Georg- August- Universität Göttingen SoSe 2005 Sozialwissenschaftliche Fakultät Pädagogisches Seminar Proseminar: „Kinder der Welt“ Dozent: Prof. Dr. Haller Referatsausarbeitung: Kinder der Welt- Kuba: Gut versorgt im Mangel Sonja Owusu Boakye Email: [email protected] Anja Gärtner Email: [email protected] Annika Müller Email: [email protected] 1 Inhaltsverzeichnis -3- 1. Kuba im Allgemeinen -3- 2. Geographie -4- 3. Geschichte und Politik -5- 4. Aktuelle politische Situation -5- 5. Beziehungen zwischen Kuba und Deutschland -5- 5a. Politische Beziehungen -6- 5b. Wirtschaftsbeziehungen -6- 5c. Entwicklungspolitische Zusammenarbeit -7- 5d. Kulturelle Zusammenarbeit -8- 6. Wirtschaft -8- 7. Wirtschaftliche Probleme -9- 8. Tourismus -10- 9. Kubanische Bildungspolitik -11- 10. Das Gesundheitssystem -12- 11. Kubanisches Kulturleben -12- 12. Lebensumstände im Zusammenhang mit Wirtschaftsfaktoren -13- 13. Menschen- und Bürgerrechte -14- Literaturverzeichnis/ Internetquellen 2 1. Kuba im Allgemeinen: Kuba ist die größte karibische Insel. Das sozialistisch regierte Land leidet unter schweren Versorgungsproblemen, die auf den Zerfall des Ostblocks, also des wichtigsten Handelspartners, zurückzuführen sind. Auch die jahrelange Wirtschaftsblockade durch die USA trifft die so genannte “Zuckerinsel“ hart. Dennoch besitzt Kuba die geringste Analphabetenrate Mittelamerikas und hat eine durchaus gute Krankenversorgung, was auch durch die hohe Lebenserwartung der Kubaner untermauert wird. Havanna, die größte Stadt Kubas, die auch Hauptstadt ist, besitzt ca. 2 Millionen Einwohner. Teile der Hauptstadt Havanna wurden sogar zum Weltkulturerbe erklärt. Kuba besitzt eine Fläche von 110 861 km² bei einer Einwohnerzahl von ca. 13 Millionen. 51 % aller Kubaner sind Mulatten, gefolgt von 37 % Weißen und 11 % Schwarzen. Die Chinesen stellen mit einem Prozent eher einen kleinen Teil der Bevölkerung dar. Katholiken bilden mit ca. 40 % die größte Religionsgruppe Kubas, allerdings dominieren die Konfessionslosen mit ca. 55 %. Die Afro- Kubaner stellen ca. 1,5 %, während die Protestanten etwa 3,5 % einnehmen. Der Staat ist in einem Einparteiensystem organisiert, d.h. es gibt ein gesetzgebendes Organ. Die Regierungsform ist die der sozialistischen Republik. Die offizielle Landesund Amtssprache ist spanisch, gezahlt wird in kubanischen Pesos (vgl. Schneider 1998: 158). 2. Geographie Kuba liegt in der Karibik, südlich von Florida. Vor seiner Südküste erstreckt sich die kleinere Isla de la Juventud (Insel der Jugend). Die Hauptinsel besteht aus weiten Tiefebenen, die von drei großen Gebirgen durchzogen werden, welche die Insel quasi untergliedern. Das größte Gebirge im Osten umfasst die Sierra del Cristal und die erdbebenreiche Sierra Maestra an der Südostküste, mit dem höchsten Gipfel, dem Pico Turqino, der in einer Höhe von 2005m liegt. Die etwas niedrigere Zentralbergkette zieht sich östlich quer über die Insel. Mangroven, Strände und Korallenriffe säumen die zerklüfteten Küsten. Es herrscht wechselfeuchtes Klima und im Juni und Oktober fallen die meisten Niederschläge. Den Süden beherrscht ein immerfeuchtes tropisches Klima, zum Norden hin werden die Winter trockener. 3 Wirbelstürme gefährden die Insel, hauptsächlich die westliche Landeshälfte, ebenso wie Überschwemmungen. Dennoch führen die Flüsse jahreszeitlich nur bedingt Wasser und sind kaum schiffbar. Obwohl viel Wald abgeholzt wurde, finden sich örtlich noch größere Waldbestände und Regenwald. Doch auch die intensive agrarische Nutzung drängte die natürliche Vegetation Kubas stark zurück. Die Tiefländer sind im Süden sehr sumpfig, damit unterscheidet sich Kuba deutlich von den übrigen karibischen Inseln (vgl. Bateman/ Egan 1997: 87) 3. Geschichte und Politik: Seit der Eroberung Kubas 1511 durch Diego Velasquez galt die Insel als spanischer Handelsknotenpunkt und Versorgungsbasis. Ab dem 19. Jahrhundert war Kuba der größte Exporteur von Zucker. Die Zuckerwirtschaft erfuhr 1918 einen enormen Aufschwung durch den Ausfall Haitis als Zuckerlieferant, der Gründung der USA und der Liberalisierung der spanischen Handelspolitik. In Kuba setzte sich die Plantagenproduktion von Zucker auf monokultureller Basis mit Hilfe der Ausbeutung von afrikanischen Sklaven durch. Auch nach dem Unabhängigkeitskrieg von 18951898, stand die politische Entwicklung Kubas unter dem Einfluss der USA. Sie entwickelte sich zu einer Zuckerinsel. Durch die Abhängigkeit von den USA konnte Kuba bis heute keine bürgerparlamentarische Demokratie aufbauen. 1952 riss Flugencio Batista die Macht Kubas durch einen militärischen Putsch an sich. Während der Schreckensherrschaft Batistas wurden erstmals revolutionäre Stimmen laut. Unter Führung Fidel Castros wurde Batista nach einem dreijährigen Guerillakrieg 1959 gestürzt und im gleichen Zug das Abhängigkeitsverhältnis zu den USA beendet. Ab 1960 wurde Kuba durch die USA ein Handelsembargo auferlegt, wodurch es von den Handelsbeziehungen der OAS- Staaten ausgeschlossen und gleichzeitig gezwungen wurde, sich auf intensivere Geschäftsbeziehungen mit sozialistischen Staaten, besonders mit der UdSSR einzulassen (vgl. http://www.donnersberg.de/npg/Raumanalysen/Kuba/kuba.html#2). Durch die Unterstützung der Sowjetunion wurde die ökologische Entwicklung und soziale Umgestaltung Kubas in die Wege geleitet. Seit 1969 ist Kuba eine sozialistische Republik. Das politische System Kubas wurde in den 70er Jahren mehr und mehr politisch sowie ideologisch dem der UdSSR angeglichen. Die UdSSR hatte somit den Platz der USA eingenommen. Negative Folge dieser neuen Abhängigkeit 4 war die Wirtschaftskrise nach dem Zerfall der Sowjetunion. (vgl. http://www.arnehaase.de/schurken/kuba/). Kuba behielt trotz der Abhängigkeit von der UdSSR seine politische Selbstständigkeit. Den Theorien des gleichzeitigen Aufbaus von Sozialismus und Kommunismus und der Egalisierung der Gesellschaft nach sowjetischem Muster wurde Folge geleistet. Kuba ist daher im Gegensatz zu anderen ehemaligen sozialistischen Staaten eines der Länder, welches an einer Ein- Partei- Politik festhält (vgl. http://www.donnersberg.de/npg/Raumanalysen/Kuba/kuba.html#2). 4. Aktuelle politische Situation: Trotz des jahrzehntelangen US-Wirtschaftsembargos und der längst vollzogenen Trennung von Russland scheint die soziale und wirtschaftliche Situation in Kuba nach wie vor erheblich besser als in den meisten lateinamerikanischen Ländern zu sein. Das betrifft insbesondere die medizinische Versorgung und das Bildungssystem Kubas, obwohl nach der Auflösung der UdSSR die heutigen GUS- Staaten die Subventionen an Kuba vollkommen eingestellt haben (vgl. http://www.lateinamerikastudien.at/content/). 5. Beziehungen zwischen Kuba und Deutschland: a) politische Beziehungen Nach einer spürbaren Dynamisierung zwischen 2000 und 2002, gestalten sich die bilateralen Beziehungen zwischen Kuba und Deutschland, seit der drastischen Verschlechterung der Menschenrechtslage auf Kuba und den Reaktionen der EU hierauf, deutlich schwieriger. Die politischen Beziehungen hatten sich zuvor durch Kuba- Deutschland Besuche von sowohl deutschen als auch kubanischen Politikern intensiviert. In der Folge wurde unter anderem ein Umschuldungsabkommen ausgehandelt, die HermesBürgerschaften wieder aufgenommen sowie die bilaterale staatliche Entwicklungszusammenarbeit begonnen. Nachdem auch Deutschland zu seinem Nationalfeiertag am 3. Oktober 2003 Mitglieder der kubanischen Opposition eingeladen hatte, hatten die staatlichen kubanischen Institutionen den offiziellen Kontakt zu Botschafts- und 5 Regierungsvertretern weitgehend wieder abgebrochen. Im Januar 2005 wurden die Beziehungen jedoch wieder aufgenommen. b) Wirtschaftsbeziehungen Die bilateralen Wirtschaftsbeziehungen haben sich in den letzten Jahren intensiviert (mit Ausnahme von 2002). 2003 hat die Ausfuhr deutscher Produkte nach Kuba wieder deutlich zugenommen, dennoch liegt Deutschland im Handelsaustausch sowie bei Investitionen in Kuba, die lediglich in Form von Gemeinschaftsunternehmen möglich sind, noch deutlich hinter anderen EU- Staaten zurück. Im Jahr 2003 lag der Anteil Deutschlands an der gesamten kubanischen Warenausfuhr in Höhe von 1,6 Milliarden USD mit 28 Millionen USD bei 1,75 %. Der Anteil Deutschlands an der gesamten kubanischen Wareneinfuhr in Höhe von 4,65 Milliarden USD lag mit 101 Millionen USD bei 2,2 %. Ein weites wichtiges Element der bilateralen Wirtschaftbeziehungen liegt im Tourismus: der deutsche Tourismus nach Kuba stieg in den letzten Jahren deutlich an. Im Jahr 2004 besuchten 132.372 Deutsche von ca. insgesamt 1,9 Millionen Touristen die karibische Insel. Damit steht Deutschland nach Kanada, Italien, Großbritannien und Spanien an fünfter Stelle der Herkunftsländer. Auch deutsche Kredite an das mittelamerikanische Land häufen sich, diese hauptsächlich für mittel- oder langfristige Geschäfte, so z.B. die Hermes Kreditlinie, bestimmt. c) Entwicklungspolitische Zusammenarbeit Die Aufnahme deutscher staatlicher entwicklungspolitischer Zusammenarbeit (EZ) mit Kuba wurde 1999/ 2000 beschlossen. Hierfür wurden Kuba 1,6 Millionen Euro für die erste Phase eines Projekts der technischen Zusammenarbeit (TZ) im Bereich der Bekämpfung der Wüstenbildung in Ostkuba zugesagt, außerdem 1 Million Euro für einen Studien- und Fachkräftefonds. Aus anderen bürokratischen Gründen konnte die staatliche TZ bis jetzt allerdings nicht beginnen. Wie schon seit geraumen Jahren wird deutsche entwicklungspolitische Zusammenarbeit mit Kuba weiterhin auch über nicht staatliche Träger durchgeführt. Auch Mittel der humanitären Hilfe kommen Kuba über das Auswärtige Amt zu Gute. Seit Juli 2003 lehnt Kuba jedoch jede direkte staatlich EZ der EU ab, so dass viele der geplanten Projekte in den Bereichen der Entwicklungszusammenarbeit, 6 wissenschaftlich- technische Zusammenarbeit und Kultur bis zum heutigen Tag nicht in Angriff genommen werden konnten. d) Kulturelle Zusammenarbeit Die kulturellen Beziehungen einschließlich der Zusammenarbeit in Wissenschaft und Forschung und des akademischen Austausches wurden in den letzten Jahren weiter ausgebaut. Die Intensität der kulturellen Bemühungen wird dadurch untermauert, dass insgesamt schätzungsweise 30. 000 Kubaner in Deutschland – vor allem in den neuen Bundesländern – studiert oder auch gearbeitet haben. Der deutsche akademische Austauschdienst (DAAD) gewährt für den Austausch mit Kuba Stipendien an Studierende und Dozenten für mehrwöchige Aufenthalte bis hin zu Jahresstipendien. Viele verschiedene Institutionen, unter ihnen auch vermehrt private Einrichtungen, vergeben Stipendien, insbesondere sollen diese der Fortbildung dienen. Darüber hinaus bestehen zahlreiche Zusammenarbeitsprogramme zwischen deutschen und kubanischen Hochschulen und Forschungseinrichtungen, die vielfach vom DAAD, dem Bundesministerium für Forschung und Bildung, der deutschen Forschungsgemeinschaft, Stiftungen oder anderen Institutionen gefördert werden. Im Rahmen des Verzichts Kubas auf die bereits oben angesprochene staatliche Entwicklungszusammenarbeit mit der EU und ihrer Mitgliedsstaaten sind diese Programme jedoch auch in Mitleidenschaft gezogen worden. Auf die drastische Verschlechterung der Menschenrechtslage in Kuba hat Deutschland unter anderem auch mit der Suspendierung der Weiterverhandlungen des Kulturabkommens und den Aufbau eines geplanten Goethe Instituts in Havanna reagiert. Ebenso ist die öffentliche Förderung von Kulturveranstaltungen zur Zeit eingefroren. Der bilaterale Austausch von einzelnen Künstlern und Gruppen ist jedoch weiterhin intensiv und geschieht zum Teil auch ohne öffentliche Förderung auf kommerzieller Basis (vgl. http://www.auswärtiges-amt.de/www/de/laenderinfos). 6. Wirtschaft: Die Wirtschaft in Kuba ist zentralistisch aufgebaut. Auf Kuba existiert noch das sowjetische Agrarsystem, das heißt, dass nach kommunistischem Vorbild alle Großbetriebe dem Staat angehören. Rund 60% der Fläche Kubas wird 7 landwirtschaftlich genutzt (vgl. http://www.donnersberg.de/npg/Raumanalysen/ Kuba/kuba.html#2). Dabei liegt das größte Augenmerk auf dem Anbau und Export von Zucker. Circa 81% der kubanischen Exportgüter ist Zucker (vgl. http://www.gatetourismus.de/download/itbvortrag-mb.pdf). Da der Anbau von Zucker sehr vom wetterabhängig ist, hat die kubanische Regierung beschlossen, ihr Exportangebot zu erweitern. Neben Zucker werden Mais, Reis, Bohnen, Hirse, Tabak sowie Zitrusfrüchte angebaut. Im Weiteren versucht man sich in den Sektoren der Viehwirtschaft, der Milchproduktion und der Fischerei zu etablieren. Auch in nicht versorgungstechnischen Bereichen wie z.B. im Bergbau, konzentriert sich die Industrie hierbei auf den Abbau von Erz und Nickel (vgl. http://www.donnersberg.de/npg/Raumanalysen/Kuba/kuba.html#2). 7. Wirtschaftliche Probleme: Da Kuba über Jahre hinweg ausschließlich Monokulturen angebaut hat, sind heute durch unzureichende und unangepasste Bodenbearbeitungsmethoden in vielen Gebieten die Böden verdichtet, versalzt, verschmutzt und erodiert. Die Erträge gehen zurück, wodurch der Staat unter Druck gerät, auf kleineren Flächen mehr anzubauen. Viele Anbaugebiete sind daher unbrauchbar, da viele Teile des Landes von Degration und Desertifikation betroffen sind. Darüber hinaus ist durch die Bodenbearbeitungsmethoden das Grundwasser gefährdet (vgl. Hoffman 2002: 91ff.). Kuba hat viele Jahre lang in Abhängigkeit zu der UdSSR gestanden. Der Zusammenbruch der UdSSR führte zu einem wirtschaftlichen Kollaps in Kuba. Man versuchte von da an nun selbstständiger und unabhängiger vom Weltmarkt zu werden (vgl. http://www.donnersberg.de/npg/Raumanalysen/Kuba/kuba.html#2). 8. Tourismus: Seit Beginn der 80er Jahre hat der Tourismus immer mehr an Bedeutung gewonnen. Im Jahre 2000 wuchs der Tourismusbereich um 100% an. Im Gesamtranking nimmt Kuba Platz 9 in den Top Ten der beliebtesten Reiseziele der dritten Welt ein. Der Tourismus stellt eine der wichtigsten Devisenquellen in der kubanischen Wirtschaft dar. Die Voraussetzungen für die Tourismusindustrie schaffen staatliche, ausländische Investitionen sowie private Initiativen. Die hauptsächlich praktizierte 8 Form des Tourismus ist der Pauschalurlaub. An zweiter und dritter Stelle stehen der Rucksacktourismus und der „alternative Tourismus“ (vgl. http://www.donnersberg.de/npg/Raumanalysen/Kuba/kuba.html#2). Durch die maroden und nicht ausgebauten Infrastrukturen innerhalb des Landes und die guten Verkehrsnetze und Verbindungen zu den Hotels, Restaurants, etc. entstand durch den Tourismus eine Segregation der Einheimischen von den Besuchern. Schon bald fühlten sich die Kubaner gegenüber den ausländischen Touristen als Menschen zweiter Klasse, da der Staat Geld für Maßnahmen die überwiegend dem Tourismus dienten aufbrachte, jedoch nicht aber für die Versorgung der kubanischen Bevölkerung. Es entstand Neid auf den Wohlstand der Menschen aus der „Ersten Welt“. Durch die Devisentrennung zwischen dem Einheimischen Peso und den westlichen US- Dollars kristallisierte sich allmählich eine Zwei- Klassen- Gesellschaft heraus: die der Dollarbesitzer und die der NichtDollarbesitzer. Mit der Dollarlegalisierung 1993, ergibt sich für die Kubaner die Möglichkeit ebenfalls in das Tourismusgeschäft einzusteigen. In Form von privatisierten Restaurants, privater Zimmervermietungen sowie kleinerer Dienstleistungen kann sich jeder Kubaner etwas dazu verdienen. Jedoch muss jeder einzelne Kubaner, der im Tourismusgewerbe tätig ist, hohe Steuern von bis zu 100 US- Dollar an den Staat abgeben. Das Geld fließt dann zum größten Teil in den Gesundheits- und Bildungssektor des Landes. Eine weitere Folge des florierenden Tourismusgeschäftes ist der Rückgang des solidarischen Denkens hin zur hart kapitalistischen Denkweise. Für viele Kubaner sind Hilfeleistungen untereinander nicht mehr selbstverständlich, sondern eine Dienstleitung die nur unter Bezahlung erfolgt (vgl. http://www.gate- tourismus.de/download/itbvortrag-mb.pdf). 9. Kubanische Bildungspolitik: Von Anfang an richtete die Revolution ihr Augenmerk auf das kubanische Bildungsund Gesundheitswesen und erzielte in beiden Bereichen außergewöhnliche Erfolge. 1961 startete in Kuba eine Alphabetisierungskampagne, nachdem man das „Jahr der Erziehung“ verkündet hatte. 271000 freiwillige Lehrer aus allen beruflichen Bereichen beteiligten sich und dadurch, dass man sich seinen Wirkungskreis weitgehend selbst auswählen konnte wurde der Erfolg des Programms durch persönliche Bindungen 9 noch verstärkt (vgl. Franzbach 1988: 111). Heutzutage liegt die Analphabetenquote in Kuba bei 3, 8 % und beim Vergleich mit den USA, wo ca. 6% weder lesen noch schreiben können, stellt man fest, dass Kuba ein sehr hohes Niveau auch nach Maßstäben der Industrieländer, erreicht hat. Kuba baute ein Bildungssystem auf, in dem die allgemeine Schulpflicht bis zur 9. Klasse besteht und das gesamte Erziehungswesen vom Kindergarten bis zur Universität kostenlos ist. Die Kinder bekommen den Transport, die Bücher und die traditionelle Schuluniform kostenlos zur Verfügung gestellt und werden zudem noch in den Schulen verpflegt. Es wurden viele Schulen neu gegründet und mehr Lehrkräfte eingesetzt. Diese Bildungsrevolution eröffnete der halben Bevölkerung ungeahnte Zukunftshorizonte und soziale Aufstiegschancen. Aus diesem Grund wird das kubanische Bildungssystem international viel gerühmt und als vorbildlich gefeiert. Das Bildungsniveau findet in aller Welt hohe Anerkennung. Eine Besonderheit ist, dass Schüler und Studenten regelmäßig zu Ernteeinsätzen berufen wurden, um so die Unterhaltung der Lehrstätten zu unterstützen und außerdem Kopfarbeit sowie körperliche Betätigung Hand in Hand gehen sollten, gemäß der Regel „Ein gesunder Geist, in einem gesunden Körper“. Die Schüler sollen die Landwirtschaft kennen lernen und so zur weitgehenden Autonomie und Selbstversorgung Kubas beitragen. Viele Schüler empfinden diese Einsätze jedoch eher wie Ferien auf dem Land, wie Troeller in seiner Dokumentation verdeutlicht. Fremdsprachen werden überwiegend erst an Universitäten und Hochschulen unterrichtet und Englisch wird mit Präferenz gewählt. Dadurch dass Kuba Venezuela bei der Bekämpfung des dortigen Analphabetentums unterstützt und Lehrkräfte dorthin geschickt hat, leidet momentan der eigene Unterricht am Lehrermangel. Ein neues Bildungskonzept ist auch der „maestro integral“, ein Lehrer, der alle Fächer (außer Englisch) in einer Klasse von 15 Schülern der Sekundarstufe unterrichtet und zur „integralen Erziehung“ beitragen soll (vgl. http://www.auswaertiges- amt.de/www/laenderinfos/laender/laender_ausgabe_html?type_id=13&land_id=89). Doch die Wirtschaftskrise hat auch Konsequenzen im Bildungssektor und so leidet jener weiterhin an Devisenmangel und Eltern müssen immer häufiger eingreifen und den Schulen finanziell unter die Arme greifen. 10 10. Das Gesundheitssystem: Das Gesundheitssystem gilt als zweite „historische Errungenschaft“ der Revolution (vgl. Hoffmann 2002: 81). Auch hier hat Kuba soziale Gleichstellung angestrebt und auch umgesetzt. Die Zahl der Ärzte hat sich von 6000 auf 60 000 verzehnfacht und alle Gesundheitsdienste sind kostenlos. Nur für Medikamente muss man bezahlen, der Preis ist jedoch eher symbolisch zu werten. Heute kommt ein Arzt auf 172 Einwohner und die kubanischen Ärzte gelten als sehr gut ausgebildet und Kuba ist auch weltweit führend im Bereich der Medikamentenforschung. Zudem wurden flächendeckend Impfprogramme durchgeführt und auch die hygienischen Bedingungen verbessert. So konnten Massenkrankheiten wie Malaria oder Typhus praktisch ausgerottet werden, die in anderen lateinamerikanischen Staaten immer noch zum Alltag gehören. Auch Gordian Troeller weist in seinem Dokumentarfilm darauf hin, dass Kuba einen besonderen Status einnimmt, da dort die Ausbreitung von Epidemien erfolgreich eingedämmt werden konnten. Die Lebenserwartung der Kubaner ist mit 75 Jahren die höchste Lateinamerikas und auch bei weiteren Gesundheitsindikatoren wie z.B. Kindersterblichkeit rangiert die Insel unter den reichen Ländern der „Ersten Welt“. Es ist jedoch in den letzten Jahren ein Gesundheitstourismus für reiche Ausländer entstanden, die sich in modernen Krankenhäusern behandeln lassen, die denen ihrer meist lateinamerikanischen Heimatländer weit überlegen sind (vgl. Hoffmann 2002: 81). Als Gegenleistung bringen sie Devisen in das marode Wirtschaftssystem. Doch auch das kubanische Gesundheitssystem sieht eine neue Bedrohung auf sich zukommen, denn der zunehmende Tourismus führt auch zu einem Anstieg an Prostituierten, obwohl Prostitution in Kuba gesetzlich verboten ist und die Ausbreitung an Aids wird durch die Prostitution begünstigt. 11. Kubanisches Kulturleben: Obwohl Kuba nur über die knappen Mittel eines Entwicklungslandes verfügt, hat es eine ausgeprägte Kulturlandschaft. Man trifft auch Film, Musik, Tanz, Medien wie Radio und TV, bildende Kunst und Literatur. Die Zensur und ideologische Überwachung machen sich auch im kulturellen Leben bemerkbar, dennoch wird hier ein hohes und weltweit anerkanntes Niveau erreicht. Doch die wirtschaftlichen Krisen 11 haben auch Auswirkungen auf das kulturelle Leben und führen zu Be- und Einschränkungen z.B. wegen Papierknappheit. Kuba versucht sich auch international im rechten Licht zu präsentieren und knüpft kontinuierlich Kontakte mit Lateinamerika, um gemeinsame Kulturprojekte auf den Weg zu bringen. Auch die kubanische Buchmesse, das Internationale Ballettfestival und die Kunstbiennale sind weit über Kubas Grenzen hinaus bekannt. Das spanische Kulturinstitut wurde 2003 durch die kubanische Regierung geschlossen. Frankreich und Italien betreiben weiterhin ihre Kultur- und Sprachinstitute und auch ein Vertreter des Goethe Instituts ist an der Deutschen Botschaft Havanna tätig. 12. Lebensumstände im Zusammenhang mit Wirtschaftsfaktoren: Die Kubaner sind im internationalen Vergleich immer noch ein armes Volk, dennoch sind Elend und Verwahrlosung dort Fremdworte. Der Staat garantiert durch das Bezugsheft „Libreta“ den Zugang zu den Grundnahrungsmitteln wie Zucker, Reis, Brot etc. Von Hunger kann auf Kuba keine Rede sein und es gibt auch keine Straßenkinder oder Todesschwadronen, die die Insel „säubern“. In Kuba gab es nach der Revolution keine Arbeitslosigkeit, denn das staatliche Planungswesen sicherte Vollbeschäftigung. Das ist heute nicht mehr der Fall, dennoch findet man auf Kuba kaum Langzeitarbeitslose, denn der abgebende Betrieb ist verpflichtet bei der Suche nach einer neuen Arbeitsstelle zu helfen. Trotzdem fehlt es in Kuba an Kapital, auch wenn durch die Öffnung des Landes und den damit verbundenen Tourismus eine Neuorientierung der Wirtschaft stattgefunden hat. Jetzt gibt es zwar immer mehr Dollars in Kuba, doch sie bringen auch ein zwei Klassen System der Währung mit sich und man versucht deswegen die Löhne langsam anzuheben, ohne jedoch die drohende Gefahr der Inflation aus den Augen zu lassen. Die Kubaner sind sich ihrer Situation bewusst und nennen die derzeitige Situation „Periodo Especial“(vgl. http://www2.igmetall.de/homepages/ojarheine/solibrigade/cuba/geschichtecubas.html). Sie sehen es als Übergangszeit an, in der die Wirtschaft stabilisiert und somit eine bessere Versorgung der Bevölkerung gewährleistet werden soll. Kuba ist auch Vorreiter was die Gleichstellung von Männern und Frauen angeht. Bereits Anfang der 20er Jahre entstand eine moderne bürgerliche Frauenbewegung, die vom Frauenwahlrecht im Jahre 1934 gekrönt wurde. Seit 1940 ist jede Art von 12 Diskriminierung verboten und Mutterschutz wurde geschaffen. Die Revolution machte die reale Gleichstellung der Frauen zum erklärten Ziel und mit der Umsetzung dieses Ziels lag Kuba schnell weit über dem Niveau sozialer Gerechtigkeit anderer Länder Lateinamerikas. Im politischen System sind Frauen jedoch selten anzutreffen und in den hohen Führungsebenen vermisst man sie ganz. Trotzdem ist die kubanische Frau hochgradig emanzipiert und in der Arbeitswelt vertreten, in der Lage sich scheiden zu lassen und Empfängnisverhütung ist frei zugänglich. Ihr Selbstbestimmungsrecht wird nicht angegriffen. 13. Menschen- und Bürgerrechte: Auf Kuba werden der Bevölkerung weiterhin systematisch Menschen- und Bürgerrechte vorenthalten. Insbesondere die Medien- Presse- und Versammlungsfreiheit bestehen nicht, oder nur sehr eingeschränkt. Alle kubanischen Medien sind staatlich gelenkt, oder werden zensiert. Die Regierung überwacht ebenso ausländische Journalisten, als Sanktion droht der Visumsentzug. Die kubanische Verfassung garantiert grundsätzlich Menschen- und Bürgerrechte, stellt sie jedoch fast alle unter Gesetzesvorbehalt und bestimmt, dass ihr Wirken nur im Einklang mit den Zielen des sozialistischen Gemeinwesens erlaubt ist. Die Justiz ist nicht unabhängig von der Regierung. Das Strafgesetzbuch enthält einige unbestimmte Tatbestände, die willkürlich auf politische Gegner angewandt werden können. Auch die Todesstrafe ist in Kuba zulässig, aber es sind seit 2000 keine Fälle ihrer Vollstreckung bekannt geworden. Es gibt jedoch kein offizielles Moratorium der Vollstreckung der Todesstrafe. Rechtsstaatliche Verfahrensgarantien fehlen weitgehend. Verteidiger riskieren bei einem zu kritischen Vorgehen ihren Beruf. Andersdenkende werden somit meist inhaftiert. Außer der Inhaftierung werden noch andere Druckmittel genutzt, z.B. behördliche Schikanen, Kündigung der Arbeit oder Wohnung oder die Androhung derartiger Maßnahmen. Kuba ist bisher weder dem Internationalen Pakt über bürgerliche und politische Rechte, noch dem Internationalen Pakt über wirtschaftliche, soziale und kulturelle Rechte beigetreten (vgl. http://www.ausweartiges- amt.de/aussenpolitik/menschenrechte). 13 Literaturverzeichnis Bateman, Graham/ Egan, Victoria (Hrgs.) 1997: Geographie der Welt. Eine Enzyklopädie. Umwelt- Kultur- Wirtschaft- Politik. Augsburg: Bechtermünz Verlag Franzbach, Martin 1988: Kuba. Vervuert Frankfurt/ Main Hoffmann, Bert 2002: Kuba. Beck´sche Reihe Länder Schneider, Christoph Dr. 1998: Die Erde- Basiswissen für die Schule. Corvus Verlag Internetquellen http://www.donnersberg.de/npg/Raumanalysen/Kuba/kuba.html#2 (07.06.2005) http://www.arnehaase.de/schurken/kuba/ (12.06.2005) http://www.lateinamerika-studien.at/content/ (18.06.2005) http://www.auswärtiges-amt.de/www/de/laenderinfos (26.06.2005) http://www.gate-tourismus.de/download/itbvortrag-mb.pdf (07.06.2005) http://www.auswaertigesamt.de/www/laenderinfos/laender/laender_ausgabe_html?type_id=13&land_id=89 (17.06.2005) http://www2.igmetall.de/homepages/ojarheine/solibrigade/cuba/geschichtecubas.html (17.06.2005) http://www.ausweartiges-amt.de/aussenpolitik/menschenrechte (13.07.2005) 14