Algebra mit geometrischen Aspekten Prof. Dr. M. Rost Übungen — Blatt 2 (SS 2017)1 http://www.math.uni-bielefeld.de/~rost/ma Dieses Blatt enthält keine Aufgaben. Bemerkung. Auf Blatt 1 hatte sich ein Fehler eingeschlichen: In Satz 6 muß es in Zeile 4 heissen: f (ab) = f (a) + f (b) (und nicht f (ab) = f (a)f (b)). Der Milnor K-Ring—Ergänzungen Bemerkung. Nachtrag zur Notation und Funktorialität (siehe Vorlesung): Ist f: F →E ein Homorphismus von Körpern, so bezeichne f∗ : K∗ F → K∗ E f∗ {a1 , . . . , an } = {f (a1 ), . . . , f (an )} den induzierten Ring-Homomorphismus. Es gilt (g ◦ f )∗ = g∗ ◦ f∗ . Lemma 1. Es gibt einen Ring-Homomorphismus Φ : K∗ R → Z/2Z mit ( 0 Φ({a}) := ǫ(a) := 1 a>0 a<0 Beweis. Dies folgt aus der universellen Eigenschaft (Blatt 1, Satz 6) und aus ǫ(a)ǫ(1 − a) = 0 für a 6= 0, 1 (siehe Blatt 1, Aufgabe 2). Korollar 2. In Kn R gilt {−1}n = {−1, . . . , −1} = 6 0 Beweis. Folgt aus n Φ {−1}n = Φ {−1} = ǫ(−1)n = 1n = 1 6= 0 1 Fassung vom 2. August 2 Bemerkung. Weil ǫ(a) nur vom Vorzeichen von a abhängt, gilt z. B. auch {−5, −6} = 6 0 in K2 Q. Denn Q ist ein Unterkörper der reellen Zahlen und daher gibt es den Ringhomomorphismus K 2 Q → K2 R {a} 7→ {a} (Dies ist i∗ auf K2 , wenn i : Q → R die Inklusion bezeichnet.) Nun folgt Φ {−5, −6} = ǫ(−5)ǫ(−6) = 1 6= 0 Bemerkung. Man beachte, daß es verschiedene Einbettungen eines Körpers in den Körper der relleen Zahlen geben kann. Sei etwa √ √ F = Q( 3, 5) ⊂ R Die Körpererweiterung F/Q ist galoisch mit Galois-Gruppe Z/2Z × Z/2Z (siehe Vorlesung Algebra 1). Die 4 Elemente der Galois-Gruppe operieren dabei durch Vorzeichen-Wechsel √ √ √ √ 3 7→ ± 3, 5 7→ ± −5 Es folgt nun, daß die 4 Elemente √ √ {± 3, ± 5} alle verschieden und 6= 0 sind. Genauer: Für g ∈ Gal(F/Q) sei fg : K2 F → K2 R {a} 7→ {g(a)} (Dies ist (i ◦ g)∗ auf K2 , wenn i : F → R die Inklusion bezeichnet.) Ferner sei Φg = Φ ◦ fg : K2 F → Z/2Z Ist nun z. B. g : F → F der Automorphismus mit √ √ g( 3) = − 3 √ √ g( 5) = + 5 so folgt √ √ Φg {− 3, − 5} = 0 √ √ Φg { 3, − 5} = 1 3 Die Tensor-Algebra, die symmetrische Algebra und die äußere Algebra Es sei V ein Vektorraum über einem Körper F . Wir betrachten die Tensoralgebra, die symmetrische und die äußere Algebra von V : • T V = S •V = Λ• V = ∞ M k=0 ∞ M k=0 ∞ M V ⊗k SkV Λk V k=0 Die symmetrische und die äußere Algebra (Definitionen) (Siehe Vorlesung und auch Blatt 3 der Algebra II). Definition 3. (a) Die symmetrische Algebra ist der Quotient S • V := T • V /I der Tensoralgebra nach dem zweiseitigen Ideal I ⊂ T •V das erzeugt wird von den Elementen x⊗y−y⊗x (b) Die äußere Algebra ist der Quotient (x, y ∈ V ) Λ• V := T • V /J der Tensoralgebra nach dem zweiseitigen Ideal J ⊂ T •V das erzeugt wird von den Elementen x⊗x (x ∈ V ) Es sei V = F n = F e1 ⊕ · · · F en der Standard-Vektorraum vom Rang n mit Basis ei (1 ≤ i ≤ n). 4 Proposition 4. (1) Eine Basis von T • F n ist ei1 ⊗ · · · ⊗ eik wobei k ≥ 0 und (2) Eine Basis von S • F n ist 1 ≤ ij ≤ n ei1 · · · eik wobei k ≥ 0 und 1 ≤ i1 ≤ · · · ≤ ik ≤ n (3) Eine Basis von Λ F ist • n ei1 ∧ · · · ∧ eik wobei k ≥ 0 und 1 ≤ i1 < · · · < ik ≤ n Die universelle Eigenschaft der äußeren Potenzen Proposition 5. Für jeden F -Vektorraum W und jede k-lineare Abbildung die alternierend ist, d. h.: f: Vk = V ×···×V → A f (v1 , . . . , vi−1 , v, v, vi+2 , . . . , vk ) = 0 für 1 ≤ i ≤ k − 1, gibt es genau einen F -linearen Homomorphismus mit f : Λk V → W f (v1 ∧ · · · ∧ vk ) = f (v1 , . . . , vk ) 5 Die Clifford-Algebra Es sei char F 6= 2 und q : V → F eine quadratische Form. Definition 6. Die Clifford-Algebra von q ist der Quotient C(q) := T • V /J der Tensoralgebra nach dem zweiseitigen Ideal J ⊂ T •V das erzeugt wird von den Elementen (x ∈ V ) x ⊗ x − q(x) ∈ V ⊗2 ⊕ V ⊗0 Die Clifford-Algebra ist also wie die Tensor-Algebra die Algebra erzeugt von den Elementen von V , wobei zusätzlich die Rechenregel x2 = q(x) gilt. Es sei bq : V × V → F bq (x, y) = q(x + y) − q(x) − q(y) die zugehörige Bilinearform. Es gilt xy + yx = bq (x, y) Insbesondere: Ist x ⊥ y, so gilt (x, y ∈ V ) xy + yx = 0 Es sei V = F n = F e1 ⊕ · · · F en der Standard-Vektorraum vom Rang n mit Basis ei (1 ≤ i ≤ n). Proposition 7. Eine Basis von C(q) ist wobei k ≥ 0 und ei1 · · · eik 1 ≤ i1 < · · · < ik ≤ n Ist insbesondere die Diagonalform q = ha1 , . . . , an i : V = F n → F q(x1 , . . . , xn ) = n X i=1 ai x2i 6 so ergeben sich folgende Rechenregeln: e2i = ai ej ei = −ei ej (i 6= j) Damit weiß man, wie man die Basis-Elemente multipliziert. Die gerade Clifford-Algebra Definition 8. Für eine quadratische Form q: V → F ist die gerade Clifford-Algebra C0 (q) definiert als die Unteralgebra C0 (q) ⊂ C(q) die erzeugt wird von den Produkten vw (v, w ∈ V ) Im Fall V = F n = F e1 ⊕ · · · F en ergibt sich folgender Basis-Satz: Proposition 9. Eine Basis von C(q) ist wobei n/2 ≥ k ≥ 0 und ei1 · · · ei2k 1 ≤ i1 < · · · < i2k ≤ n