Jele, Harald 2003. Wissenschaftliches Arbeiten in Bibliotheken

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2.3 Vier Kriterien von Wissenschaftlichkeit
2.3
23
Vier Kriterien von Wissenschaftlichkeit
Die Universität ist ein Ort, an dem Wissenschaft 26 mit Forschung und
Lehre betrieben wird. Die Vorstellungen, wie wissenschaftliches Arbeiten
aussieht bzw. auszusehen hat, sind jedoch von Fach zu Fach mitunter
verschieden. Dies liegt an der unterschiedlichen Ausrichtung der Methoden und Methodologien wissenschaftlicher Forschung, aber auch daran,
dass Wissenschaft für sich nicht existiert: Wissenschaft wird vielmehr
von Personen betrieben, die mit ihrem Vorwissen, ihren Interessen und
Vorlieben Gegenstände (Themen) untersuchen und darüber berichten 27.
Somit darf es nicht verwundern, dass die Ansprüche bzw. Voraussetzungen, die ein Wissenschaftler in einem bestimmten Kontext zu erfüllen
• hat, nur auf einer sehr allgemeinen Ebene beschrieben werden können.
Die folgende Auflistung der Kriterien sind unter diesem Gesichtspunkt
zu sehen.
1. Die Untersuchung28 soll einen erkennbaren Gegenstand (ein erkennbares Thema) behandeln und so genau umrissen sein, dass er auch
für Dritte erkennbar ist. Das heißt, besonders aus dem Titel, den
einführenden und zusammenfassenden Teilen der Arbeit sollte ein26
in Anlehnung an Eco (1992, S.40-46). Im Umgang mit Eco möchte ich auf das
interessante Faktum hinweisen, dass er zwar einerseits selbst einen durchaus genauen
Umgang mit wissenschaftlichem Arbeiten und Wissenschaftlichkeit fordert, sich andererseits aber nicht an alle der von ihm vorgetragenen Kriterien hält. So verzeichnet
er z.B. kaum Literatur, aus der mögliche Quellen seiner Ansätze hervorgehen könnten
bzw. er verweist z.B. auch nicht auf weiteres Material durch Fußnoten oder Anmerkungen
27
für Studentinnen ist dieser Umstand dann sehr leicht erkennbar, wenn sie nicht
nur eine, sondern zwei oder mehrere Studienrichtungen gleichzeitig studieren und diese
an verschiedenen Instituten und Fakultäten absolvieren. Die gestellten (methodischen
und inhaltlichen) Ansprüche an die zu leistenden Arbeiten können dabei deutlich
differieren, da z.B. die zuständigen Betreuer eine unterschiedliche wissenschaftliche
Ausrichtung vertreten
28
der Begriff Untersuchung wird in diesem Zusammenhang nicht im Sinne der o.a.
Forschungsarbeit, sondern im weiteren Sinn die schriftliche oder mündliche wissenschaftliche Arbeit verstanden
24
2 Das wissenschaftliche Arbeiten
deutig hervorgehen, welches Thema behandelt wird. Dieses muss
für fachlich kompetente Dritte einsichtig, verständlich und einordenbar sein.
2. Die Untersuchung muss über diesen Gegenstand Dinge sagen, die
noch nicht gesagt worden sind, oder sie muss Dinge sagen, die bereits bekannt sind, aber unter einem neuen Blickwinkel gesehen werden. Bei der Erstellung von kompilatorischen Arbeiten ist auf diesen Punkt besonders Rücksicht zu nehmen. Innerhalb des modernen
Wissenschaftsbetriebs, der von der Vernetzung unterschiedlichster
wissenschaftlicher Ansätze geprägt ist, ist natürlich fraglich, was
wirklich neu und notwendigerweise vorher völlig unbekannt gewesen sein kann.
3. Die Untersuchung muss für andere von Nutzen sein. Dies meint,
dass die betreffende Arbeit bzw. ihre Ergebnisse den bisherigen
Erkenntnisstand erweitert und das Fortkommen wissenschaftlicher
Aktivitäten beschleunigt.
.
4. Die Untersuchung muss jene Angaben enthalten, die es einem Dritten ermöglichen nachzuprüfen, ob die vorausgesetzten oder an genommenen Hypothesen sowie die erbrachten Ergebnisse richtig
oder falsch sind. In diesem Zusammenhang spricht man auch von
der Notwendigkeit der intersubjektiven29 Nachvollziehbarkeit. Man
meint damit nicht, dass ein jeder Dritte in der Lage sein muss, die
vorliegenden Ergebnisse zu überprüfen; einem relativ außenstehenden Fachkollegen als Dritten sollte dies jedoch möglich sein. Die
Einhaltung dieses Kriteriums ist für die Auseinandersetzung mit
der „wissenschaftlichen Öffentlichkeit" notwendig - und schafft im
Grunde die wesentlichen Voraussetzungen für einen weiteren wissenschaftlichen Diskurs. Zudem sollte es möglich sein, durch die
erarbeiteten Ergebnisse der Untersuchung Vorhersagen zu treffen
und diese zu überprüfen.
Eine Frage, die sich neben dieser eher formalen Beschreibung wissen schaftlicher Kriterien ergibt ist, wie weit sog. „lebendige Erfahrungen"
29
intersubjektiv wird in der Literatur dem Begriff objektiv oft vorgezogen, da der
Begriff Objektivität außerhalb der Naturwissenschaften streng wissenschaftlich nur
schwer einzuhalten ist (vgl. dazu z.B. Nippoldt 1975, S.30)
2.3 Vier Kriterien von Wissenschaftlichkeit
25
in wissenschaftliche Arbeiten einfließen sollen. Diese Frage stellt sich insbesondere für Personen, die sich mit einem bestimmten Forschungsfeld
nicht nur wissenschaftlich beschäftigen, sondern dazu auch Erfahrungen
aus dem Alltag haben.30
Ohne hier auf die diskutierten Unterschiede in der gängigen Literatur
(bezogen auf vorhandene, unterschiedliche Methodologien) einzugehen
sollte man bedenken,
• dass eigene Erfahrungen durchaus dazu beitragen können, bestimmte Phänomene wissenschaftlich besser erklärbar und innerhalb eines
Theoriengebäudes einordenbar zu machen. Aus diesem Grund sollte man diese Erfahrungen nicht einfach vernachlässigen oder in der
Beschäftigung mit dem Thema „vergessen"
• lebendige Erfahrungen werden im Alltag subjektiv erlebt und sind
für Dritte aus diesem Grund oft nur schwer nachvollziehbar und
deshalb auch intersubjektiv (oder objektiv) nicht überprüfbar
Der gewählte wissenschaftliche Ansatz kann also dazu beitragen, diese
lebendigen Erfahrungen methodisch so zu beschreiben, dass diese für andere interessant gefasst und nachvollziehbar beschrieben werden.
30
z.B. kann man an dieser Stelle an eine Pädagogin denken, die sich mit dem Sprachverhalten hyperaktiver Kinder im Kindergarten beschäftigt und gleichzeitig Erfahrungen im Umgang mit solchen Kindern durch ihren Beruf als Kindergärtnerin hat
41
•
4 Wissenschaftliches Arbeiten in
Bibliotheken
4.1
Einführende Anmerkungen
Die Frage, wie bibliothekarisches Wissen63 mit den Anforderungen und
Bedürfnissen im wissenschaftlichen Arbeiten zusammenhängt, versuche
•ich hier mit dem im Folgendem beschriebenen Ansatz zu erklären:
Die Struktur und Organisation wissenschaftlicher Bibliotheken hat sich
nicht unabhängig von der Literaturproduktion entwickelt, die letztlich
(=nach deren Fertigstellung bzw. Veröffentlichung) den Bestand wissenschaftlicher Bibliotheken ergaben bzw. ergeben. Nicht nur die Menge der
Produktion64, sondern besonders deren Inhalte waren und sind weiterhin
wesentlich
für
die
innere
Organisation
einer
Bibliothek.
So hatte und hat ständig die Entwicklung neuer Wissenschaften und
Wissenschaftsströmungen (zumindest) zur Folge, dass diese in bestehende bibliothekarische Ordnungen eindrangen und innerhalb dieser einen
bestimmten Stellenwert erlangten.
In ähnlicher Weise wie neue Wissenschaftsgebiete oder die Veränderung
bestehender Forschungsgebiete Einfluss in Bibliotheken allein durch ihr
63
unter dem Begriff bibliothekarisches Wissen verstehe ich in dieser Arbeit natürlich
nicht die Gesamtheit oder Vollständigkeit jener Kenntnisse, die für den Betrieb und die
Organisation einer Bibliothek notwendig sind, und die ein Bibliothekar in Ausübung
seiner Profession erlangt. Vielmehr meine ich damit jedoch jene grundlegenden Kenntnisse, die ein Benutzer einer wissenschaftlichen Bibliothek erlangt, wenn er in Bibliotheken als Arbeitsumgebung tätig ist
84
die zeitlich auch als proportionales Maß für den potentiellen Bestand gesehen
werden kann
42
4 Wissenschaftliches Arbeiten in Bibliotheken
Auftreten (durch ihre Entstehung) erlangen 65, können enge Verknüpfungen zwischen den Vorstellungen vom wissenschaftlichen Arbeiten den Paradigmen auf methodologischer (wissenschaftstheoretischer) Ebene und den Methoden innerhalb der eigentlichen (wissenschaftspraktischen) Wissenschaftsgebiete - beschrieben werden.66
Wenn also die Organisation und Struktur wissenschaftlicher Bibliotheken
nicht unabhängig von den jeweils gegenwärtigen Wissenschaftsströmungen und wissenschaftlichen Ansätzen gesehen werden können, so ziehe
ich für meinen Ansatz daraus den Schluss,
• dass ich sowohl die Grundlagen des wissenschaftlichen Arbeitens
• wie auch deren Fortsetzung im wissenschaftlichen Arbeiten in Bibliotheken
aus dem hier geleisteten Einstieg ins wissenschaftliche Arbeiten sinnvoll
erklären kann.
Eine für die bibliothekarische Sichtweise daraus,folgende Konsequenz ist,
dass nicht allein die bibliothekarischen Methoden und Ordnungsweisen
im Mittelpunkt dieses Ansatzes stehen. 67
Aus der Perspektive einer wissenschaftlich arbeitenden Person kann die65
66
vgl. dazu auch die Einführung in Schmitz (1984)
ein praktisches und leicht nachzuvollziehendes Beispiel dafür ist die Entstehung
bestimmter Sammlungen innerhalb einer größeren Einheit (=dem Bestand oder einem
bestimmten Teil des Bestandes) einer Bibliothek, die inhaltlich zusammengehörige
Werke zusammenfassen und dem Wissenschaftler als Benutzer zur weiteren Bearbeitung aufbereiten. Handapparate sind ein Beispiel von Sammlungen wissenschaftlicher
Nachschlagewerke, die üblicherweise enzyklopädische und bibliographische Werke zusammenfassen
67
ein solcher Ansatz findet sich in allen wesentlichen Einführungen in das wissenschaftliche Arbeiten, aber auch in Werken wie z.B. Grund & Heinen (1996). Dort wird
im Wesentlichen davon ausgegangen, was in wissenschaftlichen Bibliotheken vorzufinden ist (mit dem Augenmerk auf den verschiedenen Katalogen und deren intrinsischen
Ordnungskriterien), und wie damit umgegangen werden kann (muss)
4.1 Einführende Anmerkungen
43
ser Ansatz bedeuten, dass deren wissenschaftliche Vorgehensweise beschrieben wird und daraus Vorstellungen für das weitere Vorgehen in
Bibliotheken entwickelt werden.
Dieser Erklärungsweise versuche ich dadurch gerecht zu werden, dass ich
das Thesenpapier als Methode im wissenschaftlichen Arbeiten an den
Ausgang meiner Beschreibung stelle und aus einer solchen Sichtweise
mögliche Vorgehensweisen für das Arbeiten in (mit) Bibliotheken beschreibe.
.
.
.
44
4.2
4 Wissenschaftliches Arbeiten in Bibliotheken
Beschreibung des Ausgangspunktes der
weiteren Betrachtungen
Die Frage, wann und wie wissenschaftliches Arbeiten beginnt, hat für die
meisten, die wissenschaftliches Arbeiten betreiben oder damit in Kontakt
kommen verschiedene Antworten.
Studenten, die eher am Beginn ihrer wissenschaftlichen „Karriere" stehen
sind in ihrer Themenwahl traditionell meist weniger frei als z.B. fortgeschrittene Wissenschafter, die ihr Themen- und damit auch meist ihr
Wissenschaftsgebiet bereits gefunden haben und sich trotzdem auf der
Suche nach neuen, für sie relevanten Themen bzw. Antworten auf damit
zusammenhängende Fragestellungen befinden.
Gemein könnten sie jedoch haben, dass sie sich für eine Fragestellung
interessieren und mehr über diese erfahren wollen. 68
Dem hier referierten Ansatz zufolge sehe ich es als günstig an, weitere
Information über eine für jemanden neue wissenschaftliche Fragestellung
nicht wahllos oder rein intuitiv abschätzend zu sammeln, um diese in
weiterer Folge auszuwerten, sondern methodisch vorzugehen.
Konkret könnte dies bedeuten, dass die Erstellung eines inhaltlichen Thesenpapiers dazu herangezogen wird, um wesentliche Aussagen, Hypothesen, Vorstellungen und Theorien in Beziehung zueinander darzustellen
und inhaltlich (verstehend) zu verarbeiten.
Wenn ein Thema, zu dem man kaum oder wenig Vorwissen hat bearbeitet werden soll, benötigt man verständlicherweise Literaturquellen, die
es einem Leser möglich machen, die wesentlichen und wichtigen, generellen Aussagen zuverlässig und überblicksmäßig zu erschließen. Diese
sollten den Kern eines inhaltlichen Thesenpapiers bilden und von diesen
ausgehend, sollten weitere zugehörige Thesen erschlossen werden.
68
auf den Umstand, dass persönliches Interesse an bestimmten Themen für das
weitere wissenschaftliche Arbeiten und für die Qualität dieser Arbeiten wesentlich
ist, habe ich bereits mehrfach hingewiesen
4.3 Handbücher und Fachlexika als ein möglicher erster Schritt
4.3
4.3.1
45
Handbücher und Fachlexika als ein möglicher erster Schritt
Ihre typische Charakteristik
Sowohl Handbücher als auch Fachlexika sind sich in vielen Fällen in
ihrem inneren Aufbau sehr ähnlich. Zwar bieten Lexika natürlich zumeist einen lexikalischen Überblick über ein bestimmtes Wissensgebiet,
sind also nach den Begriffen (der Fachterminologie) einer Wissenschaft
erschließbar, während Handbücher Wissen zumeist eher enzyklopädisch
(umfassend und nach inhaltlichen Gesichtspunkten geordnet) vermitteln,
ist in der Praxis eine eindeutige Trennung nach diesen rein formalen Kriterien nicht immer möglich.
Im Wesentlichen leisten beide - Lexika wie Handbücher - dasselbe:
• bei der Erstellung solcher Werke wird besonders darauf Rücksicht
genommen, dass ein Fach in seiner Gänze behandelt wird 69
• als Autoren werden jene Personen herangezogen bzw. dazu eingeladen, die von der Scientific Community als anerkannte Autoritäten
innerhalb ihrer Wissenschaftsgebiete gelten, und die durch ihre bisherige wissenschaftliche Leistung über jenes umfangreiche Wissen
und das methodische Können verfügen, das eine bestimmte Disziplin oder ein Teilgebiet verlangt. Durch diesen Umstand wird sicher gestellt, dass die gesammelten Beiträge in Handbüchern den
aktuellen Wissensstand vermitteln, der zudem für die betreffende
Wissenschaft als anerkannt und zuverlässig gelten kann
• das Wissensgebiet eines bestimmten Faches 70 wird durch relativ
69
typische Titel solcher Handbücher sind z.B. Handbuch der Psychiatrie oder Handbuch der Kältetechnik
70
enzyklopädisch oder lexikalisch unterteilt und dementsprechend (durch themen-
46
4 Wissenschaftliches Arbeiten in Bibliotheken
kurze und prägnante Artikel bzw. Beiträge umfassend beschrieben
und dokumentiert
• üblicherweise wird am Ende eines jeden Beitrages oder am Ende
eines jeden inhaltlich zusammengehörigen Abschnittes ein (kommentiertes) Literaturverzeichnis angeführt, das die (für die Autoren) wesentliche weiterführende Literatur zu diesem Teilgebiet eines
wissenschaftlichen Faches darstellt
4.3.2
Ihre mögliche Verwendung im wissenschaftlichen
Arbeiten
Für die Erstellung eines inhaltlichen Thesenpapiers erhält man durch
die Analyse von Beiträgen aus Handbüchern jene grundlegenden generellen Thesen, die im Mittelpunkt eines solchen stehen. Über die in ein
Fach oder eine Disziplin einführenden Texte lassen sich sehr schnell und
effektiv jene weiterführenden speziellen Thesen ermitteln, die in einem
weiteren Schritt zur Erstellung eines inhaltlichen Thesenpapiers notwendig sind.
Eine erste Darstellung eines Themas anhand dieser noch sehr einfachen
Zusammenhänge zwischen generellen und speziellen Thesen läßt sich in
der hier vorgestellten Art bereits durch das Arbeiten mit Handbüchern
erstellen.
Diese erste Darstellung reicht in vielen Fällen zudem bereits, um einen
ersten Überblick darüber zu gewinnen, mit welchen Teilgebieten und Fragestellungen man sich in weiterer Folge beschäftigen muss. Darüber hinaus ermöglicht eine nähere analytische Auswertung oder im Einzelnen
eine erste Abschätzung an dieser Stelle bereits die Wahl eines Fokus (einer spezifischen Ausrichtung) für die weitere Vorgehensweise, bzw. lassen
sich leicht erste inhaltliche Verbindungen zu eigenen Interessen und Voroder begriffsorientierte Einträge) zugänglich gemacht
4.3 Handbücher und Fachlexika als ein möglicher erster Schritt
47
lieben abschätzen.
Für einen möglichen vertieften Einstieg in weitere Themen, die mit dem
zu bearbeitenden Thema zusammenhängen, ist die in den Handbüchern
angeführte Literatur hilfreich. Zudem können aktuelle Literaturlisten in
Handbüchern71 verbindlich dafür angesehen werden, dass die dort genannte Literatur zur wesentlichen zählt, die bei der Beschäftigung mit
diesem Thema nicht übersehen werden sollte.
Als eine eher praktisch angelegte Empfehlung könnte man Handbücher
bzw. Fachlexika durch folgende punktuelle Aufzählung charakterisieren:
Sie
• sind wesentlich für die Beschäftigung mit einem neuen Thema, besonders wenn man selbst kaum Vorkenntnisse zu diesem Thema
besitzt
• geben einen vollständigen Überblick zu den Inhalten eines bestimmten Themas oder Wissenschaftsgebietes
• ermöglichen, Zusammenhänge zwischen den Teilbereichen eines Wissenschaftsgebietes selbständig zu erfassen, anhand derer sowohl Gemeinsamkeiten wie Verschiedenheiten wissenschaftlicher Ansätze
analysiert und beschrieben werden können
.
Anhand dieser kurzen zusammenfassenden Aufzählung wird gerade für
Studienanfänger Folgendes deutlich:
Wenn frühe wissenschaftliche Arbeiten - wie beschrieben nach den formalen Kriterien in diesem Text - eher monographische, kompilatorische,
geschichtliche Arbeiten sind, dann besitzen gerade Handbücher den for71
das Erstellen von Handbüchern ist eine aufregende aber natürlich sehr aufwendige
und zeitraubende Beschäftigung. Aus diesem Grund ist es sehr schwer, Handbücher,
die durch umfangreichere Werke repräsentiert werden, ständig am aktuellen Stand zu
halten
48
4 Wissenschaftliches Arbeiten in Bibliotheken
malen Aufbau und die inhaltliche Ausrichtung, die sich zur Erstellung
solcher Arbeiten in erster Linie anbieten. 72
4.3.3
Ihre Zugänglichkeit und Erschließung in Bibliotheken
In wissenschaftlichen Bibliotheken sind Handbücher üblicherweise gesammelt aufgestellt. Wenn diese Sammlungen für den Leser selbst zugänglich
(also z.B. im Freihandbereich oder in Lesesälen aufgestellt) sind, werden diese meist nach (Fach- bzw.) Sachgebieten geordnet.73 Bei umfangreichen Beständen ist diese Ordnung nach Fachgebieten durch eine bestimmte Notation74 beschrieben und ausgewiesen.
72
Handbücher sind als Nachschlagewerke nicht für alle Gebiete der Wissenschaften
gleichmäßig verfügbar. Speziell in neueren Wissensgebieten sind Handbücher, deren
Erstellung sehr zeitintensiv ist, oft nicht am Buchmarkt vorhanden. In solchen Fällen
übernehmen mitunter Lehrbücher die Funktion von Nachschlagewerken. Lehrbücher
sind als solche meist allein über die formalen Angaben im Buchtitel recherchierbar,
da dieser Begriff dort selbst (üblicherweise) Verwendung findet
73
man spricht in diesem Fall von einer Aufstellungssystematik, die bestimmte Wissensgebiete nach inhaltlichen Gesichtspunkten (klassifizierend) unterteilt und zur
Ordnung in Regalen herangezogen wird. Der Begriff Fachgebiet bezieht sich auf die
Unterteilung bestehender Wissenschaftsfächer, Sachgebiete hingegen sind die Unterteilung von Wissensgebieten nach sachlichen (inhaltlichen) Gesichtspunkten, ohne
dass diese Wissensgebiete durch eine eigene Wissenschaft repräsentiert wird
74
als Notationen bezeichnet man in diesem Fall die Schreibweisen der spezifischen
Systematiken. Diese sind als solche meist schwer lesbar und im deutschen Sprachraum
in keiner Weise einheitlich. In Nordamerika wird dagegen fast ausschließlich nach der
Notation der Library of Congress (LoC) vorgegangen, die der Klassifikation der LoC
folgt.
Die Notation der Aufstellungssystematik der Universitätsbibliothek Wien für
Einführungswerke in die moderne romanische Sprachwissenschaft lautet z.B.
E:IV:c3Bl
(wobei E=Sprachen und Literaturen, IV=Romanische Philologie, c3=Neufranzösisch
(Französisch ab 1600), Bl=Bibliographien, Lexika, Einführungen bedeuten),
die entsprechende Notation an der Universitätsbibliothek Klagenfurt lautet - um dazu ein kontrastreiches Beispiel anzuführen - 11-412.0.1
(wobei ll=Sprach- und Literaturwissenschaft, 412=Neufranzösisch, 0=Allgemeines
und l=Handbücher, Fachlexika und Fachwörterbücher bedeuten).
Wenngleich die beiden Notationssysteme voneinander deutlich unterschieden sind,
lassen sich inhaltlich leicht Ähnlichkeiten ausmachen. Einige übersichtliche Beispiele
4.3 Handbücher und Fachlexika als ein möglicher erster Schritt
49
Im weniger günstigen Fall müssen Handbücher aus nicht öffentlich zugänglichen Bereichen (z.B. aus geschlossenen Magazinen) der Bibliothek
bestellt werden. Dazu ist es notwendig, diese über die Bestandsverzeichnisse der betreffenden Bibliotheken - den Katalogen - zu erschließen.
Ist in diesem Fall das vollständige bibliographische Zitat (oder zumindest
Autor- und Titeldaten) bekannt, können über alphabetisch geordnete traditionelle Zettelkataloge 75 und/oder einen Online-Katalog die Bestandsangaben zu diesen Werken einfach ermittelt werden. 76
Anderenfalls müssen Kataloge zur Ermittlung von Beständen verwendet
werden, die inhaltlich geordnet sind. Diese weisen Handbücher entweder
gesammelt an einer einzigen Stelle im Katalog77 oder verteilt auf verschieüblicher Notationssysteme finden sich in Buchanan (1989, S.73-82)
75
im deutschen Sprachraum werden solche Kataloge als alphabetische Kataloge, Autorenkataloge oder auch als Nominalkataloge bezeichnet. Zur Ordnung muss man neben dem Kriterium des Alphabets für einfache Recherchen nur wenig mehr wissen
außer: diese Kataloge ordnen nach Autoren (dieser muss also bekannt sein), im Falle,
dass Werke von Herausgebern erstellt wurden, werden solche nach Titeln (meist nach
dem ersten Hauptwort des Titels, das im Nominativ steht) geordnet
76
ist ein bestimmter Titel aber nicht bekannt und ein nach sachlichen (inhaltlichen) Kriterien geordneter Katalog nicht vorhanden, kann man sich in vielen Fällen
mit dem Wissen weiterhelfen, dass viele Handbücher von Herausgebern veröffentlicht
wurden (also ohnehin unter dem Titel eingeordnet sind) und zumeist mit dem Titelwort Handbuch beginnen. Aus diesen Gründen finden sich auch in formalen, alphabetisch geordneten Katalogen viele Einträge zu Handbüchern unter dem Titelwort
Handbuch
77
im Fall z.B. eines sog. Schlagwortkataloges, der den Begriff Handbuch nachweist, findet man alle Angaben zu sämtlichen Handbüchern, die die betreffende Bibliothek besitzt unter dem Begriff Handbuch - meist in Kombination mit weiteren
Schlagwörtern, die die betreffenden Werke inhaltlich weiter spezifizieren.
Im Umgang mit Schlagwortkatalogen muss beachtet werden, dass diese meist auf einen
eingeschränkten Wortschatz beschränkt sind. Das heißt, dass nicht jeder theoretisch
vorstellbare Begriff verzeichnet bzw. verwendet wird. Diese sinnvolle Einschränkung
auf einen Normwortschatz hilft, Synonyme oder ähnliche Begriffe zu vermeiden und
Suchstrategien zu standardisieren. Im deutschen Sprachraum wird dieser Normwortschatz durch die sog. Schlagwortnormdatei SWD, im englischsprachigen Raum durch
die Authority files der British Library und der Library of Congress vorgegeben. Vor
dem Beginn einer sachlichen, inhaltlichen Suche mit einem Schlagwortkatalog sollte
man sich daher vergewissern, ob ein solcher Wortschatz den Eintragungen des Katalogs zugrunde liegt und ob dieser eingesehen werden kann
50
4 Wissenschaftliches Arbeiten in Bibliotheken
dene Stellen nach, die jene Inhalte repräsentieren, zu denen Handbücher
im Besitz der Bibliothek sind.78
An welchen Stellen (Standorten) eine Bibliothek ihre Handbücher nachweist, ist mitunter vom Typ der Bibliothek abhängig. In einer wissenschaftlichen Bibliothek, deren Benutzer regelmäßig und häufig mit grundlegenden Nachschlagewerken arbeiten ist es natürlich sinnvoll, diese an
einer oder mehreren Stellen inhaltlich geordnet leicht zugänglich aufzustellen.
Daneben ist es aber auch in öffentlichen, nicht wissenschaftlichen Bibliotheken oder Studienbibliotheken sinnvoll, Nachschlagewerke wie diese sofern solche vorhanden sind - inhaltlich geordnet zugänglich zu machen.
Recherchen, die mittels Handbücher durchgeführt werden (können), sind
eigentlich immer an den Inhalten eines Faches orientiert.
Für die praktische Bibliotheksrecherche bietet die Vermittlung von Wissen und Fähigkeiten mit bzw. durch Handbücher zudem den Vorteil, dass
sich Bibliotheksbenutzer für die Durchführung der eventuell nachfolgenden Recherchen an den Katalogen ein umfangreiches Vorwissen angeeignet haben. Dieses Vorwissen erleichtert die richtige Interpretation gefundener bibliographischer Einträge. Durch die konkreten Literaturlisten, die
in Handbüchern inhaltlich geordnet angegeben sind, ist eine erste weitere
Suche an den Katalogen in vielen Fällen auf eine rein formale beschränkt.
Der Leser kann sich in einem ersten Schritt darauf beschränken, die angegebene weiterführende Literatur über den alphabetischen Katalog zu
besorgen.79
78
im Fall z.B. eines sog. systematischen Kataloges findet man Angaben zu
Handbüchern natürlich möglicherweise an verschiedenen Stellen. Dies ist abhängig
vom jeweils verwendeten Klassifikationssystem. Die meisten Klassifikationssysteme
weisen Nachschlagewerke, zu denen Handbücher und Fachlexika zählen, nicht an einer einzigen Stelle, sondern meist am Beginn eines jeden Sachgebietes nach
79
in einem solchen - von mir idealisiert dargestellten Fall - wird die überwiegende
Mehrheit an Studenten, die sich noch im Diplomstudium befinden, inhaltlich erschlossene Literatur über einen Schlagwort- oder einen systematischen Katalog kaum suchen.
4.4 Klassifikationssysteme als ein möglicher zweiter Schritt
4.4
4.4.1
51
Der Umgang mit Klassifikationssystemen
als ein möglicher zweiter Schritt
Ihre typische Charakteristik
Die Verwendung eines Klassifikationssystems bzw. einer Systematik 80
folgt dem Gedanken (dem Prinzip) der inhaltlichen Ordnung einer bestimmten Menge an (gedruckten) Werken. Nach einem inhaltlichen Ordnungsprinzip geordnet meint, dass Werke, die durch ihre Inhalte in einem
Zusammenhang stehen, auch als zusammengehörig angesehen und in dieser Ordnung aufbewahrt werden.81
Diese Annahme spiegelt zudem die Erfahrungen wider, die die Beobachtung von praktischen Literatursuchen brachten: Angehende Wissenschafter (Studenten) wissen im
Grunde aus der grundlegenden Literatur weitere Quellen für ihre weitere Vorgehensweise, Spezialisten innerhalb eines Wissenschaftsgebiets kennen ohnehin die von ihnen
als wichtig angesehenen Werke ihre Autoren und deren Schwerpunkte
80
die Begriffe Klassifikation und Systematik können im Prinzip synonym verwendet werden. Der Begriff Aufstellungssystematik hingegen meint die Ordnung, nach
der Werke dem Benutzer in einer (Freihand-)Aufstellung zugänglich gemacht werden
(siehe dazu auch den betreffenden Absatz am Ende dieses Kapitels). Einen relativ
zeitgemäßen Überblick zu Klassifikationssystemen vermittelt z.B. Marcella & Newton
(1994)
81
leicht übertrieben und vereinfacht kann dieses Prinzip natürlich auf die einfa che, alltägliche Beobachtung zurückgeführt werden, die zeigt, dass Menschen inhaltlich Zusammengehörendes auch als zusammengehörig empfinden und so (nämlich zusammengehörig) aufbewahren; unabhängig davon, ob die Inhalte gedruckte Werke,
Briefmarken oder Kochutensilien sind: Bücher zu Büchern, Briefmarken zu Briefmarken und Kochutensilien zu Kochutensilien - und darüber hinaus, verfeinert Mathematikbücher zu Mathematikbüchern, österreichische Briefmarken zu österreichischen
Briefmarken...
In einem wissenschaftlichen Sinne werden Klassifikationssysteme anhand von - meist
einfachen, hierarchisch gegliederten - (Wissens-)Thesaurussystemen erklärt und beschrieben, mit denen Wissen durch die Bildung von Ober- und Unterbegriffen gegliedert wird. Streng genommen sind solche hierarchischen Systeme schwer anwendbar, da
menschliches Wissen selbst nicht hierarchisch (sondern netzwerkartig) repräsentiert
werden kann. Dieser Umstand wird im Einsatz unterschiedlicher Klassifikationssysteme durch die Einfügung von (Quer-)Verweisungen zwischen zusammengehörigen
Begriffen berücksichtigt
52
4 Wissenschaftliches Arbeiten in Bibliotheken
Grundlegend und vereinfachend sind die Grundprinzipien bibliothekarischer Klassifikationssysteme auf einige Merkmale/Eigenschaften82 zurückzuführen:
• bei der Gestaltung von Klassifikationssystemen wird als erstes Ordnungskriterium in vielen Fällen die klassische, moderne Einteilung
der Wissenschaftsdisziplinen und deren Inhalte herangezogen 83
• innerhalb dieser werden als ein weiterer Ordnungsschritt vielfach
Sach- bzw. Fachgruppen (bzw. bei der wissenschaftlichen Ordnung
deren Teilgebiete) zur weiteren hierarchischen Untergliederung verwendet84
• eine weitere, oft zu beobachtende Untergliederung ist, Einführungswerke, Überblickswerke bzw. Werke von eher allgemeinem Charakter an den Beginn einer weiteren Unterteilung zu geben. Diese Beobachtung deckt sich vielfach mit dem (auch wissenschaftlichen)
82
siehe dazu im Anhang die praktischen Beispiele zu den hier beschriebenen Merkmalen/Eigenschaften von bibliothekarischen Klassifikationssystemen: die Universale
Dezimalklassifikation (UDC), die Library of Congress Classification (LoC-C) sowie
die Klassifikation der Universitätsbibliothek Klagenfurt
83
ein Bsp. einer Klassifikation, die explizit nicht an den Wissenschaften orientiert
zu sein scheint (also eine Ausnahme wäre), ist die Universal Decimal Classification
(UDC). Nach Buchanan (1989, S.110) spiegelt diese „eine auf den Konventionen beruhende Unterteilung des Universums menschlichen Wissens" wider. Kritisch muss
man dieser Aussage natürlich entgegenhalten, dass es
— nicht für jeden Benutzer dieser Klassifikation einsichtig und immer nachvollziehbar sein kann, wie diese „Konventionen" für die praktische Anwendung lauten
und
— dass natürlich auch diese „Konventionen zur Unterteilung menschlichen Wis sens" vom Einfluss der Wissenschaften geprägt sind und aus diesem Grund
wissenschaftliche Ordnungsprinzipien auch innerhalb der UDC erkennbar sind.
Siehe dazu auch den im Anhang wiedergegebenen Ausschnitt der UDC
84
in bibliothekarischen Klassifikationssystemen spricht man bei der Bildung bzw.
Einführung von Unterbegriffen von Facettierung (also von der Bildung von Facetten). Spezielle Facettenklassifikationen sind z.B. in Buchanan (1989, S.47-60) beschrieben; in (Wissens-) Thesaurussystemen spricht man hingegen von der Bildung
oder Einführung von Begriffen, Konzepten oder Klassen
4.4 Klassifikationssysteme als ein möglicher zweiter Schritt
53
Grundprinzip, vom Einfachen, Allgemeinen zum Spezifischen und
Speziellen zu gelangen
• die Untergliederung eines Klassifikationssystems wird durch eine
bestimmte Schreibweise kenntlich gemacht. Diese Schreibweise nennt
man Notation85
Gegenüber dem englischsprachigen Raum, in dem standardisierte Klassifikationssysteme häufig vertreten sind, sind im deutschsprachigen Raum
solche nicht sehr verbreitet. Bestrebungen, solche einzuführen oder sich
auf ein oder mehrere gemeinsame Klassifikationssysteme zu einigen, sind
im Moment über die aktuelle Diskussion in der einschlägigen Fachliteratur nur andeutungsweise erkennbar.
Dieser Umstand bewirkt, dass bei der Recherche in Bibliotheksverbünden
oder in gemeinsamen Katalogen mehrerer Bibliotheken eine übergreifende
systematische Suche nicht möglich ist.
In amerikanischen oder britischen Bibliotheken, die zumeist entweder die
Library of Congress Classification oder eine Form der standardisierten
Dezimalklassifikationen86 verwenden, ist dieser Umstand kaum vorstellbar. Zudem verwenden viele bedeutende und große Bibliotheken im englischsprachigen Raum gleichzeitig mehrere standardisierte Klassifikati85
siehe dazu die Beispiele der Klassifikation der Universitätsbibliothek Wien in der
Fußnote im Text weiter oben. Notationen bzw. Notationssysteme sind praktisch sehr
verschieden - meist als eine Kombination aus Zahlen, Buchstaben und Sonderzeichen
zur Markierung von Trennungen (Teildisziplinen) - angelegt. Die Bedeutung der einzelnen Notationsarten ist natürlich aufgrund der inhaltlichen Ähnlichkeiten zwischen
den einzelnen Klassifikationssystemen ähnlich: Buchstaben bzw. Buchstabengruppen
oder Zahlen bzw. Zahlengruppen drücken inhaltlich Zusammengehöriges aus
86
meistens entweder
• die im Anhang genannte Dewey Decimal Classification (DDC), die von OCLC
(=0nline Computer Library Center) - einem privatisierten, non-profit Unternehmen der Ohio State University (vormals Ohio College Library Center) oder
• die im Anhang kurz beschriebene Universal Decimal Classification (UDC), die
von der British Standards Institution betreut, ständig adaptiert und organisiert
wird
54
4 Wissenschaftliches Arbeiten in Bibliotheken
onssysteme, sodass die übergreifende Suche z.B. in Online-Katalogen mit
verschiedenen Klassifikationen möglich ist.
Für den deutschsprachigen Raum ist vorstellbar, dass standardisierte
Formen in den nächsten Jahren parallel zu den bereits bestehenden und
lokal ausgerichteten Klassifikationen eingeführt werden. Eine solche Vorgangsweise bietet sich allein aus dem Umstand an, dass bereits seit Jahren
bibliographische Daten zwischen Bibliotheken und Bibliotheksverbünden
ausgetauscht bzw. angekauft werden, die zum Teil ohnehin die Notationen möglicher, vorstellbarer, übergreifender Klassifikationen beinhalten.
Diese Daten können - wenn sie bisher nicht verwendet oder genutzt worden sind - in vielen Fällen zudem automatisiert „nachgeladen" und somit
praktikabel eingesetzt werden.
4.4 Klassifikationssysteme als ein möglicher zweiter Schritt
55
4.4.2 Eine mögliche Verwendung von bibliothekarischen
Klassifikationssystemen im wissenschaftlichen Arbeiten
Klassifikationssysteme bilden Wissenschaftsgebiete, Wissenschaftsfächer,
deren Teildisziplinen, sowie inhaltlich zugehörige Fach- und Sachgebiete
(durch eine spezifische Unterteilung) systematisch in einer Ordnung von
Konzepten
(Klassen)
und
Begriffen
(thesaurusartig)
ab.
Neben dieser einfach zugänglichen inhaltlichen Strukturierung, die die
Anwendung eines Klassifikationssystems mit sich bringt, tragen diese
zudem ein weiteres, wichtiges Ordnungssystem: Inhalte (von Dokumenien)werden in einem Schema „vom Einfachen zum Speziellen" strukturiert.
Durch die Analyse bzw. den praktischen Umgang mit einem Klassifikationssystem kann man im wissenschaftlichen Arbeiten einige eher formale,
inhaltlich aber wichtige und notwendige Vorgänge beschreiben:
• Themen, die bearbeitet werden und die einem noch relativ neu oder
unbekannt sind, können durch eine Analyse des jeweils vorliegenden
Klassifikationssystems relativ einfach wissenschaftlich positioniert
werden. Klassifikationen beschreiben durch ihren systematischen
Aufbau die verschiedenen möglichen Ordnungen von Wissenschaften und ermöglichen dadurch, wissenschaftliche Umfelder besser
wahrnehmen und einschätzen zu können
• sind innerhalb anderer, ähnlicher, möglicherweise fächerübergreifender Teildisziplinen 87 wissenschaftliche Ansätze zur Erklärung
87
wesentliche Kennzeichen und darüber hinaus oft verwendete Schlagwörter der
80er-Jahre waren innerhalb der Wissenschaften von der Vorstellung der Vernetzung
geprägt. Wissenschaftliche Ansätze und Methoden aus den unterschiedlichsten Teildisziplinen wurden miteinander vernetzt, um dadurch mögliche Synergieeffekte auszulösen bzw. erst zu ermöglichen. Innerhalb bibliothekarischer Klassifikationssysteme
hatte diese Strömung zur Folge, dass wissenschaftliche Erkenntnisse schwer einer einzigen oder einiger weniger Teildisziplinen zuordenbar wurden und damit eine bisher
56
4 Wissenschaftliches Arbeiten in Bibliotheken
und Beschreibung des eigenen Themas vorhanden und bereits zugänglich, so können diese über die vorhandenen Querverweise auf
ähnliche Ansätze bzw. Themengebiete innerhalb des Klassifikationssystems erschlossen werden
• das Thema betreffende, weitere oder neuere Spezialliteratur ist, der
jeweiligen Klassifikation entsprechend, inhaltlich zusammengehörig
erfasst und kann relativ einfach (z.B. über die Notation) erschlossen werden. Dem hier referierten Ansatz entsprechend betrifft diese
Vorgehensweise Spezialliteratur, die in einem ersten Schritt - aus
dem Umgang mit Handbüchern - nicht erfasst werden konnte
• der bewusste Umgang mit Klassifikationssystemen vermittelt zudem Hilfestellungen zu einer einfachen Möglichkeit von „Selbstkontrolle" im wissenschaftlichen Arbeiten:
Je tiefer man in eine bestimmte Thematik einsteigt, umso spezieller ist die vorzufindende Literatur und umso größer ist der Umfang
an Vorwissen und Kenntnissen, der zum Verstehen der betreffenden
Werke notwendig ist. Je tiefer man in eine bestimmte Thematik einsteigt, umso aufwendiger und komplizierter wird gleichzeitig auch
die Schreibweise der betreffenden Notationen innerhalb eines Klassifikationssystems.
In sehr vereinfachter - aber durchaus praktikabler Form - kann
man in vielen Fällen in einem elaborierten Klassifikationssystem
den Umfang einer Notation als ein Maß für den Grad an Spezialisierung wissenschaftlicher Literatur sehen.88
vielleicht strenge Trennung aufgelöst werden musste.
Als ein wichtiges Beispiel können die Erkenntnisse der maschinellen, automatisierten
Spracherkennung genannt werden, die aus eigentlich so unterschiedlichen Disziplinen
wie der Kognitionspsychologie, der Sprachwissenschaft und der mathematischen Informatik stammen. In Klassifikationssystemen wird darauf im einfachsten Fall - wie
bereits erwähnt - durch Verweisungen Rücksicht genommen
88
aus dieser sehr vereinfachten Schlussfolgerung kann man einem Bibliotheksbenutzer durchaus folgenden praktischen Rat geben: wenn man an allgemeinen,
einführenden oder grundlegenden Werken interessiert ist, sollte man darauf achten,
4.4 Klassifikationssysteme als ein möglicher zweiter Schritt
57
In diesem Sinn „steuern" Klassifikationssysteme den Fokus des wissenschaftlichen Arbeitens bzw. die Verwendung solcher stellt eine
formale, nachvollziehbare Methode dar, nach der wissenschaftliches
Arbeiten geleitet werden kann.
4.4.3
Die Zugänglichkeit und Erschließung von Klassifikationssystemen in Bibliotheken
Das in einer wissenschaftlichen Bibliothek verwendete Klassifikationssystem liegt im Allgemeinen in gedruckter Form und/oder online vor.
In der gedruckten Form ist die Klassifikation üblicherweise in einer mehr
oder weniger umfangreichen Liste und, wenn vorhanden, in Form eines
systematischen Kataloges abgebildet.
Der Vorteil der gedruckten Liste ist zumeist, dass diese Form einfach und
übersichtlich gestaltet werden kann, und dass ein Benutzer diese ohne besondere Vorkenntnisse lesen bzw. verstehen kann, da außer allgemeinen
Vorkenntnissen kein Vorwissen zum Umgang mit einer solchen Liste notwendig ist.89
Neben dieser gedruckten Listenform stellen natürlich auch konventionelle systematische Kataloge90 in Zettelform eine gedruckte Version einer
Klassifikation dar. Die Abbildung der Klassifikation in einem Zettelkatalog vermittelt einem Benutzer jedoch weniger Übersicht. Das gesamte
klassifikatorische System ist dort in seine einzelnen Begriffe aufgeteilt und
wird zudem in vielen Fällen nicht durch die vollständigen Begriffe oder
Begriffskonzepte selbst, sondern zumeist durch deren Notationen abgenach Werken zu recherchieren, die eine relativ einfache und kurz gehaltene Notation
tragen
89
siehe dazu auch die auszugsweise wiedergegebenen Beispiele zu Abbildungen von
Klassifikationssystemen im Anhang
90
Kataloge, die in Bibliotheken Bestände nach der verwendeten Klassifikation verzeichnen, werden auch als systematische Kataloge bezeichnet. Für den systematischen
Katalog einer Bibliothek werden mitunter auch die Begriffe Realkatalog und Wissenschaftskatalog gebraucht (vgl. Rehm 1991, S.261)
58
4 Wissenschaftliches Arbeiten in Bibliotheken
bildet. In solch einem Fall müssen die Begriffskonzepte bekannt sein, um
systematisch Literatur suchen zu können.
In zunehmend vielen Fällen sind Klassifikationssysteme auch in OnlineVersionen verfügbar. Diese haben zum Vorteil, dass sie besser bzw. leichter auf das Vorhandensein bestimmter Begriffe durchsuchbar sind. In der
einfachsten Form liegt ein Klassifikationssystem als Online-Liste vor, die
man als Benutzer wie einen Text behandelt und innerhalb derer man
über die üblichen Suchfunktionen wie in einem Text recherchiert.
Ist der systematische Katalog online zugänglich, sollte man auf Folgendes
achten:
• einige online zugängliche, systematische Kataloge erlauben es, in
den Einträgen des Kataloges zu browsen. Das bedeutet, dass man
die den Katalog ordnenden Begriffe z.B. alphabetisch oder nach
Themen geordnet einsehen kann und in einem weiteren Schritt die
zugehörigen Werke angezeigt bekommt91
• in einigen (online zugänglichen, systematischen) Katalogen ist jedoch das Browsen in den eigentlichen Begriffen nicht, dafür aber innerhalb der dafür stehenden, stellvertretenden Notationen möglich.
Um mit solchen Notationslisten sinnvoll umgehen zu können, ist
natürlich notwendig, sowohl die inhaltliche Ordnung der betreffenden Klassifikation als auch der Schreibweise der Notation selbst zu
kennen.
In neueren Online-Systemen sollte jedoch beides möglich sein, nämlich Begriffskonzepte (Klassen) wie auch deren Notationen zur An91
praktisch bedeutet das, dass man bei einer inhaltlichen Ordnung der Begriffe sich
diese in einer Liste am Bildschirm anzeigen läßt und einen oder mehrere thematisch
passende Begriffe auswählt, anschließend - im besten Fall direkt aus dieser angezeigten Liste heraus - Begriffe in eine systematische Suche übernimmt und diese startet.
Eine alphabetische Liste möglicher Begriffe aus einer Klassifikation hilft bei einer assoziativen Suche weiter, bei der auf Grund vorhandenen Vorwissens bekannte Begriffe
gesucht werden. Vgl. dazu auch das übliche Listen- bzw. Indexbrowsing in bibliographischen Datenbanken i.S.v. „Blättern" zwischen Listeneinträgen
4.4 Klassifikationssysteme als ein möglicher zweiter Schritt
59
zeige zu bringen oder als Suchkriterium zu verwenden
• Kataloge verzeichnen in Bibliotheken üblicherweise ausschließlich
deren Bestand und nur in den seltensten Fällen Inhalte des Bestandes.92
D.h., dass weder Zeitschriftenartikel noch Beiträge, die in einem
Sammelband erschienen sind, über einen Katalog erschlossen werden können. Titel von Zeitschriften oder Sammelbänden hingegen
werden in einem Bibliothekskatalog (natürlich) nachgewiesen.
Aus diesem Grund ist das Ergebnis einer Recherche in einem systematischen Katalog eine bestimmte Menge an monographisch (selbständig) erschienenen Werken, deren Grad an Spezifität für ein bestimmtes Thema nicht vorhergesagt werden kann. Monographisch
erschienene Werke sind üblicherweise allgemeiner bzw. umfassender
gehalten als z.B. Beiträge in Zeitschriften. Da über systematische
Kataloge jedoch auch Sammelwerke inhaltlich recherchiert werden
können (und diese aus einer abgeschlossenen Menge von Artikeln
bestehen), können nur schwer Vorhersagen über die thematische
Tiefe getroffen werden.93
Aus dem bisher Gesagten geht hervor, dass Klassifikationssysteme im
deutschsprachigen Raum in Form von Ordnungskriterien für Kataloge in
Erscheinung treten. Dieser Umstand ist erklärbar, wenn man den klassischen (allgemein üblichen) Aufbau einer wissenschaftlichen Bibliothek
im deutschen Sprachraum berücksichtigt: gedruckte Werke wurden und
werden hier meist in geschlossenen Magazinen aufbewahrt, ein Benutzer
92
dieser Umstand gilt natürlich für alle üblichen Katalogarten, die in wissenschaftlichen Bibliotheken anzutreffen sind - und gilt deshalb nicht nur für einen systematischen Katalog. Da aber die Ordnungskriterien anderer Kataloge nicht besprochen
werden, sei auf diesen Umstand hier noch einmal hingewiesen
93
ein einfach zu hantierendes, formales Kennzeichen - um den Grad an Allgemeinheit besser abschätzen zu können - ist bei selbständig erschienenen Werken jedoch oft
der Titel eines Werkes selbst, oder ein Zusatz zu einem Titel aus dem hervor geht, dass
es sich um einen Kongressbericht handelt oder dass eine Aufsatzsammlung vorliegt
60
4 Wissenschaftliches Arbeiten in Bibliotheken
einer solchen Bibliothek muss ganz gezielt Werke aus diesen Magazinen
in einen Lesesaal oder über einen Ausleihschalter bestellen und anschließend entlehnen. Diese Form einer wissenschaftlichen Bibliothek stellt ihren Benutzern Literatur nicht direkt zugänglich zur Verfügung; sie bietet
für eine gezielte Recherche jedoch Kataloge, die nach inhaltlichen Kriterien geordnet sind und so eine systematische Literatursuche ermöglichen.
In englischsprachigen Ländern94 hingegen dient ein Klassifikationssystem
dem primären Zweck der Ordnung der Bestände in den Regalen.95 In
diesen Bibliotheken sind geschlossene Magazine (Ciosed Stacks) nur eher
selten anzutreffen; die vorhandenen Bestände werden fast zur Gänze freihand ~ also für den Benutzer selbst zugänglich - aufgestellt.96 In den letzten Jahren sind auch zunehmend im deutschsprachigen Raum in neueren
Bibliotheken umfangreiche oder vollständige Freihandaufstellungen realisiert worden. 97
Werden Klassifikationssysteme zur Ordnung einer Freihandaufstellung
(Shelf Order) verwendet, spricht man von Aufstellungssystematiken. Diese entsprechen üblicherweise der verwendeten Klassifikation oder sind aus
Gründen der Vereinfachung von der exakten Notation der Klassifikation
leicht abgewandelt.
94
95
vor allem in den USA und in Großbritannien
siehe dazu z.B. die Aufzählung in Marcella & Newton (1994, S.159): die Autoren
geben als ersten Zweck eines Klassifikationssystems „Shelf Order" (die Regalordnung)
an
96
außer für Sonderbereiche wie besonders wertvolle und seltene Literatur („Rara")
oder für die Öffentlichkeit gesperrte (z.B. militärische) Literatur
97
und werden in der gängigen Literatur heftig diskutiert: für die Organisation einer
wissenschaftlichen Bibliothek bringt eine Freihandaufstellung den Vorteil mit sich,
dass Literatur für den Benutzer direkt zugänglich ist und inhaltliche Recherchen weniger abstrakt als über einen systematischen Katalog zu bewältigen sind. Freihandaufstellungen sind aber durch die hohen Wartungskosten (Rückstellung und Kontrolle
der Aufstellung) kostenintensiver und benötigen zudem mehr Platz als geschlossene
Magazinsaufstellungen
4.5 Nachschlagen in Bibliographien als ein möglicher dritter Schritt
4.5
4.5.1
61
Nachschlagen in Bibliographien als ein
möglicher dritter Schritt
Ihre typische Charakteristik
Bibliographien sind Verzeichnisse von Erschienenem98. Sie weisen durch
das sog. vollständige Zitat99 die Quelle nach, aus der die Information
über das Erschienene stammt. Im Idealfall liegt dem Ersteller des Zitats
die Originalquelle (der eigentliche Aufsatz oder die erschienene Monographie) vor, sodass die Widergabe der vollständigen Literaturangabe nicht
über Dritte erschlossen werden muss. Ist dies nicht der Fall, so sollte
dieser Umstand in der Bibliographie verzeichnet sein. 100
Periodische Bibliographien101 erscheinen in regelmäßigen Abständen und
verzeichnen jene Literatur, die zwischen zwei Erscheinungsdaten veröffentlicht wurde bzw. nachweisbar ist. Die Mehrzahl der am Markt befindlichen Bibliographien erscheinen jährlich, um den Aufwand für den
Druck und die Vorbereitung der Veröffentlichung gering zu halten. Umfangreiche Bibliographien erscheinen hingegen durchaus wöchentlich oder
monatlich.102
98
der Ausdruck Erschienenes drückt wohl am deutlichsten und umfangreichsten
aus, welche Inhalte in Bibliographien erfasst werden. Zwar überwiegt die Form gedruckter Literatur auch in modernen Bibliographien, die selbst auch in elektronischer
Form publiziert sein können; trotzdem sind daneben Erscheinungsformen in Bibliographien erfasst, die nicht gedruckt und/oder über den (Verlags-)Buchhandel erschließbar und erhältlich sind; wie z.B. Eigenproduktionen von Publikationen im Internet,
in elektronischen Datenbanken oder auf maschinell lesbaren Datenträgern
"in diesem Fall meint der Begriff Zitat die Literaturangabe
100wenngleich die Angabe darüber, ob die vorliegende Information aus erster,
zweiter
oder dritter Hand stammt, ein wichtiges Qualitätskriterium ist, wird diese Information
nur selten in Bibliographien widergegeben
101
also nicht Einzelbibliographien, die zu einem (meist) monographischen Thema in
einer einzigen Ausgabe erscheinen und einen aktuellen Literaturüberblick wiedergeben
102
...oder eben seltener. Als Bsp. einer monatlichen Erscheinungsweise kann die
Deutsche Nationalbibliographie genannt werden, von der bestimmte Ausgaben auch
62
4 Wissenschaftliches Arbeiten in Bibliotheken
In Bibliographien wird sowohl selbständig (z.B. ein monographisch erschienenes Werk in Buchform) als auch nicht selbständig erschienene Literatur (z.B. ein Beitrag zu einem Thema in der Form eines Zeitschriftenartikels) verzeichnet.103
Im Gegensatz zu Bibliothekskatalogen verzeichnen Bibliographien üblicherweise keine Bestandsangaben. Ausnahmen dazu sind solche bibliographischen Verzeichnisse, die aufgrund eines bestimmten Bestandes einer
Bibliothek angelegt wurden. Solche Bibliographien sind in (oft „exotischen") Spezialgebieten üblich und verzeichnen den umfangreichen und
vielleicht vollständigen Bestand einer bibliothekarischen Sammlung als
jene Menge an Literatur, die zu einem Fachgebiet nachweisbar ist. 104
Die Inhalte von Bibliographien sind auf bestimmte Gebiete eingeschränkt.
Sei es auf ein bestimmtes Fachgebiet, auf ein Teilgebiet einer Wissenschaft oder Wissenschaftsrichtung, auf geographische Regionen und Länder (Nationalbibliographien) oder aber fächerübergreifend auf bestimmte Erscheinungsformen wie Zeitschriftenliteratur105, monographisch oder
elektronisch erschienene Beiträge oder (wie in den meisten Fällen) auch
eine Mischform daraus.
wöchentlich neu erscheinen
103
die klassische Trennung in selbständig und nicht selbständig erschienene Literatur stammt natürlich aus der Tradition, dass Werke von einem Verleger oder einem
Drucker hergestellt (gedruckt) werden. Diese (klassische) Vorstellung hebt sic h mit
den elektronischen Medien zunehmend auf: wissenschaftliche Artikel werden in vielen
Fällen nicht mehr gedruckt, sondern durch den Autor selbst publiziert und verbreitet.
Beispiele dafür sind Artikel, die über das World Wide Web (WWW) abrufbar sind
oder durch Diskussionsforen verbreitet und verteilt werden. Bibliothekarisch handelt
es sich dabei um sog. graue Literatur
104
dieser Hinweis gilt z.B. für Bibliographien und Verzeichnisse alter Handschriften:
große Handschriftensammlungen verzeichnen die zu einem bestimmten Thema oder
einer bestimmten Schreibtechnik erschienenen Werke mitunter fast vollständig und in
einer Weise, dass Einträge für überhaupt alle nachweisbaren Handschriften angegeben
sind. In solchen Bibliographien sind die Angaben zum Bestand innerhalb der betreffenden Sammlung - und soweit ermittelbar - meist auch die Angaben zum Bestand
anderer großer Sammlungen angegeben
105
wie z.B. die IBZ (Internationale Bibliographie der Zeitschriftenliteratur)
4.5 Nachschlagen in Bibliographien als ein möglicher dritter Schritt
63
Fachbibliographien geben neben den eigentlichen Quellenangaben zudem
oft weitere Informationen zu den Inhalten an. Abstracts, kurze Zusammenfassungen, die den Inhalt eines Werkes in einer für die spezifische
Wissenschaft wichtigen und verbreiteten Sprache (zumeist Englisch und
Französisch) charakterisieren, sind mögliche weitere Angaben. Der Umfang eines solchen Abstracts hängt von den editorischen Vorgaben106 der
Bibliographie ab und stammt zumeist von den Autoren der verzeichneten
Werke. Abstracts werden in den meisten Fällen nur dann mit den Quellenangaben abgedruckt, wenn sie vom Autor oder Verlag zur Verfügung
gestellt werden. Aus diesem Grund findet sich in einigen Bibliographien
eine gemischte Form des Nachweises, mit und ohne Abstracts. Nur in
wenigen Fällen werden Abstracts von den Verantwortlichen der Bibliographie erstellt. In diesen Ausnahmefällen handelt es sich zumeist um
Dokumentationsstellen, die an der Erstellung einer Spezialbibliographie
arbeiten.107
Die Erscheinungsform wissenschaftlicher Bibliographien hat sich in den
letzten Jahren wesentlich geändert. Umfangreiche Bibliographien erscheinen neben der traditionellen Druckform zunehmend in Form einer Datenbank, die entweder online zugänglich ist oder auf einem Datenträger
wie
einer
CD-ROM
ausgeliefert
wird.
Die herkömmliche, traditionelle, gedruckte Form liegt meist in mehreren
verschiedenen Ordnungsformen vor:
• da sie zumeist in Zeitabständen regelmäßig erscheinen, ist dieses
106
üblich sind 20-40 Zeilen zu je 75-80 Zeichen
107
in Österreich ist SOWIS an der Wirtschaftsuniversität Wien ein Beispiel
für eine solche (in diesem Fall sozialwissenschaftliche) Dokumentationsstelle.
Dort werden bibliographische Angaben zu Projektarbeiten und wissenschaftlichen
Veröffentlichungen aus/in Österreich zum Bereich Sozial Wissenschaften gesammelt,
mit Abstracts versehen und in einer Datenbank erfasst. Die Daten fließen letzt lich in das Gemeinschaftsprojekt WISO, eine Bibliographie zu den Wirtschafts- und
Sozialwissenschaften für den deutschsprachigen Raum ein.
Ein anderes - nicht minder bekanntes - Beispiel stellt für Österreich die SOWIDOK
(Sozialwissenschaftliche Dokumentationsstelle) der Arbeiterkammer Wien dar
64
4 Wissenschaftliches Arbeiten in Bibliotheken
Erscheinen meist das erste explizite Ordnungskriterium einer Bibliographie. Wenn man an den spezifischen Inhalten einer solchen
Bibliographie interessiert ist, muss man diesem Umstand entsprechend, sämtliche in Frage kommende Ausgaben inhaltlich durchsuchen. Diese Vorgabe ist gerade für Neueinsteiger in ein Thema
besonders belastend und zeitintensiv, da meistens sehr viele Bände
auf betreffende Inhalte durchsucht werden müssen 108
• neben der Ordnung nach Erscheinungsdaten können Bibliographien
nach wissenschaftlichen Fach- oder deren Teilgebiete geordnet sein.
Dieses Ordnungskriterium kommt einem bei der Recherche natürlich
entgegen, soweit man nicht an Inhalten interessiert ist, die eine weite fächerübergreifende Suche notwendig machen. Die Unterteilung
einer Bibliographie in kleinere Fach- bzw. Sachgebiete folgt meist
den typischen Ordnungskriterien wie sie auch in elaborierten wissenschaftlichen Klassifikationssystemen vorhanden sind
• innerhalb dieser Unterteilungen sind Bibliographien ähnlich alphabetischen bibliothekarischen Katalogen nach Autoren bzw. Titeln
geordnet.109
Die Suche nach bestimmten Inhalten in Bibliographien kann, diesen Ordnungskriterien entsprechend, sehr mühsam und aufwendig sein.
Aus diesem Grund sind vielen Bibliographien, oft in der letzten Ausgabe
eines Jahres, verschieden geordnete Indexregister beigefügt, die den Zugang zu den Inhalten einer Jahresausgabe wesentlich erleichtern. Ähnlich
den üblichen Indexregistern verweisen diese zumeist Stichwörter (Hauptwörter aus den eingetragenen Titeln) und Personen(Autoren)namen.
108
meinem eigenen wissenschaftlichen Verständnis folgend sollten Neueinsteiger bzw.
Anfänger Bibliographien jedoch ohnehin nicht an den Beginn ihrer eigenen Arbeit
stellen - und aus diesem Grund diesen Hemmschwellen erst gar nicht begegnen
109
siehe dazu das im Anhang abgebildete Beispiel einer konventionellen, gedruckten
Bibliographie
4.5 Nachschlagen in Bibliographien als ein möglicher dritter Schritt
65
Sowohl die hier genannten Ordnungskriterien als auch die damit verbundenen Recherchemöglichkeiten gelten im Wesentlichen nur für die
gedruckten Ausgaben.
Bibliographien, die als Online- oder CD-ROM-Datenbank benutzbar sind,
geben nur sehr bedingt eine innere Ordnung und damit bestimmte, eingeschränkte Zugangs- und Erschließungsmethoden vor. Der günstigste aller
Fälle für eine Datenbankrecherche ist, dass der Recherchierende selbst
jede beliebige Ordnung der vorliegenden, durchsuchbaren Datenmenge
vorgeben kann. Die Eintragungen selbst (=die Daten) sind dabei eine beliebige Menge an ungeordneten Einträgen, eine sinnvolle Ordnung wird
erst durch den Benutzer selbst vorgegeben.
Dieser Idealfall ist mit den am Markt befindlichen Datenbanken jedoch
nicht völlig realisierbar und zudem wohl nicht immer zweckmäßig. Vorgeordnete Datenmengen sind (technisch wie anwenderbezogen) einfacher
und schneller durchsuch- und in einer Anzeige ordenbar.
Bibliographische Daten werden in traditionellen Datenbanken bzw. Datenbanksystemen üblicherweise durch Indexsysteme vorgeordnet, wobei
der Index für die Menge der suchbaren Begriffe innerhalb der Datenbank
steht.110 Auf diesen Index greift das Datenbanksystem bei jeder Suche
zurück und gibt all jene Datensätze aus, die mit den Indexbegriffen verknüpft sind. Ein Benutzer einer Bibliographie in Datenbankform hat zumeist zwei ineinander greifende Methoden (Möglichkeiten) zu Verfügung,
um auf die gespeicherten Daten zuzugreifen:
• einerseits steht dem Benutzer in den allermeisten Fällen eine Such110
in Analogie zu Indexregistern in gedruckten Werken. Über Indexregister lassen
sich natürlich auch nur jene Begriffe suchen, die in diesen verzeichnet sind. Eine andere
Suche ist eine freie, bei der Begriffe „auf Verdacht" bzw. nach dem Prinzip von „Trial
and error" gesucht werden. In Datenbanken entspricht eine solche freie Suche einer
Volltextsuche
66
4 Wissenschaftliches Arbeiten in Bibliotheken
maske111 zur Verfügung, in die Inhalte zu vorgegebenen Suchfeldern
eingetragen und als Suchkriterium abgeschickt werden können. Die
vorgegebenen Suchfelder repräsentieren jene Kategorien, die durch
den Index der jeweiligen Datenbank vorgegeben sind. Typische suchbare Kategorien in bibliographischen Datenbanken sind natürlich
durch die bekannten Suchfelder112 wie Autor, Titel, Erscheinungsort, Verlag, Erscheinungsjahr usw. beschrieben. Als Ergebnis einer
solchen Suche können nur jene Dateneinträge gefunden werden, die
in der gleichen Weise im Index eingetragen sind, wie sie in der
Suchmaske eingegeben wurden. Dieser Umstand bedeutet, dass im
Grunde ein Benutzer wissen muss, wie die genauen Indexeinträge
lauten, bevor er die Suche abschickt
• daher bieten viele bibliographischen Datenbanksysteme die Möglichkeit des Indexbrowsing113. Mit dieser Funktion kann in der Menge der suchbaren (Index)Begriffe „geblättert" - also Begriffe seitenweise am Bildschirm durchsucht werden.114
Wie in den traditionellen Druckwerken werden auch in Datenbanken verschiedene Indexregister (Indexlisten) abgebildet, die nach
den o.g., üblichen Kategorien vorsortiert sind. Indexregister finden
sich in bibliographischen Datenbanken geordnet nach Autoren, Titeln, Erscheinungsdaten etc.
111
siehe dazu das abgebildete Beispiel im Anhang
Suchmasken bieten zudem die Möglichkeit an, eingetragene Suchbegriffe durch
logische Verknüpfungen zueinander in Beziehung zu setzen. Logische Verknüpfungen
werden üblicherweise durch die aus der Mathematik bekannten Booleschen Grundoperatoren UND (and), ODER (or), NICHT (not oder auch manchmal keine) beschrieben
113
der im Deutschen dafür meistens verwendete Begriff ist Listen durchsuchen oder
Listenbrowsing oder einfach durch einen Hinweis auf die Möglichkeit, mit Listen zu
arbeiten gegeben.
Diese Funktion entspricht kognitiv der Wahrnehmung von Indexregistern in gedruckten Werken. In solchen hat man ja einen bestimmten Ausschnitt (eine oder mehre re Seiten) der suchbaren Begriffe vor sich und kann daraus den passenden Begriff
auswählen, bevor man die entsprechende Stelle nachschlägt
114
siehe dazu das abgebildete Beispiel im Anhang
112
4.5 Nachschlagen in Bibliographien als ein möglicher dritter Schritt
67
Unterschieden werden muss bei solchen Indexregistern meist nach
sog. Stichwort- und Phrasenindizes, wobei über einen Stichwortindex Wörter einzeln, über einen Phrasenindex jedoch nur in fester
Beziehung
zu
anderen
Wörtern
suchbar
sind.115
Ein weiteres Ordnungskriterium der bibliographischen Datenbankeinträge wird durch die Bedingungen der Anzeige der gefundenen
Daten erzeugt. Viele Datenbanksysteme verfügen über (verstellbare = „parametrisierbare") Einstellungen, nach denen die Anzeige
sortiert wird.116
•
Wenn also davon ausgegangen wird, dass Bibliographien in elektroni scher Datenbankform ,eine (relativ) ungeordnete Menge an Einträgen
115
ein praktisches Beispiel für die Anwendung eines Stichwortindex ist eine Stichwortsuche nach allen bibliographischen Angaben von Veröffentlichungen, die im Titel
oder im Abstract einen bestimmten Fachausdruck tragen
Eine Phrasensuche hingegen ist z.B. sinnvoll, wenn nach allen Publikationen eines
bestimmten Autors gesucht wird. Trägt man nämlich seinen Vor- und seinen Nachnamen in ein Stichwort-Suchfeld ein und verknüpft die beiden Einträge logisch UND
miteinander, so erhält man als Ergebnis natürlich alle Angaben zu seinen Publikationen, daneben aber auch alle Einträge, die von mehreren Autoren stammen und bei
denen der Vorname des einen Autors und der Nachname des anderen Autors ebenfalls
den Suchkriterien entsprechen. Sucht man also in einem Stichwortfeld einer Suchmaske nach »Tamara« »Kapus« und verknüpft die beiden Begriffe mit einem logischen
UND, so findet man natürlich als Ergebnis alle bibliographischen Einträge, deren Autorin »Tamara Kapus« heißt; man findet daneben aber auch alle Einträge, die zwei
oder mehrere Autorinnen verzeichnen und z.B. von einer »Tamara« Hinterberger und
einer Darija »Kapus« stammen. Bei einer Phrasensuche sollten als korrektes Ergebnis
ausschließlich jene bibliographischen Angaben gefunden werden, die über die Phrase
(=Wörter in ihrer festen Beziehung) »Tamara Kapus« im Index eingetragen sind.
Ein weiteres Beispiel einer sinnvollen Phrasensuche ist die Suche nach einem Werk,
dessen Titel »Wahrscheinlichkeitsrechnung« ist. Sucht man nach diesem Titel über
eine Stichwortsuche, findet man neben jenen Werken, die »Wahrscheinlichkeitsrechnung« heißen auch all jene, die diesen Begriff an irgendeiner Stelle im Titel tragen.
Dies kann natürlich erwünscht sein. Wenn man hingegen weiß, dass man ausschließlich nach jenen Werken sucht, die »Wahrscheinlichkeitsrechnung« und nicht nur so
ähnlich heißen, ist eine Phrasensuche zielführender
116
ist man an neuerer Literatur interessiert, wird man sich neuere Werke vor älteren
anzeigen lassen, ist man hingegen an einer mit Textverarbeitung weiter verarbeitbaren Liste von bibliographischen Angaben interessiert, wird man sich die gefundenen
Treffer wahrscheinlich alphabetisch anzeigen lassen
68
4 Wissenschaftliches Arbeiten in Bibliotheken
darstellen, deren Inhalte erst durch den Benutzer sinnvoll (nach seinen
spezifischen, wissenschaftlichen Bedürfnissen) ausgewählt und geordnet
werden, sind zumindest diese beiden (vorgegebenen, intrinsischen) Ordnungskriterien zu beachten: der Indexaufbau sowie die Möglichkeiten der
Anzeigesortierung.
4.5.2
Ihre mögliche Verwendung in wissenschaftlichen
Arbeiten
Bibliographien sind hilfreiche und notwendige Nachschlagewerke im wissenschaftlichen Arbeiten. Aufgrund ihres Aufbaus 117 sollten sie jedoch
nicht am Beginn, sondern eher gegen Ende des wissenschaftlichen Recherchierens zu einem neuen Thema eingesetzt werden.
Bibliographien verzeichnen Literaturangaben zu einem bestimmten Fachoder Sachgebiet vollständig bzw. sehr umfangreich.118 Darin sind sowohl
selbständig erschienene, gedruckte Werke wie auch nicht selbständig erschienene (und oft auch nicht gedruckte) Werke verzeichnet.
Bibliographien vermitteln in den allermeisten Fällen Spezialliteratur für
wissenschaftliche Fachspezialisten. Dieser Umstand ergibt sich allein aus
dem statistischen Faktum, dass wesentlich mehr Spezialliteratur am Markt
erscheint als grundlegende einführende Werke. Bibliographien verzeichnen einem Benutzer meist nur formale Hilfsmittel, um entscheiden zu
können, ob ein angeführtes Werk von eher allgemeinem Interesse ist oder
117
Bibliographien folgen einem rein formalen Prinzip in der Anordnung ihrer Inhalte. Literaturangaben, die in Bibliographien verzeichnet sind, lassen sich aus diesem
Grund kaum darauf einschätzen, wie wichtig oder wesentlich deren Inhalte für eine
wissenschaftliche Arbeit sind
118
Bibliographien erscheinen ja meist zu einem bestimmten Fach- oder Sachgebiet.
Ausnahmen sind die bereits genannten Nationalbibliographien (die die gesamte Literatur zu Sprachräumen verzeichnen) sowie fachunspezifische Bibliographien (die z.B.
ausschließlich Zeitschriftenliteratur oder elektronisch erschienene Beiträge nachweisen)
4.5 Nachschlagen in Bibliographien als ein möglicher dritter Schritt
69
ausschließlich mit umfangreichem Vorwissen bewältigt werden kann. Solche formalen Hilfsmittel beziehen sich auf jene Angaben, die vom Autor
oder Verlag in die Literaturangaben aufgenommen werden. Beispielhaft
dafür sind Erscheinungsformen innerhalb bestimmter Reihen, die thematisch gegliedert sind und z.B. typischerweise einführende Werke für Studenten beinhalten oder Angaben im Titel/Untertitel der veröffentlichten
Werke, in denen Titelwörter wie Lehrbuch oder Einführung verwendet
werden. Diese Angaben sind jedoch rein formale, ohne dass diese vom
Ersteller der Bibliographie auf den zutreffenden Inhalt überprüft wurden.
Sie können jedoch bzw. sollten im Umgang mit Einträgen in Bibliographien bewusst wahrgenommen werden.
Gedruckte Bibliographien119 sind aufgrund ihrer Erscheinungsweise und
ihrer internen Ordnung für einen Wissenschaftler, der sich in ein neues Gebiet oder Thema einarbeitet sehr umständlich zu handhaben bzw.
zeitintensiv für eine vollständige Recherche. In vielen Fällen muss eine
große Menge an gedruckten Bänden durchgesehen werden, um Literatur
zu einem Thema vollständig zu erschließen.
Vorteile, die in Datenbanken gespeicherte Bibliographien für das wissenschaftliche Arbeiten bieten, sind - neben den bereits genannten 120
- zudem die Möglichkeiten, recherchierte Daten aus der Datenbank in
bestimmten Formaten abzuspeichern, sodass diese Daten mit gängiger
Textverarbeitung weiter verwendet werden können. Beispiele dazu sind
z.B. das Führen eigener themenspezifischer Literaturverzeichnisse oder
-datenbanken oder das Anfertigen eines Literaturverzeichnisses für eine aktuelle wissenschaftliche Arbeit. Werden recherchierte Daten nicht
vom Bildschirm abgeschrieben, sondern (meist durch Exportfunktionen)
aus bibliographischen Datenbanken geladen, spart man sich nicht nur den
Schreibaufwand sondern verhindert zudem Tippfehler und die Möglichkeit,
119
120
siehe dazu auch die angeführten Punkte im vorhergehenden Kapitel
Suchmöglichkeiten über Suchmasken, Indexbrowsing, logische Verknüpfungen sowie die Sortiermöglichkeiten für die Anzeige
70
4 Wissenschaftliches Arbeiten in Bibliotheken
wichtige bibliographische Angaben zu vergessen.
Die Verwendung bibliographischer Datenbanken hat neben dem wissenschaftlichen somit auch praktischen Nutzen.
4.5.3
Ihre Zugänglichkeit und Erschließung in Bibliotheken
Bibliographien sind, wie alle grundlegenden Nachschlagewerke, in Bibliotheken meist gesammelt zugänglich. In Aufstellungen, die dem Benutzer
selbst zugänglich sind, befinden sich Bibliographien in sog. Handapparaten bzw. Sammlungen von Nachschlagewerken121.
In umfangreicheren Freihandaufstellungen befinden sich Spezialbibliographien hingegen nicht in allgemeinen Handapparaten sondern vielfach zu
Beginn einer jeden Fach- bzw. Sachgruppe und sind über die spezifische,
verwendete Klassifikation erschließbar.122
Bibliographien, die in keinem Freihandbereich öffentlich zugänglich sind
müssen - wenn vorhanden - über den systematischen Katalog erschlossen werden. Üblicherweise verfügen jedoch auch Bibliotheken, die ihre
Bestände ausschließlich in Magazinen aufbewahren und diese über (inhaltlich und formal geordnete) Bestandskataloge ausweisen, über spezielle Sammlungen von allgemeinen und spezielleren Nachschlagewerken und
Bibliographien. Diese sind meist in den Lese- oder den Katalogbereichen
zugänglich.
121
wobei die Terminologie unterschiedlich gehandhabt wird. Diese beiden Begriffe
sind jedoch in vielen Bibliotheken in dieser oder in ähnlicher Verwendung
122
natürlich sind Bibliographien - wenn vorhanden - auch über einen Schlagwortkatalog erschließbar. Eintragungen in einem solchen tragen zumeist wenigstens das
Schlagwort Bibliographie, das in einem Online-Katalog in das entsprechende Suchfeld eingetragen werden kann. In traditionellen Zettelkatalogen muss man hingegen
das dem Schlagwortkatalog zugrunde liegende Regelwerk in Ansätzen kennen, um Bibliographien erschließen zu können. Dieser Umstand gilt jedoch nur dann, wenn im
Katalog keine Permutationen eingetragen sind. Permutationen stellen in Schlagwortkatalogen sicher, dass jedes im Katalog vorkommende Wort (das den Bibliothekaren
wichtig erscheint) auch an erster Stelle im Katalog (und deshalb suchbar) vorkommt
4.5 Nachschlagen in Bibliographien als ein möglicher dritter Schritt
71
Bibliographien in elektronisch lesbarer Form sind in Bibliotheken typischerweise entweder als Online-Datenbank oder als CD-ROM (=als
Offline-Datenbank) zugänglich.
Einige Online-Datenbanken können den Benutzern aus lizenzrechtlichen
Gründen nicht immer zur eigenen Recherche zur Verfügung gestellt werden. In diesem Fall muss man sich meist an eine Informationsvermittlungsstelle (IVS) innerhalb der Bibliothek wenden, über die (kostenpflichtige) Online-Recherchen beauftragt werden können. Mit der Einführung der Technologien des World Wide Web (WWW) hat sich diese Situation jedoch drastisch geändert: Ein Web-Browser genügt in den
meisten Fällen, um (zumindest innerhalb der jeweiligen Institutionen)
Zugang zu den gängigen wissenschaftlichen Online-Diensten herstellen
zu können. Teure SpezialSoftware, die früher von den öffentlichen Institutionen (Bibliotheken) angeschafft und getragen werden musste, wird
obsolet - und (elektronisch) „registrierte" Benutzer führen Ihre Recherchen selbständig durch.123
Zudem sind Bibliographische Datenbanken auf CD-ROMs in wissenschaftlichen Bibliotheken dem Benutzer oft selbst zugänglich und über ein
sog. CD-ROM-Netz oder Installationen auf Einzelplatz-PCs erreichbar.
Traditionell wurde in vielen Bibliotheken für den Umgang mit NichtBuchmedien (Tonträgern, Videobändern etc.) eine Mediathek eingerichtet, in der vielfach auch CD-ROM-Installationen für Recherchen integriert sind.
123
sofern die angewandten Lizenzvereinbarungen dies zulassen bzw. nicht explizit untersagen ist ein Online-Zugang für elektronisch registrierte Benutzer vielfach auch von
außerhalb der Institutionen möglich. In diesem Fall liegt der Aufwand, die entsprechenden Zugänge einzurichten, natürlich vielfach in der Verantwortung des einzelnen
Benutzers
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