzw. des
Anfangs der Aggression gegen Kroatien und seiner Okkupation anbetrifft, werden in der Öffentlichkeit verschiedene Daten in Betracht gezogen (alle
Zeitangaben beziehen sich freilich auf ein einzelnes Geschehen):
- Mitte Mai 1990: Entwaffnung der kroatischen TO;
- 17. August 1990: bewaffneter Aufstand der Serben in Knin und Umland (sog. Baumstammrevolution);
- 25. Januar 1991: Festnahme der „Gruppe von Virovitica“ (bzw. der angesehenen Mitglieder der HDZ aus Virovitica);
- 2. März 1991: Pakrac (erster bewaffneter Zusammenstoß zwischen der kroatischen Polizei und den serbischen Terroristen);
- 31. März 1991: „Blutige Ostern“ – im Nationalpark Plitvicer Seen wurde während eines Konflikts kroatischer Polizist Josip Jović getötet (erster
kroatischer Verteidiger, der bei der Verteidigung der Souveränität und territorialen Integrität der RH fiel);
- 2. Mai 1991: Ermordung von 13 kroatischen Polizisten - 12 in Borovo Selo und 1 im Hinterland von Zadar.
Es ist daher angesichts der Tatsache, dass der Krieg nach dem im Völkerrecht begründeten Grundsatz als ein zwischen zwei Staaten ausgetragener
Konflikt definiert wird, wichtig zu erwähnen, dass die Unabhängigkeitserklärung der RH vom kroatischen Parlament bereits am 25. Juni 1991 verlautbart
worden war.
In der Nacht von 25. auf 26. Juni 1991 griffen die aufständischen Serben wortwörtlich gleich nach dem Parlamentsbeschluss über die Gründung der
unabhängigen und souveränen RH die Polizeistation in Glina sowie die kroatischen Kräfte und Ortschaften in der Banovina mit dem Ziel der Vertreibung der
Kroaten aus dieser Gegend an. Der Angriff wurde offensichtlich vorher geplant, und die Unabhängigkeitserklärung der RH diente nur als Anlass. Die
Spezialeinheiten des Innenministeriums der RH schafften am selben Tag die Polizeistation in Glina unter ihre Kontrolle zurückzubringen, aber der Rest
der Stadt ging verloren, da eine Panzertruppe der JNA unter Vorwand der Errichtung und Erhaltung einer „Pufferzone“ die Stellungen bezog.
Nachdem die JNA den serbischen Extremisten ermöglicht hatte, die Kontrolle über den Großteil von Glina zu behalten, mischte sie sich auch nach der
Proklamation der Unabhängigkeitserklärung der RH in den Konflikt zwischen den regulären kroatischen Streitkräften und den Verbänden der
aufständischen Serben unmittelbar ein. Im Grunde genommen begann sie somit als Armee eines anderen Staates die offene Aggression gegen die RH. In
27
kroatisch Europska zajednica
ihrer Anwesenheit und mit ihrer Hilfe eroberten die aufständischen Serben einen Teil der Banovina und setzten ihre verfassungswidrigen Aktivitäten und
bewaffneten Überfälle auf die legitimen kroatischen Streitkräfte, sowohl in der Banovina als auch in ganz Kroatien, fort.
Unter solchen Umständen verabschiedeten die Führung der aufständischen Serben in Kroatien und die Vertreter der Serben aus der „Bosnischen
Krajina“ am 27. Juni die „Deklaration über die Vereinigung der SAO Krajina und der Gemeinschaft der Gemeinden Bosnische Krajina“. Auch der Inhalt
der erwähnten Deklaration entlarvt das Endziel der wiederbelebten großserbischen Politik und des serbischen Aufstandes in Kroatien – im Grunde
genommen handelte es sich dabei um die „Bildung eines einheitlichen Staates, in dem alle Serben auf Balkan vereinigt werden sollten“.
Denselben Tag fing in der Republik Slowenien eine bewaffnete Auseinandersetzung zwischen der JNA und der Bundespolizei einerseits und der
slowenischen TO andererseits an, die aber von kurzer Dauer war. Der offizielle Grund für den Einsatz der JNA lautete: die Sicherung der Kontrolle über
die Grenzübergänge, aber der inoffizielle war der wirkliche: die Vereitelung der Unabhängigkeit Sloweniens. Kroatien mischte sich militärisch nicht ein
und überfiel keine Kasernen der JNA in Kroatien, obwohl Verteidigungsminister der RH Generaloberst M. Špegelj das vorgeschlagen hatte. Eigentlich
hatte Kroatien zu dieser Zeit keine Armee. In einem Kommentar in seinem Buch Moje viđenje raspada/Meine Sicht des Zerfalls (Beograd, 1993, S. 129)
schrieb „Sekretär des Sekretariats für Volksverteidigung“ – damaliger „Verteidigungsminister“ Jugoslawiens – Armeegeneral Veljko Kadijević auf, dass
für die JNA damals besser gewesen wäre, wenn kroatischer Präsident F. Tuđman beschlossen hätte, die JNA zu dieser Zeit, und nicht erst später,
anzugreifen (“die Zeit arbeitet mehr gegen uns als für uns”), sowie dass die JNA zu diesem Zeitpunkt des Konflikts den “Angriff hätte abwarten müssen
und nicht als erste angreifen sollte”.
Zur Zeit des Konflikts in Slowenien verlangte die serbische Führung (S. Milošević und B. Jović) Anfang Juli 1991 vom General V. Kadijević einen
heftigen Gegenstoß gegen die Slowenen und die Einnahme der Stellungen in Kroatien durch die Hauptkräfte der JNA, damit sowohl die serbischen Ansprüche als auch die Beseitigung des slowenischen und kroatischen Kaders aus der JNA gesichert werden:
1.
„In Slowenien zu einem heftigen Gegenschlag mit allen Mitteln, inbegriffen der Kampfflugzeuge, anzusetzen, jedes Schikanieren der JNA von jetzt
an untersagen. Dann den Rückzug aus Slowenien antreten. Darüber werden wir rechtzeitig eine Entscheidung treffen. Auf diese Weise wird die Moral der Truppen gesteigert, Kroatien in Schrecken versetzt und serbisches Volk beruhigt.
2.
Die Hauptkräfte der JNA sollen sich entlang der Linie: Karlovac-Plitvice im Westen; Baranja, Osijek, Vinkovci – Save im Osten und Neretva im
Süden, konzentrieren. Auf diese Weise werden alle von Serben besiedelten Gebiete bis zur endgültigen Lösung, bzw. bis zur freien Abstimmung des
Volkes in einem Referendum, bewacht.
3.
Kroaten und Slowenen sollen aus der Armee vollständig eliminiert werden.” (Borisav JOVIĆ, Poslednji dani SFRJ: Izvodi iz dnevnika/Die letzten
Tage der SFRJ: Auszüge aus dem Tagebuch, S. 349)
General Kadijević akzeptierte die erwähnten Anforderungen, da die JNA schon sowieso in Übereinstimmung mit ihnen wirkte: am 26. Juni halfen die
Truppen der JNA den serbischen paramilitärischen Verbänden den Großteil von Glina zu erobern, und am 3. Juli 1991 begann die Offensive in der Baranja. Mit Rücksicht darauf, dass die JNA schon im Mai mit der Einnahme der Stellungen in den Krisengebieten in Kroatien begonnen hatte, brachte sie bis
Anfang Juli 1991 alle Brücken über die Donau zwischen Kroatien und Serbien in ihre Gewalt (am 7. Mai die Brücke zwischen Ilok und Bačka Palanka,
am 2. Juli zwischen Erdut und Bogojevo, und von 2. auf 3. Juli die Brücke zwischen Bezdan und Batina). Durch die Besetzung der wichtigsten strategischen Punkte war die JNA Anfang Juli bereit für den Angriff auf die RH. Eine offene Aggression Serbiens und der JNA gegen die RH konnte auch das
schon erwähnte Abkommen von Brioni vom 7. Juli 1991, nach welchem sich die JNA in ihre Kasernen zurückziehen sollte und aufgrund dessen Stjepan
Mesić endlich zum Präsidenten des Staatspräsidiums der SFRJ ernannt wurde, nicht verhindern.
Zur gleichen Zeit wurde aufgrund des Beschlusses des Präsidenten der RH vom 2. Juli 1991 anstelle von Josip Boljkovac zum Innenminister Dr.
Onesin Cvitan ernannt. Sein Nachfolger am 31. Juli wurde Ivan Vekić, Mitglied der Regierung der demokratischen Einheit und ihm (am 15. April 1992)
folgte Ivan Jarnjak, der dieses Amt bis zum Kriegende innehatte. Auch im Verteidigungsministerium gab es einige Personalveränderungen. Statt Martin
Špegelj übernahm das Amt des Verteidigungsministers am 2. Juli 1991 Dr. Šime Đodan, am 31. Juli 1991 Luka Bebić, und danach vom 18. September
1991 bis zum Kriegsende Gojko Šušak.
Der Rosenkranz wurde zu Beginn des Krieges zum Symbol der kroatischen Verteidiger und das Rosengebet zum Ausdruck ihrer religiösen und nationalen
Identität. Durch die Botschaft Gott ist unser Glaube wurde der Glaube an Liebe und Opferbereitschaft dem Hass, der Zerstörung und dem Verbrechen
entgegengesetzt.
Die moralische Wirkung der Römisch-katholischen Kirche in Kroatien wurde währen der Verteidigung des Vaterlandes und Gründung des Staates,
durch die Tätigkeit des Kardinals Franjo Kuharić gekennzeichnet. Im August 1991, am Anfang der Aggression der JNA und der serbischmontenegrinischen Truppen gegen die RH, fand seine Predigt, in welcher er zum Respekt von moralischen Werten auch im Krieg aufrief, großen Anklang:
Frömmigkeit ist immer Menschenfreundlichkeit, und Menschenfreundlichkeit bedeutet auch Vaterlandsliebe! Deshalb darf auch unsere Vaterlandsliebe nicht einmal mit einem Tropfen des Hasses oder der Vergeltungssucht vergiftet werden. Die Verteidigung der Freiheit und des Friedens ist Recht und
Pflicht, aber immer im Rahmen eines Rechtstaates. (...) Deswegen darf unsere Vaterlandsliebe nicht rassistisch, imperialistisch oder chauvinistisch sein.
Unsere Vaterlandsliebe ist christlich. (...) Falls mein Feind mein Haus verbrannt, ich werde sein nicht berühren! Falls er meine Kirche zerstört, ich werde
seine nicht anfassen und sie vielmehr hüten! Falls er sein Haus verlässt, werde ich nichts drin berühren, nicht einmal eine Nadel entwenden! Und wenn
er meinen Vater, meinen Bruder, meine Schwester töten sollte, werde ich Böses mit Bösem nicht vergelten, sondern das Leben seines Vater, seines Bruders, seines Sohnes, seiner Schwester respektieren.
Das Massaker an kroatischen Polizisten in Borovo Selo, dann die ersten Flüchtlinge und ersten abgebrannten Dörfer in Slawonien im Juli 1991,
beunruhigten ganz Kroatien und verursachten eine Welle von Protesten. Und natürlich auch einige heftige Reaktionen. Gleichzeitig startete man neben
den Vorbereitungen für die Verteidigung, auch zahlreiche friedliche Initiativen. Die Frauen aus Kroatien sammelten schon am 17. und 18. Januar 1991 die
Unterschriften der Bürger auf dem Platz Ban Jelačić in Zagreb, um die Generale der JNA dazu zu bringen, ihren verbrecherischen Absichten zu entsagen.
Zusammen mit dem Verein Bedem ljubavi/Festung der Liebe, unternahmen sie zusammen mit Müttern von Wehpflichtigen in der JNA, Ende August 1991
einen “Friedensmarsch” nach Beograd und verlangten, dass ihre Kinder nach Hause geschickt werden und sich nicht an den Angriffen gegen ihren
Vaterland beteiligen. In der Organisation von Bedem ljubavi fanden viele Treffen statt, bemüht immer für Frieden und gegen Hass und Tötungen zu
appellieren. Während einer solchen Versammlung am 29. August 1991 vor dem Gebäude des damaligen Kommandos des 5. Militärdistrikts (der JNA) in
Zagreb, hielt kroatischer Dichter und Humanist Vlado Gotovac eine Rede, in welcher er die Botschaft für die JNA-Offiziere zusammenfasste und die
moralischen Prinzipien im Kampf eines Volkes für Freiheit und Unabhängigkeit betonte:
Ich liebe und bin stolz auf euch! Und falls ich wählen sollte, ob ich mit euch sterben oder mit diesen Schreckgestalten leben sollte, ich würde den Tod
nehmen. ... Wenn die Generale eine Familie hätten, wenn die Generale Kinder hätten, wenn die Generale Verwandte hätten, würden sie nicht in diesem
Gebäude auf der Lauer liegen. Aber die Generale haben keine Kinder, das versichere ich euch, weil jemand der die Kinder anderer tötet – der hat keine
Kinder! Weil jemand, der den Müttern anderer das Herz bricht – hat keine Mutter! Weil jemand, der die Häuser anderer zerstört – hat kein Heim! Und sie
sollten wissen, dass es für sie in diesem Land keine Mütter, keine Kinder und kein Heim gibt, sie werden in der Wüste ihres toten Herzen sterben! Ihre
Kinder werden sich ihrer schämen, weil sie keine Väter waren. Ihre Frauen werden sich ihrer schämen, weil sie die Mörder der Kinder anderer waren.
Ihre Familien werden sich auch schämen, weil sie die Familien anderer zerstörten ...
… Und endlich ihr, Mütter und Frauen, die hier als eine einheitliche Gruppe auftratet, im Rahmen einer Aktion, die Europa noch nie in dieser Form
erlebte, ihr zeigt wiederholt, dass Kroatien in der Tiefe seines Herzens – des ungebildeten und gebildeten, sowohl männlichen als auch weiblichen, mit
gleichem erhabenen Grundsatz der Liebe und Würde ganz durchdrungen ist! Und deswegen beginnt meine Rede mit einer Liebeserklärung an euch, mit
dem Ausdruck meiner Bereitschaft, lieber mit euch zu sterben, als mit ihnen zu leben. Und ich weiß, ganz sicher, dass ich von und mit dieser Liebe und
von und mit dieser Würde, auch dann leben werde, wenn es mich nicht mehr gibt – und das ist meine Freude und meine Kraft, wie auch von euch allen!
Mögen diese Kraft, diese Liebe und diese Tapferkeit Kroatien anführen, seinen bewaffneten und unbewaffneten Teil, weil auch wir, die ohne Waffen da
stehen, nicht über weniger Mut, weniger Stolz oder weniger Vaterlandsliebe verfügen. Wenn wir auch keine Waffen haben, haben wir Kraft dessen was
hier ist, Kraft unserer Liebe, unserer Würde und unserer Bereitwilligkeit zu sterben, falls wir kein menschenwürdiges Leben haben können. Und das ist es,
was wir nie aufgeben werden! Deswegen habe ich keine Angst! Kroatien lebt, hat gelebt und wird leben! (aus der Rede von Vlado Gotovac)
Offene Aggression Serbiens und Montenegros, bzw. der JNA und der serbisch-montenegrinischen Verbände auf die Republik Kroatien
Die kroatische Regierung versuchte einen bewaffneten Konflikt mit der deutlich überlegenen JNA zu vermeiden. Aber statt einer friedlichen Lösung
der Krise zuzustimmen, entschlossen sich die serbischen Extremisten ihre terroristischen Aktionen in Kroatien im Juli 1991 auszuweiten. Diese Aktionen
gingen damit in eine offene und unerbittliche Aggression Serbiens und Montenegros, bzw. der JNA und der serbisch-montenegrinischen Kräfte, auf die
RH über (Slowenien blieb von neuen Angriffen verschont). Innerhalb der ersten zwei Wochen des Monats Juli 1991, also gleich am Beginn der offenen
Aggression gegen Kroatien, fielen mindestens 26 Gardisten und 14 Polizisten und 95 wurden verwundet. Gleichzeitig wurden mindestens 5 Zivilisten getötet
und 18 verwundet.
Seit Mitte Juli waren die Angriffe der serbischen Terroristen und der Angehörigen der serbischen paramilitärischen Verbände auf die kroatischen
Bürger und besonders auf die Soldaten der Nationalgarden und die Polizisten in den Gebieten, die von großserbischen Ideologen als Teile „Großserbiens“
markiert worden waren, zum Alltag geworden. Die tragische Liste von feindlichen Verbrechen wurde Tag um Tag länger und die Anzahl der während der
Anschläge der serbischen paramilitärischen Truppen und der JNA getöteten und verwundeten Soldaten Tag um Tag größer. Nach der Ermordung der
kroatischen Verteidiger und Zivilpersonen in der Banovina Ende Juli, gipfelte dieser Konflikt in einem am 1. August 1991 in Dalj angerichteten Blutbad,
das den Charakter dieses Krieges ganz entlarvte. Spätestens zu diesem Zeitpunkt war man sich bewusst, dass es sich dabei nicht um einen militärischen
Zusammenstoß zwischen zwei Armeen, sondern um einen gegen das kroatische Volk, seine Religion und Kultur geführten Angriffskrieg handelte. Die
Polizeistation wurde mit Panzergranaten zerstört und die brutale Gewalt der JNA und der serbischen paramilitärischen Verbände stürzte sich auch auf die
Dörfer Erdut und Aljmaš und vertrieb ihre Einwohner. Auch Unsere liebe Frau von der Zuflucht, deren Heiligtum in Aljmaš ansonsten von Tausenden
von Pilgern besucht worden war, wurde verbannt und ihre Statue nach Osijek gebracht. Infolge der Blockaden der Verkehrswege, an denen serbische
Terroristen sogar keine Rettungswagen vorbeifahren ließen, wurden die Verwundeten zusammen mit Vertriebenen mit Fluss-Schiffen und Schleppern ans
andere Ufer übergesetzt.
Im Verlauf der Angriffe auf die Dörfer Dalj, Erdut und Aljmaš und während der Aktionen nach ihrer Okkupation, verloren ihr Leben mehr als 110
Personen, darunter am 1. August auch 39 kroatische Verteidiger (20 Polizisten, 15 Gardisten und 4 Angehörige des Zivilschutzes), die bei einem
ungleichen Kampf gegen die serbischen paramilitärischen Kräften und Panzereinheiten der JNA fielen oder nach ihrer Gefangennahme ermordet wurden.
Die Kroaten und andere nicht-serbische Bevölkerung wurden aus diesen Dörfern verjagt, und die Sakralobjekte (katholische Kirchen), zugleich auch
Kulturdenkmäler, mit Sprengstoff zerstört: Kirche des hl. Joseph in Dalj, Kirche/Heiligtum Maria Wallfahrt („Unsere liebe Frau vom Trost“) in Aljmaš
und Allerheiligen-Kirche in Erdut. Die dargelegte Vorgehensweise – Tötung und Vertreibung von Kroaten, Brandlegung und Niederreißung ihrer Häuser
und besonders der Objekte der katholischen Kirche – praktizierten die serbischen Extremisten in fast allen eroberten Ortschaften in Kroatien. Gewiss
beeinflussten die erwähnten Ereignisse die gesamte Sicherheitslage in Kroatien, weil es auch zu einzelnen extremen Überfällen auf die Bürger serbischer
Nationalität kam.
Gerade zur Zeit der Kriseneskalation ergriff Präsident des Parlaments der RH Žarko Domljan am 24. Juli 1991 die Initiative, eine friedliche Lösung der
serbischen Frage in Kroatien zu finden und dadurch die aufständischen Serben von der Beteiligung an der schon in Bewegung gesetzten Aggression gegen
Kroatien abzuhalten. Der Präsident des Parlaments der RH lud die Führer aller politischen Parteien in Kroatien zu einem Zusammentreffen ein, um durch
ein allgemeines demokratisches Dialog und Austausch von Meinungen einen politischen Konsens über die in der Verfassung und in der „Urkunde über die
Rechte der Serben und sonstiger Nationalitäten in der RH“ begründeten Nationalrechte zu erreichen. Das Treffen fand am 30. Juli 1991 im
Parlamentsgebäude der RH statt, und als Resultat ergab sich die Ernennung einer Parlamentskommission für den Schutz und die Förderung der
Gleichberechtigung der Völker und Nationalitäten. Eine Arbeitsgruppe der erwähnten Kommission entwarf schon im Juli 1991 einen Grundriss des
Dokuments über die „Grundlegenden Bestimmungen der kulturellen Autonomie, lokalen Selbstverwaltung und einer proportionalen Beteiligung der
Bürger serbischer Nationalität an der Regierung der RH“. Die Richtlinien machten besonders auf die Werte der National- und Volksgemeinschaften
aufmerksam, auf die Assimilationspolitik des Staates und seine Verpflichtung gegenüber den Volksgruppen, für sie alle Rechte zu erwirken, welche die
demokratische Ordnung und seine Souveränität nicht in Frage stellen, sowie auf die Notwendigkeit die politischen Beziehungen zwischen der RH und des
serbischen Volkes in Kroatien durch ein Verfassungsgesetz festzulegen, wodurch die kulturelle Autonomie, lokale Selbstverwaltung (territoriale
Autonomie) und eine proportionale Vertretung (politische Autonomie) gewährleistet werden sollten. Neben der Redefreiheit wurde den Serben in
Kroatien das Wahlrecht und eine freie Verwendung ihrer Insignien, des Wappens und der Fahne sowie ihr Aufhängen an den Gebäuden der Gemeinde-
oder Gespanschaft-Versammlungen in den Ortschaften mit einer relativen oder absoluten Mehrheit der Serben garantiert. Auch die Straßenschilder sollten
in lateinischer und kyrillischer Schrift angebracht werden. Leider lehnten die politischen Vertreter eines Teils der Serben in Kroatien auch dieses Angebot
der kroatischen Regierung ab, wahrscheinlich weil sie vom Militärsieg der JNA und der Verwirklichung ihres Hauptzieles, bzw. der „Vereinigung aller
Serben auf Balkan in einem Staat”, überzeugt waren.
In seinem Buch Moje viđenje raspada/Meine Sicht des Zerfalls (Beograd, 1993, S. 135) legt General der JNA Veljko Kadijević den Angriffsplan der
JNA auf die RH vor:
-
eine völlige Blockade Kroatiens in der Luft und an der Adriaküste;
-
Abschneidung Kroatiens in folgenden Richtungen: Gradiška – Virovitica, Bihać – Karlovac – Zagreb, Knin – Zadar, Mostar – Split;
-
Besetzung Ostslawoniens, eine rasche Fortsetzung des Vorstoßes nach Westen, dann die Vereinigung mit Truppen in Westslawonien und der Angriff
in Richtung Zagreb und Varaždin, bzw. slowenischer Grenze;
-
gleichzeitig mit starken Kräften vom Bezirk Herceg Novi – Trebinje aus das Hinterland von Dubrovnik besetzen, den Vorstoß in das Tal von Neretva durchführen und somit eine Mitwirkung mit den aus der Richtung Mostar – Split vorrückenden Truppen ermöglichen; sowie
-
die Grenze der selbstproklamierten „Serbischen Krajina“ in Kroatien sichern und halten.
Die erwähnte Erläuterung des damals ranghöchsten jugoslawischen militärischen Amtsträger bestätigt, dass die JNA die Rolle der serbischen Armee
annahm und die Ziele der serbischen Politik zu erlangen suchte. Übrigens behauptete ausgerechnet General Kadijević in seinem Werk (S. 163), dass die
„JNA als Grundlage für die Aufstellung der drei Armeen fungierte: für die Armee der Bundesrepublik Jugoslawien (SRJ 28), Armee der Serbischen Republik29 und Armee der Republik Serbische Krajina30“. Alle drei Formationen waren in der Funktion der serbischen Eroberungspolitik. Warum die JNA
bereits im Jahr 1991 nicht offiziell zur serbischen Armee erklärt wurde, erörtert Borisav Jović, serbisches Mitglied im Staatspräsidium der SFRJ und einer
der engsten Mitarbeiter von Milošević, in seinem Buch Poslednji dani SFRJ: Izvodi iz dnevnika/Die letzten Tage der SFRJ: Auszüge aus dem Tagebuch
(Beograd, 1995, S. 388-389): Das hätte Serbien und Montenegro im Rahmen der zukünftigen Lösung der jugoslawischen Krise in eine ungünstige Lage
bringen können, und diese serbisch-montenegrinische Armee als „Aggressor“ auf den serbischen Gebieten außerhalb Serbiens definiert. Eine ähnliche
Erklärung gab auch Minister für Religionsfragen Serbiens Dragan Dragojlović in seiner Rede, die er im September in Valjevo vor den demoralisierten
Soldaten einer Brigade der JNA aus Serbien, die hohe Verluste in Kroatien während der Schlacht um Vukovar erlitten hatte, hielt: Wir sagen immer
wieder, dass Serbien nicht im Kriegszustand mit Kroatien steht, aber es handelt sich hier um das serbische Volk. Wir dürfen das wegen der Weltöffentlichkeit nicht offen bestätigen, weil dann Serbien als Aggressor da stehen würde. Wenn sich ein Soldat der JNA auf kroatischem Gebiet aufhält, kann man
doch nicht sagen, das wäre Serbien. Deswegen darf Serbien die JNA nicht als seine Armee bezeichnen. (Dragan Todorović, „Da se general izvini“/Entschuldigung eines Generals, Borba (eine Zeitung in Serbien), vom 26. 9. 1991, S. 3)
Unter dramatischen Umständen der serbischen Aggression gab Anfang August das Parlament der RH sein Vertrauen der „Regierung der demokratischen Einheit“, was als eine symbolische Bestätigung der Einheitlichkeit der Kroaten und aller kroatischen Bürger, welche die legitim gewählte kroatische
Regierung akzeptierten, verstehen werden könnte. Infolge der „offenen Aggression gegen die RH” rief das Parlament der RH am 3. August 1991 alle internationalen Organisationen für Menschenrechte und Rechte der nationalen Minderheiten dazu auf, ihre Vertreter nach Kroatien zu schicken, und sich selbst über die
Lage der bürgerlichen, menschlichen und nationalen Rechte der Serben und aller anderen in Kroatien lebenden Nationalitäten zu informieren.
Kroatien wurde sowohl vom Territorium Serbiens, Montenegros, Bosnien- Herzegowinas aus als auch auf ihrem eigenen Gebiet seitens der einheimischen serbischen Bevölkerung und der in Kroatien stationierten Kasernen der JNA angegriffen. Die Kämpfe wurden an den Fronten in Slawonien, Dalmatien sowie in den Regionen Banovina und Kordun geführt. Dem ersten Vorstoß des serbischen Aggressors leisteten die Polizeieinheiten, das Korps der
Nationalgarde und die schwach bewaffneten Freiwilligen-Verbände Widerstand. Erst Mitte September des Jahres 1991, nachdem der Generalstab der
Kroatischen Streitkräfte errichtet und das Verteidigungsgesetz verabschiedet worden war, konnten überhaupt die Bedingungen für die Organisation einer
systematischen Verteidigung, bzw. für die Entwicklung der Kriegführung und eine allgemeine Formierung der Streitkräfte der RH erschafft werden.
Gewiss waren auch die Blockierung und Besetzung eines Teils der Kasernen und Munitionslager der JNA in Kroatien (eigentlich eine Übernahme der im
Mai 1990 weggenommenen Bewaffnung der kroatischen Territorialverteidigung) seit Mitte September 1991 eine Voraussetzung für eine erfolgreiche
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kroatisch Savezna Republika Jugoslavija
kroatisch Republika Srpska
30
kroatisch Republika Srpska Krajina
29
Abwehrstrategie. Dadurch konnten die kroatischen Truppen wenigstens einen Teil der für die Verteidigung notwendigen Waffen sichern. Eine große
Hilfe bei der Bewaffnung und Verteidigung Kroatiens leistete die kroatische Emigration. Den Bedürfnissen der Verteidigung wurde auch die gesamte
kroatische Wirtschaft untergeordnet.
Den Streitkräften der RH trat auch eine bestimmte Anzahl der Soldaten der JNA bei, sowie die Kroaten, die als professionelle Soldaten in anderen
Armeen, beispielsweise in der französischen „Fremdenlegion“, dienten. Die JNA verfügte am 1. Januar 1990 über 46.293 „Soldaten im Aktivdienst
(AVL31)“: 25.101 „Offiziere”, 19.165 „Unteroffiziere” sowie 2027 vertraglich verpflichtete professionelle Soldaten. Davon verließen insgesamt etwa 3000
(oder etwa 6% der Gesamtzahl) „Soldaten im Aktivdienst“ (etwa 1700 „Offiziere“ und etwa 1300 „Unteroffiziere“) die JNA und traten den Dienst in den
Kroatischen Streitkräften an: davon etwa 560 nach 31. Dezember 1991. Größtenteils handelte es sich dabei natürlich um Kroaten – 2648 „Soldaten im
Aktivdienst“ (etwa 88%), was bedeutete, dass zu den Streitkräften der RH etwas weniger als 50% der Kroaten, welche Anfang 1991 im „Aktivdienst“ der
JNA (Prozentberechnung basiert auf der Angabe, dass Anfang 1991 im Aktivdienst der JNA 5362 Soldaten kroatischer Nationalität waren) verzeichnet
wurden, zugestoßen waren.
Man konnte für den Zeitraum 1990-1992 ein zweimal kleineres Prozent der Generale und Admirale, die den Dienst in der JNA verlassen hatten und zu
den Kroatischen Streitkräften übergelaufen waren, feststellen – erst 26%. Unter 235 Generalen und Admiralen im Aktivdienst der JNA waren während des
erwähnten Zeitperiode nämlich nur 27 Kroaten (11,5%); davon gingen zu den Streitkräften der RH 7 (3 Generale im Aktivdienst und 2 im Ruhestand,
sowie 2 aktive Admirale) über. Aus dem Ruhestand, welcher vor 1990 realisiert worden war, holte man noch 3 Generale. Die im Jahr 1991 geführten
Kämpfe zeigten deutlich, dass die Anzahl der Offiziere und Unteroffiziere noch immer keine zufriedenstellende Aufstellung, keinen entsprechenden
Befehl und keine befriedigende Leitung der erst im Prozess der Entstehung begriffenen Kroatischen Streitkräfte gestattete. Besonders der Mangel an
einem qualifizierten Unteroffizierskader war spürbar, infolge wessen beschlossen wurde, eine eigene kroatische Militärschule zu gründen.
Ende September und Anfang Oktober 1991 erreichte die serbische Aggression ihre heftigste Phase. Die JNA und die serbischen paramilitärischen
Truppen ignorierten die Friedensverhandlungen, bzw. die Versuche der Regierung der RH und der internationalen Gemeinschaft eine friedliche Lösung
des Konflikts zu finden, und gingen zu einem allgemeinen Angriff entlang aller Fronten in Kroatien über. Über die Intensität dieses Angriffs spricht auch
die Einschätzung ausländischer Militärexperten, dass die kroatischen Verteidiger ihre Stellungen „nicht länger als zwei Wochen halten könnten“.
Besonders weil Ende September 1991 der UN-Sicherheitsrat über alle Staaten einen Ausfuhrverbot von Waffen und Ausrüstung nach Jugoslawien
verhängte, was auch für Kroatien und Bosnien-Herzegowina galt. Wenn man die gewaltigen Vorräte an Munition und die deutliche Übermacht der JNA in
der Bewaffnung gegenüber den Kroatischen Streitkräften bedenkt, erleichterte im Grunde genommen dieser UN-Beschluss dem serbischen Aggressor die
Eroberung des Territoriums Kroatiens und später auch Bosnien-Herzegowinas.
Zur Zeit der heftigsten Aggression schossen die Kampfflugzeuge der JNA am 7. Oktober 1991 die Raketen auf Banski dvori – Regierungssitz der RH
in Zentrum von kroatischer Hauptstadt Zagreb, ab. Die Ziele des Angriffs stellten Präsident der RH Franjo Tuđman, Präsident des Staatspräsidiums der
SFRJ Stjepan Mesić und Präsident des Bundesexekutivrates der SFRJ Ante Marković, die gerade eine Sitzung hatten und nur mit viel Glück dem Tod
entkamen, dar. Das versuchte Attentat bewies, dass die serbische Führung und die JNA keinen Gedanken darauf vergeudeten, eine friedliche Lösung
anzunehmen, und dass ihnen alle verfügbaren Mittel bei der Realisierung ihres Vorhabens recht waren.
Unter dem Eindruck dieses Vorfalls und einer Reihe von Bildern der Zerstörung und Nachrichten über eine immer größer werdende Opferzahl aus
anderen überfallenen Städten und Orten sowie im Laufe einer schonungslosen Aggression Serbiens, Montenegros und der JNA auf die RH, erklärte das
Parlament der RH am folgenden Tag, den 8. Oktober 1991, endgültig die Unabhängigkeit der RH und ihre Loslösung aus der SFRJ. Dieses Datum wird in
Kroatien als Unabhängigkeitstag gefeiert. Wegen der Gefahr von neuen Luftangriffen der JNA, fand die Parlamentssitzung in einer Halle im Souterrain
des INA32- Gebäudes in der Šubićeva Straße in Zagreb statt. Unter anderem erklärte das Parlament der RH, dass die RH durch die Republik Serbien und
die JNA angegriffen sei, dass die JNA als Aggressions- und Besatzungsmacht gelte, und die Teilrepubliken Bosnien-Herzegowina sowie Montenegro
wurden aufgefordert, ihr staatliches Gebiet nicht als Basis für die Kriegsführung gegen die RH zur Verfügung zu stellen.
In Einklang mit unveräußerlichem Recht der RH auf Selbstbestimmung,
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kroatisch aktivno vojno lice
-
aufgrund des Ausdrucks des freien Willens der Staatsbürger der RH im Referendum vom 19. Mai 1991,
-
aufgrund des Verfassungsbeschlusses über die Souveränität und Unabhängigkeit der RH und der Deklaration zur Gründung der unabhängigen und
souveränen RH, welche das Parlament der RH in der Sitzung vom 25. Juni 1991 verabschiedet habe,
-
aufgrund der Feststellung, dass die durch das Brioni-Abkommen festgesetzte Frist von drei Monaten Aussetzung der staatlichen Unabhängigkeit der
RH am 7. Oktober 1991 verstrichen sei,
-
aufgrund der Feststellung, dass während dieser Aussetzung die aggressiven Aktionen der sog. JNA und der serbischen Terroristen auf Städte und
Dörfer intensiviert und Zerstörung und Verwüstung von Krankenhäusern, Schulen, Kirchen, Kulturdenkmälern und anderen zivilen Objekten rücksichtslos fortgesetzt worden seien, was ihren Höhepunkt in Angriff und Bombardement des historischen Stadtkerns von Zagreb im Laufe des Versuchs einen Anschlag auf den Präsidenten der RH zu verüben, gefunden habe, wobei die Residenz des Präsidenten sowie der Regierungs- und Parlamentssitz beschädigt worden seien,
-
aufgrund der Feststellung, dass Jugoslawien als Bundesstaat nicht mehr existiere, verabschiedete das Parlament der RH auf einer gemeinsamen
Sitzung aller Räte am 8. Oktober 1991 den folgenden
Beschluss:
1. Republik Kroatien breche am 8. Oktober 1991 alle staatsrechtlichen Beziehungen zu den anderen Teilrepubliken und Provinzen der damaligen SFRJ ab
(...)
4. Republik Kroatien erkenne die Unabhängigkeit und Souveränität anderer Republiken der ehemaligen SFRJ aufgrund des Prinzips der Gegenseitigkeit
an, und erkläre sich bereit mit den Republiken, mit welchen sie in keinem bewaffneten Konflikt stehe, freundliche, politische, wirtschaftliche, kulturelle
und andere Beziehungen aufzunehmen und pflegen,
5. Republik Kroatien erkläre sich als souveräner und unabhängiger Staat dazu bereit, unter der Gewährleistung und Sicherung der grundlegenden Menschenrechte und Rechte der nationalen Minderheiten, welche ausdrücklich in der Deklaration der Menschenrechte der Vereinten Nationen, in der Schlussakte von Helsinki, in den Dokumenten der Konferenz über Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa sowie in der Charta von Paris im Rahmen der
europäischen Integrationsverläufe garantiert würden, den zwischenstaatlichen und zwischenregionalen Assoziationen unter den demokratischen Staaten
beizutreten.
Alsbald, am 18. Oktober 1991, legte die Europäische Gemeinschaft auf der Jugoslawien-Konferenz in Den Haag den Vertretern der ehemaligen jugoslawischen Republiken den sog. Carrington-Plan über den Umbau Jugoslawiens zu einer Gemeinschaft von souveränen Staaten vor. Dem vorgeschlagenen
Plan stimmten alle Republiken außer Serbien zu, und dann machte auch Montenegro unter Druck von Serbien seine Zustimmung rückgängig. So besiegelte die Sturheit der serbischen politischen und der JNA-Führung das Schicksal Jugoslawiens und bewirkte die Fortsetzung des Krieges, in welchem
mehr als 19.000 Menschen in Kroatien und mehr als 100.000 Menschen in Bosnien-Herzegowina getötet, verwundet oder vermisst wurden. Nach dem
Scheitern des Carrington-Plans trieb Kroatien die internationale Anerkennung voran. Seine Forderungen begründete es, unter anderem, mit den Bestimmungen der bis dahin gültigen jugoslawischen und kroatischen Verfassung von 1974.
Seine Unabhängigkeitserklärung musste Kroatien in einem blutigen Krieg verteidigen. Die heftigen Angriffe der JNA und der serbischen Verbände mussten
gleichzeitig zahlreiche kroatische Ortschaften und Städte erdulden: Dubrovnik, Šibenik, Zadar, Karlovac, Sisak, Gospić, Otočac, Ogulin, Duga Resa, Pakrac,
Lipik, Grubišno Polje, Daruvar, Podravska Slatina, Slavonska Požega, Belišće, Valpovo, Novska, Nova Gradiška, Slavonski Brod, Osijek, Đakovo, Vinkovci, Županja und besonders Vukovar, sowie zeitweilig auch andere kroatische Städte. Die Jugoslawische Kriegsmarine blockierte die Häfen und Meereswege im kroatischen Teil des Adriatischen Meeres, mit der Absicht die kroatische Gegenwehr auch auf diese Weise zu brechen. Mit großem Entsetzen
verfolgte die Weltöffentlichkeit die Angriffe der JNA und der serbischen Verbände auf ein völlig zerstörtes und bis zum 20. November okkupiertes Vukovar und die Verwüstung von Dubrovnik – einer mit der UNESCO33-Urkunde verliehenen Stadt, sowie die Ermordung der Einwohner dieser Städte.
32
33
Kroatische Erdölindustrie
United Nations Educational, Scientific and Cultural Organization/Organisation der Vereinten Nationen für Erziehung, Wissenschaft und Kultur
Infolge eines unerwartet hartnäckigen und fast drei Monate andauernden erfolgreichen Widerstands der Vukovarer Verteidiger gegen den bedeutend
übermächtigen Feind (von 25. August bis 18., bzw. 20. November 1991), sowie einer Verwüstung, welche seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs Europa
nicht erlebte, wurde Vukovar im Jahr 1991 zum Symbol des kroatischen Widerstands im Heimatkrieg, und seine Einwohner, besonders die Verteidiger,
wegen ihrer unglaublichen Opferbereitschaft, Gewandtheit und ihres Mutes, zum Vorbild. Auch die Massenrichtstätte Ovčara wurde zum Symbol für
Qualen und Opfer, die diese Menschen für Freiheit und Unabhängigkeit der RH ertragen mussten. In Ovčara wurden am 20. November unter der Aufsicht
der „Offiziere“ der JNA mindestens 200 von 266 Verwundeten und Mitgliedern des medizinischen Personals, die von den serbischen Soldaten an diesem
Tag aus dem Krankenhaus abgeführt worden waren, ermordet. Und Ovčara ist nur eines von vielen Massenverbrechen, die der serbische Aggressor während des Großteils des Jahres 1991 im Rahmen des Angriffs auf Vukovar und Kroatien begangen hat.
Dank ihrer militärischen Übermacht besetzte bis Ende 1991 die JNA fast ein Drittel des kroatischen Staatsgebiets. Auf dem besetzten Territorium riefen die
Serben in Knin am 19. Dezember 1991 die „Republik Serbische Krajina“ (RSK) aus und verabschiedeten die „Verfassung der RSK“. Die Verfassung schrieb
unter anderem nachdrücklich vor, dass die RSK „mit anderen Teilen des serbischen Volkes auf dem Territorium Jugoslawiens und seinen Staaten auch weiter
feste staatliche Beziehungen pflegen wird, mit dem Ziel der Errichtung eines gemeinsamen Staates des serbischen Volkes (Art. 123)“. Durch den Abänderungsantrag I. in der „Verfassung der RSK“, der am 26. Februar 1992. in Borovo Selo proklamiert worden war, bestimmte man, dass das „Territorium der RSK
aus serbischen Gebieten: Krajina, Slawonien, Baranja, Westsyrmien und Westslawonien besteht“. Das war die Schlussphase der verfassungswidrigen
Handlungen der Serben in Kroatien, bzw. des Prozesses der Trennung eines Teils des Staatsgebiets der RH und der Errichtung eines serbischen international nie anerkannten De-facto-Staats (parastaatliches Gebilde) auf dem Territorium der RH. In den unter der Kontrolle der serbischen Kräfte stehenden
Gebieten wurde fast die ganze nicht-serbische Bevölkerung ermordet oder vertrieben, sowie die Serben, welche sich für die großserbische Politik nicht
begeistern konnten. Das kroatische kulturelle und kirchliche Erbe wurde geplündert und zerstört.
Aber Kroatien wurde nicht besiegt. Im Gegenteil. Seine militärisch-polizeilichen Kräfte konnten im November und Dezember 1991 während der
Befreiungsoperation Westslawoniens (eigentlich im Rahmen einer Reihe von kleineren Aktionen – „Orkan 91“ von 29. Oktober 1991 bis 3. Januar 1992,
„Otkos 10/deutsch Schwaden 10“ von 31. Oktober bis 4. November und „Papuk“ von 28. November 1991 bis 3. Januar 1992), mehr als 2200 km² des besetzten
Territoriums zurückerobern und in der Seeschlacht in Meereskanälen von Split und Korčula der Jugoslawischen Kriegsmarine eine schwere Niederlage zufügen.
In Übereinstimmung mit Demokratisierungsbestrebungen und Unabhängigkeitserklärung entschied sich Kroatien für neue, obwohl eigentlich, historische Staatssymbole, stellte neue Personalausweise und Reisepässe aus und führte Heimatschein ein. Ende 1991 brachte es auch seine eigene Währung - kroatischen Dinar
in Umlauf. Gleichzeitig, in der Situation des Aufruhrs der Serben in Kroatien und der blutigen serbischen Aggression, errichtete Kroatien für die Förderung der Demokratie und Menschenrechte die demokratischen Institutionen und leitete eine moderne Gesetzgebung ein, welche in Einklang mit den
höchsten europäischen Standards, die Gleichheit aller vor dem Gesetz ohne Rücksicht auf Nationalität und Religion, sichern sollten. So erließ das Parlament der RH am 4. Dezember 1991 das „Verfassungsgesetz über Menschenrechte, Freiheiten und Rechte der ethnisch-nationalen Gemeinschaften und
Minderheiten in der RH“. Das erwähnte Gesetz garantierte der serbischen Minderheit in Kroatien eine verhältnismäßige Beteiligung an den höchsten
politischen Vertretungen sowie Verwaltungs- und Gerichtsinstitutionen des Landes, und der Bevölkerung der Bezirke mit einem Spezialstatus (Glina und
Knin), welche die serbisch dominierten Gemeinden umfassen sollten, einen hohen Grad an territorialer Autonomie. Trotz seiner schweren Wirtschaftslage,
die durch zahlreiche Zerstörungen und Unterbrechungen der wichtigen Verkehrswege herbeigeführt worden war, konnte Kroatien dank einem erstaunlichen Zusammengehörigkeitsgefühl seiner Bürger und einer meisterhaften Organisation des Alltags die ganze Kriegszeit und auch den Zeitpunkt der
heftigsten Aggression im Großen und Ganzen ohne große Mängel an elementaren Lebensmitteln und Energenten überbrücken. Nur in Dalmatien hatte
man als Nachwirkung der serbischen Okkupation Probleme in der Stromversorgung. Selbstverständlich wurde die ganze Wirtschaft mit einem gewaltigen
Kostenaufwand für die Unterbringung von zahlreichen Flüchtlingen und Vertriebenen, welche sehnlichst auf die Rückkehr zu ihren Heimen warteten (bis
Ende 1991 hielten sich in Kroatien etwa 325.000 Vertriebene und man vermutet noch so viele Flüchtlinge aus Kroatien im Ausland), belastet. (Hrvatski
prognanici/Kroatische Flüchtlinge, Bilten zajednice povratnika Hrvatske, Osijek, 2010, S. 65)
1992 – 1995
Internationale Anerkennung der Republik Kroatien
In Sarajevo unterzeichneten am 2. Januar 1991 unter Vermittlung von Cyrus Vance, dem persönlichen Beauftragten des UN-Generalsekretärs, die Vertreter
der RH und der JNA einen Waffenstillstand. Das Abkommen gründete auf einer Vereinbarung über das Deblockieren der Kasernen der JNA und auf ihrem
Abzug aus Kroatien, sowie auf einem Friedensplan der Vereinten Nationen (der Plan sah das Eintreffen der UN-Friedenstruppen in Kroatien vor). Diesen Friedensplan unterschrieben am 23. November 1991 in Genf kroatischer Präsident F. Tuđman, serbischer Präsident S. Milošević und General der JNA V. Kadijević
unter der Vermittlung des Unterhändlers der UN Cyrus Vance und des Vertreters der Europäischen Gemeinschaft Lord Peter Carrington (das war der vierzehnte
„Waffenstillstand“). Durch das Abkommen von Sarajevo, das am 3. Januar um 18 Uhr in Kraft trat, wurden die größeren Kampfhandlungen in Kroatien eingestellt. Kürzlich danach, im Frühjahr 1992, trafen in Einklang mit dem erwähnten Friedensplan die UN-Schutztruppen, die sog. UNPROFOR (United Nations
Proteciton Force), in die besetzten Gebiete der RH ein. Sie wurden in Ost- und Westslawonien sowie in Teilen Dalmatiens, der Lika, der Banovina und
des Kordun stationiert. Man sah drei, eigentlich 4 sog. UN-Schutzzonen, bzw. UNPA-Zonen (United Nations Protected Areas) - Gebiete unter dem
Schutz der UN („Gebiet von 18 Gemeinden, in welchen die Serben eine Mehrheit oder eine bedeutende Minderheit bilden und in welchen die gegenseitigen Spannungen kürzlich zu den bewaffneten Auseinandersetzungen führten“), vor: "Ostslawonien und Baranja" (UNPA-Sektor Ost), "Westslawonien"
(UNPA-Sektor West) und "Krajina" (UNPA-Sektor Nord und Süd). Das Ziel des Plans von Vance war die Schaffung der Bedingungen für die Realisierung einer politischen Lösung des Konflikts in Kroatien.
UNPA-Zonen
Der UN-Sicherheitsrat (Sicherheitsrat der Vereinten Nationen) verabschiedete am 21. Februar 1992 die Resolution (743) über eine Friedensoperation
und Sendung von internationalen Schutztruppen in die RH für einen Zeitraum von 12 Monaten (im Rahmen des sog. Vance-Plans für Kroatien). Das Ziel
dieser Operation konnte nur teilweise erfüllt werden: die JNA verließ Kroatien (nachdem sie die aufständischen Serben in der RH bewaffnete und ihnen
logistische und personelle Hilfe gesichert hatte). Die schwere Bewaffnung der aufständischen Serben wurde unter einer gemeinsamen Aufsicht von
UNPROFOR und Serben gelagert. Aber andere Verpflichtungen wurden nicht realisiert.
Die UNPA-Zonen (ohne „pink zones“) umfassten 12.554 km² (22% des Gesamtterritoriums der RH) und mit „pink zones“ (2208 km²) insgesamt
14.762 km². In diesen Gebieten lebten im Jahr 1991 536.370 Einwohner, davon 258.298 (48,2%) Serben, 205.075 (38,2%) Kroaten und 72.997 (13,6)
sonstige.
Sektor Ost, mit Sitz in Erdut („Ostslawonien“ / Baranja und Westsyrmien ) verfügte über 2153 km² und 188.184 Einwohner nach der Volkszählung aus
dem Jahr 1991 – davon waren 49,1% Kroaten, 30,4% Serben und 20,5 % sonstige – in 4 Gemeinden: Vukovar, Beli Manastir, teilweise Osijek und Vinkovci;
Sektor West, mit Sitz Daruvar (Westslawonien) verfügte über 2112 km² und 99.452 Einwohner - davon waren 43,3% Kroaten, 35,4 % Serben und 21,3
% sonstige - in 5 Gemeinden: Pakrac, Daruvar, Grubišno Polje, teilweise Novska (Ostteil) und Nova Gradiška (Westteil);
Sektor Nord, mit Sitz Topusko (Banovina und Kordun) verfügte über 3973 km² und 7 Gemeinden: Dvor na Uni, Kostajnica, Petrinja, Glina, Vrginmost, Vojnić und Slunj;
Sektor Süd, mit Sitz in Knin (Norddalmatien und Lika) – verfügte über 6524 km² und 6 Gemeinden: Knin, Benkovac, Obrovac, Gračac, Korenica und
D. Lapac.
Ein besonderes Problem stellten die von den UN-Schutzzonen nicht erfassten Gebiete, da sie von Serben in eine größere Anzahl nicht besiedelt, aber
von der JNA und den serbischen Aufständischen okkupiert worden waren. Sie sollten nach dem Vance-Plan „sofort und unverzüglich“ der kroatischen
Regierung unterstellt werden, aber diesem Vorhaben widersetzte sich die serbische Führung. Infolge der Bereitwilligkeit der kroatischen Führung und des
Präsidenten Franjo Tuđman zu einem Kompromiss, blieben diese Gebiete (sog. pink zones 34) vorläufig außerhalb der Zuständigkeit der kroatischen Gewalt. Die internationale Gemeinschaft verpflichtete sich, diesen Raum „innerhalb kürzester Frist” mit dem kroatischen Staatsgebiet zu vereinigen. Aber
das passierte nicht. Überdies waren die internationalen Kräfte überfördert und nicht in der Lage die erforderliche Kommunikation zwischen den streitenden Parteien herzustellen, die Rückkehr der vertriebenen Staatsbürger (hauptsächlich Kroaten) oder den Schutz für die übriggebliebenen Kroaten und die
nicht-serbische Bevölkerung in den erwähnten Schutzzonen (im Verlauf ihres Mandats wurden mehrere Hunderte Bürger getötet und mehrere Tausende,
34
kroatisch „ružičaste zone“
hauptsächlich Kroaten, vertrieben) zu bewerkstelligen. Im Grunde genommen erfüllten die UN-Schutztruppen in Kroatien eine Großzahl ihrer Aufgaben
nicht.
Währenddessen musste Kroatien für mehr als eine halbe Million der Vertriebenen und Flüchtlinge aus Kroatien und Bosnien-Herzegowina, hauptsächlich Kroaten und Muslime (Ende 1992 waren es 663.493) Sorge tragen, was besonders der kroatischen Wirtschaft wegen der Okkupation eines Teils des
Staates und der Verkehrsisolation schwer zu schaffen machte.
Kroatien kämpfte nicht nur militärisch in einem Verteidigungskrieg, sondern auch auf dem diplomatischen Wege für die internationale Anerkennung. Für
einen guten Ausgang waren die Gutachten der internationalen Arbitrage-Kommission, welche eingesetzt wurde, um der mit ihrer Arbeit im September 1991 in
Den Haag beginnenden Friedenskonferenz über Jugoslawien bei der Erläuterung juristischer Fragen zu helfen, besonders wichtig. Die Arbitrage-Kommission,
bekannt als Badinter-Kommission (benannt nach ihrem Vorsitzenden, den Franzosen Robert Badinter), stellte in den Monaten Dezember 1991 und Januar
1992 fest:
-
dass sich die SFRJ im Prozess der Selbstauflösung befände,
-
dass es die Aufgabe der Teilrepubliken sei, die Staatennachfolge zu regeln,
-
dass der serbischen Bevölkerung (...) in Kroatien alle Rechte der Minderheiten und ethnischen Gruppen, welche das Völkerrecht und Bestimmungen
der Konvention der Friedenskonferenz über Jugoslawien vom 4. November 1991 (...) vorsehen, eingeräumt werden sollten,
-
dass die Teilrepubliken den Angehörigen dieser Minderheiten und ethnischen Gruppen alle im Völkerrecht festgelegten Rechte und Freiheiten,
einschließlich nach Bedarf auch das Recht auf die Wahl der Nationalität, einräumen sollten,
-
dass die Außengrenzen in allen Fällen respektiert werden müssten (...),
-
dass die Abgrenzung zwischen Kroatien und Serbien (...) nur aufgrund einer freien und gemeinsamen Abmachung geändert werden könne,
-
dass im Falle des Nichtvorhandenseins einer solchen Vereinbarung, die frühere Grenzziehung die Eigenschaft der unter dem Völkerschutz stehenden
Staatsgrenze (...) bekomme,
-
dass keine Veränderung der bestehenden Grenzen und Abgrenzungen aufgrund der Gewaltanwendung eine juristische Wirkung haben könne (...),
-
dass obwohl Verfassungsgesetz vom 4. Dezember 1991 (über Menschenrechte und Rechte der ethnischen oder nationalen Gemeinschaften oder
Minderheiten in der RH) nicht vollständig alle Verordnungen der Konvention vom 4. November 1991 (...) umfasse, und obwohl diesen Bestimmungen zu entsprechen sei und die Regierung der RH das Verfassungsgesetz vom 4. Dezember 1991 deswegen ergänzen solle, erfülle die RH die Voraussetzungen für eine Anerkennung durch die Mitgliedstaaten der Europäischen Gemeinschaft in Übereinstimmung mit der Deklaration über Jugoslawien und den von einer außerordentlichen Ministerratssitzung der Europäischen Gemeinschaft am 16. Dezember 1991 verabschiedeten Richtlinien.
Aufgrund dieser Gutachten erkannten die Mitgliedstaaten der Europäischen Gemeinschaft (Österreich, Belgien, Dänemark, Frankreich, Griechenland,
Luxemburg, Niederlande, Deutschland, Portugal, Spanien und Großbritannien) am 15. Januar 1992 die RH als unabhängigen und souveränen Staat an.
Zuvor wurde Kroatien bis Ende 1991 von Slowenien (26. Juni), Litauen (30. Juni) und der Ukraine (11. Dezember), von damaligen UN-Mitgliedstaaten
Lettland (14. Dezember), Island (19. Dezember) und Estland (31. Dezember) sowie vom Heiligen Stuhl am 13. Januar 1992 anerkannt. Die absolute
internationale Affirmation und den Höhepunkt des diplomatischen Kampfes um die internationale Anerkennung erlebte die RH am 22. Mai 1992 als sie
als 178. Mitgliedstaat in die Organisation der Vereinten Nationen aufgenommen wurde. Die internationale Anerkennung gab der kroatischen Regierung
einen kräftigen Anstoß zu neuen Versuchen mit Hilfe der europäischen und der Welt-Diplomatie eine friedliche Reintegration der besetzten Teile ihres
Territoriums zu verwirklichen.
Die neue innere Verwaltungsgliederung wurde Ende 1992 durchgeführt: Kroatien bestand (und besteht) aus 20 Gespanschaften und der Hauptstadt
Zagreb, die selbst die Kompetenzen einer Gespanschaft besitzt, was eigentlich eine neue territoriale Organisation der RH bedeutete. Für die Serben, als
zahlreichste Minderheit in Kroatien, sollten nach dem Vorschlag vom Mai 1992 zwei mit einem speziellen Status versehene Bezirke - Knin und Glina –
errichtet werden (Parlament der RH am 8. Mai 1992: „Beschluss über die Verabschiedung des Verfassungsgesetzes zur Änderung und Ergänzung des
Verfassungsgesetzes über die Menschenrechte und Freiheiten und die Rechte der ethnischen und nationalen Gemeinschaften oder Minderheiten in der
RH“), was in Einklang mit dem Gesetz vom Dezember 1991, das in den Gebieten, in welchen die Serben absolute Mehrheit bildeten, die Errichtung der
Gemeinden mit einer wesentlich erweiterten Selbstverwaltung, vorgesehen hatte, stand. Das erwähnte Verfassungsgesetz „entsprach den Anforderungen
des allgemeinen Völkerrechts hinsichtlich des Minderheitenschutzes“, und die geplanten Bezirke sollten 11 Gemeinden umfassen. Aber die Führung der
aufständischen Serben wies auch diesen Vorschlag zurück; sie beabsichtigte diese Gebiete an Serbien anzuschließen.
Auch die kroatische Währung wurde verändert: am 30. Mai 1994 ersetzte die historische Währung Kuna (1 Kuna – 100 Lipa) den kroatischen Dinar.
Anfang des Krieges in Bosnien-Herzegowina
Nachdem wenigstens vorläufig und wenigstens auf einem Teil des kroatischen Staatsgebiets das Feuer eingestellt worden war, brachen die Kampfhandlungen in Bosnien aus. Eigentlich weitete sich der Kriegszustand auf Bosnien-Herzegowina schon Anfang Oktober 1991 aus, als die JNA und die
serbisch-montenegrinischen Freiwilligen-Verbände das kroatische Dorf Ravno in der ostherzegowinischen Gemeinde Trebinje in Brand gesetzt hatten.
Außerdem bildete das Territorium Bosniens bereits seit Sommer 1991 die Basis für die Angriffe der JNA und der serbisch-montenegrinischen Truppen
auf Kroatien. Natürlich mit Ausnahme von Gebieten, wo die Kroaten eine Mehrheit bildeten. Beispielsweise gestattete die lokale Bevölkerung am 7. Mai
1991 in Polog zwischen Mostar und Široki Brijeg einer motorisierten Brigade der JNA, die auf dem Weg von Mostar nach Kupres, bzw. in Richtung Sinj
und Split, war, um dort strategisch wichtige Positionen im Rahmen der Vorbereitung der JNA auf die Aggression gegen Kroatien zu besetzen, keine
Durchfahrt. Und das war kein Einzelfall. Vom September bis Ende 1991, nach einem aus dem Kroatienkrieg allzu bekannten Szenario, riefen die Serben
in Bosnien-Herzegowina einige „serbische autonome Gebiete” aus. Und gemäß ihrem Plan 66% des Territoriums des Landes zu besetzen, proklamierten
sie am 9. Januar in Pale die „souveräne Serbische Republik Bosnien-Herzegowina” (seit 12. August 1992 „Serbische Republik/Republik Srpska”), mit
Absicht ihren Anschluss an den jugoslawischem Staat, bzw. an Serbien, zu erwirken.
Die Reaktion eines Teils der Kroaten in Bosnien-Herzegowina auf die serbischen Beschlüsse im Augenblick der Ungewissheit und einer sehr fraglichen Möglichkeit, ob sie seitens der bosnisch-herzegowinischen Regierung vor der drohenden serbischen Aggression beschützt werden konnten, war die
Gründung der „Kroatischen Gemeinschaft Herceg Bosna” in Grude am 18. November 1991. Sie wurde als ein politisches, kulturelles, wirtschaftliches
und regionales Gebilde geplant, das sich für die Interessen der Kroaten in Bosnien-Herzegowina einsetzen sollte. In der Gründungserklärung wurde hervorgehoben, dass die Souveränität und territoriale Integrität Bosnien- Herzegowinas ihrerseits nicht in Frage gestellt werde, solange die „demokratisch
gewählte Regierung der Republik Bosnien-Herzegowina vom ehemaligen und jedem zukünftigen Jugoslawien unabhängig bleibt”. Die Gemeinschaft
sollte die Gemeinden Jajce, Kreševo, Busovača, Vitez, Novi Travnik, Travnik, Kiseljak, Fojnica, Skender Vakuf (Dobrotići), Kakanj, Vareš, Kotor Varoš,
Tomislavgrad, Livno, Kupres, Bugojno, Gornji Vakuf, Prozor, Konjic, Jablanica, Posušje, Mostar, Široki Brijeg, Grude, Ljubuški, Čitluk, Čapljina, Neum,
Stolac, Trebinje (Ravno) umfassen; zur Hauptstadt wurde Mostar gewählt. Das Gebiet
Bosanska Posavina (“Kroatische Gemeinschaft Bosansk-
a/Bosnische Posavina”) vereinigte sich mit der erwähnten Gemeinschaft am 24. Oktober 1992 während der Sitzung in Posušje. Folglich wurde am 28.
August 1993 in Grude beschlossen, „Kroatische Republik Herceg Bosna” (HR HB 35) zu gründen. Die Interessen der Kroaten in Bosnien-Herzegowina, die
außerhalb der proklamierten „Kroatischen Republik Herceg Bosna” lebten, durften auch keinesfalls vernachlässigt werden.
Gleich nachdem die absolute Mehrheit der Staatsbürger Bosnien-Herzegowinas, hauptsächlich Muslime und Kroaten (Serben boykottierten im großen
Ganzen das Referendum), am 29. Februar für ein unabhängiges Bosnien-Herzegowina (von 63,7% Wahlberechtigten, die sich am Referendum beteiligten,
wählten 99,4% die Unabhängigkeit) gestimmt hatte, begannen die Unruhen. Mit Rücksicht auf die Verbundenheit zwischen den Kroaten in BosnienHerzegowina und in Kroatien unterstützten die offizielle kroatische Politik und Präsident F. Tuđman Bosnien-Herzegowina auf seinem Weg zur Unabhängigkeit. Die selbsternannte “Versammlung des serbischen Volkes in Bosnien-Herzegowina“ verabschiedete dann am 27. März 1992 im Gebäude der
Versammlung Bosnien-Herzegowinas die „Verfassung der Serbischen Republik Bosnien-Herzegowina”. Trotzdem erkannten die Mitgliedstaaten der
Europäischen Gemeinschaft aufgrund der Ergebnisse des abgehaltenen Referendums am 6. April die Unabhängigkeit Bosnien-Herzegowinas an, einen
Tag danach folgten ihnen auch die Vereinigten Staaten von Amerika, die zur selben Zeit die Unabhängigkeit Kroatiens und Sloweniens offiziell bestätigten. An diesem Tag wurde Bosnien-Herzegowina auch von Kroatien anerkannt.
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kroatisch Hrvatska Republika Herceg Bosna
Die erfolgten Verhandlungen zwischen den Vertretern der drei konstitutiven Völker in Bosnien-Herzegowina (kroatisch-serbische, muslimischserbische, kroatisch-muslimische) konnten den Krieg nicht mehr stoppen. Nach der Aufstellung der Straßenbarrikaden und nach einigen kleineren serbischen Anschläge im März (Umland von Čapljina und Neum, Bosanski Brod), fing im April die offene serbische Aggression auf Bosnien-Herzegowina an.
Um eine militärische Gegenwehr gegen die serbische Aggression zu formieren, gründeten die Kroaten in Bosnien-Herzegowina am 8. April 1992 den
Kroatischen Verteidigungsrat (HVO) „als höchstes Verteidigungsorgan des kroatischen Volkes in der Kroatischen Gemeinschaft Herceg-Bosna, mit der
Aufgabe die Souveränität der Kroatischen Gemeinschaft Herceg-Bosna zu verteidigen und das kroatische Volk und andere Völker dieser Gemeinschaft
gegen jeden Aggressor zu beschützen“. Denselben Tag rief das unvollständige Präsidium Bosnien-Herzegowinas die unmittelbare Kriegsgefahr aus und
errichtete den Generalstab der TO (seit 4. Juli 1991 die Armee der Republik Bosnien-Herzegowina).
Das Präsidium der Republik Bosnien-Herzegowina erklärte am 20. Juni 1992 Kriegszustand, allgemeine Mobilisierung und Arbeitspflicht; als Aggressoren wurden Serbien, Montenegro, die „ehemalige JNA und der extremistische Teil der SDS“ identifiziert. Am Kriegsbeginn operierten die kroatischen
und muslimischen Streitkräfte (Kroatischer Verteidigungsrat und die Armee der Republik Bosnien-Herzegowina) gemeinsam bei der Verteidigung Bosnien- Herzegowinas. Infolgedessen und „auf der Basis des gemeinsamen Interesses die Unabhängigkeit und die territoriale Integrität ihrer Länder zu schützen“, unterzeichneten Präsident der RH Franjo Tuđman und Präsident des Staatspräsidiums der Republik Bosnien-Herzegowina Alija Izetbegović am 21.
Juli 1992 in Zagreb das „Abkommen über Freundschaft und Zusammenarbeit zwischen der Republik Bosnien-Herzegowina und der RH“. Das Abkommen
brachte eine „ernsthafte Besorgnis wegen der Fortsetzung der Aggression der Überreste der JNA sowie der serbischen und montenegrinischen regulären
und irregulären Truppen auf den Territorien der RH und der Republik Bosnien- Herzegowina“ zum Ausdruck. Die Präsidenten waren sich darin einig,
dass sich die „künftige Staatsform der Republik Bosnien-Herzegowina auf dem Prinzip der absoluten Gleichberechtigung aller drei konstitutiven Völker:
Muslime, Kroaten und Serben, und die verfassungspolitische Staatsordnung auf den konstitutiven Einheiten gründen werden, bei deren Bildung den
nationalen, historischen, kulturellen, wirtschaftlichen und verkehrsmäßigen Grundsätzen Rechnung getragen werden sollte“ (Art.1). Die Staatsdelegation
Bosnien-Herzegowinas bedankte sich hierbei für die Aufnahme und Versorgung der Flüchtlinge aus Bosnien-Herzegowina, welche die „Möglichkeiten
Kroatiens übersteigen“ (Mitte Juni 1992 versorgte Kroatien etwa 260.000 Vertriebene aus Kroatien, 270.000 Flüchtlinge aus Bosnien-Herzegowina, sowie
etwa 30.000 Flüchtlinge aus Serbien, bzw. aus der Vojvodina und dem Kosovo).
Im Abkommen wurde angeführt, dass der „bewaffnete Teil des Kroatischen Verteidigungsrates zum Bestandteil der einheitlichen Streitmacht der
Republik Bosnien- Herzegowina“ gehöre, und dass „er seine Vertreter innerhalb des gemeinsamen Kommandos der Streitkräfte Bosnien-Herzegowinas
haben wird“, sowie dass die „provisorische zivile Verwaltung, welche im Rahmen des Kroatischen Verteidigungsrates unter Kriegsbedingungen entstanden hatte, mit verfassungsrechtlichen Ordnung Bosnien-Herzegowinas ehestens in Einklang gebracht werden sollte, worüber sofort die Verhandlungen im
Sinne der vorher angeführten Prinzipen aufgenommen werden“ (Art. 6). Von der Tatsache ausgehend, dass „die Aggression der serbischen und montenegrinischen Streitkräfte auf die Republik Bosnien-Herzegowina fortgesetzt wird, aber auch vom Grenzgebiet zur RH aus auf Kroatien übergreift“,
riefen die Präsidenten der RH und der Republik Bosnien-Herzegowina die internationale Gemeinschaft und besonders die Vereinten Nationen, Europäische Gemeinschaft und die Vereinigten Staaten von Amerika dazu auf, bestimmte konkrete und wirksame Maßnahmen zu ergreifen und diese Aggression
energisch zu unterbinden, damit weitere menschliche Opfer, Vertreibung und Zwangsauswanderung sowie Zerstörung des materiellen Besitzes verhindert
werden könnten. In diesem Sinne wurde beschlossen, dass die beiden Staaten „ihre bisherige erfolgreiche Zusammenarbeit und ununterbrochene Koordination der Verteidigungsoperationen in ihren Grenzgebieten fortsetzen werden“, und dass „im Falle einer andauernden Aggression (...) alle erforderlichen
Formen einer umfassenden militärischen Wirkung und einer Kooperation der militärischen Operationen wegen einer endgültigen Abwehr der drohenden
Gefahr zu erwägen sind“ (Art. 8).
Da die serbische Aggression gegen Bosnien-Herzegowina und die RH nicht aufhörte, unterschrieben die Präsidenten Franjo Tuđman und Alija Izetbegović am 23. Juli 1992 in New York eine „Ergänzung zum Abkommen über Freundschaft und Zusammenarbeit zwischen der Republik BosnienHerzegowina und der RH“. Zum Schutz vor Aggression wurde wieder eine „energische Aktion der internationalen Gemeinschaft“ ersucht (Art. 1), sowie
die Notwendigkeit einer „Steigerung der Anstrengungen bei der Suche nach einer politischen Lösung des Konfliktes“ hervorgehoben (Art. 2). Unter
anderem wurde vereinbart, dass „in Übereinstimmung mit dem Recht auf Selbstverteidigung und auf eine koordinierte Gegenwehr, ein gemeinsamer
Ausschuss für das Zusammenwirken der Verteidigungsoperationen bis zur endgültigen Beendigung der Aggression formiert wird (Art. 3), und dass
Bosnien-Herzegowina zusammen mit Kroatien eine Forderung nach der Aufhebung des mit der Resolution 713 des UN-Sicherheitsrates erlassenen Embargos auf Waffenlieferungen in diese Staaten“ (Art. 4), stellen werde.
Aufgrund der erwähnten Abkommen konnten die Truppen der kroatischen Streitkräfte die serbisch-montenegrinischen Verbände aus dem Grenzgebiet
zwischen Bosnien-Herzegowina und der RH verjagen. Um es vor neuen serbisch-montenegrinischen Angriffen zu verteidigen, verharrten sie dort. Aber
diese Abkommen, außer im Grenzgebiet, sahen keine vollständige kroatisch-bosniakische (muslimische) militärische Kooperation vor; sie wurde erst am
22. Juli 1995 aufgrund des Abkommens in Split vereinbart. Präsident der Republik Bosnien-Herzegowina Alija Izetbegović erklärte nach der Unterzeichnung in Zagreb am 21. Juli 1992 im Kroatischen Rundfunk (Hrvatska radiotelevizija), dass die Zeit für ein militärisches Übereinkommen noch nicht reif
sei, da das serbische Volk dieses Vorhaben „mit Sicherheit als eine Drohung verstehen könnte“ und daher „es besser wäre, den internationalen Faktoren
noch ein bisschen Freiraum fürs Handeln zu lassen“.
Trotz der unterzeichneten Vereinbarungen kam es in der Herzegowina und in Zentralbosnien zu den Gefechten zwischen dem Kroatischen Verteidigungsrat und der Armee der Republik Bosnien-Herzegowina. Im Laufe des kroatisch-muslimischen Zusammenstoßes wurde die kroatische Bevölkerung
aus den unter der Kontrolle der bosniakischen Armee stehenden Gebieten im Großen und Ganzen vertrieben (aus Konjic, Jablanica, Travnik, Kakanj,
Fojnica, Bugojno, Vareš sowie aus zahlreichen Dörfern in den Gemeinden Zenica, Kakanj, Travnik, Novi Travnik, Visoko, Busovača, Konjic, Kiseljak,
Kreševo und Fojnica). Aus den Gebieten, welche Kroatischer Verteidigungsrat hielt (Stolac, Prozor, Kiseljak, westliches Mostar), wurden Muslime verjagt. Die beiden kriegsführenden Parteien betrieben die Gefangenenlager, in denen auch Zivilisten eingesperrt und Verbrechen begangen wurden.
Kroatien versuchte mit Hilfe von diplomatischen Initiativen diesen sinnlosen kroatisch-muslimischen Konflikt zu stoppen, denn den größten Vorteil
daraus zogen die serbischen Streitkräfte (sie kontrollierten etwa 70% des Territoriums Bosniens). Letztendlich geschah das durch die Unterzeichnung vom
Washingtoner Abkommen zur Gründung der Bosnisch-kroatischen Föderation in Bosnien-Herzegowina (18. März 1994), nach dem die kroatischmuslimische militärische Mitwirkung erneuert, die Föderation Bosnien-Herzegowina zwischen Kroaten und Muslimen (Bosniaken) errichtet und eine
Konföderation mit der RH eingegangen werden sollte.
Pläne und Karten der inneren Verwaltungsgliederung Bosnien-Herzegowinas / Innere Aufteilung
Unter dem Protektorat der Europäischen Gemeinschaft wurde am 18. März 1992 in Lissabon ein Vorschlag über die innere Verwaltungsgliederung
Bosnien-Herzegowinas vorgelegt (Cutiller-Plan einer Kantonisierung Bosnien-Herzegowinas oder Abkommen von Lissabon), nach welchem Muslimen
52 Gemeinden (44 % des Territoriums), Serben 32 Gemeinden (44 % des Territoriums), und Kroaten 20 Gemeinden (12 % des Territoriums) zufallen
sollten. Als kroatische Gemeinden wurden Neum, Čapljina, Čitluk, Ljubuški, Grude, Široki Brijeg (Lištica), Posušje, Prozor, Tomislavgrad, Livno,
Kreševo, Kiseljak, Busovača, Vitez, Travnik, Vareš, Orašje, Bosanski Šamac, Odžak und Bosanski Brod bestimmt. Obwohl nach dem Plan etwa 59 % der
Kroaten in „nicht-kroatischen Kantonen” leben sollten, wurde das Abkommen seitens der Kroaten in Bosnien- Herzegowina unterzeichnet. Das Abkommen trat nie in Kraft.
Chronologie
In Genf wurde am 4. Januar 1993 der Vance-Owen-Friedensplan dargelegt. Er sah vor, dass Bosnien in 9 Provinzen (Kantone) aufgeteilt
wird, während die Hauptstadt Sarajevo einen speziellen Status (als zehnte Provinz) haben sollte. Diese Provinzen hätten nicht als internationale Rechtssubjekte fungieren können. Die Sitze der kroatischen Provinzen (Posavina, Mostar und Travnik-Livno) sollten Odžak, Mostar und Travnik werden. Die
Bevölkerungszahl hätte dann 513.433 (68,27 % der Kroaten in Bosnien-Herzegowina) betragen. Die 3 kroatischen Provinzen sollten 25,4 %; 3 serbische
Provinzen 42,3 %, 3 muslimische 28,8 %, und das Gebiet um Sarajevo 3,5 % des Territoriums Bosnien-Herzegowinas erfassen. Der Plan wurde von den
Vertretern der kroatischen und muslimischen Seite unterzeichnet (in New York am 25. Februar, in Genf am 25. März), um dann erneut von Serben ohne
irgendwelche Folgen abgelehnt zu werden (3.IV.). Das Schicksal des Friedensabkommens wurde durch die Abwesenheit jedes Zwangsmechanismus (und
des politischen Willens), der die Serben zu einer Rückgabe von 20 % des besetzten Hoheitsgebiets der Republik Bosnien-Herzegowina zwingen würde,
besiegelt. Dazu brach auch der Konflikt zwischen der Armee der Republik Bosnien-Herzegowina (Muslime/Bosniaken) und des Kroatischen Verteidigungsrates (Kroaten) aus.
Nationale Struktur der Bevölkerung in den geplanten kroatischen Provinzen:
Provinzen
Posavina
Mostar
Travnik-Livno
Kroaten
142.384 (56,0 %)
193.016 (54,3 %)
178.033 (45,8 %)
Serben
41.025 (16,2 %)
39.695 (11,1 %)
45.498 (11,7 %)
Muslime
47.260 (18,6 %)
102.035 (28,7 %)
145.424 (37,4 %)
Sonstige
23.465 (9,2 %)
20.877 (5,9 %)
19.602 (5,1 %)
Posavina (2103 km2) sollte die folgenden Gemeinden umfassen: Bosanski Brod, Odžak, Bosanski Šamac, Orašje, Derventa, Modriča i Gradačac;
Travnik-Livno(5735 km2) die Gemeinden Jajce, Travnik, Novi Travnik, Vitez, Busovača, Fojnica, Uskoplje, Bugojno, Donji Vakuf, Kupres, Livno und
Tomislavgrad;
und Mostar (6135 km2) die Gemeinden Prozor, Konjic, Jablanica, Mostar, Posušje, Grude, Ljubuški, Široki Brijeg, Čitluk, Stolac und Neum.
Der sog. Owen-Stoltenberg-Plan für Bosnien-Herzegowina (20. August 1993) verließ die ursprünglichen Prinzipien (territoriale Integrität, Nichtanerkennung der ethnischen Säuberungen und militärischen Eroberungen). Er sah nach dem ethnischen Grundsatz eine lockere dreigliedrige Union der Republiken Bosnien-Herzegowinas (3 autonome ethnische Republiken) vor, aufgrund welcher die Serben den Großteil des besetzten Territoriums beibehalten
könnten (49,1 %). Muslime sollten 33,3 % und Kroaten 17,6 % bekommen. Der Plan wurde nicht akzeptiert.
Allmähliche Befreiung der besetzten Teile des kroatischen Staates
Die kroatische Diplomatie suchte weiter nach einer friedlichen Lösung der Konflikte in der RH und Bosnien-Herzegowina im Rahmen der international
anerkannten Grenzen dieser Staaten. Kroatischer Präsident musste in seiner Rede auf der 48. Tagung der UN-Generalversammlung in New York am 28. September 1993 mit Bedauern konstatieren, dass die „Aggression Serbiens und Montenegros gegen Kroatien und auch gegen Bosnien-Herzegowina nicht entschlossen
genug bekämpft wird“. Er sprach über die „sonderbaren Standards der internationalen Gemeinschaft, die zuerst darauf besteht, dass Kroatien mit dem Aggressor
verhandelt, und später macht sie uns Vorwürfe deswegen“. Er erinnerte daran, dass die „Sanktionen, die über Jugoslawien verhängt worden waren, solange in
Kraft bleiben sollten, bis die Aggression gegen Kroatien nicht aufhört“. Dazu äußerte er auch seine Unzufriedenheit bezüglich der „Unwirksamkeit der UNSchutztruppen (UNPROFOR)“. Betreffs Bosnien-Herzegowina hob er hervor, dass Kroatien Bosnien als einer der ersten Staaten anerkannt und sich für die
bosnischen Flüchtlinge mehr als die ganze Welt zusammen eingesetzt habe. Trotz der muslimischen Aggression in den von Kroaten besiedelten Gebieten Bosnien-Herzegowinas werde Kroatien nicht aufhören, sich weiter um die Flüchtlinge zu kümmern. Präsident Tuđman begrüßte die großen Verdienste der Türkei bei
der Versöhnung zwischen Muslimen und Kroaten in Bosnien-Herzegowina und erwähnte, dass das „kroatische Volk auf viele Kompromisse in BosnienHerzegowina eingegangen war, aber es kam dann zu einem Punkt an, als keine Kompromisse mehr möglich waren“.
Hinsichtlich anderer Aktivitäten schlug der Präsident der RH – „tief beunruhigt über das Scheitern aller Bemühungen den Krieg und die bewaffneten Auseinandersetzungen in den Gebieten der RH und Bosnien-Herzegowinas beizulegen” – am 1. November 1993 allen relevanten Faktoren der Welt eine Friedensinitiative für die Beendigung des Krieges und der Kriegsgreuel im ehemaligen Jugoslawien vor. In ihrem ersten Abschnitt unter dem Titel „Vorschlag zur
Ausführung des Friedensplans auf dem unter der Aufsicht der UN stehenden Gebiet (Schutzzonen – UNPA) in Kroatien“, erklärte er die Bereitschaft der
RH, bzw. der Regierung der RH,
-
innerhalb einer Frist von 15 Tagen mit den Vertretern der lokalen Serben, denen lokale und kulturelle Autonomie garantiert werde, eine Vereinbarung über die Einstellung aller Feindseligkeiten zu treffen;
-
ohne Verzögerung die Normalisierung des ganzen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Lebens in den UN-Schutzzonen zu bewerkstelligen: durch
eine unverzügliche Aufhebung der Sperrungen aller Straßen und Eisenbahnstrecken auf dem ganzen Gebiet der RH (auch im von serbischen Rebellen gehaltenen Raum), durch die Öffnung der Adria-Pipeline und ihre Reparatur, durch die Wiederaufnahme des regelmäßigen Betriebs der Anlagen
für die Beförderung des Erdöls, des elektrischen Stroms und der Wasserversorgung, durch eine unverzügliche Rückkehr aller Vertriebenen in ihre
Wohnorte unter der Aufsicht und mit effektiver Unterstützung der UN-Schutztruppen (UNPROFOR) und der Regierung der RH, durch die Ergreifung der Maßnahmen zur Schaffung eines normalen Alltags in den UN-Schutzzonen (UNPA), durch die Wiederherstellung aller Kommunikationen
und der Versorgung aller im bevorstehenden Winter, bzw. auch der serbischen Bevölkerung (ohne Diskriminierung), durch den Wiederaufbau des
Gesundheits- und Sozialschutzes, durch einen regelmäßigen Unterricht, durch die Versorgung mit elektrischem Strom und anderen Energenten,
durch die Wiedereinstellung aller Staatsbeamten, durch die Beteiligung aller anderen Komponenten am gesamten wirtschaftlichen und rechtlichen
System der RH sowie durch die Erarbeitung der Pläne und die Ausführung der Maßnahmen bezüglich einer gleichberechtigten Mitwirkung der UNSchutzzonen am wirtschaftlichen Aufbau Kroatiens;
-
eine breite lokale Autonomie (Selbstverwaltung) im Rahmen des Verfassungsgesetzes für die Bezirke Knin und Glina, in denen die Serben eine
absolute Mehrheit bilden, zu verwirklichen, die Rechte auf die kulturelle Autonomie der serbischen ethnischen Gemeinschaft auf dem ganzen Gebiet
Kroatiens, und besonders das Recht auf Erziehung und Ausbildung in ihrer Sprache und Schrift nach speziellen Unterrichtsprogrammen zu sichern,
dann die Aufstellung der zweisprachigen Ortsnamenschilder in den serbisch dominierten Gebieten, die Abhaltung der Wahlen für die lokale – Bezirks- und Gemeindeverwaltung – unter internationaler Aufsicht sowie die Errichtung der Polizeiverwaltungen in den Bezirken Knin und Glina, in
denen die nationale Struktur der Beamten der nationalen Struktur der Bevölkerung laut letzter Volkszählung entsprechen sollte, zu ermöglichen;
-
ein spezielles internationales Aufsichtsorgan und ein spezielles Gericht für Menschenrechte zu gründen, an welches sich jeder Bürger nach der
Erschöpfung des üblichen Rechtsweges wenden könnte, mit dem Ziel der Sicherung einer absoluten bürgerlichen und politischen Gleichstellung und
eines wirksames Schutzes der bürgerlichen und ethnischen Rechte der Serben in Kroatien;
-
eine spezielle internationale Aufsicht der Mission der Konferenz über Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa für Vermittlung zwischen der
Minderheit und Mehrheit und zum Aufbau des gegenseitigen Vertrauens zu akzeptieren;
-
über eine politische Lösung aller offenen Probleme, mit Ausnahme von denen, welche die territoriale Integrität und Souveränität der RH in Frage
stellen könnten, zu verhandeln.
Die erwähnte Friedensinitiative beinhaltete noch zwei Kapitel – einen „Vorschlag zur Beendigung des Krieges und Widerherstellung des Friedens in
Bosnien-Herzegowina“ und einen „Vorschlag über die erforderlichen Maßnahmen zu einer nachhaltigen Festigung des Friedens“, in welchem, unter
anderem, empfohlen wurde, dass im Rahmen der Friedenskonferenz und unter dem Protektorat des UN-Generalsekretärs von allen Nachfolgestaaten die
folgenden Dokumente unterzeichnet werden sollten:
-
eine feierliche Deklaration über die gegenseitige Anerkennung der Unabhängigkeit und Souveränität aller neuentstandenen Staaten innerhalb ihrer
international anerkannten Grenzen, dann
-
innerhalb einer Frist von drei Monaten ein Abkommen über die Regelung der Rechte und Verpflichtungen zwischen allen Nachfolgestaaten des
ehemaligen Jugoslawiens und aufgrund der Beschlüsse der Arbitrage-Kommission, sowie
-
eine feierliche Deklaration über die Würdigung der Rechte der nationalen Minderheiten und ethnischen Gemeinschaften nach internationalen
Standards und Konventionen, für deren Ausführung ein internationales Aufsichtsorgan sorgen sollte.
Diese Friedensinitiative mit ihren realitätsbezogenen politischen und wirtschaftlichen Anforderungen war ein deutliches Signal für die aufständischen
Serben in Kroatien, dass Kroatien noch immer eine friedliche Lösung der Jugoslawienkrise nicht aufgab.
Eine große Unterstützung bei der Suche nach einer friedlichen Lösung im Rahmen der international anerkannten Grenzen der RH leistete die
vatikanische Diplomatie und der damalige Papst Johannes Paul II. (seiner Herkunft nach ein Pole), was sein Besuch der Römisch-katholischen Kirche in
Zagreb im September 1994 bekräftigte. Auch die UN-Resolutionen bestätigten unmissverständlich, dass das unter der Kontrolle der serbischen Kräfte
befindliche Territorium ein „vorläufig besetzter Teil des kroatischen Hoheitsgebiets“ sei. Beispielsweise, die Resolution der UN-Generalversammlung über
die Lage in den besetzen Gebieten Kroatiens (vom 21. Oktober 1994), deren Entwurf 24 Staaten, einschließlich der Vereinigten Staaten von Amerika,
finanziell unterstützt hatten, stellte das Problem klar und deutlich fest, und wies darauf hin, dass die „Territorien, welche von den UN-Schutzzonen
(„UNPA-Sektoren“) umfasst werden, ein integraler Bestandteil des kroatischen Staatsgebiets sind”. In der erwähnten Resolution kamen zum Ausdruck die
„Beunruhigung und Besorgnis wegen der Tatsache, dass die heutige Lage der besetzten kroatischen Gebieten ‚de facto’ zugelassen wird, was die
Okkupation des souveränen kroatischen Territoriums nur begünstigt und was eine ernsthafte Drohung für die Souveränität und territoriale Integrität der
RH darstellt”. Daher wurde an alle Seiten appelliert, besonders „an die Bundesrepublik Jugoslawien (Serbien und Montenegro), alle Resolutionen des UNSicherheitsrates über die Lage in der RH restlos zu respektieren und ihre territoriale Integrität genau zu achten”. Diesbezüglich wurde bestätigt, dass die
„Aktivitäten, deren Ziel der Anschluss der besetzten Teile Kroatiens an die Bundesrepublik Jugoslawien (Serbien und Montenegro) – bzw. an ihr
Verwaltungs-, Militär-, Bildungs-, Verkehrs- und Kommunikations-System, ist, als ungesetzlich, ungültig und nichtig zu betrachten sind und sie müssen
mit sofortiger Wirkung eingestellt werden“. Einen fast denselben Wortlaut hatte auch die Resolution der UN-Generalversammlung vom 9. Dezember
1994, in welcher die Wichtigkeit der Erhaltung der territorialen Integrität der RH im Rahmen der international anerkannten Grenzen mit Nachdruck
hervorgehoben wurde.
Sehr bezeichnend war auch der Beschluss des UN-Sicherheitsrates (Resolution 981) vom 1. April 1995, aufgrund wessen die UN-Schutztruppen in
Kroatien, die sog. UNPROFOR (United Nations Protection Forces), in UNCRO umbenannt wurden (United Nations Confidence Restoration Operation in
Croatia/Operation der Vereinten Nationen zur Wiederherstellung des Vertrauens in Kroatien). Die Truppen wurden mit der Beaufsichtigung der international anerkannten Grenzen der RH beauftragt. Die Führung der aufständischen Serben aber, sich auf Hilfe Serbiens verlassend, lehnte immer wieder ab jeden
Friedensvertrag, der eine Rückgabe des besetzten Staatsgebiets in die staatsrechtliche Gewalt Kroatiens vorsah. Für sie gab es keine andere politische Option, als
die Errichtung eines neuen serbischen Staates und sein Anschluss an Serbien. Besonders ein Zusammenleben mit Kroaten in demselben Staat kam nicht in Frage.
Um die besetzten Teile seines Territoriums zu befreien, musste Kroatien dann doch beschränkte Militäroperationen unternehmen.
Am ersten März Tag 1992 eroberten beispielsweise die kroatischen Truppen Nos Kalik, unweit von Drniš. Aber der nächste Versuch, bzw. die Aktion der
Operationszone Osijek in der Baranja am 3. April 1992, schlug fehl. Die Verantwortung für die beiden Operationen trugen wahrscheinlich als Initiatoren die
lokalen Befehlsebenen der Kroatischen Streitkräfte. Dann, im Rahmen der Aktion „Jaguar“, befreite die Kroatische Armee am 23. Mai 1992 die Höhe Križ
im Hinterland von Bibinje bei Zadar, von welcher aus die serbischen Terroristen den Verkehr entlang der Adria-Straße gefährdeten.
Im April 1992 stoppte die Kroatische Armee einen Vorstoß der serbischen Verbände aus Bosnien-Herzegowina in Richtung der Adriaküste, dessen Ziel die
völlige Besetzung der südlichsten Spitze Kroatiens war. Die kroatischen Soldaten durchbrachen dann die Blockaden um Dubrovnik und bis Oktober 1992 konnten sie das besetzte Territorium im Süden Kroatiens (etwa 1500 km²) zurückerobern. Im Juni 1992, auf die Initiative der lokalen Befehlshaber, eroberte die
Kroatische Armee durch einen schnellen Durchbruch Miljevci Plateau zurück (etwa 180 km²), von wo aus die Rebellen ununterbrochen Šibenik und die
umliegenden Ortschaften mit Granaten beschossen hatten.
Ende Januar 1993 im Verlauf der Operation „Gusar/deutsch Seeräuber“ (22.1.), bzw. „Maslenica“ wie sie in der Öffentlichkeit genannt wird, und der Aktion
Peruča (28.1.), konnten Teile von Velebit, Hinterland von Zadar mit Meerenge Novsko sowie Wasserkraftwerk Peruča nahe Sinj (etwa 1050 km²) zurückgewonnen werden. Durch die Errichtung einer Pontonbrücke bei Maslenica wurde die Verkehrsverbindung zwischen Norden und Süden Kroatiens, welche im September 1991 durchbrochen worden war, wiederhergestellt. Und die Übernahme des Wasserkraftwerks „Peruča“ ermöglichte eine regelmäßige
Stromversorgung für Dalmatien. Die serbischen Einheiten versuchten mit Sprengstoff seinen Staudamm in die Luft zu jagen, um eine gewaltige menschliche und
ökologische Katastrophe in unterem Lauf des Flusses Cetina zu provozieren, aber die zugefügten Beschädigungen konnten schnell repariert werden.
Im September (9.) 1993 starteten die kroatischen Soldaten und Polizisten eine unerwartete Militäroperation und befreiten den Raum des sog. MedakKessels – bzw. drei Dörfer - Počitelj, Čitluk und Divoselo (etwa 225 km²), welche als Basis für die Beschießung von Gospić durch serbische Artillerie
gedient hatten. Als Vergeltung feuerte die „Serbische Armee Krajina“ die Raketen auf Karlovac, Lučko (Vorstadt von Zagreb), Samobor, Jastrebarsko,
Ivanić Grad, Kutina, Popovača, Gospić und andere kroatische Städte ab, was neben den zahlreichen Zivilopfern auch einen großen materiellen Schaden
forderte. Ein Teil der internationalen Öffentlichkeit und der Politiker beschuldigte die kroatischen Streitkräfte der Taktik der “verbrannten Erde” und
machte sie verantwortlich für die Zivilopfer. Auf Forderung des UN-Sicherheitsrates sollte sich die Kroatische Armee auf ihre vor Beginn der Aktion
innehabenden Positionen zurückziehen.
Anfang November (3.) 1994 hatten die kroatischen Truppen im Verlauf der Operation „Cincar/deutsch Zinzare“ und im Zusammenwirken mit der
Armee der Republik Bosnien-Herzegowina das geostrategisch wichtige Städtchen Kupres in Bosnien zurückerobert, wonach die Befreiungsoperation
„Zima '94/deutsch Winter '94“ (etwa 200 km²) von 29. November bis 24. Dezember erfolgte und verhindern konnte, dass die serbischen Verbände die
geostrategisch wichtige Stadt Bihać in Bosnien-Herzegowina zum Fall bringen. Damit begann eine Reihe von Operationen und Aktionen im Hochland
und Hinterland von und um Knin, um dieses Gebiet zu besetzen und dadurch die Bedingungen für die Befreiung der Stadt zu schaffen.
Die Aktionen „Skok 1/deutsch Sprung 1“ (etwa 75 km²) am 7. April 1995 und „Skok 2/deutsch Sprung 2“ (etwa 450 km²) in Juni (4.-11.) 1995 sowie
die Besetzung von Bosansko Grahovo (28.7.) und Glamoč (29.7.) (Ende Juli 25.-30.) im Rahmen der Operation „Ljeto '95/deutsch Sommer 95“ (etwa
1600 km²), brachten die serbischen Truppen in Knin in eine ausweglose Lage.
1995
Endgültige Wiedergewinnung der besetzten Gebiete der Republik Kroatien: „Blitz36“ und „Sturm37“
Anfang 1995 lehnte die Führung der aufständischen Serben erneut einen neuen Friedensplan der internationalen Gemeinschaft – den sog. „Plan Z4“. Der Plan
setzte eine außerordentlich großzügige Autonomie für die Serben in Kroatien in Bezirken Glina und Knin voraus, welche alle serbisch dominierten Gemeinden
umfassen sollten. Man konnte fast über einen regelrechten „Staat im Staat“ sprechen. Diese Zurückweisung der serbischen Politiker zeigte eindeutig, dass sie
unter keinen Bedingungen eine friedliche Reintegration in das Staatsgebiet der RH oder ein Zusammenleben mit Kroaten zu akzeptieren bereit sind. Da auch alle
späteren Versuche der kroatischen Regierung und der internationalen Gemeinschaft die Frage des besetzten Territoriums mit Hilfe der Diplomatie zu lösen,
gescheitert waren, startete Kroatien Anfang Mai 1995 eine neue militärisch-polizeiliche Befreiungsoperation - genannt „Blitz“, im Laufe welcher etwa 600 km²
Westslawoniens zurückerobert werden konnten. Innerhalb nur 2 Tage – am 1. und 2. Mai – brach man den Widerstand der serbischen Verbände und befreite
Okučani, Jasenovac und Stara Gradiška. Die übriggebliebenen Einheiten des besiegten 18. Armeekorps der „Serbischen Armee Krajina“ legten ihre Waffen in
den Nachmittagsstunden des 4. Mais oberhalb von Pakrac nieder, und der organisierte Widerstand der Spezialkräfte der aufständischen Serben hörte am nächsten
Morgen um etwa 6.30 Uhr im Gebiet um Omanovac auf. Während der Operation fielen 42 kroatische Soldaten und 162 wurden verwundet. Die feindlichen
Verluste waren mehrfach höher. Als Vergeltung befahl die serbische Führung das Abfeuern der Raketen auf kroatische Städte. Auch die Hauptstadt Kroatiens,
Zagreb, wurde angegriffen: ein Kinderkrankenhaus, ein Gymnasium, die Akademie der Schauspielkunst und andere zivile Objekte wurden getroffen. Dabei
verloren sieben Menschen ihr Leben und die Verwundungen erlitten 176 Zivilpersonen. Im Laufe und unmittelbar nach der Beendigung der Operation "Blitz"
sorgte die kroatische Regierung für eine humane Behandlung und Sicherung aller Bürgerrechte der serbischen Bevölkerung. Für die Soldaten der serbischen Truppen sollte das Amnestiegesetz wirken. Trotzdem verließ die Mehrheit der serbischen Bevölkerung den okkupierten Teil Westslawoniens unmittelbar vor und während der Operation „Blitz“. Unter gewaltigem Druck der serbischen Führung und unter Drohung von der Fortsetzung der Bombenangriffe auf Zagreb, organisierten die Vereinten Nationen die Operation „Sicherer Durchgang“, aufgrund welcher ein Großteil der restlichen Bevölkerung
serbischer Nationalität Westslawonien verließ.
Nach der Niederlage in der Operation „Blitz“ versuchte die serbische Führung den Rest des besetzten Territoriums der RH mit den besetzten Gebieten
Bosnien- Herzegowinas zu vereinigen. Dieser Prozess gipfelte im Juli 1995 in der Erarbeitung eines Entwurfs der „Verfassung der Vereinigten Serbischen
Republik“. Zur selben Zeit standen die serbischen Verbände kurz vor dem Einmarsch in Bihać (Stadt in Bosnien-Herzegowina in der Nähe der Grenze
mit der RH), dessen Fall eine strategische Bedeutung hätte und eine neue humanitäre Katastrophe mit zahlreichen Opfer in der örtlichen Bevölkerung
herbeiführen könnte. Aus diesen Gründen drängte sich die militärische Option als einzige und unverzügliche Lösung des Problems des besetzten Territoriums der kroatischen Staates und der Krise von Bihać auf.
Vom politischen Standpunkt aus betrachtet, wurde der letzte Vorschlag über eine friedliche Lösung für die Okkupation des kroatischen Territoriums
am 3. August 1995. in Genthod bei Genf, bei einem Treffen der Vertreter der kroatischen Regierung und der aufständischen Serben aus Knin, vorgeführt.
Die Forderungen der kroatischen Delegation waren mit denen der Friedensinitiative des Präsidenten F. Tuđman vom November 1993 fast identisch:
-
eine unverzügliche friedliche Reintegration der besetzten Gebiete;
-
eine unverzügliche Wiederherstellung aller Verkehrsverbindungen über besetzte Gebiete, besonders der Eisenbahnstrecke Zagreb – Split über Knin;
Öffnung der Pipeline innerhalb einer Frist von 24 Stunden seit der Beendigung der Verhandlungen - unter Beaufsichtigung der ganzen Trasse seitens
der kroatischen Regierung;
36
37
kroatisch „Bljesak“
kroatisch „Oluja“
-
eine unverzügliche Umsetzung der Verfassung der RH in den besetzten Gebieten sowie der Bestimmungen des Verfassungsgesetzes über die Rechte
der serbischen ethnischen Gemeinschaft, welcher die kroatische Regierung alle politische, bürgerliche und nationale Rechte gewährleisten werde;
-
die Waffenübergabe an die kroatische Regierung im Beisein der UNCRO-Truppen innerhalb einer Frist von drei bis acht Tagen mit der Garantie der
Umsetzung der bürgerlichen Sicherheit und allgemeiner Amnestie, Kriegsverbrecher ausgenommen.
Den Serben in Kroatien wurde auch die Abhaltung der freien Wahlen für die lokale Selbstverwaltung angeboten, bzw. eine Beteiligung am System der
zivilen Gewalt einschließlich der Polizei entsprechend der Nationalstruktur der Bevölkerung und laut der Ergebnisse der Volkszählung von 1991, sowie
die Umsetzung aller anderen Bestimmungen des Verfassungsgesetzes. Aber der serbischen Delegation wurde während eines Telefongesprächs mit ihrem
„Präsidenten“ Milan Martić aus Knin nahegelegt, alle erwähnten Vorschläge abzuweisen und den Verhandlungs-Prozess zu verlängern. Ihre Antworten
stellten die kroatische Seite nicht zufrieden. Hinsichtlich der schweren Lage um Bihać verlangte sie eine schnelle Reaktion, da die Verteidigung vor einem
Zusammenbruch stand und es keine Zeit mehr für Verzögerungen gab. Alle Möglichkeiten für eine friedliche Lösung der Okkupation des kroatischen
Territoriums waren erschöpft. Damit lag die Verantwortung für die letzte Befreiungsoperation der kroatischen Kräfte sowie für die Opfer und Zerstörung,
die als unausweichliche Begleiter solcher Aktionen gelten, ganz bei der Führung der aufständischen Serben.
Diese letzte militärisch-polizeiliche Befreiungsaktion („Oluja“) setzte Kroatien mit stillschweigender Unterstützung der Vereinigten Staaten von Amerika im Zeitraum von 4. bis 7., bzw. 10. August 1995 in Bewegung. Die Kroatische Armee und die Spezialeinheiten der Polizei griffen am 4. August
1995 um 5 Uhr eine mehr als 630 km lange Frontlinie zwischen Bosansko Grahovo im Süden und Jasenovac im Osten. Die kroatischen Truppen in Ostslawonien und Süddalmatien waren wegen eines möglichen Angriffs der Armee Jugoslawiens und der Armee der Serbischen Republik aus Richtung Bosnien-Herzegowinas in Bereitschaft versetzt worden.
Der größte Erfolg verbuchte man in den Vormittagsstunden des 5. Augustes, als die Soldaten der 4. und 7. Gardebrigade der Kroatischen Streitkräfte
(Soldaten stammten aus Dalmatien, Bosnien-Herzegowina, Zagorje und anderen Landesteilen) Knin einnehmen konnten. Wegen der strategischen und
symbolischen Bedeutung der Stadt wird dieser Tag als Tag des Sieges und der Heimatdankbarkeit sowie als Tag der kroatischen Verteidiger gefeiert. In
den nächsten Tagen besetzten die kroatischen Truppen die Staatsgrenze, sicherten sie und begannen mit der Durchsuchung des zurückgewonnenen Raums
Norddalmatiens, der Lika, der Banovina und des Kordun (etwa 10.500 km²). Im Verlauf der Operation fielen 196 kroatische Soldaten, mindestens 1100
wurden verwundet und 15 vermisst. Die Verluste des Feindes waren um einige Male höher.
In den ersten Stunden der Operation „Oluja“ appellierte Präsident der RH Franjo Tuđman an den Feind seine Waffen niederzulegen, und erklärte, dass
für alle feindlichen Soldaten, die keine Kriegsverbrechen begangen hätten, eine Amnestie erlassen werde. Auch alle Bürger serbischer Nationalität sollten
in den bis zu dieser Zeit besetzten Gebieten in ihren Häusern bleiben und ohne Angst auf die kroatische Gewalt warten. Trotzdem verließen unmittelbar
vor und während der Operation “Sturm” mehrere Zehntausende kroatischer Bürger serbischer Nationalität ihre Heime vor dem Einmarsch der kroatischen
Truppen. Ihr endgültiger und massenhafter Aufbruch befahl und organisierte die militärische und politische Führung der „RSK” in den Nachmittagsstunden des ersten Tages der Operation (4. August). Das war der Schlussakt der Tragödie des serbischen Volkes in Kroatien, als Folge einer von der Führung
der aufständischen Serben seit 1990 kompromisslos geführten Politik.
Durch die Operation „Oluja“ ermöglichten die kroatischen Truppen gleichzeitig der Armee der Republik Bosnien-Herzegowina die serbische Belagerung von
Bihać zu brechen, wodurch eine neue humanitäre Katastrophe und ein ähnliches Massaker wie das in Srebrenica, als die serbischen Verbände unter dem Kommando des Generals Ratko Mladić mehr als 8000 Bosniaken (Muslime) niedergemetzelt hatten, verhindert werden konnten.
Der Sieg der kroatischen Streitmacht in der Operation „Oluja“ ist eines der wichtigsten Ereignisse in der kroatischen Geschichte, da er die territoriale
Integrität und Entwicklung der RH sowie die Freiheit ihrer Bürger und ihr Bestehen im Rahmen der international anerkannten Grenzen sicherte. Große
Verdienste um den Erfolg der Operation „Oluja“ erwarben sich neben den siegreichen Kroatischen Streitkräften - unter Anführung des Chefs des Generalstabes General Zvonimir Červenko, des Chefs des Nachrichtendienstes des Generalstabes der Kroatischen Streitkräfte Konteradmiral Davor Domazet und
der Befehlshaber der Korpsdistrikte (Generale Miljenko Crnjac, Luka Džanko, Ante Gotovina, Mirko Norac, Petar Stipetić), sowie neben den vereinten
Kräften der Spezialeinheiten der Polizei (unter Anführung von General Markač) und anderen Befehlshabern aller Führungsebenen und verschiedener
Büros des Nachrichtendienstes, die Einheit der Mehrheit der sich der serbischen Aggression widersetzenden kroatischen Staatsbürger und eine wirksame
Staatspolitik unter Führung vom Präsidenten Franjo Tuđman.
Die Staatsmänner aus aller Welt, besonders aus den Vereinigten Staaten von Amerika, zeigten im großen Ganzen Verständnis für die militärische
Operation. Unter anderem wurde behauptet, dass "Kroatien der internationalen Gemeinschaft für die Verhandlungen genug Zeit gelassen hatte, die aber
aufgrund der kompromisslosen Auffassung der Krajina-Serben scheiterten", sowie, dass die "Operation 'Sturm' das Gleichgewicht in BosnienHerzegowina wiederherstellen konnte und die Möglichkeit eröffnete, sich auf ein Friedensabkommen zu einigen”. Man ging auch davon aus, dass „Kroatiens Entschluss für eine Offensive legitim war und sein Vorgehen mit wilden Kriegsscharen von Radovan Karadžić (serbische Truppen in BosnienHerzegowina) nicht verglichen werden kann”.
Nach der Operation „Oluja“ blieb unter der serbischen Okkupation in Kroatien nur noch kroatisches Donaugebiet, bzw. die Baranja, Ostslawonien und
Westsyrmien (sog. UN-Sektor Ost - 4,6 % des Festlandes der RH). Aufgrund des „Abkommens von Erdut”, das am 12. November 1995 unterzeichnet
worden war, wurde dieses Gebiet am 15. Januar 1998 endgültig in das Staatsgebiet der RH reintegriert (der sog. Prozess der friedlichen Reintegration).
Damit übernahm Kroatien, einige Grenzkonflikte mit Nachbarstaaten ausgenommen, die völlige Gewalt über seine international anerkannten Grenzen.
Das erwähnte Abkommen (“Erdutski”/deutsch Abkommen von Erdut), das durch zahlreiche Zugeständnisse an die Krajina-Serben die Unzufriedenheit
der aus diesem Gebiet vertriebenen Kroaten hervorgerufen hatte, bewies die Konsequenz der kroatischen Politik in ihrem Bestreben, die Probleme mit
aufständischen Serben durch Verhandlungen und auf friedlichem Wege zu lösen, auch wenn man schmerzvolle Kompromisse nach einem euphorischen
Sieg und der Erfahrung der militärischen Übermacht eingehen musste.
Ein Sieger, der nicht im Stande wäre, zu verzeihen, sät neue Konflikte und verleitet wieder zum Bösen. Und kroatisches Volk will das nicht. Es wollte
auch all das was man in Vukovar und ganz Kroatien erlitten hatte. Alles was wir tun ist nicht lokal begrenzt, sondern geht in das allgemeine kroatische
und weiter europäische Interesse, in das Interesse des Friedens sowie der Zukunft dieses Gebiets und Europas, über. Und es möge das Zusammenleben
zwischen dem kroatischen und serbischen Volk sowie den anderen ethnischen Gemeinschaften auf diesen Gebieten leben! Es möge unser einziges und
ewiges Kroatien leben! (aus der Rede des Präsidenten der RH Franjo Tuđman in Vukovar vom 8. Juli 1997)
Ende des Krieges und Aufteilung der Republik Bosnien-Herzegowina
Neben der Befreiung seines eigenen Territoriums trug Kroatien auch dazu bei, einen Teil des besetzten Territoriums Bosnien-Herzegowinas wieder
einzunehmen. In der Kooperation mit der Armee der Republik Bosnien-Herzegowina, die aufgrund einer Vereinbarung zwischen den Präsidenten der RH und
der Republik Bosnien-Herzegowina am 22. Juli 1995 zustande gebracht worden war, eroberten Kroatische Streitkräfte und Kroatischer Verteidigungsrat etwa
5000 km² des unter serbischen Okkupation stehenden Territoriums im Südwesten und Westen Bosnien-Herzegowinas zurück: etwa 1600 km² während der
Operation „Ljeto '95./deutsch Sommer 95“ (25.-30. Juli 1995), etwa 2500 km², inbegriffen die Städte Jajce, Drvar und Gebirgssattel Oštrelj, in der Operation
„Maestral/deutsch Maestral/Mistral“ (8.-15. September 1995.) und etwa 800 km², einschließlich Mrkonjić grad, im Laufe der Operation „Južni Potez/deutsch
Südlicher Einsatz“ (9.-11. Oktober 1995). Der Versuch die Kroatischen Streitkräfte von einem Ufer ans andere des Flusses Una in Bosanska/Bosnische Krajina
Ende September 1995 zu befördern, endete mit einem Misserfolg und mit hohen Verlusten.
Die militärischen Erfolge der kroatischen, aber auch bosniakischen Kräfte ermöglichten, dass das Abkommen von Dayton (Ohio, USA) am 21. November
1995. zustande kam und am 14. Dezember 1995 in Paris unterzeichnet wurde. Der Krieg, der mit einem offenen Angriff Serbiens, bzw. der JNA und der serbisch-montenegrinischen Truppen, auf Kroatien im Sommer 1991 begonnen hatte, wurde damit endlich beendet. Aufgrund des Abkommens setzt sich BosnienHerzegowina aus zwei Teilrepubliken (Entitäten) und 3 konstitutiven Völkern zusammen: aus der Serbischen Republik mit 49 % und der (bosniakischkroatischen) Föderation Bosnien-Herzegowina mit 51% des Territoriums, und das trotz der Tatsache, dass die serbischen Anführer (S. Milošević, R. Karadžić) und die serbische Politik zu den Hauptschuldigen für den Ausbruch des Blutbades im ehemaligen Jugoslawien erklärt wurden.
Nach der Volkszählung von 1991 betrug der Anteil der Serben an der Nationalstruktur Bosnien-Herzegowinas 31,1% (1.369.258) – dieses Prozent war fast
identisch mit dem Prozent der Serben, die in Bosnien nach den Grundbuchsauszügen als Grundbesitzer (32%) verzeichnet worden waren; Anteil der Muslimen
betrug 43,7% (1.905.829), der Kroaten 17,3 % (755.895), der Jugoslawen 5,5% und Sonstigen 2,4 %. Durch das Deytoner Abkommen stellte man den Frieden
her, aber das gewährte Recht aller Flüchtlinge und Vertriebenen auf eine Rückkehr in ihre ursprünglichen Wohnorte, und besonders was das Gebiet der „Serbischen Republik“ anbetraf, konnte in der Praxis nicht realisiert werden.
Nach den Forschungsergebnissen von UN-Experten in Auftrag des Internationalen Gerichtshofes in Den Haag während des Krieges in BosnienHerzegowina zwischen 1992 und 1995 starben 104.732 Personen: 68.101 Bosniaken/Muslime, 22.779 Serben, 8.858 Kroaten und 4.995 Sonstige. Der
Krieg hatte katastrophale Folgen für die demographische Situation der bosnischen Kroaten. Nach der kroatischen Quelle für den Zeitraum 1992 – 1995
starben oder gelten als vermisst etwa 9.900 Kroaten und mehr als 400.000 mussten ihr Erbgut in Bosnien-Herzegowina (die Schätzung geht davon aus,
dass mindestens die Hälfte davon nach dem Kriegsende nicht zurückgekehrt ist) verlassen. Vor dem Krieg lebten in Bosnien-Herzegowina 755.895 Kroaten (17,3% der Gesamtbevölkerung).
Daytoner Abkommen konnte den Krieg stoppen, aber für keinen gerechten Frieden sorgen, da durch die Bildung der Republik Srpska (Serbische
Republik) als einer separaten und 49% des bosnischen Territoriums umfassenden Entität die Resultate der serbischen Aggression im Grunde genommen
anerkannt wurden. Der serbischen Entität in Bosnien-Herzegowina fielen die Gebiete (Großteil von Bosanska/Bosnischer Posavina, usw.) zu, aus welchen
fast alle nicht-serbische Bevölkerung vertrieben worden war, und sogar die Gegenden, wo serbische Kräfte einen Völkermord (Srebrenica) begangen
hatten.
Die zweite Entität in Bosnien-Herzegowina (Föderation Bosnien-Herzegowina) sollte nach dem Abkommen von Dayton als Föderation von Bosniaken/Muslimen und Kroaten zustande kommen (eine aufgrund des Abkommens von Washington vom März 1994 geplante Konföderation zwischen der
Föderation Bosnien-Herzegowina und der RH ist nicht realisiert worden und wird nicht mehr erwähnt). Aber die Koexistenz in der Föderation BosnienHerzegowina, bzw. die kroatisch-bosniakischen/muslimischen Beziehungen belastet der Zeitraum des gegenseitigen bewaffneten und blutigen Konflikts,
die Angst der Kroaten bezüglich der Übermacht der bosniakischen/muslimischen Bevölkerung sowie das Misstrauen der Bosniaken/Muslimen gegenüber
Kroaten. Die bewaffneten Auseinandersetzungen zwischen dem Kroatischen Verteidigungsrat und der Armee Bosnien-Herzegowinas, unterbrochen von
zeitweiligen Feuereinstellungen, währten vom Oktober 1992 bis März 1994. Die Kroaten erlebten diese Zusammenstöße als Versuch der Bosniaken/Muslimen, sie aus ihren jahrhundertealten Heimen zu vertreiben und auf diese Weise den im Konflikt mit serbischen Kräften erlittenen Gebietsverlust
auszugleichen, sowie als Verrat eines Volkes, das von ihnen (Kroaten) verteidigt und versorgt wurde (während der kroatisch-muslimischen Kämpfe in
Bosnien-Herzegowina sicherte die RH für eine große Anzahl der muslimischen Flüchtlinge aus Bosnien-Herzegowina Unterkünfte und half bei der Bewaffnung der Armee Bosnien-Herzegowinas). Andererseits waren die erwähnten Gefechte seitens der Bosniaken/Muslimen als Verrat eines Kriegsverbündeten und Versuch der Gründung eines „Großkroatiens”, bzw. der Eingliederung eines Teils des bosnischen Territoriums in die RH, begriffen. In
Übereinstimmung mit einer solchen Auffassung stellte die antikroatische Propaganda eine These über den Angriff Kroatiens auf Bosnien-Herzegowina
mit dem Ziel seiner Aufteilung aufgrund einer zwischen dem kroatischen Präsidenten F. Tuđman und dem Präsidenten Serbiens S. Milošević im März
1993 in Karađorđevo getroffenen Vereinbarung auf, was der Wahrheit aber nicht entsprach. Die Dokumente, das staatsmännische Wirken des kroatischen
Präsidenten F. Tuđman bezüglich Bosnien-Herzegowinas und selbst der Verlauf der serbischen Aggression gegen die RH und Bosnien-Herzegowina
führen zur Schlussfolgerung, dass eine solche Vereinbarung nie existierte. Gleichzeitig werden die Gespräche zwischen den Bosniaken/Muslimen und
Serben sowie die Pläne der serbischen und bosniakischen/muslimischen Führung außer Betracht gelassen.
Gewiss wird noch einige Zeit vergehen, vor allem wegen des Erschließungsstandes und Zugangsbedingungen des Archivgutes, bis man die Rolle der
Kroaten und der RH, bzw. des kroatischen Präsidenten Franjo Tuđman, im Krieg in Bosnien-Herzegowina vollständig und objektiv zu bewerten in der
Lage sein wird. Aber dabei sollten die Chronologie der Ereignisse und die Grundtatsachen nicht umgegangen werden:
- für den Erfolg des Referendums über die Unabhängigkeit Bosnien-Herzegowinas (29. Februar 1992) war die Abstimmung der Kroaten, auf Empfehlung
des kroatischen Präsidenten F. Tuđman, entscheidend;
- Kroatien erkannte Bosnien-Herzegowina als unabhängigen Staat am 7. April 1992 an, und demnach gleich nach den Mitgliedstaaten der Europäischen
Gemeinschaft und am gleichen Tag wie die Vereinigten Staaten von Amerika, was Serbien andererseits bis zum Kriegsende nicht tat;
- die kroatischen Truppen nahmen zusammen mit der Armee Bosnien-Herzegowinas an der Verteidigung und Befreiung Bosniens teil (im Jahr 1992
verhinderten die Kroaten eine durch serbische Einheiten versuchte Einnahme von einigen strategisch besonders wichtigen Punkten (Mostar und NeretvaTal, Bosanska/Bosnische Posavina, Gebiet um Livno, Tomislavgrad und Rama) und die Besetzung des Großteils des Landes und im Jahr 1995 befreiten
sie mehr als 5000 km² des Territoriums Bosnien-Herzegowinas, wobei auch Bihać vor der serbischen Okkupation und die Bosniaken/Muslimen vor einem
erneuten Völkermord gerettet werden konnten);
- eine Analyse der Stärke und der Anzahl von an Gefechten gegen die Armee Bosnien-Herzegowinas beteiligten Freiwilligen und kroatischen Truppen
belegt, dass ihre primäre Aufgabe die Verteidigung war (Sicherung des Bestehens des kroatischen Volkes auf dem von ihm bewohnten Gebiet), bzw. dass
diese Kräfte nur zum „Flicken der Kampflinie“ und keineswegs für einen Angriff benutzt werden konnten (die Soldatenzahl der Kroatischen Streitkräfte,
die gegen die bosnische Armee kämpfte, überstieg nie die Stärke einer leichten Brigade der JNA – zwischen 1400 und 1800 Soldaten – und diese Truppen
waren nie entlang einer taktischen Richtung oder um einen taktischen Stützpunkt herum versammelt; mit solchen Kräften wagt man keinen Angriff auf ein
anderes Land!); die Truppen der Kroatischen Streitkräfte in Bosnien-Herzegowina waren hauptsächlich gegen die serbischen Kräfte engagiert und das
aufgrund eines zwischen der kroatischen und bosniakischen/muslimischen Führung vereinbarten Abkommens zum Zweck der Verhinderung serbischer
Anschläge vom bosnischen Gebiet aus auf Kroatien und zum Schutz der Kroaten vor serbischer Aggression;
- die kroatische Führung akzeptierte alle Vorschläge der internationalen Gemeinschaft bezüglich der Konfliktlösung und inneren Verwaltungsgliederung
Bosnien-Herzegowinas;
- die Gründung der „Kroatischen Gemeinschaft Herceg Bosna” (18. November 1991), bzw. die Entstehung ihrer militärischen und zivilen Organisation, ist
als Reaktion auf Beschlüsse der Serben im Augenblick der Ungewissheit und einer sehr fraglichen Möglichkeit, ob die Kroaten seitens der bosnischherzegowinischen Regierung vor der drohenden serbischen Aggression beschützt werden konnten, zu verstehen („Kroatische Republik Herceg Bosna”
wurde nach dem Ausbruch der kroatisch-bosniakischen/muslimischen Gefechte in Bosnien-Herzegowina am 28. August 1993 proklamiert);
- Kroatien half bei der Bewaffnung und Ausbildung der Soldaten der Armee Bosnien-Herzegowinas;
- inmitten des Kriegszustandes in Bosnien-Herzegowina versorgte Kroatien Flüchtlinge und Vertriebene aus diesem Land ohne Rücksicht auf ihre nationale und religiöse Zugehörigkeit: seit dem Beginn des Krieges bis Mitte Oktober 1994, d.h. während der Kämpfe zwischen Kroaten und Bosniaken/Muslimen, leistete die Regierungskanzlei für Vertriebene und Flüchtlinge der RH Hilfe bei der Unterbringung von mehr als 600.000 Flüchtlingen und
Vertriebenen aus Bosnien-Herzegowina (etwa 425.000 Bosniaken/Muslime, 170.000 Kroaten und 5000 Sonstige); zur selben Zeit, neben den Soldaten des
Kroatischen Verteidigungsrates wurden in Krankenhäusern in Kroatien auch die verwundeten Soldaten der Armee Bosnien-Herzegowinas sowie die
Zivilisten – Bosniaken/Muslime ärztlich behandelt.
Man darf auch nicht übersehen, dass das Territorium Bosnien-Herzegowinas 1991 als Basis für die serbische Aggression auf Kroatien gedient hat, dass
Kroatien von diesem Gebiet aus auch nach Ablauf dieses Jahres unmittelbar gefährdet gewesen ist, sowie dass im Verlauf der kriegerischen Auseinandersetzungen in Bosnien-Herzegowina der tragische kroatisch-bosniakische/muslimische Konflikt ausgebrochen hat und im Verlauf dieses Konflikts von
beiden Seiten Verbrechen begangen worden sind, deren Täter bestraft werden sollen. Es gab seitens der kroatischen und muslimischen Extremisten in
Bosnien-Herzegowina Taten und Handlungen, die schärfste Verurteilung verdienen. Man sollte aber vor allem die Kriegsursache berücksichtigen, bzw.
die Verantwortung der Führungen Serbiens, der bosnischen Serben und der JNA für den Beginn des Krieges in Bosnien-Herzegowina, der eigentlich als
eine Fortsetzung des Krieges in Kroatien, bzw. als zweite Etappe der serbischen Aggression, die im Sommer 1991 mit einem Angriff auf Kroatien um die
„Vereinigung aller Serben in einem Staat” zu verwirklichen, angefangen hat, gilt. Alles andere, auch die kroatisch-bosniakischen/muslimischen Gefechte
und eine stark geschrumpfte Anzahl der Kroaten in Bosnien-Herzegowina stellen weitreichende Folgen dieser Aggression dar.
Zusammenfassung
Das Ziel der serbischen Politik seit Mitte des 19. Jhs. war die Sicherung eines Meereszugangs und die Gründung eines Staates, dessen westliche Grenze sich tief im kroatischen Hinterland erstrecken sollte, damit alle Serben in einem Staat vereinigt werden könnten (sog. Großserbien). Durch die Schaffung Jugoslawiens (erstes und zweites), als die Serben als zahlreichstes Volk dominierten (besonders zurzeit des ersten Jugoslawiens), wurde dieses
Streben im Großen und Ganzen auch realisiert. Aber das Verlangen der serbischen politischen Elite nach einer totalen Dominanz Serbiens über andere
jugoslawische Teilrepubliken, das Mitte der 80ger Jahre des 20. Jhs. man auch öffentlich gezeigt hatte, führte im Endspiel zum Zerfall Jugoslawiens.
Nämlich, ein in symbolischer Beziehung zum Fall der Berliner Mauer stehender und in den kommunistischen Ländern Südosteuropas auftretender Demokratisierungs-Prozess ermöglichte die Einführung eines Mehrparteiensystems in die jugoslawischen Teilrepubliken aber auch die Fragestellung nach dem
Umbau des jugoslawischen Staates. Nach der Abhaltung der demokratischen Wahlen, setzten sich die Führungen der (pro)westlichen Föderationsrepubliken Slowenien und Kroatien für eine größere Dezentralisierung des Staates ein. Demgegenüber forderten die serbischen Politiker ultimativ einen streng
zentralisierten Staat (Ausweitung der Ermächtigungen der Bundesbehörden, Reduzierung der Rechte der Teilrepubliken) unter Vorherrschaft des zahlreichsten (serbischen) Volkes (nach dem Prinzip „eine Person, eine Stimme“). Für die Erhaltung einer zentralisierten Staatsform entschloss sich auch die
Militärspitze (JNA), die ihre Absicht, diese Entscheidung notwendigenfalls auch mit Waffen durchzusetzen, nicht verbarg.
Als Alternative zu einem serbisch dominierten Jugoslawien wurde von großserbischen Ideologen die Gründung eines einheitlichen serbischen Staates
(„Großserbien“) gehandelt, der das Gebiet des ehemaligen Jugoslawiens ungefähr östlich der Linie Virovitica – Pakrac – Karlovac – Ogulin sowie ein
Teil der Landschaft Gorski kotar bis Karlobag umfassen sollte. Dieses Ziel konnte nur auf militärischem Weg erreicht werden, durch die Besetzung eines
erheblichen Teils Kroatiens und Bosnien-Herzegowinas. Nachdem im Mai 1991 die serbische Führung endlich eine Allianz mit der JNA eingegangen war,
zeigte sie, mit Slobodan Milošević an der Spitze, Bereitschaft, die militärische Option umzusetzen. Desto mehr weil vergangenen Jahres aufgrund einer
Kooperation zwischen der serbischen und der JNA-Führung die Bewaffnung der kroatischen Territorialverteidigung beschlagnahmt worden war, und ein
fast ganz entwaffnetes Kroatien eine leichte Beute zu sein schien. Gleichzeitig sicherte sich der neue „allserbische“ Anführer Slobodan Milošević dank
einer rücksichtslosen Medienkampagne und Fürsprache eines Teils der Priester der Serbischen Orthodoxen Kirche, die Unterstützung des Großteils der
Serben im ehemaligen Jugoslawien für die Betreibung seiner aggressiven, imperialistischen Politik.
Der Leitungswechsel in den Autonomen Provinzen Vojvodina und Kosovo und in der Teilrepublik Montenegro (1988/89) sowie die Ernennung neuer
Führungskräfte, welche die Politik der neuen serbischen „Anführers“ Slobodan Milošević gehorsam verfolgen sollten, weisen darauf hin, dass die serbische Regierung bereits vor der Machtübernahme durch die Kroatische Demokratische Gemeinschaft in Kroatien (Ende Mai 1990) über ein Projekt zur
Umgestaltung Jugoslawiens verfügt hat. Die Entwaffnung Kroatiens im Mai 1990 und Verabschiedung einer neuen Verfassung Serbiens im September,
durch welche die Autonomie von Vojvodina und Kosovo abgeschafft worden war, was wiederum im Gegensatz zu den Verordnungen der damaligen
jugoslawischen Verfassung gestanden hatte, bestätigten den Anfang der Verwirklichung des erwähnten Projekts ohne Zustimmung Kroatiens und anderer
Teilrepubliken.
Als der Verlauf der Ereignisse in Slowenien Ende Juni 1991 endlich bekräftigt hat, dass Jugoslawien innerhalb der bisherigen Grenzen nicht überleben
kann, setzte die offene Aggression Serbiens und Montenegros, bzw. der Streitkräfte der SFRJ, die sich aus Truppen der JNA, Einheiten der Territorialverteidigung Serbiens und Montenegros und eines Teils der Territorialverteidigung Bosnien-Herzegowinas (hauptsächlich aus serbisch besiedelten Gebieten)
sowie aus paramilitärischen (Freiwillige, im Großen und Ganzen Tschetniks und Protschetniks) Verbänden zusammensetzten, gegen die RH an. Dieser
offenen Aggression gingen die terroristischen Aktivitäten serbischer Extremisten, eine verfassungswidrige Politik der Führung eines Teils der Serben in
Kroatien und seit August 1990 auch ein bewaffneter Aufstand, der mit Hilfe der „Offiziere“ der JNA durch die serbischen staatlichen Dienste strategisch
unterstützt und realisiert worden war, voraus. Während der Aggression auf die RH, wurde die SFRJ, deren Auflösung mit den Unabhängigkeitserklärungen Kroatiens und Sloweniens am 25. Juli 1991 ihren Lauf nahm, formell von einem „unvollständigen Staatspräsidium“, das aus serbischen und proserbischen Mitgliedern bestand, regiert. Gewiss war das Staatspräsidium der Politik und Entschlüssen des „allserbischen“ Anführers Slobodan Milošević
untergeordnet. Ende Juli 1991 übernahm die JNA ganz ohne Verstecken die Rolle der serbischen Armee. Als erster Schritt ihrer Umwandlung von der
jugoslawischen in die serbische Armee gilt ihre Neugliederung, die in der zweiten Hälfte der 80ger Jahre vollzogen worden war, wodurch man die Föderationsrepubliken aus der Befehlskette entfernt und die Grenzen von neuerschaffenen Militärdistrikten mit den geplanten Grenzen „Großserbiens“ in Einklang gebracht hatte.
Eine bedeutende Anzahl der Serben in Kroatien betrachtete den bewaffneten Aufstand als Lösung der Frage ihrer „Selbstbestimmung”. Sie unterstützte
die JNA und nahm an der Aggression gegen Kroatien teil. Indem die serbischen Extremisten zahlreiche Verbrechen an Kroaten, anderen Nicht-Serben
aber auch an eigenen Landsleuten verübten, brachten sie die Spirale des Bösen, welche in jedem Krieg schwer zu kontrollieren ist, ins Rollen. Das beeinflusste unmittelbar nicht nur die kroatisch-serbischen Beziehungen in Kroatien sondern im Allgemeinen, was wiederum strafbare Handlungen bestimmter
Gruppen oder Einzelner auch kroatischerseits einzelnen Staatsbürgern serbischer Nationalität und ihrem Eigentum gegenüber provozierte. Aber auch im
Laufe des Krieges sind alle bedeutenden Beschlüsse des Parlaments und der Regierung der RH durch zusätzliche Akten und Deklarationen zu den Rechten
der Serben und sonstigen Nationalminderheiten ergänzt worden, was die Bereitschaft der kroatischen Führung bezüglich der Sicherung der Bürger- und
Nationalrechte der Serben in Kroatien bezeugt. Es ist wahr, dass man darüber streiten mag, ob diese Beschlüsse unter Kriegsumständen in bestimmten
Gebieten überhaupt haben umgesetzt werden können, aber man darf die damalige Sicherheitslage und den Verlust der Kontrolle der kroatischen Polizei
über das ganze Territorium der RH nicht aus den Augen verlieren.
Im Vergleich dazu, lehnte die Führung der aufständischen Serben in Kroatien immer wieder jede politische Lösung und jede Möglichkeit eines Zusammenlebens in einem unabhängigen Kroatien ab. Die Vorschläge der führenden serbischen Politiker in der RH aus dem Jahr 1990 über die politische
und kulturelle Autonomie der Serben innerhalb der Grenzen der RH, waren nur ein Täuschungsmanöver. Wegen der militärischen Überlegenheit der JNA
konnten die serbischen Kräfte bis Ende 1991 fast ein Drittel des kroatischen Territoriums okkupieren. Bereits Mitte 1991 begannen die Verhandlungen
zwischen der Führung der aufständischen Serben in Kroatien mit den Vertretern der Serben in Bosnien-Herzegowina über die Gründung eines serbischen
Staates auf den Gebieten Kroatiens und Bosnien-Herzegowinas. Die weiteren Gespräche, die Ende 1992 intensiviert worden sind, weisen darauf hin, dass
dieser Staat als „Vereinigte Republik Srpska/Serbische Republik“ im August 1995 proklamiert hätte werden sollen, wenn damals den serbischen Verbänden im Verlauf der militärisch-polizeilichen Operation „Oluja“ eine Niederlage nicht zugefügt worden ist. Diese Verhandlungen über die Gründung einer
„Vereinigten Republik Srpska/Serbischen Republik“ hätten den Prozess eines Zusammenschlusses der Serben in Kroatien und Bosnien-Herzegowina mit
Serbien, bzw. den Fortgang einer Vereinigung aller Serben in einem Staat, sicher nicht gestoppt. Nur infolge internationaler Umstände erkannten 1991
und später S. Milošević und Serbien die „RSK“ nicht an und führten keine formelle Vereinigung durch, obwohl ihre Hilfe für die erwähnte Republik so
umfangreich war, dass man den Eindruck hatte, dieses okkupierte Gebiet der RH wäre ein Bestandteil Jugoslawiens, bzw. eine der serbischen Provinzen,
gewesen.
Im Grunde genommen wird der Inhalt zahlreicher serbischer Dokumente, welche die Antwort auf die Frage über den Misserfolg aller Friedensverhandlungen 1990 – 1991 erläutern, in der Äußerung des „Präsidenten der Regierung der SAO Krajina“ Milan Babić aus dem Jahr 1991 zusammengefasst: Ich
versichere Ihnen, dass wir in Krajina lieber alle sterben oder nach Europa auswandern, als irgendein Leben innerhalb irgendeines Kroatiens zu akzeptieren. Diese meine Ansicht ist durch den plebiszitär legitimierten, hundertprozentigen Willen des serbischen Volkes in Krajina bestätigt worden.
Dasselbe gilt auch für den Inhalt serbischer Dokumente über die friedliche Reintegration des besetzten kroatischen Territoriums in das Staatsgebiet der
RH: der „Präsident der RSK“ Milan Martić erklärt im Februar 1995 den Grund für das Scheitern der Verhandlungen:
- Dürften wir überhaupt in die Konzeption einer sog. friedlichen Reintegration der Krajina in das Hoheitsgebiet Kroatiens einwilligen? Dürften wir alle
Opfer dieses Krieges bespucken? Sollten wir vielleicht eigenem Tod zustimmen? Ein Leben in Kroatien wäre schlimmer als jeder Krieg. Ein Leben in
Kroatien – was für ein Leben sollte das sein? (8. Februar 1995)
- Der Krieg zwischen der RH und der RSK muss mit dem Sieg einer Seite und mit der Niederlage anderer Seite beigelegt werden. Bis das aber geschieht,
wird und kann dieser Krieg nicht beendet werden. (10. Februar 1995)
In Anbetracht dieser kompromisslosen Weigerung, ein Leben innerhalb der Grenzen der RH zu akzeptieren, und des Strebens dieses Leben nur in
einem serbischen Staat zu vollziehen, drängte sich die militärische Option als einzige Möglichkeit um die Sicherung der kroatischen territorialen Integrität
durchzusetzen, die durch die internationale Anerkennung im Januar 1992 und besonders mittels der Aufnahme in die Organisation der Vereinten Nationen
im Mai desselben Jahres und Erstellung seiner Resolutionen (815/1993, 847/1993, 871/1993, 908/1994, 947/1994, 958/1994, 981/1995, 994/1995 usw.)
bekräftig wurde. Infolgedessen befreite man und eroberte folgende Gebiete zurück:
-
bereits Ende 1991 in einer Reihe von kleineren Militäraktionen – „Orkan 91.“, „Schwaden 10“ und „Papuk“) mehr als 2200 km² des besetzten Territoriums
Westslawoniens;
-
Anfang März 1992 Gebiet um Nos Kalik zwischen Šibenik und Drniš, im Mai Höhe Križ bei Zadar, bzw. von April bis Oktober etwa 1500 km² des Territoriums im Süden Kroatiens („Südliche Front“), wodurch auch die Blockaden um Dubrovnik durchbrochen wurden, im Juni dann etwa 150 km² um Miljevci
Plateau im Hinterland von Šibenik;
-
im Januar 1993 etwa 1050 km² im Hinterland von Zadar (Meerenge Novsko und Maslenica, Rovanjska, Flughafen Zemunik, Teile von Velebit), Wasserkraftwerk Peruča, im September etwa 225 km² in der Lika – Dörfer Počitelj, Čitluk und Divoselo (sog. Medak-Kessel bei Gospić);
-
von Dezember 1994 bis Mitte August 1995 Bergkette Dinara und Teile des Territoriums in Bosnien-Herzegowina („Winter '94“ – November – Dezember
1994, „Sprung 1“ – April 1995, „Sprung 2“ - Juni, „Sommer '95“ – Juli) sowie den Rest des besetzten Territoriums Slawoniens - etwa 600 km² (Operation
„Blitz“ – von 1. bis 2., bzw. 4. Mai 1995) und die letzten 10.500 km² des okkupierten Gebietes Dalmatiens, der Lika, der Banovina und des Kordun (Operation „Sturm '95“ – von 4. bis 7., bzw. 10. August 1995).
-
im September 1995 (nach „Oluja“) in der Operation „Mistral“ (8.-15. September 1995) etwa 2500 km² mit Städten Jajce, Drvar und Gebirgssattel Oštrelj,
in der Operation „Südlicher Einsatz“ (9.-11. Oktober 1995) etwa 800 km², Mrkonjić grad inklusive.
Zu Gunsten der Auffassung, dass Kroatien beim Einsatz der militärischen Option und der Operation „Oluja“ nicht voreilig handelte, sondern es konnte
und durfte keine Zeit mehr an nutzlose Verhandlungen mit den Vertretern der abtrünnigen Serben vergeuden, sprechen folgende Tatsachen:
- wegen der Kompromisslosigkeit der Politik der aufständischen Serben in Kroatien seit 1990 (Abweisung aller Friedensinitiativen – sowohl der Regierung der RH als der internationalen Gemeinschaft, auch des „Plans Z-4", der für die kroatischen Serben eine besonders breite Autonomie – fast einen
regelrechten „Staat im Staat“ - voraussah) als einzige Lösung für die Rückgabe der besetzten Gebiete in die verfassungsrechtliche Ordnung der RH stellte
sich die militärische Option heraus;
- dramatische Verteidigungssituation der strategisch außerordentlich wichtigen Stadt Bihać Ende Juli 1995 (“Zweite Bihać-Krise“), dessen Umland der
UN-Sicherheitsrat Mitte des Jahres 1993 zur „Sicherheitszone“ (Fall von Bihać hätte die Position der serbischen Kräfte bedeutend, wenn nicht entscheidend, verstärkt) erklärt hatte, war der Grund warum die militärische Operation, bzw. „Oluja“, Anfang August 1995 keinen Aufschub mehr duldete;
- ein kontinuierliches Streben (seit 1991) der Serben in der RH und Bosnien-Herzegowina nach der Bildung eines einheitlichen serbischen Staates in den
besetzten Gebieten der RH und Bosnien-Herzegowinas – bzw. der "Vereinigten Republik Srpska/Serbischen Republik", das gerade vor „Oluja“ in seine
Abschlussphase durch die Verlautbarung eines Entwurfs einer gemeinsamen Verfassung startete.
Durch die Befreiungsoperation „Oluja“ und den Sieg der Kroatischen Streitkräfte hörten die kriegerischen Auseinandersetzungen in Kroatien auf. Die militärischen Niederlagen zwangen endlich den „allserbischen Anführer“ Slobodan Milošević sowie die Führung der Krajina-Serben zur Unterzeichnung eines Abkommens über eine friedliche Reintegration der restlichen okkupierten Gebiete Ostslawoniens, der Baranja und Westsyrmiens („Kroatisches Donau-Gebiet“) in die
verfassungsrechtliche Ordnung der RH. Mit der Beendigung des sog. Prozesses der friedlichen Reintegration am 15. Januar 1998 konnte Kroatien, einige
Grenzpunkte ausgenommen, die Gewalt über seine international anerkannten Grenzen übernehmen.
Demgemäß wäre als Auslöser der Krise und des Zerfalls der SFRJ sowie der Kriege in Kroatien und Bosnien-Herzegowina die serbische („großserbische“) Politik, bzw. ein Mitte der 1980ger Jahre von der serbischen politischen Führungsschicht angeregter Verwirklichungsversuch des Projekts einer
„Vereinigung aller Serben in einem Staat“, zu betrachten. Die Drohung eines Umbaus der jugoslawischen Föderation zu einem zentralisierten Staat mit
der serbischen Vorherrschaft (als Staat und Volk), beeinflusste die politische Lage in Kroatien, woraus die Homogenität der Kroaten und danach auch die
Radikalisierung eines Teils der kroatischen Gesellschaft erwuchsen. Die Beispiele für die den Extremismus bezeugenden Verhaltensweisen der Einzelnen
„kroatischerseits“ waren in großem ganzen vereinzelte Reaktionen auf die Taten der serbischen Extremisten, besonders auf ihr terroristisches Wirken.
Um den bewaffneten Aufstand zu rechtfertigen, teilten die Führung der aufständischen Serben in Kroatien und die serbischen Politiker den Medien mit,
dass die Liquidierung der Serben in Kroatien schon im Jahr 1990 begonnen habe, was in Wirklichkeit nicht belegt werden konnte. Es gibt keine einzige
konkrete Angabe darüber, dass vor der intensiven Verbreitung des bewaffneten Konflikts (Ende Juni 1991) zu Ermordungen der Serben oder Staatsbürger
serbischer Nationalität aus chauvinistischen Beweggründen gekommen war. Zwei kroatische Bürger serbischer Nationalität, die 1990 getötet worden
waren – ein Zivilist im Kordun (August 1990) und ein Polizist in der Nähe von Obrovac (November 1990), fielen als Opfer serbischer Extremisten. Genauso ist auch die Behauptung, dass die Serben „aus der neuen Verfassung der RH ausradiert sind“, was die Führung der Krajina-Serben in Kroatien als
Ursache des Aufstandes hervorhob, wahrheitswidrig.
Im Verlauf des Angriffs auf Kroatien und während der Okkupation eines Drittels seines Territoriums verübten die serbischen Extremisten zahlreiche Verbrechen an Kroaten und auch an Staatsbürgern anderer Nationalitäten, welche die großserbische Politik nicht unterstützten. Das bezeugen mehr als 140 entdeckte
Massen- und etwa 1200 Einzelgräber der Opfer der serbischen Aggression. In den Gebieten unter der serbischen Kontrolle wurde beinahe alle nichtserbische Bevölkerung ermordet oder vertrieben. Die serbischen Extremisten setzten in Brand und rissen eine Mehrzahl der Häuser im Besitz der Kroaten und
fast alle Objekte der katholischen Kirche nieder. Das kroatische Kulturerbe wurde geplündert und verwüstet. Im Verlauf kriegerischer Auseinandersetzungen in
der RH wurden, abhängig von einzelnen Bestandsverzeichnissen, zwischen 195.000 und 217.009 Wohnobjekte (größtenteils im Verlauf der Anschläge der
serbischen Truppen 1991), etwa 120 Wirtschaftsgebäude und 2423 Kulturdenkmäler (davon 495 Sakralobjekte / hauptsächlich der katholischen Kirche / in
den von Serben besetzten Gebieten) zerstört oder beschädigt; Kriegsschäden in der RH werden auf 37,1 Milliarden US-Dollar geschätzt. (Regierung der
RH, Staatskommission für Verzeichnis und Ermittlung der Kriegsschäden - Ratna šteta RH, Završno izvješće/Kriegsschäden in der RH, Schlussbericht,
Zagreb, September 1999). Im ersten Kriegsjahr wurden 590 Ortschaften in 57 Gemeinden in Kroatien zerstört, davon 35 dem Boden gleichgemacht und
34 erlitten schwere Beschädigungen (darunter auch größere Städte).
Aggressivität und Extremismus eines Teils der serbischen Bevölkerung in Kroatien und serbischen Politiker angesichts der demokratisch gewählten
kroatischen Regierung sowie die erfolgten Verbrechen serbischer Truppen an Kroaten und anderen kroatischen Staatsbürgern zwangen Kroaten zu einem
hartnäckigen, zuweilen auch kompromisslosen Widerstand. Die schonungslose und blutige serbische Aggression gegen Kroatien und die begangenen
Verbrechen der serbischen Kräfte begünstigten aber auch eine Verbreitung von nicht angemessenen und unakzeptablen Reaktionen Einzelner kroatischerseits, was die öffentliche Sicherheitslage verschlimmerte und zu einer Zunahme an verschiedenen Formen von Gewalttaten und kriminellen Tätigkeiten
auch in den unter kroatischer Gewalt stehenden Gebieten führte. Unter anderem kam es zur Ermordung einzelner serbischer Zivilisten und Zerstörung des
Eigentums der kroatischen Staatsbürger serbischer Nationalität.
Gegen die Kriegsverbrecher im Heimatkrieg leitete die kroatische Gerichtsbarkeit im Großen und Ganzen Strafverfahren ein, aber wie in jedem Krieg,
nicht alle Mordfälle wurden gerichtlich verfolgt. Doch bisherige Urteilssprüche in Kroatien, öffentliche Diskussion, Inhalte der Lehrbücher u. ä., bestätigen, dass die kroatische Gesellschaft in hohem Maße eine Konfrontation mit den negativen Vorfällen im Heimatkrieg gewagt hat (und das in einem bedeutend größeren Umfang als viele andere demokratische und vor allem sieghafte Staaten unmittelbar nach der Beendigung eines blutigen Krieges). In
Wirklichkeit verlangt immerhin dieser Prozess nach einer bestimmten zeitlichen Distanz sowie einer Befriedigung der Gerechtigkeit. Dass eine Voraussetzung dafür eine eindeutige Identifikation des Aggressors ist, bestätigen auch historische Beispiele.
Die Geschichte lehrt uns, dass es keinen Verteidigungskrieg ohne Verbrechen gegeben hat und dass die Vergeltung immer grausam gewesen war.
Gewiss darf man aber die vereinzelten Verbrechen der Kroaten nicht relativieren, aber auch die Chronologie dieser Zwischenfälle sowie die Tatsache,
dass solche Vorfälle für ein Kriegszustand bezeichnend sind und kein planmäßiges Vorgehen der kroatischen Gewalt dargestellt haben, nicht aus den
Augen verlieren. Im Gegensatz dazu, die Gewalttaten (Tötung und Vertreibung von Kroaten und anderer nicht-serbischen Bevölkerung, Verwüstung von
Ortschaften und Zerstörung kultureller und sakraler Denkmäler), welche seitens der serbischen Kräfte in Kroatien seit 1991 begangen wurden, waren
Bestandteil einer für die Gründung eines „ethnisch sauberen“ serbischen Staates kämpfenden Politik.
Die ehrlosen Taten Einzelner kroatischerseits stehen dem ehrenhaften Verhalten kroatischer Befehlshaber, Soldaten und Polizisten im Heimatkrieg
entgegen. Jedes Verbrechen soll verurteilt und seine Täter bestraft werden, egal in wessen Namen oder im Dienst welcher Sache sie verübt wurden. Das
ist die Vorbedingung für die Erhaltung der Reinheit der Idee und des Handelns, bzw. der moralischen Integrität. Die Erinnerung an die Tage des Stolzes
und des Ruhmes im Heimatkrieg wäre daher ohne eine tiefe Pietät allen gefallenen kroatischen Verteidigern aber auch allen unschuldigen Kriegsopfern
ganz ohne Rücksicht auf ihre ethnische oder religiöse Angehörigkeit gegenüber nicht vollkommen.
Heimatkrieg ist die glänzendste Periode in der kroatischen Geschichte
Der die Konstituierung eines demokratisch gewählten Parlaments (30. Mai 1990), Verkündigung einer neuen demokratischen Verfassung (22. Dezember 1990), Proklamation der Unabhängigkeitserklärung (25. Juni, bzw. 8. Oktober 1991) sowie Verteidigung gegen die serbische Aggression und Befreiung der besetzten Teile der RH 1991 – 1995 umfassende Zeitraum, ist der ruhmreichste Zeitabschnitt in der kroatischen Geschichte.
Der Begriff des Heimatkrieges, wie dieser Zeitraum bezeichnet wird, bezieht sich auf einen legitimen Verteidigungs- und Befreiungskrieg auf dem
Territorium der RH, als sie angegriffen und zur Abwehr ihrer Unabhängigkeit und territorialen Integrität gezwungen worden war. Dank der Tapferkeit,
Humanität, Solidarität und Leistung kroatischer Verteidiger sowie der Einheitlichkeit der politischen Führung und des Großteils seiner Staatsbürger,
konnte Kroatien in diesem Krieg einen Sieg erkämpfen. Formell endete der Kriegszustand am 23. August 1996 durch die Unterzeichnung des „Abkom-
mens über die vollständige Normalisierung und Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen der RH und der Bundesrepublik Jugoslawien“ (eigentlich Serbien und Montenegro). Endlich erkannte Serbien die Existenz des kroatischen Staates innerhalb seiner international gültigen Grenzen an.
Verglichen mit anderen auf dem Gebiet des ehemaligen Jugoslawiens geführten Kriegen, aber auch in einem breiteren Kontext gesehen, besonders
wenn man die letzten militärischen Operationen und das Wirken der siegreichen – in diesem Fall – kroatischen Streitkräfte, in Betracht zieht, hatte der
Heimatkrieg in Kroatien, bzw. seine größten Befreiungsoperationen „Blitz“ und „Oluja“, die niedrigste Anzahl von kollateralen (zivilen) Opfern. Mit
tiefem Respekt gegenüber jedem Opfer und allen anderen, denen dieser Krieg auf irgendwelche Weise Leiden zufügte, sollte man diese Tatsachen beim
Versuch den Verlauf und die Folgen des Heimatkrieges vielfältig und objektiv vorzuführen, nicht vergessen.
BEILAGEN
Präsident der Republik Kroatien Franjo Tuđman
(1922 – 1999)
(die Angaben wurden hauptsächlich aus folgenden Werk übernommen: Nikica Barić, “Prvi hrvatski predsjednik dr. Franjo Tuđman o jugoslavenskom
predsjedniku Josipu Brozu Titu”, zbornik radova “Dr. Franjo Tuđman u okviru hrvatske historiografije”, Zagreb, 2011., 313-341 / „Erster kroatischer
Präsident Dr. Franjo Tuđman über jugoslawischen Präsidenten Josip Broz Tito“/ Sammelwerk „Dr. Franjo Tuđman im Rahmen der kroatischen
Historiographie“, Zagreb, 2011, 313-341; John Sadikovich, “Tuđman, prva politička biografija”, Zagreb, 2010. / „Tuđman, erste politische Biographie“,
Zagreb 2010)
Bei der Schätzung der Bedeutung und Rolle des Präsidenten Franjo Tuđman in der kroatischen Geschichte kann man die Tatsache nicht umgehen, dass
unter seiner Führung und zur Zeit sehr schwierigen politischen und militärischen Umstände, welche Jahre 1990 und 1991 beherrscht haben, die moderne
Republik Kroatien (weiter RH) gegründet und gegenüber der rücksichtlosen serbischen Aggression verteidigt worden ist, sowie dass man auch die internationale Anerkennung errungen und besetzte Gebiete ihres Territoriums befreien konnte, sowie dass die Kroaten nach einer sehr langen Zeitperiode nicht
untereinander gekämpft haben.
Die größten Verdienste für die Verteidigung und den Sieg Kroatiens im Heimatkrieg gehören natürlich dem kroatischen Volke und den Bürgern, die
„Unsere schöne“ als ihren Staat akzeptierten, und vor allem den Verteidigern, die sich mit ihren Waffen dem Feind direkt entgegengestellt hatten. Aber
man darf dabei die Rolle von Franjo Tuđman sowie die Tatsache, dass er in dieser dramatischen Zeit der kroatischen Geschichte Präsident der RH war,
nicht vergessen. Die Zeit war dramatisch vor allem wegen des Kampfes der Kroaten für ihr Bestehen in einem von Serbien wegen der Besetzung des
Territoriums aufgezwungenen Krieg, dessen Folgen einen enormen wirtschaftlichen Schaden und gesellschaftliche Störungen wegen der serbischen
Aggression und Okkupation eines Teiles des Territoriums der RH hervorgerufen hatten, was auch das Kommen von einigen Hunderttausenden von Vertriebenen und Flüchtlingen zuerst aus okkupierten Gebieten dann auch aus Bosnien-Herzegowina erzwang.
Es ist auch nicht zu vergessen, dass der Präsident das gewonnene Vertrauen des kroatischen Volkes auch unter Kriegsbedingungen nicht verlor. Dafür
spricht die Tatsache, dass er zum Präsidenten in Jahren 1992 und 1997 gewählt wurde, sowie dass seine Autorität und sein Charisma zum Sieg der Kroatischen Demokratischen Gemeinschaft (HDZ) an den Parlamentswahlen 1992 und 1995 wesentlich beigetragen haben.
Außer mit Folgen des Krieges und der Okkupation, Kroatien sah sich während der 90er Jahre des 20. Jhs. mit üblichen Problemen einer Transition
konfrontiert, einschließlich der wirtschaftlichen und finanziellen Schwierigkeiten, welche nach der Auflösung Jugoslawiens und Privatisierung der Wirtschaft auftraten. Neben einem aggressiven serbischen Nationalismus, dem die Jugoslawische Volksarmee (JNA) Hilfe leistete, erwartete die Kroaten auch
die negative Perzeption einer um das Überleben Jugoslawien bemühten internationalen Gemeinschaft. Dazu gehörte auch das Embargo bezüglich der
Waffeneinfuhr (25. September 1991, Resolution 713), was unter den Umständen des Überfalls eines übermächtigen Feindes unglaublich ungerecht erschien und gleichzeitig einigen Personen die Möglichkeit bot, durch nicht gerade gesetzmäßige Leistungen zum Reichtum zu kommen. Seine diplomatische Ziele musste Präsident Tuđman mit einem erst aufgestellten diplomatischen Korps verwirklichen, und die territoriale Integrität des Staates und
Zufriedenheit seiner Bürger mit Hilfe von einem auch erst gegründeten Militär sowie auf den Ruinen einer Wirtschaft, welche Krieg und Okkupation
zerstört hatten, aufbauen. Trotzdem konnte während seiner Mandate als Präsident ein mit allen formellen Mechanismen einer westlichen Demokratie
ausgestattender souveräner demokratischer Staat geschaffen werden. Auf gerechtfertigte Frage, ob diese Mechanismen auch immer in der Sinne der
Demokratie gewirkt hatten, sollte man aber auf den Kontext dieser Zeit Rücksicht nehmen.
Präsident Tuđman versprach die „bürgerliche und nationale Rechte“ kroatischer Bürger zu respektieren, und erwartete dieselbe Leistung von serbischer
Regierung gegenüber der in Serbien lebenden Kroaten. Auch während der schwierigsten Periode des Krieges im November 1991 und nur einige Tagen
vor dem Fall und der Besetzung der Stadt, während der alltäglichen serbischen Verwüstung kroatischer Ortschaften und erst ausgeübten serbischen Verbrechen, als die Bedingungen besonders „akzeptabel“ für Rache, Vertreibung und andere verbrecherische Taten gegenüber Serben in Kroatien waren,
forderte Tuđman von Vertretern der kroatischen Regierung die erwähnten Rechte der Bürger serbischer Nationalität nicht zu verletzen (Protokoll der
Sitzung im Präsidentenamt der RH vom 14. November 1991). Er versuchte immer wieder die Zusammenarbeit mit politischen Führern in seiner Nachbarschaft und mit der internationalen Gemeinschaft zu verwirklichen. Er versuchte den Krieg zu vermeiden, und als dieser ausbrach, suchte er nach Lösungen, welche die Kämpfe in Kroatien und Bosnien-Herzegowina beenden könnten. Er bevorzugte politische bzw. diplomatische Lösungen und war den
militärischen Aktionen nicht sehr geneigt.
Die Hauptziele des Präsidenten Tuđman waren die Gründung eines souveränen Kroatiens und seine europäische Reintegration. Diese Reintegration
verstand Präsident mehrdeutig; er sah Kroatien als ein mediterranes und mitteleuropäisches Land und auch als Verbindung zum Südosteuropa. Er glaubte,
dass seine Mitgliedschaft in der Europäischen Gemeinschaft die politische Stabilität und wirtschaftliche Prosperität garantieren würde. Er hoffte damit,
auch die demographischen Probleme, denen Kroatien zur Zeit des Kommunismus ausgesetzt wurde, zu beenden, sowie dass die kroatische Emigranten in
ihre Heimat zurückkehren würden. Von denen erwartete er nach der Einführung der Marktwirtschaft auch Hilfe bei der Belebung der kroatischen Wirtschaft, was er auch als Vorbedingung der demographischen Erneuerung verstand.
Als Vorbedingung der Gründung eines selbständigen kroatischen Staates galt für den Präsidenten Tuđman auch die Versöhnung des kroatischen Volkes („pomirba svega hrvatstva“/Versöhnung aller Kroaten), womit die ideologische Konfrontationen überbrückt werden sollten, deren Wurzeln in den
Ereignissen des Zweiten Weltkrieges liegen. Er glaubte, dass eine allgemeine Verurteilung aller Verbrechen und eine Abschwörung der Fehler der Vergangenheit, wie z.B. des Faschismus und Bolschewismus, sowie eine Übernahme positiver Werte aus derselben Geschichte, wenigstens eine menschliche
Versöhnung, wenn nicht auch eine politische Vereinigung zwischen den „kroatischen Ustascha-Kämpfern, die einen kroatischen Staat wünschten“ und
den „kroatischen Partisanen, die für Istrien gekämpft hatten“, ermöglichen würde. In Einklang seines Verzichtes auf Extremismus, warnte er davor, dass
„wahnsinnige Gehirnlose der rechten Szene“, sowie „nicht viel klügere Köpfe der linken Szene“, Kroatien in Frage bringen könnten.
Seine Kritiker beschuldigten ihn, dass seine „Politik der Versöhnung zwischen der Angehörigen der Ustascha-Bewegung und den Partisanen“ eigentlich dazu beigetragen hätte, die Ustascha-Werte zu beleben, sowie die Tür für den historischen Revisionismus zu öffnen. Dabei wird der zeitliche Kontext
völlig vernachlässigt, bzw. die Wahrscheinlichkeit, dass das aggressive und der Tschetnik-Bewegung begrüßende Verhalten eines Teils serbischer Politiker und „Meetings-Teilnehmer“, sowie die traumatischen Folgen des Kroatien aufgezwungenen blutigen Krieges, dazu geführt hätten, dass einzelne
Personen oder kleinere Gruppen in kroatischer Gesellschaft ihre Reaktionen radikalisierten und ihre Vorbilder in der Ustascha-Bewegung fanden.
Gelegentlich der Vorwürfe, dass Präsident Tuđman den Unabhängigen Staat Kroatien (Nezavisna Država Hrvatska (NDH)) glorifizierte, wozu auch
der Tadel wegen der Namensänderungen einzelner Straßen und Plätze kam, wird am häufigsten ein Satzteil aus seiner Rede bei der Ersten allgemeinen
Tagung der Kroatischen Demokratischen Gemeinschaft (HDZ), die Ende Februar in Zagreb organisiert worden war, hervorgehoben: dass Unabhängiger
Kroatischer Staat „nicht nur als eine Quisling-Bildung und „ein Verbrechen des Faschismus“, sondern auch als Ausdruck sowohl der historischen Bemühungen des kroatischen Volks einen selbständigen Staat zu gründen als auch als Erkenntnis dieses Strebens Kroatiens auch außerhalb seines Grenzen
seitens der internationalen Faktoren, in diesem Fall Hitlers Deutschland (...), bzw. als Resultat bestimmter geschichtlicher Entwicklungen zu verstehen
und zu erläutern wäre“.
Dabei wird verschwiegen, dass in dieser Rede auch erwähnt wurde, dass sich „der Föderative Staat Kroatien auf Antifaschistischen Landesrat der
Volksbefreiung Kroatiens (Zemaljsko antifašističko vijeće narodnog oslobođenja Hrvatske (ZAVNOH)) gründet, wodurch er sich auf die Seite der Siegermächte stellen konnte“, was „weittragende historische Bedeutung“ hätte. Er vergaß die „historischen Verdienste vom ZAVNOH“ nicht, eigentlich
handelte sich dabei um die Leistung „kroatischer Kommunisten und Partisanen, weshalb sich auch Istrien und andere adriatische Gebiete zwischen der
Insel Lastovo, Zadar, Rijeka und Međimurje (Murinsel) innerhalb kroatischer Staatsgrenzen finden könnten. Andererseits bedeute das nicht, dass unter
anderen Umständen das Resultat anders wäre. Gleichzeitig behauptete er, dass die Kroaten der antifaschistischen Bewegung nicht wegen des Kommunismus, sondern wegen dem Bestreben nach Freiheit und Gleichberechtigung beigetreten wären.
Für den Präsidenten Tuđman war NDH auch nicht akzeptabel, weil „in seinem Programm Völkermord verankert worden war und er hatte am Genozid
teilgenommen“. Er zögerte auch nicht, dies vor kroatischen Auswanderern (beispielsweise im September 1989 in Schweden) zu wiederholen, und das in
einer Umgebung, in welcher sich einige „hohe“ und sich als „große“ Antifaschisten vorstellende kroatische Staatsmänner, dazu verlocken ließen, nur das
zu sagen, was die Emigration hören wollte... Er vertrat die Meinung, dass die Verherrlichung von NDH mit Ustascha- und Nazi-Abzeichen, „Kroatien
kompromittieren und schaden sowie dem kroatischen Volk eine Schmach zufügen wird“. Den Anhängern solcher Praktiken teilte er mit, dass „falls ihnen
Kroatien wirklich am Herzen liege, würden sie auf solche „provokative Dummheiten, welche mit einer normalen demokratischen Entwicklung“ nicht zu
vereinbaren sind, verzichten, ebendarum „um ein zweites Bleiburg“ zu vermeiden, bzw. die Leiden, die den Kroaten am Ende des Zweiten Weltkrieges
widerfahren waren. Aber er wies auch darauf, dass „das Programm des Völkermordes an Kroaten“, das seitens der Tschetnik-Bewegung unter Führung
von Draža Mihailović durchgeführt worden war, noch radikalere Züge getragen hätte.
Das Bestehen der Sozialistischen Republik Kroatien (Socijalistička Republika Hrvatska (SRH)), ohne Rücksicht auf alle kroatische Unzufriedenheit,
betrachtete er als „Fundament der kroatischen Existenz sowie als Ausgangspunkt der Verwirklichung einer vollständigen Souveränität des kroatischen
Volkes“. Die Bestätigung solcher Behauptungen fand er in den serbischen Angriffen auf Josip Broz Tito, im Sinne des „größten Übeltäter gegenüber dem
Serbentum“, und besonders wegen der Einführung des Föderalismus „womit sich der Hauptteil der serbischen politischen Elite nie versöhnt hatte“. Tito
wäre für ihn ein Staatsmann des „europäischen, wenn nicht sogar weltlichen Ranges“, dessen Taten vor einem objektiven geschichtlichen Gericht „hinsichtlich seines Wirkens als Unheil bringender kommunistischer Führer streng beurteilt werden“ (massenhafte Hinrichtungen und Terror gegen politische
Gegner).
Da die serbische antikroatische Politik die Verantwortung für die Verbrechen der Ustascha-Bewegung im Zweiten Weltkrieg auf das ganze kroatische
Volk übertragen hatte, indem sein enormer Betrag zum antifaschistischen Kampf negiert worden war, wusste Präsident Tuđman, dass die aggressive
serbische Diplomatie jede Gelegenheit benutzen würde, den neugegründeten kroatischen Staat als Fortsetzung vom NDH darzustellen. Deswegen hob er
besonders hervor, dass Kroatien seine Demokratie auch in den Fundamenten der europäischen und Welt-Demokratie verankerten Antifaschismus der
kroatischen Bevölkerung basieren würde. Natürlich, es ist notwendig, dabei nicht zu vergessen, dass jetziges Kroatien, als eine mehrparteiliche Demokratie und ein Staat gleichberechtigter Bürger, dem NDH und kommunistischem Jugoslawien prinzipiell entgegenstehen sollte. Er machte auch aufmerksam
darauf, dass nach der internationalen Anerkennung und dem Sieg im Heimatkrieg, wodurch die territoriale Integrität der RH innerhalb international anerkannten Grenzen gesichert worden wäre, eine Eingliederung von kroatischen Gebieten in neue regionale Strukturen, bzw. in ein neugebildetes Jugoslawien – sog. „Westbalkan“ – für Kroaten vernichtend wäre.
Indem er das Wirken der wieder ins Leben gerufenen großserbischen Politik näher betrachtete, wurde ihm bewusst, dass die kroatische Frage am
Anfang der 90er Jahre des 20. Jhs. im Rahmen des damaligen Jugoslawiens nicht gelöst werden könnte, aber aufgrund bestimmter internationalen Umstände und Kräfteverhältnisse, Taktik und Geduld besonders gefragt wären. Seine Kritiker warfen ihm Zaghaftigkeit vor, besonders betreffs seiner Einstellung gegenüber der JNA. Es ist aber fraglich, inwiefern seine optimistischen Behauptungen, dass sich die JNA der politischen Wirklichkeit der demokratischen Veränderungen in Jugoslawien werde fügen müssen, einerseits seiner Bemühungen der Verschiebung der Konfrontation und allgemeiner Zeitgewinnung für die Aufstellung der eigenen Streitkräfte und andererseits seiner wirklichen Überzeugung entsprungen waren. Kroatien war zu dieser Zeit
(Anfang der 90er Jahre des 20. Jhs.) seinem Gegner militärisch und politisch untergeordnet. Bezüglich der intensiven antikroatischen Werbekampagne
und einer Arbeit der kroatischen Diplomatie beim Aufbau des Ansehens Kroatiens, die erst begann, musste Präsident Tuđman gegenüber der militärischen
Option Beherrschung zeigen, auch zum Zeitpunkt, als diese Option klar und deutlich unausweichlich war. Er versuchte Krieg und militärisches Eingreifen
zu vermeiden, auch weil er die Verantwortung für menschliche Leben trug, was zu den wichtigsten Richtlinien seiner Politik zählte, und deshalb verhandelte er bis zum Verschwinden der letzten und kleinesten Hoffnung. In Einklang damit, kann man auch dem späteren Vorwurf, dass sich der Prozess der
Wiederherstellung der territorialen Integrität des Hoheitsgebietes der RH in die Länge gezogen hätte, entgegensetzen, dass die Befreiung des okkupierten
Gebiets vielleicht schneller durchgeführt werden konnte, aber man befürchtete dabei eine hohe Opferzahl. Jedenfalls sollte eine offene Diskussion darüber
zu den Grundsätzen jeder demokratischen Gesellschaft gehören, in welcher die Argumente der wissenschaftlichen Methodologie und keinem politischen
Ziel untergeordnet werden sollten.
Sich mit dem Thema des Krieges im ehemaligen Jugoslawien in den 90er Jahren des vorigen Jhs. auseinanderzusetzen, und dabei nicht den für das
Ausstreuen „Samen des Unheils“ und die dabei entstandene und außer Kontrolle geratene Spirale der Verbrechen, den Hauptverantwortlichen zu erwähnen, bedeutet den Unterschied zwischen Kriegsursachen und -Folgen außer der Acht zu lassen. Damit wird die Verantwortung der damaligen serbischen
Politik relativiert sowie die Tatsache ignoriert, dass der Grund des Kriegsausbruches auf dem Gebiet des ehemaligen Jugoslawiens nicht in einem Gemisch der schädlichen politischen Richtungen zu finden ist (womit auch suggeriert wird, dass die politischen Leistungen von S. Milošević und F. Tuđman
gleichgesetzt werden sollten), sondern in der Kontinuität der großserbischen Politik. Gleichzeitig versucht man Kroatien die Schuld an der Teilung von
Bosnien-Herzegowina und sogar für die Aggression gegenüber diesem Staat zu geben, was auf keinen Fall gerechtfertigt ist. Die Vorwürfe, dass Präsident
Tuđman eine doppelsinnige Politik gegenüber der Serben in Kroatien geführt und mit serbischem Führer Slobodan Milošević die Zersplitterung von
Bosnien-Herzegowina geplant haben sollte, gründen auf Unverständnis seiner Politik und Wirklichkeit der 90er Jahre, sowie darauf, dass die Unterschiede
zwischen seinen Anschauungen als Historiker und seinen staatsmännischen Entscheidungen, die er als Präsident traf, nicht berücksichtigt werden. Natür-
lich bildeten die Basis dafür zahlreiche öffentlich kundgemachte Desinformationen, von denen am häufigsten die Lüge über ein Treffen mit Slobodan
Milošević im März 1991 in Karađorđevo, während dessen die schon erwähnte Aufteilung des Nachbarstaates Bosnien-Herzegowina beschlossen werden
sollte, verbreitet wird.
Präsident Tuđman beharrte auf der Mitarbeit mit kroatischen Serben, aber er wollte den Aufständischen keinen Teil des kroatischen Staatsgebietes
überlassen. Er bestand auch darauf, die Kroaten außerhalb Kroatiens zu schützen. Sein Ideal war ein Kroatien, dessen Grenze möglichst viele Kroaten
umfassen sollte, aber in Einklang mi den Forderungen der internationalen Gemeinschaft. Für ihn waren die die Grenzen zwischen den Republiken des
ehemaligen Jugoslawiens Staatsgrenzen! Der Verdacht, dass Bosnien-Herzegowina den Zusammenbruch Jugoslawiens nicht überleben werde, da es mit
denselben Problemen wie Jugoslawien konfrontiert war, machte ihm immer größere Sorgen bezüglich des Schicksals der Kroaten in BosnienHerzegowina. Er unterstützte ihr Zusammenschluss als eine Reaktion auf die serbische Politik in Bosnien-Herzegowina, aber nur innerhalb der Grenzen
dieses Staates. Und so lange wie er bestand. Die Existenz der Kroaten auf dem Gebiet des historischen Türkisch Kroatien, bzw. Banschaft Kroatien, zählte
er zu den lebenswichtigen kroatischen Interessen.
Die Tatsache, dass die Welt keine angemessene Lösung für das bosnisch-herzegowinische Problem finden konnte, war größtenteils die Folge einer
Patt-Position wegen der Kompromisslosigkeit der moslemischen und serbischen Führung. Präsident Tuđman lehnte keinen Vorschlag der internationalen
Gemeinschaft ab. Er hob immer hervor, dass sich Kroatien der Findung der Lösung für die bosnisch-herzegowinischen Krise angeschlossen hätte, weil
die damaligen Kroaten überfallen worden wären, und weil die „Zukunft des kroatischen Staates“ von der Bildung einer „stabilen Ordnung“ auf Balkan
abhängig wäre. Er schlug vor, Bosnien-Herzegowina als Konföderation neuzuordnen, was auch den Forderungen der internationalen Gemeinschaft entsprechen sollte. Gleichzeitig, während er für die diplomatische und militärische Unterstützung der Kroaten in Bosnien-Herzegowina sorgte, bot er der
bosnisch-moslemischen Regierung ein Militärbündnis, im wessen Rahmen die Waffen und andere Ausrüstung für Bosnien-Herzegowina angeschafft
werden sollten und Kroatien zahlreiche moslemische Flüchtlinge versorgen könnte. Am Ende ermöglichte gerade dieser kroatisch-moslemische Zusammenschluss den Zusammenbruch der serbischen Belagerung der moslemischen Enklave in Bihać und die Verhinderung einer neuer Tragödie, bzw. einen
Durchbruch der serbischen Einheiten in diese Stadt wobei Tausende von moslemischen Bosniaken getötet werden könnten. Und das bedeutete auch das
Ende des Krieges in Bosnien-Herzegowina.
Allerdings, keiner der politischen Führer und keine Politik sind frei von Fehlern. Über die Ernsthaftigkeit einiger Fehler kann natürlich diskutiert
werden, aber Präsident Tuđman kann nicht für diese Kriegstragödie, die er zuerst vermeiden, und dann so schnell wie möglich beenden wollte, verantwortlich gemacht werden. Es ist die Tatsache, dass der Machtübernahme durch den Präsidenten Tuđman in Kroatien die Wiederbelebung des großserbischen Projekts vorausgegangen war. Es ist auch die Tatsache, dass der Krieg, bzw. die Aggression Serbiens gegenüber Kroatien, verhindert werden konnte, wenn man die strenge Zentralisierung Jugoslawiens (Vorherrschaft Serbiens und Serben), oder den großserbischen Plan, nach welchem alle „Serben in
einem Staat leben sollten“ (Westgrenze: Virovitica – Pakrac – Karlovac – Karlobag, einschließlich eines Teils von Gorski kotar), akzeptiert hätte. Glücklicherweise war das kroatische Volk sehr entschlossen und wählte einen Präsidenten, mit welchen sein Traum von einem selbstständigen Staat verwirklicht
werden konnte.
Präsident Tuđman konnte weder auf den Ausbruch noch auf das Ende des Krieges Einfluss nehmen. Kroatien hatte Recht und Verpflichtung, sein
okkupiertes Territorium zu befreien, und die kroatische politische und militärische Führung plante oder vollbrachte dabei keine „Verbrechen“. Für den
Abzug der Serben aus den besetzten Gebieten der RH während der Operation „Oluja (Sturm)“, trägt die alleinige Schuld die Führung der aufständischen
Serben in Kroaten sowie die großserbischen Strategen in Beograd. Im Vergleich mit kriegerischen Auseinandersetzungen des 20. Jhs. und ihren Abschlussaktionen (bezüglich des proportionalen Kräfteverhältnisses und territorialen Umfangs, dann der Bevölkerungszahl in den Kriegsgebieten, der
Intensität der Kriege sowie der Opferzahl der Zivilbevölkerung der siegreichen Seite, die den letzten und triumphierenden Operationen vorausgegangen
waren), kann man behaupten, dass der Heimatkrieg in Kroatien eine sehr geringe Anzahl an Zivil- bzw. Kollateralopfern verlangte (besonders wenn man
die Anzahl der Zivilopfer während der Angriffe der JNA und serbischen Einheiten in Kroatien im Jahr 1991 berücksichtigt). Es ist klar, dass der Verdienst
dafür nicht nur den kroatischen Befehlshabern, von denen die kroatischen militärisch-polizeilichen Operationen geplant und durchgeführt waren, sondern
auch dem kroatischen Präsidenten Franjo Tuđman gehört. All das und die Tatsache, dass uns die Kriegsgeschichte lehrt, dass die militärischen Abschlussoperationen mit sich immer heftige Reaktionen von Befreiern und auch von während des Krieges angegriffenen, vertriebenen und erniedrigten Menschen, bringen, sollte man bei jeder Diskussion über die Folgen dieser Aktionen bzw. über die Opfer im Heimatkrieg vor Augen haben.
So sollte man demnach, trotz des Krieges und der Probleme, die für den Übergang von Einparteisystem auf Mehrparteisystem, bzw. vom Totalitarismus auf Demokratie, üblich sind, aber sich besonders in der Zersetzung der Wirtschaft und Gesellschaft während der Präsidentschaft von Franjo Tuđman,
widerspiegelten, doch behaupten, dass die selbstständige und freie, international anerkannte und demokratische Republik Kroatien, sowie der Sieg in
einem aufgezwungenen Kriege, das Resultat, welches Präsidenten Tuđman zu einer der am meisten verdienten Persönlichkeiten der kroatischen Geschichte macht.
Befreiung der besetzten Teile Westslawoniens
Die serbische Aggression gegen Kroatien, die seit Sommer 1991 ganz offen durchgeführt worden war, hatte als Ziel das Durchschneiden des kroatischen Territoriums und die Okkupation Kroatiens oder wenigstens seiner Teile, die der großserbische Politik dem einheitlichen großserbischen Staat zu
inkorporieren trachtete. Die Baranja war schon im August 1991 nach dem Einfall der militärischen Einheiten des 12. (Novosadski) Korps aus der
Vojvodina (Jugoslawien, Serbien) größtenteils besetzt. Die Okkupation Slawoniens wurde mit einem gleichzeitigen bzw. übereinstimmenden Einsatz der
JNA aus Serbien und Bosnien-Herzegowina im Herbst 1991 eingeplant. Neben Gebietsteilen Slawoniens eroberte man im September auch Teile von
Dalmatien, Lika, Banovina sowie Kordun.
Ende September und Anfang Oktober 1991 gingen die JNA und serbisch-montenegrinische Kräfte in den entscheidenden Angriff über. Eine solche
strategische Angriffsoperation sollte nach dem Plan des Kommandos der JNA, einen abgestimmten Überfall starker Kräfte aus den Gebieten von Serbien
und Bosnien-Herzegowina innerhalb einer Frist von etwa 20 Tagen ergeben, alle Kasernen der JNA in Kroatien deblockieren und die kroatischen Verteidigungskräfte besiegen. Durch die Verteidigung des Kupa-Tales wurde der Durchbruch der JNA in Richtung Karlovac und Sisak sowie in Richtung
Zagreb verhindert. Man hatte die Kasernen in der Hauptstadt der RH, in Jastrebarsko und Dugo Selo sowie des 13. (Rijeka) und eines Teils des 10. (Zagreb) Korps zu deblockieren versucht
Der Einfall aus Osten, bzw. der Einsatz vom Novosader (Novosadski) Korps der JNA und später auch von 1. motorisierten Garde-Division der JNA
aus Beograd und Territorialverteidigung Serbiens, sollte die Verteidigung der ostslawonischer Städte neutralisieren und den Marsch nach Westslawonien
ermöglichen, wo man eine Verbindung mit den Einheiten des 5. (Banja Luka) Korps der JNA (etwa entlang der Linie Suhopolje – Okučani) erwartete.
Gleichzeitig sollte das 5. Korps, verstärkt durch die Truppen der JNA aus Serbien und Mazedonien, Brigaden der Territorialverteidigung BosnienHerzegowinas und Einheiten der aufständischen Serben in Westslawonien, das 10. (Zagreb) und 32. Korps (Varaždin) in den Kasernen der JNA in der
Umgebung von Zagreb, dann in Varaždin, Koprivnica, Bjelovar und Daruvar deblockieren, sowie sich bis an die kroatische Grenze mit Ungarn bewegen
um dadurch Ostslawonien von anderen Teilen Kroatiens zu trennen. Die Hauptrichtung des Angriffs des 5. Korps der JNA auf Kroatien war: Okučani –
Lipik – Pakrac – Daruvar – Bjelovar – Virovitica, bzw. Varaždin; und Nebenrichtung: Novska – Kutina – Zagreb und Nova Gradiška – Slavonski Brod.
Durch die Besetzung Slawoniens (Ost und West) würde die JNA solche Operationstiefe bekommen und solche günstige Bedingungen schaffen, dass es
keine Hindernisse mehr für eine weitere Vorrückung nach Zagreb gegeben hätte und die Ziele der großserbischen Strategen wären restlos realisiert.
Hinsichtlich der Resultate und Leistungen der JNA während des Krieges, führt der jugoslawische „Verteidigungsminister“ General Kadijević in seinem
Buch Moje viđenje raspada (Beograd, 1993, S. 173) an, dass die Hauptgruppe der Landstreitkräfte der JNA, überwiegend die Panzer- und mechanisierte
Truppen in Ostslawonien, zwei Aufgaben hatte: die serbischen Gebiete in Ostslawonien zu befreien und die Rolle der Hauptmanöverkraft des Oberkommandos für den Durchbruch in Richtung Zagreb und Varaždin zu übernehmen.
Die JNA „stockte“ aber schon im August und September in Vukovar, was sie zwang, starke Truppen bei Vukovar einzusetzen und so wurden zwei
operative Gruppen (Nord und Süd) gebildet, die noch im Oktober ihre Ziele nicht verwirklichten. Die hartnäckige Verteidigung der Stadt konnte bis 18.
November 1991 (in einzelnen Stadtteilen bis zum 20. November) ihre Positionen halten und starke feindliche Truppen, unter ihnen auch Eliteeinheiten der
JNA, bei ihrer Vorrückung hindern. Dadurch gewann man auch die Zeit um die Aufstellung der kroatischen Streitkräfte voranzutreiben und eine erfolgreiche Strategie zur Verteidigung anderer Gebiete Kroatiens zu organisieren. Nämlich, die erschöpfte und durch die in der Schlacht um Vukovar erlittenen
Verluste demoralisierte JNA war nicht mehr im Stande einen entscheidenden Angriff durchzuführen.
Bei der Verteidigung Kroatiens hatte eine besondere und sogar strategische Bedeutung die Einnahme von Kasernen und Beschlagnahme von Waffen
der JNA („Krieg um Kasernen“ oder „Schlacht um Waffen“). Ohne Waffen (2000 automatische Gewehre und 125 Tonnen Munition), welche die kroatischen Soldaten im Hafen Ploče in der zweiten Hälfte des Monats Juli 1991 eroberten (Aktion „Zbrojovka“ / Summierung), wäre alles schwieriger. Die
Eroberung von Kasernen sowie Beschlagnahme der größeren Waffenmengen begann 14/15. September mit der Aktion „Zelena tabla – Male bare“ / Grüne
Tafel - Kleine Lachen) in Ploče, wo auch der erste Kriegshafen der Kroatischen Kriegsmarine (Befehl vom 20. September 1991) gegründet. Die konfiszierte Kriegsbeute war von ausschlaggebender Bedeutung bei der Formierung der Truppen der Kroatischen Streitkräfte (große Mengen der leichten und
schweren Bewaffnung sowie die Munition und Waffen der seit Mai 1990 unter der Kontrolle der JNA stehenden Territorialverteidigung). Die kroatischen
Verteidiger eroberten die Waffen und Ausrüstung fast aller Truppen des 32. Korps sowie eines Teils der Truppen des 10. und 13. Korps der JNA, die in
Gorski kotar (Delnice) und in der Lika stationiert waren, sowie der jugoslawischen Luftwaffe und der Kriegsmarine (34 Schiffe pfändete man in Šibenik).
Die Waffen des 9. (Knin) Korps der JNA blieben außer der Reichweite der kroatischen Truppen, da seine Einheiten schon operativ tätig waren und begannen den Norden Dalmatiens und die Lika zu besetzen; sie wurden vor Šibenik (die Stadt wurde im „Rujanski rat“ / September-Krieg vom 16. bis 23.
September 1991 verteidigt), bzw. in Pakovo Selo gestoppt, wo am 20. September die nach Šibenik vorrückende Kolonne der JNA zerstört wurde. Auch
vor Zadar (Anfang Oktober 1991) und in seiner Umgebung (Anfang Januar 1992) konnte die JNA nichts mehr erreichen. Die Verteidigung der Stadt
Šibenik bedeutete, dass Dalmatien nicht getrennt wird, und das stellte auch den ersten größeren Sieg der kroatischen Verteidiger im Heimatkrieg dar. Die
namhaften Siege und die Befreiung bestimmter Teile des okkupierten Territoriums schafften zu dieser Zeit die kroatischen Soldaten auch in Banovina im
Kampf um Farkašić (18. Oktober 1991), an der Likaner Front (Region Gacka mit Otočac und Gospić), sowie entlang anderer Frontlinien, besonders in
Westslawonien.
Der Überblick der kroatischen Front, nachdem das Abkommen von Sarajevo am 3. Januar 1992 in Kraft getreten war, zeigt, dass die JNA und die
serbisch-montenegrinischen Truppen trotz ihrer militärischen Übermacht, ihre zwei Hauptziele verfehlten: die Kroatischen Streitkräfte zu besiegen und
die Kontrolle über das ganze nach den großserbischen Projekten zu erobernde Territorium herzustellen. Aufgrund des hartnäckigen und resoluten Widerstandes kroatischer Verteidiger war die JNA nicht im Stande die geplanten Besetzungen in Ostslawonien zu verwirklichen (Vinkovci und Osijek). Sie
hatte auch Probleme entlang anderer Frontlinien und konnte keine Eroberungen der Städte von strategischer Bedeutung durchführen (Šibenik, Zadar,
Gospić, Otočac, Karlovac). Auch Dubrovnik, dessen Bedeutung nicht nur in seiner geographischen Lage lag, fiel nicht. Die strategischen Ziele der Okkupation von Westslawonien, bzw. das Erreichen der ungarischen Grenze und das Durchtrennen des kroatischen Territoriums, realisierten sich auch nicht.
Obwohl die JNA am Anfang einige Erfolge vorweisen konnte, wurde sie in den heftigen Kämpfen um Lipik, Pakrac, Grubišno Polje, Daruvar, Novska
und Nova Gradiška doch gestoppt. Folglich eroberte die JNA nach Vukovar keine Stadt in Kroatien (außer Lipik für eine sehr kurze Zeit – die Stadt wurde
schnell befreit, schon am 6. Dezember 1991).
Und im Unterschied zu den anderen Schlachtfeldern, konnten die kroatischen Verteidiger in Westslawonien den Angriff des Banja Luka Korps der
JNA nicht nur stoppen, sondern ein Großteil des okkupierten Gebiets auch befreien. Die Befreiung von Bilogora, Papuk und Psunj in Westslawonien und
das schon im Herbst und Winter 1991 im Rahmen einiger einzelner aber eigentlich auf einander abgestimmten Operationen („Otkos-10“ / Schwad-10 –
erste erfolgreiche Befreiungsoperation des okkupierten Territoriums der RH, „Orkan-91“ / Orkan und „Papuk-91“), war von besonderer Wichtigkeit.
Falls das Banja Luka Korps der JNA die Verbindung mit den Kräften der aufständischen Serben und der Tschetniks auf Bilogora realisiert und seine
Vorrückung in Richtung der ungarischen Grenze fortgesetzt hätte, wäre Kroatien in zwei Teile aufgeteilt worden, was die Verteidigung Slawoniens in eine
sehr schwierige Position gebracht hätte. Die erwähnten militärisch-polizeilichen Operationen, welche in sehr ungünstigen Bedingungen zustande gekommen waren (Aufstellung der Kroatischen Streitkräfte war erst am Anfang, die Truppen waren sehr schwach ausgerüstet, es herrschte Mangel an Artilleriemunition und auch Logistik hatte ihre Probleme, dazu kamen schwierige Wetterverhältnisse – große Kälte usw.), befreiten mehr als 2200 Quadratkilometer des kroatischen Territoriums. Dadurch konnte Kroatien nicht mehr entzweit werden, die wichtigsten Verkehrswege wurden geöffnet und die Städte
Pakrac und Lipik militärisch entlastet, die Front wurde wesentlich verkürzt, was bedeutete, dass die dazugehörigen Truppen anderswo eingesetzt werden
könnten. Man beschlagnahmte die enormen Mengen an Waffen, Munition und Ausrüstung und schaffte so die Bedingungen für die endgültige Befreiung
von Westslawonien: was dann auch im Rahmen der Operation „Bljesak“ / Blitz Anfang Mai 1995 passierte.
Schlacht um Vukovar
Der erste bewaffnete Zusammenstoß in Slawonien ereignete sich am 2. Mai 1991, als in einem Hinterhalt serbischer Extremisten in Borovo Selo nahe
Vukovar 12 kroatische Polizisten getötet wurden. Danach folgte ein massiver Aufstand der Ortschaften mit mehrheitlich serbischer Bevölkerung in den
Gemeinden Vukovar und Vinkovci. Diese Dörfer benutzte die JNA für die Stationierung ihrer Soldaten sowie der Ausrüstung, um eine kreisförmige Basis
rund um Vukovar für ihren Angriff zu bilden. Die Überfälle der serbischen Terroristen, die auf Vukovarer Gebiet seit April und besonders seit Mai 1991
(Ermordung kroatischer Polizisten in Borovo Selo), fortgedauert hatten, wurden im Juli durch die Luft- und Artillerieangriffe der JNA auf Vukovar und
besonders Borovo Naselje verstärkt. Der offene und unaufhörliche Angriff der JNA folgte am 25. August, nachdem einen Tag davor kroatischer Verteidiger Luka Andrijanić die zwei die Verteidigungsstellungen kroatischer Gardisten unter Beschuss nehmenden Kampfflugzeuge der JNA zum Absturz
gezwungen hatte (das waren die ersten abgeschossenen Kampfflugzeuge im Heimatkrieg). Bezüglich der Stärke der eingesetzten Panzer- und mechanisierten Kräfte der JNA, schien die Okkupation Vukovars als eine leichte Aufgabe. Aber die kroatischen Verteidiger konnten auch diese und nächste
Angriffe zurückweisen und mit Hilfe eines organisierten Abwehrsystems dem Feind empfindliche Verluste (betreffs Soldaten und Ausrüstung) zufügen.
Der Wendepunkt in der Schlacht um Vukovar geschah am 1. Oktober als die JNA mit enormen Kräften Marinci besetzt und damit die einzige noch existierende Kommunikationsmöglichkeit mit Vukovar abgeschnitten hatte (Vinkovci – Nuštar – Marinci – Bogdanovci – „Mais-Weg“ – Vukovar). Obwohl
Bogdanovci und Vukovar vollkommen umzingelt wurden, brauchte die JNA fast zwei Monate um die zähe kroatische Vereidigung zu brechen. Alle
Bemühungen der Kroatischen Streitkräfte, die noch im Prozess der Aufstellung inbegriffen wurden, und deren Bewaffnung und Ausrüstung mit der Technik, die der JNA bei Vukovar zum Einsatz zur Verfügung stand, nicht verglichen werden konnte, waren nicht mehr im Stande zu einem Überfall überzugehen. Deswegen wird der dreimonatige Widerstand der Stadt zu einem selten gesehenen Phänomen in der Geschichte der modernen Kriegsführung. Das
durchdachte Abwehrsystem der Stadt Vukovar kam am 18. November 1991 zu seinem Erliegen und die Verteidiger von Borovo Naselje (Vukovarer
Stadtteil) legten ihre Waffen am 20. November nieder.
Nach einigen Angaben verteidigten die Stadt Vukovar während der serbischen Belagerung und in der feindlichen Umkreisung (einschließlich des
Dorfes Bogdanovci) etwa 4020 Verteidiger, wozu auch die ganze Logistik sowie Ärzte und medizinisches Personal des Vukovarer Krankenhauses gehörten. Die Anzahl der Verteidiger in der Stadt selbst war aber nie höher als 1800 bis 2000 Soldaten. Dazu gehörten Polizisten, Angehörige des Korps der
Nationalgarde (Zbor narodne garde, ZNG) und der Kroatischen Verteidigungskräfte (Hrvatske oružane snage, HOS) sowie die Freiwilligen aus verschiedenen Regionen Kroatien, und sie alle machten die 204. (124.) Brigade der Kroatischen Streitkräfte entlang einer mehr als 10 Kilometer langer Kampflinie aus.
Neben der Kroaten haben die Stadt haben auch die Angehörigen anderer Minderheiten in Kroatien, auch Serben, verteidigt. Und ihren Beitrag leisteten
auch die zivilen Stadtstrukturen dazu: Medizinisches Zentrum Vukovar (Medicinski centar Vukovar), Wasserwerk der Stadt Vukovar (Vodovod grada
Vukovara), Kombinat Borovo, Freiwillige Feuerwehr (Dobrovoljno vatrogasno društvo), Kommunalunternehmen Komunalac, Kroatisches Stromwerk
(Hrvatska elektroprivreda) und Kroatische Post (Hrvatska pošta). Alle erwähnten Organisationen koordinierte ein Krisenstab, an dessen Spitze der Beauftragte der Regierung der RH für Vukovar, Marin Vidić, stand. Sie arbeiteten die ganze Zeit sie mit dem Verteidigungskommando der Stadt unter dem Befehlshaber Mile Dedaković – “Jastreb/Habicht”, und dann Branko Borković – “Mladi Jastreb/Junger Habicht” sowie mit der Polizeiverwaltung unter der Leitung von Stipe
Pole, zusammen.
Gleichzeitig planten Generalstab der Kroatischen Streitkräfte und die Operationszone Osijek Aktionen, um die Stadt zu deblockieren, infolge dessen die
Truppen in der Stadtumgebung, besonders die Artillerie, eingesetzt wurden. Mit diesem Ziel vor Augen wurde auch die Operationszone Vinkovci, Vukovar und Županja aufgestellt, die nach der Einschätzung ihrer Befehlshaber Mile Dedaković, während der Abschluss-Operationen in der Schlacht um
Vukovar, über 6800 Soldaten, 15 Panzer, 11 Panzertransporter, 52 Geschütze vom Kaliber 20-100 mm, 32 Geschütze dessen Kaliber 100 mm übertraf, 1
Mehrfachraketenwerfer sowie 68 Minenwerfer, verfügt hätte. Es zeigte sich aber, dass diese Waffen nicht ausreichten, um einen mehrfach zahlenmäßig
überlegenen und besser ausgerüsteten Gegner zu stoppen.
Nach lückenhaften Angaben sollte der serbische Aggressor im Kampf um Vukovar mehr als 1000 Panzerwagen, Kampfflugzeuge und Schiffe sowie
mehrere Hunderte Werfer aller Arten (Artillerie- und Raketenbewaffnung) benutzt haben. Und aus diesen Waffen sollten systematisch und ohne Zielsetzung mehrere Hunderttausende von Projektilen auf die Stadt abgefeuert werden.
Nach einer Quelle der JNA (“Pregled brojnog stanja ljudstva i borbene tehnike jedinica 1. VO angažovanih u b/d u istočnoj Slavoniji/Überblick der
Standes der Mannschaft und der Kampftechnik der in Ostslawonien eingesetzten Truppen des 1. Militärdistrikts”, vom 16. November 1991, Komanda 1.
Vojne oblasti, str. pov. br. 1614-162/Kommando des 1. Militärdistrikts, streng vertraulich, Nummer 1614-162), zählten die in Ostslawonien stationierten
Kräfte der JNA (1. Militärdistrikt) Mitte November 1991 37.613 Soldaten, 676 Panzer, 505 Panzertransporter, 428 “Geschütze zur Unterstützung”, 158
“Panzerabwehrkanonen” und 380 “Flugabwehrkanonen”. Und die Truppen der serbischen Territorialverteidigung verfügten über 9582 “Militärpersonen”.
In den schwierigsten Augenblicken konnte die Logistik (am häufigsten Medikamente und Sanitätsmaterial fürs Krankenhaus) mehrmals auf dem
Luftweg transportiert werden, und das mit kleineren Flugzeugen von Typen Cessna-172 i UTVA-75 sowie mit größeren zweiflügeligen
Landwirtschaftsflugzeugen vom Typus An-2. Sie wurden von den maßlos tapferen kroatischen Piloten des Selbständigen Fliegerzuges, der Anfang
Oktober bei der Operationszone Osijek aufgestellt worden war, geflogen. Sie stellten natürlich nur einen Tropfen im Meer der Bedürfnisse der Verteidiger
und des Personals des Krankenhauses dar, aber diese nächtlichen Flüge von viergliedrigen Flugzeugbesatzungen kroatischer Flugzeuge waren moralisch
stärker als konkrete Hilfe selbst. Die kroatischen Piloten und ihr Mut, ihre Findigkeit, Fähigkeit zur Improvisation und Gewandtheit sowie ihre
Entschlossenheit den Stadtverteidigern mit ihren veralteten, langsamen und den Kriegsbedingungen ganz nicht angepassten Flugzeugen zu helfen, und das
trotz des starken Flugabwehrfeuers des Feindes, verdienen nicht mindere Anerkennung als übermenschliche Bemühung der Verteidiger, des
Krankenhauspersonals, Feuerwehrmänner und anderer Dienste, welche für die Erhaltung von minimalen Lebensbedingung in der besetzten und zerstörten
Stadt gesorgt hatten.
Nach den Angaben des Ministeriums für Gesundheitswesen befanden sich in Vukovar am 19. November 1991 ungefähr 14.100 Zivilisten: etwa 10.000
in Vukovar und 4000 Borovo Naselje und beiläufig 100 in Ortschaft Lužac. Die Anzahl der kroatischen Verteidiger betrug zirka 900 Soldaten: etwa 450
in Vukovar und etwa 450 in Borovo Naselje. Im Vukovarer Krankenhaus am Tag der Okkupation befanden sich ungefähr 420 Verwundete und Kranke
und in Unterkunft – Krankentrakt von “Borovo Commerce” wurden noch ungefähr 250 Verwundete untergebracht.
Die Behörde für Gefangene und Vermisste des Ministeriums für Familie, Verteidiger und Generationensolidarität der RH teilte im November 2007
mit, dass in Vukovar im Jahr 1991 während der serbischen Belagerung mindestens 1739 Personen getötet wurden und die Mehrheit davon waren
Zivilisten. Die Anzahl der Verwundeten betrug mindestens 2500 Personen (Angaben des Generalstabes für Sanitätsdienst der RH). Unter den in der
Gespanschaft Vukovar-Syrmien ermordeten Zivilisten, mindestens 56 waren Kinder. Etwa 22.000 Menschen wurden vertrieben und mehr als 4000
Personen aus dem Kroatischen Donau-Gebiet zwangsweise nach Jugoslawien bzw. Serbien fortgeführt, woher man sie dann zurück nach RH bzw. in seine
nicht okkupierten Teile deportierte. Mindestens 2796 im Jahr 1991 in Vukovar gefangene Personen wurden in den serbischen und jugoslawischen Lagern
und Gefängnissen gequält und gefoltert. Der jüngste Gefangene war knapp 15 und der älteste 81 Jahre alt.
Das erste größere Massaker seitens der serbischen Verbände geschah Mitte September nach der Besetzung des Teils von Sajmište, wo gleich danach
bei Velepromet auch ein Konzentrationslager für Kroaten und nicht serbische Bevölkerung eingerichtet wurde. Das Lager war die ganze Zeit bis März
1992 in Funktion.
Aus Vukovarer Krankenhaus nahm man am 20. November 1991. mindestens 266 Menschen mit (verwundete Zivilisten und Verteidiger sowie
Mitarbeiter des Krankenhauses) und tötete sie auf in verschiedenen Orten errichteten Richtstätten; davon wurden 200 Personen, darunter auch 20
Mitarbeiter Vukovarer Krankenhauses, auf dem Landwirtschaftsgut Ovčara ermordet und dann in eine ausgegrabene Grube geworfen. Im September und
Oktober 1996 exhumierte man aus der Grabstätte 200 Leichen im Alter zwischen 16 und 72 Jahren.
Neben Richtstätte Ovčara, die zum Symbol des Martyriums für Freiheit und Unabhängigkeit der RH wurde, entdeckte man in weiterer Vukovarer
Umgebung auch andere zahlreiche Massenrichtstätten kroatischer Soldaten und Zivilisten: Antin, Berak, Bogdanovci, Borovo Selo, Bršadin, Ćelije, Čakovci,
Dalj, Daljski Atar – Globovac, Ilok, Lovas, Marinci, Mikluševci, Mohovo, Negoslavci, Novi Jankovci, Petrovci, Slakovci, Stari Jankovci, Svinjarevci, Sotin,
Tordinci, Tovarnik, Vukovar – Novo groblje (Neufriedhof), Nova ulica, Lager “Velepromet” und andere Orte des Verbrechens. Die Behörde für Gefangene
und Vermisste fand auf dem Gebiet der Gespanschaft Vukovar-Syrmien 52 Massengrabstätten sowie mehrere Hunderte von einzelnen Gräbern, in denen die
JNA und serbischen Verbände ihre Opfer begraben hatten. Bis zum Dezember 2009 wurden die sterblichen Überreste von 2036 Opfern exhumiert; davon
identifizierte man 1761 kroatische Verteidiger und Zivilisten. Nach den Angaben der erwähnten Behörde aus dem Dezember desselben Jahres verschwanden
456 von 1030 Personen, welche noch immer als vermisst während der Aggression auf die RH 1991/1992 gelten (Gespanschaft Vukovar-Syrmien); und
darunter befinden sich 340 zwangsweise fortgeführte und vermisste Einwohner der Gemeinde Vukovar (einschließlich Sotin, Grabovo sowie Lipovača).
Vukovar wurde besetzt, aber die hartnäckige, zähe und mehrere Monate andauernde Verteidigung konnte den anfänglichen Ansturm verhindern und die
erwartete Dynamik der feindlichen Angriffe verzögern. Indem man sein eigenes Leben opferte, gewann man die nötige Zeit für die Mobilisierung und
Aufstellung neuer Truppen in anderen Teilen der RH sowie für die Anschaffung der Bewaffnung und Ausrüstung und die intensiveren diplomatischen
Aktivitäten der kroatischen Führung mit dem Ziel der internationalen Anerkennung Kroatiens. Außerdem, indem die Verteidigung die feindlichen Hauptkräfte
an sich binden und dann auch weitgehend in einem solchen Maße vernichten und demoralisieren konnte, dass sie nicht mehr im Stande waren, ernsthaft
vorzurücken, stoppte sie die Herstellung der Verbindung zwischen der JNA-Truppen in Ost- und Westslawonien, was für die JNA eigentlich hinsichtlich der
Besetzung Kroatiens die strategische Bedeutung hatte. Zur selben Zeit, offenbarten die Tötungen von Zivilisten und der Ausmaß der Zerstörung der Stadt der
Weltöffentlichkeit die Wahrheit über die serbische Aggression und die Vukovarer Verteidiger. Und es wurde bewiesen, dass auch ein weit überlegener Gegner
erfolgreich bekämpft werden kann. Man trug damit zum Verständnis der Geschehnisse in Kroatien bei, wodurch auch die internationale Anerkennung
Kroatiens beschleunigt wurde. Der Patriotismus und die Tapferkeit kroatischer Soldaten brachten ihnen einen Ehrenplatz in der kroatischen Geschichte.
Aufgrund ihrer außerordentlichen Rolle beim Abhalten des Feindes ganzes Ostslawonien zu besetzen, womit er die notwendige operative Tiefe bzw.
günstige Bedingungen für eine weitere Vorrückung in Richtung Zagreb zu erreichen und die Verwirklichung seines Ziels – die Schaffung des sog.
Großserbiens zu realisieren hoffte, bekam die Verteidigung von Vukovar die strategische Bedeutung für die ganze Abwehr Kroatiens. Und deshalb ist es
nicht verkehrt zu behaupten, dass die Vukovarer Verteidiger die Tür zur Bildung eines freien und unabhängigen Kroatiens sowie zu seinem Sieg im
Heimatkrieg geöffnet haben.
DUBROVNIK
EINST EINE FESTUNG DER SCHÄTZE UND DER SCHÖNHEIT,
HEUTE EINE FESTUNG DER DESTRUKTION, DER ANGST UND DES TODES – IM JAHR 1991
Plakat Nr. 9 aus dem Zyklus HELP! STOP THE WAR IN CROATIA
Fotodokumentation Večernji list
Das Umland von Dubrovnik griff die JNA (2. Korps mit Hauptquartier in Titograd, Militärisches Marinesektor Boka und Territorialverteidigung von
Montenegro) am 1. Oktober aus der Richtung von Popovo polje und Montenegro an. Die Panzer schafften den Durchbruch bei Slano am 4. Oktober. Am
15. Oktober wurde Cavtat besetzt und Dubrovnik angegriffen. Der Aggressor forderte die Stadt auf, sich zu ergeben, und die Bevölkerung, die Stadt zu
verlassen. Der völlig eingeschlossenen Stadt verhinderte er jegliche Wasserzufuhr und Versorgung mit Nahrung. Dubrovnik stand unter ständigem Artilleriebeschuss und einer der heftigsten Angriffe geschah am 6. Dezember 1991, als die Stadt die größte Zerstörung seit dem Erdbeben im Jahr 1667 erlebt
hatte. Seit den frühen Morgenstunden bis zum Abend fielen auf die Stadt und ihre Umgebung mehr als 1000 Projektile. Während des Angriffs fielen 19
kroatische Verteidiger und Zivilisten und 60 wurden verwundet.
D. Marijan, „Hrvatsko ratište 1990. – 1995.“, Stvaranje hrvatske države i Domovinski rat, S. 147-149; Dubrovnik u ratu, Matica Hrvatska, Dubrovnik,
1992.
REGIERUNG DER REPUBLIK SERBIEN
PRÄSIDENT
Beograd, 05. Oktober 1991
An
REGIERUNG DER REPUBLIK KROATIEN
Zagreb
In der Sitzung vom 04. Oktober 1991 machte sich die Regierung der Republik Serbien mit den Gefahren bekannt, die die Zivilbevölkerung und die
Stadt Dubrovnik, die zur Geschichte des serbischen und kroatischen Volkes gehört und ein herrliches Denkmal des Weltkulturerbes darstellt, bedrohen.
Ihre Entscheidung ihre paramilitärischen Truppen, schwarzen Legionen und zahlreichen ausländischen Söldner in eine Stadt von unschätzbarem
historischem und kulturellem Wert zu stationieren, und von ihr aus bewaffnete Überfälle auf besiedelte Ortschaften in der Herzegowina und Boka
kotorska durchzuführen, stellt eine äußerst unzivilisierte, inhumane und unwürdige Handlung dar.
Man hofft, dass Sie sich auch dieser Umstände bewusst sind, und dass Sie sich entsprechend bemühen werden, diese Ihre Streitkräfte bei der
Zerstörung von Dubrovnik zu stoppen, wie sie das mit anderen zahlreichen Städten schon gemacht hatten.
Indem die Regierung der Republik Serbien diesen Aufruf die Verwüstung von Dubrovnik zu verhindern auf Sie richtet, drückt man seine tiefe
Überzeugung, dass alle Soldaten der JNA und der Territorialverteidigung sich maximal dafür einsetzen werden, diese historische Stadt zu erhalten.
Präsident
Dragutin Zelenović
Kopie/Abschrift des Schreibens in: Hrvoje Kačić, U službi domovine – Croatia rediviva, Zagreb, 2006, 454.
Das Schreiben der Regierung der Republik Serbien an die Regierung der Republik Kroatien vom 5. Oktober 1991, verfasst während der heftigen
Angriffe der JNA und serbisch-montenegrinischen Verbände auf Dubrovnik und Kroatien, ist ein Beispiel des Zynismus und der Wirkung der serbischen
Politik in den 90er Jahren des vorigen Jhs., die nicht zögerte, die Welt mit den “Informationen” zu füttern, die mit dem wirklichen Geschehen nicht viel zu
tun hatten. Besonders die Anzahl der serbischen Opfer stieg ins Unermessliche; man sprach über Tausende von getöteten Serben in Kroatien, so zum
Beispiel über “6000 ermordete Serben in den Wäldern oberhalb Pakrac sowie über zwischen 2000 und 5000 Opfern in Pakrac, welche während der
Operation Bljesak/Blitz ihr Leben verloren”, bzw. über “3000 Zivilisten sowie 10.000 kaum bewaffnete serbische Soldaten, die im Rahmen der
kroatischen Aggression gegen Westslawonien ihr Leben lassen mussten”. Auch während der Operation “Oluja” sollten in den ersten vier Tagen etwa 4000
Greise, Frauen und Kinder getötet worden sein und bis heute sei das Schicksal von 12.000 Serben unbekannt (Jelena Guskova, Istorija jugoslavenske krize
(1990-2000), Band II, Beograd, 2003, 236-238, 245). Auch die Angaben über “87 Massengrabstäten mit sterblichen Überresten von bis 1994 14.000 mit
ihren ganzen Familien erschossenen Serben”, über “1,250.000 seitens der kroatischen Faschisten im Zweiten Weltkrieg hingerichteten Serben”, über
“30% (nicht 11 oder 12%) der in der RH lebenden Serben im Jahr 1990 in Einklang mit der Behauptung der kroatischen Regierung” entsprachen nicht der
Wirklichkeit. Und dazu kamen auch andere von den serbischen Diplomaten in der Welt verbreiteten Lügen (Slobodan Jarčević, Republik Srpska Krajina –
državna dokumenta, Beograd, 2005, 420, 435, 440). Mit Hilfe des oben erwähnten Schreibens versuchte die Regierung der Republik Serbien vor der
heimischen und Weltöffentlichkeit ihre Teilnahme an der Zerstörung kroatischer Städte zu versecken und die Welt davon zu überzeugen, dass die JNA,
die eigentlich seit Sommer 1991 praktisch als serbische Armee fungierte, mit dem Angriff auf Dubrovnik nichts zu tun hatte. In Einklang mit dem Inhalt
dieses Schreibens veröffentlichte man auch die entsprechenden Nachrichten in den serbischen Medien, in welchen behauptet wurde, dass “der Rauch über
Dubrovnik nicht aufgrund des Beschusses der Stadt mit Granaten entstand, sondern dass die Kroaten – ‘Ustascha-Kämpfer’ – die Autoreifen in Brand
steckten”, und dass die Zerstörung der Stadt und die Tötungen von Zivilisten “die Folgen der gegenseitigen Zusammenstöße zwischen kroatischen
Kämpfern und ausländischen Söldnern sind”. Aber solche Lügen bekräftigen nur die Verantwortung Serbiens für die Aggression gegen Kroatien.
Gleichzeitig konnte gerade der Angriff der JNA und serbisch-montenegrinischen “Reservisten” auf Dubrovnik den richtigen Grund der serbischen
Aggression entblößen, da infolge der Behauptung des Kommandos der JNA, dass die kroatischen Städte überfallen worden wären, damit “die Kasernen
der JNA deblockiert wurden”, jetzt klar war, dass es sich um die Eroberung des Territoriums handelte: in Dubrovnik selbst und in seiner näheren
Umgebung gab es keine Kasernen der JNA. Trotzdem verteidigten die kroatischen Soldaten 1991 die Stadt. Die Hilfe kam aus anderen Teilen Kroatiens
und man durchbrach bis zum Ende Oktober 1992 die feindliche Belagerung und befreite fast das ganze Staatsgebiet im äußersten Süden der RH.
Verlauf der militärisch-polizeilichen Operation “Bljesak/Blitz”
Die Operation “Bljesak” setzte mit der Absicht Westslawonien Ende 1991 und Anfang 1992 zu befreien, an, und ihr unmittelbarer Entwurf begann sich
Anfang Dezember 1994 zu realisieren, nachdem klar geworden war, dass die Führung der aufständischen Serben sich auf keine friedliche Reintegration in
die verfassungsrechtliche Ordnung der RH einlassen wird. Die Operation sollte als maximale Überraschung schocken und innerhalb einer Frist von 2 oder
3 Tagen, mit Hilfe einiger aus mehreren Richtungen kräftig und schnell durchgeführten Überfälle gegen die vitalen Objekte sowie durch Abschneiden und
Zerschmettern von feindlichen Truppen beendet werden. Das Ziel bestand darin, das restliche okkupierte Gebiet Westslawoniens zusammen mit der
Autobahn Zagreb – Lipovac zu befreien, bis an das Ufer vom Fluss Save zu erlangen (international anerkannte Grenze der RH) und dann zur Abwehr
übergehen sowie eventuell zurückgebliebene feindliche Gruppen zu zerschlagen. Die Voraussetzung war der Einsatz der größeren polizeilichen Einheiten
im Hinterland damit der Gegner nördlich des Verkehrsweges Novska – Nova Gradiška abgeschnitten wird, wodurch die Bedingungen geschafft werden
sollten, einen Durchbruch in Richtung Novska – Okučani zu ermöglichen. Das Signal für den Beginn der Operation kam um 5.21 Uhr am 1. Mai 1995,
und der Angriff von ungefähr 7200 kroatischen Soldaten und Polizisten fing ohne Artillerieunterstützung, damit der Überraschungsfaktor zum Ausdruck
kam und die Opferzahl von Zivilisten gering erhalten werden konnte.
Am ersten Tag der Operation (1. Mai) stellte man die Verbindung zwischen den Truppen der Kroatischen Streitkräften und den Sondereinheiten der
Polizei (Specijalne jedinice policije (SJP)) des Innenministeriums der RH bei Ort Benkovac (südlich von Dorf Bijela Stijena) her, wodurch das ganze
besetzte Territorium Westslawoniens abgeschnitten wurde und die Verbände des 18. (Westslawonischen) Korps “Serbischer Armee Krajina/Srpska vojska
Krajine” in zwei Teile abgetrennt wurden. Die Panzer- und mechanisierten Truppen der Kroatischen Streitkräfte durbrachen die Frontlinie aus Richtung
Novska bis Dorf Vrbovljani und stellten diese Autobahnstrecke unter ihre Kontrolle. Die Stadt Okučani konnte auch zum Teil eingekreist werde. Zur
selben Zeit wurden Verkehrsweg Stara Gradiška – Okučani und während des Vormittags auch Jasenovac befreit, was den Bau eines Pontons sowie die
Ankunft der Verstärkungen aus dem okkupierten Gebiet von Banovina, Kordun und Bosnien-Herzegowina verhinderte.
Der zweite Tag (2. Mai) brachte den abschließenden und koordinierenden Einsatz der Kroatischen Streitkräfte und Vereinten Kräfte der
Sondereinheiten der Polizei des Innenministeriums der RH gegen die feindlichen Truppen in Okučani, der um 13.20 Uhr abgeschlossen werden konnte
und mit welchen auch das 18. Korps der Serbischen Armee Krajine vernichtet wurde. Bis zum Abend erreichten die kroatischen Soldaten das Ufer der
Save, und die umstellten Reste des 18. Korps nördlich von Trnakovac zwang man zur Übergabe. Die geplanten Ziele wurden verwirklicht und die
Truppen dursuchten Terrain, stellten Absperrungen auf und vernichteten noch übriggebliebene feindliche Verbände.
Am dritten Tag (3. Mai) wurde ein Abwehrsystem entlang des Save-Ufers errichtet, wobei der besondere Schwerpunkt auf dem Gebiet zwischen dem
Dorf Mačkovac und dem Dorf Davor lag, um den eventuellen Interventionen über den Fluss aus Bosnien-Herzegowina zuvorzukommen. Die Kroatischen
Streitkräfte und Vereinten Kräfte der Sondereinheiten der Polizei des Innenministeriums der RH setzten das Durchstöbern des befreiten Territoriums um
die restlichen feindlichen Truppen zu finden sowie die Blockade des 18. Korps entlang der Frontlinie Šumetlica – Brusnik – Omanovac, fort.
Am vierten Tag (4. Mai) versetzte man die verstärkte Kompanie des 81. Garde-Bataillons sowie Vorschub mit Hubschraubern zum Einsatzgebiet bei
Dorf Bjelajci. Da die Resttruppen des 18. Korps der “Serbischen Armee Krajina” keine Bereitschaft zeigten, ihre Waffen zu strecken, koordinierte und
konzentrierte man das Artilleriefeuer auf bestimmte Ziele und Gebiete (Šumetlica, Brusnik, Kraguj, Japaga, Čaglić, Omanovac), wonach seitens
kroatischer Truppen ein Infanterieangriff erfolgte. Die bedingungslose Übergabe der Soldaten des 18. Korps der “Serbischen Armee Krajina” (etwa 1500
Männer) zwischen 17 und 19 Uhr bedeutete die endgültige Niederlage der großserbischen Idee und Aggression in Westslawonien. Morgens (5. Mai), um 6
Uhr, brachten die Vereinten Kräfte der Sondereinheiten des Innenministeriums der RH das befestigte Objekt Omanovac völlig unter ihre Kontrolle.
Chronologie großer Ereignisse am Vorabend der Operation “Oluja/Sturm”
3. November 1994: im Rahmen der Operation “Cincar/Zinzare” (1. – 4. November), die mit dem Einsatz der Truppen der Armee Bosnien-Herzegowina
koordiniert wurde, befreiten die kroatischen Einheiten Kupres; diese Eroberung hatte eine außerordentliche strategische und psychologische Bedeutung
und stellte auch die Vorbedingung für die Vorrückung nach Glamoč und Bosansko Grahovo dar.
29. November – 24. Dezember 1994: Angriffsoperation “Winter/Zima ’94.”
Ziel kroatischer Truppen:
den serbischen Angriff auf Bihać zu schwächen,
einen strategisch günstigen Raum für die Befreiung der okkupierten Teile Kroatiens und Bosnien-Herzegowinas zu sichern.
Kroatische Streitkräfte und Kroatischer Verteidigungsrat (Hrvatska vojska/HV und Hrvatsko vijeće obrane/HVO) besetzten den größten Teil von
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Livanjsko polje; das befreite Territorium war 10 km breit und 20 km lang – eine Fläche von etwa insgesamt 200 km . Der Feind konnte aber auch weiter
von hohen Erhebungen der Gebirge Dinara und Staretina aus mit seinem Gewehrfeuer die Aktivitäten in Livanjsko polje kontrollieren sowie mit
Seitenangriffen das befreite Gebiet gefährden.
– Dezember 1994: verstärkte serbische Überfälle auf den Westen Bosniens und die Umgebung um Bihać, welche vom 5. Korps der Armee Bosnien-Herzegowina
(Armija Bosne i Hercegovine) i 101. Regiment des Kroatischen Verteidigungsrates verteidigt wurden.
– Anfang 1995: internationale Gemeinschaft (die Vereinigten Staaten von Amerika, Russland, Europäische Union und Internationale Genfer Konferenz –
die Vereinten Nationen/UN) schlug den Plan Z-4 als politische Lösung der Krise in Kroatien vor. Der Plan hob die Souveränität und Integrität Kroatiens
hervor, aber sah auch eine außerordentlich breite Autonomie für die Serben in den UNPA-Zonen (United Nations Protected Areas) Nord und Süd (eigene
Gesetzgebung und Regierung, Polizei, Geld, Wappen, Flagge und Zeichen sowie Gerichtswesen, Steuerheben, usw.) vor; die kroatische Seite hatte
ernsthafte Bemerkungen bezüglich des Plans, aber die Krajina-Serben wollten ihn sogar nicht in Betracht ziehen. Unter der serbischen Besetzung befand
sich zu dieser Zeit etwa 20% des Festlandes der RH.
– 1. April 1995: Aufgrund des Beschlusses des UN-Sicherheitsrates (Resolution 981) wurde UNPROFOR (United Nations Protection Forces – UN-Schutztruppen)
in Kroatien zu UNCRO (United Nations Confidence Restoration Operation in Croatia – Operation der Vereinten Nationen zur Wiederherstellung des
Vertrauens in Kroatien) und übernahm die Aufgabe der Aufsicht der international anerkannten Grenzen der RH.
– 7. April 1995: Angriffsgefecht “Sprung 1/Skok 1”
Ziel kroatischer Truppen:
Eroberung von günstigen Stellungen auf Gebirge Dinara bei Crvena greda und Zeleno brdo,
Anrücken an die Dörfer Uništa und Cetina,
Verhindern vom Gegenangriff des Feindes aus der Richtung des Dorfes Uništa.
Die kroatischen Einheiten befreiten auf Gebirge Dinara oberhalb Knin ein Gebiet von etwa 15 km Breite und 5 km Länge (75 km2) und stellten unter ihre
Kontrolle (“Beschuss-Kontrolle”) das Hinterland von Knin, und besonders die feindlichen Stützpunkte bei den Dörfern Uništa und Cetina. Die Versuche
des Gegners aus der Umgebung des Dorfes Cetina (Territorium der RH) mit Gegenangriffen die verlorenen Stellungen zurückzuerobern, womit auch
“Zagreber Abkommen” verletzt worden war, hatten keinen Erfolg. Die Serben verstärkten nach dieser Aktion ihr Abwehrsystem um Bosansko Grahovo.
Anfang Mai 1995: militärisch-polizeiliche Operation “Bljesak/Blitz”
4. – 11. Juni 1995: Angriffsgefecht “Skok 2/Sprung 2”
Ziel kroatischer Truppen:
Befreiung der Ost- und Westseite von Livanjsko polje,
Anrücken an Bosansko Grahovo und Schaffung von Bedingungen für Artilleriewirkung gegen die militärischen Ziele in dieser Richtung,
Stabilisierung der Frontlinie Dinara - Kupres.
Die kroatischen Truppen drangen den Feind nach Bosansko Grahovo und Glamoč zurück und eroberten den stark besetzten serbischen Stützpunkt Crni
Lug (4. Juni) und die umliegenden Dörfer sowie Mali Šator (7. Juni) und Veliki Šator (11. Juni), wodurch der Raum von Livanjsko polje gesichert wurde
und konnte so seitens der von Dinara aus und über Šator-Gebirge und Staretina sogar bis Kupreška vrata (Kupres-Tor) miteinander verbundenen
kroatischen Truppen als Manövergelände benutzt werden. Glamoč wurde zum Teil eingekesselt (vom Süden, Westen und Norden) und der Druck der
serbischen Verbände auf Bihać geschwächt. Auch die wichtige Verkehrsader – Bosansko Grahovo in Bosnien-Herzegowina sowie Cetinska dolina
(Cetina-Tal) und Vrličko polje in Kroatien, befanden sich in der Reichweite der kroatischen Artillerie. Das befreite Gebiet war 30 km breit und 14 – 15
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km lang (ungefähr 420 – 450 km ). Nach dieser Aktion beabsichtigte die internationale Gemeinschaft auf Dinara die Schnelleinsatz-Sondertruppen zu
schicken, aber die kroatische Führung wies diesen Vorschlag ab.
– 11. Juli 1995: serbische Verbände fielen in Srebrenica und dann in Žepa (25. Juli), eigentlich in die Städte “unter Schutz” der Vereinten Nationen, ein,
und Tausende von Muslimen aus Srebrenica kamen ums Leben (man spricht von 8000 Opfern), und andere wurden vertrieben.
– 19. Juli 1995: serbische Verbände, darunter auch die Einheiten der Serben aus Kroatien, starteten einen heftigen Angriff auf unter “Schutz der
Resolution der Vereinten Nationen” stehendes Bihać. Der Fall der Stadt wäre für die Serben ein wichtiger strategischer Erfolg. All das verursachte auch
eine große humanitäre Katastrophe, da Bihać auch zahlreiche Flüchtlinge aufnehmen musste.
– 21. Juli 1995: das Kommando des 5. Korps der Armee Bosnien-Herzegowina in Bihać meldete dem Generalstab der Kroatischen Streitkräfte, dass das
Korps große Verluste erlitten hätte, dass “brutale Gewalt alles beherrscht und großer Teil des Territoriums verlorenging. (…) Die Vorräte der Munition
und des Kriegsmaterials sind sehr gering und deshalb wird eine länger andauernde Verteidigung unmöglich gemacht. (…) Bei diesem Tempo des Angriffs
des (serbischen) Aggressors kann die organisierte Abwehr (des Korps) nur noch zwei oder drei Tage ausharren.”
Die dramatische Situation in Bihać beschreibt auch das Schreiben, dass an diesem Tag der Vorstand der Gemeinde Bihać Adnan Alagić an den
Präsidenten der RH Franjo Tuđman schickte: Wegen der heftigen Wirkung der Artillerie, verlässt die Bevölkerung die Grenzzonen und flüchtet nach
Bihać. Die Dramatik der Lage wird jede Stunde größer, da die humanitäre Situation schon seit langem katastrophal ist. Sie hörten schon vielleicht, dass
wir die ersten Fälle des Hungertodes gehabt hatten. Die Hoffnung, dass sich die Umstände nach der Ernte des in den Vorstädten gesäten Getreides
verbessern werden, ist jetzt zunichte gemacht. Genau diese Gebiete befinden sich ständig unter feindlichem Beschuss von gerade angezündeten Granaten.
Die Lage ist besonders schwierig im Krankenhaus von Bihać. Es fehlt an Arzneien und Sanitätsmaterial und wegen Mangel an Nahrung bekommen die
Patienten nur eine Mahlzeit täglich. Das Schicksal von etwa 180.000 Einwohnern des Kantons Una-Sana ist ungewiss. Wir können nur versprechen, dass
wir ohne Rücksicht auf Preis und Unentschlossenheit der internationalen Gemeinschaft kämpfen werden. Unsere einzige Hoffnung stellen unsere tapferen
Soldaten und das freundliche kroatische Volk dar, da der Aggressor für uns alle dasselbe Schicksal plant. Deswegen bitte ich Sie, dass Sie alles in Ihrer
Macht mögliche tun, um diese heroische Stadt und ihre gequälte Bevölkerung zu retten.
– 22. Juli 1995: “Deklaration von Split”
In Split unterschrieben Präsident der RH (Franjo Tuđman) und Präsident des Präsidiums Bosnien-Herzegowina (Alija Izetbegović) sowie Präsident der
Föderation Bosnien-Herzegowina (Krešimir Zubak) sowie Präsident der Regierung Bosnien-Herzegowina (Haris Silajdžić) Deklaration über die
Realisierung des Washingtoner Abkommens, einer gemeinsamen Verteidigung gegen serbischer Aggression sowie der Erlangung einer politischen Lösung
in Einklang mit Forderungen der internationalen Gemeinschaft.
– 23. Juli 1995: das Kommando des 5. Korps der Armee Bosnien-Herzegowina in Bihać teilte dem Generalstab der Kroatischen Streitkräfte mit, die Lage
habe sich verschlechtert und sei außer Kontrolle geraten. Es bestehe auch große Möglichkeit, dass das Gebiet um Bihać bis Abendstunden in zwei Teile
abgeschnitten und “5. Korps vernichtet” würde.
– 24. Juli 1995: Kommando des 5. Korps, Generalstab des Kroatischen Verteidigungsrates Bihać und Gemeinde-Ausschuss der Kroatischen
Demokratischen Gemeinschaft Bihać appellierten an die politischen und militärischen Behörden in Zagreb, aufgrund der kritischen Situation, Hilfe zu
organisieren. “Wir bitten sie, die Situation ist sehr ernst und sie sollten rasch und radikal handeln, um die Bevölkerung und das Territorium des Kantons
Una-Save zu retten.”
– 25. – 30. Juli 1995: Operation “Ljeto ’95/Sommer ’95”
Ziel kroatischer Truppen:
Befreiung von Bosansko Grahovo und Glamoč,
Kommunikation Knin-Drvar zu unterbrechen,
Sicherheit von Livno und Kupres zu steigern,
serbischen Angriff auf Bihać zu stoppen,
Schaffung von Voraussetzungen für die Befreiung von Knin und anderer okkupierten Teile Kroatiens.
Durch die Befreiung von Bosansko Grahovo am 28. Juli und des Gebirgssattels Derale sowie Glamoč am 29. Juli kreisten die kroatischen Truppen die
aufständischen Serben im Norden Dalmatiens teilweise ein, was auch bedeutete, dass die Vorrückung nach Banja Luka jetzt möglich war. Und die
serbischen Verbände wurden entlang der Linie: Knin – Otrić – Srb sowie Obrovac – Gračac abgeschnitten. Die kroatischen Soldaten eroberten etwa 1600
km2 des Territoriums Bosnien-Herzegowinas.
– 3. August 1995: die Verhandlungen zwischen der kroatischen Regierung und den aufständischen Serben in Genthod bei Genf brachten keine Resultate;
die Führung der aufständischen Serben wies die Vorschläge der kroatischen Seite ab.
– Denselben Tag in den Abendstunden griff die serbische Artillerie die weitere Umgebung von Dubrovnik; drei Zivilisten wurden getötet und drei
verwundet.
Struktur und Stand der Streitkräfte der Sozialistischen Föderativen Republik Jugoslawien
(Streitkräfte = Jugoslawische Volksarmee + Territorialverteidigung)
Friedens- und Kriegsstand unmittelbar vor dem Ausbruch des Konflikts in Jugoslawien
(übernommen aus: Slobodan Praljak, Agresija Bosnien-Herzegowina na RH, S. 6)
Mannschaft der Volksarmee: Friedensstand 180.000 (15%); Kriegsstand + 1.200.000 (85%)
Die Territorialverteidigung (Teritorijalna obrana/TO): Friedensstand etwa 1000 (2%, nur Kommandostelle); Kriegsstand + etwa 1.200.000 (98%); davon:
TO Slowenien 110.000, TO Kroatien 230.000, TO Bosnien-Herzegowina 270.000, TO Montenegro 40.000, TO Mazedonien 60.000, TO Serbien 300.000,
TO Vojvodina 60.000, TO Kosovo 130.000 (TO bestand nur auf dem Papier, da sie nach den Demonstrationen der albanischen Bevölkerung im Frühjahr
1981 entwaffnet worden war und die Bewaffnung hatte man nach Serbien transportiert; die Bewaffnung wurde den Serben in Kosovo sowie
Montenegrinern nicht genommen oder sie wurden später durch parallele, nicht institutionelle Kanäle wieder mit Waffen versehen – ungefähr 12% der
Bevölkerung).
Der Kriegsstand der Streitkräfte der Sozialistischen Föderativen Republik Jugoslawien betrug (mit zusätzlicher Kapazität von 8%): 2.400.000 Soldaten,
davon etwa 550.000 in der Produktion und bei der Logistik, und der Rest bei den Kampftruppen.
Landstreitkräfte (Kopnena vojska/KoV)
Aufstellung: 17 Korps + 1. Garde-Division (Beograd) und 63. Fallschirm-Brigade (Niš) als selbständige Truppen des Generalstabes; schwere
Bewaffnung: 2100 Panzer, 1000 Panzertransporter, 8000 Geschütze und 1300 Panzerabwehrraketen.
Jugoslawische Kriegsmarine (Jugoslavenska ratna mornarica/JRM)
Aufstellung und Ausrüstung: 1 Brigade Torpedoboote (14), 1 Brigade Raketenboote und Raketen-Kanonenboote (16), 1 Brigade Patrouillenboote (4), 1
Division Minensuchboote (9), 1 Brigade Unterseeboote (11), 1 Abteilung Marine-Diversanten und 3 Brigaden Marine-Infanterie.
Luftstreitkräfte und Luftabwehr (Ratno zrakoplovstvo i protuzrakoplovna obrana (RZ und PZO))
Aufstellung: 5. Korps (Zagreb), 1. Korps (Beograd), 3. Korps (Skopje);
Ausrüstung: 512 Kampfflugzeuge, 104 Transportflugzeuge, 152 Hubschrauber und 118 andere Flugzeuge sowie 5100 Luftabwehr-Geschütze sowie 2800
Luftabwehr-Raketen.
Nach den Angaben des Generalstabes der Territorialverteidigung der “Republik Serbische Krajina” aus dem Juni 1992, ließ die JNA hinter sich: 262
Panzer, 56 verschiedene Kampffahrzeuge, 1360 Geschütze aller Kaliber, 2573 Fahrzeuge und ungefähr 65.000 Stück verschiedener Gewehre. Mitte 1994
verfügte die Serbische Armee Krajina über 300 Panzer, 295 verschiedene Panzer-Kampffahrzeuge, 360 Geschütze des Kalibers von 100 und mehr mm
(Marijan, Oluja, 38). Bis zur Operation “Oluja” ist die Panzerzahl, wie es scheint, gestiegen.
Die bosnisch-herzegowinischen Serben bekamen von der JNA etwa 300 Panzer, 231 Geschütze großen Kalibers, 24 Ausbildungsflugzeuge, 20
Hubschrauber, 4 Raketendivisionen der Luftabwehr sowie eine größere Menge an Infanterie-Waffen und Munition.
Nach den offiziellen Angaben der Bundesrepublik Jugoslawien (SRJ) aus dem Juni 1996, besaß die Armee Jugoslawiens 230 Flugzeuge (darunter 16 des
Typus MIG-29, 98 des Typus MIG-21 und 67 des Typus Supergaleb/Supermöwe ...), 56 Kampfhubschrauber, 1512 Panzer (darunter 239 des Typus M-84,
64 des Typus T-72, 783 des Typus T-55 und 426 des Typus T-34), 4919 Geschütze des Kalibers zwischen 105 und 155 mm, 99 des Typus VLR Plamen,
65 des Typus VLR Oganj, 1396 verschiedene Minenwerfer des Kalibers 120 mm und 1792 Minenwerfer des Kalibers 82 mm (Marijan, Slom Titove
armije, 400).
Verlauf der militär-polizeilichen Operation “Oluja/Sturm”
Ziel kroatischer Truppen:
- Befreiung des okkupierten kroatischen Territoriums,
- Rückkehr von Flüchtlingen,
- Hilfe für die Armee Bosnien-Herzegowina: belagertes Bihać zu deblockieren und eine humanitäre Katastrophe zu verhindern,
- Vorrückung bis an die international anerkannten Grenzen der RH.
Grundlegender strategischer Plan:
- aufgrund eines koordinierten Einsatzes der kroatischen Truppen aus mehreren Richtungen (31) Durchbrüche der feindlichen Abwehr und Befreiung des
besetzten Gebiets der RH durchzuführen,
- Angriffe in Zentralkroatien; Befreiung von Städten: Knin, Gračac, Korenica, Slunj, Glina, Petrinja, Hrvatska Kostajnica und Hrvatska Dubica,
- Entschlossene Verteidigung im Osten und Süden des Landes,
- Träger des Angriffs - Gardebrigaden,
- für die Ausbreitung des Erfolgs und Erhaltung der Wirkung der Kampfaktivitäten die Reservetruppen sowie Sondereinheiten des Innenministeriums der
RH benutzen.
– 4. August (Freitag) 1995:
Beginn der militärisch-polizeilichen Operation “Oluja” um 5 Uhr morgens.
Am Anfang zerstörten die Kroatischen Luftstreitkräfte den feindlichen Knotenpunkt für die Radioübertragung Ćelavac sowie die Kommunikationszentren
auf Petrova und Zrinska gora. Am selben Tag befreite man auch Sveti Rok, Čista Mala, Čista Velika, Uništa, Gornji Baljci, Dabar, Novoselija, Sibić,
Gora, Strašnik, Graberje, Višnjica, Predore, Uštica, Tanac, sowie Gebirgssattel Mali Alan und Gebiet entlang der Linie Dulibe – Tulove grede auf VelebitGebirge.
Die serbischen Kräfte beschossen in den Morgenstunden mit Granaten Dubrovnik, Biograd na moru, Gospić, Otočac, Sisak und Sunja (und dann auch
Karlovac, Nuštar und andere Ortschaften in Kroaten); betroffen wurden Zivilisten und zivile Objekte.
– 5. August (Samstag) 1995:
Befreit: kroatische königliche Stadt Knin mit Umgebung, Ljubovo, Žitnić, Lovinac, Gračac, Novi Lički Osik, Ostrovica, Primišlje, Plaški, Dubica, Vrlika,
Kijevo, Drniš und Umgebung, Obrovac, Benkovac, Zemunik Gornji, Biljane Gornje, Biljane Donje, Škabrnja, Nadin, Smilčić, Karin, Saborsko, Lička
Jesenica, Vaganac, Ličko Petrovo Selo, Rakovica, Drežnik Grad, Željava, Medak, Petrinić Polje, Trnavec, Lički Ribnik, Gornji Poloj, Glinsko Novo Selo,
Župić und Župić brdo, Šanja, Vilusi, Pecki, Luščani, Križ, Cepeliš, Strmen sowie andere Orte.
– 6. August (Sonntag) 1995:
Befreit: Petrinja, Kistanje, Muškovac, Kaštel Žegarić, Vrhovine, Kostajnica, Udbina, Krbava, Korenica, Bunić, Slunj, Broćanac, Plitvice, Glina, Otrić,
Bruvno, Malovan, Rudopolje, Stražbenica, Blinja, Umetić, Slabinje, Čaire, Utolica, Rausovac, Gornja i Donja Bačuga, Jabukovac, Banski Grabovac, Šaš,
Veliki Šušnjar, Majski Trtnik, Barlete, Vrebac, Mogorić, Ploča und andere Orte. Denselben Tag trafen an der Grenze entlang des Flusses Korana bei
Tržačka Raštela die Truppen der Kroatischen Streitkräfte (unter dem Kommando vom Generaloberst Marijan Mareković) und die Truppen des 5. Korps
der Armee Bosnien-Herzegowina (unter dem Kommando vom General Atif Dudaković) aufeinander.
– 7. August (Montag) 1995:
Befreit: Gornji und Donji Lapac, Mazin, Dobroselo, Boričevac, Kulen Vakuf, Cetingrad, Veljun, Krnjak, Vojnić, Gornje Mekušje, Kamensko, Tušilović,
Turanj, Šanac, Jelaši und andere Ortschaften. Die Mitteilung des Verteidigungsministers der RH Gojko Šušak, dass die Operation um 18 Uhr desselben
Tages beendet worden war, bestätigte den endgültigen Sieg der kroatischen Kräfte, obwohl noch einige “Kessel” des feindlichen Widerstandes zu lösen
waren.
– 8. August (Dienstag) 1995:
Die Ergebung des Obersten und Befehlshabers vom 21. Korps der “Serbischen Armee Krajina” Čedomir Bulat in Topusko um 14 Uhr, bedeutete sowohl
das Ende des operativen Einsatzes der Operation “Oluja”, als auch das Ende des Krieges auf dem Territorium der RH, obwohl noch einige militärische
Aktivitäten im Gange waren, um die Reste der feindlichen Truppen zu brechen und das Terrain zu reinigen. Beispielsweise fielen die kroatischen Kräfte
am 8. August in Srb, am 9. August in Vrginmost und Dvor na Uni ein. Nachdem der Feind besiegt worden war, erlangten die Kroatischen Streitkräfte die
international anerkannte Grenze zwischen Kroatien und Bosnien-Herzegowina.
Panzer
385-450
350
1,1 : 1
SchützenPanzer BVP
195-210
150
1,35 : 1
Flugzeuge
20-25
7
3,18 : 1
Hubschrauber
10-13
13
1:1
Fahrzeuge
1100-1500
2500
1 : 1,9
Artillerie
515-570
200
2,5 : 1
Luftabwehr
295-340
200
1,55 : 1
37.000-50.000
127.000200.000
1 : 2,5 – 1 : 5,4
Serbische
Truppen
Kroatische
Truppen
Soldaten,
Unteroffiziere,
Offiziere,
Polizisten
KräfteVerhältnis
Während der Operation “Oluja” konnten die Truppen der “Serbischen Armee Krajina” keine offene militärische Unterstützung aus BosnienHerzegowina und Serbien bekommen, da die damaligen Kriegsumstände entlang der Frontlinien in Bosnien-Herzegowina der “Armee der Republik
Srpska/Vojska Republike Srpske (VRS)” nicht zuließen, ihnen militärisch zu helfen. Der serbischen Führung in Beograd war auch eine übereilte
Intervention in Kroatien sowohl aus politischen als auch militärischen Gründen nicht akzeptabel. Außerdem sollte die Dynamik der Vorrückung der
kroatischen Kräfte solche Ausmaße angenommen haben, dass sogar die Teilnahme der Armee Jugoslawien am Konflikt die Niederlage der “Serbischen
Armee Krajina” nicht verhindern konnte. Jugoslawien hatte aber der Führung von “Krajina” die militärische Hilfe sowie die Ausübung des diplomatischen
Drucks auf Kroatien versprochen. Während der am 4. August 1995 um 17 Uhr bei der Kommandostelle in Dobanovci nahe Beograd stattgefundenen
außerordentlichen Sitzung des jugoslawischen Oberrates, schickte man ein Telegramm der Ermutigung an den Befehlshaber der “Serbischen Armee
Krajina” General Mrkšić, mit der Botschaft, er solle eine hartnäckige Verteidigung wenigstens noch zwei Tage organisieren, und danach wäre
Jugoslawien in der Lage, ihm mit allen verfügbaren Mitteln zu helfen (M. Bulatović, Pravila ćutanja: istiniti politički triler sa poznatim završetkom,
Beograd, 2004, 181-182).
Es wurde auch erwähnt, dass Milošević am ersten Tag von “Oluja” in einem Telefongespräch Martić mitgeteilt haben soll, dass “Krajina” noch fünf
bis sechs Tage auszuharren hätte, damit Beograd den notwendigen Raum zum Wirken gewinne (Milisav Sekulić, Knin je pao u Beogradu, Bad Vilbel
2001, 178). Dafür spricht auch die Aussage des ehemaligen Ministerpräsidenten der “Republik Serbische Krajina” Goran Hadžić nach “Oluja”, der davon
überzeugt war, dass die “Republik Serbische Krajina” auf dem Gebiet von Slawonien und Syrmien sich behaupten werde. Er konnte sich nicht mit der
Tatsache versöhnen, dass “Krajina” nicht mehr existieren sollte, und bot auf die Frage über den möglichen Angriff der Kroatischen Streitkräfte die
folgende Antwort an: Ich bin sicher, dass Serbien diesem Teil von Krajina helfen wird und dafür gibt es gewisse Zeichen, aber es ist zu früh darüber für
die Zeitungen zu sprechen. Und Serbien hätte ohne Zweifel auch dem anderen Teil von Krajina geholfen haben, wenn man dort wenigsten einen kleinen
Widerstand leisten konnte (“Srbija će pomoći”, Nin, br. 2329, 18. 8. 1995, 17-19). Auch damaliger “Stellvertreter des Verteidigungsministers der
Republik Serbische Krajina” Milan Milanović bekräftigte die Aussage über die Organisation und Bereitschaft der restlichen Truppen der Armee der
“Republik Serbische Krajina” sich zu verteidigen, und wies darauf hin, dass im Falle einer größeren Gewalt die Hilfe Jugoslawiens erwartet würde, sowie
dass keine Pläne und Aktionen ohne Zustimmung aus Beograd gemacht werden sollten (“Svi se boje Srbije”, Intervju, 22. 9. 1995, 6-7).
Nach der Operation “Oluja” war Kroatien entschlossen, eine neue Militäroperation durchzuführen, und bereit auch das letzte Meter seines besetzten
Staatsgebietes im Osten zurückzuerobern. Aber Präsident der RH Franjo Tuđman verhandelte wieder mit aufständischen Serben und suchte nach einer
friedlichen Lösung für das noch okkupierte Gebiet, und das ohne Rücksicht auf die Bereitschaft der kroatischen Soldaten, die nachdrückliche Übermacht
der Kroatischen Streitkräfte im Verhältnis zu den Verbänden der aufständischen Serben sowie ohne Rücksicht auf den starken Druck der kroatischen
Öffentlichkeit und besonders der Flüchtlinge, welche verlangten, dass auch Ostslawonien mit Waffen befreit würde. Das Resultat war “Grundlegendes
Abkommen über die friedliche Reintegration von Ostslawonien, der Baranja und Westsyrmien in die verfassungsrechtliche Ordnung der RH”, das die
Vertreter der aufständischen Serben in Kroatien am 12. November 1995 in Erdut unterschrieben.
Das erwähnte Abkommen (“Erdutski/Abkommen von Erdut”), das wegen zahlreicher Zugeständnisse gegenüber den aufständischen Serben zur Zeit
als Kroatien militärisch in der Lage war, den Osten Kroatiens zu befreien, große Unzufriedenheit der im Jahr 1991 vertriebenen Kroaten hervorrief,
bestätigte die Folgerichtigkeit der kroatischen Politik in der Bemühung, auch schmerzliche Kompromisse inbegriffen, die Frage der okkupierten Gebiete
friedlich zu lösen. Um die Beschlüsse vom “Abkommen von Erdut” zu realisieren, gründete UN-Sicherheitsrat (Resolution 1037, vom 15. Januar 1996)
die besondere “Übergangsverwaltung der Vereinten Nationen in Ostslawonien” (UN Transitional Authority in Eastern Slavonia, bzw. UNTAES). Auch
dieses Mal bekräftigte der UN-Sicherheitsrat den “Einsatz für Unabhängigkeit, Souveränität und territoriale Integrität der RH” und hob hervor, dass
“Ostslawonien, die Baranja und Westsyrmien (Sektor Ost) Bestandteile der RH” seien. Das Mandat von UNTAES endete am 15. Januar 1998 und das
erwähnte Territorium wurde in die verfassungsrechtliche Ordnung der RH integriert.
“Wir sollten Leben retten”
Der Großteil der kroatischen Soldaten und Polizisten befolgte den am Vorabend der Operation “Oluja” gegebenen strengen Befehl die Zivilisten sowie
zivile und besonders religiöse (orthodoxe) Objekte zu schützen. Leider gab es aber Individuen, die ihn nicht berücksichtigten, und man meldete die Fälle
der Tötungen serbischer Zivilisten und Plünderungen ihres Eigentums. Die erwähnten Taten, aber auch der Beschuss kroatischer Städte durch serbische
Artillerie während der Operation “Oluja”, was wiederum neue Zerstörung und zusätzliche zivile Opfer abverlangte, wurden seitens der kroatischen
Führung verurteilt. Im Verlauf der Operation wurde immer wieder in den öffentlichen Medien der Aufruf des Präsidenten der RH Franjo Tuđman an die
kroatischen Bürger serbischer Nationalität publik gemacht, sich zum Verbleib in Kroatien zu entschließen, da die Verfassung und Verfassungsgesetz über
Minderheiten ihnen alle bürgerliche Rechte garantieren sollten. Nachdem aber die Führung der aufständischen Serben am Nachmittag den 4. August 1995
beschlossen hatte, die Bevölkerung zu evakuieren, verließ der Großteil der Serben aus selbstproklamierten “Krajina” Kroatien. Die Vertreter der Vereinten
Nationen sowie der Botschafter der Vereinigten Staaten von Amerika Peter Galbraith bestätigten, dass die serbischen Zivilisten im Großen und Ganzen
vor der Ankunft der Kroatischen Streitkräfte weggegangen seien; ihre Anzahl wird auf 90.000 (kroatische Quellen), bzw. 150.000 (Quellen der Vereinten
Nationen), und sogar auf 200.000 – 300.000 Menschen (serbische Quellen) geschätzt.
Auf dem im Verlauf der Operationen “Bljesak” und “Oluja” (ehemalige Sektoren West, Nord und Süd) befreiten Gebiet der RH lebten Mitte
September 1995 38.594 Menschen: 14.613 Personen blieben ohne Rücksicht auf Befreiungsaktionen; 10.772 Flüchtlinge kehrten zurück; und 13.209
kamen später als Flüchtlinge aus Bosnien-Herzegowina und Serbien (hauptsächlich aus der Vojvodina). Allein in den ehemaligen Sektoren Nord und
Süd (wurden in der Operation “Oluja” befreit), zerstreut in mehr als 600 Ortschaften, ohne irgendwelche Sicherheit, Familie und
Gesundheitsverischerung, und häufig auch ohne Strom, Wasser und Heizung, blieben etwa 10.500 ältere Menschen, größtenteils serbischer Nationalität
(mehr als 70%). Nach “Oluja” begannen die kroatischen Behörden gleich die humanitäre Arbeit zu organisieren und eine Reihe von Hilfsmaßnahmen
für die auf dem befreiten Gebiet angetroffene Bevölkerung zu ergreifen. Bis zum 18. August bekamen 1203 Personen (in 826 Haushalten) finanzielle
Hilfe (dreimal), und bis Dezember 1995 wurde sie dann den 7456 Haushalten mit insgesamt 13.185 Menschen ausgezahlt. In selben Monat wurden
diese Benutzer in das reguläre System der Sozialversicherung integriert. Für alle auf dem befreiten Gebieten vorgefundenen Personen, die eine schnelle
medizinische Fürsorge gebraucht hatten, wurde das Recht auf Gesundheitsversorgung gesichert, ohne Rücksicht darauf, ob sie eine
Gesundheitsversicherung hatten. Um die älteren und nicht selbständigen Personen zu versorgen, wurden in Knin, Drniš, Benkovac, Glina und Petrinja
gleich Sozialzentren organisiert, und wegen der schwierigen Lage in Terrain, auch neue in Hrvatska Kostajnica, Slunj, Topusko, sowie Zweigstellen in
Vojnić und Gvozd (Vrginmost), Dvor, Korenica, Obrovac und Gračac und in Donji Lapac gegründet. Für die serbischen sich auf dem Weg nach Serbien
befindlichen Zivilisten, organisierte man die Hilfszentren mit Zweigstellen und Filialen in Glina, Sisak, Lipovljani, Lužani sowie in Lipovac. Die
kroatische Bevölkerung, die gleichzeitig aus Serbien, bzw. aus der Vojvodina sowie Bosnien-Herzegowina, als Vergeltungsopfer für die Operation
“Oluja” vertrieben worden war, brachte man in den improvisierten Aufnahme-Zentren in Bjelovar, Slatina, Orahovica und Virovitica unter.
Wegen des hohen Alters des Großteils der Bevölkerung auf dem befreiten Gebiet, der bestehenden Lebensbedingungen sowie wegen des
unmittelbaren Wintereinbruchs, bereiteten die Behörden und die Ministerien der RH sowie die unabhängigen kroatischen und internationalen
Organisationen (Rotes Kreuz, Roter Halbmond, UNHCR, UNICEF usw.) ein besonderes Projekt der organisierten Fürsorge während des Winters vor. Mit
der Realisierung des Projekts unter dem Titel “Wir sollten Leben retten” begann man Anfang Oktober 1995; man forderte auf, dass es als Priorität
eingestuft werden sollte, und es wurde vom kroatischen Präsidenten Franjo Tuđman unterstützt.
Innerhalb zwei Monate hatte man in 604 Ortschaften auf einem Gebiet von 10.497 km2 10.594 Personen (6380 Frauen und 4214 Männer, bzw. 70,4%
Serben, 27,6% Kroaten und 2% Sonstige) versorgt. Unter diesen verlassenen Menschen waren 76% älter als 60 Jahre und etwa 20% zwischen 26 und 59
Jahren alt.
In 73 Siedlungen blieb nur eine Person zurück, in 155 zwischen 2 und 5 Personen, in 104 zwischen 6 und 10, in 73 zwischen 11-20 und in 119 mehr
als 21 Personen. Völlig verlassen waren 80 Siedlungen. .
Mehr als 80% der übriggebliebenen Bevölkerung hatte kein Einkommen und mehr als 80% hatte Gesundheitsprobleme. Mit der Unterstützung des
Internationalen Roten Kreuzes, waren seit November 1995 acht mobile Teams für soziale Hilfe, zwei für medizinische und zwei für technische Hilfe des
Kroatischen Roten Kreuzes ständig engagiert. Bis zum Jahresende willigten 379 verlassene Menschen ein, in Pflegeheime in verschiedenen Teilen
Kroatiens umzuziehen.
Um die kroatisch-serbischen Beziehungen zu normalisieren und die Bedingungen für die Rückkehr der serbischen Flüchtlinge nach Kroatien zu
schaffen, verabschiedete das Abgeordnetenhaus des Landtages der RH in der Sitzung vom 20. September 1996 das Allgemeine Amnestiegesetz, das
vorschreib, dass “allgemeine Amnestie bei einer Strafverfolgung und einem Strafverfahren für die Täter von Verbrechen während der Aggression, des
bewaffneten Aufstandes oder der bewaffneten Konflikte, sowie bezüglich der Aggression, des bewaffneten Aufstandes oder der bewaffneten Konflikte in
der RH”, gilt, und das im Zeitraum zwischen dem 17. August 1990 bis 23. August 1996. Die Amnestie umfasste auch die Vollstreckung eines
rechtskräftigen Urteilsspruchs für die Täter von eben erwähnten Straftaten. Ein solches Amnestiegesetz für die im Krieg gegen Kroatien begangenen
Verbrechen beschloss der Landtag der RH schon am 2. September 1992, und dann auch nach der militärisch-polizeilichen Operation “Bljesak” im Mai
1995.
Bis zum Ende 1997 kehrten nach Kroatien 118.000 Vertriebene und Flüchtlinge zurück, einschließlich 30.000 Serben. Um den Prozess der Rückkehr
zu beschleunigen, verfasste die Regierung der RH im Jahr 1998 das Programm für die Rückkehr und Versorgung von Vertriebenen, Flüchtlingen sowie
entvölkerten Personen. Eine organisierte Rückkehr war möglich erst nachdem die minimalen Bedingungen, bzw. die elementare Infrastruktur inbegriffen,
gesichert worden waren.
“Oluja/Sturm” war eine legitime Befreiungsoperation der Kroatischen Streitkräfte – im Verlauf welcher kroatische Befehlshaber ehrenhaft ihre Truppen
kommandierten
Um die in Kriegen auf dem Gebiet des ehemaligen Jugoslawiens während und nach seiner Auflösung begangenen Verbrechen zu bestrafen, beschloss
UN-Sicherheitsrat im Jahr 1993 den Internationalen Gerichtshof für Kriegsverbrechen im ehemaligen Jugoslawien mit dem Sitz in Den Haag (die
Niederlande) zu gründen. Seine Errichtung wurde seitens der RH unterstützt, mit der Hoffnung, dass man durch neutrale und gerechte Gerichtsverfahren
die Kriegsverbrecher aus ehemaligem Jugoslawien bestrafen wird. Die Mehrheit der Angeklagten und Verurteilten am erwähnten Gerichtshof bildeten die
serbischen Politiker, Befehlshaber und Soldaten. Diese Angabe ist jedoch weniger wichtig als die Tatsache, dass sich der Gerichtshof nur mit den Folgen,
aber nicht mit den Ursachen des Krieges auseinandersetzte. Seine Aufgabe, die sicher wichtig war, bestand darin, dass allen Kriegsverbrechen Prozess
gemacht wird. Doch das ist sicher nicht genug, um einen künftigen Aggressor davon abzubringen, einen neuen Eroberungskrieg zu starten. Wenn der
Krieg ausbricht, können die Verbrechen können vermieden werden, und so gibt es in der Geschichte sicher keinen Krieg, in welchem auch die
angegriffene Seite die Hände nicht mit Blut befleckte. In Einklang damit, und bezüglich der seitens der Juristen diskutierten kontroversen Behauptung,
dass “wenn man sich verteidigt, kein Kriegsverbrechen verübt werden kann”, könnte man auch sagen, dass es “auch keine Verteidigung ohne Gewalt und
Verbrechen gibt”. Das setzt auch voraus, dass im Rahmen jeder Auseinandersetzung (auch jener juristischer Natur) über die Folgen eines Krieges, seinen
Ursachen sowie den Unterschied zwischen dem Angreifer und Verteidiger bzw. zwischen dem Aggressor und dem Opfer gesprochen werden kann.
Gewiss schließt dies nicht die Notwendigkeit der Bestrafung aller Kriegsverbrecher – und “Kriegsverbrechen” aus. Vor allem aber sollte man alles
Mögliche tun, um die Kriegsausbrüche zu verhindern, bzw. dafür sorgen, dass die dafür Schuldigen und Aggressoren einstimmig verurteilt und drastisch
bestraft werden. Nur auf diese Art und Weise wird eine klare Botschaft über die Null-Toleranz gegenüber der Eroberungspolitik und den Kriegen
ankommen. Leider ist der Internationale Gerichtshof in Den Haag nicht dafür bevollmächtigt, und es ist fraglich, ob die Vorbedingungen für ein
objektives Urteil und Bestrafung von Aggression überhaupt bestehen, wenn man sich erinnert an die Welt, in welcher wir leben und an die verschiedenen
Interessen der “Großmächte” und der führenden Mitglieder der Vereinten Nationen.
Trotz bestimmter Mängel stellt die Gründung solcher Gerichtshöfe doch einen Fortschritt der Zivilisation dar, besonders wegen der Bemühung
aufgrund objektiven und gerechten Gerichtsverhandlungen und Bestrafungen von Kriegsverbrechen ihre Wiederholung zu unterbinden. Die gerechten
Urteilssprüche sollten die Bevölkerung aller kriegführenden Parteien mit negativen Seiten eigener Vergangenheit konfrontieren, um das Bewusstsein
darüber zu stärken, dass jedes Verbrechen bestraft werden sollte, sowie dass die Opfer immer Pietät verdienen, ohne Rücksicht auf die Partei, Nationalität
oder Religion, welcher sie angehören. Da die Kriterien bei der Wahl der Verdächtigen und Gerichtsverhandlungen nicht ganz einheitlich waren und sind,
und dass bestimmte Gerichtsbescheide nicht als ganz objektiv betrachtet werden, zweifelt ein Teil der Öffentlichkeit an der Unvoreingenommenheit und
Gerechtigkeit des Internationalen Gerichtshofs. Diese Zweifel kamen öffentlich nach den ausgesprochenen Urteilsprüche in den Gerichtsprozessen über
serbische Verbrechen in Srebrenica und Vukovar hoch, und besonders nach dem Gerichtsbeschied in erster Instanz vom 15. April 2011, als kroatische
Generale Ante Gotovina und Mladen Markač als Teilnehmer an dem “organisierten Kriegsverbrechen, dessen Ziel in der Vertreibung der Serben aus
Kroatien bestand”, hohe Freiheitsstrafen von 24 und 18 Jahren bekamen.
Es ist gewiss, dass diese Verurteilungen, ohne Rücksicht auf ihr Inhalt und ihr momentanes politisches Gewicht, auf die Geschichtsschreibung im
Allgemeinen keine größere Bedeutung ausüben dürften, und so auch nicht auf die Historiographie über den Heimatkrieg. Die Geschichte wird nicht
aufgrund der Gerichtsbescheide geschrieben, sondern sie benutzt historische Quellen, und ein Historiker verfasst seine Thesen, indem er den ganzen
Kontext einen Prozesses und die chronologische Reihe der ihm zugrundeliegenden Geschehnisse in Betracht zieht. Allein der Gedanke, dass ein
gerichtlicher Urteilsspruch als primäre historische Quelle behandelt wird, weist auf Unkenntnis und Unverständnis der Methodologie der Geschichtskunde
hin. Aber sogar wenn man davon ausgeht, dass diese Urteilssprüche nur die juristischen Aspekte von komplexen historischen Ereignissen bezeugen und
sich nur auf die Feststellung der strafrechtlichen Verantwortlichkeit beschränken, wodurch der historische Kontext eines Ereignisses oder Prozesses nicht
erläutert werden mag, kann man nicht behaupten, dass die Anklage des Gerichtshofs in Den Haag die Existenz eines “organisiertes Kriegsverbrechen”
sowie eine unmittelbare Verantwortlichkeit der kroatischen Generale Ante Gotovina und Mladen Markač für die Leiden von Zivilisten und den Abzug der
kroatischen Bürger serbischer Nationalität während und nach der Operation “Oluja” ohne weiteres bewiesen hatte. Nach selben Kriterien könnte fast keine
militärische “Abschluss-Operation” im Rahmen der Befreiung in der zweiten Hälfte des 20. Jhs. (einschließlich der Operationen in der Endphase des
Zweiten Weltkrieges), nicht als “Verbrechen” bezeichnet werden. Auch gäbe es keinen Befehlshaber oder Politiker ohne Verantwortlichkeit dafür.
Jedes Volk sollte sich mit dunklen Schatten seiner Vergangenheit konfrontieren, besonders falls es seine Geschichte objektiv darzustellen vermag.
Aber auch dieses Vorgehen ist, wenigstens wenn es sich um die kriegerischen Konflikte handelt, bedingt durch die Feststellung von Kriegsursachen und
einer deutlichen Benennung des Aggressors. Die Texte über den Zweiten Weltkrieg sowie Heimatkrieg in den Lehrbüchern für Geschichte in kroatischen
Schulen, in welchen die unehrenhaften Taten “kroatischer Partei” erwähnt werden, dann das Verhältnis der kroatischen Behörden und des Großteils der
Öffentlichkeit gegenüber Kriegsverbrechen sowie andere Beispiele, wie die Urteilssprüche für Verbrechen gegen serbische Zivilisten in Kroatien, zeigen,
dass die kroatische Gesellschaft doch eine bestimmte Reife bezüglich der Straftaten in eigenen Reihen erlangte. Besonders wenn man das Ausmaß und die
Folgen der serbischen Aggression gegen Kroatien im Heimatkrieg sowie die relativ kurze zeitliche Distanz zum Ende des blutigen Krieges in Kroatien
berücksichtigt. Die Reaktion der Mehrheit der kroatischen Politiker und der kroatischen Bürger auf die Verkündung der oben erwähnten Urteile des
Internationalen Gerichtshofs in Den Haag über kroatische Generale Ante Gotovina und Mladen Markač, weist nicht auf die Unfähigkeit Kroatiens sich
mit eigener Vergangenheit auseinanderzusetzen sondern auf die Erbitterung gegenüber einem ungerechten Gerichtsurteil hin. Die verurteilten kroatischen
Generale führten kein “organisiertes Kriegsverbrechen” durch und tragen keine Verantwortung für die Tötungen von Zivilisten und folglich würde das
Akzeptieren dieses Urteils keine Konfrontation mit der Geschichte sondern die Versöhnung mit der Ungerechtigkeit bedeuten.
Die Verurteilung von Unschuldigen verschafft der Gerechtigkeit oder den Opfern keine angemessene Genugtuung, was eigentlich zu den Zielen des
Gerichthofs gehören sollte. Ungerechte Urteile verhindern auch die Aussöhnung von in Konflikt geratenen Parteien. Und der Großteil der Kroaten und
Bürger der RH haltet sie gerade dafür. Für viele von ihnen ist diese Frage nicht mehr eine juristische oder politische, sondern eine Frage der Moral, des
Gewissens sowie auch der Selbstachtung; aber die Leute, die sich gegenüber den Verbrechen und auch gegenüber ungerechten Urteilsprüchen über die für
die Verteidigung und Befreiung ihres Vaterlandes am meisten verdienten Soldaten gleichgültig verhalten, kennen nichts davon!
Es entspricht den Tatsachen, dass während und nach der Operation “Oluja” zu den Zwischenfällen gekommen ist und die Verbrechen an der
serbischen Bevölkerung passierten, wobei auch ihr Eigentum geplündert worden war, aber diese Verbrechen waren keine Folgen eines “organisierten
Kriegsverbrechens” und deshalb können für sie die verurteilten kroatischen Generale nicht verantwortlich sein. Die nach “Oluja” geschehenen Vorfälle
stellten ein Problem der Bildung einer wirkungsvollen Regierungsgewalt und Wiederherstellung der Sicherheit auf dem befreiten Gebiet dar, und stehen in
keinem Verhältnis zu den Befehlshabern der Operation. Gerade dank dem professionellen und offiziersgemäßen Verhalten der kroatischen Befehlshaber
gab es in “Oluja” minimale zivile Opfer seitens der Serben, obwohl bekannt war, dass ein Teil der serbischen Führung dazu bereit war, ihre Mitbürger –
Zivilisten, zu opfern, damit die Kroatischen Streitkräfte für Kriegsverbrechen beschuldigt werden könnten. Diese Tatsache bezeugen die Befehlshaber und
Soldaten der in “Oluja” besiegten serbischen Verbände:
– … Darf man überhaupt eine Frage stellen, die vielleicht so lauten würde: Warum sollte die “serbische Partei” eine Einkreisung der Bevölkerung in
Kordun wollen? Vielleicht ist der Grund die Erwartung, dass sich die Kroatischen Streitkräfte nach dem Begehen eines Massenverbrechens an Kindern,
Frauen, Greisen und belagerten Soldaten vor der Welt und Sponsors bequem machen würden?! Sollte das erwartete Massaker als Hauptbeweis für den
seitens der Kroaten beabsichtigten Völkermord wie zurzeit von Ante Pavelić und Zweiten Weltkriegs benutzt werden? Und endlich, sollte dieses Massaker
in Kordun auch als Rechtfertigung für eine Evakuation ohne Rückkehr geltend gemacht werden? Und sollte es am Ende nicht die Lügen, mit welchen die
Krajina-Serben schon vor dem Jahr 1991 geblendet worden waren, für immer verstecken? Aber obwohl die Einkreisung leider zustande gekommen war,
konnte das Verhalten der Kroatischen Streitkräfte zum Glück nicht anders als rational und völlig kontrolliert beschrieben werden. Kroatien wusste genau
was es wollte und hatte die Situation fest im Griff. Man könnte sagen, es ging keinem in die Falle! (Zitat aus dem Buch des Generalmajors der “Serbischen
Armee Krajina” Milisav Sekulić, Knin je pao u Beogradu, Bad Vilbel, 2000, S. 221).
– ... Und dieses “Ausharren” hatte nur eine Bedeutung: weiterkämpfen und etwas wird schon passieren. Alle, die in dieser Kanzlei waren, wussten, dass
diese Schlacht nicht zu gewinnen ist, und es war offensichtlich, dass wir geopfert werden sollten (...) und dass sich Beograd leichte Punkte von einer
Übergabe von 25 oder 20 Tausend Menschen (5000 Soldaten und 20.000 Zivilisten) verspricht. Ich glaubte nie, dass die Kroaten kommen und alle töten
werden. Ich glaubte nicht, dass auch Tošo Pajić (Mitarbeiter des Staatlichen Sicherheitsdienstes/Služba državne bezbednosti, aus Beograd, und dann
Innenminister der Republik Serbische Krajina) das dachte, ich glaubte nicht, dass Bulat (Čedo, Befehlshaber des 21. Korps der Serbischen Armee
Krajina) das dachte. (...) Sie (serbische Führung in Beograd) wollte aus Topusko neues Srebrenica machen. Aber in diesem Fall, wäre Kroatien als
Schuldiger gebrandmarkt, was auch der Welt präsentiert werden sollte. Man wollte zeigen, dass alle gleich sind, dass sie auch so böse wie wir sind, und
dass sie gerade eine Gruppe von Zivilisten in Topusko getötet haben (Auszug aus der Zeugenaussage des Geheimdienstbeamten und Offiziers der
Serbischen Armee Krajina S.L. vor dem Gerichtshof in Den Haag Anfang Juni 2009, als Antwort auf die Frage der Anwälte des Generals Gotovina, was
die dem Kommando des 21. Korps der Serbischen Armee Krajina seitens der militärischen, polizeilichen und politischen Spitze des damaligen
Jugoslawiens, eigentlich Serbiens, mittgeteilte Botschaft “Ausharren”, bedeuten sollte; Aufzeichnung der Zeugenaussage befindet sich im Kroatischen
Memorial- und Dokumentationszentrum für Heimatkrieg/HMDCDR).
Mit rechtlichen Aspekten der Urteilssprüche des Internationalen Gerichtshofs in Den Haag können sich die Juristen auseinandersetzten, aber für die
Historiker wäre der Haupteinwand der erwähnte Urteilsspruch über kroatische Generale A. Gotovina und M. Markač, da man sowohl die Dokumente der
Verteidigung als auch den historischen Kontext der Ereignisse nicht berücksichtigt hatte. Der Inhalt von historischen Quellen und die Verpflichtung sich
einen totalen Überblick eines Prozesses zu verschaffen, sprechen dafür, dass dieser Urteilsspruch über die Verantwortlichkeit der Generale A. Gotovina i
M. Markač für den übermäßigen bzw. nicht selektiven Beschuss von Knin sowie die “ethnische Säuberung” bzw. Vertreibung serbischer Bevölkerung aus
Kroatien, den Tatsachen nicht entsprechen kann. Und besonders dann, wenn man weißt, dass während des Artilleriebeschusses der militärischen Ziele in
Knin im Verlauf von “Oluja” kein Zivilist ums Leben gekommen war (sogar die Anklage musste zugeben, dass dem Gerichtsrat kein Fall darüber bekannt
wäre, dass Zivilisten während des Angriffs getötet oder verwundet wurden, bzw. es blieb nach den während der Gerichtsverhandlung seitens der Anklage
dargelegten Beweisen offen, ob der Tod eines einzigen Zivilisten in Knin als eine Folge des Granatenangriffs anzusehen wäre). Auch in Gračac, Obrovac
und Benkovac meldete man keine zivilen Opfer während des Bombenangriffs. Und da zweifellos nicht bewiesen werden kann, dass auch ein einziger
Zivilist während dieser Angriffe getötet worden ist, darf der Beschluss des Gerichtsrats über “illegale” (!) Granatenangriffe gegen Zivilisten in der
Operation “Oluja” als Grundlage für eine so hohe Strafe nicht aufrechterhalten werden. Darüber hinaus, es ist auch nicht bekannt, ob ein einziger
serbischer Zivilist in seiner Zeugenaussage als Ursache für Verlassen von “Krajina” “illegale” Granatenangriffe angeführt hat.
Den Gerichtsbescheid über nicht selektive Granatenangriffe von erwähnten Städten widerlegt auch die Angabe, dass nur etwa 5% von 1205 auf
militärische Ziele abgefeuerten Granaten die geplanten (und eigenwillig bestimmten!) Kreislinien in einer Distanz von 200 m von einem militärischen Ziel
nicht traf (davon hätten höchstens 13 Granatengeschosse zivile Objekte gefährden können!). Mit Rücksicht darauf, dass der Urteilsspruch die möglichen
Gründe für die Fehlschüsse nicht in Betracht zog (bewegliche Ziele, Versagung der Ausrüstung, Gestattung einer größeren Spannweite im Rahmen der
aufgetretenen Fehlerquoten bei Verwendung von gebrauchten Waffensystemen, usw.), und dass die Position des Abfeuerns sowie die verantwortliche
Partei nicht klar und deutlich festgestellt werden konnten (beispielsweise, einige Augenzeugen sprachen auch von Geschossen durch Granatwerfer am 4.
August, wofür die kroatische Partei gewiss nicht beschuldigt werden kann), ist der angeführte Prozentsatz womöglich noch kleiner.
Die Behauptungen über den übermäßigen und nicht selektiven Beschuss von Knin werden auch durch die Dokumente der “Serbischen Armee Krajina”
dementiert. In ihnen wird die Anzahl von abgefeuerten Granaten auf Knin während der ersten 5 Stünden der Operation “Oluja” (“zwischen 200 bis 300
Projektile”, hauptsächlich auf militärische Ziele gerichtet) genannt, sowie die Tatsache hervorgehoben, dass die Kroatischen Streitkräfte die Operation
“Oluja” starteten, obwohl die Menge an Vorräten von Artilleriemunition weit unter der Ebene, die für die modernen Armeen bei solchen
ausschlaggebenden, strategischen (“abschließenden”) Angriffsoperationen üblich waren, lag.
Die erwähnten Angaben sprechen dafür, dass die Serben das okkupierte Gebiet der RH während der Operation “Oluja” nicht wegen der
Granatenangriffe verließen, wie das im Urteilsspruch festgesetzt wird, sondern aus ganz anderen Gründen. Die historischen Quellen weisen darauf hin,
dass der Grund ihres Exils vor allem im Beschluss der Führung der “Republik Serbische Krajina”, unter keinen Bedingungen ein Leben innerhalb der
kroatischen Grenzen zu akzeptieren, zu finden wäre.
Als Schlüsselbeweis für die Beschuldigung, dass die kroatische Führung ein “organisiertes Kriegsverbrechen mit dem Ziel der Vertreibung der Serben
aus Kroatien” geplant hatte, führten die Anklagevertreter und das Gerichtsrat die sog. Brioni-Transkripte an, und beriefen sich auf einzelne, selektiv
gewählte Sätze, die in der Sitzung der politischen und militärischen Spitze auf Brioni unmittelbar vor “Oluja” gesagt worden waren. Aber ein
vollständiger Überblick des Inhalts der Transkripte bezeugt, dass diese Sätze im Urteilsspruch falsch interpretiert waren und dass die Transkripte keinen
einzigen Beweis über die Absicht der kroatischen Führung, die physische Ausrottung der serbischen Zivilisten in “Krajina” enthält. Bei diesem Treffen
setzte man sich mit der Durchführung der militärischen Operation gegen die serbischen Truppen und nicht gegen die Zivilisten auf dem besetzten Gebiet
der RH auseinander. Es wurde auch die Verwendung von legalen Mitteln diskutiert, um die Wiederherstellung der kroatischen Regierung auf diesem
Territorium zu realisieren. Zweifellos wurde in dieser Sitzung kein “offizieller Beschluss” darüber gefasst, dass die Serben aus Kroatien verschwinden
müssten, oder dass die Artillerie auf die Zivilisten zielen sollte, was eigentlich von diesem Urteilsspruch suggeriert wird.
Auch die Entscheidung, den Weg (“Korridor”) für den Rückzug der serbischen Verbände während der Operation “Oluja” nicht zu sperren, ist kein
Beweis dafür, dass man die Serben in “Krajina” vertilgen wollte. Ganz im Gegenteil. Die kroatische Führung wollte vermeiden, dass die serbischen
Soldaten und Zivilisten umzingelt werden, und zu einem entscheidenden Widerstand bzw. zu einem Kampf “auf Leben und Tod” gezwungen werden, was
wiederum eine mehrfach größere Opferzahl von Soldaten und Zivilisten verlangt hätte. Und dass dieser Entschluss der kroatischen Regierung im
militärischen und humanitärem Sinne gerechtfertigt und gesetzmäßig war, bezeugen auch zahlreiche Beispiele aus der Militärgeschichte; ein solches
Vorgehen wird in den Bücher über die Kriegskunst schon seit 2500 geraten: Wenn der Feind umzingelt ist, lässt man dem Gegner die Möglichkeit einen
Rückzug anzutreten. Das bedeutet nicht, dass man ihn zu entkommen ließ. Das Ziel besteht darin, einen sicheren Rückzug zu bieten, um ihn zu verhindern,
mit der Tapferkeit eines Verzweifelten zu kämpfen. (aus dem Werk von Sun Tsu / lebte etwa 500 oder 300 vor unserer Zeitrechnung/: Umijeće ratovanja,
Band VII: Vještina manevriranja, Zagreb, 1995, S. 33.)
Im Gegensatz zu sog. Brioni-Transkripten, zeigen die Dokumente der aufständischen Serben klar und deutlich, dass sie auf dem Gebiet, dass von ihnen
später zu ihrem Staat proklamiert wird, schon im Mai 1991, und das fast hundertprozentig (99.80% der Serben von 79.48% “Wählern, die sich am
Referendum beteiligten”) beschlossen haben sollten, dass sog. Krajina ein Teil Serbiens werden wird. Aufgrund dessen, entschieden die Vertreter der
aufständischen Serben in Kroatien im Jahr 1991, dass die “Serben ehe sterben oder Kroatien verlassen werden, als Leben in einem kroatischen Staat zu
akzeptieren”. Im Juni 1993 folgte in diesem Sinne auch die Entscheidung über die Vereinigung mit den Serben in Bosnien-Herzegowina zu einem
einheitlichen Staat, welcher wieder bei der überwältigenden Mehrheit der auf besetztem Gebiet der RH lebenden Serben Unterstützung fand. Dann wurde
auch der Verfassungsentwurf – der “Vereinigten Serbischen Republik – Vereinigten Republik Srpska/Ujedinjena Republika Srpska” im Juli 1995
vorgelegt, sowie zahlreiche andere Dokumente. Am Ende wurde auch der “Plan Z-4” Anfang desselben Jahres abgewiesen, der seitens der internationalen
Gemeinschaft eigentlich ein Angebot für einen Staat im Staat darstellte. Und am Ende realisierte die serbische Führung im Verlauf der Operation “Oluja”
das was sie im Mai 1991 versprochen hatte: dass die “Serben ehe sterben oder Kroatien verlassen werden, als Leben in einem kroatischen Staat zu
akzeptieren”.
Natürlich darf man nicht verallgemeinern und behaupten, dass die ganze serbische Bevölkerung zum Extremismus neigt, oder den Kontext dieser Zeit
zu vergessen. Die Ursache dieser fast hundertprozentigen Unterstützung der Serben auf dem Territorium der “Republik Serbische Krajina” gegenüber
ihrer extremen Führung sowie ihr Abzug aus besetzten Gebieten (Sektor Nord und Süd) während der Operation “Oluja” (auch in einer hundertprozentigen
Anzahl) könnte in einer informativen Blockade und einer breiten antikroatischen Propaganda liegen, aber dazu kommt auch die Angst vor Racheaktionen
sowohl der vertriebenen Kroaten als auch vor dem Terror ihrer Landsmänner. Das sollte aber die Tatsache nicht verdecken, dass für den Abzug der Serben
am ersten Tag der Operation die damalige Politik der serbischen Führung verantwortlich ist. Und auch für die ganze Tragödie der serbischen Bevölkerung
in der RH in den 90er Jahren des 20. Jhs.
Neben den Dokumenten der “Republik Serbische Krajina”, bestätigt auch der Überblick der serbischen und montenegrinischen Presse unmittelbar
nach der Operation “Oluja” die Verantwortlichkeit der serbischen Führung für den Abzug und die Qualen der Serben in Kroatien, worauf zahlreiche
Fragen und Kommentare hinweisen: Warum hat sich die Führung von Krajina-Serben nicht rechtzeitig für den Frieden entschlossen, wenn sie nicht den
Krieg gewinnen konnte? Wer ist der, der wirklich die Befehle für den Abzug des Volkes und der Armee gab? – so lauteten einige der Fragen serbischer
Journalisten. Die serbische Öffentlichkeit verlangte Antworten von der “Krajina-Führung, welche am Ende der Kolonne wegrannte”: Warum und auf
wessen Rat wurde beschlossen, einige Hunderttausende von Menschen nach Serbien zu schicken? (Zoran Jevđović, “Bežanje na čelu kolone”, Večernje
novosti, 16. VIII. 1995).
Im Grunde genommen, verurteilte schon am ersten Tag von “Oluja” die jugoslawische Presse das Verhalten der “Führung der Republik Serbische
Krajina”: Sie sagt, dass sie alle serbischen Länder vereinigen würde, aber dann wird die Lage kritisch, und sie verlangt Hilfe von Serbien. Serbien gibt ihr
die Waffen und Befehlshaber um alles zu organisieren und ihr wurde gesagt, dass sie mit Kroatien verhandeln und die Situation beruhigen sollte. Aber
nein! Sie wollte großes Spektakel, ein himmlisches Drama. Und dann gingen die Kroaten los und schnitten sie ab; so verliert sie die diplomatischen
Positionen und ihr Einsatz wird um Mehrfaches kleiner (“Pakao na Drini”, Monitor, Crnogorski nezavisni nedjeljnik, Nummer 250, 4. VIII. 1995, 8-9).
Außer der Bemerkung, dass der “Plan Z-4” “eine letzte Gelegenheit” die maximalen serbischen Forderungen zu verwirklichen wäre und das mit
Rücksicht auf die Tatsache, dass der “Westen die Republik Serbische Krajina nie international anerkennen würde”, konnte man in der serbischen Presse
lesen, dass dem “Anspornen der irrealen Ambitionen der Republik Serbische Krajina” auch viele politische Faktoren in Beograd beitrugen. So wurden auch
die Aussagen vom einem der engsten Mitarbeiter des Slobodan Milošević, Borisav Jović zitiert, dass “Krajina militärisch stark genug ist, um einem
eventuellen kroatischen Angriff Widerstand zu leisten”. Dazu kamen auch die Behauptungen vom Vojvoda (deutsch: Herzog) der Tschetnik-Bewegung und
Präsidenten der serbischen Radikalen Vojislav Šešelj, dass der “Plan Z-4 völlig unakzeptabel ist” und eine ähnliche Ansicht eines der bekanntesten Führer
der damaligen serbischen Opposition Zoran Đinđić, was beweist, dass sich die politischen Parteien in Serbien eine ziemlich ähnliche Meinung über die
Frage der Serben außerhalb Serbiens sowie über das “Recht auf serbische Territorien” teilten: Činjenica da srpski narod u RSK ne prihvata plan upućuje nas
na to da ga ni mi ne podržimo (Miljenko Pešić, “Da li je propuštena istorijska šansa”, Politika, 8. VIII. 1995).
Indem er die Kompromisslosigkeit der Serben bei der Forderung nach einem einheitlichen Staat für alle Serben hervorgehoben hatte, suchte auch Vuk
Drašković nach den Schuldigen “in seinem eigenen Lager”. Er war Anfang der 90er Jahre Führer der oppositionellen Partei Serbische
Erneuerungsbewegung/Srpski pokret obnove und einer der beharrlichsten Befürworter der großserbischen Politik. Seine Antwort auf die “Schuldfrage für
den Fall von Krajina und das Schicksal der serbischen Bevölkerung auf diesen Gebieten”, zeigt zweifellos den Hauptschuldigen und Grund für die
Tragödie der Serben in Kroatien: Schon seit Jahren schreit man in Serbien überall herum, dass für Krajina nur in Großserbien ein Leben möglich ist.
Diese Nicht-Wirklichkeit war so stark, dass sie das Bewusstsein und Unterbewusstsein vieler Menschen eroberte. Alle, die das Volk mit dieser
gefährlichen Illusion fütterten, sind die Übeltäter. Andererseits waren wir, die anders gedacht haben, nicht im Stande, dem Volk das zu erklären und es
rechtzeitig vor diesem großen Irrtum zu warnen, und deshalb gehören wir auch zu den bösen Jungs (“Gurat ću na svaka vrata”, Vreme, 21. VIII. 1995).
In Medien schoben sich die Staatsmänner der “Republik Serbische Krajina” gegenseitig die Schuld in die Schuhe und rechtfertigten die eigenen
Beschlüsse, aber damit gestanden sie eigentlich ihre Verantwortlichkeit. Beispielsweise war Milan Babić, letzter “Ministerpräsident der Republik
Serbische Krajina”, sehr darüber überrascht, dass “Generalstab der Serbischen Armee Krajina sowie Präsident Martić eine allgemeine Evakuation der
Bevölkerung sowie den Rückzug der Armee befohlen hatten” (“Povlačenje umesto borbe”, Večernje novosti, 9. VIII. 1995). Der aufgerufene Milan Martić
bestritt all das und sagte aus, dass er nur befohlen hätte, dass sich die Bevölkerung die Unterkunft in den umliegenden Dörfern finden sollte, sowie dass
der Rückzug der Armee “mit keinem Wort erwähnt wurde” (“Nisam naredio povlačenje vojske”, Politika, 13. VIII. 1995). Aber diese Aussage über die
Unterkunft in den “umliegenden Dörfern” dementiert ein Schreiben des “Außenministers der Republik Serbische Krajina” Milivoj Vojnović vom 5.
August 1995, das an den UNPROFOR-Sprecher Jurij Mijakotnik gerichtet wurde, und welches die Mitteilung, dass die “Regierung der Republik
Serbische Krajina und Generalstab der Serbischen Armee Krajina beschlossen hatten, Kinder, Frauen und Greise aus der Republik Serbische Krajina nach
Jugoslawien eiligst zu evakuieren, wozu auch die Hilfe von UNPROFOR beantragt wird”, enthielt (Radovan Kovačević, “Ko je doneo odluku o evakuaciji
RSK”, Politika, 27. VIII. 1995). Besonders kennzeichnend ist die im serbischen Tagesblatt veröffentlichte Aussage von Vojnović, dass das “Ziel der
Evakuierung auch die Verwicklung von Serbien und Jugoslawien in den Krieg” bedeuten sollte (Politika, 23. VIII. 1995).
Jeder Zweifel darüber, von wem und wann der Befehl über die Evakuierung der Serben gekommen ist, bzw. wer für ihr Abzug aus besetztem
Territorium der RH am ersten Tag der Befreiungsoperation “Oluja” verantwortlich war, wurde am 22. August 1995 in Beograd während einer
Pressekonferenz beseitigt, an der das erste Mal nach dem Fall der “Republik Serbische Krajina” die Mitglieder ihrer “Regierung und Versammlung”
öffentlich aussagten. Den serbischen Journalisten wurde der “Beschluss des Oberrates der Republik Serbische Krajina über einer geplanten Evakuierung
der Bevölkerung aus den Gemeinden Knin, Benkovac, Obrovac, Drniš und Gračac” vorgelegt (Geschäftszahl: 2-3113-1/95). Er war am 4. August 1995
um 16.45 Uhr vom “Oberrat der Verteidigung” verabschiedet und von Milan Martić unterschrieben sowie um 17.20 Uhr “im Generalstab der Serbischen
Armee Krajina” beglaubigt worden (M. Bošnjak, D. Dimitrovska, “Bežaniju naredio Martić”, Večernje novosti, 23. VIII. 1995, 10; “Odluku o evakuaciji
doneo Martić”, Politika, 23. VIII. 1995, 7).
Das Kommentar in der serbischen Presse fiel unerbittlich aus: Der Abzug aus Krajina hat eine überdeutliche Identifikationsnummer … Es ist klar, dass
aufgrund der Neigung zur Politik in Pale (politischer Sitz der Serben in Bosnien-Herzegowina in den 90err Jahren) die ganze Führung der Republik
Serbische Krajina, vom Präsidenten der Republik über die Regierung bis zur Militärspitze, in der Geschichtsprüfung durchfiel, und dass ausschließlich
nur sie die Verantwortlichkeit für das Schicksal von 200.000 Serben aus dem westlichen Teil von Krajina tragen sollte (Radovan Kovačević, “Ko je doneo
odluku o evakuaciji Republik Serbische Krajina”, Politika, 27. VIII. 1995).
Die serbischen Dokumente bezeugen, dass die Führung der “Republik Serbische Krajina” die Evakuierungspläne am spätestens 1993 vorbereitet hat,
und dass die unmittelbaren Maßnahmen des “Republik-Stabes des Zivilschutzes der Republik Serbische Krajina” für die Evakuierung am 29. Juli 1995
getroffen waren, sowie dass der “Oberrat der Verteidigung der Republik Serbische Krajina” den Kriegsstand am 30. Juli ausrief, also ganze sechs bzw.
fünf Tage vor dem Beginn der Operation “Oluja”. Mit Rücksicht darauf, dass die serbischen Truppen im Norden Dalmatiens nach dem Verlust von
Grahovo und Glamoč in eine sehr schwierige Lage gerieten, sind solche Entscheidungen verständlich. Der “Oberrat der Verteidigung der Republik
Serbische Krajina” hat am Nachmittag des ersten Tages der Operation “Oluja” nur das gemacht, worauf die Bevölkerung vorbereitet und eingeübt wurde,
falls die “Serbische Armee Krajina” die Frontlinie nicht halten könnte. All das bekräftigt zusätzlich die Tatsache, dass die “wesentliche und unmittelbare
Ursache” des Abgangs der serbischen Zivilisten aus der “Republik Serbische Krajina” im Verlauf der Operation “Oluja” kein “übermäßiger” oder “nicht
selektiver” oder “widerrechtlicher” Artilleriebeschuss der Kroatischen Streitkräfte sein kann, wie das der Urteilsspruch des Internationalen Gerichtshofs in
Den Haag erläutert, sondern der Evakuierungsbefehl der Führung der “Republik Serbische Krajina”! Besonders, weil es im Allgemeinen klar war, dass er
durchgeführt werden musste, und dass den Serben, die sich vielleicht der Kolonne beizutreten weigern würden, die Gefahr seitens ihrer Landsmänner
drohte, ihr Leben zu verlieren:
Unsere Führung sprach von der Flucht. Man verbreitete Angst vor Kroatischen Streitkräften und so müsste man gehen. Wir, die nicht gehen wollten,
versteckten uns, damit niemand wusste, dass wir bleiben, sonst müssten wir oder flüchten oder hätten uns die Serben getötet. ... Wir zogen um die Häuser
herum, um zu überprüfen, ob die Leute weggegangen waren ... (Aussage eines serbischen Flüchtlings aus Kroatien N. Drača, 23. Juli 1998, Vojna
operacija ‘Oluja’ i poslije, HHO, Zagreb, 2001., 14). Da es sich dabei nicht nur um leere Drohungen handelte, beweisen mehrere solche Aussagen: M. P.
sagte aus, dass “ihr Sohn von der Martić-Miliz im Bett getötet wurde, nachdem er abgelehnt hatte, wegzugehen”, und M. K. dass “ihn die Miliz aus dem
Keller des Gebäudes, in dem sich die Wohnung des Zahnarztes Milan Babić befand, holte, und zur Kolone trieb” (Kopien des Protokolls Nummer 1396
vom 18. 9. 1995 befinden sich im Kroatischen Memorial- und Dokumentationszentrum für Heimatkrieg/HMDCDR).
Dafür, dass der Grund des Abzugs der Serben aus Kroatien während der Operation “Oluja” eigentlich ihre Ablehnung eines Lebens in Kroatien war,
sprechen auch die Angaben aus serbischer Literatur (“Srbi izbeglice, prognanici i raseljena lica krajem XX veka”, Centar za strateške studije Univerziteta
u Beogradu, Beograd, 2000): Kroatisches Donau-Gebiet verließen während des Prozesses der friedlichen Reintegration, also ohne Rücksicht auf das Ende
von Kämpfen, von insgesamt 128.316 Einwohner 77.316 Personen serbischer Nationalität (also mehr als 60% der Serben auf diesem Gebiet).
Aus selben Grund – des Widerstandes gegen jede Regierung außer der serbischen, zogen sich die Serben massenhaft auch aus Teilen Sarajevos ab, die
unter die Verwaltung der Föderation Bosnien-Herzegowina fielen und nicht der serbischen Entität angeschlossen wurden. Nachdem man sie mit dem
Entschluss der internationalen Gemeinschaft, Ilidža Mitte März 1996 der Föderation Bosnien-Herzegowina zu übergeben, konfrontiert hatte, beschloss die
Mehrheit der Serben während der drei Monate nach der Unterzeichnung des Pariser Abkommens (14. Dezember 1995), mit auffallender Bemühung, dass
ihr “Martyrium” von internationalen Fernsehkameras aufgezeichnet wird, Illidža zu verlassen. Neben ihr Eigentum nahmen die Serben sogar die Glocken,
Kreuze und andere Reliquien aus Kirchen mit. Und auch die Toten aus Gräbern. Die Fernsehkameras wurden zu den Augenzeugen der Aussagen wie:
“sie müssen gehen, sonst werden sie von Muslimen abgeschlachtet werden”, und “es handelt sich hier um eine ethnische Säuberung von Serben”. Beim
Abzug setzten sie die Fabriken, ihre Häuser und andere Objekte in Brand. Und leider wiederholte sich die Situation aus dem befreiten Gebiet Kroatiens:
einige der wenigen Serben, die doch in Ilidža geblieben waren, wurden zum Zielpunkt der Rache von verbitterten (bis dahin vertriebenen) Muslimen
sowie der Plünderung von “Räuberbanden” geworden. Sowohl die Polizei der Föderation Bosnien-Herzegowina als auch die internationale Gemeinschaft
(NATO, IFOR, UN-Polizeitruppen) konnten sie nicht beschützen, obwohl sie früher ihre Sicherheit garantierten und zur Vorbereitung auf ihre Aufgabe
drei Monate zur Verfügung hatten (was hätte erst dann passiert, wäre Ilidža durch eine militärische Operation befreit ...). Etwas Ähnliches geschah auch
im Kosovo, nachdem dort im Jahr 1999 die Verwaltung die Vereinten Nationen übernommen hatten.
Demnach weisen die serbischen Quellen darauf hin, dass für den Abzug der serbischen Bevölkerung aus den besetzten Gebieten der RH die
Verantwortlichkeit ausschließlich bei der Führung der aufständischen Serben in Kroatien liegt. In Einklang mit den Direktiven aus Beograd verleitete sie
zuerst einen Teil der Serben in Kroatien zu einem bewaffneten Ausfand, dann zur Teilnahme an der serbischen Aggression gegen Kroatien und dann
führte sie ihn in die Verbannung. All das geschah mit dem Ziel der Bildung eines einheitlichen serbischen Staates. Die Verantwortlichkeit für die Tragödie
der Serben in Kroatien in den 90er Jahren des 20. Jhs. trägt aber natürlich auch die serbische Führung in Beograd. Das sind die Tatsachen, die auch von
keinem gerichtlichen Urteilsspruch widerlegt werden können!
Es ist auch eine Tatsache, dass Anfang August 1995 wegen der serbischen Angriffe auf strategisch sehr wichtige Stadt Bihać in Bosnien-Herzegowina
und der dramatischen Lage ihrer Verteidigung, die militärische Operation der Kroatischen Streitkräfte nicht mehr verschoben werden konnte. In Betracht
aller diesen Angaben, und unter Rücksicht auf historische Quellen und Kontext des ganzen Prozesses, ist es heuchlerisch die kroatische Regierung für
“organisiertes Verbrechen der Verbannung der serbischen Bevölkerung” zu beschuldigen, wenn man weiß, dass am 3. August 1995 nur zwei Optionen zur
Wahl standen: ein Sieg der “Serbischen Armee Krajina”, bzw. das okkupierte Territorium der RH wird zum Bestandteil eines einheitlichen – neuen
serbischen Staates (“Großserbien”), oder der Abzug aller, die die kroatische Regierung nicht akzeptieren. Nach den serbischen Dokumenten, entschloss
sich die Mehrheit der serbischen Bevölkerung auf diesem Gebiet für die zweite Option. Leider gab es wegen der kompromisslosen Politik der serbischen
Führung keine dritte Option. Kurz gefasst kommt diese kompromisslose Botschaft besonders in einer Forderung des “Präsidenten der Republik Serbische
Krajina” Milan Martić an die “Befehlshaber der Serbischen Armee Krajina” aus Februar 1995 zum Ausdruck: “Der Krieg zwischen der RH und der
Republik Serbische Krajina muss mit dem Sieg einer und mit der Niederlage anderer Partei abgeschlossen werden. Bis so etwas nicht passiert, kann und
wird dieser Krieg nicht zu Ende gehen.”
Dass die “Befehlshaber der Serbischen Armee Krajina” diese Stellungnahme ihres “Präsidenten” unterstützten, bestätigt das Interview des
Kommandanten der “Serbischen Armee Krajina”, General-Oberstleutnants Mile Mrkšić, anlässlich zu Vidovdan am 28. Juni 1995, wo er den Soldaten
der “Serbischen Armee Krajina” wünschte, dass sie “nächsten Vidovdan vereinigt – in einem serbischen Staat feiern” (Vojska Krajine, Nummer 11, Juli,
1995, 24).
Auszug aus dem den regionalen Stäben des Zivilschutzes erteilten Befehl des Republik-Stabes des Zivilschutzes der Republik Serbische Krajina über die
Durchführung des Pläne der Evakuierung, Unterbringung und Versorgung (Knin, 29. Juli 1995)
REPUBLIK SERBISCHE KRAJINA
REPUBLIK-STAB DES ZIVILSCHUTZES
VERTEIDIGUNG
Geschäftszahl: nov. 01-78/95.
AMTSGEHEIMNIS
Knin, 29. 07. 1995
An:
REGIONALE STÄBE
DES ZIVILSCHUTZES
Für alle, die es betrifft:
Aufgrund des Beschlusses über die Verlautbarung des Kriegsstandes und in Einklang mit der bestehenden Situation, erteilt der Republik-Stab des
Zivilschutzes folgenden
BEFEHL
1. Momentane Aktivierung von Regionalen Stäben der Zivilschutzes, Aufstellung eines ständigen Tagesdienstes, und abhängig vom Bedarf, die Erhaltung
bestimmten Mitgliederzahl des Stabes im aktiven Dienst.
2. Den Gemeindestäben des Zivilschutze ist folgendes anzuordnen:
– ständiger Tagesdienst und Aktivität der Mitglieder des Stabes, getrennt nach Maßnahmen: Unterbringung, Evakuierung, Versorgung;
– Ajourieren der Pläne über Unterbringung, Evakuierung und Versorgung sowie die Organisation der Bereitschaft der Träger bestimmter Aufgaben; (...)
***
Auszug aus dem Beschluss des Oberrates der Verteidigung der “Republik Serbische Krajina” über die Ausrufung des Kriegszustandes (Knin, 30. Juli
1995)
Beschluss des Oberrates der Verteidigung der Republik Serbische Krajina
In der ganzen Republik Serbische Krajina IST DER KRIEGSZUSTAND AUSGERUFEN WORDEN.
Knin, den 30. Juli – Oberrat der Verteidigung der Republik Serbische Krajina hat während seiner Sitzung am Freitagabend beschlossen, dass unter der
Rücksicht auf die neue Situation nach der Okkupation von Grahovo und die Möglichkeit der kroatischen Aggression gegen die Republik Serbische
Krajina sowie nach dem Artikel 102. der Verfassung, auf dem ganzen Territorium der Republik Serbische Krajina den Kriegszustand auszurufen.
Oberrat der Verteidigung der “Republik Serbische Krajina” über die Evakuierung der Bevölkerung aus den Gemeinden Benkovac, Obrovac, Drniš,
Gračac und Knin nach Srb und Lapac (Knin, 4. August 1995)
REPUBLIK SERBISCHE KRAJINA
OBERRAT DER VERTEIDIGUNG
Knin, den 4. August 1995
16.45 Uhr
Geschäftszahl: 2-3113-1/95.
Aufgrund der neuen Umständen, die durch eine offene und allgemeine Aggression der RH gegen die Republik Serbische Krajina entstanden sind, und
aufgrund der Gefährdung eines großen Teils des Territoriums Norddalmatiens und der Lika nach den ersten anfänglichen Erfolge des Widerstandes,
fassen wir folgenden
BESCHLUSS
1.
Die geplante Evakuierung der für den Kampf unfähigen Einwohner aus den Gemeinden Knin, Benkovac, Obrovac, Drniš und Gračac anzutreten.
2.
Die Evakuierung soll nach den vorbereiteten Plänen in Richtung Knin und weiter über Otrić nach Srb und Lapac durchgeführt werden.
3.
Für die Evakuierung die Hilfe des UNPROFOR-Kommandos Sektor “Süd” mit dem Sitz in Knin beantragen.
Knin, den 4. 08. 1995
PRÄSIDENT DER REPUBLIK
Mile Martić
(runder Stempel: Republik Serbische Krajina,
Generalstab der Serbischen Armee)
BEGLAUBIGT im Generalstab der Serbischen Armee Krajina um 17,20 Uhr 04.08.1995 und eingetragen unter der oben angeführten Geschäftszahl.
Dokument der serbischen Partei über den Beschuss von Knin
Generalstab der Serbischen Armee Krajina
Nachrichtenbüro
Streng vertraulich, Geschäftszahl 2/3110-1
04. 08. 1995
Auskunft
Den 04. 08. 1995 um 05,00 (Uhr) begann der Angriff der Artillerie der Kroatischen Streitkräfte auf die Städte der Republik Serbische Krajina: Knin,
Drniš, Benkovac, Karin, Obrovac, Gračac, Korenica, Flughafen Udbina, Vojnić, Vrginmost und Petrinja. Der Artilleriebeschuss dauerte bis 05,30 (Uhr)
an und danach folgte das Abfeuern einzelner Geschütze vom Kaliber 130, 152 und 155 mm sowie der Raketenwerfer.
Um etwa 06,00 (Uhr) begann der Infanterieüberfall der Ustascha-Kämpfer in Richtung Sunja nach Kostajnica mit Unterstützung von Panzern, aber die
Truppen des 39. Korps wiesen diesen Angriff erfolgreich ab.
Die Infanterie griff auch aus der Richtung Brlog (Otočac) - Drenov Klanac – Glavace an, aber auch dieses Mal ohne Erfolg.
Knin befand sich unter dem Beschuss der Stellungen Livanjsko polje (aus mehreren Richtungen) und bis zum Augenblick des Verfassens dieses Berichts
fielen auf die Stadt etwa 200 bis 300 Projektile verschiedener Wirkung und Kaliber. Der erste Schlag traf das Gebäude des Generalstabs der Serbischen
Armee Krajina und beschädigte es schwer. Auch der Fuhrpark wurde fast völlig zerstört. Später beschoss man die Kaserne ‘1300 kaplara/Korporale’,
Fabrik Tvik, Eisenbahn-Knotenpunkt, Wohngebäude am Fuße der Festung von Knin (wo sich die Residenz des “Präsidenten der Republik Serbische
Krajina” Mile Martić befand, Anmerkung des Autors) und andere Objekte.
Um 10,00 Uhr, während diese Auskunft geschrieben wird, feuern die Artillerie und die Raketenwerfer des Feindes auch weiter abwechselnd ihre
Projektile auf Knin ab, sowie ununterbrochen auf den Flughafen Udbina und ab und zu auch auf andere Orte der Republik Serbische Krajina.
Indem man die Radio-Übertragung sowie die mobile Telefongeräte der Kroatischen Streitkräfte befolgte, konnte man feststellen, dass die Ustascha-Partei
bedeutende Verluste in Dubrovnik, Biograd na moru, Gospić, Otočac, Sisak und Sunja erlitt. Neue Informationen werden wir Ihnen rechtzeitig schicken.
VORSTAND – Oberst Mihajlo Knežević
An: 7, 11, 15, 21, 39. Korps, Sondereinheiten-Korps (KSJ/Korpus Specijalnih Jedinica)
Generalstab der Armee Jugoslawien – 2. Direktion
Generalstab der Armee Republik Srpska/Serbische Republik in Bosnien-Herzegowina – Nachrichtenbüro
Kommando des 1. und 2. Krajina-Korps der Armee der Republik Srpska/Serbische Republik in Bosnien-Herzegowina
Auszug aus dem Offiziersbuch der “Serbischen Armee Krajina” - Beschuss von Knin
Marko Vrcelj, damaliger “Artillerievorstand des Generalstabes der Serbischen Armee Krajina”, den der Beginn der Operation “Oluja” in Knin erwischt
hatte, schrieb auf: “Der Artilleriebeschuss begann in ganz Krajina. Alles wurde in allen Einzelheiten geplant. Jedes Projektil und jedes Geschoß. Schon
vor mehreren Tagen wurden auch die Beobachter sowie Operateure eingesetzt, die die Geschosse auf die Ziele steuern. Die wichtigsten Zielpunkte in
Knin sind: Gebäude des Generalstabes, Residenz des Staatspräsidenten, Nordkaserne, Kaserne Senjak sowie Hauptkreuzung in Knin. (…) Ich springe über
den Zaun (Nordkaserne) und betrete das Gebäude, in dem ich bis vor vier Monaten gearbeitet habe. (…) Auf die Kaserne fallen Granaten, und man
braucht ein bisschen Glück ‘um den Kopf zu retten’. (…) Wir setzen uns in “Golf” und fahren ins Ungewisse (in Richtung Generalstab). Die Geschosse
fallen weiter, aber nicht mehr so häufig. Wir passieren die Kreuzung bei Dešlići. Der Beschuss wird um das Gebäude des Generalstabes heftiger. Ich halte
den Fahrer auf und sage ihm, er soll zurück in die Kaserne fahren, und ich werde weiter zu Fuß gehen. (…) Ich suche Schutz hinter den Bäumen und
erreiche den Generalstab. Ich gehe hinein und es gibt erstaunliches zu sehen. Zwei Granaten haben den Park zwischen den Gebäuden getroffen. Die
Explosion hat den ganzen Fuhrpark des Generalstabes zerstört. Das war ein wirklich guter Kanonier.” (Marko Vrcelj, Rat za srpsku krajinu 1991.-1995.,
Beograd, 2002, S. 212-213)
Im Verlauf von “Oluja” wurde von kroatischen Soldaten kein Haus oder keine orthodoxe Kirche der Republik Serbische Krajina zerstört oder
niedergebrannt. Aber während und nach “Oluja” setzte man ein Teil von Häusern und Eigentum kroatischer Bürger serbischer Nationalität auf dem
befreitem Gebiet in Brand. Und einige von gebliebenen Serben wurden getötet. Diese unehrenhaften Taten passierten aus Rache- und Raubgründen, doch
die Angaben darüber, dass die Kroatischen Streitkräfte mehr als 600 Zivilisten ermordeten und mehr als 22.000 serbischer Häuser im Flammen
verschwinden ließen, was von einem Teil der Medien schon seit 10 Jahren behauptet wird, sind mehrfach übertrieben. Nicht nur, dass diese Information
falsch ist, sie ist auch nicht vollständig, da im Rahmen der serbischen Aggression, an der auch ein Großteil von Serben in den besetzten Gebieten der RH
teilgenommen hatte, mehr als 6000 Kroaten (Soldaten und Zivilisten) schon 1991 ums Leben gekommen waren. Und seit dem Beginn von “Oluja”
verdoppelte sich die Anzahl der Gefallenen. Bis zu dieser Operation wurden auch in den Angriffen der serbischen Verbände in Kroatien mehr als 200.000
Wohngebäude zerstört (größtenteils im Jahr 1991).
Die Frage der Opfer ist außerordentlich sensibel, vor allem wegen der Emotionen, die jedes Leiden von unschuldigen Menschen begleiten. Jeder
Unschuldige verdient Respekt und man sollte alles tun, um die Menschen dazu zu bringen, dass sich in ihrem Bewusstsein der Grundgedanke festsetzt,
dass kein Verbrechen gerechtfertigt werden kann. Zur selben Zeit sollte die Opferzahl, die in den Medien verkündet wird, sehr vorsichtig behandelt
werden, um die Manipulation zu verhindern, wie das nach dem Zweiten Weltkrieg auf dem Gebiet des ehemaligen Jugoslawiens der Fall war. Das Ziel
einer solchen Manipulation ist Anfachen des Hasses und eine große Verantwortung haben dabei die Historiker, die neben der Forschung der Opferzahl,
auch dazu verpflichtet sind, aufgrund der historischen Quellen die Ursachen und Umstände von Verbrechen zu erläutern. Und diese historischen Quellen
weisen zweifellos darauf hin, dass der Krieg auf dem Gebiet des ehemaligen Jugoslawiens in den 90er Jahren des 20. Jh. die großserbische Politik entfacht
hat, und dass die zahlreichen Opfer dieses Krieges vor allem als Folge des Versuches diese Politik, die besagt, dass “alle Serben in einem Staat (konkret –
‘in einem ethnisch gesäuberten Staat’) zu leben haben”, zu realisieren, angesehen werden sollten. Gleichzeitig ist es hervorzuheben, dass in einigen Fällen
sowohl die Täter als auch die Umstände unbekannt blieben und die Quellen bestätigen, dass die Kroatischen Streitkräfte nicht für alle Quallen der
Zivilisten der serbischen Nationalitäten während der Operation “Oluja” verantwortlich sind. In den serbischen nach “Oluja” entstandenen Quellen werden
die gegenseitigen Tötungen sowie die Selbstmorde von Serben in Laufe des Abzugs erwähnt sowie die Zivilisten, die durch einen sog. “Eigenbeschuss”
ihr Leben verloren haben sollten (es wurde beispielsweise während des Treffens von serbischen Befehlshabern am 9. Oktober 1995 die Information
vorgelegt, dass im Verlauf von “Oluja” die Flugzeuge versehentlich eine serbische Kolonne getroffen haben, wobei mehr als 20 Personen ums Leben
kamen und mehr als 60 verwundet waren; Quelle – Audioaufzeichnung: Kroatisches Memorial- und Dokumentationszentrum für Heimatkrieg/HMDCDR,
18, Inventarnummer 2913). Es ist möglich, dass solche Fälle von Tötungen serbischer Zivilisten in “Oluja” (besonders wenn man die Leichen nicht gleich
begraben hat), den kroatischen Truppen zugeschrieben worden sind:
– ... Mit Rücksicht auf das Klima der Angst, welches seit vier Jahren herrschte, sowie auf die Einschüchterungstaktik, die seit dem Beginn des Angriffs der
Kroatischen Streitkräfte benutzt wurde, wollte nur ein kleiner Teil von Serben in Topusko bleiben. Es verbreitete sich Massenpanik und es gab
Zwischenfälle beim Streit um einen Wagen oder Eigentum und man hat während der Fluchtvorbereitungen aufeinander geschossen. In einer sehr
unangenehmen Situation wurde ein älterer Mann niedergeschossen und an Ort und Stelle begraben (Zeugenaussage des Geheimdienstbeamten und
Offiziers der Serbischen Armee Krajina S.L. vor dem Internationalen Gerichtshof in Den Haag, in der ersten Hälfte des Jahres 2009; Transkript im
Kroatischen Memorial- und Dokumentationszentrum für Heimatkrieg/HMDCDR).
– In der serbischen Presse, neben einer Aussage eines aus Kroatien geflüchteten Serben über “zahlreiche während des Abzugs begangenen Selbstmorde”,
wird folgendes angeführt: Ein alter Mann, geboren im Jahr 1922, beging Selbstmord. … Er verließ die Straße, ging in die Maisfelder und machte eine
Bombe scharf… Die Brücke bei Nova Grada (?) wurde zerstört und hier nahm sich auch eine Frau das Leben. Als wir uns der Brücke näherten, griff die
arme Frau nach dem Zaun und sprang ins Wasser (“Progoni istočno od raja”, Intervju, Nummer 367, 25. 8. 1995, 5).
– Die erschütternde Geschichte von Radmila D. (34): In unserer Kolonne starben vier Babys und viele alte Menschen, die man neben der Straße liegen
ließ, da gesagt wurde, sie würden vom Rettungsdienst gesammelt. A Miloš B. (39) erinnert sich: Ein Mann hatte kein Benzin mehr in seinem Traktor und
dann, womöglich in einem Zustand der Nervenzerrüttung erschoss er zuerst seine Frau und zwei Kinder und dann sich selbst. Man versuchte ihn zu
stoppen, aber erfolglos (“Ljudi s traktora”, Nin, 2329, 18. 8. 1995, 29).
– Über die chaotischen Umstände, die in den Flüchtlingskolonnen herrschten, spricht auch ein älterer Mann: Während der Umstellung von Topusko,
hörten wir vom Schlachten seitens der Muslime in Glina. Die Panik und Jammern gingen los, die bewaffneten und betrunkenen Soldaten bedrohten alle,
und zwei von ihnen begingen Selbstmord. Dann sorgte die Polizei aus Kordun wieder für Ordnung. Es wurde mit Stäben geschlagen.... (Milena Marković,
“Kroz psovke i batine”, Večernje novosti, 15. VIII. 1995)
– Zeugenaussage der 32-järiger Višnja: … In der Kolonne waren wir vom 5. bis 10. August 1995. Wir standen nur herum oder bewegten uns sehr
langsam. Wir hatten Nahrung, bzw. das was wir mitbrachten, aber ich konnte nicht viel essen. Ich hatte kein Appetit nach allem, was wir erlebten. Wir
hörten, dass man verhandelte und wir weiter müssten. Man stellte uns in eine Kolonne auf (kroatische Polizei) und befahl uns, alle Waffen liegen zu
lassen, sonst geht keiner über die Grenze. Man konnte Benzin aus Panzern herausholen, aber keine Waffen nehmen, und einige konnten sich von ihren
Waffen nicht trennen und begingen Selbstmord. (Žene Krajine – rat, egzodus i izbeglištvo, Beograd, 1996, 287.)
– Einige Serben in den Kolonnen wurden von Panzern überfahren, so z.B. ein Mann in einem “Milizwagen” in Knin vor der Ankunft der Kroatischen
Streitkräfte: ... Recht des Weges (in Richtung der Verwaltung von Dizel depo) fand ich einen Milizwagen (“stojadin”). Die Spuren wiesen darauf hin, dass
er von einem Panzer überfahren worden war. Er war völlig platt gemacht und aus dem Wrack ragte ein menschliches Bein hervor. ... Ich ging weiter zum
Korpskommando. ... Und sah noch einen Wagen (“lada”) ... Und im Wagen saßen zwei Männer in Tarnuniformen der Armee der Republik Serbische
Krajina, etwa 25-30 Jahre alt. ... Der Wagen war in der Höhe des Brustkorbs völlig durchlöchert. Die Kroatischen Streitkräfte waren dann noch nicht in
der Stadt und ich weiß nicht wer der Täter sein sollte. Es ist sicher, dass es Schnellfeuer war. (Vojna operacija ‘Oluja’ i poslije, HHO, Zagreb, 2001, S.
27.)
– Auch die Geschichte über die Panzer der serbischen Armee, die im Verlauf des Rückzuges die Fahrzeuge in der Kolonne der serbischen Flüchtlinge in
der Banovina überfahren haben sollten, ist bekannt. Dazu gibt es auch die offiziellen Berichte und Zeugenaussagen. Der Journalist der serbischen Zeitung
Večernje novosti Milenko Predragović führte an, dass “die Augenzeugen behaupten, dass die Panzer unter dem Kommando des serbischen Generals Mile
Novaković eine traurige Kolonne mit 32.000 Menschen bei der Flucht von Petrova Gora aus überfuhren”, und danach fügte er hinzu, dass “die Kolonne
am wahrscheinlichsten von serbischen, jedoch beschlagnahmten Panzern zerstört wurde” (!), was der Wahrheit nicht entspricht (M. Predragović, “Kolona
izgažena tenkovima”, Večernje novosti, 14. VIII. 1995, 4).
Im Urteilsspruch des Internationalen Gerichtshofs in Den Haag über die kroatischen Generale A. Gotovina und M. Markač werden die 44 bewiesenen
Tötungen von Zivilisten während und unmittelbar nach der Beendigung der Operation “Oluja” aufgezählt, die eventuell aufgrund der Verantwortlichkeit
innerhalb der Befehlskette den Kroatischen Streitkräften zugeschrieben werden könnten, was eigentlich für eine “niedrige Anzahl von Kollateral-Opfern”
während des Angriffs der Kroatischen Streitkräfte spricht. Sogar die fehlerhafte Angabe über “600 getöteten Zivilisten” (wobei der Umstand, dass nicht
alle Opfer Zivilisten waren, und dass für den Großteil der Tötungen nicht die Kroatischen Streitkräfte verantwortlich sind, nicht in Betracht gezogen wird)
kann das nicht verleugnen, und besonders wann man folgendes berücksichtigt:
- die Größe des Gebiets, auf welchem die Operation “Oluja” stattfand (mehr als 10.000 km2) und die Anzahl der Beteiligten (Soldaten beider Parteien und
Zivilisten - mehr als 220.000);
- die vierjährige Qual von mehreren Hunderttausenden kroatischen Vertriebenen (im Dezember 1992 versorgte Kroatien 663.493 Vertriebene und
Flüchtlinge und unmittelbar vor “Oluja” 384.664, von denen mehr als Hälfte aus den besetzten Territorien der RH gekommen waren); nur aus der
Vojvodina (eine autonome serbische Provinz), wo es keine kriegerische Auseinandersetzungen gab, waren seit 1991 mehr als 40.000 Kroaten
vertrieben oder zur Abreise gezwungen;
- die ununterbrochene Bedrohung durch Artillerie- bzw. terroristische Angriffe serbischer Verbände aus den okkupierten Gebieten für die Städte und Orte
in anderen freien Gebieten der RH (“Strategie der realen Bedrohung”, womit die aufständischen Serben in Kroatien die Kroaten zu zwingen
versuchten, auf die Befreiung von besetzten Gebieten und auf die Rückkehr in ihren Heime zu verzichten);
- der Vergleich mit ähnlichen militärischen Abschluss-Operationen in der Welt sowie auf dem Gebiet des ehemaligen Jugoslawiens, besonders mit den
Operationen der serbischen Truppen in Kroatien und Bosnien Herzegowina 1991-1995, im Rahmen welcher zahlreiche Verbrechen an nicht
serbischer Bevölkerung begangen worden waren.
Ein Beweis dafür, dass auch die von einem Teil der Medien angeführte Anzahl der abgebrannten Häuser in “Oluja” übertrieben ist, stellt auch der
Bericht der Beobachter der Vereinten Nationen dar, in dem erklärt wird, dass 22.000 Wohnobjekte überprüft, und nicht verbrannt sind. Eine detaillierte
Analyse des Berichts weist darauf hin, dass die richtige Anzahl etwa zehnmal kleiner ist! Und auch die serbischen Dokumente bezeugen, dass ein Teil von
Objekten (im privaten und öffentlichen Eigentum) die Serben selbst während des Abzugs in Brand gesetzt hatten, bzw. vor dem Einfall der kroatischen
Truppen in das bis dahin besetzte Raum:
– ... Nach “Politika”, sollte ein Soldat aus Kninsko polje, gemäß erhaltener Genehmigung, unmittelbar vor dem Angriff Urlaub bekommen haben, um sich
zu baden. Er “packt” sein ganzes Dorf (40 Menschen) in einen großen Lastwagen-Schlepper ein und fährt nach Beograd. Der einzige Dorfbewohner, der
bleibt, ist der 63-Jähriger Vater des Fahrers: er nimmt sein Gewehr und geht in den Kampf mit der Absicht, so lange wie möglich aufzuhalten, und dann ,
sein eigenes Haus zu verbrennen und erst dann zu flüchten. ... (Serbisches Wochenblatt Vreme, 14. August 1995, S. 4).
– ... Im Verlauf des Rückzugs nach Srb und Drvar umgaben uns verlassene Orte. Es gab keine toten oder verwundeten Zivilisten und Soldaten, nur leere
Häuser und verlassene Haustiere. Ab und zu hörte man Explosionen in einigen von Serben selbst minierten Objekten, damit sie den Kroaten nicht in die
Hände fielen – Krankenhäuser, Postämter und Waffenlager, die nicht geleert werden konnten. Die Kolonne mit Flüchtlingen war weit vor uns. …
(Zeugenaussage des 32-jährigen M. Č. aus Obrovac, der beim Abzug bei Srb verwundet und dann in die Militärisch-medizinische Akademie in Beograd
transportiert wurde; Doppelnummer des serbischen “unabhängigen politischen Tageblatts” Naša Borba 193-194, 12-13. August, S. 9).
Auch andere Aussagen der aus Kroatien geflüchteten Serben bekräftigen die Behauptungen, dass die Gebäude und andere Objekte verbrannten, weil
man sie – “nicht den Kroaten überlassen wollte”. Zum Beispiel, setzten die Serben vor dem Abzug in Donji Lapac das Hotel “Kamensko”, Polizeistation
und “wenigstens noch 3-4 Objekte” in Brand (Vojna operacija ‘Oluja’ i poslije, S. 25 (Fußnote 23), 34). Etwas ähnliches wird auch am 19. Juli 1996 Dr.
I. Kujundžić in Beograd von V. J. K. (geboren am 8. 2. 1928) berichtet: “Als wir der Kolonne (aus Donji Lapac) beigetreten haben, sah ich, dass das
Wohngebäude, in dem sich meine Wohnung befand, brannte, und die Täter waren die Serben – Soldaten – vor dem Abzug.” (Kopie des Protokolls
Nummer 588 befindet sich im Kroatischen Memorial- und Dokumentationszentrum für Heimatkrieg//HMDCDR)
Die erschütternden Zeugenaussagen über die Qualen der von ihren Führern in die Verbannung geführten serbischen Bevölkerung, sprechen auch über
die Tötungen und Brände vor der Ankunft der Kroatischen Streitkräfte in das besetzte Gebiet.
– Jagoda, eine 45-jährige Mutter zweier minderjähriger Kinder: An diesem Tag als Krajina fiel, den 4. August, habe ich noch immer gearbeitet. Wir waren in
der Kaserne, in der Unterkunft. Wir hörten nur, dass die Männer, einer nach dem anderen, immer wieder umgekommen sind. Und es handelte sich dabei
um die Toten nur in der Kaserne. Wenn sich die Situation ein bisschen beruhigte, ging ich nach Hause. Wir fragten unseren Kommandanten, ob wir flüchten
und den Rückzug antreten würden. Er sagte, wir würden nirgendwo gehen. Und ich kam nach Hause. (...) In der Zwischenzeit kam ein Mann und sagte,
dass man doch gehe. Aus Angst und Panik vergaßen wir die Kleidung zu nehmen. (...) Überall war Wüste. Die Häuser brannten entlang des Weges. Mein
Vetter blieb hinter uns zurück. Die Kolonne wurde abgeschnitten und er ging 9 km zwischen Topusko und Dvor na Uni buchstäblich über Leichen. Die
Muslime haben die Kolonne durchbrochen und alle abgeschlachtet, getötet. Meine Kinder hatten große Angst. (…) Die Kolonnen wurden formiert. Einige
überholten diejenige, die langsamer waren. Und keiner nahm Rücksicht auf den anderen. Niemand fragte danach, ob jemand krank ist oder im Sterben lag.
Während des Abzugs starb eine meine Nachbarin und Verwandte. Ihr Sohn hat ihr Leichnam einige Zeit gefahren. Aber die Kinder ergriff die Panik und so
hatte er sie vom Wagen heruntergeholt und sie in eine Senke neben dem Weg gelegt, mit Zweigen überdeckt und gegangen. Sie können sich denken, wie sich
dieser Mann heute fühlt. (Žene Krajine – rat, egzodus i izbeglištvo, Beograd, 1996, 127-128).
– Neda, geboren 1954: Von Podgorje aus bis Gemeinde Krnjak ist der Weg etwa eineinhalb Kilometer lang. Niemand hatte uns benachrichtigt, aber ich
sah, dass ein Nachbardorf brannte und die Frauen flüchteten. Es brach Panik aus und wir wussten nicht was wir tun sollten. (…) Jemand hat zugerufen,
wir würden abziehen, und gerade als wir uns setzten, sah ich ein brennendes Haus. Da waren die Gruppen von Muslimen, sie steckten die Häuser in
Brand und wir waren wieder auf der Flucht. Wir brachten unsere persönliche Bewaffnung mit, die jeder von uns besaß. Die Menschen rannten in die
Maisfelder, und da kam es dann zum großen Abschlachten (Žene Krajine – rat, egzodus i izbeglištvo, Beograd, 1996, 262-263).
– 55-jährige Desanka: Um 20 Uhr (5. August) ging mein Mann schlafen, und ich auch. Dann kam Zivilschutz und sagte uns, wir sollten zur Fabrik zum
“Sammelplatz” kommen. Ich sagte das meinem Mann, aber er antwortete, er könne nicht gehen. Ich griff nach meiner Tasche und nahm die
notwendigsten Sachen mit. Ich schnappte mir auch Jagdgewehr, aber keine Dokumente, da ich dachte, wir werden zurückkehren. (…) Wir, etwa 30
hilflose Menschen, blieben in der Fabrik, und alles brannte, Flammen war überall. Ein Direktor rief den Fahrer an und gab uns einen Bus für die Fahrt.
Wir führen durch brennendes Dorf. Der Fahrer fuhr mit ausgemachten Scheinwerfern (Žene Krajine – rat, egzodus i izbeglištvo, Beograd, 1996, 282283).
Gewiss sind diese Angaben keine Rechtfertigung für die Taten einzelner Individuen der kroatischen Partei, die während und nach der Operation
“Oluja” Verbrechen begangen (die kroatischen Generale als Befehlshaber der Operation stehen in keiner direkten Beziehung mit diesen Verbrechen).
Gegen diese sich an den Straftaten beteiligten Personen während und unmittelbar nach der Operation erstattete die kroatische Regierung bis September
1999 3978 Anzeigen; an kroatischen Gerichten wurden aufgrund der Anklageschriften 1949 Urteilssprüche gefällt und davon verurteilte man 1492
Personen kroatischer Nationalität zu entsprechenden Strafen: unter 26 wegen Totschlags angeklagten Personen bis September 1999 wurden zu den
Freiheitstrafen zwischen 1 bis 15 Jahren rechtskräftig 12 Personen verurteilt und danach steckte man ins Gefängnis noch drei Personen auf eine Dauer
zwischen einundeinhalb und 20 Jahren (Quelle: “Bijela knjiga o suradnji RH s Međunarodnim sudom u Haagu”, Zagreb, rujan 1999).
Nach den Angaben der Staatsanwaltschaft der RH bis zur Mitte 2011, wegen der während und unmittelbar nach der Operation “Oluja” begangenen
Verbrechen und Straftaten, wurden insgesamt 6390 Anzeigen gegen die bekannten (4128) und unbekannten (2262) Täter erstattet; davon gegen 439
(weniger als 7%) Soldaten der Kroatischen Streitkräfte. Die darauf folgende Strafverfolgung umfasste 3728 Personen (gegen 395 – etwa 10% – begann
das Gerichtsverfahren als sie noch zu den Kroatischen Streitkräften gehörten). Verurteilt wurden 2380 Täter. Als Opfer wurden 47 Personen registriert;
davon wurde wegen der Tötung von 21 Personen den 33 Tätern Prozess machen. Für 26 Tötungen konnten die Verbrecher nicht ausfindig gemacht
werden. Zur selben Zeit ermitteln die zuständigen juristischen Behörden in den Fällen von 24 Kriegsverbrechen mit 156 Opfern. Die gesamte aufgrund der
Anzeigen der Polizei und Ermittlungen bei der Staatsanwaltschaft der RH registrierte Opferzahl soll demnach 214 Personen betragen. Und diese
Menschen haben ihr Leben durch Totschlag und Kriegsverbrechen während und unmittelbar nach der Operation “Oluja” verloren.
Bevölkerung und Fläche von okkupierten Teilen der Republik Kroatien
Der Krieg und Zerstörung umfassten 54% kroatischen Territoriums. Im Jahr 1991 konnten die serbischen Kräfte fast ein Drittel des Territoriums der
RH okkupieren (etwa 17.000 km2 von insgesamt 56.538 km2 festländischer Fläche der RH). Anfang 1992 wurden 1072 Ortschaften der RH besetzt: in
Kroatischem Donau-Gebiet 123, Westslawonien 58, Banovina 245, Kordun 227, Lika 179 und in Dalmatien 240 (Dražen Živić, “Demografski okvir i
gubici”, Stvaranje hrvatske države i Domovinski rat, 451). Durch die Befreiungsoperationen kroatischer Truppen ist das Prozent des okkupierten Gebiets
allmählich kleiner geworden. So wurde während der 25. Sitzung der “Regierung der Republik Serbische Krajina” am 29. Juli 1992 die Angabe verlautbart,
dass die “Republik Serbische Krajina über eine Fläche von 13.913 km2 verfügt” (wahrscheinlich das Gebiet von UNPA- und “pink zones”), und aus zwei
getrennten Bestandteilen besteht – “Norddalmatien, Lika, Kordun, Banija und Westslawonien mit insgesamt 11.402 km2 sowie Ostslawonien,
Westsyrmien und Baranja mit 2511 km2.” In selber Sitzung wurde erwähnt, dass im Krieg “mehr als 66.000 Soldaten” kämpfen sollten und davon “1021
gefallen und 1682 verwundet” wären. Man zählte dazu die “28 Vermisste auf Miljevačka visoravan/Miljevačka Hochebene” sowie die “gefallenen und
verwundeten Angehörigen der Territorialverteidigung, die im Rahmen des Innenministeriums in Nordbosnien in der Schlacht um den Korridor nach der
Bundesrepublik Jugoslawien” hätten eingesetzt werden sollen, nicht.
Auf den von Serben im Herbst 1991 besetzten Gebieten (das damals eroberte Gebiet war größer als später formierte UNPA-Zonen) lebten nach der
Volkszählung aus dem Jahr 1991 von insgesamt 549.083 Einwohner 287.830 (52,4%) Serben, was ist etwas weniger als die Hälfte (49,5%) der
Gesamtzahl (581.663) der Serben in der RH. Nachdem aber die kroatische und sonstige nicht-serbische Bevölkerung vertrieben worden war, verließen
dieses Gebiet aus existenziellen Gründen auch viele Serben (nach serbischen Quellen wanderten etwa 100.000 Serben bis Ende 1992 aus und der Prozess
wurde fortgesetzt). Bezüglich der Angabe des “Kommissariats für Flüchtlinge der Republik Serbische Krajina/Komesarijat za izbjeglice Republike Srpske
Krajine” aus Juli 1994, wurden in der “Republik Serbische Krajina” 122.704 geflüchtete und verbannte Personen untergebracht. Und aufgrund der
Angabe, dass Ende 1994 in der Bundesrepublik Jugoslawien (ohne andere Staaten) etwa 80.000 Serben aus der “Republik Serbische Krajina” lebten
(Barić, 172-173), kann man beschließen, dass die “Republik Serbische Krajina” zu dieser Zeit weniger als 300.000 Einwohner, hauptsächlich serbischer
Nationalität, hatte. Aus politischen und wirtschaftlichen Gründen, die in der “Republik Serbische Krajina” herrschten, war der Prozess auch 1995 in
vollem Gange, was bedeuten würde, dass die in den serbischen Quellen angeführten Zahlen über 300.000 geflüchtete Serben während der Operation
“Oluja” (aus UNPA-Zonen Nord und Süd) ziemlich übertreiben sind.
Auch die Angaben des Generalstabes der Serbischen Armee Krajina vom Juni 1993 bewegen sich in dieser aufbauschenden Richtung: es wird
behauptet, dass die “Republik Serbische Krajina” 433.595 Einwohner hatte: 91% Serben, 7% Kroaten und 2% sonstige, bzw. etwa 30.000 Kroaten. Das
“Serbische Gebiet Slawonien, Baranja und Westsyrmien hatte 135.800 Einwohner, der von Serben okkupierten Teil Westslawoniens 29.000 Einwohner
und die okkupierten Teilen von Banovina, Kordun, Lika und Norddalmatien etwa 268.795 Einwohner; die erwähnten Zahlen sind nicht verlässlich
“hinsichtlich des andauernden Prozesses der Migration auf den erwähnten Gebieten sowie bezüglich einer großen Anzahl von Flüchtlingen” (Barić, 172).
Die Einschätzung, dass zum Zeitpunkt der Ankunft der UN-Truppen in das Gebiet der “Republik Serbische Krajina”, dort etwa 16.000 Kroaten
lebten, scheint glaubwürdiger. Aber bis zum Ende 1993 wurden aufgrund von Bedrängung oder Bedrohung etwa 8000 Kroaten und die Angehörigen
sonstiger Nationalitäten vertrieben oder getötet, und so gab es Anfang 1994 in der “Republik Serbische Krajina” weniger als 8000 Kroaten. Vor dem
Krieg waren es 219.000 an der Zahl (Barić, 396). Bis zur Operation “Oluja” wurde diese Zahl noch kleiner.
Gemäß der im Januar 1995 von Slobodan Lang und Branko Čulo vorgelegten Resultate der Forschung, in Rahmen welcher auch der Inhalt von
“amtlichen” jugoslawischen Publikationen analysiert wurde, gab es in der UNPA-Zonen kaum etwas mehr als 100.000 Einwohner, auf dem Territorium
unter der Kontrolle der kroatischen Regierung ungefähr 278.000 Serben und in Jugoslawien wurden 252.619 Flüchtlinge aus Kroatien registriert (198.819
aus den UNPA-Zonen und 53.800 aus dem Gebiet unter der Kontrolle der Regierung der RH, einschließlich der Familien von “Befehlshabern” der JNA,
die sich aus Kroatien zurückzog).
Natürlich ist es notwendig, die erwähnten Zahlen mit Vorsicht zu behandeln, da sich die statistischen Angaben über die Bevölkerung in den besetzten
Gebieten der RH voneinander unterscheiden; unter anderem, sie hängten davon ab, ob es sich dabei um das im Herbst 1991 besetzte Gebiet oder um das
okkupierte Territorium im Rahmen der UNPA-Zonen – mit oder ohne “pink zones” handelte, und ob die Angaben aus “amtlichen” Publikationen der
Wahrheit entsprachen, da die Anzahl von Flüchtlingen die Höhe der finanziellen Hilfe der internationalen Gemeinschaft beeinflusste.
Medien und einige Tatsachen über den kroatisch-bosniakischen (muslimischen) Konflikt in Bosnien-Herzegowina
Die kroatischen Abgeordneten in der Versammlung Bosnien-Herzegowinas nahmen an der Verabschiedung des Beschlusses über das Referendum und
die kroatische politische und gesellschaftliche Elite sorgte für seine erfolgreiche Durchführung. Trotzdem beschuldigte man sie für die Teilung und
Zerstückelung von Bosnien-Herzegowina. Auch Kroatien wurde angeklagt, dass es “mit dem Ziel der Bildung eines ‘Großkroatiens’ BosnienHerzegowina angegriffen hat”, obwohl man sich eigentlich fragen sollte, was wäre mit Bosnien-Herzegowina passiert, falls die Kroaten und die Kräfte aus
Kroatien im Jahr 1992 gegenüber der serbischen Aggression gegen diesen Staat nicht reagierten und zusammen mit der Armee Bosnien-Herzegowina
1995 die serbischen Verbände besiegten und einen großen Teil des Territoriums von Bosnien-Herzegowina befreiten. Als Beweis für eine solche Anklage
wird die Bildung der kroatischen Gemeinschaft “Herceg-Bosna” am 18. November 1991 vorgeführt, obwohl sie als Verteidigung der Kroaten vor der
drohenden serbischen Aggression gegründet wurde. Die Behauptung, dass die Kroaten in Bosnien-Herzegowina keinen Grund für eine solche
Selbstorganisierung hätten, ist völlig unsinnig, da man wusste, dass die Institutionen Bosnien-Herzegowinas zu dieser Zeit sowohl die Kroaten als auch
sonstige Bürger vor dem Angriff serbischer Verbände nicht wirkungsvoll schützen konnten. Die Beispiele von Überfällen von “Martić-Miliz” aus
Kroatien nach Bosnien-Herzegowina und die Ereignisse auf den Gebieten mit der serbischen Mehrheit seit Juni 1991, nach welchen Alija Izetbegović
bestätigte, dass “man in diesem Augenblick die immer heftigere innere und auswärtige Aggression zu bekämpfen nicht im Stande ist” (Kronologija rata
1989.-1998. – Hrvatska – Bosna i Hercegovina, Zagreb, 1998, 65). Die Leiden der Kroaten in Ravno in der Herzegowina im Oktober 1991 bekräftigten
die Hilflosigkeit der zentralen Regierung in Sarajevo gegenüber der serbischen Aggression. In der Bemühung, Kroatien als Aggressor gegen BosnienHerzegowina darzustellen, ging man so weit, dass man beispielswiese bei der Vorführung der “Logistik-Sicherungsmaßnahmen des Kroatischen
Verteidigungsrates” als “Beweis” für die “Aggression Kroatiens gegen Bosnien-Herzegowina” sogar die Information über die “Behandlung von
verwundeten Soldaten des Kroatischen Verteidigungsrates in den Krankenhäusern in Kroatien” benutzte (Smail Čekić, Agresija na Republiku Bosnu i
Hercegovinu – planiranje, priprema, izvođenje, Sarajevo, 2004, 1115). Natürlich wird die Tatsache, dass in Kroatien auch Logistik-Zentren der Armee
Bosnien-Herzegowina existierten, verschwiegen, als auch der Umstand, dass in Krankenhäusern in Kroatien (in Split, Zagreb, Slavonski Brod, Karlovac,
Vinkovci, Metković und anderen) gleichzeitig mehr als 10.000 verwundete Soldaten der Armee Bosnien-Herzegowina sowie Zivilisten – Muslime - aus
Bosnien-Herzegowina versorgt wurden (ohne übliche Patienten); nach den Angaben des Kriegsverwalters des Klinisch-medizinischen Zentrums “Split”
Prof. Dr. sci. Mihovil Biočić, “wurden in Einklang mit Gewissen und kroatischer Politik in den 90er Jahren des 20. Jhs. mehr als 32.000 Verwundete und
Kranke aus Bosnien-Herzegowina, darunter etwa 40% Muslime, ärztlich behandelt.“
Aufgrund der selektiven Veröffentlichung von Transkripten der Präsidentenkanzlei der RH, war der breiteren Öffentlichkeit nicht bekannt, dass
gerade Präsident Tuđman, der auch der Aggression gegen Bosnien-Herzegowina beschuldigt wurde, in der 56. (geschlossenen) Sitzung der Regierung
der RH am 25. November 1991 (also 7 Tage nach der Proklamation der “Kroatischen Gemeinschaft Herceg-Bosna”) beschloss, dass “entsprechend der
von Kroatien aufgebauten Politik, keine Grenzen verändert werden dürfen”, und so müssten sich die “Kroaten in Bosnien-Herzegowina ihre Interessen
innerhalb dieses Staates während seines Bestehens sichern”. Dabei erwähnte er, dass “wir alle der Tatsache bewusst werden sollten, dass der serbische
Teil von Bosnien-Herzegowina völlig in den Händen der serbischen Regierung ist, dass er bewaffnet ist und im Dienst der großserbischen Politik steht”,
sowie, dass die “Muslime ihre eigene Politik befolgen, die sich, bezüglich der Führung, in die Richtung d er Erhaltung Jugoslawiens bewegt”. Das
staatsmännische Vorgehen vom Präsidenten Tuđman gegenüber Bosnien-Herzegowina (keine Veränderung der Grenzen mit Gewalt, Anerkennung der
Souveränität und Unabhängigkeit Bosnien-Herzegowinas als einer Gemeinschaft von drei konstitutiven Völkern, Teilnahme von Kroatien an der
Verteidigung und Befreiung Bosnien-Herzegowinas, sowie andere Tatsachen) beweist, dass seine und die Rolle des serbischen Präsidenten im Krieg in
Bosnien-Herzegowina nicht verglichen werden könnten, obwohl das von einigen hartnäckig versucht wird, damit die beiden als Schuldige für den Krieg
in Bosnien-Herzegowina gebrandmarkt werden.
Die Konflikte zwischen Kroaten und muslimischen Bosniaken brachen regelmäßig dort aus, wo die Bosniaken (bzw. die Armee BosnienHerzegowina) überlegen waren. Vom Zentrum Bosniens aus, über Konjic, verbreiteten sie sich in der Herzegowina und nicht umgekehrt, und so kann die
These, dass die Kroaten sie provozierten und initiierten nicht aufrechterhalten werden (Davor Marijan, “Bosna i Hercegovina 1991.-1995. u godinama
nesvršenog rata”, Status, Nummer 3, Mai/Juni 2004, 98-110). Aufgrund der Propagandatätigkeit der muslimischen (bosniakischen) institutionellen sowie
unabhängigen Strukturen, gilt seitens der Öffentlichkeit fast ausnahmslos die Ansicht, dass der Krieg zwischen den muslimischen Bosniaken und Kroaten
in Bosnien-Herzegowina sowie die angebliche Aggression der RH gegen Bosnien-Herzegowina mit dem Zusammenstoß in Prozor im Oktober 1992
begann, als akzeptiert. Den Zwischenfall soll der Kroatische Verteidigungsrat provoziert haben und dazu seien auch die Brigaden der Kroatischen
Streitkräften zugestoßen. Aber die Archivalien erzählen eine ganz andere Geschichte; der erwähnte Konflikt sei ausgebrochen, nachdem die Soldaten der
Armee Bosnien-Herzegowina am 23. Oktober in einem Hinterhalt bei Crni vrh einen Kämpfer der Kroatischen Streitkräfte getötet hätten. Und zu dieser
Zeit sollten sich dort keine Truppen der Kroatischen Streitkräfte befinden. Im Gegensatz zu den Nachrichten in Sarajevo, welche besagten, dass “während
der ethnischen Säuberung in Prozor und Rama mehr als 200, sogar 300 Muslime” getötet wurden, berichten andere Quellen von 9 oder 11 muslimischen
Opfern (zur selben Zeit fielen 5 und 18 Kämpfer der Kroatischen Streitkräfte und Zivilisten wurden verwundet). Auch sollte eine größere Anzahl von
Muslimen bei kroatischen Familien um Prozor versorgt und beschützt werden. Natürlich erlitt die Stadt während der Gefechte einigen Schaden, und leider
gab es auch Fälle von Plünderungen und Anzünden von muslimischen Häusern, was sicher eine große Schande für die Täter bedeutet und worüber die
muslimische Propaganda die ganze Welt benachrichtigte: Prozor wäre dem “Erdboden gleichgemacht”. Das Bestehen eines geheimen muslimischen
Krankenhauses sowie die nach dem Konflikt gefundenen Dokumente der muslimischen politischen und militärischen Führung, darunter auch der sog.
“Beta-Plan” über den Zusammenstoß mit dem Kroatischen Verteidigungsrat, bezeugen, dass der extreme Teil der muslimischen Führung in Prozor (bzw.
die Mitglieder des Vollzugsausschusses der Partei der Demokratischen Aktion (Stranka demokratske akcije, SDA)), die Vorbereitungen für einen Konflikt
mit Kroaten traf. Und so ist es auch nicht gerechtfertigt, ausschließlich die kroatische Partei als einzigen Schuldigen darzustellen.
Die Quellen beweisen, dass dieser Konflikt in Prozor keine Überraschung war, sondern, dass es sich dabei um ein lokales Resultat verschiedener
Stellungen bezüglich der momentanen politischen Lage und der künftigen Einrichtung von Bosnien-Herzegowina handelte, sowie dass die Armee
Bosnien-Herzegowina dabei eine Niederlage erfuhr. Mit ihr gemeinsam verließ auch ein Teil der Bevölkerung die Stadt, was wiederum dafür benutzt
wurde, Prozor als erste aufgrund eines Plans gesäuberte Stadt zu präsentieren. “Der Konflikt in Prozor war ein Wegweiser dafür, dass ein halbes Jahr nach
dem Ausbruch des Krieges in Bosnien-Herzegowina, Kroaten und Muslime keine einheitliche Meinung über seine Zukunft teilten. Nachdem sie selbst
vom großserbischen militärischen Anprall überrannt worden waren, begannen die Muslime nach dem schweren Sommer 1992, als sie physisch und mit
schweren Verlusten belastet, dank dem militärischen Einsatz der Kroatischen Streitkräfte entlang der Grenzen und in den Grenzgebieten BosnienHerzegowinas ausharren konnten, mit dem Prozess einer proklamierten ‘Erneuerung’ Bosnien-Herzegowinas. In diesem Augenblick schritt dieser Prozess
bis zum Punkt fort, wo wann den Krieg mit Kroaten erwarten konnte, da sie sich für ein nationales und territoriales Distrikt in Bosnien-Herzegowina
aussprachen.” Obwohl dieser Konflikt zwischen dem Kroatischen Verteidigungsrat und der Armee Bosnien-Herzegowina in Prozor nicht der erste war,
der “seitens der muslimischen Propaganda zu einem Symbol der Aggression der RH aufgrund ihrer Perzeption von Bosnien und Herzegowina” gemacht
wurde, war er zweifellos eine “traurige Ankündigung” des Krieges zwischen muslimischen Bosniaken und Kroaten in Bosnien-Herzegowina. (Quelle:
Davor Marijan, “Sukob HVO-a i Armije Bonsne i Hercegovine u Prozoru u listopadu 1992.”, Časopis za suvremenu povijest, Nummer 2, Zagreb, 2006)
Es ist eine Tatsache, dass der bewaffnete Konflikt zwischen Kroaten und muslimischen Bosniaken in Bosnien-Herzegowina, der auch als “Krieg im
Krieg” bezeichnet wird, nicht objektiv und detailliert erläutert werden kann, wenn man nicht versteht, was eine kriegerische Auseinandersetzung in sich
trägt, bzw. wenn militärische und soziologische Aspekte eines Krieges nicht in Betracht gezogen werden. In Einklang damit behauptet der amerikanische
Militärhistoriker Charles R. Shrader in seinem Werk Muslimansko-hrvatski građanski rat u srednjoj Bosni – vojna povijest 1992.-1994./Muslimischkroatischer Bürgerkrieg im mittleren Bosnien – Militärgeschichte 1992-1994 (Zagreb, 2004), dass die “Grundsätze des muslimisch-kroatischen Konflikts
auf diesem Gebiet, aufgrund der verschiedenen ideologischen, politischen, gesellschaftlichen und persönlichen Interessen völlig verzerrt sind”, sowie dass
diejenigen, und besonders die Journalisten, die über diesen Zusammenstoß geschrieben oder gesprochen hätten, “selten genug fähig oder dazu bereit
waren, die Tatsachen zu analysieren und über sie objektiv zu berichten”. Der Inhalt seines Buches weist auf die Schlussfolgerung hin, dass den Versuch
die Schuld für diesen Konflikt ausschließlich Kroatien und den Kroaten zuzuschreiben, besonders wenn es um mittleres Bosnien geht, nur jene starten
könnten, die kein Bedarf nach einer tieferen Erläuterung der Ereignisse hätten, bzw. jene, die sich ausschließlich der Quellen der bosnischen Regierung
aus Sarajevo bedienen würden: “Jeder, der in den militärischen Fragen (und Beweisen) unterrichtet ist, kann nicht zum Beschluss kommen, dass die
Kroaten die Auseinandersetzung in Mittelbosnien begannen. Es gab keinen großen Plan über die ethnische Säuberung der muslimischen Bevölkerung,
wobei Internationaler Gerichtshof in Den Haag einen Fehler in seinem Urteilsspruch machte. Eigentlich, war es umgekehrt” (S. 9).
Shrader geht davon aus, dass sich die muslimische Führung in Sarajevo sehr früh, bzw. “schon im Herbst 1992 zur strategischen Entscheidung über
den Ausbruch des Krieges gegen die Kroaten entschloss, da ihre Kräfte schwächer als serbische galten”. Er schreibt, dass ihr Ziel war, die muslimischen
Flüchtlinge aus Ostbosnien und Posavina nach Lašvanska dolina/Lašvanska Tal zu übersiedeln, auch in die Gebiete wo die Kroaten traditionell die
Mehrheit waren und somit die Kontrolle über die militärische Produktion und Fabriken in Busovača, Vitez, Novi Travnik, Konjic und Bugojno, zu
übernehmen, da diese Betriebe bis dahin die Kroaten verwalteten. Er beruft sich auf die Aussagen des ersten Vorstandes des Generalstabes der Armee der
Bosnien-Herzegowina, des Generals Sefer Halilović und sein Buch Lukava strategija (Sarajevo, 1997). Gewiss kann man über Shraders Objektivität und
seine Schlussfolgerungen diskutieren, aber man kann die Existenz von in seinem Buch veröffentlichten Dokumenten oder den Inhalt der im “Terrain”,
während der Gespräche mit den Teilnehmern der Geschehnisse und besonders mit den Befehlshabern der im Krieg in Bosnien-Herzegowina eingesetzten
Truppen, erforschten Angaben, nicht bestreiten. Auch die Daten aus den Büchern der muslimischen Bosniaken über die Verbrechen an Kroaten in
Mittelbosnien und der Radikalisierung eines Teils der Muslime nach der Ankunft von muslimischen Freiwilligen aus anderen Staaten, darf man nicht
vergessen; z.B. : Esad Hećimović, Garibi – Mudžahedini u Bosni i Hercegovini 1992.-1999. (Zenica, 2006). Dazu kommt auch die Tatsache, dass Ende
1992 in Travnik, Bugojno, Zenica und Lašvanska dolina mindestens 70.000 aus den Gebieten unter der Kontrolle der Serben vertriebenen muslimischen
Bosniaken verweilten, die versorgt und untergebracht werden sollten (Slobodan Praljak, Pomoć RH Muslimansko-Bošnjačkom narodu i Armiji Bosne i
Hercegovine tijekom 1991.-1995., Zagreb, Juni 2007, 5).
Shrader führt an, dass einige Feldberichte absichtlich falsche Angaben um Kroaten zu schaden enthalten haben sollten, sowie, dass die Verbrechen an
Kroaten gering gehalten würden, obwohl ihre Anzahl groß und Verbreitung stark wäre (nach den Angaben des Generals Slobodan Praljak sollten “von
‘irgendwelchen’ Soldaten der Armee Bosnien-Herzegowina mindestens siebenmal mehr kroatische Zivilisten und gefangengenommene Kämpfer des
Kroatischen Verteidigungsrates getötet werden, als ‘irgendwelche’ Kämpfer des Kroatischen Verteidigungsrates den muslimischen Bosniaken und
gefangengenommenen Soldaten der Armee Bosnien-Herzegowina Leben nahmen”, und dasselbe Verhältnis gälte auch bei gegenseitiger Verbannung).
Natürlich ist jedes Verbrechen zu verurteilen, aber es ist auch gewiss, dass die Verbrechen der kroatischen Truppen in Ahmići und Stupni Dol sowie die
Gefangennahme und Verbannung von Bosniaken in einigen Krisengebieten in Bosnien-Herzegowina, die die kroatischen Truppen kontrollierter, weit
größere Aufmerksamkeit der Politik, Medien und des Internationalen Gerichtshofs in Den Haag erfuhren, als die Verbrechen an Kroaten in Grabovica
(Gemeinde Mostar), im östlichen Teil von Mostar, Trusina und in anderen Ortschaften der Gemeinde Konjic, in Doljani (Gemeinde Jablanica), Gornji
Vakuf, Bugojno und in umliegenden Orten (Gračanica, Vučipolje...), Dusina, Šušanj und anderen Orten der Gemeinde Zenica, Zavidovići, Kiseljak
(Žepče), Kiseljak bei Sarajevo, Vareš, Kakanj und Umgebung, Vitez und in den umliegenden Orten (Križančevo Selo, Buhine kuće, Brdo – Zabilje,
Bobaši...), Busovača und Umgebung, Novi Travnik und Nachbarorten (Rastovci, Zenepići...), Travnik und Umgebung (Maljine, Čukle, Dolac...), Uzdol
und Hudutski (Gemeinde Prozor), Gračanica, Fojnica und Umgebung (Polje Šćitovo, Ostružnica...), sowie anderswo. (Uber die Verbrechen von
muslimischen Truppen an Kroaten in: Slobodan Praljak, Zločini koje su počinili pripadnici A BiH (muslimanske postrojbe) nad Hrvatima u BiH 1991.1995., Zagreb, Dezember 2006)
Ebenso weiß die kroatische Öffentlichkeit sehr wenig über die Gefangennahme und Verbannung von Kroaten in den Krisengebieten unter der
Kontrolle von muslimischen Bosniaken; nach den Forschungsergebnissen von I. Mlivončić, organisierten während des Krieges die bosniakischmuslimischen Behörden 331 Lager und Gefängnisse mit 14.444 kroatischen Kriegsgefangenen, wovon sogar 10.346 Zivilisten und 4098 Soldaten waren.
Die 632 Lagerinsassen sowie Gefangene wurden getötet, und 50 kamen durch eine grausame rituelle Hinrichtung ums Leben (Ivica Mlivončić,
“Muslimanski logori za Hrvate u Bosni i Hercegovini”, Naša ognjišta, Mostar, 2008, 249).
Gleichzeitig versucht ein Teil von Medien die Schuld für die kroatischen Lager in Bosnien-Herzegowina der kroatischen Politik aus Zagreb und dem
Präsidenten Tuđman zuzuschreiben, obwohl keine Beweise für seine Verantwortlichkeit bei der Gründung solcher Lager existieren. Ganz im Gegenteil.
Die Quellen berichten darüber, dass gleich nachdem Zagreb von diesen Lagern hörte, forderte man ihre Schließung und die Freilassung von
Kriegsgefangenen. Das bestätigt auch die Aussage des heutigen Bürgermeisters von Dubrovnik Andro Vlahušić (sowohl während des Krieges als auch
nach dem Krieg war er kein Mitglied der damals regierenden Partei – Kroatischer Demokratischer Gemeinschaft) über Lager Dretelj 1993, das unter der
Aufsicht des Kroatischen Verteidigungsrates stand: Es war sehr schwer, weil einige Stunden später wie ich Dretelj verlassen hatte, sollte ich über die
Leiden von Kroaten bei der Vorstellung des Buches “Stradanje Hrvata u ratu 1991.-1993./Leiden von Kroaten im Krieg 1991-1993” in Međugorje als
Redakteur öffentlich sprechen. Und nur eine oder zwei Stunden zuvor, war ich Augenzeuge dabei, dass auch einige unserer Landsmänner Böses tun. (...)
Die Lagerwächter waren keine Kämpfer des Kroatischen Verteidigungslager oder die Angehörigen der Militärpolizei, sondern die Kroaten die ihre
Familienmitglieder im Krieg gegen Bosniaken verloren hatten. Aus Međugorje fuhren wir nach Zagreb und benachrichtigten Mate Granić (Außenminister
der RH), der nicht wusste, was alles in der Herzegowina passierte. (...) Am nächsten Tag wurden wir in die Präsidentenkanzlei gerufen, wo Vesna Škare
Ožbolt, Branimir Jakšić und noch einige Mitarbeiter der Kanzlei auf uns warteten. Und sie wussten auch nichts über diese Entwicklung. Das war ein sehr
merkwürdiges Gefühl, da ich dachte, dass wir in einem stabilen Staat mit einem allmächtigen Präsidenten leben, und dann stellte ich innerhalb zwei
Zagreber Tage fest, dass Tuđman und seine Räte, seine Diplomatie- und Geheimdienstchefs nicht genug von der Herzegowina wussten. Ich sah da an
ihren Gesichtern. Am selben Abend, als wir Pantovčak besuchten, wurde während der zentralen Tagessschau im Kroatischen Fernsehen als eine der
ersten Nachrichten ein Bericht über ein Schreiben von Tuđman an Mate Boban, in welchem die Auflösung von Lagern und Freilassung von Gefangenen
gefordert wurde, ausgestrahlt. Drei Monate später geschah das aus. Und Mate Boban, der als Vertreter der “harten” herzegowinischen Linie unter den
Kroaten in Bosnien-Herzegowina galt (seit August 1993 Präsident der “Kroatischen Republik Herceg Bosna”), übergab Andro Vlahušić eine Pistole mit
der Widmung wegen der “Hilfe bei Auflösung von Dretelj” (Pravo na dom, Osijek, 2011, 306).
Außerdem wurden zahlreiche Treffen kroatischer und serbischer Staatsmänner in Medien hauptsächlich als Versuche der Teilung BosnienHerzegowinas dargestellt, ohne Rücksicht auf die Tatsache, dass daran die Vertreter aller drei konstitutiven Völker in Bosnien-Herzegowina
teilgenommen hatten, was verschiedene bilaterale und sogar serbisch-muslimische Verträge (beispielsweise Anfang August 1991) oder gemeinsame
Deklarationen hervorbrachte (z.B. am 16. September 1993 über die “Einstellung aller Feindschaften und militärischen Konflikte zwischen der Armee
Bosnien-Herzegowina und der Armee bosnischen Serben”, nachdem eine ähnliche “Gemeinsame Deklaration” zwei Tage vorher in Genf die Kroaten und
muslimische Bosniaken unterzeichnet hatten). Übrigens wusste man von “zahlreichen Gesprächen zwischen dem Präsidenten von Serbien S. Milošević
und Alija Izetbegović, die in Genf und andren Orten stattgefunden hatten” (Sitzungsprotokoll des Oberrates der Verteidigung der Bundesrepublik
Jugoslawien, August 1994.; Slobodna Bosna, 5. 5. 2011, 29).
Die Medien schenkten besondere Aufmerksamkeit den Verhandlungen zwischen dem serbischen General Ratko Mladić und der kroatischen Führung
in Bosnien-Herzegowina, die nachdrücklich als antibosniakisch präsentiert wurden, wobei die Tatsache, dass General Mladić, bzw. die serbische Führung,
zur selben Zeit (im Sommer 1993) auch mit den Vertretern der muslimischen Bosniaken Gespräche führten (in der ausländischen Literatur spricht man
von einem Versuch der Bildung einer “muslimisch-orthodoxen Allianz gegen die Katholiken”) nicht in Betracht gezogen wird (Ivo Lučić, Sukob
nacionalnih interesa kao osnovni uzrok ratnog sukoba u Bosni i Hercegovini, www.hizbih.info, abgerufen am 27. X. 2011). Der damalige Bürgermeister
des muslimischen Teils von Mostar sollte sich auch mit Mladić getroffen haben, um über einen “gemeinsamen Zugang bei Neretva und bis Neum” zu
diskutieren. Es wird die militärische Zusammenarbeit zwischen den einigen Truppenteilen des Kroatischen Verteidigungsrates und der Armee der
Republik Srpska in einzelnen Krisengebieten in Bosnien-Herzegowina analysiert, aber nicht der Umstand, dass die muslimische Armee BosnienHerzegowinas monatelang den serbischen Artilleriebeschuss von kroatischen Zielpunkten in Mostar finanzierte (Šefko Hodžić, Operacija Jesen ‘94.,
Sarajevo 2007; Erzpriester Aleksa Zubac, Zeitschrift Vidoslov, Nummer 3, 1994). Man ignoriert auch die Tatsache, dass gerade Präsident BosnienHerzegowinas A. Izetbegović im Juli, September und Dezember 1992, während der Außerordentlichen Sitzung der Organisation der islamischen
Konferenz/Organizacija islamske konferencije in Jedda, in Saudi-Arabien, mit dem Außenminister der RH Zdenko Škrabalo zusammentraf und das
Angebot des kroatischen Präsidenten über eine koordinierte gemeinsame Verteidigung gegen die serbische Aggression mit der Erklärung ein “solcher
Verband würde noch eine stärkere Feindschaft seitens der Serben hervorrufen“, abwies; Präsident Tuđman war davon überzeugt, “dass Beograd nicht Halt
machen und der Westen den Muslimen oder Kroaten nicht helfen wird, weshalb man sich gegenseitig den Rücken stärken sollte und den Widerstand
gemeinsam organisieren” (Shrader, 11).
Nachdem die Zusammenstöße zwischen den muslimischen Bosniaken und den Kroaten in Bosnien-Herzegowina im April 1993 fortgesetzt worden
waren, schickte Präsident Tuđman am 10. Mai 1993 eine Botschaft an den Präsidenten des Präsidiums Bosnien-Herzegowina Alija Izetbegović und an den
Präsidenten der Kroatischen Gemeinschaft Herceg-Bosna Mato Boban: Ich bin extrem beunruhigt und besorgt wegen einer weiteren Vertiefung des
Konflikte zwischen Kroaten und Muslimen in den Krisengebieten Bosnien-Herzegowinas. Ich verurteile am schärfsten diese bewaffneten
Auseinandersetzungen, egal wer der Schuldige ist. Ich appelliere an sie, diese Konflikte gleich zu stoppen, und eine Mitwirkung zwischen den
muslimischen und kroatischen bewaffneten Truppen bzw. zwischen der Armee Bosnien-Herzegowina und dem Kroatischen Verteidigungsrates in einem
gemeinsamen Kampf gegen den serbischen Aggressors herzustellen. (...) Ich appelliere auch an alle Kroaten in Bosnien-Herzegowina, die Provokationen
zu ignorieren und alles Mögliche zu tun, diesen schädlichen Konflikt zu vermeiden (S. Praljak, Politički i vojni hrvatsko-muslimanski (bošnjački) odnosi
1991.-1995., I Teil, 295).
Einer negativen Perzeption der Rolle Kroatiens im Krieg in Bosnien-Herzegowina trugen erheblich zahlreche Desinformationen, die seitens der
serbischen und muslimischen Dienststellen den Medien zugespielt wurden. Die Folgen waren falsche Aussagen über eine angebliche Aggression der RH
auf Bosnien-Herzegowina sowie über die serbisch-kroatischer Teilung Bosnien-Herzegowinas, die sogar im Landtag der RH wiederholt wurden. Neben
dem am meisten besprochenen Treffen Tuđman – Milošević in Karađorđevo im März 1991, stand im Mittelpunkt auch die Begegnung zwischen Mate
Boban (kroatischer Führer in Bosnien-Herzegowina) und Radovan Karadžić (serbischer Führer in Bosnien-Herzegowina) in Graz (der Bericht darüber
wurde am 6. Mai 1992 veröffentlicht), als man eine mögliche kroatisch-serbische Abgrenzung diskutierte, um die “Gründe für die bewaffneten Konflikte
zwischen Kroaten und Serben auf dem ganzen Gebiet Bosnien-Herzegowinas zu beseitigen”. Nach dieser Begegnung, die, man sollte es wieder
hervorheben, nur eine von vielen zwischen allen drei kriegerischen Parteien in Bosnien-Herzegowina war, wurden falsche Informationen über eine
kroatisch-serbische Vereinbarung, mit welcher Bosnisch/Bosanska Posavina den Serben zufallen sollte, veröffentlicht. Man sagte auch, dass alles auch mit
Serben aus erwähnten Gebiet abgesprochen worden wäre. Die Wahrheit war aber, dass all das nicht stimmte, und dass die kroatischen Kräfte gerade
während der Verteidigung von Bosnisch Posavina sehr große Verluste erlitten hatten, besonders während der Kämpfe um den “Korridor” im Jahr 1992
und bei der Abwehr des Angriffs im Jahr 1995. Während des krampfhaften Gefechts konnten die kroatischen Truppen einen Teil des Territoriums in
diesem Gebiet behalten (Korpsdistrikt Orašje, dabei waren 108. Brigade des Kroatischen Verteidigungsrates Brčko, die die kroatische Gemeinde RavneBrčko auf der anderen Seite des “Korridors” im Rahmen des Systems des operativen Kommandos des 2. Korps der Armee Bosnien-Herzegowina aus
Tuzla verteidigte, sowie andere Einheiten). Es ist aber richtig, dass den Rückzug der Kroatischen Streitkräfte aus Bosnisch Posavina, die mit serbischen
Verbänden kämpften, einige europäische Großmächte, auch die höchstrangierten Staatsmänner innerhalb der muslimisch-bosniakischen Führung
verlangten.
Die Anmerkung von Novica Simić, Obersten und Befehlshabers der Taktischen Gruppe serbischer Verbände in Bosnien-Herzegowina während der
Schlacht um den “Korridor” 1992, zeigt Art und Weise, wie die feindlichen Dienste die Medien im Fall des kroatisch-muslimischen Konflikts
provozierten: Kommando des 1. Krajina-Korps (Armee der Republik Srpska) benutzte geplant die Medien um die Desinformationen über seine Absichten
zu verbreiten. Man bediente sich aller Missverständnisse, Differenzen und Meinungsverschiedenheiten zwischen Herceg Bosna (kroatische Gemeinschaft
in Bosnien-Herzegowina) und der muslimischen Führung in Sarajevo. Die Information über die in Graz unterzeichneten Vereinbarung zwischen Boban
und Karadžić, nach der den Serben der Korridor durch Posavina gesichert werden sollte, wurde ständig wiederholt. Die Desinformationen über das
Zusammentreffen zwischen den Zivilbehörden in Osijek und den serbischen Vertretern aus Posavina und Semberija in Anwesenheit des JNA-Generals
Praščević, rief bei vielen Konfusion hervor. Die erfolgten Dementis, sogar seitens des Generals Praščević, verstärkten das Misstrauen der Kroaten und
Muslime, die davon überzeugt waren, dass ‘man etwas im Schilde führt’, und dass wenn es um Bosnisch Posavina geht, ‘im trüben gefischt wird’ (Novica
Simić, Operacija Koridor-92, Banja Luka, März 2011, 59).
Gleichzeitig werden die Angaben über die Beteiligung der bosniakisch-muslimischen Führung an den Verhandlungen über die Teilung BosnienHerzegowinas ignoriert. Beispielsweise gibt es eine Notiz des Vorstands des Stabs des Oberkommandos der Armee Bosnien-Herzegowina Sefer Halilović
darüber, dass der Präsident des Präsidiums Bosnien-Herzegowina Alija Izetbegović seit November 1992 verschiedene Möglichkeiten der Aufteilung
kombinierte (S. Halilović, Lukava strategija, 18-20), dass seine Mitarbeiter und die Delegierten des serbischen Präsidenten Milošević enge Beziehungen
im Zeitraum 1992-1993 pflegten und über den Austausch von Territorien bzw. der Aufteilung Bosnien-Herzegowinas verhandelten (Halilović, 10;
Sitzungsprotokoll des Oberrates der Verteidigung der Bundesrepublik Jugoslawien/Zapisnik sa sjednice Vrhovnog savjeta obrane SR Jugoslavije, August
1994.; Slobodna Bosna, 5. 5. 2011, 29),. Auch Rusmir Mahmutćehajić sollte ausgesagt haben, dass A. Izetbegović die Idee der Teilung im Jahr 1993
akzeptiert hätte (Slobodna Bosna, 2. 3. 2000., 9). Und es gibt auch andere Beispiele.
Der Präsident des Präsidiums Bosnien-Herzegowina Alija Izetbegović, damals schon ein anerkannter politischer und religiöser Führer der muslimischen
Volkes, berief zum 25. Februar 1992, nach seiner Rückkehr von Verhandlungen in Lissabon, eine geschlossene erweiterte Sitzung des Hauptausschusses der
Partei der Demokratischen Aktion (SDA) ein, in welcher er die Anwesenden über die Ergebnisse der Verhandlungen benachrichtigte und wies auf die
Wichtigkeit des bevorstehenden Referendums. Er stellte fest, dass ein “unangenehmer Vorschlag über die Option einer Konföderation in BosnienHerzegowina auftauchte”, die aus 3 “Staaten” bestehen sollte, aber jetzt wäre am wichtigsten “für Bosnien Unabhängigkeit zu sichern”, was nur aufgrund
des Referendums möglich wäre. Und falls die “kroatische Gemeinschaft das Referendum ignoriert, wird es scheitern!” Izetbegović behauptete, dass die
Kroaten nach dem Abkommen in Lissabon dem Referendum zugestimmt hätten und erklärte: “Sie (Kroaten) wollen jetzt abstimmen, da sie in einem solchen
Bosnien-Herzegowina irgendwelche Souveränität, irgendwelche nationale Anerkennung, irgendwelche Regionen, usw. zu bekommen hoffen, und das gehört
zu dieser Zustimmung. Und diese Einwilligung enthielt 3 Punkte: erster Punkt: Bosnien-Herzegowina bleibt (...). Zweiter Punkt: Umwandlung BosnienHerzegowinas, Bildung von Regionen nach der ethnischen Struktur der Bevölkerung (wie man sagt: der ethnischen Grundlage entsprechend). Und dritter
Punkt: Beteiligung und Garantien der Europäischen Gemeinschaft wären Pflicht. Der erste und dritte Punkt sind nicht umstritten, aber der zweite ist es.”
(“Lisabonska tajna Alije Izetbegovića”, Dani (Sarajevo), Nummer 560., 7. März 2008, 30-32; Slobodan Praljak, Politički i vojni hrvatsko-muslimanski
(bošnjački) odnosi 1991.-1995., I. Teil, Zagreb, April 2009, 279-280). Die Kroaten erfüllten ihr Versprechen. Alle oder fast alle kroatische Abgeordnete in
der Versammlung von Bosnien-Herzegowina nahmen an der Verabschiedung des Beschlusses über das Ausschreiben vom Referendum früh am Vormittag
am 25. Januar 1992, nach dem Verlassen der Versammlung seitens der serbischen Abgeordneten, teil. Inwiefern die bosniakisch-muslimische Partei die
besprochene Vereinbarung erfüllen wollte, zeigten die Ereignisse nach dem Referendum. Auch das sollte bei einer Analyse von Ursachen der kroatischbosniakischen (muslimischen) Konflikts in Bosnien-Herzegowina in Betracht genommen werden.
Einen Monat später, nachdem die kroatischen Abgeordneten (hauptsächlich die Mitglieder der Kroatischen Demokratischen Gemeinschaft) dem
Referendum zugestimmt hatten, verabschiedete der Vorstand der muslimischen Patriotska liga/Patriotische Liga, Sefer Halilović (am 25. Februar 1992),
die “Direktive für die Verteidigung der Souveränität Bosnien-Herzegowinas”, in der der sog. “extreme Flügel der Kroatischen Demokratischen
Gemeinschaft” zusammen mit der “Serbischen Demokratischen Partei und der jugoslawischen Armee”, als feindliche Kraft beschrieben wurde.
Gleichzeitig drückte man die Absicht aus, eine Zusammenarbeit mit dem “kroatischen Volk in Bosnien-Herzegowina gegen den gemeinsamen Feind”
herzustellen. Im Artikel 3 der erwähnten Direktive appellierte er an das “Volk in Sandschak, Kosovo und Mazedonien, sich mit unserem gerechten
Kampf zu solidarisieren und sich gleich den Kämpfen zugesellen mit dem Ziel die feindlichen Kräfte zu binden und ihre Schlagk raft gegen BosnienHerzegowina zu schwächen” (S. Halilović, Lukava strategija, 222-224).
Es ist wahr, dass gerade die Kroaten einen hartnäckigen Widerstand gegenüber der serbischen Aggression auf Bosnien-Herzegowina leisteten.
Übrigens berichtete auch der Außenminister Bosnien-Herzegowinas Haris Silajdžić in seinem Schreiben an den Präsidenten des Sicherheitsrates der
Vereinten Nationen Mitte Juni 1992, dass der Kroatische Verteidigungsrat um Freiheit und Unabhängigkeit Bosnien-Herzegowinas kämpfen würde, und
das als Bestandteil der Abwehrkräfte Bosnien-Herzegowinas. Gleich danach rief das Präsidium Bosnien-Herzegowina den Kriegsstand, die allgemeine
Mobilisierung und Arbeitspflicht aus, wobei als Angreifer Serbien, Montenegro, ehemalige Jugoslawische Volksarmee sowie der extremistische Teil der
Serbischen Demokratischen Partei genannt wurden.
Um die Ursachen der kroatisch-bosniakischen (muslimischen) Konflikts objektiv zu analysieren, sollte man also, auch die Aussagen der muslimischen
Staatsmänner und ihre antikroatische Vorgehensweise in Betracht nehmen. Man sollte auch die Tatsache akzeptieren, dass in Bosnien-Herzegowina drei
Parteien sowie drei politische Ansichten mit verschiedenen Zielen existierten, deren Durchführung wenigstens teilweise mit Politik und Interessen anderer zwei
Parteien nicht in Einklang stand. Die serbische politische Elite wollte auf jeden Preis Jugoslawien aufrechterhalten (“sie wollten Jugoslawien nicht verlassen”).
Die Muslime – später Bosniaken, waren nicht gegen Jugoslawien, die Mehrheit war für diesen Staat, aber sie beharrten darauf, dass das Hoheitsgebiet BosnienHerzegowinas erhalten bleibt. Die Kroaten wollten Bosnien-Herzegowina, aber außerhalb von Jugoslawien (Ivo Lučić, Sukob nacionalnih interesa kao osnovni
uzrok ratnog sukoba u Bosni i Hercegovini, www.hizbih.info, abgerufen 27. X. 2011). Wegen der Kompromisslosigkeit der serbischen Politik, die sich neben
der JNA überlegen fühlte, verließ der politische Kampf diesen Rahmen und überging in die serbische Aggression gegen Bosnien-Herzegowina und endete mit
seiner Teilung. Die Menschen- sowie materielle Verluste waren sehr groß und die Verbrechen an muslimischen Bosniaken und Kroaten zahlreich. Zu den
Folgen dieser Aggression gehört auch der kroatisch-muslimische Konflikt mit seinen großen Verlusten an Menschen und Eigentum sowie begangenen
Verbrechen.
Nach der Volkszählung aus dem Jahr 1991 hatte Bosnien-Herzegowina 4.364.574 Einwohner (davon 755.895 oder 17,3% Kroaten), und nach einigen
Schätzungen aus dem Jahr 2006, betrug die Gesamtzahl der Einwohner damals 3.843.000 Einwohner - darunter waren zwischen 450.000 und 500.000
Kroaten (Ende 2010 in Bosnien-Herzegowina lebten 443.013 oder 13% Katholiken), während der Prozentsatz der Serben und muslimischen Bosniaken
keine große Veränderung erfuhr (“Koliko je Hrvata danas u Bosni i Hercegovini?”, Crkva na kamenu, Nummer 10., Oktober 2008, 17). Von 391.000 im
Jahr 1991 auf dem unter der Kontrolle der Republik Srpska befindlichen Teil Bosnien-Herzegowinas lebenden Kroaten, verblieben im Jahr 1996 11.900
Kroaten (Slobodan Praljak, Pomoć RH Muslimansko-Bošnjačkom narodu i Armiji Bosnien-Herzegowina tijekom 1991.-1995., Zagreb, Juni 2007, 395).
Bezüglich des Religionsbekenntnisses in Bosnien-Herzegowina konnte man 2010 im Verhältnis zum 1991, eine Verkleinerung der Katholikenanzahl
von 17,4% auf 13% verzeichnen. Die Anzahl von Orthodoxen steigerte sich von 31,2% auf 37,1%, sowie die Anzahl von Muslimen von 43,5 auf 48%.
Die Anzahl von “sonstigen” wurde aber kleiner und fiel von 8,9% auf 0,6% der Gesamtzahl der Einwohner Bosnien-Herzegowinas (Darko Pavičić,
“Konfesionalna prisutnost u Bosnien-Herzegowina 1991. i 2010.”, Večernji list, 29. Oktober 2011, 52).
Nach einigen Forschungsergebnissen verloren ihr Leben im Krieg zwischen 1991 - 1995 etwa 7000 Kroaten - Soldaten des Kroatischen Verteidigungsrates
und der Kroatischen Verteidigungskräfte (HOS). In der Armee Bosnien-Herzegowina waren es 436, in der JNA und in der Armee der Republik Serbien 38,
und in den Kroatischen Streitkräften etwa 3000. In Bosnien-Herzegowina starben auch 2136 kroatischer Zivilisten (davon töteten die bosniakischmuslimischen Kräfte etwa 930 Erwachsene und 121 Kinder). In diesem Zeitraum sollten auf dem Gebiet des ehemaligen Jugoslawiens insgesamt 12.637
Kroaten aus Bosnien und Herzegowina ihr Leben verloren haben (Ivica Mlivončić, “Izravni demografski gubitci b-h Hrvata u ratnim sukobima 1991.-1995.
(4.)”, Naša ognjišta, Tomislavgrad, März 2008, 22-23).
Nach den Forschungsergebnissen der Caritas der Bischofskonferenz Bosnien-Herzegowina aus dem Jahr 1999, die sich an die damaligen Angaben des
Ministeriums für soziale Politik, verbannte Personen und Flüchtlinge der Föderation Bosnien-Herzegowina anlehnten, wurden von der Gesamtzahl der
Kroaten im Jahr 1991 während des Krieges in Bosnien-Herzegowina etwa 312.000 (43,5%) vertrieben. Aus den Gebieten unter der Kontrolle der
Bosniaken gingen 170.000 Kroaten weg, und aus der Republik Srpska 142.000. Aus dem Gebiet Bosnien-Herzegowinas wurden 430.000 (31,7%) Serben
sowie 485.400 (25,8%) muslimische Bosniaken vertrieben. Zur selben Zeit verließen das Gebiet unter der Kontrolle der Kroaten 112.000 Menschen, was
9,12% Prozent der Gesamtzahl der Verbannten aus Bosnien-Herzegowina beträgt. Aus serbischen Gebieten zogen 586.400 ab, was einen Prozentsatz von
sogar 47,7% der Gesamtzahl der Verbannten ergibt. Aus muslimischen Territorien flüchteten 529.000 Personen, bzw. 43,10% der Gesamtzahl aller
Vertriebenen (Ivo Lučić, “Što je (bila) Bosna i Hercegovina i tko smo (bili) mi”, Status, Nummer 14, Frühling 2010, 131).
Wirkung feindlicher Abwehrdienste
(operative Tätigkeit von Abwehrdiensten)
(ein Beitrag von Gordan Akrap)
Ein Teil der in den Medien veröffentlichten falschen Angaben war gewiss eine Folge des Informationskrieges gegen Kroatien, der sehr sorgfältig und
gleich nach der Bildung der demokratisch gewählten Regierung in Kroatien Ende Mai 1990 geplant und mit dem Anfang der offenen Aggression Serbiens
und Montenegros, bzw. der JNA auf Kroatien im Sommer 1991, intensiviert wurde. In Zagreb befolgte dieses Ziel ein Agenturnetzwerk der
jugoslawischen militärischen Abwehrdienstes bei Luftstreitkräften und Luftabwehr (umgangssprachlich KOS/Kontraobavještajna služba genannt, obwohl
sein offizieller Name Uprava bezbedonosti/Sicherheitsdienst mit dazugehörigen Abwehrdienstgruppen/Kontraobaveštajne grupe – KOG lautete). In der
Öffentlichkeit wurde diese Gruppe unter der Bezeichnung “Labrador” bekannt. Und sie war auf freiem Gebiet der RH nicht die einzige, die ihre Befehle
vom Aggressor bekam; als wahre Angehörige der “fünften Kolonne” sammelten sie Angaben und Informationen, die charakteristisch für ein
Auskunftsdienst waren, und stellten sie den jugoslawischen und/oder serbischen Agenten zu. Sie führten auch terroristische Operationen durch
(beispielsweise Aufstellung und Aktivierung von Sprengstoffen auf jüdischem Friedhof und vor den Toren der Jüdischen Gemeinde in Zagreb am 19.
August 1991 sowie Zerstörung von einem Teil der Denkmäler aus dem Zweiten Weltkrieg, usw.). Die Gruppe “Labrador” wurde im September 1991
zersprengt; die meisten Agenten konnten nach Beograd fliehen, und die gefangengenommenen Agenten wurden später gegen die gefangengenommenen
kroatischen Verteidiger ausgetauscht.
Nach ihrer Ankunft in Beograd Anfang Oktober 1991, wurden die früheren Mitarbeiter und Mitglieder der Grupe “Labrador” in der neuformierten
“Abteilung für den Propagandakrieg als Nachrichtendienst der Luftstreitkräfte und Luftabwehr/Odelenje za propagandni rat kao informativna služba RV i
PVO” - bekannt als “OPERA/OPER”, eingesetzt, und ihre Aufgaben lauteten:
- “Führung eines informativ-subversiven Krieges und die subversiv-psychologische Wirkung gegen die RH”,
- “als unabhängige Zeitungsagentur oder durch Einsatz ausgewählter Journalisten die Informationen bzw. Desinformationen sowie andere Stellungnahmen
in den Medien zu veröffentlichen”,
- “Fürsprache der Armee bzw. einer defätistischen Stimmung bezüglich der kroatischen und bosnischer Regierung”,
- “Fürsprache des Regionalismus in Kroatien als realer Quelle von potenzieller Konflikte im kroatischen Korps”,
- Darstellung der damaligen kroatischen Führung als satanisch, Hervorhebung der nationalistischen und Ustascha-Orientierung und -Ideologie der
kroatischen Staatsspitze, Kompromittieren des ganzen Systems sowie der führenden Personen auf persönlicher Ebene, aber auch aufgrund der Anklagen
für Hochverrat,
- Beaufsichtigung aller relevanten Medien auf dem Gebiet des ehemaligen Jugoslawiens sowie derer, die sich für die Umstände im ehemaligen
Jugoslawien interessieren, besonders wenn sie ihre Berichterstatter in Beograd hatten…
Durch die Arbeit von “OPERA” wurden in Kroatien und in der Welt ununterbrochen die Lügen veröffentlicht: über den Terror gegen Serben oder das
“Auswerfen von Serben aus der Verfassung” als Ursache des serbischen Aufstandes gegen der neuen kroatischen Regierung, über systematische
Verbrechen der Soldaten der kroatischen Truppen an Serben und besonders an Frauen und Kindern, über das Opfern von Vukovar wegen der
internationalen Anerkennung Kroatiens oder als Tausch für die Herzegowina, über den vereinbarten Krieg und Aufteilung Bosnien-Herzegowinas
zwischen Tuđman und Milošević, über den Verkauf von Bosnisch Posavina oder den Tausch gegen dalmatinischen Süden, usw. Einige von diesen Lügen
überlebten als Vorurteile im Korps der kroatischen Öffentlichkeit und sie gelten oft als unbestrittene Tatsachen, obwohl man über ernsthafte Beweise und
Indikatoren für solche Behauptungen nicht verfügt.
Aus Vortrag von Lord David Owen vom 27. Januar 1996
In der Organisation von Internacional Peace Academy hielt Lord David Owen am 27. Januar 1996 in New York einen Vortrag für den diplomatischen
Korps der Vereinten Nationen vor mehr als 50 Botschaftern und einigen Unter-Sekretären der Vereinten Nationen. Unter anderem sagte er folgendes: “Die
RH ist der größte Sieger in diesem Krieg und die größten Verlierer sind die kroatischen Serben, und das zum größten Teil wegen eigener Unfähigkeit und
Eigensinnigkeit. Kroatien hatte volles Recht den Plan von Vance anzugreifen, da die Serben nicht entwaffnet wurden und es zeigte Geduld; nur eine
kleine Anzahl von Serben wird nach Kroatien zurückkehren, und die wenigsten nach Knin.
Der Schlüssel zum Frieden ist die Durchführung des Abkommens in Ostslawonien, was sogar eine größere Bedeutung als bosnisches
Friedensabkommen hat. Eine Anzahl von 5000 Soldaten für Ostslawonien ist zu klein, aber jetzt ist die Qualität wichtiger. Zagreb und Beograd sind
bereit für die Zusammenarbeit und es ist sehr wichtig, dass Kroatien die Serben, die bleiben wollen, willkommen heißt. Man sollte eine neue gewaltsame
Verbannung vermeiden und Serbien braucht wirtschaftliche Hilfe um die Serben zu versorgen, die Kroatien verlassen werden. Der Schlüssel des Erfolges
des neuen Friedensabkommens ist eine Erneuerung, besonders von Vukovar. Es ist gut, dass der neue Verwalter ein Amerikaner ist; der Erfolg dieses
Abkommens wird von der Fortsetzung der Verhandlungen über Prevlaka abhängen. (...)
Die kroatisch-serbischen Beziehungen sind der Schlüsselbegriff des Friedens auf dem Balkan (implizite muslimische Frage ist eigentlich zweitrangig).
Deswegen versuchte man die ganze Zeit während dieses Konflikts den direkten sowie den unmittelbaren Gespräch zwischen Milošević und Tuđman
aufrechtzuerhalten. Tuđman ist real und ziemlich flexibel. Er bekam mehr als er verdient. Aber er hatte eine schwere Zeit, da er von Leuten mit sehr
verschiedenen Konzeptionen umgeben ist (Šarinić, Granić, Šušak). Er ist sehr gut vertreten in den Vereinten Nationen. Milošević ist im Unterschied zu
Karadžić und Krajišnik kein Rassist, sondern sehr pragmatisch und der Politiker, den wir bei der Durchführung des Friedensvertrags brauchen.
Der Internationale Gerichtshof in Den Haag ist auch wertvoll. Einigen Hauptakteuren sollte der Prozess gemacht werden, und man denkt dabei vor
allem an Karadžić und Mladić, aber für die Probleme, die Milošević bei ihrer sofortigen Auslieferung haben wird, könnte man Verständnis aufbringen,
besonders im Fall Mladić. Vor Gericht sollten auch einige Kroaten und Muslime treten, weil wenn diese Verfahren nicht stattfinden, es keine Versöhnung
geben wird. Aber man muss auch die Grenze ziehen und jede “Hexenjagd” verhindern. Die Amnestie hat mehr Gewicht als Gericht. Schon der Status
eines “isolierten Parias” ist genug Strafe für einige Leader, moralisch wie politisch.
Um des Gleichgewichtes willen, verhinderte der Westen Tuđman Banja Luka zu erobern. Tuđman machte einen schmerzvollen Kompromiss bei
Mrkonjić Grad, aber deshalb zerschmetterte er die Muslime und band die Caziner Krajina/Cazinska krajina an Kroatien. Wir müssen uns nicht mehr
verstellen – Dayton bedeutet Aufteilung. Die multikulturellen Eigenschaften Bosniens sind nur ein Mythos, da sie nur in Sarajevo, Tuzla und in noch
einigen Gebieten nur begrenzt funktionieren.
Die Föderation Bosnien-Herzegowina ist auch bedeutend und man wünscht ihr Erfolg, da sie für das oben erwähnte Gleichgewicht der Kräfte
notwendig ist, aber wenn sie scheitert, werden drei Republiken entstehen. Und Mostar ist die wichtigste Prüfung des Erfolges oder des Zusammenbruchs
der Föderation. Der große Krieg ist beendet, aber die Zwischenfälle zwischen Kroaten und Muslimen sind noch immer möglich. Die Mehrheit der Serben
wird in Sarajevo nicht bleiben und diese Stadt wird muslimisch werden, was der Preis für seine rassistische Politik ist.
Brčko ist ein großes unlösbares Problem und es wurde auch keine Arbitrage abgesprochen. Es ist wichtig, dass auch die Serben die Vorteile der
Erneuerung in Bosnien und Ostslawonien fühlen, damit man ihre Kooperation sichert. Dayton ist im militärischen Sinne ‘exit strategy’, aber dieses
Abkommen muss jahrelang auch politisch und wirtschaftlich in diesem Gebiet eingesetzt werden. Milošević soll die notwendige Zeit für Kosovo
bekommen. Die ganze Sache wird wahrscheinlich mit der Teilung zwischen Serbien und Albanien enden (Serbien wird Bergwerke sowie Monasterien
bekommen). Milošević wird nicht mehr isoliert sein, und das sollte zuerst durch Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit (OESS) ermöglicht
werden, weil diese Mechanismen Kosovo, Prevlaka usw. lösen sollten.
Die amerikanische Führung ist von größter Bedeutung, aber die Vereinigten Staaten von Amerika setzen dort fort, wo Europa stehengeblieben ist. Alle
machten Fehler – Europäische Union, die Vereinigten Staaten von Amerika, Russische Föderation, Vermittler. Alle tragen Schuld führ ethnische
Säuberung. Das Abkommen von Dayton wird in Zukunft die Beziehungen zwischen Amerika und Europa vorantreiben. Man hat die Vereinten Nationen
am schärfsten kritisiert, aber sie taten was sie im Rahmen von ihren verzerrten Mandaten konnten. Die Kritik sollte eigentlich den UN-Sicherheitsrat
angehen, besonders die seine ständigen Mitglieder.” (Večernji list, 28. I. 1996.; Pravo na dom, Osijek, 2011, 119-120)
Der erwähnte Vortrag bestätigt, dass die Lösungen für den Krieg in Bosnien-Herzegowina von “großen Mächten” aufgezwungen wurden, und gibt
einen Überblick von Richtlinien europäischer und amerikanischer Politik gegenüber ehemaligem Jugoslawien. Er erläutert auch den zeitgenössischen
Alltag, der mit schnellen Ereignissen und auf tiefste als ungerecht empfundenen Entscheidungen belastet ist. Der Verlauf der Durchführung der erwähnten
Richtlinien wurde zum Teil durch die Geschehnisse im Kosovo im Jahr 1999 gestört, als es schien, dass Serbien auch für die Aggression auf Kroatien
sowie Bosnien-Herzegowina bestraft wäre. Danach aber und in Einklang mit der Botschaft von Owens Vortrag, dass die “Amnestie auch im Verhältnis zu
einem Gericht wichtiger ist”, und dass die “kroatisch-serbischen Beziehungen den Schlüssel für den Frieden auf dem Balkan darstellen” sowie dass
“Tuđman (bzw. die Kroaten) mehr bekam als er verdient”, setzte sich immer mehr die These durch, dass für den Krieg in Kroatien beide Parteien dieselbe
Verantwortlichkeit tragen würden, was wirklich nicht richtig sein kann. Eine solche Politik, die immer wieder die Benennung des Aggressors in den
Kriegen im ehemaligen Jugoslawien in den 90er Jahren des 20. Jhs. zu vermeiden scheint, ist keine annehmbare Grundlage für die Herstellung von
qualitativen kroatisch-serbischen Beziehungen.
Die Ereignisse im Kosovo 1999 sowie die Lage in Bosnien-Herzegowina haben die einzelnen politischen und militärischen Staatsmänner im
“Westen” doch dazu angespornt, die Frage zu stellen, ob man die kroatischen und bosniakisch-muslimischen Kräfte Ende 1995 lassen sollte, der
serbischen Armee eine endgültige Niederlage zuzufügen und für immer die Erneuerung einer großserbischen Eroberungspolitik zu verhindern. Den
erwähnten Zweifel drückte auch der ehemalige amerikanische Botschafter in Kroatien Peter Galbraith: Ich sprach über die damalige Situation und
spekulierte darüber, was würde passieren, wenn man den Kroaten den Einfall in Banja Luka ermöglicht hätte. Ich hob hervor, dass die damalige Führung
der bosnischen Serben völkermörderisch und faschistisch geneigt war, und vielleicht wäre es besser für die Stabilität der Region, eine totale serbische
Niederlage zu ermöglichen, statt auf einen Kompromiss einzugehen. (…) Aber andererseits, im Falle der Eroberung von Banja Luka, hätte man im
Korridor in Posavina mindestens 300-400 Tausend Menschen und eine sehr schwierige Lage. Die Anzahl von Flüchtlingen aus Krajina war damals schon
ziemlich groß. Die Flüchtlinge und Exodus von bosnischen Serben hätten zusammen eine humanitäre Katastrophe ausgelöst. Und das konnten wir nicht
zulassen. Dazu kamen auch andere Faktoren, die man in Betracht genommen hatte. (Portal Jutarnji list, veröffentlicht am 17. 10. 2008)
Ausländische Freiwillige als Verteidiger Kroatiens
Während des Heimatkrieges wurden im Rahmen der kroatischen Truppen mindestens 360.000 Militärpflichtige mobilisiert; gemeinsam mit Kroaten
kämpften auch die Angehörigen anderer in Kroatien lebenden Nationen, welche Kroatien als ihr Staat akzeptierten, darunter auch etwa 10.000 Serben und
eine noch größere Anzahl von Muslimen.
Nach den letzten Angaben des Vereins der ausländischen Freiwilligen des Heimatkrieges, sollten auf der kroatischen Seite mehr als 500 Ausländer (sie
waren zum Teil kroatischer Herkunft) gekämpft haben; 72 verloren ihr Leben, und 90 (in der Regel schwer sowie mehrfach) waren verwundet. Sie kamen
aus: Großbritannien und Nordirland – 149 (15 Gefallene, 25 Verwundete), Frankreich – 73 (7 Gefallene, 21 Verwundete), Deutschland – 63 (16, 11),
Argentinien – 3 (2, 1), Australien – 15 (1, 2), Österreich – 10 (2, 1), Belgien – 4 (1, 2), Bolivien – 2, Bulgarien – 3 (2 Gefallene), Tschechien – 12 (1, 1),
Chile – 1 (verwundet), Dänemark – 6 (2, 2), Estland – 1 (gefallen), Finnland – 2 (1 verwundet), Gambia – 1 (gefallen), Irland 10 (1, 2), Italien – 10 (1, 2),
Japan – 1, Südafrikanische Republik – 1, Kanada – 9 (3 Verwundete), Litauen – 1, Ungarn – 34 (2, 5), der Niederlande – 26 (2, 2), Norwegen – 3, Polen –
8 (3, 1), Portugal– 2 (1 gefallen), Russland – 3 (2 Gefallene), den Vereinigten Staaten von Amerika – 19 (3, 1), der Slowakei – 4 (1 verwundet), Spanien –
4 (2 Verwundete), Schweden – 6 (1 verwundet), der Schweiz – 1, der Türkei – 1 (gefallen), der Ukraine – 2 (gefallen) und Simbabwe – 1.
Sie kamen aus verschiedenen persönlichen Gründen, besonders wie die Bilder vom zerstörten Vukovar um die Welt gingen. Einige entschließen sich
Kroatien zu helfen, da sie als ehemalige Soldaten erkannten, dass sein Gegner viel stärker ist und das ein ungerechtes Embargo auf Waffeneinfuhr die
Verteidigung unmöglich macht. Einige kämpften für die Freiheit eines “kleinen” Volkes, einige aus religiösen Überzeugungen, und für einige war das eine
Revolution gegen das kommunistische Regime und System. Vielleicht war der häufigste Grund doch der Abenteuergeist. Man wollte den Krieg fühlen,
und das wegen einer unglücklichen Liebe oder aus irgendwelchem anderen Grund. Da gab es die “Rechtsextremisten”, aber auch “Linksextremisten”,
Anarchisten, Monarchisten, Revolutionäre, Katholiken, Protestanten, Atheisten, Muslime und Juden. Die Mehrheit blieb bis zum Ende des
Verteidigungskrieges in Kroatien und Bosnien-Herzegowina. Der Grund:. sie kämpften auf der Seite des Gutes, des Opfers, das sich gegen die Ausrottung
gewehrt haben sollte. Und das erkannten die Menschen, die die Geschichte dieses Landes nicht kannten, und die von den im ehemaligen Jugoslawien bis
dahin herrschenden Verhältnissen nichts wussten.
Die Motive sich an der Verteidigung Kroatiens zu beteiligen, fasste Gaston Besson aus Frankreich zusammen: Das war kein Krieg, sondern ein
tückisches Massaker! Da waren keine zwei Armee, die gegeneinander kämpften! Es gab ein mächtiges Heer – die JNA – welche während ihrer Angriffe
die Zivilisten niedermetzelte […] Diejenigen, die gekommen waren, blieben nur aus einem einzigen Grund, und dazu gehörte keine Politik, kein
Katholizismus, und auch kein Lohn, welcher “eigentlich keiner Erwähnung wert war”, da er etwa wie auch bei den anderen kroatischen Verteidigern
etwa 100 DM betrug, sondern es ging nur darum, dass dieser Krieg so ungerecht war! Es war nicht wichtig, wer der Kroate und wer der Serbe ist, es war
nur die Tatsache wichtig, dass der Stärkere den Schwächeren angriff, und die Stärkeren hatten die JNA zur Verfügung. (...)
Über die Serben mag ich nicht besonders zu sprechen, weil einiger meiner Mitkämpfer Serben waren. Wir können über die Tschetniks sprechen, in
Ordnung? Ich habe gegen die Serben wirklich nichts, sie kämpften mit uns und für uns. Einige Jungs kamen auch aus kroatisch-serbischen Mischehen.
Und deshalb ist wirklich unsinnig zu behaupten, dass wir gegen die Serben kämpften. Wenn wir über den Feind sprechen, dann sollte man den Begriff
Tschetniks und ihrer Miliz benutzen. Das waren die Serben, die sich Tschetniks nannten, und diese Leute waren nur Schlächter! (...) Wissen Sie was, das
Problem mit den Serben besteht darin, und dieses Mal meine ich alle Serben, nicht nur die Tschetniks, dass sie die Opfer ihrer eigenen Propaganda sind!
Ihre Regierung und die Medien beteuerten 24 Stunden täglich, dass wird die Neonazisten, Faschisten, Mörder und Schlächter wären. Und sie waren
erschrocken. Diese Menschen auf anderer Seite dachten, wir wären wirklich Ungeheuer! (...) Aber wir haben keinen Kriegsgefangengen getötet (...) Bei
einem, den wir in einem Wald aufspürten, fanden wir in seinem Rucksack ein Handbuch mit dem Titel “Kako ustaše ubijaju Srbe/Wie die Serben von
Ustascha-Kämpfern getötet werden”. Und dieser elender Narr las und lernte wie die “Ustascha-Kämpfer” die Serben töten und foltern! Ich sah ihn an
und dachte: “Dieser ist verrückt!” Und ich gab ihm Kleidung, sogar meine eigenen Socken, weil es kalt war. (...)
Ich kann mich überhaupt nicht daran erinnern, dass ich irgendjemanden während dieses Krieges hasste. Ich kann mich auch nicht daran erinnern,
dass jemand von meinen Jungs irgendjemanden hasste. Wir waren dort und wussten, dass es auch eine andere Partei gibt. (...) Aber wenn man morgens
aufsteht und zum Kampf aufbricht, sagt man nicht: “Oh, wie gut, jetzt gehe ich jemanden töten!” Nein, man wacht auf und sagt: “Scheiße, ich könnte
heute getötet werden!” Und du denkst darüber nach, dass wenn jemand dich nicht erschießt, wird wahrscheinlich einer deiner Freund fallen. Und dann,
viele Monate danach, denkst du nur darüber nach, wie viele Freunde du auf diese Weise verloren hast, wie viele von ihnen von der Front getragen hast,
wie viele von ihnen schrien, als sie verwundet waren? Wenn man zum Kampf aufbricht, du weißt einfach, dass jemand verwundet oder getötet wird. Und
das ist deine größte Sorge, und nicht das Morden von Menschenhaufen. Und Mensch, das war’s, wir waren doch keine Mörder, wir waren Soldaten!
Die Mehrheit der kroatischen Bürger ist zutiefst allen kroatischen Verteidigern dankbar, die ehrenhaft und rechtschaffen Kroatien verteidigten,
besonders denen, die nicht kroatischer Herkunft waren und für Kroatien als ihr Vaterland kämpften, und auch denen, die aus Ausland kamen, um ihr
Leben für Kroatien zu riskieren, als Kroatien die schwierigsten Augenblicke in seiner Geschichte erlebte.
Verlauf der internationalen Anerkennung der Republik Kroatien bis zu ihrer Mitgliedschaft in den Vereinten Nationen
(Vorbereitung des Beitrags: Ivan Radoš)
26. Juni 1991
SLOWENIEN1
30. Juli 1991
LITAUEN2
11. Dezember 1991
DIE UKRAINE3
14. Dezember 1991
LETTLAND
19. Dezember 1991
ISLAND
31. Dezember 1991
ESTLAND
13. Januar 1992
DER HEILIGE STUHL
14. Januar 1992
SAN MARINO
15. Januar 1992
STAATEN DER EUROPÄISCHEN WIRTSCHAFTSGEMEINSCHAFT EEZ4 (DEUTSCHLAND5, DÄNEMARK,
ITALIEN, FRANKREICH, LUXEMBURG, VEREINIGTES KÖNIGREICH UND NORDIRLAND, BELGIEN,
GRIECHENLAND, SPANIEN, PORTUGAL, DIE NIEDERLANDE)
ÖSTERREICH, MALTA, UNGARN, NORWEGEN, BULGARIEN, POLEN, DIE SCHWEIZ, KANADA
16. Januar 1992
SCHWEDEN, TSCHECHOSLOWAKEI, CHILE, ARGENTINIEN, LICHTENSTEIN, AUSTRALIEN, NEUSEELAND,
URUGUAY
17. Januar 1992
REPUBLIK FINNLAND
18. Januar 1992
REPUBLIK RUMÄNIEN
21. Januar 1992
REPUBLIK ALBANIEN
24. Januar 1992
REPUBLIK BOSNIEN-HERZEGOWINA6
BUNDESREPUBLIK BRASILIEN
27. Januar 1992
REPUBLIK PARAGUAY
29. Januar 1992
REPUBLIK BOLIVIEN
Der erste asiatische und islamische Staat (die Türkei nicht inbegriffen), die die RH anerkannte, war der Iran (am 15. März 1992), und der erste
afrikanische Staat, Ägypten (am 16. April 1992).
Im Zeitraum vor der vollwertigen Mitgliedschaft in den Vereinten Nationen am 22. Mai 1992, wurde Kroatien, unter anderen, von diesen Staaten
anerkannt: Russische Föderation am 17. Februar 1992, Japan am 17. März 1992, die Vereinigten Staaten von Amerika am 7. April (gemeinsam mit
Slowenien und Bosnien-Herzegowina), Israel am 16. April und China am 27. April 1992.
Bis Ende 1992 wurde Kroatien von mehr als 90 Staaten anerkannt.
Liste der Staaten, welche Kroatien diplomatisch anerkannten
(nach Angaben vom Ministerium für äußere Angelegenheiten und europäische Integrationen)7
1.
SLOWENIEN, Republik Slowenien
26. Juni 1991
2.
LITAUEN, Republik Litauen
30. Juli 1991
3.
DIE UKRAINE
11. Dezember 1991
4.
LETTLAND, Republik Lettland
14. Dezember 1991
5.
ISLAND, Republik Island
19. Dezember 1991
6.
DEUTSCHLAND, Bundesrepublik Deutschland
19. Dezember 1991
7.
ESTLAND, Republik Estland
31. Dezember 1991
8.
DER HEILIGE STUHL
13. Januar 1992
9.
SAN MARINO, Republik San Marino
14. Januar 1992
10.
ITALIEN, Italienische Republik
15. Januar 1992
11.
FRANKREICH, Französische Republik
15. Januar 1992
12.
LUXEMBURG, Großherzogtum Luxemburg
15. Januar 1992
13.
VEREINIGTES KÖNIGREICH GROSSBRITANNIEN UND NORDIRLAND
15. Januar 1992
14.
BELGIEN, Königreich Belgien
15. Januar 1992
15.
GRIECHENLAND, Hellenische Republik
15. Januar 1992
16.
PORTUGAL, Portugiesische Republik
15. Januar 1992
17.
SPANIEN, Königreich Spanien
15. Januar 1992
18.
DIE NIEDERLANDE, Königreich Niederlande
15. Januar 1992
19.
IRLAND
15. Januar 1992
20.
DÄNEMARK, Königreich Danska
15. Januar 1992
21.
ÖSTERREICH, Republik Österreich
15. Januar 1992
22.
MALTA, Republik Malta
15. Januar 1992
23.
UNGARN, Republik Ungarn
15. Januar 1992
24.
NORWEGEN, Königreich Norveška
15. Januar 1992
25.
BULGARIEN, Republik Bulgarien
15. Januar 1992
26.
POLEN, Republik Polen
15. Januar 1992
27.
DIE SCHWEIZ, Schweizerische Konföderation
15. Januar 1992
28.
KANADA
15. Januar 1992
29.
SCHWEDEN, Königreich Schweden
16. Januar 1992
30.
LICHTENSTEIN, Herzogtum Lichtenstein
8
16. Januar 1992
31.
TSCHECHIEN, Tschechische Republik
32.
DIE SLOWAKEI, Slowakische Republik
16. Januar 1992
16. Januar 1992
33.
AUSTRALIEN
16. Januar 1992
34.
NEUSEELAND
16. Januar 1992
35.
CHILE, Republik Chile
16. Januar 1992
36.
ARGENTINIEN, Argentinische Republik
16. Januar 1992
37.
URUGUAY, Republik Östlich des Uruguay
16. Januar 1992
38.
FINNLAND, Republik Finnland
17. Januar 1992
39.
RUMÄNIEN
18. Januar 1992
40.
ALBANIEN, Republik Albanien
21. Januar 1992
41.
BOSNIEN-HERZEGOWINA
24. Januar 1992
42.
BRASILIEN, Bundesrepublik Brasilien
24. Januar 1992
43.
PARAGUAY, Republik Paraguay
27. Januar 1992
44.
BOLIVIEN, Republik Bolivien
29. Januar 1992
45.
DIE TÜRKEI, Republik Türkei
06. Februar 1992
46.
MAKEDONIEN, Republik Makedonien
12. Februar 1992
47.
RUSSISCHE FÖDERATION
17. Februar 1992
48.
KIRGISISTAN, Kirgisische Republik
26. Februar 1992
49.
KOLUMBIEN, Republik Kolumbien
03. März 1992
50.
DER IRAN, Islamische Republik Iran
15. März 1992
51.
PERU, Republik Peru
15. März 1992
52.
JAPAN
17. März 1992
53.
LIBYEN
17. März 1992
54.
ZYPERN, Republik Zypern
27. März 1992
55.
TADSCHIKISTAN, Republik Tadschikistan
31. März 1992
56.
SÜDAFRIKA, Südafrikanische Republik
02. April 1992
57.
DIE VEREINIGTEN STAATEN VON AMERIKA
07. April 1992
58.
KOREA, Republik Korea
15. April 1992
59.
ÄGYPTEN, Arabische Republik Ägypten
16. April 1992
60.
ISRAEL, Staat Israel
16. April 1992
61.
VEREINIGTE ARABISCHE EMIRATE
18. April 1992
62.
DER SUDAN, Republik Sudan
20. April 1992
63.
ALGERIEN, Demokratische Volksrepublik Algerien
24. April 1992
64.
TUNESIEN, Republik Tunesien
26. April 1992
65.
CHINA, Volksrepublik China
27. April 1992
66.
MAROKKO, Königreich Marokko
27. April 1992
67.
OMAN, Sultanat Oman
28. April 1992
68.
THAILAND, Königreich Thailand
02. Mai 1992
69.
DIE PHILIPPINEN, Republik Philippinen
05. Mai 1992
70.
VENEZUELA, Bolivarische Republik Venezuela
06. Mai 1992
71.
KOREA, Demokratische Volksrepublik Korea
08. Mai 1992
72.
INDIEN, Republik Indien
11. Mai 1992
73.
PAKISTAN, Islamische Republik Pakistan
11. Mai 1992
74.
SINGAPUR, Republik Singapur
15. Mai 1992
75.
INDONESIEN, Republik Indonesien
16. Mai 1992
76.
JORDANIEN, Haschemitisches Königreich Jordanien
17. Mai 1992
77.
BRUNEI DARUSSALAM
21. Mai 1992
78.
GHANA, Republik Ghana
22. Mai 1992
79.
JEMEN, Republik Jemen
22. Mai 1992
80.
KENIA, Republik Kenia
22. Mai 1992
81.
KUBA, Republik Kuba
22. Mai 1992
82.
MOLDAU, Republik Moldau
25. Mai 1992
83.
MEXIKO, Vereinigte Mexikanische Staaten
26. Mai 1992
84.
SRI LANKA, Demokratische Sozialistische Republik Sri Lanka
27. Mai 1992
85.
PANAMA, Republik Panama
28. Mai 1992
86.
SAMBIA, Republik Sambia
01. Juni 1992
87.
MAURETANIEN, Islamische Republik Mauretanien
04. Juni 1992
88.
CABO VERDE, Republik Cabo Verde
18. Juni 1992
89.
ARMENIEN, Republik Armenien
21. Juni 1992
90.
DER LIBANON, Libanesische Republik
07. Juli. 1992
91.
JAMAIKA
14. August 1992
92.
WEISSRUSSLAND, Republik Weißrussland
02. September 1992
93.
BURKINA FASO
07. Oktober 1992
94.
KASACHSTAN, Republik Kasachstan
10. Oktober 1992
95.
ÄTHIOPIEN, Demokratische Bundesrepublik Äthiopien
06. November 1992
96.
TANSANIA, Vereinigte Republik Tansania
13. November 1992
97.
DIE MONGOLEI
19. November 1992
98.
KATAR, Staat Katar
05. Dezember 1992
99.
NIGERIA, Bundesrepublik Nigeria
21. Dezember 1992
100.
GUATEMALA, Republik Guatemala
22. Dezember 1992
101.
GEORGIEN, Republik Georgien
13. Januar 1993
102.
BAHRAIN, Staat Bahrain
18. Januar 1993
103.
SAMOA, Unabhängiger Staat Westsamoa
08. März 1994
104.
VIETNAM, Sozialistische Republik Vietnam
05. Mai 1994
105.
SAUDI-ARABIEN, Königreich Saudi-Arabien
22. August 1994
106.
ST. VINCENT UND DIE GRENADINEN
07. Oktober 1994
107.
KUWAIT, Staat Kuwait
08. Oktober 1994
108.
USBEKISTAN, Republik Usbekistan
06. Februar 1995
109.
ANDORRA, Fürstentum Andorra
28. April 1995
110.
KOSTARIKA, Republik Kostarika
19. Oktober 1995
111.
BELIZE
23. Januar 1996
112.
ECUADOR, Republik Ecuador
22. Februar 1996
113.
NICARAGUA, Republik Nicaragua
29. März 1996
114.
SERBIEN, Republik Serbien
23. August 1996
115.
MONTENEGRO/CRNA GORA, Republik Montenegro/Crna Gora
12. Juni 2006
116.
KOSOVO, Republik Kosovo
19. März 2008
Neben den erwähnten Staaten, pflegt Kroatien diplomatische Beziehungen mit noch 58 Staaten.
1 Die gegenseitige übereinstimmende Anerkennung Kroatiens und Sloweniens fand am 26. Juni 1991 statt, einen Tag nachdem der Landtag der RH
Deklaration über die Gründung der souveränen und unabhängigen Republik Kroatien verabschiedet, und die Versammlung der Republik Slowenien die
Selbständigkeit und Unabhängigkeit verlautbart hatte. Slowenien wurde seitens der Mitgliedsstaaten der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft am selben
Tag wie Kroatien anerkannt, am 15. Januar 1992.
2 Die Baltikum-Staaten und ehemaligen sowjetischen Republiken Litauen, Lettland und Estland gehörten zu den ersten Ländern, die die kroatische
Unabhängigkeit anerkannten. In den Vereinten Nationen waren sie die Mitglieder seit 17. September 1991, wodurch die Anerkennung von Litauen (am
30. Juli 1991) internationale Legitimität erlangte. Die Republik Lettland war andererseits das erste Land, das zum Zeitpunkt der Anerkennung der RH (am
14. Dezember 1991) zu den Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen gehörte.
3 Die Ukraine stellt einen spezifischen Fall dar. Sie war auch eine ehemalige sowjetische Republik, die die kroatische Anerkennung am 5. Dezember
mit der Anerkennung Kroatiens am 11. Dezember 1991 erwiderte. Obwohl die Ukraine ihre Unabhängigkeit am 24. August 1991 proklamierte, erlangte
sie die Selbständigkeit erst nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion und der Gründung der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten im Dezember
desselben Jahres, als sie endlich von Kanada, den Vereinigten Staaten von Amerika sowie der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft anerkannt wurde.
Nach den offiziellen Angaben der Vereinten Nationen wird aber als Datum des Beitritts der Ukraine 24. Oktober 1945 angeführt, bzw. das Datum des
Beitritts der ehemaligen Sowjetunion. Dieses retroaktive Angebot bezüglich des Status der Ukraine ist eine Folge eines Schreibens des damaligen
Präsidenten der Russischen Föderation Boris Jelzin vom 24. Dezember 1991, in welchem dem Generalsekretär der Vereinten Nationen mitgeteilt wurde,
dass die Kontinuität der Sowjetunion in den Vereinten Nationen und seinen Organen seitens der Russischen Föderation mit Unterstützung von 11
Mitgliedsstaaten der Gemeinschaft Unabhängigen Staaten fortgesetzt würde. Trotzdem wurden einige Mitgliedstaaten der Gemeinschaft Unabhängigen
Staaten, im Unterschied zu der Ukraine oder Weißrussland, 1992 einzeln in die Mitgliedschaft der Vereinten Nationen angenommen, beispielsweise
Armenien und Kasachstan.
4 Die Länder der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft entschlossen sich gemeinsam die Unabhängigkeit und Souveränität der ehemaligen
jugoslawischen Republiken Kroatien und Slowenien anzuerkennen, nach dem Prinzip über die Anerkennung neuer Staaten, das am 17. Dezember 1991,
vom Ministerrat der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft angenommen wurde.
5 Deutschland teilte seine Entscheidung über die Anerkennung noch am 19. Dezember 1991 mit. Formell geschah das am 23. Dezember mit dem
Schreiben des deutschen Präsidenten Richard von Weizsäcker an den Präsidenten der RH Dr. sci. F. Tuđman. Der Beschluss trat in Kraft am 15. Januar
1992, zusammen mit der Anerkennung anderer Mitgliedsstaaten der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft.
6 Die Anerkennung seitens Bosnien-Herzegowinas besaß zu dieser Zeit keine internationale Legitimität, da auch Bosnien-Herzegowina zu dieser Zeit
international nicht anerkannt (6. und 7. April 199.) und auch kein Mitgliedsstaat der Vereinten Nationen (22. Mai 1992) war.
7 Die Liste wurde von der Web-Seite des Ministeriums für äußere
http://www.mvpei.hr/MVP.asp?pcpid=1335 übernommen. Abgerufen am 22. September 2011.
Angelegenheiten
und
europäische
Integrationen:
8 Zu dieser Zeit, am 16. Januar 1992, gehörten Tschechien und die Slowakei noch zu einer Staatsgemeinschaft – zur Tschechoslowakischer Föderativen
Republik. Unabhängig wurden sie am 1. Januar 1993.
KIRCHEN IN KROATIEN / ZERSTÖRT VON DER JUGOSLAWISCHEN ARMEE / VATER, VERGIB IHNEN; / DENN SIE WISSEN NICHT /
WAS SIE TUN. / (LUKAS · 23 · 34)
Plakat Nummer 4 aus dem Zyklus HELP! STOP THE WAR IN CROATIA
Autoren der Fotografien: Jozo Petrić, Robert Šipek, Zoran Božićević
Die Szenen mit Motiven des zerstörten Glockenturms der Kirche des Heiligen Johannes des Täufers in Sarvaš, des Kruzifixes Verwundeter Erlöser in
Novi Farkašić sowie der schwer beschädigten Kapelle des Heiligen Jakobs in Mošćenica.
Die Zahl von 214 schwer beschädigten und zerstörten Kirchen ist seitdem enorm gestiegen. Bis zum Ende des Heimatkrieges auf dem Territorium der
Republik Kroatien wurden insgesamt 1426 römisch-katholische sakrale Objekte, Pfarrkirchen und andere Kirchen, sowie Kapellen, Klöster, Pfarrhäuser,
Friedhöfe und Kreuze im Freien verwüstet. Davon wurden 380 Objekte völlig zerstört, 416 schwer beschädigt und 630 beschädigt.
DREIZEHN JAHRHUNDERTE DER KROATISCHEN KULTUR LIEGEN IN ASCHE
Plakat Nummer 11 aus dem Zyklus HELP! STOP THE WAR IN CROATIA
Fotodokumentation Večernji list
Die obere Fotografie zeigt die völlig niedergebrannte Nationalbibliothek und den Lesesaal in Vinkovci. Das Feuer brach in der Nacht vom 16. auf den 19.
September 1991 nach einem Artillerieangriff der JNA und der serbischen Aufständischen aus. Der Bestand der Bibliothek umfasste 71.520 Bücherbände,
14 Zeitungen und Zeitschriften, 396 Schallplatten, 447 Filme sowie Handschriften slawonischer Schriftsteller und eine Heimatsammlung. Das Gebäude
des Kroatischen Hauses, in dem die Bibliothek untergebracht worden war, wurde zweimal getroffen. Der Brand verschluckte das ganze Gebäude und den
ganzen Bücherbestand. Während der Aggression 1991 wurden auf dem kroatischen Gebiet 210 Bibliotheken beschädigt oder zerstört. Außer in Vinkovci
gingen auch das Gebäude und der Bestand der Bibliothek der Interuniversitätszentrum für Nachdiplomstudien in Dubrovnik sowie die Bibliothek des
Franziskanerklosters des Heiligen Antonius von Padua in Hrvatski Čuntić in Flammen auf.
Auf der unteren Fotografie ist der Banal-Hof / Banski dvori (Sitz der Regierung der RH in der historischen Altstadt Gornji grad – „Gradec“ in Zagreb)
unmittelbar nach dem Luftangriff der JNA am 7. Oktober zu sehen. Damals versuchte man im Dienste der großserbischen Politik den Präsidenten der RH
Franjo Tuđman, den Präsidenten des Staatspräsidiums der SFRJ 38 Stjepan Mesić sowie den Präsidenten des Bundesvollzugsrates Ante Marković während
einer Sitzung zu töten.
TAUSENDE VON / HÄUSERN WURDEN ZERSTÖRT, / TAUSENDE VON / MENSCHEN ALS GEISELN GENOMMEN / UND
HUNDERTTAUSENDE VON HEIMLOSEN / SUCHEN ZUFLUCHT.
Plakat Nummer 13 aus dem Zyklus HELP! STOP THE WAR IN CROATIA
Autoren der Fotografien: J. Petrić, Z. Kalazić, D. Višnjić
Die Bilder des Schmerzens und der Trauer über völlig zerstörte Häuser in Nuštar und Sisak. Solche Szenen waren im Herbst 1991 überall in Kroatien auf
den seitens Serbiens, bzw. der JNA und serbisch-montenegrinischen Truppen angegriffenen Gebieten zu sehen. Im Verlauf des ersten Kriegsjahres traf die
Zerstörung 590 Ortschaften in 57 Gemeinden. Davon wurden 35 dem Erdboden gleichgemacht oder schwer beschädigt (darunter waren größere Städte
wie Vukovar, Vinkovci, Osijek, Pakrac, Gospić, Dubrovnik und andere). Von den nicht besetzten Gemeinden den größten Schaden erlitten Osijek (20.500
oder 34% des Wohnungsbestands), Vinkovci (12.980 oder 41%), Pakrac (8100 oder 76%), Slavonski Brod (7475 oder 21%), Karlovac (6633 oder 22%),
Nova Gradiška (6624 oder 33%), Valpovo (5775 oder 49%) und Novska (2984 oder 35%).
38
Solzialistische Föderative Republik Jugoslawien
Nach Angaben vom Jahr 1992 wurde auf den besetzten Gebieten die größte Anzahl der Wohnungen in Gemeinden Vukovar (25.590 oder 91%), Petrinja
(7083 oder 58%), Slunj (5620 oder 84%), Drniš (5016 oder 53%), Kostajnica (4590 oder 85%), Glina (4518 oder 58%) und Otočac (3507 oder 42%)
verwüstet: insgesamt 25.590 oder etwa 91% der Gesamtzahl. Die Einschätzung der vernichteten und schwer oder leicht beschädigten Objekte beläuft sich
auf 210.000 Wohnungen, die größtenteils schon im Jahr 1991 zerstört wurden. Der Schaden beträgt etwa 3,2 Milliarden US-Dollar.
HAUPTZIELE DES AGGRESSORS WAREN / ZIVILISTEN UND IHRE HÄUSER
Plakat Nummer 14 aus dem Zyklus HELP! STOP THE WAR IN CROATIA
Autoren der Fotografien: S. Mančić, M. Žipovski, R. Šipek
Die obere Fotografie rechts mit einer Greisin in Trauerkleidung am Fenster eines zerstörten Hauses wurde in Nebojan bei Sisak am 19. November 1991
aufgenommen. Die obere Fotografie links zeigt einen verwundeten Zivilisten in Osijek im Herbst des Jahres 1991 und die untere Fotografie einen alten
Mann vor der Brandstätte eines Hauses im Dorf Brest in Pokupje am 23. September 1991.
Nach Angaben des Informationsdienstes des Gesundheitsministeriums vom Jahr 2000 wurden in Kroatien im Heimatkrieg insgesamt 4737 Zivilisten
ermordet oder sie starben an Folgeerscheinungen einer Verletzung. Diese Zahl umfasste damals noch nicht die aus Massengräbern und Einzelgrabstätten
exhumierten und identifizierten Zivilpersonen, sowie die Menschen, die ihr Leben auf vorläufig besetztem Gebiet Kroatiens verloren haben. Diese Kategorien der ermordeten Zivilpersonen steigern die Gesamtzahl um insgesamt 2468 Opfer und die endgültige Ziffer beträgt dann 7205 Personen.
D. Živić, „Demografski okvir i gubici tijekom Domovinskog rata i poraća 1991. – 2001.“, Stvaranje hrvatske države i Domovinski rat, Zagreb, 2006, S.
466-468
AUS IHREN HEIMEN VERTRIEBENE KROATEN UND IHRE UNGEWISSE ZUKUNFT IN EIGENEM LAND
Plakat Nummer 16 aus dem Zyklus HELP! STOP THE WAR IN CROATIA
Autoren der Fotografien: Renato Branđolica, Fotodokumentation Večernji list
Auf Fotografien sind die aus Slunj verbannten Kroaten nach der Besetzung der Stadt durch die aufständischen Serben und die JNA am 16. November
1991 abgebildet.
Die ersten Flüchtlinge erschienen in Kroatien im Frühling des Jahres 1991, als sie ihre Häuser zwangsweise wegen des Terrors der aufständischen serbischen Behörden und der JNA verlassen mussten. Die massenhafte Verfolgung der Kroaten und anderer nicht-serbischen Bevölkerung begann Anfang Juli
1991, als der großserbische Aggressor den Ort Ćelije bei Vukovar während des Angriffs in Brand gesetzt und etwa 200 seiner Einwohner vertrieben hatte.
Das Schicksal dieser Menschen teilte auch bald die nicht-serbische Bevölkerung anderer Ortschaften in Ostslawonien: Dalj, Erdut, Aljmaš… Durch die
Eskalation der Aggression wurde der Rest Kroatiens bis zum Ende 1991, aber auch später, immer wieder mit Wellen der Flüchtlinge und Verbannten
konfrontiert. Nach Angaben der Vorlage des Nationalprogramms für die Rückkehr der Vertriebenen und Flüchtlinge der Regierung der RH vom 14. Juli
1994, betrug ihre Anzahl Mitte 1991 30.000 Personen, und Mitte des Januars 1992 stieg sie auf 700.000. Etwa 150.000 Personen davon konnten sich
vorläufig ins Ausland retten. Auch zur Zeit der Verwaltung der Internationalen Gemeinschaft wurden aus diesen Landesteilen 25.000 Menschen bis zum
Jahr 1995 vertrieben. Eine neue Flüchtlingskrise löste der im April 1992 ausgebrochene Krieg in Bosnien und Herzegowina aus, als Kroatien mehr als
600.000 Menschen aus diesem Nachbarland aufnahm (425.000 Muslime, 170.000 Kroaten und 5000 Angehörige anderer Nationalitäten).
I. Rogić i sur./I. Rogić und Mitarbeiter, Progonstvo i povratak: psihosocijalne i razvojne odrednice progonstva i mogućnost povratka hrvatskih prognanika, Zagreb, 1995, S. 50-52
APPELL FÜR FRIEDEN IN KROATIEN / (BIS 9. DEZEMBER HABEN 81 NOBELPREISTRÄGER DIESEN APPELL UNTERSCHRIEBEN!)
Plakat Nummer 21 aus dem Zyklus HELP! STOP THE WAR IN CROATIA
Die Aktion Nobelpreisträger für Frieden in Kroatien begann mit dem Aufruf des berühmten amerikanischen Nobelpreisträgers Linus Pauling, der am 23.
September 1991 an alle Politiker, Staatsmänner und Regierungen gerichtet wurde. Sein Text war die Vorlage für die Aktion des Mitunterschreibens, die
von Dr. Greta Pifat – Mrzljak, einer Mitarbeiterin des Instituts Ruđer Bošković, veranlasst wurde. Sie wandte sich im Oktober 1991 an die deutschen
Nobelpreisträger Prof. Manfred Eigen vom Max-Planck-Institut für biophysikalische Chemie in Göttingen und Prof. Robert Huber vom Max-PlanckInstitut für Biochemie in Martinsried. Bis zum Dezember schon, als das Plakat gedruckt wurde, war der Appell von 81 Nobelpreisträgern unterschrieben
worden. Am 14. Januar 1992, am Vorabend der internationalen Anerkennung der RH, konnte er dann mit 104 Unterschriften und mit der finanziellen
Unterstützung der kroatischen Auswanderer in New York Times veröffentlicht werden. Die Aktion dauerte bis zum Februar 1992 und man sammelte
weltweit 127 Unterschriften der Nobelpreisträger.
Greta Pifat – Mrzljak, Nobel Laureates for Peace in Croatia, Zagreb, 1992; Dieselbe, „Kako pokrenuti savjest“, Novi Vjesnik, 23. rujna, 1992, S. 13B;
Hrvatsko ratno pismo 1991 / 92: apeli, iskazi, pjesme (Redaktion D. Oraić Tolić), Zagreb, 1992, S. 561; I. Vučak, I. Zrilić, „Nobelovci potpisuju apel za
Hrvatsku“, Medica Jadertina, 22/1992, Nummer 1-4, Zadar, 1992, S. 99-103; G. Grgas, Nobelovci za Hrvatsku, Vjesnik, 16. veljače 1992, S. 2
FIAT VON OSIJEK
Plakat aus dem Zyklus DOCUMENTA CROATICA
Auf der unteren Fotografie steht ein Mann am Fenster eines zerstörten Hauses in Bjelovar im Oktober 1991 (Jadran Mimica).
Die obere Fotografie zeigt ein Panzerfahrzeug der JNA im Moment als es einen Wagen des Modells Zastava 750 in Osijek am 27. Juni 1991 überfahren
hatte. An diesem Tag griff die JNA Slowenien an, und auf den Straßen von Osijek erschienen die Panzerfahrzeuge der 12. mechanisierten Brigade der
JNA zum Zweck der Machtdemonstration. Als Zeichen des Protestes hielt Branko Breškić aus Osijek seinen Wagen vor dieser Panzerkolonne an und
entfernte sich dann ruhig. Der rote Fiat/Kosename Fićo von Osijek wurde zum Symbol der Entschlossenheit Kroatiens, ohne Rücksicht auf drohende
Gewalt auf dem Weg zur Unabhängigkeit in Übereinstimmung mit der Deklaration über die Gründung der souveränen und unabhängigen RH, welche das
Parlament der RH aufgrund der Ergebnisse des Volksbegehrens zwei Tage zuvor verabschiedet hatte (25. Juni 1991), zu beharren.
MILITÄRISCHER SANITÄTSDIENST IM KRIEG
Plakat aus dem Zyklus DOCUMENTA CROATICA
Die obere Fotografie zeigt ein verwundetes Kind im Krankenhaus und die untere die ärztliche Behandlung eines kroatischen Verteidigers an der Front.
Ganz am Anfang des Krieges in Ermangelung an militärischen Einrichtungen, an ausgebildetem Personal im Falle eines Kriegsausbruchs und Vorräten
des Sanitätsmaterials, wurde die Versorgung und Betreuung der Verwundeten ausschließlich vom zivilen Gesundheitsdienst übernommen. Durch die
Aufstellung der Kroatischen Streitkräfte und Eskalierung des Krieges wurde ein integrales zivil-militärisches System aufgebaut, im Rahmen welches das
Militär mit der Verabreichung der Ersten Hilfe und Organisation des Transports beauftragt wurde und jede weitere ärztliche Behandlung im Tätigkeitsbereich des zivilen Gesundheitswesens blieb. Nach Angaben des Sanitätsstabs des Ministeriums für Gesundheitswesen, das von Anfang an ein Register über
die von allen 58 medizinischen Einrichtungen aufgenommenen und betreuten Verwundeten führte, wurden im Heimatkrieg insgesamt 30.578 Personen
verwundet, davon sogar 7169 Zivilisten, 21.959 kroatische Verteidiger, 58 Mitglieder der Friedenstruppen der Vereinten Nationen und 613 feindliche
Soldaten. Für 779 Personen gibt es keine Informationen über ihren Status, aber es konnte bestätigt werden, dass die Mehrheit die feindlichen Soldaten
bilden.
Für eine besonders erfolgreiche Organisation des Sanitätsdienstes unter Kriegsbedingungen sprechen auch die Angaben, dass die Erste Hilfe vor Ort
5065 Verwundete bekamen, dass etwa 61 % der Verwundeten innerhalb einer Stunde und 76% der Verwundeten innerhalb zwei Stunden zu einer medizinischen Versorgungsstelle weiter transportiert werden konnten. Mehr als zwei Stunden brauchte man nur für wirklich weit entfernte und schwer zugängliche Kampfgebiete (immerhin 86% der Verwundeten konnten in einem Zeitraum von vier Stunden in eine medizinischen Einrichtung gebracht werden),
wie z.B. auf den Velebit wegen der schlechten Wetterbedingungen (Nebel, Sturm Unwetter). Aber wenn bei der Evakuierung kein Luftweg benutzt werden konnte, benötigte man bis zum Rettungswagen auch 16 Stunden.
Infolge der Verwundung starben 648 Personen (in Krankenhäusern 395 Soldaten und 253 Zivilisten und in Ambulanzen 2 Zivilisten). Die Sterberate,
die aufgrund der Zahl von 30.520 Hospitalisierten (Mitglieder der Friedenstruppen der Vereinten Nationen nicht inbegriffen) und etwa 15.000 Patienten
des Ambulanzdienstes, berechnet wurde, betrug 1,45% (1,75 % der Gesamtzahl der betreuten Soldaten und 3,53 % der Gesamtzahl der Zivilpersonen).
Etwa 50% der Wunden entstanden als Folge der Explosionen, und weniger als 30% durch ein Geschoß. Die Sterblichkeit der Verwundeten unter Berücksichtigung der Kriegsumstände war außerordentlich niedrig, sogar unter schwersten Arbeitsbedingungen, welche in Vukovarer Krankenhaus während der
Belagerung der Stadt zwischen 25. August und 20. November 1991 herrschten. (Ende September betrug sie 1,5 – 1,7% und erst kurz vor dem Fall der
Stadt 3%).
A. Hebrang i sur./A. Hebrang und Mitarbeiter, „Analiza zbrinjavanja vojnih i civilnih ranjenika u ratnoj agresiji na Republiku Hrvatsku“, Acta Medica
Croata, 60 (2006) Nummer 4, Zagreb, 2006, S. 301-307; Prof. Dr. sc. Andrija Hebrang, Minister für Gesundheitswesen der RH im Krieg, Vorlesung in
Vukovar am 17. November 2009; Grad je bio meta: bolnica, Dom umirovljenika (agresija Srbije, odnosno JNA i srpsko-crnogorskih snaga na Republiku
Hrvatsku i srpska okupacija Vukovara 1991.), Redaktion Ante Nazor, Zagreb, November 2008., S. 91
Der serbische Patriarch (Herr) Pavle schickte im Herbst 1991 ein Schreiben an Lord Carrington, Präsidenten der Internationalen Friedenskonferenz über
Jugoslawien in Den Haag, in dem er mitteilte, dass die “Serben mit Kroaten nicht mehr zusammenleben können”, und dass die “Teile Kroatiens in das
Mutterland des serbischen Volkes, in die Republik Serbien integriert werden müssten”. In diesem Schreiben wird auch die falsche Angabe über “mehr als
700.000 im Lager Jasenovac in Kroaten während des Zweiten Weltkrieges getöteten Serben” angeführt, die die serbische Propaganda mit dem Ziel der
Erreichung der Homogenität der Serben im Rahmen der Vorbereitungen der Aggression gegen Kroatien benutzte. Der Patriarch hob auch hervor, dass
“mit der erneuerten Proklamation der Unabhängigkeit Kroatiens ein neues und bezüglich der möglichen Folgen, auch ein größeres Leiden der Serben in
Kroatien begann”: Diese unsere Landsmänner, derselben Religion und desselben Blutes, sind mit folgender verhängnisvoller Auswahl konfrontiert: sie
werden mit Waffen ihr Bestehen im selben Staat mit dem Mutterland des serbischen Volkes erkämpfen oder sie werden gezwungen, diesen neuen
Unabhängigen Staat Kroatien früher oder später zu verlassen. Es gibt keine andere Lösung. Deswegen müssen sie seitens des serbischen Staates und
serbischen Volkes mit allen rechtmäßigen Mitteln beschützt werden, einschließlich der Organisation der bewaffneten Selbstverteidigung von serbischen
Leben und aller serbischen Krajina-Gebiete. Das Territorium, auf welchem das serbische Volk seit Jahrhunderten lebt (...) darf in keinem unabhängigen
Kroatien bleiben, sondern unter ein gemeinsames staatliches Dach mit heutigem Serbien und allen serbischen Krajina-Gebiete kommen (Milorad
Tomanić, Srpska crkva u ratu i ratovi u njoj, Beograd, 2001, 65-67).
Zeugenaussage des Geheimdienstbeamten und Offiziers der Serbischen Armee Krajina S. L. vor dem Gerichtshof in Den Haag; Haški tribunal VII/28,
suđenje Slobodanu Miloševiću, transkripti, Fond za humanitarno pravo, Beograd, 2006, 531-802)
“Milošević (Slobodan, Präsident Serbiens) hatte seine Delegierten in Krajina, die dafür sorgten, dass alle seine Wünsche erfüllt werden. Sie alle waren
fast ohne Ausnahme die Agenten des Staatlichen Sicherheitsdienstes (Služba državne bezbednosti – SDB (Serbiens)). Sie befanden sich vom Anfang an in
Krajina und der angeblich ‘spontane’ Aufstand gegen die kroatische Regierung 1990 wurde in Beograd organisiert. Zimonja (Nikola, Agent des
Abwehrdienstes der JNA) sagte mir einmal, dass als im August 1990 um Knin die ersten Stammbarrikaden aufgestellt wurden, standen daneben
hauptsächlich die Angehörigen der paramilitärischen Einheiten aus Serbien. Viele kamen eigentlich aus Beograd, und nach Zimonja, bekamen sie 100 DM
um diese Straßensperren aufrechtzuerhalten. Das war der erste Schritt in Richtung der Bildung eines autonomen Gebiets um Knin und obwohl all das von
der Presse in Beograd als eine ‘spontane’ Aktion der lokalen Serben, die sich verteidigten, dargestellt wurde, stand Beograd dahinter. Der Staatliche
Sicherheitsdienst war der lokalen Bevölkerung bei der Ermöglichung solcher Ereignisse weit voraus. Seine Agenten realisierten Zwischenfälle, welche
von der Presse zur Beunruhigung der Bevölkerung und zur Ausweitung von Angst benutzt wurden, um die Voraussetzungen für den Ausbruch des
Krieges zu schaffen. Das Verhältnis von Milošević gegenüber der JNA war anders als gegenüber dem Staatlichen Sicherheitsdienst. Auf einige gewisse
Weise, konnte man erkennen, dass es gewisse Spannungen gab, aber die Armee arbeitete doch mit ihm zusammen und auch sie erfüllte seinen Willen.
Nach der Verfassung waren die Generale dem Präsidium der SFRJ untergeordnet, aber ihr wahrer Kommandant war eigentlich Milošević. Das passte
ihnen nicht, aber sie machten weiter. Seine Macht ängstigte alle Offiziere der JNA, besonders jene, die eine Familie in Serbien hatten. (…)”
“Jedes Mal als die Delegation der Republik Serbische Krajina sich an einer Konferenz im Ausland beteiligen sollte, müsste sie wenigstens 24 Stunden
davor, nach Beograd reisen, um seitens der serbischen Regierung die Anweisungen zu bekommen. Die Regierung der Republik Serbische Krajina hatte
eine Kanzlei in Beograd, die vom Staatlichen Sicherheitsdienst organisiert wurde. (…) Wir wussten immer im Voraus worüber man im Ausland sprechen
wird, weil wir darauf beharrten, die Tagesordnung vor dem Treffen zu bekommen. Den Vertretern der internationalen Gemeinschaft sagten wir, dass wir
diese Tagesordnung für eine bessere Vorbereitung einer Diskussion mit konkreten Fragen brauchen würden. In Wahrheit aber verlangte Beograd, dass
man sie 48 Stunden vor der Reise nach Serbien schicken sollte, damit man genau wusste, worüber es gehen würde. Während der Briefings in Beograd,
bekamen wir einfach die Instruktionen was wir hinsichtlich jeder Frage tun und sagen sollten. (…)
Beograd wollte keine Lösung für das Verhältnis zwischen den Serben in der Republik Serbische Krajina und der kroatischen Regierung. Aus diesem
Grund wurde jeder Kontakt mit den Kroaten oder Vertretern der internationalen Gemeinschaft verboten, weil ein Dialog zum Frieden führen konnte.
Beograd war darauf konzentriert, die Spannung in der Republik Serbische Krajina aufrechtzuerhalten und alles was wir bei den internationalen
Konferenzen taten, war nur diesem Ziel untergeordnet. In den meisten Fällen sagte man uns, wir sollten alles ablehnen. Die Instruktion lautete, jedes
mögliche prozedurales oder technisches Problem anzusprechen um das Erlangen eines Abkommens zu verschieben. Und falls alle unsere Anmerkungen
doch gelöst wurden, und man alle seine taktischen Möglichkeiten der Verzögerung erschöpfte, verlangten wir eine Pause, und dann wurde von einem
Mitglied der Delegation, in der Regel Goran Hadžić, Beograd angerufen. Und falls Beograd einer Frage zustimmte, wusste man, dass die Bestimmungen
jenes Abkommens schon innerhalb der nächsten 24 Stunden im Terrain verletzt werden. (…)
Alles im allem passten Beograd die Unterzeichnungen von militärischen Vereinbarungen, da sie alle leicht verletzt werden konnten. Es genügte nur ein
Projektil aus einem Minenwerfer auf das kroatische Gebiet abzuschießen, und die Vereinbarung galt nicht mehr. Bis zum Augenblick, als wir in
Norwegen antrafen, hatte man 27 militärische Abkommen für den Sektor Nord aufgrund der Verhandlungen zwischen der Republik Serbische Krajina
und Kroatien unterzeichnet. Alle wurden schon am Tag der Unterzeichnung oder bald danach verletzt, und das wahrscheinlich in einem Verhältnis 4:1 für
Serben. Und immer wenn das geschah, bedeutete das, dass die Bewilligung aus Beograd gekommen war. Was die politischen Verträge betrifft, Beograd
ließ nicht zu, dass die wesentlichen Fragen gelöst werden. In Norwegen schlugen die Vertreter der internationalen Gemeinschaft beispielsweise vor, auf
dem Gebiet von Krajina ein experimentelles Dorf zu errichten, in welches eine bestimmte Anzahl von vertriebenen Kroaten zu ihren Heimen
zurückkehren könnte, um zu zeigen, dass ein Zusammenleben zwischen Serben und Kroaten möglich wäre. Die kroatische Delegation hatte absolut keine
Einwände und so konnte die Delegation der Republik Serbische Krajina keinen glaubwürdigen Grund für die Abweisung finden, da man immer
behauptete, dass die Kroaten willkommen seien. Da es schien, dass man alle möglichen Probleme in diesem Falle überwand, stimmte auch Krneta zu.
Privat aber teilte er den Mitgliedern der Delegation der Republik Serbische Krajina, dass das alles gestoppt werden sollte, und er in der ersten Nacht einige
seiner Männer in das Dorf schicken werde, um einige Kroaten oder sogar Serben zu töten. Für ihn war überhaupt nicht wichtig, wer sein Leben verliert, er
wollte nur den Menschen Furcht und Schrecken einjagen, damit kein Kroate zurückkommt. Und wenn ein solches politisches Abkommen doch zustande
kommen sollte, konnte die Republik Serbische Krajina alles akzeptieren mit dem Wissen, dass die wirkliche Realisierung leicht zu verhindern wäre. Aber
Beograd verbot jedes grundlegendes Abkommen. (…)”
“In der Republik Serbische Krajina herrschte die Politik der Vertreibung von Kroaten aus Krajina. Gemäß der Befehle aus Beograd übernahm die
Regierung der Republik Serbische Krajina diese Politik und schließ sich der Misshandlung und Gewalt von Kroaten, die noch geblieben waren, an. Jedes
Korps der Armee der Republik Serbische Krajina sollte über die Sondereinheiten für ‘schmutzige Geschäfte’ verfügen. Jede Initiative dieser Einheiten
musste aber zuerst von Beograd genehmigt werden. Zu diesem Zweck wurde im 21. Korps eine Sondereinheit unter dem Kommando von Ajdinović mit
der Aufgabe die kroatischen Zivilisten zu beseitigen und Schrecken zu verbreiten formiert. Ich weiß von mindestens vier berüchtigten Zwischenfällen, die
diese Sondereinheit gemäß dem Befehl von Ajdinović realisierte: Mord des serbischen Bürgermeisters in Vrginmost, Unterschiebung einer
Panzerabwehrmine entlang der Eisenbahnstrecke zwischen Vrginmost und Glina, Legen von Minen beim Wasserturm sowie auf dem Fußballplatz in
Glina. Der Bürgermeister von Vrginmost Dmitar Obradović war nicht radikal und er war mit einer Kroatin verheiratet. Im Allgemeinen war er auch gegen
die Idee von der Republik Serbische Krajina und setzte sich stattdessen für eine friedliche Versöhnung mit Kroaten ein. Aber da das Bestehen der
Republik Serbische Krajina von der Überzeugung der serbischen Bevölkerung abhängte, dass ein Zusammenleben mit Kroaten nie und nimmer möglich
war, jeder, der diese Voraussetzung streitig machte, wie Obradović, stellte eine Bedrohung für die Regierung der Republik Serbische Krajina dar. Und er
sollte zum Schweigen gebracht werden, damit die Serben nicht darüber nachzudenken beginnen, ob dieser serbische ‘Sonderstaat’ wirklich unentbehrlich
ist. Er wurde im Jahr 1992 getötet und für diese Tat beschuldigte die Regierung der Republik Serbische Krajina die ‘kroatischen Terroristen’. (…)”
“Als wir am 6. August im Fernsehen das Flattern der kroatischen Flagge über Knin sahen, dachten wir zuerst, das wäre ein Trick, aber als wir
begriffen, dass das Wirklichkeit war, verbreiteten sich schnell die Gerüchte darüber, dass wir seitens Beograd verraten und verkauft würden. In Topusko
brach Panik aus, da man sah, dass die kroatischen Soldaten nicht gestoppt werden könnten. Alle wussten was man 1991 mit Kroaten in Krajina machte –
dass Hunderte von ihnen getötet sowie dass alle Häuser und Geschäfte abgebrannt wurden, dass man die ganze Bevölkerung mit Gewalt verbannte – und
so waren alle davon überzeugt, dass sich die Kroatischen Streitkräfte dafür rächen und Vergeltung ausüben werden. (…) Und auch wir, die Angehörigen
der Regierung und der Armee der Republik Serbische Krajina haben dafür gesorgt, dass die Panik unter der zivilen Bevölkerung immer größer wird. Sie
ist ansteckend, besonders wenn die Menschen keine Zeit haben, nachzudenken. Und dann flüchten sie. Falls man Zeit hätte, die Folgen der Flucht, des
Verlassens des Heims und des ganzen Eigentums, in Erwägung zu bringen, wäre eine größere Anzahl der Bevölkerung geblieben, aber das entsprach den
Absichten von Beograd nicht, und so bemühte man sich den Leuten Angst zu machen, damit sie auch keine Zeit hätten, um zu sehen, was passiert. Man
verbreitete die Gerüchte, dass die ‘Ustasch-Kämpfer’ alle Zivilisten töten werden. Ich kenne einige Personen, deren Aufgabe war, herumzuirren und zu
wiederholen, dass ‘Ustascha-Kämpfer die Kinder abschlachten’. Unter diesen Umständen will keiner bleiben und überprüfen, ob diese Informationen
stimmen. Alle zogen ab. Ich erfand die Geschichte über die Muslime des 5. Korps der Armee Bosnien-Herzegowina, die die Zivilisten in Topusko
massakrierten, was dann von CNN übernommen wurde. In dieser Geschichte gibt es nichts wahres. (…)
Aber man wusste nicht, wie der Abzug für alle aus Topusko organisiert werden sollte, und meine Frau schlug vor, sich mit Kroaten abzusprechen und
ein Konvoi über das kroatische Gebiet zu ermöglichen, was auch getan wurde. Wir gingen in kroatischer Begleitung durch Sisak, und dann mit der
Autobahn durch Slawonien bis Šid in Serbien. Der Konvoi bestand aus etwa 20.000 Menschen und ich war der letzte, der die Grenze zwischen Kroatien
und Serbien übertritt. Die ganze Zeit trug ich die Uniform der Armee der Republik Serbische Krajina und mußte meine persönliche Bewaffnung den
Kroatischen Streitkräften übergeben. Während wir durch Kroatien fuhren, keiner bewarf uns mit Steinen, keiner schimpfte über uns und keiner
misshandelte uns. Und keiner von uns wurde sogar durchsucht. Aber, als wir Serbien erreichten, wurden wir als Kriminelle behandelt. Alle wurden
durchsucht und alle Bewaffnung wurde weggenommen.”
Menschenverluste
Es wird geschätzt, dass während des Heimatkrieges mindestens 19.500 kroatische Staatsbürger ermordet wurden oder ihr Schicksal unbekannt blieb
(„Vermisste“).
Nach den bis Ende 2009 gesammelten unvollständigen Angaben, verloren ihr Leben („direkte demographische Verluste“) „kroatischerseits“ (auf nicht
okkupiertem Gebiet der RH) etwa 12.200 Staatsbürger (davon waren etwa 50% Zivilisten), und für 1030 Staatsbürger gibt es keine Angaben über ihr
Schicksal („Vermisste“). Diese Zahl wird durch die 350 gefallenen Soldaten an der „Südlichen Front“ ergänzt. Unter getöteten Zivilisten waren 323
Kinder (u. Anm., dass diese Zahl keine endgültige ist); mehr als 70% verunglückten infolge einer unmittelbaren feindlichen Wirkung (durch Explosionen
von Granaten, Minen, Raketen der Kampflugzeuge oder durch Heckenschützen u. ä.) und weniger als 30% infolge einer nicht direkten feindlichen Wirkung (Spiel mit Feuerwaffen, Handbomben u. ä.).
Insgesamt wurden 30.578 Personen verwundet (die Angaben beziehen sich nicht auf das während des Krieges besetze Gebiet); davon sogar 7169
Zivilisten, 21.959 kroatische Verteidiger, 58 Soldaten der UN-Friedenstruppen und 613 feindliche Soldaten. Für 779 Personen gibt es keine Angaben über
ihre Zugehörigkeit, obwohl für die Mehrheit hat festgestellt werden können, dass es sich um feindliche Soldaten gehandelt hat. Unter verwundeten Zivilisten waren 1044 Kinder. Als Folgeerscheinungen der Verletzungen wurden bei 188 Kindern verschiedene Grade der Behinderung festgestellt (56 sehr
schwer behinderte Kinder, 92 schwer behinderte und 40 mäßig behinderte). Ein Elternteil verloren 5497 Kinder und 74 beide Elternteile.
Gleichzeitig wurden in den besetzten Gebieten der RH 5100 Personen, hauptsächlich serbischer Nationalität (etwa 70% „Kämpfer“ und 20% Zivilisten,
für etwa 10% fehlen die Angaben über ihren Status) ermordet, und für 797 Personen gibt es keine Angaben über ihr Schicksal. Nach den Unterlagen des
Generals der „Serbischen Armee Krajina“ Milislav Sekulić beliefen sich serbische Verluste während der Kämpfe auf dem Gebiet der „RSK” von Juni
1991 bis August 1995 auf 3496 Gefallene und 1857 Vermisste (u. Anm., dass die „endgültige Zahl mit Sicherheit höher ist“). Unter den Ermordeten (die
Angaben sind wahrscheinlich unvollständig) waren 54 Kinder (jünger als 18 Jahre): 25 starben in Unglücksfällen, 10 begingen Selbstmord, für 5 ist die
Art und Weise ihrer Verunglückung nicht bekannt, 8 starben im Granatenfeuer, 3 „fielen in der Aktion“ (werden als „Kämpfer“ angeführt), 1 wurde
getötet, 2 „starben nach der Verwundung“.
Die erwähnten Angaben (welche kontinuierlich ergänzt werden) wurden von folgenden Einrichtungen übernommen: Behörde für Gefangene und
Vermisste – Ministerium für Familie, Verteidiger und Generationensolidarität der RH, Behörde für den Schutz der Kriegsopfer und Kriegsbeteiligten
(über ermordete Kinder im Heimatkrieg) – Ministerium für Gesundheitswesen und Sozialschutz der RH, Stab für Sanitätsdienst des Ministeriums für
Gesundheitswesen, Kroatisches Memorial- und Dokumentationszentrum für Heimatkrieg, Milislav Sekulić, Knin je pao u Beogradu/Knin ist in Beograd/Belgrad gefallen (Beograd, 2000).
Massengrabstätten
Ovčara wurde mit der Zeit zum Symbol der Erinnerung an die Opfer von serbischen in ganz Kroatien während des Heimatkrieges begangenen
Verbrechen; in Städten und Orten: Antin, Antunovac, Baćin, Balinci, Beli Manastir, Berak, Bilje, Bogdanovci, Bruška, Bučje, Cerić, Cetingrad, Čakovci,
Čanak, Četekovac, Ćelije, Dalj, Donji Čaglić, Drežnik, Drniš, Erdut, Ernestinovo, Ervenik, Glina, Glinsko Novo Selo, Glinska Poljana, Grabovac,
Gređane, Hrvatska Kostajnica, Hum, Ilok, Ivanovo Selo, Jankovci (Novi Jankovci und Stari Jankovci), Jasenice, Joševica, Kijevo, Korlat, Kostrići,
Kraljevčani, Kusonje, Lipik, Lisičić, Lovas, Lovinac, Maja, Marinci, Medviđa, Mikluševci, Mohovo, Nadin, Negoslavci, Okučani, Pakrac, Pakrački
Vinogradi, Petrinja, Pecki, Petrovci, Plavićevac, Poljanak, Saborsko, Selište, Skela, Smilčić, Smoljanac, Slunj, Sonković, Sotin, Struga, Svinjarevci,
Široka Kula, Škabrnja, Šopot, Tenja, Tordinici, Tovarnik, Vaganac, Viduševac, Voćin, Zemunik Donji, sowie andere Richtstätten in Kroatien, wo die
kroatischen Verteidiger und Zivilisten misshandelt und getötet wurden. Die kroatische Öffentlichkeit weißt sehr wenig über die erwähnten Richtstätten
und begangenen Verbrechen.
Die Anzahl von mindestens 145 Massen- und mehr als 1200 einzelnen Grabstätten mit Opfern serbischer Verbrechen, hauptsächlich Kroaten, aber
auch Angehörigen sonstiger Nationalitäten, welche die großserbische Politik und die Aggression gegen Kroaten nicht unterstützten, weist darauf hin, dass
diese Tötungen geplant waren. Aus den erwähnten Grabstätten exhumierte man die sterblichen Überreste von 3782 Opfern. Davon konnten 3217
kroatische Verteidiger und Zivilisten positiv identifiziert werden (Ivan Grujić, “Zatočeni i nestali u Domovinskom ratu”, Pravo na dom, Osijek, 2011,
289).
Um eine Verallgemeinerung zu vermeiden, sollte auch erwähnt werden, dass viele Serben in Serbien die Mobilisierung verweigerten, da sie an einem
Eroberungskrieg nicht teilnehmen wollten, sowie dass viele Soldaten der JNA und der montenegrinischen Truppen, die Kroaten überfielen, unter
verschiedensten Umständen dazu gekommen waren, beispielsweise aufgrund ihrer Militär- oder Mobilisierung-Pflicht, oder aufgrund von Botschaften
einer heftigen antikroatischen Propagandatätigkeit. Viele verhielten sich als Soldaten und nicht als Verbrecher. Einige retteten sogar das Leben von
Kroaten, die durch die Extremisten getötet werden sollten, und einige verloren sogar ihr eigenes Leben beim Versuch ihre Landsmänner dabei zu
verhindern, ein Verbrechen an Kroaten zu verüben. Leider gab es auch viele, die in diesen Eroberungskrieg von großserbischer Idee und vom Hass erfüllt
zogen. Und sie sind diejenigen, die für die Verbrechen in Kroatien und Bosnien-Herzegowina verantwortlich sind.
Diese Verbrechen waren die Ursache auch für die nicht akzeptablen Reaktionen Einzelner auf kroatischer Seite. Auf dem Gebiet unter kroatischer
Regierung und vor dem Anfang der Operation “Oluja” wurden einige Bürger serbischer Nationalität in Gospić, Osijek, Sisak und Paulin Dvor getötet. Als
Vergeltung werden auch die Ereignisse in Pakračka poljana sowie das Gebiet von“Medak-Kessel” erklärt. Dazu kommen noch einzelne Tötungen in
anderen Lokalitäten, worüber auch die kroatische Öffentlichkeit informiert wurde, wie auch über die Verbrechen an den Bürgern serbischer Nationalität
nach “Oluja” in den Gehöften Grubori, Varivode und Gošići, wo insegsamt 21 Personen ihr Leben verloren.
S. 374 / p. 374
JUST ONE OF MANY FUNERALS / FOR MASSACRED / AND KILLED CROATIANS. (Eine von vielen Beerdigungen massakrierten und getöteten
Kroaten.) / Plakat Nummer 19 aus dem Zyklus HELP! STOP THE WAR IN CROATIA / Autor der Fotografie: Zdenko Pušić.
Nach einem Gegenstoß kroatischer Verteidigern im Norden der westslawonischen Frontlinie begingen die serbischen Aufständischen während ihres
Rückzugs am 13. Dezember 1991 an den Zivilisten in Voćin und Hum. Das Plakat zeigt die Fotografie des Begräbnisses von 43 unschuldigen Opfern am
17. Dezember 1991 in Podravska Slatina.
JUST ONE OF MANY FUNERALS FOR MASSACRED AND KILLED CROATIANS. / Poster No. 19 from the HELP! STOP THE WAR IN CROATIA
series. / Photograph by: Zdenko Pušić
After the counterattack of the Croatian defenders in the northern part of the Western Slavonian theatre, the Serbian rebels, during their withdrawal on 13
December 1991, massacred the civilian population in Voćin and Hum. The photograph was taken at the funeral of 43 innocent victims in Podravska
Slatina on 17 December 1991.
NUR EIN BEGRÄBNIS VON VIELEN - / FÜR MASSAKRIERTE UND GETÖTETE KROATEN
Plakat Nummer 19 aus dem Zyklus HELP! STOP THE WAR IN CROATIA
Autor der Fotografie: Zdenko Pušić
Nach einem Gegenstoß der kroatischen Verteidiger im Norden der Front von Westslawonien verübten die serbischen Aufständischen im Laufe ihres
Rückzugs am 13. Dezember 1991 ein Massaker an den Zivilisten in Voćin und Hum. Das Plakat zeigt die Fotografie der Beerdigung von 43 unschuldigen
Opfern am 17. Dezember 1991 in Podravska Slatina.
S. 375 / p. 375
THEY ARE WITH US/HUMANITARIAN CONCERT FOR THE DEFENDERS FROM ARBANASI KILLED IN ACTION
Poster (author Nilo Karuc, Zadar, 1994) inviting to a humanitarian concert for the families of the nine defenders from Arbanasi (Zadar) killed in action:
Vremenko Vukić, brothers Janko and Miroslav Perica, Joso Runjić, Damir Zrilić, Nenad Lucić, Denis Bajlo, Boris Nikpalj and Toni Karuza. Ivica Đovani
Matešić-Jeremija wrote the text on the poster.
RECONCILED WITH THE SOIL THAT GAVE THEM BIRTH / THEY REST IN PEACE. ALONE IN THE / CROATIAN LAND UNTOUCHABLE,
INVULNERABLE / ETERNAL. GUARDING THEIR HOME! / AGA, JANKO, MIRO, JOLE, MEDO, NENO, DENIS, BORO, TONI. THE DEAD
THAT SEE. THE SHADOWS THAT HEAR. FRIENDS THAT ADVISE, WARN. THEY ARE WITH US! WITH CROATIA! WITH ZADAR, OUR
HOME! BECAUSE THEY ARE / OUR HOME, OUR HEARTH. WE OWE IT TO THEM. / BE TOO WITH OUR BROTHERS / WHO DIED SO
THAT WE MAY LIVE. THE DEAD CROATIAN GUARD.
ZADAR, 3 AUGUST 1994 (CURA VIGILA – I REMAIN ON GUARD)
SIE SIND BEI UNS! / HUMANITÄRES KONZERT FÜR GEFALLENE VERTEIDIGER AUS ARBANASI // VERSÖHNT MIT DEM BODEN, DER
SIE GEBAR / RUHEN SIE IN FRIEDEN. DIE EINSAMEN IM LAND KROATIEN DIE UNERREICHBAREN UND UNVERWUNDBAREN /
HALTEN DIE EWIGE WACHE! / AGA, JANKO, MIRO, JOLE, MEDO, NENO, DENIS, BORO, TONI. DIE TOTEN, DIE SEHEN. DIE SCHATTEN,
DIE HÖREN. DIE FREUNDE, DIE BERATEN, DIE ERMAHNEN. SIE SIND BEI UNS! BEI KROATIEN! / BEI ZADAR, UNSEREM HEIM! WEIL
SIE UNSER HEIM SIND, HEIMISCHEN HERD SCHULDEN WIR IHNEN. / SEIEN SIE AUCH BEI UNSEREN BRÜDERN / DIE STARBEN,
DAMIT WIR LEBEN KÖNNEN. TOTENGARDE KROATIENS. // ZADAR, 3. AUGUST 1994 UM 20 UHR / CAMP ”PUNTA BAJLO” //
ORTSAUSSCHUSS ARBANASI – ZADAR // CURA VIGILA · ICH HALTE AUCH WEITER WACHE
Autor: Nilo Karuc
Zadar, 1994
Offset
Plakatgröße 990 x 690 mm
Das Plakat als Einladung zu einem humanitären Konzert für die Familien der gefallenen Verteidiger, die aus Arbanasi bei Zadar stammten: Vremenko
Vukić, Brüder Janko und Miroslav Perica, Joso Runjić, Damir Zrilić, Nenad Lucić, Denis Bajlo, Boris Nikpalj und Toni Karuzo. Der Autor des Textes auf
dem Plakat ist Ivica Đovani Matešić-Jeremija.
Civilians killed between 17 August 1990 and 25 March 1999, according to incomplete
figurs of the Information Department of the Ministry of Health for specific regions.
Die getöteten Zivilisten im Zeitraum zwischen 17. August 1990 und 25. März 1999, nach den Angaben
Auskunftsabteilung des Ministeriums für Gesundheitswesen nach Regionen
Broj/Number/Anzahl der
Gefallenen
%
167
3,53
18
0,02
125
2,64
Hrvatsko primorje
6
0,13
Hrvatsko zagorje und
Međimurje
9
0,19
2587
54,6
1
0,02
Kordun
157
3,31
Lika
106
2,24
Podravina und Moslavina
150
3,17
Split und Umgebung
47
0,99
Šibenik und Umgebung
99
2,09
236
4,98
59
1,25
274
5,78
96
2,03
600
12,67
4737
100
Regija/Region
Banovina
Baranja
Dubrovnik und Süddalmatien
Ostslawonien
Istrien
Zadar und Umgebung
Zagreb
Westslawonien
Unbekannte Regionen
UNPA-Zonen
TOTAL
Izvor: Medicinski fakultet, Odjel za informiranje i istraživanje, Zagreb, Januar 2000; Dražen Živić, “Demografski okvir i gubici”, Stvaranje hrvatske
države i Domovinski rat, 467.
Source: Medical Faculty, Information and Research Department, Zagreb, January 2000; Dražen Živić, “Demographic scope and losses”, The Creation of
the Croatian State and the Homeland War, 467
Quelle: Medizinische Fakultät, Abteilung für Auskunft und Forschung, Zagreb, Januar 2000; Dražen Živić, “Demographischer Rahmen und
demographische Verluste”, Gründung des kroatischen Staates und Heimatkrieg, 467.
Ratni mortalitet hrvatskih branitelja (stanje listopad 2002.).
War mortality rate of the Croatian defenders (as of October 2002)
Mortalitätsrate der kroatischen Verteidiger im Krieg (Stand im Oktober 2002)
Županija /
County/Gespanschaft
Zagrebačka
1991*
1992
1993
1994
1995
1996-2002
Ukupno /
Total
%
433
357
117
80
123
53
1163
14,3
Krapinsko-zagorska
25
16
10
7
19
2
79
1
Sisačko-moslavačka
253
75
41
41
116
30
556
6,8
Karlovačka
246
95
78
37
64
35
555
6,8
Varaždinska
72
23
18
10
21
3
147
1,8
Koprivničko-križevačka
59
19
4
1
10
2
95
1,2
191
41
18
12
22
9
293
3,6
52
69
39
15
40
6
221
2,7
127
27
35
13
39
4
245
3
92
52
10
10
25
3
192
2,4
Požeško-slavonska
107
40
14
16
12
7
196
2,4
Brodsko-posavska
183
255
74
34
44
24
614
7,5
94
63
78
16
39
11
301
3,7
Osječko-baranjska
477
221
78
39
84
49
948
11,6
Šibensko-kninska
46
34
30
13
16
13
152
1,9
1014
131
67
34
36
52
1334
16,4
102
154
121
40
105
38
560
6,9
Istarska
15
14
3
3
4
1
40
0,5
Dubrovačko-neretvanska
91
59
19
13
14
5
201
2,5
Međimuska
29
14
9
7
7
1
67
0,8
Unbekannt
53
82
35
10
4
4
188
2,3
UKUPNO / TOTAL
3761
1841
898
451
844
352
8147
100
%
46,2
22,6
11
5,5
10,4
4,3
100
-
Bjelovarska
Primorsko-goranska
Ličko-senjska
Virovitičko-podravska
Zadarska
Vukovarska
Splitsko-dalmatinska
* Uključuje i dva poginula branitelja iz 1990. / Including two defenders killed in 1990 / Auch zwei gefallene Verteidiger im Jahr 1990 inbegriffen.
** Uključuje podatke za grad Zagreb i Zagrebačku županiju / Including figures for the City of Zagreb and Zagreb County / Einschließlich der Angaben für
Stadt Zagreb.
Uz napomenu da se zbog raznih razloga određeni broj smrtno stradalih civila nalazi na popisu poginulih branitelja, tako da je u stvarnosti broj smrtno
stradalih branitelja manji, a broj smrtno stradalih civila veći od onog koji se navodi u službenom popisu.
Note: for specific reasons a number of killed civilians is on the list of killed defenders, so that the real number of killed defenders is lower and that of the
killed civilians higher as compared with the official list.
Anmerkung: aus verschiedenen Gründen eine bestimmte Anzahl von getöteten Zivilisten findet man im Rahmen des Verzeichnisses der gefallenen
Verteidiger, und so ist die Anzahl von gefallenen Verteidigern in Wirklichkeit kleiner und die Anzahl von getöteten Zivilisten größer als die Anzahl, die in
der offiziellen Liste angeführt wird.
Izvor: Ministarstvo hrvatskih branitelja iz Domovinskog rata, Baza podataka, Odjel za informatizaciju, Zagreb, 2002.; Dražen Živić, “Demografski okvir i
gubici”, Stvaranje hrvatske države i Domovinski rat, 458-459.
Source: Ministry of Croatian Homeland War Defenders, Data base, Computerization Dept., Zagreb, 2002; Dražen Živić, “Demographic scope and losses”,
The Creation of the Croatian State and the Homeland War
Quelle: Ministerium der kroatischen Verteidiger aus Heimatkrieg, Datenbank, Abteilung für Informatisierung, Zagreb, 2002; Dražen Živić,
“Demographischer Rahmen und demographische Verluste”, Gründung des kroatischen Staates und Heimatkrieg, 458-459.
Općine u Hrvatskoj s većinskim srpskim stanovništvom i Općine sa znatnijim udjelom
srpskog stanovništva prema popisu stanovništva iz 1981. (u %)
Municipalies in Croatia with a majority Serbian population according to the 1981 census (in %) and
Municipalities with a higher share of the Serbian population according to the 1981 census (in %)
Gemeinden in Kroatien mit mehrheitlich serbischer Bevölkerung sowie die Gemeinden mit
einem großen Anteil serbischer Bevölkerung nach der Volkszählung aus dem Jahr 1981 (in %)
Nacionalni sastav/Nationale Struktur
Općina /Gemeinde
Jugoslaveni/
Jugoslawen
Srbi/Serben
Hrvati/Kroaten
D. Lapac
91
0,6
7,4
Vojnić
88,6
1,4
5,2
Dvor
80,9
9,3
8,2
Knin
78,9
9,5
10,2
Gračac
72,3
18,1
8,3
Vrginmost
71,4
21,9
4,2
Korenica
69,2
18,8
10,4
Obrovac
60,1
33,8
4,4
Glina
56,7
35,7
6,1
Kostajnica
55,5
27,6
14,5
Benkovac
53
40,1
5,1
Izvor: Položaj naroda i međunacionalni odnosi, Sociologijski i demografski aspekti, Zagreb, 1991.; Nikica Barić, “Srpska pobuna u Hrvatskoj 1990.1995.”, Stvaranje hrvatske države i Domovinski rat, 191-192.
Source: Position of the people and inter-ethnic relations, sociological and inter-ethnic relations, Zagreb, 1991; Nikica Barić, “The Serbian rebellion in
Croatia 1991-1995”, Creation of the Croatian State and the Homeland War
Quelle: Lage des Volkes und internationale Beziehungen, Soziologische und demografische Aspekte, Zagreb, 1991; Nikica Barić, “Serbischer Aufstand in
Kroatien 1990-1995”, Gründung des kroatischen Staates und Heimatkrieg, 191-192.
Ethnic composition/Ethnische Struktur
Municipalities /Städte
Serbs/Serben
Croats/Kroaten
Yugoslavs/
Jugoslawen
Pakrac
38,4
30,4
21
Petrinja
37,6
43,5
15,4
Pod. Slatina
33,1
53,1
11,7
Ogulin
32,9
56,9
8,7
Vrbovsko
31,1
51,8
14,8
Vukovar
31
Daruvar
30,3
28,3
17,8
Gospić
29,7
59,3
9,1
Otočac
29,8
63,2
5,8
Slunj
29,5
59,9
6,5
Grubišno Polje
28,9
B. Manastir
24,1
35,8
Karlovac
23,2
61,4
Novska
21,2
61,4
9,3
Orahovica
20,6
63,2
12,2
Drniš
20,1
75,7
2,7
N. Gradiška
18,4
69,5
9,1
Sisak
18,4
61,7
15,1
Osijek
18
Virovitica
15,4
70,8
10,4
S. Požega
13,4
74,8
7,8
Vinkovci
13,4
74,8
7,1
37,1
21,2
36 
13,6
57,2
15,7
12
17,9
S. 379 / p. 379
* Neben 20755 Einwohner der RH, die sich als Bosniake erklärten (offizieller Name für aufgrund der Verfassung anerkannten nationalen Minderheit in
Kroaten, bei der Volkszählung 2001 haben sich noch 19677 Personen als Muslime geäußert)
* Along with 20,755 inhabitants of the Republic of Croatia who declared themselves as Bosniaks (official name of the constitutionally recognized ethnic
minority in Croatia), in the 2001 census an additional 19,677 persons declared themselves as Muslims.
** Bei der Volkszählung vom 2001, als Jugoslawen erklärten sich 176 Einwohner Kroatien und wurden zur Kategorie Sonstige gezählt.
** In the 2001 census 176 inhabitants declared themselves as Yugoslavs, and they were included in the “Others” category.
Izvor: Popis stanovništva 1991., Narodnosni sastav stanovništva Hrvatske po naseljima, Dokumentacija 881, RZSRH, Zagreb, 1992.; Popis stanovništva
2001., DZSRH, Zagreb, 2005. (www.dzs.hr); Dražen Živić, “Demografski okvir i gubici”, Stvaranje hrvatske države i Domovinski rat, 482.
Source: 1991 census; Ethnic composition of the population of Croatia per settlement; 881 Records, Croatian Bureau of Staticts, Zagreb, 1992; 2001
census, Croatian Bureau of Statistics, Zagreb, 2005 (www.dzs.hr). Dražen Živić, “Demographic scope and losses”, The Creation of the Croatian State and
the Homeland War.
Quelle: Volkszählung 1991, Ethnische Struktur der Bevölkerung Kroatien nach Ortschaften, Dokumentation 881, RZSRH, Zagreb, 1992; Volkszählung
2001, DZSRH, Zagreb, 2005 (www.dzs.hr); Dražen Živić, “Demographischer Rahmen und demographische Verluste”, Gründung des kroatischen Staates
und Heimatkrieg, 482.
Izbjegli Srbi iz Hrvatske sredinom 1996. (velik broj stanovništva srpske narodnosti otišao je iz Hrvatske zajedno s JNA).
Serbian refugees from Croatia, mid-1996 (a considerable number of inhabitants of Serbian nationality left Croatia
together with the JNA)
Geflüchtete Serben aus Kroatien Mitte 1996 (ein Großteil der Bevölkerung serbischer Nationalität zog aus
Kroatien zusammen mit der JNA ab)
Broj stanovništva
1991. /
Population 1991 /
Bevölkerung
1991
Broj Srba 1991.
(A) /
Number of Serbs
1991 (A) /
Anzahl von
Serben (A)
Broj registriranih
izbjeglica 1996.(B) /
Number of registered
refugees 1996 (B) /
Anzahl von registrierten
Flüchtlingen (B)
Razlika A-B /
Difference A-B /
Unterschied A-B
% izbjeglih Srba u broju
Srba 1991. /
% of Serbian refugees in
the number of Serbs
1991 /
% der geflüchteten
Serben im Rahmen der
Anzahl von Serben aus
dem Jahr 1991
Istočna Slavonija,
Baranja i zapadni
Srijem/Ostslawonien,
Baranja und Westsyrmien
831 286
134 344
37 674
96 670
28,04
Zapadna Slavonija/
Westslawonien
203 993
52 672
26 944
25 728
51,15
Banovina, Lika, Kordun
440 977
171 112
135 885
35 227
79,41
Dalmacija/Dalmatien
951 641
114 805
93 347
21458
81,31
Istra/Istrien und
Sjeverno hrvatsko
primorje (Nördliches
Kroatisches Küstenland)
544 650
38 414
8 727
29 687
22,72
Zagreb i Zagrebačka
regija/Zagreber Region
1 811 718
70 316
12 112
58 204
17,23
UKUPNO / TOTAL
4 784 265
581 663
314 689
266 974
54,1
Etnički sastav stanovništva Hrvatske prema popisima 1991. i 2001.
Ethnic composition of the population of Croatia according to the 1991 and 2001 censuses.
Ethnische Struktur der Bevölkerung Kroatiens nach der Volkszählung von 1991 und 2001.
Narodnosna pripadnost /
Ethnicity /
Volkszugehörigkeit
Apsolutni pokazatelj /
Absolute indicator /
Absoluter Indikator
1991.
UKUPNO / TOTAL
4 784 265
2001.
4437 460
Relativni pokazatelj /
Relative indicator /
Relativer Indikator
1991.
100
2001.
100
Indeks promjene
apsolutnog broja /
Absolute number
change indeks /
Index der Veränderung
in absoluten Zahlen
92,8
Hrvati / Croats / Kroaten
3 736 356
3 977 171
78,1
89,63
106,4
43 469
20 755*
0,91
0,47
47,7
581 663
201 631
12,16
4,54
34,7
Albanci / Albanians / Albaner
12 032
15 082
0,25
0,34
125,3
Česi / Czechs / Tschechen
13 086
10 510
0,27
0,24
80,3
Slovenci / Slovenians / Slowenen
22 376
13 173
0,47
0,3
58,9
Mađari / Hungarians / Ungarn
22 355
16 595
0,47
0,37
74,2
Nijemci / Germans / Deutsche
2 635
2 902
0,06
0,07
110,1
Rusini / Ruthenians / Ruthenen
3 253
2 337
0,07
0,05
71,8
Slovaci / Slovaks / Slowaken
5 606
4 712
0,12
0,11
84,1
21 303
19 636
0,45
0,44
92,2
2 494
1 977
0,05
0,04
79,3
Ostali / Others / Sonstige
29 801
43 874
0,62
0,99
147,2
Nisu se izjasnili / Noncommitted / Keine
Aüßerung
73 376
79 828
1,53
1,82
108,8
106 041
**
2,22
Regionalno izjašnjeni / Regional affiliation /
Regionale Angehörigkeit
45 493
9 302
0,95
0,21
20,4
Nepoznato / n/a / Unbekannt
62 926
17 975
1,32
0,41
28,6
Muslimani – Bošnjaci / Muslims – Bosniaks /
Muslime – Bosniaken
Srbi / Serbs / Serben
Talijani / Italians / Italiener
Ukrajinci / Ukrainians / Ukrainer
Jugoslaveni / Yugoslavs /Jugoslawen
Nach den jüngsten Forschungen soll der gesamte zwischen 1991 und 2004 entstandene Kriegsschäden in der RH ungefähr 142 Milliarden US-Dollar
betragen: unmittelbare Kriegsschäden 56.5 und mittelbarer etwa 85.5 Milliarden US-Dollar ( im Jahr 1998 war das Verhältnis der Währungen folgendes: 1
US-Dollar = 6,36 Kuna).
Der Schaden in US-Dollar (nach kroatischen Preisen); übernommen aus: Slobodan Praljak, Procjena ratnih šteta u Hrvatskoj, Zagreb, Dezember 2006.
Vremenski period / Zeitraum
Kategorija štete / Kategorie des Schadens
Ukupno / Total
1991-2004
– poginuli i nestali / Gefallene und Vermisste
2005-2015
3.595.500.000
0
3.595.500.000
– ranjeni i invalidi / Verwundete und Behinderte
23.217.108.994
0
23.217.108.994
– prognani i izbjegli / Verbannte und Geflüchtete
2.000.000.000
0
2.000.000.000
46.325.508
0
46.325.508
342.500.000
228.250.000
570.750.000
– emigranti / Emigranten
– PTBS / Posttraumatische Belastungsstörung
Ukupni ljudski gubici / Gesamte
Menschenverluste
29.201.434.500
228.250.000
29.429.684.500
– industrija / Industrie
1.156.400.000
0
1.156.400.000
– poljoprivreda, šumarstvo i srodne industrije /
Landwirtschaft / Forstwesen und verwandte
Industrien
1.410.000.000
0
1.410.000.000
– infrastruktura i telekomunikacije / Infrastruktur
und Fernverbindungen
2.355.080.000
0
2.355.080.000
– stambeni fond / Wohnfonds
3.800.000.000
0
3.800.000.000
531.200.000
0
531.200.000
1.143.800.000
0
1.143.800.000
357.000.000
0
357.000.000
4.800.000.000
0
4.800.000.000
Ukupni imovinski gubici / Gesamte
Eigentumsverluste
15.553.480.000
0
15.553.480.000
Ukupni ratni izdaci / Gesamte Kriegsausgaben
10.142.000.000
0
10.142.000.000
– razminiranje / Entminen
1.625.717.778
735.011.270
2.360.729.048
– žrtve mina / Minenopfer
116.272.360
58,495,520
174.767.880
1.741.990.138
793,506,790
2,535,496,928
1. IZRAVNE RATNE ŠTETE /
UNMITTELBARE KRIEGSSCHÄDEN
56.638.904.638
1.021.756.790
57.660.661.428
2. NEIZRAVNE RATNE ŠTETE /
MITTELBARE KRIEGSSCHÄDEN
85.751.000.000
109.058.000.000
194.809.000.000
142.389.904.630
110.079.756.790
252.469.661.420
– neobnovljiva prirodna bogatstva / nicht
erneuerbare Naturschätze
– imovina hrvatskih poduzeća izvan
hrvatskih granica / Eigentum kroatischer
Unternehmen außerhalb kroatischer Grenzen
– upad u monetarni sustav / Einfall in das
Währungssystem
– povijesno-kulturna baština i imovina zdravstva /
Historisch-kulturelles Erbe und das Eigentum des
Gesundheitswesens
Ukupni gubici od mina / Gesamte Verluste durch
Minen
UKUPNE RATNE ŠTETE /
GESAMTE KRIEGSSCHÄDEN
According to recent studies, total war damage in the Republic of Croatia in the 1991 - 2004 period amounts to about 142 billion US dollars: direct damage
56.5, and indirect damage 85.5 billion US $ [1998 rate of exchange: 1 US $ = 6.36 Hrk].
Damage expressed in USA dollars (at Croatian prices) (from: Slobodan Praljak, Estimate of war damage in Croatia [Procjena ratnih šteta u Hrvatskoj],
Zagreb, December 2006)
Damage category
Period
Total
1991 – 2004
Killed and missing
2005-2015
3,595,500,000
0
3,595,500,000
23,217,108,994
0
23,217,108,994
2,000,000,000
0
2,000,000,000
46,325,508
0
46,325,508
342,500,000
228,250,000
570,750,000
29,201,434,500
228,500,000
29,429,684,500
Industry
1,156,400,000
0
1,156,400,000
Agriculture, forestry and related industries
1,410,000,000
0
1,410,000,000
Infrastructure and telecommunications
2,355,080,000
0
2,355,080,000
Housing stock
3,800,000,000
0
3,800,000,000
531,200,000
0
531,200,000
1,143,800,000
0
1,143,800,000
357,000,000
0
357,000,000
4,800,000,000
0
4,800,000,000
Total property losses
15,553,480,000
0
15,553,480,000
Total war expenditure
10,142,000,000
0
10,142,000,000
Demining
1,625,717,6778
735,011,270
2,360,729,048
116,272,360
58,495,520
174,767,880
1,471,990,138
793,506,790
2,535,496,928
1 DIRECT WAR DAMAGE
56,638,904,638
1,021,756,790
57,660,661,428
2 INDIRECT WAR DAMAGE
85,751,000,000
109,058,000,000
194,809,000,000
142,389,904,630
110,079,756,790
252,469,661,420
Wounded and disabled
Displaced persons and refugees
Emigrants
PTSD
Total human losses
Nonrenewable natural resources
Property of Croatian companies abroad
Incursion in the monetary fund
Historical&cultural heritage and
health facilities
Mine victims
Total mine losses
TOTAL WAR DAMAGE
Kazalo imena / Namenregister
A
Adžić Blagoje, 29, 50
Ajdinović, 365, 366
Alagić Adnan, 247
Akrap Gordan, 323
Andabak Andrija, 116
Andrijanić Luka, 219
Antunac Grgo, 93
B
B. Miloš, 295
Babić Marko, 228
Babić Milan, 192, 279, 281
Badinter Robert, 130
Bajlo Denis, 376
Baker James, 68
Barić Nikica, 201, 304, 388
Bebić Luka, 74, 79
Beethoven van Ludwig, 124
Besson Gaston, 330
Biljak Matko, 98
Biočić Mihovil, 308
Bistrović Josip, 268
Biškupić Božo, 175
Boban Mate, 313, 314-317
Bogićević Bogić, 56
Boljkovac Josip, 79
Borković Branko – “Mladi Jastreb”, 220
Bosanac Vesna, 229
Bošnjak M., 280
Božičević Zoran, 342
Božićević Josip, 95
Branđolica Renato, 36, 350
Breškić Branko, 354
Broz Josip – “Tito”, 27, 201, 205
Bulat Čedomir, 171, 261, 273
Butjer Eduard, 256
C
Carrington Lord Peter, 104, 123, 362
Chirac Jacques, 322
Clinton Bill, 147, 322
Cossiga Francesco, 124
Crnjac Miljenko, 173
Cutillero Jose, 143
Cvitan Onesin, 79
Č
Čakić Ante, 306.
Čekić Smail, 308
Černomirdin Viktor, 322
Červenko Zvonimir, 173
Čulo Branko, 305
Čuvalo Raveno, 92
Ć
Ćosić Dobrica, 43
D
D. Radmila, 295
Dedaković Mile – “Jastreb”, 220
Desanka (svjedok/witness/Augenzeuge), 300
Dimitrovska D., 280
Dobošević Zdenko, 118
Domazet Davor, 173
Domljan Žarko, 32, 69, 74, 85
Drača N., 281
Dragojlović Dragan, 87
Drašković Vuk, 278
Dubravica Branko, 390
Dudaković Atif, 260, 302
Dukarić Petar, 122
DŽ
Džakula Veljko, 241
Džanko Luka, 173
Đ
Đinđić Zoran, 278
Đodan Šime, 79
Đolan Šimun, 101
E
Eigen Manfred, 352
Erdelja Boris, 237
F
Ferić Stanko, 293
Filaret, episkop Mileševski, 362
Filipi Mario, 101, 103, 116
Filipović D., 361
Fuzul Goran, 124
G
G. Grgas, 352
Galbraith Peter, 265
Gašparović Željko, 5, 120, 122, 126, 170, 285
Goldstein Slavko, 33
Gotovac Vlado, 82
Gotovina Ante, 101, 171, 173, 270, 271, 273, 274, 297
Granić Mate, 313, 325
Griva Rade, 117
Grujić Ivan, 372
Gundulić Ivan, 7
Gusić Tomislav, 237
H
Hadžić Goran, 262, 364
Hadžiegrić Alem, 166
Halilović Sefer, 311, 317, 318
Harambašić Stevo, 241
Havranek Drago, 33, 54
Hebrang Andrija, 358
Hećimović Esad, 311.
Hnojčik Toni 92, 117, 121, 127, 212, 264, 360, 371
Hodžić Šefko, 315
Huber Robert, 352
I
Ibrišević Romeo, 92
Ivan Pavao II, 155
Ivančević R., 8
Ivčić Tomislav, 15
Ivkanec Nikola, 241
Izetbegović Alija, 139, 141, 176, 248, 307, 314, 315, 317, 318, 322
J
Jagoda (svjedok/witness/Augenzeuge), 299
Jakšić Branimir, 313
Janković Zoran, 228
Jarnjak Ivan, 79
Jelavić Dalibor, 124
Jelić Ivan, 116
Jelinčić Željko, 229
Jeljcin Boris, 334, 335
Jendrić Dorotea, 361
Jovanov Siniša, 390
Jović Borisav, 29, 43, 50-52, 55, 78, 87, 278
Jović Josip, 54, 55, 76
Jurčević Nikola, 390
K
Kadijević Veljko, 50, 78, 86, 123, 214
Kaić Žarko, 237
Kalazić Z., 346
Karadžić Radovan, 174, 177, 316, 317, 326
Karuc Nilo, 376
Karuza Toni, 376
Kikić Ante, 101
Kinčl Miroslav – “Igla”, 102
Knez Hrvoje, 90
Knežević Mihajlo, 290
Kohl Helmut, 322
Kovačević Radovan, 280
Krajišnik Momčilo, 326
Kratofil Boris, 229
Krneta, 365
Krovinović Jasenko, 256
Krstičević Živko, 237
Kuharić Franjo, 33, 80, 155
Kujundžić I., 299
Kušt Stanko, 229
L
S. L. (obavještajac/intelligence officer/Geheimdienstbeamter), 295
Labura Svebor, 256, 285
Lang Slobodan, 305, 306
Latin Ivo, 32, 33
Laušić Gordan, 171, 176
Lederer Gordan, 237
Leutar Ivan, 228
Ličina Đorđe, 79
Lucić Nenad, 376
Lučić Ivo, 314, 319, 322
LJ
Ljubičić Boris, 4
M
Mahmutćehajić Rusmir, 317
Major John, 322
Mančić S., 348
Maras Kraljević Josipa, 390
Mareković Marijan, 260, 302
Marić Andrija, 228, 390
Marijan Davor, 309, 310
Markač Mladen, 171, 173, 270, 271, 274, 297
Marković Ante, 89
Marković Milena, 296
Martić Milan, 192, 262, 279, 280, 282, 290
Martić Neven, 65
Matanović Predrag, 187
Matešić – Jeremija Ivica Đovani, 376
Matija Ivan, 74
Matijaš “Pauk” Andrija, 187
Matokanović Mihajlo, 101
Matoš Ivica, 229
Mesić Stjepan, 32, 60, 79, 89
Mihailović Draža, 205
Mijahotnik Jurij, 279
Mikulić Tomislav, 124
Milanović Milan, 262
Milošević Slobodan, 20, 21, 28, 29, 50, 51, 55, 78, 87, 123, 177, 179, 189-191, 194, 207, 262, 278, 308, 314, 316, 322, 324-326, 362
Mimica Jadran, 354
Mladić Ratko, 173, 314, 326
Mlinar Miroslav, 32
Mlivončić Ivica, 312, 313, 321
Modrić Mato, 101
Mrkšić Mile, 262, 283
N
Nazor Ante, 358
Neda, 299
Nicolier Jean – Michel, 333
Nikpalj Boris, 376
Norac Mirko, 173
Novaković Mile, 297
NJ
Njavro Juraj, 229
O
Obradović Dmitar, 366
Omerbašić Šefko, 33
Oraić Tolić D., 352
Oršolić N., 31-33
Owen Lord David, 325, 383
P
P. Rastislav, srpski akademik/Serbian academician/Mitglied Serbischer Akademie der Wissenschaften und Künste, 362
Pack Doris, 80
Pajić Tošo, 273
Pauling Linus, 352
Pavelić Ante, 273
Pavičić Darko, 321
Pavković M., 346
Pavle, patrijarh srpski/Serbian Patriarch/serbischer Patriarch, 362
Pavlović Jovan, 33
Perešin Rudolf, 238
Perica Janko, 376
Perica Miroslav, 376
Perić Marko, 64
Perić Nikola, 390
Perišić Mijić Ana, 67
Peša Žarko, 367
Petrić Jozo, 342, 346
Pichler Goran, 58
Pifat – Mrzljak Greta, 352
Plazibat Ante, 117
Pole Stipe, 220
Pope John Paul II, 155
Praljak Slobodan, 23, 254, 311, 312, 315, 318, 321
Praščević Dobrosav, 317
Predragović Milenko, 297
Pušić Zdenko, 376
R
Račan Ivica, 28
Radnić Damir, 229
Radoš Ivan, 334
Rakić Rajko, 390
Rašković Jovan, 43, 51
Reljanović Mario, 390
Rogić I., 350
Runjić Joso, 376
S
Savić Dragan, 58
Sekulić Milisav, 368
Shrader Charles, 310, 311, 315
Silajdžić Haris, 176, 248, 319
Simić Novica, 316, 317
Skračić Luka, 237
Stambolić Ivan, 20, 21
Stipetić Petar, 171, 173
Strižić Ivan, 41
Szabo Stanko, 70
Š
Šarinić Hrvoje, 325
Šešelj Vojislav, 278
Šipek Robert, 342, 348
Škare – Ožbolt Vesna, 313
Škrabalo Zdenko, 315
Šola Pero, 99
Šostarić Daniel, 390
Špegelj Martin, 50, 77, 79
Šreter Ivan, 66
Šustić Stjepan, 390
Šušak Gojko, 79, 171, 211, 260, 325
T
Tomanić Milorad, 362
Tomljanović Damir – “Gavran”, 101, 187
Tuđman Franjo, 28, 32, 33, 38, 44, 68, 78, 89, 123, 125, 130, 138, 139, 141, 149, 168, 171-173, 175, 176, 179, 180, 200, 201-207, 209, 211, 247, 248,
263, 265, 267, 306, 308, 313, 315, 316, 322, 324-327, 382
Tuđman Miroslav, 302
Tunuković Tihomir, 237
U
Urban Pavo, 7, 99, 237
V
Vance Cyrus, 123, 128, 130
Vekić Ivan, 74, 79
Vidić Marin – “Bili”, 220
Višnja (svjedok/witness/Augenzeuge), 296
Višnjić D., 346
Vlahović Tomislav, 229
Vlahušić Andro, 313, 314
Vojnović Milivoj, 279
Vrcelj Marko, 292
Vrtarić Ivo, 5, 122
Vučak I., 352
Vugdelija Bruno, 200
Vukić Vremenko, 376
Vukušić Mirko, 117
W
Weizsäcker von Richard, 334, 335
Z
Zadro Blago, 228
Zelenović Dragutin, 234
Zimonja (Nikola), 363
Zrilić Damir, 376
Zrilić I., 352
Zubac Aleksa, 315
Zubak Krešimir, 176, 248
Ž
Žipovski M., 348
Živić Dražen, 303, 348, 388, 389
Živković Marko, 117
Kazalo mjesta / Place Indeks / Ortsregister
A
Adriatic Sea, see Jadransko more (die Adria)
Ahmići, 312
Albanija/Albania, 326, 334, 337 (Albanien)
Alžir/Algeria, 337 (Algerien)
Aljmaš, 84, 85, 134, 350
Amerika/America, 327
Andora,/Andorra 338
Antin, 222, 372
Antunovac, 372
Arbanasi, 375
Argentina, 329, 334, 337 (Argentinien)
Armenija/Armenia, 334, 335, 338 (Armenien)
Aržano, 54
Australija/Australia, 15, 329, 334, 337 (Australien)
Austrija/Austria, 131, 136, 238, 329, 334, 336, 385 (Österreich)
Austro – Ugarska/Hungary, 12 (Ungarn)
B
Baćin, 372
Bačka Palanka, 78
Bahrein, 338 (...) Bahrain
Balinci, 372
Balkan/Balkans, 77, 86, 325, 327
Banija, 41, 303
Banovina, 22, 41, 45, 77, 84, 87, 123, 128, 172, 193, 240, 285, 296, 303, 304, 367, 376, 379
Banovina Hrvatska, 12, 136
Banski Grabovac, 260
Banja Luka, 48, 244, 249, 317, 326, 327
Baranja, 11, 78, 105, 123, 128, 153, 174, 194, 213, 263, 303, 304, 376, 379
Barlete, 260
Batina, 78
Bednja, 122
Belgija/Belgium, 131, 329, 334, 336 (Belgien)
Beli Manastir, 35, 48, 52, 128, 372, 378
Belišće, 104
Belize, 338
Benkovac, 24, 28, 32, 41, 60, 128, 239, 260, 266, 274, 279, 288, 290, 361, 378
Beograd, 16-18, 21, 22, 25, 27, 29, 43, 50-52, 56, 66, 68, 78, 80, 82, 261, 262, 273, 278, 281, 282, 296, 298-300, 323-325, 362-366, 370, 388
Berak, 222, 372
Bezdan, 78
Bibinje, 153
Bihać, 86, 166, 168, 169, 173, 180, 194, 208, 245, 247-249, 259, 282
Bijele Stijene, 239
Bijeljina, 43, 179
Bilogora (brdo/mount/Gebirge), 216
Biljane Donje, 260
Biljane Gornje, 260
Bilje, 372
Biograd na moru, 41, 260, 290
Bjelajci, 240
Bjelorusija/Belarus, 334, 338 (Weißrussland)
Bjelovar, 214, 266, 354
Bjelovarska županija/county/Gespanschaft, 377
Bleiburg, 205
Blinja, 260
Bobaši, 312
Bobota, 52
Bogdanovci 116, 219, 220, 222, 372
Bogojevo, 78
Boka kotorska, 234
Bolivija/Bolivia, 329, 334, 337 (Bolivien)
Boričevac, 260
Borovo Naselje, 219-222
Borovo Selo, 52, 57, 58, 76, 82, 105, 219, 222
Bosanska/Bosnian Krajina, 43, 77, 177 (Bosnische Krajina)
Bosanska/Bosnian Posavina, 138, 178, 180, 316, 317, 324, 328 (Bosnische Posavina)
Bosanski Brod, 139, 143, 145
Bosanski Šamac, 143, 145
Bosansko Grahovo, 166, 172, 185, 244-247, 249, 252, 386, 387
Bosna/Bosnia, 43, 141, 144, 309, 311, 317, 318, 326 (Bosnien)
Bosna i Hercegovina,/Bosnia and Herzegovina 20, 22, 43, 48, 52, 56, 87, 89, 90, 103, 104, 130, 136-142, 149, 151, 153,168, 172, 173, 177-182, 189, 191,
193, 194, 201, 203, 207, 208, 214, 245, 247-249, 254, 259-261, 265, 266, 290, 298, 307-310, 313, 314, 318, 319, 321, 322, 330, 334, 337, 350, 385
(Bosnien-Herzegowina)
Brazil, 334, 337 (Brasilien)
Brčko, 316, 326
Brdo kod Kranja, 56
Brdo – Zabilje, 312
Brest, 348
Brijuni/Brioni, 69, 275
Brlog, 290
Broćanac, 260
Brodsko – posavska županija/county/Gespanschaft, 377
Bršadin, 222
Brunei Darussalam 337
Brusnik, 240
Bruška, 372
Bruvno, 260
Bučje, 66, 372
Bugarska/Bulgaria, 329, 334, 336 (Bulgarien)
Bugojno, 138, 141, 145, 311, 312
Buhine Kuće, 312
Bujavica, 99
Bunić, 260
Burkina Faso, 338
Busovača, 138, 141, 143, 145, 311, 312
C
Canada, see Kanada
Cavtat, 231
Cazinska Krajina, 326
Cepeliš, 260
Cerić, 225, 372, 386
Cetina (rijeka/river/Fluß), 156
Cetina (selo/village/Dorf), 246
Cetinska dolina/valley/Tal), 247
Cetingrad, 260, 372
Cetinje, 56
China, see Kina
Cipar, 337 (Zypern)
Civljane, 40
Commonwealth of Independent States, see Zajednica nezavisnih država (Gemeinschaft Unabhängiger Staaten)
Community of municipalities ... see Zajednica općina/opština ... (Gemeinschaft von Gemeinden)
Crna Gora, 10, 12, 21, 25, 43, 56, 63, 84, 87, 89, 90, 103, 104, 139, 149, 152, 189, 198, 231, 232, 277, 319, 323, 338, 388 (Montenegro)
Crni Lug, 247, 252, 387
Crni vrh, 309
Croatia, see Hrvatska (Kroatien)
Croatian community (republic) of Herceg-Bosna/Posavina, see Hrvatska zajednica.(Republik).. (Kroatische Gemeinschaft (Republik) Herceg-Bosna)
Croatian Danubian Area, see Hrvatsko Podunavlje (Kroatisches Donau-Gebiet)
Crvena greda, 246
Cuba, 338
Cvetlin, 122
Czechoslovakia, 334, 336 (Tschechoslowakei)
Czech Republic, see Češka (Tschechien)
Č
Čaire, 260
Čakovci, 222, 372
Čanak, 372
Čapljina, 138, 139, 143
Češka, 329, 336 (Tschechien)
Čehoslovačka (Čehoslovačka Federativna Republik), 334, 336 (Tschechoslowakische Föderative Republik)
Četekovac, 372
Čile, 329, 334, 337
Čista Mala, 259
Čista Velika, 259
Čitluk, 138, 143, 145, 156, 193
Čukle, 312
Ć
Ćelavac, 259
Ćelije, 222, 350, 372
D
Denmark, see Danska (Dänemark)
Dabar, 259
Dalmacija/Dalmatia, 6, 12, 13, 22, 35, 40, 45, 57, 87, 98, 106, 113-115, 123, 128, 136, 156, 172, 193, 213, 215, 249, 280, 288, 303, 304, 324, 376, 379,
384, 385 (Dalmatien)
Dalj, 52, 84, 85, 134, 222, 350, 372
Daljski Atar – Globovac, 222
Danska, 131, 329, 334, 336
Danube, see Dunav (die Donau)
Daruvar, 104, 128, 214, 216, 378
Davor, 240
Dayton, 177, 183, 326, 386
Den Haag, 38, 104, 130, 269, 273, 295, 300, 312, 326, 362, 363
Derala (prijevoj/pass/Gebirgssattel), 249
Derventa, 145
Dinara (planina/mount/Gebirge), 193, 244-247
Divoselo, 156, 193
Dobanovci, 262
Dobroselo, 260
Dobretići, 138
Dolac, 312
Doljani (Daruvar), 92, 312
Donja Bačuga, 260
Donji Čaglić, 240, 372
Donji Lapac, 24, 41, 60, 128, 260, 266, 288, 299, 378
Donji Vakuf, 145
Drava (rijeka/river/Fluß), 6, 72
Drenov Klanac, 290
Dretelj, 313, 314
Drežnik Grad, 260, 372
Drina (rijeka/river/Fluß), 43, 278
Drniš, 153, 193, 260, 266, 279, 288, 290, 346, 372, 378
Drvar, 177, 185, 193, 249, 298, 386
Država Slovenaca, Hrvata i Srba, 12 (Staat der Slowenen, Kroaten und Serben)
Dubica, 260
Dubrava, 44
Dubrovnik, 7, 86, 99, 104, 153, 193, 231, 233-236, 238, 249, 260, 290, 313, 344, 346, 376, 386
Dubrovačka Republik/Dubrovnik Republic, 6 (Republik Ragusa)
Dubrovačko – neretvanska županija/county/Gespanschaft, 377
Duga Resa, 104
Dugo Selo, 213
Dulibe (planina/mount/Gebirge), 260
Dunav (rijeka/river/Fluß), 6, 78
Dusina (Zenica), 312
Dvor na Uni, 24, 41, 42, 60, 128, 261, 266, 299, 301, 378
Đ
Đakovo 99, 104
E
Egipat/Egypt, 334, 337 (Ägypten)
Ekvador/Ecuador, 338
Erdut, 44, 78, 84, 85, 128, 134, 263, 350, 372
Ernestinovo, 372
Ervenik, 372
Estonija/Estonia, 132, 329, 334, 336 (Estland)
Etiopija/Ethiopia, 338 (Äthiopien)
Europa/Europe, 72, 82, 104, 175, 192, 203, 327 (Europa)
Europska Unija/European Union, 245 (Europäische Union)
Europska zajednica, European Community 68, 69, 74, 104, 143, 180, 203, 318 (Europäische Gemeinschaft)
F
Farkašić, 215
Federacija Bosne i Hercegovine/Federation of Bosnia and Herzegovina, 142, 176-178, 248, 281, 282, 321, 326 (Föderation Bosnien-Herzegowina)
Federal Republic of Yugoslavia, see Savezna Republik Jugoslavija (Bundesrepublik Jugoslawine)
Filipini/Philippines, 337 (Die Philippinen)
Finska/Finland, 329, 334, 337 (Finnland)
Fojnica, 138, 141, 145, 312
Francuska,/France 132, 322, 329, 333, 334, 336 (Frankreich)
G
Gacka (regija/region/Region), 215
Gambija, 329 (Gambia)
Gana/Ghana, 337
Garešnica, 66
Gavrinica, 241
Geneva, see Ženeva (Genf)
Genthod, 168, 249
Germany, see Njemačka (Deutschland)
Glamoč, 166, 184, 245, 247, 249, 253, 280, 386, 387
Glavace (Otočac), 290
Glina, 24, 41, 60, 77-79, 106, 128, 132, 150, 151, 167, 259, 260, 266, 296, 301, 346, 362, 366, 372, 378
Glinska Poljana, 372
Glinsko Novo Selo, 260, 372
Globovac, 222
Göttingen, 352
Gora, 259
Gornja Bačuga, 260
Gornje Mekušje, 260
Gornji Baljci, 259
Gornji Grad (Zagreb), 344 (Oberstadt)
Gornji Lapac, 260
Gornji Poloj (Barilović), 260
Gornji Vakuf, 138, 312
Gorski kotar, 19, 22, 188, 215
Gospić, 104, 156, 193, 215, 216, 260, 290, 346, 373, 378
Gošići, 373
Graberje, 259
Grabovac, 372
Grabovica, 312
Gračac, 24, 60, 128, 249, 259, 260, 266, 274, 279, 288, 290, 378
Gračanica, 312
Gradačac, 145
Grahovo, 280
Graz, 316, 317
Grčka/Greece, 132, 334, 336 (Griechenland)
Gređani, 372
Grubišno Polje, 104, 128, 216, 217, 378
Grubori, 373
Grude (Bosna i Hercegovina), 137, 138, 143, 145
Gruzija/Georgia, 338 (Georgien)
Gvatemala, 338 (Guatemala)
Gvozd, 266
H
Habsburška Monarhija/Habsburg Monarchy, 12 (Habsburger Monarchie)
Herceg – Bosna, 316
Herceg Novi, 86
Hercegovina, 307, 309, 313, 324 (die Herzegowina)
Holy See, see Sveta Stolica (Der Heilige Stuhl)
Hrvatska, 6, 9, 10-12, 15, 18-30, 32, 33, 35, 38-40, 42-52, 55-57, 59-61, 63, 65, 66, 68, 69, 72, 75-79, 82, 84-90, 93-95, 97, 103-106, 123-125, 128-132,
136-142, 149-153, 156, 167, 169, 172-175, 177, 180-182, 188-198, 201-209, 213, 214, 216, 217, 220, 223, 235, 236, 245-247, 249, 254, 259-261, 263,
265, 269-271, 274- 278, 281, 282, 285, 294-298, 303, 305, 307-309, 313, 316, 322, 324-327, 329-331, 333, 334, 338, 342, 344, 346, 348, 350, 352,
354, 358, 362, 365, 367, 372, 373, 378, 380-385, 389 (Kroatien)
Hrvatski Čuntić, 344
Hrvatska Dubica, 259
Hrvatska Kostajnica, 24, 60, 128, 259, 260, 266, 290, 346, 362, 372, 378
Hrvatska Republik Herceg Bosna, 181 (Kroatische Republik Herceg Bosna)
Hrvatska zajednica Bosanska Posavina, 138 (Kroatische Gemeinschaft Bosanska Posavina)
Hrvatska zajednica Herceg – Bosna, 137, 139, 181, 307, 308, 319 (Kroatische Gemeinschaft Herceg – Bosna)
Hrvatsko Podunavlje, 11, 174, 222 (Kroatisches Donau-Gebiet)
Hrvatsko primorje, 376, 379
Hrvatsko zagorje, 376
Hudutsko, 312
Hum, 372, 376
Hungary, see Mađarska (Ungarn)
I
Ilidža, 281, 282,
Ilok, 78, 118, 222, 372
Indija/India, 337 (Indien)
Independent State of Croatia, see Nezavisna Država Hrvatska (Unabhängiger Staat Kroatien)
Indonezija/Indonesia, 337 (Indonesien)
Irak/Iraq, 50 (Der Irak)
Iran, 334, 337 (Der Iran)
Irska/Ireland, 329, 334, 336 (Irland)
Island,/Iceland 132, 334, 336 (Island)
Istra/Istria, 6, 22, 203, 204, 376, 379 (Istrien)
Istarska županija/county/Gespanschaft, 377
Italija/Italy, 132, 329, 334, 336 (Italien)
Ivanec, 44
Ivanić Grad, 156
Ivankovo, 116
Ivanovo Selo, 372
Izrael/Israel 334, 337
J
Jablanica, 138, 141, 145, 312
Jabukovac, 260
Jadran, 72, 204 (die Adria)
Jadransko more, 104, 153, 204 (Adriatisches Meer)
Jajce, 138, 145, 177, 184, 193, 386
Jamajka, 338 (Jamaika)
Jankovci, 372
Japaga, 240
Japan, 329, 334, 337
Jasenice, 372
Jasenovac, 167, 172, 240
Jastrebarsko, 156, 213
Jeddah (Saudijska Arabija/Saudi Arabia), 315 (Saudi-Arabien)
Jelaši, 260
Jemen/Yemen, 338 (Jemen)
Jordan, 337 (Jordanien)
Joševica, 372
Jugoslavija (SFRJ), 9, 10, 19, 20-22, 27-29, 38, 43, 44, 46, 51, 52, 56, 60, 63, 68, 69, 78, 89, 94, 103-105, 130, 131, 138, 149, 151, 177, 188-191, 194,
198, 202, 206-209, 213, 269, 294, 298, 308, 319, 321, 324, 327, 330, 362 (Jugoslawien)
Južnoafrička Republika, 329, 337 (Südafrikanische Republik)
K
Kabo Verde (Republika Kabo Verde/Republic of Cape Verde), 338 (Cabo Verde)
Kakanj, 138,141, 312
Kamensko, 260
Kanada, 329, 334, 336
Karađorđevo, 179, 207, 316
Karin, 260, 290
Karlobag, 19, 188
Karlovac, 19, 28, 78, 86, 104, 156, 188, 213, 216, 260, 308, 346, 378
Karlovačka županija/county/Gespanschaft, 377
Kaštel Žegarski, 260
Katar, 338
Kazahstan/Kazakhstan, 334, 338 (Kasachstan)
Kenija/Kenya, 338 (Kenia)
Kijevo, 57, 260, 372
Kina, 334, 337 (China)
Kingdom of Dalmatia.../Serbs, Croats .../Yugoslavia, see Kraljevstvo …
Kirgistan/Kyrgystan, 337 (Kirgisistan)
Kiseljak, 138, 141-143, 312
Kistanje, 260
Klagenfurt, 238
Knin, 24, 25, 35, 38, 40, 45, 48, 49, 52, 55, 60, 66, 76, 86, 105, 106, 128, 132, 150, 151, 166, 168, 169, 171, 172, 174, 246, 249, 258, 260, 266, 268, 274,
275, 279, 286, 288, 290, 293, 296, 325, 363, 366, 378
Kninska krajina, 41
Kninsko polje, 298
Kolumbija, 337 (Kolumbien)
Komogovina, 362
Konavle, 161, 385
Konjic, 138, 141, 145, 309, 311, 312
Koprivnica, 214
Koprivničko – križevačka županija/county/Gespanschaft, 377
Korana, 54, 260
Korčulanski kanal/channel/Kanal, 106
Kordun, 22, 41, 45, 87, 123, 128, 172, 193, 195, 240, 273, 296, 303, 304, 376, 379
Koreja/Korea (Demokratska Narodna Republik/Democratic.../Demokratische Volksrepublik Korea), 337
Koreja/Korea (Republika, Republik Korea), 337
Korenica, 24, 55, 60, 128, 259, 260, 266, 290, 378
Korlat, 372
Kosovo (pokrajina/province/Provinz), 19-21, 140, 189, 254, 282, 318, 326, 327
Kosovo (Republika Kosovo), 338 (Republik Kosovo)
Kosovo Polje (Knin), 25
Kosovo polje (Priština), 20, 29
Kostajnica, see Hrvatska Kostajnica
Kostarika, 338
Kostrići, 372
Kotor Varoš, 138
Kraguj, 240
Kraljevčani, 372
Kraljevstvo Dalmacija, Hrvatska i Slavonija, 12 (Königreich Dalmatien, Kroatien und Slawonien)
Kraljevstvo Jugoslavija, 12, 136 (Königreich Slawonien)
Kraljevstvo Srba, Hrvata i Slovenaca, 12 (Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen)
Kraljevstvo Ugarska, 12 (Königreich Ungarn)
Krapinsko – zagorska županija/county/Gespanschaft, 377
Krapje, 170
Krbava, 260
Kreševo, 138, 141,143
Križ (hill, Berg)) 260
Križ (brdo), 153, 193
Križančevo Selo, 312
Križevci, 214
Krnjak, 260, 299
Kuba, 338
Kulen Vakuf, 260
Kumrovec, 44
Kupres, 137, 138, 145, 166, 193, 245, 246, 249
Kupreška vrata, 247
Kusonje, 372
Kutina, 66, 156, 214
Kuvajt/Kuwait, 50, 338
L
Laslovo, 361
Lastovo, 204
Lašvanska dolina/valley/Tal, 306, 311
Latvija/Latvia/Litauen, 132, 334, 336
Libanon, 338 (Der Libanon)
Libija, 337 (Lybien)
Lička Jesenica, 260
Lički Ribnik, 260
Ličko Petrovo Selo, 260
Lihtenštajn/Liechtenstein, 334, 336 (Lichtenstein)
Lika, 22, 35, 40, 41, 43, 45, 87, 123, 128, 172, 193, 215, 288, 303, 304, 376, 379
Ličko – senjska županija/county/Gespanschaft, 377
Lipik, 104, 212, 214, 216, 217, 372
Lipovac, 239, 266
Lipovljani, 266
Lisabon/Lisbon/Lissabon 143, 317, 318
Lisičić, 372
Lištica, 143
Litva/Lithuania, 132, 329, 334, 336 (Lettland)
Livanjsko polje, 166, 245-247, 290
Livno, 138, 143, 145, 180, 249
London, 136
Lovas, 222, 372
Lovinac, 260, 372
Lučko, 40, 44, 61,156
Luksemburg/Luxembourg, 132, 334, 336 (Luxemburg)
Luščani, 260
Lužac, 221
Lužani, 266
LJ
Ljubovo, 260
Ljubuški, 138, 143, 145
M
Mačkovac, 240
Mađari, 226 (Ungarn)
Mađarska, 19, 216, 329, 334, 336 (Ungarn)
Maja, 372
Majski Trtnik, 260
Makedonija/Macedonia, 52, 56, 214, 318, 337 (Mazedonien)
Mala Manjača (planina/mount/Gebirge), 328
Mali Alan (Velebit), 260
Mali Šator (planina/mount/Gebirge), 247
Malovan, 260
Malta, 334, 336
Maljine, 312
Marija Bistrica, 154
Marinci, 219, 222, 225, 372, 386
Maretwa/Morocco, 337 (Marokko)
Martinsried, 352
Maslenica, 11, 156, 193, 385
Mauritanija/Mauretania, 338 (Mauretanien)
Mazin, 260
Medački džep/Medak pocket, 156, 193, 260, 373, 385 (Medak-Kessel)
Medvedgrad, 199
Medviđa, 372
Međimurje, 204, 376
Međimurska županija/county/Gespanschaft, 377
Međugorje, 313
Meksiko/Mexico, 338 (Mexiko)
Metković, 308
Mikluševci, 222, 226, 372
Miljevačka visoravan/plateau/Plateau, 153, 193, 303
Miljevci, 148, 385
Mirkovci, 52
Modriča, 145
Mogorić, 260
Mohovo, 222, 372
Moldova, 338
Mongolija/Mongolia, 338 (Mongolien)
Montenegro, see Crna Gora
Moslavina, 376
Mostar, 86, 137, 138, 142, 144, 145, 180, 312-315, 326
Mostarska provincija/province/Provinz, 144, 145
Mošćenica, 342
Mrkonjić Grad, 177, 187, 193, 326
Mura (rijeka/river/Fluß), 72
Muškovac, 260
N
Nadin, 260, 372
Narodna Republik Hrvatska, 12 (Volksrepublik Kroatien)
Nebojan, 348
Negoslavci, 222, 372
Nemetin, 134
Neretva (rijeka/river/Fluß), 78, 86, 180, 314
Netherlands, see Nizozemska (die Niederlande)
Neum, 138, 139, 143, 145, 314, 369
New South Wales, 15
New York, 141, 144, 149, 325
New Zealand, see Novi Zeland (Neuseeland)
Nezavina Država Hrvatska, 12, 204 (Unabhängiger Staat Kroatien)
Nigerija/Nigeria, 338
Nikaragva/Nicaragua, 338
Nizozemska, 132, 269, 329, 334, 336 (die Niederlande)
Northern Ireland, see Sjeverna Irska (Nordirland)
Norveška/Norway, 329, 334, 336, 365 (Norwegen)
Nos Kalik, 153, 193
Nova Bila, 306
Nova Gradiška, 86, 104, 128, 214, 239, 346, 378
Novi Farkašić, 342
Novi Jankovci, 222
Novi Lički Osik, 260
Novi Travnik, 138, 141, 145, 311, 312
Novi Varoš, 101
Novi Zeland, 334, 337 (Neuseelend)
Novoselija, 259
Novska, 104, 120, 128, 214, 216, 239, 346, 378
Novsko ždrilo, 156, 193
Nuštar, 100, 116, 219, 260, 346
NJ
Njemačka (Demokratska Republika), 19 (Deutschland (Deutsche Demokratische Republik))
Njemačka (Savezna Republika Njemačka), 132, 322, 329, 334, 336 (Deutschland (Bundesrepublik Deutschland)
O
Obrovac, 24, 41, 60, 128, 195, 249, 260, 266, 274, 279, 288, 290, 298, 378
Odžak, 143-145
Ogulin, 19, 104, 188, 378
Ohio, 177
Ohrid, 56
Okučani, 66, 167, 213, 214, 239, 240, 372
Oman, 337
Omanovac, 167, 240
Orahovica, 266, 378
Orašje, 143, 145, 316
Osijek, 78, 84, 100, 104, 117, 128, 134, 153, 221, 314, 317, 327, 346, 348, 354, 369, 373, 378
Osječko – baranjska županija/county/Gespanschaft, 377
Ostrovica, 260
Ostružnica (Fojnica), 312
Oštrelj (prijevoj/pass/Gebergssattel), 177, 193
Otočac, 104, 215, 260, 290, 346, 378
Otok (Vinkovci), 117
Otrić, 249, 260, 288
Ovčara (Vukovar), 105, 222, 322, 333, 373
P
Pakistan, 337
Pakrac, 5, 19, 53, 55, 56, 60, 66, 76, 104, 127, 128, 167, 188, 212, 214, 216, 217, 235, 241, 346, 371, 378
Pakračka poljana, 373
Pakrački Vinogradi, 372
Pale, 137
Panama, 338
Pantovčak (Zagreb), 313
Papuk (brdo/mount/Berg), 217
Paragvaj/Paraguay, 334, 337
Pariz,/Paris 177, 281, 322
Paulin Dvor, 373
Pecki, 260, 372
Peru, 337
Peruča, 193, 385
Petrinić Polje, 260
Petrinja, 41, 48, 60, 128, 187, 259, 260, 266, 290, 346, 361, 378
Petrova gora/mount/Gebirge, 28, 259, 297
Petrovci, 222, 226, 372
Plaški, 260
Plavićevac (šuma/forest/Wald; Kostajnica), 372
Plitvice, 54, 55, 76, 78, 260
Ploča (selo/village/Dorf), 260
Ploče (grad/town/Stadt), 215
Počitelj, 156, 193
Podgorje (Krnjak), 299
Podravina, 376
Podravska Slatina, 104, 266, 376, 378
Pokuplje (regija/region/Region), 213, 348
Polača, 57
Polog, 137
Poljanak, 372
Polje Šćitovo, 312
Poljska, 19, 329, 334, 336
Popovača, 156
Portugal, 132, 329, 334, 336
Posavina, 116, 311, 317
Posušje, 138, 143, 145
Požeško – slavonska županija/county/Gespanschaft, 377
Predore, 259
Prekopakra, 102, 121
Prevlaka (poluotok/peninsula/Halbinsel), 325, 326
Primišlje, 260
Primorsko – goranska županija/county/Gespanschaft, 377
Priština, 29
Prozor, 138,142, 143, 145, 309, 310, 312, 319
Psunj (brdo/mount/Berg), 217
Pula, 44
R
Rakitje, 44
Rakovica, 260
Rama, 180, 309
Rastovci, 312
Rausovac, 260
Ravno (Trebinje), 138, 307
Ravne – Brčko, 316
Republic of South Africa, see Južnoafrička Republika (Südafrikanische Republik)
Republik Srpska Krajina/Republic of Serbian Krajina, 35, 43, 51, 105, 123, 128, 191, 192, 235, 262, 265, 273-278, 282, 286, 288, 290, 292, 299, 303, 328,
363, 365, 366 (Republik Serbische Krajina)
Republik Srpska, 137, 138, 168, 177, 178, 191, 321, 322 (Serbische Republik/Republik Srpska)
Rijeka, 204
Rovanjska, 193
Rudopolje, 260
Rumunjska/Romania, 334, 337 (Rumänien)
Rusija/Russia, 245, 322, 329 (Russland)
Ruska Federacija/Russian Federation, 334, 337 (Russische Föderation)
S
Saborsko, 260, 350, 361, 372
Sjedinjene Američke Države (SAD), 68, 69, 138, 140, 147, 152, 172, 173, 177, 180, 245, 329, 334, 337 (Die Vereinigten Staaten von Amerika)
Samoa, 338
Samobor, 156
San Marino, 334, 336
Sandžak, 43, 318 (Sandschak)
Srpska autonomna oblast/Serbian autonomous province Krajina, 35 (Serbisches autonomes Gebiet Krajina)
Srpska autonomna oblast/Serbian autonomous province Zapadna/Western Slavonija, 35, 42, 45, 49, 51, 52, 55, 60, 77, 192 (Serbisches autonomes Gebiet
Westslawonien)
Sarajevo, 48, 56, 123, 138, 144, 281, 308, 311, 312, 315-318, 326
Sarvaš, 342
Saudijska Arabija/Saudi Arabia, 315, 338 (Saudi-Arabien)
Save (rijeka/river/Fluß), 6, 43, 78, 170, 239, 240
Savezna Republika Jugoslavija, 10, 152, 198, 208, 261, 262, 273, 279, 304, 305, 314 (Bundesrepublik Jugoslawien)
Selište, 372
Semberija, 317
Sibić, 259
Singapur/Singapore, 337
Sinj, 40, 115, 137, 156, 384
Sisak, 60, 104, 213, 260, 266, 290, 346, 348, 367, 373, 378
Sisačko – moslavačka županija/county/Gespanschaft, 377
Sjeverna Irland, 329, 336 (Nordirland)
Skela, 372
Skender Vakuf , 138
Slabinja, 260
Slakovci, 222
Slano, 231, 369
Slavonija/Slavonia, 6, 11, 12, 22, 35, 57, 82, 86, 87, 99, 101, 105, 117, 120, 121, 123,126-128, 136, 167,168, 172, 174, 192-194, 214-217, 219, 221, 223,
239, 240, 262, 263, 285, 303, 304, 325, 326, 360, 367, 376, 379, 382, 385, 386 (Slawonien)
Slavonska Požega, 104, 378
Slavonski Brod, 104, 214, 308, 346
Slovačka/Slovakia, 329, 336 (Slowakei)
Slovenija/Slovenia, 21, 22, 25, 27, 30, 33, 38, 51, 52, 56, 63, 68, 69, 74, 77, 78, 80, 84, 86, 92, 132, 138, 188-190, 334, 336, 354 (Slowenien)
Slunj, 41, 128, 255, 259, 260, 266, 283, 346, 372, 378
Sljeme, 44
Smilčić, 260, 372
Smoljanac, 372
Socijalistička Republika Hrvatska/Socialist Republic of Croatia, 12 (Sozialistische Republik Kroatien)
Solin, 8
Sonković, 372
Sotin, 223, 372
Sovjetski Savez/Soviet Union, 131, 334 (Die Sowjetunion)
Spain, see Španjolska (Spanien)
Split, 11, 22, 56, 86, 137,141, 168, 211, 248, 308
Splitsko – dalmatinska županija/county/Gespanschaft, 377
Splitski kanal/channel/Kanal, 106
Srb, 38, 249, 261, 288, 298
Srbija/Serbia, 10, 12, 18-22, 25, 28, 29, 32, 41-44, 48, 49, 51, 55-57, 60, 62, 63, 66, 68, 78, 79, 84, 87, 89, 90, 103, 104, 123, 131, 139, 140, 149, 152, 180,
188-191, 198, 201, 209, 213, 214, 222, 232, 234, 235, 261, 262, 265, 266, 273, 276-279, 282, 297, 298, 319, 323, 325-327, 338, 346, 362, 363, 367,
388 (Serbien)
Srđ, 233
Srebrenica, 173, 178, 247, 270, 273
Srijem/Sirmium, 11, 35, 105, 128, 174, 194, 262, 263, 303, 304, 379 (Syrmien)
Srpska oblast/Serbian province Slavonija, Baranja i Zapadni Srem/Western Sirmium, 35 (Serbisches Gebiet Slawonien, Baranja und Westsyrmien)
Stara Gradiška, 66, 240, 167
Staretina (planina/mount/Gebirge), 245, 247
Stari Grabovac, 122, 285
Stari Jankovci, 223
State of Slovenes, Croats and Serbs, see Država Slovenaca, Hrvata i Srba (Staat der Slowenen, Kroaten und Serben)
Stolac, 138, 142, 145
Strašnik, 259
Stražbenica, 260
Strmen, 260
Struga, 372
Stupni Dol, 312
Sudan, 337 (Der Sudan)
Suhopolje, 213
Sunja, 260, 290
Sveta Stolica, 132, 334, 336 (Der Heilige Stuhl)
Sveti Rok, 259
Sveti Vincent i Grenadini/Saint Vincent and the Grenadines, 338 (St. Vincent und die Grenadinen)
Svinjarevci, 223, 372
Sweden, see Švedska (Schweden)
Switzerland, see Švicarska (Die Schweiz)
Š
Šanac (Karlovac), 260
Šaš, 260
Šator (planina/mount/Gebirge), 247, 253, 387
Šibenik, 43, 93, 98, 104, 114, 153, 193, 215, 216, 384
Šibensko – kninska županija/county/Gespanschaft, 377
Šid, 367
Široka Kula, 372
Široki Brijeg, 137, 138, 143, 145
Škabrnja, 260, 372
Šopot, 372
Španjolska, 132, 329, 334, 336 (Spanien)
Šri Lanka, 338
Šumetlica, 240
Šušanj (Zenica), 312
Švedska, 205, 329, 334, 336 (Schweden)
Švicarska, 329, 334, 336 (Die Schweiz)
T
Tadžikistan/Tajikistan, 337 (Tadschikistan)
Tajland,/Thailand, 337
Tanac, 260
Tanzanija/Tanzania, 338 (Tansania)
Tenja, 372,
Tomislavgrad, 138, 143, 145, 180, 321
Topusko, 128, 171, 261, 266, 273, 295, 296, 299, 366, 367
Tordinci, 223, 372
Tovarnik, 223, 372
Travnik, 138, 141, 143-145, 311, 312
Trebinje, 48, 86, 137, 138
Trnakovac, 240
Trnovac, 260
Trpinja, 52
Trusina (Konjic), 312
Tržačka Raštela, 169, 260, 302
Tulove grede (Velebit), 187, 260
Tunis, 337 (Tunesien)
Turanj, 260
Turska Hrvatska/Turkish Croatia, 136, 208 (Türkisch Kroatien)
Turska/Turkey, 149, 329, 334, 337 (Die Türkei)
Tušilović, 260
Tuškanac (Zagreb), 44
Tuzla, 316, 326
U
Udbina, 260, 290
Ujedinjeni Arapski Emirati/United Arab Emirates (Vereinigte Arabische Emirate)
Ukrajina/Ukraine, 132, 329, 334, 336 (Die Ukraine)
Umetić, 260
Una (rijeka/river/Fluß, 177)
Unija Republika/Union of Republics Bosnien-Herzegowina, 146 (Union von Republiken/Republikenunion Bosnien-Herzegowinas)
Uništa, 246, 259
United Kingdom, see Velika Britanija (Vereinigtes Königreich, Großbrittanien)
United States of America, see Sjedinjene Američke Države (die Vereinten Staaten von Amerika)
Urugvaj/Uruguay, 334, 337
Uskoplje, 145
Uštica, 259
Utolica, 260
Uzbekistan, 338
Uzdol, 182, 312
V
Vaganac, 260, 372
Valbandon, 44
Valpovo, 104, 346
Valjevo, 87
Varaždin, 86, 214
Varaždinska županija,/county/Gespanschaft 377
Vareš, 138, 141, 143, 312
Varivode, 373
Velebit (planina/mount/Gebirge), 156, 187, 193, 260, 356
Velika Britanija, 132, 322, 329, 334, 336 (Großbrittanien)
Veliki Šator (planina/mount Šator/Gebirge), 247
Veliki Šušnjar, 260
Veljun, 260
Venezuela, 337
Vesoul (Francuska/France/Frankreich), 333
Viduševac, 372
Vijetnam/Vietnam , 338
Vilusi, 260
Vinica (Ivanec), 44
Vinkovci, 78, 104, 128, 219, 220, 308, 333, 344, 346, 358, 378
Virovitica, 19, 76, 86, 188, 214, 216, 266, 378
Virovitičko – podravska županija/county/Gespanschaft, 377
Visetwa, 141
Višnjica, 259
Vitez, 138, 143, 145, 311, 312
Voćin, 60, 128, 260, 266, 290, 361, 372, 376, 378
Vojnić, 24, 60, 128, 260, 266, 378
Vojvodina, 21, 140, 189, 213, 265, 266, 297
Vrbovljani, 239
Vrbovsko, 378
Vrebac, 260
Vrginmost, 24, 60, 128, 261, 266, 290, 366, 378
Vrhovine, 260
Vrličko polje, 247
Vrlika, 260
Vučipolje, 312
Vukovar, 52, 87, 104, 105, 119, 128, 175, 197, 214, 219-226, 270, 324, 325, 329, 333, 346, 350, 358, 378, 382, 386
Vukovarsko – srijemska županija/county/Gespanschaft, 377
W
Washington, 147
Western Balkans, see Zapadni Balkan (Westbalkan)
Y
Yugoslavia (SFRY), see Jugoslavija (Jugoslawien)
Z
Zadar, 57, 76, 86, 104, 153, 193, 204, 215, 216, 352, 375, 384
Zadarska županija/county/Gespanschaft, 377
Zagorje (regija/region/Region), 172
Zagreb, 4, 5, 8, 15, 22, 33, 36, 41, 49, 51, 61, 64, 72, 74, 80, 82, 86, 89-92, 94, 95, 124, 129, 132, 141, 152, 154-156, 167, 168, 196, 199, 204, 211, 213,
214, 224, 234, 239, 281, 296, 305, 308, 312, 313, 318, 321, 323, 325, 342, 344, 348, 350, 352, 358, 369, 370, 376, 379-381, 388-390
Zagrebačka županija/county/Gespanschaft, 377
Zagreb Upper Town/Zagreber Oberstadt, 344
Zajednica Nezavisnih Država (ZND), 334 (Gemeinschaft Unabhängiger Staaten)
Zajednica općina Sjeverne Dalmacije i Like, 35 (Gemeinschaft von Gemeinden Dalmatiens und der Lika)
Zajednica opština Bosanska Krajina, 68 (Gemeinschaft von Gemeiden Bosnische Krajina)
Zambija, 338 (Sambia)
Zapadni Balkan, 206 (Westbalkan)
Zavidovići, 312
Zeleno brdo, 246
Zemunik Donji, 372
Zemunik Gornji, 260
Zemunik (zračna luka, Flughafen), 193
Zenepići (Novi Travnik), 312
Zenica, 141, 311, 312
Zimbabve/Zimbabwe, 329 (Simbabwe)
Zrinska gora/mount/Gebirge, 259
Ž
Željava, 260
Ženeva, 123, 144, 168, 249, 314
Žepa, 247
Žepče, 312
Žitnić, 260
Župa dubrovačka, 231
Županja, 104, 220
Župić brdo, 260
Župić, 260
Kratice / Abbreviations/ Abkürzungen
A Bosnien-Herzegowina – Armija Bosne i Hercegovine / Armee Bosnien-Herzegowina
A BH – Army of Bosnia and Herzegovina / Armee Bosnien-Herzegowina
BH – Bosna i Hercegovina / Bosnia and Herzegovina / Bosnien-Herzegowina
EZ – Europska Zajednica / European Community /Europäische Gemeinschaft
GBR – Gardijska brigada / Guard brigade / Gardebrigade
GS – Glavni stožer (štab) / General Staff / Generalstab
HDZ – Hrvatska demokratska zajednica / Croatian Democratic Union / Kroatische Demokratische Gemeinschaft
HMDCDR – Hrvatski memorijalno-dokumentacijski centar Domovinskog rata / Croatian Homeland War Memorial and Documentation Centre /
Kroatisches Memorial- und Dokumentationszentrum für Heimatkrieg
HOS – Hrvatske obrambene snage / Croatian Defence Forces / Kroatische Verteidigungskräfte
HR HB – Hrvatska Republika Herceg Bosna / Croatian Republic of Herceg Bosna / Kroatische Republik Herceg Bosna
HV – Hrvatska vojska / Croatian armed forces, Croatian army / Kroatische Streitkräfte, Kroatische Armee
HVO – Hrvatsko vijeće obrane / Croatian Defence Council / Kroatischer Verteidigungsrat
HZ HB – Hrvatska zajednica Herceg Bosna / Croatian Community of Herceg Bosna / Kroatische Gemeinschaft Herceg Bosna
JNA – Jugoslavenska narodna armija / Yugoslav People’s Army / Jugoslawische Volksarmee
MUP – Ministarstvo unutarnjih poslova / Ministry of the Interior / Innenministerium
NDH – Nezavisna Država Hrvatska / Independent State of Croatia / Unabhängiger Staat Kroatien
OUN – Organizacija Ujedinjenih Naroda / United Nations Organization / Organisation der Vereinten Nationen
RH – Republika Hrvatska / Republic of Croatia / Republik Kroatien
Republika Srpska Krajina – Republic of Serbian Krajina / Republik Serbische Krajina
SAO –Srpska autonomna oblast / Serbian autonomous region / Serbisches autonomes Gebiet
SDS – Srpska demokratska stranka / Serbian Democratic Party / Serbische demokratische Partei
SFRJ – Socijalistička Federativna Republika Jugoslavija / Sozialistische Föderative Republik Jugoslawien
SFRY – Socialist Federal Republic of Yugoslavia
SKJ – Savez komunista Jugoslavije / League of Communists of Yugoslavia /Bund der Kommunisten Jugoslawiens
SRH – Socijalistička Republika Hrvatska / Socialist Republic of Croatia / Sozialistische Republik Kroatien
SUP – Sekretarijat unutarnjih poslova / Ministry of the Interior / Innenministerium
Srpska vojska Krajine – Serbian Army of Krajina / Serbische Armee Krajina
TO – Teritorijalna obrana / Territorial defence / Territorialverteidigung
UNCRO – Operacija UN-a za uspostavljanje povjerenja u Hrvatskoj / United Nations Confidence Restoration Operation in Croatia / Operation der
Vereinten Nationen zur Wiederherstellung des Vertrauens in Kroatien
UNPA – Zaštićeno područje Ujedinjenih naroda / United Nations Protected Area / UN-Schutzzonen
UNPROFOR – Zaštitne snage Ujedinjenih naroda / United Nations Protection Forces / UN-Schutztruppen
VO – Vojna oblast / Military district / Militärdistrikt
ZNG – Zbor narodne garde / National Guard Corp / Korps der Nationalgarde
Literatura / References / Literatur
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Kratak pregled vojnih djelovanja u Domovinskom ratu 1991.-1995., Branko Dubravica – Rajko Rakić, Zagreb, 2009
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Kazalo / Contents / Inhalt
Himna Republike Hrvatske / The National Anthem of the Republic of Croatia / Nationalhymne der Republik Kroatien
6
Uvod / Introduction / Einleitung
9
REPUBLIK HRVATSKA I DOMOVINSKI RAT / THE REPUBLIC OF CROATIA AND
THE HOMELAND WAR / REPUBLIK KROATIEN UND HEIMATKRIEG
15
Druga polovica 1980-ih / The Second Half of the Nineteen-eighties / Zweite Hälfte der 80ger Jahre des 20. Jhs.
19
Historical Foundations of the Constitution of the Republic of Croatia (1990) /
12
Auslegungsgrundlagen der Verfassung der Republik Kroatien (1990)
13
1990. / 1990
27
Višestranački izbori i slom komunizma u Hrvatskoj / Multi-party Elections and the Collapse
of Communism in Croatia /
Mehrparteienwahlen und Zusammenbruch des Kommunismus in der Republik Kroatien
27
Protuustavno djelovanje i oružana pobuna dijela Srba u Hrvatskoj / The Unconstitutional Activity
and Armed Insurgency of Part of the Serbs in Croatia /
35
Verfassungswidrige Aktivitäten und bewaffneter Aufstand eines Teils der serbischen Bevölkerung in der Republik Kroatien
Proglašenje novoga hrvatskog Ustava (22. Dezember 1990.) / Proclamation of the New Croatian Constitution (22 December 1990) /
Verabschiedung der neuen kroatischen Verfassung (22. Dezember 1990)
45
1991. / 1991
49
Komunistička JNA prijeti uvođenjem “izvanrednog stanja”; prvi oružani sukobi / The Communist JNA Threatens to Enforce the “State of Emergency”;
The First Armed Conflicts /
Kommunistische JNA droht mit der Einführung des “Ausnahmezustandes”; erste bewaffnete Zusammenstöße
49
Proglašenje suverene i samostalne Republike Hrvatske (25. Juni 1991.) / The Proclamation of the
Sovereign and Independent Republic of Croatia (25 June 1991) /
Unabhängigkeitserklärung der souveränen Republik Kroatien (25. Juni 1991)
Otvorena agresija Srbije i Crne Gore, odnosno JNA i srpsko-crnogorskih postrojbi na Republiku Hrvatsku /
68
The Open Aggression of Serbia and Montenegro, i.e., of the JNA and Serbian-Montenegrin Units Against the Republic of Croatia /
Offene Aggression Serbiens und Montenegros, bzw. der JNA und der serbisch-montenegrinischen Verbände auf die Republik Kroatien
84
1992. – 1995. / 1992 – 1995
123
Međunarodno priznanje Hrvatske / International Recognition of Croatia /
123
Internationale Anerkennung der Republik Kroatien
UNPA zone / UNPA zones / UNPA-Zonen
128
Početak rata u Bosni i Hercegovini / The Start of the War in Bosnia and Herzegovina /
137
Anfang des Krieges in Bosnien-Herzegowina
Postupno oslobađanje okupiranih dijelova hrvatske države / Gradual Liberation of the Occupied Parts /
of the Croatian State /
149
Allmähliche Befreiung der besetzten Teile des kroatischen Staates
1995. / 1995
167
Konačno oslobađanje okupiranih područja Republike Hrvatske: “Bljesak” i “Oluja” / Final Liberation
of the Occupied Parts of Croatia: Operations “Bljesak” [Flash] and “Oluja” [Storm] /
167
Endgültige Wiedergewinnung der besetzten Gebiete der Republik Kroatien: „Blitz “ und „Sturm “
39
40
Završetak rata i podjela Bosne i Hercezovine / The End of the War and the Partition of Bosnia and Herzegovina /
Ende des Krieges und Aufteilung der Republik Bosnien-Herzegowina
177
Sažetak / Summary / Zusammenfassung
188
PRILOZI / APPENDIX / BEILAGEN
199
Predsjednik Republike Hrvatske Franjo Tuđman (1922. – 1999.) / The President of the Republic of Croatia
Franjo Tuđman (1992-1999) / Präsident der Republik Kroatien Franjo Tuđman (1922-1999)
201
Oslobađanje okupiranih dijelova zapadne Slavonije 1991. / The Liberation of the Occupied Parts of
Western Slavonia in 1991 / Befreiung der besetzten Teile von Westslawoniens
213
Bitka za Vukovar / Battle of Vukovar / Schlacht um Vukovar
219
Dubrovnik
231
39
40
kroatisch „Bljesak“
kroatisch „Oluja“
Tijek vojno-redarstvene operacije “Bljesak” / Course of the Military&Police Operation Flash /
Verlauf der militärisch-polizeilichen Operation “Blitz”
239
Kronologija važnih događaja uoči “Oluje” / Chronology of Important Developments on the Eve of
Operation Storm / Chronologie großer Ereignisse am Vorabend der Operation “Sturm”
245
Struktura i brojnost Oružanih snaga SFRJ / Structure and numerical strength of the Armed Forces of
the SFRY / Struktur und Stand der Streitkräfte der Sozialistischen Föderativen Republik Jugoslawien
254
Tijek vojno-redarstvene operacije “Oluja” / The Course of the Military&police Operation Storm /
259
Verlauf der militärisch-polizeilichen Operation “Sturm”
“Spasimo život” / “Let’s Save Lives” / “Wir sollten Leben retten”
265
“Oluja” je legitimna oslobodilačka operacija Oružanih snaga RH, u kojoj su hrvatski zapovjednici časno zapovijedali svojim postrojbama
/ Storm is a legitimate liberation operations of the Armed Forces of the Republic of Croatia, during which Croatian officers honourably
commanded their units /
“Sturm” war eine legitime Befreiungsaktion der Kroatischen Streitkräfte, im Verlauf welcher kroatische Befehlshaber ehrenhaft ihre
Truppen kommandierten
269
Stanovništvo i površina okupiranih dijelova RH / The Population and the Area of the Occupied Parts of
the Republic of Croatia / Bevölkerung und Fläche von okkupierten Teilen
303
Mediji i neke činjenice o hrvatsko-bošnjačko (muslimanskom) sukobu u Bosnien-Herzegowina /
The Media and Certain Facts about the Croat-Bosniak (Muslim) Conflict in BH /
Medien und einige Tatsachen über den kroatisch-bosniakischen (muslimischen) Konflikt in Bosnien-Herzegowina
307
Neprijateljska protuobavještajna djelatnost / Subversive Counterintelligence Activity / Wirkung feindlicher Abwehrdienste
323
Iz predavanja Lorda Davida Owena, 27. Januar 1996. / From the lecture of Lord David Owen on 27 January 1996 /
Aus Vortrag von Lord David Owen vom 27. Januar 1996
325
Strani dragovoljci u obrani Hrvatske / Foreign volunteers in the defence of Croatia / Ausländische Freiwillige als Verteidiger Kroatiens
329
Tijek međunarodnog priznanja Republike Hrvatske do primanja u članstvo Ujedinjenih naroda / Course of
the International Recognition of the Republic of Croatia until its Admission to the United Nations / Verlauf der internationalen
Anerkennung der Republik Kroatien bis zu ihrer Mitgliedschaft in den Vereinten Nationen 335
Popis država koje su diplomatski priznale Hrvatsku / Liste der Staaten,
welche Kroatien dipolomatisch anerkannten
339
Jugoslavenska armija razorila je 214 crkava / 214 Churches in Croatia destroyed by YU Army /
Jugoslawische Armee zerstörte 214 Kirchen
342
Trinaest stoljeća hrvatske kulture u pepelu / Thirteen Centuries of Croatian Culture in Ashes /
Dreizehn Jahrhunderte der kroatischen Kultur liegen in Asche
344
Tisuće je domova razoreno / Thousands of Destroyed Homes / Tausende von Häusern wurden zerstört
346
Glavne mete agresora su civili i njihovi domovi / The Prime Targets of the Aggressor are Civilians and
their Homes / Hauptziele des Aggressors waren Zivilisten und ihre Häuser
348
Hrvati istjerani iz svojih domova... / Croatians Forced out of their Homes ... / Aus ihren Heimen vertriebene Kroaten ...
350
Apel za mir u Hrvatskoj / An Appeal for Peace in Croatia / Appell für Frieden in Kroatien
352
Osječki fićo / The Osijek “fićo” / Fiat von Osijek
354
Ratni sanitet / Wartime Medical Corps / Militärisches Sanitätsdienst im Krieg
356
Iz svjedočenja obavještajca i oficira Srpske armije Krajina S.L. na sudu u Haagu / From the testimony of S.L.
Serbische Armee Krajina intelligence and army officer, at the Hague Tribunal /
Zeugenaussage des Geheimdienstbeamten und Offiziers der Serbischen
Armee Krajina S.L. vor dem Gerichtshof in Den Haag
363
Ljudski gubici / Human losses / Menschenverluste
368
Masovne grobnice / Mass Graves / Massengrabstätten
372
Zemljovidi / Maps / Karten
Prostorni ustroj JNA nakon 1988. – vojišni sustav
23
Regional setup of the JNA after 1988 – the wartime deployment / Territoriale Aufstellung der JNA nach 1988 - Kriegsaufstellung
23
Udio Hrvata po općinama Republike Hrvatske 1991.
24
Share of Croats in the municipalities of the Republic of Croatia in 1991 / Anteil von Kroaten in den Gemeinden der Republik Kroatien 1991
24
Plan velikosrpske agresije na RH 1991.
97
Plan of the Greater Serbian aggression on the Republic of Croatia, 1991 / Plan der großserbischen Aggression auf Republik Kroatien 1991
97
Okupirana područja RH krajem 1991.
97
Occupied areas of the Republic of Croatia in late 1991 / Okkupierte Gebiete Kroatiens Ende 1991
97
Južnodalmatinsko bojište krajem 1991.
107
The South Dalmatian theatre in 1991 / Süddalmatische Front Ende 1991
107
Istočnoslavonsko bojište krajem 1991.
108
The Eastern Slavonian theatre in late 1991 / Ostslawonische Front Ende 1991
108
Zapadnoslavonsko bojište krajem 1991.
109
The Western Slavonian theatre in late 1991 / Westslawonische Front Ende 1991
109
Banovinsko-pokupsko bojište krajem 1991.
110
The Banovina-Pokuplje theatre in late 1991 / Banovina – Kupa-Tal Front Ende 1991
110
Karlovačko-kordunsko bojište krajem 1991.
111
The Karlovac-Kordun theatre in late 1991 / Karlovac – Kordun Front Ende 1991
111
Ličko bojište krajem 1991.
112
The Lika theatre in late 1991 / Likaner Front Ende 1991
112
Bojište sjeverne i srednje Dalmacije u zadarskom zaleđu krajem 1991.
113
The Northern and Central Dalmatian theatre in the Zadar hinterland in late 1991 /
113
Dalmatinische Nord- und Mittelfront im Hinterland von Zadar Ende 1991
Bojište sjeverne i srednje Dalmacije u zaleđu Šibenika 1991.
114
The Northern and Central Dalmatian theatre in the hinterland of Šibenik in 1991 /
114
Dalmatinische Nord- Mittelfront im Hinterland von Šibenik Ende 1991
Bojište sjeverne i srednje Dalmacije u zaleđu Sinja krajem 1991.
115
The Northern and Central Dalmatian theatre in the hinterland of Sinj in late 1991 /
115
Dalmatinische Nord- und Mittelfront im Hinterland von Sinj Ende 1991
Republika Hrvatska (30. prosinca 1992.)
125
Republic of Croatia (30 December 1992) / Republik Kroatien (31. Dezember 1992)
125
Zemljovid snaga UN-a s ucrtanim UNPA i “ružičastim” zonama
129
Map showing the deployment of UN forces, the UNPAs and the “pink zones”
129
Karte der UN-Truppen mit UNPA-Schutzzonen und “pink zones”
Zemljovid UNPA područja
129
Map of UNPA areas / Karte von UNPA-Gebieten
129
Trojedno Kraljevstvo (Hrvatska-Dalmacija-Slavonija), Turska Hrvatska i Bosna i Hercegovina na općoj
mapi Austrije (John Dower, The Dispatch Atlas, London, 1860)
136
Triune Kingdom (Croatia-Dalmatia-Slavonia), Turkish Croatia and Bosnia-Herzegovina on the general
map of Austria (John Dower, The Dispatch Atlas, London, 1860) /
136
Dreieiniges Königreich (Kroatien-Dalmatien-Slawonien), Türkisch Kroatien und Bosnien-Herzegowina auf einer allgemeinen
Karte Österreichs (John Dower, The Dispatch Atlas, London, 1860)
Banovina Hrvatska u Kraljevini Jugoslaviji (1939.-1941.)
136
Banovina of Croatia in the Kingdom of Yugoslavia (1939-1941) /
136
Banschaft Kroatien im Königreich Jugoslawien (1939-1941)
Cutillerov plan za Bosnien-Herzegowina (18. ožujka 1992.)
143
Cutillero Plan for Bosnia and Herzegovina (18 March 1992) /
143
Cutillero-Plan für Bosnien-Herzegowina (18. März 1992)
Vance-Owenov plan za Bosnien-Herzegowina (4. siječnja 1993.)
145
Vance-Owen Plan for Bosnia and Herzegovina (4 January 1993) /
145
Vance-Owen-Plan für Bosnien-Herzegowina (4. Januar 1993)
Owen-Stoltenbergov plan za Bosnien-Herzegowina (20. kolovoza 1993.)
146
Owen-Stoltenberg Plan for Bosnia and Herzegovina (20 August 1993) /
146
Owen-Stoltenberg-Plan für Bosnien-Herzegowina (20. August 1993)
Zemljovid podjele Bosnien-Herzegowina prema Washingtonskom sporazumu (18. ožujka 1994.)
147
Map showing the partition of Bosnia and Herzegovina according to the Washington Agreement
(18 March 1994) /
147
Karte der Aufteilung von Bosnien-Herzegowina gemäß dem Abkommen von Washington (18. März 1994)
Akcija “Miljevci” (21. lipnja 1992.)
148
The Miljevci action (21 June 1992) /
148
Aktion “Miljevci” (21. Juni 1992)
Prva faza operacije za oslobođenje juga RH (23.-27. travnja 1992.)
157
The first phase of the operation for the liberation of Southern Croatia (23-27 April 1992)
157
Erste Phase der Operation für die Befreiung vom Süden der Republik Kroatien (23-27. April 1992)
Druga faza operacije za oslobođenje juga RH (18.-30. svibnja 1992.)
158
The second phase of the operation for the liberation of Southern Croatia (18-30 May 1992) /
158
Zweite Phase der Operation für die Befreiung vom Süden der Republik Kroatien (18-30. Mai 1992)
Operacija “Čagalj” (6.-8. lipnja 1992.)
159
Operation Čagalj (Jackal) (6-8 June 1992) /
159
Operation “Čagalj” (Schakal; 6-8. Juni 1992.)
Treća faza operacije za oslobođenje juga RH, “Tigar” (1.-13. srpanj i 23. srpanj -13. kolovoz 1992.)
160
The third phase of the operation for the liberation of Southern Croatia (Tiger; 1-13 July and 23 July-13 August 1992) /
160
Dritte Phase der Operation für die Befreiung vom Süden der Republik Kroatien “Tigar” (1-13. Juli und 23. Juli – 13. August 1992)
Četvrta faza operacije za oslobađanje juga RH, “Konavle” (22.-25. listopad)
161
The fourth phase of the operation for the liberation of Southern Croatia (Konavle, 22-25 October) /
161
Vierte Phase der Operation für die Befreiung vom Süden der Republik Kroatien “Konavle” (12-25. Oktober)
Operacija “Gusar” (“Maslenica”, 22. siječnja 1993.)
162
Operation Gusar (Pirate, Maslenica, 22 January 1993) /
162
Operation “Gusar” (Pirat,“Maslenica”, 22. Januar 1993)
Akcija “Peruča” (28. siječanj 1993.)
163
Peruča action (28 January 1993) /
163
Aktion “Peruča” (28. Januar 1993)
Operacija “Medački džep” (9. rujan 1992.)
164
Operation Medak Pocket (9 September 1992) /
164
Operation “Medak-Kessel” (9. September 1992)
Okupirana područja u RH i BH krajem 1992.
165
Occupied areas in the Republic of Croatia and Bosnia and Herzegovina in late 1992 /
165
Okkupierte Gebiete der Republik Kroatien und Bosnien-Herzegowina Ende 1992
Situacija u BH nakon vojnih operacija (12. listopada 1995.)
176
The situation in Bosnia and Herzegovina after military operations (12 October 1995) /
176
Lage in Bosnien-Herzegowina nach militärischen Operationen (12. Oktober 1992)
Daytonski sporazum (21. studeni 1995.)
176
The Dayton Agreement (21 November 1995) /
176
Abkommen von Dayton (21. November 1995)
Okupirana područja RH i BH nakon operacije “Oluja”
183
Occupied areas of the Republic of Croatia and Bosnia and Herzegovina after Operation Storm /
183
Okkupierte Gebiete der Republik Kroatien und Bosnien-Herzegowina nach der Operation “Oluja”
Preostala okupirana područja u RH i BH potkraj listopada 1995., uoči početka pregovora u Daytonu
183
Remaining occupied areas in the Republic of Croatia and Bosnia and Herzegovina in late October 1995,
on the eve of the negotiations in Dayton /
183
Restliche okkupierte Gebiete der Republik Kroatien und Bosnien-Herzegowina Ende Oktober 1995, am Vorabend der
in Dayton beginnenden Verhandlungen
Operacija “Maestral” (smjer Glamoč – Jajce, 8.-15. rujna 1995.)
184
Operation Maestral (Glamoč-Jajce drive, 8-15 September 1995) /
184
Operation “Maestral” (Richtung Glamoč – Jajce, 8-15. September 1995)
Operacija “Maestral” (smjer Bosansko Grahovo - Drvar, 8.-15. rujna 1995.)
185
Operation Maestral (Bosansko Grahovo - Drvar drive, 8-15 September 1995) /
185
Operation “Maestral” (Richtung Bosansko Grahovo – Drvar, 8-15. September 1995)
Operacija “Južni potez” (9.-11. listopad 1995.)
186
Operation Južni potez (Southern move; 9-11 October 1995) /
186
Operation “Južni potez” (Südlicher Einsatz, 9-11. Oktober 1995.)
Operacije oslobađanja zapadne Slavonije (jesen-zima 1991.)
217
Operations for the liberation of Western Slavonia (autumn-winter 1991) /
217
Operationen der Befreiung von Westslawonien (Herbst-Winter 1991)
Bitka za Vukovar; napad JNA i srpskih postrojbi na Marince i Cerić 1. listopada 1991. i stanje nakon
osvajanja tih sela 5. listopada 1991.
225
The battle of Vukovar; assault of JNA and Serbian units on Marinci and Cerić on 1 October 1991,
and conditions after the capture of these villages on 5 October 1991 /
225
Schlacht um Vukovar; Angriff der JNA und serbischer Truppen auf Marinci und Cerić am 1. Oktober 1991 und Lage
nach der Eroberung dieser Dörfer am 5. Oktober 1991
Dinamika agresije u općini Vukovar
226
The rate of aggression in the municipality of Vukovar /
226
Dynamik der Aggression in der Gemeinde Vukovar
Vukovarsko bojište 1. rujna i sredinom studenog 1991.
227
The Vukovar theatre on 1 September and in mid-November 1991 /
227
Vukovarer Front am 1. September und Mitte November 1991
Operacija “Bljesak” (1.-2., tj. 4. svibanj 1995.)
238
Operation Bljesak (Flash; 1-4 May 1995) /
238
Operation “Bljesak” (Blitz; 1-2., bzw. 4. Mai 1995)
Operacija “Cincar” (1.-4. studeni 1994.)
242
Operation Cincar (1-4 November 1994) /
242
Operation “Cincar” (1-4. November 1994)
Operacija “Zima ‘94.” (29. studeni – 24. prosinac 1994.) /
243
Operation Zima ‘94. (Winter ‘94; 29 November – 24 December 1994)
243
Operation “Zima ´94.” (Winter ´94; 29. November – 24. Dezember 1995)
Operacija “Skok 1” (7. travanj 1995.)
250
Operation Skok 1 (Leap; 7 april 1995) /
250
Operation “Skok 1” (Sprung; 4. April 1995)
Operacija “Skok 2” (4.-11. lipanj 1995.)
251
Operation Skok 2 (Leap; 4-11 June 1995) /
251
Operation “Skok 2” (Sprung; 4-11. Juni 1995)
Operacija “Ljeto ‘95” (smjer Crni Lug – Bosansko Grahovo, 25.-30. srpanj 1995.)
252
Operation Ljeto ‘95 (Summer ‘95; Crni Lug – Bosansko Grahovo drive, 25-30 July 1995) /
252
Operation “Ljeto ´95” (Sommer ´95; Richtung Crni Lug – Bosansko Grahovo, 25-30. Juni 1995)
Operacija “Ljeto ‘95” (smjer planina Šator – Glamoč, 25.-30. srpanj 1995.)
253
Operation Ljeto ‘95 (Summer ‘95; Mount Šator – Glamoč drive, 25-30 July 1995) /
253
Operation “Ljeto ´95” (Sommer ´95; Richtung Gebirge Šator - Glamoč, 25-30. Juli 1995)
Operacija “Oluja” (kolovoz 1995.)
Operation Oluja (Storm; August 1995)
Operation “Oluja” (Sturm; August 1995)
256-257
Tablice / Tables /Tabellen
Rezultati izbora za nacionalni sabor 1990.
29
Results of the elections for the National Parliament 1990
29
Ergebnisse der Parlamentswahlen 1990
“Oluja”: odnos snaga
261
Oluja: Force Ratio
261
“Oluja”: Kräfte-Verhältnis
Poginuli civili u razdoblju od 17. kolovoza 1990. do 25. ožujka 1999., prema nepotpunim podacima
Odjela za informiranje Ministarstva zdravstva po regijama
376
Civilians killed between 17 August 1990 and 25 March 1999, according to the records of
the Information Department of the Ministry of Health for specific regions.
376
Getötete Zivilisten im Zeitraum zwischen 17. August und 25. März 1999, nach unvollständigen Angaben
der Abteilung für Auskunft des Ministeriums für Gesundheitswesen
Ratni mortalitet hrvatskih branitelja (stanje – listopad 2002.)
377
War mortality rate of the Croatian defenders (as of October 2002)
377
Mortalitäts-Rate der kroatischen Verteidiger im Krieg (Stand – Oktober 2002)
Općine u Hrvatskoj s većinskim srpskim stanovništvom i Općine sa znatnijim udjelom srpskog stanovništva
prema popisu stanovništva iz 1981. (u %)
378
Municipalies in Croatia with a majority Serbian population and Municipalities with a higher share of
the Serbian population according to the 1981 census (in %)
Gemeinden in Kroatien mit mehrheitlich serbischer Bevölkerung und Gemeinden mit einem großen Anteil
serbischer Bevölkerung nach der Volkszählung aus dem Jahr 1981 (in %)
378
Izbjegli Srbi iz Hrvatske, sredinom 1996.
379
Serbian refugees from Croatia, mid-1996
379
Geflüchtete Serben aus Kroatien, Mitte 1996
Stvaranje hrvatske države i Domovinski rat, 475.
Izvor: Izbjeglički korpus u Srbiji prema podacima popisa stanovništva 2002., Ministarstvo za ljudska i
manjinska prava Srbije i Crne Gore, Beograd, 2004.; Dražen Živić, “Demografski okvir i gubici”
Source: The number of refugees in Serbia according to the 2002 census,
Ministry of Human and Minority Rights of Serbia and Montenegro, Belgrade, 2004; Dražen Živić,
“Demographic scope and losses”, The Creation of the Croatian State and the Homeland War, 475
Quelle: Die Anzahl von serbischen Flüchtlingen nach der Volkszählung aus dem Jahr 2002, Ministerium für
Menschen- und Minderheitsrechte Serbiens und Montenegros, Beograd, 2004;
Dražen Živić, “Demographischer Rahmen und demographische Verluste”,
Gründung des kroatischen Staates und Heimatkrieg, 475.
Etnički sastav stanovništva Hrvatske prema popisima 1991. i 2001.
379
Ethnic composition of the population of Croatia according to the 1991 and 2001 censuses
379
Ethnische Struktur der Bevölkerung Kroatiens nach Volkszählungen 1991 und 2001
Ukupne ratne štete
380
Total war damage
381
Totale Kriegsschäden
Danksagung
Im Buch (S. 4, 5, 8, 11, 15, 80, 92, 93, 122, 124, 219, 230, 237, 342-359, 369, 370, 374-376) wurden einzelne Texte und Plakate aus der
Fotomonografie von Marijo Reljanović “Hrvatski ratni plakat/Kroatisches Kriegsplakat” (Zagreb, 2010) und der Großteil der Karten (S. 97, 107-115, 148,
157-165, 183-186, 225, 238, 242, 243, 250-253) der militärischen Operationen aus dem Buch von Rajko Rakić und Branko Dubravica “Kratak pregled
vojnih djelovanja u Domovinskom ratu 1991.-1995. / Kurzer Überblick der militärischen Wirkungen im Heimatkrieg 1991-1995” (Zagreb, 2009), sowie
einige Seiten (S. 125, 154, 155) der Fotografien aus dem Werk “Geschichte von Kroaten
– illustrierte Chronologie” (Zagreb, Multigraf, 2003)
übernommen und geliehen.
Man benutzte auch die Fotografien des Kroatischen Memorial- und Dokumentationszentrums für Heimatkrieg, des Militärmuseums des
Verteidigungsministeriums der Republik Kroatien, des Foto-Archivs der Kroatischen Militärblätter, des Landtags der Republik Kroatien – Registratur, des
Kroatischen Fernsehens, des Vereins der Sondereinheit der Polizei im Heimatkrieg, der Fotodokumentation Večernji list und des Kroatischen historischen
Museums sowie der Privatsammlungen der im Verzeichnis angeführten Fotografen.
Bei einigen Fotografien wurde ihr Autor nicht unterzeichnet. Die möglichen Fotografen von aus Vukovar während des Heimatkrieges gemachten
Fotografien sind Andrija Marić, Siniša Jovanov, Stjepan Šustić Štef und Nikola Jurčević, und die Spender dieser Fotografien wurden im Buch erwähnt.
Auswahl von Fotografien: Josipa Maras Kraljević und Danijel Šoštarić.
Arbeitsversion von Tabellen: Vorbereitung Nikola Perić.
Während der Arbeit am Buch, neben den Rezensenten und des Redakteurs, halfen mir mit ihren Ratschlägen zahlreiche Kollegen: Ivo Lučić, Željka
Križe Gračanin, Natko Martinić Jerčić, Ivan Radoš...
Ich danke allen für die Mitarbeit und Hilfe.
Meinen Eltern – Anica und Ante, Ehefrau Anita und Kindern Ivan, Marta und Ante.
Dr. phil. Ante Nazor
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