Filozofická fakulta Univerzity Palackého Katedra germanistiky Deutsche Sprachinseln in Rumänien The German Language Islands in Romania (Bakkalaureatarbeit) Autor: Adéla Altereová Vedoucí práce: Mgr. Michaela Kaňovská PhD. Olomouc 2007 Prohlašuji, že jsem tuto bakalářskou práci vypracovala samostatně a uvedla úplný seznam literatury. 30.11.2007 Děkuji vedoucí mé bakalářské práce za všechny rady a připomínky, které mi během psaní práce poskytla. Inhalt Einleitung………………………………………………………………..1 1 Die deutsche Sprache und ihre Existenzformen……………………….2 1.1 Der Begriff Varietät………………………………………………….2 1.2 Standard- und Nonstandardvarietäten des Deutschen in der Welt….10 2 Definition der Sprachinseln und ihre Klassifizierung ………………..12 3 Sprachinselvarietäten………………………………………………….14 4 Deutsche Sprachinseln heute………………………………………….17 5 Deutsche Sprachinseln in Rumänien………………………………….19 5.1 Banater Schwaben…………………………………………………..19 5.1.1 Lage……………………………………………………………….19 5.1.2 Geschichte…………………………………………………………20 5.1.3 Sprache…………………………………………………………….22 5.2 Siebenbürger Sachsen………………………………………………..24 5.2.1 Lage………………………………………………………………..24 5.2.2 Geschichte………………………………………………………….24 5.2.3 Sprache……………………………………………………………..26 5.3 „Landler“……………………………………………………………..30 5.3.1 Lage…………………………………………………………………30 5.3.2 Geschichte…………………………………………………………..30 5.3.3 Sprache………………………………………………………………30 5.4 Weitere kleinere deutsche Sprachinseln ………………………………31 5.4.1 Sathmarschwaben……………………………………………………31 5.4.2 Hadader Schwaben…………………………………………………..31 5.5 Das „Rumäniendeutsche“………………………………………………32 Zusammenhang……………………………………………………………..33 Resumé……………………………………………………………………..34 Literaturverzeichnis…………………………………………………………35 Anhang Einleitung Der Gegenstand dieser Bakkalaureatarbeit sind deutsche Sprachinseln in Rumänien, v. a. in Siebenbürgen und Banat. Diese Arbeit ist nicht praktisch, sondern nur theoretisch orientiert. Zuerst widmet man sich der deutschen Sprache und ihren Existenzformen allgemein mit einem Subkapitel über Bewahrung alter Sprachzustände und Innovationen. Dann folgen die Definitionen der Sprachinseln, ihre Klassifizierung nach verschiedenen Kriterien und ein Kapitel über die Entstehung der Sprachinseln. Dieses Teil wird mit der Behandlung der heutigen deutschen Sprachinseln in Europa abgeschlossen. Im zweiten Teil dieser Arbeit beschäftigt man sich mit einzelnen Ländern, in denen sich deutsche Sprachinseln befinden, v.a. mit Rumänien. Bei jeder Sprachinsel wird zuerst ihre Lage, ihre Geschichte und die dortige Sprache sowie heutige Kulturpflege skizziert. Die Grundlage der Bakkalaureatarbeit bilden linguistische Werke, die sich v. a. mit Soziolinguistik und Dialektologie beschäftigen, und auch Webseiten. Alle diese Quellen sind am Ende im Literaturverzeichnis angeführt. 1 Die deutsche Sprache und ihre Existenzformen 1.1 Der Begriff Varietät Jede Sprache besteht aus einer Menge von Sprachsystemen. Manchmal spricht man von Subsystemen oder genauer von Existenzformen (Varietäten) einer Sprache. Der Begriff Varietät kann z. B. auf folgende Weise definiert werden: „der vortheoretisch beobachtenden allgemeinen Erfahrung ist bekannt, dass eine und diese Sprache verschieden gesprochen und (z.T. geschrieben) wird, in Abhängigkeit von Sprecher, Umstand, Zeit und Ort, oder, allgemeiner, von den spezifischen sozialen Bedingungen, in denen sie verwendet wird. Jede dieser verschiedenen Spielarten, in denen eine historisch-natürliche Sprache in Erscheinung tritt, kann man zweckmäßigerweise mit dem Namen Varietät bezeichnen“ (vgl. Berruto 1987: 263, zitiert nach Dittmar 1997:173). Eine Sprache La (L = lingua) ist Menge von Varietäten la, lb,…ln. Zu Varietäten gehören z.B. Dialekte (dialektale Varietäten), Standardvarietäten (oft auch Standardsprachen genannt) oder Umgangsvarietäten (Umgangssprachen genannt, vgl. Ammon 1995:1). Eine ausführliche Übersicht der Varietäten kommt von N. Dittmar. Ihm zufolge lässt sich die Übersicht der Varietäten für ihre Bestandsaufnahme von einem Ordnungsschema leiten. Er unterscheidet sechs Ordnungsdimensionen: Person, Raum, Gruppe, Kodifizierung, Situation, Kontakt. 1. Personale Dimension - individuelle Varietät (IDIOLEKT). Der Idiolekt ist „im weiteren Sinne der Sprachbesitz und die sprachliche Verhaltensweise ... eines Individuums“, im engeren Sinne „individuelle Realisierung des Sprachsystems“ (vgl. Oksaar 1987:293, zitiert nach Dittmar 1997 : 181). 2. Diatopische Dimension - lokale / regionale Varietäten (DIALEKTE). Die Einordnungsinstanz der Varietäten Dialekt ist der Raum. Es gibt mehrere Dialektdefinitionen. Eine möglicherweise universell gültige Definition formuliert Löffler: „Dialekt setzt eine irgendwie geartete Zweisprachigkeit voraus, die historisch, politisch oder linguistisch eine gemeinsame Basis hat. Alle weiteren Merkmale wie: räumliche Erstreckung, geringe Reichweite, soziale informatorische und Zuordnung, sprachliche kommunikative Ausstattung, Leistungsfähigkeit oder pragmatischer Status, Bewertungen müssen einzelsprachlich innerhalb einer bestimmten Sprachgemeinschaft oder Nationalsprache und bezogen auf ein bestimmtes gesellschaftliches System - kleinräumlich ermittelt und festgestellt werden. Nicht einmal ein universelles Merkmal, dass Dialekt in der Zweierskala die niedrigere Stufe darstelle, ist überregional gültig. So ist Dialekt beinahe in jeder Region und an jedem Ort, insbesondere innerhalb einer größeren Sprachgemeinschaft nicht nur den äusseren Erscheinungsformen nach, sondern auch dem Begriff nach jeweils anderes“ (vgl. Löffler 1983: 458). 3. Diastratische Dimension – Gruppen- und schichtspezifische Varietäten (SOZIOLEKTE). Die soziale Dimension der Variation hat man auch vertikale genannt. Soziale Schichten gelten als prototypischer diastratischer Faktor der Variation. Während Schicht eine von Gruppen und Individuen abstrahierende soziologische Grö(e ist, werden andere soziale Gruppen nach Berufs-, Tätigkeits- oder Statusmerkmalen zusammengefasst (häufig als Sondersprachen bezeichnet: Standes-, Berufs-, Fach- und Gruppenvarietäten, vgl. Dittmar 1997 : 189). Manchmal kann es zur Verschränkung von diatopischer und diastratischer Variation kommen. Unter diesem Aspekt unterscheidet man dann erstens Stadtsprachen (Urbanolekte). Sie lassen sich räumlich einordnen und sind in der Regel sozial stratifiziert. Diese Stadtsprachen werden in der deutschen Dialektologie als inhomogene „Mischsprachen“ angesehen. Hierher gehören z. B. Berlinisch, Wienerisch… Zweitens handelt es sich um Umgangssprachen (Regiolekte). Man kann sie diatopisch dem mittleren Bereich zwischen kleinräumigen (lokalen) Dialekten und dem großräumigen Standard zuweisen. Das sind Sprachformen mit weitgehend überregionaler Verstehbarkeit, doch zugleich erkennbar mit regionalem Charakter. Die neuere soziolinguistische Forschung verwendet statt „Umgangssprache“ den Terminus „Substandard“ (vgl. Dittmar 1997 : 198). 4. Normativ-präskriptive Dimension – Standardvarietät. Für „Standardvarietät“ wird in der Literatur auch „Standardsprache“, „Hochsprache“, „Literaturssprache“, „Gemeinsprache“, „Einheitssprache“ und „Nationalsprache“ verwendet (Schildt et al. 1983: 415 ff.). „Standard“ wird geschrieben, ist schriftlich kodifiziert (System von Vorschriften), besitzt überregionale Reichweite und Gültigkeit, wird vorzugsweise in institutionellen Kontexten und offiziellen Kommunikationssituationen benutzt und erscheint in der Alltagssprache (= Summe der Varietäten in einem bestimmten Varietätenraum) niemals in ihrer idealtypisch kodifizierten Norm (vgl. Dittmar 1997 : 201). 5. Diaphasische (diasituative) Dimension – SITUOLEKTE. Diese Dimension bezieht sich auf situative bzw. domänenspezifische Konstellationen. Wer mit wem wie in welchem sozialen Kontext (Kaufhaus, Straßenbahn, Schule, Kirche, Jugendzentrum, Privathaushalt etc.) über was (Thema) redet, ist eine Frage der Redekonstellation und der Domäne des Sprachgebrauchs. Mit dem wie der Kommunikation ist das Medium gemeint. Wer mit wem betrifft die Interaktionspartner / Gesprächsteilnehmer, und das soziale Umfeld (häufig auch Setting genannt) definiert für die Interaktionspartner Handlungsräume und Lebenswelten (- bereiche), in denen – je nach sozialen Rollen – Rechte und Pflichten zu beachten sind (vgl. Dittmar 1997 : 206). Unter dem diasituativen Aspekt unterscheidet man noch weitere „Subvarietäten“: den Fremdenregister (Xenolekt) benutzt man in Situationen, in denen Muttersprachler in der Interaktion mit Nicht-Muttersprachlern ihre Sprache in Form und Funktion vereinfachen, um sich veständlich zu machen und bei der Bearbeitung notwendiger Themen Sprachbarrieren zu überwinden (vgl. Dittmar 1997 : 216). Sogenannte Gruppen-, Standes- oder Berufssprachen (in unserer Terminologie „Varietäten“), werden in der Literatur auch als sozialgebundene Sondersprachen (im Gegensatz zu sachgebundenen Sondersprachen als „Fachsprachen“) oder Argot/Argotolekt/Slang bezeichnet (vgl. Dittmar 1997: 218). Die Unterschiede zur Standardsprache liegen vor allem in dem nach gruppenspezifischen Interessen und Bedürfnissen entwickelten Sonderwortschatz, wie er sich besonders auffällig bei Jägern, Fischern, Bergleuten, Weinbauern, Druckern, Studenten, Bettlern und Gaunern (Rotwelsch) nachweisen lässt (vgl. Bussmann 1990: 690). Sexolekte – geschlechtsspezifische Varietäten (auch Fm-Varietäten, nachgebildet nach feminin vs. maskulin) werden manchmal den geschlechtsspezifischen Stilen zugeordnet. Diese Fm-Varietäten sind durch die natürlichen Geschlechterrollen der SprecherInnen bestimmt. Ob es jedoch systemische geschlechterrollenspezifische Unterschiede gibt und diese verdienen, Varietäten genannt zu werden, ist in der Forschung umstritten (vgl. Dittmar 1997 : 228). Gerontolekte – z. B. Jugendsprache werden manchmal auch dem Stil zugeordnet. Im soziolinguistischen Bereich wurde bisher nur die Jugendsprache genauer untersucht. Eine Definition von „Jugend“ ist aber problematisch (vgl. Dittmar 1997 : 229). 6. Dimension „Kontakt“ – Kontaktvarietäten. Kontaktvarietäten sind das Ergebnis interlingualer und interkultureller Verständigung unter den Bedingungen teilweise erheblicher Divergenzen in der kommunikativen Kompetenz. Sie erfordern sprachliche und kommunikative Anpassung unter schwierigeren Kommunikationsbedingungen. Zu den Kontaktvarietäten gehören „Pidgin“, „Kreol“ und „Lernevarietäten“. Als allgemeine Merkmale der Kontaktvarietäten können gelten: (a) es besteht sozialer Druck, sich rasch und effizient zu verständigen; (b) die sprachlichen, kommunikativen und Wissenkompetenzen der Interaktionspartner sind ungleich verteilt; (c) die entstehenden Ausdrücke und ihre spezifischen Konnotationen sind oft nur für eingeweihte Insider verständlich, Interaktionspartner stehen in einem Lernverhältnis zueinander; (d) die Kontaktvarietäten sind an bestimmte, meist eingeschränkte Themen- und Kommunikationsbereiche gebunden, sie übernehmen daher nur – im Vergleich mit Standardsprachen und Dialekten - kommunikative und kognitive Teilfunktionen; (e) sie sind instabil: Veränderungen in den Kontakt- und Kommunikationsbedingungen führen zu raschem Wandel, oft zum Verschwinden der Varietäten; (f) sie sind typische Varietäten der gesprochenen Sprache und verlieren den spezifischen Charakter von „Kontaktvarietäten“, wenn sie verschriftlicht werden, wie dies bei einigen Pidgins oder einer ganzen Reihe kreolischer Sprachen der Fall ist (vgl. Dittmar 1997: 234). Die Pidginsprachen, die als Zweitsprachen im Vergleich mit den jeweiligen Muttersprachen verstanden werden, weisen folgende linguistische Merkmale auf: stark reduzierten Wortschatz, Tendenz zu Umschreibungen, ausgedehnte Metaphorik; gegenüber den Spendersprachen vereinfachtes verändertes Phoneminventar, Flexionsverlust, starke syntaktische Reduktion gegenüber den Muttersprachen. Das wichtigste Kriterium, das kreolische Sprachen von Pidgin unterscheidet, ist, dass kreolische Sprachen von Kindern als Muttersprache gelernt werden. Insgesamt gesehen sind sie stabiler als Pidgin-Sprachen (vgl. Dittmar 1997 : 239). Eine Kreolsprache entsteht also, „wenn ein ursprünglich als Pidgin konstituiertes Verständigungssystem zur Muttersprache einer Gesellschaft wird“ (vgl. Bauer 1987 : 349). Unter dem Begriff Lernevarietäten – Interimlekte wird die erfolgreiche bzw. nichterfolgreiche Dynamik der Aneignung einer zweiten Sprache in verschiedenen Übergangsstadien von der Ausgangssprache bis hin zur Zielsprache verstanden. Es handelt sich um Übergangssysteme, die durch spezifische phonologische, morphologische, semantische, syntaktische und pragmatische Regeln ausgezeichnet sind (vgl. Dittmar 1997 : 240). Eine andere Klassifikation der Varietäten einer Sprache bietet Löffler. Nach ihm existieren sechs Großbereiche (Lekte), die sich nach dem Medium (Mediolekte), der Funktion (Funktiolekte), der arealen Verteilung (Dialekte), der Sprechergruppe (Soziolekte), nach Alter und Geschlecht (Sexolekte, Alterssprachen) und nach Interaktionstypen bzw. Situationen (Situolekte) unterscheiden (vgl. Löffler 1994: 87). 1. Mediale Varietäten teilt man in zwei Gruppen: die gesprochene Sprache und die geschriebene Sprache. Der Hauptunterschied liegt in der Funktion, der kontextuellen Situierung im Sprachleben und einem unterschiedlichen Inventar sprachlicher Regeln und grammatischer Kennzeichnungen. Die primär medial vorgenommene Unterscheidung betrifft in der pragmatischen Konsequenz auch unterschiedliche Sprachgruppen und gesellschaftliche Funktionen und Anlässe, so dass man die Teilung in „gesprochen“ und „geschrieben“ durchaus als soziolinguistisch ansehen darf. Z. B. Medien „Papier“ oder „Brief“ implizieren den Autor oder Briefschreiber, die Situationen „Kirche“ oder „Straße“ den Prediger oder den alltäglichen Zeitgenossen (vgl. Löffler 1994: 89). 2. Funktionale Varietäten – Funktiolekte / Funktionalstile hängen mit dem Begriff „Sprachfunktion“ zusammen. Die sprachlichen Funktionen können nach Jakobson sein : (a) referenziell (Darstellungsfunktion), (b) emotiv (Ausdrucksfunktion), (c) konativ, (d) phatisch, (e) metasprachlich, (f) poetisch. Z. B. Riesel (1970) unterscheidet nach Funktionen fünf Domänen oder Vorkommensbereiche der Sprache : 1. Alltagsverkehr und die Alltagssprache / Alltagsrede 2. Belletristik und die Literatursprache 3. Wissenschaft und die Wissenschafts- / Fachsprache 4. Amtsverkehr und die Instruktionssprache 5. Preßenwesen und die Zeitungssprache (vgl. Löffler 1994 : 103-104). 3. Soziolektale (gruppale) Varitäten - Soziolekte repräsentieren das Sprachverhalten gesellschaftlich abgrenzbarer Gruppen von Individuen (vgl. Steinig 1976:14). Man unterscheidet weiter (a) transitorische Soziolekte, die nach dem Lebensalter gegliedert sind (z. B. die Kinder-, Schüler- und die Jugendsprache, die Seniorensprache); (b) temporäre Soziolekte, z. B. die Soldatensprache, die Studentensprache; (c) habituelle Soziolekte, zu denen man geschlechtsspezifische Sprachweise (Männer- und Frauensprache) und Sondersprachen zählt; (d) historische Soziolekte; (e) einen neuen Soziolekt – Pidgin-Deutsch – das ist eine Varietät des Deutschen, die von erwachsenen Ausländern (Gastarbeitern) im täglichen Verkehr auf dem Hintergrund ihrer Herkunftssprache (Italienisch, Türkisch, Spanisch…) verwendet wird (vgl. Löffler 1994 : 123-139). 4. Areale Varietäten sind solche sprachliche Erscheinungen, die in einem räumlichgeographischen Kontrast zueinander stehen. Sie sind durch Sprachgrenzlinien oder Isoglossen voneinander abgetrennt und bilden zusammenhängende Geltungsareale in der Landschaft (vgl. Löffler 1994: 140-142). 5. Interaktionale Varietäten – Textsorten und Stile. Z. B. Sanders schlägt ein soziolektales Stilschichtenraster vor mit den Ebenen: (a) einfacher Stil, (b) normalsprachlich-entfalteter Stil, (c) gewählt-gehobener Stil und (d) dichterischer Stil. Soziolinguistisch relevant soll dabei sein, dass die sozial untere Schicht auf den einfachen Stil festgelegt sei, während die gehobeneren Stilschichten zu allen vier Stilebenen Zugang hätten (vgl. Löffler 1994: 165). Die soziale Zuordnung der Stilschichten beruht aber auf einer stereotypischen Tradition, die mit der sozialen Wirklichkeit nicht übereinstimmt. Z. B. auch die Unterschicht bemüht sich sprachlich um eine höchst anständige und akzeptierte Ausdruckweise, und benutzt die vermeintlichen Obszönitäten und Vulgarismen nicht so oft (vgl. Löffler 1994: 166). Beide Klassifizierungen der Varietäten sind ziemlich ausführlich. Dittmar klassifiziert im Unterschied zu Löffler nach sechs Ordnungsdimensionen, zu denen er einzelne Varietätentypen ordnet. V. a. Situolekte beschreibt Dittmar sehr ausführlich. Nach ihm gibt es Xenolekte, sozialgebundene Sondersprachen, sachgebundene Sondersprachen, Sexolekte und Gerontolekte. Bei der Klassifizierung von Dittmar kann man darüberhinus Kontaktvarietäten und die Standardvarietät als eine jeweils selbständige Gruppe finden. Löffler bietet im Unterschied zu Löffler zusätzlich noch Funktiolekte/Funktionalstile und Texsorten und Stile. Löffler klassifiziert auch aufgrund sechs Großbereiche, die er als Lekte bezeichnet. Beide Autoren benutzen eine teilweise unterschiedliche Terminologie. Für die Problematik der Sprachinseln ist v. a. die diatopische Variationsdimension, d. h. Dialekte und die Dimension des Sprachkontakts (Kontaktvarietäten) relevant. Weiter ist jedoch auch wichtig, in welchen Formen die deutsche Sprache in der Welt vorkommt. Das Deutsche ist eine plurizentrische Sprache, (d. h. diese Sprache ist in mehr als einem Land als nationale oder regionale Amtssprache in Gebrauch, und dadurch bildeten sich standardsprachliche Unterschiede heraus). Als Amtssprache gilt das Deutsche in Deutschland, Österreich, Liechtenstein, in der Schweiz, in Ostbelgien und in Norditalien. Außerdem spricht man deutsch in einer ganzen Reihe von Ländern. Dazu gehören u. a. Länder, in denen es deutsche Sprachinseln gibt (vgl. Ammon 2004). 1.2 Standard- und Nonstandardvarietäten des Deutschen in der Welt Nach dem Kriterium der Kodifizierung unterscheidet man zwischen Standardvarietäten und Nonstandardvarietäten. Eine Standardvarietät im vollem Sinn des Wortes, also abgesehen von Grenzfällen und Übergangsformen, ist „kodifiziert“. Dies bedeutet, dass ihre Formen in einem „Sprachkodex“ niedergeschrieben sind, z.B. in Wörterbüchern oder Grammatiken, dabei ist auch die Orthographie festgelegt (vgl. Ammon 1995:3). Die Angehörigen der betreffenden Sprachgemeinschaft schauen im Zweifelsfall in diesem Sprachkodex (Rechtsschreibwörterbuch und dergleichen) nach, wie die Formen der Standardvarietät „richtig“ lauten oder geschrieben werden. Die Orientierung am Kodex einer Standardvarietät geschieht nicht freiwillig, sondern ist im gewissen Sinne vorgeschrieben. Die Kodifikation ist auch nicht nur Beschreibung von Sprachnormen, sondern deren Bekräftigung oder Bestätigung und außerdem oft auch Setzung neuer Sprachnormen (z. B. neue Rechtschreibregelungen, vgl. Ammon 1995 : 75). Diese Standardvarietät ist in der Sprachgemeinschaft amtlich institutionalisiert (sie wird an den Schulen unterrichtet, in den Behörden verwendet u. a.). Auch Nonstandardvarietäten können in Wörterbüchern und dergleichen beschrieben sein. Diese Wörterbücher dienen jedoch so gut wie ausnahmslos nur wissenschaftlichen Zwecken und nicht zur Absicherung des richtigen Sprachgebrauchs (vgl. Ammon 1995 : 3). Eine Standardvarietät unterscheidet sich von den Nonstandardvarietäten derselben Sprache, z.B. den Dialekten oder den Umgangsvarietäten (Umgangssprachen) durch eine Reihe von Merkmalen, die sich am besten normtheoretisch erfassen lassen. In einer ersten Annäherung besteht die Besonderheit einer Standardvarietät darin, dass sie für die ganze Nation bzw. die ganze betreffende Sprachgemeinschaft in einer Nation gilt, und dass sie in öffentlichen Situationen die sprachliche Norm bildet (vgl. Ammon 1995 : 73). Zu den Nonstandardvarietäten gehören z. B. Dialekte, sie werden nicht durch Schulen oder Behörden institutionalisiert (vgl. Löffler 1994: 73-76). Bei vielen Sprachformen ist es nicht schwer, das Standard und das Nonstandard abzugrenzen. Man kann mit ziemlicher Sicherheit einschätzen, dass alle Instanzen, die an Kodifizierung einer Standardvarietät beteiligt sind (Normautoriäten, Sprachexperten, Modellsprecher und Modellschreiber, Kodifizeirer) übereinstimmend urteilen. Daneben ist die Beurteilung bei manchen Sprachformen nicht einheitlich, und gibt es auch Abgrenzungsschwierigkeiten bei den Instanzen selber. Aus diesen Gründen muss man in vielen Fällen richtige Informationen aus dem Sprachkodex gewinnen (vgl. Ammon 1995 : 82-88). Die deutsche Sprache weist nicht eine, sondern drei Standardvarietäten auf. Man unterscheidet das Standarddeutsch Deutschlands, Österreichs und der Schweiz, die eigene Sprachkodexe haben. Das Deutsche ist aber staatliche Amtssprache nicht nur in diesen drei Staaten, sondern in insgesamt sieben Staaten. Die deutsche Sprache kann die Amtssprache entweder auf der nationalen oder auf der regionalen Ebene sein. Als Amtssprache auf der nationalen Ebene verwendet man das Deutsche in Deutschland, in Österreich, in Liechtenstein und in der Schweiz. Diese Länder werden häufig auch als deutschsprachige Länder bezeichnet. In diesen Staaten wird die deutsche Sprache in den zentralen Staatsorganen (Parlament, Regierung, Verwaltung) und teilweise in den Außenkontakten des Staates verwendet. Die sprachliche Eigenständigkeit dieser Staaten zeigt sich hauptsächlich im lexikalischen Bereich. Die Inventarisierung von „Germanismen“ (in der Schweiz auch „Teutonismen“ genannt), von „Helvetismen“, „Austriazismen“ oder früher DDR- Eigentümlichkeiten hat zu einigen Sonderwörtebüchern geführt (für die DDR : Fleischer 1988, Sommerfeldt 1988, für die Schweiz : Meyer 1989, für Österreich : Österreichisches Wörterbuch 1991, vgl. Löffler 1994 : 67). Übrigens gibt es in allen Staaten, in denen Deutsch Amtssprache ist, auch Besonderheiten des Standarddeutschen. Man nennt diese einzelnen nationsspezifischen Sprachformen nationale Varianten des Deutschen. Sie sind v.a. auffällig im Wortschatz, existieren aber zum Teil in der Grammatik, v.a. in Wortbildung und Flexion, in der Aussprache und sogar in der Rechtschreibung. Das Standarddeutsch jedes dieser Staaten, das durch die nationalen Varianten bis zu einem gewissen Grad eine spezifische Ausprägung hat, nennt man auch eine nationale Varietät des Deutschen. Für Liechtenstein gilt die nationale Varietät der Schweiz. Das Deutsche gehört zum Typ der plurinationalen oder auch plurizentrischen Sprache wie das Englische, Spanische oder Französische, für die ebenfalls in verschiedenen Staaten unterschiedliche nationale Standards existieren. Das Deutsche als Amtssprache auf der regionalen Ebene gibt es in Belgien und in Italien (vgl. Ammon 1995: 12-14). Die deutsche Sprache ist jedoch nicht beschränkt nur auf Regionen, in denen sie Amtssprache ist. Nach Joachim Born und Sylvia Dickgießer (1989) gibt es 25 deutschsprachige Minderheiten, in deren Wohngebieten das Deutsche aber keine Amtssprache ist. Dazu kann man Sprachinseln zählen, wo man häufig einen Dialekt spricht (vgl. Löffler 1994: 73). 2 Definition der Sprachinseln und ihre Klassifizierung Nach Wiesinger sind Sprachinseln „punktuell oder flächenhaft auftretende, relativ kleine geschlossene Sprach- und Siedlungsgemeinschaften in einem anderssprachigen, relativ größeren Gebiet“ (Wiesinger 1981: 491). Sprachinseln befinden sich dort, „wo außerhalb des geschlossenen Sprachgebietes in einzelnen oder mehreren zusammenliegenden Orten das Deutsche noch als Vollsprache gilt“ (Löffler 1994: 72), das heisst, dass das Deutsche dort den Status einer Amtssprache hat (vgl. Löffler 1994 : 69). In diesen Dialekten haben sich verschiedene Altertümlichkeiten konserviert, v.a. in den Bereichen des Wortschatzes, des Lautstandes oder der Formenlehre, weniger der Syntax (vgl. Kap.3). Man kann die Sprachinseln nach verschiedenen Kriterien klassifizieren: 1. Im Hinblick auf den Entstehungszusammenhang gibt es primäre Sprachinseln (Mutterkolonien / Stammkolonien) und sekundäre Sprachinseln (Tochterkolonien). Sprachinseln entstehen durch einen einmaligen oder zeitlich gestuften mehrmaligen Einzug kleinerer oder größerer binnenländischer Bevölkerungsgruppen gleicher oder verschiedener räumlicher oder dialektaler Herkunft in bislang gar nicht oder nur schwach besiedelte, anderssprachige Gebiete. Diese Bevölkerung sind v. a. Bauern, Handwerker, in geringerer Zahl auch Bergleute und Waldarbeiter. Solche Leute haben verschiedene Gründe abzuwandern. Im Mittelalter gehörten zu Ursachen der Abwanderung z. B. wirtschaftliche Nöte, kriegerische Bedrohungen, soziale Unterdrückung, Bevölkerungsüberschuss. Das waren Ursachen, die meistens aus dem Binnenland stammten. Die fremden Grundherren brauchten die technische Erfahrenheit der Deutschen in Rodung, Bergbau und Kriegshandwerk, und deshalb worben sie Deutsche in das fremde Land an (vgl. Wiesinger 1980: 491-492). Bei den Abwanderungen in der Neuzeit verbanden sich binnenländische und fremdländische Antriebe. Dazu gehören Gründe wie z. B. Gewinn von Grund und Boden, Erlangen von Rechten und Freiheiten. Sekudäre Sprachinseln sind eigentlich Neugründungen von der Mutterkolonie. Den Terminus „sekundäre Sprachinseln“ benutzt man auch im Falle der Siedlerherkunft aus verschiedenen Inseln, wobei die stärkste Gruppe wegen ihrer prägenden Kraft als ausschlaggebend betrachtet wird. Gelegentlich können auch sog. mobile Sprachinseln entstehen. Die Ursachen dafür sind v. a. wirtschaftliche, politische und religiöse Schwierigkeiten, die zur Weiterwanderung einer gesamten Sprachinsel führen, manchmal sogar zu öfterem Ortswechsel (wie z. B. die Sekte der Hutterer in Nordamerika, vgl. Wiesinger 1980: 492-495). 2. In sprachgeographischer und sprachsoziologischer Hinsicht unterscheidet man einerseits punktuelle und areale Sprachinseln. Punktuelle Sprachinseln sind klein, hier fehlt eine dialektgeographische Differenzierung. In arealen Sprachinseln (v. a. in großarealen) bilden sich je nach der Verkehrslage innovationsfreudige aktive Kerngebiete und konservative passive Randgebiete mit vermittelnden Übergangszonen. Andererseits unterscheidet man Außensprachinseln und Binnensprachinseln. Die Außensprachinseln befinden sich in einem fremdsprachigen Gebiet. Die Binnensprachinseln befinden sich in einem abweichenddialektalen eigensprachigen Gebiet. Die einzelnen Typen unterscheiden sich sprachsoziologisch in der Verwendung des Dialekts und der neuhochdeutschen bzw. fremden Standardsprache (vgl. Wiesinger 1980: 495). 3. Nach der Entstehungszeit gibt es mittelalterliche Sprachinseln des 12. – 14. Jh und neuzeitliche Sprachinseln seit dem 16. Jh., insbesondere des 18. Jhs. Im Mittelalter entstanden deutsche Außensprachinseln nur in den benachbarten Grenzlandschaften und im Osten als Ausläufer der Ostsiedlung. In der Neuzeit entstanden deutsche Außensprachinseln auch in ganz Südosteuropa, Osteuropa und sogar in Übersee (vgl. Wiesinger 1980:491-492). 3 Sprachinselvarietäten Es wurde schon erwähnt, dass die Gemeinschaft einer Sprachinsel über einen eigenen Dialekt verfügt (vgl. Kap. 1). Diese Dialekte basieren auf ursprünglichen Dialekten der Einwanderer. Zu diesen Dialekten gehören das Bairische (u. a. die Tiroler Mundart in Oberitalien, in Slowenien, in Amerika, in der Ukraine), das Niederdeutsche (das Gebiet des Baltikum, in Amerika, in Afrika), das Moselfränkische (Siebenbürgen in Rumänien), das Obersächsische (u. a. das Erzgebirgische in Tschechien), das Pfälzische (in Amerika). Für den Sprachinseldialekt ist die Bewahrung alter Sprachzustände und zugleich Innovationen typisch. Was die Bewahrung betrifft, ist die Konservativität des Sprachinseldialekts gegenüber dem Binnenland v. a. bei mittelalterlichen Sprachinseln größer als bei neuzeitlichen Sprachinseln. Es ist durch die frühe Trennung bedingt. So bewahrt beispielweise die im 12. Jh. entstandene Zimbrische Sprache der Sieben Gemeinden gegenüber dem südbairisch-westtirolischen Ursprungsgebiet im Lautstand und Formenstand die Kürze in offener Silbe, anlautendes mittelhochdeutsches s vor l, m, n, w, p, t, ungeschwächte, unbetonte auslautende Vokale (z. B. galeget „gelegt“), die Auslautverhärtung usw. Die Konservativität betrifft auch das Lexikon. So können oft solche Wörter fortleben, die im Binnenland längst ausgestorben sind, z. B. im Zimbrischen der Sieben Gemeinden: megalan „heiraten“ (althochdeutsch mahalen, vgl. Wiesinger 1980: 493). Die zweite Gruppe der charakteristischen Merkmale bilden Innovationen des Sprachinseldialekts. Man unterscheidet autochthone lautliche Innovationen, Innovationen als Interferenzen mit der Kontaktsprache und - bei dauernder Gültigkeit der deutschen Schriftund Standardsprache – auch Innovationen im Rahmen der allgemeinen deutschen Sprachentwicklung. Die Innovationen betreffen alle sprachlichen Ebenen. Bei autochthonen lautlichen Innovationen kann man trotz der räumlichen Trennung oftmals Übereinstimmungen mit dem Ursprungsgebiet als Polygenese auf Grund gleicher Voraussetzungen beobachten. Z. B. so entstand im Südbairischen und im Zimbrischen der Sieben Gemeinden ov für das bairische mittelhochdeutsche ai , im Unterschied zu Fozza, wo oi bewahrt ist. Lautliche Innovationen können über den Stand des Ursprunsgebietes hinausgehen, z. B. in Teilen des Siebenbürgischen mittelhochdeutsche ei – ou > ī – ū (sīf „Seif“), während das nördliche Moselfränkische noch die Vorstufe ē - ō bewahrt. Auf der syntaktischen und der lexikalisch-semantischen Ebene gibt es autochthone Innovationen auch, z. B. in Walserkolonien bildet man den irrealen Konditionalsatz ohne Konjunktion mit der Inversion des Infinitivs und dem Konjunktiv von „tun“ als verbum finitum. Die Innovationen unter dem Einfluss der Kontaktsprache führen zu Umstrukturierungen auf allen Ebenen. Die Interferenz ist eigentlich gegenseitige Anpassung verschiedener Sprachen, die auf Sprachökonomie zur Erleichterung der sprachlichen Kommunikation im mehrsprachigen Gebiet beruht. Sie betrifft v. a. die phonetische Ebene und führt zu sog. „Sprachbünden“ mit identischem Inventar. Als Beispiel kann aus dem südbairischen Zarz der deutsch-slowenische Mischdialekt der mittleren und jüngeren Generation um 1920 angeführt werden, der das Deutsche der älteren Generation slowenisiert (vgl. Wiesinger 1980: 493-494). In der Lautentwicklung vollziehen sich parallele Wandlungen, z. B. im Zimbrischen Giazza die Entpalatalisierung von ü zu u (hutte „Hütte“) usw. oder Angleichungen an ähnliche Artikulation der Fremdsprache, z. B. in der Walserkolonie Rimella íe - üö > ié – üö, ió nach italienischen ié – uó (viéri „vier“, vgl. Wiesinger 1981: 494). In der Morphologie gibt es Veränderungen des Genus der Substantive und der Verbalbildung (z. B. in zimbrischen Giazza die Schaffung einer eigenen Konjugationsklasse nach dem italienischen Infinitiv mit dem suffigierten Reflexivpronomen (léigasi „sich niederlegen“). In der Syntax erfolgt Anpassung an die Satzgliedstellung des anderen Sprache und es werden Konstruktionen aus dieser übernommen, z. B. die Bildung vom Passivum wie in Italienischen. Auf der lexikalisch-semantischen Ebene werden Lehnwörter v. a. aus den Bereichen Verwaltung, Handel, Verkehr, Wirtschaft, aber auch aus dem Alltagsleben aufgenommen und es vollzieht sich auch Bedeutungswandel ( z. B. in Lusern obróm neben „warum“). Die autochthonen und die kontaktbedingten Innovationen wurden früher lange Zeit nicht streng getrennt, weil es sehr problematisch ist. Mit einer brauchbaren Methode zur Festellung autochthoner lautlicher Neuerungen als Polygenese beschäftigte sich z. B. Kranzmayer (1963) am Beispiel bairischer Sprachinseln, mit syntaktischen, morphologischen und phonetischen Interferenzen in der Walserforschung Sadrowsky (1931), Gysling (1941) und Hotzenköcherle (1956, 1971), weiter in Siebenbürgen Kroner (1973), in Pladen Hornung (1977), im Zimbrischen Heller (1978) und Meid (1979, vgl. Wiesinger 1980: 494-495). 4. Deutsche Sprachinseln heute Heute gibt es deutsche Außensprachinseln sowohl in Europa als auch in Übersee. Zu den letzteren gehören z. B. Sprachinseln im amerikanisch-kanadischen Grenzgebiet von Dakota und Manitoba. Ab 19. Jh. wurden auch österreichische Sprachinseln in Übersee gegründet, z.B. in Brasilien, Peru, in den USA (besonders in Chicago). In Europa kann man heute die deutschen Sprachinseln finden in Italien, Slowenien, in der Slowakei, in Tschechien, in Russland, in der Ukraine, in Rumänien, in Frankreich (vgl. Kloss 1980: 540-542). Zu den mittelalterlichen Außensprachinseln gehören z. B. Sieben Gemeinden, Folgaria, Lavarone, Luserna, Dreizehn Gemeinden, Fersental bei Trient, Pladen, Zahre, Tischelwang in Italien, Zarz und Gottschee in Slowenien, Budweis, Brünn und Wischau in Tschechien (vgl. infos.ausgermanien.de). Zu den neuzeitlichen Binnensprachinseln gehören z. B. die schwäbische Kolonie bei Kulm in der Schweiz oder die oberösterreichische Kolonie Nasswald bei Gloggnitz in Polen. Zu den neuzeitlichen Außensprachinseln gehören z. B. die schwäbischen Inseln bei Przemysl und Lemberg, bei Lodz, Kolo und Plotzk in Polen, Maxdorf bei Brünn oder die Glätzische Insel bei Pardubitz in Tschechien, die Schwäbische Türkei in den Komitaten Tolnau, Baranya und Schomodei oder das Ungarische Mittelgebirge zwischen dem Plattensee und der Donau in Ungarn, Banat, Sathmar, Bukowina, Dobrudscha in Rumänien und Batschka, Slawonien und Syrmien im ehemaligen Jugoslawien (vgl. Wiesinger 1980: 496-499). Eine wichtige Existenzbedingung für Sprachinseldialekte ist eine sozial homogene, geschlossene Gemeinschaft selbstbewusster, kulturell eigenständiger Art, die sich trotz der Kontakte von ihrer andersartigen Umgebung bewusst absondert. Dazu hilft noch oft die Verkehrsabgeschlossenheit der Sprachinsel, politische Selbstständigkeit (z. B. zimbrische Sieben Gemeinden), ethnische Abkapselung mit Vermeidung von Fremdheirat (z. B. das ostmitteldeutsche Schönwald bei Gleiwitz in Polen) und abweichende Religionszugehörigkeit. Einige Sprachinseln können sich aber allmählich in die Umgebung integrieren und an die Kontaktsprache anpassen. Dann entsteht eine Mischsprache und schließlich kommt es zur natürlichen Auflösung als sprachinterner Prozess („Sprachtod“), wie z. B. in der Walserkolonie Ornavasso (um 1850) oder in den ober- und nieder-bayrischen pfälzischen Kolonien bei Neuburg, Pfaffenhofen und Rosenheim (nach 1918). Eine plötzliche Umorientierung bedingt dagegen den Untergang des Sprachinseldialekts als sprachexterner Prozess. Besonders seit 1918 erfolgte bei einigen punktuellen Sprachinseln (v. a. in Italien, im ehemaligen Jugoslawien und in Polen) der rasche Niedergang durch äußere Faktoren (z. B. starke Mobilität durch auswärtige Beschäftigung, Fremdheirat, Abwanderung der jüngeren Generation). In allen Fällen der natürlichen Auflösung wirkt der Sprachinseldialekt in der nachfolgenden Sprache als Substrat nach. Er hinterlässt akzentuelle und phonetische Eigenheiten (für kürzere Zeit) und verschiedene Wörter und Örtlichkeitsnamen (für längere Zeit). Diese werden dann formal als Lehnwörter integriert (vgl. Wiesinger 1980: 495-496). Im Anhang wird noch die Übersicht der Außensprachinseln, die noch nach 1945 existierten, in der Form einer Tabelle skizziert (siehe Anhang 3). Viele im Mittelalter oder in der Neuzeit entstandene deutsche Sprachinseln existieren heute nicht mehr. Zu großen Auswanderungen und Deportationen der Einwohner aus deutschen Sprachinseln kam v. a. während des 2. Weltkrieges und dann nach 1945 (z. B. Tschechien, Rumänien, Russland), einige Sprachinseln sind also ausgestorben oder die Zahl ihrer Einwohner hat sich sehr verkleinert. Zu weiteren Auswanderungen kamen dann noch nach 1989. Bei einigen Sprachinseln kam zur Assimilation (v. a. in Chile, in der ehemaligen Tschechoslowakei, in Ungarn). Ein weiteres Problem stellen auch die Quellen dar, aus denen man Informationen über die Situation in den Sprachinseln gewinnt. Diese Erkentnisse sind oft unterschiedlich, z. B. die Zahl der deutschen Bevölkerung oder das Existieren der Sprachinseln selbst. Die Situation in Sprachinseln ändert sich mit der Zeit , und viele Materialien sind leider nicht aktuell, v.a. Materialien in der Form der Bücher. Dann bleiben oft nur Webseiten zur Verfügung, die mehr aktuell sind und neuere Informationen bringen. 5 Deutsche Sprachinseln in Rumänien In der weiteren Kapiteln widmet man sich den konkreten deutschen Sprachinseln in Rumänien, das etwa 23 Mio. Einwohner hat. Als Amtssprache gilt in Rumänien das Rumänische, das zu romanischen Sprachen gehört. Die rumänische Nationalität bildet hier 89,5% der Bevölkerung. In diesem Staat leben auch viele andere Nationalitäten. Dazu zählt man v. a. Ungarn (7%), Zigeuner (1,8%) und Deutsche (0,4%), die eine wichtige kulturelle und sprachliche Minderheit darstellen (Gardner et al. 1993: 339). 5.1 Banater Schwaben 5.1.1 Lage: Das Banat ist ein Gebiet im südwestlichen Rumänien, teilweise in Wojwodina. Es besteht aus der Feldebene, dem Hügelland und dem Mittelgebirge. Es ist in drei Richtungen von Flüssen begrenzt: im Norden von der Marosch (Mureş), im Westen von der Theiß und im Süden von der Donau, im Südosten von der Tscherna und im Osten vom Rethesat- und Poiana-RuskaGebirge. Das rumänische Banat besteht aus der Feldebene, dem Hügelland und dem Mittelgebirge. Das Zentrum ist Temeschwar (Timişoara). Zu anderen großen Städten und Dörfern gehören z. B. Lugosch (Lugoj), Hatzfeld (Jimbolia), Reschitz (Reşiţa), Perjamosch (Periam), Steierdorf (Anina, vgl. Herrschaft 1942: 17-20, www.banater-schwaben.de, zitiert nach Josef Wolf). 5.1.2 Geschichte: Diese deutsche Bevölkerung im Banat hat eine lange Geschichte und auch ihr Wappen und ihre Hymne. Das Wappen der Donauschwaben wurde im Jahre 1950 von Hans Diplich entworfen. Das Wappen besteht aus dem bewehrten Adler, der seine Schwingen schirmend über die pannonische Landschaft hält. Er symbolisiert die Schutzpflicht der römischdeutschen Kaiser auch für diese Reichsteile. Der blaue Wellenbalken symbolisiert die Donau. Inmitten des fruchtbaren Ackerlandes steht die Festung Temeschburg, flankiert vom abnehmenden islamischen Halbmond und der aufgehenden Sonne, dem Symbol für Christus und auch für den Prinzen von Savoyen. 1716 wurde nämlich von österreichischen Truppen unter dem Prinzen Eugen von Savoyen-Carignan Temeschwar zurückerobert. Die sechs Festungstürme bedeuten sechs donauschwäbische Hauptsiedlungen: das südwestliche ungarische Mittelgebirge, die Schwäbische Türkei, Slawonien-Syrmischen, die Batschka, das Banat und Sathmar. Der Wappenspruch lautet: „Semper atque semper liberi ac indivisi“ (= „Für immer frei und ungeteilt“). Es kann sich beziehen darauf, dass die Donauschwaben erst freie Menschen in einem ungeteilten Land waren, und dass sie sich danach wieder sehnen (siehe den Anhang 5.1, vgl. www.userserv.fh-reutlingen.de/~/ux/banat/). Zu wichtigen Momenten in der Geschichte gehörten die Schlacht am Kahlenberg 1683 und der Sieg über das osmanische Heer. Dann begann der politische, kulturelle und wirtschaftliche Wiederaufbau des Landes. Zu diesem Wiederaufbau gehörte planmäßig durchgeführte Ansiedlung von deutschen Bauern und Handwerkern, aber auch österreichischen und böhmischen Bergleuten. Zur ersten Besiedlung durch Schwaben kam es schon zwischen 1722-1726. Es war eine Karolinische Ansiedlung. Es entstanden Zentren wie Ofen, Pest, Essegg, Temeschwar oder Subotica. Zwischen 1737-1739 wurden die Siedlungen teilweise vernichtet während des Türkenkrieges. 1763-1772 - unter der Regierung von Maria Theresia verlief der zweite “große“ Schwabenzug. Im Jahre 1778 wurde das Temescher Banat an das Königreich Ungarn angegliedert. 1782-1786 verlief die Josephinische Ansiedlung. 1849-1861 war das Banat ein selbstständiges Kronland „Serbische Wojwodina und Temescher Banat“. Nach dem österreichisch-ungarischen Ausgleich im Jahre 1867 wurde das Banat ein Bestandteil von Ungarn. Danach verlief eine starke Madjarisierung (z. B. auch Pfarrbücher wurden madjarisch geführt.Seit 1840 hieß z. B. Guttenbrunn „Hidegkut“ und für Georg, Johann… schrieb man György, Janos…). 1918 wurde der Schwäbische Nationalrat und die Deutschungarische Volkspartei unter Jakob Bleyer in Temeschwar gegründet. 1920 wurde der Friedensvertrag von Trianon unterschrieben. Das Banat wurde dreigeteilt: der größte Teil fiel an Rumänien, weiter an das Königreich Serbien und an Ungarn. 1921 wurde die Deutschschwäbische Volksgemeinschaft angelegt. 1940 erhielten Deutsche in Rumänien gruppenrechtliche Autonomie. Im August 1944 wurde Rumänien von der deutschen Okuppation durch die sowjetische Armee befreit, deshalb floh ein Teil der Donauschwaben. 1944-1949 wurden 70.000-80.000 Donauschwaben aus Ungarn, Rumänien und Jugoslawien zur Zwangsarbeit in die Sowjetunion deportiert. Nach dem 2. Weltkrieg wurden sie rechtlich diskriminiert. 1951 wurde ein Teil der Banater Schwaben in die Baragansteppe umgesiedelt. 1949 wurde die Dachorganisation „Donauschwäbische Arbeitsgemeinschaft“ ( DAG ) in Österreich gegründet. „Charta der Heimatsvertriebenen“ wurde im Jahre 1950 in Stuttgart gegründet. 1952 wurden in Österreich die donauschwäbischen Landesverbände errichtet, 1954 dann der „Verband der Volksdeutschen Landsmannschaften Österreichs“ (VLÖ) in Linz. Zwischen 1951-1958 erfolgte sozialrechtliche Gleichstellung der Donauschwaben in Österreich. Im Jahre 1989 kam es in Rumänien zur demokratischen Revolution, zum Sturz und Exekution des Diktators N. Ceauşescu und seiner Ehefrau. Es wurde das „Demokratische Forum der Rumäniendeutschen“ gegründet. Im Jahre 1990 wurden Rumäniendeutsche massenhaft (111.150 Personen) in die BRD ausgesiedelt (vgl. Herrschaft 1942: 153, www.banater-schwaben.de, zitiert nach Josef Wolf). 5.1.3 Sprache: Dieses Gebiet wurde als Banat erst seit der Rückeroberung von den Türken bezeichnet. Früher bedeutete das Wort „Banat“ nur den von Andreas II. im Jahre 1209 errichteten Grenzdistrikt zwischen den Flüssen Tscherna und Alt. Als später Suleiman Karansebesch und Lugosch an Siebenbürgen abtrat, ernannte er zum Befehlshaber für das Gebiet, das auch Banat hieß, den Grafen P. Petrovich, der sich auch „Ban“ nannte. Der Titel „Ban“ ist in ungarischen Reichswürden sehr alt. Dieses Wort ist wahrscheinlich awarischen Ursprungs und bedeutet „Herr“, „Herrschaft“. Nach der Rückeroberung des Banats von den Türken wurde der Name „Banat“ wieder aufgegrifen (vgl. Herrschaft 1942: 20). Die Siedler stammten meistens aus den südwestlichen deutschen Gebieten: aus den Ländern Rheinlandpfalz, Elsass, Lothringen, Baden und Württemberg, aber auch aus Bayern, Österreich und Böhmen. Die umwohnenden Madjaren und Südslawen nannten sie „Schwaben“, obwohl nur ein kleiner Teil von ihnen aus dem heutigen Schwaben stammte. Wirkliche Schwabensiedlungen sind nur die Dörfer um Sathmar in Nordwestrumänien und Nordostungarn. Erst nach dem 1. Weltkrieg wurden diese Schwaben von Historikern als „Donauschwaben“ bezeichnet, damit sie von den Schwaben aus Baden-Württemberg unterschieden wurden (vgl. Agricola et al. 1969: 303, www.donauschwaben.net/home.html). Als Verkehrssprache gilt im Banat das Rheinpfälzische. Andere Mundarten, v. a. das Luxemburgische, das Hessische, das Schwäbische, das Niederalemmanische und Bairische sind im Rheinpfälzischen aufgegangen und heute sind nur Reliktformen vorhanden. Es gibt zwar eine lautliche Vielfalt, aber man kann von einer ziemlich einheitlichen Banater Mundart sprechen. Zu wichtigen Merkmalen der Banater Mundart gehört die Verschiebung des t zwischen Vokalen und im Auslaut nach Vokalen zu s, außer in Neu-Beschenova (Dudeştii nou), Tschanad (Cenad), Neu-Petsch (Peciul nou) und Billed (Biled). Fast überall gilt p (nur in einigen Orten im Arader Gebiet ist –p- zu –pf- verschoben). Weiter gibt es Diphthongierung mittelhochdeutscher Vokale î, û, iu zu ei, au, eu, nur in Saderlach (Zădăreni) gilt īs ,Eis’, hūs ,Haus’, fier ,Feuer’; in Guttenbrunn (Zăbrani) und Liebling (Liebling) gilt ou für das mittelhochdeutsche ô (z. B. brout ,Brot’), alle anderen Orte weisen ō auf. In einigen Orten sind nichtrhein-pfälzische Merkmale sehr stark und sie konnten so die Mundart beeinflussen. Zu solchen Orten gehören Saderlach (Zădăreni) mit einem niederalemmanischen Dialekt, Neu-Beschenova (Dudeştii nou) mit einem moselfränkischen Einschlag und auch Wolfsberg (Gărîna), Weidenthal (Brebul nou), Lindenfeld (Comune Poiana), Sadova (Sadova), Steierdorf (Steierdorf-Anina) und Franzdorf (Văling) am Rande des Banats mit bairischen Mundarten. (Im Anhang dieser Arbeit sind kurze Texte in einigen Banater Mundarten angeführt, siehe 1.1, 1.2, 1.3). Die Banater Mundartforschung ist schwieriger und nicht so weit fortgeschritten als bei einer mittelalterlichen Sprachinsel, z. B. der siebenbürgisch-sächsischen, da neben einem zwischenmundartlichen Ausgleich noch die Wirkung der Hochsprache zu berücksichtigen ist (vgl. Agricola et al. 1969: 303-304, 341). 5.2 Siebenbürger Sachsen 5.2.1 Lage: Siebenbürgen liegt innerhalb der Karpatenbogens, zwischen dem Miereschfluss (Mureşul) im Westen und Norden und dem Alt (Oltul) im Süden und Osten. Alte städtische Zentren sind Hermannstadt (Sibiu) am Sibinfluss, wovon der Name Siebenbürgen abgeleitet ist, Mediasch (Mediaş), ferner Schäßburg (Sighişoara), Großschenk (Cincul) und v. a. Kronstadt (Braşov, vgl. Agricola et al. 1969: 295). 5.2.2 Geschichte: Im Jahre 1140 lud der ungarische König Geisa II. zur Erschließung der siebenbürgischen Wälder und zum Schutz gegen die Mongolen deutsche Siedler nach Siebenbürgen ein. Diese Leute stammten aus dem Gebiet zwischen Mosel und Mittelrhein bis zum Niederrhein und Flandern. Im Jahre 1211 erfolgte die zweite Welle im Gefolge des Deutschen Ritterordens. Im Jahre 1224 sicherte der von dem ungarischen König verliehene Goldene Freibrief den Siebenbürgern ihr Eigentum, Verfassungsautonomie und Gerichtsautonomie. Es wurden 7 Städte und 250 Dorfgemeinschaften errichtet. Man begann auch charakteristische Kirchenburgen bauen. Nach dem Landesausbau des 12. Und 13. Jhs. folgte eine lange Phase der Prosperität. In den Bergwerken der Waldkarpaten und im Rodnaer Gebirge wurden Gold, Silber und Salz gefördert. Im 15. Jh. waren oft Türkeneinfälle. Während der Türkenzeit in dem 16. Jh. war Siebenbürgen ein selbstständiges Fürstentum. 1547 wurde eine evangelische Volkskirche errichtet. Im 17. Jh. bestätigte Leopold I. die Autonomie von Siebenbürgen auch als Habsburgischer Kronkolonie. Seit 1722 gab es eine allgemeine Schulpflicht für Jungen und Mädchen. Im 18. Jh. orientiert sich Siebenbürgen eher nach Mitteldeutschland und Norddeutschland als nach Österreich. 1867 verlor dieses Gebiet seine Autonomie. Kaiser Joseph II. erklärte im Zuge seiner „Revolution von oben“ alle im Goldenen Brief fixierte Rechte für null und nichtig. Am Ende der ersten Weltkrieges wurde Siebenbürgen dem Königreich Rumänien zugeordnet. Während des 2. Weltkrieges wurden auch die Rumäniendeutschen in die Politik des Dritten Reiches eingebunden. Der Wechsel Rumäniens auf die Seite der Alliierten am 23. August 1944, wurde als sog. Zusammenbruch bezeichnet. Als die Front nach Nordsiebenbürgen vorrückte, ordnete der deutsche General Arthur Phleps die Evakuierung der Deutschen. Die Flucht begann am 7. September. Nach dem 2. Weltkrieg erfolgten Deportationen aller arbeitsfähigen Sachsen in die Sowjetunion. Im Jahre 1948 wurden alle sächsischen Institutionen verstaatlicht. Viele Deutsche emigrierten nach Deutschland. Ab 1978 sorgte ein Abkommen zwischen Bundeskanzler Willy Brandt und Staatspräsident Ceauşescu für einen kontinuierlichen Auswanderungfluss von über 10 000 Personen deutscher Nationalität aus Rumänien. Für cca. 10 000 D-Mark pro Person kaufte der westdeutsche Staat die Deutschen dem rumänischen Staat ab. Nach der Revolution 1989 verlief die letzte große Ausreisewelle aus Rumänien. Die meisten der Siebenbürger Sachsen leben heute in Westdeutschland. Die Zahl der Deutschen in Siebenbürgen sank Ende der 90Jahre auf unter 20 000 (vgl. www.de.wikipedia.org). Auch die Siebenbürger Sachsen haben ihr Wappen. Dieses Wappen trat in der heutigen Form schon 1590 auf. In einem durch eine rote Binde quergeteilten Schilde gibt es oben in Blau einen halben schwarzen Adler, begleitet von Sonne und Mond, unten in Gold sieben rote Burgen. Diese Bestandteile bilden zugleich die Siegel der drei Bevölkerungsgruppen (Ungarn, Szekler und Sachsen) Siebenbürgens. Den Ungarn ist der Adler zugeordnet, den Szeklern die Sonne und der Mond und den Sachsen die sieben Burgen (siehe den Anhang 5.2). Die Bezeichnung „Sachsen“ ist sehr alt. Schon um 1200 nennen die älteste Urkunden „Saxones“. Vermutlich handelte es sich um eine Pauschalbezeichnung, bei der alle Deutschen als Sachsen bezeichnet wurden (vgl. Agricola et al. 1969:295). 5.2.3 Sprache : Die siebenbürgische Mundart ist eine moselfränkische Mundart sowie das Luxemburgische und das Trierische. Sie war Teil eines Dialektes, der im Mittelalter auf einem großen Gebiet (auch das Erzbistum Köln) gesprochen wurde. Später wurde sie aber überformt und verdrängt. Siebenbürgisch Sächsisch und Luxemburgisch (Letzebuergesch) erhielten sich also als Reliktmundarten (vgl. www.de.wikipedia.org). Die siebenbürgischsächsische Mundartforschung war immer wichtig und vollbrachte international beachtete Leistungen. Das Siebenbürgisch-Sächsische diente nämlich als Testfall zur Aufhellung der deutschen Sprachgeschichte und vergleichenden Mundartforschung (vgl. Agricola, Fleischer, Protze 1970: 299). Was noch die Herkunft betrifft, steht der mittelfränkische Charakter der siebenbürgischen Mundarten nach K. K. Klein nicht am Anfang , sondern am Ende eines etwa ein halbes Jahrtausend währenden sprachlichen Ausgleichs. Aber z. B. nach E. Schwarz wurde bereits um 1220 in Teillandschaften, wie im Burzenland, der heutige Stand des siebenbürgischsächsischen Mundartenausgleiches erreicht. Dabei muss sich der Ausgleich der Mundarten keinesfalls zugunsten der zahlenmäßig stärksten Mundartgruppe vollziehen. Das Siebenbürgischsächsische zeigt, dass auch die Mundartmerkmale von schwächeren Gruppen sich durchsetzen können, z. B. gibt es eine besondere bairisch-fränkische Mundartmischung in Nordsiebenbürgen. Die Grundlage der Mundart im Mittelalter ist dort bairisch, die heutige Mundart aber seit Jahrhunderten mittelfränkisch. Nur noch in Tekendorf (rumänisch Teaca) erinnert die bairische Aussprache des mittelhochdeutschen w als b nach s, ∫ und ts an bairische Herkunft. In allen übrigen nordsiebenbürgisch-sächsischen Gemeinden außer Tekendorf entspricht mittelhochdeutsches w einem neuhochdeutschen w. Andere Situation ist im Burzenland um Kronstadt (Braşov), das am Anfang des 13. Jhs. v. a. vom Nordsiebenbürgischen aus als innersiebenbürgische Siedlung begründet wurde. Dort erhielt sich das bairische b (p) aus dem mittelhochdeutschen w in allen 14 burzenländischen Orten, obwohl alle anderen Merkmale der Burzenländer Mundart nicht ins Bairische, sondern ins Mittelfränkische weisen (vgl. Agricola et al. 1969: 300-302). Bis zum Beginn des 19. Jhs gab es die eigentliche Mundart, die gesprochen wurde, und die Schriftsprache. Seit der Mitte des 19. Jhs. spricht man auch die Schriftsprache. In neuerer Zeit nennt man die Mundart „saksesch“ (= sächsisch), früher und auch heute noch gilt dafür in Bauernkreisen die Benennung „detsch“ (= deutsch). Trotz der Abweichungen kann man von einer einheitlichen siebenbürgisch-sächsischen Mundart sprechen. Diese Mundart ist sehr vokallastig, variiert teilweise recht stark (sogar von Dorf zu Dorf) und zeigt viele für sie charakteristische Merkmale, z.B.: Ganze Konsonantengruppen in dem Stimmton des vorangehenden und nachfolgenden Vokals können tönend werden: „wadsosde“ ( „wat sost te“ = was sagst du?). Das a und ä werden mit übermäßiger Kieferöffnung ausgesprochen, das ö und ü mit verbreitetem Munde ohne Rundung der Lippen, alle Vokale werden mit verhältnismäßig stark nach hinten gezogener Zunge gesprochen. Das macht die Sprache dunkler (vgl. www.siebenbuergen-online.de/mundart/sprache/php3, zitiert nach Adolf Schullerus). Was den Konsonantismus betrifft, sind die unverschobenen Verschlusslaute, die stimmhaften Spiranten, besonders das stimmhafte s im Anlaut, auch die Gutturalisierungen, Nasalisierungen und Senkungen mittelfränkisch und sind von jeher in der Sprachinsel etwa so wie heute gesprochen. Karte 4. zeigt, wie relativ einheintlich der Konsonantismus im Siebenbürgischen ist (siehe 4 im Anhang, vgl. Agricola et al. 1969: 302). Eine ganz andere Situation ist bei Vokalen. Das Vokalsystem ist sehr vielfältig, was v. a. eine Folge der ungünstigen Verkehrsverhältnisse seit ältester Zeit auf dem Lande ist. Ein weiterer Grund ist, dass der siebenbürgisch-sächsische Vokalismus allgemein sehr alt ist. Man substituiert oft auch Neologismen in der entsprechenden Ortsmundart (z. B. in Helsdorf im Burzenland Kantoin, „Kantine“). Das Moselfränkische, aus dem das Siebenbürgisch-sächsische ausgeht, hat auch ein vielfältiges Vokalsystem. Eine Übereinstimmung in allen lautlichen Kriterien bei siebenbürgisch-sächsischen Mundarten von nur zwei Orten gibt es nicht, z. B. beim Wort „Gans“ existiert in 51 Orten Siebenbürgens 34 verschiedene Lautformen (goas, guis, goes u. a.). Außer dem Vokalsystem sind aber die siebenbürgisch-sächsische Ortsmundarten relativ einheitlich (vgl. Agricola et al. 1969: 302). Für das Siebenbürgisch-sächsische sind auch Ausnahmen von der sog. 2. Lautverschiebung typisch, dass von den Zehnlauten der harte Verschlusslaut t zu z (ts) und ss verschoben ist, nicht aber beim Neutrum des Artikels, Pronomens und Adjektivs: „det“, „dat“ (das), „gent“ (jenes), „e gadet“ (ein gutes), und auch nicht in der Konjunktion „dat“ (dass) und der Präposition „täschen“ (zwischen). Die Mundarten haben auch besondere Formen der Flexion, Wortbildung, Satzbildung und Wortstellung (vgl.www.siebenbuergen-online.de/mundart/sprache.php3, zitiert nach Adolf Schullerus). 5.3 „Landler“ 5.3.1 Lage: Diese ziemlich kleine Gruppe der deutschen Bevölkerung siedelt im südlichen Siebenbürgen, v. a. in Neppendorf (Turnişor), Großau (Cristian) und Großpold (Apoldul de Sus). 5.3.2 Geschichte: Während der Regierung vom Kaiser Karl VI. und Kaiserin Maria Theresia wurden die Landler wegen ihres protestantischen Glaubens aus Oberösterreich ins Rumänien zwangsumgesiedelt. Einige Gruppen kamen auch aus dem Ennstal (Steiermark) und dem Unterdrautal in Kärnten. Nach dem Ersten Weltkrieg wurden sie rumänische Staatsbürger. Sie unterscheiden sich deutlich von den Siebenbürger Sachsen in Mundart, Tracht und Brauchtum. Teilweise leben die Landler auch in Ungarn. 5.3.3 Sprache: Der Name „Landler“ stammt vom Wort „Landl“, das das ursprüngliche Gebiet dieser Gruppe – Oberösterreich südlich der Donau – bezeichnet. Die Mundarten der Landler sind zwar unterschiedlich, aber haben einen gemeinsamen bairisch-österreichischen Charakter. Die Landler von Neppendorf und Großau sprechen mittelbairisch (südliches Salzkammergut), die Landler von Großpold südbairisch (mit Eigenheiten Kärntens westlich von Villach). In der Aussprache hat das Siebenbürgische ein Einfluss auf das Landlerische nur in Großpold, wo der Einfluss des Sächsischen größer als in anderen Gemeinden ist. Er beschränkt sich aber nur auf die Annahme der Gutturalisierung und der stimmhaften sächsischen s-Aussprache. Auch im Wortschatz findet man Entlehnungen aus dem Siebenbürgisch-Sächsischen (v. a. wieder in Großpold), weiter natürlich aus dem Rumänischen. Die Landler sprechen gut Deutsch und Rumänisch (beides lernen sie in der Schule), die ältere Generation spricht auch teilweise Ungarisch. Diese Mundart wird – im Unterschied z. B. zum Siebenbürgisch-Sächsischen – erst seit 1956 wissenschaftlich erforscht (vgl. Agricola et al. 1969: 302-307, www.sprachinselverein.at/ger/landler.htm). 5.4 Weitere kleinere deutsche Sprachinseln 5.4.1 Sathmarschwaben Die Sathmarschwaben leben in Nordwestrumänien um Sathmar (Satu Mare) und auch in Nordostungarn. Diese Sprachinsel entstand in der ersten Hälfte des 18. Jh. Die Mundart stimmt mit den Mundarten des mittleren Oberschwabens überein. Dazu bewahrte sie noch Merkmale aus südlicheren allgäuischen Mundarten und des Bodenseegebietes, z. B. ui für altes ei vor Nasalen (alui „allein“). Zwischen den beiden Weltkriegen entwickelte sich das Sathmarschwäbische gut. In dieser Zeit setzte sich mehr und mehr an die Stelle der Haussprache das Madjarische (das Szeklerische) durch, was u. a. durch oft geschlossene Ehen zwischen Schwaben und Szeklern bedingt wurde (vgl. Agricola et al. 1969: 304). 5.4.2 Hadader Schwaben: Diese Gruppe der deutschsprechende Bevölkerung lebt in Hadad, in einer Stadt, die etwa im Schnittpunkt einer horizontalen Linie Sathmar – Klausenburg (Cluj) – und einer vertikalen Linie Debrecen – Bistritz (Bistriţa) liegt. Hadad wurde in 1750/1751 von Baden-Durchlachern begründet. Bei dieser Mundart sind alle primären Merkmale der schwäbischen Mundart bewahrt, man spricht st wie ∫ (z. B. i∫ „ist“ ), man diphtongiert nicht (z. B. tsĩt „Zeit“). Der Artikel lautet für alle Genera sal[∂ ], (vgl. Agricola et al. 1969: 304). 5.5 Das „Rumäniendeutsche“ Heute haben die Rumäniendeutsche ihre Rechte auf die Verwendung der eigenen Sprache. Es erscheinen auch regelmäßige Publikationen, sogar die Sachliteratur und zwar v. a. im „Kriterion Verlag“ in Bukarest. Zu bekannten deutschen Zeitungen in Rumänien gehört die Tageszeitung „Neuer Weg“. Auch in Rumänien kann man über eine Überdachung sprechen. Außer der Mundarten gibt es eine Schriftsprache. Mit dem sog. „Rumäniendeutschen“ beschäftigte sich z. B. Helmut Kelp. Er erfasst in seiner Dissertation Besonderheiten, die er als „Transsylvanismen“ bezeichnet. Kelps Dissertation ist in Form einer Serie von Zeitunsartikeln erschienen. Kelp schöpfte aus „der schöngeistige Literatur, der Sachliteratur und der Periodika“, die er als „Hauptträger der Schriftsprache“ betrachtet. Die Transsylvanismen entstammen nach ihm aus drei Hauptquellen: 1. aus rumäniendeutschen Siedlerdialekten, und zwar aus dem Siebenbürger Sächsischen und dem Banater und Sathmarer Schwäbischen, 2. aus dem Rumänischen, 3. aus dem Ungarischen. Man führt ein paar Beispiele aus Kelps Sammlung an: der Ägrisch das Bizikel der Tata der Faum „Stachelbeere“ „Fahrrad“ „Papa“ „Schlagsahne, Eischnee“ der Gogoschar die Kooperativa „Gemüsepaprika“ „Genossenschaft“ Ein Großteil der Besonderheiten sind auch Austriazismen (vgl. Ammon 1995: 417-420). Literaturverzeichnis Agricola, Erhard et al.: Deutsche Sprache. Band I. Bibliographisches Institut, Leipzig 1969 Althaus, Peter et al.: Lexikon der germanistischen Linguistik. Max Niemeyer Verlag, Tübingen 1980 Ammon, Ulrich: Die deutsche Sprache in Deutschland, Österreich und in der Schweiz: das Problem der nationalen Varietäten. Walter de Gruyter Verlag, Berlin, New York 1995 Ammon, Ulrich: Variantenwörterbuch des Deutschen. Walter de Gruyter, Berlin, New York 2004 Dittmar, Norbert: Grundlagen der Soziolinguistik: ein Arbeitsbuch mit Aufgaben. Max Niemeyer Verlag, Tübingen 1997 Gardner, Philip et al.: Encyklopedie. Zeměpis světa. Barnes and Noble Inc., New York 1993 Herrschaft, Hans: Das Banat. Verlag Grenze und Ausland GmbH, Berlin 1942 Kloss, Heinz: Deutsche Sprache außerhalb des geschlossenen deutschen Sprachgebiets. In: Althaus, Peter et al. S. 537-546 Löffler, Heinrich: Germanistische Soziolinguistik. Erich Schmidt Verlag, Berlin 1994 Schullerus, Adolf: Die Sprache des siebenbürgisch-sächsischen Volkes. http://www.siebenbuergen-online.de/mundart/sprache/php3, o.J. Wiesinger, Peter: Deutsche Sprachinseln. In: Althaus, Peter et al. S. 491-500 Wolf, Josef: Die Banater Schwaben. Geschichtlicher Überblick und gegenwartige Lage. http://www.banater-schwaben.de,2002 http://www.aeiou.at/aeiou.encyclop.i/1141666.htm http://www.banater-schwaben.de/ http://www.donauschwaben.at/geschichte.html http://www.ilexikon.html http://www.infos.aus-germanien.de/Sprachinsel http://www.siebenbuergen.online.de/ge_mu/risest.htm http://www.siebenbuergen-online.de/mundart/sprache/php3 http://www.siebenbürger.de/sbz/ueberuns/index.html http://www.sprachinselverein.at/ger/landler.htm http://www.userserv.fh-reutlingen.de/~/ux/banat http://www.de.wikipedia.org Zusammenhang Diese Bakkalaureatarbeit wurde mit dem Ziel geschrieben, deutsche Sprachinseln in Rumänien in einer kurzen Übersicht zu charakterisieren. Es ist ein ganz umfangreiches Thema, deshalb beschreibt man nur die Hauptfakten von einzelnen Sprachinseln. Als eine Einführung in diese Problematik dienen die ersten theoretische Kapiteln . Man bemühte sich darum, dass das System der Beschreibung bei allen Sprachinseln gleichartig ist. Trotzdem überwiegt v. a. die Geschichte und nicht die Informationen über die Sprache oder die Ortsnamen. Es geht v. a. um die Bevölkerungen mit der reichen und langen Geschichte. Die beschriebene deutsche Sprachinseln in Rumänien könnte man dann auch nach den Kriterien klassifizieren, die in der theoretischen Teil skizzieren sind, und zwar im Hinblick auf den Entstehungszusammenhang, den sprachgeographischen und sprachsoziologischen Hinblick und auf die Entstehungszusammenhang. Das ist im Anhang in der Form einer Tabelle (gemeinsam mit anderen wichtigen deutschen Sprachinseln der Welt) zusammengefasst. Es könnte interessant sein, auch nur eine Sprachinsel auszuwählen und diese ausführlich und mehr praktisch zu studieren, oder die deutschen europäischen Sprachinseln mit den deutschen Sprachinseln in Amerika zu vergleichen. Resumé Tématem této bakalářské práce jsou německé jazykové ostrůvky v Rumunsku, které jsou shrnuty v krátkém přehledu. Seminární práce se skládá vlastně ze dvou částí. První část je věnována teorii a obsahuje celkem čtyři kapitoly: německý jazyk a jeho formy, definice jazykových ostrůvků a jejich klasifikace, vznik ostrůvků, dialekty a dnešní německé jazykové ostrůvky ve světě. V této čistě teoretické části je důležitá zejména klasifikace jazykových ostrůvků. Existují tři hlavní kritéria pro klasifikaci, mezi něž patří souvislosti při vzniku jazykových ostrůvků. Podle tohoto kritéria se tyto ostrůvky dělí na primární a sekundární, přičemž sekundární ostrůvky jsou vlastně nově založené od původního primárního jazykového ostrůvku. Dalším kritériem je jazykově geografický a jazykově sociologický pohled. Existují tedy ostrůvky rozkládající se na jednom malém místě nebo ostrůvky na větším území. Také je můžeme rozdělit na ostrůvky, které se nacházejí buď na cizojazyčném území nebo se nacházejí v oblasti jen s odlišným dialektem. Posledním kritériem je doba vzniku. Rozlišujeme dvě skupiny. Do první náleží středověké jazykové ostrůvky z 12.- 14. století , do druhé novověké ostrůvky, které vznikaly od 16. století, zvláště pak od 18. století. V další části práce jsou popsány jazykové ostrůvky v Rumunsku, a to především v Sedmihradsku, Banátu a skupina německého obyvatelstva zvaná „Landler“ taktéž v oblasti Sedmihradska. U každého jazykového ostrůvku je nastíněna nejprve jeho zeměpisná poloha, dále pak dějiny a jazyk. Většinou jsou zmíněny i oficiální znaky jazykových ostrůvků a etymologický původ názvu daného ostrůvku či jeho obyvatelstva. Téma jazykových ostrůvků je však velice rozsáhlé a dalo by se v něm pokračovat v dalších pracích, a to nejen bakalářských. Bylo by např. zajímavé srovnávat jazykové ostrůvky v Evropě s jazykovými ostrůvky americkými nebo se věnovat podrobnému výzkumu pouze jednoho jazykového ostrůvku. Anhang 1. Das Banaterschwäbische 1.1 Ein Textstück im Banater Schwäbischen: Ohne Zoll Noh em Erschte Weltkriech, wie e Teel vom Banat an Rumänien gfall is, hat mer kenne uf Szegedin in Ungarn uf de Mark fahre un fratschle. So hat sich aa de Vetter Niklos vun Lowrin mit seim Waan uf de Wech gemacht dorthin, mit em orndliche Brotsack un en Demischon mit finf Liter Wein, weil er e gute Esser un ke schlechte Trinker war. An de Grenz saat de Zollmann zum Vetter Niklos, er derf nor zwei Liter Wein mithole, de anre muss er verzolle. De Vetter Nikloos saat: „Ich hol ne alli mit ohne Zoll.“ De Zollmann saat: „Des derft Ihr nit.“ Druf fahrt de Vetter Niklos uf die Seit, holt sei Brotsack mit Brot un Schunkefleisch, Pardeis un Paprika raus un losst sich‘s gut schmecke, un macht aa efter e kräftiche Zug aus seim Demischon, bis nor meh zwei Liter drin ware. Dann is er wieder angfahr un saat iwer de Zollmann: „Na gsiehscht, ich hol doch alli finf Liter mit un zahlke Zoll.“ So war‘s. De Zollmann hat nix kenne mache un hat ne weiter fahre gelosst (vgl. www.banaterschwaben.de). 1.2 Ein Text in der alemanischen Mundart von Saderlach: Schlafliedchen Schlof, Chindli, schlof, Die Mutter hietet d' Schof. De Vatter isch in Wald gange, Fir dem Chind e Vegeli fange – Schlof, Chindli, schlof! (vgl. Herrschaft 1942:308). 1.3 Ein Text in der Guttenbrunner Mundart (das Odenwälder Deutsch): 's werd Früjahr… 's werd Früjahr jetzt im Ourewald, leigt hie und do a Schnei. Die Sunn moants gut, sie scheint sou warm, sie Bringt ehn schon zum geihn. :,: Un is es aa noch rauh un Koalt, 's werd Früjahr jetzt im Ourewald :,: la,la,usw. (vgl. Herrschaft 1942: 308-310). 2. Das Siebenbürgisch-Sächsische: V. Kästner Risestock Uërmer, ålder Mån, Meß em ned äm Ålder schrån? Än en Wänkelche geknutzelt, Låd em do, gezocht, gewutzelt, Doch näst kå jo iwich bleiwen, Gråm uch Ålder meß versteiwen, En nå Liëwen dich belihnt: Wä uch mir fräsch Bliëtcher dreiwen, Wänn‘d äm Fräjohr afentint. (vgl. www.sibiweb.de/ge_mu/risest.htm). Enstehungzusammenhan Sprachgeographische und sprachsoziologische g Hinsicht Entstehungsze Sprachinsel primär sekundär mobil areal punktuel Außensprachinsel Binnensprachinsel mittelalterlich Europa: Italien + - - - + + - + Siebenbürgen + - - - + + - + Banat + - - + - + - - Ungarn + - - - + + - - Polen die ehemalige Tschechoslowa kei + - - - + + - - + - - - + + - - Rumänien v. a. Falkenau, Komotau, Gablonc neuze Enstehungzusammenhan Sprachgeographische und sprachsoziologische g Hinsicht Entstehungsze Sprachinsel primär sekundär mobil areal punktuel Außensprachinsel Binnensprachinsel mittelalterlich neuze Amerika: Kanada v. a. Ontario - + - - + + - - + - - - + + - - + - - - + + - - - + - - + + - - die USA v. a. Pennsylvanien Paraguay v. a. Chaco Mexiko v.a . Chihuahua, Durango Enstehungzusammenhan Sprachgeographische und sprachsoziologische g Hinsicht Entstehungsze Sprachinsel primär Brasilien + sekundär - mobil - areal punktuel - + Außensprachinsel + Binnensprachinsel - mittelalterlich - neuze Afrika: v. a. Südafrika + - - - + + - - + - - - + + - - Australien v. a. Südaustralien (vgl. Wiesinger 1980: 498-499, 540-546)