Schranken im Massenbewusstsein, die eine Modernisierung der

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A.G. Asmolov
Strategie und Methodologie der soziokulturellen Modernisierung des Bildungswesens
Die vorliegende Arbeit ist ein Versuch der Begründung einer Strategie der soziokulturellen
Modernisierung des Bildungswesens als Institut der Sozialisierung, das bei der zielgerichteten
Gestaltung von Wertvorstellungen, Normen, Gepflogenheiten und Verhaltensstereotypen der
Bevölkerung Russlands eine Schlüsselrolle spielt. Behandelt wird die Rolle der Bildung bei der
Strukturierung solcher Effekte der gesellschaftlichen Entwicklung wie soziale Konsolidierung der
Gesellschaft, soziale Identität von Angehörigen unterschiedlicher sozialer Bevölkerungsgruppen
und nationaler Kulturen, soziales Vertrauen, erfolgreiche Sozialisierung der heranwachsenden
Generationen und soziale Stratifizierung der Bevölkerung Russlands. Gegenstand der
Betrachtung ist die Notwendigkeit der Berücksichtigung der Auswirkungen soziokultureller
Modernisierung der Bildung als Wachstumsfaktor der Wettbewerbsfähigkeit von Persönlichkeit,
Gesellschaft und Staat bei der weiteren Konzipierung von Programmen langfristiger sozialer und
kultureller Entwicklung Russlands einschließlich des föderalen Programms der Entwicklung des
Bildungswesens.
Der namhafte Psychologe L. S. Wygotski bemerkte seinerzeit, ein Verständnis der Gedanken des
Gesprächspartners
ohne
Kenntnis
der
Motivation
des
Gesprächspartners
bleibe
ein
unvollständiges Verständnis. In diesem Zusammenhang wollen wir versuchen, kurz die Motive zu
umreißen, die bei der Formulierung der Stratege soziokultureller Modernisierung der russischen
Bildungssphäre den Ausschlag gaben.
Schlüsselmotiv der vorliegenden Arbeit ist eine Weiterentwicklung der Vorstellungen von Mission
und Wesen der Bildung als maßgebliche soziale Tätigkeit, die an der Generierung solcher
systemischer sozialer und mentaler Effekte im Leben der Gesellschaft beteiligt ist wie Ausprägung
sozialer,
ethnokultureller
und
allgemeinmenschlicher
Identität;
Dynamik
der
sozialen
Differenzierung und Stratifizierung der Gesellschaf, Aneignung unterschiedlicher Traditionen,
Werte, Normen und Regeln im Verhalten großer und kleiner sozialer Gruppen sowie einer Auswahl
an
persönlichkeitsspezifischen,
sozialen
und
professionellen
Kompetenzen,
Individualisierung, Sozialisierung und Professionalisierung der Persönlichkeit
die
die
in der Welt der
Menschen und Berufe sicherstellen, wie auch das Wachstum des menschlichen Potentials als
wichtigste Voraussetzung für die Wettbewerbsfähigkeit eines Landes.
1
Die Auffassung der Bildung als maßgebliche soziale Tätigkeiten, die den historischen
Evolutionsprozess neben anderen Instituten der Sozialisierung wie Familie, Medien oder Religion
beeinflusst,
wurzelt
in
den
Ideen
der
wissenschaftlichen
Schule
der
kulturellen
Tätigkeitspsychologie von L. S. Wygotski, A. N. Leontjev und A. R. Lurija sowie in der dieser
Schule geistig sehr nahe stehenden postmodernistischen Richtung der Methodologie wie der
soziale
Konstruktionismus.
Besonders
umfassend
ist
das
Paradigma
des
sozialen
Konstruktionismus in den Arbeiten von P. Berger und T. Luckmann «Die gesellschaftliche
Konstruktion der Wirklichkeit»1 sowie K. Gergen «Sozialer Konstruktionismus: Wissen und
Praxis»2.
Eben durch die Anlehnung an die Ideen nichtklassischer Methodologie der Tätigkeitspsychologie
und der Methodologie sozialer Konstruierung der Wirklichkeit konnten wir in der Zeit von 1988 bis
2008 eine Reihe von ideologischer Konstrukten definieren und aufarbeiten, die auf die Entwicklung
des russischen Bildungswesens von gewissem Einfluss waren:
- «Praktische Bildungspsychologie» als Richtlinie für Verständnis und Unterstützung des
Wertes individueller Entwicklung eines jeden Schülers;
- «Variative Bildung» als Richtlinie für die Konstruierung der Bildung, die eine kompetente
Auswahl individueller Bildungsrouten für jede Person gewährleistet3;
- «Toleranz» als Zivilisationsnorm, die eine stabile Entwicklung des Menschen und der
sozialen Gruppen in der Welt der Mannigfaltigkei gewährleistet4.
Diese ideologischen Konstrukte gehören von ihrem Genre her zu besonderen Einstellungen des
Bewußtseins, die vom Klassiker der russischen Philosophie A. F. Losev und dem Historiker M. J.
Gefter «generierende Hypothesen genannt wurden»5. Zum Genre generierender Hypothesen
gehört auch die Hypothese von der Notwendigkeit soziokultureller Modernisierung der Bildung.
Diese Hypothese drückt den allgemeinen Ansatz unserer zwanzigjährigen Forschungen besonders
prägnant aus – es ist der ideologische Ansatz der Konstruierung der Bildung als soziale Tätigkeit,
die dem Aufbau einer Zivilgesellschaft und der Entwicklung menschlicher Individualität in der sich
wandelnden Welt dient.
P. Berger, N. Luckmann. Die gesellschaftliche Konstruktion d. Wirklichkeit. Traktat zur Soziologie des Wissens. - М.:
"Медиум", 1995. - 323 S.
2
K. Gergen. Sozialer Konstruktionismus: Wissen und Praxis. Minsk, BGU, 2003. -229 S.
3
A. G. Asmolov. Kulturhistorische Psychologie und Konstruierung der Welten. Moskau-Woronezh, 1996 – 768 S.
4
A.G. Asmlov. Psychologie der Persönlichkeit: kulturhistorische Auffassung der Entwicklung des Menschen. М.:
Smysl, 2007, - 528 S.
5
M. A. Gefter. Dort, wo es dem Bewusstsein zu eng undschmerzvoll ist … М., KDU, 2004. -160 S.
1
2
Von organisatorisch-wirtschaftlicher zu soziokultureller Modernisierung der Bildung
Betrachten wir mal unter dem Gesichtspunkt der Hypothese von der Notwendigkeit einer
soziokulturellen Modernisierung der Bildung6 und des dieser Hypothese nahestehenden Kreises
von Ideen, die im Bericht der Gesellschaftskammer «Bildung und Gesellschaft: Ist Russland bereit
in die eigene Zukunft zu investieren?» (2007) die Vorgänge in der jüngsten Geschichte der
russischen Bildung aufarbeiten.
Wenn wir in unserem biographischen Gedächtnis die Vorgänge dieser Geschichte rekapituliert
haben, werden wir erkennen, dass die russische Bildung wie auch das gesamte Land in den
letzten Jahrzehnten zu einem Schauplatz von Veränderungen geworden war, die praktisch jeden
russischen Bürger betreffen Sie erlebte und erlebt nach wie vor Perioden einer Stabilisierung
(Anfang der 90er Jahre), einer Reformierung und Entwicklung (Mitte der 90er Jahre) und
schließlich einer Modernisierung (vom Ende der 90 bis ins laufende Jahr 2008). Hauptvektor der
chronologisch 1997 in Angriff genommenen Modernisierung war und bleibt die Konzipierung
organisatorisch-wirtschaftlicher Projekte der Entwicklung des Bildungswesens7. Eine Bewertung
der Erfolge, Fehlgriffe und sozialökonomischen Auswirkungen jeder der vorgenannten Perioden
verdient eine spezielle historische Analyse, die wie jede Studie zur Geschichte der Neuzeit für die
Planung künftiger Szenarien der Entwicklung des Bildungswesens erforderlich ist.
Zugleich berechtigt selbst eine flüchtige Analyse der jüngsten Geschichte der Reformierung der
Bildung zu der Feststellung, dass sich jenseits der vielen einschlägigen Szenarien in der Regel
systemische soziale und mentale Effekte einstellten, die durch die Bildung mit generiert werden:
-
Ausprägung der menschlichen Identität in einem multiethnischen, multikonfessionellen und
multikulturellen Staat;
-
Soziale und geistige Konsolidierung der Gesellschaft;
-
Gewährleistung sozialer Mobilität der Persönlichkeit, der erforderlichen Qualität und
Zugänglichkeit der Bildung als Faktoren einer Reduzierung der Risiken sozialer Spaltung
der Gesellschaft;
-
Konstruierung sozialer Normen der Toleranz und gegenseitigen Vertrauens zwischen
Angehörigen unterschiedlicher sozialer Gruppen, konfessionellen und nationalen Kulturen;
-
Erfolgreiche Sozialisierung der heranwachsenden Generation;
Die Rolle der Bildung bei der Konsolidierung und Entwicklung Russlands. Finalbericht d. NFPK № ERP/F1.1.2.3C/78/EAC/093-06. 2006
7
A.G.. Asmolov, M. . Dmtrijev, T. L. Kljatschko, J. I. Kuzminov., A. N. Tichonov. Konzept einer organisatorischwirtschaftlichen Reform des Bildungssystems in Russland. Poisk № 38, 1997
6
3
-
Erhöhung der Wettbewerbsfähigkeit von Persönlichkeit, Gesellschaft und Staat.
Zur weiteren Suche nach Wegen soziokultureller Transformierung des Bildungswesens ist es
erforderlich, das Feld der Probleme zu umreißen, die das Wesen der sozialen und mentalen
Effekte der Bildung betreffen. Versuchen wir nun nachstehend diese Probleme in der Form
folgender Fragen zu definieren:
1. Mit welchen Risiken werden die Politiker und Manager konfrontiert, die Reformen im
Bildungswesen ohne Beachtung der sozialen und mentalen Effekte der Bildung umzusetzen
versuchen?
2. Wie beeinflusst die Bildung folgende Aspekte der sozialen Differenzierung und
Stratifizierung der Gesellsachaft:
«Sozialer Lift» (sozialer und ökonomischer Aufstieg in der sozialen Hierarchie der
Gesellschaft);
«Sozialer Mixer» (Vermischung unterschiedlicher sozialer Schichten der Gesellschaft);
«Sozialer Schacht» (sozialer und ökonomischer Abstieg in der sozialen Hierarchie der
Gesellschaft)?
3. Welche sozialen Aktivitäten und Programme sind für einen Übergang von der Verkündung
der Priorität der Bildung als gesellschaftlicher Wert zur Erwirkung einer tatsächlichen Priorität der
Bildung als Aufgabe der Staatspolitik?
4. Welche Rolle spielt die Bildung bei der Ausprägung sozialer Identität der Persönlichkeit
und der Auffassung des «gemeinsamen historischen Schicksals» des Volkes als Solidarität der
russischen Gesellschaft?
5. Kann die Bildung als Institut der Sozialisierung der Persönlichkeit gegenüber anderen
Instituten der Sozialisierung der heranwachsenden Generationen wie Familie, Religion und
Massenmedien wettbewerbsfähig sein?
6. Wie lässt sich die Verwaltung der Bildung in eine reale Ressource eines Abbaus
mannigfaltiger Risiken, sozialer und zwischenmenschlicher Konflikte verwandeln, und zwar
einschließlich jener Konflikte, die von Xenophobie, Ethnophobie, Migrantenfeindlichkeit, sozialer
Aggression und Intoleranz herrühren?
4
7. Wie lässt sich über die Bildung, darunter auch über die Verwaltung des Bildungswesens
vermittels von Bildungsstandards, der Weg zum Konstruieren von Normen der Toleranz, des
sozialen Vertrauens und des Einvernehmens in der russischen Gesellschaft vorzeichnen?
Das vorstehend verzeichnete Spektrum von Fragten gestattet, das Problemfeld soziokultureller
Modernisierung der Bildung zu konturieren.
Um Wege zur Begründung der eigentlichen Notwendigkeit und zeitlichen Angemessenheit
derartiger Fragestellungen zu skizzieren, wenden wir uns einer Analyse der Schranken im
Massenbewusstsein zu, die der Ausprägung der Ideologischen Erkenntnis der Notwendigkeit
sozialökonomischer Modernisierung der Bildung im Wege stehen.
Schranken im Massenbewusstsein, die eine Modernisierung der Bildung behindern
Die Globalisierung, die unvermeidliche Involvierung der russischen Gesellschaft in weltweite
Prozesse, die bereits angebrochene Ära der IT-Zivilisation waren von starkem Einfluss auf
politische, sozio-kulturelle und wirtschaftliche Vorgänge in Russland.
Im Ergebnis der Wandlungen im Leben der Gesellschaft zeichnete sich ein Übergang der
Gesellschaft von einer relativ stabilen Phase zu einer dynamischen Entwicklungsphase ab; von
einer «geschlossenen» zu einer «offenen» Gesellschaft; von der Industrie- zur postindustriellen
IT-Gesellschaft; von der totalitären Gesellschaft zur Zivilgesellschaft.
Die diesem Übergang immanente soziale, mentale und wirtschaftliche
Gesellschaft
schuf
neben
der
Entstehung
unterschiedlicher
Differenzierung der
Eigentumsformen
auch
Voraussetzungen für die Existenz neben der staatlichen auch einer nichtstaatlichen Bildung wie
auch der Bildung innerhalb der Familie und damit auch für unabwendbare soziale Transformierung
des Bildungswesens als Ganzes.
Diese Transformierung des Bildungswesens wird häufig als unmittelbares Resultat zielgerichteter
Reformen bewertet. Diese Beurteilung aktueller Wandlungen im Bildungsbereich ist ungenau und
in vielerleich Hinsicht auch naiv.
In Wirklichkeit verbergen sich hinter den sozialen Wandlungen im russischen Bildungswesen
neben Versuchen seiner zielgerichteten Reformierung seitens des Staates zahlreiche schwach
kontrollierte und spontane Prozesse: Einige dieser Prozesse hängen u. a. mit Initiativen
unterschiedlicher sozialer Gruppen zusammen; andere - mit passiver Reaktion
des
5
Bildungssystems auf verschiedene fiskalische Einschränkungen. Im Endergebnis sollte beachtet
werden, das die Versuche einer Reformierung des Bildungswesens, darunter auch der Versuch
einer organisatorischen und wirtschaftlichen Modernisierung der Bildung der letzten Jahre vor dem
Hintergrund negativer sozialer Erwartungen sowohl der verschiedenen Bevölkerungsschichten als
auch vieler Vertreter der BIldungsgemeinschaft in Bezug auf beliebige Reformen des
gesellschaftlichen Lebens unternommen wurden. Es gibt eine ganze Reihe von ernsthaften
Gründen, die derartige Erwartungen und Enttäuschungen bewirken.

Ignorierung der Motivation der Bevölkerung bei der Durchführung sozialer Reformen.
Einer der wesentlichsten Fehlgriffe der sozialen Politik im postsowjetischen Russland war die
vollständige
Ignorierung
der
Mentalität
der
Bevölkerung
und
der
Psychologie
des
Massenbewusstseins, an der beliebige selbst noch so genau durchkalkulierte soziale Reformen
scheitern, die den Motiven des menschlichen Verhaltens gegenüber taub bleiben und
verschweigen, um welcher Ziele Willen Reformen durchgeführt werden, die diese oder jene
Bevölkerungsgruppen erfassen. Mangelnde Effizienz verschiedener staatlicher Reformen und
Programme resultierte aus den Versuchen «komplexe soziale Systeme ohne Motivation und
ohne Ideologie zu steuern». In Wirklichkeit lässt sich Ideologie im Kontext der Methodologie des
sozialen Konstruktionismus als Motivationsfabrik des sozialen Verhaltens, als Konstruierung
der Motivation großer und kleiner sozialer Gruppen definieren.
Reformer lassen häufig außer acht, dass die Motivationsmechanismen sozialer Reformen für
deren
Umsetzung nicht weniger
relevant
sind
als
wirtschaftliche
Begründungen
verschiedener Programme der Reformierung der sozialen Sphäre. Als Resultat stoßen
derartige Reformen nicht schlechthin auf den Widerstand
Bevölkerung,
der Massenpsychologie der
sondern in mehreren Fällen auch auf die Konstruierung einer Protestmotivation
sozialen Verhaltens durch verschiedene oppositionelle politische Gruppen.
 Negative Erfahrung vorausgegangener Reformen im Bereich der Sozialpolitik.
Das Misslingen vorausgegangener Reformen in der Sozialpolitik, darunter auch der Versuche
einer Reformierung des Bildungswesens, geht in gewissem Maße darauf zurück, dass sie ohne
Beachtung strategischer Prioritäten der Gesellschaft und des Vektors ihrer Entwicklung wie auch
ohne Beachtung sozialer und mentaler Effekte der Bildung unternommen wurden.
Die verschiedenen Versuche einer Reformierung der Bildung besaßen im Wesentlichen folgende
drei gemeinsame Merkmale:
6
-
Priorität der Interessen der pädagogischen Berufsgemeinschaft («Reformierung der Bildung
von innen her »);
-
«Von der Wirtschaft ausgehende Reformierung» (durch Wirtschaftsmanagement geprägter
Determinismus bei der Ausarbeitung von Programmen zur Entwicklung der Bildung);
-
Fehlende Analyse politischer, sozialer und psychologischer Risiken betreffend Erwartungen
und Motivation unterschiedlicher sozialer Bevölkerungsschichten unseres Landes in Bezug
auf die Bildung bei der Durchführung von Bildungsreformen.
Vertreter des Bildungsbereichs, die Parolen von der Vorrangstellung der Bildung und ihrer
gesellschaftlichen Mission verkündeten, frönten in Wirklichkeit der Utopie des einstigen «besten
Bildungswesens der Welt»; sie litten schlichtweg am Gebrechen eines «Bildungs-Narzissmus».
Vertreter der Wirtschaftsgemeinschaft forderten die Berücksichtigung der Haushalts- und
Steuerkrise bei der Konzipierung von Reformprogrammen für die Bildung und ignorierten dabei in
der Regel die Rolle der Bildung als Institut der Reproduktion des menschlichen Kapitals und deren
Relevanz für die wirtschaftliche Entwicklung des Landes. Im Endergebnis liefen an sich
inhaltsreiche und wertvolle Bildungsreformen nicht selten auf Forderungen nach zusätzlicher
Finanzierung hinaus und fuhren sich wegen ineffizienter Verwendung selbst der vorhandenen
Finanzierung fest.
Im Endergebnis wurden zuerst die Mythen des «Marktes» und dann auch der Mythos des
«Arbeitsmarktes»
implizit
zum
Selbstzweck
der
Bildungsreformen,
während
sich
die
Lebensqualität, die Reproduktion des menschlichen und geistigen Potentials in der Regel auf die
«Mittel», die Dienstleitungen und die Werkzeuge der Marktwirtschaft beschränkten.

Beschränkung der Staatspolitik der Reformierung der Bildung auf Programme
der
Reformierung der Bildung als eigenständige Branche.
In der Methodologie der Planung unterschiedlicher Bildungsprogramme8 lassen sich drei
Zielbereiche definieren, auf die potentiell die verschiedenen Programme der Entwicklung der
Bildung ausgerichtet sind:
- Bildungsumwelt;
- Bildungssphäre;
- Bildungsraum9.
8
P.G. Stschedrowitzkij. Beiträge zur Philosophie der Bildung, Moskau, 1993.
7
Angesichts dieser Klassifizierung der Zielobjekte ist es von Anfang an erforderlich zu erkennen,
worauf ein Programm der Entwicklung der Bildung abzielt.
Falls das betreffende Programm auf den Bildungsraum als Zielbereich der Anwendung des
Programms ausgerichtet ist, dann erfasst es solche unterschiedlichen Institute der Sozialisierung
wie Familie, Medien, Religion, Traditionen und Novationen der Kultur usw., die neben der Bildung
als ausschlaggebende soziale Tätigkeit die gesellschaftliche Entwicklung prägen.
Falls ein Programm die Bildungssphäre als Zielbereich anspricht, dann steht im Mittelpunkt
dieses Programms die Verwaltung der Bildung als besonderer Sektor der sozialökonomischen
Entwicklung des Landeswie auch im Falle von Gesundheitsschutz, Landwirtschaft, Industrie etc.
In dem Fall schließlich, wenn sich ein Programm an der Bildungsumwelt als Zielbereich
orientiert, gelten die Maßnahmen des Programms der allgemeinen und der beruflichen Bildung
der Persönlichkeit in dieser oder jener konkreten Bildungseinrichtung (Kindergarten, Schule,
Berufsschule, Hochschule u. dgl. m.).
Die Ermittlung des Zielbereichs eines Programms als Mittelpunkt der Aktivitäten hilft bei
der
Definierung der Ideologie und Methodologie des Programmaufbaus, der Mission des Programms,
der Ausmaße des Programms, der Probleme, Zielsetzungen und Aufgaben des Programms wie
auch der Mechanismen und die Ressourcen, die für die Umsetzung des Programms erforderlich
sind.
Falls der Bildungsraum als Zielbereich des Programms anvisiert ist, dann haben wir es mit dem
Aufbau eines föderalen Bildungsprogramms (bzw. dem so genannten Präsidentenprogramm) zu
tun. Die Mission dieses Programms zur Entwicklung des Bildungswesens ist die Umsetzung einer
gesamtnationalen Ideologie und Politik, die es gestattet, solche systemrelevante soziale und
mentale Effekte zu erwirken wie Harmonisierung der Gesellschaft, soziale Stratifizierung,
Wachstum der Wettbewerbsfähigkeit des Landes, Ausprägung der sozialen Identität als Basis der
Entwicklung einer demokratischen Gesellschaft. Im Kontext eines solchen Programms präsentiert
sich die Bildung als maßgebliche soziale Aktivität der Gesellschaft, die soziale Identität generiert
und die Mentalität eines Volkes, die Werte und die sozialen Verhaltensnormen einzelner
Persönlichkeiten, großer und kleiner sozialer Gruppen prägt. In diesem Programm ist der
Bildungsstandard eine Art gesellschaftlicher Vertrag, und die Erhöhung der Qualität, der
Zugänglichkeit und der Mobilität der Bildung sind Werkzeuge, die die Mission der Bildung
9
J. V. Gromyko. Planung und Programmierung der Entwicklung der Bildung, Moskau, 1996.
8
absichern. Ein derartiges föderales Programm der Entwicklung des Bildungswesens lässt sich als
Programm soziokultureller Modernisierung der Bildung bezeichnen. Es ist durch folgende
Merkmale gekennzeichnet :
 offener «branchenübergreifender» Charakter;

vorausplanende
-
keine
reaktive
-
Strategie
der
gesellschaftlichen
Entwicklung (die Bildung zieht die Entwicklung der Gesellschaft mit, u. a.
schafft sie Arbeitsmärkte);
 Überschuss der Bildung als maßgebliche soziale Aktivität gegenüber dem
Marktbedarf des aktuellen Moments;
 Innovatives Management.
Ist
die
Bildungssphäre
als
sozialökonomischer
Zweig
der
staatlichen
Entwicklung
Hauptzielgebiet eines Programms zur Entwicklung des Bildungswesens, dann können wir von
einem föderalen oder regionalen Programm der Entwicklung des Bildungswesens sprechen, das
vor allem auf die Aufgaben und Verfahren der Bedienung dieses Zweiges ausgerichtet ist. Dieses
Programm wird in der Regel durch folgende Merkmale charakterisiert:
-
geschlossener «brancheninterner» Charakter;
-
Trend zur Reduzierung der Aufgaben und Technologien des Programms auf die Aufgaben
und Technologien der Bedienung eines einzelnen Sektors, vor allem auf die
organisatorischen und wirtschaftlichen Aufgaben der Verwaltung der Bildungssphäre;
-
Reaktive Entwicklungsstrategie mit der Priorität des aktuellen Marktbedarfs;
- Deideologisierung;
-
Mobilisationsmanagement.
Die Programme zur Entwicklung des Bildungswesens als separate Branche beschränken sich
häufig auf folgende zwei Arten von Programmen: Kompensatorische Programme иnd
funktionsorientierte Programme.
Die Kompensatorischen Programme bezwecken im Wesentlichen die Kompensation des Defizits
an Mitteln im Prozess der laufenden Finanzierung der Branche und Ausbau der materielltechnischen Ausstattung der Bildungssphäre. Häufig laufen sie auf ein „Stopfen von Löchern“ in
diesem oder jenem System der Verwaltung hinaus, sei es auf föderaler, regionaler oder
kommunaler Ebene.
9
Die funktionsbezogenen Programme sind Programme, die dem Zweck dienen, Überleben und
Optimierung durch Umstrukturierung des bereits bestehenden Bildungssystems sicherzustellen.
Das - nicht augenscheinliche – Ziel dieser Programme ist Aufrechterhaltung (oder Überleben),
aber keine Entwicklung.
In den Zielprogrammen, die die Bildungssphäre betreffen, laufen Innovationen vorwiegend auf
eine Modernisierung solcher normativ-rechtlichen und wirtschaftlichen Verwaltungsmechanismen
der Bildung hinaus wie Standardisierung, höhere Qualität, Zugänglichkeit und Effizienz sowie
Mobilität der Bildung, die durch organisatorisch-wirtschaftliche Reformierung der Bildungssphäre
erreicht werden sollen .
Es sei gesondert betont, dass verschiedene föderale und regionale Programme, die dem Zweck
der Entwicklung und Bedienung der Bildungssphäre dienen, durchaus geeignet sind, die
Wirksamkeit der Bildung und ihr Anpassungspotential in der sozialökonomischen Entwicklung
des Landes zu fördern. Zugleich werden die Möglichkeiten der Bildung als maßgebliche soziale
Aktivität, die der gesellschaftlichen Entwicklung und der Erhöhung der Wettbewerbsfähigkeit des
Landes zugutekommt, durch Einschränkung der Planung von Bildungsprogrammen auf
Programme, die ausschließlich am Bildungsbereich als separater Zwei orientiert sind, wesentlich
eingeengt.
Aus dem vorstehend Dargelegten kann der Eindruck entstehen, dass zwischen Programmen zur
Entwicklung der Bildung, die den Bildungsbereich betreffen, und Programmen, die auf die
Entwicklung der Bildung als separater Zweig ausgerichtet sind, ein Widerspruch existiert. Dies ist
jedoch kein echter Widerspruch. In Wirklichkeit sollte das Szenario der organisatorischwirtschaftlichen Entwicklung der Bildung als Branche in das Gesamtszenario der Planung eines
nationalen Programms soziokultureller Modernisierung der Bildung als soziale Tätigkeit einfließen,
deren
Mission
in
der
Ausprägung
der
sozialen
Identität
und
im
Wachstum
der
Wettbewerbsfähigkeit unseres Landes in der heutigen Welt besteht.
Vom Postulat der Priorität dеr Bildung als sozialer Mythos zur Priorität der Bildung als
Aufgabe der Innovationspolitik des Staates
Betrachten wir nun eine Reihe allgemeiner Fragen und Probleme, die wegen ihrer Offenkundigkeit
und anscheinenden Banalität häufig als Postulate aufgefasst werden, die keiner Beweisführung
bedürfen, und nicht als Aufgaben, für deren Lösung gemeinsame Anstrengungen erforderlich sind.
10
Eine dieser Fragen betrifft die Analyse der Ursachen dafür, dass die These von der Priorität der
Bildung wie auch vom Wert der Bildung (wie übrigens auch der Forschung) so drastisch von der
Wirklichkeit abweicht und in der Regel über die Grenzen von Mythen, Lippenbekenntnissen und
frommen Beteuerungen nicht hinausgeht.
Als Beweis dafür sei festgestellt, dass die Wettbewerbsfähigkeit der Länder mit postindustriellem
Entwicklungsstand durch die Zugänglichkeit und Qualität der Bildung geprägt wird.
Russland steht offenkundig vor der Aufgabe, die Priorität der Bildung zu erwirken und diese in der
russischen Mentalität die Stellung eines echten Wertes einnehmen zu lassen. Es ist eine
strategische Aufgabenstellung der Staatspolitik mit ideologischem Charakter.
Allein bei
erfolgreicher Lösung dieser Aufgabe kann sich die Bildung als echte Ressource wachsender
Wettbewerbsfähigkeit von Persönlichkeit, Gesellschaft und Staat bewähren.
In diesem Zusammenhang sei einmal mehr festgestellt, dass Ideologie im sozialpsychologischen
Sinne als Motivationsfabrik großer und kleiner sozialer Gruppen bezeichnet werden kann. Die
politische Elite eines beliebigen Staates operiert für die Lösung ideologischer Aufgaben
mit
mindestens vier Trümpfen: Medien, Bildung, Religion und Kultur. Wer die Hand am Pulsschlag
dieser das Massenbewusstsein prägenden Schlüsselinstitute der Sozialisierung hält, bestellt auch
die politische Musik auf der Staatsbühne.
In der sowjetischen Ideologie spielten Bildung, Medien und Kultur offen oder verdeckt die Melodie
der sozialen Konstruierung einer Identität unter der Bezeichnung «Sowjetmensch». Erinnern wir
uns an das einst so populäre Lied: «Meine Adresse ist kein Haus und keine Straße, meine
Adresse ist die Sowjetunion».
Die Identitätskrise nach dem Zerfall der UdSSR, das Absinken der sowjetischen Atlantis auf den
Grund des historischen Ozeans verwandelten das Massenbewusstsein von Menschen
unterschiedlicher Nationen, Konfessionen und Regionen, wie diverse soziologische Erhebungen
im Bereich des nationalen Selbstbewusstseins und der Identität belegen 10, in eine Art
«obdachloses Bewusstsein». In dieser Situation kann gerade eine aktive Ideologie der Planung
sozialer Identität zu einer Fabrik für die Erzeugung von «sozialem Klebstoff» werden, der die
geschwächten Verbindungen in den sozialen Netzen Russlands zusammenfügen kann.
Staatsbürgerlche, ethnische und religiöse Identitäten m heutigen Russland / Verantw. Redakteur W. S. Magun. —
М.: Verlag d. Instituts f. Soziologie der Russischen Akademie d. Wissenschaften, 2006.- 327 S.
Russische Identität. Analytischer Bericht des Instituts f. Soziologie der Russ. Akademie d. Wissenschaften. М.,
2007. – 140 S.
10
11
Zur Erwirkung dieses Ziels wäre es günstig, über die Bildung als Institut der Sozialisierung
Standards der neuen Generation zu konzipieren, die der Überwindung der Krise der sozialen
Identität und der Entwicklung der Zivilgesellschaf
als Gesellschaf hoher Lebenschancen
zugutekommen.11 Eine Aufgabe dieser Art könnte, allerdings mit einem wesentlich größeren
Einsatz an Mitteln, auch durch die Medien angegangen werden.
Grundsätzlich betrachtet, präsentier sich gerade die soziale Konstruierung der Identität der
Persönlichkeit als Weltbürger und Bürger seines eigenen Landes als Mission der soziokulturellen
Modernisierung der Bildung und damit auch des Fortschritts Russlands auf dem Wege zur
Zivilgesellschaft.
Zur Umsetzung dieser Mission ist es ferner erforderlich einzuschätzen, inwieweit die Struktur der
Bildung den strategischen Zielen der Entwicklung Russlands gerecht wird, und staatliche
Standards als Konventionalnormen zu definieren, die in der Form eines gesellschaftlichen Vertrags
die sozialen Pflichten und Anforderungen von Persönlichkeit, Familie, Gesellschaft und Staat an
die Bildung als Institut vorausgreifender Sozialisierung umsetzen, nicht aber die Ansprüche und
Ambitionen externer Beobachter, für die die Schule als «Sündenbock» für alle Fehlgriffe der
Bildung gerade stehen muss.
Es sei nochmals betont, dass es für ein richtiges Verständnis des Potentials, der Einschränkungen
und der Risiken des organisatorisch-wirtschaftlichen Konzepts der Modernisierung der Bildung
erforderlich ist, übe die Grenzen der Bildung als von einer Behörde verwaltete begrenzte Sphäre
hinauszugehen und potentielle Transformationsvektoren der Bildung als maßgebliche soziale
Tätigkeit der Gesellschaft im Koordinatensystem der politischen, sozialökonomischen, geistigen
und kulturellen Entwicklung des Landes zu definieren.
Risiken einer Unterbewertung sozialer und mentaler Effekte der Bildung in der Staatspolitik
Wie vorstehend festgestellt, zeigt selbst eine flüchtige Analyse der Stellung und Funktion der
Bildungssphäre in der russischen Gesellschaft, wie stark die These von der Priorität der Bildung
von der sozialen Wirklichkeit abweicht.
Die Risiken einer Unterbewertung sozialer und mentaler Effekte des Bildungssystems spiegeln die
Einstellung zur Bildung und damit auch zum Resultat der Bildung als soziale Tätigkeit wider.
11
R. Dahrendorf. Der moderne soziale Konflikt. Essay zur Politik der Freiheit. М.: 2002
12
Hier seien lediglich einige Beispiele für die Zunahme der Risiken angeführt, die im Prozess der
Sozialisierung der heranwachsenden Generation in der modernen Gesellschaft zu Tage treten:
-
Fehlen einer klaren Strategie der Jugendpolitik, der Unterstützung
gesellschaftlicher
Organisationen von Kindern und Jugendlichen, die sich der Lösung von Aufgaben
persönlcher Selbstbestimmung und Ausprägung der Identität der Jugend widmen;
-
Krise der Familie als Institut der Sozialisierung, die sich in der Desadaptation der
Elternfamilie (Unvollständige Familie, konfliktbehaftete Familie, Familie mit asozialer
Atmosphäre), in einer Destabilisierung des Familienlebens und ineffektiver Wahrnehmung
der Funktion der Sozialisierung und der Individualisierung der Persönlichkeit eines Kindes
durch die Familie manifestiert;
-
Zunahme des sozialen Waisentums;
-
Phänomen der Kinderbettelei;
-
Phänomen der zeitigen Kommerzialisierung von Halbwüchsigenr, das Abweichungen in
ihrer moralischen und sittlichen Entwicklung bewirkt und die Wahrscheinlichkeit
ihres
Zusammengehens mi kriminellen Schichten der Gesellschaft erhöht;
-
Risiko verstärkt aggressiv-gewaltsamen Verhaltens von Jugendlichen
Vorgehen, das der persönlichen und physischen Sicherheit der Menschen
(destruktives
sowie der
Unversehrtheit materieller und geistiger Werte Abbruch tut; antisoziales sexuelles
Verhalten, zeitig eintretende Drogenabhängigkeit und damit verbundene antisoziale und
rechtswidrige Handlungen);
-
wachsende Kinder- und Jugendkriminalität;
-
wachsende Zahl von Kindern als Opfer von Gewalt;
-
Reduzierung der Altersgrenze des Jugendalkoholismus, Verbreitung von Drogensucht und
Toxikomanie;
-
fehlende persönliche, darunter auch moralische, Reife;
-
-inadäquate Strategie der Meisterung schwieriger Lebenssituationen durch Jugendliche.
Das Verzeichnis dieser Phänomene und Tendenzen ließe sich fortsetzen. Aber auch diese
Auswahl reicht für die Feststellung fehlender Koordinierung im Vorgehen der verschiedenen

Verwendet wurden Materialien von О. А. Krabanova.
13
sozialen Institute (Familie, Medien, Kultur, pädagogische Kollektive, Rechtsschutzorgane,
Jugendverbände etc.) bei der Prophylaxe von Defekten besonderer Art, die wir als Defekte der
Sozialisierung bezeichnen, und für folgende Schlussfolgerungen.
Erstens erlebt die Sozialisierung der Generation von Kindern und Jugendlichen im Zeitalter der
Massenkommunikation, des Internet, des Cyberraums, der Verschiebung von Werten in der
Übergangsphase, die Russland durchlebt, etc. weitreichende Wandlungen. Soziologische
Erhebungen belegen fehlende soziale Integrität dieser Generation, ihren multidimensionalen
Charakter, den Trend zum Bruch «des Zusammenhangs der Zeiten» u. dgl. m. Zugleich stecken
die Studien zum sozialen Profil der heranwachsenden Generation und zur Rolle der Identität in der
Entwicklung der Gesellschaft sowohl im Ausland als auch in Russland erst in den Kinderschuhen.
Daraus folgt, dass in den Bildungsreformen vorausgegangener Perioden unterschiedliche
Strategien der Entwicklung der Bildung auf Grund eines ziemlich unklar definierten sozialen
Porträts der kommenden Generationen konzipiert wurden. Es bedarf wohl keiner detaillierten
Argumente, dass eine Reformierung der Bildung vor dem Hintergrund einer solchen
«Generations-Ungewissheit» eines der größten Risiken beliebiger sozialer Reformen in der
modernen Welt darstellt..
Zweitens belegt selbst die zufällige Auswahl der angeführten Beispiele, dass ein solches
traditionelles Institut der Sozialisierung wie die Familie eine tiefgreifende Krise durchlebt. Mehr
noch, das Institut der Familie kann faktisch keiner Konkurrenz mit anderen Instituten
der
Sozialisierung wie Religion, Medien oder Internet standhalten. Deswegen kann ein systemisches
Bild des Sozialisierungsprozesses der heranwachsenden Generation ohne Betrachtung des
Zusammenwirkens der Bildung mit solchen sozialen Instituten wie Familie, Religion und Medien
nicht erforscht werden, da diese, wie es der Klassiker der Weltpsychologie L. S. Wygotski
formulierte, weitgehend die «Zone der nächstliegenden Entwicklung» der heranwachsenden
Generation bilden. Zugleich kommt es aus vielerlei Gründen, darunter auch wegen administrativer
Schranken, am Ende aber so, dass diese «Köche», was die Bildung der heranwachsenden
Generation betrifft, den „Brei“ doch verderben. Es ist daher nicht weiter verwunderlich, dass die
russische Gesellschaft auf alle möglichen Überraschungen seitens dieser Generation gefasst sein
muss.
Drittens wird das soziale Institut der Bildung als das durch den Staat am besten verwaltbare
Institut der Sozialisierung auch weiterhin die Last der Kompensierung sozialer Defekte anderer, in
14
stärkerem Maße spontaner und weniger steuerbarer, Institute der Sozialisierung, in erster Linie der
Familie und der Medien, tragen müssen. Im Endergebnis wird die Bildung, die selbst eine Krise
durchlebt, weiterhin mit sozialen Erwartungen und politischen Aufgabenstellungen konfrontiert
werden, die mit der Kompensierung der Defekte des Sozialisierungsprozesses in der Familie
verbunden sind, ganz zu schweigen von Defekten der gewaltigen informellen Bildung
durch
Medien und Internet.
Viertens müssen alle oben verzeichneten gemeinsamen Besonderheiten des Prozesses der
Sozialisierung der heranwachsenden Generationen gleichfalls unter Beachtung der Eigenart der
Sozialisierung in der für Russland momentan kennzeichnenden historischen Übergangsperiode12
betrachtet werden. Der Fluch «Du solltest in der Zeit von Wandlungen leben» ist voll und ganz für
den in Russland laufenden
Prozess der Sozialisierung der heranwachsenden Generationen
aktuell. Die für die soziale Altersgruppe der Jugendlichen kennzeichnende «Krise des
Jugendalters» die von Psychologen auch «Sturm- und Drangalter» genannt wird, wird durch die
soziale Krise der Übergangszeit, die fehlende Gewissheit und die Verschiebung von Werten
verschärft. In der Situation eines Wertewandels entsteht und erstarkt das Phänomen «negativer
Identität»,
eines
verstärkten
Zusammenschlusses
von
Menschen
auf
der
Basis
der
Gegenüberstellung „Unsrige“ – „Fremde“, „Wir“- „Die“.13 Wachsende negative Identität zeigt sich in
der Mobilisierung unterschiedlicher xenophober Parolen und nationalistischer Stimmungen wie
auch in der Bildung unterschiedlicher extremistischer Jugendgruppen. Von besonderer Relevanz
ist das Phänomen «negativer Identität» für das Verständnis der Spezifik der Ausprägung der
Identität als Prozess der Identifizierung eines Jugendlichen mit dieser oder jener sozialen Gruppe.
Bei gründlicher Betrachtung des vorstehend skizzierten Bildes der Sozialisierung und der diesen
Prozess sicherstellenden verschiedenen sozialen Institute wie Familie, Bildung, Religion und
Medien tritt das Paradox der Strategie der Reformierung der Bildung ohne Beachtung der
sozialen Effekte der Bildung und der Auffassung der Bildung als gerade für den Staat
prioritärer Kanal der Einwirkung auf die Gesellschaft noch deutlicher zu Tage.
Ohne Verständnis des systemischen Charakters aller oben verzeichneten sozialen und mentalen
Effekte der Bildung bleiben wir gegenüber der Planung der Bildung als Institut erfolgreicher
persönlicher und professioneller Sozialisierung, das das Wachstum der sozialökonomischen
12
Väter und Söhne: Generationsbezogene Analyse des heutigen Russlands / Zusammengestellt von J. Levada und T.
Schanin/. М.: Nowoje Lteraturnoje Obosrenije, 2005. – 328 S.13 L. Gudkov. Negative Identität, Moskau 2004.
13
L. Gudkov. Negative Identität, Moskau 2004.
15
Ressourcen des Staates sicherstellt und über Akkumulierung menschlichen Kapitals
das
Wachstum des Staatskapitals fördert, stumm.
Es sei auch festgestellt, dass unzureichende Beachtung der stratabildenden Funktion der Bildung
als «sozialer Lift», der die soziale, professionelle und akademische Mobilität der Persönlichkeit
fördert, häufig stärkere Segregation der Bevölkerung, soziale und sozial-psychologische
Ungleichheit zwischen den Menschen bewirkt und die Bildung zu einer Art «sozialem Schacht»
herabwürdigt.
Unterschiedliche soziale Auswirkungen der Bildung zeigen sich besonders deutlich in der
Vorschulbildung, der allgemeinen Schulbildung, der zusätzlichen Bildung von Kindern und
Jugendlichen wie auch in einer speziellen kompensierenden Bildung von Kindern mit physischen
und psychischen Entwicklungsproblemen. Im Ergebnis fordert die Gesellschaft von der Bildung
Rechenschaft nicht nur und nicht sosehr über deren Beitrag zur Bildung von Kindern wie
vielmehrüber über jene negativen Auswirkungen, die von den Fehlgriffen aller Institute der
Sozialisierung herrühren.
Alle oben geschilderten sozialen Auswirkungen untermauern die historisch existierenden sozialen
Erwartungen in Bezug auf den pädagogischen Beruf, vor allem den Beruf eines Lehrers, als Wert
für die Gesellschaft sowie die unbewusste Erwartung, die Bildung würde die sozialen Fehler der
Sozialisierung aufwiegen, die in der Familie und unter dem Einfluss der Medien und anderen
Institute der Sozialisierung entstehen.
Falls jedoch diese Auswirkungen nicht berücksichtigt werden, bleiben föderale und regionale
Programme der Bildung innerhalb der Bildungssphäre eingeschlossen, und die Bildung selbst
verwandelt sich in eine Dienstleistungssphäre, die Leistungen als ein Volkswirtschaftszweig
erbringen soll. Im Ergebnis gestalten sich die sozialen und rollenspezifischen Beziehungen
zwischen Gesellschaft und Bildung als ein Verhältnis zwischen Kunden und BildungsDienstleistern. Wenn Staat und Gesellschaft gegenüber der Bildung offen oder verdeckt soziale
Positionen als Konsumenten und Kunden beziehen, gestaltet sich das Zusammenwirken zwischen
ihnen und der Bildung als pragmatischer Austausch («du gibst mir etwas , ich gebe dir etwas»).
Daraus erwächst eine Differenzierung zwischen „Uns“ und „Denen“, die soziale Partnerschaft
zwischen Bildung, Wirtschaft, Familie, Gesellschaft und Staat erschwert. In ebendieser sozialhistorischen Situation wächst das Risiko der Ausprägung einer Gesellschaft mit
«negativer
Identität», vertreten durch eine Generation, die ihre Wurzeln nicht kennt.
16
Standard der Bildung als Konventionalnorm, die die Ansprüche von Staat, Gesellschaft,
Familie und Schule an die Resultate der Bildung widerspiegelt
Zum Zwecke der Reduzierung der oben geschilderten sozialen Risiken der gesellschaftlichen
Entwicklung bedarf es eines grundsätzlich anderen Ansatzes bei der Festlegung von Standards
der allgemeinen Bildung14, der von der professionellen pädagogischen Gemeinschaft seit vielen
Jahren eifrig gesucht wird.
Aus unserer Sicht ist der systemische Tätigkeitsansatz, der im Rahmen der Methodologie
kultureller Tätigkeitspsychologie entwickelt wird, einer dieser Ansätze bei der Planung
von
Standards der allgemeinen Bildung, der die Strategie soziokultureller Modernisierung der Bildung
darstellt.
Der
systemische
Tätigkeitsansatz
integriert
konstruktive
Elemente
des
kompetenzbezogenen Ansatzes und des Ansatzes, der auf die behavioristische Methodologie der
Ausprägung von Wissen und Können15 begründet ist, die früher bei der Ausarbeitung von
Bildungsstandards verwendet wurden.
Im Rahmen des systemischen Tätigkeitsansatzes werden zwei voneinander nicht trennbare
Charakteristiken definiert: Standardisierung der Bildung und Variativität der Bildung.
Der evolutionäre Sinn der Standardisierung besteht in der Gewährleistung der Nachhaltigkeit des
Prozesses der Übertragung von Erkenntnismustern, die dem betreffenden Entwicklungsstand der
Zivilisation eigen ist. Aus unserer Sicht sollten drei Aspekte der Standardisierung beachtet werden:
-
Standardisierung als notwendige Voraussetzung für die Adaptation der heranwachsenden
Generationen an die Bewältigung eines weiten Kreises von Standardaufgaben des Lebens;
-
Standardisierung als Instrument der Wissensverwaltung unter den Bedingungen
der
sozialen, wirtschaftlichen, ethnischen und psychologischen Vielfalt der unterschiedlichen
sozialen Systeme;
-
Standardisierung als Voraussetzung für die Gewährleistung der Einheitlichkeit des
Bildungsraums, die wir als «Einheit der Vielfalt» definieren.
Standard d. Allgemeinbildung: Auf dem Weg zum gesellschaftlichen Vertrag. М.: Verlag Proswestschenije, 2006–39
S.
Standard d. Allgemeinbildung: Konzept eines staatlichen Standards der Allgemeinbildung //Gesamtredaktion А. М.
Kodakov und А. А. Kusnezov. М.: Verlag Proswestschenije, 2006. – 31 S.
15
A.G. Asmolov, G. V. Burmenskaja., I. A. Volodarskaja, O.A. Karabanova, N. G. Salmina. Kulturhystorisches
systemisches Tätigkeitsparadigma der Planung von Standards d. Schulbldung //Voprossy Psichologii №4, 2007.
S.16-23.
14
17
Der evolutionäre Sinn der Variativität der Bildung besteht im Ausbau des kreativen Potentials der
heranwachsenden Generationen.
-
Variativität wirkt als notwendige Voraussetzung für die Erweiterung der Möglichkeiten der
Persönlichkeitsentwicklung bei der Bewältigung von Lebensaufgaben in Situationen
wachsender Vielfalt.
-
Variativität sichert die Verwaltung der Wandlungen in den Bildungssystemen der föderalen,
regionalen, der kommunalen und der Schulebene.
Die Standardisierung der Bildung wirkt als Tendenz, die das System der Einschränkungen
kennzeichnet, die der Variativität der Bildung wegen der Notwendigkeit der Gewährleistung der
Chancengleichheit der Schüler im Bildungsraum als Raum der «Einheit der Vielfalt» auferlegt
werden.
Die Variativität der Bildung wird als Tendenz betrachtet, die zum einen die Fähigkeit der Bildung
charakterisiert, den Motiven und Möglichkeiten unterschiedlicher Schülergruppen und individuellen
Eigenschaften der einzelnen Schüler gerecht zu werden; zum anderen charakterisiert sie die
Möglichkeiten der Verwaltung von Wandlungen und Innovationen im einheitlichen Bildungsraum
als Raum der Vielfalt.
Im Großen und Ganzen fördern Standardisierung und Variativität der Bildung sowohl die
Sozialisierung und Individualisierung jeder Persönlichkeit der heranwachsenden Generation als
auch die Verwaltung des Funktionierens und der Wandlungen im System der Bildung und der
föderalen, der regionalen, der kommunalen und der Schulebene.
Unter Beachtung der vorstehend geschilderten Besonderheiten der Natur der Standardisierung
und Variativität als Aspekte der sozialen Tätigkeit der Bildung, die die Nachhaltigkeit dieser
Tätigkeit und deren Innovationspotentials sichern, lassen sich im Rahmen des systemischen
Tätigkeitsansatzes
folgende
grundsätzliche
Orientierungspunkte
für
die
Planung
der
Bildungsstandards definieren:

Definition der Motivation zum Lernen und Ausprägung der «Kompetenz zur Erneuerung
der
Kompetenzen»16
als
prioritäres
Ziel
der
Bildung
im
Zeitalter
er
Informationstechnologien;
16
J.I. Kusminov. Bildung in Russland. Was können wir tun?// Voprossy Obrasovanija №1, 2004. S.5-30.
18

Definition von Wertvorstellungen, die die Anforderungen von Familie, Gesellschaft und
Staat an die Konditionen widerspiegeln, die eine sozial erwartete Qualität der Bildung
gewährleisten;

Verständnis der Standards der Allgemeinbildung als soziale Konventionalnormen, die
seitens des Staates, der Gesellschaft, der Familie und der Schule Zugänglichkeit,
Qualität, und Effizienz der Bildung gewährleisten und die Anforderungen an die
Resultate der Bildung, die Auswahl der Bildungsbereiche und den Grad der Belastung
auf verschiedenen Ebenen und Stufen der Bildung, die Dauer der Bildung, die Struktur
der
Rahmenprogramme
der
Bildung,
die
Prozeduren
der
Kontrolle
der
Bildungsleistungen der Schüler in den einzelnen Altersetappen der individuellen
Persönlichkeitsentwicklung fixieren;

Planung
variativer
psychologisch-pädagogischer
Technologien
der
Ausprägung
universeller Erkenntnisaktivitäten, die der Lösung von Lernaufgaben und dem Aufbau
des Weltbildes auf jeweils unterschiedlichen Stufen der Bildung dienen17.
Gesondert sei unterstrichen, dass das Ziel der Ausprägung der Weltanschauung der
Persönlichkeit
und
die
Motivation
zum
Lernen
als
ausschlaggebende
Motivation
der
Persönlichkeitsentwicklung die wertrelevante Zielsetzung im oben skizzierten Koordinatensystem
der Planung von Bildungsstandards bildet. Ausgehend von dieser Zielsetzung, verlagert sich das
Schwergewicht der Planung von Bildungsstandards vor allem hin zur Sicherstellung
des
persönlichkeitsspezifischen Resultats, das durch Bildung und Erziehung erreich wird. Eines dieser
persönlichkeitsspezifischen Resultate der Bildung ist die Erlangung der
Identität der
Persönlichkeit, ohne die sich keine Selbstbehauptung des Menschen erwirken lässt.
Ausprägung der Identität der Persönlichkeit als Zielsetzung der Schulbildung
Die wertrelevanten Orientierungen der Methodologie der soziokulturellen Konstruierung der
Bildung als maßgebliche soziale Tätigkeit der Gesellschaft ermöglichen uns, wie bereits oben
geschildert, als Voraussetzung für die Lösung der Aufgabe der Ausprägung der sozialen Identität,
der ethnokulturellen Identität und der allgemeinmenschlichen Identität drei verschiedene Arten von
Programmkonzepten entsprechend diesen Formen der Identität zu definieren:
17
Entwicklungsstrategie variativer Bildung: Mythen und Wirklichkeit //A.G. Asmolov. Kulturhistorische Psychologie und
Konstruieren von Welten, Moskau-Voronezh, 1996. S.600-611.
19
•
Gesamtheit der Rahmenprogramme zur Ausbildung der sozialen Identität
zwecks
Gestaltung der Identität des Menschen als Bürger seines Landes, Erziehung zu
staatsbürgerlichem Patriotismus und Heimatliebe: Russisch als Staatssprache, Geschichte
des Heimatlandes, nationale Literatur, Gesellschaftskunde, Staatsbürgerkunde etc.;
•
Gesamtheit der Rahmenprogramme zur Gestaltung der ethnokulturellen Identität und
der regionalen Identität (Solidarität mit der „engeren Heimat“, dem eigenen Dorf, der
eigenen Stadt oder Region) zwecks Vermittlung von Kenntnissen im Bereich der nationalen
Kultur, der Geschichte dieser engeren Heimat etc.: nationale Sprache als Muttersprache,
Heimatkunde, nationale Geschichte, nationale Literatur etc.;
•
Gesamtheit der Rahmenprogramme zur Gestaltung der allgemeinmenschlicher Identität
zwecks Vermittlung von Werken der Weltkultur und Kenntnissen aus der allgemeinen
Geschichte der Menschheit, von allgemeinmenschlichen Werten, von Erkenntnissen der
Wissenschaft und Technik, die den einzelnen Menschen mit der gesamten Menschheit
verbinden: Mathematik als universelle Kommunikationssprache, Informatik, Physik,
umgebende Welt, Weltgeschichte, Weltliteratur, Weltkultur, Wirtschaft etc.
Die vorgeschlagene Systematisierung der Programme auf der Basis der „Identität“ ermöglicht aus
unserer Sicht, von der mechanischen administrativ-territorialen Systematisierung der einzelnen
Komponenten der Bildungsstandards als föderale, regionale und Schulkomponenten abzurücken
und die tatsächlichen
Wertziele der Bildung darzustellen, auf deren Umsetzung die
Rahmenprogramme der Bildung ausgerichtet sein müssen.
Die oben verzeichnete Auswahl von Programmen zur Gestaltung der staatsbürgerlichen Identität,
der ethnokulturellen Identität und der allgemeinmenschlichen Identität bildet die Voraussetzung für
die Aneignung von Wertnormen der Persönlichkeit als besonderer «idealer Typ», als Vertreter der
Zivilgesellschaft18:
•
Selbsterkenntnis des Menschen als Bürger der russischen Gesellschaft, der die Geschichte
seines Heimatlandes achtet und sich für dessen Schicksal in der heutigen Welt
verantwortlich fühlt, staatsbürgerlicher Patriotismus;
•
Anerkennung der maßgeblichen Werte der eigenen Kultur, der Kultur der «engeren Heimat»
als Zielsetzung;
18
M. Weber. Ausgewählte Werke. М.: Progress, 1990. S.705-706.
20
•
Bereitschaft
zu
Dialog
und
Zusammenarbeit
mit
Menschen
unterschiedlicher
Überzeugungen, nationaler Kulturen und Glaubensbekenntnisse; Toleranz gegenüber einer
anderen Meinung, einer anderen Haltung, einer anderen Weltsicht; Großzügigkeit;
•
Erkenntnis der eigenen Involvierung in die Geschicke der Menschheit;
•
Beherrschung universeller Methoden der Erkenntnis der Welt als Zielsetzung.
Im Falle einer erfolgreichen Lösung der Aufgabe der Überwindung der Identitätskrise im Kontext
der
Bildung als maßgebliche soziale Tätigkeit wird die Wahrscheinlichkeit der Erwirkung
folgender systemischer sozialer Resultate zunehmen:
•
Selbsterkenntnis der Angehörigen der heranwachsenden Generationen als Bürger
Russlands und der Welt;
•
Entwicklung der Zivilgesellschaft;
•
Wachstum der Wettbewerbsfähigkeit der russischen Gesellschaft in der heutigen
Welte;
•
Reduzierung des Risikos des Zerfalls des Landes in einzelne Territorien nach
ethnischen, konfessionellen und/oder regionalen Merkmalen und des Risikos
unterschiedlicher sozialer (ethnischer, konfessioneller, regionaler und anderer)
Konflikte.
Das letzte der genannten Resultate berührt direkt die Identitätskrise in unserem Land. Deswegen
wollen wir im Detail auf die Analyse ebendieses sozialen Effekts der Bildung eingehen.
Bildung als Institut zur Förderung von sozialem Vertrauen und Toleranz sowie zur
Prophylaxe von Xenophobie
Angesichts der wachsenden sozialen Vielfalt in unserem Lande stellen sich für die Bildung immer
deutlicher Aufgaben sozialer und
psychologischer Harmonisierung der unterschiedlichen
Bevölkerungsschichten
Abbaus
sowie
des
sozialer
Spannungen
zwischen
Vertretern
verschiedener Konfessionen und nationaler Kulturen. Die Lösung dieser sozialen Aufgaben
erfordert die Durchführung einer Staatspolitik, die auf die Verwirklichung der Grundsätze
der
Toleranz, darunter auch der Glaubenstoleranz, der Friedensliebe, des staatsbürgerlichen
21
Patriotismus, des weltlichen Charakters der Bildung und damit der Verwandlung der Bildung in ein
Institut der Akkumulation von sozialem Vertrauen und Einvernehmen in Russland abzielt.
Zur Planung der Bildung als soziales Institut, das der Förderung von Toleranz und der Prophylaxe
von Extremismus dient, müssen folgende Voraussetzungen sozialer Spannungen in der
Gesellschaft beachtet werden:
-
Zunehmende soziale Vielfalt des gesellschaftlichen Lebens und Komplexität des Prozesses
staatsbürgerlicher Identifizierung – der Entscheidungsfindung hinsichtlich der Stellung einer
Persönlichkeit (sozialen Gruppe) im System der sozialen, professionellen, nationalen,
religiösen und politischen Beziehungen;
-
Ungewissheit der Werte und sozialen Zielsetzungen auf der Ebene der Persönlichkeit und
der sozialen Gruppe als Resultat innerhalb sehr kurzer Zeit erfolgter Wandlungen in der
politischen, wirtschaftlichen und nationalstaatlichen Struktur des Landes;
-
durch die Dynamik der ethnographischen Struktur der Gesellschaft unter den Bedingungen
turbulenter spontaner Migrationsprozesse bedingte zunehmende Hypermobilität der
Bevölkerung, die Wandlungen in den sozialen Distanzen zwischen verschiedenen
ethnischen,
konfessionellen,
generationsspezifischen
und
sozialen
Schichten
der
Gesellschaft und damit auch zunehmende soziale Spannungen hervorruft;
-
in der Gesellschaft entstehende Klischees der Wahrnehmung von Äußerungen von
Brutalität, Xenophobie, Ethnophobie und Migrantenfeindlichkeit als gewohnte soziale Norm
und damit zusammenhängende offene bzw. verdeckte Sanktionierung der Verwendung
negativer Muster aggressiven Verhaltens in der Tätigkeit einzelner Persönlichkeiten und
sozialen Gruppen, die u.a. auch durch die Medien vermittelt werden;
-
aktive Verbreitung manipulativer Technologien der Bildung von Verhaltensweisen nach dem
«Freund-Feind»-Modell, der Konstruierung von Feindbildern, Verwendung einer von
Feindseligkeit geprägten Sprache in den Medien, Einrichtung radikaler Websites, die vom
Hass
gegen
Jugendliche
und
sich
als
sozial
benachteiligt
wahrnehmende
Bevölkerungsschichten als Hauptzielscheibe geprägt sind.
Soziologische Studien zeigen, dass Medien und Familie in Äußerungen von Intoleranz miteinander
praktisch konkurrieren. Laut Umfragen wird der Bildungsbereich als Sphäre geringster Intoleranz
bewertet19. Daraus lässt sich schließen, dass die Erwartungen der Gesellschaft gegenüber der
19
G.U.Soldatova, E. V. Filileeva. Toleranz, soziales Vertrauen und Xenophobie: entscheidende Risikofaktoren und gruppen. Hefte der Internationalen Universität n Moskau № 6, 2006. S.154-176.
22
Bildung als Institut der Sozialisierung, das in der Lage ist, Defekte der Sozialisierung in der
Familie, in den Medien und «auf der Straße» aufzuwiegen, eine reale Basis besitzen.
Neben diesen Erkenntnissen verdienen die Untersuchungen durch die Medien geprägter sozialer
Klischees wie auch der Wertvorstellungen von Jugendlichen als Augenzeugen und Teilnehmer
unterschiedlicher traumatisierender Situationen Beachtung, die nachweisen, dass sich in der
heutigen russischen Gesellschaft Stereotypen der Wahrnehmung von Brutalität, Xenophobie,
Ethnophobie und Migrantenfeindlichkeit als soziale Norm herausprägen.
Besonders deutlich zeigen sich die vorstehend verzeichneten Aspekte im Leben im Fokus erhöhter
öffentlicher Aufmerksamkeit stehender sozialer Gruppen (Jugendliche, Migranten, nationale
Minderheiten). In einer Erhebung zum Thema Toleranz in der Subkultur von Jugendlichen (2003)
stellten diese bei der Beantwortung der Frage nach der Einstellung gegenüber nationalen,
ethnischen, religiösen und sprachlichen Minderheiten im heutigen Russland auf den ersten Platz
aggressiven Nationalismus (18.6%), dann Rassismus (17.1%), Diskriminierung (16.4%), Gewalt
(14.7), Intoleranz (14.4%) und Terror (13.4%). Lediglich 2% der Jugendlichen meinen, dass keine
dieser Haltungen gegenüber den genannten Minderheiten verbreitet sei.20
Kennzeichnend hoch ist auch der Anteil von Schülern, die sich für das Thema überhaupt nicht
interessieren (28.2%). Bedenken ruft auch der Fakt hervor, dass mehr als ein Drittel der befragten
Jugendlichen sich beliebigen informellen Jugendgruppen inklusive Skinheads gegenüber völlig
gleichgültig verhalten.
Die Gleichgültigkeit eines beachtlichen Teils von Jugendlichen gegenüber sozial gefährlichen
Äußerungen von Brutalität und Extremismus als soziale Norm zeugt beredt von der Notwendigkeit
einer Aktivierung der Staatspolitik zur Nutzung der Möglichkeiten der Bildung als Institut der
Förderung von staatsbürgerlicher Identität, sozialem Einvernehmen und Toleranz in der russischen
Gesellschaft.
Die angeführten Daten belegen, dass sich die Bildung als einer der führenden Faktoren bei der
Förderung von Toleranz und Prophylaxe xenophobischer Haltungen bewähren kann. Indes werden
die Potenzen der Allgemeinbildung als Ressource der Förderung von Toleranz bei Kindern und
Jugendlichen mit ausgesprochen niedriger Wirksamkeit genutzt. Mehr noch, humanitäre
Erhebungen zeigen, dass Schulbücher, in denen die Geschichte der Menschheit als eine
20
Toleranzprobleme in der Subkultur von Jugendlichen. Werke zur Soziologie der Bildung unter der Redaktion von
V.S. Sobkin. Band VIII. Ausgabe XIII. M.: Zentrum f.Bildungssoziologie der Russischen Akademie d.
Wissenschaften, 2003. – 391 S.
23
Geschichte von Gewalt und Kriegen dargestellt wird, in beträchtlichem Maße Haltungen prägen,
die Gewaltanwendung zur Bewältigung von Konflikten als soziale Norm favorisieren. Deswegen
ist es erforderlich, bei der Planung von Lehrbüchern in diese Bücher Fakten aufzunehmen, die die
Rolle von Zusammenarbeit, Kooperation, Einvernehmen, Glaubenstoleranz, Friedfertigkeit und
Dialog in der Entwicklung unterschiedlicher Kulturen darstellen.
Insgesamt aber wird im Kontext der Ausarbeitung einer Strategie soziokultureller Modernisierung
der Bildung zwecks Abbau sozialer Spannungen und Überwindung durch Erhebungen ermittelter
negativer sozialer Haltungen unter Jugendlichen eine Erweiterung von Unterrichtsprogrammen
vorgeschlagen, die sich mit einander ergänzenden Werten der verschiedenen Religionen und
nationalen Kulturen in der Geschichte der Zivilisationen und in der multinationalen modernen
Gesellschaft beschäftigen. Mithilfe speziell definierter
sozialpsychologischer Techniken der
Förderung von Toleranz können Lehrer, Dozenten, Schüler und Studenten durch unterschiedliche
Trainings
für Toleranz und soziale Kompetenz lernen, Konfliktsituationen zu bewältigen und
Verhandlungen zu führen, indem sie sich in die Haltung der rivalisierenden Parteien versetzen und
versuchen, die Welt mit den Augen eines anderen Menschen zu sehen. Toleranz bedeutet dabei
keineswegs fehlende eigene Position oder Gleichgültigkeit gegenüber den verschiedenen Formen
religiöser und nationaler Intoleranz. Vielmehr ist nur ein Mensch mit eigener Weltanschauung und
eigenem Glauben in der Lage, Großherzigkeit zu zeigen, die Weltanschauung und den Glauben
eines anderen Menschen zu respektieren und die Harmonie staatsbürgerlicher, ethnokultureller
und allgemeinmenschlicher Identität zu pflegen.
Einige Aufgaben der soziokulturellen Modernisierung der Bildung
Die vorstehend dargelegte Analyse gestattet, die Hauptaufgaben der Strategie soziokultureller
Modernisierung der Bildung zu formulieren, ohne deren Lösung u.E. soziale Risiken in der
gesellschaftlichen Entwicklung des Landes zunehmen können.
Die erste Aufgabe der soziokulturellen Modernisierung der Bildung ist die Konzipierung von
Projekten, die das Wesen der Bildung als maßgebliche soziale Tätigkeit der Gesellschaft
widerspiegeln, und Umsetzung dieser Projekte in staatlichen Programmen unterschiedlicher
Ebene. Mittelpunk dieser Zielprogramme ist der Bildungsraum als soziales Netz, das die Bildung
neben anderen Instituten der Sozialisierung (Familie, Medien, Religion, sozialökonomische
Institute) einschließt und die sozialen
Effekte des Zusammenwirkens der Bildung mit diesen
24
Instituten im Leben von Persönlichkeit, Gesellschaft und Staat berücksichtigt. Wir müssen
feststellen, dass der Zusammenhang der Bildung mit den Effekten der
gesellschaftlichen
Entwicklung und der Mentalität der Bevölkerung Russlands im Massenbewusstsein gegenwärtig
recht schwach ausgeprägt ist, und zwar ungeachtet des sich in der Staatspolitik abzeichnenden
Vektors einer Bewegung hin zu einer auf Wissen basierenden Gesellschaft. Daraus folgt, dass die
gesellschaftliche Erkenntnis der Strategie der soziokulturellen Modernisierung und der Wege ihrer
Umsetzung zu einem der Faktoren werden kann, die einen Wandel der sozialen Einstellungen der
Bevölkerung gegenüber der Bildung bewirken können.
Die zweite Aufgabe der soziokulturellen Modernisierung der Bildung betrifft eine zielgerichtete
Gestaltung staatsbürgerlicher Identität als Voraussetzung für die Stärkung der Gesellschaft als
«Einheit der Vielfalt» und der Solidarität in der Sphäre der sozialen und zwischenmenschlichen
Beziehungen zwischen den Bürgern Russlands. Falls diese Aufgabe ungelöst bleibt, wird die
Identitätskrise, die in verschiedenen Regionen und nationalen Republiken akut ist, nur zunehmen
,und politische wie soziale Risiken bei der Entwicklung des Landes generieren.
Mit der Aufgabe der Förderung staatsbürgerlicher Identität hängt die dritte Aufgabe der
soziokulturellen Modernisierung der Bildung unmittelbar zusammen – die Planung von
Programmen, in erster Linie im Bereich der Vorschul- und der Schulbildung, die auf die Gestaltung
sozialer Normen von Toleranz und Vertrauen als Voraussetzung eines Dialogs der Kulturen in der
multinationalen russischen Gesellschaft ausgerichtet sind.
Die vierte Aufgabe der
soziokulturellen Modernisierung der Bildung ist die Kompensierung
potentieller Risiken der Sozialisierung der heranwachsenden Generationen, die sich in anderen
Instituten der Sozialisierung ergeben. Es geht um die Suche nach Wegen zur sozialen
Partnerschaft mit Medien, Religion und Familie zwecks erfolgreicher Sozialisierung von Kindern
und Jugendlichen und die Nutzung sozialer Netze zwischen diesen Instituten zwecks Abbau von
sozialen Konflikten und Spannungen in der Gesellschaft.
Die fünfte Aufgabe der soziokulturellen Modernisierung der Bildung ist die Erhöhung der Mobilität,
der Qualität und der Zugänglichkeit der Bildung als Wachstumsressource des sozialen Status der
Persönlichkeit
in
der
modernen
Gesellschaft
und
Grundlage
professionellen
und
persönlichkeitsrelevanten Erfolgs als Quelle des Glaubens an sich selbst und die Zukunft des
eigenen Landes. Die Lösung dieser Aufgabe, die unmittelbar mit der stratabildenden Funktion der
Bildung verbunden ist, wird ebenfalls gestatten, die Risiken sozialer Trennung zu reduzieren, die in
25
hohem Maße von der niedrigen sozialen Mobilität und Zugänglichkeit hochwertiger Bildung für die
Bevölkerung des Landes herrührt.
Die sechste Aufgabe der soziokulturellen Modernisierung der Bildung ist die Förderung der
«Kompetenz
zur
Erneuerung
von
Kompetenzen»
als
Wertziel
bei
der
Planung
von
Bildungsprogrammen unterschiedlicher Ebenen, das den Angehörigen der heranwachsenden
Generationen unter den Bedingungen stürmischen Wachstums der Informationsströme und des
Tempos sozialer Wandlungen ermöglicht, ihre Berufs- und ihre Lebensprobleme, welcher Art auch
immer, zu bewältigen
Die siebte Aufgabe der soziokulturellen Modernisierung der Bildung ist schließlich die Definierung
der Standards der Allgemeinbildung als soziale Konventionalnormen, die eine Balance der
Interessen von Familie, Gesellschaft, Staat und Schule in Bezug auf qualitätsgerechte Bildung
gewährleistet und gestattet, die Lebensansprüche der Jugend zu verwirklichen.
Dies sind, allgemein formuliert, die vorrangigen Aufgabenstellungen der soziokulturellen
Modernisierung der Bildung. Um zu gewährleisten, dass die Strategie der soziokulturellen
Modernisierung die Funktion einer Hypothese erfüllen kann, die Zielsetzungen des Bewusstseins
und neue sozial-orientierte Programme zur Entwicklung der Bildung
generiert, muss, wie es
Michel Foucault definierte, eine kritische Arbeit geleistet wird, die «…Galuben an die Aufkrärung
voraussetzt und stets die Notwendigkeit der Arbeit an unserer Praxis verkündet, d. h. geduldige
Arbeit, die die Unbgeduld der Freiheit umrahmt21.
Als Beispiele für die Umsetzung der Strategie der soziokulturellen Modernisierung der Bildung
werden nachstehend die Projekte «Unsere neue Schule» und «Bildung als Institut der
Sozialisierung von Kindern mit beschränkten Entwicklungsmöglichkeiten in der modernen
Gesellschaft» vorgestellt, die von einer Arbeitsgruppe des Ministeriums für Bildung und Forschung
der Russischen Föderation unter der Leitung von W. W. Mikluschewski entworfen wurden (siehe
Anlage 1 und Anlage2).
21
Michel Foucault. Intellektuelle und Macht. Ausgewählte poltische Artikel. М.: Praxis. 2002, S.358.
26
Anlage 1
Unsere neue Schule - soziales Projekt zur Entwicklung von Persönlichkeit, Gesellschaft
und Staat
Die Botschaft des russischen Präsidenten Dmitrij Medwedew an die Föderale Versammlung
enthielt die Bildungsinitiative „Unsere neue Schule“. Diese Initiative betrachtet die Bildung als
System, das die Persönlichkeit und die Lebensweise eines Volkes prägt, nationale Werte den
neuen Generationen vermittelt und die Persönlichkeit motiviert, neues Wissen zu erwerben und
innovativ zu sein. Dieser ideologische Ansatz in der Bildung bietet die historische Chance, das
kreative Potential der russischen pädagogischen und psychologischen Forschung zu realisieren,
die die
Bildung als maßgebliche soziale Tätigkeit und Voraussetzung für soziokulturelle
Modernisierung der russischen Gesellschaft betrachtet. Wenn wir die bekannte Aussage von L. S.
Wygotski „Bildung bringt Entwicklung mit sich“ auf die Entwicklung der Gesellschaft anwenden,
kann die Mission der Initiative „Unsere neue Schule“ so lauten: „Unsere neue Schule ist eine
Schule, die die Weiterentwicklung fördert.“
Um das vom Präsidenten gesetzte Ziel zu erreichen, ist es somit zweckdienlich, die Initiative
„Unsere neue Schule“ als soziales Projekt der Entwicklung von Persönlichkeit, Gesellschaft und
Staat zu betrachten, das den Interessen breitester Schichten der russischen Gesellschaft gerecht
wird.
Allgemeine Charakteristik und Hauptaufgaben des Projektes „Unsere neue Schule“ aus der
Sicht der wissenschaftlichen Unterstützung dieser Initiative des Präsidenten durch die
Russische Akademie für Bildung
Мission des Projektes „Unsere neue Schule“: Realisierung einer gesamtnationalen Ideologie
und Politik zur erfolgreichen Sozialisierung des Nachwuchses (einschließlich optimaler
gesellschaftlicher Integration von behinderten Kindern), Herbeiführung solcher Systemeffekte wie
Harmonisierung der Gesellschaft, soziale Stratifikation, Ausgestaltung staatsbürgerlicher Identität,
Entwicklung des nationalen Innovationspotentials als Schlüsselfaktor der Erhöhung der
Konkurrenzfähigkeit des Landes.
Aufgabe des Projektes „Unsere neue Schule“: Planung der Bildung als maßgebliche soziale
Tätigkeit der Gesellschaft, die Mentalität, Werte und Verhaltensnormen in sozialen Gruppen
27
(einschließlich von Gruppen erhöhter sozialer Risiken im Kinder- und Teenagermilieu) formuliert
und somit die Gesamtheit sozialer und professioneller Kompetenzen der Persönlichkeit abdeckt.
.
Ziele des Projektes „Unsere neue Schule“: der Bildungsraum als soziales Netz, einschließlich
Vorschulbildung, allgemeine Bildung, zusätzliche (ergänzende) Bildung für Kinder und Teenager,
Bildung
für
Kinder
aus
den
Gruppen
erhöhten
sozialen
Risikos
neben
anderen
Sozialisierungsinstituten (Familie, Massenmedien, Religion, sozialökonomische Institute). Dieses
Netz wird auch die sozialen Effekte des Zusammenwirkens zwischen der Bildung und diesen
Instituten für das Zusammenleben in Gesellschaft und Staat.
Entwicklung der Inhalte
Aufgabe
1.
Entwicklung
der
Methodologie
für
interdisziplinäre
Analyse
und
Risikobewertung bei der Sozialisierung der heranwachsenden Generationen als Grundlage
für die Planung einer modernen Schule
1. Erarbeitung einer Methodologie zur Prognostizierung der Weiterentwicklung der
Bildung als Institut der Sozialisierung der Persönlichkeit.
2. Ermittlung von Schwerpunkten für interdisziplinäre Forschungen auf dem Gebiet der
Allgemeinbildung als Sozialisierungsinstitut unter Berücksichtigung gegenwärtiger
wissenschaftlicher Tendenzen im Sozialbereich (biologische Entwicklungsaspekte,
Altersphysiologie,
Psychogenetik,
Neuropsychologie,
Anthropologie
und
Ethnographie der Kindheit, soziale Psychologie der Kindheit, Soziologie, Demografie,
wirtschaftliche Aspekte der Bildung u.a.m.).
3. Erforschung und Observierung des Bildes der heranwachsenden Generationen in der
modernen Gesellschaft einschließlich von Studien über Ansprüche und berufliche
Bestrebungen von Jugendlichen in der gegenwärtigen sozialen Situation wie auch
über die soziokulturellen und ethnisch-regionalen Besonderheiten der Entwicklung
des Bildungssystems.
4. Umfassende Erforschung der Rolle der Allgemeinbildung für umassende Ausprägung
staatsbürgerlicher,
ethnischer,
soziokultureller
und
religiöser
Identität
der
Persönlichkeit im heutigen Russland.
28
5. Konzipierung einer Strategie für zusätzliche (ergänzende) Bildung von Kindern und
Jugendlichen, die Wissensdrang und Kreativität motivieren soll.
6. Planung einer modernen Schule als Ressource der Erziehung zu Toleranz,
Vertrauen und psychologischem Komfort als Voraussetzung für die Milderung der
Risiken konfessioneller und nationaler Konflikte.
7. Entwicklung und Erprobung von Verfahren zur Diagnostizierung und Erhöhung der
Motivation
bei Schülern
als Voraussetzung für die
Bewältigung
variativer
Bildungsprogramme.
8. Entwicklung eines Komplexes innovativer Programme ergänzender Bildung, die das
Streben nach Wissen und soziale Berufsorientierung der Schüler motiviert.
9. Entwicklung eines weitverzweigten Systems zur Ermittlung und Förderung begabter
Kinder, ihre Betreuung bei ihrem Werdegang als Persönlichkeit.
10. Entwicklung von Verhaltensnormen für Lehreinrichtungen als Voraussetzung für die
Überwindung
der
Krise
der
Persönlichkeitsentwicklung
im
System
der
Allgemeinbildung.
11. Entwicklung detaillierter psychologischer und pädagogischer Programme zur
Entwicklung sozialer Kompetenzen der Kinder in der Grundschule und der
allgemeinbildenden Mittelschule.
12. Entwicklung von Verfahren zur zeitigen Ermittlung sozialer Risiken im politischkulturellen Bildungsraum Russlands.
13. Entwicklung und Erprobung innovativer methodischer Lernspiele zur Vermittlung von
Schlüsselkompetenzen an Kinder im Vorschul- und Grundschulalter im System
ergänzender Bildung.
Aufgabe 2. Entwicklung von innovativen Inhalten und Technologien der Vorschul-, der
Allgemein- und der ergänzenden Bildung als Grundlage der Sozialisierung der
heranwachsenden Generationen, des Aufbaus der Zivilgesellschaft und einer Wirtschaft
des Wissens
1. Entwicklung
einer
Strategie
umfassender
Modernisierung
der
Inhalte
der
Vorschulbildung.
2. Untersuchung und fortlaufende Observierung des psychologischen Zustands und
der Persönlichkeitsentwicklung bei Kindern im Vorschul- und Grundschulalter als
Voraussetzung für die Planung einer entwicklungsfördernden Bildungsumwelt.
29
3. Entwicklung und Erprobung von Kriterien der Einbeziehung der Vorschulbildung in
die Innovationsprozesse auf der Grundlage der Flexibilität und Formenvielfalt der
erbrachten Dienstleistungen, der Unterstützung und besseren Nutzung des
Potentials der Familie als Institut informeller Bildung.
4. Festlegung neuer Standards der Allgemeinbildung einschließlich der Bildung von
Kindern mit gesundheitlichen Behinderungen, die Anforderungen an Ergebnisse,
Struktur und Bedingungen der Umsetzung von Grundbildungsprogrammen enthalten
und erfolgreiche Sozialisierung der Lernenden gewährleisten.
5. Entwicklung von Methoden zur Bewertung individueller Leistungen von Schüler als
Voraussetzung für den Aufstieg in die jeweils nächste Bildungsstufe.
6. Entwicklung und Erprobung universeller Bildungsprogramme zur Vermittlung
erforderlicher Kompetenzen als Basis für ntscheidungen in problematischen und
ungewissen Situationen.
Aufgabe 3. Entwicklung einer Strategie zur Förderung einer gesunden und sicheren
Lebensweise wie auch zur individuelle Behandlung eines jeden Schülers, die die
Gesundheitsrisiken für die Schüler in der heutigen Schule minimiert
1. Festlegung
von
Anforderungen
an
Bildungseinrichtungen
im
Hinblick
auf
gesundheitsfördernde Aktivitäten wie auch die Ergebnisse der Bewältigung von
Bildungsprogrammen,
die
eine
gesunde
und
sichere
Lebensweise
sowie
entsprechende Verhaltensregeln vermitteln.
2. Entwicklung und Erprobung von Programmen zur Vermittlung von Grundlagen einer
sicheren Lebensweise an Kinder und Verhinderung asozialer Erscheinungen.
Aufgabe 4. Aufbau eines Systems zur Ausbildung und Unterstützung zertifizierter
Experten, die als unabhängige externe Gutachter zur Bewertung von Lehreinrichtungen
im Zuge ihrer Akkreditierung herangezogen werden
Entwicklung
eines
Modells
und
methodologischer
Normen
der
Weiterbildung
von zertifizierten Experten, die als unabhängige externe Gutachter zur Bewertung
von
Lehreinrichtungen
zwecks
ihrer
Akkreditierung
herangezogen
werden.
Infrastruktur
30
Aufgabe 1. Aufbau eines nationalen Systems der Diagnostizierung und psychologischpädagogischen Förderung individueller Fähigkeiten von Kindern in verschiedenen
Lebensetappen
1. Aufbau
eines
Systems
Unterstützung
variativer
Bildungsprogramme
und
zur
Gewährleistung
fachorientierter
durch
und
Bildung
Ausnutzung
konsultativ-methodologischen
u.
a.
von
mithilfe
individueller
Netzwerken
zwischen
Bildungseinrichtungen.
2. Aufbau eines Systems psychologisch-pädagogischer Begutachtung von Spielprodukten,
darunter auch von Computerspielen, zwecks Förderung der Erkenntnismotivation bei
Kindern im
Vorschul- und Grundschulalter sowie Minimierung der Risiken der
Desadaptation bei Kindern im betreffenden Alter.
3. Aufbau eines Internet-Portals für Information und Unterhaltung mit Spielkomplexen, das
Kinder und Jugendliche wirksam mit intellektuellen und entwickelnden Spielen vertraut
macht und Grundlagen einer sicheren Lebensweise sowie einer sinnvollen und
konstruktiven Freizeitgestaltung vermittelt.
4. Optimierung der Arbeit von Einrichtungen für ergänzende Bildung von Kindern auf
Gebieten, die kreatives Interesse für Media- und Informationstechnologien sowie für
Ingenieurberufe fördern.
5. Ausstattung der Lehreinrichtungen für Kinder, die psychologischen, pädagogischen,
ärztlichen und sozialen Beistand benötigen. mit Geräten für psychologisch-pädagogische
Diagnostizierung, Behandlung und Rehabilitierung von Minderjährigen
unter Einsatz
moderner gesundheitsfördernder computergestützter Verfahren.
6. Aufbau eines auf Rehabilitation ausgerichteten Notstandsystems für Kinder aus der
„Risikogruppe“ mit psychologischem, pädagogischem und juristischem Beistand, das auf
Zusammenarbeit mit Bildungseinrichtungen basiert und permanentes Monitoring des
sozialen Wohlstands von Kindern mit Entwicklung-, Bildung- und Verhaltensproblemen
gewährleistet.
Fachkräfte
Aufgabe1. Aufbau eines Systems der Aus- und Weiterbildung von Lehrkräften für die
moderne Schule zwecks Ausbau ihrer beruflichen und persönlichen Kompetenzen
31
1. Monitoring der
wissenschaftlichen Schulen, Richtungen und Kollektive, die eine
innovative Entwicklung der Bildung vn Spezialisten für die moderne Schule
gewährleisten.
2. Ausarbeitung einer Methodologie zur Definierung von Anforderungen an Inhalt und
Niveau ergänzender professioneller Bildung von Spezialisten auf der Basis sozialer
Partnerschaft zwischen Staat, Forschungs- und Bildungseinrichtungen sowie Subjekten
der Berufsbildung.
3. Ausarbeitung von Programmen zur Förderung sozialer und professioneller Kompetenzen
in der modernen Schule tätiger pädagogischer Fachkräfte unterschiedlicher Kategorien.
4. Aufbau eines Netzwerk-Systems zur methodologischen Unterstützung von Spezialisten
im Bereich der Vorschul-, der Allgemein- sowie der ergänzenden Bildung.
5. Aufbau eines Systems zur Erhöhung beruflicher Kompetenzen von Verwaltungskräften
der Einrichtungen für zusätzliche Bildung und ergänzende Bildung betreffender
Kompetenzen von Leitern allgemeinbildender Einrichtungen.
Aufgabe
2. Verbesserung des
Systems
der
Ausbildung von Spezialisten für
Qualitätsmanagement in der Bildung
1. Verbesserung des Systems der Ausbildung von Spezialisten für Kontrolle der
Qualität der Bildung.
2. Entwicklung, Erprobung und Umsetzung eines Weiterbildungsprogramms zur
Organisation und Wahrnehmung durch die Russische Föderation delegierter
Kompetenzen in der Bildungssphäre.
3. Ausarbeitung und Erprobung von Inhalten und Verfahren für Qualifikationstests
von Spezialisten, die zur Kontrolle und Aufsicht im Bildungswesen herangezogen
werden.
4. Ausarbeitung und Erprobung von Programmen zur Umschulung von Spezialisten.
die zur Kontrolle und Aufsicht im Bildungswesen herangezogen werden.
Wirtschaftliche Aspeke und Mechanismen der Verwaltung und Kontrolle
32
Aufgabe
1.
Modernisierung
organisatorischer,
finanzieller
und
wirtschaftlicher
Mechanismen der Tätigkeit allgemeinbildender Einrichtungen zwecks Optimierung der
Investitionen in das menschliche Kapital
1. Entwicklung neuer Mechanismen für die Organisation und Finanzierung der Ausund Fortbildung von Pädagogen, einschließlich des Aufbaus eines Systems zur
methodologischen Betreuung und Zertifizierung von Fachkräften.
2. Verbesserung der finanziellen und wirtschaftlichen Mechanismen der Tätigkeit der
allgemeinbildenden Einrichtungen und der Einrichtungen für Kinder, die
psychologischen, pädagogischen, ärztlichen und sozialen Beistand benötigen,
zum Zweck der Umsetzung föderaler Bildungsstandards und Erhöhung der
Effizienz öffentlicher Aufwendungen.
Aufgabe 2. Entwicklung und Umsetzung von Prozeduren zur Bewertung der Qualität in
der Bildung
1. Organisation und Durchführung einer externen Bewertung der Bildungsqualität
zwecks Festlegung grundlegender Anforderungen an Inhalt und Verfahren der
Qualitätsbewertung.
2. Bewertung des Zustandes regionaler Bildungssysteme im Hinblick auf Prioritäten
regionaler Systeme der Bewertung der Qualität der Bildung.
3. Entwicklung von Verfahren und Instrumenten zur Bewertung der Bildungsqualität
in der Grundschule.
4. Entwicklung von Verfahren und Instrumenten zur Bewertung der Qualität der
allgemeinen Grundbildung. Entwicklung von Verfahren und Instrumenten zur
Bewertung der Qualität der allgemeinen (vollständigen) Oberschulbildung.
5. Entwicklung von Verfahren und Instrumenten zur Bewertung der Qualität der
Arbeit
allgemeinbildender
Einrichtungen
unter
dem
Gesichtspunkt
der
Sozialisierung der Persönlichkeit.
6. Aufbau eines Systems der Bewertung der Qualität der Bildung und Ausarbeitung
von Basiswerten der Bildungsqualität.
7. Festlegung grundlegender Aspekte der rechtlichen Sicherstellung des Systems
der Qualitätskontrolle der Allgemeinbildung auf föderaler und regionaler Ebene.
33
Sowie eine Reihe von Maßnahmen im Zusammenhang mit Verfahren der Bewertung der
Bildungsqualität:
8. Organisatorische, methodologische und technologische Sicherstellung der
Durchführung der staatlichen Abschlussprüfungen für die Absolventen der 9.
Klassen der allgemeinbildenden Schulen in der neuen Form im Jahre 2009.
9. Verbesserung der Mechanismen der Beteiligung der Öffentlichkeit an der
Kontrolle der Tätigkeit allgemeinbildender Einrichtungen.
10. Ausarbeitung von Konditionen für den Aufbau eines nichtstaatlichen Systems der
Qualitätsbewertung der Schulbildung und von Verfahren freiwilliger Zertifizierung
von Bewertungsprozeduren.
11. Ausarbeitung von Informationsunterlagen zu Inhalten und Prozeduren der
Kontrolle der Bildungsqualität, darunter auch zur Einheitlichen Staatsprüfung und
zu
den
Abschlussprüfungen
für
die
Absolventen
der
9.
Klasse
der
allgemeinbildenden Schulen.
12. Формирование условий развития институтов оформления независимой оценки
качества образования Schaffung von Voraussetzungen für die Entwicklung von
Instituten unabhängiger Bewertung der Bildungsqualität.
Aufgabe 3. Optimierung des Systems der Aufsicht und Kontrolle im Bildungsbereich
als Grundlage wirksamen Schutzes der Schülerrechte und
-freiheiten
1. Ausarbeitung und Erprobung von Richtlinien und Methoden sowie effizienten
Prozeduren zur Wahrnehmung durch die Russische Föderation delegierter
Zuständigkeiten im Bildungsbereich.
2. Ausarbeitung und Erprobung von Methoden und Verfahren der Kontrolle der
Vollständigkeit und der Qualität der Wahrnehmung durch de Russische Föderation
delegierter Zuständigkeiten im Bildungsbereich.
3. Verbesserung der Normen sowie der rechtlichen und methodischen Regelungen der
Ausübung
von
der
Russischen
Föderation
delegierter
Zuständigkeiten
im
Bildungsbereich, u.. a.in Bezug auf die Optimierung (Begründung) der finanziellen
Sicherstellung.
4. Entwicklung, Erprobung und Einsatz eines Modells des Monitorings der Erfüllung der
Gesetzgebung der Russischen Föderation im Bildungsbereich.
.
34
Information
Aufgabe 1. Organisation einer Medienkampagne zur Gewährleistung hoher Effizienz der
geplanten
Maßnahmen,
Allgemeinbildung
Darstellung
und
der
rechtzeitigen
Innovationsprozesse
Erkennung
im
und
System
der
Kompensierung
sozialökonomischer und anderer Risiken
1. Ausprägung das Ansehen der Allgemeinbildung in der modernen Gesellschaft
fördernder Haltungen in föderalen und regionalen Medien.
2. Vorbereitung und Durchführung eines Projektes unter dem Titel „Innovationen in der
modernen Schule und die russischen Medien: informationsbezogener Beistand und
Diskussion über Risiken“.
3. Vorbereitung
und
Umsetzung
von
Maßnahmen
zur
Darstellung
von
Innovationsprozessen in Verbindung mit der Definierung von Wertzielen, die die
Anforderungen von Familie, Gesellschaft und Staat hinsichtlich der sozial erwarteten
Qualität der Allgemeinbildung widerspiegeln, in Massenmedien und Internet,
4. Entwicklung
von
Informationstechnologien
zur
rechtlichen
und
psychologisch-
pädagogischen Betreuung von Minderjährigen zwecks Förderung einer gesunden
Lebensweise Verhinderung asozialen Verhaltens im Bildungsbereich.
35
Anlage 2
«Bildung als Institut der Sozialisierung von behinderten Personen in die moderne
Gesellschaft“
Strategische Mission: Integration behinderter Personen in die moderne Gesellschaft.
Strategische Aufgabenstellung: Planung des Bildungswesens als Ressource sozialer und
psychologischer Integration von behinderten Personen in die moderne Gesellschaft, die physische
und psychische Beschränkungen für diese Personen kompensiert eine tolerante Haltung ihnen
gegenüber i der Gesellschaft fördert.
Strategisches Zielbereich: Bildungsraum als Sozialnetz, das die Bildung neben anderen
Instituten der Sozialisierung (Familie, Medien, Religion, soziale Institute ) einschließt und soziale
Effekte der Zusammenwirkung der Bildung mit diesen Instituten für Persönlichkeit, Gesellschaft
und Staat prägt.
7.1. Entwicklung der Inhalte
Leichterer Zugang zur Bildung für behinderte Personen
Verbesserung des Systems frühzeitiger Erkennung von Abweichungen in körperlichen und/oder
psychischer Entwicklung und psychologische, ärztliche und pädagogische Betreuung Behinderter
.
Entwicklung innovativer Modelle der Gestaltung des Bildungsumfeldes zwecks Gewährleistung
des Zugangs zur hochwertigen Bildung für Behinderte nter den Bedingungen dank umfassender
Modernisierung des Bildungswesens, unter anderem durch Umsetzung nach Umfang und
Ausrichtung (Vorschulbildung, allgemeine Schulbildung und Berufsbildung) sowie nach Optionen
der Bildung (Sondereinrichtungen, Bildungseinrichtungen allgemeiner Art, Bildung zu
Hause)
differenzierter Bildungsprogramme.
Entwicklung eines integrierten Bildungssystems
für Behinderte,
Schaffung eines adaptiven
Umfeldes, das vollständige Integration und persönliche Selbstverwirklichung Behinderter in
allgemeinbildenden Lehranstalten gewährleistet (einschließlich Erarbeitung von hygienischen
Normen sowie
föderalen Normen für Lehreinrichtungen hinsichtlich der behindertengerechter
36
Mindestausstattung des Unterrichts
und der Lehrräume, Entwicklung eines an Behinderten
orientierten Systems des Fernunterrichts).
Verbesserung des Systems zur Überwachung der Umsetzung der Rechte behinderter Personen in
Bezug auf Bildung.
Verbesserung der Bildungsqualität für Behinderte
Verbesserung behindertengerechter Inhalte und Technologien der Bildung (darunter Entwicklung
angemessener
Unterrichtsmethoden
Allgemeinbildung;
und
wissenschaftliche
digitaler
und
Bildungsressourcen
methodologische
im
Bereich
Betreuung
der
individueller
Bildungsoptionen für Kinder unter den Bedingungen inklusiver Bildung.
Entwicklung und Einsatz eines Modells psychologischer und pädagogischer Betreuung
Behinderter an allgemeinbildenden Schulen und Berufsschulen.
Verbesserung des Systems psychologischer und pädagogischer Betreuung von Familien mit
behinderten
Kindern,
einschließlich
der
Schulung
von
Eltern
(bzw.
anderen
Erziehungsberechtigten) in Methoden und Verfahren korrigierender und rehabilitierender
Behandlung behinderter Kinder.
7.2. Infrastruktur
Optimierung des vorhandenen Netzes korrigierender Bildungseinrichtungen, Planung von
methodologischen Bildungszentren zur konsultativen und methodologischen Betreuung
von
Pädagogen
allgemeinbildender
Schulen
sollen
sowie
von
Personen
mit
Bildungsproblemen und ihrer Familien.
Verbesserung der Bildung behinderter Personen (Aufbau einer Infrastruktur zur Förderung von
Innovationen an Bildungseinrichtungen, die Programme der Allgemein- und Berufsbildung für
Behinderte umsetzen, Modernisierung des Informationsumfeldes für die Bildung behinderter
Personen einschließlich des Fernunterrichts, Aufbau regionaler Ressourcenzentren für behinderte
Kindern, Einsatz neuer Modelle der Berufsberatung und -bildung für Behinderte.
7.3. Fachkräfte
Organisation einer systematischen psychologischen und pädagogischen Schulung,
Umschulung
und
Fortbildung
von
Spezialisten
der
Verwaltungsorgane
des
37
Bildungsbereichs, der Bildungseinrichtungen und sonstigen für die Bildung behinderter
Personen zuständigen Stellen und Institutionen.
Schulung von Fachkräften für die Bildung zuständiger Verwaltungsorgane in den Regionen der
Russischen Föderation sowie von Spezialisten und Leitern von Bildungseinrichtungen in Fragen
der Organisation der Bildung behinderter Personen.
Verbesserung der Ausbildung von Fachkräften für Lehranstalten, die Programme der
Berufsbildung behinderter Personen umsetzen.
7.4. Wirtschaftliche Aspekte und Mechansmen der Kontrolle und Verwaltung
Erhöhung der Effizient der Verwaltung im Bildungswesen und der
Unterstützung von
Programmen zur Sozialisierung behinderter Personen.
Entwicklung, Erprobung und Anwendung eines Modells der Pro-Kopf-Finanzierung zur
Umsetzung staatlicher Garantien hinsichtlich des Anspruchs der Bürger auf allgemeinzugängliche
und unentgeltliche Allgemeinbildung in (korrektionsorientierten) Sonderanstalten für Behinderte.
Erhöhung der Finanzierungsnormen für die Bildung behinderter Personen in Einrichtungen allen
Bildungsebenen.
7.5. Infomation
Förderung einer toleranten Haltung gegenüber behinderten Personen, Propagierung der
Ideen der Unterstützung ihrer Bildung und sozialen Integration in der Gesellschaft.
Entwicklung informationsspezifischer Methoden der Förderung von Toleranz gegenüber
behinderten Schülern und Propagierung ihrer Gleichberechtigung in Bezug auf
Bildung und
gesellschaftliche Integration.
Monitoring der Medien-Veröffentlichungen zu Besonderheiten der Anpassung und Integration von
Behinderten, Erziehung zur Toleranz gegenüber diesen Personen.
Einrichtung einer Internet-Plattform für behinderte Personen innerhalb eines Internet-Portal für
Jugendliche zwecks ihrer Anpassung und sozialen Integration in die Gemeinschaft Gleichaltriger.
38
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