Belegarbeit - PFERBEFF.DE

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Fach: Volkswirtschaftslehre
Belegarbeit
Thema
„Konjunkturtheorie, -analyse und Prognose für Deutschland“
1
1.
2.
Einführung in die Thematik
Konjunkturtheorie
2.1.
2.2.
2.2.1.
2.2.2.
2.2.3.
2.2.4.
2.2.5.
2.3.
2.3.1.
2.4.
2.4.1.
2.4.2.
2.4.3.
2.4.4.
2.4.5.
2.4.6.
2.4.7.
2.5.
2.5.1.
2.5.2.
2.5.3
2.5.4
2.5.5
2.5.6
2.6.
2.6.1.
2.6.2.
2.6.3.
2.6.4.
2.6.5.
Einleitung
Vorkeynesianische Konjunkturtheorie
Exogene und endogene Konjunkturtheorien
Monetäre oder güterwirtschaftliche Konjunkturerklärung
Monetäre und nichtmonetäre Überinvestitionstheorie
Unterkonsumtheorie
Psychologische Konjunkturtheorie
Modelle der Neuen klassischen Makroökonomie
Deskriptive und ökometrische Konjunkturmodelle
Der Konjunkturzyklus
Der Konjunkturaufschwung
Die Hochkonjunktur
Der obere Wendepunkt
Der Konjunkturabschwung
Die Konjunkturkrise
Der untere Wendepunkt
Länge des Konjunkturzyklus
Konjunkturelle Schwankungen
Definition
Ursachen konjunktureller Schwankungen
Der private Konsum
Die privaten Investitionen
Die Staatsausgaben
Die Exporte und Importe
Die Konjunkturindikatoren
Die Frühindikatoren
Die Präsensindikatoren
Die Spätindikatoren
Probleme der Indikatoren
Die Konjunkturtests
3.
Die Konjunkturanalyse
3.1.
3.2.
3.3.
3.4.
3.5.
3.6.
3.7.
Einleitung
Ausgangssituation
Der Außenhandel
Die Investitionen
Der private Konsum und die Einkommen
Der Arbeitsmarkt
Die Preise
4.
Die Konjunkturprognose
4.1.
4.2.
4.3.
4.4.
4.5.
4.6.
Ausgangsituation
Der Außenhandel
Die Investitionen
Der private Konsum und die Einkommen
Der Arbeitsmarkt
Die Preise
5.
6.
Fazit
Literaturverzeichnis
2
1.
Einführung in die Thematik
Die Wirtschaft ist ständig in Bewegung. Das starke Wachstums des privaten Konsums, der
Investitionen, des Staatsverbrauches, des Außenbeitrages, der Beschäftigungszahl aber auch
der Preise zeigen, dass sich auch in der Bundesrepublik Deutschland seit dem Ende des
zweiten Weltkrieges eine starke wirtschaftliche Aufwärtsentwicklung vollzog. Jedoch war und
wird dieses wirtschaftliche Wachstum niemals stetig sein, statt dessen stellt es sich vielmehr als
Schwankungen von mehrjähriger Dauer dar. Dieser Wechsel zwischen Beschleunigung,
Verlangsamung, Stillstand und sogar negativer Entwicklung des wirtschaftlichen Wachstums
bezeichnet man als Konjunktur1. Die Konjunktur ist also „das Zusammenwirken sämtlicher
ökonomischer Bewegungsvorgänge zu einer von ihrer Richtung und Intensität bestimmten
wirtschaftlichen Gesamtlage“2. Wenn man es ganz vereinfacht betrachtet ist die konjunkturelle
Entwicklung sogar im Gesetz verankert. Schließlich finden sich im Stabilitätsgesetz von 1958
neben dem stetigen Wirtschaftswachstum als konjunkturpolitische Ziele die Vollbeschäftigung,
die Stabilität des Preisniveaus sowie das außenwirtschaftliche Gleichgewicht. Weitere Ziele
sind die gerechte Einkommensverteilung sowie der Umweltschutz.
2.
Konjunkturtheorie
2.1.
Einleitung
Nach GABISCH beschäftigt sich die Konjunkturtheorie „mit den Schwankungen der Wirtschaft
um ihre trendmäßige Entwicklung. (...) Die Messung der Konjunkturschwankungen, die
theoretische Erklärung ihres Zustandekommens, die daraus ableitbare Prognose der
zukünftigen konjunkturellen Entwicklung sowie die Möglichkeiten, diese zu beeinflussen, stehen
im Mittelpunkt der Konjunkturtheorie.“3 Jedoch gibt es für die Erklärung der Konjunktur
verschiedene Theorien, je nach dem welche Faktoren für die Entstehung und den Ablauf eines
Konjunkturzyklus als ausschlaggebend betrachtet werden. Im folgenden werden verschiedene
Theorien dargestellt.
2.2.
Vorkeynesianische Konjunkturtheorie
2.2.1.
Exogene und endogene Konjunkturtheorien
Sind außerwirtschaftliche Einflüsse entscheidend für die Entstehung eines Zyklus, so spricht
man von exogenen Theorien. Die bekannteste exogene Theorie dürfte die „Sonnenflecktheorie“
sein, wonach kosmische Änderungen das Wetter bestimmen, was wiederum Auswirkungen auf
1 vgl. Müller, R./Röck, W.: Konjunktur-, Stabilisierungs- und Wachstumspolitik, Verlag W. Kohlhammer, 4. Auflage, 1993, Seite
19
2 Gabler Wirtschaftslexikon, Betriebswirtschaftlicher Verlag Dr. Th. Gabler, 13. Auflage, 1992, Seite 1870
3 Gabisch, G.: Vahlens Kompendium der Wirtschaftstheorie und Wirtschaftspolitik, Verlag Vahlen, Band 1, 5. Auflage, 1992,
Seite 325/326
3
die Ernte und damit auch auf die Preise hat. Die Veränderung des Bevölkerungswachstums,
der Konsumgewohnheiten sowie politische und gesellschaftspolitische Ereignisse sind wichtige
exogene Impulse. „Die Feststellung einer auslösenden Ursache allein vermag jedoch den
Konjunkturzyklus nicht zu erklären, denn das Problem ist, wie ein solcher Anstoß von einem
Wirtschaftssystem verarbeitet wird. Daher ist der Aussagewert der exogenen Theorien
begrenzt, vor allem, wenn sie nur einen einzigen Faktor als Impuls ansehen (monokausale
Theorien).“4
Wohl auch deshalb sind die meisten der heute vertretenen Theorien endogen. Diese sehen die
Ursache für Schwankungen darin, dass bestimmte Strukturen der Marktwirtschaft selbst ein
ständiges Auf und Ab hervorrufen. Vertreter dieser Theorie ist vor allem JOHN MAYNARD
KEYNES.
2.2.2.
Monetäre oder güterwirtschaftliche Konjunkturerklärung
Hier wird davon ausgegangen, dass Vorgänge im Geld- und Kreditsektor wesentlichen Einfluß
auf den Konjunkturzyklus haben. Ein wichtiger Vertreter der rein monetären Konjunkturtheorie
ist R. G. HAWTREY, der die Konjunkturschwankungen den zyklischen Schwankungen des
Geldstroms gleichsetzt. Sinkende Preise während des Konjunkturabschwungs führen demnach
zu einem Zahlungsbilanzüberschuß, was wiederum einen vermehrten Geldfluß zur Folge hat.
Die Geldmenge erhöht sich, wodurch mehr Mittel für Kredite zur Verfügung stehen, was zu
einem größeren Angebot und niedrigeren Zinsen führt. Durch die niedrigeren Zinsen steigt die
Nachfrage nach Krediten was wiederum „billigere“ Investitionen zur Folge hat wodurch ein
Aufschwung eingeleitet wird. Jedoch steigen während des Aufschwungs auch die Preise, die zu
einem Importüberschuß führen. „Die Verknappung der Goldreserven läßt das Kreditangebot
sinken und die Zinsen steigen und leitet so den Umschwung ein.“ 5
2.2.3.
Monetäre und nicht monetäre Überinvestitionstheorie
Bei diesen beiden Theorien wird der Konjunkturzyklus auf Überinvestitionen oder ein
Kaufkraftdefizit an den Konsumgütermärkten zurückgeführt, da die Schwankungen in der
Nachfrage und in der Produktion als konjunkturbestimmend angesehen werden. Bei der
monetären Überinvestitionstheorie ist die Differenz zwischen natürlichem und Geldzins der
Auslöser für einen Aufschwung. Der natürliche Zins ist dabei als jener Zins definiert, bei dem
Sparen und Investieren übereinstimmen, wohingegen der Geldzins dem Marktzins des Geldbzw. Kapitalmarktes entspricht. Ausgangspunkt für einen Aufschwung ist ein Marktzins, der auf
Grund des hohen Kreditangebotes unter dem natürlichen Zins liegt. „Billige Kredite“ steigern
auch hier die Investitionsbereitschaft der Unternehmer. Während der Expansionsphase steigt
jedoch die Nachfrage nach Krediten viel schneller als den Kreditgebern neues Geld aus den
Ersparnissen zur Verfügung steht, da Preise und Gewinne während des Aufschwunges
4 Hewel, B./Neubäumer R. (Hrsg.): Volkswirtschaftslehre: Grundlagen der Volkswirtschaftstheorie und Wirtschaftspolitik,
Betriebswirtschaftlicher Verlag Dr. Th. Basler GmbH, 2. Auflage, 1998, Seite 380
4
schneller steigen, als die Löhne, die sich nur mit Verzögerung anpassen. Die große
Kreditnachfrage hat zur Folge, dass der Geldzins über den natürlichen Zins steigt. Dadurch
verteuert sich schließlich auch das Kapital, wodurch weniger Interesse zum Investieren besteht
und der Abschwung beginnt. Demnach ist bei der monetären Konjunkturtheorie der
Kapitalmangel ausschlaggebend für den Konjunkturumbruch.
Dem gegenüber steht die nicht-monetäre Überinvestitionstheorie, bei der Investitionsimpulse
nicht primär vom Zins ausgehen, sondern vielmehr vom technischen Fortschritt bestimmt
werden. Nach dem bekanntesten Vertreter dieser Theorie, sprechen andere Autoren auch von
der
SCHUMPETERschen
Konjunkturtheorie.
SCHUMPETER
geht
davon
aus,
dass
„dynamische Unternehmer“ sich mit Produktinnovationen nicht nur einen Vorsprung vor der
Konkurrenz verschaffen, sondern gleichzeitig auch einen Aufschwung einleiten. Die
Konkurrenten werden dadurch gezwungen entweder die Produkte zu kopieren oder selbst zu
„dynamischen Unternehmern“ zu werden um am Markt bestehen zu können. Um diese beiden
Bestandteile verwirklichen zu können, muß investiert werden, woraus sich eine Erweiterung der
Produktion ergibt, was wiederum bedeutet das zwangsläufig Beschäftigung und Einkommen
steigen. Sind diese Innovationen irgendwann ausgeschöpft, so sinken natürlich auch die
Chancen den Gewinn zu steigern, was sich wiederum negativ auf die Investitionsbereitschaft
auswirkt. Um die Konjunktur auf einem positiven Trend zu halten müssen Folgeinvestitionen
zeitlich so gestreckt werden, bis neue Innovationen der Wirtschaft neue Impulse geben. 6
2.2.4.
Bei
Unterkonsumtheorie
der
Unterkonsumtheorie
Konsumgüternachfrage
zu
wird
einer
davon
ausgegangen,
Konjunkturkrise
führt.
dass
Denn
die
die
neu
unzureichende
geschaffenen
Produktionskapazitäten können nicht ausgelastet werden, weil die Löhne hinter dem
Gewinneinkommen zurückbleiben. Jedoch ist absehbar, dass dadurch wiederum die Gewinne
sinken und es zur Krise kommt. „Eine andere Ursache für das Kaufkraftdefizit kann in einer
Zunahme des Hortens liegen, also in einer Erhöhung der Kassenhaltungsdauer.“ 7 Und die
Autoren schreiben weiter: „Die Unterkonsumtheorie sieht den Verbrauch als entscheidenden
Bestimmungsfaktor für Produktion und Beschäftigung an. Aber die Ankurbelung des Konsum
mit Hilfe höherer Löhne bzw. sinkender Steuern ist nicht in allen Fällen geeignet zur
Bekämpfung einer Rezession, so daß auch diese Theorie als monokausale Erklärung für den
Verlauf des Konjunkturzyklus nicht ausreicht.“6
2.2.5.
Psychologische Konjunkturtheorie
5 Hewel, B./Neubäumer R. (Hrsg.): Volkswirtschaftslehre: Grundlagen der Volkswirtschaftstheorie und Wirtschaftspolitik,
Betriebswirtschaftlicher Verlag Dr. Th. Basler GmbH, 2. Auflage, 1998, Seite 381
6
vgl. Hewel, B./Neubäumer R. (Hrsg.): Volkswirtschaftslehre: Grundlagen der Volkswirtschaftstheorie und Wirtschaftspolitik,
Betriebswirtschaftlicher Verlag Dr. Th. Basler GmbH, 2. Auflage, 1998, Seite 382
7 Hewel, B./Neubäumer R. (Hrsg.): Volkswirtschaftslehre: Grundlagen der Volkswirtschaftstheorie und Wirtschaftspolitik,
Betriebswirtschaftlicher Verlag Dr. Th. Basler GmbH, 2. Auflage, 1998, Seite 383
5
Nach der psychologischen Konjunkturtheorie sind psychologische Faktoren für die Entstehung
des Konjunkturzyklus verantwortlich. Die Ungewißheit über die weitere wirtschaftliche
Entwicklung oder fehlende Markttransparenz können hierbei zu einem Auf- oder Abschwung
führen. „So beeinflussen psychologische Faktoren die Bildung von Erwartungen der
Unternehmen und Haushalte über den Konjunkturverlauf. Ob sich z.B. mäßige Lohnerhöhungen
in einer Rezession negativ (gedämpfte Nachfrage) oder positiv auswirken (geringere
Kostensteigerung und Ertragsverbesserung als Voraussetzung für einen neuen Aufschwung),
ist nicht exakt vorhersehbar.“8 Deshalb scheide diese Theorie als „monokausale Erklärung des
Konjunkturprozesses aus“. Die Bedeutung psychologischer Faktoren in der Konjunkturerklärung
sei aber dennoch anerkannt.
Nach ASSMANN 9 ist es nicht unumstritten ob das starke
Hervorheben des psychologischen Faktors (Optimismus und Pessimismus) eine eigene Gruppe
von Konjunkturtheorien begründet.
2.3.
Modelle der Neuen klassischen Makroökonomie
Die unter den Punkten 2.2.1. bis 2.2.5. beschrieben Konjunkturtheorien erklären den Verlauf der
konjunkturellen Entwicklung vor allem verbal. Seit dem Beginn fünfziger Jahre werden aber vor
allem solche Theorien zu Rate gezogen, die den Konjunkturverlauf anhand von formalen
Modellen erklären. „Diese Modelle sind so aufgebaut, daß sie zu einem zyklischen Verhalten
der ökonomischen Variablen führen. Unter formalen Gesichtspunkten bestehen daher die
meisten dieser Konjunkturmodelle aus Differenzgleichungen oder Differentialgleichungen
zweiter oder höherer Ordnung oder aus Differentialgleichungssystemen.“10
2.3.1.
Deskriptive und ökometrische Konjunkturmodelle
Zeitverzögerungen
sind
bei
diesen
theoretischen
Modellen
die
Ursache
für
die
Konjunkturschwankungen. Die Erklärungen des Konjunkturphänomens wird dabei vor allem auf
das simultane Zusammenwirken (meist-) makroökonomischer Größen zurückgeführt, während
Optimierungsansätze und Zufallseinflüsse keine Rolle spielen. Deskriptive Konjunkturmodelle
können weiterhin in lineare und nicht lineare Konjunkturmodelle unterschieden werden.
„Ein Konjunkturmodell heißt linear, wenn seine zugrundeliegenden dynamischen Gleichungen
linear sind oder wenn seine Eigenschaften nicht von denen linearer Systeme abweichen.“ 9 Die
Multiplikator-Akzelerator-Modelle von P. A. SAMUELSON (1939) und J. HICKS zählen zu den
bekanntesten linearen Konjunkturmodellen. „Das Zusammenwirken von linearem Multiplikator
(über die Konsumfunktion) und linearem Akzelerator (über die Investitionsfunktion) führt zu
einer linearen Differenzengleichung zweiter Ordnung, deren qualitative Lösungen abhängig sind
von den Werten der unterstellten Parameter des Systems.“11 Als Lösungen werden gedämpfte
Schwingungen, harmonische Schwingungen und explosive Schwingungen unterschieden. Da
8
Hewel, B./Neubäumer R. (Hrsg.): Volkswirtschaftslehre: Grundlagen der Volkswirtschaftstheorie und Wirtschaftspolitik,
Betriebswirtschaftlicher Verlag Dr. Th. Basler GmbH, 2. Auflage, 1998, Seite 384
9 Assmann K.: Jaeck, H. J. (Hrsg.); Volkswirtschaftslehre, verlag moderne industrie, 1. Auflage, 1984, Seite 234
10 Gabler Wirtschaftslexikon Lexikon, Betriebswirtschaftlicher Verlag Dr. Th. Gabler, 13. Auflage, 1990, Seite 1880
11 Gabler Wirtschaftslexikon, Betriebswirtschaftlicher Verlag Dr. Th. Gabler, 13. Auflage, 1992, Seite 1880
6
explosive Schwingungen in de Realität nicht vorkommen und harmonische Schwingungen nur
für genau eine Parameterkonstellation möglich ist, sind für die Konjunkturtheorie nur die
gedämpften Schwingungen von Interesse. Um Konjunkturschwankungen zu erzeugen sind in
solchen Modellen andauernde endogene Schocks notwendig, da gedämpfte Schwingungen den
Konjunkturverlauf im Zeitablauf verschwinden lassen. Die mittelfristigen Modelle mit rationalen
Erwartungen zählen ebenfalls zu den linearen Konjunkturmodellen. Einen Schwerpunkt bilden
hierbei die Modelle der „Neuen Klassischen Makroökonomie“. Auslöser und verantwortlich für
das
Andauern
der
Konjunkturschwankungen
sind
dabei
rationale
Erwartungen
im
Zusammenhang mit Informationsdefiziten und Störungen.
Die nicht linearen Konjunkturmodelle ermöglichen die Erzeugung von Schwingungen die nicht
auf
exogene
Einflüsse
angewiesen
sind.
Für
das
auftreten
und
anhalten
von
Konjunkturschwankungen ist allein das mathematische Modell verantwortlich. Diese Modelle
können nach der Art des verwendeten mathematischen Instrumentariums unterschieden
werden. So gibt es Modelle unter Verwendung des Poincaré-Benexon-Theorems, Modelle unter
Verwendung von Birfurkationstheorien und Räuber-Beute-Modelle. Zudem gibt es neuere
Ansätze, „die in mittelfristigen makroökonomischen Modellen die mathematische Eigenschaft
des Chaos nachweisen (Chaostheorie) sowie jene ökonomischen Modelle, in denen sog.
Katastrophen, d.h. große plötzliche Sprünge der Variablen auftreten“. 12
Weiterhin gibt es ökometrische Konjunkturmodelle. Dabei wird auf der Basis theoretischer
Überlegungen für die vergangenen konjunkturelle Entwicklung einer Wirtschaft ein dynamisches
ökometrisches Modell geschätzt. Ist diese Schätzung gut, kann dieses Modell zur
Konjunkturprognose herangezogen werden.
2.4.
Der Konjunkturzyklus
„Die mit einer gewissen Regelmäßigkeit auftretenden (daher auch zyklisch genannten)
Schwankungen im Auslastungsgrad des Produktionspotentials bzw. die Schwankungen der
Produktion um ihren langfristigen Trend bezeichnen wir als Konjunkturzyklen.“13 Nach
LACHMANN14 werden wirtschaftliche Schwankungen, die sich primär als Schwankungen im
Auslastungsgrad der Produktionsfaktoren sowie des Geldwertes äußern, und Instabilitäten als
Konjunkturzyklen bezeichnet.
Genau so wie es keine einheitliche Definition für den Konjunkturzyklus gibt, gleicht natürlich
auch nicht eine Konjunkturzyklus dem anderen. Des weiteren haben unterschiedlichen Autoren,
auf Grundlage der unterschiedlichen Konjunkturtheorien, den bzw. die Konjunkturzyklen
unterschiedlich eingeteilt und zudem die Phasen unterschiedlich bezeichnet. So unterteilen
BASSELER, HEINRICH, KOCH15 den Konjunkturzyklus in Krise (Depression), Aufschwung
(Expansion), Hochkonjunktur (Boom) und Abschwung (Rezession) auf, während etwa
12
Gabler Wirtschaftslexikon, Betriebswirtschaftlicher Verlag Dr. Th. Gabler, 13. Auflage, 1992, Seite 1881
Baßeler U., Heinrich J., Koch W.: Grundlagen und Probleme der Volkswirtschaft, Wirtschaftsverlag Bachem, 13. Auflage,
1992, Seite 673
14 Lachmann, W.: Volkswirtschaftslehre 1, Springer Verlag, 3. Auflage, 1997, Seite 234
15 vgl. Baßeler U., Heinrich J., Koch W.: Grundlagen und Probleme der Volkswirtschaft, Wirtschaftsverlag Bachem, 13. Auflage,
1992, 673/674
13
7
HABERLER für seine Erklärungen zwei Phasen zu Grunde legt: Die Expansion (Prosperität)
und die Kontraktion (Depression)16.
Ich habe mich für folgende Begriffsbestimmungen der einzelnen Phasen entschieden:
Konjunkturaufschwung,
Hochkonjunktur,
oberer
Wendepunkt,
Konjunkturabschwung,
Konjunkturkrise und unterer Wendepunkt. Die einzelnen Phasen, und die wirtschaftliche
Gesichtspunkte die sich in ihnen abspielen sollen im folgenden Wiedergegeben werden. Die
folgende Abbildung zeigt einen Konjunkturzyklus und eine Phaseneinteilung:
Oberer Wendepunkt
Hochkonjunktur
Die Sinuskurve zeigt die durchscnittliche
Auslastung.
Auf der X-Achse wird die Zeit, auf der YAchse die Veränderung des BIP abgetragen.
Konjunkturabschwung
1
2
3
4
Konjunkturaufschwung
2.4.1.
Konjunkturkrise
5
Konjunkturaufschwung
6
Unterer Wendepunkt
Der Konjunkturaufschwung
Nach MÜLLER/RÖCK17 wird davon ausgegangen, dass ein Konjunkturaufschwung zu dem
Zeitpunkt beginnt, an dem der Konjunkturabschwung beendet und der untere Wendepunkt
durchschritten ist. „Antriebskräfte für einen Aufschwung können endogen aus den privaten
Sektoren kommen (Investitionen oder Konsumausgaben) oder auch exogen durch erhöhte
Steuerausgaben und/oder zusätzliche Exportaufträge aus dem Ausland verursacht werden.“ 18
Im Konjunkturaufschwung wird eine anfängliche geringe Belebung der gesamtwirtschaftlichen
Nachfrage durch Multiplikatorprinzip erheblich verstärkt was dazu führt das die Produktion, das
Bruttosozialprodukt und die verfügbaren Einkommen steigen. Aufgrund der Nachfrageerhöhung
haben die Unternehmer positive Zukunftserwartungen was sie dazu veranlaßt Investitionen zu
tätigen. Die Unternehmergewinne steigen zunächst schwach, dann stark. Diese Entwicklung ist
deshalb so stark, weil die Unternehmer, hervorgerufen durch die steigende Nachfrage, zum
einem mehr absetzen und zum anderen in einem gewissen Maß auch die Preise erhöhen
können, ohne das sie spürbare Nachfragerückgänge zu verzeichnen haben. Positiv auf die
Unternehmergewinne wirkt sich zudem die Tatsache aus, dass die Einkommen nur langsam
steigen. Schließlich haben die Gewerkschaften bei den Tarifverhandlungen kein Interesse
daran durch überzogene Lohnforderungen den Aufschwung und die Schaffung von neuen
Arbeitsplätzen zu gefährden. Da davon ausgegangen werden kann, dass die bestehenden
Produktionskapazitäten
während
des
Aufschwungs
ausgelastet
werden,
können
16
vgl. Gabler Wirtschaftslexikon, Betriebswirtschaftlicher Verlag Dr. Th. Gabler, 13. Auflage, 1992, Seite 1873
17
vgl. Müller, R./Röck, W.: Konjunktur-, Stabilisierungs- und Wachstumspolitik, Verlag W. Kohlhammer, 4. Auflage, 1993, Seite 97ff.
8
die
Unternehmer weitere Kostenersparnisse verzeichnen, was wiederum dazu führt das die
Gewinne steigen und weitere Investitionen vorgenommen werden. Mit Umsätzen und
Einkommen wachsen in Form von Steuern auch die Einnahmen des Staates. Verwendet dieser
die Mehreinnahmen für zusätzliche Ausgaben, so zieht die gesamtwirtschaftliche Nachfrage
weiter an. Die Unternehmer werden ihre Preise weiter erhöhen, was in der Phase des
Aufschwungs vorerst wenig Konsequenzen hat, da die privaten Haushalte zunehmend bereit
sind, Kredite aufzunehmen um durch das vorzeitige tätigen von Käufen ihre Bedürfnisse noch
zu niedrigeren Preisen zu realisieren. Die Kreditzinsen spielen dabei keine tragende Rolle, da
sie zu diesem Zeitpunkt noch günstig sind. Dadurch ist abzusehen, das sich je nach Dauer des
Aufschwungs die Lage auf dem Kreditmarkt verschlechtern wird, schließlich haben auch die
Banken nur ein begrenztes Potential an Geld, welches sie zu möglichst hohen Preisen
„verkaufen“ wollen. Die Zinssätze werden also zwangsläufig steigen. Je mehr die
Kreditschöpfungsfähigkeit der Banken ausgeschöpft ist, desto schwerer wird es für
Unternehmen und Konsumenten an neue Kredite zu kommen19.
2.4.2.
Die Hochkonjunktur
In der Phase der Hochkonjunktur besteht Vollbeschäftigung. Zu den finanziellen Engpässen auf
dem Kreditsektor gesellt sich die Tatsache, dass sich die Produktionsfaktoren weiter
verknappen. Die Lohnsätze steigen jetzt stark an, weil die Vollbeschäftigung unter den
Arbeitgebern einen Konkurrenzkampf um die Arbeitnehmer entfacht. Da die Gewerkschaften
nun keine Gefahr mehr sehen, mit höheren Lohnforderungen den Konjunkturaufschwung zu
gefährden, werden sie höhere Löhne fordern. „Dadurch wird die Nachfrage auf den
Konsumgütermärkten noch angeregt. Auch bei den Roh-, Hilfs-, und Betriebstoffen und den
Anlageinvestitionsgütern
ist
die
Nachfrage
größer
als
das
Angebot;
denn
die
Investitionsgüterindustrie produziert bereits an der Kapazitätsgrenze und kann die Produktion
nur langsam ausdehnen. Da sowohl die Arbeitskosten, als auch die Kapitalkosten stark steigen
und zudem ein Nachfrageüberhang besteht, ergibt sich eine zunehmende Inflationsrate.“ 20
2.4.3.
Der obere Wendepunkt
Durch die Engpässe im monetären Bereich ist bereits während der Hochkonjunktur abzusehen,
dass sich die Situation wandeln wird, und ein umkippen in den Abschwung bevorsteht. Die
Investitionsbereitschaft der Unternehmer sinkt. Das liegt zum einem daran, dass durch die
Engpässe im Kreditsektor, die Nachfrage nach Konsum- und Investitionsgütern nicht mehr
zunimmt sondern sinkt und zum anderen die Gewinne in der Spätphase des Booms wieder
schrumpfen. Die Ursache dafür liegt vor allem in der Lohnsteigerung. Ebenfalls verantwortlich
für den Umschwung ist die Inflationsrate, die in Zeiten der Hochkonjunktur ungewöhnlich groß
18
Hewel, B./Neubäumer R. (Hrsg.): Volkswirtschaftslehre: Grundlagen der Volkswirtschaftstheorie und Wirtschaftspolitik,
Betriebswirtschaftlicher Verlag Dr. Th. Basler GmbH, 2. Auflage, 1998, Seite 367
19 19
20
vgl. Müller, R./Röck, W.: Konjunktur-, Stabilisierungs- und Wachstumspolitik, Verlag W. Kohlhammer, 4. Auflage, 1993, Seite 97ff.
Müller, R./Röck, W.: Konjunktur-, Stabilisierungs- und Wachstumspolitik, Verlag W. Kohlhammer, 4. Auflage, 1993, Seite 99
9
sein kann. Es liegt also im Interesse des Staates und der Notenbank, konjunkturpolitisch
einzugreifen, was eine Nachfragedämpfung zur Folge hat. „Das zunächst nur geringe Sinken
der Nachfrageentwicklung wird dadurch verstärkt, daß ein geringer realer Nachfragezuwachs
die Investitionstätigkeit der Unternehmer beeinflußt.“21
2.4.4.
Der Konjunkturabschwung
Im Konjunkturabschwung sinken die gesamtwirtschaftliche Nachfrage, die Produktion, das
Bruttosozialprodukt, die Einkommen und damit die Konsumgüternachfrage. Zudem kann es,
wenn der Abschwung sehr ausgeprägt ist, zu einem Beschäftigungsrückgang und einer
Senkung der Inflationsrate kommen. „Der Konjunkturabschwung wird schließlich von selbst
gedämpft.
Die
Abnahme
der
Investitionen
wird
dadurch
begrenzt,
daß
negative
Nettoinvestitionen nur bis zur Höhe der Abschreibungen möglich sind (...).“ 22 Da die
Konsumenten
ein
bestimmtes
Konsumniveau
aufrechterhalten
wollen,
sinkt
die
Konsumgüternachfrage infolge früherer Konsumgewohnheiten langsamer. Zudem werden die
Konsumenten mit sinkenden Einkommen auch weniger sparen. Der Staat wiederum kann seine
Ausgaben nicht stetig den fallenden Einnahmen anpassen, da ein Großteil der Staatsausgaben
fest vorgegeben ist.
2.4.5.
Die Konjunkturkrise
Die Unternehmer und Konsumenten haben die Käufe von Investitions- und Konsumgütern in
Zeiten der Konjunkturkrise sehr stark eingeschränkt. Jedoch wurden im Laufe der Zeit neue
Investitions- und Konsumgüter entwickelt, wie etwa Maschinen die nun kostengünstiger
produzieren. Die Unternehmer kann dies zum tätigen neuer Investitionen anregen, bei den
Konsumenten
wird
durch neue
Produkte und
technische
Verbesserungen
ebenfalls
Kaufinteresse geweckt. Obwohl noch keine Beendigung der Konjunkturkrise bemerkbar ist,
kann die Investitions- und Konsumgüternachfrage bereits steigen.
2.4.6.
Der untere Wendepunkt
Durch günstige monetäre Bedingungen wird die Belebung der Nachfrage in der Phase der
Konjunkturkrise begünstigt. Dadurch, dass das Angebot an Krediten größer ist als die
Nachfrage, sind die Zinssätze gering, was wiederum bei den Unternehmern die Entscheidung
für langfristige Investitionen erleichtert. „In der BRD war die Auslandsnachfrage mehrmals ein
wichtiger Impuls, der die Wirtschaft aus einem Tiefpunkt der Konjunktur herausführte.(...) Das
war u.a. dadurch zu erklären, daß im Inland die Preise langsamer stiegen als im Ausland. Steigt
aus den genannten Gründen die Nachfrage auch nur wenig an, ist die Voraussetzung für einen
Konjunkturaufschwung gegeben.“23
21
Müller, R./Röck, W.: Konjunktur-, Stabilisierungs- und Wachstumspolitik, Verlag W. Kohlhammer, 4. Auflage, 1993, Seite 99
Müller, R./Röck, W.: Konjunktur-, Stabilisierungs- und Wachstumspolitik, Verlag W. Kohlhammer, 4. Auflage, 1993, Seite 100
23 Müller, R./Röck, W.: Konjunktur-, Stabilisierungs- und Wachstumspolitik, Verlag W. Kohlhammer, 4. Auflage, 1993, Seite 101
22
10
2.4.7.
Länge des Konjunkturzyklus
Ähnlich wie für den Konjunkturzyklus gibt es auch für die Länge des Konjunkturzyklusses
verschiedene Erklärungsversuche. Im wesentlichen kann unter folgenden drei Typen
unterschieden werden.
Kurze Wellen dauern etwa 40 bis 50 Monate und wurden nach ihren Entdeckern CRUM und
KITSCHIN (1923) benannt, diese Zyklen konnten vor allem in den USA und England
nachgewiesen werden.
Mittlere Wellen dauern etwa 7-11 Jahren und wurden zuerst von dem Franzosen C. JUGLAR
(1860) beschrieben. Mehrere Autoren schreiben davon, dass sich dies JUGLAR-Zyklen in der
Vergangenheit verkürzt hätten. Während ASSMANN 24 von einer Untergrenze bis zu drei Jahren
ausgeht, schreiben HEWEL/NEUBÄUMER25: „In der Bundesrepublik und anderen Ländern war
nach dem Zweiten Weltkrieg zunächst eine Verkürzung dieses Zyklus auf etwa 4 bis 5 Jahre
festzustellen; der letzte Aufschwung zog sich allerdings nicht zuletzt aufgrund der
Wiedervereinigung über fast 9 Jahre hin.“
Lange Wellen wurden zuerst von SPIETHOFF als „Wechselspanne“ erkannt, durch
KONDRATIEFF (1926) aber bekannt gemacht. „Diese KONDRATIEFF-Zyklen schwanken
zwischen 50 und 60 Jahren, Der erste Zyklus begann etwa 1790. Auslösende Elemente waren
immer die wirtschaftliche Nutzung neuer Technologien wie der mechanische Webstuhl (1.
Zyklus), Eisenbahnbau (2. Zyklus ab 1844/51), Elektrizität, Chemie, Auto (3. Zyklus ab
1890/96). Einige Anzeichen deuten darauf hin, daß Elektronik, Kernkraft und Raumfahrt
beginnend etwa 1940/45 einen 4. Zyklus ausgelöst haben.“ 26 Abschließend sei hinzugefügt,
dass diese Dreiteilung nicht unumstritten ist, da nach HEWEL/NEUBÄUMER 27 die
„Identifizierbarkeit langer Wellen in Frage gestellt“ wird. In der Vergangenheit habe man die
Zeitspannen zwischen großen Erfindungen relativ leicht ermitteln können, jedoch sei nicht
geklärt, ob bahnbrechende Erfindungen in der Gegenwart oder Zukunft in zyklischen Abständen
erfolgen. Zudem gehen die Meinungen darüber auseinander ob man die KONDRATIEFFZyklen überhaupt als Konjunkturwellen bezeichnen darf, weil sie vielmehr Wachstumswellen
darstellen.
2.5.
Konjunkturelle Schwankungen
2.5.1.
Definition
Die Ursache dafür, dass ein marktwirtschaftliches System überhaupt funktioniert, läßt sich auf
die einfache Formel bringen, dass Angebot und Nachfrage prinzipiell das gesamte
wirtschaftliche Geschehen regulieren. In den vorhandenen Produktionsstätten, in denen sich
24
vgl. Assmann K.: Jaeck, H. J. (Hrsg.); Volkswirtschaftslehre, verlag moderne industrie, 1. Auflage 1984, Seite 231
Hewel, B./Neubäumer R. (Hrsg.): Volkswirtschaftslehre: Grundlagen der Volkswirtschaftstheorie und Wirtschaftspolitik,
Betriebswirtschaftlicher Verlag Dr. Th. Basler GmbH, 2. Auflage, 1998, Seite 366
26 vgl. Assmann K.: Jaeck, H. J. (Hrsg.); Volkswirtschaftslehre, verlag moderne industrie, 1. Auflage 1984, Seite 231
25
11
das Produktionspotential vereint, kann innerhalb eines bestimmten Zeitraums eine gewisse
Menge an Gütern (Sachgüter und Dienstleistungen) produziert werden, ob diese jedoch jemals
abgesetzt wird, bestimmt einzig und allein die Nachfrage. „Die gesamtwirtschaftliche Nachfrage
ergibt sich aus der Nachfrage der privaten Haushalte nach Konsumgütern, der Unternehmen
nach
Investitionsgütern
Investitionsgütern.“28
und
des
Staates
sowie
Zudem besteht nach anderen
des
Autoren29
Ausland
nach
Konsum-
und
ein relativ fester Zusammenhang
zwischen der Höhe des „...Volkseinkommens und des zu seiner Produktion notwendigen
Bestandes an Maschinen und Anlagen, dem sogenannten Kapitalstock...“.
Wenn die tatsächliche Nachfrage gleich dem Angebot ist, so stimmen die Wirtschaftspläne von
Anbietern und Nachfragern überein, man sagt dann, dass sich die Wirtschaft im Gleichgewicht
befindet. Jedoch fallen Angebot und Nachfrage meist auseinander. Spüren die Unternehmer
etwa eine starke Nachfrage nach einem innovativen Gut, so werden sie diese in der Regel zu
erst
nicht
befriedigen
können,
weil
ihre
Produktionskapazitäten
auf
eine
starke
Nachfragesteigerung nicht ausgelegt sind. Mit der Erwartung die Gewinne zu steigern, werden
die Unternehmer ihre Kapazitäten ausbauen und die Nachfrage befriedigen. „Investitionen
haben (...) einen Kapazitäts- und Nachfrageeffekt, und das entscheidende Problem für die
konjunkturelle Entwicklung liegt darin, daß Kapazitäts- und Nachfrageeffekt sich normalerweise
nicht zur gleichen Zeit in gleicher Höhe entfalten.“ 30 Ist die Nachfrage befriedigt bleibt neben
dem Überangebot auch ein höheres Produktionspotential bestehen, welches bei sinkender
Nachfrage nicht ausgelastet ist. „Es wechseln Zeiträume, in denen das Produktionspotential
unterausgelastet ist, mit Zeiträumen ab, in denen die Nachfrage größer als das
Produktionspotential
ist
(„Überauslastung“
des
Produktionspotentials).
Treten
diese
Schwankungen innerhalb eines Jahres auf, spricht man von Saisonschwankungen. Haben die
Schwankungen des Produktionspotentials eine Dauer von mehreren Jahren, bezeichnet man
sie als Konjunkturschwankungen. Also: Konjunkturschwankungen sind Schwankungen
im Auslastungsgrad des Produktionspotentials von mehrjähriger Dauer, die durch
Nachfrageschwankungen
verursacht
werden.“31
Üblich
ist
es
die
konjunkturellen
Schwankungen entweder durch den Auslastungsgrad im Zeitablauf oder durch die
Veränderungsrate des realen Bruttosozialprodukts darzustellen.
2.5.2.
Ursachen konjunktureller Schwankungen
Nach BASSELER, HEINRICH, KOCH32 werden die Schwankungen der wirtschaftlichen Aktivität
zum großen Teil durch das Wachstum hervorgerufen. Den Autoren zu Folge sei es theoretisch
denkbar, dass eine Volkswirtschaft jährlich um konstant fünf Prozent wächst, sie sich also
27
Hewel, B./Neubäumer R. (Hrsg.): Volkswirtschaftslehre: Grundlagen der Volkswirtschaftstheorie und Wirtschaftspolitik,
Betriebswirtschaftlicher Verlag Dr. Th. Basler GmbH, 2. Auflage, 1998, Seite 366
28 Müller, R./Röck, W.: Konjunktur-, Stabilisierungs- und Wachstumspolitik, Verlag W. Kohlhammer, 4. Auflage, 1993, Seite 70
29 Baßeler U., Heinrich J., Koch W.: Grundlagen und Probleme der Volkswirtschaft, Wirtschaftsverlag Bachem, 13. Auflage,
1992, 679
30
Baßeler U., Heinrich J., Koch W.: Grundlagen und Probleme der Volkswirtschaft, Wirtschaftsverlag Bachem, 13. Auflage,
1992, 673/674, Seite 680
31
Müller, R./Röck, W.: Konjunktur-, Stabilisierungs- und Wachstumspolitik, Verlag W. Kohlhammer, 4. Auflage, 1993, Seite 71
Baßeler U., Heinrich J., Koch W.: Grundlagen und Probleme der Volkswirtschaft, Wirtschaftsverlag Bachem, 13. Auflage,
1992, 673/674, Seite 678
32
12
störungsfrei entwickelt. Dieses gleichgewichtige Wachstum sei jedoch auf Grund der Labilität
der Investition sehr unwahrscheinlich, weshalb sich die Verfasser bei ihren Erklärungen
konjunktureller Schwankungen, für einen Korridor entschieden, in dem sich die „Schwankungen
der wirtschaftlichen Aktivitäten zunächst verstärken, schließlich aber eine Umkehrung erfahren.
Man kann auch sagen, daß
zunächst destabilisierende Elemente, schließlich aber
stabilisierende Elemente überwiegen“.
Da es, wie oben beschrieben, üblich ist die konjunkturellen Schwankungen entweder durch den
Auslastungsgrad
im
Zeitablauf
oder
durch
Bruttosozialprodukts darzustellen, müssen nach
die
Veränderungsrate
MÜLLER/RÖCK 33
des
realen
die Bestimmungsgrößen der
„einzelnen Komponenten der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage, also des privaten Konsums,
der privaten Investitionen, der Staatsausgaben und des Außenhandels untersucht werden“.
2.5.3.
Der private Konsum
Die hauptsächliche Finanzierungsquelle, und damit auch wichtigster Einflußfaktor des privaten
Konsums ist das zur Verfügung stehende Einkommen. Dieses ergibt sich aus dem
Bruttosozialprodukt
durch
Abzug
der
Abschreibungen,
Steuern,
Vermögens-
und
Unternehmereinkommen des Staates, Sozialversicherungsbeiträge und unverteilten Gewinne
und durch Addition der Subventionen und Transferzahlungen. Jedoch ist für die Höhe des
gesamtwirtschaftlichen Konsums nicht nur allein das zur Verfügung stehende Einkommen
verantwortlich, sondern auch dessen Verteilung auf die unterschiedlichsten sozialen Gruppen.
„Denn Konsumenten mit höherem Einkommen verwenden einen geringeren Teil ihres
Einkommens für den Konsum als Konsumenten mit niedrigeren Einkommen. Je stärker das
gesamtwirtschaftliche Einkommen auf die Bezieher hoher Einkommen konzentriert ist, desto
größer ist die volkswirtschaftliche Sparquote, d.h. der Teil des Einkommens der gespart (also
nicht konsumiert) wird.“34 In Zeiten der Hochkonjunktur sinkt die Sparquote oder nimmt nur
ungewöhnlich schwach zu. Dies ist damit zur erklären, dass „die Konsumenten in dieser
konjunkturellen Situation optimistische Erwartungen hinsichtlich des zukünftigen Einkommens
haben und daß sie wegen der relativ hohen Preissteigerungen, die mit der Hochkonjunktur
meist einhergehen, geplante Käufe dauerhafter Konsumgüter (z.B. Haushaltgeräte, Möbel)
zeitlich vorziehen“.35 Im Konjunkturabschwung steigt die Sparquote dagegen relativ stark an,
weil die Konsumenten Angst vor einem weiteren Absinken der Wirtschaftstätigkeit haben.
2.5.4.
Die privaten Investitionen
„Unter Investitionen in einer Volkswirtschaft versteht man diejenigen Güter, die innerhalb eines
Zeitraums (i. d. R. ein Jahr) produziert oder importiert und weder für den Konsum noch für den
Export verwendet werden.“36 Bevor ein Unternehmer eine Investition tätigt wird er sich natürlich
genau auf dem Markt umschauen, um beurteilen zu können, welche Kosten durch die
33
Müller, R./Röck, W.: Konjunktur-, Stabilisierungs- und Wachstumspolitik, Verlag W. Kohlhammer, 4. Auflage, 1993, Seite 73
Müller, R./Röck, W.: Konjunktur-, Stabilisierungs- und Wachstumspolitik, Verlag W. Kohlhammer, 4. Auflage, 1993, Seite 74
35 Müller, R./Röck, W.: Konjunktur-, Stabilisierungs- und Wachstumspolitik, Verlag W. Kohlhammer, 4. Auflage, 1993, Seite 76
34
13
Investition entstehen und welchen Umsatz er mit neuen Produkten erwirtschaftet. „Da sich der
Umsatz aus der abgesetzten Menge multipliziert mit dem Preis ergibt, muß sowohl die erwartete
Absatzmenge, als auch die Preiserwartung geschätzt werden.“ 37 Gleichzeitig ist es wichtig,
dass auf dem Kreditmarkt genügend Mittel zur Verfügung stehen, denn nicht immer können
Investitionen nur aus Eigenmitteln gedeckt werden. Zudem spielt die Höhe der Zinsen eine
wichtige Rolle. An dieser Stelle setzt dann die Konjunkturpolitik der Deutschen Bundesbank ein.
Da während eines konjunkturellen Tiefs alle Stellen der Wirtschaft daran interessiert sind einen
Aufschwung einzuleiten, wird auch die Bundesbank die Leitzinsen senken um das Geld auf
dem Kreditmarkt billiger zu machen, und damit neue Investitionen zu ermöglichen was
wiederum einen wirtschaftlichen Aufschwung einleiten würde.
2.5.5.
Die Staatsausgaben
Die Staatsausgaben können in Konsum- und Investitionsausgaben untergliedert werden. Zu
den staatlichen Konsumausgaben gehören die Personal- und Sachaufwendungen (z.B.
Büromaterial). „zu den staatlichen Investitionen gehören alle vom Staat gekauften und
selbsterstellten längerlebigen Anlagegüter.“38 Die Steuereinnahmen sind die wichtigste
Einnahmequelle des Staates. „Diese werden bei gegebenen Steuergesetzen vor allem von der
Konjunkturlage bestimmt. Somit überrascht es auf den ersten Blick nicht, daß sich die
Staatsausgaben meist fast parallel zur Konjunkturentwicklung verändert haben. Das bedeutet
aber, daß der Staat das Bedürfnis der Staatsbürger, in einer möglichst stabilen Wirtschaft, also
weitgehend ohne Konjunkturschwankungen zu leben, nicht genügend berücksichtigt, sondern
die Konjunkturschwankungen verstärkt hat.“39
2.5.6.
Die Exporte und Importe
„Die wirtschaftlichen Beziehungen einer Volkswirtschaft mit dem Ausland sind für die
konjunkturelle Entwicklung um so bedeutender, je umfangreicher der internationale Handel ist.
Für die Bundesrepublik Deutschland ist der Außenhandel ein sehr wichtiger Faktor.“ 40 Die Güter
die im Inland produziert werden, werden jedoch nur dann vom Ausland nachgefragt werden,
wenn sie zu wettbewerbsfähigen Preisen, Qualitäten und sonstigen Lieferbedingungen
angeboten werden. Vor allem die Preise unterliegen den konjunkturellen Schwankungen. So
steigen die Preise in der Hochkonjunktur an, weil zum einem die Nachfrage höher ist und zum
anderen die Unternehmer höhere Löhne zahlen müssen. Theoretisch würden diese höheren
Preise die Nachfrage des Auslands nach inländischen Gütern dämpfen. „Dieser Effekt tritt bei
den Exporten aber nicht auf, wenn die Inflationsrate im Inland noch geringer ist als in den
ausländischen Absatzländern oder in den Ländern, mit denen die inländischen Unternehmen
um internationale Marktanteile konkurrieren. Denn dann werden die inländischen Güter im
36
Müller, R./Röck, W.: Konjunktur-, Stabilisierungs- und Wachstumspolitik, Verlag W. Kohlhammer, 4. Auflage, 1993, Seite 77
Müller, R./Röck, W.: Konjunktur-, Stabilisierungs- und Wachstumspolitik, Verlag W. Kohlhammer, 4. Auflage, 1993, Seite 78
38 Müller, R./Röck, W.: Konjunktur-, Stabilisierungs- und Wachstumspolitik, Verlag W. Kohlhammer, 4. Auflage, 1993, Seite 81
39 Müller, R./Röck, W.: Konjunktur-, Stabilisierungs- und Wachstumspolitik, Verlag W. Kohlhammer, 4. Auflage, 1993, Seite 82
37
14
Ausland relativ, d.h. im Vergleich zu den dortigen Verhältnissen bzw. im Vergleich zu den
Gütern der internationalen Konkurrenzunternehmen, billiger. In diesem Fall steigt die
Exportnachfrage.“41 Genauso können die Importe erklärt werden. Sind die Preise und
Lieferbedingungen im Ausland günstiger als bei der inländischen Produktion wird importiert.
Doch auch wenn die Produktion im Inland steigt hat dies natürlich auch Auswirkungen auf die
Importe. „..., weil sich der Bedarf an ausländischen Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffen und weil
sich
die
Nachfrage
nach
ausländischen
Konsumgütern
(aufgrund
der
mit
der
Industrieproduktion schwankenden Einkommen) in die gleiche Richtung wie die inländische
Industrieproduktion entwickeln.“42
2.6.
Die Konjunkturindikatoren
Um einen Konjunkturzyklus überhaupt aufstellen bzw. messen zu können benötigt man
Indikatoren. Diese Indikatoren bzw. deren Änderungen müssen den aktuellen Konjunkturstand
anzeigen und somit eine Messung des Konjunkturverlaufs erlauben. „Konjunkturschwankungen
werden durch bestimmte Meßgrößen, die sogenannten Konjunkturindikatoren, erfaßt. Die
Zeitreihen dieser Beobachtungsgrößen lassen die Schwankungen der Wirtschaftsaktivität
erkennen. (...) Dabei kann es sich um Indexreihen (z.B. Produktions- und Preisindizes), um
Quoten (z.B. Arbeitslosenquote) oder um Beziehungszahlen (z.B. Auftragseingang im
Verhältnis zum Umsatz) und ihre Veränderungsraten im Zeitablauf handeln.“43
Die zitierten Autoren nehmen im folgenden einen Dreiteilung der Indikatoren vor. Als erstes wird
eine Einteilung nach Märkten beschrieben, für welche die Indikatoren entwickelt wurden. So
sind z.B. der Auftragseingang oder die Produktion Indikatoren für die Gütermärkte, während
Bankliquidität und Kreditvolumen als Indikatoren für den Geldsektor fungieren. Die Zahl der
Beschäftigen oder die Arbeitslosenquote stellen dagegen Indikatoren für den Arbeitsmarkt dar.
Bei der zweiten Einteilung wird nach Sektoren unterschieden, für welche die Indikatoren
ermittelt
wurden.
Dabei
gibt
es
z.B.
Indikatoren
der
Industriekonjunktur
und
der
Investitionskonjunktur. Die dritte Einteilung zielt dagegen auf die zeitlichen Unterschiede, mit
der die Indikatoren den Konjunkturverlauf anzeigen. Auf die weitere Bedeutung von Früh-,
Präsens- und Spätindikatoren möchte ich im folgenden eingehen. Es ist unbestritten, dass man
mit Konjunkturindikatoren, den Konjunkturverlauf in der Vergangenheit messen kann, es ist
aber umstritten ob und inwieweit, besonders mit Indikatoren die „in die Zukunft blicken“, der
zukünftige Konjunkturverlauf prognostiziert werden kann. 44
2.6.1.
Die Frühindikatoren
Die Frühindikatoren geben an, welchen Verlauf die Konjunktur in naher Zukunft nehmen wird.
Als wichtige Zeitreihen gehören dazu die Auftragseingänge bei den Investitionsgüterindustrien
40
Müller, R./Röck, W.: Konjunktur-, Stabilisierungs- und Wachstumspolitik, Verlag W. Kohlhammer, 4. Auflage, 1993, Seite 83
Müller, R./Röck, W.: Konjunktur-, Stabilisierungs- und Wachstumspolitik, Verlag W. Kohlhammer, 4. Auflage, 1993, Seite 83
Müller, R./Röck, W.: Konjunktur-, Stabilisierungs- und Wachstumspolitik, Verlag W. Kohlhammer, 4. Auflage, 1993, Seite 85
43 Hewel, B./Neubäumer R. (Hrsg.): Volkswirtschaftslehre: Grundlagen der Volkswirtschaftstheorie und Wirtschaftspolitik,
Betriebswirtschaftlicher Verlag Dr. Th. Basler GmbH, 2. Auflage, 1998, Seite 368
41
42
15
und die Baugenehmigungen. „Stagnieren oder sinken die Auftragseingänge, so läßt sich mit
einiger Genauigkeit der Zeitpunkt bestimmen, an dem die Produktion und auch die
Beschäftigung zurückgehen wird.“45
2.6.2.
Die Präsensindikatoren
Die Präsensindikatoren geben den jeweiligen Stand der Wirtschaft innerhalb eines
Konjunkturzykluses zum Betrachtungszeitpunkt an. Präsensindikatoren sind vor allem die
Zeitreihen der Produktion, der Kapazitätsauslastung und der Beschäftigung. Nach anderen
Autoren46 ist auch das Sozialprodukt ein Präsensindikator, da das Sozialprodukt „die Konjunktur
direkt, d.h. ohne zeitliche Verzögerungen, mißt“.
2.6.3.
Die Spätindikatoren
Die Spätindikatoren, folgen wie es der Name schon erahnen läßt, der konjunkturellen
Entwicklung mit mehr oder weniger großer zeitliche Verzögerung. Als Zeitreihen gelten vor
allem die Preis- und Lohnindizes, schließlich passen sich z.B. die Löhne und Gehälter erst in
der Boomphase dem Aufwärtstrend an, da die Arbeitnehmervertretungen in den Tarifrunden
den konjunkturellen Aufschwung nicht mit zu hohen Lohnforderungen gefährden wollen.
2.6.4.
Probleme der Indikatoren
Wie eingangs schon erwähnt, wäre es sicher nur schwer möglich ohne geeignete Indikatoren
eine Konjunkturdiagnose bzw. –prognose zu erstellen, was wiederum Auswirkungen auf die
Konjunkturpolitik
hätte.
Schließlich
hängt
diese
entscheidend
von
der
Qualität
der
Konjunkturdiagnose bzw. –prognose ab.47 „Allerdings steht jede Konjunkturdiagnose und –
prognose mit Hilfe statistisch ermittelter Indikatoren vor großen Schwierigkeiten: Damit die
Zeitreihen den Konjunkturverlauf möglichst deutlich zeigen, müssen alle irregulären, saisonalen
und trendbedingten Einflüsse ausgeschaltet werden. Die Unterscheidung bereitet bei Zeitreihen
auf kurze Sicht oft große Schwierigkeiten.“ 48 Zudem ist die Unterteilung in Früh-, Präsens- und
Spätindikatoren nicht unproblematisch, da die zeitlichen Verzögerungen zwischen den Reihen
nicht konstant bleiben. „Aus der Entwicklung eines Frühindikators kann der kurzfristige
Konjunkturverlauf nicht mit Sicherheit bestimmt werden.“ 49 Zudem seien auch konjunkturelle
Wendepunkte schwer Vorauszusagen, da in den Konjunkturzyklen sowohl die Phasenlänge als
44
Gabler Wirtschaftslexikon, Betriebswirtschaftlicher Verlag Dr. Th. Gabler, 13. Auflage, 1992, Seite 1873
Hewel, B./Neubäumer R. (Hrsg.): Volkswirtschaftslehre: Grundlagen der Volkswirtschaftstheorie und Wirtschaftspolitik,
Betriebswirtschaftlicher Verlag Dr. Th. Basler GmbH, 2. Auflage, 1998, Seite 371
46 Baßeler U., Heinrich J., Koch W.: Grundlagen und Probleme der Volkswirtschaft, Wirtschaftsverlag Bachem, 13. Auflage,
1992, 673/674, Seite 674
47
vgl. Hewel, B./Neubäumer R. (Hrsg.): Volkswirtschaftslehre: Grundlagen der Volkswirtschaftstheorie und Wirtschaftspolitik,
Betriebswirtschaftlicher Verlag Dr. Th. Basler GmbH, 2. Auflage, 1998, Seite 371
48 Hewel, B./Neubäumer R. (Hrsg.): Volkswirtschaftslehre: Grundlagen der Volkswirtschaftstheorie und Wirtschaftspolitik,
Betriebswirtschaftlicher Verlag Dr. Th. Basler GmbH, 2. Auflage, 1998, Seite 372
49 Hewel, B./Neubäumer R. (Hrsg.): Volkswirtschaftslehre: Grundlagen der Volkswirtschaftstheorie und Wirtschaftspolitik,
Betriebswirtschaftlicher Verlag Dr. Th. Basler GmbH, 2. Auflage, 1998, Seite 372
45
16
auch die Stärke der Ausschläge unterschiedlich sein kann. Oftmals geht außerdem der
Zeitdruck, unter dem die statistischen Daten vorliegen müssen, auf Kosten der Präzision.
2.6.5.
Die Konjunkturtests
Das Problem der statistisch ermittelten Indikatoren besteht darin, dass psychologische
Faktoren, wie Einstellungen, Entscheidungen und Verhaltensweisen in der Zukunft aussehen,
nicht
berücksichtigt
werden.
Da
diese
psychologischen
Faktoren
aber
für
die
Konjunkturprognose besonders wichtig sind, werden die Indikatoren durch sogenannte
Tendenzbefragungen ergänzt. Diese sind auf die Urteile, Erwartungen und Pläne der
Wirtschaftssubjekte, aber besonders der Haushalte gerichtet. Ein Beispiel ist der Konjunkturtest
des Ifo-Instituts, bei dem monatlich rund 6000 Unternehmen befragt werden, „um Informationen
über den Auftragsbestand, die Preisentwicklung, das Geschäftsklima, die Lagebeurteilung
sowie die Auftragsbeurteilung der wichtigsten Sektoren der Volkswirtschaft zu erhalten“. 48
Dadurch, dass die Befragten keine exakten Zahlenwerte angeben, können Sachverhalte besser
dargestellt werden, wie z.B. die Änderung von Plänen, Erwartungen und Tendenzen. Zudem
werden
statt
numerischer
Zahlen
für
die
Konjunkturforschung
besonders
wichtige
Entwicklungstendenzen sichtbar gemacht. Durch Zusatzfragen kann man zudem kurzfristig
weitere Informationen zu drängenden Problemen der Konjunkturforschung bekommen.
3.
Konjunkturanalyse
3.1.
Einleitung
Die Konjunkturanalyse bzw. –diagnose befaßt sich mit der Standortbestimmung innerhalb des
Konjunkturzyklus.
Dazu
Zeitreihenanalyse,
bei
gibt
der
es
verschiedene
Zeitreihen
Möglichkeiten.
bestimmter
Eine
makroökonomischer
davon
ist
Größen
die
(z.B.
Bruttosozialprodukt, Investitionen) zu Grunde gelegt werden. Eine weitere Möglichkeit sind die
Konjunkturindikatoren (siehe 2.4.) die mittels Zeitreihen konstruiert werden können. Zudem gibt
es neben den Konjunkturtests (siehe 2.5.) die Methode, das Produktionspotential und die
tatsächliche Produktion miteinander zu vergleichen. Aus diesem Vergleich kann der
konjunkturelle Zustand einer Wirtschaft abgeleitet werden.
Die Meinung über die wirtschaftliche Situation in der sich die Bundesrepublik Deutschland an
der Schwelle zum 21. Jahrhundert befindet, gehen zwar nicht weit auseinander, doch sie
unterscheiden sich dennoch in einzelnen Passagen. In der nachfolgenden Punkten werden ich
versuchen, die einzelnen Standpunkte über die wirtschaftliche Situation in Deutschland
darzustellen. In meinen Ausführungen über die Konjunkturanalyse werde ich mich auf die
Bundesrepublik Deutschland und die Jahre von 1992 bis 1999 beschränken. Das erste und
zweite Quartal des Jahres 2000 und die Erwartungen für die folgende Jahre sind unter 4.
Konjunkturprognose zusammengefaßt.
17
3.2.
Ausgangssituation
„Nach einer Phase mit nachlassendem Wachstum und ungünstiger Entwicklung des
Geschäftsklimas zeichnet sich nunmehr eine konjunkturelle Erholung ab“, heißt es in
„Wirtschaftsberichte
1998-1999
–
Deutschland“
der
„Organisation
für
wirtschaftliche
Zusammenarbeit und Entwicklung (0ECD)“50. Die gleiche Ausgangslage beschreibt auch der
Informationsdienst des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln: „In den vergangenen Jahren war
es immer dasselbe Lied: Getrieben vom Außenhandel setzte die Konjunktur in Deutschland
zum Aufschwung an. Doch ebenso schnell ging ihr meist wieder die Puste aus – ein
längerfristig solides Wachstumstempo wurde nicht erreicht. Wiederholt sorgten externe und
hausgemachte Störungen für Bremsmanöver. Beides zusammen verlieh der deutschen
Konjunktur
ein
Wellblechprofil.“51
Die
Mitglieder
der
Arbeitsgemeinschaft
deutscher
wirtschaftswissenschaftlicher Forschungsinstitute kommen in ihrem Frühjahrsgutachten 2000 52
zu dem Schluss: „Deutschland befindet sich wie die anderen EWU-Länder in einem kräftigen
wirtschaftlichen Aufschwung. Seit Mitte 1999 sind Nachfrage und Produktion deutlich aufwärts
gerichtet, und die gesamtwirtschaftliche Kapazitätsauslastung nimmt rasch zu. Im Herbst hat
die konjunkturelle Erholung auf den Arbeitsmark übergegriffen. Die Zahl der Erwerbstätigen, die
zuvor im Gefolge der vorangegangenen konjunkturellen Abkühlung rückläufig gewesen war, hat
sich seither deutlich erhöht, und die Arbeitslosigkeit ist beträchtlich zurückgegangen.“
Wirtschaftswachstum im Euroraum und
Deutschland
prozentuale Veränderung des realen Bruttoinlandprodukts
4
3,5
3
2,5
2
1,5
1
0,5
0
3,5**
schwarze Balken: Deutschland
graue Balken:
Europa
2,7
2,2 2,2
1,3
3,3**
2,8*
2,8*
2000
2001
2,2
1,5
1,5
0,8
1996
1997
1998
1999
Quelle: siehe Quellenverzeichniss, * Prognose Frühjahrsgutachten, ** Prognose OECD
Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD), Wirtschaftsberichte 1998-1999 – Deutschland,
aus: http://www.Welt.de/Wirtschaft/Dokumtentation/OECD.pdf, Seite 11
51 IW-Konjunkturprognose 2000 in iwd, Informationsdienst des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln, Ausgabe Nr. 42,
Jahrgang 25, Seite 4 und 5 aus http://www.iwkoeln.de
52 Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft deutscher wirtschaftswissenschaftlicher Forschungsinstitute, Die Lage der Weltwirtschaft
und der deutschen Wirtschaft im Frühjahr 2000, 14. April 2000, Seite 30
50
18
3.3.
Der Außenhandel
Nach Informationen der OECD53 schwächte sich das Exportwachstum im Jahr 1998 drastisch
ab und wurde in saisonbereinigter Rechnung im zweiten Halbjahr sogar negativ. Ursache für
diese Entwicklung war vor allem der Nachfragerückgang aus den Krisenregionen Asiens und
Lateinamerikas sowie Rußlands. Bedingt durch die geographische Lage und die Spezialisierung
der Industrie auf Maschinenbauerzeugnisse und industrielle Vorprodukte, für die Nachfrage aus
den Krisenregionen stark abnahm, war diese Entwicklung in Deutschland stärker spürbar als in
anderen
europäischen
Ländern.
„Darüber
hinaus
war
der
unmittelbare
Effekt
der
Ausfuhrabschwächung auf das gesamtwirtschaftliche Wachstum in Deutschland ausgeprägter,
weil die Güter- und Dienstleistungsexporte nahezu 30 % zum nominalen BIP beitragen, was
weit über dem OECD-Durchschnitt liegt.“54. Im ersten Quartal 1999 nahmen die Einfuhren und
Ausfuhren wieder zu. Jedoch sanken die Lieferungen nach Südamerika und Rußlands
nochmals, während sich das Exportgeschäft mit den dynamischen Volkswirtschaften Asiens
und Japan wieder belebte. Eine besondere Dynamik hatten jedoch die Exporte nach
Nordamerika.
3.4.
Die Investitionen
Nachdem im Jahr 1993 256,2 Mrd. DM des Inlandsprodukts in Ausrüstungen investiert wurden,
folgte im Jahr 1994 ein herber Rückschlag. Schließlich wurden da 4,9 Mrd. DM weniger
investiert als noch ein Jahr zuvor. Nachdem sich die Investitionen in Ausrüstungen in den
beiden folgenden Jahren im gleichen prozentualem Ausmaß (jeweils etwa 1,2 Prozent
gegenüber dem Vorjahr) steigerten, ist in den Jahren 1997 mit 3,4 Prozent und 1998 mit 9,2
Prozent ein erheblich höherer Anstieg zu verzeichnen. 1999 stiegen die Investitionen im
Vergleich zum Vorjahr um 5,1 Prozent. Der Anteil der Investitionen in Ausrüstungen am
Bruttoinlandsprodukt betrug im Jahr 1999 8,2 Prozent. Das die Investitionen im Jahr 1998
stärker anstiegen, als 1999 kann zu großen Teilen auf die Wirtschaftspolitik der rot-grünen
Bundesregierung zurückgeführt werden, die in den ersten Monaten nach der Wahl kein klares
Konzept erkennen ließ55.
Während die Investitionen für Ausrüstungen in den vergangenen Jahren also in einem
normalen Level stiegen, nahmen die Investitionen in Bauten seit 1993 (482,1 Mrd. DM) bis 1999
(465,7 Mrd. DM) stetig ab. Einzig die Investitionen für sonstige Anlagen, also immaterielle
Anlageinvestitionen (z.B. EDV-Software) sowie Nutztiere und –pflanzen nahmen in den Jahren
von 1993 (bis 1999 beträchtlich zu. Ursachen dafür ist vor allem die gestiegene Bedeutung des
Internets für die Unternehmen. Da niemand damit gerechnet hat, dass das Internet so schnell
unser Leben verändern wird, waren natürlich auch die Unternehmen nicht darauf vorbereitet.
vgl. Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD), Wirtschaftsberichte 1998-1999 –
Deutschland, aus: http://www.Welt.de/Wirtschaft/Dokumtentation/OECD.pdf, Seite 33
54 Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD), Wirtschaftsberichte 1998-1999 – Deutschland,
aus: http://www.Welt.de/Wirtschaft/Dokumtentation/OECD.pdf, Seite 33
55 vgl. Deutsche Bundesbank, Monatsbericht April 2000, Seite 60
53
19
Um sich für den e-commerce tauglich zu machen, musste also in neue Rechnertechnik
investiert werden. Wer dagegen nicht wegen dem Internet in neue Technik investierte, dem
kostete dafür das „Jahr-2000-Problem“ eine gewaltige Stange Geld.
3.5.
Der private Konsum und die Einkommen
Während die Haushalte im Jahr 1998 ihre Verbrauchsausgaben um real 2 Prozent gesteigert
hatten, lag der private Konsum im zweiten Quartal 1999 um 0,5 unter dem Wert des ersten
Quartals. „(...) und dies, obwohl das höhere Kindergeld, niedrigere Rentenbeiträge,
Steuersenkungen und die jüngsten Tarifabschlüsse zusätzliches Geld in die Haushaltskassen
gespült haben. Offenbar kommt ohne eine durchgreifende Beschäftigungssteigerung und die
dadurch erzielten höheren Einkommen nicht die rechte Kauffreude auf.“ 56
Die in der folgenden Tabelle wiedergegebenen Daten basieren auf Angaben der Deutschen
Bundesbank, die im Monatsbericht April 2000 auf Seite 66 veröffentlicht wurden:
Einkommen der privaten Haushalte* in Deutschland
Jahr
Nettolöhne und Gehälter**
in Mrd. DM
in Prozent
Verfügbares Einkommen***
in Mrd. DM
in Prozent
Sparen****
in Mrd. DM
in Prozent
1991
937,4
0
1915,5
0
250,1
0
1992
998,8
6,5
2051,4
7,1
265,4
6,1
1993
1028
2,9
2120,8
3,4
263,3
-0,8
1994
1024,1
-0,4
2178,5
2,7
253,4
-3,7
1995
10309
0,7
2253,7
3,5
252,1
-0,5
1996
1024,5
-0,6
2304,7
2,3
249,3
-1,1
1997
1004,6
-1,9
2351,3
2
244,6
-1,9
1998
1021,6
1,7
2416,6
2,8
241,9
-1,1
1999
1040,1
1,8
2469,6
2,2
230,9
-4,5
* Private Haushalte einschließlich Organisationen ohne Erwerbszweck; ** Nach Abzug der Lohnsteuer und der Sozialbeiträge
der Arbeitnehmer; *** Masseneinkommen zuzüglich Betriebsüberschuss, Selbststädnigeneinkommen; Vermögenseinkommen
(netto); übrige empfangene laufende Transfers; Einkommen der privaten Organisationen; abzüglich Steuern (ohne Lohnsteuer
und Verbrauchsnahe Steuern) und übriger geleisteter laufender Transfers. Einschl. der Zunahme betrieblicher
Versorgungsansprüche. Die Formulierung "in Prozent" entspricht der Veränderung gegenüber Vorjahr in Prozent
Aus der Tabelle ist leicht ersichtlich, dass die Nettolöhne und Gehälter zwischen 1991 und
1993, davon 1992 sogar mit 6,5 Prozent, stiegen. Ab dem Jahr 1994 ist eine Kehrtwende
erkennbar. Die Einkommen stiegen plötzlich nicht mehr, sondern entwickelten sich in den
Jahren 1994, 1996 und 1997 sogar negativ. Auch die Steigerungen in den Jahren 1998 und
1997 ist nicht mit den Steigerungen in den Jahren 1991 bis 1993 zu vergleichen. Dennoch stieg
das verfügbare Einkommen zwischen 1991 und 1999 merklich an. Da auch das
Sparaufkommen in den betrachteten Jahren zurückging, kann man sagen, dass der Wirtschaft
56
IW-Konjunkturprognose 2000 in iwd, Informationsdienst des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln, Ausgabe Nr. 42,
Jahrgang 25, Seite 4 und 5 aus http://www.iwkoeln.de
20
in den vergangenen Jahren mehr Geld zur Verfügung stand, was natürlich auch die Konjunktur
ankurbelte.
3.6.
Der Arbeitsmarkt
„Nachdem die Beschäftigung von 1993 bis 1997 ständig zurückgegangen war, nahm die Zahl
der
Erwerbstätigen
1998
auf
Basis
der
Volkswirtschaftlichen
Gesamtrechnung
um
durchschnittlich 135.000 zu (...).“57 Diese günstigere Entwicklung im Jahr 1998 ist vor allem auf
die Beschäftigungszuwächse im Dienstleistungssektor zurückzuführen, die Beschäftigung in der
Bauwirtschaft schrumpfte erneut und auch der langfristig rückläufige Trend der Beschäftigung in
der Industrie setzte sich fort, jedoch mit einen langsameren Tempo. Eine weitere Ursache für
den Rückgang ist nach OECD-Angaben die Tatsache, dass es sich bei 60 Prozent der neuen
Arbeitsplätze
um
öffentlich
subventionierte
Beschäftigungsverhältnisse
handelte.
„Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen sowie Weiterbildungs- und Umschulungsprogramme wurden
seit dem ersten Quartal rasch ausgebaut, was eine Umkehr der zuvor verfolgten Politik eines
schrittweisen Abbaus der aktiven Arbeitsmarktprogramme darstellte .“ 58
Zwischen Frühjahr und Ende 1998 fielen die monatlichen Arbeitslosenquoten um 1,5
Prozentpunkte
im
Westen
und
1
Prozentpunkt
im
Osten.
Dennoch
blieben
die
Arbeitslosenquoten mit 9 Prozent im Westen und 18 Prozent im Osten hoch. „Der Rückgang
der saisonbereinigten Arbeitslosenquoten kam im Frühjahr 1999 zum Stillstand, was sich
einmal aus dem weniger intensiven Rückgriff auf subventionierte Beschäftigung und
Weiterbildungsmaßnahmen erklärte und zum anderen daraus, dass der Beschäftigungsaufbau
auf dem ersten Arbeitsmarkt stagnierte. (...) Unter längerfristigen Aspekten ist die Entwicklung
von 1998 als jedoch als recht ermutigend anzusehen.“59
3.7.
Die Preise
Die Zahlen des Preisindex für die Lebenshaltung aller privaten Haushalte sprechen seit 1995
eine deutliche Sprache. So stiegen die Preise (jeweils im Vergleich zum Vorjahr) 1996 um 1,4
Prozent und 1997 um 1,9 Prozent. Dann ist eine deutliche Kehrtwende zu erkennen. Denn im
Jahr 1998 war nur noch ein Anstieg um 1,0 Prozent und 1999 um nur noch 0,6 Prozent zu
verzeichnen. Bemerkenswert ist, dass zwar bei den „anderen Ver- und Gebrauchsgütern“, „den
Dienstleistungen ohne Wohnungsmieten“ und den „Wohnungsmieten“ seit 1995 ein ständiger
Anstieg zu verzeichnen ist, während die Preise für Lebensmittel seit Dezember 1998 sinken.
Auch wenn dafür keine exakten Zahlen vorliegen, kann davon ausgegangen werden, dass
durch die „Zerschlagung des Postmonopols“ und den Preiskampf der neu dazugekommenen
Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD), Wirtschaftsberichte 1998-1999 – Deutschland,
aus: http://www.Welt.de/Wirtschaft/Dokumtentation/OECD.pdf, Seite 41
57
Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD), Wirtschaftsberichte 1998-1999 – Deutschland,
aus: http://www.Welt.de/Wirtschaft/Dokumtentation/OECD.pdf, Seite 41
59 Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD), Wirtschaftsberichte 1998-1999 – Deutschland,
aus: http://www.Welt.de/Wirtschaft/Dokumtentation/OECD.pdf, Seite 41
58
21
privaten Anbieter die Preise für die Nachrichtenermittlung (Telefontarife) in den vergangenen
Jahren gesunken sind.60
Die Ursachen für die Entwicklung der Preise nach oben liegen vor allem in den steigenden
Ölpreisen, dem Wertverlust des Euro sowie in der ökologischen Steuerreform, die im April 1999
und Januar 2000 die Steuern auf Energieträger erhöhte.
4.
Konjunkturprognose
4.1.
Einleitung
Unter der Konjunkturprognose versteht man die bedingte Vorhersage über den zukünftigen
Verlauf der konjunkturellen Entwicklung. Als Grundlage dient die Konjunkturanalyse bzw. –
diagnose. Zudem stützen sich die Verfasser von Konjunkturprognosen auf die Erfahrung, „daß
im Verhalten der Menschen oder den übrigen das Wirtschaftsgeschehen beeinflussenden
Faktoren Regelmäßigkeiten vorhanden sind, deren Auftreten auch in Zukunft mit einer
gewissen
Wahrscheinlichkeit
erwartet
werden
kann“ 61.
Die
Volkswirtschaftliche
Gesamtrechnung, die ein Gesamtbild der Wirtschaftslage vermittelt ist Gegenstand der
Konjunkturprognose.
Die
Veränderungsraten
des
Bruttosozialprodukts,
des
privaten
Verbrauchs, der Investitionen, des Außenhandels, der Preise, der Einkommen und der
Beschäftigung sind einzelne Größen denen im Rahmen der Konjunkturprognose besondere
Aufmerksamkeit zukommt.
4.2.
Ausgangssituation
„Optimistisch wie in den vergangenen zwei Jahrzehnten nicht mehr sehen Experten die Zukunft
der Weltwirtschaft: Das internationale Wirtschaftsklima, das aus Einschätzungen von 600
Fachleuten aus 81 Ländern vom Münchner Ifo-Institut ermittelt wird, erreichte im Januar mit
6,55 Punkten auf einer Skala von eins (sehr schlecht) bis neun (sehr gut) den höchsten Wert
seit Beginn der Erhebung 1981“, schreibt zum Beispiel die „Financial Times Deutschland“ 62.
Und in der Zusammenfassung zum „Frühjahrsgutachten 2000“ heißt es: „Die konjunkturellen
Aussichten für die deutsche Wirtschaft sind damit so günstig wie seit langem nicht mehr. Wie im
übrigen Euro-Raum vollzieht sich der Aufschwung auch in Deutschland bei weitgehend stabilem
Preisniveau. Bereits für den Verlauf des Jahres 2001 ist aber damit zu rechnen, dass sich das
Tempo verringert, wenn auch keine ausgeprägte Schwäche droht.“ 63 Die Prognosen, wie sich
die weltwirtschaftliche Lage in den Jahren 2000/2001 entwickeln wird, haben natürlich auch
Auswirkungen auf die zu erwartende Entwicklung in der Bundesrepublik Deutschland. Laut der
DIHT-Konjunkturumfrage vom Februar 200064 rechnen die befragten Unternehmen für das Jahr
2000 mit einer „kräftigen Zunahme ihrer Geschäftstätigkeit“.
Die einzelnen Erwartungen in den Bereichen Außenhandel, Investitionen, Privater Konsum und
Einkommen, Arbeitsmarkt und Preise sollen im folgenden dargestellt werden.
60
vgl. Deutsche Bundesbank, Monatsbericht April 2000, Seite 65
Gabler Wirtschaftslexikon, Betriebswirtschaftlicher Verlag Dr. Th. Gabler, 13. Auflage, 1992, Seite 1878
Onlineausgabe der „Financial Times Deutschland“, http://www.ftd.de/pw/in/FTD952376036371.html, vom 10. Mai 2000
63 Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft deutscher wirtschaftswissenschaftlicher Forschungsinstitute, Die Lage der Weltwirtschaft
und der deutschen Wirtschaft im Frühjahr 2000, 14. April 2000, Seite jj
64 vgl. DIHT-Konjunkturumfrage vom Februar 2000, aus http://www.diht.de/inhalt/fakten/umfragen/konj02_2000_ergebnis.html)
61
62
22
4.3.
Der Außenhandel
„Die Exporterwartungen der Unternehmen für das Jahr 2000 sind von starker Zuversicht
geprägt. Die Exportwirtschaft baut auf einen breiten weltwirtschaftlichen Aufschwung und die
verbesserte Wettbewerbsfähigkeit ihrer Produkte. Die Euro-Schwäche begünstigt zusätzlich die
Exportentwicklung“, heißt es in der DIHT-Konjunkturumfrage65. Ähnlich positiv bewertet auch
das Institut der deutschen Wirtschaft die zukünftige Situation, schließlich habe die deutsche
Exportwirtschaft unter den Finanz- und Wirtschaftskrisen in verschiedenen Ländern (Asien,
Russland) stärker gelitten als die übrigen europäischen Länder oder die USA. „Die hohe
Abhängigkeit vom globalen Handelsklima kommt den deutschen Exporteuren jetzt allerdings zu
gute“, glaubt das Institut der deutschen Wirtschaft66. Schließlich seien die „Krisenmärkte“ in
Südostasien und Südamerika vorerst unter Kontrolle, in den USA sei kein abruptes Ende des
Booms in Sicht und auch auf dem wichtigsten Markt der deutschen Exporteure, in Westeuropa,
stünden die Signale auf Grün. Ähnlich werden die Auslöser für den wieder steigenden
Außenhandel
im
Frühjahrsgutachten
2000 67
beschrieben,
jedoch
wird
hier
der
ausschlaggebende Punkt vor allem in der Expansion der Weltkonjunktur und der Abwertung
des Euro gesehen. Mit sechs Prozent werde der Welthandel im Jahr 2000 nach Schätzungen
des Instituts der deutschen Wirtschaft doppelt so schnell wachsen wie 1999. Zudem werde
Deutschland in diesem Jahr 6,5 Prozent mehr Waren und Dienstleistungen an das Ausland
liefern als 1999. Im Frühjahrsgutachten 2000 68
wird die Situation noch optimistischer
betrachtet, schließlich werden nach dieser Prognose die realen Exporte von Waren und
Dienstleistungen um 9,3 Prozent im Jahr 2000 und um 6,4 Prozent im darauffolgenden Jahr
zunehmen. Dennoch wird davon ausgegangen, dass sich die weltwirtschaftliche Dynamik in
den Jahren 2000/01 allmählich verringern, und so der Export an Schwung verlieren wird. In den
USA wird eine Abflachung der Konjunktur erwartet, was zur Folge hätte, dass von dort deutlich
schwächere Impulse ausgehen als bisher. Während sich in Westeuropa die Expansion im Laufe
des Jahres 2001 verlangsamen wird, werden die Exporte in mitteleuropäischen Reformländer,
mit fortschreitender Erholung in diesen Ländern, merklich expandieren. Zudem wird davon
ausgegangen, dass sich Wettbewerbssituation von Anbietern aus Deutschland graduell
verbessert, weil die Lohnstückkosten in den übrigen Mitgliedsländern leicht steigen, während
sie hier etwa gleich bleiben.
Die Chefvolkswirte namhafter privater Banken gehen ebenfalls von einer positiven Entwicklung
der Exporte aus. „Die dynamischste Nachfragekomponente im Euro-Raum werden die Exporte
sein. Im Zuge der Erholung der Weltwirtschaft und der niedrigen Eurobewertung werden sie
65
DIHT-Konjunkturumfrage vom Februar 2000, aus http://www.diht.de/inhalt/fakten/umfragen/konj02_2000_ergebnis.html)
IW-Konjunkturprognose 2000 in iwd, Informationsdienst des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln, Ausgabe Nr. 42,
Jahrgang 25, Seite 4 und 5 aus http://www.iwkoeln.de
67 vgl. Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft deutscher wirtschaftswissenschaftlicher Forschungsinstitute, Die Lage der
Weltwirtschaft und der deutschen Wirtschaft im Frühjahr 2000, 14. April 2000, Seite 33
68 Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft deutscher wirtschaftswissenschaftlicher Forschungsinstitute, Die Lage der Weltwirtschaft
und der deutschen Wirtschaft im Frühjahr 2000, 14. April 2000, Seite 36
66
23
deutlich an Schwung gewinnen. Die Importe nehmen zwar ebenfalls deutlich zu, ihr Anstieg
bleibt aber hinter dem Zuwachs der Ausfuhren zurück; der Handelbilanzüberschuß des EuroRaums wird sich folglich weiter ausdehnen. Auch hier ein Hinweis zur Bedeutung dieser beiden
Aggregate: Die Exporte des Euro-Raums belaufen sich auf etwa 14 % und die Importe auf rund
11 % des Bruttoinlandsprodukts.“69 Die Experten vom Institut der deutschen Wirtschaft ziehen
abschließend folgendes Fazit: „Da die Importe etwas schlechter laufen, wird der Außenbeitrag
(Saldo aus Ex- und Importen) im Jahr 2000 auf rund 68 Milliarden DM steigen und fast den
Rekordwert von 1997 erreichen.“70
4.4.
Die Investitionen
Nach Informationen des DIHT wurde die Investitionsbereitschaft der Unternehmen zu Beginn
des Jahres 2000 durch die Tarifpolitik belastet, da die überraschend hohen Tarifforderungen die
Betriebe dazu veranlaßten sich bei den Erweiterungsinvestitionen zurückzuhalten. Der DIHT
geht davon aus, dass statt der Erweiterungsinvestitionen Rationalisierungsinvestitionen wieder
stärker in den Vordergrund rücken, falls es bei der nächsten Tarifrunde zu einer übermäßigen
Erhöhung der Arbeitskosten komme. Dennoch hätten die Unternehmen, wenn auch moderat,
ihr Investitionsbudget in diesem Jahr aufgestockt. Damit würden die Unternehmen auf die
erhöhte
Kapazitätsauslastung
reagieren.
„Insbesondere
die
exportorientierte
Industrie
verzeichnet einen steigenden Auslastungsgrad; dort gewinnt die Erweiterung der Kapazitäten
als Motiv spürbar an Bedeutung. Auch die Produktinnovation rückt in den Vordergrund. Eine
Stütze für die Investitionstätigkeit bleiben die neuen Informationstechniken.“ 71 Nach Meinung
des Instituts der deutschen Wirtschaft72, sind die Steuerpläne der Bundesregierung „nicht dazu
angetan, die Investitionslaune der Unternehmen zu verbessern“. Das Frühjahrsgutachten 2000
vertritt dagegen die Auffassung, dass die Investitionsbedingungen in den Jahren 2000 und 2001
günstig bleiben. Die Impulse vom Export würden zwar allmählich nachlassen, dafür würden
aber von der sich festigenden Binnenwirtschaft verstärkte Investitionsanreize ausgehen. „Die
derzeit schon relativ hohe und weiter zunehmende Kapazitätsauslastung gibt zudem Anlaß zu
Erweiterungsinvestitionen.“73 Sowohl das Institut der deutschen Wirtschaft als auch das
Frühjahrsgutachten 2000 gehen davon aus, dass es zu Vorzieheffekten bei den Investitionen
kommt, weil durch die im Jahr 2001 in Kraft tretende Unternehmenssteuerreform die
Abschreibungsregelungen voraussichtlich verschärft werden.
„Im nächsten Jahr werden die Absatzerwartungen der Unternehmen durch die schwächere
Exportdynamik beeinträchtigt. Dem steht allerdings eine kräftige Ausweitung des privaten
Verbrauchs durch die expansiven Impulse der Einkommenssteuerreform gegenüber; zudem
69
Konjunkturprognose 2000; Ausschuss für Wirtschafts- und Währungspolitik des Bundesverbandes Deutscher Banken,
Pressegespräch vom 2. Februar 2000; aus www.bdb.de/html/01_presse/sub_02_vortraege/presse_p_0221.html, Seite 3
70 IW-Konjunkturprognose 2000 in iwd, Informationsdienst des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln, Ausgabe Nr. 42,
Jahrgang 25, Seite 4 und 5 aus http://www.iwkoeln.de
71
Statement von Dr. Franz Schoser, Hauptgeschäftsführer des DIHT, am 23. Februar 2000 zur DIHT-Konjunkturumfrage; aus
http://www.diht.de/inhalt/download/umfr_fr_00_schosser.doc, Seite 3
72 IW-Konjunkturprognose 2000 in iwd, Informationsdienst des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln, Ausgabe Nr. 42,
Jahrgang 25, Seite 4 und 5 aus http://www.iwkoeln.de
73 Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft deutscher wirtschaftswissenschaftlicher Forschungsinstitute, Die Lage der Weltwirtschaft
und der deutschen Wirtschaft im Frühjahr 2000, 14. April 2000, Seite 38
24
bleiben die Ertragsperspektiven bei kaum steigenden Lohnstückkosten weiterhin günstig.“74
Nach Schätzungen des Instituts der deutschen Wirtschaft 75 ist bei den Investitionen in
Ausrüstungen im Jahr 2000 nur ein reales Puls von 6 Prozent zu erwarten, was in etwa dem
Niveau des Vorjahres entspreche. Im Frühjahrsgutachten 200076 wird mit einen Zuwachs um
6,7 Prozent im Jahr 2000 und 7,2 Prozent 2001 gerechnet.
4.5.
Der private Konsum und die Einkommen
„Im weiteren Verlauf dieses Jahres dürfte der private Konsum infolge beschleunigt steigender
Einkommen an Fahrt gewinnen.“77 Die durchschnittliche Tariflohnerhöhung falle mit
voraussichtlich 2,2 Prozent zwar geringer aus als im Vorjahr, jedoch würden die Bruttolöhne
und
-gehälter mit der weiteren Zunahme der Beschäftigungszahl stärker steigen als in den
Jahren zuvor. Infolge der guten Konjunktur werden sich auch die Selbständigen- und
Vermögenseinkommen ausweiten. „Insgesamt legen die verfügbaren Einkommen der privaten
Haushalte mit 3,8 % deutlich zu; dies entspricht einem realen Einkommenszuwachs von 2,2 %.
Die privaten Konsumausgaben erhöhen sich im laufenden Jahr in etwa gleichem Ausmaß.“ 78
Durch die Senkung der Einkommenssteuer werden die Haushalte im Jahr 2001 entlastet. Die
Wirtschaftsforschungsinstitute gehen davon aus, dass bei „ähnlichen Tarifabschlüssen wie in
diesem Jahr und bei einer weiteren deutlichen Beschäftigungszunahme (...) die Nettolöhne und
–gehälter um 5,5 % expandieren“79 werden. Die verfügbaren Einkommen der Haushalte dürften
insgesamt um 4 Prozent steigen. „Real wird sich das Einkommensplus auf 3 % belaufen. Bei
leicht erhöhter Sparquote werden die realen Konsumausgaben im Jahr 2001 um 2,8 %
zunehmen.“80
4.6.
Der Arbeitsmarkt
Wie üblich wirkt sich konjunkturelle Erholung mit Verzögerung auch auf den Arbeitsmarkt aus.
Während des Winterhalbjahres nahm die Beschäftigung bereits merklich zu. Die Experten des
Frühjahrsgutachtens 200081 gehen davon aus, dass die erwartete konjunkturelle Entwicklung zu
einer weiteren Zunahme der Erwerbstätigkeit in Westdeutschland führen wird. Vor allem in der
Industrie werde die Nachfrage nach Arbeitskräften lebhafter, wogegen im Baugewerbe der
Personalabbau lediglich nachlassen dürfte. „In Deutschland insgesamt ist ein Anstieg der Zahl
der Erwerbstätigen im Jahresverlauf um 280 000 in diesem und um 265 000 im nächsten Jahr
74
Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft deutscher wirtschaftswissenschaftlicher Forschungsinstitute, Die Lage der Weltwirtschaft
und der deutschen Wirtschaft im Frühjahr 2000, 14. April 2000, Seite 39
75 vgl. IW-Konjunkturprognose 2000 in iwd, Informationsdienst des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln, Ausgabe Nr. 42,
Jahrgang 25, Seite 4 und 5 aus http://www.iwkoeln.de
76 vgl. Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft deutscher wirtschaftswissenschaftlicher Forschungsinstitute, Die Lage der
Weltwirtschaft und der deutschen Wirtschaft im Frühjahr 2000, 14. April 2000, Seite 39
77 Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft deutscher wirtschaftswissenschaftlicher Forschungsinstitute, Die Lage der Weltwirtschaft
und der deutschen Wirtschaft im Frühjahr 2000, 14. April 2000, Seite 42
78 Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft deutscher wirtschaftswissenschaftlicher Forschungsinstitute, Die Lage der Weltwirtschaft
und der deutschen Wirtschaft im Frühjahr 2000, 14. April 2000, Seite 42
79
Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft deutscher wirtschaftswissenschaftlicher Forschungsinstitute, Die Lage der Weltwirtschaft
und der deutschen Wirtschaft im Frühjahr 2000, 14. April 2000, Seite 43
80 Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft deutscher wirtschaftswissenschaftlicher Forschungsinstitute, Die Lage der Weltwirtschaft
und der deutschen Wirtschaft im Frühjahr 2000, 14. April 2000, Seite 43
81 Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft deutscher wirtschaftswissenschaftlicher Forschungsinstitute, Die Lage der Weltwirtschaft
und der deutschen Wirtschaft im Frühjahr 2000, 14. April 2000, Seite 48
25
zu erwarten“, heißt es im Frühjahrsgutachten 2000 82. Vorsichtiger sind die Schätzungen des
IWD: „Im kommenden Jahr (2000, Anm. d. Verf.) wird die Zahl der Erwerbstätigen im Schnitt
voraussichtlich um rund 180.000 höher liegen als 1999.“ 83 Insgesamt steige die Zahl der
Erwerbstätigen damit auf 36,3 Millionen Menschen.
Doch auch im Kampf gegen die Arbeitslosigkeit werde Deutschland Fortschritte machen. Nach
Prognose des Instituts der deutschen Wirtschaft ist im Jahresdurchschnitt 2000 mit einem
Rückgang der Erwerbslosenzahlen um 280.000 auf 3,8 Millionen Menschen zu rechnen. Für
das Jahr 2001 wird laut Frühjahrsgutachten ein Rückgang um 330.000 Arbeitslose erwartet,
was zur Folge hätte, dass die Zahl der Arbeitslosen im letzten Vierteljahr 2001 saisonbereinigt
knapp 3,4 Millionen betragen würde. Für Ostdeutschland wird dagegen nur ein geringer
Rückgang der Arbeitslosenzahlen erwartet. Der Rückgang der Erwerbslosenzahlen hat seine
Ursache jedoch vor allem in der demographischen Entwicklung, schließlich wird die Zahl der
erwerbsfähigen und erwerbswilligen Menschen in den kommenden Jahren um 150.000 bis
200.000 schrumpfen.
4.7.
Die Preise
Aufgrund des Ansteiges der Ölpreise und den schwachen Euro sind die Preise in den ersten
drei Monaten des Jahres 2000 mehr als deutlich gestiegen. So stieg der Preisindex für die
Lebenshaltung aller privaten Haushalte in Deutschland insgesamt im Vergleich zu den selben
Monaten des Vorjahres z.B. im Januar um 1,6 Prozent, im Februar um 1,8 Prozent und im März
sogar um 1,9 Prozent.84 Sowohl bei den „anderen Ver- und Gebrauchsgütern“, den
„Dienstleistungen ohne Wohnungsmieten“, sowie bei den „Wohnungsmieten“ war ein
Preisanstieg zu verzeichnen. Einzig die Preise für Nahrungsmittel nahmen in den erwähnten
drei Monaten im Vergleich zu den selben Monaten des Vorjahres zwischen 1,1 und 1,7 Prozent
ab82. Die ersten drei Monate im Jahr 2000 laufen meiner Meinung nach dem Trend entgegen.
Schließlich stiegen die Preise in den Jahren 1998 und 1999 nicht mehr so stark wie 1996 und
1997 (siehe 3.7.) Aus dem mir vorliegenden Zahlenmaterial ist erkennbar, dass die Preise in
den ersten drei Monaten so stark stiegen wie seit März 1998 nicht mehr.
Nach Meinung der Verfasser des Frühjahrsgutachtens wird sich der Preisanstieg im Verlaufe
dieses Jahres verlangsamen. Dies wird jedoch nur dann passieren, wenn die Ölpreise wieder
sinken und die Lohnstückkosten in diesem Jahren leicht zurückgehen. Die Teuerungsrate wird
im Jahresdurchschnitt 1,5 Prozent betragen. Im Jahr 2001 dürfte das Preisklima ebenfalls
günstig bleiben, da die Preiserhöhungsspielräume auf Grund der hohen Wettbewerbsintensität
begrenzt. „Inflationsdämpfend wirken die weitgehend unverändert bleibenden Lohnstückkosten,
82
Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft deutscher wirtschaftswissenschaftlicher Forschungsinstitute, Die Lage der Weltwirtschaft
und der deutschen Wirtschaft im Frühjahr 2000, 14. April 2000, Seite 48
83 IW-Konjunkturprognose 2000 in iwd, Informationsdienst des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln, Ausgabe Nr. 42,
Jahrgang 25, Seite 4 und 5 aus http://www.iwkoeln.de
84 vgl. Deutsche Bundesbank, Monatsbericht April 2000, Seite 65
26
sowie die hier angenommene leichte Aufwertung des Euro.“ 85 Die Lebenshaltung wird sich im
Jahr 2001 um 1,3 Prozent verteuern.
5.
Fazit
Die Bedeutung der Konjunkturprognose wird in Deutschland weiter zu nehmen. Schon heute
sind nicht nur die Wirtschaftspolitik und die Unternehmen auf eine Prognose der zukünftigen
wirtschaftlichen Entwicklung angewiesen. Auch die Verbraucher lassen sich meiner Meinung
nach immer mehr davon leiten, welche wirtschaftliche Entwicklungen sie in Zukunft zu erwarten
haben. Daß sie dadurch selbst, wie im Moment durch vermehrtes Sparen, den Abwärtstrend
weiter verschnellern sehen nur die wenigsten. Deshalb wird es wichtig werden, dass
Konjunkturprognosen auch unter moralischen Gesichtspunkten aufgestellt werden. Denn wem
nützt es, wenn die Wirtschaft eines Landes grundlos schlecht geredet wird? Ein zweites
wichtiges Problem, dass in Zukunft auch noch an Bedeutung gewinnen wird, ist die Tatsache,
dass die Zukunft immer unsicher wird. Zwar entwickeln die Forscher immer neue
Versuchsanordnungen mit denen sich Szenarien vorausbestimmen lassen, doch die
„schlimmste Fälle“, wie etwa die Anschläge vom 11. September 2001 wurden dennoch nicht
vorausgesagt. Positiv zu bemerken ist, dass die Auswirkungen politischer Entscheidungen auf
die Konjunktur ziemlich genau vorausgesagt werden können. Es bleibt zu hoffen, dass solche
Prognosen etwa im Bezug auf den drohenden Krieg mit dem Irak, die Kriegstreiber von ihren
Plätzen vertreiben und die rationell entscheidenden Denker dafür ihren Platz einnehmen. Um es
also auf einen Punkt zu bringen: Die Konjunkturprognose wird immer bedeutsamer und auch
immer schwieriger.
85
Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft deutscher wirtschaftswissenschaftlicher Forschungsinstitute, Die Lage der Weltwirtschaft
und der deutschen Wirtschaft im Frühjahr 2000, 14. April 2000, Seite 43
27
6.
Literaturverzeichnis
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1984
Baßeler U., Heinrich J., Koch W.: Grundlagen und Probleme der Volkswirtschaft,
Wirtschaftsverlag Bachem, 13. Auflage, 1992
Gabisch, G.: Vahlens Kompendium der Wirtschaftstheorie und Wirtschaftspolitik, Verlag Vahlen,
Band 1, 5. Auflage, 1992
Gabler Wirtschaftslexikon, Betriebswirtschaftlicher Verlag Dr. Th. Gabler, 13. Auflage, 1992
Hewel, B./Neubäumer R. (Hrsg.): Volkswirtschaftslehre: Grundlagen der Volkswirtschaftstheorie
und Wirtschaftspolitik, Betriebswirtschaftlicher Verlag Dr. Th. Basler GmbH, 2. Auflage, 1998
Lachmann, W.: Volkswirtschaftslehre 1, Springer Verlag, 3. Auflage, 1997
Müller, R./Röck, W.: Konjunktur-, Stabilisierungs- und Wachstumspolitik, Verlag W.
Kohlhammer, 4. Auflage, 1993
Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft deutscher wirtschaftswissenschaftlicher Forschungsinstitute,
Die Lage der Weltwirtschaft und der deutschen Wirtschaft im Frühjahr 2000, 14. April 2000
IW-Konjunkturprognose 2000 in iwd, Informationsdienst des Instituts der deutschen Wirtschaft
Köln, Ausgabe Nr. 42, Jahrgang 25, Seite 4 und 5 aus http://www.iwkoeln.de
Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD), Wirtschaftsberichte
1998-1999 – Deutschland, aus: http://www.Welt.de/Wirtschaft/Dokumtentation/OECD.pdf
Konjunkturprognose 2000, Ausschuss für Wirtschafts- und Währungspolitik des
Bundesverbandes Deutscher Banken, Konjunkturprognose 2000, Pressegespräch vom 2.
Februar 2000, aus www.bdb.de/html/01_presse/sub_02_vortraege/presse_p_0221.html
Onlineausgabe der „Financial Times Deutschland“,
http://www.ftd.de/pw/in/FTD952376036371.html, vom 10. Mai 2000
DIHT-Konjunkturumfrage vom Februar 2000, aus
http://www.diht.de/inhalt/fakten/umfragen/konj02_2000_ergebnis.html)
Statement von Dr. Franz Schoser, Hauptgeschäftsführer des DIHT, am 23. Februar 2000 zur
DIHT-Konjunkturumfrage; aus http://www.diht.de/inhalt/download/umfr_fr_00_schoser.doc
28
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