Liebe Professorinnen und Professoren, Dozentinnen und Dozenten,

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Wir kommen um uns zu beschweren...
Fachbereichstag Psychologie 2008
Am 08. 01.08 fand der letzte Fachbereichstag Psychologie statt. Neben Themen wie dem
Lehrangebot im Diplom und der Master-Planung wurde an diesem Tag vor allem auch über die
bisherigen Erfahrungen mit dem B. Sc. Psychologie gesprochen. Während der Vorbereitungen hatten
wir versucht, die wichtigsten Probleme aus Studierendensicht zusammenzutragen und diese
Sammlung dann am Fachbereichstag vorgestellt. Anschließend wurde über die Erfahrungen mit dem
Bachelor diskutiert.
Damit Studierende und Lehrende auch in Zukunft von diesen Erfahrungen profitieren können, haben
wir die wichtigsten Punkte der Diskussion in einem Brief an unsere Dozenten formuliert. Unsere
Hoffnung war, dass dieses Feedback bei der Umsetzung künftiger Lehrveranstaltungen, der
anstehenden Revision des Bachelors, und der aktuellen Master-Planung berücksichtigt wird.
Hier für euch noch einmal zusammengefasst der Inhalt unseres Briefes:
1. Stoffwiederholungen vermeiden
In vielen Fächern gibt es große inhaltliche Überschneidungen - eigentlich doch genau das, was
durch Modularisierung, den Studienverlaufsplan und Zugangsvoraussetzungen für Module
vermieden werden könnte. An anderer Stelle fehlt dafür die Zeit, Stoff zu vertiefen, oder frei
gewählte Veranstaltungen zu besuchen.
Oft müssen wir zum Beispiel unnötig lange 'Einführungen' in Themen über uns ergehen lassen, in
denen wir schon eine Prüfung bestanden haben - eine Prüfung die meist ohnehin
Zugangsvoraussetzung für das entsprechende Modul ist und deswegen für keine/n der
Anwesenden wirklich spannend.
Grundsätzlich ist natürlich gegen eine kurze Wiederholung nichts einzuwenden. Viele von uns
würden aber sicherlich gerne auf längere Wiederholungen von bereits Gelerntem und
abgeprüftem Stoff verzichten, wenn dafür mehr Zeit für vertiefende Diskussionen bliebe.
Dieses Problem wäre durch eine bessere Kommunikation aller Dozenten untereinander relativ
leicht zu lösen. Oft würde es schon genügen, vor der Planung einer Lehrveranstaltung einen
Blick in die Studienordnung zu werfen.
Einige Beispiele zu inhaltlichen Überschneidungen:
Im ABV-Modul waren die Inhalte der Vorlesung zur Versuchsplanung (2. Semester) durch die
Inhalte der Forschungsmethoden-Vorlesung im 1. Semester schon fast vollständig abgedeckt;
auch die praktische Übung (PÜ Versuchsplanung, 2. Semester) brachte wenig Neues – würden
diese Veranstaltungen wegfallen, könnte man stattdessen im Rahmen des ABV-Moduls zum
Beispiel eine Sprache lernen oder andere Interessensgebiete vertiefen.
Im Modul Allgemeine Psychologie war das Seminar im 2. Semester inhaltlich stark überladen.
Dies stellte sich im 4. Semester wiederum als völlig unnötig heraus, da viele der Inhalte im 4.
Semester in der Neurokognitiven Psychologie wiederholt werden.
Aus unserer Sicht ist eine völlige Umstrukturierung der beiden Module Allgemeine Psychologie
und Neurokognitive Psychologie und eine bessere Abstimmung mit dem Modul Biopsychologie
unbedingt nötig!
Wir hoffen, dass von Lehrendenseite versucht wird, Wiederholungen dieser Art für
Lehrveranstaltungen, die wir im 5. und 6. Semester belegen werden, zu vermeiden.
2. Seminare
Von Studierendenseite besteht der Wunsch, die Anwesenheitspflicht abzuschaffen. Dies ist zwar
FU-weit vorgegeben, sollte aber auf höherer Ebene noch einmal diskutiert werden. Es gibt nun
einmal Studierende verschiedener Lerntypen, und Anwesenheit ist nicht für alle die sinnvollste
Art des Lernens. Außerdem bereitet die Anwesenheitspflicht Studierenden mit Kindern und
Studierenden, die für ihren Lebensunterhalt arbeiten müssen, große Probleme. Trotz Pflicht zur
Kontrolle liegt es im Ermessen des Lehrenden, wie diese durchgesetzt wird, und wir hoffen im
Namen oben genannter Gruppen auf Verständnis.
Des Weiteren sind die Seminare oft zu groß. Da in der Regel alle Teilnehmenden ein Referat
halten müssen, hat das oft zur Folge, dass vier Referate in einer Sitzung gehalten werden
müssen, wodurch kaum Zeit für vertieftes Verständnis und Diskussion bleibt.
Zusätzlich sind die Referatsthemen manchmal zu speziell. Wenn ohnehin wenig Zeit ist, um ein
Thema zu bearbeiten, sollte der Fokus der Veranstaltungen mehr auf der Basisliteratur liegen. Ein
Beispiel hierfür ist das Seminar zur Allgemeinen Psychologie im 2. Semester, in dem kaum Zeit
blieb, die durchaus interessante Basisliteratur zu besprechen.
Dazu kommt, dass die ausschließliche Gestaltung der Seminare durch Referate von uns sehr
unbefriedigend ist. Der Wissensstand, auf dem wir uns befinden ist in der Regel sehr ähnlich, der
Wissensgewinn dementsprechend gering.
Wir fänden es oft wertvoller, weniger von unseren Kommilitonen und dafür mehr von Ihnen zu
hören. Die obligatorischen Referate könnten zum Beispiel kürzer gestaltet werden, so bliebe
mehr Zeit für Diskussion, vertiefende Fragen und Anmerkungen von Ihrer Seite.
3. Erfahrungsaustausch über Lehrveranstaltungen
Sie haben genau wie wir in den vergangenen vier Semestern einige Erfahrung mit den Problemen
und Möglichkeiten des Bachelors gesammelt. Darunter waren sicherlich einige schlechte, aber
auch viele gute Erfahrungen.
In vielen Arbeitsbereichen finden regelmäßig Forschungskolloquien statt. Was spricht
beispielsweise dagegen, ein solches Kolloquium auch für die Lehre zu etablieren? Viele Probleme,
die im Moment noch in jeder Veranstaltung aufs Neue gelöst werden müssen, ließen sich so
möglicherweise von vornherein vermeiden. Die Verteilung der Referatsthemen ist beispielsweise
zu Beginn vieler Veranstaltungen ein zeit- und nervenraubender Prozess. Ähnliches gilt für die
immer wiederkehrende Diskussionen über die Modulklausur - in der unsere Fragen aber selten
zufriedenstellend beantwortet werden können.
4. Weitere Vorschläge zur Entlastung der Studierenden
Reduzierung der Stoffmenge für Prüfungen
Eine enorme Entlastung wäre, wenn nicht jedes Detail gelernt werden müsste, um die Klausur
mit einer 1 zu bestehen. Dies wäre zum Beispiel möglich, indem man in der Klausur von 5
gestellten Fragen (aus verschiedenen Themengebieten) nur 3 beantworten muss. Dadurch
könnten wir uns besser mit den Themen beschäftigen, die uns besonders interessieren – was
bisher oft zu kurz kommt. Und durch die Möglichkeit, eine eigene Themenauswahl zu treffen,
würde auch das Lernen mehr Freude machen.
Möglichkeit, Module aus Endbenotung zu streichen
Nicht jeder kann alles und nicht jeder will alles können. Da der aktuelle Studienplan uns aber
keine Wahlmöglichkeiten lässt und letztendlich jeder Kurs in die Endbenotung eingeht, können
wir uns dies eigentlich nicht leisten. Wir müssen alles können und auch in allem gut sein. Wir
brauchen aber Möglichkeiten, im Studium eigene Prioritäten zu setzen. Zusätzlich sorgt das
jetzige System für einen ständigen, belastenden Leistungsdruck.
Wahl zwischen Klausur und Referat
Zusätzlich zu den ohnehin zahlreichen Prüfungsleistungen müssen wir während des Semesters
unbenotete Referate halten, Ausarbeitungen schreiben, Hausaufgaben abgeben… Oft fragt man
sich, wie weit der Begriff der „aktiven Teilnahme“ noch gedehnt werden kann. Wir sind der
Meinung, dass Referate, insbesondere wenn noch Ausarbeitungen geschrieben werden müssen,
bereits eine Prüfungsleistung darstellen und eine zusätzliche Klausur unnötig ist.
In den Seminaren, in denen ein Referat gehalten werden muss und anschließend noch eine
Modulabschlussklausur geschrieben wird, sollte es den Studierenden zumindest freigestellt sein,
ob sie das Referat als Prüfungsleistung einbringen möchten oder die Klausurnote.
Klausuren zeitlich entzerren
Bei dem aktuellen Stoffumfang der Klausuren ist es nicht möglich, sich für zwei schnell
aufeinander folgende Klausuren gleichzeitig vorzubereiten, geschweige denn, in ca. 4 Tagen den
Stoff zu lernen. Dennoch folgten die Klausurtermine bisher oft direkt im Anschluss an die
Vorlesungszeit in sehr kurzen Zeitabständen aufeinander. Folglich wird häufig erst der
Wiederholungstermin wahrgenommen, da das Arbeitspensum in der kurzen Zeit kaum erfüllbar
scheint. Wir wünschen uns für die Zukunft eine terminliche Lösung, die uns sinnvolles und
erfolgreiches Lernen im Vorfeld der Klausuren ermöglicht.
Unser abschließendes Fazit:
Einen Fachbereichstag vorzubereiten bedeutet für die Organisatoren natürlich eine Menge Arbeit.
Für viele von euch bedeutet es möglicherweise, einen Nachmittag mehr in der Uni zu verbringen, den
ihr mindestens ebenso gut mit Arbeit, euren Kindern oder ein bisschen Freizeit füllen könntet.
Die Erfahrung der letzten Fachbereichstage ist, dass es sich lohnt diese Zeit zu investieren!
Durch unsere Anwesenheit können wir zeigen, dass es uns nicht egal ist, wenn wichtige
Entscheidungen über die Köpfe der Studierenden hinweg getroffen werden - dass es uns interessiert,
was im Fachbereich passiert. Gleichzeitig können wir aber auch in Dialog treten – Uni aus unserer
Sicht schildern, Wünsche äußern, Vorschläge machen.
Aber für all das müsst ihr natürlich da sein!
Der nächste Fachbereichstag wird wieder in der ersten Januarhälfte stattfinden. Entsprechende
Informationen zum Programm findet ihr rechtzeitig auf unserem Blog – also informiert euch!
Schön wäre es, wenn einige von euch Lust haben, sich an der Planung für den nächsten
Fachbereichstag zu beteiligen. Wenn es Themen gibt, die euch besonders am Herzen liegen und die
eurer Meinung nach ganz dringend in diesem Rahmen besprochen werden sollten, meldet euch bei
uns unter [email protected]!
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