Presseberichte über den 5. „Tag des Dialogs“ auf der Führungsebene der evangelischen Landeskirchen und islamischen Landesverbände in Hessen 1. Evangelische Kirchen und Muslimverbände in Hessen wollen interreligiösen Dialog verstärken Bad Homburg (medio). Die Spitzen der muslimischen Verbände und evangelischen Kirchen in Hessen trafen sich am Montag (29.10) zum «5. Tag des Dialogs» bei der Herbert-QuandtStiftung in Bad Homburg. Bei dem Treffen ging es darum, gegenseitige Vorurteile auszuräumen und ein friedliches Miteinander von Christen und Muslimen zu fördern, teilte die Pressestelle der Landeskirche in Kassel mit. Die Evangelische Kirche von KurhessenWaldeck vertrat Bischof Prof. Dr. Martin Hein, die Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau vertrat Kirchenpräsident Dr. Volker Jung. Für den DITIB Landesverband Hessen, sprach Fuat Kurt, die Islamische Religionsgemeinschaft Hessen vertrat Ramazan Kuruyüz und den Verband der Islamischen Kulturzentren in Hessen repräsentierte Muammer Toklu, heißt es in der Presserklärung. Im Zentrum des interreligiösen Fachtages stand das Thema «Im Angesicht des Anderen: Dialog der Religionen statt Kampf der Kulturen». Professorin Dr. Athina Lexutt, Professorin für Kirchengeschichte im Institut für Evangelische Theologie an der Justus-Liebig-Universität Gießen, und Dr. Jameleddine Ben Abdeljelil, Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Studien der Kultur und Religion des Islam an der Goethe-Universität Frankfurt, analysierten die wechselseitige Wahrnehmung des Christentums und des Islams in ihrer gemeinsamen Geschichte. Sie wiesen auf die gegenseitigen Jahrhunderte alten Polemiken in noch immer bestehenden antiislamischen und antichristlichen Vorurteilen hin. Am Ende des Fachtages trafen die Vertreter der evangelischen Kirchen und der islamischen Verbände Verabredungen, durch die eine positive wechselseitige Wahrnehmung gestärkt und ein friedliches Miteinander von Christen und Muslimen gefördert werden könne, so die Erklärung. Unter den Vertretern der anwesenden Religionsgemeinschaften herrschte Einigkeit darüber, antiislamische und antichristliche Polemiken genauer verstehen lernen zu wollen. Dazu sollen Forschungsprojekte aufgelegt, Multiplikatoren fort- und weitergebildet werden und öffentliche Veranstaltungen zu der Thematik angeboten werden. Bei der Tagung setzten sich die Vertreter für die Meinungsfreiheit ein, verurteilen aber die gezielte Verletzung von religiösen Gefühlen durch Kunst, Karikaturen und Filme. Die Gespräche hätten gezeigt, dass sich ein realistisches Bild der jeweils anderen Religionsgemeinschaft nur durch einen wechselseitigen Austausch über Selbstdarstellung und Fremdwahrnehmung entwickeln lasse. Notwendige Voraussetzung dafür seien der Respekt vor dem Bekenntnis des Anderen. Dies geschehe vornehmlich durch interreligiösen Dialog. Die anwesenden Religionsgemeinschaften wollen sich dafür einsetzen, dass den interreligiösen Dialogs zu stärken und in die Gesellschaft hineinzuwirken. Ein besonders wichtiger Lernort sei dafür die Schule und der Religionsunterricht. Durch die Einführung des islamischen Religionsunterrichtes und interreligiöse Projekte in der Schule bestehe die Chance, dass das Wissen übereinander durch die Begegnung miteinander wächst. (30.10.2012) 2. Ev. Pressedienst/epd: Neues Islam-Bild braucht gegenseitiges Wissen Mohammed-Film, Karikaturenstreit und Polemik führen immer wieder zu heftigen Auseinandersetzungen. Die Grenzen zwischen religiösen Gefühle und Meinungsfreiheit verschwimmen immer wieder. Kirchen und Islamverbände fordern deshalb auf Dialog zu setzen. Quelle: Esther Stosch Spitzenvertreter der Islamischen Verbände und Evangelischen Kirchen im Gespräch. Beim 5. Tag des Dialogs trafen sich Spitzenvertreter der Evangelischen Kirchen und Vorsitzende der drei islamischen Verbände in Hessen in Bad Homburg. Gemeinsam verurteilten sie die gezielte Verletzung von religiösen Gefühlen durch die Kunst. Obwohl Kunst und Meinungsfreiheit hohe Güter seien, haben „gerade in der „säkularisierten Gesellschaft auch religiöse Gefühle eine Bedeutung“, sagte Martin Hein, Bischof der Evangelischen Kirche Kurhessen-Waldeck (EKKW). Vor dem Hintergrund von MohammedKarikaturen und Schmähfilmen sei Rückendeckung durch die christliche Kirche wichtig, sagte Fuat Kurt, Vorsitzender der Türkisch Islamischen Union der Anstalt für Religion (DITIB) in Hessen. Kirchenpräsident Volker Jung unterstütze diese Bitte. So könnten Reaktionen auf solch „risikogeladenen Situationen“ besser abgestimmt werden. Dass die religiösen Gemeinschaften auch umgekehrt füreinander einstehen können, beschrieb Ramazan Kuruyüz, Vorsitzender der Islamischen Religionsgemeinschaft in Hessen. Etwa wenn Jesus beleidigt werde, sei dies auch eine Sache der Muslime. Bei Jesus-Karikaturen seien auch die religiösen Gefühle der Muslime verletzt. Schließlich sei er auch im Islam eine wichtige Figur gewesen: „Für uns ist Jesus einer der Propheten Allahs“. Mit dieser Aussage unterstrich Kuruyüz, dass die religiösen Gemeinschaften noch zu wenig voneinander wüssten. Islam-Bild von Stereotypen und Unwissen geprägt Die Teilnehmer des Fachtages erläuterten, dass das Islam-Bild in Deutschland durch Jahrhunderte alte Polemik geprägt sei. Von Luthers Aussagen bis zu den Vorbehalten gegenüber den ersten Gastarbeitern in Deutschland. Bereits die Geschichte mache deutlich, dass das erste Islam-Bild von Stereotypen und Unwissen geprägt gewesen sei. Um gegenseitige Vorurteile abzubauen sei das Wissen um die geschichtlichen Zusammenhänge wichtig, sagte Jung. Im historischen Rückblick würden Unterschiede und verbindende Elemente klarer. Durch den Dialog miteinander entstünde Wissen, Vertrauen und sogar Freundschaft, erklärte Kurt vom DITIB. Das Treffen der religiösen Spitzenvertreter sei ein positives Signal für die Gesellschaft. Dies zeige sich beispielsweise am islamischen Religionsunterricht, der ab 2013/14 an hessischen Schulen unterrichtet werde. Jung äußerte den Wunsch, dass die Gemeinden sich besser vernetzen. „Wir sind alle gefragt, uns gegenseitig zu stützen.“ So schlug er vor, dass sich Gemeinden gegenseitig zu wichtigen religiösen Festen einladen. 3. Frankfurter Neue Presse Religiöse Rückendeckung Hessens führende Muslime und Protestanten setzen auf Dialog – Gefühle nicht verletzen Bei der Herbert-Quandt-Stiftung trafen sich die Spitzen der Evangelischen Kirche und der muslimischen Verbände in Hessen zum Tag des Dialogs. Um die Probleme der Gegenwart zu begreifen, blickten sie bis zu Martin Luther zurück. Bad Homburg. Der vieldiskutierte Mohammed-Film brüskiert die Muslime, eine satirische Jesus-Darstellung bei der Caricatura am Kasseler Kulturbahnhof verletzt die Gefühle der Christen. Aber ist es auch andersrum? Regen sich Christen auf, wenn den Muslimen Ehrenrühriges widerfährt, sagen die Muslime "Stopp", wenn das Christentum beleidigt wird? Im guten Fall tun sie es – so wie Ramazan Kuruyüz, der Vorsitzende der Islamischen Religionsgemeinschaft Hessen. Er hatte gegen besagte Jesus-Karikatur protestiert. Kuruyüz war einer der Teilnehmer des "Tags des Dialogs", zu dem sich Vertreter der Evangelischen Kirche und der muslimischen Verbände in Hessen am Montag bei der HerbertQuandt-Stiftung trafen. "Im Angesicht des Anderen – Dialog der Religionen statt Kampf der Kulturen" lautete das Thema. Das Ergebnis: Die Vertreter der Religionsgemeinschaften wollen die wechselseitige Wahrnehmung stärken und das friedliche Miteinander von Christen und Muslimen fördern, zum Beispiel durch gegenseitige Einladungen zu Feiertagen. Ja zur Meinungsfreiheit Die Teilnehmer, darunter Kirchenpräsident Dr. Volker Jung von der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau sowie Bischof Professor Dr. Martin Hein von der Evangelischen Kirche Kurhessen-Waldeck, setzen sich zudem für Meinungsfreiheit ein, verurteilen aber die gezielte Verletzung von religiösen Gefühlen durch Kunst, Karikaturen und Filme. Fuat Kurt von der Türkisch-Islamischen Union machte deutlich, dass er sich eine stärkere Rückendeckung wünscht, wenn Religion verunglimpft werde. Kirchenpräsident Jung mahnte die Medien, polarisierende Aktionen nicht zu stark zu thematisieren. Allerdings wollen die Diskussionsteilnehmer auch selbst an die Öffentlichkeit gehen und sich zum Beispiel gegenseitig in Presseerklärungen ihre Unterstützung versichern. Die Runde machte deutlich, dass die Religionsgemeinschaften schon seit Jahrhunderten falsche Bilder über die Andersgläubigen verbreiten. Martin Luther zum Beispiel habe den Islam als christliche Irrlehre bezeichnet, erklärten Jung und Hein. Ramazan Kuruyüz mahnte, vernünftig mit dem Koran umzugehen, denn: "Islamhasser und muslimische Extremisten haben eins gemeinsam: Sie reißen einzelne Verse aus dem Zusammenhang." Oder anders ausgedrückt: "Nicht die Religion ist das Problem, sondern der Missbrauch der Religion." (she) Artikel vom 31. Oktober 2012, 03.25 Uhr (letzte Änderung 31. Oktober 2012, 05.03 Uhr) 4. Die Welt – 29.10.2012 Begegnung von Christen und Muslimen soll Verständnis fördern Kirchenvertreter werben in Bad Homburg für mehr Miteinander Foto: DAPD Begegnung von Christen und Muslimen soll Verständnis fördern Bad Homburg (dapd-hes). Für gegenseitiges Verständnis von Christen und Muslimen haben Spitzenvertreter der evangelischen Kirche in Hessen und Nassau und der muslimischen Verbände geworben. Der Missbrauch der Religionen durch Extremisten sowie eine zu geringe Kenntnis führten zu Konflikten, hieß es am Montag auf dem 5. Tag des Dialogs in der Herbert Quandt-Stiftung in Bad Homburg. Unter dem Motto "Im Angesicht des Anderen - Dialog der Religionen statt Kampf der Kulturen", forderten sie mehr Begegnungen von Christen und Muslimen im Alltag, um sich kennenzulernen und Vorurteile abzubauen. Ressentiments und Vorurteile seien teilweise über Jahrhunderte weitergegeben worden, sagte der Bischof der Evangelischen Kirche Kurhessen-Waldeck, Martin Hein. So sei etwa Martin Luthers Sicht auf den Islam vor allem durch Nachrichten über kriegerische Auseinandersetzungen in der Türkei entstanden. Hier habe sich ein Bild der Bedrohung aufgebaut. Luther selbst habe Historikern zufolge keinen Kontakt zu Muslimen gehabt, sagte Hein. Aus solchen Analysen wolle man Konsequenzen ziehen, betonte der Bischof. Gegenseitige Einladungen zu Festen, etwa zum Advent oder zum muslimischen Opferfest, seien Möglichkeiten der Begegnung. Keine bloße Polarisierung Bei religiösen Polemiken oder polarisierenden Aktionen wie etwa dem Mohammedfilm oder den Karikaturen müsse zudem klar differenziert werden, wer eine Aktion zu welchem Zweck ausführe. Kunstfreiheit und Meinungsfreiheit seien hohe Güter der gemeinsamen Gesellschaft, sagte Hein. Wenn aber eine Aktion gezielt polarisiert und "nicht zum Dialog führt, dann ist sie falsch", fügte er hinzu. Die islamischen Vertreter wünschten sich in solchen krisenhaften Situationen wie bei den Karikaturen oder dem Mohammedfilm mehr Rückendeckung aus der Gesellschaft. Neben öffentlicher Zurückweisung könnten Pfarrer aktiv werden und diese Themen in den Gemeinden besprechen, sagte Jung. Ramazan Kuruyüz von der islamischen Religionsgemeinschaft Hessen habe sich zudem auch gegen die Jesuskarikatur in Kassel ausgesprochen, da sie für Christen wie für Muslime verletzend sei. Eine säkulare Gesellschaft müsse sich immer wieder daran erinnern, dass Muslime und Christen religiöse Gefühle hätten und diese respektieren, schloss sich Hein an. Der 5. Tag des Dialogs fand in der Quandt-Stiftung in Bad Homburg statt. Daran nahmen neben Jung, Hein und Kuruyüz auch Fuat Kurt, von der Türkisch-Islamischen Union (DITIB) Hessen teil sowie Muammer Toklu, Sprecher des Verbandes der Islamischen Kulturzentren in Hessen. dapd